Von Porto nach Lissabon

Die nächste Etappe führt uns von Leixoes (bei Porto, Abreise am 23.8.18) über Aveiro, Figuera do Foz, Nazaré und Cascais nach Lissabon (Ankunft 27.8.18).

Nachdem unsere Landausflüge in Porto bei hohen Temperaturen (30+) und stahlblauem Himmel stattgefunden haben, überraschte uns am Tag der Abreise dichter Nebel. Die Windrichtung hatte etwas gedreht. Die warme, eher feuchte Landluft traf auf die kühle Meeresluft, und die Feuchtigkeit kondensierte zu Nebel. Diese für uns total unerwartete Wettersituation sei offenbar in diesem Küstenbereich aber sehr häufig und im Sommer fast normal, wie wir später bei Gesprächen mit Einheimischen erfahren.

Bevor wir jeweils loslegen durchlaufen wir immer das gleiche Prozedere:  zuerst wird nach dem Frühstück die Mannschaft klar gemacht. Das heisst im Wesentlichen die Zähne putzen und sonstige Körperpflege, Sonnenschutz, die dem Wetter angepasste Kleidung anziehen, wärmere Reservekleidung bereit legen, Schwimmwesten und Lifeline griffbereit machen. Danach kommt das Kommando „Schiff klar machen“. Hier geht es darum, sämtliche Fenster und Luken zu schliessen (auch bei ruhigem, schönen Wetter, um vorbereitet zu sein, falls das Wetter sich schnell ändert), alles Material sturz- und kippsicher zu verstauen (Pia ist darin schon eine echte Meisterin), ein paar der heiklen Seeventile (zum Beispiel Toilette) zu schliessen, Navigationsgerät, Radar und Autopilot sowie AIS einschalten. Stromkabel entfernen (manchmal nicht ganz einfach – siehe Bild). Dann wird der Motor gestartet und einige Minuten im Leerlauf warm gelaufen lassen. In dieser Zeit wird das Tagesblatt im Logbuch eröffnet.  Nun sind wir startklar. Ein letzter Rundgang über das Schiff. Es muss nun alles festgezurrt und versorgt sein bis auf Festmacherleinen und Fender. Das geht dann beim Ablegen weg und wird verstaut. Dann gibt’s eine kurze Besprechung, wie das Ablegen ablaufen soll. Meist geht Köbi ans Ruder und manövriert das Schiff aus dem Hafen. Pia löst die Leinen in der vorher abgemachten Reihenfolge. Klappt auch diesmal in  Leixoes prima.

Wie immer in einem Hafen: jedes Schiff will sich mit Strom versorgen. Auch in Leixoes müssen wir unser Kabel suchen (diesmal ist es leicht, da es das einzige Gelbe ist) und dann von den anderen entwirren, bevor wir lossegeln können. Zieht man ein falsches Kabel versehentlich aus, kann das erneute Einstecken zu Problemen in der Elektronik des anderen Schiffes führen (nicht bei unserem, da die Installation entsprechend gegen Spannungs-Schwankungen abgesichert ist)
Die ganze Fahrt von Leixoes nach Aveiro werden wir von dichtem Nebel verfolgt. Unsere Augen kleben am Radarschirm, um andere Schiffe vor uns rechtzeitig zu erkennen
Am nächsten Morgen im Hafen von Aveiro. Die Schiffe liegen im Nebel, verschwinden zeitweise fast darin
Auf der nächsten Strecke von Aveiro nach Figuera do Foz lichtet sich der Nebel gegen Mittag, und die Sonne kommt wieder hervor. Die Luft ist aber über lange Zeit nicht wärmer als das Meer (16-18°C) und kühlt uns auf Grund des Windes stark aus. Da hilft ein gutes Schalen-Prinzip der Kleidung – wenn es sein muss sogar mit Mütze.
Mit der Zeit wird es dann etwas wärmer, vor allem an der Sonne lässt es sich gemütlich im Wind sitzen …
… oder unter dem Dach im Schutz vor dem Wind mit Lesen die Zeit verbringen.
Unterwegs beginnt das in England neu eingebaute und in La Coruña auf Garantie ersetzte AIS Gerät wieder zu spinnen. Dia Status-Lampe wechselt dauernd von Grün auf Rot und umgekehrt …
…. und im Bildschirm kommen im 2 Minutentakt irgendwelche für uns nichtssagende Alarmmeldungen. Diese werden von einem nervigen Piepton begleitet, der erst stoppt, wenn man mit einer Taste quittiert. Irgendwann wird es uns zu nervig, und wir stecken das Gerät für einige Zeit aus. Sorry, das sind dann halt die Momente, wo ihr uns auf MarineTraffik oder anderen Tracking Apps nicht mehr sehen könnt 🙁
Da der Wind meist konstant von hinten kommt, stellen wir unsere Segel in den „Schmetterling“. Das heisst, das Grosssegel wird auf die eine Seite gestellt, das Vorsegel auf die andere. Damit das Vorsegel auch bei hohem Wellengang gut steht und nicht in sich zusammenfällt, wird es mit einer Stange (Fachsprache: Spi-Baum) an seinem äusseren Ende fixiert. Pia bringt auf dem Bild gerade den Niederhalter an, eine Leine, die diese Stange nach unten fixiert.

Im Hafen von Figuera do Foz beim Auslaufen dann wieder mal eine kleine Überraschung. Pia stellt mit ihrer sensiblen Nase fest, dass es irgendwie nach verbranntem Gummi riecht. Und aus dem einen Entwässerungsrohr meint sie sogar ein wenig Rauch aufsteigen zu sehen.  Und irgendwie scheint uns, der Motor töne etwas anders wie sonst. Ein kurzer Blick aus den Austritt des Auspuffes zeigt uns, dass kein Kühlwasser raus kommt. Schreck! Sofort Schiff wieder festmachen und Motor abstellen. Das Problem muss untersucht und bereinigt werden. Ohne Kühlwasser geht der Motor kaputt. Was nun? Es ist Samstag und Geschäfte sind geschlossen! Wir gehen zum Hafenmeister, schildern unser Problem und bitten ihn, uns Hilfe zu organisieren. Widerwillig macht er etwa 3 Anrufe. „In 2 Stunden ist jemand hier, der kann vielleicht helfen“, meint er. Tja, uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten. Zeit auch, zum selber nachdenken. Der Mechaniker braucht Ersatzteile. Wenn die Wasserpumpe defekt ist, braucht es eine Neue. Ich durchsuche mein Arsenal, werde fündig: tatsächlich eine neue Wasserpumpe an Bord (Volvo in Brighton hat mich gut beraten!). Ich öffne die Packung, und siehe da: gut bebilderte und beschriebene Einbauanleitung. Das kann ich selber, denke ich und mache mich ans Werk.

Beim Lesen der kurzen, aber sehr informativen Einbauanleitung
Tatsächlich, die Wasserpumpe hat sich in Kleinteile zerlegt. Rechts auf dem Bild was wir vorgefunden haben, links das neue Teil

Gerade als ich alles ausgebaut und sauber gemacht hatte, kam der Monteur. Er war erstaunt, dass wir alle Bruchteile gefunden hatten. Diese mussten wir aus den Wasserleitungen auf der Ansaug- und der Auslassseite blasen. Mit einer grossen Turnerlunge ging es aber recht gut. Er gab mir dann ein paar Erklärungen, warum so etwas passieren kann und ein paar Tipps, wie ich die neue Pumpe am besten einbauen und dann testen kann. Er war zeitlich sehr knapp und froh, dass er die Arbeit nicht mehr machen musste. Und ich war froh, dass ich nun mehr wusste und bestätigt war in dem, was ich tat. Der Einbau verlief dann problemlos und beim Starten des Motors sprudelte das Kühlwasser in vollem Strahl aus dem Auspuffrohr.

Diese kleine Panne liess uns dann aber erst 3 Stunden später als geplant aus dem Hafen von Figuera do Foz auslaufen und so mussten wir unser Tagesziel um rund 15 Meilen vorverlegen nach Nazare. Dies wiederum zwang uns dazu, dass wir am nächsten Tag eine relativ lange Etappe (65 Meilen, normale Tagesetappe liegt zwischen 30-40 Meilen) segeln mussten. Dies war aber kein Problem: 7 Uhr Tagwache, Frühstück unterwegs unter Segeln, und um 18 Uhr waren wir in Cascais, einer Stadt direkt vor Lissabon.

Cascais wurde unser Ziel, weil ein ehemaliger Arbeitskollege, Antonio da Silva, der dort zusammen mit seiner Frau Pauline die Sommermonate in ihrer wunderschönen und grosszügigen Wohnung verbringt, uns zu sich nach Hause eingeladen hatte. Er war durch den Bericht in der AZ vom 14.8.2018 auf mich aufmerksam geworden und hat mich darauf umgehend kontaktiert.

Bei Pauline und Toni da Silva: sie leben in ihrer tollen Wohnung ganz in der Nähe vom Zentrum Cascais und Hafen. Ausgiebiger Brunch am Montag Morgen
Nach einem kurzen Stadtrundgang mit grossem Fachwissen (Toni ist hier in seiner Jugend aufgewachsen, bevor er in die Schweiz kam) …
… verabschieden wir uns und fahren mit dem Dinghi zur Lupina, die geduldig vor Anker auf uns wartet. Vielen Dank, Pauline und Toni, wir werden uns bald wieder sehen, dann auf unserem grossen Boot!
Dann geht es 2 Stunden den Tajo Fluss hinauf nach Lissabon, an diversen Wahrzeichen (hier das Denkmal für Seefahrer und Entdecker) vorbei …
… und unter der sehr lärmigen Ponte 25 de Abril. Pia wird kurzzeitig nervös („da passen wir nicht unten durch!“) aber der Skipper blieb ruhig – und wir passten durch
Im der Marina Doce Alcantara werden wir von dieser etwa 50cm grossen Qualle begutachtet. Es hat mehrere davon in unserer Nähe aber vermutlich nicht giftig und daher nicht gefährlich. Aber so genau wissen wir es nicht und ausprobieren wollen wir es auch nicht (lach)
Lupina im Hafen Doce Alcantara, der direkt vor der Altstadt von Lissabon liegt

Wir werden nun ca. 2 Wochen in Lissabon bleiben. Köbi reist für 4 Tage in die Schweiz um dort einen ganz tollen Menschen, der infolge eines schweren Krebsleidens viel zu früh verstorben ist, auf seine letzte Reise zu verabschieden. (Beat, du darfst sehr gerne auch zu uns aufs Schiff kommen!) Pia erwartet unseren ersten Besuch, und danach bringen wir die Lupina für rund eine Woche in die Werft. Sie soll unten gereinigt werden, ein neues Antifouling erhalten und korrodierte Seeventile sind zu wechseln. Sie soll für unseren Transatlantik Törn so richtig in Schuss gestellt werden.

Porto – 2. grösste Hafenstadt von Portugal

Wir haben guten Nordwind und kommen zügig im Hafen von Leixões bei Porto an. Da es schon spät am Abend ist, gehen wir kurz vor der Marina vor Anker. Wir werden dann am Morgen in der Marina anlegen und 2 Tage dort bleiben. Wir wollen die Schwachwind-Phase nutzen, um Porto zu besichtigen und um kleinere Unterhaltsarbeiten und eine Reparatur an der Wasserpumpe durchzuführen.

Porto liegt an der Mündung des Flusses Douro und hat Portugal zusammen mit der Zwillingssiedlung Cale auf der südlichen Uferseite den Namen gegeben. Die Stadt ist zwar die Nummer 2 im Land (hinter Lissabon), hat aber ihren eigenen Stolz. Es geht der Stadt gut, es gibt hier viel Industrie (vor allem die Stalhindustrie ist hier stark) Tourismus und vor allem den Portwein. Fast jede bekanntere Marke hat hier an den Ufern des Douro ihren Hauptsitz. Der Douro Fluss und seine steilen Hänge ist ein ideales Gebiet für Reben und der Wein aus dieser Gegend wird weltweit exportiert.

Porto: das Ratshaus der Stadt – nicht pompös, aber doch imposant
Blick über die Stadt. Man findet in der Stadt keine Paläste. Ein Gesetz hat es schon früh dem Adel verboten, sich in der Stadt nieder zu lassen. Die Leute von Porto verstehen sich als fleissiges, arbeitsames Volk, das keinen Adel braucht
Bahnhofhalle von Porto: typische Mischung zwischen Englischer Architektur und Portugiesischer Dekoration. Viele Häuser haben gekachelte Wände. Hier im Bahnhof sind damit imposante Bilder gefertigt worden. England hat viel Einfluss in der Architektur gefunden, weil England früher sehr starkes Interesse daran hatte, dass Spanien auf dem Kontinent ein starkes Nachbarland hatte. Die Hoffnung war wohl, dass die Spanische Armada dann in Europa beschäftigt bleibt und die Engländer in Ruhe lässt.
Wie in Lissabon gibt es auch hier noch Strassenbahnen, ein weiterer Zeugnis des Englischen Einflusses
Abstieg vom Kirchenhügel Sé do Porto durch enge Gassen an den Fluss
Der kräftige Luftzug, der immer durch diese steilen Gassen weht, trocknet die Wäsche im Nu. Hier findet man übrigens noch viele Wäschereien, die offenbar immer noch ihre Daseinsberechtigung haben
Beim Abstieg, Blick auf das nördliche Ende der Ponte Louis I, welche von Gustave Eiffel gebaut wurde
Wahrzeichen von Porto: Brücke und die vielen Portweinschiffe
Darf natürlich nicht fehlen: Degustation von Portwein
Blick vom Fluss an die Häuserzeilen entlang des Flusses

Am nächsten Morgen werden wir durch dichten Nebel überrascht. Der Wind ist fast vollständig zusammen gefallen. Die kalte Luft von Meer (Temperatur des Atlantikwassers ist etwa 16-18°C) trifft auf die feuchte, warme Luft vom Land und führt zu diesem Phänomen, welches hier nicht selten ist im Sommer. Durch den Nebel bleibt auch die Lufttemperatur tagsüber recht tief: war es am Tag zuvor noch über 30°C bleibt das Thermometer nun bei 18-20°C stehen. Für uns ideale Bedingungen, um am Boot zu werkeln.

Die Wasserpumpe (schwarzes Teil mit weissem Label), welche das Wasser vom Frischwassertank zu den Wasserhähnen pumpt, macht seit einigen Tagen komische Geräusche. Zudem haben wir festgestellt, dass jedesmal, wenn sie läuft, Rostwasser aus dem Gehäuse rinnt. Keine gute Situation, die bereinigt werden muss.
Zum Glück haben wir diverse Wasserpumpen von unserem Vorgänger an Bord, darunter auch eine identische Frischwasserpumpe. Aber habe ich auch die erforderlichen Dichtungen und Dichtmittel? Eine kleine Auslegung des Vorhandenen zeigt: ja!
Und auch Werkzeug ist genügend vorhanden
Also geht’s los an die Arbeit. Die Verhältnisse sind sehr eng. Köbi quetscht sich über den Motor, um zur defekten Pumpe zur gelangen
Der Raum ist knapp, aber mit etwas Geduld und ein paar Schweisstropfen gelingt es, die defekte Pumpe auszubauen, und die neue zu montieren. Probelauf! Die Pumpe tönt perfekt und das Wasser sprudelt mit vollem Strahl aus den Hähnen. „Gute Arbeit!“ denke ich, bis Pia ruft: „diese Pumpe tropft auch!“ Schock!! Ein kurzer Check zeigt, dass der Anschluss auf der Hochdruckseite nicht dicht ist. Typischer Fehler: ich habe die Dichtung inspiziert und als noch als tiptop befunden. Offenbar war das eine falsche Beurteilung. Neue Dichtung rein – und dann war’s gut. Reparatur erfolgreich nach 4 Stunden Arbeit 🙂
Pia hat in der Zwischenzeit unser Schiff von oben bis unten gewaschen und geputzt. Die Lupina glänzt zufrieden. Dass solche Reinigungen ab und zu nötig sind, zeigt das Bild von unserem Nachbarboot, das seit zwei Monaten nicht mehr unterhalten wurde. Muscheln haften sich überall fest.

Nach Porto geht’s weiter südwärts. Wir wollen ungefähr in 4 Tagen in Lissabon sein. Ein Blick auf die Wetterkarte gibt uns grünes Licht dazu

Bild von der aktuellen Windkarte: tolle Wettersituation! Wind aus nördlicher Richtung, 25-30 Knoten, da fliegen wir fast
Zeit, uns aus Porto zu verabschieden und nach Süden zu ziehen. Bis bald!

Der Norden von Portugal

Der Wind ist uns gut gesinnt und bläst uns zügig vor sich her rund 40 Meilen südlich von Vigo (Spanien) nach Viana do Castelo (Portugal). Hier empfangen uns hinter der grossen Hafenmauer im flachen Wasser, aber bei immer noch starkem Wind, erstmals auch andere Wassersportler (Windsurfer, Kitesurfer, …) und wir müssen aufpassen, dass keiner der weniger geübten direkt vor uns im Wasser liegt.

Die flinken Kite-Surfer schiessen um uns durchs Wasser und nehmen unsere Lupina als willkommenes Ziel für ihre Kurven

In Viana do Castelo melden wir uns wie immer per VHF Funk bei der Marina an und erfragen einen Liegeplatz. Es klappt auf Anhieb, allerdings erstmals ein Platz mit Mooring. Mooring heisst, man muss eine Leine ergreifen, die weit aussen vor dem Pier an einer schweren Kette befestigt ist, und diese entweder hinten oder vorne am Schiff befestigen. Sie verhindert, dass das Schiff von Wind und Welle gegen die Hafenmauer knallt. Wir entscheiden, vorwärts in die schmale Lücke zwischen 2 Schiffen zu „parkieren“. Alles klappt auf Anhieb und wir haben einen perfekten Liegeplatz.

Im Hafenmeisterbüro erfahren wir, dass wir Glück haben: heute (17.8.2018) ist der Start von einem 3-tägigen Stadtfest, mit Feuerwerken, diversen Umzügen, und einfach viel Party und Spass. Passt perfekt für uns. Später erfahren wir noch, dass wir eines der letzten Schiffe waren, die in der Marina noch Platz gefunden haben. Gut für uns, schade für die, welche später kommen wollten.

Stadtfest zu Ehren Romaria da Señora d’Agonia, die vor allem von den Seefahrern und Fischern verehrt wird.
Farbenfrohe Stadtbeleuchtung
Tolle Stimmung auf den verschiedenen Plätzen in der Stadt. Überall finden auf kleinen Bühnen auch Spontane Aufführungen statt
Fast ein wenig Karneval Stimmung mit vielen Figuren und vor allem lauter Trommelmusik. Umzug am Freitag Abend.
Nicht alle finden in den vordersten Reihen Platz, oder: Zaungast Pia
Viele Einheimisch tragen an diesen Tagen ihre Tracht. Spontanes Bild in einer Seitengasse
Am Samstag dann ein grosser Umzug. Jedes Dorf der Region macht mit, zeigt die lokale Tracht und charakteristische Sujets aus ihrem Dorf
Zu erwähnen: Temperatur ist ca. 30°C
Das Fest findet jedes Jahr statt und der Umzug hat immer ein spezielles Thema. Dieses Jahr war es die Strassen- und Eisenbahnbrücke über den Fluss, welche vor vielen Jahren das Leben im ganzen Tal total verändert hat
Wäscherin am Fluss
Natürlich haben wir nicht nur gefestet, sonder auch noch etwas die Stadt und Umgebung zu Fuss erlebt
Super Aussichtspunkt, ca 200 Meter über der Stadt, Blick Richtung Süden, auf unseren nächsten Reiseabschnitt
Zu oberst auf dem Berg eine imposante Burgkirche, welche weit hinaus ins Meer sichtbar ist und früher den Seefahrern den Heimweg wies

Von Viana do Castelo geht es weiter südwärts nach Póvoa de Varzim mit einer gossen Marina, die von vielen Langfahrtenseglern als günstiger Dauerliegeplatz ihrer Yachten benutzt wird.

Um fit zu bleiben machen wir auch immer fleissig Gymnastik an Bord. Hier Pia bei Gleichgewicht- und Dehnübungen. Aber wir vermissen Frauen- und Männerturnverein schon ein wenig 🙂
Póvoa de Varzim – fast ganz Portugal scheint in diesen Tagen ein Festplatz zu sein. Auch hier findet gerade ein Fest statt hinter den alten Stadtmauern am Strand

Von hier geht es nun weiter nach Süden. Nächstes Ziel wird Porto sein, wo wir 2-3 Tage bleiben wollen.

 

Adios España / Olá Portugal

Am 17.8.2018 überqueren wir die Grenze nach Portugal. Ein Schiff muss dem Land, in dem es segelt, Ehre erweisen. Dies geschieht, in dem es die Landesflagge des entsprechenden Landes führen muss. Entweder am Heck, wenn das Schiff in diesem Land registriert ist, oder an der steuerbordseitigen (= in Fahrtrichtung des Schiffes auf der rechten Seite) Wante des Mastes. Genau an der Grenze (GPS und Bildschirm helfen uns bei der genauen Position) wird die Flagge gewechselt.

Pia’s Job: Flaggenwechsel. Spanische Flagge wird eingeholt, Portugiesische gehisst

Camariñas und Vigo, die letzten Ziele vor Portugal

Wir hören und lesen immer wieder von Langfahrtenseglern,  dass es nach jeder Fahrt etwas zu reparieren oder ersetzten gibt am Schiff. Wir haben uns das bisher nicht vorstellen können. Wenn man ein Auto gebraucht, dann läuft das doch einfach meist ohne Probleme. Offenbar sind Schiffe da etwas anders. Einmal sind es meist in kleiner Stückzahl gebaute Serien mit viel Handarbeit. Fast kein Schiff ist identisch wie das andere. Dann ist die Beanspruchung oftmals sehr hart: Salzwasser, UV Licht der Sonne, grosse Kräfte von Wellen und Wind und vieles mehr. Unser Schiff, obwohl sehr solide und robust gebaut, ist da nicht anders. Schäden, die sofort repariert werden müssen, kommen meist ungeplant und erfordern entsprechend Pausen in unserer Reise. Der Keilriemenschaden am Vorsegel in Falmouth war so ein Schaden. Dann gibt es Dinge, die sich anmelden, wo man sieht, dass sich etwas verändert und Korrektur braucht. So haben wir zum Beispiel festgestellt, dass die Kühlwasserzirkulation im Aussenbordmotor immer weniger wurde. Um keine Schäden am Motor zu bekommen, haben wir im Voraus in einem Hafen Vorhandensein und Verfügbarkeit einer Suzuki Vertretung abgeklärt.

Marina von Camariñas: Mechaniker und Lehrling Köbi bei der Inspektion der Wasserpumpe. Falls wir das Problem wieder einmal haben sollten, kann ich künftig selber Hand anlegen.

Die Zeit in Camariñas, wo wir den Aussenborder inspizieren und reparieren liessen, nutzten wir für ausgiebige Landgänge. Dank Internet und verfügbaren Informationen an Land  ist es gut möglich, auf eigene Faust die Landschaft und Umgebung zu erkunden.

Camariñas: eine Info-Tafel zeigt uns die vorhandenen Wanderwege an …
… und schon sind wir zu Fuss unterwegs in einer uns total fremden Umgebung
Immer wieder tolle Sujets unterwegs …
… und Gelegenheit von Land aus die weitere Segelstrecke mit den Augen zu geniessen
Und wenn es mal keine Wanderung ist, dann ist Köbi an der Technik von Schiffen aller Art interessiert 🙂
Ein paar Eindrücke aus dem kulinarischen Bereich: Vorspeise (Miesmuscheln) …
Hauptgang (Garneelen) …
und Nachspeise (hmm – sehr fein! Wissen aber nicht, wie die Muschel auf Deutsch heisst)

Immer wieder auf unserer Reise treffen wir Situationen an, welche Köbi’s  ehemalige Arbeitskollegen aus dem Arbeitssicherheitsbereich zum Schmunzeln bringen dürfte:

Wieso ein solides Arbeitsgerüst? „no problemo“ hat der Arbeiter gemeint
Zugang an der Pier zu unserem Schiff. Der Unachtsame steigt von der Treppe ins Wasser, statt auf den Pier

Nach Camariñas geht’s weiter südwärst. Eine der nächsten Stationen war Vigo wo kurz vor unserer Ankunft bei einem Volksfest ein Teil des Holzpieres entlang der Strasse eingestürzt war.

Schöne Altstadt in Vigo
In einem abgebrannten Haus wurde kurzerhand eine Bar eingerichtet – sinnvoller Name der Bar: Black House
Situationsidylle in den Gassen von Vigo

Die Windverhältnisse vor uns sind sehr gut. Der Nordwind wird uns rasch Richtung Portugiesische Grenze stossen.

Von La Coruña südwärts

Hier an der Atlantikküste sind die Temperaturen recht frisch. In der Nacht so um die 17 Grad, am Tag maximal 25 Grad. Das kühle Atlantikwasser sorgt für diese erstaunlich mässigen Temperaturen. Wir freuen uns auf etwas wärmere Luft und Wasser (ja, wir gestehen: bisher sind wir noch kaum im Wasser gewesen) und ziehen Richtung Süden weiter. In etwa zwei Wochen wollen wir in Porto oder Lissabon sein.

Schon in der nächsten Bucht gehen wir knapp an einer erneuten Ankerblockade vorbei. Am Morgen, als wir aufwachen und an Deck frühstücken, sehen wir ein hässliches Ungeheuer 10 Meter neben uns im Wasser. Bei genauerem Hinschauen erkennen wir, dass es eine alte Boje ist, welche bei Flut unter Wasser ist und bei Ebbe knapp über Wasser kommt. Daran sind viele Taue fixiert, die auf mehrmaliger Flickarbeit hindeuten. Irgendeinmal wurde sie dann aufgegeben, und nun lauert sie auf ahnungslose Schiffe und Crews. Unsere Lektion: wir werden in Zukunft Hafengebiete zum Ankern meiden!

Beim Frühstücken vor Anker im Hafen von Cormo: plötzlich sehen wir dieses hässliche Etwas 10 Meter neben unserem Schiff
Bei genauerem Hinschauen: eine alte Boje, die mit ihren Unterwasser-Seiltentakeln wie ein Meeresungeheuer auf Schiffe als Beute wartet
Die Weiterfahrt unter viel Wind – leider aus der falschen Richtung. Aufkreuzen ist angesagt. Das bedeutet:  Wellen und Schräglage

Mit 6.5 – 7.5 Knoten Fahrt geht es recht ruppig aber schnell vorwärts (der Film ist wegen Datenreduktion leider etwas unscharf)
Link: Unterwegs in den Wellen

 

La Coruña

In Coruña verbringen wir fast eine Woche. Wir wollen hier den Anker reparieren lassen, und auch unser AIS spinnt seit der Überfahrt (oh, wie lieben wir Elektronik!). In der Marina sind die Leute sehr hilfsbereit. Sie verstehen auch etwas Englisch, so dass wir unsere Anliegen erklären können. Die freundliche Frau telephoniert zwei unterschiedlichen Firmen und organisiert für uns Termine. Wir sind etwas skeptisch, ob das wohl wirklich auch klappt. Und es tut es. Der Ankerschlosser erscheint mit seinem Werksfahrzeug, einem Gummiboot, der Elektriker kommt mit einer Ladung von Kabeln und Antennen, um das System zu testen (am Schluss wird das Gerät auf Garantie gewechselt).

Zwischendurch bunkern wir (Lebensmittel, Frischwassertank, Strom) und erkunden die Stadt, ihre Kultur und natürlich das Kulinarische (hmm – es gibt so viele feine Dinge zu Essen).

In La Coruña landen regelmässig grosse Kreuzfahrtschiffe. Die Stadt wird da für ein paar Stunden von Touristen überschwemmt
Es gibt viel zu tun, wenn wir mal wieder WiFi und Internet haben: Wetterdaten, E-Mails, HomePage Updates, und und und
Wir treffen auch immer wieder interessante Leute. Hier zwei Männer in einem Dänischen Boot. Sie machen gerade gemeinsam einen Törn, den sie genau so schon vor rund 30 Jahren zusammen gemacht haben. Es ist noch das gleiche Boot wie damals und sehr spartanisch eingerichtet. Sie haben gerade Wäschetag.
Am nächsten Tag laufen die beiden Dänen aus Richtung Süden. Wir werden sie wohl noch ein paar mal antreffen, die Ziele sind die Selben
La Coruña von der Burg in der Hafeneinfahrt gesehen
Strand von La Coruña, das Wasser hier ist aber nur 18 Grad warm, auch im Sommer!
Ein Boot aus der Frühzeit der Seefahrt: Holzplanken mit Bast zusammengebunden. Wie man sieht, auch robust. Wir sind aber doch froh, ist unsere Lupina etwas stabiler gebaut
Essen in Spanien: obwohl die Englische Küche mittlerweile auch vielseitiger geworden ist – von der Spanischen Küche sind wir einfach begeistert. Kleine Häppchen, unheimlich vielseitig, und erstaunlich preiswert
Bei diesem feinen Essen schlagen wir gerne etwas über den Strang. Wir sind offensichtlich nicht die Einzigen, die dieses Essen lieben
Am 11.8 2018 verabschieden wir uns von La Coruña in Richtung Süden

 

Spanien fesselt uns an sich – ein kleiner Zwischenfall

Im letzten Bericht habe ich einen Zwischenfall erwähnt, den ich nun hier beschreiben will.

Wir sind also recht flott über die Biskaya rüber geblasen worden und haben am Sonntag Morgen die Küste gesichtet.  Weil wir so früh dran waren in unserer Planung, entschieden wir kurzerhand, nicht direkt bis La Coruña durchzusegeln, sonder in einer der ersten schönen Buchten den Anker zu werfen und uns dort von Strapazen zu erholen. Also liefen wir eine grosse, ruhige Bucht an, an der ein kleines Fischerdorf  lag. Wir nahmen ein Bad (Wasser 20°C), frühstückten ausgiebig, machten dann das Dinghi für einen Landgang bereit. Das Dörfchen animierte uns zu eine ausgedehnten Spaziergang und Besichtigung des Fischereihafens, der hier zu unserem Erstaunen recht industrialisiert aussah: gepflegte Fischerboote, grosses modernes Kühlhaus direkt am Hafen, und sogar Arbeiterwohnungen direkt am Meer. Gegen Abend dann zurück aufs Boot, gut gegessen, guten Wein getrunken und dann früh ins Bett.

Unser Ankerplatz in der Bucht von Cedeira, 25 Meilen nordöstlich von La Coruña

Am nächsten Morgen, das Wetter war zuerst stark neblig, aber bald brach die Sonne durch, machten wir das Schiff klar für die Fahrt nach La Coruña. Heute war Pia wieder daran, nach vorne zu gehen um den Anker hochzuziehen. Ich war am Steuer und fuhr der Ankerkette nach. Pia gibt mir dazu Handzeichen , die wir abgemacht haben. So läuft alles wortlos und schon sehr gut eingespielt. Aber halt! Diesmal war es anders. Es kam von ihr kein Zeichen „Anker frei“. Hat sie es vergessen? Ich will sie fragen (dazu müsste ich laut schreien, damit sie es vorne am Bug hört) als ich merke, dass das Schiff einen kleinen Ruck macht und vom Anker gestoppt wurde. Der Anker sitzt offenbar fest! Kein Problem, denke ich. In unserem Buch und in der Karte steht ja, dass  der Ankergrund gut hält. Also was macht der Skipper bei einem gut haltenden Anker? Anker losbrechen, indem mit dem Schiff rund um den festsitzenden Anker gefahren wird und gegen die Richtung, wie er festgefahren wurde, gezogen wird. Genau das mach ich, aber wieder nur ein Ruck. Der Anker hält wie in einem Schraubstock. Langsam werde ich nervös. Das ist mir erst einmal passiert, am Bodensee, als der Anker sich an einer Abwasserleitung festgehängt hatte. Das war auf 3 Meter Tiefe und ein Sprung ins Wasser, kurzes Tauchen und ich hatte ihn lose. Aber hier war die Wassertiefe etwa 6-8 Meter – keine Chance ohne Tauchgerät.

Nun, Tauchgerät haben wir an Bord, neu von unserem Vorgänger, aber noch nie gebraucht und absolut unkundig, wie das überhaupt geht (ich werde so schnell wie möglich eine Taucherausbildung machen!!). Also was machen? Wir funken den Hafen an. Wir können schlecht Spanisch, die Dame dort schlecht Englisch. Irgendwie schaffen wir es, von ihre eine Telefon Nummer zu erhalten. Rufen dort an.  Der Mann am anderen Ende legt aber sofort wieder auf, hat offenbar keine Lust, uns zu helfen. Nach dem 3. Versuch geben wir es auf, rufen die Dame im Hafen nochmals an. Sie verspricht, selber anzurufen und den Mann zu motivieren, uns sofort zurückzurufen. Nichts passiert. Da hat Pia nach einem Blick über die Schiffe, die um uns herum auch geankert haben, die gute Idee, dass vielleicht einer von denen ein geübter Taucher ist. Und es hat tatsächlich Boote in unserer Nähe, die fast überquellen von diesem charakteristischen Ausrüstung, welche Langfahrten-Schiffe als solche erkenntlich machen. Wir machen unser Dinghi wieder fahrbereit und steuern das nächstgelegene Schiff an – und sind auf Anhieb erfolgreich. Zwei Italiener, die wir gerade beim Essen stören. Sie wollen das zuerst beenden, dann die Tauchflasche füllen und in etwa 2 Stunden bei uns sein. Wir haben keine Eile und sind froh, dass uns jemand helfen will und fahren zurück zu unsrem Schiff. Auch die 100 Euro, die die beiden für ihre Hilfe haben wollen ist fair in Anbetracht des Wertes von Anker und Kette in Edelstahl, die schnell einmal ein paar 1000 Euro kosten können.

Es vergeht knapp 1 Stunde als wir das Knattern eines Aussenborders hören. Die beiden Italiener sind schon da – aber ohne Taucherausrüstung? Der Englisch Sprechende der beiden Männer kommt an Bord und erklärt uns, dass sein Kollege, ein erfahrenen Seemann, eine andere Idee habe und das zuerst probieren will. Uns soll’s recht sein, egal wie, der Anker muss einfach loskommen. Wir geben das OK. Der andere Mann fährt mit seinem Dinghi zu unserem Bug und legt eine kurze Kette wie einen Ring um unsere Kette. Seine Kette befestigt er an einem starken Tau und lässt dann den Kettenring an unserer gestreckten Kette in die Tiefe gleiten bis zum Anker.

Um unsere Ankerkette wird eine kurze, starke Kette gelegt, und diese dann an einem Seil in die Tiefe gelassen

Dann fährt er mit seinem Boot ca. 20-30 Meter weg, zieht und rüttelt dabei mit voller Kraft am Seil. Gleichzeit lösen wir unsere Kette ein paar Meter, so dass kein Zug auf dem Anker ist. Nach ein paar Minuten gibt der Mann auf, schüttelt den Kopf und meint, es habe sich nichts gelöst. Ein letzter Versuch, noch einmal ziehen wir den Anker hoch und – oh Wunder! Wie von Zauberhand gelöst, kommt der Anker raus.

Nur etwas Algen hängen am Anker, sonst absolut sauber
Durch unser Ziehen und Rucken mit dem Schiff haben sehr grosse Kräfte auf das Ankergeschirr gewirkt, Das Verbindungsteil Kette – Anker ist verbogen und muss ersetzt werden

Wir wissen bis heute nicht, was den Anker unten blockiert hatte. Steine gibt es laut Karte und Berichten dort keine. Der erfahrene Italiener meint, dass es in der Nähe von Fischerhafen immer alte Netze am Boden haben kann, die jemand einfach dort entsorgt hat. Wenn diese dann über mehrere Jahre gut eingespült sind, halten diese wie Stahlseile.

Wir sind erleichter! Die beiden Italiener konnten uns helfen, und wir sind um eine Erfahrung reicher. Über die Verweigerung von Hilfe durch den Hafen wollen wir uns nicht mehr länger wundern 🙂

Quer über die Biskaya nach La Coruña

Wir sind mittlerweile wohlbehalten in La Coruña (Spanien) eingetroffen.

Gleich vorweg: wer unsere Überfahrt online verfolgen wollte, wurde leider enttäuscht. Kurz nach der Passage von Brest (Frankreich) fiel unser AIS System aus (Grund noch unbekannt) und unser Schiff blieb auf den Monitoren stehen. Wir müssen es nun hier checken lassen. Entweder ist ein Defekt am Gerät, oder die Installation wurde in Brighton nicht gut gemach. Ein Garantiefall?

Aber nun der Reihe nach:

Wir haben am Tag vor der vor dem grossen Schlag (so nennt man in der Seglersprache eine Wegstrecke) in einer kleinen Bucht südlich vor Falmouth geankert, so dass wir am Morgen in der Früh niemanden wecken. Pia konnte es kaum erwarten, bis es endlich losgeht, mir hätte es in England noch recht gut gepasst (zwinker)

Sehnsüchtig schaut Pia in den Süden – sie sucht die Wärme und den richtigen Wind
Kartenarbeit vor der Losfahrt in der Bucht vom Helford River
Am 2. August früh um 07:30 Uhr geht’s los. Damit uns der frische Wind nicht unterkühlt bestens eingemummelt in warme Kleider
Aber schon bald wärmt die Sonne und eine Kleiderschale nach der anderen fällt. Immer wichtig: Kontrolle unserer Position und Kurs am Bildschirm
Kurz bevor wir England verlassen werden wir aus dem Land eskortiert. die Delphine spielen mehr als 10 Minuten lang in unserer Bugwelle, lassen sich von der Lupina die Rückenflosse kraulen, machen Freudensprünge für unsere Kamera und zeigen uns, wie elegant sie schwimmen können.
Die Grenze zu Frankreich ist erreicht, das Hoheitszeichen muss gesetzt werden. Ein Job für Pia
Gegen Abend des ersten Tages haben wir die Küste von Frankreich erreicht (schwarzer Punkt auf dem Bildschirm ist unser Schiff). Zu Köbi’s Enttäuschung fast keine grossen Schiffe gekreuzt, obwohl dies eine der meist befahrenen Wasserstrassen der Welt ist.

Bei der Überfahrt gibt es eigentlich nicht viel zu tun, doch einige Dinge sind sehr wichtig, und müssen regelmässig erledigt werden. Da es meist recht stark schaukelt, muss man entsprechend vorsichtig sein, und alles dauert immer ein wenig länger.

Wie sieht eigentlich unser Tagesablauf aus? Unseren Rudergang haben wir in Schichten aufgeteilt, die sich nach unseren Schlafbedürfnissen richten. Pia übernimmt am Abend die Schicht bis ca. Mitternacht. Köbi legt sich bis dann auf’s Ohr. Um Mitternacht geht Pia in die Koje und Köbi übernimmt das Steuer bis zur Morgendämmerung. Nach Sonnenaufgang gibt’s wieder einen Schichtwechsel und gleichzeitig auch Frühstück (Kaffee, Birchermüesli, Butterbrot mit Pia’s Konfi und Käse). Köbi geht dann in die Koje und Pia übernimmt das Steuer bis Mittag. Ab dann wechseln wir uns nach Lust und Laune ab, bis am Abend dann wieder der neue Ablauf beginnt.

Kaffeekochen erschwert. Dank kardanischer Lagerung des Kochherdes aber gut möglich, ohne dass der Kaffeekrug umfällt.   Video Kaffeekochen

Tagsüber wird mindestens 1x ein Rundgang über das Deck gemacht und geprüft, ob alles in Ordnung ist
Oder an den Segeln ist etwas zu richten. Bei diesem Bild musste das Grosssegel gegen ungewolltes Halsen (= Segel kippt auf die andere Bootsseite) gesichert werden. Das wird mit einer Leine gemacht, die den Baum nach ganz vorne am Schiff fixiert (Fachausdruck: Bullenstander, die rote Leine im Bild). Tiefer Gang und immer eine Hand am Schiff sind wichtig für unfallfreies Arbeiten.

Der Sicherheit an Bord setzen wir grosses Augenmerk. In der Nacht, wenn nur 1 Person im Cockpit sitzt, ist diese immer mit einer Sicherungsleine (Lifebelt) am Schiff fixiert. Falls aus irgend einem Grund auf Deck gestiegen werden muss, wird die schlafende Person geweckt und zur Aufsicht ins Cockpit geholt. Bei Arbeiten an Deck gehören automatische Schwimmweste und Liefebelt-Sicherung immer dazu. Da das Schiff meist automatisch gesteuert wird (Autopilot), würde es noch lange geradeaus fahren, bis das Fehlen einer Person bemerkt würde. Im offenen Ozean eine aussichtslose Situation, die wir nicht erleben wollen.

Ein wichtiges Instrument für die Sicherheit in der Nacht: Radar. Hier sehen wir – auch bei völliger Dunkelheit – ein Schiff/Hindernis auf dem Radar. Unsere Position ist in der Mitte der Kreise, die gelbe Linie ist unsere Fahrtrichtung. Im Moment ist ausser den hohen Wellen (kleine gelbe Punkte um uns herum) kein Hindernis ersichtlich.
Für Überfahrten wird nicht im grossen, komfortablen  Schlafzimmer-Bett geschlafen, sondern es hat eine spezielle Koje, das Leebett. Es ist im Salon mit direktem Zugang ins Cockpit. Damit die schlafende Person nicht aus der Koje fällt, ist sie gegen das Herausrollen mit einem Leesegel (das weisse Tuch im Bild) gesichert. Da diese Koje sehr nahe am Schwerpunkt des Schiffes liegt, gibt es hier die wenigsten Schiffsbewegungen. Es lässt sich prima schlafen darin 🙂
Die Person, die Nachschicht schiebt, beobachtet primär die Umgebung und schaut, dass die Fahrtrichtung frei ist. Da die Fahrt im Vergleich zum Auto aber sehr langsam ist, lässt sich dazu aber prima lesen …
… ab und zu Instrumente beobachten (hier Wassertiefe, Wind und Geschwindigkeit) …
… oder sogar ein kleines Nickerchen machen. Genau deshalb haben wir diese kleine Eieruhr, die regelmässig alle 15 Minuten die dösende Person an seine Pflichten erinnert
Ein paar wichtige Instrumente: Bildschirm (in der Fachsprache Plotter genannt), Logbuch (weisser Block), Fernglas, Guezlibox (für Köbi) und Eieruhr
Und irgendeinmal, dank kräftigem Rückenwind schneller als erwartet, sind wir an der spanischen Grenze und die Fahne muss erneut gewechselt werden
Am 5.8. morgens um 9:30 Uhr werfen wir in einer Bucht vor La Coruña Anker. 74 Stunden und 415 Seemeilen – Überfahrt erfolgreich – und sehr eindrücklich und schön!!

Am nächsten Tag – gut ausgeschlafen aber mit einem kurzen Zwischenfall – sind wir dann nach La Coruña weiter, wo wir nun ein paar Tage die schöne Galizische Gegend geniessen wollen. Über den Zwischenfall berichten wir nächstes Mal.