Auf dem Weg nach Kuba – Zwischenstopp in der Dominikanischen Republik

Unsere Faulenzer-Zeit in Bonaire ist am 14.12.2020 zu Ende. Mit einem weinenden, aber auch einem erwartungsfreudigen Auge verlassen wir Bonaire in Richtung Norden
Um 16 Uhr lokale Zeit starten wir den Motor und lösen unsere Leinen von der Boje. Zuerst nur unter Grossegel fahren wir langsam dem ganzen Mooring Feld entlang und verabschieden uns winkend und mit lautstarker Unterstützung unseres Nebelhornes von unseren vielen Seglerfreunden. Vielen Dank an Allan von der SY Meerla für das Bild von uns
Ralph (SY Lille Venn) verabschiedet uns von seinem Surfboard aus …
… während Konny und Martin vom Pier bei Karel’s uns energisch zuwinken

Tschüss alle ihr Lieben, die wir in Bonaire kennen lernen durften. Nun freuen wir uns auf Neues! Beim Mooring Feld vorbei setzen wir auch das Vorsegel (Genua) und nehmen unter windgefüllten Segeln Kurs auf Richtung Nordwestküste von Bonaire. Eine gute Stunde herrliches Segeln, da das Wasser flach ist wie auf einem See und der Wind schräg von hinten kommt und somit das Schiff fast keine Krängung hat. An der Westküste angelangt können wir unseren Kurs auf das Fernziel ausrichten. Nun kommt der Wind aus 40-50 Grad auf das Schiff, also schräg von vorne. Zuerst sind wir noch in der Windabdeckung von Bonaire, der Wind daher noch schwach und unstabil. Träge und gemächlich schiebt sich die Lupina langsam aber stetig an der Küste vorbei immer mehr ins offene Meer hinaus. Die Wellen nehmen auf gut zwei Meter zu und auch der Wind pendelt sich zwischen 15-20 Knoten ein. Lupina nimmt Fahrt auf und läuft jetzt zwischen 6.5 bis 7.5 Knoten durchs Wasser. Gerade noch rechtzeitig bevor die Nacht einbricht kreuzt eine dicke Regenwolke unseren Kurs und wäscht den reichlich vorhandenen Bonaire-Staub von unserem Schiff. Mit inzwischen stark gerefften Segeln zieht Lupina unter Pia’s Aufsicht stampfend und mit unbändigem Vorwärtsdrang in die erste Nacht hinein.

Der Wind bleibt die nächsten zwei Tage ziemlich konstant. Von unserer Wetterzentrale in Deutschland (vielen Dank, Hans!) erhalten wir laufend über unser Satellit-Funkgerät Updates und die Bestätigung, dass wir unseren direkten Kurs halten können. Zuerst hilft uns die Meeresströmung noch und steigert unsere Geschwindigkeit über fast die Hälfte der Distanz mit rund einem Knoten. Erst als wir uns der Dom Rep nähern, lässt diese nach und dreht etwas mehr gegen Westen. Die Wellen werden auf etwa der Hälfte der Distanz krabbelig und oft orientierungslos. Kein Problem für Lupina, die zieht unter Autopilot Steuerung eine schnurgerade Linie durchs Wasser. Aber Pia’s Körper reagiert trotz Stugeron für ein paar Stunden mit starken Kopfschmerzen und flauem Magen. Aber nach einem tiefen, gesundheitsbringenden Schlaf geht es ihr bald wieder besser und sie kann ihren Pflichten weiter ungehindert nachkommen.

Wir wechseln uns in der Nacht bei der Wache ab. Pia fährt die erste Schicht von Sonnenuntergang bis Mitternacht, Köbi ab Mitternacht bis Sonnenaufgang. Tagsüber wechseln wir uns ohne speziellen Plan spontan ab. So kommen wir beide zu genügend Schlaf und zeigen keine Ermüdungsprobleme
Wir haben unsere Abfahrt so geplant, dass wir bei Tageslicht unser Ziel erreichen. Das klappt perfekt und wir überqueren morgens um 5 Uhr die Hoheitsgrenzen der Dom Rep. Um 7 Uhr sind wir dann kurz vor Barahona in flachem Wasser, und Pia kann die Hoheitsflagge der Dom Rep sowie die gelbe Quarantäne Flagge setzen. Der Wind hat inzwischen nachgelassen und wir legen die letzten sieben Seemeilen unter Motor zurück. Das gibt uns auch die Gelegenheit, vor der Ankunft noch eine erfrischende, warme Dusche zu geniessen
Unser persönliches Empfangskomitee: Nora und Hacko vom Segelschiff Anixi. Sie Beide sind seit Anfang Dezember hier und geleiten uns zum Ankerplatz
Unser neuer Liegeplatz für die nächsten Tage – Aussicht beim Ankunftskaffee
Wir hatten eine wunderbare, zügige Überfahrt ohne irgendwelche Probleme mit dem Schiff. Hier die wichtigsten Eckdaten unserer Reise: zurückgelegte Strecke 414.9 Seemeilen (nm = nautical miles) mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 6.3 Knoten. Ah ja – auch ganz wichtig: unterwegs durften wir unsere ersten 10’000 Seemeilen (18’000 km) auf eigenem Kiel (also mit unserer Lupina) feiern – ein schönes Gefühl 😊
Wir sind noch beim Anlegerkaffee, da tuckert ein vollbeladenes Dinghi daher. Es ist Nora, die am Ufer die Einklarierungsbehörden abgeholt hat. Ein eigenes Boot haben sie nicht. Man müsste also mit dem Schiff direkt an die raue Hafenmauer (mit möglichen Kratzern und anderen Schäden am Schiff) oder von sicherem Ankergrund aus sie mit dem eigenen Dingi abholen. Nora hat uns freundlicherweise den Transport abgenommen
Der Vertreter der Armada auf unserem Schiff. Respektvoll verzichten wir darauf, ihn aufzufordern, seine schweren Militärstiefel auszuziehen 😉
Die Einklarierungsbehörden bei uns am Tisch (von links): der Vertreter der Immigration (Ivan), der Soldat der Armada (Grenzschutz), und der Mann vom Zoll und Drogenfahndung. Wir hatten schon in Bonaire ein Formular heruntergeladen, auf dem man seinen Gesundheitszustand festhalten musste. Dieses Formular haben wir kurz vor der Ankunft ausgefüllt. Das schaut sich der Mann der Immigration kurz an. Dann reicht er uns pro Person je ein kleines Immigrationsformular, das wir ausfüllen müssen. Das ist alles an Formularen. Der Zollbeamte macht dann einen kurzen Rundgang durch das Schiff, macht Fotos von belanglosem Zeugs und ist dann schnell zufrieden. Nach einem kurzen Getränk ist die ganze Einklarierung in weniger als einer halben Stunde zu Ende. Etwas Spezielles wegen Covid? Nichts! Wenn die Herren keine Maske tragen würden, könnte man meinen, es sei alles normal. Welche Bedingungen an Land herrschen, müssen wir später selber an Land oder von Nora und Hacko erfragen
Auch wichtig: ein Erinnerungsbild, um das uns der Immigrationsbeamte bittet. An anderen Orten wäre das undenkbar, da würde schon böse geschaut, wenn ein Beamte eine Kamera sieht

Der ganze Einklarierungsprozess läuft also speditiv, unbürokratisch und sehr entspannt ab. All die Geschichten über korrupte Beamte und Forderungen, die angeblich gestellt werden, haben wir weder letzte Saison noch diesmal erlebt. Die Getränke haben wir aus eigenem Antrieb offeriert, aber erst nachdem der Formalismus vorbei war. Der Soldat lehnte sogar ein alkoholisches Getränk ab und bevorzugte stattdessen einen Orangensaft.

Die Überraschung kommt dann aber am Nachmittag. Beim Gang an Land machen wir unser Dinghi beim Hafen der Armada an. Als wir wieder aufs Schiff wollen winkt uns ein Soldat zu sich und teilt uns mit, dass wir keine ordentlichen Dokumente hätten. Es folgt ein langes Gespräch mit mehreren Offiziellen und uns – alles auf Spanisch, das wir so irgendwie hinkriegen. Und was ist das Problem? Beim Ausklarieren in Bonaire hatten wir noch die Absicht, direkt nach Kuba zu segeln. So steht es auf dem Ausklarierungsdokument drauf. Unsere Planänderung haben wir erst kurz vor dem Auslaufen gemacht. Nach einer tüchtigen Standpauke des lokalen Chefs der Armada und einem reuigen Blick in unseren Augen, lächelt er uns zu und signalisiert, dass nun alles OK sei 😊

Unser erster Besucher an Bord nach der Einklarierung
Schon am frühen Nachmittag werden wir im Club Nautico in fröhlicher Runde willkommen geheissen. Der Mann ganz hinten am Tisch ist Peruaner und seit März in Barahona blockiert. Er ist zusammen mit einem anderen Skipper von einem 84 jährigen Amerikaner auf seinem Katamaran als Crew angeheuert. Bei Ausbruch von Corona ist der Amerikaner in die USA geflogen. Ob er jemals wieder zurückkommt, weiss niemand. Nun sitzen die Peruaner hier fest, weit weg von ihren Familien. Schicksale, die einem aufwühlen. Wir merken, reden tut diesen Leuten gut – und Köbi hört gerne zu. Wunderschöne Momente!
Lupina in Barahona

Wir werden Weihnachten hier in Barahona verbringen und ab dann ein Wetterfenster suchen, das uns gut nach Kuba bringt.

Ob wir es diesmal schaffen, in der wunderschönen Bucht, Bahia de Aguila, ganz im Westen der Dom Rep einen Zwischenstopp einzulegen? Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser

2 Antworten auf „Auf dem Weg nach Kuba – Zwischenstopp in der Dominikanischen Republik“

  1. Vielen Dank ihr Lieben für diesen spannenden Bericht. Wir vermissen euch ( wie viele hier) und verfolgen euch mit Argusaugen. Gestern waren wir tauchen bei 1000 Steps. Herrlich. Ich (B) habe im Namen von Köbi einen Barrakuda gegrüßt

    1. Ohhhh.. sogar Küssen unter Wasser, das kann nicht jeder! Vor allem wenn es um einen Baracuda geht. Küsschen zurück auf die Lille Venn‍♀️‍♀️

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert