Passage durch den Panama Kanal

Der Panama Kanal, erstellt zwischen 1903 und 1914, ist eines der weltweit bekanntesten Bauwerke. Er erstreckt sich über rund 80km von Colon auf der Atlantikseite quer durch Panama südwärts nach Panama City zum Pazifik. Jährlich wird er von rund 14’500 Schiffen passiert. Die Grösse der Schleusen hat fast ein Jahrhundert lang die maximale Grösse der weltweit gebauten Schiffe bestimmt. Schiffe der sogenannten «Panamax-Size» passen gerade noch zentimetergenau in die Schleusen (320 Meter lang, 33,5 Meter breit).

Der Panama Kanal – die rote Linie – führt vom Atlantik in den Pazifik

Der Kanal hat auf jeder Seite 3 Schleusenstufen, wovon jede rund 8 Meter Höhendifferenz überwindet. Auf der Atlantik Seite heben die Gatun-Schleusen die Schiffe hoch in den Gatun See und auf der Pazifik Seite führen zuerst Pedro Miguel (1 Stufe) und dann Miraflores (2 Stufen) runter in den Pazifik. Jede Stufe besteht aus einem parallel angeordneten Schleusenpaar, so dass die Schiffspassagen im Pendelverkehr möglich sind. Zwischen den Schleusen fahren die Schiffe durch einen riesigen Stausee, den Lake Gatun, der durch das Aufstauen des Rio Chagres durch den Gatun-Damm entstanden ist. Ein 12,7 Kilometer langer, tief ins Gelände eingeschnittener Kanal (Culebra oder Gaillard Cut) führt dann schlussendlich durch das Gebirge zu den Schleusen im Süden. Mit jeder Schiffspassage fliessen über die Schleusen fast 200 Mio. Liter Süsswasser ins Meer. Das ist in der Regenzeit kein Problem, aber in den Trockenperioden braucht es Ausgleichsbecken, in die das Wasser wieder hochgepumpt werden kann.

Ein 10 Jahre dauerndes Erweiterungsprojekt, das 2016 abgeschlossen wurde, ergänzte den Panama Kanal durch zwei 3-stufige Schleusen: Agua Clara (Atlantik, Bild zeigt Schleuse von Norden nach Süden hoch in den Gatun See) und Cocoli (Pazifik). Die neuen Schleusen erlauben die Durchfahrt von supergrossen Schiffen, der sogenannten «neoPanamax-Size» (427 Meter lang, 55 Meter breit). Für eine Schiffs-Passage in dieser Kategorie muss der Reeder fast eine Million US-Dollar hinblättern. Im Gegensatz dazu sind die kleineren Schiffe der Panamax-Size mit rund 200’000 US-Dollar gerade billig
Für unser Schiff müssen wir 1’600 US-Dollar Transitgebühr und 240 USD andere Gebühren hinblättern. Dafür erhalten wir eine Schiffsidentifikationsnummer, die uns in Zukunft erlaubt, ohne die «anderen Gebühren» den Kanal zu passieren 😉

Nun der Reihe nach (etwas ausführlicher beschrieben, falls andere Segler davon profitieren wollen): wir haben uns entschieden, die Kanaldurchfahrt ohne die Hilfe eines Agenten zu organisieren. Das bedingt das Studium des genauen Verfahrens, ist aber unter dem Strich relativ einfach. Als Hauptinformationsquelle benutzten wir hauptsächlich die unter Langfahrten-Seglern gut bekannte Informations-Plattform «noonsite.com», sowie die Instruktion der Kanalbehörden (Procedures for Securing a Handline Transit of the Panama Canal). Bevor wir unsere Panamalandreise gestartet haben, wurde von uns per Mail die Kanalbehörde in Cristobal (Colon, OPTT-ARA@pancanal.com) angeschrieben und um eine Kanaldurchfahrt angefragt. Diesem Mail haben wir ein ausgefülltes Formular (Formular Nr. 4405, Information über Schiff und Crew) beigelegt und um einen Termin für die Messung des Schiffes gebeten. Nach zwei Erinnerungsmails erhielten wir ein weiteres Formular zugestellt, wo wir unsere Bankverbindung auf der 2. Seite des Formulars eintragen mussten (für die Rückzahlung einer Sicherheitskaution). Dies erledigten wir umgehend. Nach 3 Telefonanrufen war dann der Termin für die Vermessung festgelegt auf den 30. September 2021.

Der Vermessungsbeamte vermisst mit einem Rollmassband unser Schiff und wir stellen fest: unser 43 Fuss Schiff misst inklusive Überhang vorne (Ankergeschirr) und hinten (Davids mit Dinghi) rund 50 Fuss. Spielt aber keine Rolle: bis 65 Fuss Schiffslänge gilt ein Einheitstarif 😊
Wir haben uns oft gefragt, wieso immer noch ein Beamter auf die Schiffe kommt, um diese zu vermessen, wenn doch ein Einheitstarif gilt. Nun wissen wir die Antwort: sämtlicher Papierkram für die Durchfahrt wird anlässlich dieser Messung auf dem Schiff erledigt – hoch effizient! Von Beamten erfahren wir auch, dass man die Bezahlung von Transit, Gebühren und Kaution (total 2’900 USD) heute auch elektronisch erledigen kann. Bisher hatten wir überall gelesen, dass es nur in bar auf einer lokalen Bank möglich ist. Da wir uns schon für eine Barzahlung organisiert haben, bleiben wir dabei und fahren am Nachmittag zur angegebenen Bank
Als nächstes bereiten wir unsere Lupina für die weitere Reise vor. Wir wollen ihr eine Auffrischung des Antifoulings gönnen. Davon erhoffen wir, dass wir bis zu den Galapagos Inseln, wo sehr strenge Sauberkeitsbedingungen herrschen, ein blitzblankes Unterwasserschiff haben
Shelter Bay Marina Boat Yard: unser Arbeitsplatz für 6 Tage
Bild vom Propeller. Eine Reinigung von Muscheln und anderem Bewuchs ist dringend nötig
Abdampfen, Abkratzen der Muscheln und Anschleifen lassen wir vom Yard erledigen. Das neue Antifouling tragen wir in 2 Schichten mit Hilfe von Hacko (Bild, SY Anixi) selber auf
Um besser überprüfen zu können, dass die Farbe überall gut deckt, tragen wir zuerst eine schwarze, dann eine blaue Farbe auf
Pia kümmert sich unterdessen um die Haltbarkeit unseres Proviants. Um diesen möglichst gut vor Insekten und anderem Getier zu schützen und gleichzeitig platzsparend lagern zu können, kommt alles in Vakuumsäcke
Trotz arbeitsreichen Tagen reichts am Abend immer für den Pool oder in die Happy-Hour 😊
Dann ist es so weit: unsere Lupina hängt bereits wieder in den Schlingen für das Einwassern. Die letzten Stellen am Kiel, auf denen das Schiff bisher abgestützt war, werden noch mit Antifouling behandelt
Und dann schwebt sie wieder dorthin, wohin sie gehört: ins Wasser 😊😊
In der Shelter Bay Marina legen wir wieder am gleichen Steg an, wie vor dem Auswassern: direkt hinter der SY Anixi. Kaum angelegt, bringt uns Stanley (WhatsApp: +507-6523-3991, hat uns die Marina empfohlen) 6 Kugelfender und 4 Festmachertrossen für die Kanaldurchfahrt vorbei. Wir haben zwar selber Fender und Trossen, aber der Verschleiss in den Schleusen soll angeblich hoch sein Deshalb haben wir entschieden, für 120 USD die Dienste von Stanley zu nutzen. Er funktioniert absolut zuverlässig und professionell – wir können ihn sehr empfehlen
Nelly kommt an Bord! Die Freundin von Pia, die uns schon in den Kanaren besuchte und damals das Ausbleiben von Stürmen bedauert hatte, will es nochmals wissen. Sie wird uns bei der Kanaldurchfahrt als Deckhand helfen und dann mit uns die Las Perlas besegeln (hoffentlich auch diesmal ohne Sturm 😊😊)
Am 11. Oktober 2021 haben wir unseren Transit Termin. Diesen haben wir nach der Bezahlung unserer Rechnung wie vorgesehen in den Instruktionen per Telefon angefragt und gleich bestätigt bekommen. Wartezeiten gibt es zurzeit für Segelschiffe keine. Über Funk rufen wir am Tag vor dem Termin wie vereinbart die Kanalbehörde auf (Cristobal Signal Station, VHF Kanal 12). Uns wird mitgeteilt, dass wir ab 14 Uhr in der Marina bereit sein sollen. Gegen Mittag verlegen wir zur Tankstelle, um unsere Tanks zu füllen – die letzte Vorbereitung für das neue Abenteuer
Alles erledigt und wir haben noch Zeit, uns in der Bar gebührend von der Marina und seinem Chef Juanjo (im Hintergrund) zu verabschieden
Dann sind wir bereit: die vorgeschriebenen vier Linehandler Nora und Hacko (SY Anixi), Nelly und Pia (von links) und Skipper Köbi
Über Funk werden wir aufgefordert, spätestens 15:30 Uhr vor der Marina auf Anker zu gehen, und dort auf den «Advisor» zu warten. Der Advisor hat dafür zu sorgen, dass alle Regeln und Vorschriften des Kanals von der Schiffscrew eingehalten werden, und dass die Passage für alle sicher und angenehm erfolgen kann. Unser Advisor wird mit einem Launch-Boot gegen 16 Uhr auf die Lupina gebracht
Und dann geht es endlich los! Wir sind alle freudig aufgeregt: der Kanal! Ein besonderes Erlebnis! Gegen 17 Uhr fahren wir unter der neuen Brücke «Puente Atlántico» durch zu den Gatun Locks
Kurz vor 18 Uhr verabschieden wir uns mit einem letzten Blick durch das sich schliessende Schleusentor vom Atlantik
Wir durchqueren die 3 Gatun Locks zusammen mit dem Frachtschiff «Warnow Dolphin», einem kleineren Militärschiff und einem Fischerboot. Erst kurz bevor wir die Schleusentore passieren wird entschieden, dass wir alleine liegen werden. Wir haben Glück – genau das haben wir uns gewünscht. So reiben wir nicht gegen die Kanalwand oder an anderen Schiffen, sondern hängen lose an unseren eigenen 4 Trossen in der Mitte der Schleuse. Hier gibt der Advisor der Crew vorne, Nelly und Pia, noch wertvolle Tipps, wie sie sich bei der Ausfahrt aus der ersten von 3 Schleusen am besten verhalten sollen
Die Crew hinten (Nora und Hacko) scheint die Sache bereits im Griff zu haben
Vorne das Frachtschiff, auf der Seite an der Wand das Militärschiff und das Fischerboot und die Lupina in sicherer Distanz dahinter
Dann geht es Schlag auf Schlag durch die weiteren Schleusen. Die Handliner haben kaum Zeit, sich von ihrem anstrengenden Job auszuruhen. Sie müssen die Wurfleinen, die vom Rand der Schleusen zugeworfen werden, ergreifen, an unseren Trossen festbinden, die Trossen dann über Bord rauslassen, so dass sie am Rand der Schleuse über Poller gelegt werden können. Kaum sind sie festgemacht, müssen die Trossen dicht geholt werden, um das Schiff zu stabilisieren. Eine harte Knochenarbeit, aber mit der richtigen Technik gut machbar. Nora macht das super!
Kurz vor 19 Uhr öffnet sich für uns das letzte Tor zum Gatun See und wir werden in die Nacht entlassen. Alles ist am ersten Tag der Passage perfekt und ohne Schaden an Material oder Mensch verlaufen. Wir hatten besonders Respekt vor den Wurfleinen mit ihren Affenfäusten. Es gibt Geschichten, dass diese Wurfleinen vorne mit Stahlkugeln beschwert seien, so dass sie gut und weit fliegen. Wir hatten unsere Fenster abgedeckt mit Polstern und die Solarpaneelen demontiert. Es hat sich als unwahr erwiesen. Die Kugeln an der Leine waren zwar schwer, aber gut mit der Leine selber umwickelt (eben, eine richtige Affenfaust, wie es im Buche steht). Zudem waren die Werfer offenbar gut geübt und trafen meist zielgenau das Vordeck unseres Schiffes
In der Dunkelheit ging es dann nach der letzten Schleuse unter kundiger Weisung des Advisors rund 15 Minuten weiter zu dieser Boje, wo wir unser Schiff festmachen konnten. Ankern darf man während der Kanalpassage nicht – der Grund dafür bleib uns verborgen
Auch über diese Festmacherbojen hatten wir im Vorfeld viele Schauermärchen gehört und gelesen. Wir wollen daher beim Festmachen unsere Fender quer anbringen. Bevor der Advisor wieder von Bord geht, rät er uns davon ab und empfiehlt, die Fender so wie im Bild gezeigt festzumachen. Zudem eine Spring nach vorne, eine nach achtern und eine in der Mitte. Am nächsten Morgen hängt unsere Lupina immer noch perfekt in den Leinen und die Fender erfüllen ihren Job
Die Crew arbeitet perfekt: die Festmacherleinen liegen schon wieder bereit
Am nächsten Morgen gegen 8 Uhr früh kommt der Advisor für den 2. Tag an Bord
Zuerst ist nur der Steuermann gefordert, denn die nächsten 30 Seemeilen geht’s unter Motor zuerst über den Gatun See und danach über den teilweise nur einspurig befahrbaren Culebra Cut Kanal in Richtung Südosten (am Bildschirm also von oben links nach unten rechts)
Unterwegs überholen wir dieses Autotransportschiff «Dyonysos Leader» der NYK-Line. Es ist riesig, fasst bis zu 7’500 Autos. Um die Kurven muss er langsamer fahren als wir. Die Chance für Lupina, um daran vorbei zu preschen 😉
Wenn eines dieser neoPanamax-Size Schiffe durch den Culebra Cut fährt, wird dieser Abschnitt des Kanales für Gegenverkehr gesperrt
Wir kommen den Schleusen näher. Rund 1 Meile hinter dieser Brücke folgt das Pedro Miguel Lock
Pedro Miguel Lock: auf dem Weg nach unten werden die kleinen Schiffe vor den grossen Pötten positioniert. Das NYK-Schiff, das wir am Morgen überholt haben, wird zusammen mit uns runter geschleust. Wiederum haben wir einen Platz alleine in der Mitte der Schleuse. Während wir uns platzieren, öffnet sich auch die Schleuse am Himmel und die 4 Linehandler werden bei ihrem Job pudelnass
Ein Blick auf unsere Mobil Telefone zeigt, dass wir weltweit beobachtet werden. Viele Freunde und Bekannte verfolgen unseren Weg via Live-Kamera des Kanales und via Schiff Tracker. Dieses Bild wurde uns gleichzeitig aus Deutschland und aus Panama live per WhatsApp zugeschickt und zeigt, wie uns das NYK Schiff in die Miraflores Schleuse folgt. Vielen Dank der Silvestergruppe und nach Lucero – eure Teilnahme an unserem Abenteuer hat uns sehr gefreut!!
Das Grosse Ungetüm kommt uns bedrohlich nahe (Aufnahme Live Cam Miraflores Lock)
So zeigt sich die Situation dann von der Lupina aus! Ja, das grosse Schiff konnte rechtzeitig abgebremst werden 😊
«Nur nicht umdrehen!», denkt sich da Hacko und hält stoisch seine Position als hinterer Linehandler
Zweites Miraflores Lock – kurz nach 14 Uhr öffnet sich für uns die letzte Schleuse: hallo Pazifik, wir kommen!!
Puente de Las Americas: die Brücke, die Nord und Südamerika verbindet und die Ausfahrt in den Pazifik signalisiert
Beim Balboa Yacht Club, direkt nach der Puente de Las Americas, holt Stanley, der Leinen und Fender Lieferant, seine Utensilien mit einem Taxi Boot ab. Kurz danach verlässt uns auch der Advisor. Wir fahren weiter zum Ankerplatz «La Playita» und verbringen eine letzte gemeinsame Nacht mit der Anixi Crew. Am nächsten Morgen heisst es dann leider Abschied nehmen (seufz). Weil die gleich neben dem Ankerplatz liegende Marina Playita 35 Dollar fordert für ein kurzes Anlegen und Aussteigenlassen von 2 Passagieren, fahren wir die Beiden zum Balboa Yacht Club zurück, wo sie für 3 Dollar mit dem Taxi Boot abgeholt werden. Hoffentlich auf ein baldiges Wiedersehen im Pazifik!!
Skyline von Panama City

Die Durchfahrt durch den Panamakanal war wunderschön, ein einmaliges Erlebnis. Zu Dritt (Nelly, Pia und Köbi) segeln wir nun weiter und erkunden in den nächsten Wochen die Las Perlas Inseln. Wie es uns da wohl mit den 4 Metern Gezeiten, den Mücken, Krokodilen und Haien ergeht?

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser

Rundreise durch Panama

Seit dem 30. September sind wir wieder zurück auf der Lupina. In der Zeit seit dem letzten Bericht haben wir sehr viel erlebt, was wir im Folgenden in komprimierter Form erzählen wollen.

Zuerst reisten wir für knapp 5 Wochen in die Schweiz. Wie üblich durften wir wieder bei guten Freunden im Heimatdorf wohnen (vielen Dank Mandy und Dani!!) und haben von dort aus die jährlichen «Büroarbeiten» erledigt, Materialbestellungen für uns und Boot getätigt, sowie Familie und Freunde besucht.

Wunderschöne Zeit mit unseren beiden Grosskindern Jael (5, linkes) und Luisa (2, rechts)
Besuch bei unseren Segelfreunden aus Möhlin, Barbara und Ralph (SY Lille Venn, Bildmitte), die zur gleichen Zeit Heimurlaub in der Schweiz machen. Sie kennen wir von der Zeit in Bonaire und sind seither in regelmässigem Kontakt mit ihnen. Zusammen mit Chris und Ruedi (SY Pasitos) aus dem Baselbiet verbringen wir einen kurzweiligen und spannenden Nachmittag. An der Tischauslage ist gut erkennbar, weshalb wir in der Schweiz einige Pfunde zugelegt haben 😊
Eines von vielen High-Lights: Besuch aus Bonaire! Wendy und Sylvester, auch auf Heimatbesuch (Holländer, SY Tween), bringen den Mut auf und fahren mit dem Auto in die Schweiz und über die kurvenreiche Strasse nach Arosa. Zusammen erwandern wir die herrliche Berglandschaft in dieser wunderbaren Alpenwelt
Berg Kino in Arosa
Berg Kino in Panama

Am 12. September fliegen wir wieder zurück nach Panama. Direkt am Flughafen mieten wir für 3 Wochen ein Auto, fahren mit unserem Gepäck zur Lupina in die Shelter Bay Marina (Colon) und bereisen dann bis Ende September das Festland von Panama. Wir bereisen vorwiegend die Pazifikküste im Süden, die Berglandschaft im zentralen Westen von Panama und die Strecke über die Berge ins Gebiet von Bocas del Toro.

Das Wetter in der Schweiz war zwar während unserer Ferien meist sonnig, dennoch haben wir unsere natürliche Bräune ziemlich verloren. Schon am ersten Tag zurück in Panama reagiert unsere entblösste Haut mit leichter Röte. An einer unserer ersten Destinationen (El Valle de Anton) muss ein Panama-Hut her!
Gut haben wir in Arosa das Bergwandern trainiert. Denn hier in Panama führen die Wanderwege meist nur steil bergauf oder bergab. Nach der Übernachtung in einer sehr empfehlenswerten Herberge («Donde José») in Valle de Anton unternehmen wir eine Wanderung auf den ortsnahen Berg «La India Dormida» (die schlafende Indianerin). Der Weg führt steil den Berg hinauf
Kurze Verschnaufpause in einem kühlen Bachbett. Die Eingravierungen an der Felswand (Piedra Pintada) sollen angeblich von den Ureinwohnern stammen
Zuoberst auf der «La India Dormida» angelangt überrascht uns eine schroff abfallende Felskante
La India Dormida: hinter der Felskante eine sanft geschwungene Hochebene, fantastisch dieses Grün!!
Berge sind bei den Einheimischen beliebt. Auf dem Weg nach unten treffen wir diese Mutter mit ihren 3 Kindern an, die uns zügigen Schrittes entgegen kommen. Ihr Vater und 2 weitere Männer, alle bepackt mit schweren Kühlerboxen, grosser Boom-Box und einer Dose Bier in der Hand, folgen mit etwas Abstand. Sie alle sind auf dem Weg zum Berggipfel, um dort ihren Sonntagsbrunch zu geniessen
Erholung und Stärkung für den kommenden Tag: Frühstück auf der zimmereigenen Veranda im wunderschön gelegenen «Coffee Mountain Inn» im Bergdorf Santa Fe
Santa Fe: auch hier jucken unsere Bergziegen-Gene und treiben uns auf einen bekannten Aussichtspunkt, den «Cerro Tuté». Der Aufstieg ist kurz, aber sehr steil …
… aber oben auf dem «Cerro Tuté» werden wir mit einem 360° Rundumpanorama belohnt: vom Pazifik rüber zum Atlantik
Szenenwechsel nach Boquete am östlichen Hang des schlafenden Vulkanes Barú. Der Vulkan ist mit 3’475m der höchste Berg Panamas. Er war letztmals um 1550 aktiv, seitdem ruht er. Vor rund 700 Jahren gab es die letzte grosse Eruption, bei der die ganze Spitze des Vulkanes abgesprengt wurde. Bis kurz vor den Berggipfel führt eine für geländegängige Fahrzeuge passierbare Strasse. Zur Besteigung ist ein Guide erforderlich, nachdem es vor einigen Jahren zu einem tödlichen Unfall kam, weil sich Leute verirrt hatten. Die Bergbesteigung reizt uns zwar, erscheint uns aber wegen der vorgenannten Punkte wenig attraktiv. Wir entscheiden uns für Wanderungen entlang der Bergflanke, die immer wieder von grossen Gemüsefeldern unterbrochen ist
Vulkan Barú: überall kleine, mit Kanälen bewässerte Gemüsefelder
Vulkan Barú: die Gemüsefelder auf 1’000 – 2’000 Meter über Meer werden grösstenteils von Hand bewirtschaftet
Boquete: eine unserer Wanderungen führt uns zu den «Lost Waterfalls» – 3 wunderschöne Wasserfälle versteckt im Urwald. Natürlich ist der Weg das Ziel – und einfach wieder nur seeehr steil 😊
Lost Waterfalls: Rast beim Aufstieg – die Moral ist sichtlich noch in Ordnung 😉
Lost Waterfalls: Hier einer von den Dreien! Belohnt wird der Schweiss treibende Aufstieg mit wunderschöner, romantischer Szenerie, rauschendem Wasserfall und kühlem Bad
Boquete: zum Tagesabschluss nach der Erwanderung der «Lost Waterfalls» winkt eine Bier Degustation in der ortsansässigen Mikro-Brauerei
Boquete: wir streben nach Höherem! Im «Boquete Tree Trek Mountain Resort» buchen wir eine Tour über 6 verschiedene Hängebrücken. Die rund 2-stündige Wanderung mit Guide führt uns durch den dichten Urwald, meist am Boden, aber ab und zu auch über solch abenteuerliche Hängebrücken (die Höchste ist 75m hoch, die Längste 135m lang)
Boquete Tree Trek Mountain Resort: Ausblick von der Brückenmitte westwärts zum Vulkan Barú (im Hintergrund)
Boquete Tree Trek Mountain Resort: Der Tour-Guide, der uns mit spannenden Informationen und interessanten Fakten füttert, begleitet uns kompetent durch die Brückentour. Dass wir aber bereits wissen, wie diese Pflanze heisst (Paragua del pobre / Regenschirm der armen Leute), darob staunt er allerdings. Wir gestehen ihm, dass wir das schon in Costa Rica gelernt haben 😊
Cerro Punta: Die Westflanke des Vulkan Barú ist noch viel fruchtbarer als die Ostseite. Der Grund liegt darin, dass beim letzten Ausbruch um 1550 Asche und Lava auf die Westseite getragen wurden. Gemüse und Früchte aus dieser Region um den Hauptort «Volcán» decken die Versorgung des ganzen Landes ab
Auf unserer Wanderung zum Aussichtspunkt «Alto Respingo» am westlichen Ende des Wanderweges «Los Quetzales» treffen wir diese Schulkinder an. Es sind Guymi-Indianer. Die Frauen und Mädchen tragen immer diese bunten Kleider. Jeden Tag bewältigen die Kinder einen rund 3 Kilometer langen, steilen Schulweg. Wir Fremdlinge sind eine willkommene Abwechslung. Neugierig befragen sie uns über Herkunft und so weiter – gerne geben wir ihnen Auskunft und somit gleichzeitig auch Diskussionsstoff für den Rest ihres Weges nach Hause Zu beachten: Für einmal sind wir schuhtechnisch besser ausgerüstet 😊
Wandern gibt Hunger 😉man beachte die warme Jacke; hier auf 2’200m ist es gerade mal 22 Grad warm
Fahrt vom zentralen Hochland an die Atlantikküste im Staat Bocas del Toro
Das Klima ist in dieser Region besonders feucht und es regnet zu dieser Jahreszeit fast jeden Tag (meist am Nachmittag). Trotzdem (oder gerade deswegen) hängt überall immer viel Wäsche im Freien zum Trocknen. Würde die Wäsche zusammengefaltet und irgendwo versorgt, wäre sie schnell grau. Draussen an der Luft bleibt sie frisch
Wir fahren im Nordwesten von Panama in Richtung Grenze von Costa Rica. In der Kleinstadt Almirante, dem Ausgangspunkt am Festland zu der schönen Bocas der Toro Inselwelt, gefällt es uns gar nicht. Es ist eine Durchgangs-Hafenstadt mit viel Verkehr und entsprechender Hektik. Es zieht uns weiter nach Changuinola, einer ländlichen Kleinstadt mit entsprechendem Flair. Kurz davor geraten wir in eine friedliche Demonstration. Ein paar Autos versperren eine Brücke und stauen den Verkehr für ziemlich genau 1 Stunde. Wir erfahren, dass es um irgendwelche Streitigkeiten mit der Firma Chiquita handelt. Der weltbekannte Bananenproduzent besitzt in dieser Gegend von Panama riesige Plantagen und dominiert das Leben der Leute. Worum es bei der Protestaktion genau ging, haben wir nicht verstanden. Beeindruckt aber hat uns, wie ruhig die betroffenen Stauopfer den unbekannten Unterbruch ihrer Weiterfahrt in Kauf genommen haben
Frühstück an der Grenze zu Costa Rica: 2x Rührei mit Gemüse, 4x Kaffee für $ 4.50 – da strahlt Köbi 😊
Das Highlight unserer Panamarundreise: ein Besuch beim ex-Chef von Pia’s Bruder. Er hatte uns ans Herz gelegt, doch dort unbedingt vorbei zu schauen. Wir lieben Abenteuer, und so haben wir kurzerhand per E-Mail Kontakt aufgenommen. Zum Abschluss unserer Rundreise sind wir dann dorthin gefahren – und haben eine wundervolle Zeit mit Heidi und Werner (links im Bild) verbracht
Heidi und Werner leben seit 2004 zurückgezogen in der Nähe von Boquete in einem von Heidi entworfenen Haus, das uns mit seiner Architektur und seiner Gestaltung sehr überrascht hat
Pia geniesst die exquisite Atmosphäre
Eine wunderschöne Geschichte! Heidi und Werner haben seit Beginn ihrer Zeit in Panama Angestellte für ihr Haus und Umgebung. Schon bald haben sie erfahren, wie schwierig und gefährlich der Arbeitsweg durch Täler und über Berge für einige von ihnen war. Es gab nur einen Fusspfad und die reissenden Bäche mussten über Baumstämme balancierend überquert werden. Sie starteten zusammen mit der Dorfbevölkerung ein Projekt und koordinierten die Tätigkeiten. Es gelang ihnen, die Unterstützung weiterer grosszügigen Donatoren zu gewinnen. So konnten sie den Einwohnern helfen, einen kompakten, befahrbaren Weg durch ein Stück tropischen Regenwald sowie eine Brücke über einen Fluss zu bauen. 2019 konnte das Werk eingeweiht werden und die Einheimischen haben zum Dank ihre neue Brücke «Puente Suizo» (Schweizer Brücke) getauft. Das Bild zeigt die Tafel, die bei der Eröffnung enthüllt wurde. Weitere Details finden sich hier: www.lucero.ch
Die «Puente Suizo» erlaubt es heute, dass das Dorf mit Geländefahrzeugen erreicht werden kann und das zum Beispiel auch eine Ambulanz dorthin fahren kann
Fabio, der erste Gärtner von Heidi und Werner, lebt in dem durch die neue Brücke und Strasse erschlossenen Dorf. Er darf stolz darauf sein, denn die Bevölkerung hat selbst tatkräftig Hand daran angelegt
Lucero: Indisch-kanadische Investoren haben vor vielen Jahren ein riesiges Gelände von 71 ha in den Bergen bei Boquete erworben und darauf einen 18 Loch Golfplatz sowie viele grosse Bauparzellen errichtet. Heidi und Werner zeigen uns die Umgebung, in der sie wohnen. Da gehört der Golfplatz natürlich dazu
Die Besichtigungstour (die ganze Strecke beläuft sich auf über 6 km!) findet standesgerecht mit dem Golfwägeli statt– man beachte das Schweizer Kreuz – und am Heck prangt patriotisch das «CH» Zeichen 😊
Einmal sind wir auch Versuchskaninchen einer neuen E-Bike Tour in und um Boquete, die ein Bekannter von Heidi und Werner in sein Programm aufnehmen will
Die E-Bike Tour wird äusserst kurzweilig und obwohl wir vorher Boquete schon auf eigene Faust erkundet hatten, zeigt uns der kundige Führer Vincent viele weitere Attraktionen. Hier eine skurrile Felsformation, die durch erstarrte flüssige Lava entstanden ist
E-Bike Tour: Ein typisches Buswartehäuschen, das, weil es mitten in einer Kaffeeplantage steht, stilgerecht bemalt ist
E-Bike Tour: Früher gab es eine Eisenbahnverbindung von Boquete im Osten des Vulkanes Barú via David (Stadt am südlichen Fuss) nach Volcán im Westen. Leider ist sie heute stillgelegt, und die Gleise wurden zu Kandelabern für Strassenlampen umfunktioniert. Von dieser Zeit zeugt nur noch dieser Eisenbahnwagen mitten in Boquete. Heute wäre eine Eisenbahn wohl eine riesige Touristenattraktion
Zum Abschluss der E-Bike Tour gibt’s eine Degustation von würzigem, lokalem Bier. Es war eine sehr kurzweilige und informative Tour mit vielen Stopps um unter Anderem lokale Produkte wie Kaffee, Schokolade und Früchte zu versuchen. Wer die Tour auch probieren will – hier ist der Link zum Tour Operator: www.soulplanetcycles.com

Nach der schönen Zeit in Lucero/Boquete fahren wir zurück zur Lupina. Seit dem 30. September leben wir nun wieder auf geschätzt knapp 25 Quadratmeter Wohnfläche. Was für ein Szenenwechsel! Aber wir freuen uns auf das, was in den nächsten Tagen und Wochen kommt: Erneuerung des Antifoulings am Schiff, Besuch aus der Schweiz, Fahrt durch den Panamakanal, Pazifik und vieles mehr.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Gunayala – Kuna Yala – San Blas

Am 11. Juli 2021 erreichen wir nach einer entspannten Überfahrt das San Blas Archipel. Wir entscheiden uns, von der Hauptstadt Porvenir fern zu bleiben, weil da der Congreso, die «Regierung», sitzt. Der Congreso hatte angekündigt, dass per 1. Juli eine neue Cruising-Gebühr eingeführt werde. Diese ist so exorbitant hoch (für unser Schiff wären es 2’500 USD), dass wir gleich wieder umkehren müssten. Wir laufen als erstes die Insel Chichime an. Wir werden dort und auch später im Verlaufe der Reise nie nach dieser Gebühr gefragt.

San Blas, von den Ureinwohnern in ihrer Sprache Gunayala (oder auch Kuna Yala) genannt, ist ein Archipel an 365 Inseln an der nordöstlichen Atlantikküste von Panama. Hier lebt das Volk der Kunas. Ein Indiovolk, ursprünglich aus Kolumbien, welches hier noch sehr ursprünglich und einfach lebt und versucht, seine über Generationen überlieferte Kultur zu bewahren. So einiges ist bei den Kunas anders und es ist unglaublich spannend, in die Welt dieser Menschen einzutauchen. Einmal mehr merkt man, dass man gar nicht so viel braucht, um glücklich zu sein…

Die Kuna-Indianer leben mit ihren ganz eigenen Regeln, Bräuchen und Traditionen, sprechen ihre eigene Sprache (Kuna) und alle 52 Dorfgemeinschaften sind weitgehend autonom vom Staat Panama. Nach einem Aufstand gegen die Zentralregierung Panamas, einer kleinen Revolution 1925 sowie der Gründung der Republik 1930, erhielt das Gebiet 1953 schlussendlich ein Gesetz, welches ihnen diesen Sonderstatus auch offiziell einräumt. Dies ist in Lateinamerika so einzigartig.

Drei Kuna Frauen besuchen uns an unserem ersten Ankerplatz auf San Blas: Chichime. Das aus einem Baumstamm geschnitzte Holzboot («Dugout») ist das meist verbreitete Transportmittel hier
Uns werden «Molas», sowie Arm- und Beinschmuck angeboten. Die San Blas Inseln sind glücklicherweise noch nicht von den grossen internationalen Hotelketten verschandelt. Segler wie wir und allenfalls ein paar Puristen, die gerne ihre Ferien in sehr einfachen Hütten und Verschlägen fernab jeglicher Zivilisation verbringen, sind die einzigen Touristen und gerne gesehene Abnehmer der prächtigen Handarbeit der Kunas
Molas sind Nähkunstwerke, welche sich in wunderschönen, aufwändigen Stickereien zeigen und die man beispielsweise bei den traditionellen Trachten der Frauen immer wieder bestaunen kann. Sie werden als 30 bis 40 Zentimeter große Tücher auf den Vorder- und Rückseiten der Blusen angebracht. Dazu trägt die Kuna-Frau dunkle Wickelröcke mit Blumenmustern, orangefarbene Kopftücher, goldene Nasenringe, viele bunte Armbänder und Wadenstutzen aus Perlen.

Die Motive auf den Molas kommen oft aus der umgebenden Natur. Es können Korallenriffe sein, Palmen oder Blumen, auch Tiere wie Krebse, Fische oder Schildkröten. Inzwischen gibt es auch Alltagsgegenstände wie Teetassen oder Ventilatoren, sogar Parteilogos und Comicfiguren. Die meisten Molas werden in Handarbeit hergestellt, man findet auch maschinell gefertigte, die natürlich viel billiger sind. Abhängig vom Design kann ihre Herstellung zwischen zwei Wochen und sechs Monaten dauern.

Man geht davon aus, dass sich die Muster der Molas aus den früheren Tätowierungen der Kuna entwickelt haben, mit denen sie sich traditionell geschmückt hatten. Kleidung aus Stoff war eigentlich nicht im Programm. Nach der Kolonialisierung durch die Spanier wurde den Kunas das Nacktsein verboten, und so fingen sie an, ihre Muster auf Textilien zu bringen.

Bei den Kuna haben Frauen das Sagen und es herrscht das Matriarchat. Ihre Frauen sind das Oberhaupt der Familie. Sie wählen sich ihren Partner, nach der Hochzeit zieht der Mann zur Familie der Frau und nimmt ihren Namen an.

Es ist also nicht verwunderlich, dass sich die meisten Feste der Kuna um die Frauen drehen. Da gibt es zum Beispiel das „Inna-suit“, das Fest, an dem die Mädchen mit vier bis fünf Jahren ihren Namen erhalten und den ersten Haarschnitt bekommen. Dann gibt es das Fest „Ico-Inna“, das Fest der Nadel, an dem ein junges Mädchen nach ihrer ersten Menstruation einen Goldring durch die Nase bekommt, als ein Zeichen für ihre Reife und Weiblichkeit. Und dann ist da noch die Hochzeit „Inna-Mutiki“, an der das ganze Dorf teilnimmt und die über mehrere Tage gefeiert wird. Erst danach darf eine Frau die komplette Tracht tragen, deren wichtigster Teil die bestickten Molas sind. Sie bestimmen den sozialen Status ihrer Trägerin – je aufwendiger sie sind, desto besser.

Chichime, unser erster Stopp in San Blas: die Palmen trotzen mit ihrem Wurzelwerk der Erosion durch die Wellen des Meeres
Das Leben ist sehr einfach, wir haben den Eindruck, dass die Kunas alles haben, was sie brauchen, und glücklich sind. Gelebt wird in Hütten aus Bambus und Palmblätter, geschlafen wird statt in einem Bett oft in der Hängematte und das meiste Mobiliar wird aus Schwemmholz erstellt
Alt und Jung leben zusammen mit Hunden, Katzen, Hühnern, Schweinen und Papageien und der Grossteil des Lebens spielt sich unter freiem Himmel ab
Die Menschen auf den San Blas Inseln leben ein noch sehr traditionelles und auch spirituelles Leben. Den Kuna ist dabei der Erhalt der eigenen Kultur sehr wichtig. Sie richten sich gegen eine Einverleibung in die Gesellschaft Panamas und beanspruchen erfolgreich ein eigenes Territorium. Trotzdem geht die Zivilisation nicht völlig an ihnen vorbei. Auf einigen Inseln finden wir Stromgeneratoren …
… und sogar selber gebastelte Strassenlampen (wobei es eigentlich nur Fusspfade gibt) kommen vor
Ein typisches Holzkanu der Kunas. Es ist aus einem massiven Baumstamm geschnitzt. Die Stange dient in flachem Gewässer als Stachel (damit wird das Kanu vorwärts gestossen) oder auf dem Meer als Segelmast. Immer dabei auch das typische Holzpaddel. Würde das Kanu dauernd im Wasser liegen, würde sich das Holz vollsaugen und der Auftrieb verlorengehen. Egal ob mit trockenem oder vollgesaugtem Holz: sich mit einem solchen Kanu im welligen Wasser fort zu bewegen ohne umzukippen ist eine Kunst
Die Inspektion unseres Rigges wird mit einer tollen Aussicht belohnt
Unser Ankerplatz auf den östlichen Holandes Inseln, vom Mast-Top (20m über Meer) aufgenommen. Der dunkle Bereich vor der Insel sind Korallen und Grasboden, ideal zum Schnorcheln
Unser Dinghi kommt viel und oft zum Einsatz. Einmal kurz die naheliegenden Inseln umrunden, einen kleinen Landgang machen oder einfach irgendwo ans vorgelagerte Riff zum Schnorcheln fahren
Bei der Inselgruppe Coco Bandero West finden wir eine kleine Insel, rund 20 Meter im Durchmesser und mit 4 Palmen bewachsen, ganz für uns alleine. Am offenen Feuer werden von einem Einheimischen gekaufte Fische grilliert. Köbi ist der Feuer-Chef …
… während Pia und Nora (SY Anixi) kaum warten können, bis die Köstlichkeiten auf ihren Tellern liegen
Coco Bandero West: unsere Lupina vor Anker im Abendlicht
Neuer Tag, neue Insel (Coco Bandero Ost) und bereits wieder voller neuem Tatendrang. Pia ist kaum zu bremsen 😊
Nora umrundet die Inseln von Coco Bandero Ost in ihrem Kajak
Ein Besuch auf der Insel Tiadup (Coco Bandero Ost). Die Küche der einzigen Familie, die auf dieser Insel wohnt, steht im Freien. Im Hintergrund ein paar abgebrochene Palmen. Bei einem Sturm vor ein paar Jahren wurden auf vielen Inseln Palmen geknickt oder komplett entwurzelt und ins Meer gespült. Die Insel Tiadup wurde besonders hart getroffen. Heute stehen nur noch gerade eine Handvoll Palmen auf der Insel, und die Hälfte der Sandinsel wurde weggeschwemmt.
Unsere beiden Schiffe vor Anker in Coco Bandero Ost, gesehen von Tiadup aus. Ob sich da Pia wohl gerade eine Insel aussucht? 😉

Wer sich im San Blas Archipel ein schönes Plätzchen mit einem Bungalow sichern möchte, hat (zum Glück) Pech gehabt. In Kuna Yala, dem Land der Kunas, darf durch Fremde kein Land gekauft oder gepachtet werden, der Verkauf an eine Nicht-Kuna Person ist untersagt. Zudem sind die 365 Inseln des Archipels allesamt im Besitz der Frauen. Land ist und bleibt somit Familien- und Frauenbesitz.

Jetzt kommt vielleicht die Frage auf, was passiert, wenn eine Familie kein Mädchen bekommt, sondern nur Jungs. An wen wird der Besitz der Mutter vererbt? Und nun wird es interessant: werden nur Jungs geboren, wird der jüngste Knabe wie ein Mädchen behandelt und erzogen. Spaziert man durch ein Kuna Dorf, kann man diese Männer manchmal gut erkennen. Die Kleidung ist femininer und teilweise sind Augen und Wangen leicht geschminkt. Diese Männer werden geehrt und sind höchst respektiert.

Kaum eine Kultur konnte ihre ursprünglichen Traditionen noch so wahren wie die Kunas. Und so erstaunt es nicht, dass eine Heirat mit Nicht-Kunas in Kuna Yala bis vor kurzem strengstens untersagt war.

In Coco Bandero Ost haben wir diesen Typen angetroffen. Köbi verfolgt den verrückten Australier (Crazy Aussi) schon länger auf YouTube (unter «Sailing into Freedom») und hat ihn gleich wieder erkannt. Alles, was er macht und unternimmt (da ist auch viel Gefährliches, Verbotenes und anderes Zeugs dabei, was uns nie in den Sinn käme) hält er auf Video fest. Wir wollen heute wieder auf einer Insel grillieren, und er bietet spontan an, uns am Aussenriff einen schönen Fisch zu fangen. 2 Stunden später ist er zurück und filetiert diesen schönen Red Snapper direkt auf seinem Gummiboot
Red Snapper – sieht doch lecker aus! 😊😊
Strandidylle auf Dupwala (Coco Bandero Ost). Nebst dem crazy Aussie (Peter, SY Freedom), gesellt sich noch die Crew eines Katamarans (SY Zing) zu uns und es wird bis lang in die Nacht rege diskutiert
Zurück auf der Anixi wurde die Nacht dann noch länger 😉 Wer sich wundert, warum da Nora und Hacko einen Schirm brauchen – die Antwort ist einfach: es regnet mal wieder (normal in der Regenzeit) und das Dach der Anixi war so dicht wie ein Sieb. Zur Ehrenrettung von Hacko: nachdem wir ihn lange genug gehänselt haben wegen seines Daches ist es nun nach ein paar Wochen nahezu komplett abgedichtet 😊
Trotz kurzer Nacht sind die Crews der Anixi und der Lupina am nächsten Tag wieder voller Tatendrang
Nach einem kurzen Abstecher zum Dorf Rio Diablo, wo uns allerdings der Zugang verwehrt bleibt (Covid lässt grüssen!), segeln wir weiter zu den Green Islands und erkunden mit dem Dinghi die Inseln um den Ankerplatz. Hier sind wir auf Ogopsibudup
Einige Tage später geht’s weiter zu den Naguargandup Cays (ja, versuch das mal auszusprechen 😊). Hier reiht sich eine wunderschöne Palmeninsel an die andere. Im Bild: Gorgidupdummat
Insel Gorgidupdummat: eine leere Hütte die aber zeitweise vermutlich von Fischern bewohnt wird
Köbi träumt von «seiner» Insel. Es gibt in Mittelamerika nur noch wenige unentdeckte Paradiese – hier haben wir definitiv eines gefunden
Sehr typisch in der Regenzeit: immer wieder türmen sich kurzfristig hohe Wolken auf, gefolgt von einem kurzen, heftigen Regenschauer, und danach zeigt sich die Sonne wieder
Abendstimmung am Anker vor Gunboat Island
Besuch der Carti Islands. Hier leben etwa 400 Kunas in einem grösseren Dorf, das wir betreten dürfen. Zu beachten sind die Toiletten, welche mit einem Steg ins Meer hinaus gebaut werden. Als Sichtschutz gibt es einen rudimentären Blickschutz aus Holz oder Bambus und das Geschäft verschwindet im Meer. Wieso kompliziert, wenn es auch ganz einfach geht! Und wer kann schon von sich behaupten, eine Freilufttoilette mit einer so tollen Kulisse zu haben? 😊
Die Herzlichkeit und Fröhlichkeit der Menschen berühren uns sehr. Auch wenn wir keine gemeinsame Sprache sprechen (die Kunas haben ihre eigene Sprache, nur wenige sprechen Spanisch), verstehen wir uns doch immer irgendwie
Auch auf der Insel Sugdup leben die Familien in einfachsten Verhältnissen auf engem Raum. Fliessend Wasser gibt es keines. Dieses muss mit Kanistern in Kanus an Flussquellen des Festlandes geholt werden. Das ist oft eine ganze Tagesreise
Die Kultur wird gepflegt: leuchtend rotes Kopftuch, Bluse mit aufgesetzter Mola, Wickelrock mit Blumenmotiven, goldener Nasenring, bunte Armbänder und Wadenstutzen aus Perlen
Die Hütten bestehen aus einem einzigen Raum. Als Schlafstätte dient die Hängematte. Mit Material, das immer wieder an der Küste der Insel angeschwemmt wird, werden zusätzliche Möbel gefertigt
Obwohl sich die Kunas bemühen, ihre Kultur aufrecht zu erhalten, kann dem Druck der modernen Zivilisation nicht immer standgehalten werden. Mobiltelefone findet man heute fast überall, sogar die Kleinen spielen (wie bei uns ja auch) schon damit
Es hat viele Kinder auf der Insel. Uns wurde erzählt, dass viele Familien, die auf dem Festland leben, eines ihrer Kinder auf eine der Inseln schicken. Dort soll es die Geheimnisse der Kuna Kultur erlernen und verinnerlichen. Meist übernehmen Medizinmänner oder andere angesehene Dorfeinwohner dann Ausbildung und Erziehung dieser Kinder
Bei so viel Schmuck ist es für unsere Frauen schwer, zu widerstehen 😉 …
… und es geht nicht lange, kann auch Pia eine bunte Bluse mit traditioneller Mola ihr eigen nennen. Als Kopftuch muss es aber vorerst noch ein alter Abwaschlappen tun 😊😊

Die Bräuche der Kunas sind für uns teilweise erstaunlich, teilweise unvorstellbar aber allesamt sehr faszinierend. Es ist ein für uns einzigartiges Erlebnis, für eine kurze Zeit in diese Kultur eintauchen zu dürfen. Wir wünschen den Menschen, die hier in und mit der Natur leben, viel Ausdauer und Mut, sich den Versuchungen der modernen Welt zu widersetzen.

Wir müssen nach knapp 4 Wochen leider schweren Herzens wieder Abschied nehmen von Gunayala und segeln zurück nach Colon in die Shelter Bay Marina. Die Crew der Anixi entscheidet sich, die rund 70 Seemeilen in einem Nachtschlag zu absolvieren, wir, die Lupina Crew, entscheiden uns für zwei Tagesetappen: zuerst bis zur Linton Bay, und dann in die Shelter Bay. Dort treffen wir nach einem schönen Segel Tag und einer zweiten Etappe unter Motor am 2. August ein.

Morgen Montag, 9. August, fliegen wir nun für knapp 5 Wochen in die Schweiz. Die Lupina hat einen guten Liegeplatz und ist in den letzten Tagen für die lange Standzeit von uns vorbereitet worden. Alles, was nicht an Deck gebraucht wird, haben wir zum Schutz gegen das aggressive Sonnenlicht zugedeckt oder unter Deck verstaut.

Wir melden uns nach unserer Rückkehr nach Panama wieder. Zuerst wollen wir dann Panama auf dem Landweg bereisen. Danach wird die Lupina aus dem Wasser geholt und sie kriegt einen neuen Anstrich des Unterwasserschiffes – tja, und dann geht es endlich durch den Panamakanal in den Pazifik.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
P.S.: am kommenden Mittwoch schalten wir unser nächstes Video, diesmal über Gunayala, frei

Von Bocas der Toro zu den Kuna Indianern (San Blas)

Die etwas mehr als 200 Seemeilen von Bocas del Toro im Nordwesten von Panama zu den San Blas Inseln im Nordosten sind segeltechnisch anspruchsvoll. Die Fahrt führt ostwärts und daher meist gegen die vorherrschende Windrichtung. Man könnte in Ufernähe segeln und die Landwinde nützen, aber Fischernetze und Untiefen sprechen dagegen. Zudem kreuzt man auf dieser Strecke die von grossen Hochseeschiffen stark befahrene nördliche Einfahrtszone zum Panamakanal. Einzig die Strömung, die in diesem Teil des Landes herrscht, ist zu unserem Vorteil und fliesst mit rund einem Knoten Geschwindigkeit in unsere Richtung. Wir planen, die Strecke in kleinere Abschnitte zu unterteilen, die wir bei Tageslicht bewältigen können. Einzig die Etappe von rund 100 Seemeilen zum Rio Chagres absolvieren wir mit einer Nachtfahrt. Soweit unser Plan.

Bevor es aber losgehen kann, muss der Bauch unserer Lupina etwas gepflegt werden. In den letzten Wochen hat sich wieder viel Bewuchs angesetzt. Dieser bremst die Fahrt durchs Wasser und muss daher abgekratzt werden. Köbi macht sich hier für die mühselige Arbeit bereit: Kopfhaube (damit die kleinen Lebewesen im Bewuchs sich nicht in den Haaren und Ohren festsetzen können), Handschuhe (die Muscheln sind messerscharf) und Bleigewicht um den Bauch (damit er leichter unter das Schiff kommt)
Mit dem Dinghi wird der letzte Proviant an Bord gebracht
Und als letzte Aktion werden im Restaurant, wo wir Internet haben, noch schnell der letzte Film hochgeladen und unsere Computer aktualisiert
Am 1. Juli 2021 geht es los, zusammen mit unserem «Buddy Boat» (auf Deutsch: Kollegenschiff), der Anixi
Die Anixi mit Nora und Hacko unter vollem Tuch
Das erste Tagesziel, die Insel Cayo Zapatilla, ist nach 3 Stunden bereits erreicht. Genügend Zeit um übers Segeln zu fachsimpeln und den Sundowner zu geniessen
Am nächsten Morgen sieht der Himmel über uns ganz spannend aus. Der einsetzende Wind von Norden drückt die Wolken auf das Festland, wo sie ihre Feuchtigkeit unter heftigem Blitzen und Donnern entladen. Bei uns bleibt es trocken, und wir können einen lockeren Schlag rüber in die Bluefield Lagune am Festland absolvieren
Am nächsten Tag geht es rund 6 Stunden weiter zur Insel Veraguas. Diese soll noch von Indianern bewohnt sein. Unterwegs kreuzen wir auch ein paar Indianer mit ihren Holzbooten, die sich allerdings zum Festland hin wehen lassen
Escudo de Veraguas: Die westliche Hälfte der Insel wird durch ein flaches Ufer (Sand) geprägt, während die östliche Seite mehrheitlich aus steilen Sandstein- und Korallenfelsen besteht
Escudo de Veraguas: War bisher das Wasser in Bocas del Toro und am Festland eher durch Sedimente getrübt, finden wir hier glasklares Wasser vor
Escudo de Veraguas: Die Korallen und das felsige Ufer animieren zum Schnorcheln. Köbi geniesst es stundenlang im Wasser und schwimmt fast zwei Kilometer dem Ufer entlang, unser Dinghi im Schlepptau
Sonnenuntergang vor Escudo de Veraguas
Escudo de Veraguas: die Insel gefällt uns, und wir machen am nächsten Tag einen Landausflug. Wir finden viele angeschwemmte Kokosnüsse, die bereits ausgeschlagen und neue Triebe gebildet haben
Im Sand eingebuddelt wird die Kokosnuss rasch ein gutes Wurzelwerk bilden und zu einer grossen, stattlichen Palme heranwachsen. So unsere Vorstellung. Ob Wind und Wellen dies zulassen, wäre in ein paar Jahren zu prüfen 😉
Viele Kokosnüsse sind noch frisch, und wir öffnen einige für uns. Wir lieben das Nussfleisch der Kokosnuss
Escudo de Veraguas: an der Westküste machen wir uns auf sie Suche nach einem Indianerdorf …
… und stossen auf ein leider verlassenes Indianerdorf
Die Stelzenhäuser sind noch in einem guten Zustand. Das Dach scheint regelmässig unterhalten und repariert zu werden. Wir vermuten, dass die Häuser von Fischern als temporäre Unterkunft benutzt werden
Der einzige Bewohner, den wir finden können: eine Jesus-Christus-Echse (Helmbasilisk)
Letzter Sonnenuntergang vor Escudo de Veraguas

Die nächste Etappe bewältigen wir in einer Nachtfahrt. Wir verlassen Escudo de Veraguas um die Mittagszeit und erreichen den Rio Chagres kurz nach Sonnenaufgang am nächsten Tag. In der Nacht ziehen starke Regenzellen über uns hinweg zum Festland. Wir sind nicht sicher, ob wir unser Vorhaben, mit den Schiffen flussaufwärts bis zum Staudamm am Gatun See zu fahren, durchführen können. Falls der starke Regen zu Hochwasser mit viel Schwemmgut geführt hat, dann wäre es zu gefährlich. Zu unserem Erstaunen treffen wir einen ruhig dahinfliessenden Fluss an, der gemächlich sein Wasser Richtung Meer trägt. Einzig an seiner Mündung jagen uns bei der Umrundung der heimtückischen Sandbänke einige Turbulenzen den Adrenalinpegel etwas hoch. Kaum haben wir jedoch diese Stelle passiert, befinden wir uns in einer spektakulären Umgebung mitten im Urwald.

Der Rio Chagres empfängt uns mit klarem, glattem Wasser und führt uns mitten in den Urwald hinein. Es ist noch früh am Morgen, und der Geräuschpegel der Tierwelt ist absolut faszinierend. Auch speziell für uns: zum ersten Mal sind wir mit unserem Schiff im Süsswasser
Grüner Zauber im Rio Chagres
Der Rio Chagres entspringt in der Cordillera de San Blas in einer Höhe von rund 600 Metern, fliesst dann zunächst südwestwärts bis zum Gatunsee, und verlässt diesen dann nordwärts ins Karibische Meer. Beim Bau des Panamakanales musste das Niveau des Gatunsees geregelt werden. Zu diesem Zweck wurde der Unterlauf des Rio Chagres in den Jahren 1907 bis 1913 durch den Gatun-Damm zu dem 26 Meter über Meer liegenden See aufgestaut. Bis zum Staudamm ist der Rio Chagres breit und meist über 10 Meter tief. Seine Strömung beträgt kaum einen Knoten (1.8 km/h) und der Fluss ist daher problemlos mit einem Segelschiff zu befahren. Das Bild zeigt unseren Ankerplatz, Lupina unten, Anixi oben (Foto: Anixi)
Wir verbringen eine herrlich ruhige Nacht in dieser Urwaldidylle. Tiefenentspannt, unbeschwert und noch nicht ahnend, was der Tag bringt, geniessen wir mitten im Fluss unser Frühstück …
Als wir weiterfahren und zu diesem Zweck den Anker heben wollen, kriegen wir die Kette nicht hoch. Bereits nach einer kurzen Strecke, der Anker ist da noch weit weg von uns, knorzt und stockt die Ankerwinsch. Mit der Lupina fahren wir langsam rückwärts und ziehen vorsichtig an der Kette. Diese scheint sich nach kurzer Zeit zu lösen, ist aber immer noch sehr schwer. Bald sehen wir den Grund! Der Wind hat uns in der Nacht ein paar Pirouetten vollführen lassen. Dabei hat sich die Kette um einen am Flussboden liegenden Baumstamm gewickelt. Das Ding ist stark am vermodern und stinkt fürchterlich! Mit Seilen können wir die Kette entlasten und vom Baumstamm lösen. Glück gehabt! Hier (wo auch Krokodile zu Hause sind!!) hätte Köbi nicht 14 Meter tief tauchen wollen, um die Kette zu lösen. Auch eine extra Leine am Anker (eine sogenannte Trip-Leine) hätte da wenig geholfen

Vom Rio Chagres geht die Fahrt weiter Richtung Osten, quer durch die Einfahrtsgewässer zum Panamakanal. Es herrscht ein reger Verkehr und wir beobachten die Bewegungen auf unserem AIS Monitor. Wir haben volle Segel und machen gute Fahrt. Aber gerade verlässt die «Hannover Express», eines der grössten Containerschiffe, die Schleuse und nimmt Fahrt auf. Mit etwas mehr als einer halben Meile Abstand segeln wir vor dem herannahenden Riesen durch. Die Anixi hinter uns muss anluven und eine Wende fahren (beim Auto würde man das eine Vollbremsung nennen). Ihr reicht es nicht mehr, und sie muss abwarten, bis das fast 400 Meter lange Containerschiff vorbei ist. Wir rauschen mit der Lupina weiter und stellen kurz darauf fest, dass ein weiteres Containerschiff von einer ähnlichen Grösse den Kanalraum verlässt. Diesmal genau auf uns zu. Rund 500 Meter, bevor wir in das Fahrwasser des Schiffes kommen, müssen auch wir eine Wende fahren. Gewaltig, wenn so ein Monster auf einem zu hält. Wir staunen und sind fasziniert – und vergessen darob, das Ganze zu fotografieren 😊😊

Nach einer Übernachtung im Schutz der Insel «Naranjo Abajo» fahren wir weiter zur bei Seglern bekannten Linton Bay. Diese grosse Bucht ist in alle Richtungen gut geschützt und bietet guten Ankergrund. Was wir da antreffen, ist ein regelrechtes Trauerspiel: viele verlassene Schiffe gammeln an der Ankerkette traurig vor sich hin. Wir sehen mehrere gesunkene Schiffe, die zum Teil ans Ufer gespült wurden oder einfach mitten im Ankerfeld gesunken sind. So soll kein Schiffsleben zu Ende gehen!
Panama ist berüchtigt für heftige Gewitter. Bisher sind wir verschont geblieben. In der Linton Bay zieht das erste heftige Gewitter über uns hinweg. Dabei sind nicht die sturzbachartigen Regenschauer das Problem, sondern die Blitze, die im Bruchteil einer Sekunde die ganze Elektronik eines Schiffes zerstören könnten. Wir legen unsere mobilen Elektrogeräte in den Backofen, der wie ein faradayscher Käfig wirken soll, und hoffen, dass wir verschont bleiben. Wir haben Glück! 😊
Wer sein Dinghi bei solchen Verhältnissen nicht regelmässig vom Regenwasser entleert, der riskiert, dass er irgendeinmal ein U-Boot hat und danach tauchen muss
Die der Bucht vorgelagerte Isla Linton wird von Affen (hier im Bild ein Brüllaffe) bewohnt. Sie sollen zutraulich und friedlich sein, solange man ihnen etwas zu futtern gibt. Ist das Futter aber fertig, bevor die Affen satt sind, oder macht man Anstalten, wieder zu gehen, können sie angeblich recht aggressiv werden. Wir haben es nicht ausprobiert und sind mit unserem Dinghi in sicherem Abstand geblieben
Start zur letzten Etappe von der Linton Bay zur ersten Insel in San Blas: Chichime. Anixi (links) und Lupina in voller Fahrt
Angekommen in Chichime, San Blas. Ein typisches Bild im Gebiet von San Blas: flache, meist von Palmen bewachsene Sandinseln, die gegen die Dünung des offenen Meeres durch vorgelagerte Riffe geschützt sind

Seit dem 1. Juli ist es für Segler wieder offiziell erlaubt (Covid), San Blas anzulaufen. Allerdings haben die lokalen Behörden auf dieses Datum hin auch ein Gesetz in Kraft gesetzt, das für Segler wie uns einen Besuch dieses Archipelagos unattraktiv macht. Gemäss diesem Gesetz soll eine Gebühr von 5 Dollar pro Quadratfuss Fläche erhoben werden. Unser Schiff hat rund 500 Quadratfuss, was eine Gebühr von 2500 Dollar ergeben würde. Bisher haben wir keinen Segler getroffen, der diese Gebühr bezahlen musste und es kursieren die wildesten Gerüchte, ob es sich hier um Fake News oder wahre Information handelt. Wir haben entschieden, sofort wieder abzureisen, falls diese Gebühr für uns wirklich erhoben würde. Seit dem 11. Juli sind wir nun hier im Gebiet der Kuna Indianer, und erkunden eine Insel nach der andern. Können wir das weiterhin tun – oder müssen wir unseren Plan ändern? Bald wissen wir mehr!

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Lupina und Anixi, unser «Buddy Boat», vor einer Insel in San Blas

Nach der Arbeit folgt das Vergnügen: Bocas del Toro

Nach unserer Rückkehr von Costa Rica auf die Lupina schauen wir jeden Tag gespannt auf die Wetterlage. Unser Kurs von Shelter Bay (Colon, Panama) nach Bocas del Toro, unser nächstes Ziel im Nordwesten von Panama, verlangt nach Winden aus allen Richtungen ausser von Nordwesten. Aber es ist, wie es halt oft so ist: entweder hat es keinen Wind, oder dann genau aus der Richtung, in die wir wollen. Wir warten ab und vertreiben die Zeit mit Arbeiten am und um das Schiff.

Als erstes schlagen wir die vom Segelmacher sehr fachmännisch reparierte Fock wieder an. Gutes Training für die Oberarme 😊
Auch das Grosssegel wird wieder montiert. Hier hatten wir nach 3 Jahren Betrieb leichte Verschleissstellen, die wir rechtzeitig erkannt haben und nun einfach reparieren konnten. Köbi setzt hier die Segellatten ein. Diese versteifen den hinteren Rand des Segels, so dass es im Wind weniger flattert
Damit die Segellatten nicht herausfallen können, wird die Montage-Öffnung mit einem Klettband (Velcro) verschlossen (dazu braucht es einen robusten glatten Stab, mit dem das Band in die Tasche geschoben wird
Als letzte grössere Arbeit wartet die Montage des Dinghi Überzuges, den wir von Thailand bestellt hatten. Damit der Überzug auf dem glatten Gummischlauch des Bootes rutschfest hält, wird er mit einem Klettverschluss fixiert. Als erster Arbeitsschritt muss die Position des Klettbandes angezeichnet werden
Danach wird ein Abdeckband ausserhalb des angezeichneten Bereiches geklebt (Bild). Als nächste Arbeitsschritte folgen das Aufrauen des Gummis und das Reinigen mit Verdünner oder Reinigungsalkohol
Nun wird der Spezialkleber für Hypalon (das Material unseres Schlauchbootes) auf den Hypalon Streifen, der hinten auf das Klettband genäht ist, aufgetragen
Als letzter Schritt wird das Klettband auf das Dinghi aufgeklebt – fertig! Nun kommt der schönste Teil der Arbeit: das Montieren des Schutzes. Er passt wie eine zweite Haut – perfekte Arbeit vom Hersteller des Überzuges und von den Klebern 😉
Nach getaner Arbeit wird gefeiert. Vorne rechts die beiden sympathischen Schweizer Andrea und Martin (Segelschiff Charon), deren Reise wir schon länger im Internet verfolgt haben, und die wir nun hier in der Shelter Bay zum ersten Mal persönlich treffen

Als nach fast einer Woche sich immer noch kein günstiger Wind anmeldet, beschliessen wir etwas widerwillig, die rund 145 Seemeilen unter Motor in Angriff zu nehmen. Wir hätten noch länger warten können, aber wir wissen, dass Freunde, die wir treffen wollen, bereits nach Bocas del Toro unterwegs sind und Anfangs Juni dort eintreffen werden. Wir möchten zeitnah mit ihnen dort sein. Ausgerechnet am Tag, an dem wir losfahren wollen, zieht eine riesige Regenfront über uns hinweg und es schüttet aus vollen Kübeln. Das wäre an und für sich kein Problem, die Lupina schwimmt auch bei Wasser von oben. Das Problem ist, dass wir vor der Abfahrt noch unsere Diesel Tanks füllen wollen aber die Tankstelle bei Regen geschlossen bleibt, damit kein Regenwasser in den Diesel kommt. Erst um die Mittagszeit lässt der Regen etwas nach, und wir kriegen unseren Treibstoff. Die Verzögerung wirft uns in unserer Törn-Planung um gut 5 Stunden zurück und es könnte knapp werden mit der Ankunft bei Tageslicht. Wir wissen, wir haben auf der Strecke rund 1 Knoten Gegenströmung und etwa 8-10 Knoten Wind auf die Nase. Entsprechend machen wir zeitweise weniger als 4 Knoten Fahrt (unter Motor, wohlverstanden). Wir rechnen schon damit, dass wir eine zweite Nacht auf See verbringen müssen. Auf der zweiten Hälfte der Reisestrecke dreht jedoch der Wind etwas mehr nordwärts, und wir können die Genua zu Hilfe nehmen. Nun erreichen wir mit Motor und Segel zwischen 6-7 Knoten Geschwindigkeit und wir holen wieder auf, was wir in den ersten 12 Stunden verloren haben. Eine Stunde vor Sonnenuntergang fällt der Anker vor Bocas Town in gut haltendem Sand

Noch vor Einbruch der ersten Nacht werden wir beim Ankertrunk kurz aufgeschreckt. Wir liegen direkt vor der Landebahn des lokalen Flughafens, und die Flieger rauschen mit nur ein paar Meter Reserve zu unsern Mastspitzen über unsere Köpfe hinweg. Wir merken dann rasch, dass der Flugverkehr sehr minim ist und die Lärmbelastung ertragbar ist. Alles gut!

Die Provinz Bocas del Toro (zu Deutsch: Münder des Stieres) liegt etwa 50 Kilometer von der Grenze zu Costa Rica und entwickelt sich rasch und stetig zu einem touristischen Hot-Spot von Panama. Der Archipel wird von 2 grossen Buchten, acht grossen Inseln, 51 bewohnten kleineren Inseln und über 200 unbewohnten Eilanden geformt. Dank einem in grossen Teilen geschlossenen vorgelagerten Riff ist das Wasser meist sehr ruhig, auch wenn es auf dem offenen Meer tobt und stürmt. Entdeckt wurde die Region, wie kann es anders sein, durch Christoph Columbus. Obwohl er gemäss Überlieferungen von der Region begeistert gewesen sein soll, dauerte es bis ins 19. Jahrhundert, bis eine grosse Welle von Einwanderern das Land bevölkerte, hauptsächlich ehemalige Sklaven aus der USA und den nahegelegenen Inseln St. Andres und Providencia. Die heutige Bevölkerung ist eine bunte Mischung aus farbigen Kreolen, Chinesen (!) und den verschiedenen Indianerstämmen. Die lokale Sprache ist «guariguari», eine Mischung aus Afro-Antillischem Englisch, Spanisch, einigen Indianischen Wörtern, abgerundet mit etwas französischem Einfluss. In entlegenen Gegenden leben auch heute noch Indianerstämme.

In Bocas del Toro werden wir von Nora und Hacko (SY Anixi, ein 35 Fuss grosses Aluminium Boot der Marke Ovni) erwartet. Sie haben wir erstmals in Bonaire getroffen, und dann in Barahona (DomRep) mit ihnen zusammen die Weihnachtstage verbracht. Wir freuen uns riesig darauf, mit der Anixi das Insellabyrinth der Provinz Bocas del Toro zu besegeln und zu erkunden
Es herrscht Regenzeit in diesem Teil der Erde. Kein Grund für Trübsal! 😊
Ausser den landenden Flugzeugen und dem Wasser vom Himmel finden wir in Bocas alles, was das Herz begehrt! Wunderschöne, offene Kneipen …
… und eine voll funktionierende Infrastruktur. Sogar dieses Feuerwehrauto aus der Zeit des ersten Weltkrieges (Baujahr 1916, extra ausgerüstet mit einer Salzwasser tauglichen Pumpe!) funktioniert noch
Uns fällt auf: alle Häuser sind auf Pfähle gebaut. Der Untergrund ist meistens flach und sumpfig, und so zieht man es vor, die Häuser in die Luft zu bauen. Und wer etwas vom Land auf das Wasser hinaus baut, hat mehr kühlenden Wind und weniger Insekten im Haus
Sehr oft findet man Liebe zu den Details …
… dann aber auch wieder achtlose Nachlässigkeit (wer bei diesem Bild denkt, das Haus sei nicht mehr bewohnt, der liegt falsch: doch, es ist bewohnt!)
Ein Handwerk, das hier noch gelebt wird: der Bau von einfachen Holzschiffen / Kanus
Das Holz Kanu – immer noch ein weit verbreitetes Transportmittel der lokalen Bevölkerung
Sie lieben bunte und schrille Farben
Speisekarten sind in Spanisch geschrieben. Das verstehen wir mittlerweile recht gut. Aber wenn dann lokale Menüs mit den hier gebräuchlichen Ausdrücken auf der Karte stehen, dauert es schon etwas länger, bis wir kapieren, was es zu futtern gibt
Die Leute sind unheimlich zufrieden, fröhlich und nett
Hier beschenkt uns ein Angestellter der «Floating Bar» (bekannter Treffpunkt der Segler) mit feinen Bananen
Floating Bar: Macho Gehabe? Gewichtiges Argument der Damen? Oder einfach eine schräge Situation? 😊😊
Lupina vor Bocas Town in halber Fahrt. Wir verlagern für ein paar Tage in die zahlreichen Buchten an der Westküste der Insel Colon
Das Wasser um die Inseln ist meist flach und durchspickt mit Untiefen wie Sandbänken und Korallenköpfen. Bei gutem Licht ist das Navigieren einigermassen einfach. Sobald aber, wie jetzt in dieser Jahreszeit, der Himmel bewölkt und grau ist, sieht man diese Untiefen nicht. Wir verwenden zwar elektronische Karten mit GPS, merken aber bald, dass die nicht immer sehr genau sind. Das Bild zeigt eine der zahlreichen Durchfahrten. Die weissen Flächen sind mehr als 10 Meter tief, blau ist weniger, ab da wird es kritisch
Wir sind froh, haben wir die Anixi! Sie hat schwenkbare Ruder und Kiel und kann ihren Tiefgang auf 90 Zentimeter verringern. An den kritischen Stellen fährt sie uns vor. Nur einmal fahren wir auf eine Sandbank auf, weil diese sehr schnell aus der Tiefe auf weniger als 2 Meter Wassertiefe ansteigt und unser Kiel eine gut 20 Zentimeter tiefe Furche gräbt, bis das Schiff zum Stillstand kommt. Kurzer Adrenalinschub bei der Crew, aber volle Kraft retour, und wir kriegen wieder die berühmte Handbreit Wasser unter den Kiel
Wir folgen mit der Lupina dem Fahrwasser der Anixi (Foto: Anixi)
Unser Kiel ist 2 Meter tief. Damit wir beim Ankern immer sicheren Abstand zum Grund haben, wollen wir mindestens 3 Meter Wassertiefe. Angekommen am neuen Ankerplatz fahren wir jeweils in langsamer Fahrt einen grossen Kreis und tasten die Wassertiefe ab. Wir versuchen dabei, der 3 Meter Wassertiefenlinie zu folgen. In den Mangroven kann man dabei oft sehr nahe ans Ufer
So sieht dann ein Ankerplatz aus der Luft aus. Oben die Lupina, unten die Anixi (Foto: Anixi)
Wir erkunden die Umgebung unserer Ankerplätze mit SUP, Kanu, oder wie hier mit dem Dinghi
Um die Antriebsschraube nicht an Wurzeln oder umgefallenen Bäumen zu beschädigen, ziehen wir in Kanälen, die in die Mangrovenwälder führen, den Motor hoch und nehmen die Ruder zu Hilfe
Es ist richtig abenteuerlich und wild. Hat es Krokodile oder Riesenschlangen (z.B. Boa Constrictor) im trüben Wasser? Hängt irgendwo auf Kopfhöhe eine Giftschlange herunter? Finden wir den Ausgang wieder? -> es ist alles gut gegangen, wir sind wieder heil raus gekommen 😊
Neuer Ankerplatz, ähnliches Bild: viele Mangroven, in etwas höherem Gelände dann Urwald mit grossen Bäumen und riesigen Baumkronen. Lupina unten rechts, Anixi in der Bildmitte (Foto: Anixi)
Nach ein paar Tagen in der Wildnis fahren wir zurück nach Bocas Town, um unseren Proviant an frischen Nahrungsmitteln wieder aufzustocken. Natürlich geniessen wir auch ab und zu die Happy Hour in einer der zahlreichen Bars an der Wasserfront
Abendstimmung in Bocas Town
Typisches Pfahlbau Haus. Zur Wasserversorgung dient Regenwasser, das aus den Dachrinnen gesammelt wird. Die WC Spülung ist biologisch (= direkt ins Wasser). Zur Stromversorgung dient meist ein kleiner Generator, Solarpaneelen sind leider noch sehr rar. Wohlhabendere Leute leisten sich eine Kabelverbindung zum Land
Ruhepause auf unserer Wanderung rund um die Insel Carenero, die direkt gegenüber von Bocas Town liegt
Gästehaus mit Meerblick. In der jetzigen Jahreszeit (Regenzeit) gerade spärlich belegt, aber in der Hochsaison (Wintermonate) sehr gut besucht
Die Crews der Anixi (Nora und Hacko) und der Lupina beim verdienten Bier nach der mehrstündigen Wanderung um die Insel Carenero
Wir sind begeistert von der Geschicklichkeit, wie die einheimische Bevölkerung mit ihren Holzkanus umgehen kann. Das Freibord des Bootes ragt nur ein paar Zentimeter über die Wasserlinie. Die kleinste ungeschickte Bewegung, und Wasser schwappt ins Kanu
Fischende Dorfjugend
Auch die Ladies der Anixi und der Lupina versuchen sich im Kanufahren – alles geht gut! 😉
Im Osten der Insel Bastimentos machen wir eine Wanderung quer über die Insel zum Wizard Beach. Auf der Karte ist der Weg gut eingezeichnet, in der Natur sieht es dann aber anders aus. Der Regen hat den Boden weitgehend aufgeweicht, und statt eines flachen, einfachen Wanderweges erwarten uns glitschige Auf- und Abstiege. Unsere Flip-Flops und Sandalen sind definitiv überfordert und fehl am Platz ☹ Barfuss gehen ist angesagt
Aber wir schaffen es heil an den Wizard Beach. Weil der Rückweg über einen alternativen Pfad mittlerweile zugewachsen ist, müssen wir auf dem gleichen Weg zurück. Macht nichts: wir schaffen es auch ein zweites Mal 😊
Wir geniessen die Zeit mit der Anixi ausgiebig. Eine sehr willkommene Abwechslung zu der sonst eher isolierten Lebensweise auf unserer bisherigen Reise. Wir wechseln uns jeweils ab: einmal verbringen wir den Abend gemeinsam auf der Lupina, dann wieder auf der Anixi (Bild)
Die Cayos Zapatilla bestehen aus zwei Inseln: Zapatilla No.1 und Zapatilla No.2. Beide stehen unter Naturschutz. Bis zu Beginn der Pandemie durfte man noch beide Inseln anlanden. Seit letztem Jahr hat der Nationalpark die Gelegenheit benutzt und Zapatilla No.1 zum Schutz der Natur (hauptsächlich seltene Schildkröten) komplett gesperrt. Ankern darf man nur noch vor Zapatilla No.2, wo es eine Ranger Station gibt, und wo man sich beim Besuch der Insel einschreiben muss
Spätnachmittag auf der Insel Cayo Zapatilla No.2, im Osten von Bocas del Toro
Cayo Zapatilla No.2: ein sehr gut unterhaltener Wanderpfad führt quer über die Insel. Obwohl ein paar Meter über dem Meeresspiegel gelegen, ist zu unserer Überraschung das Innere der Insel vorwiegend Sumpfgebiet
… es gibt schönes Wetter 😊
Lupina vor Anker auf Cayo Zapatilla No.2 (Foto: Anixi)
Wo man auch hinschaut: immer wieder hat es vereinzelte Pfahlbauhütten
Auf der Anixi lernen wir «Brändi-Dog» spielen, und wir bringen Nora und Hacko bei, wie wir in der Schweiz jassen. Natürlich darf bei einem richtigen Schieber ein währschaftes Kaffi Schnapps (Löhrpflaume aus dem Fricktal) nicht fehlen 😉
Es wird dann halt manchmal auch etwas spät und es kann vorkommen, dass es erst in den frühen Morgenstunden nach Hause geht – aber den Alkohol Test haben wir noch immer bestanden 😊😊

Nun sind wir wieder zurück in Bocas Town und machen uns bereit für die San Blas Inseln. Wir müssen Gemüse, Früchte und Obst bunkern und genügend Treibstoff fürs Dinghi, damit wir autonom bleiben. Offiziell sind die San Blas Inseln wegen Covid geschlossen, und deshalb wollen wir gemeinsam mit der Anixi zumindest in den ersten Wochen die unbewohnten Inseln besegeln. Die rund 200 Seemeilen bis zu den San Blas Inseln sind nicht ganz einfach, da die Winde in dieser Gegend sehr unstabil sind. Mal schauen, wie wir das hinkriegen.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Costa Rica – das Land der vielen Überraschungen

Costa Rica ist eines der artenreichsten Länder der Welt und enthält etwa 5% aller Pflanzen- und Tierarten auf unserer Erde. Dies kann im ganzen Land erlebt werden und ist für jedermann leicht zugänglich. Costa Rica bietet ein sehr stabiles politisches Klima und erlebt seit vielen Jahren eine gute wirtschaftliche Entwicklung. Der Besucher findet ein entspanntes, herzliches und sicheres Umfeld vor. Costa Rica ist eines der wenigen Länder der Welt ohne Armee, das eingesparte Geld wird in Ausbildung und Infrastruktur investiert. Das Land und seine Menschen haben eine friedliche Stimmung, was Costa Rica zu einem perfekten Ort macht, um einen unvergesslichen Urlaub zu geniessen. Gleichzeitig bietet es traumhafte Landschaften, freundliche und gut gebildete Einwohner, die gerne bereit sind, ihre Kultur zu teilen. Wir sind begeistert von Costa Rica und seinen Naturwundern! Es ist eines der schönsten, sichersten und interessantesten Länder auf unserer bisherigen Reise. Es ist die perfekte Kombination aus Entspannung, Abenteuer, Kultur, gute Küche, Pflanzenwelt und Wildtieren.

Am 5. Mai 2021 fliegen wir von Panama City nach San José, der Hauptstadt von Costa Rica. Die Covid Zahlen in Costa Rica steigen gerade rasant an und die Regierung hat entsprechende Massnahmen festgelegt. Sie werden uns während unseres 3-wöchigen Aufenthaltes nicht gross einschränken, tragen aber dazu bei, dass wir uns einigermassen sicher fühlen können. Bei der Übernahme unseres Mietautos erleben wir eine unliebsame Überraschung: wir haben das Auto wie üblich über eine Internet Plattform reserviert. Der Mitarbeiter der Rental Car Firma (Payless) will uns eine Versicherung andrehen, die mehr als das 4-fache des Mietpreises kosten würde. Lakonisch meint er, das sei obligatorisch. Köbi versucht vergeblich zu erklären, dass wir über unsere Kreditkarte eine Versicherung haben. Ein anderer Kunde am Schalter kriegt die Diskussion mit und beginnt laut über die Mietfirma zu schimpfen. Bei ihm hätten sie das Gleiche gemacht und ihn zur Bezahlung der Versicherung gezwungen. Wir entscheiden, dass wir das Auto nicht nehmen, und fahren zum Büro von Hertz nebenan. Eine gute Entscheidung: für etwas mehr Geld erhalten wir ein gutes 4×4 Auto, und die obligatorische Versicherung kostet nur ein Bruchteil von dem, was Payless uns andrehen wollte.

Die nächste Überraschung folgt beim Hotel. Diesmal eine Positive: wir haben über Trip Advisor ein kostengünstiges Hotel im Zentrum von San José ausgesucht. Als wir dort eintreffen, stellen wir fest, dass die Lage wirklich sehr zentral ist, und dass es viele hübsche, leicht bekleidete Damen in der hoteleigenen Bar hat (Köbi meint 🙂 ). Schnell stellen wir fest, dass wir hier offenbar im Rotlicht Bereich gelandet sind. Entsprechend sind die Hotelzimmer sehr grosszügig ausgelegt mit vielen Spiegeln, riesiger Dusche und noch riesigeren Betten. Was für ein Gegensatz zu den doch eher engen Verhältnissen auf der Lupina 😊

Covid ist allgegenwärtig: jedes Geschäft hat beim Eingang eine behelfsmässige Waschgelegenheit für die Hände mit fliessend Wasser und Seife installiert. Das wird ergänzt mit einer Station mit Desinfektionsmittel und vielfach wird auch die Temperatur gemessen
Wir verbringen den ersten Tag in San José und geniessen das Stadtleben und die vielen sehr gut gepflegten Pärke
Von San José aus fahren wir nördlich zum Nationalpark des aktiven Vulkanes Poas. Die Anfahrt zum Park (im Hintergrund in den Wolken) führt uns durch üppiges Grün meist landwirtschaftlich kultivierter Felder und Hänge, die langsam zum Vulkan hin ansteigen
Unterwegs erleben wir dann den ersten kurzen Regenschauer (die Regenzeit beginnt im Mai und endet im November). Diese Blätter werden «Regenschirm der armen Leute» genannt und geben tatsächlich einen recht guten Schutz ab
Pia am Kraterrand des Vulkanes Poas. Die Eintrittstickets muss man spätestens am Vortag über Internet kaufen. Der Preis: stolze 15 US-Dollar pro Person. Und die Aufenthaltszeiten am Vulkan sind genau vorgeschrieben. Wir haben 8:00 – 8:20 Uhr gewählt, in der Hoffnung, am Morgen seien die Regenwolken noch nicht da. Zu unserer Enttäuschung sind die Wetterprognosen aber falsch. Wir riechen zwar die Gase des Vulkans und hören das Brodeln unten im heissen Kratersee, etwas zu sehen bekommen wir leider nicht. Als uns die Parkwächter dann auch noch mitteilen, dass alle Wanderwege seit dem letzten Ausbruch von 2018 geschlossen sind, ist unsere Stimmung kurzfristig im Keller. 15 Doller pro Person für nichts finden wir dann schon etwas arg (beim Kauf der Tickets im Internet war übrigens davon nichts erwähnt!) ☹
Zu unserem Trost steht eine Bildtafel am Kraterrand, so dass wir wenigsten sehen können, was uns im Nebel verborgen bleibt. Wir sind uns aber einig: ohne Zugang zu den Wanderwegen ist der Eintritt von 15 USD überrissen. Wir werden in den nächsten Wochen aber nie mehr so hohe Eintrittspreise erleben
Beim Verlassen des Parks teilen wir dem Parkwächter unsere Enttäuschung mit. Es ist ihm sichtlich nicht recht und er gibt uns einen Tipp mit auf den Weg: den «La Paz Waterfalls Garden Natura Park». Dieser Park befindet sich im Privatbesitz und existiert seit 2000. Der Park hat rund 4 Kilometer wunderschöne Wanderwege durch Nebel- und Regenwald zu insgesamt 5 Wasserfällen. Hier der 40 Meter hohe Magia Blanca Wasserfall (hinten) und der 20 Meter hohe Encantada Wasserfall
La Paz Waterfalls Garden Nature Park: Schön gestaltete Wanderwege, ein grosser Teil davon rollstuhlgängig
La Paz Waterfalls Garden Nature Park: Der Park hat diverses Volièren, Forellenteich, Reptilien- und Schmetterlingshaus und diverse andere sehr interessante Ausstellungen, die es dem weniger geübten Naturfreund ermöglichen, Tiere aus nächster Nähe zu beobachten. Natürlich gibt es auch ausserhalb dieser Gehege sehr viel zu sehen, wie zum Beispiel diesen Tukan. Und zu unserer Überraschung: der Eintritt ist gratis! 🙂
La Paz Waterfalls Garden Nature Park: ein schöner Schmetterling im Regenwald. Hier mit geschlossenen Flügeln …
… und dann der gleiche Falter mit geöffneten Flügeln
Wir folgen dem nach Nordwesten verlaufenden Gebirgszug und fahren zum Vulkan Arenal Nationalpark. Dieser Vulkan ist letztmals 1968 ausgebrochen und der Park bietet schöne Wanderwege in einer speziellen Natur
Vulkan Arenal (links mit Nebelkappe)
Wir entscheiden uns für den gelben Wanderweg (siehe Karte vorher). Dieser führt im unteren Bereich durch Regenwald und weiter oben durch Lavalandschaft, die gerade wieder von der Vegetation zurückerobert wird. Hier testet Köbi eine Liana auf ihre Tragkraft. Sie hält 😊
Unsere Wanderschuhe sind aber in diesem Klima überfordert! Unterwegs müssen wir Pia’s Sohlen mit Plastikstreifen unseres Regenschutzes und einer Liane behelfsmässig fixieren. Am Schluss der Wanderung geben die Sohlen aber definitiv ihren Geist auf
Zurück in unserem Hotel erholen wir uns im Whirlpool mit prächtiger Aussicht auf den Vulkan Arenal. Es hat auffällig viele Deutsche Gäste im Hotel, und es ist sogar eine Film-Crew vom Deutschen RTL hier. Unsere Vermutung, dass sie Naturaufnahmen machen wollen, ist falsch. Der Grund ist die Sendung «Bauer sucht!». Wir erfahren, dass sich der Finca Besitzer, dem auch das Hotel gehört, ein ausgewanderter Deutscher ist, und er sich nun über diese Plattform um eine Frau bemüht. Wir sind gespannt auf die Sendung, die irgendeinmal im August ausgestrahlt werden soll
Typisches Frühstück in Costa Rica: Reis mit schwarzen Bohnen, Ei, Käse, Brot und Früchte oder Gemüse
Sind wir hier in der Schweiz? Nein, wir fahren vom Arenal See weiter ins Naturreservat von Monteverde. Die Gegend, die wir durchfahren, erinnert sehr stark an das Schweizer Voralpengebiet. Wir sind nicht erstaunt zu erfahren, dass es in dieser Gegend viele Auswanderer aus der Schweiz, Deutschland und Österreich hat
Monteverde ist «das» Mekka für Outdoor Aktivisten. Die Berge sorgen dafür, dass die warme, feuchte Luft, die entweder über die Karibik weht oder vom Pazifik kommt, angehoben und abgekühlt wird. Der sich bildende Nebel befeuchtet den Wald permanent, und lässt ihn besonders üppig wachsen. Es herrschen ideale Temperaturen und wir buchen eine Tour zu Pferd in den Nebelwald
Am nächsten Tag sausen wir an der ZIPP-Line durch die Baumkronen, lassen uns abseilen und springen 50 Meter am Tarzan-Seil in die Tiefe
Auf dem Weg zum Rincon de la Vieja Nationalpark im Nordwesten von Costa Rica. Auch hier handelt es sich um einen Vulkan und die Gegend ist bekannt für seine zahlreichen Thermalquellen
Auch in dieser Gegend gibt es reichlich Niederschläge und viele Bäche und Flüsse, die sich tief in den Berg graben und in Richtung Meer streben
Wunderschöne Pilze im hoteleigenen Park (Rincon de la Vieja)
Rincon de la Vieja: Natürlich lassen auch wir es nicht unversucht, uns in den warmen Schlammbädern etwas zu verjüngen und die Runzeln zu glätten 😊😊
Rincon de la Vieja : 38°C warmes Thermalbad, und gleich dahinter der kühlende Bergbach
Santa Teresa: Ein ehemaliger Turnkollege von Köbi (Steve Treier) hat uns von Santa Teresa, einem Surfparadies an der Pazifik Küste der Provinz Puntarenas geschrieben. Am Morgen früh, und abends vor dem Eindunkeln sind die Wellen hier besonders hoch zum Surfen
Die Anfahrt nach Santa Teresa entlang der Pazifikküste ist recht abenteuerlich und führt durch zahlreiche Flüsse und über fast 200 Kilometer Naturstrasse. Die Fahrt verlangt von Fahrzeug und Fahrer einiges ab. Ohne 4×4 Antrieb wäre die Passage nicht möglich
Wir bleiben 2 Tage in Santa Teresa. Als wir dann weiterfahren wollen, stellen wir fest, dass wir bei der Anfahrt einen Nagel eingefangen haben. Ein Reifen ist platt. Die Frau an der Rezeption gibt uns eine Adresse, wo wir das Rad reparieren können – es klappt einwandfrei
Von Santa Teresa fahren wir weiter zum Carara Nationalpark. Wir kürzen unsere Autofahrt um den Golf von Nicoya ab und nehmen die Fähre über die grosse Bucht nach Puntarenas, der Hauptstadt des gleichnamigen Staates
Das weite Flussdelta vom Rio Grande de Tarcoles. Die Brücke, über die wir gerade fahren, heisst Krokodilbrücke
Wieso die Brücke Krokodilbrücke heisst zeigt ein Blick über das Geländer 😉
Das Klima in Costa Rica ist sehr wüchsig und ideal für allerlei Früchte
Ein beliebtes, erfrischendes Getränk: Smoothie, aus frischen Früchten gemacht
Carara Nationalpark: hier verschmelzen Regenwald und der ursprüngliche, noch unberührte Urwald. Ab diesem Bereich von Costa Rica bis an die Grenze von Panama ist der Artenreichtum am grössten. Es wachsen bis 800 verschiedene Baumsorten auf einer Hektare Wald
Carara Nationalpark: Wir sehen die ersten Affen in freier Wildbahn. Diesen hier hört man leichter als dass man ihn sieht. Es ist ein Brüllaffe, sein Geschrei ist über mehrere Kilometer hörbar und tönt wie eine Feuerwehrsirene
Auf der Weiterfahrt vom Carara Nationalpark zum Corcovado Nationalpark erreichen wir den Fluss Sierpe. In der gleichnamigen Stadt lassen wir das Auto zurück und fahren mit einem Schnellboot zum Ausgangspunkt für die Parkbesuche: Bahia Drake
Eine wichtige Tafel! Es wimmelt im Fluss von Krokodilen
Nach etwas mehr als 1 Stunde erreichen wir per Schnellboot gut durchgeschüttelt Bahia Drake. Einen Anlande-Steg gibt es an dieser offenen Küste keinen. Vom Schiff aus geht es zuerst ins knietiefe Wasser und dann an den Strand
Die grösste Papageienart, der Ara, ist in dieser Gegend recht häufig
Bahia Drake: Wanderung durch das Dorf
Bahia Drake: kleine, gut geschützte Marina in einer Flussmündung. Die Bahia Drake ist der Ausgangspunkt für viele Urwaldexpeditionen und überrascht uns mit vielen Herbergen, Pensionen, Hotels und Lebensmittelläden
Der Corcovado Nationalpark ist das artenreichste Gebiet der Erde. Hier staunen wir über die Grösse eines Bambus Stockes
Viele der Pflanzen, die wir antreffen, sehen wir zum ersten Mal in unserem Leben. Dies Blume hat kelchartige Blütenblätter, in denen sich das Regenwasser sammelt. Kleine Insekten rutschen an den glatten Oberflächen in den Kelch, ertrinken, und werden von der Pflanze aufgenommen
Wir machen eine geführte Dschungel-Exkursion in den Corcovado Nationalpark. Per Boot geht es zuerst eine Stunde weiter südlich zur Ranger Station von Sirena. Ab da übernimmt ein kundiger Führer und dringt mit unserer kleinen Gruppe (7 Personen) in den dunklen Urwald vor. Wir sind sehr beeindruckt über sein fundiertes Wissen. Köbi fragt ihn über das Alter dieses Urwaldriesen. Er schätzt ihn über 1000 Jahre. Die weitreichenden Brettwurzeln verankern ihn fest im Boden, und er hat wohl in seinem langen Leben schon viele Naturkatastrophen überlebt. Wir sind begeistert von den Formen, welche die Natur schaffen kann
Corcovado Nationalpark: es hat unheimlich viele Tierarten. Einige davon bekommen wir hautnah zu sehen, wie diese Handteller grosse Tarantel, die unseren Weg kreuzt
Pia und Nasenbär nähern sich gegenseitig an – wer da wohl neugieriger ist 😉
Ein sehr seltener, vom Aussterben bedrohter Tapir
Tayra, ein in Zentral- und Südamerika vorkommendes Raubtier aus der Familie der Marder
Totenkopf Äffchen
Kapuziner Affe
Wieder zurück in Bahia Drake buchen wir für den nächsten Tag eine Nacht-Exkursion in den Dschungel. Der Führer, Gustavo von der Organisation «El Trillo de la Danta» hat einen sehr guten Ruf (Top Bewertungen im Trip Advisor) und ist weitherum bekannt. Er stammt aus einer Bauernfamilie, die seit Generationen ihre Felder am Rande des Urwaldes bewirtschaftet hat. Im Bestreben, den Urwald zu schützen, hat das Land Costa Rica in den letzten Jahren begonnen, die Bauern am Rande zum Nationalpark zu motivieren, künftig auf jegliche Rodungen und Verwendung von Chemikalien zu verzichten. Im Gegenzug wird den Bauern erlaubt, Führungen und Touren anzubieten. Genau das macht nun Gustavo, ein studierter Ornithologe, auf dem väterlichen Landgut. Es wird eines der eindrücklichsten Erlebnisse auf unserer Reise. Die Tour beginnt am späteren Nachmittag noch bei Tageslicht. Wir sind heute seine einzigen Gäste
Vorbild vieler Horror Filme: Ein Helmbasilisk. Die Tiere werden auch Jesus-Christus-Echse genannt, weil sie über das Wasser laufen können. Dies tun sie jedoch nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel auf der Flucht vor Feinden. Ermöglicht wird dies durch den Stau von Luft in Mulden unter den Füßen und durch die hohe Geschwindigkeit
Um 18 Uhr geht die Sonne unter. Innerhalb 15 Minuten wird es im dichten Wald stockdunkel. Mit Gummistiefeln und Taschenlampe bewaffnet suchen wir uns den Weg durch das Dickicht. Damit die freie Hand sich nicht an Bäumen abstützt, und dabei aus Versehen einer Schlange zu nahe kommt, oder sich an Dornen und giftigen Baumrinden verletzt, hat uns Gustavo einen Laufstock in die freie Hand gedrückt
In einem kleinen Flusslauf/Bach kommen wir gut voran. Die Geräusche in der Nacht sind ganz andere als am Tag. Nun sind die Tiere der Nacht aktiv. Wir sind extrem erstaunt, wie zielgenau Gustavo die Tiere in der Dunkelheit mit seiner Taschenlampe ausmachen und finden kann. Er erklärt uns, dass er in erster Linie zuerst hört, woher die Laute kommen. Wenn er die ungefähre Richtung mit seinen Ohren bestimmt hat, leuchtet er mit der Taschenlampe und achtet auf die kleinen Reflektionen, welche die Augen der Nachttiere zurückwerfen. Dieser kleine, etwa 2 Zentimeter grosse Frosch ist ein Glasfrosch. Wenn man ihn von der Unterseite des Blattes beleuchtet, sieht man seine Innereien und das Herz schlagen
Dieser Frosch ist maximal so gross wie ein Fingernagel
Der Rotaugenlaubfrosch. Sein leuchtendes Grün «verwelkt» zum stumpfen Braun, wenn er sich tagsüber nur im Schatten aufhält. Mit seinen leuchtend roten Augen erschreckt er seine Fressfeinde. Er gilt als ein Symbol von Costa Rica
Die schöne und eindrückliche Tour endet in der leeren Scheune eines Nachbarn von Gustavo bei Kerzenlicht und einem feinen lokalen Nachtessen
Golfito: hier treffen wir die «Barcelona Explorer» wieder. Diese türkische Gulet und seine Crew haben wir in der Shelter Bay Marina in Panama kennen gelernt (siehe letzter Bericht). Mittlerweile sind sie hier auf der Pazifik Seite von Costa Rica eingetroffen und sind nun daran, das Boot in Costa Rica zu registrieren
Christian und seine Frau Birgit (oben im Bild) empfangen uns sehr herzlich. Mit ihrem Dinghi machen wir zusammen eine Sightseeing-Tour in der Bucht von Golfito und lassen dann den Abend bei einer deftigen Grillade, zubereitet vom Kapitän Oscar (unten rechts) und First Engineer Christopher (rechts Mitte) gemütlich ausklingen
Langsam geht unsere Rundreise zu Ende. Über die alte Panamericana (Route 2) fahren wir langsam zurück in Richtung San José. Die Strasse folgt den früheren Verbindungswegen, als nach der Ankunft der Spanier der Handel mit Europa einsetzte. Die Bevölkerung war hauptsächlich im zentralen Hochland angesiedelt, wo es kühler ist und es grosse Landflächen für den Anbau von Kaffee, Ananas und Bananen gibt. Die sehr gut ausgebaute Strasse windet sich entlang des Rio Grande de Terraba (Bild) langsam dem Tal entlang in die Berge und erreicht an ihrem höchsten Punkt über 3’300 Meter über Meer. Hier oben ist die Temperatur nur noch knapp 10 °C
Unterwegs machen wir noch einmal einen Halt in einem Seitental der Panamericana Strasse, beim Quetzal Nationalpark. Hier geniessen wir zum letzten Mal die wunderbare Natur von Costa Rica mit einer Wanderung, feinem lokalen Nachtessen und einem Bad im Jacuzzi im eigenen Zimmer mit freier Sicht über das Tal
Zurück in San José
Am letzten Tag unseres Landurlaubes gönnen wir uns einen Besuch im Nationalen Museum von Costa Rica
Der Besuch im Museum ist sehr kurzweilig, informativ und spannend. Der Besuch hat sich definitiv gelohnt und wir lernen noch einmal viel über dieses tolle Land. So zum Beispiel, dass diese Kugeln aus Stein aus prähistorischer Zeit stammen und von Hand geschaffen sind. Warum und wozu sie verwendet wurden, darüber wird immer noch spekuliert. Oder wir sind überrascht zu erfahren, dass Costa Rica’s Exportwirtschaft schon länger nicht mehr von Kaffeehandel dominiert wird, sondern von elektronischen Komponenten, die in Costa Rica für Abnehmer wie etwa Intel hergestellt werden. Danach folgen der Reihe nach Export von Ananas (z.B. Del Monte), Bananen (z.B. Chiquita), Serum Infusions und Transfusions Einrichtungen und überraschenderweise Kaffee erst an 5. Stelle. Noch im letzten Jahrhundert war Kaffee die Haupteinnahmequelle von Costa Rica

Die Rückkehr nach Panama verläuft problemlos. Oder fast problemlos: kurz vor dem Flughafen in San José tanken wir das Mietauto voll. Dabei merkt Pia, dass ihre Bauchtasche mit unseren Pässen fehlt – sie wurde auf dem Hotelbett liegen gelassen. Wir sind zum Glück früh dran und es reicht uns zeitlich gut, nochmals die rund 2x 35 Minuten zum Hotel hin und zurück zu fahren und die vergessene Bauchtasche zu holen. Da in Costa Rica die Covid Zahlen hoch sind, müssen wir trotz Impfpass bei der Einreise einen Covid Schnelltest über uns ergehen lassen, aber mit den schönen Erinnerungen im Gepäck stört uns das nicht im Geringsten.

Seit dem 26. Mai sind wir zurück auf unserer Lupina. Wir finden alles in bester Ordnung vor und können uns nun unbelastet ins nächste Abenteuer stürzen: Bocas del Toro und danach San Blas, beides wunderschöne Inselgruppen auf der Karibikseite von Panama, warten auf uns 😊

Kapitän Holzbein ist bereit für neue Abenteuer

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Zwischenstopp in der Shelter Bay Marina, Panama

Die Überfahrt von George Town auf Grand Cayman nach Panama in die Shelter Bay Marina verläuft ziemlich nach Plan. Zuerst haben wir angesagt etwas schwächeren Wind mit leicht südlicher Komponente fast auf die Nase, im 2. Teil der Fahrt nimmt er dann zu und dreht etwas nach Osten. Ganz am Schluss haben wir ihn von hinten, und wir werden förmlich in die Einfahrt zum Panamakanal geblasen. Was wir unterwegs erlebt haben, wird in diesem Video gezeigt.

Das Bild zeigt die Seekarte auf unserem Bildschirm (Kartenplotter) im Bereich der Kanalzufahrt. Die Shelter Bay Marina liegt gleich hinter den langen Wellenbrechern, die die Einfahrt zum Panamakanal vor dem Seegang schützen. Wir (tropfenartiger schwarzer Punkt im roten Kreis, Bildmitte oben) fahren gerade auf die Durchfahrt der Wellenbrecher zu und biegen dann beim umrandeten roten Kreuz (Bildmitte) nach links ab zur Schelter Bay Marina
Wir stehen bis kurz vor der Marina unter Segel und gleiten gemächlich an Dutzenden von grossen Frachtschiffen aller Art vorbei, die hier vor Anker warten, bis sie zur Fahrt durch den Kanal abgerufen werden
Shelter Bay Marina, Panama

Seit Mindelo auf den Kapverdischen Inseln im Januar 2019 waren wir nie mehr in einer grösseren Marina. Auf Bonaire und zuletzt in Kuba waren die Marinas eher klein, und vor allem gab es da fast keine Schiffsbewegungen. Ganz anders hier! Da herrscht emsiger Betrieb – ein reges Kommen und Gehen von Schiffen. Die Meisten machen sich hier bereit für die Fahrt durch den Kanal. Wie das geht, werden wir dann berichten, wenn es bei uns so weit ist. Einige Segelschiffe kommen wieder vom Pazifik zurück auf unsere Seite von Zentralamerika. Diese Fahrtrichtung ist eher ungewöhnlich, aber weil es für Segelschiffe im Pazifik momentan infolge Covid19 kein Weiterkommen gibt, bleibt ihnen nicht viel anderes übrig. Wir treffen hier viele Segler an, die in die gleiche Richtung wollen, wie wir, und wir tauschen rege Erfahrungen, Gedanken und Träume untereinander aus.

Wir treffen auch auf alte Bekannte. Hier feiern wir gerade mit Tammy und Darrin vom Katamaran «My Inspiration» das Wiedersehen. Sie haben wir 2019 in Bonaire getroffen. Von dort waren sie schon im Pazifik, konnten aber infolge der Grenzschliessung in Französisch-Polynesien nicht mehr weiter und sind dann über Hawaii zurück in die USA. Nun sind sie wieder hier in Panama
In der Marina legen auch Luxusschiffe und Exoten an. Kurz nach unserer Ankunft kommt dieses wunderschöne Holzschiff, die «Barcelona Explorer», aus Florida USA an

Die «Barcelona Explorer» ist eine türkische Gulet, die 2014 komplett restauriert und danach in der USA als Ausflugsschiff weiter betrieben wurde. Köbi will das Schiff unbedingt aus der Nähe ansehen. Als wir auf das Schiff zu schlendern, spricht uns ein Mann auf dem Pier an. Wir merken sofort, unser Beider Englisch hat einen deutlichen Akzent. Er fragt uns, ob wir Schweizer sind 😊😊. Und zu unserer Überraschung fügt er noch an: «ABB?». Köbi ist baff. Schnell stellt sich heraus, dass der Mann, Martin, früher auch bei ABB in Baden gearbeitet hat. Die Welt ist klein! Er erzählt uns, dass er mit einem anderen ABB Kollegen zusammen nun mit diesem Schiff unterwegs sei. Sie haben die Gulet soeben in Florida erworben und sind nun unterwegs auf die Pazifikseite von Costa Rica, wo Christian (sein Partner, auch ex ABB) mit seiner Frau eine Sportfisch- und Cruisingfirma betreibt. Wer also eine Costa Rica Abenteuerreise mit einer Gulet machen möchte, der hat bald die Möglichkeit dazu. Wer sich dafür interessiert: wie vermitteln gerne 😉

Christian und Martin, die beiden ex ABB Mitarbeiter aus Baden, heissen uns auf ihrer kürzlich erworbenen Gulet «Barcelona Express» willkommen
Nicht nur aussen ein wunderschönes Schiff aus Mahagoni, auch im Schiffsbauch sieht sie edel und gemütlich aus
Pia übt sich schon mal als Crew Mitglied auf der «Barcelona Express» …
… und ans Steuer will sie auch gleich! Nun, das Steuern dieses Schiffes ist nicht ganz so einfach. Das rund 30 Meter lange Schiff hat kein Bugstrahlruder, und der lange Kiel macht das Manövrieren mit ihr sehr, sehr träge. Christian und Martin machen die Überfahrt nach Costa Rica zusammen mit dem Kapitän, der es die letzten vier Jahre auch gesteuert hat
Das gefällt dann Pia am besten: Chillen in der gemütlichen Lounge 😊

Nun, mit dem Chillen ist es dann schnell vorbei. Die «Barcelona Explorer» ist mittlerweile durch den Panamakanal durch, und wir packen unsere Rücksäcke und machen uns morgen früh auf nach Costa Rica. Wir wollen dieses Nachbarland von Panama für 3 Wochen auf dem Landweg erkunden. Die Karibikseite von Costa Rica bietet keine geeigneten Ankerplätze oder Marinas, wo wir die Lupina während dieser Zeit zurücklassen könnten. Von der vorzüglich geführten Shelter Bay Marina aus geht das hingegen sehr gut.

Was erleben wir auf der Reise durch Coast Rica? Und können wir nachher wieder zurück nach Panama (Covid19 lässt grüssen)?

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Grand Cayman – das Land der Steuerhinterzieher, der Superreichen, des Schmuckes und der Hühner

Die Cayman Islands sind unter den Karibikinseln etwas Exotisches. Sie schiessen steil aus dem bis zu knapp 8000 tiefen Cayman Graben, eine der tiefsten Stellen der Weltmeere) empor und überragen den Wasserspiegel gerade mal ein paar wenige Meter. Berge sucht man vergebens. Grand Cayman ist die grösste der Inseln. Es ist die Insel der Reichen, der Banken, des Schmuckes, der Steuerhinterzieher  – und der Hühner. Wie kommt das?

Die Insel wurde 1503 von Christopher Columbus auf seiner vierten Expedition in die Neue Welt entdeckt. Weil die Seefahrer eine riesige Menge von Schildkröten vorfanden, gaben sie ihr den Namen «Tortuga» (spanisch für Schildkröte). Das enorme Schildkrötenvorkommen hatte zur Folge, dass viele Schiffe hier einen Stopp einlegten, um für ihre langen Überfahrten «Frischfleisch» – lebendige Schildkröten – als wertvoller Proteinspender für die Crew, zu bunkern.

Bis 1660 blieb die Insel, abgesehen von Schildkröten, Echsen und Krokodilen, unbewohnt. Die Ersten, welche diese Insel als Basis nutzten, waren Piraten, die von hier aus die Galeonen angriffen, welche voll beladen von Zentral- und Südamerika aus Richtung Europa unterwegs waren. Einige der gefürchtetsten Piraten des 18. Jahrhunderts wie Blackbeard, Lowther oder Henry Morgan hatten hier ihren Unterschlupf. Um 1670 wurde die Insel England zugesprochen und unter die Verwaltung von Jamaica (damals Britische Kolonie) gestellt. Bis 1730 gab es keine permanenten Siedler. Es wird vermutet, dass die ersten festen Siedler Deserteure von Oliver Cromwells Armee auf Jamaica waren.

1794 fuhren 10 Britische Handelsschiffe am Riff im Osten von Grand Cayman auf Grund. Es gelang der lokalen Bevölkerung, mit dem Meer hier sehr gut vertraut, die meiste Ladung und den hintersten und letzten Schiffbrüchigen zu retten. Zum Dank für diese beherzigte und selbstlose Tat erhielt Grand Cayman von König George III ein ewig geltendes Recht auf Steuerfreiheit. Damals nicht wirklich ein grosses Geschenk, denn es gab praktisch keinen Handel auf Grand Cayman. Heute ist das ganz anders! In den 1960er Jahren erinnerte sich die lokale Regierung an dieses Recht und begann, Banken und andere internationale Geschäfte nach Grand Cayman zu locken. Plötzlich war die Insel auf der Karte, und bald hatte jede namhafte Firma (vor allem die Finanz lastigen) einen Geschäftssitz auf Grand Cayman, und konnte so, ganz legal, massiv Steuern sparen. Das ist auch heute noch so. Grand Cayman geniesst einen der höchsten Lebensstandards in der Karibik, und die Aussichten liegen gut, dass dies auch in den nächsten Jahrzehnten so bleibt. Und was hat das mit uns zu tun? Keine Angst, wir bezahlen ganz brav unsere Steuern in der Schweiz und geniessen einfach ein paar Wochen das unbeschwerte Seglerleben auf dieser einmaligen Insel.

Unser Segelplan auf Grand Cayman (als Referenz zum folgenden Text)
Nach unserem Arbeitsaufenthalt in der Harbour House Marina (Punkt 6 auf der Karte) verlegen wir unter Segel wieder an die Westküste vor George Town und machen an einer öffentlichen Boje fest (pinker Punkt auf der Karte). Lupina liegt rechts im Hintergrund, unser Dinghi am Steg. Das wird die nächsten Tage unsere Basis für Landausflüge
Innerhalb Fussdistanz von unserem Ankerplatz liegt Camana Bay, eine wunderschöne Anlage mit Shops, Restaurants, Entertainment und sogar einer kleinen Marina zum Nord Sound hin
Farbenprächtige Parkanlagen, immer gut gepflegt (typisch Britisch möchte man fast meinen 😉), laden zum Schlendern und Verweilen ein
Restaurants und Bars wie aus dem Reiseprospekt in Hülle und Fülle. Da es zurzeit keine Covid Fälle in der Bevölkerung gibt, ist alles offen. Aber: nicht nur Lage und Aussicht sind Spitz, auch die Preise sind oberes Niveau
Es gibt keine namhafte Schmuck- und Uhrenmarke, die nicht mit mindestens einem Verkaufsladen auf Grand Cayman vertreten ist. Zurzeit dürften die Umsätze aber im Keller liegen, denn die täglich 3-6 Kreuzfahrtschiffe fehlen, und auch sonst ist der Ferientourismus völlig am Boden. Niemand will zuerst 14 Tage seiner wohlverdienten Ferien in Quarantäne absitzen müssen, bevor er das Strand- und Inselleben geniessen darf
Hmm – soll ich? Soll ich nicht? – sie hat nicht 😉
Grand Cayman – das Land der Superreichen. Millionenvillen mit Anlegestegen für teure Yachten auf der Kanalseite und grosszügige Vorfahrten für Luxuslimousinen auf der Strassenseite sind hier Standard
Meist 2-3 Stockwerke und Balkone auf alle Seiten
Wie viele der Prunkvillen steht auch diese gerade leer – es ist ja bloss die Zweit- oder Drittwohnung eines Superreichen
Berge gibt es auf Grand Cayman keine. Die höchste Erhebung auf Grand Cayman ist eine Müllhalde (oder «Landfill», wie es auf English etwas freundlicher heisst), nicht gerade ein attraktives Wanderziel. Aber wir finden trotzdem einen wunderschönen und sehr interessanten Wanderweg – den «Mastic Trail». Dieser Pfad führt von Süden nach Norden quer über die Insel, hin und zurück 8km. Der Start beginnt in einer Sumpflandschaft …
… führt anschliessend über scharfkantige Kalksteinböden, die vor Millionen von Jahren einmal den Meeresgrund gebildet haben und immer wieder tiefe Spalten und Höhlen aufweisen. Ja, diesmal wollen wir unsere Wanderschuhe mitnehmen, sie bleiben aber auf der Lupina vergessen ☹, die Flip-Flops sind auf diesem Teil des Pfades sehr grenzwertig!
Magic Trail: der letzte Teil des Pfades im Norden führt über rote, sehr fruchtbare Erde
In Mittel- und Nordeuropa kennen wir die Birken mit ihren typisch weissen Baumrinden. Hier in der Karibik wächst die «Red Birch», die rote Birke. Sie ist leicht erkennbar an ihrer rötlichen Rinde, die sich papierstreifenartig ablöst und einen glatten, glänzenden Stamm zurücklässt. In der jetzigen Jahreszeit wechselt die Red Birch gerade ihr Laubwerk
An Stellen, wo kein Riff den Ozean in seine Schranken weist, (Stellenweise im Osten und im Süden) prallen die Wellen ungehindert auf die Ufer der Insel und schleifen unaufhaltsam Millimeter um Millimeter des harten Korallengesteines weg
Dort wo das Riff intakt ist und seine Schutzfunktion uneingeschränkt ausüben kann, bauen sich dahinter wunderschöne, kilometerlange Sandstrände auf. Hier der berühmte «Seven Mile Beach» an der Westküste nördlich von George Town
Einfach schön hier!
Auf der ganzen Insel, wirklich überall, sei es am Strand, in der Stadt, auf unserer Wanderung durch den Urwald, gibt es freilaufende, ausgewilderte Hühner – und natürlich ist auch immer ein stolzer Gockel (Hahn) dabei
Besuch in der für Grand Cayman wichtigen Turtle Farm. Hier werden Schildkröten aufgezogen, einerseits um sie zur Sicherstellung der Arterhaltung auszuwildern, andererseits aber auch für die Fleischproduktion zum Verzehr in den lokalen Restaurants. In Cayman ist der Konsum von Schildkrötenfleisch eine über 500 Jahre alte Tradition. Die Farm wurde ursprünglich für den Zweck gegründet, das erzeugte Fleisch als Nahrung an Schiffe zu verkaufen. Heute ist die Farm auch ein Zoo für Touristen und zeigt hautnah die lokale Tier- und Pflanzenwelt
«Smiley», das letzte gesichtete Krokodil auf Cayman. Wegen der vielen Schildkröten wurde die Insel zuerst «Las Tortugas» genannt. Der Englische Entdecker Sir Francis Drake fand dann 1586 in den Sumpflandschaften mehrere grosse Krokodile, und die Insel wurde neu Cayman (karibisches Wort für Krokodil) genannt. Das letzte Krokodil wurde in den späten 1950er Jahren geschossen, und seitdem galt das Reptil als ausgerottet. Im Dezember 2006 wurde aber ein knapp über 2 Meter langes Krokodil entdeckt, das im Ufergebiet der Nordküste im Meer schwamm. Um dieses Krokodil, Smiley, vor dem Erschiessungstod durch die verängstigte Bevölkerung zu retten, wurde es eingefangen und in die Turtle Farm gebracht. Ein DNA Gen-Test hat dann ergeben, dass es sich um einen Hybrid handelt: eine Kreuzung zwischen dem Amerikanischen Salzwasserkrokodil und dem Kubanischen Süsswasserkrokodil. Nun darf es hier sein weiteres Leben fristen – alleine, bis vielleicht erneut ein Exemplar in den Sümpfen gesichtet wird
Turtle Farm: Wunderschön und naturnah angelegtes Aquarium mit den grossen hier im Meer vorkommenden Tieren. Hier sehen wir gerade die Haifischfütterung. Ein Nurse Shark (Ammen Hai) erhält seine tägliche Ration Fisch aus der Hand des Wärters
Roter Ibis (Turtle Farm)
Papagei (Turtle Farm)
Anderes exotisches Wesen in der Fächerpalme (Turtle Farm) 😊
Viele Segler benutzen eine Drohne, um ihre Reise auch aus der Luft zu dokumentieren. So schafft sich auch Köbi ein solches Spielzeug an. Zuerst ein paar Probeflüge von Land aus, dann mutig vom schaukelnden und sich bewegenden Schiff. Es kommt wie es kommen muss: der erste Versuch vom Schiff endet im Wasser. «Kein Problem» denken wir. Die Drohne ist wassertauglich – gemäss Verkaufsbroschüre und Anwenderhandbuch kann man sogar im Wasser starten und landen. Genau deshalb haben wir dieses Modell gewählt! Unsere Überraschung dann: das Ding ist voller Wasser und da sich Elektronik und Salzwasser gar nicht gut mögen: kaputt!! Köbi ist bisher vergeblich daran, vom Hersteller einen Garantie Ersatz zu bekommen ☹☹
(Wen es interessiert: die Marke heisst: SwellPro und das Modell SPRY+ –> nicht kaufen!!)
Am 1. April (kein Scherz!) erhalten wir unsere 2. Pfizer Covid Schutzimpfung. Unglaublich! Wir kommen zur Impfstation, es hat eine lange Schlange, sicher fast eine Stunde Wartezeit. Ein Offizieller fragt uns, wie alt wir sind. Da wir beide die 60er überschritten haben, werden wir an der langen Schlange vorbei gewunken, direkt an die Impfstation für über 60-jährige Personen. 10 Minuten nach unserer Ankunft sind wir geimpft wieder draussen 😊 Wir sind froh, haben wir nun bereits die Impfung, denn sie wird uns in Zukunft das Einreisen in neue Länder einfacher machen
Vollmond um Mitternacht auf der Lupina
Köbi’s Geburtstag feiern wir bei einem ausgiebigen, exquisiten Nachtessen …
… und einem feinen Nespresso-Margarita zum Abschluss (hmm! Lecker! – fein aber sehr gefährlich 😉)
Noch einmal fahren wir, diesmal mit unserem eigenen Schiff, nach Stingray City (Kreis mit der Zielflagge auf der Karte). Wir verbringen die Nacht direkt hinter dem Riff mit seiner tosenden Brandung. Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Dinghi zur Sandbank und schwimmen mit den Stingrays (dort wie die Schiffe im Hintergrund ankern)
Unser Dinghi am Anker auf der Stingray City Sandbank. Ganz klein im Hintergrund grüsst die Lupina
Kaum haben wir unser Dinghi geankert, werden wir von den Stachelrochen begrüsst. Diese edlen Tiere schweben in Flugformation scheinbar mühelos nur ein paar Zentimeter über dem Meeresboden ohne dabei Sand aufzuwirbeln. Am Schwanz und über das Rückgrat haben sie giftige Stacheln, die sie zum Selbstschutz einsetzen. Solange man sie nicht bedrängt oder aus Versehen auf sie tritt, sind sie völlig harmlos. Wir sind total fasziniert und schwimmen fast 2 Stunden mit ihnen im Wasser
Rum Point (in der Nähe des Kreises mit dem roten Pfeil auf der Karte), ein sehr bekanntes Ausflugsziel für Einheimische und Touristen. Jetzt nur an Wochenenden von den Einheimischen besucht, unter der Woche ist der Steg meist leer. Von hier aus gelangen wir mit dem Dinghi bequem ans Riff zum Schnorcheln
Beim Rum Point gibt es eine Bucht (hier die Einfahrt) die wegen ihrer Biolumineszenz sehr bekannt ist. Es gibt nur wenige weitere vergleichbare Plätze auf der Welt, wo dieses Phänomen der Biolumineszenz das ganze Jahr über sichtbar ist. Im Wasser schwebende Mikroorganismen, Plankton, sammeln tagsüber Sonnenenergie und leuchten in der Nacht mit einem blaugrünen Lichtschimmer, wenn das Wasser um sie herum bewegt wird
Wir Fahren mit unserem Dinghi bei Sonnenuntergang in die Bucht, lassen uns treiben und warten rund eine Stunde bei Sundowner und feinem Snack, bis es dunkel ist. Am intensivsten ist die Biolumineszenz angeblich etwa 3 Tage nach Vollmond. Wir stellen aber keinen grossen Unterschied fest, als wir auch bei Neumond noch einmal hinfahren. Es ist zauberhaft! Du streichst mit einem Finger durch das Wasser und ziehst einen langen, leuchtenden Schweif hinterher. Auch Fische, die sich unten im Wasser bewegen, erzeugen eine Lichtspur, die ihren Weg und ihre Position sofort verraten. Spannend! Leider ist unsere Kamera für solche Aufnahmen nicht eingerichtet, und wir können dieses Naturphänomen nur mit Worten beschreiben 😉
Lupina am Anker vor Kaibo Beach (Kreis mit dem roten Pfeil auf der Karte)
Zwischendurch wird auch immer etwas gewerkelt, so wie ihr es zu Hause ja wahrscheinlich auch macht. Pia schneidert hier mit den Plastikfenstern unseres alten Biminis (Dachverdeck) einen Regenschutz, den wir dann seitlich am neuen Bimini anbringen können, wenn es regnet. So bleibt künftig unser Cockpit auch bei seitlichen Winden trocken
Aus den Stoffteilen des alten Biminis zaubert unsere geübte Schneiderin einen Witterungsschutz für die verschiedenen Seile, die sonst ungeschützt am Mast baumeln. Der Skipper ist sehr zufrieden
Die Cayman Islands sind weltberühmt für ihre fantastische Korallen- und Rifflandschaft. Natürlich verbringen wir, vor allem Köbi, viel Zeit im Wasser, und lassen uns mit Tauchbrille und Schnorchel ausgerüstet im 27 Grad Celsius warmen Meer stundenlang von der Natur inspirieren
Riesige Fächerkorallen scheinen uns Schnorchlern langsam in der unaufhörlichen Strömung des Meeres zuzuwinken
Unter Wasser mit der GoPro Kamera beschäftigt und ruhig dahintreibend wird Köbi jäh durch aufgeregtes Schreien von Pia aufgeschreckt: «Hai!! Haiiiii!!». Köbi streckt den Kopf aus dem Wasser und sieht Pia’s heftiges Winken. Nicht dass sie Angst hat, nein! Es ist ihre Freude darüber, nun auch endlich selbst ein Exemplar in der freien Wildbahn entdeckt zu haben!! Und tatsächlich: direkt unter ihr duckt sich ein rund 2 Meter langer Nurse Shark in die Korallen. Zum Glück waren wir ein paar Tage vorher in der Turtle Farm und waren bereits mit dem Verhalten dieser Hai Art vertraut. Wir sind als Beute viel zu gross. Mit dieser Zuversicht im Hinterkopf nähern wir uns vorsichtig mit der Kamera und schiessen dieses schöne Bild

Grand Cayman ist eine gut überschaubare, sehr einfach zu bereisende Insel. Öffentliche Busse (rund 2.50 USD pro Fahrt), Mietauto, Schiff oder Füsse bringen einem in kurzer Zeit zum Reiseziel. Es gibt nicht wirklich viele Sehenswürdigkeiten, aber das, was sie hat, ist wirklich schön und ein Besuch wert. Für Taucher und Schnorchler ist Grand Cayman eines der schönsten Reviere, die wir bisher besucht haben. Die beiden anderen Inseln der Gruppe, Cayman Brac und Little Cayman, segeln wir mit unserer Lupina nicht an. Die 70 Seemeilen ostwärts wären zwar eine gut machbare Strecke, aber für ein Schiffe mit unserem Tiefgang gibt es nur sehr wenige, eher schlecht geschützte Ankerplätze. Die Windverhältnisse erlauben es uns nicht – schade, wir wären gerne hingesegelt!

Wir verlegen nun am Montag wieder zurück zur Westküste an eine Boje vor George Town (pink farbiger Punkt auf der Karte), und bereiten uns auf die Weiterreise nach Panama vor. Sobald der Wind günstig ist (im Moment scheint es ab Donnerstag, 22. April, soweit zu sein), legen wir ab. Pia hat unseren nächsten YouTube Film bald fertig und wenn alles klappt, stellen wir ihn noch vor unserer Abfahrt ins Netz. Der Link dazu wird hier auf der Homepage unter Menu «Videos» zu sehen sein.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Grand Cayman, eine andere Welt in der Karibik

Die rund 145 Seemeilen lange Überfahrt von Cayo Largo (Kuba) nach Georgetown auf Grand Cayman verläuft recht entspannt und ohne nennenswerte Vorkommnisse. Wir haben die Abfahrt am Sonntag, 21.2.2021, so geplant, dass wir nicht zu früh starten, über Nacht durchsegeln und unsere Destination am Montagmorgen erreichen. So klappt es denn auch perfekt. Der Wind kommt anfänglich von schräg hinten und dreht im Verlauf der Nacht auf die Backbordseite. Eigentlich alles sehr entspannt. Einzig eine giftige Welle, die ab und zu an die Bordwand knallt und uns nass überspült, und das Wissen im Hinterkopf, dass wir von Grand Cayman trotz mehrmaligem Nachfragen per E-Mail und per Telephon keine Bestätigung haben, stören uns bei der Überfahrt. Während die Welle ab Mitternacht langsam nachlässt, bleibt die Ungewissheit, ob wir einreisen dürfen, auch nach unserer Ankunft am Montag um 8 Uhr früh noch für längere Zeit ungeklärt.

Im Morgengrauen setzt Pia die gelbe Quarantäne Flagge. Es war ursprünglich nicht geplant, auf den Cayman Inseln einen Zwischenstopp einzulegen, deshalb haben wir vorgängig keine Hoheitsfahne von Cayman Islands besorgt. In der Dom Rep und in Kuba konnten wir dann nirgends eine finden – so müssen wir für einmal die Marine-Ethik verletzen und ohne Hoheitsfahne in ein neues Land einreisen

Über Funk melden wir uns, so wie wir es in unserem Cruising Handbuch nachgelesen haben, bei der Port Security an und erbitten einen Mooringplatz (Boje). Die Port Security weiss nichts von einem Einreisegesuch, weist uns aber professionell und unbürokratisch eine Boje zu. Kaum passieren wir die Hafengrenze, schiesst ein Boot der Port Authority auf uns zu und geleitet uns zur Boje. Wir werden instruiert, das Schiff ja nicht zu verlassen und niemanden an Bord zu lassen. Sie wollen unsere Einreiseerlaubnis sehen. Wir zeigen ihnen die Registrierungsnummer unseres Gesuches, das mittlerweile schon fast 14 Tage alt ist. Sie geben es per Funk weiter und weisen uns an, den Funk auf Kanal 16 eingeschaltet zu lassen, um weitere Instruktionen abzuwarten. Darauf rauscht das Boot mit den Offiziellen wieder weg, und wir sind alleine. Dann gibt’s mal ein ordentliches Frühstück.

Unsere Ankunftsboje in Georgetown. Wir sind das einzige Segelboot in Georgetown. Vom Ufer grüssen die ersten Restaurants und Shopping Malls (Grand Cayman ist praktisch frei von COVID Fällen, alles ist offen)

Kaum fertig mit dem Frühstück werden wir per Funk aufgefordert, mit dem Schiff an den Nord Pier des Hafens zu fahren. Zügig legen wir von der Boje ab und begeben uns zum angewiesenen Pier. Nicht ganz einfach: es steht ein grosses Frachtschiff davor und es läuft ein ekliger Schwell in den Hafen. Lupina wird so heftig in die Festmacherleinen geworfen, dass uns Angst und Bange wird um unser Material. Die anwesenden Beamten stellen uns ein paar banale Fragen (die wir schon mehrmals per Funk beantwortet haben) und erklären uns, dass von uns kein Einreisegesuch vorliege. Wir übergeben ihnen den E-Mail Verkehr und die Registrierungsnummer unseres Gesuches. Dann dürfen wir wieder an unsere Boje. Wir sollen unseren Funk eingeschaltet lassen. Bis am späten Montag Nachmittag hören wir nichts mehr. Wir fragen per Funk nach, aber werden auf später vertröstet. Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen? Wir warten ab.

Am Dienstagmorgen kurz vor 8 Uhr werden wir angefunkt und gebeten, wieder mit dem Schiff an den Nord Pier zu kommen. Die schlechten Anlegebedingungen vom Vortag noch im Hinterkopf erbitten wir, mit dem Dinghi an Land kommen zu dürfen. Das wird erlaubt. Als wir ankommen, staunen wir nicht schlecht! Alle Personen, die mit uns heute Kontakt haben, tragen Schutzanzüge, Schutzmasken und Glasschutzschilder vor dem Gesicht, sowie Handschuhe. Nochmals dieselben Fragen wie am Vortag, diesmal aber müssen wir auch Pässe und Ausreisegenehmigung von Kuba abgeben. Nachdem dann auch ein Covid Test vorgenommen ist (oh, wie lieben wir das Gestöber durch die Nase bis ins Gehirn!), dürfen wir zurück auf das Schiff. Wir sind einklariert!! Tag 0 der Quarantäne hat soeben begonnen.

Die Anlandungsstelle für das Einklarieren. Mitten in der Einfahrt noch ein grosser Felsblock, der das Manövrieren erschwert. In diesem Bild vom Dienstag ist praktisch kein Schwell mehr vorhanden. Am Vortag war das Hafenwasser noch so stark bewegt, dass dieser Fels immer wieder vom Wasser überspült wurde
Nach dem Einklarieren, zurück auf der Lupina, werden wir von Nadine und Tomas aus Covid sicherer Distanz begrüsst. Das Schweizer Ehepaar hat mit seinem Katamaran «Seaborne» (rechts im Hintergrund) die Covid-Zeit auf den Cayman Inseln verbracht. Mit ihnen pflegen wir seit Beginn unserer Reise vor nun bald 3 Jahren immer wieder einen lockeren Kontakt via Internet. Sie waren es auch, die uns schlussendlich zu einem Stopp auf Grand Cayman bewegt haben: von ihnen wussten wir, dass man ein Gesuch auf Einreise stellen kann, obwohl die Grenzen für Touristen offiziell eigentlich immer noch geschlossen sind

Die Cayman Islands sind eine Gruppierung von 3 Inseln, die isoliert mitten im tiefen Karibischen Meer liegen. Im einstigen Schlupfwinkel der Piraten residieren heute Banken aus aller Welt. Die Cayman Islands, immer noch eine Britische Kolonie, sind wohl eines der bekanntesten Steuerparadiese und es wundert nicht, dass fast jedes namhafte Unternehmen hier einen Geschäftssitz oder zumindest ein Postfach hat. Nicht zuletzt deshalb, aber auch wegen des florierenden internationalen Tourismusgeschäfts sind die Inseln sehr wohlhabend, ganz im Gegensatz zu den anderen Karibischen Inseln, die wir bisher besucht haben.

Nadine und Tomas besorgen uns eine lokale SIM Karte, die wir dann mit dem Dinghi bei der Hafenbehörde abholen dürfen. Damit sind wir wieder mit der Welt verbunden. Eine der ersten Aktionen: via Computer über die hier sehr gut funktionierenden Online-Shops frische Nahrungsmittel bestellen
Auslieferung unserer Lebensmittel am Pier. Wir müssen in sicherer Distanz warten, bis der Mitarbeiter des Lieferdienstes sich wieder entfernt hat
Mit frischen Vitaminen versorgt starten wir voller Elan in unsere 14-tägige Quarantäne. Nebst Lesen nehmen wir uns vor, jeden Tag irgendeine Arbeit, die wir uns schon lange mal vorgenommen haben, zu erledigen. Pia beim Putzen des Kühlschrankes. Der ist soo tief, dass sie fast hineinfällt 😊😊
Köbi inspiziert und checkt den Rettungsring. Nach 3 Jahren sind die Batterien der Lampe alle, die Fixierleine stirbt langsam den UV-Licht Tod, und die Fixierlaschen der Aussenhülle hängen buchstäblich nur noch am Faden
Pia näht die Fixierlaschen der Rettungsringhülle neu an
Nach getaner Arbeit lässt sich der Sundowner besonders gut geniessen 😉
Etwa nach Halbzeit unserer Quarantäne kündet sich ein Sturm an. Wäre an und für sich kein Problem, denn die Boje, an der wir liegen, ist für grössere Schiffe ausgelegt. Das Problem aber ist, dass zumindest während der ersten beiden Tage der Wind vom Meer her kommt und uns das Leben auf dem Schiff ziemlich mühsam machen würde. Die Port Security offeriert uns per Funk, auf die andere Inselseite in eine Bucht verlegen zu können. Diese Bucht bietet Wellenschutz aus allen Richtungen. Ohne Zögern nehmen wir dieses Angebot natürlich gerne an! Wer darf schon in Quarantäne segeln gehen 😉 Es erwartet uns ein gemütlicher Segel Tag. Schon eine Stunde später, noch bei schönstem Sonnenschein und mässigem Wind, verlassen wir die Boje und verlegen in den Governors Creek auf der Nordseite von Grand Cayman
Die Einfahrt in den Governors Creek ist sehr flach. An den flachsten Stellen beträgt die Tiefe nur knapp 2 Meter. Unser Schiff hat exakt 2 Meter Tiefgang. Sicher kratzen wir da mit unserem Kiel ab und zu etwas im Sand und Schlamm auf dem Meeresgrund, aber es geht gut und wir gleiten in die sichere Bucht
Der Einfahrtskanal erinnert uns sehr stark an Ft. Lauderdale (Florida, USA): entlang des Kanals viele Prunkvillen mit einem oder mehreren Power-Boats am Steg, und auf der anderen Hausseite ein oder mehrere teure Luxusautos in der Einfahrtsallee
Am Tag, nach dem wir im Governors Creek vor Anker gegangen sind, zieht das Sturmtief auf. Die ersten 3 Tage pfeift der Wind mit permanent 25-30 Knoten, danach nimmt er leicht ab. Erst nach fast einer Woche beruhigt sich das Wetter wieder. Dieses Bild ist bei 30 Knoten Wind aufgenommen worden. Gut zu sehen, wie flach das Wasser in der fast rundum von Mangroven geschützten Bucht trotzdem bleibt
Am 14. Tag unserer Quarantäne werden wir erneut zum Covid Test aufgefordert. Wir fahren mit dem Dinghi zur nahegelegenen Tankstelle des Cayman Yacht Clubs, wo wir das Prozedere erneut widerwillig über uns ergehen lassen. Die Rückfahrt nutzen wir bereits für eine erste Sightseeing-Tour durch die künstlich angelegten Kanäle
Und dann erhalten wir noch am selben Tag positiven Bescheid: der Test ist (wie könnte es auch anders sein!) negativ. Freudig melden sich unsere Liegenachbarn, Nadine und Tomas und laden uns spontan bei sich auf der «Seaborne» zum ersten Begrüssungstrunk ein – es wird ein langer aber kurzweiliger Abend (leider ohne Bilder 😉). Schon am nächsten Tag geht’s dann zum ersten Mal an Land – und endlich gibt’s auch wieder mal Eiscreme
Nadine und Tomas auf unsere Lupina. Sie sind nun schon seit mehreren Monaten auf den Cayman Islands und können uns viele gute Tipps geben
Einer der Tipps von Nadine und Tomas: «Lasst euch doch hier gleich gegen Covid impfen!» Ja, geht das denn als Ausländer und nicht Einwohner? Es geht! Schon am nächsten Tag bekommen wir unsere erste Ration Pfizer. Die Zweite erfolgt dann in 3 Wochen. Das wird uns das Weiterreisen erheblich vereinfachen
Es soll einen wunderschönen, gut geschützten Ankerplatz (Kaibo) im Osten des grossen Nord-Sounds (tiefe Bucht im Norden, rund 4 Seemeilen breit) geben. Die Herausforderung aber ist: wie kommen wir mit unserem 2 Meter Tiefgang sicher dorthin, wenn in der ganzen Bucht Wassertiefen von nur 1-4 Meter vorherrschen? Die Navionics Seekarten sind zwar hier sehr genau, aber sich nur darauf abstützen, das wäre uns zu heikel. Deshalb sind wir froh, dass uns die «Seaborne» (der Katamaran hat nur ca. 1m Tiefgang) voraus fährt und den besten Weg zeigt
Ein besonderes Highlight: Besuch von Stingray-City (= Stachelrochen Stadt), eine flache Sandbank direkt hinter dem Aussenriff, wo früher die Fischer ihren Fang gesäubert und die Abfälle ins Meer geworfen haben. Diese Fischreste haben über viele Jahre Dutzende von Stachelrochen angezogen. Die Fischer sind in der jüngeren Geschichte durch Tausende von Kreuzfahrttouristen abgelöst worden, die täglich an diese Stelle geschippert worden sind. Übrigens: ausserhalb des Riffes (dunkelblau am Horizont) fällt der Meeresgrund auf über 2000 Meter ab!
Ein Schwarm Stachelrochen in Stingray-City. Die Touristen sind nun Covid bedingt nicht mehr da. Damit die wild lebenden Rochen nicht abwandern zu neuen Nahrungsgründen, werden sie jetzt von Touristenführern regelmässig gefüttert. Wir haben das Glück, dass gleich nach unserer Ankunft eine solche Fütterung beginnt und es nach kurzer Zeit um uns herum nur so wimmelt von diesen handzahmen Tieren
Wie ein fliegender Teppich gleitet der Rochen über Pia’s Hand. Der Bauch ist ganz weich und samtig. Der Schlund ist verhältnismässig klein und mit kleinen Zähnen bewehrt. Beim Füttern muss man aufpassen, dass die Hand flach und geschlossen bleibt. Ein abstehender Finger könnte sonst schon mal als Tintenfischarm verwechselt werden 😊
«Galions»-Damen Nadine und Pia nach einem unvergesslichen Schnorchel-Tag in Stingray-City
Nach etwas mehr als einer Woche intensiven Kennenlernens trennen sich unsere Wege bereits wieder. Nadine und Tomas segeln weiter nach Mexico, und wir bleiben noch ein paar Wochen hier. Abschiedsessen in einem Strandrestaurant vor unserem Ankerplatz in Kaibo
Lupina in der Harbour House Marina. Es haben sich wieder einige kleinere Arbeiten angehäuft, die wir hier auf Cayman Island in Angriff nehmen wollen. Unter anderem soll ein neues Bimini her. Das Alte ist immer noch das Original und beginnt, sich langsam zu zerlegen. Zum Ausmessen und für Anpassungsarbeiten verlegen wir in die Werft der Harbour House Marina, wo solche Arbeiten ausgeführt werden können. Die Einfahrt zur Marina ist eine rechte Herausforderung. Teilweise haben wir nur noch 10cm Wassertiefe unter dem Kiel und das bei Flut! Pia war leicht nervös!! 😊
Harbour House Marina: direkt uns gegenüber liegen diese beiden Schiffe – nicht gerade vertrauenserweckend für eine Werft 😉

Unser Schiff ist in der Werft nicht gesunken 😊. Mitte der Woche verlassen wir die Harbour House Marina wieder. Die Aufträge sind erteilt und werden voraussichtlich bis Ende März ausgeführt. Wir verlegen wieder an die Westküste nach Georgetown an unsere erste Boje und wollen von da aus die Insel erkunden. Was wir dabei erleben und antreffen berichten wir das nächste Mal.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Cayo Largo – ein Leben wie Robinson Crusoe

Cayo Largo, 25km Traumstrände und glasklares Wasser

So schön warm wie auf dem Bild empfängt uns Cayo Largo nicht! Der nördliche Wind, der uns bei der rund 24-stündigen Überfahrt von Cienfuegos nach Cayo Largo noch freundlich unterstütz hat, lässt uns nun in der Nacht erstmals seit fast 2 Jahren auf den Kap Verden wieder Pullover und lange Hosen tragen. Die Temperaturen fallen in der Nacht auf frische 16 Grad, was doch für kurze Hosen und T-Shirt etwas kühl ist. Zum Glück wechselt der Wind nach 2 Tagen auf West und bringt uns wieder die gewohnten 24 Grad in der Nacht.

Marina Marlin, Cayo Largo. Die Marina hat einen Anlegesteg für die Kubanischen Bootsbesitzer, und einen Anlegesteg für die Ausländer. Früher wurden die Leute recht strikt getrennt, heute ist der Übergang zwischen den Stegen offen. «Unser» Steg ist in normalen Zeiten total überfüllt mit Charter-Booten (fast ausschliesslich Katamarane), jetzt sind wir die Einzigen, die einklarieren wollen. Schade, denn die Gegend hier ist wunderschön!
Wir wechseln mit unserem Schiff nach dem Einklarieren direkt an einen Ankerplatz hinter einer Sandbank. Am 3. Tag nach unserer Ankunft kommen dann doch ein paar Charter Schiffe nach Cayo Largo. Sie bleiben für 1-2 Nächte, dann ziehen sie weiter. Der Strand hier ist bekannt dafür, dass man mit dem Schiff direkt an den Strand fahren kann, «beachen» wird das genannt. Hier sind gleich 3 Katamarane angelandet
Mit der Lupina können wir leider nicht «beachen», der 2 Meter tiefe Bleikiel erlaubt es nicht. Das macht aber nichts, auch sie hat ein wunderbares Plätzchen gleich auf der gegenüberliegenden Seite der 3 Katamarane
Cayo Largo, 38km2 gross, hat eigentlich keine einheimische Bevölkerung. Alle Kubaner, die hier leben, arbeiten in der Touristenbranche und kommen von der Hauptinsel. Es hat einige grosse All-Inclusive Hotels, und eben die Marina. Per Flugzeug werden auch Tagestouristen aus Havanna oder Varadero herangeflogen, um hier Ausflüge in die Mangrovenwälder oder Tauchgänge an einem wunderschönen vorgelagerten Riff zu machen. Jetzt ist alles leer – es hat keine Touristen, die Hotels werden von Pflanzen überwachsen und die Touristenschiffe schaukeln traurig im Wasser. Die Zeit wird für Unterhalt, Pflege und Aufbau neuer Attraktionen genutzt – alles in der Hoffnung, dass es bald wieder normal wird
Bis auf 1-2 Langfahrtenschiffe (wie wir) sind keine Touristen hier, die mehrere Tage auf Cayo Largo verweilen. Wir haben einen Grossteil der Insel für uns allein. Weil die Versorgung auch hier in den letzten Monaten sehr schwierig geworden ist, erinnern wir uns an Robinson Crusoe und versuchen uns darin, uns von den Geschenken der Natur zu ernähren. Kokosnüsse gibt es in Hülle und Fülle! Sie löschen den Durst …
… und spenden herrlich schmeckendes Nussfleisch, das gut zu einem Sundowner passt
Ein befreundetes Seglerpaar (Anett und Peter von der Annamera), die auch einige Tage hier verweilen, zeigen uns, wie man Chonch-Muscheln findet, diese aus ihren Schalen ziehen kann und dann schmackhaft zubereitet
Robinson Leben am Strand mit Grillfeuer, an dem wir die Conch dann braten
Eine Polizeistunde (oder «Sperrstunde» auf gut Deutsch) gibt es hier nicht 😉
Aber Köbi wäre nicht Köbi, wenn er nicht doch irgend ein angeschriebenes Haus finden würde 😊 Diesmal musste er aber gar nicht so lange suchen: direkt in der Marina hat es eine sehr gut geführte Hafenkneipe mit dem furchteinflössenden Namen: El Pirata. Hier verbringen nicht nur wir einige Stunden (vor allem, um Internet Zugang zu haben), …
… auch der Namensgeber hockt wahrscheinlich schon lange hier 😊😊
Die Crew der Hafenkneipe überrascht Pia an ihrem Geburtstag mit einem selbst gebackenen Kuchen. Die Überraschung ist gelungen
Wir verbringen viel Zeit in der Natur draussen. Der Sand hier ist etwas ganz Spezielles, das wir so noch nie erfahren haben. Die Sonne kann noch so brennen – der Sand wird nie heiss. In der Nacht kühlt er dann auch sehr schnell ab. Irgendwie verhält er sich ganz anders wie normaler Sand. Die Körner sind extrem fein, und trotzdem gibt es fast keine Windverfrachtungen. Obwohl die Sandkörner schön rund geschliffen sind, sinkt man in Sand kaum ein. Auch unsere Ankerkette, die bis zu 40 Meter auf dem sandigen Meeresgrund liegt, wird perfekt poliert
Mit dem Dinghi fahren wir zu einer von vielen nahegelegenen Insel, die einen kleinen Abbruch hat. In den Löchern darin (eines ist ganz am rechten Bildrand zu sehen) hausen Dutzende von Leguanen
Fantastische Natur – und auch etwas romantisch obendrein
Einmal sitzen wir in der Hafenkneipe, da fährt beim Eindunkeln ein Charter-Katamaran in die Marina, legt aber am Steg für Einheimische an. Kurz später schlendert die Crew locker daher und beginnt auf schweizerdeutsch mit uns zu reden. Sie haben bei der Einfahrt unser Schiff mit der Schweizerflagge gesehen. Da wir die einzigen Gäste sind, die nicht einheimisch aussehen, folgern sie richtig, dass wir die Schweizer sind. Wir zeigen ihnen den richtigen Anlegersteg und haben später eine lockere Runde zusammen. Am nächsten Tag kommen sie ebenfalls zum Ankerplatz und wir machen ein «Päcklein» (sie machen ihr Schiff an der Seite von Lupina an)
Die Crew der «Tropicana», so heisst das Schiff der Schweizer, hat unterwegs Lobster eingekauft. Für ein paar Dollar haben sie von einheimischen Fischern viel mehr von den Tieren erhalten, wie sie selber essen können. Kein Problem – wir helfen gerne!! 😉 Nach einem Sundowner auf der Lupina zaubern die Köche der Tropicana ein wunderbares Essen in die Teller
Corinne, Ueli, Gianni, Beat (von links, alle von der SY Tropicana) und Pia stossen zu später Stunde mit einem feinen Rum-Kaffee auf unser Zusammenkommen an
Auch in Cayo Largo treffen wir wieder faszinierende Menschen an. Hier ist es «Pire». Wer schon einmal mit dem Schiff hier war, der kennt ihn. 32 Jahre lang ist er der Hafenmeister in der Marina. Vorher war er als Übersetzer im Militär tätig. Davon zeugt das Bild an der Wand, welches ihn mit Fidel Castro zeigt. Pire ist seit dem Ausbruch von Covid ununterbrochen im Einsatz, weil seine Ablösung, die alle 20 Tage für 10 Tage lang seinen Job übernimmt, aus Havanna nicht einreisen darf. Er strahlt eine Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit aus, die jedes Problem eines in Not geratenen Seemannes mit einem Augenzwinkern verschwinden lässt. Schön, dass es solche Menschen gibt!

Unsere Zeit in Kuba neigt sich nun dem Ende entgegen. Der Pazifik ruft, Frankreich steht uns aber mit seinem Einreiseverbot in Französisch-Polynesien im Weg. Wäre diese Inselgruppe offen, würden wir direkt von Kuba nach Panama durchsegeln und von da zügig durch den Kanal. Aber die Grenzen sind sicher bis zum 31. März geschlossen, und danach ist die Situation noch völlig unklar. Wir sind hin und her gerissen, ob wir es auf gut Glück nicht doch einfach probieren sollen oder lieber auf Nummer sicher gehen, und noch eine Saison hier auf der karibischen Seite bleiben. Wir versuchen nun seit ein paar Tagen, die Einreiseerlaubnis von den Cayman Islands zu bekommen. Das harzt! Trotz mehrmaligen E-Mails und Anrufen haben wir bis heute keine Bewilligung erhalten. Seit heute weht nun ein idealer Wind, mit dem wir perfekt in Richtung Süden zu den Cayman Islands gelangen könnten. Wir beschliessen, morgen Sonntag die Leinen zu lösen und mit einem soeben erhaltenen negativen Covid-Testergebnis in der Backs-Kiste George Town auf Grand Cayman anzulaufen.

Was erwartet uns im Süden? Werden wir in Cayman Islands reingelassen, oder müssen wir direkt die 750 Seemeilen bis Panama durchziehen? Was geschieht in Polynesien? Wir wissen es noch nicht.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!