Lanzarote – in der Einfachheit liegt ihre Schönheit

Unseren erster Landkontakt mit den Kanaren machen wir auf der Insel Graciosa am 29. September morgens um 10 Uhr. Also eigentlich ist es nur unser Anker, der Landkontakt bekommt. Wir bleiben den ganzen Tag auf dem Schiff und geniessen einfach das Nichtstun, schnorcheln viel (Köbi) oder räkeln uns an der Sonne.

Die Insel Graciosa liegt nördlich von Lanzarote und ist nur durch einen rund 1 km breiten Kanal von der Hauptinsel getrennt. Wir haben in einer Bucht ganz links, direkt vor dem dunkel erscheinenden Berg geankert
Dieser dunkle Berg ist ein erloschener Vulkan, der teilweise ins Meer abgebrochen ist und uns mit seiner speziellen Felsformation und den Farben begeistert. Das Wasser hier ist glasklar und dank Naturschutz gibt es einen grossen Fischreichtum. Den Schnorchler freut’s 😊

Nach 2 Tagen Ankern bei Graciosa segeln wir im Uhrzeigersinn um Lanzarote, die östlichste Insel der Kanaren, bis zur Hauptstadt, Arrecife. Über Funk versuchen wir mit der Marina Kontakt aufzunehmen, erhalten aber, wie leider oft schon passiert, keine Antwort. Also fahren wir wie immer in solchen Fällen auf gut Glück in die Marina und beobachten die Leute auf den Stegen. Bald sehen wir einen Angestellten der Marina, der und durch wildes Gestikulieren signalisiert, wo wir anlegen sollen. Wir legen auf Pia’s Lieblingsseite (sie bereitet pflichtbewusst immer alle Fender und Festmacherleinen auf dieser Seite an, und müsste alles auf die andere Seite wechseln), an Backbord an. Zuerst erhalten wir als Antwort: «alles voll, keinen Platz mehr!». Wir wissen, dass die Marinas vor allem im östlichen Teil der Kanaren ab Oktober bis Mitte November durch die Teilnehmer der ARC Rally stark ausgebucht sind. Für kurze Anleger hat es aber meist immer noch Platz. Auch diesmal. Als wir dem Marina-Mitarbeiter mitteilen, dass wir nur 3-4 Tage bleiben wollen: «no problemo!». In den nächsten Tagen erkunden wir die Insel per Mietauto von diesem Stützpunkt aus.

Überall, wo wir bisher gelandet sind, hatten wir den Eindruck: wow, schöner kann es nicht mehr sein! Auch diesmal wieder. Lanzarote gefällt uns auf Anhieb. Wie alle anderen Kanarischen Inseln hat sie vulkanischen Ursprung. In der jüngsten Vergangenheit gab es 2 grössere Ausbrüche. Der eine 1730, dauerte 6 Jahre lang und bedeckte einen Grossteil der Insel mit einer schwarzen Lavaschicht. Der letzte fand 1824 statt und begrub nochmals einen grossen Teil der Insel unter Lava und Asche. Vegetation gibt es in diesen Bereichen praktisch fast noch keine. Erst Mikroorganismen wie Flechten und Pilze beginnen langsam, sich auf dem unwirtlichen, aber sehr mineralhaltigen Gestein zu entwickeln. Dank dieser Einfachheit ist Lanzarote einzigartig in ihrer Schönheit.

Vulkangestein, soweit das Auge reicht. In den durch die letzten Vulkanausbrüche nicht betroffenen Gegenden ist es möglich, Reben, Kakteen, Aloe und ähnlich geeignete Pflanzen zu kultivieren. Damit dies aber möglich ist, müssen die Felder in mühsamer Handarbeit von den Steinen befreit werden. Diese werden zu Mauern und zusammengeschichtet
Ein Grossteil des Landes ist nur schwer zugänglich und liegt unter zum Teil sehr scharfkantigem Lavagestein
Einfach aber schön
Türen und Tore haben es uns angetan. Dies ist Köbi’s Favorit: eine einfache Holztüre sichert die Bank
Dieses Tor gefällt Pia besonders gut. Es ist der Eingang zur Burg San Gabriel in Arrecife (14./15. Jhdt.). Der Schlüssel, der noch täglich verwendet wird, wiegt rund 5 Kilogramm
Jameos del Agua: Hier befinden wir uns an einem speziellen Ort. Ein unterirdischer Lavastrom hat einen rund 6 km langen Tunnel geschaffen. An einigen Orten ist die Decke darüber eingebrochen. Diese Einbruchstellen werden «Jameo» genannt. Das Besondere an der Jameos del Agua ist die Tatsache, dass es in ihrem Inneren Grundwasserseen gibt. Ein lokal sehr bekannter Künstler, César Manrique, schaffte hier eine fantastische Synthese zwischen Natur und Kunst (Böller Hans könnte bei ihm in die Lehre gegangen sein – zwinker). Dieses künstliche Schwimmbad liegt im Zentrum des grössten von 3 Einbruchstellen. Die Palme ist weit über 100 Jahre alt. Beim orangen Sonnensegel links geht’s in den Lavatunnel
Die Abbruchkanten sind senkrecht, der Abstieg zum Grund des «Jameo» ist heute über Treppen einfach möglich
Hier stehen wir nun unter dem orangen Sonnensegel. Über ein weiteres Treppensystem geht es nochmals rund 80 Meter in die Tiefe, wo sich ein Grundwasser See befindet
Das Wasser ist kühl und glasklar. Hier lebt ein ca. 1 cm grosser Krebs, der einzigartig auf der Welt ist. Von der Umwelt total isoliert hat er sich über tausende von Jahren an diesen speziellen Ort angepasst. Die Dunkelheit der Grotte ruft einen Pigmentmangel hervor. Dieses einzigartige Exemplar von weisslicher Farbe dient heute als Symbol der Jameos del Agua
Eine weitere riesige Felsgrotte (Einbruchstelle) in Jameos del Agua
Der Tunnel bietet sogar Platz für eine riesige natürliche Aula, die oft für Konzerte benutzt wird
Der berühmte lokale Künstler, César Manrique, fand seine künstlerische Energie durch Beobachtungen in der Natur. Ihm waren Symbiose von Naturschutz und zugänglich Machen für Touristen ein wichtiges Anliegen. Seine Schaffenskraft findet sich über die ganze Insel verteilt
Eines seiner Werke: der Aussichtspunkt «Mirador der Rio» (von dort stammt das erste Bild dieses Berichtes, das Panoramabild der Insel Graciosa)
Nun etwas ganz anderes – etwas für Sportbegeisterte wie TV/DTV und MTV/FTV: eine super Sportanlage, mit allem, was das Sportlerherz begehrt (sorry, das Bild ist nicht das Beste und die blaue Farbe des Tartan Belages ist schrecklich ☹). Ein riesiges Gelände, mit eigener vorgelagerten Insel, auf der wohl jede Disziplin trainiert werden kann, die es gibt. Wie wär’s mit einem Trainingslager für’s nächste Turnfest? Wer es lieber easy hat: Hotelanlage, Wellness, Pool – alles da!
Nicht auf dem Mond – jüngstes Vulkangebiet von Lanzarote
Der 1824 letztmals ausgebrochene Vulkan (Bildmitte)
Eine von vielen Nebenstellen, wo Lava ausgetreten ist
Scharfkantige Lavakruste überdeckt von Staub und Asche
Ein Künstler könnte es kaum besser – von der Natur geschaffen: Lava-Skulptur
Ein paar Phänomene, die touristisch wirksam immer wieder genutzt werden. Durch Erdspalten gelangt auch heute noch, fast 200 Jahre nach der letzten Eruption, über 200 Grad heisse Luft an die Erdoberfläche. An dieser Stelle wird demonstriert, dass diese austretende Hitze reicht, um einen dürren Busch zum Brennen zu bringen
Wasser in ein Erdloch gegossen, nach rund 30 Sekunden (es dauert immer gleich lang!) – eine riesige Dampffontäne (Geysir)
Letztes Beispiel: über dieser Erdspalte kann Fleisch grilliert werden – rauchfrei!!
Die verschiedenen Mineralien im Lavagestein führen zu den unterschiedlichsten Farben
Nach mehr als einer Woche mit viel Zeit an Land zieht es uns nun wieder auf’s Wasser. Wir haben Arrecife verlassen und liegen nun ganz im Süden von Lanzarote vor Anker
Noch die letzten Schnorchelgänge …
… und den letzten Sonnenuntergang auf Lanzarote geniessen. Morgen segeln wir weiter: Fuerteventura, wir kommen!

2 Antworten auf „Lanzarote – in der Einfachheit liegt ihre Schönheit“

  1. Witzing – sind gerade Gestern von Fuerteventura zurückgekommen und ich dachte noch an Euch und das man eigentlich hier prima Segeln kann!

    Liebe Grüsse, Oliver

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