Auf nach Porto Santo (Madeira)

Am Freitag, 5.9.2018, spät am Abend sind die Wellness-Ferien für unser Schiff zu Ende. Im Yard Centro Nautico de Algés hat Lupina einen neuen Anstrich des Unterwasserschiffes, drei neue Seeventile, Politur des Propellers und neue Anoden (Opfermetall, das rasch durch Korrosion aufgefressen wird. Damit wird aber Korrosion wertvoller Metallteile verhindert). Auch das AIS System, welches uns in den letzten Tagen wegen der unzähligen Fehlalarme nur Ärger statt Freude gebracht hatte, konnte repariert werden.

Das neue Antifouling glänzt am Kiel. Das Antifouling ist eine spezielle Farbe, welche dafür sorgt, dass sich keine Algen und Muscheln am Schiff anhaften können. Gleichzeitig schützt es den Kunststoff vor der gefürchteten Osmose (=Meerwasser dringt ins Gewebe ein und weicht es auf). Dieser Schutzvorgang löst aber die Farbe nach und nach auf und sie sollte daher regelmässig (alle 1-2 Jahre) erneuert werden
Der Propeller ist frisch poliert. Die grauen Teile (zwischen Propeller und Schiff / auf der Fixierschraube / unten am Schiff) sind Anoden, welche Propeller, Welle und Lager vor elektrischer Korrosion schützen

Frisch gestriegelt kommt die Lupina wieder ins Wasser. Ferien vorbei, zurück zur Arbeit 🙂

Ab Sonntag sind die Winde ideal: 3-4 Tage konstanter Wind aus nördlicher Richtung, 15-25 Knoten. Für uns heisst das nun rasch Abschied nehmen von Lissabon und dem Europäischen Festland. Ein letztes Mal erkunden wir noch ein wenig die Gegend von Algés, ein Stadtteil von Lissabon, und machen letzte Einkäufe. Dann geht’s früher als sonst in die Koje.

Letzte kulturelle Bilder vor der Abreise: Nationalmuseum für Archäologie, Lissabon
Falls mal jemand sein Auto zu Schrott fahren sollte – dies ist, was man damit machen kann: die Skulptur ist komplett aus alten Autoteilen, vorwiegend den leichten Kunststoffteilen, erstellt worden
Letzter Proviant (nach Köbi der wichtigste) wird an Bord getragen
Abendstimmung am Yard-Pier. Lupina und wir sind bereit für unsere zweite mehrtägige Überfahrt. Damit uns die kalte Seeluft nicht unterkühlt und wir mit leichter Kleidung auskommen, haben wir die Kuchenbude (keine Ahnung warum das Teil so heisst, das ist das geschlossene Verdeck über das Cockpit) montiert. Das geht leicht mit ein paar Handgriffen, so wie ein Vorzelt beim Wohnmobil
Mit einem wunderschönen Sonnenaufgang werden wir am Sonntag früh von Lissabon verabschiedet und fahren den Tejo Fluss hinaus auf den Atlantik.
Diese Bild zeigt unseren Navigationsbildschirm. Das Schiffsymbol in der Mitte sind wir. Die vielen schwarzen Dreiecke sind grosse Meeresdampfer, welche die Strecke vom Mittelmeer zur Nordsee oder umgekehrt fahren. Diese Fahrstrasse müssen wir queren. Segelschiffe hätten zwar den Vortritt vor Motorschiffen, aber darauf wollen wir uns nicht verlassen und passen entsprechend genügend grosse Lücken ab. Ich geb’s zu, etwas nervös war ich schon, als da diese grossen Kolosse fast hautnah an uns vorbeirauschten

Nachdem wir den Fluss Tejo verlassen haben, setzen wir die Segel und können die Segelstellung während der ganzen Fahrt belassen. Der konstant starke Wind trägt uns rasch südwestlich in Richtung Madeira. Für uns heisst das: Wellen beobachten, Delphine beobachten (irgendwo kreuzen uns mehrere Gruppen zu rund 5-10 Tieren – ein wunderschönes Schauspiel), Wind spüren, einfach die Seele baumeln lassen, ab und zu mal was essen und viel schlafen. Die Lupina wird von den anfänglich wilden Wellen stark geschüttelt. Je weiter wir aber vom Festland wegkommen, umso ruhiger wird das Geschaukel (oder gewöhnen wir uns einfach daran und fühlen sie deshalb nicht mehr so stark?). Weiter draussen im Meer sammeln sich die vielen nervösen Wellen zu wenigen grossen Wellen, die etwas schneller sind als wir und uns schräg von hinten voran schieben.

Lange Atlantikwellen, 4-5 Meter von Tal zu Berg, lassen unsere Fahrt zum Liftfahren werden. Die Lupina wird wie von Geisterhand durch die Wellen zum Surfen gebracht
Pia setzt an der Hoheitsgrenze zu Madeira die Flagge von Madeira. Da Madeira zu Portugal gehört, muss sie die Portugiesische aber darüber stehen lassen

Üblicherweise kann man mit einer Tagesstrecke («Etmal») von 100 Seemeilen rechnen. Wir haben in den ersten 24 Stunden ein Etmal von 190, und am zweiten Tag 164 Seemeilen erreicht. Der neue Anstrich scheint die Lupina zu einer richtig schnellen Lady zu machen. Am Mittwoch, 12.9.2018,  morgen früh geht unsere Fahrt viel früher als geplant zu Ende :  um genau 3 Uhr morgens früh setzen wir den Anker vor dem Hafen von Porto do Porto Santo und stellen den Motor ab. Hinter uns liegen 485 Seemeilen und 68 Stunden Fahrt. Nach einer erfrischenden Dusche und einem gemütlichen Ankertrunk fallen wir, nicht mal gross müde, sehr zufrieden in die Kojen.

Nun heisst es für die nächsten paar Tage: Wanderschuhe schnüren und die kleine Insel Porto Santo zu Fuss erkunden. Es wartet eine spannende Landschaft auf uns.

4 Antworten auf „Auf nach Porto Santo (Madeira)“

  1. Hoi Pia, hoi Köbi
    Wirklich spannend was ihr zu berichten habt! Ich liebe das Meer, aber ganz ehrlich … am liebsten von hoch oben, einem tollen Ausblick auf die wellige, uferlose Pracht, wie grad aktuell von der Caldera auf Santorini. Weiterhin gute Fahrt und tolle Eindrücke und keine Blasen beim Wandern. Liebe Grüsse
    Ida

    1. Liebe Ida, lass uns Santorini grüssen, Köbi und ich waren mit dem Segelschiff schon 2x da! Wie du sagst, hat es auch uns sehr gut gefallen
      Als heisser Tip: Madeira, Santo Porto nicht nur Strand und Sonne, nein auch wunderbare Wanderwege, mit Weitsicht aufs Meer runter
      Herzliche Köbi und Pia

  2. So guet :):)
    Freut mich sehr, dass ihr eine so gute Ueberfahrt hattet …. dann hoffen wir, dass es so weitergeht – viel Spass beim wandern…..
    Gruss Mandy

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