Von Santiago nach Cienfuegos – Feriensegeln durch die Gärten der Königin

Letzte Idylle bevor wir uns von Santiago verabschieden

Üblicherweise segeln wir Langfahrtensegler von einem sehenswerten Ort zum anderen, um von da aus Landausflüge zu machen. Unser nächstes Ziel, Cienfuegos, rund 315 sm, ca. 2,5 Tage auf See. Dieses Mal entschliessen wir uns für einen gemütlichen Feriensegeltörn, so wie wir das im Mittelmeer ein paar Mal gemacht haben. Kurze Tagestörns, jeden Abend in einer neuen, einsamen Bucht ankern. Das bedeutet aber 11 Tage unterwegs sein ohne einen Landgang und weit weg von jeder Zivilisation! Wir wollen dieses Abenteuer eingehen und nehmen euch gerne mit auf unsere Reise.

Tag 1: Santiago bis Chivirico (33 sm): Das Ausklarieren in Santiago verläuft professionell, speditiv und sehr freundlich. Zu unserem Erstaunen müssen wir bei der Guarda Frontera unterschreiben, dass wir in den Jardines de la Reina (Gärten der Königin) nicht ankern werden. Die Jardines de la Reina ist ein grosses Insellabyrinth, an dem wir auf dem Weg von Santiago nach Cienfuegos vorbeisegeln, und wo wir unsere Zwischenstopps eingeplant haben. Jetzt müssen wir es halt anders machen, wir werden sehen. Einer der drei Hafenmeister gibt uns zum Abschied zwei Grapefruits aus seinem Garten mit auf die Reise und bedankt sich für unseren Besuch. Das hinterlässt bei uns einen weiteren schönen Eindruck dieser Marina und seiner Mitarbeiter.

Die Fahrt nach Chivirico verläuft teils mit Motor, teils unter Segeln. Bei der Einfahrt in die kleine Ankerbucht vergräbt sich unser Kiel im Schlick und die Schraube wirbelt den braunen Schlamm auf. Zu wenig tief für uns. Wir manövrieren Lupina wieder frei und ankern rund 800 Meter vor der Einfahrt nur knapp geschützt hinter einem Riff. Kaum geankert sehen wir am Ufer zwei uniformierte Personen mit einem Auto. Eine Stunde später kommt ein Fischerboot mit einem Beamten der Guarda Frontera vorbei. Wir sollen hier nicht ankern, sie möchten uns in der Ankerbucht haben. Wir erklären, dass wir dort auf Grund gelaufen sind. Der Fischer lacht und bedeutet uns, dass die Fahrrinne viel näher am Ufer ist. Auf unserer Navigationskarte ist es anders angegeben. Er zeigt uns den Weg, indem er ganz langsam vor uns fährt. Und tatsächlich, wir schaffen es ganz knapp in die teichartige, rundum geschützte Bucht. Die Guarda Frontera ist happy – und wir erleben eine der ruhigsten Nächte in dieser kleinen, idyllischen Bucht. Anders als von anderen Seglern geschrieben bettelt uns niemand um irgendetwas an. Einzig der Fischer kommt nochmals vorbei und fragt um Feuer für seine Zigarette. Er strahlt freudig überrascht, als wir ihm das Feuerzeug überlassen.

Bucht von Chivirico: Wie ein kleiner Teich, rundum geschützt vor Wind und Welle
Chivirico: Kurz vor dem Eindunkeln versuchen Fischer noch ihr Glück, dann sind wir alleine

Tag 2: Chivirico bis Marea Del Portillo (48 sm): Gut ausgeruht verlassen wir kurz nach Sonnenaufgang unseren Ententeich und fahren anfänglich unter Motor, gegen Mittag dann mit Segeln weiter westwärts.

Unterwegs unterhält uns eine grosse Delfinfamilie mit ihrem lustigen Spiel
Die Einfahrt in die Bucht ist diesmal breiter und tiefer. Auch diese Bucht ist auf alle Seiten gut geschützt. Hier fänden viele Schiffe Platz, aber wir sind die Einzigen
Kurz vor dem Eindunkeln rudert (sie besitzen keine Motorboote!) die Guarda Frontera zu uns, fragt nach Schiffs- und Reisedetails und erkundigt sich nach unserem gesundheitlichen Befinden, danach sind wir wieder mutterseelenalleine
Was wohl die Gäste in diesem All-Inclusive Hotel von Kuba sehen werden? Diese kleine Halbinsel (wunderschön gelegen) ist für ein oder zwei Wochen ihr kurzes Reich

Tag 3: Marea del Portillo bis Cabo Cruz (36 sm): Ab jetzt betreten wir Neuland, so weit westlich waren wir mit unserem Segelschiff noch nie! Wegen Mangel an Wind müssen wir fast die ganze Strecke motoren. Aber wir werden mit einem sehr aussergewöhnlichen Ankerplatz belohnt: wir ankern auf der windzugewandten Seite im offenen Meer. Eigentlich ein Ankerplatz, den man nie nehmen würde. Hier ist aber ein Riff vorgelagert, das die Wellen aufhält. Die sich daran brechenden Wellen tosen uns rauschen bedrohlich, bei uns aber ist das Wasser ruhig und flach. Der Anker hält im Grund so gut, dass auch ein kleinerer Sturm problemlos ausgestanden werden könnte. Da es im Moment sowieso kein Wind gibt, können wir das glasklare Wasser bei 28 Grad noch besser geniessen. Die nächsten zwei Tage ist ebenfalls wenig Wind angesagt sind, daher beschliessen wir, hier zwei Tag abzuwarten.

Leuchtturm und Dorf Cabo Cruz
Kaum haben wir geankert, kommt ein Fischer mit dem Beamten der lokalen Hafenbehörde zu uns (die lange Streckte wird auch hier gerudert). Gefragt nach unseren Absichten erklären wir, dass wir gerne zwei Tage hier ankern würden, um auf den Wind zu warten. Höflich aber bestimmt erklärt er uns, dass dies nicht gehe, und dass wir morgen wieder weg sein müssen. Warum? Es gebe am Nachmittag eine Übung, und da seien wir im Weg. Aha! Aus sicherer Distanz und mit Mundschutz geschützt weist er uns an, nicht an Land zu gehen und keinen Kontakt zu den Fischern aufzunehmen (Covid!). Irgendwie haben wir das Gefühl, dass die Leute Angst haben vor uns

Tag 4: Cabo Cruz bis Cayo Media Luna (47 sm): Von nun an geht es in nordwestliche Richtung. Eigentlich war unsere Absicht, zwei Tage in Cabo Cruz zu warten, bis der stabile Nordostwind einsetzt. Da wir nicht bleiben dürfen, ändern wir unseren Plan. Wir beschliessen, mitten durch das Labyrinth des Archipelagos zu fahren, welches Kuba in dieser Zone vorgelagert ist. Das verspricht Adrenalin – denn diese Gegend ist gespickt mit Untiefen und gefährlichen Riffen. Im Morgengrauen heben wir den Anker und nehmen die erste Strecke vorerst mal unter Motor in Angriff.

Hier unsere abgeänderte Reiseroute. Anstatt aussen entlang der Jardines de La Reina wollen wir nun neu innen vor dem Festland durchsegeln
Das Meer ist spiegelglatt und verschmilzt fast mit dem Himmel. Wir kommen gut voran und haben Zeit, die Angelrute zu benutzen. Leider beisst nur ein mittelgrosser Barracuda an, denn wir aber wieder in die Freiheit entlassen (wir sind nicht sicher, ob es hier auch Ciguatera gibt, ein Algengift, das sich über die Nahrungskette in den Raubfischen anreichert und für Menschen sehr gefährlich sein kann)
Gegen Mittag setzt dann doch ein leises Lüftchen ein, und Köbi kommt endlich dazu, seine Trimmfähigkeiten zu beweisen
Fischer kurz vor unserem Tagesziel. Es sind die letzten Menschen, denen wir in den nächsten Tagen begegnen werden

Tag 5: Arbeitstag auf Cayo Media Luna: Wir geniessen die fantastische Einsamkeit. Der uns umgebende Mangrovenwald schluckt jeden Lärm auf, den die Brandung erzeugen würde. Es ist so still hier draussen in der Wildnis – keine Geräusche, kein Wasserplätschern, kein Windrauschen, einfach nichts. Einmalig für uns! Auch die beiden Nächte. Unglaublich! Nur die Sterne und wir. Kein einziges andere störende Licht oder Geräusch weit und breit. Wir verbringen den Tag vor Anker mit gut Ausschlafen. Frühstücken, und dann Arbeiten.

Pia versucht sich an den gelben Flecken, die wir uns in Santiago eingehandelt haben. Die diversen Putzmittel, die wir an Bord haben, helfen nichts. Einzig das Mittel (mit Oxalsäure), welches uns die Marina für 6 Dollar verkauft hat, wirkt sehr gut
Auf einer der Motorfahrten ist der Motorraumlüfter ausgestiegen. Dieser ist tief in der Staukiste im Cockpit verbaut. Köbi wagt sich an diese Arbeit
Nachdem noch die Unterkante des Grosssegels repariert (von Hand genäht) und das Unterschiff wieder einmal von Muscheln und anderem Bewuchs gereinigt sind, ist es schon wieder Zeit für einen Sundowner. Erschöpft aber frisch geduscht geniessen wir die wunderbaren Gemälde, die der Himmel für uns zeichnet

Tag 6: Cayo Media Luna bis Cayo Rancho Viejo (26 sm): Beim Heben des Ankers umkreisen plötzlich zwei grosse Delfine unser Schiff und geleiten uns aus der Ankerbucht. Kaum sind wir im offenen Wasser, sind sie auch schon wieder weg. Der Wind ist endlich da und passt perfekt für uns. Es gibt einen Tag mit herrlichem Segeln wie auf einem See. Die Fahrt durch das Labyrinth von kleinen Inselchen mit unzähligen Untiefen und Riffen, alles unter Segeln, erfordert aber unsere volle Aufmerksamkeit

Tag 7: Cayo Rancho Viejo bis Cayo Cuervo (50 sm): Kurzer Adrenalin Kick am Morgen: beim Anker Heben verklemmt sich die Kette in der Rolle, der Anker ist aber bereits lose und schleift über den Meeresgrund. Wir driften langsam über die als Riff markierte Zone, haben aber Glück, dass sich der hängende Anker nicht in den Korallen verfängt. Schlussendlich kriegen wir die Kette wieder frei und den Anker ohne weitere Probleme hoch. Danach erleben wir wieder einen wunderschönen Segeltag.

Auch heute versucht sich Köbi beim Fischen. Diesmal ist ihm der Petri gut gesinnt und es gibt zum Abendessen eine leckere Spanische Makrele

Tag 8: Cayo Cuervo bis Cayo Zaza de Fuera (45 sm): Auch heute brechen wir früh auf. Anfänglich ist die Fahrt bei 18-22kn Wind schräg von vorne aufs Schiff recht ruppig. Nach Kurswechsel etwas abfallend in Richtung Westen wird es aber deutlich gemütlicher, vor allem, als auch der Wind dann etwas nachlässt.

Wie alle Inseln ist auch Cayo Zaza de Fuera von Mangroven überdeckt
Am Ziel erwarten uns verschiedene Fischerboote. Eines kommt uns näher, bietet uns einen lebendigen Lobster an. Wollen wir nicht, wir haben keine geeignete Pfanne. Also Pescado (Fisch)? OK, wir bieten 5 Dollar an. Geld wollen sie nicht, das können sie offenbar nicht einfach unter sich aufteilen. Sie wollen Rum, den haben wir aber nicht (wir haben es bisher nicht geschafft, diesen in Kuba zu kaufen! Die Läden waren immer leer oder es gab unendlich lange Warteschlangen). Somit kein Deal ☹

Tag 9: Cayo Zaza de Fuera bis Punta Chocolate (bei Casilda, 29 sm): Gut ausgeschlafen und mit Frühstück im Bauch machen wir uns auf den Weg zur zweitletzten Etappe, die uns in die Nähe von Casilda führt. Die Distanz ist kurz und wir können auch etwas schwachen Wind ausharren. Wir setzen nur die Genua. Sehr angenehm, da das Schiff so viel weniger Krängung (=Schieflage) hat. Um die Mittagszeit lässt der Wind dann etwas nach, so dass auch das Grosssegel zum Einsatz kommt. Unterwegs fischen wir. Drei Mal zupft es an der Angelschnur. Das erste Mal kann sich der Fisch wieder befreien, ohne dass wir ihn je zu sehen bekommen. Die beiden anderen Male sind es jeweils zwei kleinere Barracudas, die wir aber wieder frei lassen (Ciguatera). Wir ankern ein letztes Mal in einer weiteren wunderschönen, sicheren Ankerbucht

Tag 10: Punta Chocolate bis Cienfuegos (45 sm): Die Windvorhersage verspricht auf Dreiviertel der Strecke guten Wind, der dann erst gegen Ende der Strecke einschläft. Da müssen wir dann sowieso motoren, weil die Einfahrt in die Bucht von Cienfuegos eng und im Zick-Zack verläuft.

Schon nach drei Stunden bricht der Wind vorzeitig ein, dreht sogar nach nord-nordwest, also genau auf unsere Nase. Zum Glück bleibt er aber schwach. Wir sind zwar enttäuscht, wollten wir doch segeln, werden aber mit einer wunderschönen Küstenkulisse und flachem Meer entschädigt und die Motorfahrt geht schnell vorbei. Zu schnell wahrscheinlich, denn es beisst auf diesem Streckenteil kein Fisch in unsere Beute, die wir mit einer Schleppangel hinter uns herziehen
Der markante Leuchtturm vor der Einfahrt in die Bucht von Cienfuegos
Die Einfahrt nach Cienfuegos ist eng und verläuft im Zick-Zack. Wir hören ein lautes Hornsignal, und nach ein paar Sekunden kommt dieser Tanker um die Ecke. Wir halten uns an den Kanalrand und lassen das grosse Schiff gemächlich an uns vorbei gleiten

Kurz nach drei Uhr mittags laufen wir in Cienfuegos ein. Unsere Anrufe per VHF Funk bleiben zwar unbeantwortet, aber als wir den Stegen der Marina Marlin näher kommen, steht der Marinero schon bereit für uns und hilft uns beim Festmachen. Bien venidos in Cienfuegos!

Wir sind glücklich, den Umweg durch das Insellabyrinth gewählt zu haben. Die Jardines de la Reina haben wir zwischen dem Festland und der Inselgruppe umlaufen. Kurzzeitig waren wir versucht, uns nicht an das Ankerverbot zu halten, haben uns schlussendlich aber doch richtig entschieden. Als wir nämlich in Cienfuegos einklarieren, stellt uns der Beamte ein Papier aus, das als letzten Hafen «Casilda» angibt, unseren letzten Ankerplatz also. Wir merken, wir sind überwacht!

Der weite Weg, mit den vielen Zwischenstopps, hat sich definitiv gelohnt. Es war sehr schön, einfach wieder mal ein anderes Segeln!!

Nun sind wir in Cienfuegos gelandet. Wir wollen von hier aus auf dem Landweg den mittleren Bereich sowie Havanna und dann den Westen von Kuba erkunden. Ob das trotz der Verschlimmerung der Covid-Situation möglich ist? Wir wissen es noch nicht. Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser.

Kuba verstehen?

Die ersten beiden Tage nach der Quarantäne verbringen wir damit, uns zu organisieren. Wir fragen das Nachbarschiff (SY Sissi mit den beiden Deutschen Brüdern Jörg und Jens) nach Tipps und in der Marina bestellen wir ein Mietauto. Bei der Bestellung bleibt es jedoch, denn alle Vermietungsfirmen, die sie anrufen, haben nichts oder beantworten das Telefon schon gar nicht. Später werden wir erfahren, dass es tatsächlich unmöglich ist, bei einer Car Rental Firma ein Auto zu reservieren. Jetzt zum Jahreswechsel sind viele Ex-Kubaner auf Heimaturlaub, und viele Autos sind zurzeit vermietet. Wir stehen vor der Entscheidung, gleich weiter in Richtung Cienfuegos, das rund 320 Seemeilen westlich von Santiago de Cuba liegt, zu fahren oder auf eigene Faust etwas zu organisieren. Wir entscheiden uns für das Bleiben und suchen alternative Lösungen.

Lupina in der ruhig gelegenen Marina Marlin von Santiago de Cuba
Schon nach einigen Tagen stellen wir gelbliche Flecken auf der weissen Farbe (Gel Coating) unseres Schiffes fest. Hier der Verursacher! Eine nahegelegene Erdölraffinerie stösst schwefelhaltigen Russ aus seinen Kaminen. Das sich über Nacht absetzende Tauwasser löst diesen Russ auf und hinterlässt dann nach dem Abtrocknen die hässlichen gelben Flecken. Diese lassen sich angeblich nur mit einem speziellen Reinigungsmittel (Oxalsäure) entfernen
In den ersten Tagen fahren wir jeweils um die Mittagszeit mit der Fähre in rund 30 Minuten ins Zentrum von Santiago de Cuba. Im Bild: Haltestelle der Fähre direkt neben der Marina
Fähre nach Santiago
Abends um 18 Uhr fährt die letzte Fähre von Santiago zurück. Schöne Abendstimmung am Pier (hinten raucht unser Flecken-Macher!)
Transportmittel in Santiago: wunderschöne, meist sehr gut gepflegte Amischlitten, Rikschas …
Pferdekutschen (ja, die sehen wir hier viel häufiger als Auto-Taxis)
… und die Kubanische Version vom Postauto (Omnibus). Neuere Fahrzeuge sieht man praktisch keine
Unser Ausgangspunkt der Stadtbesuche: der Céspedes Platz mit der Kathedrale …
… und dem Rathaus von Santiago
Céspedes Platz by night mit der Kathedrale (rechts), dem Hotel «Casa Grande» (Mitte) und dem Museum «Emilio Bacardi» (links)
Wir treffen in Santiago auf wunderschön restaurierte Kolonialbauten (hier das Hotel Imperial, nahe beim Céspedes Platz)
Und sehen auch, wie die Fassaden renoviert werden. Ein einfachstes Holzgerüst muss es richten. Wir werden in den nächsten Tagen noch oft erleben, wie die Improvisations-Energie der Kubaner fast jedes Problem zu lösen vermag
Immer interessant: die Menschen! Wir erleben sehr freundliche, gut gebildete und interessierte Menschen, die das Leben unter freiem Himmel geniessen. Leider sind die Covid Fallzahlen nach den Festtagen wieder deutlich am Steigen (nachdem sie vorher sehr tief waren), und so erleben wir nicht die ausgelassene Fröhlichkeit und die spontanen Strassenkonzerte, wie sie sonst üblich sind – schade!
Strassenszene in Santiago
Die gut situierten Kubaner tragen gerne ausgefallene Kleider, Schmuck und gut polierte Lederschuhe …
… während die weniger bemittelten Leute sich mit einem sehr einfachen Lebensstil begnügen müssen. Nicht selten findet man gleich neben schön herausgeputzten Kolonialbauten auch einfache Holzbauten, die oft nur einen einzigen Raum haben
Sehr oft anzutreffen: spielende Leute auf den Plätzen und in den Strassen
Es gibt sogar spezielle Hallen zum Schachspielen
Das Personal der Marina Marlin ist sehr freundlich und hilfsbereit. Wir übertreiben nicht, wenn wir schreiben, es ist die freundlichste Marina, in der wir je festgemacht haben. Norbert (im Bild mit Köbi) kam in der Neujahrsnacht 5 Minuten nach Mitternacht zu unserem Schiff und wünschte uns persönlich ein gutes Neues Jahr. Er spricht fliessend Englisch und Russisch und interessiert sich sehr für die Länder, aus denen wir Segler kommen. Überhaupt fällt uns auf, dass die Kubaner eine sehr gute Allgemeinbildung haben, im Gegensatz zu den bisher besuchten Ländern
Wir lieben den Kontakt zur lokalen Bevölkerung. Deshalb entscheiden wir uns auch, bei der Rundreise durch den Ostteil von Kuba jeweils privat zu übernachten. Was andernorts Bed & Breakfast heisst, nennt sich hier «Casa Particular» und ist mit diesem blauen Zeichen markiert. Es gibt das Gleiche in roter Farbe, aber diese Häuser dürfen nur von Kubanern besucht werden. Der Unterschied ist die Steuerabgabe an den Staat, welche die Vermieter machen müssen, und somit wohl auch der Mietpreis. Die Preise liegen für uns im Bereich von 15-30 Dollar pro Zimmer und Nacht
Unsere Casa Particular Gastgeber in Guardalavaca (an der Nordostküste von Kuba). Die Frau arbeitete vor ihrer Pensionierung als Köchin in einem nahegelegenen All-Inclusive Hotel, der Ehemann war Professor an einer Universität. Er ist jetzt zuständig für die Hausreinigung und den Kaffee für die Gäste! Apropos, Sauberkeit: die Casas Particulares, die wir auf unserer Rundreise benützen sind immer sauber und sehr gepflegt. Überhaupt sind die Kubaner ein sehr gepflegtes Volk. Sauberkeit wird hier grossgeschrieben.

Zu unserem Erstaunen gibt es im Casa Particular in Guardalavaca nur Kaffee zum Frühstück. Die Frau entschuldigt sich unzählige Male und erklärt, dass es ihr nicht möglich war, über Nacht etwas Essbares für uns aufzutreiben. In den nächsten Tagen werden wir erfahren, wie schwierig und frustrierend es für die Kubanische Bevölkerung im Moment ist, an Lebensmittel zu gelangen. Frisches Brot bekommt man in den Panaderias (Bäckerei). Davor stehen schon lange vor der Öffnungszeit lange Menschenschlangen. Mit viel Glück hat es noch etwas auf dem Verkaufstisch, wenn man dann endlich vorne steht. Bei Lebensmittelläden stehen ebenfalls grosse Menschenmengen an und drücken sich die Nase an den Fenstern platt. Warum? Sie versuchen, zu erkennen, was heute auf den Regalen steht, und ob sich das Anstehen lohnt. Frisches Obst oder Gemüse?? Um das zu kaufen braucht es sehr viel lokales Wissen und Tipps von Hausfrauen, die wissen, wo es so etwas allenfalls zu erhaschen gibt. Eine Kombination von Boykotten der USA, wegen Covid stillgelegten Fabriken und vom Staat zum Export (der Staat braucht Devisen) reservierten Früchten und Gemüsen hat dazu geführt, dass das tägliche Leben in Kuba aktuell sehr schwierig ist. Wir entscheiden, die Lebensmittel an Bord zu verwenden, und das, was kaufbar ist, den Kubanern zu überlassen.

Überall müssen die Leute oft mehrere Stunden anstehen, wie hier bei einer Bank und links im Bild vor einer Bäckerei
Grosser, modern eingerichtete Lebensmittelladen in Baracoa (Nordosten von Kuba). Es gibt rund etwa 10 verschiedene Artikel zu kaufen. Hier das Angebot an Erbsen. Mehr gibt es nicht!
Blick in eine Apotheke. Die Regale sind erschrecken leer. Die Einfuhr von Medikamenten leidet sehr stark unter dem Boykott der USA. Kuba hat super gut ausgebildete Mediziner (die medizinische Universität in Havanna ist weltberühmt!), aber sie kommen nicht an die Medikamente
Auch das Angebot in Restaurants und Bars ist oft sehr stark limitiert. Eine Bar hat fast immer Rum, aber die Zutaten für eine Drink Mischung fehlen meistens. Mit viel Glück gibt es Bier
Aber es gibt sie auch, die kleinen Juwelen. In einem Wohnquartier in Guardalavaca finden wir das kleine, schnucklige Restaurant «La Isabella», direkt am Baseball-Trainingsplatz der Dorfjugend. Es zeigt uns deutlich: mit etwas Unternehmergeist ist auch in diesen schwierigen Zeiten vieles möglich in Kuba
Per 1. Januar gab es in Kuba eine Währungsreform. Bis dahin gab es zwei Währungen in Kuba: für die Touristen galt der CUC, der 1:1 zum US-Dollar gehandelt wurde. Für die Einheimischen galt der CUP, der Kubanische Peso. Ab jetzt gibt es nur noch den CUP. Natürlich ist fast überall der CUC noch angeschrieben, so dass man immer zuerst in CUP umrechnen muss (Multiplikation mit 25). Für uns ist das weniger ein Problem, wir kennen ja nur den CUP. Aber für die Verkäuferinnen und Verkäufer jedes Mal wieder eine Herausforderung. Für uns wird es dann schwierig, wenn die Leute lieber Euro oder Dollar hätten, und wir dann richtig umrechnen müssen 😊

Hier noch ein kleiner Einschub bezüglich Geldes. Wir haben uns vor der Reise nach Kuba mit etwas Euro und Dollar eingedeckt, so dass wir die ersten Ausgaben damit machen können. Daneben haben wir Kreditkarten (AMEX, Visa und Master) sowie Maestro Bankkarten. Schon vor der Reise konnten wir nachlesen, dass AMEX und Maestro Karten nicht akzeptiert werden. Kein Problem, dachten wir, wir haben ja noch zwei andere. Die ersten Versuche, mit Visa oder Masters auf den Kubanischen Bankomaten Geld abzuheben, scheitern jedoch. Zwei Tage später erhält Köbi ein SMS von der Kreditkartenfirma, er solle doch bitte zurückrufen. Das Telefon aus Kuba (Swisscom) kostet uns 30 CHF und ergibt, dass Kreditkarten, die über die Crédit-Suisse (wie unsere) oder andere grössere Schweizer Banken laufen, von Kuba gesperrt sind. Es habe etwas mit den Vereinbarungen der Schweizer Banken mit der USA zu tun, wurde uns mitgeteilt. Da stehen wir nun, mit nur wenig Bargeld an Bord, und wollen Kuba bereisen. Zum Glück gibt es die fantastische Seglergemeinschaft! Die Besatzung unseres Nachbarschiffes (SY Sissi) ist ohne grosse Diskussion bereit, uns mit 1000 Dollar Bargeld aus der Patsche zu helfen, die wir dann wieder per Bankübertragung zurückzahlen.

Zurück zu unserem Problem: Mietauto! Diesen hätten wir sehr gerne gefahren …
… schlussendlich wird es aber ein Fiat Tipo, Baujahr 1990. Bei den Anzeigegeräten hat nur die Temperatur funktioniert, sonst nichts. Im Kofferraum fehlen die Gummidichtung, und so lernen wir auf staubigen Strassen bald, dass der Staub seinen Weg ungehindert und frei seinen Weg ins Wageninnere findet. Den starken Dieselmotor hören wir neben dem lauten Geklapper von Radaufhängungen und Kofferraumdeckel praktisch nicht. Aber: wir haben einen fahrbaren Untersatz, und das zählt!!

Wie sind wir zum Mietauto gekommen? Wir sind persönlich selber zu mehreren Mietfirmen gegangen. Überall Absagen. Wir fragen einen Mitarbeiter der letzten Mietfirma, ob er uns sein eigenes Auto vermieten würde. Geht nicht, das ist kaputt. Aber hat einen Freund und der hat über einen anderen Freund und noch einen Freund unser Mietauto vermittelt. Der Preis? Eine Sünde!! 50 Dollar pro Tag für diesen, mit Verlaub gesagt, Blechhaufen, ist definitiv zu viel. Aber wir wollen unsere Rundreise machen, und so willigen wir halt ein.

Bei der Entgegennahme des Mietautos merken wir, dass das Ersatzrad keine Luft hat. Köbi verlangt, dass es vorher geflickt wird. Kein Problem. Der Autovermieter fährt mit uns gleich zur «Gomeria» (Pneu Reparatur Werkstätte), wo es auch umgehend fachmännisch geflickt wird
Auf der Fahrt in den Norden (Baracoa) sehen wir uns um 50 bis 100 Jahre zurückversetzt. Pferde sind Transportmittel Nummer eins, und für schwere Zuglasten sieht man noch überall Ochsengespanne
Auf der Strasse gibt es immer wieder Identitäts- und Covid Kontrollen. Pässe werden kontrolliert und in eine Liste eingetragen, an manchen Stellen wie hier werden sogar die Räder des Autos desinfiziert (weisser Spraybehälter hinter dem sitzenden Beamten)
Fidel Castro ist noch omnipräsent und die Leute verehren ihn überall. In dieser Kirche in Banes heiratete er 1948 standesgemäss die Tochter des damaligen Bürgermeisters. Der ebenfalls aus Banes stammende Diktator Batista gratulierte dem Paar damals mit einem Geschenk. Im 1955, nach Castros Wandlung zum schärfsten Kritiker Batistas, wurde die Ehe wieder geschieden
Unsere Rundreise lässt uns viel erfahren über die Geschichte Kubas in den 50er Jahren, als der Diktator Batista, USA-gesteuerter Marionettenpräsident, von Fidel Castro durch eine Revolution gestürzt wurde. Mit dem Schiff «Granma» ist Fidel Castro mit insgesamt 82 bewaffneten Kämpfern der kubanischen «Bewegung des 26. Juli» (darunter der berühmte «Che» Guevara) still und heimlich aus seinem Exil in Mexico nach Kuba zurückgekommen und hat sich im sehr gebirgigen Osten eine Militärbasis errichtet. Mit der Landung der Granma begann die kubanische Revolution
Die Kubaner sind sehr pflichtbewusst und, ausser beim Anstehen, sehr diszipliniert. Es ist daher kein Wunder, dass die Maskentragpflicht sehr konsequent befolgt wird. Etwas anderes ist auf diesem und den vielen anderen Bildern auch sehr offensichtlich: es gibt kein saubereres Land als Kuba! Nicht der kleinste Abfall am Strassenrand!
Auch die Kleinsten tragen willig ihre Masken
Fahrt auf der wunderschönen «Carretera Granma». Die Strasse ist über die ersten 90 Kilometer in Richtung Santiago in einem schlechten Zustand und über lange Distanzen nicht geteert, aber man wird mit einer fantastischen Aussicht belohnt. Kurz nach diesem Bild ist übrigens das Kupplungsseil gerissen. Köbi kann aber die Fahrt bis zur nächsten grösseren Ortschaft rund 70 Kilometer weit fortsetzen und dort mit Draht das Problem provisorisch beheben lassen
Köbi beim Nachtanken. Da die Tankuhr nicht funktioniert, sind wir froh um unseren eigenen Dieselkanister
Zurück in Santiago besuchen wir einige Ausflugsziele in der näheren Umgebung. Die Festung «El Morro» an der Einfahrt zur Bucht nach Santiago
Die Wallfahrts-Kirche «Basilika del Cobre»
Basilika del Cobre. Kaum drinnen hat uns diese Kirche ganz in den Bann gezogen. Überwältigt und stark beeindruckt von den Farben, Licht und der leisen im Hintergrund spielender Musik. Wir sind fasziniert wie noch nie von einer Kirche
Unser letzter Ausflug führt uns auf den mit 1’226 Metern über Meer gelegenen «Pico Gran Piedra». Eigentlich wollten wir auf den höchsten Berg von Kuba, den 1’974 Meter hohen «Pico Torquino», aber als wir am Ausgangspunkt der Wanderung erfuhren, dass der Wanderweg wegen Unterhaltsarbeiten geschlossen ist, mussten wir umdisponieren
Die letzten Höhenmeter auf den «Pico Gran Piedra» werden spektakulär über eine steile Treppe erklommen. Leider ist uns die Rundumsicht ganz oben durch dichten Nebel versperrt
Und es gibt sie doch, die Früchteverkäufer! Ganz unerwartet auf der Rückfahrt vom «Pico Gran Piedra» fahren wir an einem kleinen Bergbauernhaus vorbei. Und er macht das, was wir eigentlich überall in Kuba erwarten würden: er verkauft die Früchte, die ihm die freie Natur schenkt

Heute Montag, 11. Januar 2020, ist unser letzter Tag in der Marina Marlin von Santiago de Cuba. Morgen früh holen wir uns die Segelbewilligung für die Weiterfahrt nach Cienfuegos. Wir werden auf der 320 Semmeilen langen Strecke immer wieder mal einen Ankerstopp einlegen und rechnen mit rund 8 bis 10 Tagen, bis wir am Ziel eintreffen. Da wir in der Zwischenzeit keine Internet Verbindung haben werden, melden wir uns für die nächsten Tage hier mal ab.

Falls unsere Position per GPS-Signal nicht übertragen wird, dann sind nicht genügend Satelliten über uns freigeschaltet für Kuba (die USA lässt grüssen ☹). Aber wir werden euch dann von Cienfuegos aus berichten, was gelaufen ist

Es bleibt spannend! Bleib der Lupina im Kielwasser!

Zuerst Spasssegeln, dann Ausdauertest nach Kuba

Am 28. Dezember früh um 8 Uhr heben wir den Anker in der schönen Bucht von Bahia de las Aguilas (Dominikanische Republik) und drehen unseren Bug in Richtung Westen. Leider weht bis gegen Mittag nur ein laues, unstetiges Lüftchen, das uns kaum voranbringt. Da muss das eiserne Segel raus: Kari, unser 75 PS starke Volvo-Penta schiebt uns stetig mit rund 6 Knoten südlich der Küste von Haiti entlang nach Westen. Gerne würden wir näher am Land segeln und etwas Sightseeing machen, aber gemäss Windvorhersage ist weiter draussen der Wind stärker. Also bleiben wir rund 20 Seemeilen von Haiti weg und werden bald mit herrlich achterlichem Wind belohnt. Lupina macht unter vollen Segeln gute Fahrt.

Rund 20 Seemeilen südlich der Küste von Haiti entlang westwärts. Flaches Meer, Wind schräg von hinten – wunderbares Segeln, so dürfte es immer sein!
Köbis 1. Fisch! Eine Goldmakrele (Dorade oder Mahi-Mahi). Bisher haben wir nie selber gefischt aus Mitleid mit den Fischen. Aber eine Kombination aus perfekten Verhältnissen, Lust auf etwas Feines im Teller und Neugier lässt Köbi spontan die Angelrute packen. Es dauert auch nicht lange, bis dieser schöne Fisch Lust verspürt, zu uns auf die Lupina zu kommen. Pia hat aus ihm ein wunderbares Nachtessen gezaubert

Gegen Abend schläft der Wind wieder ein und wir halten mit Hilfe von Kari direkten Kurs auf das Südwestkap von Haiti. Gemäss Windvorhersage dreht der Wind in der Nacht und soll vor allem in Küstennähe von Nordost kommen. Und genau so ist es. Auch diesmal wieder herrlicher Wind von schräg hinten, der uns mit 6-7 Knoten Fahrt um das Süd Kap von Haiti bläst. Im Morgengrauen des 2. Segeltages umrunden wir das Kap und können nun direkten Kurs aufnehmen nach Santiago de Kuba.

Kurz bevor wir die Küste von Haiti verlassen, schiessen vor uns mehrere Fischer mit ihren Holzbooten kreuz und quer durch das Fahrwasser. Der Wind hat mittlerweile kräftig aufgefrischt, aber das scheint die Männer, die mit dem Meer aufgewachsen sind, nicht gross zu beeindrucken. Seelenruhig setzen sie ihre Köder aus und sammeln sie wieder ein, während ihre motorlosen Boote pfeilschnell durch das Wasser preschen
So langsam kommen wir von der Küste Haitis weg und der Wind nimmt zu. 24 Knoten sind angesagt aus Ostnordost. Nicht gerade wenig, aber auch nichts Beunruhigendes. Pia jedenfalls freut sich hier noch. Normalerweise hätten wir auf bessere Windverhältnisse gewartet, aber Kuba hat vor ein paar Tagen angekündet, dass ab dem 1. Januar bei der Einreise ein Covid Test vorgelegt werden muss. Bis dahin wird nur ein Covid Test bei der Ankunft gemacht. Ab Neujahr ist Beides erforderlich. Deshalb wollen wir vor dem 1. Januar in Kuba anzukommen
Aber dann wird der Wind deutlich stärker als angesagt. Die nächsten 9 Stunden bis um Mitternacht heulen uns rund 30 Knoten (50-60 km/h) aus 60 Grad auf das Schiff
Die Wellen türmen sich schon kurz nach Haiti auf etwa 4 Meter auf, angesagt waren gerade mal 2 Meter
Die ersten 100 Semmeilen nach Haiti werden sehr nass und eine Ausdauerprobe für Boot, Material und Mensch
Ab Mitternacht lassen Wind und Wellen langsam aber stetig nach, und das Segeln der restlichen 50 Seemeilen nach Kuba wird wieder gemütlicher. Nach Sonnenaufgang passieren wir die Landesgrenzen von Kuba. Pia setzt wie üblich die Hoheitsflagge des Gastlandes und die Quarantäneflagge. Geschafft!!

Über Funk auf Kanal 16 versuchen wir mehrmals die Hafenbehörde, die Küstenwache oder den Zoll aufzurufen, um uns anzumelden. Vergeblich, eine Antwort kommt keine zurück. Dann versuchen wir nach einiger Zeit die Marina Marlin von Santiago direkt auf Kanal 72. Das klappt auf Anhieb und wir erhalten auch umgehend die wichtigen Instruktionen sowie die Erlaubnis, in die Marine zu kommen und am Pier, der uns zugewiesen wird, fest zu machen. Kaum ist die letzte Leine belegt beginnt das Einklarierungsprozedere:

Als erstes kommt eine Ärztin an Bord und macht einen ersten groben Gesundheitscheck. Alles wird fein säuberlich dokumentiert, und wir erhalten eine Kopie des Protokolls
Darauf kommen der Reihe nach der Mann, der einen Covid Test an uns vornimmt (Mann rechts im Bild) und dann der Zoll (links). Alles sehr speditiv und professionell, finden wir. Wir haben vorgängig Crewlisten und Zollpapiere ausgefüllt, die will der Zollbeamte aber nicht sehen. Er füllt die Dokumente selber anhand unserer Pässe und den Schiffspapieren direkt am Computer in seinem Büro aus. Auch unsere Bescheinigung der Krankenkasse, die wir vorgängig extra für Kuba besorgt haben, will hier niemand sehen

Wir sind positiv beeindruckt über die gut funktionierenden Behörden und ihre Korrektheit. Nach rund 2 Stunden um die Mittagszeit ist alles schon erledigt und wir werden angewiesen, das Schiff nicht zu verlassen, bis unsere Testergebnisse vorliegen. Zwei bis drei Tage werden uns angegeben. Für uns bedeutet es, dass wir Silvester und Neujahr isoliert in Quarantäne auf unserem Schiff verbringen müssen. Das wussten wir schon vor der Reise nach Kuba und so ist das für uns kein Problem. Das gibt uns viel Zeit, die Tage nach der Quarantäne zu planen und vor allem, unsere Wunden von der Überfahrt zu lecken.

Wunde 1: Nach rund zwei Stunden im Starkwind ist bei unserer Fock (Starkwindsegel), die wir statt der grossen Genua gesetzt hatten, die untere Festhalteschlaufe gerissen. Verschleiss von früher oder einfach das Alter. Nicht so schlimm, können wir von einem guten Segelmacher reparieren lassen
Wunde 2: Kurz nachdem sich die Fock verabschiedet hat wurde auch das Bimini zerfetzt. Unser Fehler! Wir hätten es vorher zusammenfalten sollen. Haben wir aus Nachlässigkeit nicht gemacht, weil wir in den letzten Monaten immer damit gesegelt sind, ohne Probleme. Aber jetzt, stundenlang bei 30 Knoten von vorne, das war zu viel. Da wartet Arbeit auf Pia’s neue Nähmaschine!!
Wunde 3: Nach der Ankunft haben wir gesehen, dass es den Halter der Winsch-Kurbel, der an den Mast genietet ist, abgerissen hat. Die Kurbel liegt nun irgendwo auf Meeresgrund. Nicht allzu schlimm, werden wir bei Gelegenheit ersetzen
Also, es gibt einiges zu tun in unserer Quarantäne. Und wer sagt, wir seien froh über dieses Zwangspause, der liegt so falsch nicht 😉. Pia setzt sich gleich hinter die Nähmaschine, näht neue Moskitonetze …
… und flickt das zerfetzte Bimini …
… während Köbi sich mehr um die Sachen an Deck kümmert. Hier ist er gerade daran, das Material aus den beiden Backs-Kisten zu entsalzen. Normalerweise bleibt es trocken, aber diesmal fand das Meerwasser auch hier seinen Zugang

Ihr seht, die Überfahrt nach Kuba war anfänglich wunderschön, wurde aber dann für rund 24 Stunden zum Härtetest für Mensch und Material. Beide haben den Test einigermassen gut überstanden. Die Lupina hat nun ein paar Tage Ruhepause in der Marina verdient, und wir werden nach der Quarantäne (die gestern, 3. Januar 2021, zu Ende gegangen ist) ein paar Tage mit einem Mietauto den östlichen Teil von Kuba erkunden.

Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser