Von Gold Coast nach Pittwater – Australische Ostküste

16.10. – 8.11.2024

Nach dem Einklarieren am speziell dafür reservierten Steg in der Southport Yacht Club Marina in Gold Coast verholen wir das Schiff erstmal ins Innere der Marina, wo wir für die nächsten Tage sehr ruhig und sicher liegen.

Nach gut 2 Jahren Segeln und Leben in der Südsee wirkt die Infrastruktur und das Leben hier in Gold Coast, rund 70 Kilometer südlich von Brisbane, wie auf einem anderen Planeten. Fast ein kleiner Kulturschock für uns. Plötzlich wieder viel Verkehr, Stau, Lärm, Menschen, die achtlos an einem vorbei gehen, und natürlich modernste Gebäude.
Gold Coast verdient seinen Namen: kilometerlange, sehr breite Strände, flach abfallend mit goldgelbem Sand. Die Wassertemperaturen bewegen sich um die 22-24 Grad, aber die Luft ist noch empfindlich kühl (hier ist nun Frühling), wenn man dem Wind ausgesetzt ist.

Wir wollen zügig weiter in die Nähe von Sydney, um dann dort das Boot für ein paar Wochen festzumachen und über die Weihnachtstage in die Schweiz zu reisen. Aber zuerst müssen wir wieder Proviant besorgen. Beim Einreisen waren keine Frischwaren an Bord erlaubt. Auch viele andere Dinge wie etwa Reis, Fleisch, Bohnen, Haferflocken und vieles mehr musste vorher aufgebraucht sein, oder es wäre vom Mann der Biosecurity konfisziert worden. Pia hatte ein perfektes «Lebensmittel-Management» und wir kamen mit fast leerem Schiff an. Nur ein paar wenige, von Gesetz erlaubte Dinge, von denen wir uns im Notfall noch ein paar Tage hätten ernähren können, waren vorhanden. Also heisst es nun, ein paar Gänge zum Supermarkt und zurück zum Schiff. Auch wichtig: eine SIM-Karte, damit wir wieder mit dem Rest der Welt kommunizieren können.

Nachdem wir die wichtigsten Dinge erledigt haben, lösen wir die Leinen und machen uns auf den Weg Richtung Süden, zum 160 Seemeilen entfernten Coffs Harbour. Die Ausfahrt durch die lange Bucht von Gold Coast ist rege befahren und verlangt von der Steuerfrau gute Aufmerksamkeit.
Gold Coast verschwindet am Horizont
Es herrscht Nordwind und das Meer ist flach. Bestes Segelwetter und ideal für den «Schmetterling». Beim Schmetterling wird ein Segel nach Backbord gesetzt (hier die ausgebaumte Genua) und das andere Segel nach Steuerbord (hier das Grosssegel). Wir machen gute Fahrt.
Tagsüber nimmt der Wind kontinuierlich zu. Waren es am Morgen noch gemütliche 15 Knoten, sind es am Mittag 20 Knoten und im Meer bauen sich Wellen auf. Gegen Abend sind es dann ungemütliche 30 Knoten, die uns südwärts peitschen. Auch ist empfindlich kühler geworden. Ich weiss, wir sind in der Südsee zu Warmduschern mutiert – es ist ja immer noch knapp 20 Grad – aber für uns ist das halt einfach kalt. Die Kuchenbude wird zum Schutz gegen den Wind hochgezogen.

Schon im Verlaufe des Nachmittages rollen wir das Grosssegel komplett weg und auch die Genua ist mehr als die Hälfte gerefft. Trotzdem machen wir immer noch gute Fahrt in die Nacht hinein. Kurz nach Mitternacht dann ein heftiges Gewitter, das sich schon früh mit heftigem Wetterleuchten und hellen Blitzen ins Meer hinein angekündigt hat. Alle greifbaren, mobilen elektronischen Instrumente sind sicher im Backofen verstaut, um sie bei einem allfälligen Blitzeinschlag vor Schaden zu schützen. Alles geht gut! Nach einer Stunde zieht das Unwetter ab und es baut sich ein normaler Wind auf. Leider nur kurz, bevor er sich ganz abmeldet. Die letzten 40 Seemeilen zum Ziel müssen wir leider mit Kari, unserem Dieselmotor, bewältigen. Kurz vor 9 Uhr morgens ist der Anker in Coffs Harbour eingefahren und der Motor abgestellt.

Coffs Harbour mit der Marina (rechts) und unserem Ankerplatz (links)
Im Verlaufe des Tages dreht der Wind nach Süden. Er kommt also genau von dort, wo wir hin wollen. Natürlich könnten wir versuchen, gegen an aufzukreuzen. Das tun wir uns aber nicht an. Das Wetter wird in den nächsten Tagen so bleiben und wir machen es uns für ein paar Tage in Coffs gemütlich. Wir unternehmen eine kurze, sehr schöne Wanderung ans östliche Ende der «Muttonbird» Insel, die heute über einen künstlichen Damm mit dem Festland verbunden ist. Am zerzausten Haar von Pia und an den weissen Schaumkronen der Wellen sieht man deutlich, dass sich ein ordentlicher Wind aufgebaut hat – aber die Sonne scheint warm.
Neuer Kontinent – neue Tiere! In der Folge ein paar Beispiele. Hier ein Australischer Weissibis
Maskenkiebitz
Austral Buschhuhn, etwas grösser als ein Huhn. Es durchwühlt mit seinen kräftigen Beinen Wald und Buschboden nach Nahrung (Würmer, Insekten, Samen und Körner)
The Jetty, das Wahrzeichen von Coffs Harbour. Der weit ins Meer hinausragende, fast 500 Meter lange und 12.5 Meter breite Pier («Jetty» genannt) wurde ursprünglich als Verladerampe für Holz gebaut. Das Besondere daran ist, dass wegen des grossen Schwells vom Meer die Schiffe immer mit einem gewissen Abstand zum Steg festgemacht wurden. Alles, auch Personen, mussten mit einem Kran hin und her transportiert werden. Heute wird der Jetty nicht mehr für die Schifffahrt genutzt. Der Holzabbau ist versiegt und die Fischerboote können heute ihre Fracht im geschützten Marina-Bereich löschen.
Wir befinden uns auf der südlich von unserem Ankerplatz gelegenen South Coffs Island. Auch das ist eigentlich keine Insel mehr, da sie mittlerweile mit einem breiten Erddamm, auf dem auch eine breite Autostrasse verläuft, mit dem Festland verbunden wird. Im Hintergrund die rollende Brandung des «Boambee» Strandes im Süden.
Der östliche Schutzwall zur Einfahrt (man fährt links vorbei) nach Coffs Harbour
Aussicht auf die Marina (Bildmitte) und unseren Ankerplatz (links)
Eigentlich wäre der Ankerplatz super. Aber bei der vorherrschenden Wetterlage (sehr heftige Winde – kurz mal ein paar Stunden von Norden, dann wieder von Süden) herrscht draussen eine fürchterliche Unruhe im Wasser. Die Wellen wissen gar nicht, wohin sie sollen. Sie scheinen sich im Hafengebiet ihre Ruhe zu suchen. Uns umgekehrt schütteln und rütteln sie dafür die nächsten Tage am Ankerplatz heftig durch. Wir fühlen uns manchmal wie auf hoher See.
Wir suchen unsere Ruhe an Land, hier bei einem wunderschönen Spaziergang dem Coffs Creek (Fluss) entlang zum Botanischen Garten.
Im sehr naturnahen und wirklich empfehlenswerten botanischen Garten bestaunen wir exotische Pflanzen aus vielen Teilen der Welt, hauptsächlich aber aus verschiedenen Gebieten Australiens. Hier: Goldene Engelstrompete, die Blüte ist gut 20 Zentimeter lang.
Dendrobium Orchidee. Diese schöne Blume lebt ausschliesslich auf anderen Pflanzen, vorwiegend auf Bäumen.
Nebst unzähligen Vogelarten sind auch viele andere exotische Tiere im botanischen Garten anzutreffen. Die aktuell 3 dort ansässigen Koalas haben wir trotz intensiver Suche mit Nackenstarre (wir haben unablässig in die Baumkronen gestarrt) nicht gefunden, dafür ist uns aber dieses schöne Reptil vor die Linse gekrochen: ein Riesen-Stachelskink, der nur an der Ostküste von Australien vorkommt.
Und natürlich muss ab und zu auch der Durst gestillt werden. In Australien gibt es heute sehr viele Mikro-Brauereien, die super schmackhaftes Bier brauen.

Das Warten in Coffs Harbour ist sehr kurzweilig, aber wie schon beschrieben, ist der Ankerplatz in den letzten Tagen sehr rollig. Deshalb sind wir froh, dass endlich ein Wetterfenster kommt, das und weiter südwärts bringen kann. Am frühen Morgen des 27. Oktobers 2024 lichten wir den Anker und nehmen die rund 165 Seemeilen lange Strecke nach Port Stephens, unser nächstes Ziel, in Angriff. Wir wissen, dass die ersten paar Stunden der Wind noch zu schwach ist für die Segel. Macht aber nichts, denn während der Motor läuft, können wir gleichzeitig den Wassermacher laufen lassen und unseren Frischwassertank wieder füllen. Eine Gruppe Buckelwale, die im flachen Wasser gut auszumachen ist und deren Männchen tolle Sprünge vorführen, sowie ab und zu mal neugierige Delphine unterhalten uns. Im Verlaufe des Vormittages nimmt der Wind allmählich zu, und wir können die Segel setzen. Den ganzen Nachmittag und durch die folgende Nacht weht eine gleichmässige kontinuierliche Briese, die uns gut voranbringt.

Aufregung dann kurz nach 3 Uhr in der Nacht. Über Funk hören wir eine Notfallmeldung eines anderen Segelschiffes. Es nimmt Wasser auf, nachdem es einen Felsen gerammt hat. Von der Beschreibung und den übermittelten Koordinaten realisieren wir, dass das Schiff nur ein paar Meilen hinter uns fährt. Wir haben kurz vorher ein Kap umrundet und der Havarist muss da offenbar zu nahe am Ufer gesegelt sein. Der lokale Seenotdienst übernimmt über Funk die Koordination der Hilfe und bittet uns und ein anderes Boot in der Nähe, das beschädigte Segelschiff zu begleiten, falls der Wassereinbruch nicht kontrolliert werden kann. Nach etwa einer halben Stunde meldet das beschädigte Boot, dass die 4-köpfige Crew mit den vorhandenen Pumpen und Eimern den Wasserstand im Boot stabil halten kann. Wir sind erleichtert. Sie sind nun unter Motor in voller Fahrt unterwegs zum Zielhafen. Kurz nach Morgengrauen kommt uns vom Land her ein Schiff der Seenotrettung entgegen und übernimmt an unserer Stelle die Begleitung zum nächstgelegenen Hafen.

Nach dem hektischen Tagesbeginn mit dem See-Notruf geniessen wir einen wunderschönen Sonnenaufgang am wolkenlosen Himmel.
In der Shoal Bay von Port Stephens fällt um 8 Uhr morgens des neuen Tages der Anker. Es liegen nur wenige Schiffe vor Anker, im Gegensatz aber zu Coffs Harbour liegen wir absolut ruhig.
Wir hatten sie unterwegs schon aus der Distanz gesehen, nun in Port Stephens: riesig grosse Pelikane, mit einer Flügelspannweite von über 3 Meter! Sie lauern wohl auf den Abfall der Fischerboote
In Port Stephens suchen wir im Yard nach dem Schiff, das uns die Nacht zum Tag gemacht hat. Wir werden schnell fündig: die «SY All for Nothing», eine Bavaria 43, hat am Bug einen massiven Schaden und der Rumpf aus Fiberglas ist im Bereich des Buges aufgerissen.
Diesmal schon nach 2 Tagen ist der Wind wieder günstig, um die nächste Etappe nach Süden unter den Bug zu nehmen. Es sind rund 80 Seemeilen bis zu unserem Endziel in Pittwater, einer riesigen Bucht mit vielen Seitenarmen, die etwas an den Vierwaldstättersee erinnern. Die Strecke ist bei gutem Wind in einer Tagesetappe machbar, wir müssen aber früh los. Kurz vor 7 Uhr in der Früh umrunden wir den Leuchtturm, der die Schiffe vor den schroffen Felsen des Mount Stephens warnt, und nehmen direkten Kurs auf zur Einfahrt in die Bucht von Pittwater.
Es wird ein wunderschöner Segeltag entlang der Küste. Unter Schmetterlingsegeln erreichen wir die Einfahrt zur Bucht bereits kurz vor 18 Uhr und können sogar bis kurz vor die Marina, wo wir eine Boje reserviert haben, mit den Segeln weiterfahren. Eine super spannende Fahrt, denn es findet gerade eine Abendregatta statt. Um zur Boje zu gelangen, durchfahren wir Regattastrecke und sind zum Teil parallel dazu. Richtig interessant! – so macht Segeln Spass.
Hatten wir bisher meist relativ wenig Boote um uns herum, liegen hier in Pittwater Tausende von Yachten! Freies Ankern ist fast nicht möglich und stark reguliert. Wir liegen an einer Boje des Königlichen Motorboot Clubs (Royal Motor Yacht Club). In der Marina des Clubs liegen auch wirklich schöne, sehr gut gepflegte Motoryachten. Segelschiffe sind eher Exoten, ausländische die gar den Atlantik und den Pazifik überquert haben praktisch keine. Die Lupina ist also etwas Besonderes 😉
Eine Besonderheit der Yacht-Clubs hier: einen sinnvollen Anlegesteg für Dinghis gibt es nicht. Dafür wird ein Boot-Taxi angeboten, das uns gratis an Land und wieder aufs Boot bringt. Falls mal jemand nach Arbeitsschluss um 17:30 Uhr zurück aufs Boot will, dem werden diese Ruderboote zur Verfügung gestellt.
Es ist definitiv zu kalt zum Baden, nachts fällt das Thermometer zurzeit bis auf 15 Grad runter. Schwimmen im Meer ist also im Moment nicht angesagt. Es gibt auch andere Gründe, wieso man fast niemanden im Wasser sieht: Quallen (Bild, diese sind aber nicht giftig) und Haifische (vor allem Bullenhaie), die auf Nahrungssuche weit in die Bucht hineinkommen. Unser Badeleiter bleibt oben.
Statt im Meer zu Baden besuchen wir die Holzboot-Ausstellung, die jedes Jahr in der Royal Motor Yacht Club Marina stattfindet. Es hat wunderschöne, sehr gut gepflegte Boote dabei. Die «Duyfken» ist ein Nachbau des ersten europäischen Schiffes, welches Australien angesteuert hat. Müsste sie vielleicht mal neue Segel haben?

Die letzten paar Tage waren wir mit kleineren Unterhaltsarbeiten und Organisieren von grösseren Arbeiten beschäftigt. Uns ist nämlich schon länger der Plotter (Computer für die Navigation) im Cockpit ausgestiegen. Wir haben ihn nun schon zweimal reparieren lassen, aber nun hat er sein Lebensende erreicht. Ein neues Ersatzgerät, welches das Alte eins zu eins ersetzen würde, gibt es nicht. Wir müssen in ein neues System investieren. Hier in Australien gibt es zum Glück ausgebildete Fachleute, die uns beraten und dann auch das System installieren und in Betrieb nehmen können. Aber bevor wir dieses Kapitel beginnen, machen wir nun erstmal Weihnachtsferien in der Schweiz.

Heute, Freitag 8. November 2024, reisen wir nun für ein paar Wochen in die Schweiz um nach fast einem Jahr Abwesenheit unsere Familien und Freunde wieder einmal zu sehen, und wir freuen uns sehr auf die Weihnachtstage mit den Grosskindern. Bei diesem Besuch wartet auch etwas ganz Besonderes auf uns: im Dezember (das genaue Datum ist leider bei Redaktionsschluss noch nicht festgelegt, wird aber rechtzeitig in der lokalen Presse publiziert) dürfen wir auf Einladung des Vereins Dorf Plus im Vereinslokal des Gemeindehauses einen Vortrag abhalten und den interessierten Besuchern unser Seglerleben näherbringen. Wir hoffen natürlich, du bist auch dabei!

Lupina wartet in guter Gesellschaft (nicht erkennbar, sie ist umringt von vielen schönen Booten) an einer Boje in der gut geschützten Bucht von Pittwater, bis es kurz vor Ende Jahr wieder weiter geht.

Bis wir wieder zum Schiff zurückkehren, macht der Schreiberling wieder Pause. Im nächsten Bericht wollen wir euch dann schöne Bilder vom Neujahrsfeuerwerk von Sydney präsentieren. Mitte Januar 2025 sollen wir dann auch die neuen Bordinstrumente erhalten. Ob alles klappt?

Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!

Von Vanuatu nach Australien

8.-15.10.2024

Erster Tag auf See

Um 10:45 Uhr lokale Zeit heben wir in Luganville auf Vanuatu den Anker und los geht es nach Australien. Zielhafen sind Gold Coast oder das südlichere Coffs Harbour, unsere erste Präferenz.

Die Wind Verhältnisse am Ankerplatz sind gut, und wir können gleich die Segel setzen. In ruhiger Fahrt, manchmal kurz stärker angestossen von einer Böe, segeln wir dem Second Channel entlang westwärts. Nach rund einer Stunde haben wir das offene Meer erreicht. Keine weiteren Engpässe mehr. Der Tiefenmesser fällt schnell ins Bodenlose. Nachdem sich auch die Windrichtung stabilisiert hat (auf der Leeseite einer Insel hat es immer noch Turbulenzen), können wir Kurs zum ersten Wegpunkt aufnehmen und entsprechend die Segel ausrichten.

Das Meer ist flach und wir machen schnelle Fahrt.
Wir sind beide freudige gespannt, was diese Überfahrt uns alles bringen wird.
Im Verlaufe des Nachmittages wird die See ungemütlich krabbelig, die Wellen immer höher. Auch der Wind hat zugenommen bis auf 20 Knoten quer auf das Schiff. Immer wieder werfen uns die spitzen Wellen auf die Seite. Es ist nicht mehr angenehm.

Pia, der es bis zu diesem Zeitpunkt sehr gut ging, wird immer ruhiger. Konzentriert schaut sie zum Horizont. Ich weiss, was das bedeutet! Kurz darauf geht sie runter und legt sich flach hin. Eigentlich wäre nun Essenszeit, aber das winkt sie vehement ab. Ich geniesse eines der vorgekochten Menüs (Cho Men Nudeln) alleine. Pia ist nun definitiv ausser Gefecht. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihre Schicht der Wache (1. Nachthälfte) auch zu übernehmen. Ich bin froh, lässt mich die Seekrankheit in Ruhe. Noch bevor die Nacht anbricht, rollen wir die bereits kräftig gereffte Genua ganz ein, reduzieren unser Tempo, das für die immer dümmer werdenden Wellen eh zu schnell war, und fahren mit 6-7 Knoten in die Nacht. Wir haben Glück, der Wind verharrt in seiner Richtung und auch die Stärke bleibt meist unter 20 Knoten. So bleibt uns, ausser dem heftigen Geschaukel, eine unruhige Nacht erspart.

Gegen Morgen nehmen die Wellen in der Höhe leicht ab, und sie werden regelmässiger. Es wird angenehm. Nach den ersten 24 Stunden haben wir ein ETMAL (über 24 Stunden gefahrene Distanz) von 160 Seemeilen erreicht. Wir rechnen bei einer Distanzfahrt mit einem ETMAL von 144 Seemeilen, was einer Geschwindigkeit von 6 Knoten entspricht. Wir sind also sehr gut unterwegs!

Zweiter Tag auf See

Nach einem Tag hat sich die Bordroutine eingependelt. Eines von uns sitzt immer im Cockpit, beobachtet Wind und Wellen und schaut, ob sich kein Schiff in unsere Nähe verirrt. In diesen Gegenden wäre das eher ein besonderes Ereignis. Das Andere ist meist unten am Dösen, Lesen, oder Spiele Machen. Da Pia auch am 2. Tag unter der Seekrankheit leidet (der Magen hat sich zwar mittlerweile ans Schaukeln gewohnt, nun sind aber Kopfschmerzen und Schwindel dazu gekommen), verbringe ich die meiste Zeit auf Wache. Macht aber nichts, auch da kann ich ab und zu ein Nickerchen machen oder etwas lesen. Ich kann mich gut ausruhen.

Die Fahrt durch den Tag verläuft relativ ereignislos: der Wind hat auf angenehme 15 Knoten nachgelassen, kommt nach wie vor quer aufs Schiff und verleiht ihm so eine stabile Schräglage. Wir haben mittlerweile die Fock gesetzt (dieses Vorsegel ist deutlich kleiner als die Genua und lässt sich bei viel Wind ruhiger segeln) und es wird immer angenehmer.

Kurz vor dem Eindunkeln ein kurzer Aufreger. Ein Tölpel (so heissen sie tatsächlich) wird seinem Namen gerecht. Er will unbedingt auf unserem Windgenerator ausruhen. Wir scheuchen ihn immer wieder weg. Er ist hartnäckiger als wir, und versucht es so lange, bis es ihm die Flügel stutzt. Schade für den schönen Vogel. Pia ist wieder einigermassen auf dem Damm (bis auf die heftigen Kopfschmerzen. Diesmal kann sie auch ihre Schicht machen und ich übernehme dann ab Mitternacht.

Auch diese Nachtfahrt verläuft ansonsten ereignislos, und wird durch einen wunderbar farbigen Sonnenaufgang abgeschlossen.

Unser heutiges ETMAL: 168 Seemeilen.

Dritter Tag auf See

Spannung ist angesagt. Heute durchfahren wir das erste von 3 Riffen. Es liegt nördlich von Neu Kaledonien und reicht teilweise knapp über die Wasseroberfläche. Es gibt eine Passage (Grand Passage, grüner Bereich), durch welche die Querung sicher ist.

So ist es dann auch: unser Tiefenmesser, der bis 140m tief messen kann, bleibt arbeitslos, und wir sehen weit und breit kein Anzeichen des Riffes, da die Passage mehrere Kilometer breit ist. In der Passage und danach: herrliches Segeln, da die Wellen sehr flach geworden sind. Wir sind immer noch schnell unterwegs.

Erstaunlicherweise hat sich Pia immer noch nicht erholt. Die Übelkeit ist zwar weg, aber heftige Kopfschmerzen und Schwindel plagen sie nach wie vor.

Der Skipper ist also immer noch gleichzeitig auch Smutje (Koch) und löst Pia eine Stunde früher ab auf der Wache in der Nacht zum 4. Tag. ETMAL: 160nm

Vierter Tag auf See

Der Tag beginnt mit einer sehr konfusen See. Irgendjemand muss den Wellen mal beibringen, dass sie nur aus einer Richtung kommen sollen.

Wir nähern uns dem 2. Riff auf unserer Fahrt, der «Banc de Landsdowne» (roter Kreis im Bild weiter oben). Auf der Seekarte sieht es zwar überall sehr tief aus, wenn man aber rein zoomt, erkennt man plötzlich Punktmarkierungen mit Angaben wie «12m» oder «Störung». Also irgendetwas ist da. Wir machen einen weiten Bogen um solche Stellen und halten immer ein Auge auf dem Tiefenmesser. Der bleibt die ganze Zeit im Endlosen.

Nach ein paar Stunden sind wir durch und können wieder etwas entspannen auf der Wache. Herrlichstes Segeln dann am Nachmittag, flaches Meer und guter Wind.
Das ändert sich am Abend schlagartig. Kurz vor dem Eindunkeln nimmt der Wind deutlich zu, kurz danach die Wellen. Unser kardanisch aufgehängter Kochherd/Ofen schaukelt bis zum Anschlag …
… und unsere Schiffsglocke baumelt heftig hin und her. Wer sich fragt, ob diese denn nicht dauernd bimmelt bei so schaukliger Fahrt? Nein – kein Ton! Grund: das Pendel bewegt sich im gleichen Rhythmus wie die Glocke und schlägt daher nie an.

Um es etwas spannender zu machen kommt diesmal auch Regen dazu. Um Mitternacht sind es dann 25-30kn, die heftig an den Segeln zerren. Unglaublich, was die aushalten müssen. Und erst noch der Autopilot, der bei der aufgewühlten See die Lupina schnurgerade auf Kurs hält. Ab und zu schleudert ihn eine grosse Welle etwas aus dem Ruder, schnell aber kaum spürbar korrigiert unser elektronischer Steuermann. Wir sind beide froh, als die Nacht vorbei ist und wir wieder sehen, was um uns herum passiert. Obwohl wir, um Material und Mensch zu schonen, die Segel stark gerefft hatten, liegt unser ETMAL nach den vierten 24 Stunden auf See bei 161 Seemeilen. Pia hat es geholfen: sie ist wieder auf dem Damm.

Fünfter Tag auf See

Anfänglich ist die See noch bockig und die Wellen der vergangenen Nacht werfen uns umher wie ein Rodeo Pferd seinen Reiter. Da der Wind etwas nachgelassen und stabil aus Südost weht, beruhigt sich das Meer und es wird wieder ein herrlicher Segel Tag. Auch Pia geht es wieder deutlich besser und sie kann ihre Schichten im Cockpit wieder übernehmen (bei guten Segelbedingungen kann man sich dabei gut erholen).

Wir queren das letzte Riff, die Nova Banc (gelber Bereich auf dem Bild weiter oben) südlich der Chesterfield Inseln, bei besten Verhältnissen. Von nun verläuft unsere Route bis an die Küste von Australien ohne weitere Hindernisse. Wir sind auf direkter Linie nach Coffs Harbour, das südlich des 30. Breitengrades liegt. Das ist wichtig für den Versicherungsschutz, denn nördlich davon sind Sturmschäden während der Zyklonzeit (1. November – 30. April) am Boot nicht gedeckt. Anfänglich hat alles gut ausgesehen, nun wird die Wetterlage vor Coffs immer etwas verworrener. Je nach Wettermodellen, die wir über SSB (Kurzwellen Funk) anfragen, oder die ich vom Seglerkollegen Beat der SY Kianga übermittelt erhalte, herrscht bei unserer vorgesehenen Annäherungszeit Sturm von Norden, gar kein Wind oder Gegenwind aus Süden. Kurz: eine sehr unsichere Wetterlage.

Eine dicke Wolkenbank über der untergehenden Sonne deutet einen Wetterwechsel an.

Der Wind scheint uns bei der Entscheidung helfen zu wollen: er dreht im Verlaufe der ersten Nachthälfte soweit nach Süden, dass wir mehr westwärts ausweichen müssen und praktisch genau Kurs nach Gold Coast fahren müssen. In der Nacht dann zum folgenden Tag lässt der Wind zuerst stark nach. Die Segel schlagen während fast einer Stunde lang immer wieder, weil sie nicht mit genügend Wind gefüllt sind. Dann nimmt er um ein paar Knoten zu und es wird eine herrliche Nachtfahrt. ETMAL 167 Seemeilen

Sechster Tag auf See

Wir halten immer noch Kurs auf Gold Coast, hoffen aber, die Wettersituation in Coffs ändert sich noch. Es wird ein wunderbarer Segel Tag.
Die Lupina gleitet mit rhythmischem Rauschen schnell und elegant Richtung Australien. Sie scheint sich darauf zu freuen. Auch Delphine werden durch diese Freude angesteckt. Fast eine Stunde lang springen und tauchen sie um uns herum. Ein schönes Tier!

Am Abend (wie kann es anders sein, immer wenn es in die Nacht geht!) nimmt der Wind schlagartig zu. Innerhalb weniger als 15 Minuten von gemächlichen 12 Knoten auf 20-25 Knoten. Und er bleibt dort fast die ganze Nacht. Wieder stark gerefft und bei gedrosseltem Tempo lassen wir uns durch die Nacht rollen und schütteln. Wer sagt denn, Segeln sei entspannend und bequem? Egal, auch diese Nacht geht zu Ende. Ab jetzt lässt der Wind nach und beginnt, wie vorhergesagt, von Südosten nach Nordosten zu drehen. Jetzt kommt für uns der Wind weiter achterlich, was die Stabilität des Schiffes nicht unbedingt verbessert. Der zwar abnehmende aber immer noch heftige Schwell der Nacht schüttelt uns in den siebten Tag. ETMAL 156 Seemeilen

Siebter Tag auf See

Die Wettersituation vor Coffs Harbour verdeutlicht sich. Es zeichnet sich ab, dass am Tag unserer Ankunft der Wind zusammenfallen würde und wir rund 36 Stunden motoren müssten. Das wollen wir nicht. Die Entscheidung ist gefallen, wir bleiben auf Kurs nach Gold Coast.

Die Tatsache, dass wir nun das näher gelegenen Gold Coast ansteuern und die schneller als geplante Fahrt haben Konsequenzen. Wir müssen die Essensvorräte, die nicht nach Australien eingeführt werden, einen Tag schneller auffuttern. Die Australier haben sehr strickte Auflagen, die auch kontrolliert und umgesetzt werden. Na gut, dann opfere ich mich halt und putze (nur leicht unterstützt von Pia) den restlichen Vorrat weg. Viel war aber nicht mehr vorhanden, Pia hatte das vorgängig sehr gut geplant.

Leider fällt dann auf der Fahrt nach Gold Coast der Wind rund 80 Seemeilen (etwa 12 Stunden Fahrt) vor dem Ziel aus. Als unsere Geschwindigkeit unter 2 Knoten fällt, rollen wir etwas widerwillig die Segel ein und starten den Motor. Um Mitternacht flackert dann kur noch einmal etwas Wind auf, was mich zum erneuten Setzen der Segel motiviert. Aber 2 Stunden später ist definitiv nur noch Flaute. Früh morgens bei Sonnenaufgang sehen wir Land. Die Lichter der Hochhäuser liessen sich schon von viel weiter draussen erkennen.

Kriegen wir da Unterstützung für die Navigation? Genau an der Stelle, wo grosse Schiffe ihren Lotsen aufnehmen, der dem Kapitän den sicheren Weg weist, da landet diese Möve auf unserer GPS-Antenne und macht es sich für die nächste Stunde gemütlich.
Die Möve verteidigt ihren Platz vehement. Ihre Kolleginnen und Kollegen müssen sich auf den viel instabileren Seilen ausbalancieren.
Anfahrt von Gold Coast. Weit im Hintergrund die imposante Skyline.
Nun ist es höchste Zeit die Gastlandflagge und den Quarantänewimpel zu hissen.

Genau nach 6 Tagen und 20 Stunden, um 07:45 Uhr Lokalzeit, wird Australien am 15. Oktober 2024 festgemacht an der Lupina. Dank leerem Kühlschrank und ausgeräumten Vorrats-Schapps verläuft auch die Inspektion der Biosecurity (die Behörde, welche kontrolliert, dass keine unliebsamen Lebewesen und Pflanzen in das Land gebracht werden) sehr speditiv und äusserst freundlich. Noch alle Fragen und Formulare der Zollbehörde durchgegangen, und schon sind wir legal in Australien willkommen. «Gday Mate!»

Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!

Letzte Meilen In Vanuatu

29.9. – 8.10.2024

Wir sind nun seit einem Monat in Vanuatu und haben einen kleinen Eindruck von Land, Inseln und deren einzigartige Kulturen bekommen. Wir könnten gut und gerne länger bleiben, aber die Zyklon Saison, die offiziell am 1. November beginnt, rückt immer näher. Wir werden diese nicht nur für Schiffe gefährliche Jahreszeit in Australien, ausserhalb des Risikogebietes, verbringen.

Bevor es auf die 7–8-tägige Fahrt nach Australien geht, wollen wir noch unsere Rundreise in Vanuatu zu Ende bringen. In diesem Bericht nehmen wir dich mit auf die grüne Strecke: von Port Stanley im Norden der Insel Malekula zur Insel Vao an der Nordspitze und dann rüber auf Espiritu Santo nach Luganville.
Dass wir uns besser aus dem Staub machen, bevor die ersten Zyklone sich anbahnen, zeigt dieses Bild: Vanuatu ist ein Hochrisiko-Gebiet und wird fast jedes Jahr irgendwo heimgesucht von einem dieser Stürme. Hier, in der Nähe unseres Ankerplatzes in der Bucht von Port Stanley, wurde vor 5 Jahren ein ganzes Palmenfeld zerstört.
Auf der Insel Vao ganz im Norden von Malekula leben rund 1350 Menschen auf 8 Dörfer verteilt. Es sind alles «Kastom» Dörfer, Gemeinschaften also, wo die alten Traditionen noch ausgiebig gepflegt werden. Wir besuchen daher den Chief des ersten Dorfes und bitten um Erlaubnis, vor seinem Dorf ankern zu dürfen. Dabei übergeben wir ihm kleine Geschenke: ein schönes Hemd, ein Seil und ein Beutel, mit Toilettenartikeln. Er freut sich sehr darüber und erteilt uns die Erlaubnis, bleiben zu dürfen. Sich allein im Dorf oder auf der Insel bewegen geht aber nicht, es hat viele «Tabu» Zonen, die wir nicht alleine betreten dürfen. Der Chief stellt uns Lucy als Reiseleiterin ab, der diese Abwechslung im Alltag sichtlich Freude bereitet.
Gleich am Anfang unseres Spazierganges durch das Dorf nimmt Lucy mir die Kamera ab. Ich darf als Fremder keine Bilder machen. Sie aber schon! Die paar folgenden Bilder hat Lucy für uns geschossen. Hier sind es «Tamtams» am Eingang zur Schule. Die «Tamtams» befinden sich meist an wichtigen Örtlichkeiten und werden mit Holzknüppeln zum Tönen gebracht, wenn man sich treffen will.
Hier sind es vor allem die Frauen, die hart arbeiten. Die Familien haben ihre Gärten auf dem «Festland», wie sie die Mutterinsel Malekula nennen. Am frühen Morgen begeben sich die Frauen auf ihre Felder, arbeiten dort den ganzen Tag und tragen am Abend die Ernte zurück zu ihren Familien auf der kleinen Insel Vao.
Auf Schritt und Tritt begegnen wir «Tamtams», welche «natsaros», Kultstätten mit Steinmonolithen und Banyan-Bäumen, markieren.
Wir sind sehr froh um Lucy’s Erklärungen und Führung. Wir hätten uns alleine, unwissend wie wir sind, einige Male falsch benommen, wären durch Pfade gelaufen, die nur Frauen vorbehalten sind oder hätten nichtsahnend eine spirituelle Unterhaltung mit einem Ahnen, der hoch oben in den Zweigen eines Banyan Baumes sitzt, gestört. Auch für Lucy haben wir ein paar schöne Dinge dabei. Aber – moment! Irgendwie scheint sie sich nicht daran zu freuen. Erst als ich ihr noch einen kleinen Geldschein in die Hand drücke, strahlt sie wie eine Sonne. Wir erfahren, dass seit kurzem die Schule für die Kinder nicht mehr kostenfrei ist und nun die Eltern dafür aufkommen müssen. Mit Geld, das die Eigenversorger eigentlich gar nicht haben.
Während die Frauen hart arbeiten, nehmen es die Männer auf Vao etwas gemütlicher und treffen sich schon am frühen Nachmittag zum Kava-Trinken in dieser Kava-Bar am Strand.
Sogar «Kava am Meter» scheint hier erhältlich zu sein 😉
Es ist unsere letzte Station vor Luganville und wir geniessen nochmals ausgiebig das klare Wasser (über 40 Meter Sicht!!) und die Unterwasserwelt. Es wird die letzte Gelegenheit für lange Zeit sein: in Australien werden uns tödliche Salzwasserkrokodile, Giftquallen, gefährliche Hai-Arten und viel andere unbeliebte Lebewesen vom Wasser fern halten.
In einer gemütlichen Tagesetappe segeln wir von Vao direkt zum Ankerplatz bei Luganville auf der Insel Espiritu Santo. Wir tauchen ein in eine andere Welt: geteerte (trotzdem staubige) Strassen, viele Autos, Industrie und Läden empfangen uns. Weil heute gerade ein P&O Kreuzfahrtschiff in Luganville Halt macht, herrscht eine regelrechte Jahrmarktstimmung mit vielen Souvenir- und Imbissständen im Hafengebiet.
Die nächsten Tage verbringen wir mit Vorbereitungsarbeiten für die Fahrt nach Australien. Ganz zuoberst auf der Liste steht das Schiff: Überprüfung von Motor, Steueranlage und Ruder sowie gründlicher Check des Riggs (Bild).
Pia kümmert sich um die Lebensmittel. Alles was nicht nach Australien eingeführt werden darf, wird noch verbraucht, irgendwie eingekocht oder verbacken und landet dann im Tiefkühler. Nur ganz wenige Dinge müssen wir vor der Abreise noch entsorgen.
Ein ganz wichtiger Punkt ist die Streckenplanung und die Analyse der Wetterentwicklung. Wie sich das Wetter im Gebiet zwischen Vanuatu und Australien verändert, verfolgen wir nun schon seit ein paar Wochen und haben festgestellt, dass es immer wieder Phasen von mehreren Tagen gibt, wo der Wind stabil aus Südosten weht. Für die Planung der Strecke erfassen wir Wegpunkte aus Segelbüchern oder von anderen Segelschiffen auf unserer elektronischen Karte.
Dass die Planung der Strecke anspruchsvoll ist, sieht man auf diesem Bild. Erst wenn man weiter rein zoomt und ins Detail geht, zeigen sich Untiefen, die vorher nicht erkenntlich waren. Mit Hilfe der erfassten Wegpunkte sowie Satelliten Bildern von der Gegend wird es uns gelingen, uns sicher und unversehrt durch das gefährliche Gebiet zu manövrieren.
Wir nehmen uns auch die Zeit, nichts zu tun und zum Beispiel vom Restaurant der Ferienanlage, wo wir mit dem Dinghi anlanden dürfen, unsere Blicke übers Ankerfeld wandern zu lassen.
Heute melden wir uns aus Vanuatu ab und klarieren aus. Als Erstes müssen wir bei der Immigration unsere Pässe abstempeln lassen.
Selbstverständlich haben wir uns, wie von den jeweiligen Behörden verlangt, rechtzeitig fürs Ausklarieren aus Vanuatu und das Einklarieren in Australien angemeldet und die verlangten Formulare ausgefüllt eingereicht. Hier in Vanuatu ist aber im PC nichts auffindbar und wir füllen alle Formulare noch einmal aus. Ist nicht weiter schlimm: ausser in Kuba(!) hat das bisher noch nirgends funktioniert.
Nach rund 2 Stunden haben wir es geschafft. Alle erforderlichen Papiere sind ausgestellt und abgestempelt. Wir sind korrekt ausklariert. Nun haben wir 24 Stunden Zeit, das Land zu verlassen.
Wir sind so weit: heute geniessen wir noch den letzten Sonnenuntergang auf Vanuatu. Morgen Dienstag, 8. Oktober, heisst es: Anker hoch und Segel gesetzt nach Australien.

Vanuatu wird uns in guter Erinnerung bleiben. Nirgends auf unserer bisherigen Reise haben wir die Menschen so nah verbunden mit der Natur gesehen. Sie tragen Sorge dazu und versuchen, achtsam mit ihr umzugehen. Ausserhalb der beiden Städte Port Vila und Luganville leben die Leute in einfachsten Verhältnissen und versorgen sich grösstenteils selber. Über viele Generationen überlieferte Gewohnheiten, Verhaltensweisen und Traditionen werden gepflegt und aktiv gelebt. Für uns etwas gewöhnungsbedürftig war, dass vor allem in den «Kastom» Dörfern sehr viele «Tabus» existieren, die man als Besucher respektieren muss. Wie will man aber Regeln einhalten, wenn man sie nicht kennt? Nicht ganz einfach. Wir haben uns deshalb in Vanuatu sehr wenig auf eigene Faust bewegt.

Segeltechnisch würden wir Vanuatu einfacher einstufen als etwa Fiji, wo fast auf jeder Fahrt gefährliche Korallenriffe drohen. Die meist aus südöstlicher Richtung wehenden Passatwinde machen ein Cruisen entlang der vielen Inseln nordwärts zum Vergnügen. Vorgelagerte, nicht kartografierte Riffe sind eher selten. Einzig das Ankern ist nicht überall ganz einfach, da der Ankergrund oft rasch abfallend ist. Das dürfte mit ein Grund sein, dass das Wasser ausserordentlich klar ist. Nicht selten beträgt die Sichtweite mehr als 20 Meter.

Nun sind wir bereit für neue Abenteuer und freuen uns auf die rund 1’200 Seemeilen nach Australien. Unser Ziel ist Gold Coast oder Coffs Harbour an der Ostküste, je nachdem, wie der Wind bläst. Von Luganville aus werden wir einen Kurs absetzen, der uns via die «Grand Passage» durch die diversen Riffe nördlich von Neu Kaledonien führt. Ein Zwischenstopp in Neu Kaledonien ist nicht geplant, da dort immer noch bürgerkriegsähnliche, innere Unruhen herrschen. Haben wir Neu Kaledonien hinter uns, warten die Untiefen der «Banc de Landsdowne» und das «Chesterfield Riff» darauf, umschifft zu werden. Erst ab da haben wir freie Fahrt und können uns hoffentlich zurücklehnen.

Wir nehmen dich gerne mit auf die Fahrt und du kannst unseren Fortschritt live verfolgen unter diesem Link:  https://share.garmin.com/EPXFV.
Du kannst uns unterwegs auch über diese Plattform kontaktieren, wenn du uns etwas aufheitern möchtest, oder um uns zu warnen, wenn auf unserem Weg irgendwo ein Sturm droht oder sonst eine Gefahr auftaucht.

Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!

Auf Wiedersehen in Australien

Cruisen in Vanuatu

7.-29. September 2024

In diesem Bericht nehmen wir dich mit auf unsere Reise durch Vanuatu. Wir starten in Port Resolution, im Südosten der Insel Tanna. Hier sind wir am 2. September 2024 angekommen und haben in Vanuatu einklariert. Von da geht es entlang der roten Strecke nordwärts bis Luganville, wo wir dann ausklarieren werden und die Segel nach Australien setzen wollen.
Das Wetter ist im Moment etwas schwierig. Es herrschen starke Wind und eine entsprechend hohe See. Bei diesen Bedingungen wollen wir nicht aus der gut geschützten Bucht aufbrechen. Wir erkunden das Dorf und die Umgebung. Die Leute hier leben unter einfachsten Bedingungen. Das Leben findet hauptsächlich draussen statt. Die Hütten mit einem Raum dienen zum Schlafen. Gekocht wird draussen unter freiem Himmel.
Im Gegensatz zu Fiji finden wir zu unserer Überraschung sehr schön gepflegte Gärten an. Meist sind sie mit einem Naturzaun aus trockenen Zweigen umgeben, welche Tiere wie Schweine, Hunde oder Hühner fernhalten sollen. Natürlich werden keine Dünger oder andere Chemikalien verwendet und die Qualität (vor allem der Geschmack) des kultivierten Gemüses ist fantastisch.
In Vanuatu spielt «Kastom» (das heisst «Kultur, Sitte» in der lokalen Sprache) eine grosse Rolle. Es gibt sehr viele Rituale und Gepflogenheiten, die man beachten muss, auch als Tourist. Es gibt zum Beispiel viele «Tabu» Zonen. Das sind meist Plätze, Strände, oder Bäume wie dieser riesige Banyan Baum, welche spirituelle Orte sind, die man nicht durch unbedachtes Verhalten entwerten darf. Der Banyan Baum ist ein bemerkenswerter Baum. Sein Leben beginnt auf anderen Bäumen, bis er selber mit seinen Luftwurzeln Fuss fassen kann. Ab da kann er sich praktisch endlos ausdehnen und bildet durch seine weit horizontal ausladenden Äste ein riesiges Dach. Er gilt als Lebensbaum, Haus für Götter oder Apotheke (es werden viele Heilmittel daraus gewonnen, zum Beispiel gegen Zuckerkrankheit, Durchfall, Sonnenbrand, Entzündungen, Haarausfall und vieles mehr) und wird entsprechend verehrt. Seine Luftwurzeln sind elastisch und «Bungee-Jumping» hat damit begonnen.
Die Landbevölkerung von Vanuatu lebt in und mit der Natur. Sie nehmen sehr viel mit ihren Augen war, beobachten alles genau und sehen darin Dinge, die Stadtmenschen nicht mehr wahrnehmen können. Auch wir beginnen mehr und mehr, die Natur mit anderen Augen anzusehen. Ein altes Stück Holz bekommt plötzlich etwas anderes. Was siehst du in diesem angeschwemmten Baumstrunk?
Beim Rundgang durch das Dorf zeigt uns diese Frau mit vollem Stolz eine Schiffsglocke, welche dem Dorf vor vielen Jahren von einem Schweizer Segelschiff geschenkt wurde. Sie dient heute als Kirchenglocke und wird vor jeder Messe tüchtig angeschlagen, wie es uns die Frau gleich vorführt.
Es ist Sonntag und wir besuchen die Messe der «Presbyterien Church», eine der Hauptkirchen in Vanuatu. Uns fällt auf, dass fast nur Frauen und Kinder anwesend sind. Die rechte Seite der Männer ist fast leer. Wir erfahren, dass im Nachbardorf jemand verstorben ist und die Männer dort mit der Beerdigung beschäftigt sind.
Während sich die Erwachsenen eher etwas zurückhaltend uns Fremden gegenüber zeigen, sind die Kinderaugen, wie überall, herrlich neugierig. Viele Menschen hier haben übrigens blonde Haare. Das ist nicht etwa ein Überbleibsel der europäischen Entdecker, sondern die Melanesier haben dieses entsprechende Gen im Blut. Der Unterschied von den Polynesiern zu den Melanesiern ist sofort erkennbar. Sie sind eher klein gewachsen, mit einer schlanken aber kräftigen Statur. Die Haut ist viel dunkler, der Bartwuchs kräftige und meistens ist die Nase sehr breiten. Sie sind eine eigenständige Rasse.
Das Warten auf freundlichere Winde versüssen wir uns mit Wanderungen in der Umgebung von Port Resolution. Dabei sind wir vorsichtig – wir wollen nicht in ein mit einem «Tabu» belegtes Gebiet eindringen. Wir fragen unterwegs also immer wieder, ob es OK sei, wenn wir diesen Weg entlang gehen.
Diesmal umrunden wir einen Süsswassersee direkt hinter der Küste, der von heissen Quellen gespiesen wird und entsprechend mit Schwefel angereichertes Wasser enthält.
Diese Kinder machen sich lustig über uns und meinen, wir hätten doch für die Umrundung des Sees besser ein Boot genommen.
Am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Port Resolution lassen wir uns von Lea verwöhnen. Wir, das sind in diesem Fall die Crews von 3 verschiedenen Schiffen: SY Vagabond (Nelly und Philippe hinten links am Tisch), SY Griffin (Lauren und Brian, vorne am Tisch) und SY Lupina. Es ist ein ausgesprochen köstliches Essen, was uns Lea hier aus dem eigenen Garten (bis auf den Reis) auf den Tisch zaubert. Sehr empfehlenswert!
Nach einer Woche ist es dann soweit und wir verlassen am 9. September Port Resolution (Tanna) mit Ziel Erromango. Es erwarten uns 56 sehr rollige Seemeilen mit Wellen im 3 Meter Bereich.
Bei herrlichem Wetter verläuft die etwa 9-stündige Fahrt problemlos und vor allem zügig. Schon am frühen Nachmittag fällt der Anker in der Dillons Bay von Erromango.
Noch vor dem obligaten Sundowner kommt ein Ausleger-Kanu bei der Lupina vorbei. David bringt uns Früchte und fragt uns, ob er uns am nächsten Tag das Dorf und die Höhlen zeigen soll. Klar doch! Am nächsten Tag stehen wir zur verabredeten Zeit im von David gegründeten und unterhaltenen «Dillons Bay Yacht Club». Wir dürfen uns auch gleich ins Besucherbuch einschreiben.
Stolz zeigt uns David seine Sammlung von internationalen Flaggen – eine Schweizer Fahne hat er bereits.
Den Dorfrundgang schliessen wir am Nachmittag mit einer Dinghy-Fahrt zu Höhlen in der steilen Küste nahe beim Dorf ab. Der Aufstieg ist etwas abenteuerlich, aber die dicken Baumwurzeln, die sich netzartig über die Felsen legen, geben uns einen guten Halt.
Die Höhlen waren früher die Grabstätten der Dorfbevölkerung. In einer der Höhlen sind die Gebeine von David’s Vorfahren deponiert. Bevor wir die Höhle betreten dürfen, bittet David mit einem kurzen Gebet um die wohlwollende Erlaubnis seiner Vorfahren. In der etwas höher gelegenen Haupthöhle, wo wir uns jetzt befinden, werden die Knochen von 2 Chiefs, ihren beiden Frauen und einem Wächter aufbewahrt.

Die Art und Weise, wie David mit den Geistern der Vorfahren kommuniziert, und wie auch die Bevölkerung im allgemeinen immer wieder spirituelle Plätze, Pflanzen, Steine, Skulpturen als «Tabu» (also von Geistern bevorzugte und für Besucher wie uns verbotene Zonen) betrachten, beeindruckt uns sehr. Offensichtlich waren hier in den abgelegenen Inseln von Vanuatu die Missionare von damals nicht so erfolgreich wie in anderen Gegenden der Südsee. Die meisten Einwohner zählen sich heute zwar zum christlichen Glauben, aber es ist mehr ein soziales Bekenntnis als ein Bekenntnis der inneren Überzeugung. Die Kirche spielt definitiv eine eher untergeordnete Rolle im Vergleich zu etwa Tonga oder Fiji.

Im Jahre 1839, nur wenige Tage nachdem Sandelholz Händler in Erromango bei Preisverhandlungen und im Alkoholrausch Einheimische getötet hatten, setzte Reverend John Williams, unwissend der Mäuchelei, seinen Fuss an Land der Dillons Bay. Er und ein weiteres Besatzungsmitglied des Missionar Schiffs «Camden» wurden sofort von den Einheimischen angegriffen, niedergeknüppelt und mit Pfeilen getötet. Der Rest der Camden Besatzung konnte rechtzeitig fliehen. Kurz darauf kehrte ein Schiff der Royal Navy zur Insel zurück, um den Tötungsdelikt am Reverend und dem Matrosen zu sühnen. Die Einheimischen gaben ihre Tat unumwunden zu und erklärten dem verdutzten Kapitän, sie hätten die beiden Getöteten aus Rache aufgegessen. Ohne weiteres Blutvergiessen verliess das Navy Schiff die Insel wieder.
Im Jahr 2009 kam es auf Initiative der Dorfbevölkerung zu einem Versöhnungstreffen, bei dem die Nachfahren der «Mörder» des Reverends Williams seine Nachkommen um Vergebung baten. Damit war der Fluch gebannt, der nach Meinung der Einheimischen seit der Tötung des Missionars auf dem Dorf lastete. Die Bay wurde offiziell von Dillons Bay auf Williams Bay umgetauft.
Nach 3 Tagen auf Erromango segeln wir weiter zur nächsten Insel, der Hauptinsel Efate mit der Hauptstadt Port Vila. In ganz Vanuatu leben rund 300’000 Einwohner, fast ein Drittel davon in den beiden grössten Orten Port Vila und Luganville auf der Insel Spirito Santo. Verständlicherweise haben diese beiden «Städte» nur sehr wenig gemeinsam mit den traditionellen «kastom» Dörfern auf den Inseln. Port Vila ist eine kleine Industriestadt mit Handelshafen, Geschäften, Fabriken und einer Universität. Hier liegen wir vor der Stadt sicher und geschützt an einer Boje (zum Ankern wäre es zu tief).
Seit längerem wieder in der «Zivilisation» – wir geniessen einen Sundowner im Restaurant des Yacht Clubs.
Am nächsten Tag ist schon fertig mit Alkohol! In den Läden darf ab Samstag 12 Uhr bis Montagmorgen kein Alkohol verkauft werden. Die Regale werden deshalb über das Wochenende abgedeckt. Harte Sitten!
Wir machen eine Rundfahrt um die Insel Efate. Leider ist die Strasse mehrheitlich vom Ufer weg etwas versetzt im Hinterland (was sie deshalb wohl auch sicherer macht). Unterwegs entdecken wir diese Sitzbank. Sie wurde wohl mit der Absicht erstellt, dass man nicht nur kühlen Kopf bewahren soll, sondern auch kühle Füsse 😉
Nach kurzen, meist verregneten Zwischenstopps in der Mele Bucht von Efate und der gleich nördlich gelegenen Insel Moso segeln wir weiter zur Insel Emae (früher Shepard Island genannt). Die Insel ist aus 3 Vulkanen entstanden. Der «Makura» (Bild) ist mit 644 Metern der Höchste davon.
In der gut geschützten und nach Westen offenen Sulua Bay auf Emae geniessen wir nach den paar Regentagen wieder einmal einen spektakulären Sonnenuntergang …
… und im Rücken steigt gerade der Vollmond über dem Vulkan in den Abendhimmel hoch.
In einer gemütlichen aber zügigen Fahrt geht es dann weiter zur Insel Epi, wo wir in der Lamen Bay den Anker setzen. Wie schon an den vorhergehenden Ankerplätzen sind wir auch hier wieder das einzige Segelschiff.
Wie immer, wenn eine Ankerbucht bewohnt ist, besuchen wir das Dorf und bitten um Erlaubnis, in der Bucht ankern, schwimmen und schnorcheln zu dürfen. Auch erkundigen wir uns immer, ob es irgendein Gebiet gibt, das «tabu» ist, das also von Besucher wie uns nicht alleine betreten werden darf. Wir finden ein sehr schön gepflegtes Dorf vor in der Lamen Bay, aber es wirkt wie ausgestorben.
Schnell ist klar warum: das Versorgungsschiff hat gerade angelegt. Es kommt 2-mal in der Woche: einmal von Port Vila nach Luganville und einmal umgekehrt. Es herrscht ein emsiges Treiben. Die Einheimischen bringen ihre Ware (meist Gemüse und Kava für den Markt in Port Vila oder Luganville) an Bord und gleichzeitig werden Güter, wie Benzinfässer oder Baumeteralien, an Land gebracht. Die Passagiere warten zwischenzeitlich interessiert beobachtend auf dem zweiten Deck auf ihre Weiterfahrt.
Wir erkunden die Umgebung der Lamen Bay auf einem stellenweise gut befestigten Weg, der um die Bucht und dann weiter der Küste entlang südlich um die Insel führt. Kostensparend werden Bäche und kleine Flüsse mit einer Furt gequert.
Immer wieder werden wir unterwegs von neugierigen Kinderaugen verfolgt. Im Gegensatz zur polynesischen Bevölkerung erleben wir die Menschen in Vanuatu als eher zurückhaltend und scheu. Sie warten meist mal ab, was auf sie zukommt. Auf Fragen wird meist nur zögerlich geantwortet. Kinder sind da anders, da siegt die kindliche Neugier und der Spieltrieb über Vorsicht und Skepsis.
Transport von Baumaterial (Palmzweige für den Dachbau) im Lang Boot.
In einer gemütlichen Fahrt geht es nach 2 Tagen weiter von der Insel Epi zu den südöstlich vorgelagerten Inseln (Maskelyne Islands) vor Malekula.
Für die nächsten Tage ist wieder viel Regen und starker Wind angesagt. In kurzen Etappen verschieben wir uns von einem gut vor Wind und Wellen geschützten Ankerplatz zum nächsten. Wir benutzen zwar unsere Schnorchel-Ausrüstung (das Wasser wäre mit etwa 28 Grad angenehm warm), aber bei bedecktem Himmel und düsterem Licht ist die Unterwasserwelt ebenfalls farblos und öde. Hier liegen wir ganz am Ende der sehr gut geschützten Bucht von Port Sandwich. Über uns treibt der kräftige Wind die Regenwolken vor sich her, in der Bucht ist das Wasser spiegelglatt.
Der Regen stört uns nicht. Es ist warm. Wir unternehmen mit dem Dinghy eine Abenteuerfahrt in die Mangroven. Wir sind glücklich, dass es hier keine gefährlichen Wildtiere wie Krokodile oder Giftschlangen gibt.
Pflanzen, die immer im Wasser stehen. Wunderbare Natur!
Unseren nächsten Halt machen wir in der offenen Bucht von Banam, rund 10 Seemeilen nördlich von Port Sandwich. Bei unserem Begrüssungsbesuch im Dorf werden wir gleich von einer Schar neugieriger Kinder eskortiert.
Auch hier finden wir ein Dorf vor, wo wir deutlich spüren: hier ist die Welt noch stehen geblieben. Die Häuser sind wie üblich mit einfachsten Mitteln, welche die Natur liefert und keine Kosten erzeugen, von Hand aufgebaut. Hier kommen keine Touristen vorbei, also wird auch kein unnötiger Aufwand betrieben, die Häuser etwas fotogen herzurichten. Einzig und allein der Nutzen und der Zweck zählen.
Hier wird gerade ein neues Haus gebaut. Dünne, gerade Baumstämme bilden die Struktur. Das Dach, welches gerade mit vielen helfenden Händen erstellt wird, wird mit speziell bearbeiteten Palmblättern gedeckt. Zum Schluss werden die Wände aus Matten, kunstvoll geflochtenen mit Pandanus Blättern, aufgespannt. Interessant hier: es gibt «moderne» Baumaterialien (im Bild sind Betonsteine sichtbar), aber man traut dem Material noch nicht, und der Umgang damit ist den Leuten nicht vertraut.

Zur Schar Kinder, die uns begleiten, gesellt sich Jack, ein etwa 40-jähriger, leicht untersetzter Mann. Er begleitet uns die ganze Strecke durchs Dorf. Er will viel von uns wissen, wir von ihm umgekehrt auch. Auf die Frage, womit er seinen Lebensunterhalt «verdiene», schaut er uns verdutzt an, versteht die Frage nicht. Ich hake nach, ob er als Fischer arbeite oder ob er Gemüse anpflanze, um es dann verkaufen zu können. Er lacht und erklärt uns, total zufrieden und stolz; dass er einen Garten habe und damit seine Familie ernähre. Mehr brauche er nicht. Wenn er für etwas Hilfe braucht, kriegt er diese von anderen Familien im Dorf, oder er gibt seine Energie weiter, wenn sie irgendwo benötigt wird. So nahe und eng verbunden mit der Natur! In keinem anderen Land, das wir auf unserer nun halben Weltumrundung bisher besucht haben, leben die Leute noch so intensiv mit der Natur.

Bevor wir zum Schiff zurückkehren, will uns Jack (der Mann rechts im Bild) sein Haus und seine Familie zeigen. Von seiner Frau werden wir reichlich mit Bananen und absolut köstlichem Vanuatu-Spinat (viel grösser als unserer, die Blätter sind fast so gross wie Salatblätter) eingedeckt. Mit Geld darf so etwas nicht abgegolten werden, Geld bedeutet den Leuten hier nichts, weil sie wenig damit anfangen können. An Dingen des täglichen Lebens, das man direkt brauchen kann, daran besteht immer reges Tauschinteresse. Also sind wir entsprechend vorbereitet und haben ein Trägerkleid für die Frau und eine Sonnenbrille für den Mann dabei.
Jack’s Sohn freut sich riesig über die Sonnenbrille
Auch der Rest der Banam Bay wird noch abgewandert. Jetzt ohne Kinderbegleitung und in der Abgeschiedenheit des langen, einsamen Strandes. Einsam ist auch Lupina – ganz alleine wartet sie in der Bucht (knapp ersichtlich rechts im Bild) auf uns.
Gestern Samstag, 28.9.2024, haben wir dann den Anker gelichtet und sind rund 25 Seemeilen vor dem Wind nordwestlich der Küste von Malekula entlang weiter gesegelt.
Kurzes Fachsimpeln für Segler unten den Lesern: wir fahren hier unter Schmetterlingsegel. Das Grossegel ist voll auf die backbord Seite ausgefiert und mit Bullentaille über eine Rolle an der Bugklampe zurück ins Cockpit gesichert. Die Genua ist ausgebaumt. Zum Setzen des Baumes verwenden wir eine Vorspring, eine Rückspring und ein Hochholer. Alles nur leicht lose durchgesetzt. An der Genua verwenden wir eine Hilfs-Schot, die durch die Nocke am Baumende geführt und über eine Rolle an der Mittelklampe zur Winch geleitet wird. Die beiden Schot Leinen der Genua sind also frei und werden nicht beansprucht. Ist die Genua voll durchgesetzt sind der Hochholer, die Vorspring und das Hilfs-Schot gespannt, die beiden Schot Leinen und die Rückspring (blaues Seil) lose. Mit diesem System lässt sich der Baum sogar alleine setzen, und der Verschleiss an den Schoten ist komplett eliminiert.
Hier in der Bay von Port Stanley liegen wir nun seit gestern vor Anker. Nicht viel Schwingraum bis zu den Korallenblöcken (hell im Bild), aber es reicht. (Bild freundlicherweise von der SY PlanB zur Verfügung gestellt)

Die nächsten Tage segeln wir weiter der Küste von Malekula entlang nordwärts, bevor wir dann den Sprung rüber nach Luganville auf der Insel Espiritu Santo machen. Dort bereiten wir uns für die nicht ganz einfache, rund 1’200 Seemeilen (2200 Kilometer) lange Passage nach Australien vor. Vor der Abfahrt melden wir uns noch einmal.

Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!

Von Fiji nach Vanuatu – weiter westwärts

19.8.-6.9.2024

Wir schreiben heute den 19. August 2024. Morgen reisen unsere Freunde Ursi und Martin aus unserem Heimatdorf wieder zurück in die Schweiz. Gut haben wir noch helfende Hände an Bord, denn es ist noch eine wichtige Sache zu erledigen: endlich kriegen wir unsere Rettungsinsel zurück auf die Lupina. Sie ist während unseres Segeltörns durch die Yasawa Inseln vom amerikanischen Segelschiff Diva von Neuseeland nach Fiji gebracht worden.

Mit vereinten Kräften wird die 38kg schwere Rettungsinsel in ihren Korb an der Heck-Reling bugsiert und festgezurrt.
Dann, am nächsten Morgen, heisst es leider Abschied nehmen von Martin und Ursi. Sie haben sich als perfekte Crew auf der Lupina ausgezeichnet und dabei richtige See Beine gekriegt.

Es ist wieder Ruhe eingekehrt auf der Lupina. Das Wetterfenster ist noch ungünstig für die rund 470 Seemeilen lange Strecke nach Vanuatu. Das gibt uns Zeit und Musse, noch ein paar Tage in der schönen Vuda Marina zu geniessen und die letzten Vorbereitungen in Ruhe zu treffen.

Nach dem Upgrade der Bordbatterien auf LiFePO4 (oder kurz «Lithium») Batterien funktioniert das Bugstrahlruder nicht mehr. Es zieht beim Anlaufen zu viel Strom, die Schutzregelung der Batterien wird aktiv und der Strom wird unterbrochen. Ich studiere hier die Kabelverbindungen im Stromschaltkasten mit dem Ziel, eine Verbindung zur konventionellen Starterbatterie zu schaffen. Ich finde da eine Möglichkeit, da mir aber das Material fehlt, belasse ich für den Moment alles so, wie es ist.
Es gibt weitere Kleinigkeiten zu erledigen: der Motorraum kriegt eine neue Beleuchtung.
Nebst den üblichen Einkäufen am Markt wird auch der «Keller» (Raum unter den Bodenbrettern) wieder mit Getränken gefüllt.
Am Abend ist «Brändi Dog Time»! Wir haben mit unseren Besuchern jeweils eifrig «Brändi Dog» (eine Art Eile mit Weile) gespielt. Das ziehen wir durch und spielen jetzt, wo wir auf den guten Wind warten, jeweils nach dem Nachtessen auch immer ein paar Partien.
Natürlich kommt beim Warten auch das Gesellschaftliche nicht zu kurz. Wir nutzen die Gelegenheit, um mit der einen oder anderen Crew (hier Jocelyne und Roland von der SY Croix de Sud) näher in Kontakt zu kommen.
Und dann ist da noch der Rollmechanismus (Furler genannt) des Genua Segels. Manchmal funktioniert er, manchmal nicht. Ich nutze die Zeit und baue die zwei Motoren aus. Ralf und Angi haben mir die benötigte Spezialzange, um die Sicherungsringe zu entfernen, mitgebracht.
Ein lokaler Elektriker revidiert uns die beiden Motoren in seiner open Air Werkstatt. Die Feuchtigkeit des Salzwassers, das in den Furler eingedrungen war, ist auch in die Motoren gelangt und hat dort zu Rost geführt. Dieser hat die freie Beweglichkeit der Bürsten der Elektromotoren verhindert und zum teilweisen Ausfall geführt.
Gegen Ende des Monates ist es so weit. Der Wind dreht in südöstliche Richtung – ideal für unsere Fahrt von Fiji nach Vanuatu. Die Strecke beträgt rund 470 Seemeilen. Sobald wir das Gebiet von Fiji verlassen, erwarten uns keine Hindernisse im Meer. Wir können die direkte Linie (rot) wählen. Wir planen konservativ mit 4 Tagen: Leinen los am Freitag, 30.8. gegen Mittag und Ankunft in Port Resolution auf der Insel Tanna (Vanuatu) am Dienstag 3.9. nach Tagesanbruch.
Letzter Sonnenuntergang in der Vuda Marina.
Wir freuen uns auf neue Abenteuer.
Am Tag der Abfahrt, 30. August 2024, legen wir zunächst an der Tankstelle an, um unseren Tank noch mit dem günstigen Treibstoff (der Liter kostet knapp 1 Franken) zu füllen.
Eine wunderschöne Tradition in Fiji: nach dem Ausklarieren und vor dem Verlassen des letzten Hafens wird ein Schiff mit einem gebundenen Blumenkranz an der Reeling und schönem Gesang (hier vorgetragen von der ganzen Marina-Crew) verabschiedet. Ein sehr emotionales Erlebnis.
Während der ersten 2 Stunden befinden wir uns noch in der Windabdeckung der Hauptinsel von Fiji und der Motor muss uns etwas helfen. Danach können wir die Segel setzen. Unter herrlichen Wetterbedingungen segeln wir in unsere erste Nacht hinein.
Wir erleben eine ruhige erste Nacht und machen dabei gute Fahrt. Der Eine auf Wache im Cockpit, die Andere friedlich träumend in der Koje.
Sonnenaufgang auf dem Meer. Da wir westwärts fahren, begrüsst uns jeweils die Sonne jeden Tag etwas später.
Wir machen deutlich mehr Fahrt als geplant. Schon nach der ersten Nacht und zu Beginn des 2. Tages auf See ändern wir unsere Ankunftszeit und beschliessen, unsere Geschwindigkeit so zu kontrollieren, dass wir bereits am Montag den 2. September, also schon nach 3 Tagen, unser Ziel erreichen. Kurz nach Sonnenaufgang kann Pia die Flagge von Vanuatu und die gelbe Quarantäne Fahne hissen.
Die letzten Seemeilen bis zur sicheren Ankerbucht werden noch etwas ruppig, die Wellen in Küstennähe schütteln uns noch einmal kräftig durch, dann haben wir es geschafft. Genau 72 Stunden nach der Abfahrt von Fiji rasselt die Kette und der Anker krallt sich im dunklen Sand fest.
Die Bucht von Port Resolution auf der Insel Tanna im Süden von Vanuatu empfängt uns bei besten Wetterverhältnissen.

Eigentlich ist Port Resolution kein Einklarierungshafen. Wir müssten zum Einklarieren mit dem Schiff auf die andere Seite der Insel zum Hauptort Lenaka segeln. Dort sind aber die Ankerbedingungen und der Schutz vor Wellen deutlich schlechter. Wenn man sich vorgängig bei den Behörden meldet und entsprechend um eine Bewilligung bittet, erhält man die Erlaubnis, in Port Resolution anzulanden. In einer rund zweistündigen Autofahrt begeben sich dann die Beamten von Zoll, Immigration und Gesundheitsamt nach Port Resolution. Fahrtkosten und Zeit müssen von der einklarierenden Yacht getragen werden.

Wir haben die Bewilligung, um in Port Resolution einklarieren zu dürfen, und haben nun auch noch Glück: von den 8 Yachten, die bei unserer Ankunft vor Anker liegen (Bild), müssen 5 ebenfalls noch einklariert werden. Die Kosten für die Beamten und ihre Fahrt (total rund 50 CHF) können somit auf 6 Schiffe verteilt werden.
«Yacht Club» von Port Resolution, wo uns die Behörden erwarten.
Open Air Büro der sehr freundlichen, zuvorkommenden und unbürokratischen Beamten.

Vanuatu, früher Neue Hebriden genannt, ist eine Gruppe von über 80 vulkanischen Inseln im Westpazifik. Weil Vanuatu im Vergleich zu anderen pazifischen Inselreichen das Interesse der Europäer erst viel später weckte, bedeutete die Begegnung mit dem modernen Zeitalter einen grossen Sprung für die Inseln. Auf Vanuatu wird die melanesische Kultur nach wie vor sehr gepflegt. Es lässt sich nicht genau sagen, woher die ersten Einwohner stammen, aber man nimmt an, dass die Melanesier vor Tausenden von Jahren aus Afrika hierher kamen. Sie breiteten sich von Papua bis Neukaledonien und Vanuatu über den Westpazifik aus (eben die Region, die heute Melanesien genannt wird).

Mehr als 150 Jahre nach der Erstentdeckung 1606 wurde das Gebiet von Vanuatu durch James Cook kartographiert und «Neue Hebriden» genannt, obschon die Inselgruppe nur wenig Ähnlichkeiten hatte mit den heimatlichen Hebriden. Wie auch in anderen Teilen des Pazifiks folgten Walfänger, Missionare, Sandelholz- und Sklavenhändler, jedoch gelang es diesen nie, die melanesische Kultur hier in Vanuatu auszurotten. Die Einheimischen machten oft kurzen Prozess mit unbeliebten Eindringlingen und steckten sie in den Kochtopf. Ab 1906 setzte eine Besiedelung durch Briten und Franzosen ein, was zur Folge hatte, dass es auf den Inseln zwei Arten von Gesetzen gab, zwei Schulsysteme und auch zwei Sprachen. Neben der offiziellen Landessprache «Bislama» spricht daher heute fast jeder auch Englisch oder Französisch.

Diese alte Kultur vereint mit der einmaligen, weitestgehend unberührten Natur übt eine magische Wirkung auf uns aus. Ein Entdeckungsgang durch das Dorf von Port Resolution lässt uns eine Zeitreise von 100 bis 150 Jahren machen. Elektrizität oder Wasserversorgung in den Häusern gibt es noch nicht.
Das Leben findet in einfachsten Verhältnissen statt. Aber überall, wo wir hinschauen, blicken wir in lachende und fröhliche Gesichter.
Johnson, der Bruder von Stanley, dem Leiter des Yacht Clubs (sämtliche Geldeinnahmen gehören dem Dorf), winkt uns zu sich und eines seiner Grosskinder reicht Pia eine grosse Papaya. Geschenke Überreichen ist eine Respektbezeugung. Zum Glück haben wir eine lange Schnur in unserem Rucksack, die wir gerne der Familie überlassen.
Einbaum mit Ausleger. Mit diesen zu hundert Prozent aus Naturprodukten gefertigten Booten rudern die Fischer seit hunderten von Jahren täglich auf das Meer hinaus. Das Boot selbst ist schlank und tief geschnitten, so dass die Männer beim Einholen des Netzes gut darin stehen können.
Familien Waschtag an einem Süsswasserteich.
Die Frau hütet ihre Grosskinder und besorgt die Wäsche für den ganzen Clan.
Port Resolution liegt auf einer Landzunge ganz im Osten der Insel Tanna. Die Verbindungsstrasse zum Rest der Insel ist in einem erbärmlichen Zustand und wird bei starken Regenfällen (was hier oft vorkommt) immer wieder unpassierbar. Ohne gutes 4×4 Offroad-Fahrzeug ist auch bei trockenem Wetter kein Durchkommen.

Die Hauptattraktion auf der Insel Tanna ist der aktive Vulkan Yasur. Hier kann man direkt auf dem Rand des 361 Meter hohen Kraters umherwandern und in den zischenden, blubbernden und manchmal heftig fauchenden Abgrund hinabschauen. Nirgends auf der Welt kommt man so nahe an einen aktiven Vulkan heran.

Eingang zum Vulkan Yasur Nationalpark
Skulptur aus Lavagestein am Wegrand zum Krater
Mit dem 4×4 Offroad-Truck fahren wir bis auf rund 300 Meter zum Kraterrand, die restlichen rund 50 Höhenmeter absolvieren wir zu Fuss auf gut ausgebautem Pfad. Führer Philipp sorgt für unsere Sicherheit. Er hat es einfach heute: wie schon im Truck sind wir auch hier die einzigen Touristen.
Oben auf dem Kraterrand eröffnet sich ostwärts ein herrlicher Ausblick über den darunter liegenden, sattgrünen Urwald. Weit im Hintergrund das Meer, über das wir vor einigen Tagen von Fiji her gesegelt sind.
Drehen wir uns um, eröffnet sich uns der tiefe Schlund des Vulkanes. Aus der Tiefe heraus steigen mächtige Wolken, manchmal braune aus dem heissen Lavaschlund, dann weisse Wasserdampfschwaden oder bläuliche Schwefelwolken aus einem der Nebenkrater.
Es raucht und qualmt, zischt, pfeift, faucht und brüllt aus der Tiefe. Ab und zu vibriert der Boden, und mit einem lauten Donnergrollen kommt es zu kleinen Eruptionen, bei denen dicke Rauchwolken und glühende Lavafetzen aus den feurigen Kaminen geschleudert werden. Ein tolles Spektakel im Gegenlicht der untergehenden Sonne!
Fast anderthalb Stunden lang streifen unsere Augen vom Kraterrand aus in die Tiefe, die aus dem Erdinnern kommt. Es ist Abend und die Sonne ist mittlerweile untergegangen. Je dunkler es am Himmel wird, umso spektakulärer leuchten die aktiven Kamine, du vom Kratergrund nochmals über 300 Meter in die Tiefe reichen.

Weil bei Grenzübertritten meist strikte Regeln bezüglich erlaubter Nahrungsmittel herrschen, versuchen wir, beim Einklarieren in ein neues Land so gut wie möglich nichts dabei zu haben, was Probleme machen könnte. Dazu zählt in der Regel auch frisches Gemüse. Also hatten wir nur wenig davon an Bord, als wir Fiji verlassen haben. Auch das wenige Vanuatu Bargeld, das wir in Fiji auftreiben konnten, geht langsam zur Neige und wir brauchen dringend Nachschub. Beides, frisches Gemüse und Bancomat, gibt es im Hauptort der Insel, in Lenaka.

Wir reservieren uns im Port Resolution Yacht Club für den Mittwochmorgen einen Platz im 4×4 Truck, der täglich meist um 7 Uhr von Port Resolution in den 50 Kilometer entfernten Hauptort fährt. Die Fahrt dauert rund 2 Stunden.
Die ersten fast 10 Kilometer führen über die sich in traurigem Zustand befindende Naturstrasse. Die restlichen 40 Kilometer der Strecke sind geteert, oder, wie hier auf dem Bild, betoniert. Dieser Teil der Strasse ist in sehr gutem Zustand, da noch sehr neu. Sie ist in den letzten Jahren durch ein chinesisches Generalunternehmen gebaut worden und soll schlussendlich bis Port Resolution verlängert werden. Insgeheim wünschen wir uns, dass das nie stattfindet und dass das fast unberührte Stück Natur bis Port Resolution noch lange so bleibt, wie es ist.
Marktplatz in Lenaka mit viel feinem, lokal produziertem Gemüse, das sich sehr farbenprächtig präsentiert. Erstaunlicherweise finden sich fast keine Früchte: ausser Bananen und ein paar Pampelmusen finden wir nichts Fruchtiges.
Die Köchin der Lupina kann aus dem Vollen schöpfen.
Uns fällt auf: die Frauen in Vanuatu tragen gerne bunte Kleider, sehr oft in den Farben der National-Flagge: rot, gelb, grün und schwarz.
Idylle an der Bushaltestelle: Frauen warten nach ihrem Einkauf auf dem Markt auf den Bus oder Truck, der sie wieder zurück in ihr Dorf fährt.

Im Moment weht ein starker Wind aus Südosten über die Inseln. Er soll bis und mit Sonntag anhalten und dann am Montag deutlich nachlassen. Spätestens dann wollen wir weiter nordwärts zu den Inseln Erromango und Efate mit der Hauptstadt Port Vila. In Erromango gab es die letzten Menschenfresser, aber «diese Zeiten sind schon lange vorbei», wurde uns versichert. Hoffen wir, es stimmt auch so!

Aussicht über das Ankerfeld in der Bucht von Port Resolution (Lupina ist das 3. Boot von links). Bald geht es weiter.

Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!

Yasawa zum 3. – diesmal mit Ursi und Martin

25. Juli – 20. August 2024 (Autoren: Ursi und Martin Müller, Wölflinswil, Schweiz)

Bula Fiji! Frühmorgens am 25. Juli betreten wir fijianischen Boden. Zuerst begrüssen uns drei Sänger mit ihren Instrumenten und Fiji-Musik. Nach den Einreiseformalitäten nehmen uns Pia und Köbi sehr herzlich in Empfang.

Am Steg vor der SY Lupina in der Vuda Marina

Als erstes fahren wir zur Vuda Marina und machen uns mit dem Einsteigeprozedere auf die Segelyacht Lupina vertraut. Wir packen die verschiedenen Mitbringsel, Ersatzteile für den Motor und Lektüre zur Vorbereitung der nächsten Reiseziele von Pia und Köbi, aus. Dann heisst es Einkaufen und Auffüllen der Vorräte auf der Lupina für die nächsten paar Wochen.

Der örtliche Markt von Lautoka überrascht uns mit seiner Vielfalt, seinen Farben und Gerüchen. Selbstverständlich darf auch Kava für das Sevusevu nicht fehlen.

Auf der Wiese neben dem Supermarkt startet gerade ein fijianisches Musik-Festival. Spannend, wie diverse Würdenträger wie z.B. der Ministerpräsident begrüsst, mit einem Blumenarrangement bekränzt und mit verschiedenen Gaben beschenkt wird. Die Funktion des Vermittlers oder Sprechers zwischen Würdenträger und normalem Volk gehört zur Fiji-Kultur. Interessant, dies zu beobachten und mitzuerleben!

Festival in Lautoka

Zurück in der Marina verstauen wir alle Vorräte. Dabei überrascht uns das Platzangebot und die zweckmässige Raumaufteilung in der Lupina. So viel Raum für Betten, sanitäre Einrichtungen, Küche, usw. erwartet man beim Blick von aussen gar nicht. Und jede Menge Kästlein und Bodenluken bieten sehr viel Stauraum, den Pia mit ihrem Organisationstalent optimal verwaltet.

Früchte und Gemüse vom Markt werden vor dem Verstauen gewaschen

Anschliessend machen wir uns auf einen Rundgang durch das Hafenareal. Ein feines Nachtessen im Hafenrestaurant beschliesst unseren ersten, überaus erlebnisreichen Tag auf Fiji.

Der Freitag beginnt mit einem feinen Morgenessen. Köbi und Pia studieren die Winddaten für die nächsten paar Tage. Es sieht gut aus: Wind aus Südost mit etwa 15 Knoten. Geplant ist eine rund fünfstündige Überfahrt in nordwestlicher Richtung zur Insel Waya. Pia und Köbi weisen uns in die Abläufe vor dem Ablegen der Yacht ein: Mannschaft bereitmachen, Schiff bereitmachen, Autopilot programmieren. Dann verlassen wir die Vuda Marina.

Ausfahrt aus der Vuda Marina

Vor der Küste setzen wir das Gross-Segel und die Genua und schalten den Autopiloten ein. Pia und Köbi erklären uns alle Handgriffe und beantworten alle unsere Fragen zur Ausrüstung der Lupina, zu den Verkehrsregeln auf See, zur Segelsetz-Strategie und vielem mehr. Wir sind tief beeindruckt, wie Lupina Fahrt aufnimmt und mit 6 bis 7 Knoten Richtung Nalauwaki auf der Insel Waya fährt.

Unter vollen Segeln geht es westwärts

Für die Einfahrt in die Bucht reffen wir die Segel und starten den Motor. Das Ankern geschieht nach einem genau festgelegten Prozedere. Köbi und Pia weisen uns wieder kompetent in die Abläufe ein. Der obligate Ankertrunk schliesst diese Fahrt-Etappe ab.

Das Wasser ist herrlich warm und lädt zum Bade. Köbi führt dabei auch den obligaten Anker-Tauchgang durch und kontrolliert die Lage des Ankers.

Ein überaus erfreulicher Programmpunkt erwartet uns als nächstes: der tägliche Sundowner, ein feiner Drink mit Knabber-Beilage. Ein wunderbares Nachtessen aus Pia’s Küche beschliesst diesen spannenden Tag.

Am nächsten Morgen steht der Besuch beim Chief des Dorfes Nalauwaki an. Mit dem Dinghi machen wir uns auf den Weg, im Gepäck die Kava-Wurzeln als Geschenk. Auch den Sulu, ein um die Hüfte gewickeltes Tuch als standesgemässe rockähnliche Kleidung, haben wir dabei. Ein Mitglied der Dorfgemeinschaft führt uns zum Chief. Er empfängt uns und nimmt das Kava entgegen. Zum Kava-Trinken sei es allerdings noch zu früh. Dann erteilt er uns die Erlaubnis, uns im Dorf umzusehen.

Zum Besuch des Chiefs gehört es sich, einen traditionellen Sulu (Köbi) oder ein Wickeltuch zu tragen. Kopfbedeckung oder Sonnenbrille trägt man in einem Dorf nicht.

Wir bestaunen die schön gebaute Kirche. Die Tochter der Lehrerin öffnet uns extra das Schulgebäude und wir können einen Blick in das Schulzimmer werfen: Kleine Holzpulte und Stühle, aufgehängte Lehrtafeln für Anatomie, Zahlen und Buchstaben, Zeichnungen, eine kleine Wandtafel, ähnlich wie es früher auch in Schweizer Primarschulzimmern ausgesehen hat. Aber der Computer hat auch hier Einzug gehalten.

Die Dorfbewohner begegnen uns überaus freundlich und offen. Zwei Frauen möchten selbstgefertigten Schmuck verkaufen. Da ist Ursi sofort dabei und sucht sich ein mit Ornamenten versehenes Armband und ein aus Muscheln gefertigtes Fussketteli aus.

Nach unserem Dorfbesuch überqueren wir den Inselrücken und genehmigen uns im Restaurant des Octopus-Resorts ein erfrischendes Getränk.

Am Nachmittag ist es nun wirklich Zeit, auf das SUP zu steigen …
… oder mit Schnorchel, Brille und Flossen ausgerüstet die eindrückliche Welt der Korallen und Riff-Fische zu erkunden.

Der Sonntag ist Ruhetag im Dorf Nalauwaki. Wir wollen diese Ruhe respektieren und unternehmen deshalb einen Ausflug mit dem Dinghi in die entgegengesetzte Richtung. Den Korallenbänken entlang schnorchelnd bewegen wir uns dann langsam wieder zur Lupina zurück.

Abendunterhaltung auf der Lupina: Brändi-Dog, das Lieblingsspiel von Pia und Köbi. Köbi und Ursi spielen gegen Pia und Martin. Am Ende steht es 2:0. Es wird noch viele Partien geben…

Bula Peak (blauer Pfeil) auf der Insel Waya

Montag. Unser Ziel: Die Spitze des Berges Bula Peak bzw. Ului Nakauka. Es sind rund 350 Höhenmeter. Der Pfad ist relativ steil. Köbi kennt den Weg. Zu Beginn gibt es noch eine kleine Unstimmigkeit zu klären: ein Einwohner des Dorfes Nalauwaki ist nicht damit einverstanden, dass wir ohne örtlichen Führer den Berg besteigen. Nach einer kurzen Diskussion ziehen wir dennoch ohne Führer los.

Bula Peak – Ursula und Martin
Eine grandiose Aussicht über die Bucht belohnt uns für den Aufstieg. Lupina ist das Schiff ganz links.

Eine weitere Seglercrew ist unterdessen mit dem jungen Führer Ben auf dem Gipfel angekommen. Wir geniessen unseren mitgebrachten Lunch und machen uns dann hinter der anderen Gruppe an den Abstieg. Unten angekommen, zahlt Köbi Ben noch etwas, womit die finanzielle Schuld dem Dorf gegenüber auch abgegolten ist. Mit gutem Gewissen fahren wir zur Lupina zurück.

Am Dienstag wechseln wir die Bucht. Der Wind stimmt, wir lichten den Anker und segeln zur Insel Naviti, in die Bucht südlich vom Korokulu Point. Der Strand erscheint beinahe leer, trotz der beiden hier ansässigen Resorts. Das Tourismusgeschäft beginnt erst langsam wieder anzulaufen. Am Nachmittag fahren wir mit dem Dinghi Richtung Korokulu Point und schnorcheln den Korallenbänken entlang zur Lupina zurück. Bei jedem Schnorchelgang beobachten wir neue Fischarten. Die Farbenpracht beeindruckt uns sehr.

Am nächsten Tag sind wir zu Fuss unterwegs. Vom Coconut Bay-Resort aus marschieren wir über den Hügel an die Honeymoon-Beach und wieder zurück.

Rast am Honeymoon-Beach

Der Donnerstag bringt den nächsten Ortswechsel. Die Fahrt ist kurz. Mit Motorhilfe umrunden wir die Nordspitze von Naviti beim Vakaweitathi Point und biegen in die Bucht von Narewa Point ein. Die Lupina ist im Moment die einzige Yacht hier. Am Nachmittag rekognosziert Köbi mit Dinghi und Schnorchel, wo es die schönsten Korallenvorkommen in der Bucht gibt.

Am nächsten Tag geht es auf Entdeckertour. Im Jahr 1943 musste eine amerikanische P39 Airacobra in der Bucht auf der anderen Seite des Hügelzuges im seichten Wasser notlanden. Einige Überreste des Flugzeugwracks liegen immer noch dort unter Wasser. Wir wollen sie suchen gehen.

Zuerst müssen wir uns auf die andere Seite der Insel kämpfen. Zum Glück waren Köbi und Pia vor einem Jahr schon einmal hier und können sich an den Weg erinnern. Zuerst geht es auf einem gut sichtbaren Pfad ins Dickicht. Bald verliert sich dieser Weg aber und Köbi führt uns, mit GPS-Unterstützung und guter Spürnase, durch das Unterholz auf die andere Seite.

Wo geht’s denn nun weiter??

Wo liegt nun das Wrack? Köbi kontrolliert die Koordinaten. Offenbar ist das Wrack auch mit einer gelben Boje markiert. Tatsächlich, die Orte stimmen überein und wir rüsten uns mit den Schnorchel-Utensilien aus.

Da liegt die P39! Oder wenigstens das, was von ihr übriggeblieben ist. Wir erkennen Teile des Rumpfes. Letztes Jahr fanden Pia und Köbi den Motor und einen Propeller. Diese Teile können wir nicht entdecken, die Sicht unter Wasser ist heute aber auch etwas getrübt.
Nach der erfolgreichen Schatzsuche wandern wir noch dem Strand entlang und üben uns im Balancieren.
Den Rückweg zum Dinghi finden wir nun ohne Probleme. Und weil wir schon hier an Land sind, ergänzen wir unsere Vorräte noch mit ein paar Papayas, die Ursi vom Baum schüttelt.
Köbi zeigt Martin, wie man Kokosnüsse fachmännisch von ihrer Schale befreit. So fehlen die Zutaten zum nächsten Sundowner garantiert nicht.
Die nächsten zwei Tage schnorcheln wir in der Umgebung des Ankerplatzes. Unglücklicherweise erleidet Pia’s GoPro-Kamera einen elektrischen Defekt. So sind keine Unterwasser-Aufnahmen mehr möglich und dieses Bild wird vorläufig das letzte Unterwasserbild sein.
Dafür lässt Köbi die Drohne steigen, um schöne Übersichtsaufnahmen zu erhalten.

Nun verlassen wir die Bucht von Narewa Point und nehmen Kurs Richtung Yasawa, der nördlichsten Insel in dieser Gruppe. Nach rund sechs Stunden Fahrt ankern wir in der Bucht beim Dorf Yasawa-i-Rara.

Am nächsten Morgen besuchen wir das Dorf. Wie üblich überbringen wir dem Chief bzw. seinem Sprecher Kava-Wurzeln und fragen ihn um Erlaubnis, uns im Dorf bewegen zu dürfen. Dazu sind wir entsprechend den Regeln mit dem Sulu bekleidet.

Das Dorf wird öfters von Touristengruppen besucht. So stehen auch schon Einwohner bereit, um Schmuck oder Tücher zu verkaufen. Ursi sucht sich eine Halskette mit Haifischzähnen aus.
Wir gehen weiter zur Schule. Eine Lehrerin unterrichtet dort acht Kinder in der 1. bis 4. Klasse. Wir werden ins Schulzimmer eingeladen. Köbi zeigt hier den Kindern, wo die Schweiz auf der Karte zu finden ist. Die Kinder singen uns Lieder vor und begleiten sie mit rhythmischem Klatschen und Tanz-Schritten.
Wir machen uns noch auf die Suche nach frischen Bananen. Dabei werden wir in ein Haus eingeladen, in welchem Frauen am Korbflechten sind. Dazu benützen sie Fasern aus den Blättern der Kokospalme, die sie mit getrockneten Pandanusblatt-Streifen umwickeln. Pia kauft ein solches Körbchen, das sich wunderbar als Fruchtschale eignet.
Beladen mit einer ganzen Bananenstaude kehren wir zur Lupina zurück. Bis zum Sundowner bleibt noch Zeit zum Schnorcheln.

Freitag: Es geht wieder südlich. Wir segeln nach Nacula Island, wo wir in der Bucht vor dem Dorf Malakati ankern. Unterwegs erhalten wir Besuch von etwa 15 Spinner-Delfinen, die uns eine Viertelstunde lang begleiten. Ursi ist komplett aus dem Häuschen!

Spinner-Delfine spielen in unserem Bugwasser
Am Nachmittag besuchen wir den Dorf-Chief für das Sevusevu und besteigen dann eine Anhöhe mit einer wunderbaren Rundsicht.
Am nächsten Tag machen wir einen Spaziergang der Küste entlang zum Blue Lagoon Resort. In der dortigen Bar geniessen wir unsere Drinks und kehren dann wieder zur Lupina zurück.

Der Sonntag gilt auf Fiji als absoluter Ruhetag. Wir nehmen an einer Messe teil. Statt mit Glocken werden die Leute mit Trommelschlägen zur Kirche gerufen. Die Bibel, aus welcher der Pfarrer vorliest, ist schon ziemlich zerfleddert. Den Textinhalt verstehen wir natürlich nicht. Man spürt aber, mit welcher Überzeugung die Messe gefeiert wird. Viele mehrstimmig und mit Inbrunst gesungene Lieder umrahmen den Gottesdienst. Auch die Kinder, die mucksmäuschenstill in den Bänken sitzen, singen im Chor ein Lied. Wir Touristen werden während des Gottesdienstes sogar speziell begrüsst. Nach Abschluss der Messe verabschiedet der Pfarrer jeden Besucher mit Handschlag.

Besuch der sonntäglichen Messe. Neugierige Kinderaugen beobachten uns Fremde.

Wir führen anschliessend eine Wanderung auf den höchsten Punkt in der Umgebung durch. Eine grandiose Aussicht ist der Lohn für den Aufstieg.

Wir verlassen die Bucht vor Malakati Village und segeln zur Insel Nanuya Lailai, wo wir vor dem gleichnamigen Resort ankern. Den Sundowner geniessen wir im Restaurant des Resorts.

Am nächsten Tag besuchen wir das Dorf Matacawalevu. Das Sevusevu beim Dorf-Chief entwickelt sich zu einer spannenden Angelegenheit. Der Chief persönlich zeigt uns, unter tatkräftiger Mithilfe von Köbi und Martin, wie man die Kava-Wurzel in einem grossen gusseisernen Mörser pulverisiert.

Martin beim Zermalmen der Kava Wurzeln
Das Endprodukt der schweisstreibenden Arbeit: Kava-Pulver
Anschliessend stellt der Chief das Getränk her und reicht es uns in drei Runden. Diese Menge reicht allerdings noch nicht, um sich anschliessend völlig entspannt zu fühlen. Der Chief meint, es müssten schon 15-20 Runden sein!

Unterdessen hat seine Frau Cassava-Wurzeln gekocht. So können wir auch dieses Gemüse probieren. Es erinnert im Geschmack an Kartoffeln. Köbi führt noch eine Reparatur an der Solarbeleuchtung des Hauses des Chiefs durch und Ursi kauft zwei schöne Tücher. Mit vielen neuen Eindrücken verlassen wir das Dorf.

Das Abendessen nehmen wir im Restaurant des Resorts ein. Ein grosses Lovo-Buffet ist vorbereitet, überaus reichhaltig mit Schweinefleisch, Geflügel, Fisch, Kartoffeln, Kassava, Reis, etc., traditionell im Erdfeuer zubereitet. Eine richtige Gaumenfreude! Anschliessend findet eine Darbietung von fijianischen Gesängen und Tänzen statt. Wir sind einmal mehr beeindruckt, wie die einheimische Kultur gelebt wird.

Singen und Tanzen scheint in den Genen der Fijianer verankert zu sein. Schon die Jüngsten machen eifrig mit.

Einen Tag später wandern wir über den Hügelzug auf die andere Seite der Insel und kehren in Lo’s Tea House ein. Ihre unter Seglern weltberühmten Fiji-Donuts schmecken phänomenal!

Die nächsten Tage verbringen wir mit Relaxen, Schnorcheln und Wassersport. Das Sundowner-Highlight bildet unser Lagerfeuer am Strand, auf dem wir kleine Brötchen backen.

Nun geht es dem Ende unserer Reise entgegen. Wir segeln rund 50 Meilen zurück zur Vuda Marina auf der Hauptinsel. Es war eine eindrucksvolle und unvergessliche Zeit auf der Lupina mit Pia und Köbi als wunderbare Gastgeber. Wir bedanken uns aufs herzlichste, dass ihr uns Einblick in euer Seglerleben gegeben habt und wünschen euch alles Gute auf eurer Weiterreise Richtung Vanuata.

Nachtrag: Wer hat jetzt das Brändi-Dog-Duell gewonnen? Nach über vierzig Partien haben wir den Überblick verloren ….

Ursi und Martin

Yasawa Island Cruise mit Angie und Ralf

5.7. – 23.7.2024 (Autoren: Angie und Ralf)

Endlich angekommen! Nach 30 Stunden Reise um die halbe Welt werden wir von der Lupina Crew am Flughafen Nadi herzlich in Empfang genommen und betreten kurze Zeit später die Lupina in der Vuda Marina auf Fiji. Wir, das sind Pias Tochter Angie und ihr Partner Ralf, nehmen die einmalige Gelegenheit wahr, uns 3 Wochen lang in ein Segelabenteuer in der Südsee zu stürzen. Auf Bonaire haben wir bereits Tagesauflüge mit der Lupina Crew gemacht, jedoch sind wir noch nie mehrere Tage auf einem Segelboot gewesen und freuen uns nun darauf, mal so richtig in das Seglerleben einzutauchen. Gut, dass wir bei warmen Temperaturen kaum Kleider benötigen, daher können wir einmal Surfgepäck mit Wingfoil Ausrüstung anstelle eines Koffers mitnehmen.

Flughafen Ankunft, Wiedersehen

Beim Koffer Auspacken übergeben wir der Crew all die Mitbringsel, die sie in den vergangenen Monaten bei uns bestellt haben. Unter anderem auch kleinere Ersatzteile, an die sie sich gar nicht mehr erinnern ;), daher es ist für die Beiden ein bisschen wie Weihnachten.

Als Erstes müssen wir uns mit Essen und Getränken für die nächsten 3 Wochen eindecken, da es auf der Yasawa Inselgruppe kaum Einkaufsmöglichkeiten gibt. Auf dem lokalen Markt in Lautoka gibt es ein riesiges Angebot an Früchten und Gemüse, wo wir gefühlt Unmengen einkaufen. Zum Glück hat Pia genügend Taschen dabei, um all diese frischen Köstlichkeiten mit zu nehmen. Dazu kaufen wir noch reichlich Kava ein, dies dient als Besuchergeschenk zum Einlass in die Dörfer.

Markt in Lautoka
Kava
Pia und Köbi haben für uns eine interessante Segelroute in Aussicht
Gleich am nächsten Tag heisst es: Leinen los! Wir fahren aus der Marina, setzen die Segel und beginnen mit Champagnersegeln. Bye-bye Mosquitos und Hitze, Hallo angenehme Brise mit Kurs zur Yasawa Inselgruppe.
Stetig nehmen Wind und Welle zu und die Schaukelei beginnt. Unsere Seetauglichkeit wird direkt auf die Probe gestellt. Wir Hochseeneulinge bestehen den Test nicht. Selbst eine Delfinschule, die uns begleitet und eine richtige Show bietet, kann Ralf nicht aus dem Rumpf des Schiffes locken.
Kaum erreichen wir ruhigere Gewässer, wird Unbehagen in Hunger getauscht, wie Pia aus jahrelanger Erfahrung prophezeit hat. Der Anker fällt nach der obligatorischen Umrundung des Schwingkreises vor dem Dorf Nalauwaki auf der Insel Waya.

Die Aussicht auf den Sandstrand, unzählige Palmen unterhalb von grün bewachsenen Bergen ist traumhaft. Kaum ist der Anker gesetzt und auf Halt geprüft, wird der obligatorische Ankertrunk serviert. Der Sonntag ist den Einheimischen heilig, daher relaxen wir auf der Lupina und gehen erst am Montag an Land.

Waya Strand

Kaum mit dem Dinghi an Land angekommen, werden wir von den Dorfbewohnern mit «Bula Bula!» begrüsst. Wir übergeben ihnen das Kava und dürfen uns nun frei auf der Insel bewegen. Als wir am Abend zurück an den Strand kommen, hat der Wind gedreht und kommt nun direkt auflandig auf den Strand. Sogleich wartet die nächste Challenge. Bei Wellen mit dem Dinghi übers Riff zurück zur Lupina. Auch das Hochziehen des Dinghis auf das Schiff ist nicht einfach. Das Heck des Segelbootes schwingt stark in den Wellen auf und ab. Nur mit grosser Mühe rettet Köbi das Dinghi, bevor es vom Segelboot ertränkt wird. Da wird uns bewusst, wie schnell man beim Segeln in heikle Situationen kommen kann. Wir hoffen, dass der Anker hält und halten beim Abendessen die Gläser gut fest, damit sie nicht umkippen. Die Nacht wird sehr schauklig und wir sind noch nicht sicher, ob man sich tatsächlich daran gewöhnen kann.

Besser erholt als gedacht lassen wir es uns nicht nehmen, einen der beiden auffälligen Berggipfel zu erklimmen. Ein lokaler Guide führt uns barfuss zielsicher zum Gipfel mit spektakulärer Aussicht auf die Bucht.
Fantastische Aussicht auf unsere Ankerbucht
Von einer hohen Palme erntet unser barfüssige Guide für uns Kokosnüsse und schenkt uns Papayas aus den Dorfeigenen Plantagen.

Im Anschluss segeln wir 2 Stunden weiter nordöstlich zu einer schmalen, flachen Insel. Dort sind wir gut vor den Wellen geschützt, der Wind bläst ablandig ist aber recht konstant. Das Lupina Wassersportcenter wird eröffnet! Die Wingfoil-Ausrüstung aufgebaut, die SUPs aufgepumpt und ins Wasser gelegt, um uns auszutoben. Nach einer Runde Wingen paddeln wir mit den SUPs zum einsamen Sandstrand, um Kokosnüsse zu sammeln.

Aufzeichnung der Wingfoil Session von Ralf
Den Wing legen wir zum Trocknen auf das Vordeck des Segelbootes.
Zubereitung der Snacks zum Sundowner: Kokosnuss
Gemäss Lupina Richtlinien gibt es jeden Abend einen Sundowner, bestehend aus einen erfrischenden Drink mit Snacks.
Auch nach dem Abendessen hat der Skipper strenge Richtlinien angeordnet. Pia befolgt die Anordnung mit Freude 😉
Die Lupina Richtlinie für nach dem Abendessen besagt, dass auf eine leckere Speise aus Pias Bordrestaurant immer noch Eiscreme zu folgen hat 🙂 🙂
An einem ruhigen Ankerplätzchen tauschen wir auch die Hülle vom Rettungsring, die wir aus Europa mitgebracht haben. Mit zwei handwerklich geschickten Ingenieuren ist das in kürzester Zeit erledigt. Auf einem Segelboot gibt es immer etwas zu tun.

Am Freitag den 12.7. segeln wir weiter nach Nakula Island zum Dorf Malakati. Wir setzen das Grosssegel und die Genua und rauschen unter vollen Segeln los. Der Wind frischt nach und nach auf, die Fahrt wird ruppiger und wir reffen die Segel. Schliesslich tauschen wir sogar die Genua gegen die kleinere Fock.

Das Wasser ist gespickt mit Korallenköpfen, die sich nur wenige Meter unterhalb der Wasseroberfläche befinden. Teilweise sind diese Untiefen nicht in den Seekarten eingetragen. Daher prüft Skipper Köbi parallel Satelliten Bild Aufnahmen und gleicht helle Stellen mit der Karte ab.
Um nicht auf Grund zu laufen, müssen wir geschickt navigieren – kein Problem für Ralf!
Bei einer Ausweichwende reisst die Fock an der oberen Lasche. Materialermüdung!
Köbi nimmt das Segel gekonnt runter und bindet es vorne am Schiff fest, damit es nicht wegfliegt. Zu diesem Aktion auf Deck starten wir den Motor. Auch danach fahren wir zur Sicherheit unter Maschine weiter, um zusätzliche Schäden bei dem vielen Wind zu vermeiden.

Wir ankern in einer tiefen Bucht, in dieser ist das Wasser richtig flach, was ruhige Nächte verspricht. Wie auch schon zuvor sind wir das einzige Boot vor Ort. In den nächsten Tagen gesellen sich weitere hinzu. Am folgenden Tag besuchen wir das Dorf und werden zum Sevusevu direkt in die Comunity Hall eingeladen und vom Chief des Dorfes persönlich begrüsst. Da Samstag ist, sitzen die Männer vom Dorf beim Kava Trinken zusammen. Das Getränk wird frisch zubereitet. Dazu werden die gemahlenen Wurzeln der Kava-Pflanze mit Wasser in einer grossen Schale von Hand gemischt. In Kokosnussschalen wird das Getränk im Kreis rumgereicht. Zuerst bekommen die Ranghöchsten. Wir trinken bis zu zwei Schalen je nach Wunsch High oder Low Tide für grosse bzw. kleine Portionen. Grössere Mengen Kava hat eine entspannende und schläfrig machende Wirkung. Vor allem Ralf, der eh schon tiefenentspannt ist, trifft die Wirkung. Auf dem nachfolgenden Spaziergang dem Ufer entlang trottet er gemächlich hinterher.

Kava Trinkzeremonie
Spaziergang am Strand von Nanuya Balavu
Angi steigt auf die Palme, Malakati

Spazieren wir durch ein Dorf werden wir von allen herzlich mit „Bula!“ begrüsst. Es ist ein ganz spezielles Erlebnis zu sehen wie freundlich, offen und vertrauensvoll diese Menschen auf all den Inseln gegenüber Besuchern sind. Wir werden sogar für den nächsten Tag zum gemeinsamen Dorfmittagessen nach der Kirche eingeladen, was wir natürlich gerne annehmen. Dies wird zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Am Sonntag tragen Frauen bunte Röcke und Männer einen schwarzen Sulu und dazu meist ein farbiges Hemd. Wir befolgen diese Tradition.
Die Töpfe sind für das sonntägliche Essen bereit.
Leckeres lokales Essen für das Dorf und Gäste wie wir.
Es ist richtig lecker!

Am nächsten Tag wollen wir uns etwas am Strand die Beine vertreten. Doch aus dem vermeintlich kurzen Spaziergang wird nach und nach eine Wanderung ins nächste Resort. Begleitet von zwei Hunden und angetrieben von Hunger, treffen wir 2 Stunden später im Blue Lagoon Resort ein. Auf den Tischen der Gäste stehen Köstlichkeiten und unsere Mägen knurren. Leider bekommen Segler hier nur etwas zu trinken. Um den Rückweg zu verkürzen, handeln wir mit der örtlichen Tauchschule einen Deal aus, der uns per Boot zurückbringt. Gesteuert vom Sohn des Chiefs vom Dorf, wo wir ankern, werden wir kurz später an der Lupina abgesetzt. An Bord stillen wir unseren Hunger mit selbstgemachten Pommes.

Zwei Tage später geht es weiter zum nördlichsten Ankerplatz der Yasawa Inseln. Nach einem entspannten Segeltörn erreichen wir die Bucht. Gefühlt ist jeder Ankerplatz schöner als der vorherige. So ist klar, dass dieser nun unser Lieblingsspot wird. Der Wind ist hier konstant, das Wasser klar und wir können Wingfoilen, bis wir abends todmüde in die Koje fallen.

An Land besuchen wir die Grundschule und bekommen eine spontane Aufführung der Schüler. Von einer Dorfbewohnerin kaufen wir üppig Obst ein, da die Vorräte langsam knapp werden. Hier bleiben wir noch ein paar Tage, geniessen die Ruhe und machen Ausflüge mit dem Dinghi zum Schnorcheln. Fiji ist einfach paradiesisch. Die Unterwasserwelt ist atemberaubend, unendlich viele bunte Korallen und Fische, wir sehen sogar einen Haifisch und Schildkröten.

Herrliche Unterwasserwelt mit vielen bunten Fischen und gesunden Korallen.
Beladen mit frischem Obst
An einem ruhigen Nachmittag wird Angie in den Bootsmannstuhl gesetzt und am Mast hochgezogen. Ihr Auftrag: das andere Ende der abgerissenen Focksegel Lasche runter holen. Natürlich wird dabei auch die einzigartige Aussicht genossen 🙂

Aufgrund der Windvorhersage für die nächsten Tage beschliessen wir, mit Wind aus Nordost in die Blue Lagoon weiter zu segeln. Von dort aus kann man in einem Tagestörn zurück in die Vuda Marina auf der Hauptinsel Viti Levu segeln. Zur Abwechslung kein einsamer Ort, es liegen bereits mehr als 10 Boote vor Anker. Dort gibt es auch ein Restaurant auf welches wir uns bereits seit ein paar Tagen freuen. Frisch geduscht und in Schale geworfen stehen wir pünktlich zur Happy Hour vor verschlossenen Türen. Der Besitzer teilt uns mit, dass die Stromversorgung der Insel zusammengebrochen ist. Enttäuscht fahren wir zurück zur Lupina und Pia zaubert schnell ein chinesisches Gericht auf den Tisch, was unsere Laune wieder deutlich bessert.

Nach dem einzigen verregneten Tag geht es dann zurück Richtung Ausgangspunkt unserer Reise. Auch auf dieser Fahrt müssen wir geschickt durch die engen felsigen Riffe cruisen (siehe Bild). Der Wind meint es gut mit uns. Für die knapp 50 Seemeilen benötigen wir gerade mal 6.5h, die Lupina ist ein schnelles Boot. Auch die Windrichtung passt perfekt und wir können bis vor die Einfahrt der Marina segeln.
Im «Boat Shed», dem Restaurant der Marina, stossen wir auf die schöne, gemeinsame Zeit an.

Vielen Dank Lupina Crew für all die tollen Eindrücke – wir kommen gerne wieder an Bord.
Angie und Ralf

Nordumrundung von Fiji

29.6. – 5.7.2024

Wir liegen vor Leleuvia, einem wunderschönen Inselchen in ruhigem, glasklarem Wasser am Anker. Den Tipp, hier einen Zwischenstopp einzulegen, haben wir von Thomas Spielmann, einem meiner Primarschullehrer, erhalten. Er hat in jungen Jahren hier sein Padi-Tauchbrevet gemacht und war damals begeistert von der Einfachheit und Abgeschiedenheit des Resorts. Wir sind es auch: ein wunderschönes Stück Erde, das dem Paradies sehr nahe kommt.
Empfangs-Pier des gleichnamigen Resorts. Wir werden mit offenen Armen empfangen und dürfen mit unserem Dinghi den prominentesten Patz am Kopf des Steges belegen.
Die Insel ist gerade mal 500 Meter lang und 200 Meter breit. Sie wird umsäumt von einem herrlichen Sandstrand, der in eine flache Lagune ausläuft.
Die flache Lagune sorgt auch auf der Wind zugewandten Seite von Leleuvia für einen schönen, wilden Sandstrand. Hier finden wir ein altes Einbaum Kanu aus Holz, das wohl schon länger hier angespült wurde. Sein Zustand ist noch ausgezeichnet und es würde sich in einem Museum perfekt präsentieren.
Wir umrunden die von dichtem, tropischem Urwald überwachsene Insel Leleuvia zu Fuss dem Ufer entlang. Unerwartet treffen wir auf eine vermeintlich tote Schlange auf einem Stein. Ihre etwas abgeflachte Form liess mich fälschlicherweise darauf schliessen, dass sie schon länger hier liegt und am Austrocknen ist. Weit gefehlt! Das Reptil, eine Plattschwanz-Natter (Banded Sea Krait) ist eine von 3 giftigen Seeschlangen, die es in Fiji gibt. Sie ernährt sich von Aalen, kleinen Muränen und Fischen. Zum Ausruhen und Verdauen kommt sie oft an Land. Sie ist sehr giftig (etwa 10x giftiger als eine Klapperschlange) aber nicht aggressiv. Das Exemplar hier geniesst gerade die wärmende Sonne und erweist sich als putzmunter, als ich sie vorsichtig mit meiner Flip-Flop bewehrten Hand berühre.
Wir wollen die Nordküste von Fiji umrunden (gelbe Linie). Dazu brauchen wir zuerst Ost-Südost Wind, dann Ost-Nordost Wind. Wir haben Glück. Genau diese Windsituation haben wir gerade. Deshalb gehen wir schon nach 2 Tagen Anker hoch und beginnen die Umrundung.
Unser nächster Anker Stopp: die Insel Naigani. Wir liegen gut geschützt vor Wind und Welle auf der Leeseite.
Auch hier finden wir glasklares Wasser und schöne Strände vor.
Die nächste Etappe ist recht kniffelig, da sie durch mehrere Riff-Barrieren führt. Aber wir haben beste Wetterverhältnisse mit guter Sicht. Unsere Augen dauernd auf die Seekarten, Satellitenbilder und Meeresoberfläche geheftet, verläuft die Fahrt unter Genua-Segel durch das heikle Gebiet ohne unerwünschte Vorkommnisse. Wir erreichen das nächste Etappenziel, die Insel Nananu-I-Thake, nach 34 Seemeilen ohne Probleme. Heftige Fall Böen schütteln uns beim Anker setzen kurzeitig heftig durch, aber schlussendlich liegen wir hier trotzdem ruhig für die eine Nacht.
Bei der Weiterfahrt zum nächsten Ankerplatz beim Dorf Vatutavui haben wir noch guten Wind und wir können alles segeln. Erst am Abend stellt der Wind komplett ab, und das Wasser wird spiegelglatt. Für die Weiterfahrt zum letzten geplanten Stopp in der Saweni Bucht müssen wir dann halt auf Kari, unseren Volvo-Penta Antrieb, zurückgreifen. Nach den vielen Starkwindtagen in den letzten Wochen eine richtig gemütliche Fahrt.
Zurück in der Vuda Marina in unserem Lieblingsrestaurant: The Boat Shed. Die Rundfahrt um Fiji über das Kadavu Archipel und dann entlang der Nordroute war sowohl seglerisch als auch wettermässig anspruchsvoll, aber äusserst interessant und eindrücklich. Wir sind glücklich, dass es uns beim dritten Anlauf nun gelungen ist.
Treffen unter Seglern. In der Vuda Marina trifft sich die ganze Welt – und die Schweizer. Es liegen gleich 3 Schiffe aus unserer kleinen Nation im Hafen: SY Kianga (mit Daniela, links, und Beat neben Pia) und SY Croix Du Sud (Jocelyne, hinter der Kamera, und Roland). Auch wenn wir uns beide recht gut in anderen Sprachen unterhalten können, ist es doch immer wieder schön, so zu sprechen, wie einem der Schnabel gewachsen ist.
Die vordere Koje auf der Lupina ist geleert und die Betten frisch bezogen: Besuch steht an! Frühmorgens am 5. Juli 2024 begrüssen wir Angela und ihren Partner Ralf am Flughafen von Nadi. Mit Ersatzteilen für die Lupina und diversen Sportgeräten bepackt freuen sie sich auf drei Wochen Seglerleben in der Südsee.
Wir wollen mit Angela und Ralf die Yasawa Inseln, die westlich von Fiji liegende Inselgruppe, besegeln. Gerade im nördlichen Bereich der Yasawas gibt es abgelegene Dörfer, die ihre alten Traditionen bewahrt haben. Eine dieser Traditionen ist die Respekterweisung, welche die Dorfbewohner von Besuchern erwarten. Mit einer speziellen Zeremonie, Sevusevu genannt, bitten die Besucher dabei das Oberhaupt des Dorfes, den Chief, um Erlaubnis, vor seinem Dorf ankern und das Land betreten zu dürfen. Dazu braucht es ein Geschenk. Hier sind wir gerade dabei, am lokalen Markt von Lautoka dieses traditionelle Geschenk zu kaufen: getrocknete Kava-Wurzeln, ein Strauch aus der Familie der Pfefferpflanzen.
Die getrockneten Kava-Wurzeln werden zu einem zopfartigen Bündel zusammengebunden, in Zeitungspapier gehüllt und mit bunter Schleife verziert. Dieses Kava Geschenk wird dann dem Headman oder Speaker (Sprecher) übergeben, der es mit rituellen Worten begleitet dem Chief übergibt. Ist der Chief zufrieden mit dem Geschenk, heisst er die Überbringer willkommen und erteilt die Erlaubnis, sich in seinem Dorf wie Einheimische bewegen zu dürfen.
Die getrockneten Kava Wurzeln werden dann zu Pulver zerrieben und mit Wasser zu einem leicht berauschenden Getränk, das einen erdigen Geschmack hat, aufgegossen. Für unsere Geschmacksnerven kein Highlight, aber ein fast tägliches Getränk der Einheimischen. Ob Angela und Ralf wohl auch in den Genuss von Kava kommen? Vorerst geniessen sie mal lokal produzierte Ananas

Der Schreiberling darf nun wieder Pause machen. Wie es den Landratten auf der Lupina gefällt, ob sie ihre sportlichen Ambitionen ausleben können und was wir in den nächsten Wochen zusammen erforschen und erleben werden – das schildert euch die Crew dann gleich selber.

Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!

Mit neuer Energie nach Kadavu

10.-28.6.2024

Als wir den letzten Bericht am Freitagabend geschrieben haben, waren wir noch nicht sicher, ob es klappen wird. Ravi hatte uns zwar zugesagt, dass er am Montag mit der Arbeit beginnen werde. Aber wir sind in Fiji, und hier hat das Wort Zeit eine ganz andere Bedeutung. Hat man in unserer Heimat immer zu wenig davon, gibt es in Fiji so viel Zeit, dass man sie gar nicht mehr beachtet. Aber es klappt! Ravi erscheint im Laufe des Montag Vormittages mit allen benötigten Geräten für den Umbau von Blei-Säure Batterien auf moderne Lithium Batterien (LiFePO4).

Unsere alte Service Batterie Bank, bestehend aus sechs 6Volt Batterien, von denen jede rund 35 Kilogramm schwer ist.
Der Ausbau der alten Batterien verläuft zügig und schnell. Gemeinsam entscheiden wir, wie wir die neue Anlage am optimalsten in die leere Batteriebox unterbringen wollen.
Ravi, der Elektrotechniker mit eigener Firma (Revmarine), platziert die ersten Geräte und deren Verkabelungen.
Am Mittwochmorgen, nach 15 Stunden Arbeit, ist der Umbau abgeschlossen. Unsere neue Service Batterien sind nun viel kleiner und leichter (2 Batterien zu je 25kg), die ganze Anlage aber einiges komplexer. Wer genaueres über unsere Anlage wissen will, dem empfehle ich unser nächstes Video #77 (ab 6.7.2024 aufgeschaltet) oder beantworte gerne entsprechende Anfragen direkt an mich.
Der ganze Umbau hat uns umgerechnet rund 5’400 CHF gekostet (Material, Arbeit). Dazu kommen Versandkosten von Neuseeland nach Fiji. Diese waren mit rund 800 CHF überraschend hoch, wurde aber mit «Gefahrengut» begründet. Ebenfalls überraschend: die benötigten Zusatzaggregate und Kabel waren fast gleich teuer wie die Batterien selber. Also nicht ganz billig, aber die modernen Batterien stellen definitiv eine Aufwertung unserer Lupina dar.

Wir sind sehr zufrieden mit der Ausführung der Arbeiten und sind froh, dass schlussendlich alles so gut geklappt hat. Bei der Wegfahrt aus der Marina dann aber eine kleine negative Überraschung: unser Bugstrahlruder funktioniert nicht mehr. Als ich unser Problem am nächsten Aufenthaltsort, zurück in der Vuda Marina, einem befreundeten Segler schildere, bringt er mich gleich auf den richtigen Pfad: unser Bugstrahlruder zieht offenbar so viel Anfahrstrom, dass der Batterieschutz eingreift. Ein kurzes Mail an den Batterielieferanten in Neuseeland und Ravi bestätigt die Vermutung. Noch sind wir nun am Abklären, ob eine andere Einstellung der Überwachungsgeräte das Problem lösen könnte, oder ob wir die Stromversorgung des Bugstrahlruders umhängen müssen auf die Starterbatterie, eine traditionelle Blei-Säure Autobatterie.

Zum Glück brauchen wir das Bugstrahlruder fast nie. So bremst es uns nicht ein und wir können unsere weiteren Segelpläne ohne Einschränkung weiter schmieden. Bei einem unserer nächsten Aufenthalte in der Marina werden wir das Problem dann beheben. Wir füllen unseren Proviant wieder auf und studieren die Wetterentwicklung in den nächsten Tagen.

Wir haben Glück! Es weht zurzeit ein konstanter Nordostwind. Nicht ungewöhnlich, aber trotzdem selten. Wir haben nun schon zweimal vergeblich versucht, das Archipel von Kadavu anzulaufen. Wetterbedingt mussten wir das Vorhaben immer abbrechen. Nun scheint es zu klappen und wir planen die im Bild eingezeichnete Strecke.
Gesagt – getan! Am Nachmittag des 16. Juni verlassen wir die Vuda Marina, übernachten in der Momi Bay (noch auf der Hauptinsel) und segeln dann die 90 Seemeilen nach Kadavu am folgenden Abend in einer Nachtfahrt. Bei herrlichem Wetter und guter Sicht erreichen wir unser Ziel. Da wir noch etwas früh dran sind, die Sonne ist erst gerade aufgegangen, drehen wir bei und frühstücken gut gelaunt noch auf dem offenen Meer draussen.
Unser Ankerplatz beim Dorf Vunisea gleich neben dem Flughafen der Hauptinsel Kadavu. Lupina liegt als einziges Schiff in der Bucht etwas weiter draussen (nicht auf dem Bild)
Bunte Farben prägen das Schulareal von Vunisea.
Auf der Hauptinsel Kadavu gibt es zwar vereinzelt Strassenverbindungen zwischen den Hauptdörfern, aber Haupttransportmittel ist und bleibt das Boot.
Unsere Segel Route im Kadavu Archipel. Nach Osten hin sind die Inseln durch das viertgrösste Barrier Riff der Welt, dem Great Astrolabe Reef, gut vor dem Heranstürmen der mächtigen Pazifikwellen abgeschirmt. Unseren ersten Ankerplatz haben wir so gewählt, dass wir ihn auch bei schlechtem Wetter hätten anlaufen können. Für die weiteren Ankerplätze bedarf es guter Sicht, weil die Einfahrten gespickt sind von Korallenfeldern und Bommies (Korallenköpfe).
Beim kleinen Dörfchen Vunisei, unserem nächsten Ankerplatz an der Nordküste von Kadavu, liegen wir absolut ruhig und gut geschützt in einem Mangrovenwald. Über unsere Köpfe, von den umliegenden Bergen gut abgeschirmt, weht ein kräftiger Wind.
Auf der Insel Ono ankern wir in einer tief eingeschnittenen, zum Ufer hin langsam flach auslaufenden Bucht. Das Anlanden mit dem Dinghi muss gut mit Ebbe und Flut abgestimmt werden. Wir planen unseren Landausflug bei auslaufender Flut, rund 2 Stunden vor Erreichen der Ebbe. Nach etwa 4 Stunden erreicht das wieder ansteigende Wasser dann etwa das gleiche Niveau. Kommen wir später zum Dinghi zurück, müssen wir durch das Wasser waten. Sind wir früher, müssen wir es weit bis zum Wasser tragen.
Wir übergeben dem Headman (der Chief ist leider gerade im Nachbardorf) unser Sevusevu (Kava Bündel, Höflichkeitsgeschenk mit dem man um Erlaubnis bittet, hier an Land gehen zu dürfen und sich im Dorf umzuschauen). Seine Frau, Marida, zeigt uns dann das 70 Seelendorf. Eine eigene Schule gibt es keine. Die Kinder werden am Sonntagabend mit Booten auf eine Nachbarinsel gefahren, wo sie die Schule besuchen und bei Verwandten oder Bekannten wohnen können. Am Freitagabend kehren sie dann für das Wochenende mit Booten wieder nach Hause zurück.
Marida führt uns zu einer heissen Quelle und sammelt unterwegs braune Kokosnüsse für uns.
Wir haben nun schon oft zugeschaut, wie die Kokosnüsse aus ihrer äusserst robusten Pflanzenschale geschält werden. Aber so schnell und geschickt wie Marida das macht, haben wir es selten gesehen.
Als wir Marita fragen, ob auch wir etwas für sie tun können, bittet sie uns mit leuchtenden Augen darum, einmal ein Segelboot aus der Nähe anschauen zu dürfen. Machen wir doch! Wir transportieren sie in unser Dinghi. Marida fühlt sich sichtlich unwohl darin, denn es schaukelt viel mehr, als die Boote, welche sie gewohnt ist. Auch die Bewegungen im geschlossenen Raum des Schiffes sind ihr etwas mulmig.
Abendstimmung am Ankerplatz in Ono …
… natürlich mit dem obligaten Sun-Downer
Nach 2 Tagen auf Ono segeln wir weiter zu einer kleinen Insel, welche direkt nördlich an Ono anschliesst. Vurolevu ist viel besuchter Schnorchel- und Tauchspot wegen seiner Mantas und Riff Haie. Auch hier finden wir einen völlig leeren Ankerplatz vor und können uns das beste Plätzchen frei aussuchen. Der Strand ist fantastisch!
Wir freuen uns sehr darauf, endlich mal die riesigen Mantarochen aus der Nähe beobachten zu können. Leider sehen wir trotz viel Zeit im Wasser keinen Einzigen. Ausbeute unserer Unterwasser Safaris bleiben ein riesig grosser Weissspitzenhai (leider zu schnell für die Kamera) und viele bunte Korallen und kleinere Fische.
Nach 2 Tagen gehen wir Anker hoch und verlassen Vurolevu in Richtung unserem letzten Ankerstopp: Dravuni Island
Die längliche Insel von Dravuni ist rund 2 Kilometer lang und maximal 500 Meter breit. Sie verfügt über wunderschöne Sandstrände. Wie schon auf allen bisherigen Ankerplätzen ist auch hier die Lupina das einzige Schiff vor der Küste.
Zu unserem grossen Erstaunen finden wir sehr gut gepflegte und perfekt unterhaltene Wanderwege an. Einer führt zum höchsten Punkt der Insel und dann die ganze Länge der Insel entlang auf dem Bergkamm. Hier sind wir auf dem Anstieg zum Gipfel.
In unserem Rücken der wunderschöne Ankerplatz und unsere Lupina.
Lupina am Anker vor Dravuni.
Tolle Aussicht in Richtung Great Astrolabe Reef (hellere Linie am Horizont)
Das schöne Wetter, die tolle Aussicht, die fantastische Natur macht es aus: happy wife – happy life
Vom Gipfel aus wandern wir die 2 Kilometer dem Bergkamm entlang zum nördlichen Ende der Insel. Wir befinden uns nun über dem Dorf und geniessen einen anderen Blickwinkel auf den Ankerplatz.

Wir könnten noch mehr Zeit im spannenden Archipel Kadavu verbringen, aber die Zeit drängt. Am 5. Juli erwarten wir Besuch: Pia’s Tochter Angi und ihr Lebenspartner Ralf haben ihre Koffer gepackt und freuen sich auf fast 3 Wochen Südsee Feeling. Also müssen wir den nun vorherrschenden Südostwind nutzen und uns von Dravuni verabschieden. Die Distanz zum nächsten Ziel an der Ostküste von Viti Levu beträgt rund 65 Seemeilen. Die Einfahrt ins dortige Riff zum Ankerplatz ist knifflig. Wir entscheiden uns für eine Nachtfahrt, so dass wir am nächsten Morgen ohne Zeitdruck den Ankerplatz anfahren können. Die Wettervorhersage lässt uns auf eine gemütliche Nachtfahrt freuen. Wie schon oft, wird es auch diesmal anders. Statt sanftem Wind von schräg hinten, haben wir eine steife Briese fast auf der Nase. Das wäre an und für sich nicht gross störend. Aber, was uns wirklich zu schaffen macht, sind die sehr kurzen, 2 Meter hohen Wellen, die aus allen Richtungen auf uns zuschiessen und die Lupina (und damit vor allem auch uns) kräftig durchschüttelt. Heute, Freitagmorgen 28.6.2024, sind wir nach einer schlaflosen Nacht bei starkem Regen sicher auf der kleinen Insel Leleuvia angekommen. Nach dem ersehnten Frühstück schreibe ich anstelle von Ausruhen den Bericht fertig und hoffe auf ein gutes Internet. Danach geht es an Land.

Die Weiterfahrt vom Osten entlang der Nordseite von Viti Levu zurück in den Westen verspricht viel Spannung und Nervenkitzel: dieser Bereich der Insel ist mit vielen Untiefen und gefürchteten Riffen gespickt.

Ob wir die geplante Strecke so absolvieren können, und was wir auf der Fahrt so alles erleben? Mehr dazu im nächsten Bericht.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser.

Fiji – Lupina wieder auf dem Wasser

13. Mai bis 8. Juni 2024

Einen Tag später als geplant stechen wir am Montag, 13.5.2024, von der Vuda Marina aus in See. Starker Wind hat uns am Vortag noch davon abgehalten. Nicht, dass es nicht möglich gewesen wäre. Aber nach gut sechsmonatiger Segelpause wollten wir nicht gleich unter erschwerten Bedingungen los.

Ein guter Entscheid, denn heute herrscht Sonnenschein und eine gemütliche Brise, die uns zur in der Segelwelt berühmten Musket Cove trägt. Ein gut geschützter Ankerplatz erwartet uns, und endlich wieder glasklares Wasser, das uns zum Schnorcheln einlädt.

Musket Cove befindet sich auf der Insel Malolo, auch bekannt als Plantageninsel. Sie liegt 20 Kilometer westlich von Fijis Hauptinsel Viti Levu. Malolo ist das Tourismuszentrum der Mamanuca-Inseln und besteht heute aus vier Resorts, mehreren Wohnhäusern, einem Yachthafen und einem Golfplatz.

Ein Häuptling verkaufte die unbewohnte Insel 1872 an einen ausländischen Investor zum Baumwollanbau. Der Baumwollanbau entwickelte sich aber nicht wie gewünscht, und in der Folge wechselte die Insel mehrmals den Besitzer. Im November 1891 verpachtete der neue Inhaber die Insel für 70 Jahre an die chinesische Familie Wong Ket, die erfolgreich Kokospalmen anpflanzte und Kopra erntete. In den frühen 1960er Jahren kamen die heutigen Besitzer ins Spiel. Die Kokosplantage wurde weitergeführt, aber neu kam nun der Tourismus auf die Insel. Heute gibt es vier Resorts auf der Insel, von denen jedes seinen Charme hat.

Das wohl bekannteste Resort ist Musket Cove, das 1975 mit zwölf Buren (Bungalows) eröffnet wurde.
Wir geniessen es, unserer Entdeckerlust wieder einmal freien Lauf zu lassen. Es gibt zwar anfänglich einen Wanderweg, der verliert sich aber schnell in der üppig wachsenden Vegetation.
Aussicht auf einer kleinen Anhöhe in Richtung Aussenriff, mit Lupina vor Anker im ruhigen Wasser (Bildmitte)
Etwas zum Schmunzeln: eine Instruktion für Fussgänger, welche die Flugpiste der Insel überqueren wollen: luege – loose – laufe! (deutsch: gucken – horchen – gehen)
Wir verlegen in die Momi Bay, eine südliche Bucht auf der Hauptinsel. Endlich wieder am Anker den Sonnenuntergang geniessen. Nach Westen sieht es so aus, …
… nach Osten so, ebenso fantastisch schön.
Bei der Wegfahrt von Denarau, wo wir die Anzahlung für die Batterien geleistet haben, ereilt uns eine Panne: der Rollmechanismus (Furler) des Vorsegels, der Genua, steigt aus. Zuerst bemerken wir, dass er viel langsamer läuft, wie normal, dann bleibt er stehen. Vor Anker in der Momi Bay beginnen wir sofort mit der Ursachenanalyse. Eine Kontrolle der Sicherungen bringt keine Antwort zur Frage, warum der Furler nicht mehr dreht. Eine Messung des Stromes zeigt, dass bis zum Eingang in den Furler Strom vorhanden ist. Um weiter zu untersuchen, ob es im Furler drin einen Stromunterbruch gibt, oder ob allenfalls beide Motoren gleichzeitig ausgestiegen sind (was eher unwahrscheinlich ist), beginnen wir am geschützten Ankerplatz mit der Zerlegung. Die Seite mit den Elektromotoren sieht gut aus …
… aber auf der Seite des Antriebes kommt Wasser raus, als wie den Deckel lösen. Bis zur roten Linie sieht man eine Wasserstands-Linie. Gut möglich also, dass ein Stromkabel im Wasser lag und durchkorrodiert ist. Leider kann ich das System nicht weiter zerlegen, da mir das Werkzeug fehlt, die Zahnräder abzuziehen. Die Reparatur muss warten, bis wir nächstes Mal in einer Marina sind.
Nächster Tag – perfektes Wetter. Wir Segeln weiter südostwärts der Hauptinsel entlang zu einer kleinen Insel Yanuca. Der Wind hat aufgefrischt aber auf der Leeseite der Insel liegen wir gut geschützt im klaren Wasser. Das Tauchen des Ankers macht richtig Freude.

Nach 3 Tagen vor Yanuca gehen wir Anker hoch und verlegen weiter ostwärts. Das Wetter ist schlechter geworden. Es ist meist stark bewölkt und ab und zu regnet es. Wir haben deshalb unsere Landausflüge nur auf den Strandbereich beschränkt. Für die Weiterfahrt zur nächsten Insel Beqa haben wir Tracks von anderen Schiffen. Die Sicht wäre meist zu schlecht, um allenfalls Korallenköpfe aus der Distanz rechtzeitig zu sehen. Aber mit Satellitenbildern, einem genauen GPS und den Aufzeichnungen anderer Segler trauen wir uns die rund 2-stündige Weiterfahrt zu.

Den Ankerplatz in der Malumu Bay auf Beqa erreichen wir problemlos – leider findet ihn auch der Regen. Der Wetterbericht sagt nichts Gutes voraus: alle Programme, die wir konsultieren, zeigen nur eines: Regen – Regen – Regen
48 Stunden Dauerregen.
Eine gute Gelegenheit, einmal die notorischen Leckage-Stellen im Bootsdach zu suchen, die sich sporadisch immer wieder mit Wasserflecken bemerkbar machen. In diesem Fall hilft ein Nachziehen der Schrauben der Umlenkrolle für die Aushole-Leine des Grossegels. Natürlich sind diese gut versteckt unter dem Dachhimmel im hinteren Bord WC.

Wir haben im letzten Bericht geschildert, dass wir nach unserer Rückkehr auf die Lupina mehrere Wochen mit Unterhaltsarbeiten beschäftigt waren, und dass nun alles abgeschlossen sei. Nun, etwas fehlt noch: wir wollen unsere Energieversorgung aufpeppen mit Lithium-Batterien.

Ein Schiff hat meistens 2 Batteriebanken. Das eine ist eine ganz normale Autobatterie für das Starten des Motors. Das andere (im Bild) ist die sogenannte Servicebatterie, auch Hausbatterie genannt. Diese versorgt alle Stromverbraucher an Bord mit, in unserem Falle, 12 Volt Strom. Unsere Servicebatterie besteht aus insgesamt 6x 6 Volt Batterien zu je 250Ah. Von denen sind immer 2 in Serie geschaltet zu einem 12 Volt Paket. Parallel geschaltet ergeben dann diese 3x 12 Volt Pakete eine totale Kapazität von 750Ah – alles klar?

Unsere traditionellen Blei-Säure Servicebatterien sind in die Jahre gekommen und verlieren langsam ihre Kapazität. Das Aufladen geht immer länger – und immer schneller fällt die Spannung zusammen. Zeit für einen Wechsel. Nach längerem Abwägen haben wir uns entschieden, ein Upgrade auf Lithium vorzunehmen. Über Vor- und Nachteile eines solchen Upgrades gibt’s unzählige Artikel in Fachzeitschriften. Wir haben uns vor allem bei anderen Seglern erkundigt, welche kürzlich Batterien gewechselt haben. Darunter gibt es einige richtig gute Fachleute. An dieser Stelle möchte ich mich bei Reto von der SY Shi Shan bedanken, der mir durch seine Blog Einträge und persönliche Mails wertvolle Ratschläge und Hilfestellung gegeben hat.

Einer der wichtigsten Faktoren bei der Entscheidung war für uns die Sicherheit. Man hört und liest viel über Unfälle mit Lithium Batterien, vor allem Brände von Autos werden immer wieder gerne von Elektromobilgegnern ins Netz gestellt. Wir haben aber gelernt, dass die Lithium Batterien für die Marine Anwendung sogenannte Lithium-Eisen-Phosphat (LiFePO4) Batterien sind. Dieser Typ von Lithium Batterien gilt in der Industrie als sehr sicher. Trotz intensiver Suche sind wir bei unseren Abklärungen auf keinen einzigen Fall gestossen, bei dem es wegen der LiFePO4 Batterien auf einem Schiff zum Brand gekommen ist. Sämtliche namhaften Zertifizierungsgesellschaften haben diese Batterietypen für die Anwendung auf Schiffen frei gegeben.

Die Auswahl der richtigen Produkte und der weiteren benötigten Geräte für das Upgrade war ziemlich mühsam. Über einen Lieferanten in Neuseeland und seinen lokalen Vertreter hier in Fiji haben wir aber in einem sehr langwierigen Prozess nun endlich die Spezifikationen festgelegt. Um eine Bestellung aber schlussendlich in die Wege zu leiten, mussten wir 50% der Investition in bar anzahlen. Eine Bankzahlung war nicht möglich, weil für unsere Schweizer Banken die Währung FJD (Fiji Dollar) einfach nicht existiert. Wir mussten also nochmals zurück auf die Hauptinsel, um dem lokalen Vertreter die Anzahlung persönlich zu überreichen. Das war der Grund, weshalb wir von Musket Cove zuerst noch nach Denarau fuhren, bevor es weiter in den Süden ging. Macht nichts – wir haben Zeit. Die Bestellung ist nun in Auftrag und die Auslieferung für Mitte Juni vorgesehen.

Trotz des Dauerregens auf Beqa sind wir noch optimistisch. Wir haben noch genügend Lesestoff auf dem Schiff und bisher war das Wetter meist eh nicht so, wie vorausgesagt. Aber diesmal sollte es stimmen. Auch in den nächsten Tagen prasselt ein Dauerregen auf die Lupina, meist als feiner, aber sehr intensiver Nieselregen. Das Positive daran: die von mir abgedichteten Stellen, wo wir Wasser ins Boot bekamen, sind nun alle dicht! Juhuii!

Nach 3 weiteren Tagen sieht der Wetterbericht immer noch katastrophal aus. Für unsere geplante Weiterfahrt zur Insel Kadavu, 40 Seemeilen südlich von uns, brauchen wir den geeigneten Wind und vor allem für die Ankunft dann gute Sicht, da es auch wieder viele Riffe und Korallen gibt. Die Windvorhersage ist aber deprimierend. Für die nächsten 6 Tage ist starker Südwind um die 20-25 Knoten angesagt. Die Wellen bauen sich von Tag zu Tag mehr auf. Zudem weiterhin dicke Wolken mit viel Niederschlag.

Zum wiederholten Mal sehen wir uns in Fiji nun gezwungen, unseren Segelplan anzupassen. Schweren Herzens entscheiden wir, auf Kadavu zu verzichten und uns stattdessen der Südküste von Viti Levu entlang auf die Leeseite der Hauptinsel zu verziehen. Dort soll es angeblich noch ein paar verwaiste Sonnenstrahlen geben. Die gelbe, durchgezogene Linie zeigt unsere Fahrt bis zum Umkehr-Entscheid, die gelbe, gestrichelte Linie war die geplante Route und die rote Linie ist die nun gewählte Rückfahrt.

Die Stimmung an Bord ist kurzzeitig wie das Wetter – düster. Aber nur für kurze Zeit. Soeben erhalten wir ein Mail, das uns informiert, dass die Lithiumbatterien ein Frachtschiff früher kommen und somit eine Woche eher in Fiji sind. Am 28. Mai verlassen wir ohne Regen aber bei stark bewölktem Himmel die Insel Beqa und setzen über in die Bay von Somosomo auf der Hauptinsel. Dort liegen wir gut geschützt vor dem immer grösser werdenden Schwell sehr ruhig und wettern die nächste Regenfront ab.

Nach 2 weiteren düsteren Tagen bessert sich endlich auch das Wetter wieder und die Sonne ist zurück. Der Wind bläst kräftig, und baut über die kommenden Tage grosse Wellen auf. Da wir jetzt mit Wind und Welle segeln, ist es trotzdem komfortabel auf der Lupina. Wir segeln bei diesen Verhältnissen aber nur mit einem Segel – meist der Fock. Nur wenn der Wind platt von hinten kommt steht das gereffte Grosssegel besser.
Die nächste Bucht, Cuvu Harbour, kennen wir bereits von der Hinfahrt. Hier gibt es ein Resort (der aber nur Hotelgästen Zutritt gewährt) und Zugang zu einem Dorf mit Einkaufsmöglichkeiten. Im Dorfzentrum bieten die Frauen Früchte und frisches Gemüse feil. Kommt gerade rechtzeitig für unsere allmählich leere Bordküche.
Weiter geht’s bei immer noch starkem Wind (25-30 Knoten) bis zur kleinen Likuri Insel. Die ganze Insel ist ein wunderschönes, weil natürlich angelegtes Resort. Die Insel ist auch bekannt unter dem Namen Robinson Crusoe Insel – und so präsentiert sie sich auch: wild und gleichzeitig sehr lieblich. Wir ankern direkt im Kanal, der sich schlangenförmig durch das Riff windet, welches jeglichen Schwell vom offenen Meer fernhält.
Der Tidenhub beträgt hier etwas mehr als 1 Meter. Da aber der Meeresboden um die Insel sehr flach ist, sieht man sich plötzlich weit weg vom Wasser. Für uns ist es umgekehrt, wir wollen an Land um die Insel zu umwandern, sehen uns aber plötzlich weit weg von der Insel. Schnell umdisponiert und statt Dinghi die SUPs bestiegen. Diese lassen sich einfacher über das trocken gelaufene Gelände tragen.
Die Rückseite der Insel mit dem Festland im Hintergrund. Jetzt, bei Ebbe, ist die ganze Fläche begehbar. 6 Stunden später, bei Flut, dann entsprechend von 1 Meter tiefem Wasser überflutet.
Endlich “Sun, Fun and nothing to do!”, da macht auch Pia Freudensprünge.
Dieser Kerl, eine noch eher kleine Kokoskrabbe, hat weniger Freude an uns Spaziergängern und geht gleich in Abwehrstellung.
Der Kanal, der unseren Ankerplatz bildet, führt weiter ins Mangrovendickicht hinein und windet sich als Fluss ins Hinterland von Fiji. Bestens geeignet für eine Erkundung mit dem Boot.
Das Resort auf der Robinson Crusoe Insel ist sehr Segler freundlich. Das belohnen wir natürlich und geniessen unseren Ankunftsdrink gleich nachdem die Inselumrundung geschafft ist. Im Hintergrund, schön friedlich aber ganz alleine an der Kette zuckelnd, unsere Lupina.
Das Resort ist weitherum bekannt für seine Shows, die regelmässig gezeigt werden. Wir sind gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Mit drei Schiffen werden vom Festland rund 100 Gäste herübergebracht.
Eine wunderschöne Tradition in Fiji: immer, wenn ein Schiff kommt oder geht, werden seine Passagiere mit Gesang und Musik durch die Angestellten der Anlage begrüsst oder verabschiedet.
Die Unterhaltungsblock besteht aus einem Dinner und einer gut anderthalbstündigen Show. Das Essen (Lobo) wurde nach alter Tradition über mehrere Stunden im Erdofen zubereitet und wird jetzt vor den Gästen geöffnet.
Dann auch für uns etwas Neues: es gibt in Fiji offenbar eine Insel (Beqa), wo es üblich ist, dass nach dem Öffnen des Erdofens und nach der Entnahme der Speisen Feuerläufer über die noch heissen Steine laufen. Damit sollen die Geister positiv gestimmt werden. Offenbar sind einzelne Angestellte in diesem Resort von Beqa und zelebrieren hier (natürlich auch etwas showmässig) den Feuerlauf.
Nach dem Buffet-Dinner dürfen wir die von den Angestellten gut einstudierte Show geniessen. Sie findet auf dem ganzen Gelände statt und wir Zuschauer wechseln dabei mehrmals die Plätze.
Der Feuertanz ist eines der Highlights – richtig gut und spektakulär.
Der feurige Abschluss der Show dann am Beach. Die Besucher wurden extra gebeten, ihre Kinder in sicherer Distanz unter Kontrolle zu halten.
Bei einem Glas Rotwein in der Bar-Lounge sitzend verfolgen wir, wie die herbeigeschifften Besucher zu vorgerückter Stunde sich mehr oder weniger elegant auf die Schiffe verladen, mit Klang und Gesang verabschiedet und dann wieder zum Festland gefahren werden. Wir geniessen den Moment der einkehrenden Ruhe noch ein Weilchen und es wird etwas später, wie sonst. Trotzdem lassen wir (oder zumindest ich) es uns nicht nehmen, am nächsten Tag das Erwachen der Sonne zu verfolgen.

Es ist Freitag der 7. Juni. Wir sind nun schon fast eine ganze Woche an diesem schönen Ankerplatz. Wir wollen heute weiter in die nächste Bucht, in die Momi Bay, die wir nun mittlerweile gut kennen. Aber ein Blick auf unsere Computer und Smartphones beunruhigt uns: wir haben kein Internet mehr. Mist! Normalerweise kriegen wir eine Warnung, wenn unsere Daten abgelaufen sind. Wir beschaffen uns in jedem Land jeweils eine lokale SIM-Karte. Darauf laden wir ein Pre-Pay Abo für Daten. Das ist meist die günstigste Lösung. Hier in Fiji, zum Beispiel, erhalten wir für monatlich rund 15 CHF ein 500GB dickes Datenpaket. Wenn dann die Daten verbraucht sind, oder der Monat abgelaufen ist, erhalten wir einen Link, der uns auffordert, die SIM-Karte wieder aufzuladen. Das geht dann einfach via Internet und Kreditkarte. Diesmal aber ist das Internet bereits abgestellt – also müssen wir das Aufladen in einem Shop an Land vornehmen. Das gibt es in der Momi Bay leider nicht. Wir beschliessen, gleich bis Port Denarau weiter zu segeln. Eigentlich auch nicht schlecht, so können wir gleich wieder mal beim Batterielieferanten vorbei und schauen, wo unsere Batterien sind.

Wir ankern in der etwas rolligen Bucht (sogar bei wenig Wind gibt es leichten Schwell) vor Denarau und fahren mit dem Dinghi an Land um die SIM-Karte aufzuladen und dem Batterielieferanten einen Besuch abzustatten. Und wir werden positiv überrascht: da liegt doch tatsächlich ein soeben angeliefertes, noch eingepacktes Packet mit unseren Batterien drin!

Wir verabreden mit Ravi, dem Chef der Firma, dass wir mit dem Einbau der Batterien gleich am Montagmorgen starten werden. Wie das klappt, und ob vielleicht doch noch eine Umrundung von Fiji und ein Tripp in den Süden nach Kadavu drin liegt, bis Angi und Ralf uns besuchen kommen?

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser.