Petit Martinique, Carriacou und der Finger-Mann

Am 16. April 2019 machen wir uns von Petit Saint Vincent auf in ein neues Land: Grenadan Grenadines. Dieses Land setzt sich aus diversen Inseln zusammen, die von Grenada aus verwaltet werden. Es besteht aus drei grösseren Inseln (Grenada, Carriacou und Petit Martinique) und vielen kleineren Inselgruppen. Wir steuern die Östlichste davon, Petit Martinique, an.

Auf Petit Martinique gibt es zwar keinen Zoll, wo wir einklarieren können, aber wir setzen trotzdem pflichtbewusst die neue Landesflagge und die gelbe Quarantäneflagge, als wir die Hoheitsgrenze von Grenadan Grenadines überqueren
Petit Martinique ist gerade mal 2.4 Quadratkilometer gross. Die rund 900 Einwohner leben auf der Westseite der Insel, die Ostseite ist unbewohnt und dem vorherrschenden Passatwind ausgesetzt. Die fast runde Form der Insel verlockt uns zu einer Umrundung zu Fuss. Mal sehen, ob wir im Westen einen Weg finden (gemäss Karte gibt es keinen)
Das Parkieren mit dem Dinghi ist auch hier eine Herausforderung. Nicht Anlegen und Aussteigen sind schwierig (wir sind ja sportlich 😊), aber das Boot so zu fixieren, dass es auch nach ein paar Stunden bei Schwell und wechselnden Winden noch dort steht, wo es stehen soll und nicht mit dem Motor irgendwo gegenknallt oder unter dem Pier eingeklemmt wird
Wir machen eine wunderschöne Wanderung um die Insel. Es ist zwar sehr heiss, aber der dauernd blasende Wind trocknet den Schweiss vorzu weg. Wir finden einen Ziegenpfad, der uns im Osten der Insel durch eine abwechslungsreiche Buschlandschaft führt und das offene Wegstück überbrückt

Am nächsten Tag segeln wir weiter nach Carriacou, hinter Grenada die grösste Insel des Landes. Rund 7000 Einwohner leben auf der rund 30 Quadratkilometer grossen Insel. Gemäss unserem Reiseführer gibt es in der Hauptstadt Hillsborough Immigration und Zollbehörde, wo wir einklarieren können. Bevor wir dort an Land gehen verbringen wir eine Nacht in einer kleinen einsamen Bucht (Anse La Roche im Norden der Insel, wunderbares Schnorchelgebiet) und können dort unter anderem dutzende von Leguanen beobachten, wie sie am menschenleeren Sandstrand am helllichten Tag Löcher buddeln und ihre Eier hinein legen.

Bay von Hillsborough, Carriacou. Wir finden eine fast leere Bucht vor und sind das einzige Segelschiff vor Anker gleich neben dem Pier. Weiter draussen in der Distanz liegen ein paar Segelschiffe vor dem kleinen, flachen Sandy Island (Insel wie ein Hufeisen) vor Anker. Dorthin wollen wir später auch noch, aber zuerst müssen wir nun an Land und einklarieren

An Land finden wir zwar ein Immigrationsbüro, aber keinen Zoll. Die freundliche Immigrations-Dame, die gerade vom Mittagessen zurückkommt und die letzten Bissen genüsslich fertig kaut, erklärt uns, dass der Zoll kürzlich in die Tyrell Bay im Süden der Insel verlegt wurde. Nun ist uns auch klar, dass es keine Schiffe mehr in Hillsborough vor Anker hat. Alle, die ein- oder ausklarieren wollen, müssen in die Tyrell Bay, eine Bucht, die von fast allen Winden und Wellen gut geschützt ist. Was machen? Da bisher noch nie jemand das Boot sehen wollte, schnappen wir uns den nächsten Bus und fahren in die rund fünf Kilometer entfernt gelegene Tyrell Bay. Dort in der Marina finden wir denn auch tatsächlich Immigration und Zoll schön vereint in einem kleinen Büro. Langsam sind wir mit der Prozedur vertraut, und schnell haben wir das Einklarierungsdokument von Hand ausgefüllt und die nötigen Stempel in unserem Pass. Der Mann lächelt sogar verständnisvoll, als Pia ihn bittet, den Stempel doch bitte auf die nächste leere Seite im Pass und nicht irgendwo zu platzieren. Das ausgefüllte Formular landet auf dem grossen Stapel auf dem Beistelltisch. Und schon sind wir auch hier legal im Land.

Der Beistelltisch im Immigrations- und Zollbüro überquillt von Formularen (Tyrell Bay,Carriacou)
Keine Formulare, aber viel Ware in den Gestellen der Lebensmittel Läden. Waren auf den anderen Inseln bisher die Läden doch eher spärlich bestückt, scheint hier die Versorgung doch reichlich und auch vielseitiger zu sein. Aber auch hier sind Grundnahrungsmittel wie etwa Bohnen, Reis, Linsen, Mehl, etc. von Hand in Plastiksäckchen abgepackt und einzeln angeschrieben. Zum Glück haben wir von den Kanaren noch leere Eierschachteln: Eier werden nur offen und einzeln verkauft
Sogar Gewürze in vielseitiger Auswahl sind fein säuberlich abgepackt und angeschrieben
Am Karfreitag machen wir eine Wanderung von Hillsborough quer über die Insel auf die Ostseite, wo wir eine wunderschöne Küstenlandschaft antreffen. Wetter und Sicht sind gut und am nördlichen Horizont sehen wir die südlichsten Inseln von Saint Vincent and the Grenadines (Pia mit Langarmbluse, als natürlicher Sonnenschutz)
Auch am Wanderweg: die offizielle Müllhalde. Wir haben bereits in Hillsborough festgestellt, dass sich die Regierung und diverse Umwelt-Organisationen dafür einsetzen, dass Müll ordentlich eingesammelt und entsorgt wird. Und es funktioniert hier tatsächlich besser, als auf anderen Inseln. Dass aber Plastiktaschen vom Wind kilometerweit verfrachtet werden und überall in Sträuchern und Bäumen hängen bleiben, oder dass sich Haustiere wie hier eine Herde Esel den Bauch mit Müll statt gesunden Gräsern vollstopfen – das stört (im Moment noch) niemanden
Neubau am Strassenrand: was fehlt hier?? (Auflösung ganz am Schluss)
Die Karfreitags-Wanderung ist einiges länger und anstrengender geworden, als geplant. Aber jetzt wissen wir es: an öffentlichen Feiertagen fahren keine Busse. Wir schaffen es aber nach fünf Stunden doch noch zurück nach Hillsborough, und nach ein paar erfrischenden Rum Punches sind wir wieder voller Energie und Tatendrang
Am nächsten Tag zieht es uns in den nördlichen Teil der Insel. In ein Naturschutzgebiet mit Mangrovenwald und Brutgebiet von Wasserschildkröten
Der Fusspfad ist sehr spannend angelegt und führt zuerst durch den durch einen Hurrikan aufgeschwemmten, zerstörten Teil des Mangrovenwaldes
Vogelbeobachtungstand. Leider ist die Tageszeit wohl nicht so ideal und wir sehen nur wenige Vögel …
… dafür eine wunderschöne Küstenlandschaft, wo sogar dieser gestrandete alte Kahn irgendwie ins Bild passt
Gestrandete, verwahrloste und verrostende Schiffswracks sehen wir auf Carriacou erstaunlich viele. Eines schwimmt sogar, offensichtlich noch am Anker, ganz prominent in der Bucht von Hillsborough
Nicht nur auf Carriacou, aber hier ganz besonders, wird immer noch die alte Kunst des Holzschiffbaus rege gelebt. Im Ort Windward auf der Ostseite der Insel sehen wir mehrere Schiffe, die sich im Bau befinden. Bei diesem Exemplar ist gerade der Kiel gelegt und die ersten Spannten verbaut worden
Und noch ein Wrack. Dieses liegt direkt am Strand vor dem lokalen Flughafen. In anderen Reiseberichten lesen wir, dass hier sogar mal jemand eine Strandbar einrichten wollte. Das muss aber schon sehr lange her sein, denn das dicke Stahlblech des Rumpfes und die restlichen Innereien sind schon längst massiv durchrostet
Wunderschöner Spaziergang durch die Mangroven um den Flughafen herum an den Paradise Beach im Südwesten von Carriacou
Pause am Paradise Beach bei kühlem, lokalem Bier (Marke: Stag) und wunderbarer Aussicht. In dieser Jahreszeit hat es nur noch wenig Touristen und der Strand ist fast menschenleer. An Wochenenden wird er aber sehr rege von Einheimischen besucht
Die vielen vorhandenen Restaurants und Strandbars buhlen um die wenigen Kunden, die es hat. Hier wird ein Fussbad für die sandigen Strandfüsse angeboten …
… und hier gratis PC Benutzung mit WiFi

Tja, und nun kommt der Finger-Mann! Von Hillsborough wollen wir am Ostersonntag weniger als eine Meile zur Sandy Island verlegen. Diese Insel ist in einem Naturschutzgebiet und verspricht herrliches Baden und Schnorcheln. Zur Schonung der Korallen sind Bojen ausgelegt, an denen man festmachen muss, ankern darf man nicht, oder nur auf spezielle Anordnung des Ranchers. Es weht eine kräftige Briese, gut 20 Knoten Wind. Mehrmals sind wir sehr nahe an der Boje, an der wir festmachen wollen, kriegen aber die Schlaufe, die unten an der Boje im Wasser hängt, nicht zu fassen. Pia versucht es mit dem Bootshaken, dieser verfängt sich und wird ihr bei einer der kräftigen Wellen aus der Hand gerissen. Als wir wieder nahe an der Boje sind, springt Köbi beherzt ins Wasser, greift die Festmacheröse der Boje, und zieht die Festmachertrosse durch. In diesem Moment wirft eine starke Welle das Schiff kräftig hoch. Es gibt plötzlichen Zug auf die Trosse und Köbi verklemmt seine Hand zwischen Bojenöse und Trosse. Resultat: zwei Finger ausgerenkt, zwei Finger gequetscht und am Mittelfinger die Fingerkuppe abgerissen. Übung Abbruch!

Mit stark blutender Hand an Bord, Notverband, unter Motor volle Fahrt in die Tyrell Bay, Anker runter und über Funk ein Wassertaxi angefordert für den Transport an Land. Es ist Ostern- niemand arbeitet. Es findet sich aber doch einer, der uns an Land bringt. Als er unsere Notlage sieht, will er nichts für den Transport. Wir geben ihm trotzdem was. Dann mit Privatfahrzeug ins Spital der Insel (liegt auf einem Hügel mit phantastischer Aussicht). Dieser Fahrer ist weniger kulant und nützt die Gelegenheit: er verlangt ungeniert das doppelte, was ein Taxi kosten würde. Sehr ungewöhnlich für einen Einheimischen, aber wir diskutieren nicht. Der Empfang im Spital ist sehr speziell (vornehm ausgedrückt). Köbi zeigt den Finger mit dem blutigen Verband. Unbeeindruckt und offenbar leicht verärgert, weil sie in ihrem Nichtstun gestört wurde, steht die Dame am Empfang nach einer Weile auf. Streckt Arm mit Zeigefinger am Ende aus und verweist Köbi an einen Eingang am anderen Ende des Spitals. Ein Wartesaal mit etwa 10 Personen drin. Keiner davon mit offensichtlicher Verletzung oder Gesundheitsproblemen. Nach einer halben Stunde geht Pia zurück und will erklären, dass die Wunde so schnell wie möglich versorgt werden sollte. Ergebnislos kommt sie zurück. Also: warten! Bald einmal öffnet sich die Türe und eine Schwester schaut sich im Warteraum um. Sie winkt eine Patientin zu sich, schaut aber gebannt auf Köbi’s blutigen Verband. Vermutlich hat es darauf in der Notaufnahme eine kurze Aussprache gegeben, denn bald darauf kommt die Schwester wieder und winkt Köbi in die Notaufnahme. Check und Diagnose verlaufen dann speditiv, mit sehr einfachen Mitteln zwar, aber sehr zweckmässig. Die junge diensthabende Ärztin macht einen hervorragenden Job und näht zusammen, was noch zu nähen ist. Sie scheint sich solche Arbeiten gewohnt zu sein.

Das abgequetschte Fingerende des Mittelfingers wird im Spital von Carriacou so gut wie möglich vernäht
Rund drei Stunden nach dem Eintritt ins Spital sitzt Köbi mit prominent dickem Verband auf der Bank vor dem Spital und wartet auf das Taxi zurück in die Tyrell Bay

Dieser kleine Zwischenfall sorgt nun dafür, dass wir noch etwas länger auf Carriacou verweilen werden. Wir wollen erst weiter, wenn die Wunde sich geschlossen hat und kein Infektionsrisiko mehr besteht.

Der Verband muss vorläufig jeden Tag gewechselt werden, was uns täglich nach Hillsborough zur Krankenstation führt (es gibt Leute die meinen, bei diesen hübschen Krankenschwestern dauert der Heilungsprozess länger ;))

Es ist irgendwie lustig, aber auch sehr schön, die Reaktion der Leute zu beobachten. Jeder spricht Köbi sofort auf den Finger an und fragt sorgenvoll und interessiert, was passiert ist. Wohl schon fast die halbe Insel kennt unsere Geschichte und sehr oft wird Köbi mit einem lustigen «Hi Finger-Man» begrüsst

Köbi’s Verletzung hat auch ihr Gutes: ab sofort darf (muss?) Pia für die nächsten Wochen die Routinen von Köbi, wie hier das Tauchen des Ankers, oder Dinghi Wassern und Starten übernehmen

Auflösung zu Bild 11:  werden sonst bei Neubauten hier immer zuerst die Eingangstreppen betoniert und erst dann Fundament-Stützen und Haus gebaut, fehlt hier eine Treppe

Union Island, Palm Island und Petit St. Vincent – die letzten Inseln vor der Grenze

Unser Tagesziel ist die Chatham Bay auf Union Island, als wir am 9. April 2019 von der Salt Whistle Bay in Mayreau losfahren. Die Distanz beträgt nur gerade rund fünf Seemeilen. Wir nehmen uns Zeit, segeln gemütlich unter halber Kraft (nur die Genua ist halb gesetzt) und nutzen die Gelegenheit, um Wasser zu machen und unseren Tank wieder zu füllen. Nach einem kleinen Umweg über die Nordküste zum Sightseeing setzen wir nach etwas mehr als zwei Stunden den Anker in der Chatham Bay, einer riesigen Bucht mit fast keinen Schiffen, aber super gutem Ankergrund. Von hier aus wollen wir den nördlichen und östlichen Teil der Insel erkunden. Aber zuerst bewaffnen wir uns mit Schnorchel und Flossen und geniessen ausgiebig das wunderbare Schauspiel unter uns im glasklaren Wasser. Besonders entlang des felsigen Nordufers hat es riesige Fischschwärme. Wie dunkle Wolken bewegen sie sich synchron im Wasser. Manchmal haben wir den Eindruck, sie suchen unsere Nähe. Sie schwimmen mit und um uns, als ob sie sich von uns «grossen Fischen» Schutz vor ihren Feinden, den Barracudas und dergleichen, erhoffen.

Die Chatham Bay auf Union Island. Die Wassertiefe ist fast überall 3-10 Meter und das Wasser ist glasklar – ideal zum Schnorcheln. Für uns die schönste Bucht auf Union Island
In der Chatham Bay erleben wir – einmal mehr – traumhafte Sonnenuntergänge
Wie überall erwandern wir auch diese Insel. Hier sind wir von der Chatham Bay rund einhundertfünfzig Meter hoch über den Berg gestiegen und bekommen diesen wunderbaren Ausblick über die Nordküste von Union Island
Abstieg wieder zurück zum Schiff. Dem genauen Beobachter dürfte die Wanderausrüstung ins Auge stechen: ja, genau -es sind tatsächlich Flip-Flops die Köbi trägt! Seit den Kapverden haben wir uns den Einheimischen angepasst und machen auch hier alle Wanderungen ausschliesslich mit dieser Besohlung, egal welches Terrain und Distanz. Mittlerweile sind wir absolut trittsicher damit!
Wundervolle Natur am Wegrand: da kullert uns ein Schneckenhaus vor die Füsse. Beim genaueren Hinschauen sehen wir, da ist ein Landkrebs drin
Unsere Lupina (Bildmitte) wartet geduldig in der Chatham Bay, bis die Wanderer mit Flip-Flops wieder zurückkommen
Ab und zu erhalten wir Bemerkungen wie: «ihr tragt ja immer die gleichen Kleider!» Ja, stimmt! Hier ist die Erklärung dafür: alle 1-2 Wochen ist Waschtag. Da wird alles gewaschen und an Sonne und Wind getrocknet. Der warme Wind ersetzt den Tumbler. So ist alles schnell wieder einsatzbereit und statt im Kasten zu versorgen, ziehen wir es gleich wieder an
Nach der Wäsche die Erholung für Pia: ein kühles Bier in der einzigen Hotelbar an der Chatham Bay. Eine Aussicht wie ein Gemälde

In der Chatham Bay sehen wir einen Katamaran mit einer Schweizer Flagge im Mast. Spontan fahren wir mit unserem Dinghi vorbei, um «grüezi» zu sagen und machen Bekanntschaft mit Gervaise und Didier (aus Vevey) mit ihrem behinderten Sohn Damien. Die beiden sind pensioniert und erfüllen sich nun einen fast 20-jährigen Lebenstraum, indem sie für vier Monate zusammen mit ihrem Sohn die Karibik besegeln. Wir erleben mit ihnen zusammen einen sehr beeindruckenden und lustigen Nachmittag in einer der wenigen Strandbars. Didier hat für seinen Sohn über die Jahre viele Lieder komponiert und diese in fetzige Blues, Rock oder Country Musik verpackt. Die Einheimischen erlauben ihm, seine Musik über die grossen Lautsprecher abzuspielen. Es ist rührend zu beobachten, wie Damien sofort auf «seine» Musik reagiert und uns alle zum Tanzen mitreisst, auch die Einheimischen. Sehr, sehr eindrücklich zu erleben, wie diese Eltern für ihr behindertes Kind und mit ihm leben. Das Kind ist in diesem Moment total glücklich. Die Einheimischen erzählen uns bewundernd und fast ein wenig beschämt, dass hier der Umgang mit Behinderten ganz anders ist, und dass behinderte Kinder versteckt und weggesperrt werden. Wir freuen uns alle, dass es hier in diesem Moment anders ist. Chapeau à nos amis de Vevey! Beim nachhause Weg gibt uns Didier noch zwei CDs von ihm mit, die wir zurück auf der Lupina auch sofort in unseren CD Player stecken, und jedes Lied Wort für Wort aufsaugen.

Fröhliche Tanzeinlage zur Musik von Didier (ganz rechts), die er für seinen Sohn (3. von rechts) komponiert hat
Nach 2 Tagen verlegen wir nach Ashton und ankern vor der vorgelagerten Frigate Island. Ashton ist eine der zwei grösseren Siedlungen auf Union Island. Unser Landbesuch ist eine reine Ernüchterung: dieses Dorf (rund 1’000 Einwohner) mit seiner wunderschönen Bay, die von Mangrovenwäldern umgeben ist, hat offenbar den Anschluss an die Entwicklung nicht geschafft und ist am Dahinserbeln. Fast die Hälfte der Häuser ist unbewohnt, sie zerfallen und geben ein trauriges Bild ab
Ashton: zumindest eine Arztpraxis gibt es in diesem Dorf
Einer der Gründe, warum Ashton zwischen Stuhl und Bank gefallen ist, ist ein Investitionsprojekt, das so ziemlich in die Hose ging. Das Projekt sah vor, die Bay durch Aufschütten von Dämmen in eine grosse Marina mit Hotel Resort umzuwandeln. Diese Dämme aber störten den natürlichen Wasserfluss, was zu einer schnellen Auflandung der Bay führte. Die ausländischen Investoren quittierten ihre Bücher und hinterliessen das Schlamassel den Einheimischen. Um die Wasserzirkulation wieder zu aktivieren und zumindest die schönen Mangrovenwälder zu retten, wurde ein Teil der Dämme wieder abgetragen und die Übergänge durch Hängebrücken (Bild) ersetzt. Das Wasser zirkuliert wieder, aber die ganze Bay ist heute viel zu flach für eine Marina
Natürlich beachten wir diese Vortrittsregel 😊
Nach dem ernüchternden, strandlosen Ashton brauchen wir wieder ein Highlight und hüpfen kurz für einen Tag zur vorgelagerten Insel Palm Island. Palm Island bietet einen Strand, wie man ihn aus Ferienprospekten kennt
Palm Island: Das Innere der Insel gehört zu einem Hotel Resort und ist leider nur für Hotelgäste zugänglich. Stört uns nicht! Wir geniessen Strandbar und die Aussicht auf Union Island, und zwischendurch nutzen wir das starke WiFi, um unsere Home Page zu aktualisieren
Palm Island: dieser rund ein Meter lange Bursche ist Gast des Hotels und ist angeblich handzahm. Wir halten respektvollen Abstand
Nach Palm Island verlegen wir unseren Liegeplatz in die Lagune vor Clifton, der grösseren Agglomeration auf Union Island. Ein Ankerplatz, wie aus dem Bilderbuch! Gut geschützt vor Wellen, offen für den kühlenden Wind, der auch unseren Windgenerator ordentlich zu drehen vermag 😊
Vor dem Bougainvilla Hotel in Clifton gibt es sogar eine eigens dafür vorgesehene Dinghi Landestelle. Eng zwar, aber nüchtern geht’s problemlos rein 😉
Clifton, mit rund 2’000 Einwohnern die Hauptstadt von Union Island. Ein wohltuender, farbiger Gegensatz zu Ashton. Hier pulsiert das Leben, und Yachties, wie wir es sind, fühlen sich willkommen
Gesehen in Clifton: Unternehmen mit Geschäftssinn: warum nicht gleich den Kunden, die sich Haare und Bart schneiden lassen, ein Getränk verkaufen? Der erste Kunde wartet schon 😊
Wie funktioniert eigentlich die Stromversorgung auf einer Insel? Die meisten Inseln produzieren ihren Strom selber mit kleinen Dieselkraftwerken (Gebäude mit weissem Dach in der linken Bildmitte). Auf den fortschrittlicheren Inseln kommen nach und nach auch alternative Energiequellen zum Zuge, wie hier auf Union Island Solarzellen. Obwohl der Passatwind in diesen Gegenden fast garantiert ununterbrochen weht, sieht man noch fast keine Windanlagen. In persönlichen Gesprächen mit Einheimischen erfahren wir, dass einer der Hauptgründe für die sehr zögerliche Entwicklung von alternativen Energien das fehlende Vertrauen in diese Energiequellen ist. Schade, denn Sonne und Wind gibt es hier in Hülle und Fülle
Am Weg mehrmals gesehen dieses Phänomen der Natur: ein oranges Gewächs legt sich wie ein Spinnennetz über andere Pflanzen, wie Bäume und Sträucher, und scheint diese offenbar zu ersticken
Aussicht vom Fort Hill über die Bay von Clifton, das Riff und Palm Island (im Hintergrund). Unsere Lupina liegt ganz rechts am Bildrand
Happy Island: Ein findiger Einheimischer hat vor rund 20 Jahren auf dem Riff vor Clifton eine kleine Insel aus Meeresmuscheln aufgeschüttet und darauf eine kleine Bar und Imbissbude eingerichtet. Heute wachsen sogar Palmen darauf, und aus dem Provisorium ist in der Zwischenzeit eine weit herum berühmte Tränke für durstige Skipper und deren Crews geworden
Natürlich machen auch wir einen «Tankstopp» auf Happy Island. Es ist früher Nachmittag und noch recht leer. Gegen Abend geht dann jeweils die Post ab
Am 15. April klarieren wir am kleinen Flughafen in Clifton aus dem Staatsgebiet von «Saint Vincent and the Grenadines» aus. Weiter südlich beginnt das Staatsgebiet von «The Grenadan Grenadines». Bevor wir aber dorthin segeln, statten wir der letzten kleinen Insel, Petit Saint Vincent, einen kurzen Besuch ab. Auf dem Bild verlassen wir Clifton mit Kurs Richtung Petit Saint Vincent
Petit Saint Vincent ist die letzte Insel, die zu «Saint Vincent and the Grenadines» gehört. Sie sieht auf der Karte klein und einladend aus. Ähnlich wie Palm Island, wird auch diese Insel von einem Hotel Resort eingenommen. Wir lesen, es sei eines der teuersten Hotels in der Karibik. Ein Blick auf die Preisliste für Hotelzimmer scheint dieses Statement zu bestätigen. Wir finden keinen Preis unter 1’000 USD (pro Person pro Nacht!). Unser Spaziergang dem wundervollen Strand entlang wird nach ein paar Metern auch bereits abrupt durch ein Schild gestoppt. So verziehen wir uns schnell wieder auf die Lupina, und geniessen den vorläufig letzten Abend in «Saint Vincent and the Grenadines» in trauter Zweisamkeit, umgeben von fantastisch leuchtendem türkisfarbenen Wasser

Canouan, Tobago Cays und Mayreau – Blauwasser in allen Varianten

Am 4. April verlassen wir die Welt der Prominenten und tauchen wieder ab ins Reich der Irdischen, oder kurz: wir segeln weiter zur nächsten Insel, die Canouan heisst.

Unterwegs nach Canouan liegt die kleine Insel Savan Island. Diese ist unbewohnt und dient nur ab und zu einem Fischer als Zufluchtsort, da sie gut von einem Riff gegen Wellen und Strömung geschützt ist. Hier legen wir einen Schnorchel- und Badehalt ein. Herrlich klares Wasser und viele bunte Fische bekommen wir zu sehen. Wir entdecken auch, und das hat uns ein wenig entsetzt, mehrere leere Schildkrötenpanzer, die mit einem Stein auf den Meeresboden versenkt worden sind. Da werden offensichtlich immer noch Meeresschildkröten bejagt und getötet, obwohl es eigentlich verboten ist

Auf Canouan ankern wir in der Charlestown Bay. Die Insel sieht fast aus wie ein «J» und lässt sich grob in drei Teile unterteilen. Der Norden der Insel gehört einem privaten Unternehmen, das hier ein luxuriöses Boutique-Hotel mit 18-Loch Golfplatz errichtet hat. Dieser ganze Bereich ist privat und man braucht eine Zutrittsberechtigung, wenn man auf diesen Teil der Insel will. Wollen wir nicht. Der mittlere und südliche Teil der Insel ist frei zugänglich und wir erkunden diesen Bereich ausgiebig zu Fuss. Im mittleren Bereich wohnen die Einheimischen, rund etwa 1’500 Einwohner. Hier befindet sich auch die grosse Bucht mit seinen guten Ankerplätzen. Der dritte Bereich ist dann das ganze Südufer der Insel. Hier ist vor kurzem eine grosse, topmoderne Marina errichtet worden die Yachten bis zu 110 Meter Länge Platz bietet. Gleich parallel zu dieser Marina verläuft der Flughafen der Insel, dessen Piste lange genug ist, so dass auch Düsenjets darauf landen können.

Charlestown Bay mit dem örtlichen Dieselkraftwerk im Vordergrund. Im Vergleich zu anderen Inseln scheint uns der Lebensstandard hier über dem Durchschnitt zu liegen. Es finden sich nur noch wenige bewohnte Holz- oder Blechhütten
Blick auf die neue «Marina of the Grenadines». Preis und Nachfrage spielt offensichtlich noch nicht so gut, denn bei unserer Besichtigung lagen gerade mal etwa fünf Schiffe in der Marina, die eigentlich für weit über 100 Schiffe konzipiert ist. Es wäre der Marina zu wünschen, dass sie bald das richtige Preisniveau findet und sich die leeren Stege füllen
Die wunderschöne, aber auch (noch) fast leere Bar in der Marina, welche auch zu einem neuen Hotelresort gehört
Es gibt auch die einfacheren – und ebenso interessanten Bars. Als Beispiel dient hier die Coconut Bar, in der Bucht wo wir vor Anker liegen, gleich neben dem Fährterminal an vorderster Strandlage. Fein und ordentlich herausgeputzt macht sie uns einen einladenden Eindruck
Der Barkeeper, ein fröhlicher, aufgestellter Typ, begrüsst uns mit einem Handschlag und einem sympathischen «welcome to paradise!». Diese Einladung nehmen wir doch gerne an, setzen uns an einen Tisch und geniessen ein kühles «Hairoun», das Bier dieser Gegend. Man beachte den Bierdeckel: ein Baumblatt, dass der Barkeeper kurzerhand vom Baum pflückt

In der Coconut Bar treffen wir einen Mann in unserem Alter mit seiner nicht ganz 20-jährigen Tochter an. Ihn und seine Familie hatten wir kurz vorher schon in der neuen Marina gesehen. Spontan kommen wir ins Gespräch und erfahren, dass eine der beiden grossen Motoryachten in der Marina ihm gehört und dass er gerade mit seiner Familie zwei Wochen Ferien darauf verbringt. Insgesamt benutzt er seine Yacht, die er aber nicht selber fahren kann, nur etwa zwei Monate im Jahr. Den Rest der Zeit überlässt er sie mit der ganzen Crew an Freunde und Kollegen. Er kenne die Schweiz, erwähnt er, alle drei Monate fliege er nach Zürich zur Stammzellen Auffrischung. Offenbar mit gutem Erfolg, denn für sein Alter sieht er wirklich sehr gut aus! Seine Frau fährt ein Bentley, sein Sohn besitzt zwei Porsches, seine Tochter einen Mercedes 500SL Cabrio und er zur Zeit einen Lamborghini. Simon, wie er sich uns vorstellt, ist Engländer und hat sein Vermögen durch Organisieren und Durchführen von grossen Musikkonzerten und Musicals gemacht. Heute gehören ihm mehrere eigene Firmen, vorwiegend in der Catering Branche. Wir haben ein kurzweiliges und lockeres Gespräch und erfahren in kurzer Zeit viel über eine interessante Person. Wir werden in Zukunft nach seiner Yacht Ausschau halten 😊

Als wir bei unserer Ankunft in der Charlestown Bay beim Ankern sind, kommt uns dieses Schiff immer näher und näher, und der Skipper winkt uns gestenreich zu. Immer wieder zeigt er auf unsere Flagge, bis wir endlich merken, dass es auch ein Schweizer ist. Hanspeter Bättig ist mit seiner SY Tamango 2, einer 53 Fuss langen Amel, seit bald drei Jahren auf Weltreise. Spontan kommt er zum Ankertrunk auf unser Schiff und Pia lädt den Ostschweizer auch gleich zum Nachtessen ein
Hanspeter ist ein leidenschaftlicher Koch und lädt uns für den nächsten Tag zum Langusten und Krabben Essen ein. Er zeigt uns im Detail, wie das Kochen und Zubereiten geht. Aber das Öffnen der Tiere und das Herauslösen des Fleisches ist ein schwieriges Unterfangen und braucht Übung. Diese geht Köbi offensichtlich noch ab 😉

Die Inseln in dieser Gegend der Karibik sind gut überschaubar und klein, und die Distanzen dazwischen relativ kurz. Ein ideales Gebiet für Segelferien von 2-3 Wochen. Es ist daher verständlich, dass man hier auch mehrheitlich Charteryachten sieht, Yachten also, die von Freunden oder Familien gemietet werden. Es gibt auch Yachten, vor allem die grösseren, die werden mit einer Crew zusammen vermietet. Erstaunlicherweise sind die meisten der Charteryachten heute Katamarane. Einrumpfboote, wie die Lupina eines ist, sieht man nur noch selten als Charteryacht. Beim Ankern muss man da gut aufpassen. Die beiden Schiffstypen verhalten sich sehr unterschiedlich beim Schwojen um ihren Anker. Weil ein Katamaran eine grosse Angriffsfläche für den Wind hat und nur flach im Wasser liegt, reagiert dieser viel schneller auf sich ändernden Wind am Ankerplatz. Ein Schiff wie unseres mit einem Kiel, der tief ins Wasser reicht, und das relativ wenig Angriffsfläche für den Wind bietet, reagiert viel träger. Zum Glück sind die Ankerplätze meist gross und wir haben genügend Platz. Wenn es einmal etwas enger ist, bleiben wir meist hinten im Feld in sicherer Distanz. Das hat den Nachteil, dass es weiter draussen eher etwas mehr rollt, was uns aber überhaupt nicht stört.

Am 6. April verlassen wir die Charlestown Bay und ziehen weiter südwärts. Ziel sind die Tobago Cays, eine Inselgruppe von fünf winzig kleinen Inseln, die umgeben sind von einem riesigen Korallengürtel. Gut geschützt gegen die Atlantikwellen, aber offen dem Wind ausgesetzt. Die Tobago Cays bieten wunderschöne Sandstrände, glasklares und angenehm warmes Wasser und immer noch massenhaft bunte Fische, mit denen man stundenlang mitschwimmen kann. Diese Inseln sind längst kein Geheimtipp mehr und deshalb Ziel eines jeden Chartertörns. Dies hat die Konsequenz, dass die Ankerplätze, die alle in einem gut regulierten Schutzpark liegen, meist sehr dicht belegt sind.

Tobago Cays: wir liegen am Anker zwischen zwei kleinen Inseln. In dieser engen etwas tieferen Passage herrscht immer ein Strom von ein bis zwei Knoten. Zusätzlich bläst der Wind aus der gleichen Richtung mit konstant 15-18 Knoten. Wir geben dem Anker viel Kette (je mehr Kette, umso besser der Halt) und unser Schiff bleibt fest verankert im türkisfarbenen Wasser. Viel Wind bedeutet für uns auch, dass die Batterien vom Windgenerator gefüllt werden!!!
Tobago Cays: Blick über unseren Bug vom Ankerplatz aus. Weit weg am Horizont zeigt sich eine weisse Welle. Das ist die Stelle, wo das vorgelagerte, hufeisenförmige Riff die Wellen bricht und das Wasser glättet
Tobago Cays: 7. April, Pia überrascht Köbi mit einem Champagner-Frühstück und frisch gebackenem Butterzopf zu seinem Geburtstag
Bei unserem Ankerplatz gibt es am Strand ein paar Strandbars, die BBQs mit Lobster, Fisch oder Hühnchen feil bieten, aber zu total überrissenen Preisen und mit sehr fraglicher Qualität. Wir lassen es bleiben und geniessen einfach die schöne Natur in den Tobago Cays. Wir erkunden diese ausschliesslich vom Wasser aus mit Schnorchel und Flossen, oder dann, bei der Weiterfahrt, mit dem Schiff. Auf dem Bild umrunden wir die Insel «Petit Bateau» mit Ankerplatz vor dem «Horse Shoe Reef» im Hintergrund
Unser nächster Ankerplatz ist einer der wohl berühmtesten in der Karibik: die «Salt Whistle Bay» auf der Insel Mayreau, nur ein paar Meilen westlich der Tobago Cays. Köbi setzt den Anker hinter dem Bojenfeld, das gegen Abend dicht besiedelt sein wird

Die Insel Mayreau liegt direkt westlich der Tobago Cays und profitiert stark vom Tourismus, welche die Cays anlocken. Die Insel selber ist nur gerade drei Quadratkilometer gross und ist locker zu Fuss in einem Tag umrundet. No stress! Wir geben uns zwei Tage dafür 😊

Viele Yachten legen auf Mayreau in einer der drei gut geschützten Buchten einen Zwischenstopp ein und nutzen die Gelegenheit für einen Landgang. Die schönste, weil spektakulärste, Bucht ist die «Salt Whistle Bay». Hier trennt eine dünne Landzunge Ost  (= Wind und Wellen) und West (wenig Wind, keine Wellen) der Insel.

Die dünne Landzunge, welche die Salt Whistle Bay im Westen (rechts) und die Ostseite der Insel voneinander trennt
Salt Whistle Bay: idealer Ankerplatz für Charteryachten, weil hier fast am Ufer, das die Bay halbkreisartig umrundet, geankert werden kann
Pia hat ihren Kontrollposten eingenommen und beobachtet das Kommen und Gehen der Yachten
Es leben nur rund 400 Einwohner auf dieser Insel. Fast jeder davon lebt irgendwie vom Tourismus, der fast ausschliesslich aus Yachten besteht. Die älteren Frauen zu Hause, die das Handwerk noch beherrschen, stellen Kleider und Tücher in allen Formen und Farben her. Ihre Töchter versuchen dann die bunten Textilien am Strand zu verkaufen
Salt Whistle Bay: eine Ankerbucht, wie man sie als Segler geniesst
Die Kehrseite der Medaille: Unrat ziert überall die Wege und Strassen. Die Leute haben noch nicht erkannt, wie dieser Müll ihrer Natur und sehr schnell auch ihnen selber schadet. In den Internet Plattformen hat Mayreau deswegen bereits einen sehr schlechten Ruf, auch was die Sauberkeit und Qualität der hastig aufgestellten Imbissbuden am Strand anbelangt
Aber es gibt auch noch die unverdorbenen Strände, die noch nicht zugemüllt sind. Hier machen wir eine Wanderung entlang der Ostküste von Süden nach Norden und versuchen, dem Ufer entlang zurück zu unserem Ankerplatz zu gelangen. Dieser Strand ist menschenleer und entsprechend auch sauber. Auf etwa halbem Weg scheint unser Spaziergang aber zu Ende zu sein. Bäume und Felsen versperren uns den Weg …
… aber es geht weiter! Jemand hat mit Muscheln einen Pfad markiert, der uns schlussendlich über einen abenteuerlichen und sehr kurzweiligen Fussweg zurück zur Salt Whistle Bay führt
Auf unserer Wanderung entlang diesem menschenleeren Strand an der Ostseite kommen wir an diesem Haus vorbei. Es entpuppt sich als Restaurant und Strandbar, dass ein junger Einheimischer kürzlich hier errichtet hat. In der «The Ranch Escapade» erfrischen wir uns kurz und kommen mit den Leuten ins Gespräch. Schnell stellen wir fest, dass der junge Bursche, Monroe, die Probleme auf der Insel erkannt hat, und hier eine Kehrtwende wagt. Er wird es schwierig haben, da hier kaum eine Menschenseele vorbei kommt. Wir möchten ihm den Erfolg so fest gönnen, dass wir spontan entscheiden, zum Nachtessen nochmals hierher zurück zu laufen (30 Minuten Fussmarsch von der Salt Whistle Bay)
Nachtessen in «The Ranch Escapade»: Wir geniessen ein wunderbares lokales Menü: Köbi geniesst «Conch», das sind die grossen Meeresschnecken, Pia eine Spezialität des Hauses: Hühnchen, süss-sauer mit Käse überbacken. Beides sehr lecker zubereitet und zu einem Preis, der absolut passt. Wenn wir sonst das Essen in letzter Zeit eher als fad empfanden, waren unsere beiden Gerichte exakt mit dem richtigen Pepp zubereitet. Wir erfahren, dass die Köchin ihr Handwerk von einem erfahrenen Koch gelernt hat, der lange Zeit in Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen gearbeitet hat. Der junge Besitzer, Monroe, setzt sich nach dem Essen zu uns, und wir plaudern lange über seine Pläne. Er fragt uns nach Tipps und wir stellen fest, dass die meisten Ideen, die wir haben, bereits vorgeplant und auch in der Umsetzung sind. Ein Restaurant das wir unseren besten Freunden empfehlen können und das wir selber wieder besuchen wollen!

Mit diesem feinen Nachtessen verabschieden wir uns am nächsten Morgen von Mayreau und segeln weiter zur nächsten Insel: Union Island. In rund einer Stunde Fahrt Richtung Süden sollten wir dort sein.

Mustique – die Insel der Prominenten

Gefuuuunden!!
Nachdem Köbi am Vortag das verlorene Bugstrahlruder wegen der leicht getrübten Sicht im Wasser nicht finden konnte, hat er es am nächsten Tag noch einmal versucht. Diesmal war die Sicht deutlich besser, da über Nacht der Wind in der Friendship Bay etwas nachgelassen hat und das Wasser nicht mehr so stark aufgewirbelt wurde. Systematisch ist er zwischen Schiff und Anker hin und her geschnorchelt und hat das Rad nach fast einer Stunde doch noch gefunden. Nun müssen wir nur noch eine geeignete Sicherungsmutter besorgen, dann können wir den Defekt selber reparieren

Am 1. April verlassen wir die Friendship Bay auf Bequia bereits wieder und segeln südwärts Richtung Mustique. Da in den letzten Buchten, in denen wir geankert haben, das Meerwasser meist etwas trüb war (durch vom Wind und Wellen aufgewirbelter Sand) wollten wir unseren Wassermacher nicht in Betrieb nehmen . Unser Wassertank ist nur noch zu 10% gefüllt. Wir benutzen die Überfahrt nach Mustique, um diesen wieder ordentlich zu füllen. Mit der frischen Briese aus Osten wären wir in etwas mehr als einer Stunde an unserem nächsten Ziel, die Britannia Bay auf Mustique. Wir brauchen aber mindestens zwei Stunden für den Wassermacher. Also setzen wir nur das Grosssegel und schaukeln gemütlich mit 4-5 Knoten Fahrt nach Mustique.

Britannia Bay, Mustique

Wenn man Mustique betritt, fällt einem sofort auf, dass diese Insel sich von den anderen bisher von uns  gesehenen Karibikinseln stark unterscheidet. Auf den Berghügeln thronen prunkvolle Villen, alle mit feinem Rasen umgeben und einem protzigen Swimmingpool an bester Lage. Die sonst überall vorhandenen Blechhütten fehlen hier gänzlich. Die Strassen sind gepflegt und der Abfall liegt getrennt gesammelt in den dafür vorgesehenen Behältern. Boatboys, die uns bei der Einfahrt in eine Bay mit ihren schwimmbaren Untersätzen üblicherweise umschwirren oder gar bedrängen, gibt es nicht. Hier werden wir von einem Marinero mit einem ordentlichen Boot, das auch gut sichtbar beschriftet ist, an eine Boje eingewiesen. Ankern darf man nämlich nicht, oder nur auf spezielle Anweisung des Marineros, falls mal alle Bojen besetzt sein sollten. Ist bei uns aber nicht der Fall.

Mustique war bis Mitte des letzten Jahrhunderts praktisch unbekannt und nur von ein paar Fischern besiedelt. Das hat sich schlagartig geändert, als ein reicher Investor aus England die rund fünf Quadratkilometer grosse Insel als Renditeobjekt entdeckte: Colin Tennant, Britisch von der Scheitel bis zur Sohle und mit sehr guten Verbindungen in den Aristokratenkreisen. Dank seinen guten Beziehungen zum Königshaus gelang es ihm, das Interesse von Prinzessin Margaret für sein Projekt zu gewinnen. Sie kaufte eine der ersten Luxusvillen, die Tennant auf der Insel ab den 1960-er Jahren zu bauen begann. Auf ihrer Suche nach Abgeschiedenheit in einer fantastisch schönen Landschaft tief in der Karibik folgten bald weitere berühmte Persönlichkeiten des internationalen Jetsets. So haben etwa Künstler aus der Musik und Showbranche wie Mick Jagger, David Bowie oder Brian Adams ein Anwesen auf dieser Insel. Heute verwaltet die Mustigue Company, welche allen Hausbesitzern gehört, das Geschehen auf der Insel. Unter anderem sorgt diese Verwaltung aber auch dafür, dass diese Superreichen nicht überborden. So zum Beispiel gibt es zwar einen kleinen Flughafen (mit ganz spezieller Landepiste – beide Enden steigen an, so ähnlich wie ein Surfboard), aber es sind keine Privatjets oder Helikopter erlaubt. Nur offizielle Verbindungsflieger dürfen starten und landen. Auch gibt es keine Luxusautos zu sehen. Das Einheitsfahrzeug für alle sind Golf-Carts.

Wohl eine der berühmtesten Bars in der Karibik: Basil’s Bar, direkt am Wasser in der Britannia Bay
Basil’s Bar. Wunderschönes Ambiente. Die Preise hier befinden sich im oberen Europäischem Niveau und sind deutlich höher als sonst in der Karibik üblich. Aber diese Aussicht auf unseren Liegeplatz ist es allemal wert, hier jeweils einen kurzen Zwischenstopp auf dem Weg nach Hause einzulegen
Colin Tennant der mit seiner Vision einer privaten Insel für die Reichen Mustique von heute geschaffen hat
Die Insel ist klein. Wir verzichten auf fahrbaren Untersatz, wie auch schon auf Bequia, und durchstreifen das kleine Paradies der Superreichen zu Fuss. Strand im Süden der Britannia Bay. Obwohl fast alles in privatem Besitz ist, sind die meisten Strände zum Glück öffentlich zugänglich geblieben
Einfach nur schön!
Die Mustique Company sorgt für einen tadellosen Zustand der Infrastruktur (Wasser, Strom, etc.) aber auch für die Sauberkeit auf der Insel. Auf unserem Streifzug treffen wir Gärtner, die gerade reife Kokosnüsse von den Palmen holen. Dies machen sie aus Sicherheitsgründen! Damit soll verhindert werden, dass am Strand eine Berühmtheit eine Nuss auf den Kopf kriegt und davon erschlagen wird😊. Spontan erhalten wir eine Nuss und können uns am feinen Saft erfrischen
«The tourist tree» (Touristen Baum): dieser Baum wird so genannt, weil seine glänzende Rinde sich schält wie die Haut eines sonnenverbrannten Touristen. Aus dem Saft des Baumes wird Klebstoff, Lack und Zutaten für Weihrauch gewonnen. Das Holz wird verwendet zur Herstellung von Streichhölzern und Sperrholz
Einfach die Seele baumeln lassen
Wir erkunden die Insel zu Fuss in zwei Etappen. Am einen Tag die Südhälfte der Insel, am anderen die Nordhälfte. Dafür brauchen wir die Genehmigung der Mustique Company, die durch unseren Marinero vertreten wird . Der schaut uns prüfend an, sieht keine Paparazzi Kameras auf unserer Brust baumeln und meint schlicht: „no problem, just stay on the path and respect the signs „private entry“, ok?“. Wir nicken, er nickt zurück mit dem Daumen nach oben und wir sind genehmigt. Damit man nicht durch die Grundstücke der Reichen muss (was man logischerweise eh nicht dürfte!), haben diese mit ihrer Mustique Company dafür gesorgt, dass es der Küste entlang einen schönen, gut markierten Wanderweg gibt. Hier ein Teilstück davon direkt am Meer den Felsen entlang im Süden der Insel
Blau in allen Tonfarben
Blick vom Gun Hill im Süden über die Obsidian Bay
Eines morgens steht Pia plötzlich mit einem Fisch (wir vermuten es ist ein Amber Jack) da. Was ist passiert??
Hier die Erklärung: neben uns hat ein grosser 57 Fuss Katamaran an einer Boje festgemacht. Eigentlich ist dieses Schiff für diesen Bereich des Bojenfeldes zu gross. Ist aber halt sehr bequem, weil die Basil’s Bar von hier nur einen Katzensprung entfernt ist. In der Nacht sehen wir, wie der Berufs-Skipper dieser Charter-Yacht beim Angeln ist – wäre zwar verboten hier, er macht es aber trotzdem. Am Morgen dann ein Riesenjubel seiner Crew: er hat in seiner nächtlichen Aktion vier Fische gefangen. Den kleinsten davon schenkt er spontan Pia und entschuldigt sich für die Störung, weil er so nahe war zu unserem Schiff. Nun müssen wir zum ersten Mal einen Fisch ausnehmen! Der Skipper des Kats und ein Instruktionsfilm auf YouTube zeigen uns wie es geht. Klappt ganz gut, aber die Bilder davon ersparen wir euch 😉
Am nächsten Tag machen wir uns auf zur 2. Wanderetappe. Diesmal ist die restliche Hälfte der Ostküste und der nördliche Bereich der Insel auf unserem Plan. Die Ostküste ist eher trocken
Während es im Westen der Insel viele flache Sandstrände hat, ist die Ostküste eher rauh, felsig und vor allem sehr windig
Pasture Beach an der Ostküste. Das Baden hier ist sehr gefährlich. Die einlaufenden Wellen überschlagen sich auf lange Distanz und das wieder rückfliessende Wasser erzeugt gefährliche Strömungen
Der Wanderweg führt durch dichtes Buschwerk
Ab und zu treffen wir Landschildkröten an
Kleine Auswahl von Prunkvillen …
… anderes Beispiel: dies ist nur das Teehäuschen beim Swimming Pool
Beachbar im Cotton House Hotel
Am Morgen früh und immer, wenn wir wieder aufs Schiff zurück kehren ist eine der ersten Aktionen von uns, Schnorchel und Flossen zu packen und ins 27 Grad warme Wasser zu springen. Hier ist es sehr klar und wir können einfach nur geniessen. Die Schildkröten grasen neben oder gar direkt unter unserem Schiff und lassen sich von uns nicht stören

Am 4. April verlassen wir diese künstliche aber sehr schöne Welt von Mustique und fahren weiter südwärts. Unser nächstes Ziel ist Charlestown Bay von Canouan.

Hinweis: wir werden immer wieder gefragt, wo genau wir sind. Auf dieser Home-Page gibt es das Menu „Aktuelle Position“. Da könnt ihre jeweils unseren aktuellen Schiffsstandort sehen sowie die bereits zurückgelegte Strecke.