Quer über die Biskaya nach La Coruña

Wir sind mittlerweile wohlbehalten in La Coruña (Spanien) eingetroffen.

Gleich vorweg: wer unsere Überfahrt online verfolgen wollte, wurde leider enttäuscht. Kurz nach der Passage von Brest (Frankreich) fiel unser AIS System aus (Grund noch unbekannt) und unser Schiff blieb auf den Monitoren stehen. Wir müssen es nun hier checken lassen. Entweder ist ein Defekt am Gerät, oder die Installation wurde in Brighton nicht gut gemach. Ein Garantiefall?

Aber nun der Reihe nach:

Wir haben am Tag vor der vor dem grossen Schlag (so nennt man in der Seglersprache eine Wegstrecke) in einer kleinen Bucht südlich vor Falmouth geankert, so dass wir am Morgen in der Früh niemanden wecken. Pia konnte es kaum erwarten, bis es endlich losgeht, mir hätte es in England noch recht gut gepasst (zwinker)

Sehnsüchtig schaut Pia in den Süden – sie sucht die Wärme und den richtigen Wind
Kartenarbeit vor der Losfahrt in der Bucht vom Helford River
Am 2. August früh um 07:30 Uhr geht’s los. Damit uns der frische Wind nicht unterkühlt bestens eingemummelt in warme Kleider
Aber schon bald wärmt die Sonne und eine Kleiderschale nach der anderen fällt. Immer wichtig: Kontrolle unserer Position und Kurs am Bildschirm
Kurz bevor wir England verlassen werden wir aus dem Land eskortiert. die Delphine spielen mehr als 10 Minuten lang in unserer Bugwelle, lassen sich von der Lupina die Rückenflosse kraulen, machen Freudensprünge für unsere Kamera und zeigen uns, wie elegant sie schwimmen können.
Die Grenze zu Frankreich ist erreicht, das Hoheitszeichen muss gesetzt werden. Ein Job für Pia
Gegen Abend des ersten Tages haben wir die Küste von Frankreich erreicht (schwarzer Punkt auf dem Bildschirm ist unser Schiff). Zu Köbi’s Enttäuschung fast keine grossen Schiffe gekreuzt, obwohl dies eine der meist befahrenen Wasserstrassen der Welt ist.

Bei der Überfahrt gibt es eigentlich nicht viel zu tun, doch einige Dinge sind sehr wichtig, und müssen regelmässig erledigt werden. Da es meist recht stark schaukelt, muss man entsprechend vorsichtig sein, und alles dauert immer ein wenig länger.

Wie sieht eigentlich unser Tagesablauf aus? Unseren Rudergang haben wir in Schichten aufgeteilt, die sich nach unseren Schlafbedürfnissen richten. Pia übernimmt am Abend die Schicht bis ca. Mitternacht. Köbi legt sich bis dann auf’s Ohr. Um Mitternacht geht Pia in die Koje und Köbi übernimmt das Steuer bis zur Morgendämmerung. Nach Sonnenaufgang gibt’s wieder einen Schichtwechsel und gleichzeitig auch Frühstück (Kaffee, Birchermüesli, Butterbrot mit Pia’s Konfi und Käse). Köbi geht dann in die Koje und Pia übernimmt das Steuer bis Mittag. Ab dann wechseln wir uns nach Lust und Laune ab, bis am Abend dann wieder der neue Ablauf beginnt.

Kaffeekochen erschwert. Dank kardanischer Lagerung des Kochherdes aber gut möglich, ohne dass der Kaffeekrug umfällt.   Video Kaffeekochen

Tagsüber wird mindestens 1x ein Rundgang über das Deck gemacht und geprüft, ob alles in Ordnung ist
Oder an den Segeln ist etwas zu richten. Bei diesem Bild musste das Grosssegel gegen ungewolltes Halsen (= Segel kippt auf die andere Bootsseite) gesichert werden. Das wird mit einer Leine gemacht, die den Baum nach ganz vorne am Schiff fixiert (Fachausdruck: Bullenstander, die rote Leine im Bild). Tiefer Gang und immer eine Hand am Schiff sind wichtig für unfallfreies Arbeiten.

Der Sicherheit an Bord setzen wir grosses Augenmerk. In der Nacht, wenn nur 1 Person im Cockpit sitzt, ist diese immer mit einer Sicherungsleine (Lifebelt) am Schiff fixiert. Falls aus irgend einem Grund auf Deck gestiegen werden muss, wird die schlafende Person geweckt und zur Aufsicht ins Cockpit geholt. Bei Arbeiten an Deck gehören automatische Schwimmweste und Liefebelt-Sicherung immer dazu. Da das Schiff meist automatisch gesteuert wird (Autopilot), würde es noch lange geradeaus fahren, bis das Fehlen einer Person bemerkt würde. Im offenen Ozean eine aussichtslose Situation, die wir nicht erleben wollen.

Ein wichtiges Instrument für die Sicherheit in der Nacht: Radar. Hier sehen wir – auch bei völliger Dunkelheit – ein Schiff/Hindernis auf dem Radar. Unsere Position ist in der Mitte der Kreise, die gelbe Linie ist unsere Fahrtrichtung. Im Moment ist ausser den hohen Wellen (kleine gelbe Punkte um uns herum) kein Hindernis ersichtlich.
Für Überfahrten wird nicht im grossen, komfortablen  Schlafzimmer-Bett geschlafen, sondern es hat eine spezielle Koje, das Leebett. Es ist im Salon mit direktem Zugang ins Cockpit. Damit die schlafende Person nicht aus der Koje fällt, ist sie gegen das Herausrollen mit einem Leesegel (das weisse Tuch im Bild) gesichert. Da diese Koje sehr nahe am Schwerpunkt des Schiffes liegt, gibt es hier die wenigsten Schiffsbewegungen. Es lässt sich prima schlafen darin 🙂
Die Person, die Nachschicht schiebt, beobachtet primär die Umgebung und schaut, dass die Fahrtrichtung frei ist. Da die Fahrt im Vergleich zum Auto aber sehr langsam ist, lässt sich dazu aber prima lesen …
… ab und zu Instrumente beobachten (hier Wassertiefe, Wind und Geschwindigkeit) …
… oder sogar ein kleines Nickerchen machen. Genau deshalb haben wir diese kleine Eieruhr, die regelmässig alle 15 Minuten die dösende Person an seine Pflichten erinnert
Ein paar wichtige Instrumente: Bildschirm (in der Fachsprache Plotter genannt), Logbuch (weisser Block), Fernglas, Guezlibox (für Köbi) und Eieruhr
Und irgendeinmal, dank kräftigem Rückenwind schneller als erwartet, sind wir an der spanischen Grenze und die Fahne muss erneut gewechselt werden
Am 5.8. morgens um 9:30 Uhr werfen wir in einer Bucht vor La Coruña Anker. 74 Stunden und 415 Seemeilen – Überfahrt erfolgreich – und sehr eindrücklich und schön!!

Am nächsten Tag – gut ausgeschlafen aber mit einem kurzen Zwischenfall – sind wir dann nach La Coruña weiter, wo wir nun ein paar Tage die schöne Galizische Gegend geniessen wollen. Über den Zwischenfall berichten wir nächstes Mal.

6 Antworten auf „Quer über die Biskaya nach La Coruña“

  1. hoi zäme
    danke für den interessanten bericht.
    macht’mi grad gloschtig.
    weiterhin gut wind.
    herzliche grüsse aus dem warmen hallwilersee.
    morena

  2. Sali Pia und Köbi,
    Toll was ihr bis jetzt erlebt habt und wie ihr alle Situationen und Probleme gemeistert habt!
    Gespannt lese ich auch eure interessanten Reiseberichte und freue mich für euch über die gelungene Überquerung der Biskaya. Ich bin schon ein bisschen neidisch… Ihr habt auch wirklich ein tolles Boot ausgewählt.. Freue mich auf die nächsten Berichte und wünsche euch allzeit eine handbreit Wasser unter dem Kiel.
    Herzliche Grüsse vom Murtensee
    Rolf

  3. Hallo zusammen
    Euer Bericht über die Biskaya hat mir grad geholfen mich mental etwas vorzubereiten. Am ca. 24.4. , je nach Wind, starten wir in Southampton und versuchen über die gleiche Rute nach La Coruna zu kommen.
    Wir hoffen mit etwas „Sturm“ und Wetterglück

    War schön Euren Bericht zu lesen.
    Ich nehme an das es mit 5 – 7 kn immer gemächlich vorwärts ging.

    Lg und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel
    Toni, Ennetbürgen

    1. Sali Toni
      Das freut uns zu lesen, dass wir dir mit unserem Bericht Mut machen konnten Ja das war vor fast 4 Jahren und es war auch unsere 1 Nachtfahrt, die wir zwei je machten. Einfach das richtige Wetterfenster abwarten. Dann kommt es schon gut! Das machen wir immer so und sind damit schon im Pazifik angekommen! Wir drücken dir die Daumen und wünschen dir eine sichere, angenehme und gute Überfahrt!
      Pia&Köbi mit SY Lupina zur Zeit in Nuku Hiva Französisch Polynesien

  4. Hallo zusammen
    Wir hatten in der Biskaya optimale Bedingungen.
    Immer Wind NO, dir grossen Wellen von achterlich, hat gerollt war aber ok, kein Regen, aber sehr kalt, und in 80 h mit Abstecher gegen den Atlantik um den grossen Schiffen auszuweichen. Direkter Kurs mit wechselndem Wind N NO war nicht möglich.
    Könnt ihr mir noch einen Typ geben. Wie organisiert Ihr die Wachen, welche Zeitfenster macht Ihr.

    Von hier aus, Ennetbürgen, wünsche ich Euch bon Herzen eine gute Fahrt und hend sorg.
    lg
    Toni

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