Canouan, Tobago Cays und Mayreau – Blauwasser in allen Varianten

Am 4. April verlassen wir die Welt der Prominenten und tauchen wieder ab ins Reich der Irdischen, oder kurz: wir segeln weiter zur nächsten Insel, die Canouan heisst.

Unterwegs nach Canouan liegt die kleine Insel Savan Island. Diese ist unbewohnt und dient nur ab und zu einem Fischer als Zufluchtsort, da sie gut von einem Riff gegen Wellen und Strömung geschützt ist. Hier legen wir einen Schnorchel- und Badehalt ein. Herrlich klares Wasser und viele bunte Fische bekommen wir zu sehen. Wir entdecken auch, und das hat uns ein wenig entsetzt, mehrere leere Schildkrötenpanzer, die mit einem Stein auf den Meeresboden versenkt worden sind. Da werden offensichtlich immer noch Meeresschildkröten bejagt und getötet, obwohl es eigentlich verboten ist

Auf Canouan ankern wir in der Charlestown Bay. Die Insel sieht fast aus wie ein «J» und lässt sich grob in drei Teile unterteilen. Der Norden der Insel gehört einem privaten Unternehmen, das hier ein luxuriöses Boutique-Hotel mit 18-Loch Golfplatz errichtet hat. Dieser ganze Bereich ist privat und man braucht eine Zutrittsberechtigung, wenn man auf diesen Teil der Insel will. Wollen wir nicht. Der mittlere und südliche Teil der Insel ist frei zugänglich und wir erkunden diesen Bereich ausgiebig zu Fuss. Im mittleren Bereich wohnen die Einheimischen, rund etwa 1’500 Einwohner. Hier befindet sich auch die grosse Bucht mit seinen guten Ankerplätzen. Der dritte Bereich ist dann das ganze Südufer der Insel. Hier ist vor kurzem eine grosse, topmoderne Marina errichtet worden die Yachten bis zu 110 Meter Länge Platz bietet. Gleich parallel zu dieser Marina verläuft der Flughafen der Insel, dessen Piste lange genug ist, so dass auch Düsenjets darauf landen können.

Charlestown Bay mit dem örtlichen Dieselkraftwerk im Vordergrund. Im Vergleich zu anderen Inseln scheint uns der Lebensstandard hier über dem Durchschnitt zu liegen. Es finden sich nur noch wenige bewohnte Holz- oder Blechhütten
Blick auf die neue «Marina of the Grenadines». Preis und Nachfrage spielt offensichtlich noch nicht so gut, denn bei unserer Besichtigung lagen gerade mal etwa fünf Schiffe in der Marina, die eigentlich für weit über 100 Schiffe konzipiert ist. Es wäre der Marina zu wünschen, dass sie bald das richtige Preisniveau findet und sich die leeren Stege füllen
Die wunderschöne, aber auch (noch) fast leere Bar in der Marina, welche auch zu einem neuen Hotelresort gehört
Es gibt auch die einfacheren – und ebenso interessanten Bars. Als Beispiel dient hier die Coconut Bar, in der Bucht wo wir vor Anker liegen, gleich neben dem Fährterminal an vorderster Strandlage. Fein und ordentlich herausgeputzt macht sie uns einen einladenden Eindruck
Der Barkeeper, ein fröhlicher, aufgestellter Typ, begrüsst uns mit einem Handschlag und einem sympathischen «welcome to paradise!». Diese Einladung nehmen wir doch gerne an, setzen uns an einen Tisch und geniessen ein kühles «Hairoun», das Bier dieser Gegend. Man beachte den Bierdeckel: ein Baumblatt, dass der Barkeeper kurzerhand vom Baum pflückt

In der Coconut Bar treffen wir einen Mann in unserem Alter mit seiner nicht ganz 20-jährigen Tochter an. Ihn und seine Familie hatten wir kurz vorher schon in der neuen Marina gesehen. Spontan kommen wir ins Gespräch und erfahren, dass eine der beiden grossen Motoryachten in der Marina ihm gehört und dass er gerade mit seiner Familie zwei Wochen Ferien darauf verbringt. Insgesamt benutzt er seine Yacht, die er aber nicht selber fahren kann, nur etwa zwei Monate im Jahr. Den Rest der Zeit überlässt er sie mit der ganzen Crew an Freunde und Kollegen. Er kenne die Schweiz, erwähnt er, alle drei Monate fliege er nach Zürich zur Stammzellen Auffrischung. Offenbar mit gutem Erfolg, denn für sein Alter sieht er wirklich sehr gut aus! Seine Frau fährt ein Bentley, sein Sohn besitzt zwei Porsches, seine Tochter einen Mercedes 500SL Cabrio und er zur Zeit einen Lamborghini. Simon, wie er sich uns vorstellt, ist Engländer und hat sein Vermögen durch Organisieren und Durchführen von grossen Musikkonzerten und Musicals gemacht. Heute gehören ihm mehrere eigene Firmen, vorwiegend in der Catering Branche. Wir haben ein kurzweiliges und lockeres Gespräch und erfahren in kurzer Zeit viel über eine interessante Person. Wir werden in Zukunft nach seiner Yacht Ausschau halten 😊

Als wir bei unserer Ankunft in der Charlestown Bay beim Ankern sind, kommt uns dieses Schiff immer näher und näher, und der Skipper winkt uns gestenreich zu. Immer wieder zeigt er auf unsere Flagge, bis wir endlich merken, dass es auch ein Schweizer ist. Hanspeter Bättig ist mit seiner SY Tamango 2, einer 53 Fuss langen Amel, seit bald drei Jahren auf Weltreise. Spontan kommt er zum Ankertrunk auf unser Schiff und Pia lädt den Ostschweizer auch gleich zum Nachtessen ein
Hanspeter ist ein leidenschaftlicher Koch und lädt uns für den nächsten Tag zum Langusten und Krabben Essen ein. Er zeigt uns im Detail, wie das Kochen und Zubereiten geht. Aber das Öffnen der Tiere und das Herauslösen des Fleisches ist ein schwieriges Unterfangen und braucht Übung. Diese geht Köbi offensichtlich noch ab 😉

Die Inseln in dieser Gegend der Karibik sind gut überschaubar und klein, und die Distanzen dazwischen relativ kurz. Ein ideales Gebiet für Segelferien von 2-3 Wochen. Es ist daher verständlich, dass man hier auch mehrheitlich Charteryachten sieht, Yachten also, die von Freunden oder Familien gemietet werden. Es gibt auch Yachten, vor allem die grösseren, die werden mit einer Crew zusammen vermietet. Erstaunlicherweise sind die meisten der Charteryachten heute Katamarane. Einrumpfboote, wie die Lupina eines ist, sieht man nur noch selten als Charteryacht. Beim Ankern muss man da gut aufpassen. Die beiden Schiffstypen verhalten sich sehr unterschiedlich beim Schwojen um ihren Anker. Weil ein Katamaran eine grosse Angriffsfläche für den Wind hat und nur flach im Wasser liegt, reagiert dieser viel schneller auf sich ändernden Wind am Ankerplatz. Ein Schiff wie unseres mit einem Kiel, der tief ins Wasser reicht, und das relativ wenig Angriffsfläche für den Wind bietet, reagiert viel träger. Zum Glück sind die Ankerplätze meist gross und wir haben genügend Platz. Wenn es einmal etwas enger ist, bleiben wir meist hinten im Feld in sicherer Distanz. Das hat den Nachteil, dass es weiter draussen eher etwas mehr rollt, was uns aber überhaupt nicht stört.

Am 6. April verlassen wir die Charlestown Bay und ziehen weiter südwärts. Ziel sind die Tobago Cays, eine Inselgruppe von fünf winzig kleinen Inseln, die umgeben sind von einem riesigen Korallengürtel. Gut geschützt gegen die Atlantikwellen, aber offen dem Wind ausgesetzt. Die Tobago Cays bieten wunderschöne Sandstrände, glasklares und angenehm warmes Wasser und immer noch massenhaft bunte Fische, mit denen man stundenlang mitschwimmen kann. Diese Inseln sind längst kein Geheimtipp mehr und deshalb Ziel eines jeden Chartertörns. Dies hat die Konsequenz, dass die Ankerplätze, die alle in einem gut regulierten Schutzpark liegen, meist sehr dicht belegt sind.

Tobago Cays: wir liegen am Anker zwischen zwei kleinen Inseln. In dieser engen etwas tieferen Passage herrscht immer ein Strom von ein bis zwei Knoten. Zusätzlich bläst der Wind aus der gleichen Richtung mit konstant 15-18 Knoten. Wir geben dem Anker viel Kette (je mehr Kette, umso besser der Halt) und unser Schiff bleibt fest verankert im türkisfarbenen Wasser. Viel Wind bedeutet für uns auch, dass die Batterien vom Windgenerator gefüllt werden!!!
Tobago Cays: Blick über unseren Bug vom Ankerplatz aus. Weit weg am Horizont zeigt sich eine weisse Welle. Das ist die Stelle, wo das vorgelagerte, hufeisenförmige Riff die Wellen bricht und das Wasser glättet
Tobago Cays: 7. April, Pia überrascht Köbi mit einem Champagner-Frühstück und frisch gebackenem Butterzopf zu seinem Geburtstag
Bei unserem Ankerplatz gibt es am Strand ein paar Strandbars, die BBQs mit Lobster, Fisch oder Hühnchen feil bieten, aber zu total überrissenen Preisen und mit sehr fraglicher Qualität. Wir lassen es bleiben und geniessen einfach die schöne Natur in den Tobago Cays. Wir erkunden diese ausschliesslich vom Wasser aus mit Schnorchel und Flossen, oder dann, bei der Weiterfahrt, mit dem Schiff. Auf dem Bild umrunden wir die Insel «Petit Bateau» mit Ankerplatz vor dem «Horse Shoe Reef» im Hintergrund
Unser nächster Ankerplatz ist einer der wohl berühmtesten in der Karibik: die «Salt Whistle Bay» auf der Insel Mayreau, nur ein paar Meilen westlich der Tobago Cays. Köbi setzt den Anker hinter dem Bojenfeld, das gegen Abend dicht besiedelt sein wird

Die Insel Mayreau liegt direkt westlich der Tobago Cays und profitiert stark vom Tourismus, welche die Cays anlocken. Die Insel selber ist nur gerade drei Quadratkilometer gross und ist locker zu Fuss in einem Tag umrundet. No stress! Wir geben uns zwei Tage dafür 😊

Viele Yachten legen auf Mayreau in einer der drei gut geschützten Buchten einen Zwischenstopp ein und nutzen die Gelegenheit für einen Landgang. Die schönste, weil spektakulärste, Bucht ist die «Salt Whistle Bay». Hier trennt eine dünne Landzunge Ost  (= Wind und Wellen) und West (wenig Wind, keine Wellen) der Insel.

Die dünne Landzunge, welche die Salt Whistle Bay im Westen (rechts) und die Ostseite der Insel voneinander trennt
Salt Whistle Bay: idealer Ankerplatz für Charteryachten, weil hier fast am Ufer, das die Bay halbkreisartig umrundet, geankert werden kann
Pia hat ihren Kontrollposten eingenommen und beobachtet das Kommen und Gehen der Yachten
Es leben nur rund 400 Einwohner auf dieser Insel. Fast jeder davon lebt irgendwie vom Tourismus, der fast ausschliesslich aus Yachten besteht. Die älteren Frauen zu Hause, die das Handwerk noch beherrschen, stellen Kleider und Tücher in allen Formen und Farben her. Ihre Töchter versuchen dann die bunten Textilien am Strand zu verkaufen
Salt Whistle Bay: eine Ankerbucht, wie man sie als Segler geniesst
Die Kehrseite der Medaille: Unrat ziert überall die Wege und Strassen. Die Leute haben noch nicht erkannt, wie dieser Müll ihrer Natur und sehr schnell auch ihnen selber schadet. In den Internet Plattformen hat Mayreau deswegen bereits einen sehr schlechten Ruf, auch was die Sauberkeit und Qualität der hastig aufgestellten Imbissbuden am Strand anbelangt
Aber es gibt auch noch die unverdorbenen Strände, die noch nicht zugemüllt sind. Hier machen wir eine Wanderung entlang der Ostküste von Süden nach Norden und versuchen, dem Ufer entlang zurück zu unserem Ankerplatz zu gelangen. Dieser Strand ist menschenleer und entsprechend auch sauber. Auf etwa halbem Weg scheint unser Spaziergang aber zu Ende zu sein. Bäume und Felsen versperren uns den Weg …
… aber es geht weiter! Jemand hat mit Muscheln einen Pfad markiert, der uns schlussendlich über einen abenteuerlichen und sehr kurzweiligen Fussweg zurück zur Salt Whistle Bay führt
Auf unserer Wanderung entlang diesem menschenleeren Strand an der Ostseite kommen wir an diesem Haus vorbei. Es entpuppt sich als Restaurant und Strandbar, dass ein junger Einheimischer kürzlich hier errichtet hat. In der «The Ranch Escapade» erfrischen wir uns kurz und kommen mit den Leuten ins Gespräch. Schnell stellen wir fest, dass der junge Bursche, Monroe, die Probleme auf der Insel erkannt hat, und hier eine Kehrtwende wagt. Er wird es schwierig haben, da hier kaum eine Menschenseele vorbei kommt. Wir möchten ihm den Erfolg so fest gönnen, dass wir spontan entscheiden, zum Nachtessen nochmals hierher zurück zu laufen (30 Minuten Fussmarsch von der Salt Whistle Bay)
Nachtessen in «The Ranch Escapade»: Wir geniessen ein wunderbares lokales Menü: Köbi geniesst «Conch», das sind die grossen Meeresschnecken, Pia eine Spezialität des Hauses: Hühnchen, süss-sauer mit Käse überbacken. Beides sehr lecker zubereitet und zu einem Preis, der absolut passt. Wenn wir sonst das Essen in letzter Zeit eher als fad empfanden, waren unsere beiden Gerichte exakt mit dem richtigen Pepp zubereitet. Wir erfahren, dass die Köchin ihr Handwerk von einem erfahrenen Koch gelernt hat, der lange Zeit in Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen gearbeitet hat. Der junge Besitzer, Monroe, setzt sich nach dem Essen zu uns, und wir plaudern lange über seine Pläne. Er fragt uns nach Tipps und wir stellen fest, dass die meisten Ideen, die wir haben, bereits vorgeplant und auch in der Umsetzung sind. Ein Restaurant das wir unseren besten Freunden empfehlen können und das wir selber wieder besuchen wollen!

Mit diesem feinen Nachtessen verabschieden wir uns am nächsten Morgen von Mayreau und segeln weiter zur nächsten Insel: Union Island. In rund einer Stunde Fahrt Richtung Süden sollten wir dort sein.

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