Cayo Largo – ein Leben wie Robinson Crusoe

Cayo Largo, 25km Traumstrände und glasklares Wasser

So schön warm wie auf dem Bild empfängt uns Cayo Largo nicht! Der nördliche Wind, der uns bei der rund 24-stündigen Überfahrt von Cienfuegos nach Cayo Largo noch freundlich unterstütz hat, lässt uns nun in der Nacht erstmals seit fast 2 Jahren auf den Kap Verden wieder Pullover und lange Hosen tragen. Die Temperaturen fallen in der Nacht auf frische 16 Grad, was doch für kurze Hosen und T-Shirt etwas kühl ist. Zum Glück wechselt der Wind nach 2 Tagen auf West und bringt uns wieder die gewohnten 24 Grad in der Nacht.

Marina Marlin, Cayo Largo. Die Marina hat einen Anlegesteg für die Kubanischen Bootsbesitzer, und einen Anlegesteg für die Ausländer. Früher wurden die Leute recht strikt getrennt, heute ist der Übergang zwischen den Stegen offen. «Unser» Steg ist in normalen Zeiten total überfüllt mit Charter-Booten (fast ausschliesslich Katamarane), jetzt sind wir die Einzigen, die einklarieren wollen. Schade, denn die Gegend hier ist wunderschön!
Wir wechseln mit unserem Schiff nach dem Einklarieren direkt an einen Ankerplatz hinter einer Sandbank. Am 3. Tag nach unserer Ankunft kommen dann doch ein paar Charter Schiffe nach Cayo Largo. Sie bleiben für 1-2 Nächte, dann ziehen sie weiter. Der Strand hier ist bekannt dafür, dass man mit dem Schiff direkt an den Strand fahren kann, «beachen» wird das genannt. Hier sind gleich 3 Katamarane angelandet
Mit der Lupina können wir leider nicht «beachen», der 2 Meter tiefe Bleikiel erlaubt es nicht. Das macht aber nichts, auch sie hat ein wunderbares Plätzchen gleich auf der gegenüberliegenden Seite der 3 Katamarane
Cayo Largo, 38km2 gross, hat eigentlich keine einheimische Bevölkerung. Alle Kubaner, die hier leben, arbeiten in der Touristenbranche und kommen von der Hauptinsel. Es hat einige grosse All-Inclusive Hotels, und eben die Marina. Per Flugzeug werden auch Tagestouristen aus Havanna oder Varadero herangeflogen, um hier Ausflüge in die Mangrovenwälder oder Tauchgänge an einem wunderschönen vorgelagerten Riff zu machen. Jetzt ist alles leer – es hat keine Touristen, die Hotels werden von Pflanzen überwachsen und die Touristenschiffe schaukeln traurig im Wasser. Die Zeit wird für Unterhalt, Pflege und Aufbau neuer Attraktionen genutzt – alles in der Hoffnung, dass es bald wieder normal wird
Bis auf 1-2 Langfahrtenschiffe (wie wir) sind keine Touristen hier, die mehrere Tage auf Cayo Largo verweilen. Wir haben einen Grossteil der Insel für uns allein. Weil die Versorgung auch hier in den letzten Monaten sehr schwierig geworden ist, erinnern wir uns an Robinson Crusoe und versuchen uns darin, uns von den Geschenken der Natur zu ernähren. Kokosnüsse gibt es in Hülle und Fülle! Sie löschen den Durst …
… und spenden herrlich schmeckendes Nussfleisch, das gut zu einem Sundowner passt
Ein befreundetes Seglerpaar (Anett und Peter von der Annamera), die auch einige Tage hier verweilen, zeigen uns, wie man Chonch-Muscheln findet, diese aus ihren Schalen ziehen kann und dann schmackhaft zubereitet
Robinson Leben am Strand mit Grillfeuer, an dem wir die Conch dann braten
Eine Polizeistunde (oder «Sperrstunde» auf gut Deutsch) gibt es hier nicht 😉
Aber Köbi wäre nicht Köbi, wenn er nicht doch irgend ein angeschriebenes Haus finden würde 😊 Diesmal musste er aber gar nicht so lange suchen: direkt in der Marina hat es eine sehr gut geführte Hafenkneipe mit dem furchteinflössenden Namen: El Pirata. Hier verbringen nicht nur wir einige Stunden (vor allem, um Internet Zugang zu haben), …
… auch der Namensgeber hockt wahrscheinlich schon lange hier 😊😊
Die Crew der Hafenkneipe überrascht Pia an ihrem Geburtstag mit einem selbst gebackenen Kuchen. Die Überraschung ist gelungen
Wir verbringen viel Zeit in der Natur draussen. Der Sand hier ist etwas ganz Spezielles, das wir so noch nie erfahren haben. Die Sonne kann noch so brennen – der Sand wird nie heiss. In der Nacht kühlt er dann auch sehr schnell ab. Irgendwie verhält er sich ganz anders wie normaler Sand. Die Körner sind extrem fein, und trotzdem gibt es fast keine Windverfrachtungen. Obwohl die Sandkörner schön rund geschliffen sind, sinkt man in Sand kaum ein. Auch unsere Ankerkette, die bis zu 40 Meter auf dem sandigen Meeresgrund liegt, wird perfekt poliert
Mit dem Dinghi fahren wir zu einer von vielen nahegelegenen Insel, die einen kleinen Abbruch hat. In den Löchern darin (eines ist ganz am rechten Bildrand zu sehen) hausen Dutzende von Leguanen
Fantastische Natur – und auch etwas romantisch obendrein
Einmal sitzen wir in der Hafenkneipe, da fährt beim Eindunkeln ein Charter-Katamaran in die Marina, legt aber am Steg für Einheimische an. Kurz später schlendert die Crew locker daher und beginnt auf schweizerdeutsch mit uns zu reden. Sie haben bei der Einfahrt unser Schiff mit der Schweizerflagge gesehen. Da wir die einzigen Gäste sind, die nicht einheimisch aussehen, folgern sie richtig, dass wir die Schweizer sind. Wir zeigen ihnen den richtigen Anlegersteg und haben später eine lockere Runde zusammen. Am nächsten Tag kommen sie ebenfalls zum Ankerplatz und wir machen ein «Päcklein» (sie machen ihr Schiff an der Seite von Lupina an)
Die Crew der «Tropicana», so heisst das Schiff der Schweizer, hat unterwegs Lobster eingekauft. Für ein paar Dollar haben sie von einheimischen Fischern viel mehr von den Tieren erhalten, wie sie selber essen können. Kein Problem – wir helfen gerne!! 😉 Nach einem Sundowner auf der Lupina zaubern die Köche der Tropicana ein wunderbares Essen in die Teller
Corinne, Ueli, Gianni, Beat (von links, alle von der SY Tropicana) und Pia stossen zu später Stunde mit einem feinen Rum-Kaffee auf unser Zusammenkommen an
Auch in Cayo Largo treffen wir wieder faszinierende Menschen an. Hier ist es «Pire». Wer schon einmal mit dem Schiff hier war, der kennt ihn. 32 Jahre lang ist er der Hafenmeister in der Marina. Vorher war er als Übersetzer im Militär tätig. Davon zeugt das Bild an der Wand, welches ihn mit Fidel Castro zeigt. Pire ist seit dem Ausbruch von Covid ununterbrochen im Einsatz, weil seine Ablösung, die alle 20 Tage für 10 Tage lang seinen Job übernimmt, aus Havanna nicht einreisen darf. Er strahlt eine Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit aus, die jedes Problem eines in Not geratenen Seemannes mit einem Augenzwinkern verschwinden lässt. Schön, dass es solche Menschen gibt!

Unsere Zeit in Kuba neigt sich nun dem Ende entgegen. Der Pazifik ruft, Frankreich steht uns aber mit seinem Einreiseverbot in Französisch-Polynesien im Weg. Wäre diese Inselgruppe offen, würden wir direkt von Kuba nach Panama durchsegeln und von da zügig durch den Kanal. Aber die Grenzen sind sicher bis zum 31. März geschlossen, und danach ist die Situation noch völlig unklar. Wir sind hin und her gerissen, ob wir es auf gut Glück nicht doch einfach probieren sollen oder lieber auf Nummer sicher gehen, und noch eine Saison hier auf der karibischen Seite bleiben. Wir versuchen nun seit ein paar Tagen, die Einreiseerlaubnis von den Cayman Islands zu bekommen. Das harzt! Trotz mehrmaligen E-Mails und Anrufen haben wir bis heute keine Bewilligung erhalten. Seit heute weht nun ein idealer Wind, mit dem wir perfekt in Richtung Süden zu den Cayman Islands gelangen könnten. Wir beschliessen, morgen Sonntag die Leinen zu lösen und mit einem soeben erhaltenen negativen Covid-Testergebnis in der Backs-Kiste George Town auf Grand Cayman anzulaufen.

Was erwartet uns im Süden? Werden wir in Cayman Islands reingelassen, oder müssen wir direkt die 750 Seemeilen bis Panama durchziehen? Was geschieht in Polynesien? Wir wissen es noch nicht.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

3 Antworten auf „Cayo Largo – ein Leben wie Robinson Crusoe“

  1. Hola Ihr Beiden
    Ich liiiiiiebe Eure super interessanten und unterhaltsamen Reiseberichte einfach! So geht das Sonntags-Käfchen mit Schwelgen runter – als wäre man gerade mit dabei. Möchte Eure tolle Unterhaltung echt nicht missen!!
    Ich bin ja inzwischen nicht mehr bei ABB und bin z.Z. recht gefordert, in „meinem Alter“ nochmal was Neues zu beginnen. Ist aber super interessant und die richtige Entscheidung, endlich mal aus der Komfortzone rauszugehen.
    Aber natürlich nicht so cool wie Euer HAMMER Weltensegel-Bummel.
    Please keep coming with the wonderful entertainment!
    Alles Gute Euch beiden, bleibt gesund und GENIESSTS!! LG. Doris

  2. Ech drücke euch Düüme ond hoffe es ging alles noch Wonsch!Hebeds wiiter guet ond bliebed gsond!
    Annelis us Wittnau ( keis Fasnachtsfüür das Johr)

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