Rundreise durch Panama

Seit dem 30. September sind wir wieder zurück auf der Lupina. In der Zeit seit dem letzten Bericht haben wir sehr viel erlebt, was wir im Folgenden in komprimierter Form erzählen wollen.

Zuerst reisten wir für knapp 5 Wochen in die Schweiz. Wie üblich durften wir wieder bei guten Freunden im Heimatdorf wohnen (vielen Dank Mandy und Dani!!) und haben von dort aus die jährlichen «Büroarbeiten» erledigt, Materialbestellungen für uns und Boot getätigt, sowie Familie und Freunde besucht.

Wunderschöne Zeit mit unseren beiden Grosskindern Jael (5, linkes) und Luisa (2, rechts)
Besuch bei unseren Segelfreunden aus Möhlin, Barbara und Ralph (SY Lille Venn, Bildmitte), die zur gleichen Zeit Heimurlaub in der Schweiz machen. Sie kennen wir von der Zeit in Bonaire und sind seither in regelmässigem Kontakt mit ihnen. Zusammen mit Chris und Ruedi (SY Pasitos) aus dem Baselbiet verbringen wir einen kurzweiligen und spannenden Nachmittag. An der Tischauslage ist gut erkennbar, weshalb wir in der Schweiz einige Pfunde zugelegt haben 😊
Eines von vielen High-Lights: Besuch aus Bonaire! Wendy und Sylvester, auch auf Heimatbesuch (Holländer, SY Tween), bringen den Mut auf und fahren mit dem Auto in die Schweiz und über die kurvenreiche Strasse nach Arosa. Zusammen erwandern wir die herrliche Berglandschaft in dieser wunderbaren Alpenwelt
Berg Kino in Arosa
Berg Kino in Panama

Am 12. September fliegen wir wieder zurück nach Panama. Direkt am Flughafen mieten wir für 3 Wochen ein Auto, fahren mit unserem Gepäck zur Lupina in die Shelter Bay Marina (Colon) und bereisen dann bis Ende September das Festland von Panama. Wir bereisen vorwiegend die Pazifikküste im Süden, die Berglandschaft im zentralen Westen von Panama und die Strecke über die Berge ins Gebiet von Bocas del Toro.

Das Wetter in der Schweiz war zwar während unserer Ferien meist sonnig, dennoch haben wir unsere natürliche Bräune ziemlich verloren. Schon am ersten Tag zurück in Panama reagiert unsere entblösste Haut mit leichter Röte. An einer unserer ersten Destinationen (El Valle de Anton) muss ein Panama-Hut her!
Gut haben wir in Arosa das Bergwandern trainiert. Denn hier in Panama führen die Wanderwege meist nur steil bergauf oder bergab. Nach der Übernachtung in einer sehr empfehlenswerten Herberge («Donde José») in Valle de Anton unternehmen wir eine Wanderung auf den ortsnahen Berg «La India Dormida» (die schlafende Indianerin). Der Weg führt steil den Berg hinauf
Kurze Verschnaufpause in einem kühlen Bachbett. Die Eingravierungen an der Felswand (Piedra Pintada) sollen angeblich von den Ureinwohnern stammen
Zuoberst auf der «La India Dormida» angelangt überrascht uns eine schroff abfallende Felskante
La India Dormida: hinter der Felskante eine sanft geschwungene Hochebene, fantastisch dieses Grün!!
Berge sind bei den Einheimischen beliebt. Auf dem Weg nach unten treffen wir diese Mutter mit ihren 3 Kindern an, die uns zügigen Schrittes entgegen kommen. Ihr Vater und 2 weitere Männer, alle bepackt mit schweren Kühlerboxen, grosser Boom-Box und einer Dose Bier in der Hand, folgen mit etwas Abstand. Sie alle sind auf dem Weg zum Berggipfel, um dort ihren Sonntagsbrunch zu geniessen
Erholung und Stärkung für den kommenden Tag: Frühstück auf der zimmereigenen Veranda im wunderschön gelegenen «Coffee Mountain Inn» im Bergdorf Santa Fe
Santa Fe: auch hier jucken unsere Bergziegen-Gene und treiben uns auf einen bekannten Aussichtspunkt, den «Cerro Tuté». Der Aufstieg ist kurz, aber sehr steil …
… aber oben auf dem «Cerro Tuté» werden wir mit einem 360° Rundumpanorama belohnt: vom Pazifik rüber zum Atlantik
Szenenwechsel nach Boquete am östlichen Hang des schlafenden Vulkanes Barú. Der Vulkan ist mit 3’475m der höchste Berg Panamas. Er war letztmals um 1550 aktiv, seitdem ruht er. Vor rund 700 Jahren gab es die letzte grosse Eruption, bei der die ganze Spitze des Vulkanes abgesprengt wurde. Bis kurz vor den Berggipfel führt eine für geländegängige Fahrzeuge passierbare Strasse. Zur Besteigung ist ein Guide erforderlich, nachdem es vor einigen Jahren zu einem tödlichen Unfall kam, weil sich Leute verirrt hatten. Die Bergbesteigung reizt uns zwar, erscheint uns aber wegen der vorgenannten Punkte wenig attraktiv. Wir entscheiden uns für Wanderungen entlang der Bergflanke, die immer wieder von grossen Gemüsefeldern unterbrochen ist
Vulkan Barú: überall kleine, mit Kanälen bewässerte Gemüsefelder
Vulkan Barú: die Gemüsefelder auf 1’000 – 2’000 Meter über Meer werden grösstenteils von Hand bewirtschaftet
Boquete: eine unserer Wanderungen führt uns zu den «Lost Waterfalls» – 3 wunderschöne Wasserfälle versteckt im Urwald. Natürlich ist der Weg das Ziel – und einfach wieder nur seeehr steil 😊
Lost Waterfalls: Rast beim Aufstieg – die Moral ist sichtlich noch in Ordnung 😉
Lost Waterfalls: Hier einer von den Dreien! Belohnt wird der Schweiss treibende Aufstieg mit wunderschöner, romantischer Szenerie, rauschendem Wasserfall und kühlem Bad
Boquete: zum Tagesabschluss nach der Erwanderung der «Lost Waterfalls» winkt eine Bier Degustation in der ortsansässigen Mikro-Brauerei
Boquete: wir streben nach Höherem! Im «Boquete Tree Trek Mountain Resort» buchen wir eine Tour über 6 verschiedene Hängebrücken. Die rund 2-stündige Wanderung mit Guide führt uns durch den dichten Urwald, meist am Boden, aber ab und zu auch über solch abenteuerliche Hängebrücken (die Höchste ist 75m hoch, die Längste 135m lang)
Boquete Tree Trek Mountain Resort: Ausblick von der Brückenmitte westwärts zum Vulkan Barú (im Hintergrund)
Boquete Tree Trek Mountain Resort: Der Tour-Guide, der uns mit spannenden Informationen und interessanten Fakten füttert, begleitet uns kompetent durch die Brückentour. Dass wir aber bereits wissen, wie diese Pflanze heisst (Paragua del pobre / Regenschirm der armen Leute), darob staunt er allerdings. Wir gestehen ihm, dass wir das schon in Costa Rica gelernt haben 😊
Cerro Punta: Die Westflanke des Vulkan Barú ist noch viel fruchtbarer als die Ostseite. Der Grund liegt darin, dass beim letzten Ausbruch um 1550 Asche und Lava auf die Westseite getragen wurden. Gemüse und Früchte aus dieser Region um den Hauptort «Volcán» decken die Versorgung des ganzen Landes ab
Auf unserer Wanderung zum Aussichtspunkt «Alto Respingo» am westlichen Ende des Wanderweges «Los Quetzales» treffen wir diese Schulkinder an. Es sind Guymi-Indianer. Die Frauen und Mädchen tragen immer diese bunten Kleider. Jeden Tag bewältigen die Kinder einen rund 3 Kilometer langen, steilen Schulweg. Wir Fremdlinge sind eine willkommene Abwechslung. Neugierig befragen sie uns über Herkunft und so weiter – gerne geben wir ihnen Auskunft und somit gleichzeitig auch Diskussionsstoff für den Rest ihres Weges nach Hause Zu beachten: Für einmal sind wir schuhtechnisch besser ausgerüstet 😊
Wandern gibt Hunger 😉man beachte die warme Jacke; hier auf 2’200m ist es gerade mal 22 Grad warm
Fahrt vom zentralen Hochland an die Atlantikküste im Staat Bocas del Toro
Das Klima ist in dieser Region besonders feucht und es regnet zu dieser Jahreszeit fast jeden Tag (meist am Nachmittag). Trotzdem (oder gerade deswegen) hängt überall immer viel Wäsche im Freien zum Trocknen. Würde die Wäsche zusammengefaltet und irgendwo versorgt, wäre sie schnell grau. Draussen an der Luft bleibt sie frisch
Wir fahren im Nordwesten von Panama in Richtung Grenze von Costa Rica. In der Kleinstadt Almirante, dem Ausgangspunkt am Festland zu der schönen Bocas der Toro Inselwelt, gefällt es uns gar nicht. Es ist eine Durchgangs-Hafenstadt mit viel Verkehr und entsprechender Hektik. Es zieht uns weiter nach Changuinola, einer ländlichen Kleinstadt mit entsprechendem Flair. Kurz davor geraten wir in eine friedliche Demonstration. Ein paar Autos versperren eine Brücke und stauen den Verkehr für ziemlich genau 1 Stunde. Wir erfahren, dass es um irgendwelche Streitigkeiten mit der Firma Chiquita handelt. Der weltbekannte Bananenproduzent besitzt in dieser Gegend von Panama riesige Plantagen und dominiert das Leben der Leute. Worum es bei der Protestaktion genau ging, haben wir nicht verstanden. Beeindruckt aber hat uns, wie ruhig die betroffenen Stauopfer den unbekannten Unterbruch ihrer Weiterfahrt in Kauf genommen haben
Frühstück an der Grenze zu Costa Rica: 2x Rührei mit Gemüse, 4x Kaffee für $ 4.50 – da strahlt Köbi 😊
Das Highlight unserer Panamarundreise: ein Besuch beim ex-Chef von Pia’s Bruder. Er hatte uns ans Herz gelegt, doch dort unbedingt vorbei zu schauen. Wir lieben Abenteuer, und so haben wir kurzerhand per E-Mail Kontakt aufgenommen. Zum Abschluss unserer Rundreise sind wir dann dorthin gefahren – und haben eine wundervolle Zeit mit Heidi und Werner (links im Bild) verbracht
Heidi und Werner leben seit 2004 zurückgezogen in der Nähe von Boquete in einem von Heidi entworfenen Haus, das uns mit seiner Architektur und seiner Gestaltung sehr überrascht hat
Pia geniesst die exquisite Atmosphäre
Eine wunderschöne Geschichte! Heidi und Werner haben seit Beginn ihrer Zeit in Panama Angestellte für ihr Haus und Umgebung. Schon bald haben sie erfahren, wie schwierig und gefährlich der Arbeitsweg durch Täler und über Berge für einige von ihnen war. Es gab nur einen Fusspfad und die reissenden Bäche mussten über Baumstämme balancierend überquert werden. Sie starteten zusammen mit der Dorfbevölkerung ein Projekt und koordinierten die Tätigkeiten. Es gelang ihnen, die Unterstützung weiterer grosszügigen Donatoren zu gewinnen. So konnten sie den Einwohnern helfen, einen kompakten, befahrbaren Weg durch ein Stück tropischen Regenwald sowie eine Brücke über einen Fluss zu bauen. 2019 konnte das Werk eingeweiht werden und die Einheimischen haben zum Dank ihre neue Brücke «Puente Suizo» (Schweizer Brücke) getauft. Das Bild zeigt die Tafel, die bei der Eröffnung enthüllt wurde. Weitere Details finden sich hier: www.lucero.ch
Die «Puente Suizo» erlaubt es heute, dass das Dorf mit Geländefahrzeugen erreicht werden kann und das zum Beispiel auch eine Ambulanz dorthin fahren kann
Fabio, der erste Gärtner von Heidi und Werner, lebt in dem durch die neue Brücke und Strasse erschlossenen Dorf. Er darf stolz darauf sein, denn die Bevölkerung hat selbst tatkräftig Hand daran angelegt
Lucero: Indisch-kanadische Investoren haben vor vielen Jahren ein riesiges Gelände von 71 ha in den Bergen bei Boquete erworben und darauf einen 18 Loch Golfplatz sowie viele grosse Bauparzellen errichtet. Heidi und Werner zeigen uns die Umgebung, in der sie wohnen. Da gehört der Golfplatz natürlich dazu
Die Besichtigungstour (die ganze Strecke beläuft sich auf über 6 km!) findet standesgerecht mit dem Golfwägeli statt– man beachte das Schweizer Kreuz – und am Heck prangt patriotisch das «CH» Zeichen 😊
Einmal sind wir auch Versuchskaninchen einer neuen E-Bike Tour in und um Boquete, die ein Bekannter von Heidi und Werner in sein Programm aufnehmen will
Die E-Bike Tour wird äusserst kurzweilig und obwohl wir vorher Boquete schon auf eigene Faust erkundet hatten, zeigt uns der kundige Führer Vincent viele weitere Attraktionen. Hier eine skurrile Felsformation, die durch erstarrte flüssige Lava entstanden ist
E-Bike Tour: Ein typisches Buswartehäuschen, das, weil es mitten in einer Kaffeeplantage steht, stilgerecht bemalt ist
E-Bike Tour: Früher gab es eine Eisenbahnverbindung von Boquete im Osten des Vulkanes Barú via David (Stadt am südlichen Fuss) nach Volcán im Westen. Leider ist sie heute stillgelegt, und die Gleise wurden zu Kandelabern für Strassenlampen umfunktioniert. Von dieser Zeit zeugt nur noch dieser Eisenbahnwagen mitten in Boquete. Heute wäre eine Eisenbahn wohl eine riesige Touristenattraktion
Zum Abschluss der E-Bike Tour gibt’s eine Degustation von würzigem, lokalem Bier. Es war eine sehr kurzweilige und informative Tour mit vielen Stopps um unter Anderem lokale Produkte wie Kaffee, Schokolade und Früchte zu versuchen. Wer die Tour auch probieren will – hier ist der Link zum Tour Operator: www.soulplanetcycles.com

Nach der schönen Zeit in Lucero/Boquete fahren wir zurück zur Lupina. Seit dem 30. September leben wir nun wieder auf geschätzt knapp 25 Quadratmeter Wohnfläche. Was für ein Szenenwechsel! Aber wir freuen uns auf das, was in den nächsten Tagen und Wochen kommt: Erneuerung des Antifoulings am Schiff, Besuch aus der Schweiz, Fahrt durch den Panamakanal, Pazifik und vieles mehr.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

2 Antworten auf „Rundreise durch Panama“

  1. Hallo ihr Beiden
    Bei einem Feierabend-Glas – Rotwein habe ich jetzt euren wiederum sehr spannenden Bericht genossen. Es macht Spass, euch so zu begleiten Danke dafür. Hebets guet und en härzliche Gruess
    Ida

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