Curaçao, eine Insel will erobert werden

Am Sonntag, 18. August 2019, machen wir uns auf nach Curaçao. Rund 80 Seemeilen liegen vor uns. Eigentlich keine allzu weite Strecke, wenn da nicht der Gegenwind, die steile Welle und die Strömung wären. Kurz vor 11 Uhr lichten wir den Anker in Aruba und fahren zuerst unter Motor zwischen dem vorgelagerten Riff und der Insel südwärts nach Barcadera, wo wir ausklarieren müssen. Um 12 Uhr sind alle unsere Papiere abgestempelt und wir können los. Zuerst müssen wir noch etwa 10 Seemeilen der Insel entlang südostwärts, bevor wir Kurs Richtung Curaçao setzen können. Kaum aus dem Riff raus im offenen Wasser bemerken wir eine 2-3 Knoten starke Strömung, die genau aus der Richtung kommt, in die wir müssen. Da der Motor schon länger nicht mehr lange gelaufen ist, entscheiden wir uns dafür. So wird unser «Kari» wieder mal richtig durchgeputzt. Wir brauchen fast 3 Stunden, bis wir die Südspitze von Aruba erreicht haben und nach Osten abbiegen könnten. Aber genau von da kommt jetzt der Wind. Wir setzen trotzdem unsere Segel und fahren noch rund 5 Meilen aus dem Kap Bereich von Aruba weg, bevor wir wenden und Kurs so hart am Wind wie es geht Richtung Osten nehmen können. Wir haben die Rechnung ohne Strömung und Wind gemacht. Trotz 5 Knoten Fahrt durch das Wasser werden wir von der Strömung leicht westwärts abgetrieben, fast wieder zurück nach Aruba. Also wieder eine Wende und noch einmal einen Schlag von Aruba weg, so weit wie es geht, bevor wir an die Grenzen von Venezuela stossen. Diese wollen wir nicht überqueren – ist in der aktuellen politischen Lage nicht ratsam. Nach der nächsten Wende werden wir zumindest nicht wieder westwärts gedrängt und können ziemlich genau nordwärts laufen. Noch ein Zack und endlich können wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit einen Kurs anlegen, der uns einigermassen Richtung Westen bringt. Da Wind und Wellen aber zugenommen haben, müssen wir die Segel etwas reffen, und wir machen mit rund 3,5 Knoten viel weniger Fahrt wie sonst.

Unser Zick-Zack Kurs (blaue Linie) von Aruba nach Curaçao

Um es kurz zu machen: wir kommen viel weniger gut voran, als wir geplant hatten. Schon im Verlaufe des nächsten Morgens merken wir, dass wir unser geplantes Ziel, Spanish Waters (eine gut geschützte Bucht im südlichen Bereich von Curaçao) nicht mehr bei Tageslicht erreichen können. In der Dunkelheit wollen wir da aber nicht reinfahren, weil es viele Untiefen hat und uns das zu gefährlich scheint. Wir ändern unseren Plan und entscheiden uns, eine Ankerbucht im Nordwesten von Curaçao anzulaufen.

Die Grenze von Curaçao ist erreicht und Pia setzt wie gewohnt die Fahnen. Wir wurden übrigens schon mehrmals gefragt, woher wir die entsprechenden Landesflaggen haben. Nun, fast in jedem Land, das wir ansegeln, finden wir Marine-Läden, die von ihren Nachbarländern die Fahnen im Sortiment haben. So decken wir uns immer vor der Abfahrt mit den Flaggen ein, die wir als nächstes brauchen

Am späteren Nachmittag haben wir die Überfahrt nach Curaçao beendet und werfen unseren Anker in einer abgeschiedenen Bucht (Boca Santa Cruz) mit wunderbar klarem Wasser. Nach den Strapazen (die immer heftige Schräglage lässt jede Bewegung zu einer sportlichen Fitnessübung werden) geniessen wir den verdienten Ankertrunk umso intensiver 😊 und legen uns früh, wohlig-müde, in die Kojen.

Am nächsten Morgen machen wir uns dann auf zu unserem eigentlichen Ziel: Spanish Waters. Die Fahrt führt uns vorbei an der Hauptstadt von Curaçao, Willemstad, mit ihrer imposanten Hochbrücke, die auch von den grössten Meeresschiffen passiert werden kann. Als wir unser Ziel, Spanish Waters, erreichen, haben wir seit Aruba insgesamt 155 Seemeilen zurückgelegt für eine Strecke, die eigentlich nur rund 80 Meilen sind, wenn man sie direkt bewältigen würde
Die Hauptstadt Willemstad besteht aus zwei Stadtteilen, die durch die Einfahrt in die dahinterliegende fjordartige Bucht getrennt sind. Blick Richtung Punda, dem östlichen Stadtteil mit seinen farbenfrohen Häusern
Willemstad: die beiden Stadtteile Punda (Osten) und Otrobanda (Westen) sind für Fussgänger über einer Brücke verbunden, die schwimmend auf Pontons gelagert ist. Auf der Westseite ist die Brücke drehbar fixiert. Auf der Ostseite ist ein Motor mit Propeller angebracht, der die Brücke im Bedarfsfall auf oder zu schwenken kann
Hier ist die Schwenkbrücke geöffnet. Gut sichtbar die schwimmenden, pontonartigen Stützen
Nicht nur an den Häusern überrascht uns Willemstad mit viel Farbe, überall treffen wir auf farbige Kunst
Kunst an Fenstern und Türen schaffen auch bei einem brach stehenden Haus eine freundlich sympathische Atmosphäre
Dieser Hausbesitzer hatte über 30 Jahre lang als Autowäscher gearbeitet. Nach seinem Tod stand das Haus leer und ist nun am Zerfallen. Kurzerhand wurde es kürzlich von einer Kunstschule, die sich zum Ziel genommen hat, die Stadt zu verschönern, verziert. So lebt der Geist des ehemaligen Bewohners in Bild und Skulpturen weiter
«Alle Vögel sind schon da…» im Curaçao Style – oder man könnte auch schreiben: die Willemstad Stadt Musikanten
Schön prominent und farbig das Zollhaus in Willemstad. Leider ist hier schon länger kein Zollbüro mehr und wir machen locker unsere 10’000 Tagesschritte, um uns korrekt bei Zoll, Immigration und Hafenmeister einzuklarieren
Blick über die Caracas Bay und Spanish Waters (wo wir ankern) im Hintergrund. Der Hauptgrund, warum Curaçao in Seglerkreisen so beliebt ist, sind die vielen, tief ins Land hineinreichenden und weit verzweigten Buchten. Hier ist man bei allen Windrichtungen gut geschützt vor Wellen. Sogar bei einem Hurrikan wäre man hier einigermassen gut geschützt
Die Einfahrten in die Buchten sind meist von beiden Seiten mit Wehrtürmen gesichert. Früher wurden feindliche Schiffe mit schweren Ketten, die zwischen den Befestigungen hochgezogen wurden, an der Einfahrt gehindert
Der einzige Einstieg zum Turm, sehr eng und einfach von oben zu verteidigen. Pia hat aber nichts zu befürchten 😊
Wieder einmal packt uns die Lust, den höchsten Berg des Landes zu erklimmen. Dieser heisst Christoffelberg, ist 372 Meter hoch und liegt im Christoffel Nationalpark im Norden von Curaçao (höchster Berg im Bild)
Frühmorgens um 6 Uhr machen wir uns vom Schiff aus auf den Weg und fahren mit einem Mietwagen in den Nationalpark. Kurz vor 7:30 Uhr starten wir mit der Wanderung. Bis 10 Uhr wird man zum Aufstieg zugelassen, danach ist der Zugang wegen der grossen Tageshitze (kann weit über 30 Grad Celsius werden und das bei einer Luftfeuchtigkeit von über 75%) gesperrt. Der erste Teil der Strecke ist guter Wanderweg, beim zweiten Teil ist guter Tritt und Gleichgewicht gefragt
Geschafft – wir sind oben und geniessen einen wunderbaren 360 Grad Rundblick 😊😊
Abstieg vom Christoffelberg. Pia ist nicht etwa müde, aber sie hat so die Fähigkeit, dauern Steine in die Schuhe zu kriegen. Zu beachten: für einmal sind wir nicht mit Flip-Flop unterwegs, sondern richtigen (Turn)schuhen 😉
Was bei uns Spatzen, sind es hier gelbfarbige, kleine Vögel, die immer da sind, wenn die Menschen etwas Essbares hinterlassen
Curaçao überrascht uns leider nicht nur positiv. Sind zum Beispiel in Bonaire und Aruba sämtliche Strände und Ufer des Meeres öffentlich zugänglich, sind hier die meisten Strände total privat verbaut und nicht zugänglich. Oder hält in Bonaire und Aruba jedes Auto an, wenn ein Fussgänger in die Nähe der Fahrbahn tritt, wird in Curaçao erst recht Gas gegeben. Und jemanden aus einer Seitenstrasse freundlich auf die Strasse winken, das kommt erst recht nicht in Frage. Kleine Distanzen – und doch so grosse Unterschiede im Verhalten der Menschen. Für uns am Unglaublichsten ist der Umgang mit der Umwelt in Curaçao. Auch heute noch wird ungeniert jeglicher Abfall entlang der Strasse entsorgt. Dieses Bild ist leider der Standard und nicht die Ausnahme. Schlimm, sehr schlimm – und eine Schande für Curaçao!
Aber es gibt sie auch: einsame Buchten mit Sandstränden und glasklarem Wasser, das einem mit einer wunderbar bunten Unterwasserwelt verwöhnt

Wenn wir mit dem Schiff an einen neuen Ankerplatz kommen, sind wir immer sehr gespannt, ob Schiffe vor Anker sind, die wir schon irgendwo getroffen haben. In der Spanish Waters Bay treffen wir die „Hierbabuena“ mit Paul Pfammatter und Hund Luca. Paul ist vor vielen Jahren aus der Schweiz nach Kanada ausgewandert und bereist nun nach seiner Pensionierung die Welt mit dem Boot. Wir haben seine Reise schon länger im Internet verfolgt und ihn zum ersten Mal in Grenada persönlich getroffen. Wir freuen uns sehr, ihn wieder zu sehen. Hier in der Bucht lernen wir auch Yana und Tobias mit ihrem Schiff „Maya“ kennen. Sie liegen direkt neben uns und kommen gleich nach unserer Ankunft mit ihrem Dinghi vorbei, um uns willkommen zu heissen. Eine schöne und sympathische Geste! Im Verlaufe der Woche, in der wir vor Anker liegen, treffen wir uns mehrmals spontan zu einem Schwatz, zum Sundowner oder zum Dinghi Taufen auf der Maya (begossen haben wir das neue Boot von Yana und Tobias, das Taufen aber haben wir vergessen 😊).

Als wir am Dienstag, 27.8.2019, frühmorgens bei Tagesanbruch den Anker lichten, und uns auf den Weg nach Bonaire machen wollen, bringt uns Yana dieses selbst gemalte Bild von der Lupina vorbei. Wunderschön! Vielen, vielen Dank Yana!

Mittlerweile sind wir wieder zurück in Bonaire an einer Boje, die uns von Amerikanischen Seglerfreunden (Bob und Etta von der „Taku“, many thanks!) frei gehalten wurde. Für die nächsten Wochen und Monate erwarten wir diverse Besuche aus der Schweiz. Bonaire wird bis Dezember unsere Basis sein. Mal sehen, wie seetauglich unsere temporären Crewmitglieder sind 😉, vielleicht machen wir den einen oder anderen Kurztrip nach Curaçao und wieder zurück. Den Beginn der Besuche macht Morena, die nun am Sonntag anreist. Wir freuen uns sehr darauf!

Aruba – die schöne Touristeninsel

Nach zwei Wochen am Anker vor dem Surfside Beach (innerhalb Fussdistanz zur Hauptstadt Oranjestad) wurde unser Wassertank langsam leer. Da hier das Wasser recht stark eingetrübt ist durch vom Wind und Welle aufgewühlten Sand, haben wir entschieden, den Anker zu lichten und einmal der Westküste entlang rauf und runter zu segeln und auf dem offenen Meer bei klarem Wasser den Wassermacher laufen zu lassen. Das schont die Filter sehr und verlängert deren Einsatzzeit. Kurzer Schreck beim Starten des Motors: der Strom in der Starterbatterie reicht nicht mehr, um den Motor zu drehen. Wir realisieren zum ersten Mal, dass aus uns unerfindlichen Gründen Windgenerator und Solarzellen so verdrahtet sind, dass sie nur die Servicebatterien laden, nicht aber die Starterbatterie. Da wir in den letzten Wochen und Monaten den Hauptmotor nur wenig und den Generator gar nicht mehr benutzen mussten, wurde die Starterbatterie nicht mehr genügend geladen. Gut, dass wir das nun wissen 😊. Die Energie in der Starterbatterie hat dann aber doch noch gereicht, um den Generator zu starten, und mit dessen Strom reichte es dann auch für den Hauptmotor. Schwein gehabt! Ohne weitere Probleme konnten wir dann unseren Wassertank komplett füllen und wieder vor dem Surfside Beach unseren Anker setzen.

Wie schon im letzten Bericht erwähnt ist Aruba in vielen Dingen sehr Holländisch. Diese Windmühle wurde 1804 zum Wasser Pumpen im Niederländischen Ostfriesland aufgebaut. Im Jahre 1878 wurde sie nach einem Sturmschaden versetzt und als Getreidemühle betrieben, bis sie 1929 erneut nach Sturmschäden ausser Betrieb genommen wurde. 1960 werde sie von einem reichen Kaufmann gekauft, abgebaut, in Einzelteilen nach Aruba gebracht und hier wieder aufgebaut. Heute dient sie als Museum und Restaurant
In der Hauptstadt Oranjestad tragen viele Gebäude aus der Kolonialzeit zum bunten Stadtbild bei
Strassenbild Oranjestad
Eine pittoreske Strassenbahn führt Touristen direkt vom Anlegepier der Kreuzfahrtschiffe in die Einkaufsmeile, alle namhaften Luxusgeschäfte dieser Welt haben hier eine Filiale
Eine „arubanische“ Erfindung: der Solarbaum 😊
The Paddock Bar, ein gemütlich urchiges Lokal direkt auf dem Pier in Oranjestad. Die Wände sind komplett mit Dollarscheinen tapeziert
Aruba lebt vom Tourismus. Davon gibt es im Wesentlichen zwei Kategorien. Die eine Kategorie besteht aus den Kreuzfahrtschiffen: in der Hochsaison (Wintermonate) legen täglich bis zu vier solcher schwimmenden Hotels am frühen Morgen an, giessen Tausende von Tagestouristen aus ihrem Bauch über Aruba, sammeln diese am Abend wieder auf und ziehen nach Einbrechen der Nacht weiter zur nächsten Insel. Jetzt ist gerade Nebensaison. Da kommen pro Woche zirka 1-2 grosse Schiffe und die Touristenwellen sind gut erträglich
Die andere Kategorie sind die Hoteltouristen, die meist All-Inclusive Pakete gebucht haben. Das Zentrum der grossen Hotels liegt am nordwestlich von Aruba gelegenen Eagle Beach und am Palm Beach, wo vor allem die ganz grossen Hotels ihre Resorts haben. Im Bild das «Riu Antillas». Die ganz grossen Hotels haben meistens auch noch ein Casino, das zu ihrer Anlage gehört. Hier kann man dann gleich die nächsten Ferien erspielen 😊 oder verlieren ☹
Gartenanlage und Poolbereich des «Riu Antillas»
An den Kilometer langen, flach abfallenden Sandstränden reiht sich ein Beachresort an den anderen. Meist hübsch gemacht und gut ausgestattet mit der Infrastruktur, die Badetouristen gerne vorfinden. Gut für uns: in Aruba sind per Gesetz alle Strände öffentlich. Somit sind die Resorts hier offen zugänglich gestaltet und man kann stundenlang dem Strand entlang von einem Traumresort zum anderen schlendern
Für uns sind die grossen Touristenzentren weniger attraktiv. Da geniessen wir den Sundowner lieber in «unserer» idyllischen Surfside Beach Bar …
… oder noch lieber direkt auf unserer Lupina
Bei so einem Sundowner hat zu später Nachtstunde eine heftige Windböe Köbi’s Liegestuhl gepackt, just als er sich daraus kurz erhoben hatte. In hohem Bogen flog die blaue Sänfte über die Reeling und verschwand in den Wogen, bevor wir überhaupt reagieren konnten. Nun, das Missgeschick liess Köbi in der Nacht keine Ruhe. Bei den ersten Sonnenstrahlen am nächsten Morgen folgte er dem Stuhl, mit Flossen, Schnorchel und Tauchbrille bewaffnet, ins Meer. Und siehe da! Nach kurzer Suche fand er seinen Liegestuhl, schön ordentlich auf dem Meeresgrund aufgestellt. Sogar das Glas, das beim Abflug in der Armlehne abgestellt war, lag direkt daneben. Es war sogar wieder voll, diesmal aber mit Salzwasser 😊
Ein Ausflug in die Schmetterling Farm
Hier erfahren wir viel Interessantes, auch Erstaunliches und Lustiges: so zum Beispiel gibt es eine Schmetterlingsart, die sich auf gärende Früchte spezialisiert hat. Vor allem die Männchen sollen sich so häufig an dem Gärsaft laben, dass sie schlussendlich nur noch im Kreis flattern können, oder sogar überhaupt nicht mehr. Sachen gibt’s 😉
Siehst du die Raupe auf dem Bild? Ein Schmetterling lebt nur einige Tage bis Wochen als Schmetterling. In dieser Zeit legen die Weibchen viele Eier, aus denen sich Raupen entwickeln. Raupen haben die unterschiedlichsten Möglichkeiten, sich vor Feinden zu schützen. Eine dieser Möglichkeit ist die Tarnung. Diese rund 10 cm lange Raupe hat die Form wie der Blattstiel eines Bananenblattes, wo sie sich die meiste Zeit ihres Lebens aufhält, bis sie sich dann verpuppt, ein paar Tage als Kokon verbringt, aus dem dann wie ein Wunder wieder ein neuer Schmetterling schlüpft
Pia hat einen Schmetterling 😉
Unser Anlegesteg, den wir regelmässig nutzen dürfen. Er gehört einem Tauchcenter, das hier seine beiden Boote stationiert hat. Rechts neben den beiden Schiffen unsere Lupina draussen vor Anker
Köbi nutzt die Gelegenheit und geht tauchen …
… während dieser Geselle regelmässig auf unser Dinghi aufpasst …
… und Pia auf die Lupina 😊
Aber Pia passt nicht nur auf’s Schiff auf – sie putz und wäscht auch fleissig. Normalerweise hängt sie die Wäsche draussen auf dem Deck auf. Da es hier viel Staub von der Baustelle des nahen Flughafens gibt, und weil auch der Wind meist sehr stark bläst, dient unser Salon zwischenzeitlich als Trocknungsraum
Dieses Wochenende findet eine internationale Regatta statt. Seit heute Samstag Morgen wird unsere Lupina von Schiffen aller Kategorien umschwirrt. Nun wissen wir auch, weshalb in den vergangenen Wochen immer wieder Segler trainingshalber um unsere Lupina gekurvt sind und diese als Wendemarke benützt haben. Einige wagten sich zu nahe, und wurden jäh von unserer Kette gestoppt, wenn sich diese durch einen kräftigen Windstoss gegen die Lupina im Wasser durchstreckte. Zum Glück kamen dabei weder Material noch Personen zu Schaden

Fast vier Wochen schon liegen wir in Aruba und es hat uns hier am Surfside Beach gut gefallen. Nun wird es aber langsam Zeit, dass wir uns Richtung Osten (also gegen den Wind) losmachen. Seit wir von England vor über einem Jahr losgesegelt sind, mussten wir noch nie so lange am Stück gegen den Wind ansegeln. Zudem erwartet uns eine konstante Gegenströmung im Wasser, welche unsere Fahrt zum Ziel (wir werden in Curaçao ein paar Tage Zwischenstopp machen) noch etwas länger werden lässt. Segeln «gegenan» ist mit viel Schaukeln, meist starker Krängung (Schieflage des Schiffes) und viel Wasser auf dem Schiff verbunden. Pia hat etwas Bammel davor, Köbi freut sich auf die Wellen (Nelly hätte sicher auch ihre helle Freude daran!). Die nächsten zwei Tage soll der Wind nun nicht so stark blasen, was weniger Gegenwind und auch weniger Wellen bedeutet. Also werden wir morgen Sonntag von Aruba ausklarieren und wieder in See stechen.

Aruba – One Happy Island

Am Sonntag, 21. Juli, also vor genau zwei Wochen, haben wir in Bonaire den Anker gehisst, unser Grosssegel gesetzt und sind gemütlich mit durchschnittlich 6.5 Knoten Fahrt nördlich um Curaçao herum Richtung Aruba losgesegelt. Kurz nach Bonaire war das Meer kurzzeitig etwas ruppig, weil sich da die Wellen, die nördlich und südlich um die Insel herum geleitet werden, wieder treffen und so ein richtiger Whirlpool entsteht. Bei Einbruch der Nacht waren wir aber schon wieder aus diesem Bereich draussen und konnten einen wunderbaren Sonnenuntergang geniessen. Kurz vor Tagesanbruch erschien dann das Licht des südlichen Leuchtturms von Aruba am Horizont.

Kurz nach Sonnenaufgang tritt Pia in Aktion und setzt die Fahne von Aruba und die gelbe «Q» Flagge
Mit der Zeit lern frau so seine Tricks, wie man verhindert, dass der Wind die Schnur zum Setzen der Fahne verheddert
Surfside Beach: Das Einklarieren in Barcadera, einem Industriehafen in der Mitte der Insel, verläuft speditiv und unkompliziert. Als Köbi alle Papiere hat und gehen will folgt aber eine Überraschung: erstmals wollen Beamte an Bord kommen und unser Schiff inspizieren. Pia will schon protestieren, als sie die 2 uniformierten Männer mit den strassenverschmutzten, schweren Stiefeln aufs Schiffsdeck steigen sieht. Ein Blick von Köbi reicht, und sie schweigt. Ob wir irgendwelchen Schnapps an Bord mitführen, wollen die Beamten wissen. Ja, haben wir, aber zum Glück alles schon angebraucht. Nach ein paar suchenden Blicken nicken die beiden Beamten und wollen das Schiff wieder verlassen. Ob wir ein Photo machen dürfen, fragen wir höflich. Murrend signalisieren sie, dass das unter keinen Umständen erlaubt ist. Beim Aussteigen murmeln sie untereinander etwas über die Schweizerflagge und wir hören einen das Wort „Federer“ flüstern. Köbi diskutiert in der Folge etwas mit ihnen über Tennis. Am Schluss, bevor sie gehen, meint der einen dann: wenn Federer einmal in Aruba Tennis spielt, dann dürfen wir so viele Photos von ihnen machen, wie wir wollen. Das ist doch ein Wort!! Wir verlassen lachend den Einklarierungspier und setzen bereits im Verlaufe des Vormittages unseren Anker in sehr gut haltendem Sand vor dem Surfside Beach, der nur etwas mehr als ein Kilometer südwestlich vom Stadtzentrum von Oranjestad liegt. Die grosse, flache Bucht ist fast leer, es liegen weniger als fünf Schiffe vor Anker während unserer ganzen Liegezeit
Der Ankerplatz liegt direkt im Bereich der Landebahn zum Flughafen von Aruba. Da aber nur wenige Flugzeuge Aruba anfliegen und in der Nacht keine Flugzeuge landen, beeinträchtigt der Lärm uns nicht. In unserem Ankerbuch wird davor gewarnt, dass ein Segelschiff mit hohem Mast direkt vor der Piste ankert. Wir sehen schnell, warum 😊😊

Von den ABC Inseln ist Aruba das am weitesten im Westen gelegene Eiland und ein guter Zwischenstopp für Yachten, die unterwegs nach Kolumbien oder zum Panamakanal sind. Der schönste Teil der Insel ist die geschützte Nordwestküste mit ihren makellosen, weissen Sandstränden. Zu den Sehenswürdigkeiten im Inland gehört der Arikok Nationalpark mit seiner eindrücklichen Natur, den frei zugänglichen Kalksteinhöhlen und einem natürlichen Pool an der sonst schroffen Nordküste.

Auch hier waren die ersten Einwohner die Arawaken. Viele wurden nach der Anlandung der Spanier 1499 gewaltsam nach Santo Domingo (Dominikanische Republik) gebracht, um dort in Kupferminen zu arbeiten, während fremde Menschen ihren Platz auf Aruba einnahmen. Aus diesem Grund setzt sich die heutige Bevölkerung aus rund 45 verschiedenen Ethnien zusammen, obwohl es immer noch Einwohner gibt, die von den Arawaken abstammen. Die Niederlande herrschten auf der Insel seit 1636 und widerstanden allen anderen Europäischen Mächten, die sich ebenfalls hier niederlassen wollten. Aruba wurde 1986 zu einem eigenständigen Teil innerhalb des Königreichs Niederlande. Den Haag ist heute nur noch für die Verteidigungs- und Aussenpolitik zuständig. Auf Aruba leben rund 110’000 Leute, Niederländisch ist die offizielle Sprache, aber meist wird Papiamentu, Spanisch oder Englisch gesprochen.

Im frühen 19. Jahrhundert wurde auf Aruba Gold entdeckt, was der Insel zu bislang nie da gewesenem Reichtum verhalf. Als die Vorkommen schliesslich erschöpft waren, wurden Aloe-Vera-Plantagen angelegt. Für einige Zeit war Aruba der grösste Exporteur dieser medizinisch genutzten Pflanze. Um 1920 brachte das Erdöl Aruba erneut grossen Reichtum, als Venezuelanisches Rohöl in einer grossen Raffinerie im Süden der Insel aufbereitet wurde. Nebst wertvollen Devisen brachte der Export des schwarzen Goldes auch viele Arbeitsplätze mit sich. Als die Raffinerie um 1960 herum modernisiert wurde, vielen aber viele der Arbeitsplätze wieder weg. Zum Glück begann die Niederländische Regierung zu diesem Zeitpunkt mit der Entwicklung des Tourismus, der sich mittlerweile zum weitaus wichtigsten Wirtschaftszweig der Insel entwickelt hat.

Wir treffen auf einige Ureinwohner der Insel …
… Leguane und andere Echsen in allen Farben und Gattungen …
… furchteinflössende Gestalten (es gibt hier einige sehr aktive Motorbike-Gangs) …
… und etwas ausgehungerte Gesellen (nur der rechts im Bild, der könnte von «Hucky» (Guido Treier) aus Feuerwehrmaterial zusammengebastelt worden sein 😊)
Unsere Lupina liegt sicher am Anker vor dem Surfside Beach (wieso dieser Beach so heisst, haben wir nicht rausgefunden: Surfer sehen wir die ganze Zeit keine)
Spontaner Besuch aus der Schweiz auf der Lupina: Svenja und Nico. Svenja hat während unserem Besuch in die Schweiz meine lädierten Finger (siehe frühere Berichte) wieder mobilisiert. Die engagierte Ergotherapeutin weilte mit ihrem Partner nun gerade auf Aruba in den Ferien und nutzte die Gelegenheit zur Abschlusskontrolle (😊)
Hafengelände von Oranjestad, der Hauptstadt von Aruba
Blick aus dem Glockenturm des Historischen Museums im Fort Zoutman auf die Strassen von Oranjestad
Imposanter Kolonialbau (Royal-Plaza Mall) im Hafenzentrum von Oranjestad
Wie in der Schweiz die bunten Kühe sind hier die blauen Pferde eines der Wahrzeichen in Oranjestad (man beachte: die Farbe von Köbi’s Shirt ist rein zufällig auch blau)
Das imposante «California Lighthouse» am Nordwestkap von Aruba, das seinen Namen einem alten Schiffswrack direkt im Riff davor mit gleichem Namen zu verdanken hat
Blick vom Hügel des «California Lighthouse» zurück an die Nordwestküste mit imposanter Hotelkette im Hintergrund
Die Westküste von Aruba ist geprägt durch seine zum Baden einladenden Sandstrände. Dank einem vorgelagerten Riff bleibt hier das Wasser fast bei allen Windlagen ruhig und wird nicht aufgewühlt
Das rund 200-500m vor dem Ufer vorgelagerte Riff ist ein Magnet für Taucher und Schnorchler
An einigen Stellen ist das Riff hoch und breit genug, dass sich kleinere begehbare Inseln bilden. Direkt vor unserem Ankerplatz befindet sich die «Renaissance Island», die ab und zu von Aussteigern als temporäres Domizil genutzt wird
Gehört auch dazu: die grosse Ölraffinerie von San Nicolas im Süden von Aruba. Sie hat früher viel Arbeit und Reichtum gebracht, heute steht sie still
Casibari Fels Formation: mitten auf der Insel liegen verteilt grosse, runde Felsbrocken. Diese eigenartigen Formen versetzen uns zurück in die Steinzeit
Blick vom Casibari Hauptfels in Richtung Süden zum «Hooiberg», mit 168m der zweithöchste Berg von Aruba (nein, wir sind da noch nicht rauf gewandert 😉)
Im Historischen Museum Fort Zoutman findet jeden Dienstagabend das «Bonbini» Festival statt. Bonbini heisst «willkommen» auf Papiamentu und ist eine Show, die den Besuchern auf unterhaltsame Weise die Geschichte von Aruba näherbringt. Sehr zu empfehlen!
Bonbini Festival: eine Ureinwohnerin bittet die Götter um Rat
Fountain Caves im Arikok Nationalpark: frei begehbare Kalksteinhöhlen, Natur- und Adrenalinkick pur
Fountain Caves: an der Decke finden sich noch Inschriften von den Ureinwohnern
Wanderung im Arikok Nationalpark – ja nicht vom Weg abkommen, sonst piekt’s 😊
Wir finden den Ausgang aus dem Kakteenwald des Arikok Nationalparks und fahren ganz in den Süden. Unterwegs stossen wir zufällig auf dieses kleine Ersatzteil für unser Schiff. Dieses Anker-Monument ist zu Ehren aller Seefahrer hier aufgestellt worden. Als wir Bilder machen wollen, hält eine Kolumbianische Familie ebenfalls an und offeriert spontan, Bilder von uns zu machen. Sympathisch finden wir und machen gleich noch ein Bild mit allen. Muchas Gracias!!
Wilde Nordküste: es gibt immer wieder tiefe Buchten, in die das ewig einrollende Meer Sand hineinspült. Der starke Passatwind verfrachtet diesen dann weit in das Land hinein und lässt ihn in Form von Dünen wieder liegen
Es braucht schon etwas Mut, sich dieser wilden Brandung zu nähern. Kaum vorstellbar, was hier abläuft bei Sturm
Aber es gibt an dieser wilden Nordküste auch geschützte Plätze. Dieser natürliche Pool (Conchi Natural Pool im Arikok Nationalpark) ist fast bei allen Windlagen gut geschützt und zieht mutige Badegäste an
Man kann den Conchi Pool zu Fuss erreichen (wir 😊) oder mit diesen Off-Road Fahrzeugen
Off-Road Fahren ist aber nicht ungefährlich und birgt im steilen Gelände auch seine Gefahren, wie man sieht
Entlang der Nordküste finden sich immer wieder diese natürlichen Brücken. Die Wellen der Brandung spülen Löcher unter das Gestein. Härtere Schichten bleiben bestehen, weicheres Gestein darum herum fällt zusammen und hinterlässt solch begehbare Steinbrücken
Da will man ein schönes Bild machen und wird warm geduscht dabei 😊😊
Vieles (aber bei weitem noch nicht alles) der Insel haben wir schon gesehen. Es bleibt definitiv spannend. Ab und zu bleiben wir einfach mal einen Tag auf dem Schiff und vertreiben uns die Zeit mit Baden, Lesen, Nichtstun oder kleineren Arbeiten. Pia ist hier gerade daran, unsere Hochseeangelruten zu reinigen und in Schuss zu bringen (wer weiss, vielleicht bekommt Köbi doch noch mal Freude am Angeln?)
Sehr oft auch hängen wir in «unserer Beachbar», der Surfside Beach Bar, und geniessen bei einem kühlen Sundowner die herrliche Abendstimmung
Sonnenuntergang über dem Surfside Beach, Lupina mittendrinn

Wir liegen nun seit 2 Wochen vor Anker. Der dauernd blasende Passatwind liefert unserem Windgenerator genügend Energie, dass dieser die Bordbatterien immer gut gefüllt behält. Da das Wasser in der flachen Bucht durch den aufgewirbelten Sand leicht getrübt ist, haben wir bisher kein Wasser gemacht. So können wir die Filter schonen. Der Tank wird nun langsam leer. Deshalb werden wir in der kommenden Woche für ein paar Stunden ins Meer hinaus segeln (endlich wieder mal segeln!!) und dort im klaren Wasser den Wassermacher laufen lassen, bis der Tank wieder voll ist. Das reicht uns dann wieder rund zwei Wochen.

Und wie geht es weiter: wir werden nun die nächsten 2-3 Wochen noch hier bleiben. Danach planen wir nach Bonaire zurückzukehren, um dort Morena, eine ehemalige Schulfreundin von Pia, an Bord willkommen zu heissen. Mit ihr wollen wir dann Curaçao erkunden.

Vermerk der Redaktion: wir bereiten uns gerade vor auf das Mitarbeitergespräch mit dem Schreiberling. Deshalb freuen wir uns über jeden Kommentar, Frage oder Anregung zu den Berichten 😉 (Spass beiseite: wir bedanken uns bei den zahlreichen Lesern unserer Home Page und freuen uns immer auf Rückmeldungen.)