Der Titel liest sich vielleicht etwas dramatischer, wie es war, aber etwas nervös sind wir schon geworden 🙂 🙂
Viel Spass beim Lesen!
Pia und Köbi auf grosser Fahrt
Der Titel liest sich vielleicht etwas dramatischer, wie es war, aber etwas nervös sind wir schon geworden 🙂 🙂
Viel Spass beim Lesen!
Wie geplant, legen wir wieder gegen die Mittagszeit ab. Der Wind meint es gut mit uns, so wie schon am Tag zuvor. Wind aus NNO (Nord-Nord-Ost). Ideal für unser Ziel das südöstlich liegt. Durchschnittlich 15-20 Knoten Wind, da können wir volle Segel setzen und davon rauschen. Wir brauchen weder einen Bullentaille noch einen Spi-Baum zu setzen – die Segel stehen bei diesem Kurs halb-am-Wind von alleine. Kurz vor Mitternacht, Pia schiebt Nachtwache, weckt sie Köbi. Der Wind hat stark zugelegt, mit diesem Tempo würden wir bereits morgens um vier unser Ziel erreichen. Wir entscheiden uns, die Segel zur reffen (Segelfläche verkleinern) um das Tempo zur reduzieren. Es tut schon weh, denn mit fast 9 Knoten sind wir doch so toll in Fahrt! Aber wir ziehen es vor, bei Tageslicht anzukommen. Ankern oder Einfahrt in einen Hafen in unbekanntem Gebiet bei Nacht ist immer anspruchsvoll und ein Gefahrenpotential. Wir wählen den sicheren Weg.
Kaum sind die Segel gerefft, sehen wir auf dem Radar drei Schiffe mit Kurs auf uns zu kommen. Zuerst machen wir mal nichts, weil ein Segelschiff immer Vortritt hat vor den Motorschiffen – seien diese noch so gross. Unheimlich, in dieser dunklen Nacht die Lichter dieser Schiffe immer näher auf uns zukommen zu sehen. Wir beobachten Radar und Bildschirm immer wieder. Nun ist es nur noch knapp eine halbe Meile zu dem grossen Fischerboot, welches keine Reaktion zeigt und genau Kurs auf uns hat. Vortrittsregel hin oder her – wir wollen keine Kollision eingehen und fallen ab. Das heisst, wir gehen etwas vor den Wind und lassen den Fischerkahn vor uns vorbeiziehen. Die anderen zwei Schiffe respektieren unseren Vortritt und ziehen an uns vorbei, ohne dass wir ausweichten müssen. So das wäre geschafft! Mitternacht vorbei, so auch die Schicht von Pia. Köbi übernimmt und Pia legt sich müde in die Koje und schläft wie immer wie ein Murmeltierchen bis Köbi sie dann weckt mit einem lauten «Land in Sicht!!»
Wenn uns jemand fragt, was tut ihr so bei einer Überfahrt (von mehr als 24 Stunden), was antworten wir denn da?
Nachdem wir alle ca. 30 Minuten unsere Aufgaben nach Pflichtenheft (Rundumblick mit Feldstecher, Radar und AIS, Instrumentenkontrolle, Beurteilung Segelstellung, allgemeine Kontrolle, allenfalls Logbucheintrag bei besonderen Vorkommnissen) erfüllt haben, ja dann beobachten wir das Meer und die Wellen. Wie lange sind sie, wo und wie sie sich überschlagen. Ob und wie sie unter dem Schiff durchrollen – beobachten die Reaktion unseres Schiffes
Unendlich viele Zeichnungen bietet uns der Abendhimmel und lässt uns immer wieder schwärmen. Wird die Sonne im Meer untergehen oder wird sie von einer Wolke verdeckt? Die Sonnenstrahlen glänzen mit ihrer wunderbaren Kraft durch die Wolken
Faulenzen, auf dem Rücken liegen, Augen schliessen und den so vielfältigen Geräuschen lauschen. Bläst der Wind regelmässig und saust gemächlich über die Lupina oder ist er böig und lässt dann die Segel schlagen?
Geräusche vom Schiff wahrnehmen: das Flattern der Fahne, das Vibrieren der Bänder, an welchen das Bimini (=Sonnendach) fest gezurrt ist oder das Gieren der Leinen, welche mit jedem Wellengang von neuem ächzen.
Das Rauschen der Wellen lässt uns erraten, jetzt wird sie sich überschlagen und mit einer grossen Wucht auf Lupina’s Bug prallen. Das Wasser spritzt hoch, der Wind peitscht es mit voller Wucht über das Deck und lässt es gegen die Scheiben krachen. Dann hören wir das Plätschern des Wassers, welches nun langsam der Schiffskante nach achtern (hinten) zur nächsten Abflussöffnung fliesst.
Wir nehmen eine grosse Welle wahr, sie überschlägt sich nicht, sie rollt sich unter dem Schiff durch und hebt Lupina wie ein Spielzeug auf ihren Kamm, lässt sie einige Meter surfen um sie dann anschliessend in das Wellental zu schubsen. Das bedeutet dann, dass das Schiff nicht nur vorne und hinten stampft, sondern auch seitlich rollt. Es fühlt sich an, als ob wir in einer Hängematte oder Wiege liegen. Und wenn uns das Geschaukel müde macht, geben wir uns einem Nickerchen hin.
Nein, langweilig wird es uns nicht!! Dazu bietet uns die Natur viel zu viele schöne und spannende Eindrücke. Auch nachts, wenn es am Horizont dunkel ist, Meer und Himmel sind schwarz in schwarz, auch dann gibt es viel zu beobachten. Sternenbilder, oder sogar Satelliten (Köbi’s Favorit ist die ISS – International Space Shuttle), sind im Nachthimmel regelmässig auszumachen.
Und dann gibt es zig-Bücher, die wir bei uns haben und gelesen werden möchten.
Und natürlich belohnen wir uns immer mit etwas Feinem, wenn wir dann nach einer langen Fahrt sicher und gesund angekommen sind.
Von Madeira bis nach Lanzarote benötigen wir ca. 48 Stunden. Auf halber Strecke liegen die Islas Salvagem. Diese Inseln bestehend aus einer grösseren, zwei kleineren und vielen hervorstehenden Felsblöcken mitten im Atlantik bieten uns zwei kürzere Etappen mit Pause dazwischen, welche wir gerne zum Ausruhen nutzen. Und wenn wir etwas haben, dann ist es Zeit, viel Zeit – wir sind nicht in Eile!! Bei beiden Etappen legen wir jeweils gegen Mittag ab. Egal wie der Wind bläst, stärker oder schwächer, wir kommen dann so bestimmt bei Tageslicht am nächsten Tag an. Wir steuern die grösste der Inseln, Salvagem Grande an. Anlegen auf dieser Insel ist nicht einfach. Überall Steilklippen, mit nur ein paar wenig windgeschützten Buchten, wo keine wilde Brandung das Schiff zerschmettert. Zum Glück gibt es in der Bucht, wo wir anlegen wollen, zwei Bojen, an der wir unsere Lupina festmachen. Der Meeresgrund ist felsig und steinig. Zum Ankern würde es schon gehen, aber es bleibt immer ein ungutes Gefühl: hält der Anker, sollen wir noch mehr Kette legen obwohl wir schon nahe an den Klippen sind? Braucht es eine Ankerwache (das heisst, es muss immer jemand regelmässig nachschauen, ob das Schiff noch am gleichen Platz ist) schieben? Oder verkeilt sich der Anker zwischen den Felsplatten und lässt sich am nächsten Tag nicht mehr heben? Wir sind froh um die Boie!!
Die Islas Salvagem haben wie fast alle Inseln in diesem Teil des Atlantik vulkanischen Ursprung. Sie gehören zu Portugal und bilden somit den südlichsten Punkt dieses Landes. Nach ihrer Entdeckung im 15. Jahrhundert gab es immer wieder Besiedlungsversuche. Aber ihre wilde Natur, unwirtliches Klima und die Distanzen zum Festland liessen das Vorhaben der Besiedelung immer wieder scheitern. Die ursprüngliche Natur war aber durch die hergebrachten Tiere wie Ziegen oder vor allem Kaninchen, fast weitgehend zerstört. Seit einigen Jahren stehen die Inseln und die Gewässer um die Inseln unter Naturschutz. Nun wird hier beobachtet, wie Flora und Fauna sich in diesem recht wilden Umfeld entwickeln. Um die Inseln betreten zu dürfen, braucht es eine spezielle Bewilligung von den zuständigen Behörden. Wir haben um diese Bewilligung für die Insel Salvagem Grande angefragt und sie (fast etwas zu unserem Erstaunen) innerhalb Tagesfrist erhalten. Die Anfahrt ist, wie oben schon beschrieben, nicht ganz ungefährlich: ist doch das Meer um die Inseln herum mit zahlreichen felsigen Untiefen «verseucht». Gute Beobachtung des Wassers ist unbedingt erforderlich.
Nach unserem erfolgreichen Bojen-Manöver melden wir uns kurz vor 12 Uhr per Funk bei dem Ranger, die nebst zwei Polizeibeamten und einem Mechaniker die Insel permanent bewohnen. Freundlich werden wir eingeladen, uns nach der Mittagspause, also um 16 Uhr (!), mit dem Dinghi an Land zu kommen. Pünktlich legen wir an und werden zuerst von einem der Polizeibeamten überprüft. Der mag uns (= alle Dokumente sind in Ordnung), und wir dürfen zusammen mit einem Ranger und ihm als Schutzbegleitung die Insel erforschen.
Wer gerne mehr über die Insel wissen will gibt es hier den Link zu einem Youtube Film:
https://www.youtube.com/watch?v=Ha4_E_WiqRA&feature=share
Die letzten paar Tage haben wir in der Marina von Calheta verbracht. Wir wissen, dass mittlerweile einige Segler mitlesen, deshalb einfach soviel: für uns die idealste Marina in Madeira, echt zu empfehlen: grosszügig angelegt, viele freie Plätze (nicht eng und überbelegt wie Funchal), gute Infrastruktur (Supermarkt gleich nebenan, viele Restaurants in der Marina, Mietauto zu guten Preisen). Von hier aus haben wir nun den Westteil der Insel erkundigt. Dazu haben wir uns für 2 Tage ein Auto gemietet und sind den Strassen nachgefahren, die im Reiseführer als empfehlenswert beschrieben waren. Natürlich waren auch die Wanderschuhe dabei und wurden rege benutzt.
Im Westen der Insel sind die Bewässerungskanäle (Levadas) besonders eindrücklich, weil hier die Berge am steilsten sind, und das Netz an Kanälen am dichtesten ist. Wir wollten es noch einmal wissen, und haben im Tal der 25 Quellen unsere Wanderschuhe geschnürt.
Wir sind nun schon 2 Wochen auf Madeira. Eine wirklich schöne Insel, auf der wir noch länger verweilen könnten. Aber wie bei den Zugvögel – es zieht uns weiter! Weiter zu den Kanaren.
Gestern haben wir den Hafen von Calheta verlassen und sind nach Funchal zurückgekehrt, um hier noch die schon lange sehnlich erwartete GPS Antenne des AIS Systemes zu ersetzten.
Rund in einer Stunde setzten wir Segel Richtung Lanzarote. Bevor wir aber Portugal verlassen, haben wir noch etwas ganz Spezielles vor. Wir haben bei der Portugiesischen Verwaltung angefragt, ob es möglich sei, auf den Islas Selvagens Halt zu machen. Das ist ein kleines Naturreservat, bestehend aus 3 kleineren Inseln, das zwischen Madeira und den Kanarischen Inseln liegt. Zu unserer positiven Überraschung ist die Bewilligung postwendend innerhalb Tagesfrist gekommen. Vielen Dank an Hanspeter von der SY Shiva, der uns diesen Tipp gegeben hat.
Da wir in dieser Gegend vermutlich kein AIS Signal absetzen können: nicht unruhig werden! Wir denken, dass wir Sonntag oder Montag in Lanzarote sind. Até logo – nov vemos pronto
Am 16.9.2018 sind wir nach einer gemütlichen Überfahrt von Porto Santo in Madeira angekommen. Da der Wind unterwegs nicht allzu stark war, haben wir bei der Überfahrt etwas an unserer Segelfertigkeit geübt und den Einsatz von Bullentaille (= Seil, welches das Grosssegel in seiner Position sichert) und Spi-Baum (= Stange, welche das Vorsegel in seiner Position hält) verfeinert. Wir haben das recht gut hingekriegt und die beiden anderen Schiffe, welche rund eine Stunde vor uns gestartet waren, kurz vor Madeira eingeholt. In der ersten Nacht sind wir vorerst bei Machico vor Anker gegangen. Für den Rest der Woche haben wir dann in der Marina von Funchal, der Hauptstadt von Madeira, festgemacht.
Madeira ist eine fantastische Insel, die wir vorher nur von Büchern kannten. Wir sind von den Eindrücken immer noch überwältigt und lassen am besten die Bilder sprechen.
Porto Santo ist eine 43 km2 kleine Vulkaninsel nordöstlich von Madeira. Es leben rund 5500 Einwohner hier, in den Ferienmonaten sind es schnell mal rund doppelt so viele. Wer gerne Sand, Sonne und Berge mag, dazu interessante Flora und Fauna, der fühlt sich auf dieser Insel wohl. Die Insel empfängt uns mit viel Sonne und einem rund 8km langen Sandstrand, an dessen östlichen Rand wir vor Anker liegen. Es sind nur ein paar wenige andere Schiffe hier, welche aber viel Abstand zu einander halten. Das heisst dann für uns: am Morgen nach dem Aufstehen und am Abend vor dem Schlummertrunk ein Bad im Adamskostüm im erfrischenden (23°C), glasklaren Meerwasser.
Die Insel ist ein echter Geheimtipp für Leute, die Meer und Berge mögen, aber dem Rummel des Ferientourismus etwas ausweichen wollen. Auch Christopher Columbus hat einige Jahre auf dieser Insel verbracht und seine Spuren hinterlassen. Wie schon so oft auf unserer Reise will es der Zufall auch diesmal wieder, dass ein Festival stattfindet – eben zu Ehren dieses Herrn.
Wer schon einmal mit einem Wohnmobil eine längere Reise gemacht hat, kann bestätigen, dass man unterwegs immer wieder die gleichen Leute trifft. Vor allem, wenn man die gleiche Reiseroute geplant hat. Uns geht das nicht anders. Ein Schiff, das uns schon länger immer wieder irgendwie über den Weg läuft/fährt, ist «Karl». Köbi ist es aufgefallen, weil es den gleichen Namen trägt wie sein Vater. Pia verfolgt es seit April, weil die beiden Crewmitglieder, Silke und Hans, über ihre Erlebnisse auf einer Home Page berichten, wie wir.
Im Moment bereiten sich viele Schiffe auf die Überquerung des Atlantiks vor. Diese Überquerung starten die meisten von den Kanarischen Inseln. Die besten Bedingungen (Wind / Wetter) für den Transatlantik Törn herrschen ab Mitte Oktober bis ungefähr Ende März. Es gibt viele Crews wie wir, die das Vorhaben auf eigene Faust planen. Dann gibt es aber auch organisierte Überfahrten, wo ein Organisator (zum Beispiel ARC) den Crews ein Grossteil der Planung abnimmt, Wetterdaten besorgt, Hafenreservationen vornimmt, Proviantlisten erstellt, Reparaturen organisiert, Sicherheitsvorkehrungen plant, Kommunikationskanäle schafft und vieles mehr. Je näher wir nun den Kanaren kommen, umso mehr solcher Segler trifft man an.
Endlich ist auch das Meerwasser etwas wärmer geworden, was sich auch gleich in einer wärmeren Lufttemperatur widerspiegelt. Am Morgen verlassen wir das Schiff bloss in kurzen Hosen und T-Shirt und brauchen auch am Abend keine Pullover oder Jacken. Wenn Pia’s Wetter- und Klimakenntnisse stimmen, werden uns diese Temperaturen nun bis in die Karibik begleiten.
Nun verlassen wir Porto Santo und segeln zur Hauptinsel Madeira. Dort wollen wir dann 1-2 Wochen bleiben und auch dies Insel ausgiebig geniessen.
Am Freitag, 5.9.2018, spät am Abend sind die Wellness-Ferien für unser Schiff zu Ende. Im Yard Centro Nautico de Algés hat Lupina einen neuen Anstrich des Unterwasserschiffes, drei neue Seeventile, Politur des Propellers und neue Anoden (Opfermetall, das rasch durch Korrosion aufgefressen wird. Damit wird aber Korrosion wertvoller Metallteile verhindert). Auch das AIS System, welches uns in den letzten Tagen wegen der unzähligen Fehlalarme nur Ärger statt Freude gebracht hatte, konnte repariert werden.
Frisch gestriegelt kommt die Lupina wieder ins Wasser. Ferien vorbei, zurück zur Arbeit 🙂
Ab Sonntag sind die Winde ideal: 3-4 Tage konstanter Wind aus nördlicher Richtung, 15-25 Knoten. Für uns heisst das nun rasch Abschied nehmen von Lissabon und dem Europäischen Festland. Ein letztes Mal erkunden wir noch ein wenig die Gegend von Algés, ein Stadtteil von Lissabon, und machen letzte Einkäufe. Dann geht’s früher als sonst in die Koje.
Nachdem wir den Fluss Tejo verlassen haben, setzen wir die Segel und können die Segelstellung während der ganzen Fahrt belassen. Der konstant starke Wind trägt uns rasch südwestlich in Richtung Madeira. Für uns heisst das: Wellen beobachten, Delphine beobachten (irgendwo kreuzen uns mehrere Gruppen zu rund 5-10 Tieren – ein wunderschönes Schauspiel), Wind spüren, einfach die Seele baumeln lassen, ab und zu mal was essen und viel schlafen. Die Lupina wird von den anfänglich wilden Wellen stark geschüttelt. Je weiter wir aber vom Festland wegkommen, umso ruhiger wird das Geschaukel (oder gewöhnen wir uns einfach daran und fühlen sie deshalb nicht mehr so stark?). Weiter draussen im Meer sammeln sich die vielen nervösen Wellen zu wenigen grossen Wellen, die etwas schneller sind als wir und uns schräg von hinten voran schieben.
Üblicherweise kann man mit einer Tagesstrecke («Etmal») von 100 Seemeilen rechnen. Wir haben in den ersten 24 Stunden ein Etmal von 190, und am zweiten Tag 164 Seemeilen erreicht. Der neue Anstrich scheint die Lupina zu einer richtig schnellen Lady zu machen. Am Mittwoch, 12.9.2018, morgen früh geht unsere Fahrt viel früher als geplant zu Ende : um genau 3 Uhr morgens früh setzen wir den Anker vor dem Hafen von Porto do Porto Santo und stellen den Motor ab. Hinter uns liegen 485 Seemeilen und 68 Stunden Fahrt. Nach einer erfrischenden Dusche und einem gemütlichen Ankertrunk fallen wir, nicht mal gross müde, sehr zufrieden in die Kojen.
In einer Werft in Lissabon (Centro Nautico de Algés – sehr empfehlenswert, wir sind mit der Art und Weise wie die Leute hier arbeiten sehr zufrieden) darf die Lupina nun die nächsten Tage Wellness-Ferien machen.
Das Unterwasserschiff wird gereinigt und neu mit einer Farbschicht behandelt, welche das Haften von Algen und Muscheln verhindert. Alle Seeventile sollen auf Korrosion und Funktion kontrolliert werden. Die Schlechten werden dann gleich ersetzt. Dann hoffen wir auch, dass ein Raymarine Spezialist die elektrischen Probleme von unserem AIS ausfindig machen kann und sie behebt.
Für uns heisst das nun ein paar Tage Leben an Land – also schon im Schiff, aber aufgestellt auf Stützen mitten irgendwo im Werftgelände. Wir sind neugierig auf die Arbeiten, die gemacht werden, und machen sicher auch ein paar ausgedehnte Landspaziergänge entlang des Tejo-Flusses. Voraussichtlich Anfang/Mitte nächster Woche kriegt dann die Lupina wieder Wasser unter den Kiel und das Reisefieber packt uns erneut.
Link: und schon geht es hoch mit der Lupina
Link: Lupina fährt mit der berühmten Alinghi über Land
Das Werftgelände wird nun für die nächsten Tage unser Standort sein. Sobald die Arbeiten fertig sind und wir wieder Wasser unter dem Kiel haben, geht’s dann weiter.
Ganz toll!!! Ich hab’s geschafft und ziemlich spontan noch einen Flug gefunden um Pia und Köbi zu besuchen. Netterweise hatten sie gerade in Lissabon im Hafen angelegt, weil Köbi ein paar Tage in die Schweiz flog …. Und damit die arme Pia nicht so ganz alleine auf dem Schiff bleibt, war es eben die ideale Gelegenheit. Also ab zum Flughafen und direkt zur Lupina.
Es ist Liebe auf den ersten Blick! Dieses Schiff mit dem «Delphinlächeln» wie Pia es nennt – dem wunderschönen Teakholzdeck und dem grosszügigen Innenraum ist einfach ein Traum. Ich bin gleich zuhause … sowieso ein erklärter Fan von Schiffen aller Art, bin ich einfach nur glücklich, hier zu sein.
Pia und Köbi sind jetzt seit 3 Monaten unterwegs und ich bin ihr erster Besuch. Fühle mit gebauchpinselt und bemühe mich, alles richtig zu machen. Pia und ich sind über 2 Tage alleine in Lissabon und geniessen es, wieder mal ausgiebig zu plaudern und alle News der letzten Monate auszutauschen. Natürlich kommt auch Lissabon nicht zu kurz …. wir laufen und laufen und laufen. Kilometer um Kilometer erkunden wir die Stadt.
Es ist heiss und die Sonne brennt … wir suchen immer wieder Schatten. Dann beschliessen wir, den Hop on Hop off Touristenbus zu nehmen und uns einmal rund um die Stadt fahren zu lassen.
Danach ein wunderbares Nachtessen und wieder laufen, laufen, laufen – am Schluss zurück zum Schiff. Alles in allem haben wir mehr als 20’000 Schritte gemacht und sind entsprechend müde. Trotzdem haben wir noch bis nach 2 Uhr morgens zu reden bevor wir ins Bett fallen.
Auch der nächste Tag läuft so – wir laufen viel, reden viel und geniessen uns und die Stadt. Dann wieder zurück auf dem Schiff und schon bald Mitternacht, kommt Köbi zurück.
Es gibt nur noch einen kurzen Schlummertrunk, denn wieder sind wir todmüde und müssen in unsere Koje. Am Morgen gibt’s einen feinen frischen Kaffee und dann wollen wir endlich segeln. Bis jetzt lag Lupina nur im Hafen und ich will spüren, wie sich die Fahrt anfühlt. Es ist ein wunderschöner, heisser Tag und der Wind kühlt herrlich. Wir verlassen Lissabon und cruisen den Tejo hinab, kreuzen gegen den Wind hin und her Richtung Cascais. Bald darf ich sogar ans Steuer und es fühlt sich toll an. Ich verstehe zwar wirklich nichts vom Segeln, aber Pia erklärt geduldig alles Wichtige wie steuerbord, backbord, lee und luv, die Vortrittsregeln auf dem Wasser und vieles mehr. Ich sauge alles auf wie ein Schwamm … schliesslich soll dies nicht mein letzter Besuch auf diesem wunderbaren Schiff sein. Und das nächste Mal will ich natürlich mit meinem Fachwissen glänzen!
Abends kommen wir in Cascais an, gehen vor Anker in der Bucht und machen uns schön für den Ausgang. Mit «Lupineli» wie Pia das Dinghi nennt gleiten wir zum Pier und laufen in die pittoreske Altstadt. Köbi ist glücklich: alles voller Restaurants und Bars. Wir entscheiden uns schliesslich für ein ganz spezielles vegetarisches Beizli und sind goldrichtig. Das Essen ist fantastisch und die Atmosphäre super heimelig. Nach 7 Gläser Wein (zu dritt natürlich!) sind wir fällig und wollen zurück.
Da wir am Vortag lange gesegelt sind, beschliessen wir am nächsten Morgen nochmal Cascais und Estoril zu erkunden und den wieder sonnigen und heissen Tag auf der Promenade zu geniessen. Wieder laufen wir über 18’000 Schritte und suchen dann erschöpft ein Restaurant für ein ausgiebiges Nachtessen. Diesmal ist es indisch und wieder unglaublich fein …. wir geniessen den Abend, wenn’s auch heute etwas kühler ist und Pia und ich «dummerweise» noch eine Boutique ansteuern «müssen» um uns etwas langärmliges zu kaufen. Und all das nur und aussschliesslich für Köbi, damit wir noch in eine Bar für einen Drink können! Den geniessen wir dann bevor wir mit «Lupineli» zurück zum Schiff fahren.
Und schon bricht der letzte Tag an – die Zeit vergeht wie im Flug und ich «darf» ja noch arbeiten und meinen Bericht schreiben. Das mache ich besonders gerne, weil es ein paar wunderbare Tage waren und ich mich schon sehr auf den nächsten Besuch freue.
Pia und Köbi wünsche ich weiterhin sichere Fahrt, guten Wind und viel Freude an ihrer Lupina. Wirklich ein tolles Schiff!!!
Mandy Stadelmann
Die nächste Etappe führt uns von Leixoes (bei Porto, Abreise am 23.8.18) über Aveiro, Figuera do Foz, Nazaré und Cascais nach Lissabon (Ankunft 27.8.18).
Nachdem unsere Landausflüge in Porto bei hohen Temperaturen (30+) und stahlblauem Himmel stattgefunden haben, überraschte uns am Tag der Abreise dichter Nebel. Die Windrichtung hatte etwas gedreht. Die warme, eher feuchte Landluft traf auf die kühle Meeresluft, und die Feuchtigkeit kondensierte zu Nebel. Diese für uns total unerwartete Wettersituation sei offenbar in diesem Küstenbereich aber sehr häufig und im Sommer fast normal, wie wir später bei Gesprächen mit Einheimischen erfahren.
Bevor wir jeweils loslegen durchlaufen wir immer das gleiche Prozedere: zuerst wird nach dem Frühstück die Mannschaft klar gemacht. Das heisst im Wesentlichen die Zähne putzen und sonstige Körperpflege, Sonnenschutz, die dem Wetter angepasste Kleidung anziehen, wärmere Reservekleidung bereit legen, Schwimmwesten und Lifeline griffbereit machen. Danach kommt das Kommando „Schiff klar machen“. Hier geht es darum, sämtliche Fenster und Luken zu schliessen (auch bei ruhigem, schönen Wetter, um vorbereitet zu sein, falls das Wetter sich schnell ändert), alles Material sturz- und kippsicher zu verstauen (Pia ist darin schon eine echte Meisterin), ein paar der heiklen Seeventile (zum Beispiel Toilette) zu schliessen, Navigationsgerät, Radar und Autopilot sowie AIS einschalten. Stromkabel entfernen (manchmal nicht ganz einfach – siehe Bild). Dann wird der Motor gestartet und einige Minuten im Leerlauf warm gelaufen lassen. In dieser Zeit wird das Tagesblatt im Logbuch eröffnet. Nun sind wir startklar. Ein letzter Rundgang über das Schiff. Es muss nun alles festgezurrt und versorgt sein bis auf Festmacherleinen und Fender. Das geht dann beim Ablegen weg und wird verstaut. Dann gibt’s eine kurze Besprechung, wie das Ablegen ablaufen soll. Meist geht Köbi ans Ruder und manövriert das Schiff aus dem Hafen. Pia löst die Leinen in der vorher abgemachten Reihenfolge. Klappt auch diesmal in Leixoes prima.
Im Hafen von Figuera do Foz beim Auslaufen dann wieder mal eine kleine Überraschung. Pia stellt mit ihrer sensiblen Nase fest, dass es irgendwie nach verbranntem Gummi riecht. Und aus dem einen Entwässerungsrohr meint sie sogar ein wenig Rauch aufsteigen zu sehen. Und irgendwie scheint uns, der Motor töne etwas anders wie sonst. Ein kurzer Blick aus den Austritt des Auspuffes zeigt uns, dass kein Kühlwasser raus kommt. Schreck! Sofort Schiff wieder festmachen und Motor abstellen. Das Problem muss untersucht und bereinigt werden. Ohne Kühlwasser geht der Motor kaputt. Was nun? Es ist Samstag und Geschäfte sind geschlossen! Wir gehen zum Hafenmeister, schildern unser Problem und bitten ihn, uns Hilfe zu organisieren. Widerwillig macht er etwa 3 Anrufe. „In 2 Stunden ist jemand hier, der kann vielleicht helfen“, meint er. Tja, uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten. Zeit auch, zum selber nachdenken. Der Mechaniker braucht Ersatzteile. Wenn die Wasserpumpe defekt ist, braucht es eine Neue. Ich durchsuche mein Arsenal, werde fündig: tatsächlich eine neue Wasserpumpe an Bord (Volvo in Brighton hat mich gut beraten!). Ich öffne die Packung, und siehe da: gut bebilderte und beschriebene Einbauanleitung. Das kann ich selber, denke ich und mache mich ans Werk.
Gerade als ich alles ausgebaut und sauber gemacht hatte, kam der Monteur. Er war erstaunt, dass wir alle Bruchteile gefunden hatten. Diese mussten wir aus den Wasserleitungen auf der Ansaug- und der Auslassseite blasen. Mit einer grossen Turnerlunge ging es aber recht gut. Er gab mir dann ein paar Erklärungen, warum so etwas passieren kann und ein paar Tipps, wie ich die neue Pumpe am besten einbauen und dann testen kann. Er war zeitlich sehr knapp und froh, dass er die Arbeit nicht mehr machen musste. Und ich war froh, dass ich nun mehr wusste und bestätigt war in dem, was ich tat. Der Einbau verlief dann problemlos und beim Starten des Motors sprudelte das Kühlwasser in vollem Strahl aus dem Auspuffrohr.
Diese kleine Panne liess uns dann aber erst 3 Stunden später als geplant aus dem Hafen von Figuera do Foz auslaufen und so mussten wir unser Tagesziel um rund 15 Meilen vorverlegen nach Nazare. Dies wiederum zwang uns dazu, dass wir am nächsten Tag eine relativ lange Etappe (65 Meilen, normale Tagesetappe liegt zwischen 30-40 Meilen) segeln mussten. Dies war aber kein Problem: 7 Uhr Tagwache, Frühstück unterwegs unter Segeln, und um 18 Uhr waren wir in Cascais, einer Stadt direkt vor Lissabon.
Cascais wurde unser Ziel, weil ein ehemaliger Arbeitskollege, Antonio da Silva, der dort zusammen mit seiner Frau Pauline die Sommermonate in ihrer wunderschönen und grosszügigen Wohnung verbringt, uns zu sich nach Hause eingeladen hatte. Er war durch den Bericht in der AZ vom 14.8.2018 auf mich aufmerksam geworden und hat mich darauf umgehend kontaktiert.
Wir werden nun ca. 2 Wochen in Lissabon bleiben. Köbi reist für 4 Tage in die Schweiz um dort einen ganz tollen Menschen, der infolge eines schweren Krebsleidens viel zu früh verstorben ist, auf seine letzte Reise zu verabschieden. (Beat, du darfst sehr gerne auch zu uns aufs Schiff kommen!) Pia erwartet unseren ersten Besuch, und danach bringen wir die Lupina für rund eine Woche in die Werft. Sie soll unten gereinigt werden, ein neues Antifouling erhalten und korrodierte Seeventile sind zu wechseln. Sie soll für unseren Transatlantik Törn so richtig in Schuss gestellt werden.