Zwischenstopp auf Salvagem Grande

Von Madeira bis nach Lanzarote benötigen wir ca. 48 Stunden. Auf halber Strecke liegen die Islas Salvagem. Diese Inseln bestehend aus einer grösseren, zwei kleineren und vielen hervorstehenden Felsblöcken mitten im Atlantik bieten uns zwei kürzere Etappen mit Pause dazwischen, welche wir gerne zum Ausruhen nutzen. Und wenn wir etwas haben, dann ist es Zeit, viel Zeit – wir sind nicht in Eile!! Bei beiden Etappen legen wir jeweils gegen Mittag ab. Egal wie der Wind bläst, stärker oder schwächer, wir kommen dann so bestimmt bei Tageslicht am nächsten Tag an. Wir steuern die grösste der Inseln, Salvagem Grande an. Anlegen auf dieser Insel ist nicht einfach. Überall Steilklippen, mit nur ein paar wenig windgeschützten Buchten, wo keine wilde Brandung das Schiff zerschmettert. Zum Glück gibt es in der Bucht, wo wir anlegen wollen, zwei Bojen, an der wir unsere Lupina festmachen. Der Meeresgrund ist felsig und steinig. Zum Ankern würde es schon gehen, aber es bleibt immer ein ungutes Gefühl: hält der Anker, sollen wir noch mehr Kette legen obwohl wir schon nahe an den Klippen sind? Braucht es eine Ankerwache (das heisst, es muss immer jemand regelmässig nachschauen, ob das Schiff noch am gleichen Platz ist) schieben? Oder verkeilt sich der Anker zwischen den Felsplatten und lässt sich am nächsten Tag nicht mehr heben? Wir sind froh um die Boie!!

Die Islas Salvagem haben wie fast alle Inseln in diesem Teil des Atlantik vulkanischen Ursprung. Sie gehören zu Portugal und bilden somit den südlichsten Punkt dieses Landes. Nach ihrer Entdeckung im 15. Jahrhundert gab es immer wieder Besiedlungsversuche. Aber ihre wilde Natur, unwirtliches Klima und die Distanzen zum Festland liessen das Vorhaben der Besiedelung immer wieder scheitern. Die ursprüngliche Natur war aber durch die hergebrachten Tiere wie Ziegen oder vor allem Kaninchen, fast weitgehend zerstört. Seit einigen Jahren stehen die Inseln und die Gewässer um die Inseln unter Naturschutz. Nun wird hier beobachtet, wie Flora und Fauna sich in diesem recht wilden Umfeld entwickeln. Um die Inseln betreten zu dürfen, braucht es eine spezielle Bewilligung von den zuständigen Behörden. Wir haben um diese Bewilligung für die Insel Salvagem Grande angefragt und sie (fast etwas zu unserem Erstaunen) innerhalb Tagesfrist erhalten. Die Anfahrt ist, wie oben schon beschrieben, nicht ganz ungefährlich: ist doch das Meer um die Inseln herum mit zahlreichen felsigen Untiefen «verseucht». Gute Beobachtung des Wassers ist unbedingt erforderlich.

Anfahrt von Salvagem Grande: Vorsicht ist geboten – in der unruhigen See verstecken sich gefährliche Unterwasserfelsen. Wir halten uns strickte an die Seekarten und verlassen uns auf unser Auge und das Echolot (Tiefenmesser)
In sicherem Abstand zu den schroffen Klippen machen wir die Lupina fest
Steilküste mit der Unterkunft für die 5 köpfige Besatzung (2 Ranger / 2 Polizisten / 1 Mechaniker) und einem Hund mit Name „Salvagem“

Nach unserem erfolgreichen Bojen-Manöver melden wir uns kurz vor 12 Uhr per Funk bei dem Ranger, die nebst zwei Polizeibeamten und einem Mechaniker die Insel permanent bewohnen. Freundlich werden wir eingeladen, uns nach der Mittagspause, also um 16 Uhr (!), mit dem Dinghi an Land zu kommen. Pünktlich legen wir an und werden zuerst von einem der Polizeibeamten überprüft. Der mag uns (= alle Dokumente sind in Ordnung), und wir dürfen zusammen mit einem Ranger und ihm als Schutzbegleitung die Insel erforschen.

Der Ranger führt uns über die rund 2.5 Quadratkilometer grosse Insel, die geprägt ist durch Steilküste und einer Hochebene. Hund «Salvagem» darf auch immer mit. Er kennt die Insel wohl am besten. Während die menschliche Besatzung alle 2 Wochen ausgetauscht wird, bleibt er als Einziger immer hier
Sehr geduldig und ausführlich, mit viel Fachwissen, zeigt er uns die Besonderheiten, die es hier gibt. Auf dem nächsten Bild ist zu sehen, was ich hier auf der Kamera festhalte
Eine Besonderheit ist der Madeira Sturmvogel. Dieser Vogel zählt zu einer der meist gefährdeten Vogelarten der Welt. Sein Feind war, wie kann es anders sein,  wie immer der Mensch. Da seine hühnergrossen Eier als Delikatesse galten wurden sie von Fischern immer wieder eingesammelt. Heute ist der Madeira Sturmvogel geschützt und entwickeln sich auf Salvagem Grande prächtig. Die Brut besteht jeweils aus nur einem Ei. Nach rund 60 Tagen Brutzeit schlüpft das einzige Jungtier. Es wächst für die nächsten rund 5 Monate am Boden in Erd- und Felshöhlen auf (von denen es hier im vulkanischen Gestein sehr viele gibt). Dann lernt es an den Steilküsten das Fliegen. Diejenigen, die diesen «Sturzflug» erfolgreich überleben, fliegen auf die Ozeane hinaus, wo sie sich ausschliesslich durch Fische und andere Meerestiere ernähren. Das Land suchen diese Vögel nur während der Fortpflanzungsperiode auf, die nach 7 Jahren erstmals einsetzt. Forscher haben herausgefunden, dass die Tiere immer wieder an ihren eigenen Geburtsort, sogar zum selben Nest zurück kommen, um sich fortzupflanzen
Auf der Insel gibt es zwei Reptilien. Zum Einen eine auch auf anderen Inseln in dieser Gegend weit verbreitete kleine Eidechse, und dann ein nur auf dieser Insel vorkommendes Gekko. Der Ranger wusste genau, unter welchen Steinen er suchen musste
Diese Pflanze ist ein wahrer Überlebenskünstler: die Feuchtigkeit bezieht sie ausschliesslich aus der Luft, speichert diese in harzartigen Tropfen auf ihrer Oberfläche und schützt sich mit einem Säurefilm vor Insekten und anderen Feinden
Über den rund 50 bis 100 Meter hohen Klippen breitet sich auf der Insel diese Hochebene aus
Stolz posiert Hund «Salvagem» mit uns für’s Fotoalbum …
… und etwas später macht es ihm unser Guide nach. Muito obrigado (vielen Dank) für die tolle Führung und die tolle Natur, die wir hier erleben durften

Wer gerne mehr über die Insel wissen will gibt es hier den Link zu einem Youtube Film:
https://www.youtube.com/watch?v=Ha4_E_WiqRA&feature=share

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