Die Dominikanische Republik zum zweiten Mal

Wir waren ja im Januar/Februar 2020 schon einmal in der Dominikanischen Republik (DomRep), damals aber im Südosten des Landes. Nun sind wir ganz im Westen, im Bereich, der an Haiti grenzt. Von Bonaire kommend ist es wie ein kleiner Kulturschock und wir müssen uns zuerst wieder an den Schmutz und Dreck, der uns hier überall begegnet, gewöhnen. Schon bei der Einfahrt in die Ankerbucht schwimmen uns mehr Plastiktaschen und anderer Abfall entgegen, als wir bisher je gesehen haben. Unser Schiff ist nach einer Woche unten total bewachsen und stinkt wie ein faulender Fisch. Nur einmal springt Köbi ins Wasser, nämlich dann, als ihm das Dinghi entgleitet und er es wieder zur Lupina bringen muss. Tüchtig eingeseift riecht er nachher aber wieder fein 😊

Auch an Land sieht man sich in der Entwicklung zurückversetzt. Es gibt hier in Barahona noch viele einfache Holzhäuser, meist mit nur einem oder maximum 2 Räumen. Autos in unterschiedlichen Reparaturzuständen trifft man überall am Strassenrand an
Tierschutz? Dafür hat hier niemand Verständnis – oder schon gar kein Geld dafür
Einkaufen im lokalen Supermarkt. Ein Erlebnis – gelinde gesagt. Schon vor der Ladenöffnung um 8 Uhr morgens stehen rund 200 Leute vor dem Tor, einigermassen diszipliniert in Schlange. Als Corona Schutzmassnahme wird die Temperatur gemessen, Desinfektionsspray gibt es nicht. Drinnen enge Gänge, die schon bald überfüllt sind von Leuten, die wieder an der Kasse anstehen. Wir haben es nie geschafft, in weniger als 45 Minuten einzukaufen
Eine positive Überraschung dann beim Nachfüllen unserer Gasflasche, die wir in Puerto Rico gekauft haben. Sie hat einen amerikanischen Anschluss, derselbe, den auch unser Mietauto hat. An einer Gas-Tankstelle werden schnell und günstig Gasflaschen aller Formate befüllt – auch unsere. In Bonaire haben wir noch 56 USD bezahlt, hier weniger als 10 USD
Wir machen diverse Ausflüge. Hier sind wir mit unseren Seglerfreunden der SY Anixi, Nora und Hacko, beim Spazierenfahren mit unseren Dinghis …
… erkunden die Halbinsel vor unserer Ankerbucht …
… den Mangrovenwald hinter unserer Bucht …
… und fahren mit dem Mietauto der Küste entlang in den Süden …
… zur Laguna de Oviedo. Wir machen einen Bootsausflug zu den darin gelagerten Inseln mit spezieller Flora und Fauna. Hier besteigen wir gerade unser Ausflugsboot
Das Wasser ist in der ganzen Lagune sehr trüb, ist aber eigentlich sauber. Die Trübung kommt von Lebewesen (hauptsächlich Algen) die in Wasser von sehr hohem Salzgehalt vorkommen
Die Lagune ist sehr flach, vom Meer nur durch eine schmale Landzunge geteilt, hat aber keinen Durchfluss. Der Salzgehalt des Wassers ist 3x höher als im Meer
Es ist ein Vogelparadies! Nebst Flamingos (Bild) gibt es dutzende anderer exotischer Wasservögel. Da der Führer nur Spanisch kann, verstehen wir bei vielen seiner Erklärungen auch nur Spanisch (obwohl wir mittlerweile schon recht gut sind im täglichen Gebrauch)
Grün in den diversesten Ausprägungen
Wir machen auf einer der vielen Inseln in der Laguna de Oviedo einen kurzen Stopp – hinten: Nora und Hacko, SY Anixi
Ein der seltenen hier vorkommenden Nashorn-Leguane. Er verdankt seinem Namen einer hornartigen Verknöcherung auf seiner Nase. Er kommt nur auf Hispaniola (Haiti und DomRep) und auf der Puerto-Ricanischen Insel Mona vor
Grünes Lagunenwasser, Korallensteine und Mangrovenwald
Der Ausflug hat Pia und Hacko Durst gemacht 😉
Pia und die berühmte Palme von «Los Patos»
Anderer Tag – anderer Ausflug. Diesmal zum 270 km2 grossen Lago Enriquillo, der im Landesinneren zur Grenze nach Haiti liegt
Speziell daran: ähnlich wie das Tal des Todes in Nevada(USA) liegt dieser See tiefer als das Meer. Mit 40m unter Meeresspiegel ist er der tiefste Punkt der Karibik. Vor über 10 Millionen Jahren war das ganze Tal noch vom Meer überflutet. Anhebungen der ganzen Hispaniola Platte hat das Tal aus dem Meer gehoben und den See, der langsam austrocknet, zurückgelassen. Auch dieser See hat einen Salzgehalt, der drei Mal grösser ist als im Meer
Jimani, Grenzstadt zu Haiti. Hier findet ein reger Handel zwischen den beiden Ländern statt. Die bunten Lastwagen kommen aus Haiti
Im Dorf «La Descubierta» ganz im Norden des Lago Enriquillo. Aus den nördlich gelegenen Bergen fliesst während der Regenzeit viel Wasser in den See. Einige wenige Flüsse führen das ganze Jahr über Wasser und werden zur Bewässerung von Landwirtschaftsfeldern genutzt. Bevor es aber über Kanalsysteme in die Felder verschwindet, darf sich hier die Dorfjugend noch daran freuen
Wir übernachten in einem kleinen, aber feinen Hotel (La Iguana) im Dorf «La Descubierta». Mutter (vermutlich die Inhaberin), Grossmutter und Kinder stimmen lachend einem Foto mit Pia zu
Wir machen eine Bootsfahrt auf dem Lago Enriquillo
Extreme Regenfälle in den Jahren 2006/2007 liessen den Pegel des Sees um mehrere Meter ansteigen. Da der See keinen Abfluss hat, blieb der Pegel auf dem hohen Niveau. Das Wasser erkämpfte sich so einen Teil des über Jahrhunderte an das Land verlorenen Gebietes zurück. In den letzten 14 Jahren ist nun der Pegel langsam wieder um rund vier Meter gesunken. Die Klumpen an den abgestorbenen Bäumen sind versteinerte Salzrückstände
Der langsam weiter austrocknende See gibt immer mehr Land wieder preis. Die wegen der Überschwemmung 2006/2007 abgestorbenen Bäume ragen wie skurrile Skelette in den Himmel
Eine Besonderheit: hier gibt es die einzigen noch in der DomRep vorkommenden Krokodile. Es leben rund 18 Tiere pro Quadratkilometer in diesem Salzsee, die höchste bekannte Dichte an Krokodilen! Das Paradoxe leider: obwohl sie nun geschützt sind, werden sie wohl in den nächsten Jahrzehnten aussterben, weil ihre Lebensgrundlage, der See, immer mehr und mehr austrocknet
Bootsfahrt zur Isla Cabritos im Lago Enriquillo
Der «Ricord» Leguan, eine sehr scheue Leguan Art, die nur noch auf dieser Insel vorkommt. Sie zeichnet sich aus durch einen glatten Kopf und, je nach Lichteinfall, rot schimmernden Augen (leider auf dem Bild nicht ersichtlich)
Ah ja, da gabs ja auch noch Weihnachten 😉 Hier die St. Nikolausinnen und Nikolause von links: Marco (Peruanischer Skipper auf einem grossen US Katamaran), Nora und Hacko (SY Anixi), Pia und Köbi (SY Lupina)
Weihnachtsessen am 24. Dezember 2020 auf der Lupina
Und dann endlich geht’s wieder aufs Meer hinaus! Am 26. Dezember segeln wir morgens um 8 Uhr, nach einer vorgängigen Schiffsinspektion durch die «Securidad» und einem Soldaten der Armada, aus dem Hafen von Barahona, los zur rund 53 Seemeilen ganz im Süden der DomRep gelegenen Isla Beata. Dort geniessen wir endlich wieder mal einen beherzten Sprung ins glasklare Wasser an einem gut geschützten Ankerplatz
Unser hoffentlich letzter Kontakt mit der Armada: auf der Fahrt von der Isla Beata zur Bahia de las Aguilas, unserem letzten Anker Stopp in der DomRep, kommt uns ein Schiff dieser Grenzschutzbehörde in voller Fahrt entgegen. Sie wollen unser «Despacho», eine Art Passierschein, sehen. Zum Glück haben wir den auch tatsächlich besorgt (er kostet nämlich etwas und es gibt Segler, die das Land ohne dieses Papier verlassen). Was uns etwas das Adrenalin ins Blut gejagt hat: sie kommen wie Piraten, also ohne Schiffsidentifikation im AIS und ohne VHF Funk, auf uns zu geschossen. Sie rammen beinahe unsere neu installierten Solarpaneelen. Schlussendlich geht aber alles gut und die Armada Crew winkt uns ein freundliches «bon viaje!» (gute Reise) zu

Wir liegen jetzt am wunderschönen Strand Bahia de las Aguilas vor Anker. Es ist unser letzter Stopp in der DomRep. Morgen früh nehmen wir die rund 300 Seemeilen nach Santiago de Cuba unter den Kiel. Wenn alles gut läuft und das Internet stark genug ist, dann geht dieser Bericht noch vor unserer zwei-tägigen Reise raus. Sonst halt erst in Kuba bei funktionierendem Internet 😉

Was alles auf der Fahrt und später in Kuba geschieht erfahrt ihr im nächsten Bericht. Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser

Die Lupina Crew wünscht euch allen einen guten Rutsch ins Neue Jahr, viel Glück, gute Gesundheit und immer eine Handvoll Freude im Leben

Eine Antwort auf „Die Dominikanische Republik zum zweiten Mal“

  1. Hallo ihr lieben Beiden, wieder ein spannender Beitrag mit tollen Photos! Wir wünschen Euch eine gute Fahrt nach Cuba, ein problemloses Einklarieren und dann eine interessante Zeit auf dieser Insel. Von Herzen wünscht Euch die Crew der Vairea einen guten Rutsch in ein neues Jahr mit ganz vielen Glückssternen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert