Zuerst Spasssegeln, dann Ausdauertest nach Kuba

Am 28. Dezember früh um 8 Uhr heben wir den Anker in der schönen Bucht von Bahia de las Aguilas (Dominikanische Republik) und drehen unseren Bug in Richtung Westen. Leider weht bis gegen Mittag nur ein laues, unstetiges Lüftchen, das uns kaum voranbringt. Da muss das eiserne Segel raus: Kari, unser 75 PS starke Volvo-Penta schiebt uns stetig mit rund 6 Knoten südlich der Küste von Haiti entlang nach Westen. Gerne würden wir näher am Land segeln und etwas Sightseeing machen, aber gemäss Windvorhersage ist weiter draussen der Wind stärker. Also bleiben wir rund 20 Seemeilen von Haiti weg und werden bald mit herrlich achterlichem Wind belohnt. Lupina macht unter vollen Segeln gute Fahrt.

Rund 20 Seemeilen südlich der Küste von Haiti entlang westwärts. Flaches Meer, Wind schräg von hinten – wunderbares Segeln, so dürfte es immer sein!
Köbis 1. Fisch! Eine Goldmakrele (Dorade oder Mahi-Mahi). Bisher haben wir nie selber gefischt aus Mitleid mit den Fischen. Aber eine Kombination aus perfekten Verhältnissen, Lust auf etwas Feines im Teller und Neugier lässt Köbi spontan die Angelrute packen. Es dauert auch nicht lange, bis dieser schöne Fisch Lust verspürt, zu uns auf die Lupina zu kommen. Pia hat aus ihm ein wunderbares Nachtessen gezaubert

Gegen Abend schläft der Wind wieder ein und wir halten mit Hilfe von Kari direkten Kurs auf das Südwestkap von Haiti. Gemäss Windvorhersage dreht der Wind in der Nacht und soll vor allem in Küstennähe von Nordost kommen. Und genau so ist es. Auch diesmal wieder herrlicher Wind von schräg hinten, der uns mit 6-7 Knoten Fahrt um das Süd Kap von Haiti bläst. Im Morgengrauen des 2. Segeltages umrunden wir das Kap und können nun direkten Kurs aufnehmen nach Santiago de Kuba.

Kurz bevor wir die Küste von Haiti verlassen, schiessen vor uns mehrere Fischer mit ihren Holzbooten kreuz und quer durch das Fahrwasser. Der Wind hat mittlerweile kräftig aufgefrischt, aber das scheint die Männer, die mit dem Meer aufgewachsen sind, nicht gross zu beeindrucken. Seelenruhig setzen sie ihre Köder aus und sammeln sie wieder ein, während ihre motorlosen Boote pfeilschnell durch das Wasser preschen
So langsam kommen wir von der Küste Haitis weg und der Wind nimmt zu. 24 Knoten sind angesagt aus Ostnordost. Nicht gerade wenig, aber auch nichts Beunruhigendes. Pia jedenfalls freut sich hier noch. Normalerweise hätten wir auf bessere Windverhältnisse gewartet, aber Kuba hat vor ein paar Tagen angekündet, dass ab dem 1. Januar bei der Einreise ein Covid Test vorgelegt werden muss. Bis dahin wird nur ein Covid Test bei der Ankunft gemacht. Ab Neujahr ist Beides erforderlich. Deshalb wollen wir vor dem 1. Januar in Kuba anzukommen
Aber dann wird der Wind deutlich stärker als angesagt. Die nächsten 9 Stunden bis um Mitternacht heulen uns rund 30 Knoten (50-60 km/h) aus 60 Grad auf das Schiff
Die Wellen türmen sich schon kurz nach Haiti auf etwa 4 Meter auf, angesagt waren gerade mal 2 Meter
Die ersten 100 Semmeilen nach Haiti werden sehr nass und eine Ausdauerprobe für Boot, Material und Mensch
Ab Mitternacht lassen Wind und Wellen langsam aber stetig nach, und das Segeln der restlichen 50 Seemeilen nach Kuba wird wieder gemütlicher. Nach Sonnenaufgang passieren wir die Landesgrenzen von Kuba. Pia setzt wie üblich die Hoheitsflagge des Gastlandes und die Quarantäneflagge. Geschafft!!

Über Funk auf Kanal 16 versuchen wir mehrmals die Hafenbehörde, die Küstenwache oder den Zoll aufzurufen, um uns anzumelden. Vergeblich, eine Antwort kommt keine zurück. Dann versuchen wir nach einiger Zeit die Marina Marlin von Santiago direkt auf Kanal 72. Das klappt auf Anhieb und wir erhalten auch umgehend die wichtigen Instruktionen sowie die Erlaubnis, in die Marine zu kommen und am Pier, der uns zugewiesen wird, fest zu machen. Kaum ist die letzte Leine belegt beginnt das Einklarierungsprozedere:

Als erstes kommt eine Ärztin an Bord und macht einen ersten groben Gesundheitscheck. Alles wird fein säuberlich dokumentiert, und wir erhalten eine Kopie des Protokolls
Darauf kommen der Reihe nach der Mann, der einen Covid Test an uns vornimmt (Mann rechts im Bild) und dann der Zoll (links). Alles sehr speditiv und professionell, finden wir. Wir haben vorgängig Crewlisten und Zollpapiere ausgefüllt, die will der Zollbeamte aber nicht sehen. Er füllt die Dokumente selber anhand unserer Pässe und den Schiffspapieren direkt am Computer in seinem Büro aus. Auch unsere Bescheinigung der Krankenkasse, die wir vorgängig extra für Kuba besorgt haben, will hier niemand sehen

Wir sind positiv beeindruckt über die gut funktionierenden Behörden und ihre Korrektheit. Nach rund 2 Stunden um die Mittagszeit ist alles schon erledigt und wir werden angewiesen, das Schiff nicht zu verlassen, bis unsere Testergebnisse vorliegen. Zwei bis drei Tage werden uns angegeben. Für uns bedeutet es, dass wir Silvester und Neujahr isoliert in Quarantäne auf unserem Schiff verbringen müssen. Das wussten wir schon vor der Reise nach Kuba und so ist das für uns kein Problem. Das gibt uns viel Zeit, die Tage nach der Quarantäne zu planen und vor allem, unsere Wunden von der Überfahrt zu lecken.

Wunde 1: Nach rund zwei Stunden im Starkwind ist bei unserer Fock (Starkwindsegel), die wir statt der grossen Genua gesetzt hatten, die untere Festhalteschlaufe gerissen. Verschleiss von früher oder einfach das Alter. Nicht so schlimm, können wir von einem guten Segelmacher reparieren lassen
Wunde 2: Kurz nachdem sich die Fock verabschiedet hat wurde auch das Bimini zerfetzt. Unser Fehler! Wir hätten es vorher zusammenfalten sollen. Haben wir aus Nachlässigkeit nicht gemacht, weil wir in den letzten Monaten immer damit gesegelt sind, ohne Probleme. Aber jetzt, stundenlang bei 30 Knoten von vorne, das war zu viel. Da wartet Arbeit auf Pia’s neue Nähmaschine!!
Wunde 3: Nach der Ankunft haben wir gesehen, dass es den Halter der Winsch-Kurbel, der an den Mast genietet ist, abgerissen hat. Die Kurbel liegt nun irgendwo auf Meeresgrund. Nicht allzu schlimm, werden wir bei Gelegenheit ersetzen
Also, es gibt einiges zu tun in unserer Quarantäne. Und wer sagt, wir seien froh über dieses Zwangspause, der liegt so falsch nicht 😉. Pia setzt sich gleich hinter die Nähmaschine, näht neue Moskitonetze …
… und flickt das zerfetzte Bimini …
… während Köbi sich mehr um die Sachen an Deck kümmert. Hier ist er gerade daran, das Material aus den beiden Backs-Kisten zu entsalzen. Normalerweise bleibt es trocken, aber diesmal fand das Meerwasser auch hier seinen Zugang

Ihr seht, die Überfahrt nach Kuba war anfänglich wunderschön, wurde aber dann für rund 24 Stunden zum Härtetest für Mensch und Material. Beide haben den Test einigermassen gut überstanden. Die Lupina hat nun ein paar Tage Ruhepause in der Marina verdient, und wir werden nach der Quarantäne (die gestern, 3. Januar 2021, zu Ende gegangen ist) ein paar Tage mit einem Mietauto den östlichen Teil von Kuba erkunden.

Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser

2 Antworten auf „Zuerst Spasssegeln, dann Ausdauertest nach Kuba“

  1. meine lieben

    läck bobeli was für eine fahrt!!!
    so wie ich pia kenne, war genug ingwer parat und nur vom lesen möchte ich ein stücklein im meinem munde haben…… lach.
    in der zwischenzeit seid ihr ja bereits mit eurem „neuen“ roten fiatli-flitzer unterwegs und ich freue mich schon auf den nächsten, spannenden bericht.

    ci sentiamo amici – adiòs por ahora
    cari saluti

    morena

  2. Hallo Pia,
    hallo Köbi,

    wir haben ebenfalls vor, von Haiti oder der Dom. Rep. nach Kuba zu segeln und würden uns gerne mit euch austauschen.

    Könnten wir vielleicht telefonieren, um verschiedene Dinge auszutauschen?

    Vielen Dank und beste Grüße,
    Naima und Joachim

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