Südinsel von Neuseeland (Teil 2: der Südwesten)

Im letzten Bericht unsere Reise entlang der roten Linie beschrieben. Nun befahren wir die gelbe Linie. Von Bluff ganz im Süden von Neuseeland bereisen wir als erstes das Fiordland, die südwestliche Ecke der Südinsel. Von da geht’s zunächst zurück in den Süden, wo wir die gewartete Rettungsinsel (siehe dazu das Video) in Empfang nehmen können. Danach fahren wir quer durch die Südalpen bis Arrowtown bei Queensland.
Unser erstes Nachtquartier in Te Anau. Wir sind in den Bergen und auf dem Land. Die Gebäude sind sehr rustikal, aber zweckmässig ausgestattet.
Eine alte Scheune ist zum Gemeinschaftsraum mit Küche und Essraum umgebaut. Sogar eine Lounge mit Billardtisch findet Platz.
Der Lake Te Anau ist der grösste See der Südinsel. Er erinnert uns stark an den Vierwaldstättersee in der Schweiz, ist aber mit seinen 344 km2 etwa 3x grösser.
Die östliche Uferzone des Te Anau Sees wird bewirtschaftet (Weiden für Kühe und Schafe). Einige Bäume haben die Rodungen, die in den letzten 200 Jahren stattgefunden haben, überstanden.
Diese Hütte aus dem Jahre 1890 diente Bauern und Viehzüchtern als Unterkunft.
Die Hütte ist sehr spartanisch ausgestattet: ein einziger Raum mit einer Holzpritsche, einer steinernen Feuerstelle mit Kamin und einem Holzladen als Abstellfläche.
In Neuseeland gibt es Tausende von Wanderwegen. Einige davon führen über mehrere Tage durch die wilde Natur. Der Kepler Track zählt zu den «Great Walks» und ist eine drei- bis viertägige Rundwanderung im Fiordland Nationalpark. Mit dem Taxi Boot lassen wir uns von Te Anau zur Broad Bay bringen und wandern einen Teil des Kepler Tracks zurück nach Te Anau. Im Gegensatz zum Ostufer sind Süd- und Westufer des Sees sehr feucht. Überall herrlich grünes Moos: Wir fühlen uns in einer Märchenlandschaft.
Das feuchtwarme Klima zaubert viele Arten von Pilzen aus dem Boden, manche schön farbig.
Im Norden des Te Anau Sees, auf dem Weg zum Milford Sound, befindet sich der Lake Marian. Ein Bergsee, der die umliegenden Berge fantastisch schön spiegeln soll, wenn das Wasser glatt ist. Unser heutiges Tagesziel.
Gute Fitness ist für die dreistündige Wanderung von Vorteil.
Der Lake Marian.
Eine unglaubliche Begegnung! Ich mach es kurz: auf dem Abstieg vom Lake Marian kommen uns zwei Wanderer entgegen. Er ist nicht ganz sicher, welches der richtige Pfad ist. Wir bestätigen auf Englisch. Er vermutet auf Grund meines Dialektes richtig: «Seid ihr Schweizer?» Wir nicken. «Ah, dann können wir Schweizerdeutsch reden!» Sie zum mir blickend: «Habt ihr ein Segelboot?». Wir bejahen erstaunt. Sie: «Dann müsst ihr Köbi und Pia sein!». Wir sind baff! Die Beiden stellen sich als Sarah und Ali vor und bald erfahre ich, dass Sarah mir verwandt ist. Vor ihrer Neuseelandreise hat sie von ihrer Mutter erfahren, dass ihr Cousin (also ich) mit einem Segelboot die Welt bereist und zurzeit gerade auch in Neuseeland weilt. Ist das nicht unglaublich? Hätten wir ein Treffen an diesem einsamen Ort abmachen wollen – das hätte nie geklappt!
Ein weiterer Ausflug von Te Anau aus, diesmal mit diesem Schnellboot. Der Wind bläst stark, aber wir sind uns, im Gegensatz zu einem Teil der anderen Passagiere, an Wellen gewöhnt.
Die Schiffsfahrt führt uns zu den Glowworm Caves (Glühwürmchen Höhlen), hier schematisch dargestellt.
Leider darf man in der Höhle keine Kameras benutzen, da es die Glühwürmchen stören würde. Deshalb ist dieses Bild für einmal aus dem Internet kopiert.
Bei den hier vorkommenden Glühwürmchen handelt es sich um die Larve einer Fliege. Die 2-flüglige Fliege lebt nur wenige Tage. In dieser Zeit legt sie ihre über 100 Eier und klebt sie an die Felsdecke der Höhle. Nach etwas mehr als 20 Tagen schlüpfen Larven (die Glühwürmchen). Diese beginnen sofort damit, klebrige, fadenartige Leinen an der Decke aufzuhängen (Bild), mit Hilfe deren sie andere kleine Insekten als Beute fangen. Dabei erzeugen sie ein fluoreszierendes Licht, das die Insekten anzieht. Nach 9 Monaten verpuppen sie sich und 2 Wochen später schlüpft die junge Fliege – der Kreislauf beginnt von Neuem.
Wir machen einen eintägigen Ausflug zum Douptful Sound. Mit dem Auto fahren wir von Te Anau nach Manapouri (rote Linie rechts im Bild). Von da geht’s mit dem Schiff über den Lake Manapouri (orange Linie), dann mit einem Bus vom West Arm des Sees über die Berge nach Deep Cove (rote Linie) und dann von dort wieder per Schiff durch den Sound bis auf das offene Meer hinaus.
Fahrt über den Lake Manapouri. Das Wetter ist zu Beginn noch recht sonnig. Später kommt Bewölkung auf, aber es regnet nicht.
Fahrt im Bus durch den üppig grünen Regenwald.
Blick vom Passübergang westwärts auf den Douptful Sound.
Per Schiff geht’s weiter in den Sound hinaus bis ins Tasmanische Meer.
Der Douptful Sound ist speziell bekannt wegen der unzähligen, zum Teil sehr hohen Wasserfälle, die sich entlang seiner steilen Felswände in die Tiefe stürzen.
Wir verbringen eine gute Woche im Gebiet um Te Anau. Dann erhalten wir die Meldung, dass unsere Rettungsinsel abholbereit sei. Also machen wir uns wieder auf nach Süden. Unterwegs vertreten wir uns die Füsse im Rakatu Sumpfgebiet (Bild), ein breites Schwemmland des Waiau Rivers, der die beiden Seen Lake Te Anau und Lake Manapouri nach Süden abfliessen lässt.
Die Hängebrücke von Clifden, mit 111.5 Metern Neuseelands längste hölzerne Hängebrücke. In den Jahren 1898/99 innerhalb 10 Monaten über den Waiau Fluss gebaut.
Wir machen einen Zwischenstopp in Riverton, früher ein wichtiger Hafen für Walfänger und Zentrum der Holzverarbeitung. Wohin Pia da guckt? Von hier aus gibt es nur noch Wasser bis zur Antarktis. Es gibt nur 2 Länder, die weiter in den Süden ragen wie Neuseeland: Chile und Argentinien.
Kennst du «Geocaching»? Wir bis vor kurzem auch nicht, aber nun sind wir fast etwas süchtig danach. Es ist eine Art von Schatzsuche mit einem GPS-Gerät. Dazu brauchst du eine App. In dieser App kannst du nachschauen, wo in der Umgebung ein Schatz versteckt liegt. Mit deinem GPS fähigen Handy machst du dich auf die Suche und wenn du Glück hast, findest du den Schatz. Pia hat hier gerade einen Schatz gefunden.
Nachdem wir unsere perfekt gewartete Rettungsinsel in Bluff abgeholt haben, beginnen wir mit unserer Reise zurück in den Norden. Unsere erste Station ist Queenstown, ein Nobelort im Herzen der Südalpen. Von hier aus gibt es im Südsommer herrliche Wanderungen, im Winter überschwemmen Skifahrer aus aller Welt die Stadt.
Wir machen uns auf, einen der höchsten Berge in der Umgebung zu besteigen. Unterwegs sehen wir grosse, zusammenhängende Waldflächen, die abgestorben und verdorrt sind. Wir erfahren, dass die Bäume aus der Luft chemisch getötet werden, weil es die falschen Pflanzen sind für diese Gegend. Gewinngier in der Holzwirtschaft hat in vielen Teilen des Landes zu Naturkatastrophen geführt. Nun versucht man, das Rad zurück zu drehen und die ursprünglichen Pflanzen wieder anzusiedeln. Bleibt zu hoffen, dass die landesweit eingesetzten Chemikalien gegen unerwünschte Pflanzen keine anderweitigen unliebsamen Nebenwirkungen haben auf die Natur.
Quizfrage: was ist das? Antwort: eine öffentliche Toilette. Sehr umweltfreundlich mit Regenwasser für die Spülung und septischem Tank. In Neuseeland findest du überall, sogar entlang von Wanderwegen weit weg von der nächsten Zivilisation, ein öffentliches WC.
Geschafft – nach über 1’000 Metern steilem bergan Steigen ist der Ben Lomond (1’748m) erklommen. Es bietet sich ein toller 360° Rundumblick.
Am nächsten Tag (mit gehörigem Muskelkater in den Beinen von der Wanderung am Vortag) schnuppern wir mal ein wenig im Paradies (auf Englisch Paradise geschrieben)
Paradise liegt am Ende eines langen Tales, das sich an den 80 Kilometer langen Lake Wakatipu anschliesst. In der Distanz zeigen sich die schneebedeckten Berge der Südalpen (ab ca. 2’500 Meter liegt dort Schnee).
Würden hier Kühe statt Schafe weiden würden, könnte man sich in den Schweizer Alpen wähnen.
Einfach schön

Etwas nördlich von Queenstown liegt Arrowtown. Die Fahrt dorthin bringt uns etwa 300 Jahre zurück in die Vergangenheit. Geologisch gesehen gehört Neuseeland zu den jüngsten Landflächen der Erde. Kulturgeschichtlich betrachtet ist es das Land, das als letztes von Menschen besiedelt und gestaltet wurde. Aus europäischer Sicht liegt Neuseeland am anderen Ende der Welt. So erklärt es sich, dass die im südlichen Pazifik liegenden Inseln, die heute den Staat Neuseeland ausmachen, erst Mitte des 17. Jahrhunderts Aufmerksamkeit bekamen. Es wurde zwar bereits im Dezember 1642 erstmals durch einen Europäer, den holländischen Seefahrer Abel J. Tasman, entdeckt. Es sollten aber 127 Jahre vergehen, bis Europäer dem Land intensivere Aufmerksamkeit schenkten. Diesmal war es der bekannte James Cook, der bei seiner Expedition in den Jahren 1769 und 1770 beide Hauptinseln umrundet hat und in seinen Aufzeichnungen festhielt, dass er Neuseeland für ein hervorragendes Siedlungsgebiet hält. Reich an fruchtbarem Land, auf dem europäische Pflanzenkulturen bestens gedeihen würden, zeichnete er ein überaus positives Bild, in dem er auch von den Maori (den Ureinwohnern auf den Inseln, die ab dem 13. Jahrhundert sporadisch mit ihren Kanus hier landeten) keine Gefahr ausgehen sah.

Angeregt durch Cooks positiven Berichte und von der Hoffnung getragen, gute Geschäfte machen zu können, stieg das Interesse an Neuseeland ab Anfang 1790 rapide. War es anfänglich Handel mit Flachs und Holz, welches Europäer anzog, folgten bald Wal- und Robbenfänger, die hier Wale und Robben in grossen Mengen vorfanden. Zu den Händlern und Walfängern gesellten sich sehr bald auch Abenteurer, Schmuggler und Schnapshändler. Selbst entflohene Sträflinge der britischen Kolonie von Australien und Deserteure von Schiffen versuchten ihr Glück in dem aufstrebenden Ort. Als 1861 auf der Südinsel Gold gefunden wurde begann eine regelrechte Invasion, binnen weniger Monate kamen mehr als 10’000 Goldsucher ins Land.

Arrowtown: Hier wurde 1861 Gold gefunden. Dieses Gebäude aus dem Jahr 1862 dürfte einiges von der damaligen Zeit zu erzählen haben..
Ein Bild aus den 1860er Jahren. Es zeigt die Hütte eines Goldgräbers in Arrowtown.
Einige der Hütten von damals sind noch gut erhalten. In dieser Gegend kann es im Winter recht kalt werden, sogar Schnee ist möglich. Deshalb wurde in jedes Haus auch eine offene Feuerstelle mit steinernem Aussenkamin angebaut. Das Haus im Bild gehörte einem der zahlreichen Chinesischen Goldgräber, die in Arrowtown ihr Glück suchten.
Animiert durch die vielen Geschichten über die grossen Goldfunde machen wir uns auch auf die Goldsuche. Pia durchsucht schon mal fleissig den Schwemmsand im nahen Bergbach.

Ob wir auch Gold finden und was wir auf der Weiterreise auf der Südinsel erleben, das erfährst du im nächsten Bericht. Es bleibt spannend – folge den Lupinchen in die Goldgrube!

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