Von Porto nach Lissabon

Die nächste Etappe führt uns von Leixoes (bei Porto, Abreise am 23.8.18) über Aveiro, Figuera do Foz, Nazaré und Cascais nach Lissabon (Ankunft 27.8.18).

Nachdem unsere Landausflüge in Porto bei hohen Temperaturen (30+) und stahlblauem Himmel stattgefunden haben, überraschte uns am Tag der Abreise dichter Nebel. Die Windrichtung hatte etwas gedreht. Die warme, eher feuchte Landluft traf auf die kühle Meeresluft, und die Feuchtigkeit kondensierte zu Nebel. Diese für uns total unerwartete Wettersituation sei offenbar in diesem Küstenbereich aber sehr häufig und im Sommer fast normal, wie wir später bei Gesprächen mit Einheimischen erfahren.

Bevor wir jeweils loslegen durchlaufen wir immer das gleiche Prozedere:  zuerst wird nach dem Frühstück die Mannschaft klar gemacht. Das heisst im Wesentlichen die Zähne putzen und sonstige Körperpflege, Sonnenschutz, die dem Wetter angepasste Kleidung anziehen, wärmere Reservekleidung bereit legen, Schwimmwesten und Lifeline griffbereit machen. Danach kommt das Kommando „Schiff klar machen“. Hier geht es darum, sämtliche Fenster und Luken zu schliessen (auch bei ruhigem, schönen Wetter, um vorbereitet zu sein, falls das Wetter sich schnell ändert), alles Material sturz- und kippsicher zu verstauen (Pia ist darin schon eine echte Meisterin), ein paar der heiklen Seeventile (zum Beispiel Toilette) zu schliessen, Navigationsgerät, Radar und Autopilot sowie AIS einschalten. Stromkabel entfernen (manchmal nicht ganz einfach – siehe Bild). Dann wird der Motor gestartet und einige Minuten im Leerlauf warm gelaufen lassen. In dieser Zeit wird das Tagesblatt im Logbuch eröffnet.  Nun sind wir startklar. Ein letzter Rundgang über das Schiff. Es muss nun alles festgezurrt und versorgt sein bis auf Festmacherleinen und Fender. Das geht dann beim Ablegen weg und wird verstaut. Dann gibt’s eine kurze Besprechung, wie das Ablegen ablaufen soll. Meist geht Köbi ans Ruder und manövriert das Schiff aus dem Hafen. Pia löst die Leinen in der vorher abgemachten Reihenfolge. Klappt auch diesmal in  Leixoes prima.

Wie immer in einem Hafen: jedes Schiff will sich mit Strom versorgen. Auch in Leixoes müssen wir unser Kabel suchen (diesmal ist es leicht, da es das einzige Gelbe ist) und dann von den anderen entwirren, bevor wir lossegeln können. Zieht man ein falsches Kabel versehentlich aus, kann das erneute Einstecken zu Problemen in der Elektronik des anderen Schiffes führen (nicht bei unserem, da die Installation entsprechend gegen Spannungs-Schwankungen abgesichert ist)
Die ganze Fahrt von Leixoes nach Aveiro werden wir von dichtem Nebel verfolgt. Unsere Augen kleben am Radarschirm, um andere Schiffe vor uns rechtzeitig zu erkennen
Am nächsten Morgen im Hafen von Aveiro. Die Schiffe liegen im Nebel, verschwinden zeitweise fast darin
Auf der nächsten Strecke von Aveiro nach Figuera do Foz lichtet sich der Nebel gegen Mittag, und die Sonne kommt wieder hervor. Die Luft ist aber über lange Zeit nicht wärmer als das Meer (16-18°C) und kühlt uns auf Grund des Windes stark aus. Da hilft ein gutes Schalen-Prinzip der Kleidung – wenn es sein muss sogar mit Mütze.
Mit der Zeit wird es dann etwas wärmer, vor allem an der Sonne lässt es sich gemütlich im Wind sitzen …
… oder unter dem Dach im Schutz vor dem Wind mit Lesen die Zeit verbringen.
Unterwegs beginnt das in England neu eingebaute und in La Coruña auf Garantie ersetzte AIS Gerät wieder zu spinnen. Dia Status-Lampe wechselt dauernd von Grün auf Rot und umgekehrt …
…. und im Bildschirm kommen im 2 Minutentakt irgendwelche für uns nichtssagende Alarmmeldungen. Diese werden von einem nervigen Piepton begleitet, der erst stoppt, wenn man mit einer Taste quittiert. Irgendwann wird es uns zu nervig, und wir stecken das Gerät für einige Zeit aus. Sorry, das sind dann halt die Momente, wo ihr uns auf MarineTraffik oder anderen Tracking Apps nicht mehr sehen könnt 🙁
Da der Wind meist konstant von hinten kommt, stellen wir unsere Segel in den „Schmetterling“. Das heisst, das Grosssegel wird auf die eine Seite gestellt, das Vorsegel auf die andere. Damit das Vorsegel auch bei hohem Wellengang gut steht und nicht in sich zusammenfällt, wird es mit einer Stange (Fachsprache: Spi-Baum) an seinem äusseren Ende fixiert. Pia bringt auf dem Bild gerade den Niederhalter an, eine Leine, die diese Stange nach unten fixiert.

Im Hafen von Figuera do Foz beim Auslaufen dann wieder mal eine kleine Überraschung. Pia stellt mit ihrer sensiblen Nase fest, dass es irgendwie nach verbranntem Gummi riecht. Und aus dem einen Entwässerungsrohr meint sie sogar ein wenig Rauch aufsteigen zu sehen.  Und irgendwie scheint uns, der Motor töne etwas anders wie sonst. Ein kurzer Blick aus den Austritt des Auspuffes zeigt uns, dass kein Kühlwasser raus kommt. Schreck! Sofort Schiff wieder festmachen und Motor abstellen. Das Problem muss untersucht und bereinigt werden. Ohne Kühlwasser geht der Motor kaputt. Was nun? Es ist Samstag und Geschäfte sind geschlossen! Wir gehen zum Hafenmeister, schildern unser Problem und bitten ihn, uns Hilfe zu organisieren. Widerwillig macht er etwa 3 Anrufe. „In 2 Stunden ist jemand hier, der kann vielleicht helfen“, meint er. Tja, uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten. Zeit auch, zum selber nachdenken. Der Mechaniker braucht Ersatzteile. Wenn die Wasserpumpe defekt ist, braucht es eine Neue. Ich durchsuche mein Arsenal, werde fündig: tatsächlich eine neue Wasserpumpe an Bord (Volvo in Brighton hat mich gut beraten!). Ich öffne die Packung, und siehe da: gut bebilderte und beschriebene Einbauanleitung. Das kann ich selber, denke ich und mache mich ans Werk.

Beim Lesen der kurzen, aber sehr informativen Einbauanleitung
Tatsächlich, die Wasserpumpe hat sich in Kleinteile zerlegt. Rechts auf dem Bild was wir vorgefunden haben, links das neue Teil

Gerade als ich alles ausgebaut und sauber gemacht hatte, kam der Monteur. Er war erstaunt, dass wir alle Bruchteile gefunden hatten. Diese mussten wir aus den Wasserleitungen auf der Ansaug- und der Auslassseite blasen. Mit einer grossen Turnerlunge ging es aber recht gut. Er gab mir dann ein paar Erklärungen, warum so etwas passieren kann und ein paar Tipps, wie ich die neue Pumpe am besten einbauen und dann testen kann. Er war zeitlich sehr knapp und froh, dass er die Arbeit nicht mehr machen musste. Und ich war froh, dass ich nun mehr wusste und bestätigt war in dem, was ich tat. Der Einbau verlief dann problemlos und beim Starten des Motors sprudelte das Kühlwasser in vollem Strahl aus dem Auspuffrohr.

Diese kleine Panne liess uns dann aber erst 3 Stunden später als geplant aus dem Hafen von Figuera do Foz auslaufen und so mussten wir unser Tagesziel um rund 15 Meilen vorverlegen nach Nazare. Dies wiederum zwang uns dazu, dass wir am nächsten Tag eine relativ lange Etappe (65 Meilen, normale Tagesetappe liegt zwischen 30-40 Meilen) segeln mussten. Dies war aber kein Problem: 7 Uhr Tagwache, Frühstück unterwegs unter Segeln, und um 18 Uhr waren wir in Cascais, einer Stadt direkt vor Lissabon.

Cascais wurde unser Ziel, weil ein ehemaliger Arbeitskollege, Antonio da Silva, der dort zusammen mit seiner Frau Pauline die Sommermonate in ihrer wunderschönen und grosszügigen Wohnung verbringt, uns zu sich nach Hause eingeladen hatte. Er war durch den Bericht in der AZ vom 14.8.2018 auf mich aufmerksam geworden und hat mich darauf umgehend kontaktiert.

Bei Pauline und Toni da Silva: sie leben in ihrer tollen Wohnung ganz in der Nähe vom Zentrum Cascais und Hafen. Ausgiebiger Brunch am Montag Morgen
Nach einem kurzen Stadtrundgang mit grossem Fachwissen (Toni ist hier in seiner Jugend aufgewachsen, bevor er in die Schweiz kam) …
… verabschieden wir uns und fahren mit dem Dinghi zur Lupina, die geduldig vor Anker auf uns wartet. Vielen Dank, Pauline und Toni, wir werden uns bald wieder sehen, dann auf unserem grossen Boot!
Dann geht es 2 Stunden den Tajo Fluss hinauf nach Lissabon, an diversen Wahrzeichen (hier das Denkmal für Seefahrer und Entdecker) vorbei …
… und unter der sehr lärmigen Ponte 25 de Abril. Pia wird kurzzeitig nervös („da passen wir nicht unten durch!“) aber der Skipper blieb ruhig – und wir passten durch
Im der Marina Doce Alcantara werden wir von dieser etwa 50cm grossen Qualle begutachtet. Es hat mehrere davon in unserer Nähe aber vermutlich nicht giftig und daher nicht gefährlich. Aber so genau wissen wir es nicht und ausprobieren wollen wir es auch nicht (lach)
Lupina im Hafen Doce Alcantara, der direkt vor der Altstadt von Lissabon liegt

Wir werden nun ca. 2 Wochen in Lissabon bleiben. Köbi reist für 4 Tage in die Schweiz um dort einen ganz tollen Menschen, der infolge eines schweren Krebsleidens viel zu früh verstorben ist, auf seine letzte Reise zu verabschieden. (Beat, du darfst sehr gerne auch zu uns aufs Schiff kommen!) Pia erwartet unseren ersten Besuch, und danach bringen wir die Lupina für rund eine Woche in die Werft. Sie soll unten gereinigt werden, ein neues Antifouling erhalten und korrodierte Seeventile sind zu wechseln. Sie soll für unseren Transatlantik Törn so richtig in Schuss gestellt werden.

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