Die Dominikanische Republik zum zweiten Mal

Wir waren ja im Januar/Februar 2020 schon einmal in der Dominikanischen Republik (DomRep), damals aber im Südosten des Landes. Nun sind wir ganz im Westen, im Bereich, der an Haiti grenzt. Von Bonaire kommend ist es wie ein kleiner Kulturschock und wir müssen uns zuerst wieder an den Schmutz und Dreck, der uns hier überall begegnet, gewöhnen. Schon bei der Einfahrt in die Ankerbucht schwimmen uns mehr Plastiktaschen und anderer Abfall entgegen, als wir bisher je gesehen haben. Unser Schiff ist nach einer Woche unten total bewachsen und stinkt wie ein faulender Fisch. Nur einmal springt Köbi ins Wasser, nämlich dann, als ihm das Dinghi entgleitet und er es wieder zur Lupina bringen muss. Tüchtig eingeseift riecht er nachher aber wieder fein 😊

Auch an Land sieht man sich in der Entwicklung zurückversetzt. Es gibt hier in Barahona noch viele einfache Holzhäuser, meist mit nur einem oder maximum 2 Räumen. Autos in unterschiedlichen Reparaturzuständen trifft man überall am Strassenrand an
Tierschutz? Dafür hat hier niemand Verständnis – oder schon gar kein Geld dafür
Einkaufen im lokalen Supermarkt. Ein Erlebnis – gelinde gesagt. Schon vor der Ladenöffnung um 8 Uhr morgens stehen rund 200 Leute vor dem Tor, einigermassen diszipliniert in Schlange. Als Corona Schutzmassnahme wird die Temperatur gemessen, Desinfektionsspray gibt es nicht. Drinnen enge Gänge, die schon bald überfüllt sind von Leuten, die wieder an der Kasse anstehen. Wir haben es nie geschafft, in weniger als 45 Minuten einzukaufen
Eine positive Überraschung dann beim Nachfüllen unserer Gasflasche, die wir in Puerto Rico gekauft haben. Sie hat einen amerikanischen Anschluss, derselbe, den auch unser Mietauto hat. An einer Gas-Tankstelle werden schnell und günstig Gasflaschen aller Formate befüllt – auch unsere. In Bonaire haben wir noch 56 USD bezahlt, hier weniger als 10 USD
Wir machen diverse Ausflüge. Hier sind wir mit unseren Seglerfreunden der SY Anixi, Nora und Hacko, beim Spazierenfahren mit unseren Dinghis …
… erkunden die Halbinsel vor unserer Ankerbucht …
… den Mangrovenwald hinter unserer Bucht …
… und fahren mit dem Mietauto der Küste entlang in den Süden …
… zur Laguna de Oviedo. Wir machen einen Bootsausflug zu den darin gelagerten Inseln mit spezieller Flora und Fauna. Hier besteigen wir gerade unser Ausflugsboot
Das Wasser ist in der ganzen Lagune sehr trüb, ist aber eigentlich sauber. Die Trübung kommt von Lebewesen (hauptsächlich Algen) die in Wasser von sehr hohem Salzgehalt vorkommen
Die Lagune ist sehr flach, vom Meer nur durch eine schmale Landzunge geteilt, hat aber keinen Durchfluss. Der Salzgehalt des Wassers ist 3x höher als im Meer
Es ist ein Vogelparadies! Nebst Flamingos (Bild) gibt es dutzende anderer exotischer Wasservögel. Da der Führer nur Spanisch kann, verstehen wir bei vielen seiner Erklärungen auch nur Spanisch (obwohl wir mittlerweile schon recht gut sind im täglichen Gebrauch)
Grün in den diversesten Ausprägungen
Wir machen auf einer der vielen Inseln in der Laguna de Oviedo einen kurzen Stopp – hinten: Nora und Hacko, SY Anixi
Ein der seltenen hier vorkommenden Nashorn-Leguane. Er verdankt seinem Namen einer hornartigen Verknöcherung auf seiner Nase. Er kommt nur auf Hispaniola (Haiti und DomRep) und auf der Puerto-Ricanischen Insel Mona vor
Grünes Lagunenwasser, Korallensteine und Mangrovenwald
Der Ausflug hat Pia und Hacko Durst gemacht 😉
Pia und die berühmte Palme von «Los Patos»
Anderer Tag – anderer Ausflug. Diesmal zum 270 km2 grossen Lago Enriquillo, der im Landesinneren zur Grenze nach Haiti liegt
Speziell daran: ähnlich wie das Tal des Todes in Nevada(USA) liegt dieser See tiefer als das Meer. Mit 40m unter Meeresspiegel ist er der tiefste Punkt der Karibik. Vor über 10 Millionen Jahren war das ganze Tal noch vom Meer überflutet. Anhebungen der ganzen Hispaniola Platte hat das Tal aus dem Meer gehoben und den See, der langsam austrocknet, zurückgelassen. Auch dieser See hat einen Salzgehalt, der drei Mal grösser ist als im Meer
Jimani, Grenzstadt zu Haiti. Hier findet ein reger Handel zwischen den beiden Ländern statt. Die bunten Lastwagen kommen aus Haiti
Im Dorf «La Descubierta» ganz im Norden des Lago Enriquillo. Aus den nördlich gelegenen Bergen fliesst während der Regenzeit viel Wasser in den See. Einige wenige Flüsse führen das ganze Jahr über Wasser und werden zur Bewässerung von Landwirtschaftsfeldern genutzt. Bevor es aber über Kanalsysteme in die Felder verschwindet, darf sich hier die Dorfjugend noch daran freuen
Wir übernachten in einem kleinen, aber feinen Hotel (La Iguana) im Dorf «La Descubierta». Mutter (vermutlich die Inhaberin), Grossmutter und Kinder stimmen lachend einem Foto mit Pia zu
Wir machen eine Bootsfahrt auf dem Lago Enriquillo
Extreme Regenfälle in den Jahren 2006/2007 liessen den Pegel des Sees um mehrere Meter ansteigen. Da der See keinen Abfluss hat, blieb der Pegel auf dem hohen Niveau. Das Wasser erkämpfte sich so einen Teil des über Jahrhunderte an das Land verlorenen Gebietes zurück. In den letzten 14 Jahren ist nun der Pegel langsam wieder um rund vier Meter gesunken. Die Klumpen an den abgestorbenen Bäumen sind versteinerte Salzrückstände
Der langsam weiter austrocknende See gibt immer mehr Land wieder preis. Die wegen der Überschwemmung 2006/2007 abgestorbenen Bäume ragen wie skurrile Skelette in den Himmel
Eine Besonderheit: hier gibt es die einzigen noch in der DomRep vorkommenden Krokodile. Es leben rund 18 Tiere pro Quadratkilometer in diesem Salzsee, die höchste bekannte Dichte an Krokodilen! Das Paradoxe leider: obwohl sie nun geschützt sind, werden sie wohl in den nächsten Jahrzehnten aussterben, weil ihre Lebensgrundlage, der See, immer mehr und mehr austrocknet
Bootsfahrt zur Isla Cabritos im Lago Enriquillo
Der «Ricord» Leguan, eine sehr scheue Leguan Art, die nur noch auf dieser Insel vorkommt. Sie zeichnet sich aus durch einen glatten Kopf und, je nach Lichteinfall, rot schimmernden Augen (leider auf dem Bild nicht ersichtlich)
Ah ja, da gabs ja auch noch Weihnachten 😉 Hier die St. Nikolausinnen und Nikolause von links: Marco (Peruanischer Skipper auf einem grossen US Katamaran), Nora und Hacko (SY Anixi), Pia und Köbi (SY Lupina)
Weihnachtsessen am 24. Dezember 2020 auf der Lupina
Und dann endlich geht’s wieder aufs Meer hinaus! Am 26. Dezember segeln wir morgens um 8 Uhr, nach einer vorgängigen Schiffsinspektion durch die «Securidad» und einem Soldaten der Armada, aus dem Hafen von Barahona, los zur rund 53 Seemeilen ganz im Süden der DomRep gelegenen Isla Beata. Dort geniessen wir endlich wieder mal einen beherzten Sprung ins glasklare Wasser an einem gut geschützten Ankerplatz
Unser hoffentlich letzter Kontakt mit der Armada: auf der Fahrt von der Isla Beata zur Bahia de las Aguilas, unserem letzten Anker Stopp in der DomRep, kommt uns ein Schiff dieser Grenzschutzbehörde in voller Fahrt entgegen. Sie wollen unser «Despacho», eine Art Passierschein, sehen. Zum Glück haben wir den auch tatsächlich besorgt (er kostet nämlich etwas und es gibt Segler, die das Land ohne dieses Papier verlassen). Was uns etwas das Adrenalin ins Blut gejagt hat: sie kommen wie Piraten, also ohne Schiffsidentifikation im AIS und ohne VHF Funk, auf uns zu geschossen. Sie rammen beinahe unsere neu installierten Solarpaneelen. Schlussendlich geht aber alles gut und die Armada Crew winkt uns ein freundliches «bon viaje!» (gute Reise) zu

Wir liegen jetzt am wunderschönen Strand Bahia de las Aguilas vor Anker. Es ist unser letzter Stopp in der DomRep. Morgen früh nehmen wir die rund 300 Seemeilen nach Santiago de Cuba unter den Kiel. Wenn alles gut läuft und das Internet stark genug ist, dann geht dieser Bericht noch vor unserer zwei-tägigen Reise raus. Sonst halt erst in Kuba bei funktionierendem Internet 😉

Was alles auf der Fahrt und später in Kuba geschieht erfahrt ihr im nächsten Bericht. Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser

Die Lupina Crew wünscht euch allen einen guten Rutsch ins Neue Jahr, viel Glück, gute Gesundheit und immer eine Handvoll Freude im Leben

Auf dem Weg nach Kuba – Zwischenstopp in der Dominikanischen Republik

Unsere Faulenzer-Zeit in Bonaire ist am 14.12.2020 zu Ende. Mit einem weinenden, aber auch einem erwartungsfreudigen Auge verlassen wir Bonaire in Richtung Norden
Um 16 Uhr lokale Zeit starten wir den Motor und lösen unsere Leinen von der Boje. Zuerst nur unter Grossegel fahren wir langsam dem ganzen Mooring Feld entlang und verabschieden uns winkend und mit lautstarker Unterstützung unseres Nebelhornes von unseren vielen Seglerfreunden. Vielen Dank an Allan von der SY Meerla für das Bild von uns
Ralph (SY Lille Venn) verabschiedet uns von seinem Surfboard aus …
… während Konny und Martin vom Pier bei Karel’s uns energisch zuwinken

Tschüss alle ihr Lieben, die wir in Bonaire kennen lernen durften. Nun freuen wir uns auf Neues! Beim Mooring Feld vorbei setzen wir auch das Vorsegel (Genua) und nehmen unter windgefüllten Segeln Kurs auf Richtung Nordwestküste von Bonaire. Eine gute Stunde herrliches Segeln, da das Wasser flach ist wie auf einem See und der Wind schräg von hinten kommt und somit das Schiff fast keine Krängung hat. An der Westküste angelangt können wir unseren Kurs auf das Fernziel ausrichten. Nun kommt der Wind aus 40-50 Grad auf das Schiff, also schräg von vorne. Zuerst sind wir noch in der Windabdeckung von Bonaire, der Wind daher noch schwach und unstabil. Träge und gemächlich schiebt sich die Lupina langsam aber stetig an der Küste vorbei immer mehr ins offene Meer hinaus. Die Wellen nehmen auf gut zwei Meter zu und auch der Wind pendelt sich zwischen 15-20 Knoten ein. Lupina nimmt Fahrt auf und läuft jetzt zwischen 6.5 bis 7.5 Knoten durchs Wasser. Gerade noch rechtzeitig bevor die Nacht einbricht kreuzt eine dicke Regenwolke unseren Kurs und wäscht den reichlich vorhandenen Bonaire-Staub von unserem Schiff. Mit inzwischen stark gerefften Segeln zieht Lupina unter Pia’s Aufsicht stampfend und mit unbändigem Vorwärtsdrang in die erste Nacht hinein.

Der Wind bleibt die nächsten zwei Tage ziemlich konstant. Von unserer Wetterzentrale in Deutschland (vielen Dank, Hans!) erhalten wir laufend über unser Satellit-Funkgerät Updates und die Bestätigung, dass wir unseren direkten Kurs halten können. Zuerst hilft uns die Meeresströmung noch und steigert unsere Geschwindigkeit über fast die Hälfte der Distanz mit rund einem Knoten. Erst als wir uns der Dom Rep nähern, lässt diese nach und dreht etwas mehr gegen Westen. Die Wellen werden auf etwa der Hälfte der Distanz krabbelig und oft orientierungslos. Kein Problem für Lupina, die zieht unter Autopilot Steuerung eine schnurgerade Linie durchs Wasser. Aber Pia’s Körper reagiert trotz Stugeron für ein paar Stunden mit starken Kopfschmerzen und flauem Magen. Aber nach einem tiefen, gesundheitsbringenden Schlaf geht es ihr bald wieder besser und sie kann ihren Pflichten weiter ungehindert nachkommen.

Wir wechseln uns in der Nacht bei der Wache ab. Pia fährt die erste Schicht von Sonnenuntergang bis Mitternacht, Köbi ab Mitternacht bis Sonnenaufgang. Tagsüber wechseln wir uns ohne speziellen Plan spontan ab. So kommen wir beide zu genügend Schlaf und zeigen keine Ermüdungsprobleme
Wir haben unsere Abfahrt so geplant, dass wir bei Tageslicht unser Ziel erreichen. Das klappt perfekt und wir überqueren morgens um 5 Uhr die Hoheitsgrenzen der Dom Rep. Um 7 Uhr sind wir dann kurz vor Barahona in flachem Wasser, und Pia kann die Hoheitsflagge der Dom Rep sowie die gelbe Quarantäne Flagge setzen. Der Wind hat inzwischen nachgelassen und wir legen die letzten sieben Seemeilen unter Motor zurück. Das gibt uns auch die Gelegenheit, vor der Ankunft noch eine erfrischende, warme Dusche zu geniessen
Unser persönliches Empfangskomitee: Nora und Hacko vom Segelschiff Anixi. Sie Beide sind seit Anfang Dezember hier und geleiten uns zum Ankerplatz
Unser neuer Liegeplatz für die nächsten Tage – Aussicht beim Ankunftskaffee
Wir hatten eine wunderbare, zügige Überfahrt ohne irgendwelche Probleme mit dem Schiff. Hier die wichtigsten Eckdaten unserer Reise: zurückgelegte Strecke 414.9 Seemeilen (nm = nautical miles) mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 6.3 Knoten. Ah ja – auch ganz wichtig: unterwegs durften wir unsere ersten 10’000 Seemeilen (18’000 km) auf eigenem Kiel (also mit unserer Lupina) feiern – ein schönes Gefühl 😊
Wir sind noch beim Anlegerkaffee, da tuckert ein vollbeladenes Dinghi daher. Es ist Nora, die am Ufer die Einklarierungsbehörden abgeholt hat. Ein eigenes Boot haben sie nicht. Man müsste also mit dem Schiff direkt an die raue Hafenmauer (mit möglichen Kratzern und anderen Schäden am Schiff) oder von sicherem Ankergrund aus sie mit dem eigenen Dingi abholen. Nora hat uns freundlicherweise den Transport abgenommen
Der Vertreter der Armada auf unserem Schiff. Respektvoll verzichten wir darauf, ihn aufzufordern, seine schweren Militärstiefel auszuziehen 😉
Die Einklarierungsbehörden bei uns am Tisch (von links): der Vertreter der Immigration (Ivan), der Soldat der Armada (Grenzschutz), und der Mann vom Zoll und Drogenfahndung. Wir hatten schon in Bonaire ein Formular heruntergeladen, auf dem man seinen Gesundheitszustand festhalten musste. Dieses Formular haben wir kurz vor der Ankunft ausgefüllt. Das schaut sich der Mann der Immigration kurz an. Dann reicht er uns pro Person je ein kleines Immigrationsformular, das wir ausfüllen müssen. Das ist alles an Formularen. Der Zollbeamte macht dann einen kurzen Rundgang durch das Schiff, macht Fotos von belanglosem Zeugs und ist dann schnell zufrieden. Nach einem kurzen Getränk ist die ganze Einklarierung in weniger als einer halben Stunde zu Ende. Etwas Spezielles wegen Covid? Nichts! Wenn die Herren keine Maske tragen würden, könnte man meinen, es sei alles normal. Welche Bedingungen an Land herrschen, müssen wir später selber an Land oder von Nora und Hacko erfragen
Auch wichtig: ein Erinnerungsbild, um das uns der Immigrationsbeamte bittet. An anderen Orten wäre das undenkbar, da würde schon böse geschaut, wenn ein Beamte eine Kamera sieht

Der ganze Einklarierungsprozess läuft also speditiv, unbürokratisch und sehr entspannt ab. All die Geschichten über korrupte Beamte und Forderungen, die angeblich gestellt werden, haben wir weder letzte Saison noch diesmal erlebt. Die Getränke haben wir aus eigenem Antrieb offeriert, aber erst nachdem der Formalismus vorbei war. Der Soldat lehnte sogar ein alkoholisches Getränk ab und bevorzugte stattdessen einen Orangensaft.

Die Überraschung kommt dann aber am Nachmittag. Beim Gang an Land machen wir unser Dinghi beim Hafen der Armada an. Als wir wieder aufs Schiff wollen winkt uns ein Soldat zu sich und teilt uns mit, dass wir keine ordentlichen Dokumente hätten. Es folgt ein langes Gespräch mit mehreren Offiziellen und uns – alles auf Spanisch, das wir so irgendwie hinkriegen. Und was ist das Problem? Beim Ausklarieren in Bonaire hatten wir noch die Absicht, direkt nach Kuba zu segeln. So steht es auf dem Ausklarierungsdokument drauf. Unsere Planänderung haben wir erst kurz vor dem Auslaufen gemacht. Nach einer tüchtigen Standpauke des lokalen Chefs der Armada und einem reuigen Blick in unseren Augen, lächelt er uns zu und signalisiert, dass nun alles OK sei 😊

Unser erster Besucher an Bord nach der Einklarierung
Schon am frühen Nachmittag werden wir im Club Nautico in fröhlicher Runde willkommen geheissen. Der Mann ganz hinten am Tisch ist Peruaner und seit März in Barahona blockiert. Er ist zusammen mit einem anderen Skipper von einem 84 jährigen Amerikaner auf seinem Katamaran als Crew angeheuert. Bei Ausbruch von Corona ist der Amerikaner in die USA geflogen. Ob er jemals wieder zurückkommt, weiss niemand. Nun sitzen die Peruaner hier fest, weit weg von ihren Familien. Schicksale, die einem aufwühlen. Wir merken, reden tut diesen Leuten gut – und Köbi hört gerne zu. Wunderschöne Momente!
Lupina in Barahona

Wir werden Weihnachten hier in Barahona verbringen und ab dann ein Wetterfenster suchen, das uns gut nach Kuba bringt.

Ob wir es diesmal schaffen, in der wunderschönen Bucht, Bahia de Aguila, ganz im Westen der Dom Rep einen Zwischenstopp einzulegen? Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser

Unsere letzten zwei Monate auf Bonaire

Lange ist es her, seit wir uns zum letzten Mal gemeldet haben. In der Zwischenzeit ist eigentlich wenig passiert und auch bei den Seglern, die hier auf Bonaire an den Bojen liegen, ist wenig Bewegung zu spüren. Erst seit Ende November, wo die Hurrikan Zeit offiziell zu Ende ist, und daher die Versicherungen die Schiffe wieder versichern, kommt Bewegung auf. Einige Boote segeln nun in Richtung des östlichen Karibik Bogens (St. Martin, Antigua, Martinique, etc.), oder weiter westwärts nach Panama. Umgekehrt kommen nun einige Schiffe zurück aus Aruba oder Curaçao. Sie waren dort die letzten Wochen oder gar Monate meist an Land sicher aufbewahrt, sind nun wieder im Wasser und wollen zurück in die Antillen. Für uns in Bonaire heisst das, dass einerseits zwar etwas Bewegung ins Bojenfeld gekommen ist, andererseits aber immer noch alles voll belegt ist. Zum Glück gibt es nur ganz wenige Covid Fälle auf Bonaire, und so ist das Leben an Land eigentlich ganz normal mit praktisch keinen Einschränkungen für die Bewohner. Was macht man in so einer «langweiligen» Situation? Man geniesst Freunde, die Natur und das Leben!!

Fast jede Woche fahren wir mit unserem Mietauto, das wir uns mit ein paar anderen Schiffen teilen, zur Hang-Out Bar am Sorobon Beach und chillen, was das Zeugs hält
Die Drinks sind einfach herrlich
Warum wohl stecken da die Flamingos ihren Kopf ins Wasser? …
Hier die Antwort! Seit Wochen schüttet es immer wieder riesige Wassermengen vom Himmel. Der El Nino Effekt sorgt für alle rund vier Jahre dafür, dass es zu grösseren Niederschlägen auf Bonaire kommt. Hatten wir letztes Jahr noch den Eindruck, die Insel sei sehr dürr und trocken, lernen wir jetzt, dass es auch anders sein kann. Nicht selten regnet es mehrere Stunden pro Tag. Unsere neuen Sonnenpaneelen kriegen da leider nur wenig Arbeit
Das soeben neu renovierte Trockendock der Werft steht mehrere Tage komplett unter Wasser
Auch die Strassen sind immer wieder grossflächig überflutet
Sahen wir vor Jahresfrist die Kakteen noch auf ödem, trockenen Grund stehen, sind sie heute von vielen grünen Pflanzen umgeben
Sogar die Tiere passen sich dem frischen, leuchtenden Grün der Pflanzen an
Die Kakteen werden von anderen grünen Pflanzen bedrängt wo sie noch vor einem Jahr völlig unbedrängt ihr Dasein fristeten
Ab und zu machen wir kleine Wanderungen. Pia unter einem Schatten spendenden Divi-Divi Baum nahe beim Aussichtspunkt «Seru Largu»
Im Gegensatz zu letztem Jahr, wo wir praktisch die einzigen Deutsch sprechenden Segler auf Bonaire waren, sind es jetzt mehrere Boote. Es liegt auf der Hand, dass es einmal ein BBQ Nachmittag auf Klein Bonaire mit dieser Sprachgemeinschaft gibt
Improvisierter Grill am «No Name Beach» in Klein Bonaire
Immer wieder geniessen wir Besucher auf unserem Boot. Manchmal erlaubt Pia ihnen sogar, unsere Küche benutzen zu dürfen 😉 Nora vom Schiff Anixi bereitet uns hier gerade ein sehr feines Fischgericht zu
Dann haben wir das Vergnügen, an mehreren Geburtstagsfeiern teilnehmen zu dürfen. Einmal ist es Wendy, vom Segelschiff Mischief (= Lausbub) …
… ein anderes Mal Sylvester (SY Tween), …
… und dann Barbara (SY Lille Venn) die uns an ihrem Wiegenfest teilhaben lassen
Eines der bekanntesten Lokale hier, Karel’s, hat viel zu viel Corona Bier eingekauft. Einerseits bleiben die Kreuzfahrtschiffe mit den vielen Touristen weg, andererseits animiert der Name im Moment nicht gerade zum Genuss dieses Getränkes. Köbi macht ein paar Hilfeaufrufe im regelmässig stattfindenden Cruisers Net und kauft selbst ein paar Kisten davon. Nach kurzer Zeit ist der Wirt Dank den Seglern sein Problem los und seither ein guter Freund von Köbi
Wer schon mal in Bonaire war und gerne Eis mag, der kennt Gio’s. Und wer uns kennt weiss, dass Gio’s sehr schnell zu einem unserer Lieblingslokale wurde
Thanksgiving ist für die Amerikaner ein besonderes Fest. Da werden alle guten Freunde und Bekannte zu einem ausgiebigen Essen eingeladen. Hier dürfen wir auf dem Schiff «Diva» diesen Anlass geniessen. Alles beginnt mit einem lockeren Aperitif …
… gefolgt von einem reichhaltigen Essen, dessen Hauptteil Truthahn ist. Da dieser aber auf der Insel nicht zu bekommen war, dürfen wir grillierte Steaks geniessen. Die vielen Zutaten (Bild) werden meist von den Besuchern gebracht
Jenn, die Gastgeberin auf der SY Diva

Wer nun meint, wir sind dauernd am Essen und Party machen, liegt nicht sooo falsch, aber es gibt auch immer wieder Arbeit, die meist unerwartet auftaucht und zu erledigen ist. Bei einer routinemässigen Kontrolle des ganzen Riggs stellen wir fest, dass eine der Unterwanten gebrochene Drähte aufweist. Wir haben das ganze Rigg vor etwas mehr als zwei Jahren erneuert und so etwas dürfte eigentlich noch nicht auftreten.

Das Bild zeigt klar die gerissenen Drähte. Die Wante muss ersetzt werden. Aber woher kriegen wir diese? Zum Glück gibt es einen Jungunternehmer auf Bonaire, der soeben neu als Rigger begonnen hat. Innerhalb weniger als zwei Wochen ist die Wante in den USA bestell und bereits erfolgreich ersetzt
Einmal stellt Köbi fest, dass die Träger unseres Davids (Halter für das Dinghi) gerissene Schweissnähte haben. Bei einem lokalen Spezialisten für Schweissen von rostfreiem Stahl finden wir Hilfe
Für die Wiedermontage der Halterungen sind wir auf die Unterstützung eines Seglerfreundes angewiesen, da Köbi’s Rücken solche Verwindungen noch nicht zulässt. Hacko von der SY Anixi muss sich tief in unsere Backskiste winden, um die Schrauben montieren zu können
Tauchen beansprucht einen grossen Teil von Köbi’s Freizeit. Hier macht er sich mit seinen Tauchfreunden auf zu einem Tauchgang
Tauchen – Schweben unter Wasser
Die verrücktesten Dinge machen bekanntlich am meisten Spass, das ist hier offensichtlich: Surfboard-Skiing mit einem Dinghi. Ralph von der SY Lille Venn macht im Hintergrund eine echt gute Figur
Sankt Nikolaus auf Bonaire. Schon gut ein Monat vor dem Termin kommt der weissbärtige Mann mit einem grossen Auto-Konvoy daher. Seine Mission ist einfach: Party, Lärm und viele Drinks. Was da wohl die Kinder lernen sollen?
Unser nächstes Ziel wird Kuba sein. Da trifft es sich gut, dass unsere Freunde von Bonaire, Konny und Martin, schon mal auf dieser Insel in den Ferien waren und uns an einem gemütlichen Sonntag Nachmittag Land und Leute anhand ihrer Fotos etwas näher bringen können
Feines Nachtessen auf der SY Lille Venn. Barbara und Ralph aus Möhlin liegen mit ihrem Katamaran direkt vor dem Dinghi Steg. Strategisch optimal gelegen für uns. Es sind sehr interessante und kurzweilige Gastgeber …
… und auch ihre Küche mundet uns perfekt! 😉
Auch auf der SY Meerla sind wir mehrmals zu Gast. Nelly und Allan (hinten am Tisch) sind mit ihrem Allure Aluminium Schiff in Bonaire auf ihrer Weltreise eingebremst worden. Bald aber geht’s auch bei ihnen weiter. Am 6. Dezember laden sie uns und die Crew von der SY Lille Venn (Barbara + Ralph, links am Tisch) zu einem Samichlaus-Brunch ein. Mit vollgeschlagenen Bäuchen verweilen wir uns dann mit Brändi-Dog, eine Art «Eile mit Weile», aber viel spannender und strategischer. Zu unserem Erstaunen gab es trotz hitzigem Schlagabtausch auf dem Spielbrett keine blutigen Nasen und wir mögen uns immer noch 😊

Köbi hat auf Bonaire so richtig Lust am Tauchen bekommen. Da Pia aber nicht tauchen will (die schwere Gerätschaft und der Zeitaufwand halten sie davon ab) sucht sich Köbi immer unter den anderen Seglern einen Tauchpartner. Mit David vom Schiff Mischief hat er einen idealen Partner gefunden. David ist auch erst hier auf Bonaire so richtig auf den Geschmack gekommen, hat nun diverse Kurse besucht und benutzt fast jede Gelegenheit, unter Wasser zu sein. Als er sich seinem 100. Tauchgang nähert, wird rege diskutiert, wie man das am besten feiern soll. Der Vorschlag von Köbi, dass er einen Nackt-Tauchgang machen könnte, findet bei den Tauchkolleginnen und -kollegen spontan regen Anklang. Nun, David, ein Engländer der sehr gerne sportliche Herausforderungen annimmt, konnte nicht mehr anders …

… und absolviert den ganzen einstündigen 100. Tauchgang lediglich mit seiner Taucherausrüstung bekleidet. Den Moränen, Barracudas und anderen Raubfischen begegnet er diesmal aber mit einem besonders respektvollen Abstand
Nach dem 100. Tauchgang stossen wir alle mit dem nun wieder bekleideten David (neben Köbi an der Bar stehend) auf seine tolle Leistung an
David, Pia, Köbi und Wendy (von links) in der Hang-Out Bar. David und Wendy wollen auch in den Pazifik und wer weiss, vielleicht absolviert Köbi dann seinen 100. Tauchgang auch wieder mit David zusammen 😉
Bonaire war für uns eine Notlösung, als wir im Juni aus der Hurrikan Zone flüchten mussten. Im Nachhinein gesehen war und ist es ein Glücksfall. Wir durften unheimlich viele schöne Momente erleben …
… ganz liebe Leute kennen lernen …
… und nach langer Zeit Wiedersehen mit Pia’s Tochter Angela und Freund Ralf feiern
Mit Angi und Ralf auf einem Törn um Klein Bonaire herum. Eine gute Gelegenheit für uns, alle Systeme an Bord wieder mal im Einsatz zu testen. Sogar den Autopiloten darf ich kurz auf seine korrekte Funktion prüfen, bevor Ralf wieder ans Steuer will
Die Zeit in Bonaire geht für uns nun dem Ende entgegen. Wir könnten es hier noch lange geniessen und noch länger bleiben …
… aber Fernweh und Abenteuer rufen
Wir sind bereit für Neues
Für einmal: Lupina im Glas

Wir haben auch noch einen kleinen Film über Bonaire gemacht. Folge diesem Link auf und unter dem Wasser in Bonaire oder klick oben im Menü auf «Videos»

Heute Montag, 14.12.2020, fahren wir am Nachmittag los nach Barahona auf der Dominikanischen Republik. Ursprünglich wollten wir direkt nach Kuba, aber dann haben uns Nora und Hacko (SY Anixi) angeschrieben. Sie sind vor ein paar Tagen dort angekommen und motivieren uns, einen kurzen Umweg zu segeln und mit ihnen Weihnachten zu verbringen. Wir haben Zeit – und Kuba läuft uns nicht weg 😉. Mit einem Klick oben im Menü «aktuelle Position» kannst du unsere Überfahrt live mitverfolgen.

Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser