Von Santiago nach Cienfuegos – Feriensegeln durch die Gärten der Königin

Letzte Idylle bevor wir uns von Santiago verabschieden

Üblicherweise segeln wir Langfahrtensegler von einem sehenswerten Ort zum anderen, um von da aus Landausflüge zu machen. Unser nächstes Ziel, Cienfuegos, rund 315 sm, ca. 2,5 Tage auf See. Dieses Mal entschliessen wir uns für einen gemütlichen Feriensegeltörn, so wie wir das im Mittelmeer ein paar Mal gemacht haben. Kurze Tagestörns, jeden Abend in einer neuen, einsamen Bucht ankern. Das bedeutet aber 11 Tage unterwegs sein ohne einen Landgang und weit weg von jeder Zivilisation! Wir wollen dieses Abenteuer eingehen und nehmen euch gerne mit auf unsere Reise.

Tag 1: Santiago bis Chivirico (33 sm): Das Ausklarieren in Santiago verläuft professionell, speditiv und sehr freundlich. Zu unserem Erstaunen müssen wir bei der Guarda Frontera unterschreiben, dass wir in den Jardines de la Reina (Gärten der Königin) nicht ankern werden. Die Jardines de la Reina ist ein grosses Insellabyrinth, an dem wir auf dem Weg von Santiago nach Cienfuegos vorbeisegeln, und wo wir unsere Zwischenstopps eingeplant haben. Jetzt müssen wir es halt anders machen, wir werden sehen. Einer der drei Hafenmeister gibt uns zum Abschied zwei Grapefruits aus seinem Garten mit auf die Reise und bedankt sich für unseren Besuch. Das hinterlässt bei uns einen weiteren schönen Eindruck dieser Marina und seiner Mitarbeiter.

Die Fahrt nach Chivirico verläuft teils mit Motor, teils unter Segeln. Bei der Einfahrt in die kleine Ankerbucht vergräbt sich unser Kiel im Schlick und die Schraube wirbelt den braunen Schlamm auf. Zu wenig tief für uns. Wir manövrieren Lupina wieder frei und ankern rund 800 Meter vor der Einfahrt nur knapp geschützt hinter einem Riff. Kaum geankert sehen wir am Ufer zwei uniformierte Personen mit einem Auto. Eine Stunde später kommt ein Fischerboot mit einem Beamten der Guarda Frontera vorbei. Wir sollen hier nicht ankern, sie möchten uns in der Ankerbucht haben. Wir erklären, dass wir dort auf Grund gelaufen sind. Der Fischer lacht und bedeutet uns, dass die Fahrrinne viel näher am Ufer ist. Auf unserer Navigationskarte ist es anders angegeben. Er zeigt uns den Weg, indem er ganz langsam vor uns fährt. Und tatsächlich, wir schaffen es ganz knapp in die teichartige, rundum geschützte Bucht. Die Guarda Frontera ist happy – und wir erleben eine der ruhigsten Nächte in dieser kleinen, idyllischen Bucht. Anders als von anderen Seglern geschrieben bettelt uns niemand um irgendetwas an. Einzig der Fischer kommt nochmals vorbei und fragt um Feuer für seine Zigarette. Er strahlt freudig überrascht, als wir ihm das Feuerzeug überlassen.

Bucht von Chivirico: Wie ein kleiner Teich, rundum geschützt vor Wind und Welle
Chivirico: Kurz vor dem Eindunkeln versuchen Fischer noch ihr Glück, dann sind wir alleine

Tag 2: Chivirico bis Marea Del Portillo (48 sm): Gut ausgeruht verlassen wir kurz nach Sonnenaufgang unseren Ententeich und fahren anfänglich unter Motor, gegen Mittag dann mit Segeln weiter westwärts.

Unterwegs unterhält uns eine grosse Delfinfamilie mit ihrem lustigen Spiel
Die Einfahrt in die Bucht ist diesmal breiter und tiefer. Auch diese Bucht ist auf alle Seiten gut geschützt. Hier fänden viele Schiffe Platz, aber wir sind die Einzigen
Kurz vor dem Eindunkeln rudert (sie besitzen keine Motorboote!) die Guarda Frontera zu uns, fragt nach Schiffs- und Reisedetails und erkundigt sich nach unserem gesundheitlichen Befinden, danach sind wir wieder mutterseelenalleine
Was wohl die Gäste in diesem All-Inclusive Hotel von Kuba sehen werden? Diese kleine Halbinsel (wunderschön gelegen) ist für ein oder zwei Wochen ihr kurzes Reich

Tag 3: Marea del Portillo bis Cabo Cruz (36 sm): Ab jetzt betreten wir Neuland, so weit westlich waren wir mit unserem Segelschiff noch nie! Wegen Mangel an Wind müssen wir fast die ganze Strecke motoren. Aber wir werden mit einem sehr aussergewöhnlichen Ankerplatz belohnt: wir ankern auf der windzugewandten Seite im offenen Meer. Eigentlich ein Ankerplatz, den man nie nehmen würde. Hier ist aber ein Riff vorgelagert, das die Wellen aufhält. Die sich daran brechenden Wellen tosen uns rauschen bedrohlich, bei uns aber ist das Wasser ruhig und flach. Der Anker hält im Grund so gut, dass auch ein kleinerer Sturm problemlos ausgestanden werden könnte. Da es im Moment sowieso kein Wind gibt, können wir das glasklare Wasser bei 28 Grad noch besser geniessen. Die nächsten zwei Tage ist ebenfalls wenig Wind angesagt sind, daher beschliessen wir, hier zwei Tag abzuwarten.

Leuchtturm und Dorf Cabo Cruz
Kaum haben wir geankert, kommt ein Fischer mit dem Beamten der lokalen Hafenbehörde zu uns (die lange Streckte wird auch hier gerudert). Gefragt nach unseren Absichten erklären wir, dass wir gerne zwei Tage hier ankern würden, um auf den Wind zu warten. Höflich aber bestimmt erklärt er uns, dass dies nicht gehe, und dass wir morgen wieder weg sein müssen. Warum? Es gebe am Nachmittag eine Übung, und da seien wir im Weg. Aha! Aus sicherer Distanz und mit Mundschutz geschützt weist er uns an, nicht an Land zu gehen und keinen Kontakt zu den Fischern aufzunehmen (Covid!). Irgendwie haben wir das Gefühl, dass die Leute Angst haben vor uns

Tag 4: Cabo Cruz bis Cayo Media Luna (47 sm): Von nun an geht es in nordwestliche Richtung. Eigentlich war unsere Absicht, zwei Tage in Cabo Cruz zu warten, bis der stabile Nordostwind einsetzt. Da wir nicht bleiben dürfen, ändern wir unseren Plan. Wir beschliessen, mitten durch das Labyrinth des Archipelagos zu fahren, welches Kuba in dieser Zone vorgelagert ist. Das verspricht Adrenalin – denn diese Gegend ist gespickt mit Untiefen und gefährlichen Riffen. Im Morgengrauen heben wir den Anker und nehmen die erste Strecke vorerst mal unter Motor in Angriff.

Hier unsere abgeänderte Reiseroute. Anstatt aussen entlang der Jardines de La Reina wollen wir nun neu innen vor dem Festland durchsegeln
Das Meer ist spiegelglatt und verschmilzt fast mit dem Himmel. Wir kommen gut voran und haben Zeit, die Angelrute zu benutzen. Leider beisst nur ein mittelgrosser Barracuda an, denn wir aber wieder in die Freiheit entlassen (wir sind nicht sicher, ob es hier auch Ciguatera gibt, ein Algengift, das sich über die Nahrungskette in den Raubfischen anreichert und für Menschen sehr gefährlich sein kann)
Gegen Mittag setzt dann doch ein leises Lüftchen ein, und Köbi kommt endlich dazu, seine Trimmfähigkeiten zu beweisen
Fischer kurz vor unserem Tagesziel. Es sind die letzten Menschen, denen wir in den nächsten Tagen begegnen werden

Tag 5: Arbeitstag auf Cayo Media Luna: Wir geniessen die fantastische Einsamkeit. Der uns umgebende Mangrovenwald schluckt jeden Lärm auf, den die Brandung erzeugen würde. Es ist so still hier draussen in der Wildnis – keine Geräusche, kein Wasserplätschern, kein Windrauschen, einfach nichts. Einmalig für uns! Auch die beiden Nächte. Unglaublich! Nur die Sterne und wir. Kein einziges andere störende Licht oder Geräusch weit und breit. Wir verbringen den Tag vor Anker mit gut Ausschlafen. Frühstücken, und dann Arbeiten.

Pia versucht sich an den gelben Flecken, die wir uns in Santiago eingehandelt haben. Die diversen Putzmittel, die wir an Bord haben, helfen nichts. Einzig das Mittel (mit Oxalsäure), welches uns die Marina für 6 Dollar verkauft hat, wirkt sehr gut
Auf einer der Motorfahrten ist der Motorraumlüfter ausgestiegen. Dieser ist tief in der Staukiste im Cockpit verbaut. Köbi wagt sich an diese Arbeit
Nachdem noch die Unterkante des Grosssegels repariert (von Hand genäht) und das Unterschiff wieder einmal von Muscheln und anderem Bewuchs gereinigt sind, ist es schon wieder Zeit für einen Sundowner. Erschöpft aber frisch geduscht geniessen wir die wunderbaren Gemälde, die der Himmel für uns zeichnet

Tag 6: Cayo Media Luna bis Cayo Rancho Viejo (26 sm): Beim Heben des Ankers umkreisen plötzlich zwei grosse Delfine unser Schiff und geleiten uns aus der Ankerbucht. Kaum sind wir im offenen Wasser, sind sie auch schon wieder weg. Der Wind ist endlich da und passt perfekt für uns. Es gibt einen Tag mit herrlichem Segeln wie auf einem See. Die Fahrt durch das Labyrinth von kleinen Inselchen mit unzähligen Untiefen und Riffen, alles unter Segeln, erfordert aber unsere volle Aufmerksamkeit

Tag 7: Cayo Rancho Viejo bis Cayo Cuervo (50 sm): Kurzer Adrenalin Kick am Morgen: beim Anker Heben verklemmt sich die Kette in der Rolle, der Anker ist aber bereits lose und schleift über den Meeresgrund. Wir driften langsam über die als Riff markierte Zone, haben aber Glück, dass sich der hängende Anker nicht in den Korallen verfängt. Schlussendlich kriegen wir die Kette wieder frei und den Anker ohne weitere Probleme hoch. Danach erleben wir wieder einen wunderschönen Segeltag.

Auch heute versucht sich Köbi beim Fischen. Diesmal ist ihm der Petri gut gesinnt und es gibt zum Abendessen eine leckere Spanische Makrele

Tag 8: Cayo Cuervo bis Cayo Zaza de Fuera (45 sm): Auch heute brechen wir früh auf. Anfänglich ist die Fahrt bei 18-22kn Wind schräg von vorne aufs Schiff recht ruppig. Nach Kurswechsel etwas abfallend in Richtung Westen wird es aber deutlich gemütlicher, vor allem, als auch der Wind dann etwas nachlässt.

Wie alle Inseln ist auch Cayo Zaza de Fuera von Mangroven überdeckt
Am Ziel erwarten uns verschiedene Fischerboote. Eines kommt uns näher, bietet uns einen lebendigen Lobster an. Wollen wir nicht, wir haben keine geeignete Pfanne. Also Pescado (Fisch)? OK, wir bieten 5 Dollar an. Geld wollen sie nicht, das können sie offenbar nicht einfach unter sich aufteilen. Sie wollen Rum, den haben wir aber nicht (wir haben es bisher nicht geschafft, diesen in Kuba zu kaufen! Die Läden waren immer leer oder es gab unendlich lange Warteschlangen). Somit kein Deal ☹

Tag 9: Cayo Zaza de Fuera bis Punta Chocolate (bei Casilda, 29 sm): Gut ausgeschlafen und mit Frühstück im Bauch machen wir uns auf den Weg zur zweitletzten Etappe, die uns in die Nähe von Casilda führt. Die Distanz ist kurz und wir können auch etwas schwachen Wind ausharren. Wir setzen nur die Genua. Sehr angenehm, da das Schiff so viel weniger Krängung (=Schieflage) hat. Um die Mittagszeit lässt der Wind dann etwas nach, so dass auch das Grosssegel zum Einsatz kommt. Unterwegs fischen wir. Drei Mal zupft es an der Angelschnur. Das erste Mal kann sich der Fisch wieder befreien, ohne dass wir ihn je zu sehen bekommen. Die beiden anderen Male sind es jeweils zwei kleinere Barracudas, die wir aber wieder frei lassen (Ciguatera). Wir ankern ein letztes Mal in einer weiteren wunderschönen, sicheren Ankerbucht

Tag 10: Punta Chocolate bis Cienfuegos (45 sm): Die Windvorhersage verspricht auf Dreiviertel der Strecke guten Wind, der dann erst gegen Ende der Strecke einschläft. Da müssen wir dann sowieso motoren, weil die Einfahrt in die Bucht von Cienfuegos eng und im Zick-Zack verläuft.

Schon nach drei Stunden bricht der Wind vorzeitig ein, dreht sogar nach nord-nordwest, also genau auf unsere Nase. Zum Glück bleibt er aber schwach. Wir sind zwar enttäuscht, wollten wir doch segeln, werden aber mit einer wunderschönen Küstenkulisse und flachem Meer entschädigt und die Motorfahrt geht schnell vorbei. Zu schnell wahrscheinlich, denn es beisst auf diesem Streckenteil kein Fisch in unsere Beute, die wir mit einer Schleppangel hinter uns herziehen
Der markante Leuchtturm vor der Einfahrt in die Bucht von Cienfuegos
Die Einfahrt nach Cienfuegos ist eng und verläuft im Zick-Zack. Wir hören ein lautes Hornsignal, und nach ein paar Sekunden kommt dieser Tanker um die Ecke. Wir halten uns an den Kanalrand und lassen das grosse Schiff gemächlich an uns vorbei gleiten

Kurz nach drei Uhr mittags laufen wir in Cienfuegos ein. Unsere Anrufe per VHF Funk bleiben zwar unbeantwortet, aber als wir den Stegen der Marina Marlin näher kommen, steht der Marinero schon bereit für uns und hilft uns beim Festmachen. Bien venidos in Cienfuegos!

Wir sind glücklich, den Umweg durch das Insellabyrinth gewählt zu haben. Die Jardines de la Reina haben wir zwischen dem Festland und der Inselgruppe umlaufen. Kurzzeitig waren wir versucht, uns nicht an das Ankerverbot zu halten, haben uns schlussendlich aber doch richtig entschieden. Als wir nämlich in Cienfuegos einklarieren, stellt uns der Beamte ein Papier aus, das als letzten Hafen «Casilda» angibt, unseren letzten Ankerplatz also. Wir merken, wir sind überwacht!

Der weite Weg, mit den vielen Zwischenstopps, hat sich definitiv gelohnt. Es war sehr schön, einfach wieder mal ein anderes Segeln!!

Nun sind wir in Cienfuegos gelandet. Wir wollen von hier aus auf dem Landweg den mittleren Bereich sowie Havanna und dann den Westen von Kuba erkunden. Ob das trotz der Verschlimmerung der Covid-Situation möglich ist? Wir wissen es noch nicht. Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser.

Kuba verstehen?

Die ersten beiden Tage nach der Quarantäne verbringen wir damit, uns zu organisieren. Wir fragen das Nachbarschiff (SY Sissi mit den beiden Deutschen Brüdern Jörg und Jens) nach Tipps und in der Marina bestellen wir ein Mietauto. Bei der Bestellung bleibt es jedoch, denn alle Vermietungsfirmen, die sie anrufen, haben nichts oder beantworten das Telefon schon gar nicht. Später werden wir erfahren, dass es tatsächlich unmöglich ist, bei einer Car Rental Firma ein Auto zu reservieren. Jetzt zum Jahreswechsel sind viele Ex-Kubaner auf Heimaturlaub, und viele Autos sind zurzeit vermietet. Wir stehen vor der Entscheidung, gleich weiter in Richtung Cienfuegos, das rund 320 Seemeilen westlich von Santiago de Cuba liegt, zu fahren oder auf eigene Faust etwas zu organisieren. Wir entscheiden uns für das Bleiben und suchen alternative Lösungen.

Lupina in der ruhig gelegenen Marina Marlin von Santiago de Cuba
Schon nach einigen Tagen stellen wir gelbliche Flecken auf der weissen Farbe (Gel Coating) unseres Schiffes fest. Hier der Verursacher! Eine nahegelegene Erdölraffinerie stösst schwefelhaltigen Russ aus seinen Kaminen. Das sich über Nacht absetzende Tauwasser löst diesen Russ auf und hinterlässt dann nach dem Abtrocknen die hässlichen gelben Flecken. Diese lassen sich angeblich nur mit einem speziellen Reinigungsmittel (Oxalsäure) entfernen
In den ersten Tagen fahren wir jeweils um die Mittagszeit mit der Fähre in rund 30 Minuten ins Zentrum von Santiago de Cuba. Im Bild: Haltestelle der Fähre direkt neben der Marina
Fähre nach Santiago
Abends um 18 Uhr fährt die letzte Fähre von Santiago zurück. Schöne Abendstimmung am Pier (hinten raucht unser Flecken-Macher!)
Transportmittel in Santiago: wunderschöne, meist sehr gut gepflegte Amischlitten, Rikschas …
Pferdekutschen (ja, die sehen wir hier viel häufiger als Auto-Taxis)
… und die Kubanische Version vom Postauto (Omnibus). Neuere Fahrzeuge sieht man praktisch keine
Unser Ausgangspunkt der Stadtbesuche: der Céspedes Platz mit der Kathedrale …
… und dem Rathaus von Santiago
Céspedes Platz by night mit der Kathedrale (rechts), dem Hotel «Casa Grande» (Mitte) und dem Museum «Emilio Bacardi» (links)
Wir treffen in Santiago auf wunderschön restaurierte Kolonialbauten (hier das Hotel Imperial, nahe beim Céspedes Platz)
Und sehen auch, wie die Fassaden renoviert werden. Ein einfachstes Holzgerüst muss es richten. Wir werden in den nächsten Tagen noch oft erleben, wie die Improvisations-Energie der Kubaner fast jedes Problem zu lösen vermag
Immer interessant: die Menschen! Wir erleben sehr freundliche, gut gebildete und interessierte Menschen, die das Leben unter freiem Himmel geniessen. Leider sind die Covid Fallzahlen nach den Festtagen wieder deutlich am Steigen (nachdem sie vorher sehr tief waren), und so erleben wir nicht die ausgelassene Fröhlichkeit und die spontanen Strassenkonzerte, wie sie sonst üblich sind – schade!
Strassenszene in Santiago
Die gut situierten Kubaner tragen gerne ausgefallene Kleider, Schmuck und gut polierte Lederschuhe …
… während die weniger bemittelten Leute sich mit einem sehr einfachen Lebensstil begnügen müssen. Nicht selten findet man gleich neben schön herausgeputzten Kolonialbauten auch einfache Holzbauten, die oft nur einen einzigen Raum haben
Sehr oft anzutreffen: spielende Leute auf den Plätzen und in den Strassen
Es gibt sogar spezielle Hallen zum Schachspielen
Das Personal der Marina Marlin ist sehr freundlich und hilfsbereit. Wir übertreiben nicht, wenn wir schreiben, es ist die freundlichste Marina, in der wir je festgemacht haben. Norbert (im Bild mit Köbi) kam in der Neujahrsnacht 5 Minuten nach Mitternacht zu unserem Schiff und wünschte uns persönlich ein gutes Neues Jahr. Er spricht fliessend Englisch und Russisch und interessiert sich sehr für die Länder, aus denen wir Segler kommen. Überhaupt fällt uns auf, dass die Kubaner eine sehr gute Allgemeinbildung haben, im Gegensatz zu den bisher besuchten Ländern
Wir lieben den Kontakt zur lokalen Bevölkerung. Deshalb entscheiden wir uns auch, bei der Rundreise durch den Ostteil von Kuba jeweils privat zu übernachten. Was andernorts Bed & Breakfast heisst, nennt sich hier «Casa Particular» und ist mit diesem blauen Zeichen markiert. Es gibt das Gleiche in roter Farbe, aber diese Häuser dürfen nur von Kubanern besucht werden. Der Unterschied ist die Steuerabgabe an den Staat, welche die Vermieter machen müssen, und somit wohl auch der Mietpreis. Die Preise liegen für uns im Bereich von 15-30 Dollar pro Zimmer und Nacht
Unsere Casa Particular Gastgeber in Guardalavaca (an der Nordostküste von Kuba). Die Frau arbeitete vor ihrer Pensionierung als Köchin in einem nahegelegenen All-Inclusive Hotel, der Ehemann war Professor an einer Universität. Er ist jetzt zuständig für die Hausreinigung und den Kaffee für die Gäste! Apropos, Sauberkeit: die Casas Particulares, die wir auf unserer Rundreise benützen sind immer sauber und sehr gepflegt. Überhaupt sind die Kubaner ein sehr gepflegtes Volk. Sauberkeit wird hier grossgeschrieben.

Zu unserem Erstaunen gibt es im Casa Particular in Guardalavaca nur Kaffee zum Frühstück. Die Frau entschuldigt sich unzählige Male und erklärt, dass es ihr nicht möglich war, über Nacht etwas Essbares für uns aufzutreiben. In den nächsten Tagen werden wir erfahren, wie schwierig und frustrierend es für die Kubanische Bevölkerung im Moment ist, an Lebensmittel zu gelangen. Frisches Brot bekommt man in den Panaderias (Bäckerei). Davor stehen schon lange vor der Öffnungszeit lange Menschenschlangen. Mit viel Glück hat es noch etwas auf dem Verkaufstisch, wenn man dann endlich vorne steht. Bei Lebensmittelläden stehen ebenfalls grosse Menschenmengen an und drücken sich die Nase an den Fenstern platt. Warum? Sie versuchen, zu erkennen, was heute auf den Regalen steht, und ob sich das Anstehen lohnt. Frisches Obst oder Gemüse?? Um das zu kaufen braucht es sehr viel lokales Wissen und Tipps von Hausfrauen, die wissen, wo es so etwas allenfalls zu erhaschen gibt. Eine Kombination von Boykotten der USA, wegen Covid stillgelegten Fabriken und vom Staat zum Export (der Staat braucht Devisen) reservierten Früchten und Gemüsen hat dazu geführt, dass das tägliche Leben in Kuba aktuell sehr schwierig ist. Wir entscheiden, die Lebensmittel an Bord zu verwenden, und das, was kaufbar ist, den Kubanern zu überlassen.

Überall müssen die Leute oft mehrere Stunden anstehen, wie hier bei einer Bank und links im Bild vor einer Bäckerei
Grosser, modern eingerichtete Lebensmittelladen in Baracoa (Nordosten von Kuba). Es gibt rund etwa 10 verschiedene Artikel zu kaufen. Hier das Angebot an Erbsen. Mehr gibt es nicht!
Blick in eine Apotheke. Die Regale sind erschrecken leer. Die Einfuhr von Medikamenten leidet sehr stark unter dem Boykott der USA. Kuba hat super gut ausgebildete Mediziner (die medizinische Universität in Havanna ist weltberühmt!), aber sie kommen nicht an die Medikamente
Auch das Angebot in Restaurants und Bars ist oft sehr stark limitiert. Eine Bar hat fast immer Rum, aber die Zutaten für eine Drink Mischung fehlen meistens. Mit viel Glück gibt es Bier
Aber es gibt sie auch, die kleinen Juwelen. In einem Wohnquartier in Guardalavaca finden wir das kleine, schnucklige Restaurant «La Isabella», direkt am Baseball-Trainingsplatz der Dorfjugend. Es zeigt uns deutlich: mit etwas Unternehmergeist ist auch in diesen schwierigen Zeiten vieles möglich in Kuba
Per 1. Januar gab es in Kuba eine Währungsreform. Bis dahin gab es zwei Währungen in Kuba: für die Touristen galt der CUC, der 1:1 zum US-Dollar gehandelt wurde. Für die Einheimischen galt der CUP, der Kubanische Peso. Ab jetzt gibt es nur noch den CUP. Natürlich ist fast überall der CUC noch angeschrieben, so dass man immer zuerst in CUP umrechnen muss (Multiplikation mit 25). Für uns ist das weniger ein Problem, wir kennen ja nur den CUP. Aber für die Verkäuferinnen und Verkäufer jedes Mal wieder eine Herausforderung. Für uns wird es dann schwierig, wenn die Leute lieber Euro oder Dollar hätten, und wir dann richtig umrechnen müssen 😊

Hier noch ein kleiner Einschub bezüglich Geldes. Wir haben uns vor der Reise nach Kuba mit etwas Euro und Dollar eingedeckt, so dass wir die ersten Ausgaben damit machen können. Daneben haben wir Kreditkarten (AMEX, Visa und Master) sowie Maestro Bankkarten. Schon vor der Reise konnten wir nachlesen, dass AMEX und Maestro Karten nicht akzeptiert werden. Kein Problem, dachten wir, wir haben ja noch zwei andere. Die ersten Versuche, mit Visa oder Masters auf den Kubanischen Bankomaten Geld abzuheben, scheitern jedoch. Zwei Tage später erhält Köbi ein SMS von der Kreditkartenfirma, er solle doch bitte zurückrufen. Das Telefon aus Kuba (Swisscom) kostet uns 30 CHF und ergibt, dass Kreditkarten, die über die Crédit-Suisse (wie unsere) oder andere grössere Schweizer Banken laufen, von Kuba gesperrt sind. Es habe etwas mit den Vereinbarungen der Schweizer Banken mit der USA zu tun, wurde uns mitgeteilt. Da stehen wir nun, mit nur wenig Bargeld an Bord, und wollen Kuba bereisen. Zum Glück gibt es die fantastische Seglergemeinschaft! Die Besatzung unseres Nachbarschiffes (SY Sissi) ist ohne grosse Diskussion bereit, uns mit 1000 Dollar Bargeld aus der Patsche zu helfen, die wir dann wieder per Bankübertragung zurückzahlen.

Zurück zu unserem Problem: Mietauto! Diesen hätten wir sehr gerne gefahren …
… schlussendlich wird es aber ein Fiat Tipo, Baujahr 1990. Bei den Anzeigegeräten hat nur die Temperatur funktioniert, sonst nichts. Im Kofferraum fehlen die Gummidichtung, und so lernen wir auf staubigen Strassen bald, dass der Staub seinen Weg ungehindert und frei seinen Weg ins Wageninnere findet. Den starken Dieselmotor hören wir neben dem lauten Geklapper von Radaufhängungen und Kofferraumdeckel praktisch nicht. Aber: wir haben einen fahrbaren Untersatz, und das zählt!!

Wie sind wir zum Mietauto gekommen? Wir sind persönlich selber zu mehreren Mietfirmen gegangen. Überall Absagen. Wir fragen einen Mitarbeiter der letzten Mietfirma, ob er uns sein eigenes Auto vermieten würde. Geht nicht, das ist kaputt. Aber hat einen Freund und der hat über einen anderen Freund und noch einen Freund unser Mietauto vermittelt. Der Preis? Eine Sünde!! 50 Dollar pro Tag für diesen, mit Verlaub gesagt, Blechhaufen, ist definitiv zu viel. Aber wir wollen unsere Rundreise machen, und so willigen wir halt ein.

Bei der Entgegennahme des Mietautos merken wir, dass das Ersatzrad keine Luft hat. Köbi verlangt, dass es vorher geflickt wird. Kein Problem. Der Autovermieter fährt mit uns gleich zur «Gomeria» (Pneu Reparatur Werkstätte), wo es auch umgehend fachmännisch geflickt wird
Auf der Fahrt in den Norden (Baracoa) sehen wir uns um 50 bis 100 Jahre zurückversetzt. Pferde sind Transportmittel Nummer eins, und für schwere Zuglasten sieht man noch überall Ochsengespanne
Auf der Strasse gibt es immer wieder Identitäts- und Covid Kontrollen. Pässe werden kontrolliert und in eine Liste eingetragen, an manchen Stellen wie hier werden sogar die Räder des Autos desinfiziert (weisser Spraybehälter hinter dem sitzenden Beamten)
Fidel Castro ist noch omnipräsent und die Leute verehren ihn überall. In dieser Kirche in Banes heiratete er 1948 standesgemäss die Tochter des damaligen Bürgermeisters. Der ebenfalls aus Banes stammende Diktator Batista gratulierte dem Paar damals mit einem Geschenk. Im 1955, nach Castros Wandlung zum schärfsten Kritiker Batistas, wurde die Ehe wieder geschieden
Unsere Rundreise lässt uns viel erfahren über die Geschichte Kubas in den 50er Jahren, als der Diktator Batista, USA-gesteuerter Marionettenpräsident, von Fidel Castro durch eine Revolution gestürzt wurde. Mit dem Schiff «Granma» ist Fidel Castro mit insgesamt 82 bewaffneten Kämpfern der kubanischen «Bewegung des 26. Juli» (darunter der berühmte «Che» Guevara) still und heimlich aus seinem Exil in Mexico nach Kuba zurückgekommen und hat sich im sehr gebirgigen Osten eine Militärbasis errichtet. Mit der Landung der Granma begann die kubanische Revolution
Die Kubaner sind sehr pflichtbewusst und, ausser beim Anstehen, sehr diszipliniert. Es ist daher kein Wunder, dass die Maskentragpflicht sehr konsequent befolgt wird. Etwas anderes ist auf diesem und den vielen anderen Bildern auch sehr offensichtlich: es gibt kein saubereres Land als Kuba! Nicht der kleinste Abfall am Strassenrand!
Auch die Kleinsten tragen willig ihre Masken
Fahrt auf der wunderschönen «Carretera Granma». Die Strasse ist über die ersten 90 Kilometer in Richtung Santiago in einem schlechten Zustand und über lange Distanzen nicht geteert, aber man wird mit einer fantastischen Aussicht belohnt. Kurz nach diesem Bild ist übrigens das Kupplungsseil gerissen. Köbi kann aber die Fahrt bis zur nächsten grösseren Ortschaft rund 70 Kilometer weit fortsetzen und dort mit Draht das Problem provisorisch beheben lassen
Köbi beim Nachtanken. Da die Tankuhr nicht funktioniert, sind wir froh um unseren eigenen Dieselkanister
Zurück in Santiago besuchen wir einige Ausflugsziele in der näheren Umgebung. Die Festung «El Morro» an der Einfahrt zur Bucht nach Santiago
Die Wallfahrts-Kirche «Basilika del Cobre»
Basilika del Cobre. Kaum drinnen hat uns diese Kirche ganz in den Bann gezogen. Überwältigt und stark beeindruckt von den Farben, Licht und der leisen im Hintergrund spielender Musik. Wir sind fasziniert wie noch nie von einer Kirche
Unser letzter Ausflug führt uns auf den mit 1’226 Metern über Meer gelegenen «Pico Gran Piedra». Eigentlich wollten wir auf den höchsten Berg von Kuba, den 1’974 Meter hohen «Pico Torquino», aber als wir am Ausgangspunkt der Wanderung erfuhren, dass der Wanderweg wegen Unterhaltsarbeiten geschlossen ist, mussten wir umdisponieren
Die letzten Höhenmeter auf den «Pico Gran Piedra» werden spektakulär über eine steile Treppe erklommen. Leider ist uns die Rundumsicht ganz oben durch dichten Nebel versperrt
Und es gibt sie doch, die Früchteverkäufer! Ganz unerwartet auf der Rückfahrt vom «Pico Gran Piedra» fahren wir an einem kleinen Bergbauernhaus vorbei. Und er macht das, was wir eigentlich überall in Kuba erwarten würden: er verkauft die Früchte, die ihm die freie Natur schenkt

Heute Montag, 11. Januar 2020, ist unser letzter Tag in der Marina Marlin von Santiago de Cuba. Morgen früh holen wir uns die Segelbewilligung für die Weiterfahrt nach Cienfuegos. Wir werden auf der 320 Semmeilen langen Strecke immer wieder mal einen Ankerstopp einlegen und rechnen mit rund 8 bis 10 Tagen, bis wir am Ziel eintreffen. Da wir in der Zwischenzeit keine Internet Verbindung haben werden, melden wir uns für die nächsten Tage hier mal ab.

Falls unsere Position per GPS-Signal nicht übertragen wird, dann sind nicht genügend Satelliten über uns freigeschaltet für Kuba (die USA lässt grüssen ☹). Aber wir werden euch dann von Cienfuegos aus berichten, was gelaufen ist

Es bleibt spannend! Bleib der Lupina im Kielwasser!

Zuerst Spasssegeln, dann Ausdauertest nach Kuba

Am 28. Dezember früh um 8 Uhr heben wir den Anker in der schönen Bucht von Bahia de las Aguilas (Dominikanische Republik) und drehen unseren Bug in Richtung Westen. Leider weht bis gegen Mittag nur ein laues, unstetiges Lüftchen, das uns kaum voranbringt. Da muss das eiserne Segel raus: Kari, unser 75 PS starke Volvo-Penta schiebt uns stetig mit rund 6 Knoten südlich der Küste von Haiti entlang nach Westen. Gerne würden wir näher am Land segeln und etwas Sightseeing machen, aber gemäss Windvorhersage ist weiter draussen der Wind stärker. Also bleiben wir rund 20 Seemeilen von Haiti weg und werden bald mit herrlich achterlichem Wind belohnt. Lupina macht unter vollen Segeln gute Fahrt.

Rund 20 Seemeilen südlich der Küste von Haiti entlang westwärts. Flaches Meer, Wind schräg von hinten – wunderbares Segeln, so dürfte es immer sein!
Köbis 1. Fisch! Eine Goldmakrele (Dorade oder Mahi-Mahi). Bisher haben wir nie selber gefischt aus Mitleid mit den Fischen. Aber eine Kombination aus perfekten Verhältnissen, Lust auf etwas Feines im Teller und Neugier lässt Köbi spontan die Angelrute packen. Es dauert auch nicht lange, bis dieser schöne Fisch Lust verspürt, zu uns auf die Lupina zu kommen. Pia hat aus ihm ein wunderbares Nachtessen gezaubert

Gegen Abend schläft der Wind wieder ein und wir halten mit Hilfe von Kari direkten Kurs auf das Südwestkap von Haiti. Gemäss Windvorhersage dreht der Wind in der Nacht und soll vor allem in Küstennähe von Nordost kommen. Und genau so ist es. Auch diesmal wieder herrlicher Wind von schräg hinten, der uns mit 6-7 Knoten Fahrt um das Süd Kap von Haiti bläst. Im Morgengrauen des 2. Segeltages umrunden wir das Kap und können nun direkten Kurs aufnehmen nach Santiago de Kuba.

Kurz bevor wir die Küste von Haiti verlassen, schiessen vor uns mehrere Fischer mit ihren Holzbooten kreuz und quer durch das Fahrwasser. Der Wind hat mittlerweile kräftig aufgefrischt, aber das scheint die Männer, die mit dem Meer aufgewachsen sind, nicht gross zu beeindrucken. Seelenruhig setzen sie ihre Köder aus und sammeln sie wieder ein, während ihre motorlosen Boote pfeilschnell durch das Wasser preschen
So langsam kommen wir von der Küste Haitis weg und der Wind nimmt zu. 24 Knoten sind angesagt aus Ostnordost. Nicht gerade wenig, aber auch nichts Beunruhigendes. Pia jedenfalls freut sich hier noch. Normalerweise hätten wir auf bessere Windverhältnisse gewartet, aber Kuba hat vor ein paar Tagen angekündet, dass ab dem 1. Januar bei der Einreise ein Covid Test vorgelegt werden muss. Bis dahin wird nur ein Covid Test bei der Ankunft gemacht. Ab Neujahr ist Beides erforderlich. Deshalb wollen wir vor dem 1. Januar in Kuba anzukommen
Aber dann wird der Wind deutlich stärker als angesagt. Die nächsten 9 Stunden bis um Mitternacht heulen uns rund 30 Knoten (50-60 km/h) aus 60 Grad auf das Schiff
Die Wellen türmen sich schon kurz nach Haiti auf etwa 4 Meter auf, angesagt waren gerade mal 2 Meter
Die ersten 100 Semmeilen nach Haiti werden sehr nass und eine Ausdauerprobe für Boot, Material und Mensch
Ab Mitternacht lassen Wind und Wellen langsam aber stetig nach, und das Segeln der restlichen 50 Seemeilen nach Kuba wird wieder gemütlicher. Nach Sonnenaufgang passieren wir die Landesgrenzen von Kuba. Pia setzt wie üblich die Hoheitsflagge des Gastlandes und die Quarantäneflagge. Geschafft!!

Über Funk auf Kanal 16 versuchen wir mehrmals die Hafenbehörde, die Küstenwache oder den Zoll aufzurufen, um uns anzumelden. Vergeblich, eine Antwort kommt keine zurück. Dann versuchen wir nach einiger Zeit die Marina Marlin von Santiago direkt auf Kanal 72. Das klappt auf Anhieb und wir erhalten auch umgehend die wichtigen Instruktionen sowie die Erlaubnis, in die Marine zu kommen und am Pier, der uns zugewiesen wird, fest zu machen. Kaum ist die letzte Leine belegt beginnt das Einklarierungsprozedere:

Als erstes kommt eine Ärztin an Bord und macht einen ersten groben Gesundheitscheck. Alles wird fein säuberlich dokumentiert, und wir erhalten eine Kopie des Protokolls
Darauf kommen der Reihe nach der Mann, der einen Covid Test an uns vornimmt (Mann rechts im Bild) und dann der Zoll (links). Alles sehr speditiv und professionell, finden wir. Wir haben vorgängig Crewlisten und Zollpapiere ausgefüllt, die will der Zollbeamte aber nicht sehen. Er füllt die Dokumente selber anhand unserer Pässe und den Schiffspapieren direkt am Computer in seinem Büro aus. Auch unsere Bescheinigung der Krankenkasse, die wir vorgängig extra für Kuba besorgt haben, will hier niemand sehen

Wir sind positiv beeindruckt über die gut funktionierenden Behörden und ihre Korrektheit. Nach rund 2 Stunden um die Mittagszeit ist alles schon erledigt und wir werden angewiesen, das Schiff nicht zu verlassen, bis unsere Testergebnisse vorliegen. Zwei bis drei Tage werden uns angegeben. Für uns bedeutet es, dass wir Silvester und Neujahr isoliert in Quarantäne auf unserem Schiff verbringen müssen. Das wussten wir schon vor der Reise nach Kuba und so ist das für uns kein Problem. Das gibt uns viel Zeit, die Tage nach der Quarantäne zu planen und vor allem, unsere Wunden von der Überfahrt zu lecken.

Wunde 1: Nach rund zwei Stunden im Starkwind ist bei unserer Fock (Starkwindsegel), die wir statt der grossen Genua gesetzt hatten, die untere Festhalteschlaufe gerissen. Verschleiss von früher oder einfach das Alter. Nicht so schlimm, können wir von einem guten Segelmacher reparieren lassen
Wunde 2: Kurz nachdem sich die Fock verabschiedet hat wurde auch das Bimini zerfetzt. Unser Fehler! Wir hätten es vorher zusammenfalten sollen. Haben wir aus Nachlässigkeit nicht gemacht, weil wir in den letzten Monaten immer damit gesegelt sind, ohne Probleme. Aber jetzt, stundenlang bei 30 Knoten von vorne, das war zu viel. Da wartet Arbeit auf Pia’s neue Nähmaschine!!
Wunde 3: Nach der Ankunft haben wir gesehen, dass es den Halter der Winsch-Kurbel, der an den Mast genietet ist, abgerissen hat. Die Kurbel liegt nun irgendwo auf Meeresgrund. Nicht allzu schlimm, werden wir bei Gelegenheit ersetzen
Also, es gibt einiges zu tun in unserer Quarantäne. Und wer sagt, wir seien froh über dieses Zwangspause, der liegt so falsch nicht 😉. Pia setzt sich gleich hinter die Nähmaschine, näht neue Moskitonetze …
… und flickt das zerfetzte Bimini …
… während Köbi sich mehr um die Sachen an Deck kümmert. Hier ist er gerade daran, das Material aus den beiden Backs-Kisten zu entsalzen. Normalerweise bleibt es trocken, aber diesmal fand das Meerwasser auch hier seinen Zugang

Ihr seht, die Überfahrt nach Kuba war anfänglich wunderschön, wurde aber dann für rund 24 Stunden zum Härtetest für Mensch und Material. Beide haben den Test einigermassen gut überstanden. Die Lupina hat nun ein paar Tage Ruhepause in der Marina verdient, und wir werden nach der Quarantäne (die gestern, 3. Januar 2021, zu Ende gegangen ist) ein paar Tage mit einem Mietauto den östlichen Teil von Kuba erkunden.

Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser

Die Dominikanische Republik zum zweiten Mal

Wir waren ja im Januar/Februar 2020 schon einmal in der Dominikanischen Republik (DomRep), damals aber im Südosten des Landes. Nun sind wir ganz im Westen, im Bereich, der an Haiti grenzt. Von Bonaire kommend ist es wie ein kleiner Kulturschock und wir müssen uns zuerst wieder an den Schmutz und Dreck, der uns hier überall begegnet, gewöhnen. Schon bei der Einfahrt in die Ankerbucht schwimmen uns mehr Plastiktaschen und anderer Abfall entgegen, als wir bisher je gesehen haben. Unser Schiff ist nach einer Woche unten total bewachsen und stinkt wie ein faulender Fisch. Nur einmal springt Köbi ins Wasser, nämlich dann, als ihm das Dinghi entgleitet und er es wieder zur Lupina bringen muss. Tüchtig eingeseift riecht er nachher aber wieder fein 😊

Auch an Land sieht man sich in der Entwicklung zurückversetzt. Es gibt hier in Barahona noch viele einfache Holzhäuser, meist mit nur einem oder maximum 2 Räumen. Autos in unterschiedlichen Reparaturzuständen trifft man überall am Strassenrand an
Tierschutz? Dafür hat hier niemand Verständnis – oder schon gar kein Geld dafür
Einkaufen im lokalen Supermarkt. Ein Erlebnis – gelinde gesagt. Schon vor der Ladenöffnung um 8 Uhr morgens stehen rund 200 Leute vor dem Tor, einigermassen diszipliniert in Schlange. Als Corona Schutzmassnahme wird die Temperatur gemessen, Desinfektionsspray gibt es nicht. Drinnen enge Gänge, die schon bald überfüllt sind von Leuten, die wieder an der Kasse anstehen. Wir haben es nie geschafft, in weniger als 45 Minuten einzukaufen
Eine positive Überraschung dann beim Nachfüllen unserer Gasflasche, die wir in Puerto Rico gekauft haben. Sie hat einen amerikanischen Anschluss, derselbe, den auch unser Mietauto hat. An einer Gas-Tankstelle werden schnell und günstig Gasflaschen aller Formate befüllt – auch unsere. In Bonaire haben wir noch 56 USD bezahlt, hier weniger als 10 USD
Wir machen diverse Ausflüge. Hier sind wir mit unseren Seglerfreunden der SY Anixi, Nora und Hacko, beim Spazierenfahren mit unseren Dinghis …
… erkunden die Halbinsel vor unserer Ankerbucht …
… den Mangrovenwald hinter unserer Bucht …
… und fahren mit dem Mietauto der Küste entlang in den Süden …
… zur Laguna de Oviedo. Wir machen einen Bootsausflug zu den darin gelagerten Inseln mit spezieller Flora und Fauna. Hier besteigen wir gerade unser Ausflugsboot
Das Wasser ist in der ganzen Lagune sehr trüb, ist aber eigentlich sauber. Die Trübung kommt von Lebewesen (hauptsächlich Algen) die in Wasser von sehr hohem Salzgehalt vorkommen
Die Lagune ist sehr flach, vom Meer nur durch eine schmale Landzunge geteilt, hat aber keinen Durchfluss. Der Salzgehalt des Wassers ist 3x höher als im Meer
Es ist ein Vogelparadies! Nebst Flamingos (Bild) gibt es dutzende anderer exotischer Wasservögel. Da der Führer nur Spanisch kann, verstehen wir bei vielen seiner Erklärungen auch nur Spanisch (obwohl wir mittlerweile schon recht gut sind im täglichen Gebrauch)
Grün in den diversesten Ausprägungen
Wir machen auf einer der vielen Inseln in der Laguna de Oviedo einen kurzen Stopp – hinten: Nora und Hacko, SY Anixi
Ein der seltenen hier vorkommenden Nashorn-Leguane. Er verdankt seinem Namen einer hornartigen Verknöcherung auf seiner Nase. Er kommt nur auf Hispaniola (Haiti und DomRep) und auf der Puerto-Ricanischen Insel Mona vor
Grünes Lagunenwasser, Korallensteine und Mangrovenwald
Der Ausflug hat Pia und Hacko Durst gemacht 😉
Pia und die berühmte Palme von «Los Patos»
Anderer Tag – anderer Ausflug. Diesmal zum 270 km2 grossen Lago Enriquillo, der im Landesinneren zur Grenze nach Haiti liegt
Speziell daran: ähnlich wie das Tal des Todes in Nevada(USA) liegt dieser See tiefer als das Meer. Mit 40m unter Meeresspiegel ist er der tiefste Punkt der Karibik. Vor über 10 Millionen Jahren war das ganze Tal noch vom Meer überflutet. Anhebungen der ganzen Hispaniola Platte hat das Tal aus dem Meer gehoben und den See, der langsam austrocknet, zurückgelassen. Auch dieser See hat einen Salzgehalt, der drei Mal grösser ist als im Meer
Jimani, Grenzstadt zu Haiti. Hier findet ein reger Handel zwischen den beiden Ländern statt. Die bunten Lastwagen kommen aus Haiti
Im Dorf «La Descubierta» ganz im Norden des Lago Enriquillo. Aus den nördlich gelegenen Bergen fliesst während der Regenzeit viel Wasser in den See. Einige wenige Flüsse führen das ganze Jahr über Wasser und werden zur Bewässerung von Landwirtschaftsfeldern genutzt. Bevor es aber über Kanalsysteme in die Felder verschwindet, darf sich hier die Dorfjugend noch daran freuen
Wir übernachten in einem kleinen, aber feinen Hotel (La Iguana) im Dorf «La Descubierta». Mutter (vermutlich die Inhaberin), Grossmutter und Kinder stimmen lachend einem Foto mit Pia zu
Wir machen eine Bootsfahrt auf dem Lago Enriquillo
Extreme Regenfälle in den Jahren 2006/2007 liessen den Pegel des Sees um mehrere Meter ansteigen. Da der See keinen Abfluss hat, blieb der Pegel auf dem hohen Niveau. Das Wasser erkämpfte sich so einen Teil des über Jahrhunderte an das Land verlorenen Gebietes zurück. In den letzten 14 Jahren ist nun der Pegel langsam wieder um rund vier Meter gesunken. Die Klumpen an den abgestorbenen Bäumen sind versteinerte Salzrückstände
Der langsam weiter austrocknende See gibt immer mehr Land wieder preis. Die wegen der Überschwemmung 2006/2007 abgestorbenen Bäume ragen wie skurrile Skelette in den Himmel
Eine Besonderheit: hier gibt es die einzigen noch in der DomRep vorkommenden Krokodile. Es leben rund 18 Tiere pro Quadratkilometer in diesem Salzsee, die höchste bekannte Dichte an Krokodilen! Das Paradoxe leider: obwohl sie nun geschützt sind, werden sie wohl in den nächsten Jahrzehnten aussterben, weil ihre Lebensgrundlage, der See, immer mehr und mehr austrocknet
Bootsfahrt zur Isla Cabritos im Lago Enriquillo
Der «Ricord» Leguan, eine sehr scheue Leguan Art, die nur noch auf dieser Insel vorkommt. Sie zeichnet sich aus durch einen glatten Kopf und, je nach Lichteinfall, rot schimmernden Augen (leider auf dem Bild nicht ersichtlich)
Ah ja, da gabs ja auch noch Weihnachten 😉 Hier die St. Nikolausinnen und Nikolause von links: Marco (Peruanischer Skipper auf einem grossen US Katamaran), Nora und Hacko (SY Anixi), Pia und Köbi (SY Lupina)
Weihnachtsessen am 24. Dezember 2020 auf der Lupina
Und dann endlich geht’s wieder aufs Meer hinaus! Am 26. Dezember segeln wir morgens um 8 Uhr, nach einer vorgängigen Schiffsinspektion durch die «Securidad» und einem Soldaten der Armada, aus dem Hafen von Barahona, los zur rund 53 Seemeilen ganz im Süden der DomRep gelegenen Isla Beata. Dort geniessen wir endlich wieder mal einen beherzten Sprung ins glasklare Wasser an einem gut geschützten Ankerplatz
Unser hoffentlich letzter Kontakt mit der Armada: auf der Fahrt von der Isla Beata zur Bahia de las Aguilas, unserem letzten Anker Stopp in der DomRep, kommt uns ein Schiff dieser Grenzschutzbehörde in voller Fahrt entgegen. Sie wollen unser «Despacho», eine Art Passierschein, sehen. Zum Glück haben wir den auch tatsächlich besorgt (er kostet nämlich etwas und es gibt Segler, die das Land ohne dieses Papier verlassen). Was uns etwas das Adrenalin ins Blut gejagt hat: sie kommen wie Piraten, also ohne Schiffsidentifikation im AIS und ohne VHF Funk, auf uns zu geschossen. Sie rammen beinahe unsere neu installierten Solarpaneelen. Schlussendlich geht aber alles gut und die Armada Crew winkt uns ein freundliches «bon viaje!» (gute Reise) zu

Wir liegen jetzt am wunderschönen Strand Bahia de las Aguilas vor Anker. Es ist unser letzter Stopp in der DomRep. Morgen früh nehmen wir die rund 300 Seemeilen nach Santiago de Cuba unter den Kiel. Wenn alles gut läuft und das Internet stark genug ist, dann geht dieser Bericht noch vor unserer zwei-tägigen Reise raus. Sonst halt erst in Kuba bei funktionierendem Internet 😉

Was alles auf der Fahrt und später in Kuba geschieht erfahrt ihr im nächsten Bericht. Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser

Die Lupina Crew wünscht euch allen einen guten Rutsch ins Neue Jahr, viel Glück, gute Gesundheit und immer eine Handvoll Freude im Leben

Auf dem Weg nach Kuba – Zwischenstopp in der Dominikanischen Republik

Unsere Faulenzer-Zeit in Bonaire ist am 14.12.2020 zu Ende. Mit einem weinenden, aber auch einem erwartungsfreudigen Auge verlassen wir Bonaire in Richtung Norden
Um 16 Uhr lokale Zeit starten wir den Motor und lösen unsere Leinen von der Boje. Zuerst nur unter Grossegel fahren wir langsam dem ganzen Mooring Feld entlang und verabschieden uns winkend und mit lautstarker Unterstützung unseres Nebelhornes von unseren vielen Seglerfreunden. Vielen Dank an Allan von der SY Meerla für das Bild von uns
Ralph (SY Lille Venn) verabschiedet uns von seinem Surfboard aus …
… während Konny und Martin vom Pier bei Karel’s uns energisch zuwinken

Tschüss alle ihr Lieben, die wir in Bonaire kennen lernen durften. Nun freuen wir uns auf Neues! Beim Mooring Feld vorbei setzen wir auch das Vorsegel (Genua) und nehmen unter windgefüllten Segeln Kurs auf Richtung Nordwestküste von Bonaire. Eine gute Stunde herrliches Segeln, da das Wasser flach ist wie auf einem See und der Wind schräg von hinten kommt und somit das Schiff fast keine Krängung hat. An der Westküste angelangt können wir unseren Kurs auf das Fernziel ausrichten. Nun kommt der Wind aus 40-50 Grad auf das Schiff, also schräg von vorne. Zuerst sind wir noch in der Windabdeckung von Bonaire, der Wind daher noch schwach und unstabil. Träge und gemächlich schiebt sich die Lupina langsam aber stetig an der Küste vorbei immer mehr ins offene Meer hinaus. Die Wellen nehmen auf gut zwei Meter zu und auch der Wind pendelt sich zwischen 15-20 Knoten ein. Lupina nimmt Fahrt auf und läuft jetzt zwischen 6.5 bis 7.5 Knoten durchs Wasser. Gerade noch rechtzeitig bevor die Nacht einbricht kreuzt eine dicke Regenwolke unseren Kurs und wäscht den reichlich vorhandenen Bonaire-Staub von unserem Schiff. Mit inzwischen stark gerefften Segeln zieht Lupina unter Pia’s Aufsicht stampfend und mit unbändigem Vorwärtsdrang in die erste Nacht hinein.

Der Wind bleibt die nächsten zwei Tage ziemlich konstant. Von unserer Wetterzentrale in Deutschland (vielen Dank, Hans!) erhalten wir laufend über unser Satellit-Funkgerät Updates und die Bestätigung, dass wir unseren direkten Kurs halten können. Zuerst hilft uns die Meeresströmung noch und steigert unsere Geschwindigkeit über fast die Hälfte der Distanz mit rund einem Knoten. Erst als wir uns der Dom Rep nähern, lässt diese nach und dreht etwas mehr gegen Westen. Die Wellen werden auf etwa der Hälfte der Distanz krabbelig und oft orientierungslos. Kein Problem für Lupina, die zieht unter Autopilot Steuerung eine schnurgerade Linie durchs Wasser. Aber Pia’s Körper reagiert trotz Stugeron für ein paar Stunden mit starken Kopfschmerzen und flauem Magen. Aber nach einem tiefen, gesundheitsbringenden Schlaf geht es ihr bald wieder besser und sie kann ihren Pflichten weiter ungehindert nachkommen.

Wir wechseln uns in der Nacht bei der Wache ab. Pia fährt die erste Schicht von Sonnenuntergang bis Mitternacht, Köbi ab Mitternacht bis Sonnenaufgang. Tagsüber wechseln wir uns ohne speziellen Plan spontan ab. So kommen wir beide zu genügend Schlaf und zeigen keine Ermüdungsprobleme
Wir haben unsere Abfahrt so geplant, dass wir bei Tageslicht unser Ziel erreichen. Das klappt perfekt und wir überqueren morgens um 5 Uhr die Hoheitsgrenzen der Dom Rep. Um 7 Uhr sind wir dann kurz vor Barahona in flachem Wasser, und Pia kann die Hoheitsflagge der Dom Rep sowie die gelbe Quarantäne Flagge setzen. Der Wind hat inzwischen nachgelassen und wir legen die letzten sieben Seemeilen unter Motor zurück. Das gibt uns auch die Gelegenheit, vor der Ankunft noch eine erfrischende, warme Dusche zu geniessen
Unser persönliches Empfangskomitee: Nora und Hacko vom Segelschiff Anixi. Sie Beide sind seit Anfang Dezember hier und geleiten uns zum Ankerplatz
Unser neuer Liegeplatz für die nächsten Tage – Aussicht beim Ankunftskaffee
Wir hatten eine wunderbare, zügige Überfahrt ohne irgendwelche Probleme mit dem Schiff. Hier die wichtigsten Eckdaten unserer Reise: zurückgelegte Strecke 414.9 Seemeilen (nm = nautical miles) mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 6.3 Knoten. Ah ja – auch ganz wichtig: unterwegs durften wir unsere ersten 10’000 Seemeilen (18’000 km) auf eigenem Kiel (also mit unserer Lupina) feiern – ein schönes Gefühl 😊
Wir sind noch beim Anlegerkaffee, da tuckert ein vollbeladenes Dinghi daher. Es ist Nora, die am Ufer die Einklarierungsbehörden abgeholt hat. Ein eigenes Boot haben sie nicht. Man müsste also mit dem Schiff direkt an die raue Hafenmauer (mit möglichen Kratzern und anderen Schäden am Schiff) oder von sicherem Ankergrund aus sie mit dem eigenen Dingi abholen. Nora hat uns freundlicherweise den Transport abgenommen
Der Vertreter der Armada auf unserem Schiff. Respektvoll verzichten wir darauf, ihn aufzufordern, seine schweren Militärstiefel auszuziehen 😉
Die Einklarierungsbehörden bei uns am Tisch (von links): der Vertreter der Immigration (Ivan), der Soldat der Armada (Grenzschutz), und der Mann vom Zoll und Drogenfahndung. Wir hatten schon in Bonaire ein Formular heruntergeladen, auf dem man seinen Gesundheitszustand festhalten musste. Dieses Formular haben wir kurz vor der Ankunft ausgefüllt. Das schaut sich der Mann der Immigration kurz an. Dann reicht er uns pro Person je ein kleines Immigrationsformular, das wir ausfüllen müssen. Das ist alles an Formularen. Der Zollbeamte macht dann einen kurzen Rundgang durch das Schiff, macht Fotos von belanglosem Zeugs und ist dann schnell zufrieden. Nach einem kurzen Getränk ist die ganze Einklarierung in weniger als einer halben Stunde zu Ende. Etwas Spezielles wegen Covid? Nichts! Wenn die Herren keine Maske tragen würden, könnte man meinen, es sei alles normal. Welche Bedingungen an Land herrschen, müssen wir später selber an Land oder von Nora und Hacko erfragen
Auch wichtig: ein Erinnerungsbild, um das uns der Immigrationsbeamte bittet. An anderen Orten wäre das undenkbar, da würde schon böse geschaut, wenn ein Beamte eine Kamera sieht

Der ganze Einklarierungsprozess läuft also speditiv, unbürokratisch und sehr entspannt ab. All die Geschichten über korrupte Beamte und Forderungen, die angeblich gestellt werden, haben wir weder letzte Saison noch diesmal erlebt. Die Getränke haben wir aus eigenem Antrieb offeriert, aber erst nachdem der Formalismus vorbei war. Der Soldat lehnte sogar ein alkoholisches Getränk ab und bevorzugte stattdessen einen Orangensaft.

Die Überraschung kommt dann aber am Nachmittag. Beim Gang an Land machen wir unser Dinghi beim Hafen der Armada an. Als wir wieder aufs Schiff wollen winkt uns ein Soldat zu sich und teilt uns mit, dass wir keine ordentlichen Dokumente hätten. Es folgt ein langes Gespräch mit mehreren Offiziellen und uns – alles auf Spanisch, das wir so irgendwie hinkriegen. Und was ist das Problem? Beim Ausklarieren in Bonaire hatten wir noch die Absicht, direkt nach Kuba zu segeln. So steht es auf dem Ausklarierungsdokument drauf. Unsere Planänderung haben wir erst kurz vor dem Auslaufen gemacht. Nach einer tüchtigen Standpauke des lokalen Chefs der Armada und einem reuigen Blick in unseren Augen, lächelt er uns zu und signalisiert, dass nun alles OK sei 😊

Unser erster Besucher an Bord nach der Einklarierung
Schon am frühen Nachmittag werden wir im Club Nautico in fröhlicher Runde willkommen geheissen. Der Mann ganz hinten am Tisch ist Peruaner und seit März in Barahona blockiert. Er ist zusammen mit einem anderen Skipper von einem 84 jährigen Amerikaner auf seinem Katamaran als Crew angeheuert. Bei Ausbruch von Corona ist der Amerikaner in die USA geflogen. Ob er jemals wieder zurückkommt, weiss niemand. Nun sitzen die Peruaner hier fest, weit weg von ihren Familien. Schicksale, die einem aufwühlen. Wir merken, reden tut diesen Leuten gut – und Köbi hört gerne zu. Wunderschöne Momente!
Lupina in Barahona

Wir werden Weihnachten hier in Barahona verbringen und ab dann ein Wetterfenster suchen, das uns gut nach Kuba bringt.

Ob wir es diesmal schaffen, in der wunderschönen Bucht, Bahia de Aguila, ganz im Westen der Dom Rep einen Zwischenstopp einzulegen? Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser

Unsere letzten zwei Monate auf Bonaire

Lange ist es her, seit wir uns zum letzten Mal gemeldet haben. In der Zwischenzeit ist eigentlich wenig passiert und auch bei den Seglern, die hier auf Bonaire an den Bojen liegen, ist wenig Bewegung zu spüren. Erst seit Ende November, wo die Hurrikan Zeit offiziell zu Ende ist, und daher die Versicherungen die Schiffe wieder versichern, kommt Bewegung auf. Einige Boote segeln nun in Richtung des östlichen Karibik Bogens (St. Martin, Antigua, Martinique, etc.), oder weiter westwärts nach Panama. Umgekehrt kommen nun einige Schiffe zurück aus Aruba oder Curaçao. Sie waren dort die letzten Wochen oder gar Monate meist an Land sicher aufbewahrt, sind nun wieder im Wasser und wollen zurück in die Antillen. Für uns in Bonaire heisst das, dass einerseits zwar etwas Bewegung ins Bojenfeld gekommen ist, andererseits aber immer noch alles voll belegt ist. Zum Glück gibt es nur ganz wenige Covid Fälle auf Bonaire, und so ist das Leben an Land eigentlich ganz normal mit praktisch keinen Einschränkungen für die Bewohner. Was macht man in so einer «langweiligen» Situation? Man geniesst Freunde, die Natur und das Leben!!

Fast jede Woche fahren wir mit unserem Mietauto, das wir uns mit ein paar anderen Schiffen teilen, zur Hang-Out Bar am Sorobon Beach und chillen, was das Zeugs hält
Die Drinks sind einfach herrlich
Warum wohl stecken da die Flamingos ihren Kopf ins Wasser? …
Hier die Antwort! Seit Wochen schüttet es immer wieder riesige Wassermengen vom Himmel. Der El Nino Effekt sorgt für alle rund vier Jahre dafür, dass es zu grösseren Niederschlägen auf Bonaire kommt. Hatten wir letztes Jahr noch den Eindruck, die Insel sei sehr dürr und trocken, lernen wir jetzt, dass es auch anders sein kann. Nicht selten regnet es mehrere Stunden pro Tag. Unsere neuen Sonnenpaneelen kriegen da leider nur wenig Arbeit
Das soeben neu renovierte Trockendock der Werft steht mehrere Tage komplett unter Wasser
Auch die Strassen sind immer wieder grossflächig überflutet
Sahen wir vor Jahresfrist die Kakteen noch auf ödem, trockenen Grund stehen, sind sie heute von vielen grünen Pflanzen umgeben
Sogar die Tiere passen sich dem frischen, leuchtenden Grün der Pflanzen an
Die Kakteen werden von anderen grünen Pflanzen bedrängt wo sie noch vor einem Jahr völlig unbedrängt ihr Dasein fristeten
Ab und zu machen wir kleine Wanderungen. Pia unter einem Schatten spendenden Divi-Divi Baum nahe beim Aussichtspunkt «Seru Largu»
Im Gegensatz zu letztem Jahr, wo wir praktisch die einzigen Deutsch sprechenden Segler auf Bonaire waren, sind es jetzt mehrere Boote. Es liegt auf der Hand, dass es einmal ein BBQ Nachmittag auf Klein Bonaire mit dieser Sprachgemeinschaft gibt
Improvisierter Grill am «No Name Beach» in Klein Bonaire
Immer wieder geniessen wir Besucher auf unserem Boot. Manchmal erlaubt Pia ihnen sogar, unsere Küche benutzen zu dürfen 😉 Nora vom Schiff Anixi bereitet uns hier gerade ein sehr feines Fischgericht zu
Dann haben wir das Vergnügen, an mehreren Geburtstagsfeiern teilnehmen zu dürfen. Einmal ist es Wendy, vom Segelschiff Mischief (= Lausbub) …
… ein anderes Mal Sylvester (SY Tween), …
… und dann Barbara (SY Lille Venn) die uns an ihrem Wiegenfest teilhaben lassen
Eines der bekanntesten Lokale hier, Karel’s, hat viel zu viel Corona Bier eingekauft. Einerseits bleiben die Kreuzfahrtschiffe mit den vielen Touristen weg, andererseits animiert der Name im Moment nicht gerade zum Genuss dieses Getränkes. Köbi macht ein paar Hilfeaufrufe im regelmässig stattfindenden Cruisers Net und kauft selbst ein paar Kisten davon. Nach kurzer Zeit ist der Wirt Dank den Seglern sein Problem los und seither ein guter Freund von Köbi
Wer schon mal in Bonaire war und gerne Eis mag, der kennt Gio’s. Und wer uns kennt weiss, dass Gio’s sehr schnell zu einem unserer Lieblingslokale wurde
Thanksgiving ist für die Amerikaner ein besonderes Fest. Da werden alle guten Freunde und Bekannte zu einem ausgiebigen Essen eingeladen. Hier dürfen wir auf dem Schiff «Diva» diesen Anlass geniessen. Alles beginnt mit einem lockeren Aperitif …
… gefolgt von einem reichhaltigen Essen, dessen Hauptteil Truthahn ist. Da dieser aber auf der Insel nicht zu bekommen war, dürfen wir grillierte Steaks geniessen. Die vielen Zutaten (Bild) werden meist von den Besuchern gebracht
Jenn, die Gastgeberin auf der SY Diva

Wer nun meint, wir sind dauernd am Essen und Party machen, liegt nicht sooo falsch, aber es gibt auch immer wieder Arbeit, die meist unerwartet auftaucht und zu erledigen ist. Bei einer routinemässigen Kontrolle des ganzen Riggs stellen wir fest, dass eine der Unterwanten gebrochene Drähte aufweist. Wir haben das ganze Rigg vor etwas mehr als zwei Jahren erneuert und so etwas dürfte eigentlich noch nicht auftreten.

Das Bild zeigt klar die gerissenen Drähte. Die Wante muss ersetzt werden. Aber woher kriegen wir diese? Zum Glück gibt es einen Jungunternehmer auf Bonaire, der soeben neu als Rigger begonnen hat. Innerhalb weniger als zwei Wochen ist die Wante in den USA bestell und bereits erfolgreich ersetzt
Einmal stellt Köbi fest, dass die Träger unseres Davids (Halter für das Dinghi) gerissene Schweissnähte haben. Bei einem lokalen Spezialisten für Schweissen von rostfreiem Stahl finden wir Hilfe
Für die Wiedermontage der Halterungen sind wir auf die Unterstützung eines Seglerfreundes angewiesen, da Köbi’s Rücken solche Verwindungen noch nicht zulässt. Hacko von der SY Anixi muss sich tief in unsere Backskiste winden, um die Schrauben montieren zu können
Tauchen beansprucht einen grossen Teil von Köbi’s Freizeit. Hier macht er sich mit seinen Tauchfreunden auf zu einem Tauchgang
Tauchen – Schweben unter Wasser
Die verrücktesten Dinge machen bekanntlich am meisten Spass, das ist hier offensichtlich: Surfboard-Skiing mit einem Dinghi. Ralph von der SY Lille Venn macht im Hintergrund eine echt gute Figur
Sankt Nikolaus auf Bonaire. Schon gut ein Monat vor dem Termin kommt der weissbärtige Mann mit einem grossen Auto-Konvoy daher. Seine Mission ist einfach: Party, Lärm und viele Drinks. Was da wohl die Kinder lernen sollen?
Unser nächstes Ziel wird Kuba sein. Da trifft es sich gut, dass unsere Freunde von Bonaire, Konny und Martin, schon mal auf dieser Insel in den Ferien waren und uns an einem gemütlichen Sonntag Nachmittag Land und Leute anhand ihrer Fotos etwas näher bringen können
Feines Nachtessen auf der SY Lille Venn. Barbara und Ralph aus Möhlin liegen mit ihrem Katamaran direkt vor dem Dinghi Steg. Strategisch optimal gelegen für uns. Es sind sehr interessante und kurzweilige Gastgeber …
… und auch ihre Küche mundet uns perfekt! 😉
Auch auf der SY Meerla sind wir mehrmals zu Gast. Nelly und Allan (hinten am Tisch) sind mit ihrem Allure Aluminium Schiff in Bonaire auf ihrer Weltreise eingebremst worden. Bald aber geht’s auch bei ihnen weiter. Am 6. Dezember laden sie uns und die Crew von der SY Lille Venn (Barbara + Ralph, links am Tisch) zu einem Samichlaus-Brunch ein. Mit vollgeschlagenen Bäuchen verweilen wir uns dann mit Brändi-Dog, eine Art «Eile mit Weile», aber viel spannender und strategischer. Zu unserem Erstaunen gab es trotz hitzigem Schlagabtausch auf dem Spielbrett keine blutigen Nasen und wir mögen uns immer noch 😊

Köbi hat auf Bonaire so richtig Lust am Tauchen bekommen. Da Pia aber nicht tauchen will (die schwere Gerätschaft und der Zeitaufwand halten sie davon ab) sucht sich Köbi immer unter den anderen Seglern einen Tauchpartner. Mit David vom Schiff Mischief hat er einen idealen Partner gefunden. David ist auch erst hier auf Bonaire so richtig auf den Geschmack gekommen, hat nun diverse Kurse besucht und benutzt fast jede Gelegenheit, unter Wasser zu sein. Als er sich seinem 100. Tauchgang nähert, wird rege diskutiert, wie man das am besten feiern soll. Der Vorschlag von Köbi, dass er einen Nackt-Tauchgang machen könnte, findet bei den Tauchkolleginnen und -kollegen spontan regen Anklang. Nun, David, ein Engländer der sehr gerne sportliche Herausforderungen annimmt, konnte nicht mehr anders …

… und absolviert den ganzen einstündigen 100. Tauchgang lediglich mit seiner Taucherausrüstung bekleidet. Den Moränen, Barracudas und anderen Raubfischen begegnet er diesmal aber mit einem besonders respektvollen Abstand
Nach dem 100. Tauchgang stossen wir alle mit dem nun wieder bekleideten David (neben Köbi an der Bar stehend) auf seine tolle Leistung an
David, Pia, Köbi und Wendy (von links) in der Hang-Out Bar. David und Wendy wollen auch in den Pazifik und wer weiss, vielleicht absolviert Köbi dann seinen 100. Tauchgang auch wieder mit David zusammen 😉
Bonaire war für uns eine Notlösung, als wir im Juni aus der Hurrikan Zone flüchten mussten. Im Nachhinein gesehen war und ist es ein Glücksfall. Wir durften unheimlich viele schöne Momente erleben …
… ganz liebe Leute kennen lernen …
… und nach langer Zeit Wiedersehen mit Pia’s Tochter Angela und Freund Ralf feiern
Mit Angi und Ralf auf einem Törn um Klein Bonaire herum. Eine gute Gelegenheit für uns, alle Systeme an Bord wieder mal im Einsatz zu testen. Sogar den Autopiloten darf ich kurz auf seine korrekte Funktion prüfen, bevor Ralf wieder ans Steuer will
Die Zeit in Bonaire geht für uns nun dem Ende entgegen. Wir könnten es hier noch lange geniessen und noch länger bleiben …
… aber Fernweh und Abenteuer rufen
Wir sind bereit für Neues
Für einmal: Lupina im Glas

Wir haben auch noch einen kleinen Film über Bonaire gemacht. Folge diesem Link auf und unter dem Wasser in Bonaire oder klick oben im Menü auf «Videos»

Heute Montag, 14.12.2020, fahren wir am Nachmittag los nach Barahona auf der Dominikanischen Republik. Ursprünglich wollten wir direkt nach Kuba, aber dann haben uns Nora und Hacko (SY Anixi) angeschrieben. Sie sind vor ein paar Tagen dort angekommen und motivieren uns, einen kurzen Umweg zu segeln und mit ihnen Weihnachten zu verbringen. Wir haben Zeit – und Kuba läuft uns nicht weg 😉. Mit einem Klick oben im Menü «aktuelle Position» kannst du unsere Überfahrt live mitverfolgen.

Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser

Zurück in Bonaire wartet Arbeit

Bis Ende September ist der Rücken von Köbi dank Physio- und Craniosakral-Therapie wieder so gut stabilisiert, dass wir am 27. September wieder zurück nach Bonaire fliegen können. Das Gepäck, das wir mitschleppen, ist enorm: drei grosse Koffer, jeder bis zum maximal erlaubten Gewicht gefüllt, plus das maximal erlaubte Handgepäck. Wir haben viel Ersatzmaterial für die Lupina dabei und einer der schweren Koffer ist für Nelly und Allan von der Segelyacht (SY) Meerla, die vergeblich gehofft hatten, dass Besucher aus der Schweiz ihnen das mitbringen könnten. Köbi’s Schwestern Sabine und Regine bringen uns frühmorgens an den Basler Flughafen und helfen, das Gepäck an den Eincheckschalter zu bringen. Dort wartet für Köbi ein Rollstuhl, so dass sein Rücken das lange Anstehen und den Gang durch Pass und Gepäckkontrolle zum Abfluggate unbeschadet und heil übersteht. Auch das Umsteigen in Amsterdam klappt Dank dieser Unterstützung problemlos.

Rund 10 Stunden nach dem Abflug von Amsterdam steigen wir in Bonaire bei Sonnenschein, 30 Grad Temperatur und einem steifen Rücken (Köbi) erleichtert aus dem Flugzeug. Dank einem aktuellen negativen PCR -Test und korrekt ausgefüllten Gesundheitsdeklarationen dürfen wir ohne zusätzliche Quarantäne in Bonaire einreisen. Hier hat sich seit unserer Abreise viel verändert: gab es Anfang August noch keine Covid-Ansteckungen auf der Insel, sind in der Zwischenzeit die Fälle explodiert und es mussten strikte Massnahmen angeordnet werden, ähnlich wie anfänglich in Europa. Verständlich, dass deshalb am Flughafen eine gewisse Nervosität herrscht. Herrlich, als wir endlich ins Freie treten und unsere Freunde Konny und Martin wiedersehen können. Sie fahren uns mit ihrem grossen Pick-Up Truck, der das viele Gepäck problemlos schluckt, zu unserer Lupina, die uns in der Marina schon ganz nervös schaukelnd erwartet. Wir treffen sie in tadellosem Zustand an. Wolfgang von der SY Hubbert hat während unserer Abwesenheit perfekt zu ihr geschaut. Keine Mängel, kein Schimmel, alles i.O.! Wunderschön – wir sind wieder zuhause!

Kaum in Bonaire angekommen, geht es los mit diversen Arbeiten. Zuerst kommt die lange ersehnte Waschmaschine dran. In Holland bestellt und im Container mit ein paar anderen Dingen nach Bonaire geliefert, war sie kurz vor unserer Ankunft auf der Insel angekommen. Unser Freund Sylvester (Bild links) hat sie in Empfang genommen und liefert sie uns an den Pier. Mit tatkräftiger Hilfe von Hacko, SY Anixi, (am Schubkarren) kriegen wir das Paket sicher zum Schiff
Köbi’s Rücken ist froh und dankbar, dass er nicht mithelfen muss, das 50 Kilogramm schwere Teil vom Pier an Bord zu hieven. Sylvester und Hacko schaffen das locker
Die Maschine hat Spezialmasse. Sie dürfte keinen Zentimeter grösser sein, sonst würde sie nicht durch Niedergang und Türen passen und wir könnten sie nicht einbauen
Hacko (unten) und Sylvester dürfen stolz sein, sie haben gerade in diesem Moment Pia zur glücklichsten Bordfrau gemacht 😉. Ein Glücksfall für uns auch: Hacko hat in seinem Vor-Seglerleben mal in der Haushaltsmaschinen-Branche gearbeitet. Seine diversen Tests und die perfekte Inbetriebnahme der Maschine haben Köbi sicher ein paar Stunden Durchblättern der Betriebsanleitung erspart 😊
Am nächsten Tag sieht es auf der Lupina so aus. Die Maschine arbeitet perfekt, die Wäsche ist sauber, Pia ist happy! Happy wife – happy life! Vielen Dank Hacko und Sylvester für eure Hilfe!
In den nächsten Tagen herrscht ein grosser Wirrwarr an Bord. Arbeiten an der Elektronik: 2x 180 Watt Solarpanelen (Stromproduktion) und ein WiFi Booster (Antenne zum Empfang und Verstärken von WiFi Signalen) sollen eingebaut werden
Wiederum ist Sylvester der Mann der Stunde. Er hat Köbi bei der Auswahl der Hardware beraten und diese dann in der USA, Holland und Bonaire zusammengekauft. Als ehemaliger Elektriker führt er dann die Installation an Bord fachgerecht aus. Hier besprechen wir gerade die möglichen Varianten. Alles beginnt mit einer guten Planung …
… und dann schweisstreibender, nicht immer ganz einfach zugänglicher Arbeit. Sylvester macht das locker und in stoischer Ruhe
Montage der steuerbordseitigen Solarpanele. Vorerst montieren wir sie direkt an den Reelingdraht, wollen aber dann bei nächster Gelegenheit eine Lösung mit rostfreien Stahlrohren anbauen

Nachdem die geplanten Arbeiten erledigt sind, ist es für uns Zeit, von der Marina ins offene Wasser an eine Mooring (= Boje) zu wechseln. Das stellt sich aber als fast unmögliches Unterfangen heraus. Da rings um uns herum fast alle Inseln die Grenzen dicht haben oder auf 14 Tage Quarantäne bestehen, hat Bonaire die Aufenthaltsfristen für Segler vorläufig sistiert. Das hat zur Folge, dass es praktisch keine Schiffsbewegungen mehr gibt. Niemand verlässt Bonaire und es ist kein Platz für Neuankömmlinge mehr vorhanden. Kurz: es ist ziemlich voll hier.

Aber auch hier haben wir Glück. In der Marina kommen wir mit unserem Schiffsnachbarn ins Gespräch. Es ist ein lokaler Unternehmer, der Schiffsfahrten für Touristen durchführt. Im Moment ist für ihn nichts los. Eines seiner Schiffe, das normalerweise an einer Mooring festgemacht ist, hat er gerade an Land genommen für Unterhaltsarbeiten. Haben wir richtig gehört? Da gibt es eine freie Mooring? Super! Wir kriegen sie und sind schon am nächsten Tag draussen.

Lupina am neuen Liege Ort. Wir haben sehr viel Platz um uns herum, wir sind das letzte Schiff in einem sehr locker gelegten Mooringfeld, welches ausschliesslich privaten Besitzern gehört. Wir sind zwar etwas weit weg von unserem angestammten Dinghi Anlegesteg, aber das ist uns in diesem Moment egal. Wir haben eine Boje, sind wieder auf dem offenen Wasser und können nach Herzenslust baden und schnorcheln. Wir sind total happy 😊

Zu 99% kommt in Bonaire der Wind aus östlicher Richtung. Für diese Windrichtung bietet die Insel einen perfekten Schutz. Ab und zu kommt es aber vor, dass der Passatwind von Gewitterzellen über der Küste von Venezuela gestoppt wird und sich für ein paar Stunden ein Wind, meist aber nicht stark, aus westlicher Richtung aufbaut. Solch eine Wetterlage («Reversal» genannt) hatte sich noch zu unserer Zeit in der Marina aufgebaut. Der Wind ist nicht das eigentliche Problem, sondern die Wellen, die sich an den betonierten Uferwänden brechen und zurückgeschlagen werden. Das führt im Küstenbereich zu ganz steilen, ekligen Wellen, welche die Schiffe unheimlich tanzen lassen und die Mooring Leinen an ihre Grenzen bringen. Die lokalen Fischer und Bootseigner nehmen dann ihre ganz nahe an der Küste stationierten Schiffe und bringen sie in die sehr gut geschützte Marina. Segelschiffe machen das zum Teil auch, oder flüchten rund eine Meile rüber ans Ostufer der vorgelagerten Insel Klein Bonaire.

Kaum haben wir uns an unserer Mooring eingelebt gibt es in der zweiten Nacht unerwartet einen weiteren solchen Reversal. Diesmal aber viel heftiger und länger als derjenige vor Wochenfrist. Keines der Wetterprogramme hat ihn angekündigt. Heimtückisch, spät in der Nacht, setz er ein. Viele sind bereits am Schlafen. Köbi nicht. Er merkt, wie sich der Wind nach Mitternacht plötzlich dreht und wie sich langsam Wellen gegen die Küste aufbauen. Wir haben sehr lange Leinen und viel freien Platz um uns herum. Auch sind wir genügend weit vom Ufer weg, so dass wir reagieren könnten. So gegen zwei Uhr nachts ist das Windmaximum erreicht, die Wellen bei uns sind moderat und die Leinen zerren nicht am Schiff. Um drei Uhr geht Köbi dann beruhigt zu Bett: hier liegen wir sehr ruhig!

Nicht erschrecken. Die nächsten Bilder sehen fürchterlich aus, aber uns und unserem Boot geht es prima! Wir haben den Reversal absolut schadlos und entspannt überstanden.

Blick am nächsten Morgen über das offizielle Mooringfeld. Der Wind hat da schon stark nachgelassen und bereits wieder etwas nach Süden gedreht. Die Schiffe tanzen immer noch ordentlich auf dem heftigen Schwell
Bei einem Segelboot rissen die Leinen. Der Skipper wollte unter Motor flüchten, schaffte es aber nicht, weil andere Schiffe, heftig hin und her schwojend, und lose Leinen im Wasser ihm die Ausfahrt versperrten. Das traurige Ende eines stolzen Segelschiffes! Fazit des Reversals: ein Segelschiff und ein Fischerschiff gestrandet, viele kleinere Boote an Land gespült, Klampen aus Schiffen herausgerissen und viele weitere Schäden an Schiffen und Anlegestegen
Unser Dinghi Motor, ein 6 PS starker Suzuki 4-Takter, hat uns die erste Phase unserer Segelreise zuverlässig und ohne Pannen seine Dienste erwiesen. Mit dem neuen Highfield Dinghi, das etwas schwerer ist als unser altes Boot, war die Leistung aber etwas zu gering. Wir haben uns deshalb entschlossen, einen 9.8 PS starken Tohatsu 2-Takt Motor zu kaufen. Dieser ist gleich schwer, bringt aber über 50% mehr Power. Am Tag bevor wir den neuen Motor ausgeliefert bekommen, sagt unser treuer alter Motor: «ich hab genug! Macht doch die Arbeit selber!». Kurzerhand lässt er uns auf offenem Meer stehen, beziehungsweise treiben. Zum Glück sehen uns Chris und Jenn von der SY Diva. Sie kommen uns mit ihrem Boot zur Hilfe und schleppen uns zurück zur Lupina
Schon am nächsten Tag ist er da – der neue Motor. In der Zwischenzeit hat Köbi auch das Problem bei unserem treuen alten Suzuki gefunden: der Benzinschlauch hatte eine defekte Dichtung und der Motor zog Luft an. Ein neuer Anschluss und er läuft wieder wie eh und je zuverlässig
Die neuen, glücklichen Besitzer unseres Suzukis: Lotte und Freund von der SY Luna. Wir haben über das Cruiser Net (eine drei Mal pro Woche stattfindende Funkrunde auf VHF Kanal 77) eine Woche vorher bekannt gegeben, dass ein funktionierender Aussenborder zum Verkaufen sei. Sie waren die Schnellsten. Wir wünschen ihnen viel Freude mit «unserem» Freund
Einmal erwähnt Nelly von der SY Meerla, dass sie eine Nähmaschine an Bord hat. Pia spitzte nicht nur die Ohren, sie handelte auch. Nun steht das Ding leihweise auf unserem Salontisch und rattert rund um die Uhr. Als gelernte Schneiderin ist Pia im Element und schneidert, was das Zeug hält. Einmal kommt sogar kurz ihr Finger dran (ja, die Nadel ist ganz durch den Fingerspitz gedrungen!), aber Dank kühlem Blut von Pia und Köbi’s Ersthilfekünsten geht das ganze Malheur sehr glimpflich über die Bühne
Als Erstes kriegt unser neuer Motor einen Massgeschneiderten Überzug – passt!
Dann wird die Schweizer Fahne, die nun auch schon wieder ein Jahr ihre Hoheitsdienste leistet, repariert …
… und endlich kriegen auch unsere Sitzkissen wieder einen neuen Überzug. Gut gemacht, Pia! 😊
Ein Mitbringsel aus der Schweiz: hässlich anzuschauen, unangenehm labbrig und schlüpfrig in der Hand, aber unheimlich gut und effizient verhindern diesen wabbligen Dinger das Austrocknen von angeschnittenen Gemüsen und Früchten. Ein Tipp unserer Schwiegertochter. Danke Jasi 😉
Ein neues Kapitel beginnt gerade in diesem Moment. Das Segelschiff «Lille Venn» mit Barbara und Ralph aus Möhlin in der Schweiz hat gerade die rund 100 Seemeilen lange Überfahrt von Aruba nach Bonaire erfolgreich absolviert. Wir haben schon länger mit ihnen über Internet Kontakt und hatten sie auch zweimal bei unserem Letzten Besuch in der Schweiz getroffen. Sie hatten ihr Schiff in Aruba im Yard parkiert und sind nun vor ein paar Tagen wieder zurück nach Aruba geflogen. Sie wollten schon länger nach Bonaire kommen, bekamen aber nie einen Hafenplatz, weil hier alles voll ist. Als wir dann in der Marina lagen, haben wir mit der Chefin dort ausgehandelt, dass «Lille Venn» unseren Platz bekommt, sobald wir an eine Mooring verlegen. Und so hat es dann auch geklappt: «Lille Venn» hat die Reservationsbestätigung und somit die Einreiseerlaubnis erhalten. Im nächsten Leben wird Köbi Marinero 😊
SY Lille Venn mit Barbara und Ralph rauscht mit wehenden Segeln zum Gruss an der Lupina vorbei. Sie müssen nun zuerst 14 Tage in Quarantäne (Aruba zählt als Risikoland), bevor wir das Wiedersehen dann feiern können

Falls ihr euch fragt, wie es Köbi’s Rücken in der Zwischenzeit geht, dann gibt es Erfreuliches zu erzählen. Auch hier wieder ein Glücksfall. Als Konny am Flughafen Köbi sah, weckte sein Humpeln und der gequälte Gang ihre medizinischen Instinkte. In klassischer Medizin grundgebildet und später in traditioneller Medizin weitergebildet hatte sie jahrelang eine eigene Praxis. Ihre erste Anamnese des zähen Rückenleidens machte sie kurz nach unserer Ankunft in Bonaire während eines Segeltörns bei uns auf dem Schiff. Köbi wurde akupunktiert und musste 20 Minuten reglos in seiner Koje liegen. Danach ging es ihm schon das erste Mal besser. Die Therapie setzte Konny dann bei sich zu Hause fort und Köbi kann heute schmerzfrei gehen und sich bewegen. Einzig das rechte Bein muss nun noch zu alten Kräften finden. Gemeinsam schaffen wir das 😉 Viiiiielen Dank Konny!!!

Sonnenuntergang auf der Lupina

Wie geht es weiter mit Köbi’s Rücken? Welche Abenteuer erwarten uns an unserem Liegeplatz? Wie planen wir die nächsten Reiseabschnitte? Demnächst hier zu lesen: es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser!

Tanz auf 2 Hochzeiten in der Schweiz

Wölflinswil / Fricktal: Seit dem 2. August 2020 sind wir zurück in unserer Heimat in der Schweiz
Einmal mehr dürfen wir bei der Familie Stadelmann für die ganze Zeit unseres Aufenthaltes Gastrecht geniessen. Schnell kommt nach unserer Ankunft etwas Karibik Feeling auf. Sundowner im Strandkorb …
… oder im Liegestuhl genossen, schmeckt hier fast so gut

Als wir von Bonaire abgereist sind, gab es keine aktiven Corona-Fälle. Da wir unterwegs aber im Flugzeug und an den Flughäfen trotz Masken exponiert waren, haben wir in der Schweiz in den ersten zwei Wochen den Kontakt zu Familienangehörigen und Freunden auf das Nötigste reduziert. In dieser Zeit haben wir vor allem unseren Bürokram, der jeweils bei unserer Rückkehr ansteht, erledigt und sind für ein paar Tage nach Arosa gefahren.

Arosa, wunderschöner Ferienort bei Chur, idyllisch am Ende eines langen Tales auf 1’500-1’800 müM gelegen
Hier werden wir nicht nur jeden Tag mit üppiger Sonne, sondern auch mit einem Alphornständchen begrüsst. Typisch Schweizerisch
Wir verbringen ein paar wunderschöne Tage mit herrlichem Bergwandern in der Umgebung von Arosa
Dorothee und Stefan Laxhuber, ein Seglerpaar, das wir in den Kanaren kennen gelernt und später wieder in der Karibik getroffen haben. Ihr Schiff ist auf Grenada an Land sicher deponiert und die Beiden verbringen gerade die Hurrikan Zeit an ihrem Feriendomizil auf der Lenzerheide. Wir treffen uns auf dem «Hörnli» (Bergwirtschaft zwischen Lenzerheide und Arosa) zu einem lockeren Wiedersehen
Noch etwas Werbung für Arosa: auf einem der höchstgelegenen 18-Loch Golfplätze Europas lässt sich eine wunderbare Aussicht geniessen – und bei rund 1’800 müM ist das auch noch sportlich anspruchsvoll

Und dann ist sie endlich vorbei, unsere «selbst auferlegte Quarantäne». Zurück an unserem Wohnort in Wölflinswil sind wir nur gerade 20 Fussminuten entfernt von unseren beiden Grosskindern. Wir haben uns sehr auf ein Wiedersehen mit unseren Familien gefreut, und jetzt ist diese Zeit einfach da. Das Wetter spielt perfekt mit und wir geniessen jede Gelegenheit mit ihnen.

Grossmami ist viel interessanter als eine Puppe und lässt sich gerne die Haare auf alle Arten frisieren
Opi übernimmt derweil die Rolle des Gärtners und zeigt den Kindern, wie die alte Wasserpumpe funktioniert
Spielen macht müde 😉
Oh – so schick? Ja wo laufen wir denn da hin??
Zivilstandsamt Laufenburg. Alles klar?

Seit 25 Jahren sind wir nun befreundet. Anfänglich wurden wir von Bekannten und Verwandten immer wieder darauf angesprochen, wann wir denn nun endlich heiraten würden. Meistens haben wir dazu immer gelacht, aber keine richtige Antwort gegeben. In den letzten Jahren ist diese Art von Fragen nun weniger geworden, aber für uns blieb es doch irgendwo im Hinterkopf drin. So kam es, dass Köbi im Oktober 2019 bei einem sehr romantischen Sonnenuntergang auf der Lupina die noch romantischere Frage stellte. Pia antwortete trocken (so trocken, wie Köbi wohl gefragt hatte 😉): «ich muss es mir noch überlegen!» OK, es soll ja nichts überstürzt werden. Drei Tage später backte Pia dann einen Kuchen und schob Köbi das erste Stück beim Frühstück hin. Beim Kauen des Kuchens fand sich darin ein kleines Zettelchen, auf dem stand «ja, ich will!»

Nun hatten wir uns also nach 25 entschieden, zu heiraten. Bei unserem für das Frühjahr 2020 geplanten Besuch in der Schweiz sollte es soweit sein. Aber dann machte uns COVID einen Strich durch die Planung und wir konnten erst im August nach Hause fliegen. Dumm nur: in der Zwischenzeit hatte auch Pia’s Sohn David sich entschieden, seine geliebte Barbara zu ehelichen und sie hatten ihr Fest bereits auf Ende August angesetzt. Zwei Hochzeiten hintereinander? Das wollten wir nicht, aber verschieben wollten wir auch nicht. So kam es, dass wir uns entschieden, unsere Vermählung ganz im Geheimen in kleinem Rahmen, ohne Wissen unserer Familien, durchzuführen. Das einzige, was wir brauchten, waren Trauzeugen. Die waren in Mandy und Dani, unseren Gastgebern, schnell gefunden, und unserer Hochzeit stand nichts mehr im Wege.

Danke Mandy und Dani, dass ihr unsere Vermählung begleitet habt! Übrigens, unser Hochzeitsdatum ist der 17. August – zufälligerweise das gleiche Datum, wie bei unseren Trauzeugen 😊😊
Die nächsten 10 Tage mussten wir immer sehr aufpassen, dass wir uns nirgends verplapperten und unser Geheimnis ungewollt Preis gaben. Beim Kinderhüten fiel uns das aber nicht schwer
Am 29. August dann das Hochzeitsfest von Barbara und David in Engelberg
«Fare Well Party» im Garten unseres Hauses. Wir hatten ganz bewusst dazu eine Woche nach der Hochzeit von Barbara und David eingeladen. Es sollte «unser» Fest werden, wo wir auch unsere Vermählung bekannt geben konnten. Auf der Einladung stand zwar nur, dass wir uns wieder aus der Schweiz verabschieden wollen. Aber es wurde gleichzeitig auch der Abschied von unserem Leben als «Singles»
Die Überraschung ist uns gelungen und es wurde ein schönes Fest, nach unserem Geschmack, in einfachem aber sehr herzlichen Rahmen
Niemand hatte etwas geahnt, ausser einer (etwas zu neugierigen 😉) Schwester. Sie hat in letzter Minute noch flugs einen Kuchen für uns gebacken, und so kam es, dass wir mit ein paar Tagen Verzögerung sogar noch eine Hochzeitstorte anschneiden durften

Unser Rückflug zur Lupina nach Bonaire war für den 9. September gebucht. Ein paar Tag vorher setzten aber bei Köbi sehr heftige Rückenschmerzen ein. Ein Arzttermin und das angeordnete MRI bestätigen eine akute Diskushernie im 3. und 4. Lendenwirbel. So entscheiden wir, noch ein paar Tage bis Ende September in der Schweiz zu bleiben. Dieser Entscheid wird uns noch durch ein Hochzeitsgeschenk unserer Untermieter versüsst: sie reisen in die Ferien und überlassen uns ihre (unsere) Wohnung für ein paar Tage für „Wellness“-Ferien – wow, was für ein tolles Geschenk!

Danke Elsbeth und Fredy für euer unglaublich schönes Hochzeitsgeschenk

Die Schweiz ruft

Das Buchen eines Fluges in die Schweiz für den 2. /3. August klappt auf Anhieb überraschend gut, und er wird auch nicht von der Fluggesellschaft abgesagt. Andere Segler, mit denen wir sprechen, haben da mehr Schwierigkeiten angetroffen und mussten zum Teil grosse Umwege in Kauf nehmen. Unsere vorläufig letzten Tage in Bonaire verbringen wir mit viel Unterhaltsarbeiten am Schiff, pflegen von Freundschaften, Wassersport und (vor allem Köbi) geniessen des Nachtlebens in Kralendijk.

Seit ein paar Tagen gibt es wieder ein Cruiser Net in Bonaire. Drei Mal in der Woche werden über VHF Kanal 77 interessante Informationen unter Seglern ausgetauscht. So wird zum Beispiel eine morgendliche Frühsportstunde ins Leben gerufen – «Noodling» genannt. Die «Noodle» ist eine rund 1.5 Meter lange Schaumstoffstange, mit der man im Wasser Gymnastikübungen betreibt. Eine super Gelegenheit, unseren etwas eingerosteten Gelenken wieder mehr Beweglichkeit zu verleihen
Die Reparatur am Teakdeck der Heckklappe wird abgeschlossen. Der letzte Arbeitsschritt ist das Flachschleifen des neu verlegten Holzes und der Fugen
Ausgelassene Stimmung zu später Stunde in einem unserer Lieblingslokale
Von der Teakreparatur hat es noch schwarzen Kleber übrig. Da dieser, einmal geöffnet, in ein paar Wochen eintrocknet, nutzt Köbi die Gelegenheit, einige sich lösende Fugen zu erneuern. Er hat gut aufgepasst bei der Teakreparatur, und die Arbeit gelingt ihm sehr gut
Verabschiedungsfeier bei Wendy und Sylvester (Paar rechts im Bild). Sie haben uns in der Quarantänezeit mit frischen Lebensmitteln versorgt und helfen uns auch bei einigen Arbeiten an der Bordelektrik. Das andere Paar am Tisch, Babbie und Ronny (SV Campechano) haben wir im Januar in Puerto Rico getroffen. Für die Hurrikanzeit sind die beiden Puertoricaner mit ihrem Katamaran wie immer in den letzten Jahren nach Bonaire gekommen. Sie haben gerade ihre Quarantäne abgeschlossen und nun machen wir mit ihnen einen Platztausch: Lupina darf in die Marina, und Campechano wechselt an unsere Boje im Mooringfeld
Wendy verwöhnt uns mit einer feinen Grillade
Am Samstag dem 1. August verholen wir unsere Lupina in die Harbour Village Marina, wo sie nun schon einige Male gut und sicher liegen durfte
Darf natürlich am Schweizer Nationalfeiertag nicht fehlen: 1. Augustfeier mit Käse-Fondue auf dem Schweizer Segelschiffe «Meerla» mit Nelly und Allan (rote Shirts)
Und dann ist es gestern Morgen soweit. Mit der KLM heben wir ab und verlassen Bonaire über die Lac Bay Bucht (Jibe City, wo Angela arbeitet, wenn es dann wieder Arbeit gibt) nach Europa

Mittlerweile sind wir heute Nachmittag via Amsterdam sicher und ohne Komplikationen in der Schweiz angekommen und geniessen bereits ausgiebig das Gastrecht bei Mandy und Daniel Stadelmann. Wir freuen uns auf ereignisreiche Wochen mit unseren Familien und Freunden in der Heimat. Wir melden uns dann wieder, wenn wir uns dann im September wieder nach Bonaire aufmachen.

Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser!