Die Überfahrt von Bonaire nach Puerto Rico

Wie geplant verlassen wir Kralendijk (Bonaire) am Sonntag, 22. Dezember 2019, mit den ersten Sonnenstrahlen. Als Ziel haben wir uns Culebra vorgenommen, eine kleine Insel östlich von Puerto Rico, die auch zu Puerto Rico gehört. Hier haben wir gelesen, dass das Einklarieren, das recht stark reglementiert und gelinde gesagt etwas abweisend ist (der Blondschopf lässt grüssen), relativ locker von sich geht. Um es gleich vorweg zu nehmen: so erleben wir es dann auch.

Der Wetterbericht sagt uns schönes Wetter voraus, mit anfänglich viel Wind aus Nordosten oder Osten und hohen Wellen. Da wir von Bonaire aus in nordöstliche Richtung segeln wollen, müssen wir also «hart am Wind», das heisst mit dem Wind schräg auf die Nase, segeln. Uns erwartet ein sportliches Abenteuer mit viel Schräglage und ruppigen Wellen. Schon seit einigen Tagen hat Pia auf ein Wetterfenster mit südlichem Wind gehofft, aber es kommt einfach nicht. Da müssen wir durch!

Bis zur Südspitze von Bonaire ist es ein herrliches Segeln. Gut abgedeckt von der Insel ist das Wasser noch flach, und die 15-20 Knoten Wind von der Seite treiben unser Schiff zügig voran
Etwa 425 Seemeilen liegen vor uns. Wir rechnen mit rund 3 Tagen und 3 Nächten auf See. Das bedeutet für uns: Weihnachten auf dem Meer – nur wir zwei ganz alleine. Das heisst aber nicht, dass wir Weihnachten nicht feiern! Wir sind bestens vorbereitet: eine kleine Kerze ist mit auf der Fahrt dabei …
… und Geschenke gibt es sogar auch! 😊😊
Die ersten zwei Tage der Fahrt werden, wie angesagt, recht sportlich. Wir machen zwar gute Fahrt, aber der starke Wind und die Wellen lassen uns spüren, dass wir eigentlich nur ein klitzekleines Element in dieser unendlichen Weite des Meeres sind. Obwohl bestens vorbereitet, hat die Hälfte der Crew entsprechend mit der Seekrankheit zu kämpfen. Weitere Details seien an dieser Stelle erspart …
Am dritten Tag und der folgenden Nacht erleben wir aber Segeln vom Feinsten: klarer Himmel, flaches Meer und guter Wind von schräg hinten. Wir fliegen förmlich dem Ziel entgegen und müssen um Mitternach sogar etwas verlangsamen (= Segelfläche reduzieren) um nicht in der Nacht durch das Riff vor Culebra navigieren zu müssen. Im frühen Morgengrauen segeln wir unter den ersten Sonnenstrahlen in die Gewässer von Puerto Rico. Pia setzt wie immer die Fahne des Gastlandes. In diesem Fall sind es sogar zwei: weil Puerto Rico als besonderes Territorium der Vereinigten Staaten von Amerika gilt, muss oben die USA Flagge und unten diejenige von Puerto Rico gesetzt werden
Die Überfahrt selber verläuft relativ entspannt und gut. Ausser einer kleinen Panne, die wir selber verschuldet haben: beim Losfahren haben wir vergessen, bei der Luke vorne den Sonnenschutz zu entfernen. Dieser ist unter der Luke eingeklemmt und lässt einen Spalt in der Abdichtung offen. Durch den hohen Seegang und die heftigen Wellen, die immer wieder über das Deck schlagen, dringt viel Wasser durch diese undichte Stelle in die vordere Koje. Nach unserer Ankunft in Puerto Rico müssen wir deshalb als Erstes alles ausräumen und trocknen lassen
Die Matratzen spülen wir gründlich und lassen sie an der Sonne wieder trocknen. Würde man das nicht machen, könnte das Salz im Stoff schnell Feuchtigkeit ziehen und zu Schimmelbelag führen. Das müssen wir verhindern!
Seit wir Europa verlassen haben waren wir nur noch auf Inseln mit eher trockenem Klima. Dass dies nun hier in den «Grossen Antillen» vorbei ist, merken wir schon nach ein paar Stunden. Sintflutartige Regenschauer gehören in dieser Gegend der Karibik zur Tagesordnung. Mindestens eine Gratisdusche am Tag ist fast garantiert 😊
So geht man in diesem Teil der Karibik am Abend in den Ausgang – mit LED unten am Stand Up Paddle (SUP) und mit Schwimmwesten, wohlgemerkt, man ist ja in der USA!

Wie anfänglich bereits erwähnt verläuft das Einklarieren in Culebra problemlos, obwohl es der Weihnachtstag ist. Zoll, Immigration und Gesundheitsamt werden von einem einzigen Beamten abgewickelt. Weil sich das Büro am lokalen Flughafen, der nur 15 Minuten Fussmarsch von der Anlegestelle fürs Dinghi entfernt liegt, befindet, ist es jeden Tag im Jahr besetzt. Der Beamte ist äusserst nett und zuvorkommend, der ganze Papierkram dauert aber dann doch eine ganze Stunde. Uns ist es egal, wir haben ja Zeit und können in der Zwischenzeit das muntere Treiben auf dem kleinen Flughafen beobachten.

Auf dem Rückweg nach dem Einklarieren dann ein kleiner Schock: uns ruft ein Segler an, den wir in Bonaire kennen gelernt haben und der nun im Süden von Puerto Rico vor Anker liegt. Er teilt uns mit, dass der Wind unser Boot durch die Bucht von Culebra treibe. Er war mit einem Freund in Kontakt, der ebenfalls in Culebra vor Anker liegt, und hat ihm von uns erzählt. «Aha», meinte dieser, «das ist das Boot, das quer über die Bucht treibt und deren Crew sie nicht finden können! Bitte ruf doch dem Skipper sofort an». Eiligst fahren wir mit unserem Dinghi zur Lupina. Tatsächlich! Obwohl wir den Anker eingefahren und gut 40 Meter Kette gelegt haben (das ist viel bei nur 5 Meter Wassertiefe!), hat sich unsere Lupina infolge des stark drehenden Windes und der heftigen Böen losgerissen und um rund 100 Meter verschoben. Dank der grossen, flachen Bucht und den weiten Abständen zu den anderen Booten ist nichts passiert. Mit einem zweiten Anker geben wir dem Schiff mehr Halt und geniessen dann eine ruhige Nacht (inzwischen ist der Wind total eingeschlafen!). Eine unglaubliche Geschichte, die uns auch zeigt, wie hilfreich die Gemeinschaft der Segler im Allgemeinen ist.

Am 27. Dezember segeln wir von Culebra nach San Juan, der Hauptstadt von Puerto Rico. Wir passieren dabei einige sehr idyllische kleine Inseln
Unzählige unberührte Sandstrände – so stellt man sich die Karibik vor 😉
Die Skyline von San Juan
Gestern sind wir nun in San Juan eingetroffen (im Hintergrund die Festung San Felipe del Morro an der Hafeneinfahrt). Wir sind neugierig auf das, was uns auf der neuen Insel erwartet

Es wird jetzt einige Zeit Funkstille herrschen bei unseren Reportagen, da wir erneut Besuch bekommen: Es sind die Crews von den Segelschiffen «Karl» und «Tiger Blue», mit denen wir bereits auf den Kanaren einmal Silvester gefeiert haben. Sie fliegen heute aus Deutschland ein und werden die nächsten drei Wochen mit uns verbringen. Es wird eng auf der Lupina – aber sie verkraftet das 😊😊

Es bleibt spannend auf der Lupina

Euch und euren Familien wünschen wir an dieser Stelle bereits heute schon einen guten und erfolgreichen Start ins neue Jahr.

Dushi Bonaire – Good Bye!

In der Zwischenzeit sind Zita und Hansruedi gut zu Hause angekommen. Innerhalb weniger Flugstunden mussten sie eine Abkühlung der Temperaturen von gut 30°C hinnehmen. Wir hatten eine sehr gute und kurzweilige Zeit mit unseren Besuchern und sind glücklich darüber, dass ihnen das Leben auf dem Schiff gefallen hat. Nun sind wir wieder alleine und beginnen, uns um unsere Weiterreise zu kümmern. Das nächste Ziel soll Puerto Rico sein. Da diese Insel nordöstlich von Bonaire liegt, brauchen wir für ca 3 Tage einen stabilen Wind aus östlicher oder besser noch aus südöstlicher Richtung, so dass das Segeln nicht zur Tortur wird. In dieser Jahreszeit bläst aber der Wind sehr oft aus nördlicher Richtung. Machbar wäre das schon, aber nur unter grossen Strapazen und zeitaufwändigem Aufkreuzen. Das belastet immer Material und Mensch, was wir so gut wie möglich vermeiden wollen 😊

Nur einer von vielen fantastischen Sonnenuntergängen, die wir auf Bonaire erleben durften

Langweilig wird uns das Warten auf das richtige Windfenster nicht. Es gibt immer etwas zu tun auf einem Schiff. Köbi führt eine Pendenzenliste von Dingen, die unterhalten oder repariert werden wollen. Zum Glück ist nichts Kritisches dabei, so dass wir uns dafür Zeit nehmen können.

Die meisten planmässigen Unterhaltsarbeiten führen wir zum ersten Mal durch. Wir machen uns durch Lektüre von Betriebshandbüchern, Wartungsinstruktionen und Suchergebnissen aus dem Internet schlau, so gut es geht. Gespräche mit Seglerkollegen helfen dort weiter, wo wir nicht fündig werden und zeigen uns, wie die Arbeiten zu bewerkstelligen sind. Wenn das «Wie» geklärt ist, kommt die Frage mit dem «Womit». Hier sucht Köbi gerade die benötigten Werkzeuge, um am Stromgenerator den Service zu machen. Das blaue Kühltuch über den Schultern hilft, die stockende Hitze im Schiff zu ertragen 😊
Leider gibt es auch immer die unplanmässigen Ereignisse, wie zum Beispiel in diesem Fall: die Toiletten Absaugpumpe hat seit einigen Tagen Wasser geleckt. Die Suche im Internet hat ergeben, dass eine neue Pumpe 200-300 Dollar kostet und nach Bonaire geschickt werden müsste. In unserem Ersatzteillager im Schiffsbauch hat Köbi dann eine gebrauchte Pumpe gefunden und aus zwei defekten Pumpen eine funktionierende gebastelt. Bis jetzt ist sie dicht! 😉
Auch Pia ist nicht untätig. Schon lange ist ihr der Flugstaub auf und unter dem Bimini (=Stoffverdeck über dem Cockpit) ein Dorn im Auge. Mit ein paar wenigen Handgriffen baut sie es von der Halterung ab und reinigt es gründlich mit Seifenlauge und Bürste. Hier liegt es nun zum Trocknen ausgebreitet, um dann kurz darauf wieder montiert zu werden
Mit den alten Früchtenetzen ist Pia nicht zufrieden: zu klein und zu locker aufgespannt. Kein Problem für die gelernte Schneiderin: sie bastelt innerhalb kurzer Zeit neue, belastbare Früchtenetze
Nein, wir arbeiten nicht nur auf der Lupina – wir geniessen auch unsere Zeit! Im Moment ist es die Vorweihnachtszeit. Überall, in Geschäften, Restaurants, Häusern oder auf der Strasse treffen wir Vorboten des Weihnachtsmannes an
Ganz komisch und auch etwas absurd: Winterstimmung in Bonaire (zur Information: tiefste Tagestemperaturen hier zur Zeit: 26 Grad!!)
Die Weihnachtsstimmung packt auch uns ein wenig: Pia bäckt gaaaanz leckere Weihnachts-Guetzli
Richtig Freude bereitet uns ein individuell gestalteter Adventskalender, der uns jeden Tag mit einem neuen Foto unserer Grosskinder überrascht
Nebst Arbeiten auf dem Schiff und Weihnachtsstimmung Geniessen erfreuen wir uns auch an sportlichen Aktivitäten. Diese finden fast immer im Wasser statt. Hier führt Köbi einer seiner letzten Tauchgänge (mittlerweile war er hier mehr als 20 mal tauchen) auf Bonaire durch. Mit der Crew des Segelbootes «Ventus», einer Familie mit drei Kindern, fahren wir zum Tauchplatz „1000 Steps“ und tauchen dort ins kühle Nass (28 Grad warmes Wasser 😉)

Mit dem folgenden Link kannst du Köbi unter Wasser folgen:
https://youtu.be/RSsNXsBit9k

Sport kann auch passiv genossen werden. Köbi beobachtet und filmt hier die Topshots der Freestyle-Surfing Szene beim Trainieren am, unter Surfern berühmten, Sorobon Beach/Lac Bay
Zu den «Topshots» in der Szene zählt auch Tochter Angela (Nummer 12 in der Weltrangliste 2019 im Freestyle der Frauen, rechts im Bild), die hier mit ihrem Freund Ralf durch die tosenden Wellen braust
Angela in Aktion
Die Zeit in Bonaire neigt sich nun dem Ende entgegen. Wir durften eine phantastisch schöne Zeit auf dieser Insel erleben. Noch nie haben wir mit unserer Lupina auf einer Insel so lange Zeit verbracht, und trotzdem ist es uns nie langweilig geworden. Es ist einfach traumhaft hier, an, in und auf dem glasklaren Wasser zu sein. Dieser Steg war die letzten Wochen und Monate unser Anlandungsplatz mit dem Dinghi für die Insel
In Bonaire trennen wir uns nun auch mit etwas Wehmut von unserem alten Dinghi, das uns bis hierher gute Dienste erwiesen hat. Es freut uns sehr, dass sein neuer Besitzer es offenbar gut pflegt und mit einem soliden Holzboden und zwei Holzsitzbänken «veredelt» hat

Ende Mai 2019 sind wir in Bonaire angekommen. In der Folge haben wir die anderen beiden ABC Inseln Aruba und mehrmals Curaçao besegelt. Aber hier auf Bonaire hat es uns und der Lupina am besten gefallen. Der Platz, an dem unser Schiff die meiste Zeit an der Boje festgemacht war, lag direkt über einem steil abfallenden, bunten Korallenriff mit unzähligen Fischen. Innerhalb weniger Minuten waren wir mit Dinghi und zu Fuss jeweils im Stadtzentrum von Kralendijk, der Hauptstadt, wo wir die Infrastruktur fanden, die wir brauchten. Und es war einfach schön, dass wir von den Einheimischen schon nach kurzer Zeit erkannt und immer herzlich gegrüsst wurden. Einmal wurden wir abends im Ausgang von einem wildfremden Mann angesprochen. Ob wir die Schweizer von der Lupina sind, wollte er wissen. Von einer Bekannten hatte er erfahren, dass ein Schweizer Schiff sich irgendwo in Bonaire aufhält. Da er unsere Sprache als Schweizerdeutsch erkannte, sprach er uns kurzerhand darauf an. Ein anderes Mal trafen wir beim Glacé Schlecken ein nettes Ehepaar aus Deutschland, das vor kurzem nach Bonaire ausgewandert war. Wir hatten das Treffen schon fast wieder vergessen, als uns vorgestern das Ehepaar, Konny und Martin aus Bremen, in der Hangout Bar am Sorobon Beach suchte und fand. In der Folge haben wir einen wunderschönen Abend mit feinem Nachtessen in ihrer luxuriösen Villa verbracht.

Dushi Bonaire – Bonaire wir haben dich ins Herz geschlossen!

Aber nun geht’s weiter! Die Windvorhersage für die nächsten Tage sind nicht optimal, aber es sieht machbar aus. Heute Samstag Mittag haben wir bei Immigration und Zoll ausklariert. Dabei gab es noch ganz kurz einen aufregenden Moment, als der zuständige Immigrationsbeamte uns vorgerechnet hat, dass wir in den letzten 6 Monaten insgesamt 93 Tage auf Bonaire waren, statt der erlaubten 90 Tage. Strafe 400 US Dollar! Ups! Wir haben das aber so nicht akzeptiert, hatten wir doch bei unserer ersten Ankunft Ende Mai genau gefragt, wie das berechnet werde. Damals hatte uns der anwesende Beamte erklärt, die 6 Monate Beobachtungsfrist starten mit dem Einreisetag. Stimmt offenbar aber nicht, wie uns jetzt der Beamte aufzeigen konnte: die Beobachtungsperiode wird immer vom Ausreisetag an rückwärts berechnet. Nach einer kurzen Rücksprache mit seinem Chef drückte er dann aber beide Augen zu, da wir nachweisen konnten, dass wir uns um das Einhalten der Fristen bemüht, aber (auf Grund falscher Erklärung bei unserer Einreise) die Beobachtungsperiode nicht richtig berücksichtigt haben. Uns ist ein grosser Stein vom Herzen gefallen.

Morgen Sonntag früh heisst es endlich wieder «Leinen los!» und «auf zu neuen Ufern!» . Unser Ziel ist Culebra, eine kleine Insel im Osten von Puerto Rico. Ob uns der Wind dorthin bläst und wie wir und die Lupina die Rodeofahrt (gemäss Vorhersage soll es recht grosse Wellen haben) überstehen, das lest ihr im nächsten Bericht. Es bleibt spannend auf der Lupina 😊

Bye bye Bonaire – Pia, Angi, Köbi

Landratten zu Besuch auf der Lupina

Der nachfolgende Erlebnisbericht wurde vom weiblichen Teil unseres Besuches, Zita, geschrieben. Masha Danki, Zita!

Mit viel Vorfreude und gemischten Gefühlen sind wir nach langem Flug in Bonaire gelandet. Wir werden von Pia und Köbi herzlich empfangen. Eine enorme Wärme schlägt uns entgegen. Die Sonne ist schon untergegangen und die Nacht hat sich über Bonaire gelegt. Wir fahren mit dem Auto zum Dinghi und dann auf die Lupina. Da gibt’s zuerst einige Regeln zu beachten, z.B. Füsse abspülen, sich immer irgendwo mit einer Hand halten etc. Wir bekommen einen Begrüssungstrunk und so geniessen wir unseren ersten Abend auf der Lupina. Herrlich das leichte Schaukeln und der Wind zum draussen sitzen. Leider schlief ich die erste und die zweite Nacht noch sehr schlecht, und ich dachte schon, das geht so nicht zwei Wochen! Ich befasste mich schon mit dem Gedanken, ins Hotel zu ziehen. Aber: es kommt ganz anders als befürchtet: schon ab der dritten Nacht schlafe ich tief und lang und wir geniessen volle zwei Wochen auf der Lupina.

Bonaire empfängt uns mit viel Sonne und tropischer Wärme
Sonnenuntergang auf der Lupina, einfach herrlich. Solche Sonnenuntergänge dürfen wir dann mehrmals, an verschiedenen Orten, erleben
Am Sonntagmorgen geht es Hansruedi nicht gut. Er hat Wadenschmerzen, die seit dem Flug da sind und stärker werden. So entscheiden wir am Morgen, dass wir zum Arzt gehen. Über seine Diagnose sind wir dann erleichtert: eine Thrombose kann ausgeschlossen werden, es ist muskulär. Er erhält Schmerzmedis und es geht Hansruedi schnell besser
Die Medis holen wir in einer Apotheke, die am Sonntag offen hat. Köbi lässt sich noch beim Doktor eine Wegbeschreibung geben. Wir müssen dann auch nicht lange suchen, sind aber dann erstaunt: von aussen sieht man nicht, dass dies hier eine Apotheke ist
Einen Tag später fahren wir mit dem Auto südwärts. (Auto dürfen Pia und Köbi von Pia’s Tochter Angela auslehnen)
Wir fahren am rosafarbenen Meer vorbei (rote Algen, die in Wasser mit extrem hohem Salzgehalt gedeihen sorgen für die Verfärbung). Im Hintergrund grosse Hügel von Salz, das in Bonaire gewonnen wird
Inselrundfahrt in den Norden von Bonaire und am Nationalpark vorbei. Es dominieren Kakteen und Dornenbüsche
Hansruedi und ich spazieren in Kralendijk dem Meer entlang und finden eine neue Art «Kirschbaum»: an diesem Baum hängt alles, was aus dem Meer gefischt wird, die schönsten Flip Flops, etc.
Köbi im Skipper-Büro. Er schreibt alle Schiffsmanöver gewissenhaft auf und protokolliert besondere Vorkommnisse
Pia in der Küche. Wir erleben sie als eine hervorragende Köchin und sie hat die Küche im Griff. Wegen des eingeschränkten Platzes kann in der Küche nur eine Person arbeiten, das bedauert Köbi sehr! 😊😊
Einmal segeln wir um Klein Bonaire. Hansruedi ist mächtig stolz, dass er ans Steuer darf

Pia und Köbi machen mit uns einen mehrtägigen Törn nach Curaçao. Nun merken wir, was Segeln heisst auf offenem Meer. Wow! wir haben Schieflage und hohe Wellen!! Komisches Gefühl im Magen – ich werde ruhig und bleibe sitzen. Pia bietet mir den besten Platz zum Sitzen. Langsam kann ich mich dann aber entspannen und je länger die Überfahrt dauert, umso mehr kann ich es geniessen.

Curaçao: Wir müssen uns in der Hauptstadt, Willemstad anmelden. Zu diesem Zweck fahren wir am Tag nach unserer Ankunft mit dem Bus in die Stadt (Bild). Und dann noch einmal dasselbe einen Tag später zum Abmelden. Das gibt uns die Möglichkeit, diese Stadt mit ihren typisch holländischen Häusern, die sehr farbig bemalt sind, zu erkunden
Willemstad im altehrwürdigen Gouverneur Haus. Zu Kolonialzeiten war es die Wirkstätte des Holländischen Gouverneurs, heute ist es ein feines Restaurant mit viel Charme
Es ist Adventszeit und alles ist dekoriert. Der Schneemann unter Palmen wirkt aber schon etwas komisch
Auch die Strassenkreisel präsentieren sich mit bunter Lichter Deko in Adventsstimmung
Im Restaurant «The Pier» in der Bucht, wo wir vor Anker liegen (Spanish Water). Meine Cousine Pia und ich geniessen einen Drink in der Lounge

Wenn wir abends auswärts essen gehen, freue ich mich immer auf die Heimfahrt mit dem Dinghi. Es ist einfach traumhaft! Es ist Nacht, die Sterne am Himmel leuchten, der Mond scheint und wir gleiten auf dem Wasser durch die Nacht zur Lupina.

Spaziergang in Klein Curaçao am Strand im schneeweissen Sand. Es war herrlich auf dieser einsamen Insel mit viel Wind und Wellen auf dem Schiff. Der Wind brachte in der zweiten Nacht viele Wellen zur Lupina infolge Starkregen und Gewitter. Es war für mich ein komisches Gefühl und ich war froh, dass es Morgen war und unser Schiff immer noch an gleicher Stelle lag

Wir durften zwei Wochen auf der Lupina hausen und miterleben, wie Segler im Alltag leben. Es war für uns ein riesiges Abenteuer, das wir mit Pia und Köbi erfahren durften. Die Segeltouren nach Klein Bonaire und dann Curaçao mit der Insel Klein Curaçao waren einfach wundervoll und einmalig für uns.

Wir bedanken uns herzlich für die Gastfreundschaft und wünschen Pia und Köbi weiterhin viel Glück, Freude und viel Spass auf ihrer Weiterfahrt auf dem Segelschiff Lupina. Zita und Hansruedi

Wieder retour auf der Lupina in Bonaire

Am Freitag, 25. Oktober 2019, sind wir in die Schweiz geflogen und gleich am Montag darauf nach Bern gefahren, um unser US Visa, das benötigt wird für Puerto Rico, in der dortigen Botschaft zu beantragen. Eine halbe Stunde Security Check, um ins Gebäude zu gelangen, fünf Minuten Interview und Kontrolle der Dokumente, das war’s. Fünf Tage später bekamen wir dann unsere Pässe per A-Post zugeschickt. Nun sind wir stolze Besitzer eines B2 Visums für US Gebiete.

Unsere Bundeshauptstadt Bern ist immer eine Reise wert. Nachdem wir das Visum bewilligt bekommen haben, geniessen wir den Rest des Tages als Touristen
Ein anderer wichtiger Termin: Treffen mit alten Segler-Bekannten. Martina und Christian (Segelboot «Tiger Blue», links im Bild) sowie Hans und Silke (Segelboot «Karl», zwischen Pia und Köbi) sind aus Norddeutschland extra nach Basel gekommen um uns zu sehen. Mit ihnen hatten wir auf den Kanaren Silvester und Neujahr gefeiert und wenn alles klappt wie geplant, wiederholen wir das mit diesen beiden Crews in Puerto Rico
Eine wunderschöne Pflicht, wenn wir in der Schweiz sind: Grosskinder hüten und mit ihnen spielen
Schon Mitte November heisst es dann wieder Abschied nehmen von der Schweiz und Heimreise zur Lupina. In Amsterdam machen wir einen kurzen Zwischenstopp, der uns definitiv bestätigt, dass wir Sonne und Wärme der Karibik dem aktuellen Wetter in Europa vorziehen 😊
Und schon sind wir im Landeanflug über den Karibikinseln …
… um kurz darauf von der Lupina aus wieder Wasser, Sonne und Luft der Karibik zu geniessen
Kaum sind wir zu Hause angekommen, fliegen Mandy und Dani Stadelmann, die uns bei den letzten beiden Besuchen in der Schweiz jeweils «Asyl» gewährt haben, in Bonaire ein, um uns zu besuchen. Es wird eine schöne und kurzweilige Woche auf der Lupina
Es ist zwar erst Mitte November, aber die Farben rot und weiss dominieren die Schaufenster und künden die Weihnachtszeit an. Für uns etwas komisch, wir sind gedanklich überhaupt noch nicht in dieser Jahreszeit angekommen
Mandy und Dani werden dann Zeugen, wie wir unsere alte Schweizer Flagge gegen eine neue austauschen. Die alte Fahne hat uns seit Mai 2018 würdig gedient und fast 8’000 Seemeilen lang munter am Heck des Schiffes geflattert, ohne Pause und bei jedem Wetter. Schweizer Qualität halt 😉
«Die lustigen Weiber von der Lupina». Der Skipper muss gestehen: manchmal nicht einfach, die beiden in Zaum zu halten
Wer nun denkt, es gehe drunter und drüber bei uns – weit gefehlt! Es herrscht ein strenges Regime an Bord der Lupina: wer über die Schnur schlägt, muss nach Hause schwimmen. Nach einem längeren Stadtbummel trifft es Mandy und Pia und sie müssen zur Lupina zurück schwimmen. Ganz einfach: im wasserfesten Sack werden Kleider, Flipflop, Geld und Natel trocken aufs Schiff gebracht!
Frauencharme auf Bonaire: Mandy, Pia und Angela
Geburtstagsfeier im Restaurant «La Cantina» in Kralendijk, Bonaire. Gemeinsam schicken wir Mandy auf die Reise ins neue Lebensjahr. Viel Glück Mandy!
Eines abends steht dieses riesige Segelschiff, «Royal Clipper», im Hafen. Der Zufall will es, dass Mandy und Dani vor einigen Jahren darauf mal eine Kreuzfahrt gemacht haben. Die Welt ist klein! Köbi ist froh, dass unser Schiff nicht so viele Segel (die «Royal Clipper» hat rund 50 davon!) zum Bedienen hat und alles etwas kleiner und einfacher ist
Ein Mahnmal für die Umwelt: dieser bunte Flamingo steht seit kurzem auf der Pier im Hafen von Kralendijk. Das Federkleid sowie das Jungtier sind gänzlich aus Müll gebastelt, welcher von Tauchern vor dem Hafen aus dem Wasser gefischt wurde

Das vergangene Wochenende war sehr ereignisreich: am Freitag Abend Mandy und Dani nach Hause in die Schweiz verabschiedet, gleich Zita und Hansruedi Burkart (Zita ist eine Cousine von Pia) vom Flughafen mitgenommen und auf der Lupina einquartiert. Am Samstag Schlüsselbund im Meer versenkt (ja, es war der Skipper! Er hatte nicht beachtet, dass der Schwimmer nur einen Schlüssel zu tragen vermag. Mittlerweile sind aber ein paar Schlüssel dazu gekommen), diesen Dank Tauchausrüstung nach 15 Minuten wieder gefunden. Am Sonntag mit Hansruedi ins Spital mit Verdacht auf Thrombose im Bein, was sich zum Glück nicht bestätigt hat. Irgendwie hat er im Flugzeug den linken Wadenmuskel irritiert, und der schmerzt ihn seitdem höllisch. Nun wird er die nächsten Tage auf Händen getragen, dann sollte es (gemäss Arzt) schon wieder gut kommen.

Es bleibt kurzweilig auf der Lupina!

Mit Zita und Hansruedi aus Obermumpf zu Besuch auf der Lupina verbringen wir die nächsten zwei Wochen. Danach wird es für uns langsam Zeit, das Schiff für die Weiterreise klar zu machen

Zeit für Musse in Bonaire

Wir haben in den letzten Wochen und Tagen die Zeit genutzt, um Dinge zu tun, die nicht so wichtig sind, wir aber schon länger tun wollten: Bücher lesen, Betriebsanleitungen und Wartungspläne von diversen Aggregaten auf unserer Lupina studieren, Davids (eine Art Kran am Heck des Schiffes) für das Aufhängen des neuen Dinghi’s anpassen, Rezepte ausprobieren und vieles mehr. Natürlich verbringen wir auch sehr viel Zeit auf (SUP) und im Wasser (Schnorcheln und Tauchen).

Direkt vom Schiff in die zauberhafte Unterwasserwelt
Unter unserem Schiff allerlei bunte Fische …
… Korallen in allen Farben …
… und auch ungemütliche Gesellen

In Bonaire hat in den letzten Wochen, nach vielen Monaten ohne einen einzigen Regentropfen, die «Regenzeit» begonnen. Regenzeit hier heisst: es kann ab und zu mal regnen. Wenn dieser Fall eintrifft, ist der Regen meist kurz und sehr intensiv. Schon von weitem sieht man, wie sich eine dunkle Wolke langsam fortbewegt und unter sich Regen in Form eines grauen Schleiers auf die Landschaft entlädt. Der Regen bringt etwas Abkühlung (statt 29 Grad ist es nachts nun nur noch 27 Grad warm) und vor allem wird nun alles auf der Insel grün.

Die flachen Ebenen sind nach dem kurzen und intensiven Regen in Seen verwandelt, und die Bäume und Sträucher leuchten in sattem Grün
Vor Wochen noch war dieser Baum wie abgestorben, nun trägt er wunderschöne Blüten und grüne Blätter. Ein Wunder der Natur!

Pia hat sich, noch als wir in Curaçao waren, von einem Seglerfreund (vielen Dank Paul!) ein Filmbearbeitungsprogramm erklären lassen. Seitdem verbrachte sie viele Stunden mit Sichten unseres Filmmaterials von der Atlantiküberquerung. Daraus hat sie ein paar schöne Sequenzen zu einem kleinen Film zusammengefasst. Das Resultat kannst du über den nachstehenden Link anschauen – lass dich auf den Transatlantiktörn mit der Lupina mitsegeln!
https://youtu.be/vUrpKAEonL8

Gestern haben wir die Lupina wieder in die Marina verlegt und sie dort sicher untergebracht. Heute Abend fliegen wir nun für knapp drei Wochen in die Schweiz und kommen dann am 14. November wieder auf das Schiff zurück. Bis dann wünschen wir euch allen eine schöne Zeit.

Cruising zwischen Curaçao und Bonaire mit Morena

Morgen geht der drei wöchige Besuch von Morena Mingozzi auf unserem Schiff zu Ende. Sie hat ihre Erlebnisse in dem folgenden Bericht zusammengefasst. Masha Danki!

Autorin: Morena

Ich bin gespannt auf unsere Reise nach Curaçao. Per Funk verabschieden wir uns am 9. September um 8 Uhr von der Mooring-Seglergemeinschaft von Bonaire mit einem «auf Wiedersehen!»
Bald kommt vom Skipper Köbi der Befehl: «Mannschaft klar machen!», wenig später «Schiff klar machen!» Mit anderen Worten: Zähne putzen, Sonnencrème einstreichen, Sonnenbrille parat machen und Pia hat sogar frischen Ingwer und Messer (nicht um sich bei Unwetter umzubringen, sondern um Ingwerscheiben zu schneiden) in einem Behälter bereitgestellt. Man weiss ja nie. Frischen Tee haben wir auch schon in Flaschen abgefüllt. Alles andere wird verstaut, damit bei einer eventuellen Schräglage und heftigen Wellen nicht alles davon fliegt. Das Schiff wird von der Mooring (eine Art Boje) gelöst. Leinen los – Segel hoch! Köbi und Pia sind ein eingespieltes Team und alles geht leicht von der Hand. Der Autopilot wird eingesetzt und wir segeln Richtung West/Südwest. Vorsichtshalber habe ich ein Stugeron (Medikament gegen Seekrankheit) eingenommen. Ich möchte diese Reise in vollen Zügen geniessen können! Werde ich auch. Der Himmel ist stahlblau, das Wasser strahlt in schönstem dunkelblau. Köbi lässt mich an das Ruder. Was für ein Gefühl! Ich segle die Lupina mit Querabwind. Das heisst, sie gleitet fast gerade auf dem Wasser. Wir erreichen maximal angenehme sieben Knoten Fahrt. Für mich ein wahnsinniges Gefühl von Freiheit. Die Farben des weiten Meeres und des Himmels faszinieren mich unheimlich.

Juhuj, die Wasseraufbereitungsmaschine läuft! Pia und ich dürfen ohne Wasser sparen an der Heckdusche unsere Haare ausgiebig waschen und mit Weichspüler verwöhnen. Waren sie doch so richtig struppig vom Baden im Salzwasser. So richtig schön lange duschen liegt auch drin. Überhaupt gefällt mir das Duschen auf dem Deck!

Nach einer sehr schönen, ca. 7-stündigen Überfahrt, kommen wir glücklich in Curaçao an. An einem schönen Platz wird der Anker gesetzt.

Nachdem der Anker gesetzt ist darf der obligate Ankertrunk nicht fehlen und wir stossen auf eine schöne Überfahrt an. Schon bald kommt uns Paul mit seinem treuen, vierbeinigen Freund Luca besuchen. Pia und Köbi kennen die Beiden bereits
Luca ist ein richtiger Schatz und erobert im Nu die Herzen aller. Vor allem der Frauen. Was für ein Glück für Paul!!

Mit dem Bus fahren wir am nächsten Tag zum Einklarieren nach Willemstad. Die Häuser lachen mich farbig an. Blau, gelb, rosa, grün…. Wunderschöne Malereien zieren viele Mauern. Mich fasziniert auch die Queen Emma Brücke (schwimmende Brücke) total. Wir wollen sie gerade passieren, als sie sich öffnet, um ein Schiff durchzulassen.

Eines der vielen Bilder an den Hausfassaden in Curaçao
Es hat auch viele Skulpturen in der Stadt: hier Big Mama mit zwei hübschen Girls
Köbi trägt Pia auf Händen, ab und zu ist es umgekehrt 😊
Einmal geniessen wir lokales Essen direkt neben der Markthalle. Das «Plasa Bieu» ist geöffnet, wenn der Markt offen ist, und wird hauptsächlich von Einheimischen besucht
Leckeres Essen im «Plasa Bieu», die Teller sind üppig gefüllt
Mit einem feinen Drink wird nachgespült

Natürlich gehen wir auch hier Schnorcheln. Pia lotst mich über ein Schiffswrack. Es ist wahnsinnig. Mir kommt es vor, als wäre dieses Wrack ein Hotel für viele farbige, grosse und kleine Fische. Aus allen Löchern schwimmen sie raus und rein, umgeben von schönen Korallen und Algen. Ein spezielles Erlebnis, auch weil ich vor unzähligen Jahren erst einmal geschnorchelt bin.

Schnappschuss in der Natur: auch in der Tierwelt werden die Kleinen oft unterdrückt 😉

Am frühen Abend treffen sich die Segler in der Bar am Steg zu einem Schwatz. Die Happy Hour kommt natürlich gelegen. Es wird «Seemannsgarn» ausgetauscht. Von wo er kommt und wohin er geht. So kann man(n) und Frau sich ein besseres Bild machen von noch fremden Destinationen, die man gerne besuchen möchte.

Einmal in der Woche findet in «The Pier» (Spanish Water) das «Captain’s Dinner» für Segler statt. Ein Einheitsmenü zu einem sehr günstigen Preis lockt viele Segler an den Tisch. Natürlich werden auch hier viele Seemannsgeschichten ausgetauscht

Susi, eine Engländerin mit ihrem Segelschiff «Stargazer», die wir bereits in Bonaire kennengelernt haben, hat die geniale Idee von einem Vollmond-Dinghy-Drifting (Drifting = Treiben lassen) quer über die «Spanish Water Bay», von Osten nach Westen. Weil Susi am Morgen früh nach Vollmond bereits weiter segeln will, wird der Anlass kurzerhand um einen Tag vorverschoben. Mit dem Dinghy (motorisiertes Schlauchboot) machen wir drei uns bereits am Nachmittag auf den Weg, die Bucht abzufahren. Es hat starken Gegenwind und grosse Wellen. Kaum geht es los sind Pia und ich im Spritzwasser schon klatschnass. Was solls! Bei einer Wassertemperatur von 28 Grad und einer Lufttemperatur von über 30 Grad ist das nun wohl überhaupt nicht schlimm.

Wir fahren den Mangrovenufern entlang. Wir geniessen diese Ruhe und hören ab und zu diverse Vögel singen

Gespannt, wie viele Dinghys kommen werden, erreichen wir die vereinbarte Bucht. Um 18:00 Uhr, kurz vor Sonnenuntergang, sehen wir die ersten Dinghys, die sich nähern. Paul mit Luca (seine Schwanzstellung verrät uns, dass er sich darauf freut) und ein holländisches Ehepaar. Es geht nicht lange, sind sechs Dinghys mit Leuten von sieben Nationen, unter anderem vier Mädchen und ein kleiner Bub und zwei Hunde, zu einem grossen Floss zusammengebunden.

Vollmond Dinghy-Drifting: Mit dem Wind lassen wir unser Floss aus 6 Dinghys über die Bucht treiben. Alle haben etwas zum Knabbern dabei und vor allem fehlt es gar nicht an Flüssigem. Ein Segler darf nie durstig sein. Das habe ich schon auf dem Hallwilersee gelernt!!

Es wird geschwatzt und erzählt, während wir uns vom Wind nach Westen treiben lassen. Der Mond scheint hell auf uns herab und wir geniessen diese einmalige «Ausfahrt». Aber wo ist denn Susi? Das war doch ihre geniale Idee, aber sie ist gar nicht gekommen! Das geht gar nicht! Da sie ganz im Westen der Bucht ankert, beschliessen wir alle, uns bis zu ihrem Boot treiben zu lassen. Kaum sind wir an ihrem Segelschiff angedockt, springen ihre zwei bellenden Hunde an Deck und hintendrein kommt Susi! Herrje, sie war in der falschen Bucht. Sie steigt in ihr Dinghy und wird ebenfalls an uns befestigt. Einer ihrer beiden Hunde, ein gemütlicher Labrador, nimmt die Abkürzung. Mit einem Satz springt er zu den Holländern, die auch ein kleines Hündchen dabei haben, ins Boot. Die kleine Kiki schmiegt sich zitternd an Frauchen. Noch ein Sprung und der Labrador landet bei uns. Alles bebt und schwankt und wir versuchen, nicht ins Wasser zu fallen. Und Schwupps ist er schon wieder weg im nächsten Boot, bis er schlussendlich dann bei Susi angelangt ist. Alles ist gut gegangen! Es war ein sehr schöner und spezieller Abend. Müde (und nicht mehr durstig 😊) fallen wir in die Kojen und lassen den Tag im Traum nochmals Revue passieren.

Nach einer Woche heisst es Abschiednehmen von Curaçao. Wer weiss, ob ich je wieder einmal jemanden treffen werde von diesen Bekanntschaften. Das Leben ist voller Überraschungen – wie das Wetter auch.

Es geht auf nach «Klein Curaçao». Schon von weitem sehen wir einen Turm. Je näher wir kommen, umso deutlicher wird das Bild. Der Turm ist hell und links und rechts hat es zwei angebaute, identisch grosse, rosarote Gebäude. Dieser Leuchtturm hat fast eine magische Wirkung auf uns. Das Wasser ist dunkelblau und vor dem weissen Strand türkis. Was für ein Bild!

Das Wahrzeichen der Insel «Klein Curaçao»: der alte Leuchtturm
Wir kommen am späteren Nachmittag an. Die Schiffe der Tagestouristen sind bereits wieder abgefahren nach Curaçao. Nur noch zwei Schiffe sind an der Boje und auf uns wartet ebenfalls eine

Da es noch relativ früh ist, könnten wir eigentlich an Land. Es ist aber so schön, das ganze Bild vom Schiff aus auf uns wirken zu lassen, dass wir es spontan von der Lupina aus geniessen – natürlich mit dem obligaten Ankertrunk und einem feinen Zvieri. Der Sonnenuntergang präsentiert sich hier wieder ganz anders. Der Himmel färbt sich in diversen Rot- und Orangetönen. Was für ein Bild. Da ich abends immer wieder mal eine kleine Müdigkeit verspüre, lege ich mich auf die Bank und geniesse den Sternenhimmel. Pia und Köbi lassen mir keine Ruhe. Sie wollen, dass ich ganz nach draussen disloziere, um die Sterne besser zu sehen. Na also dann, überredet! Ich lege mich aufs Heck und bestaune den Himmel von hier aus. Irgendeinmal vernehme ich Geräusche aus der Küche. Pia hantiert und schlägt und rumpelt in der Küche?? Bäckt sie für morgen frisches Brot?

Heute erwache ich früher als sonst. Schliesslich wollen wir noch frühzeitig an Land, bevor die Touristenschiffe von Curaçao rüberkommen. Ich klettere ins Cockpit. Was für eine Überraschung! Auf dem Tisch erwartet mich ein Geburtstagskuchen! Alles klar….. Sternen zählen ….

Schöne Geburtstagsüberraschung für mich

Nach einem «tanti auguri a tè», vorgesungen von Pia und Köbi in diversen Sprachen, frühstücken wir ausgiebig. Bald steigen wir ins Dinghy und fahren an Land. Hier müssen wir das Boot an Land ziehen. Meine Füsse vergraben sich in schneeweissem, mehlartigem Sand. So einen Sand kannte ich bisher nicht. Die ganze Insel ist ca. 600 m breit und ca. 2 Kilometer lang. Als erstes machen wir uns auf den Weg zum Leuchtturm. Es sieht aus, als wären die zwei angebauten Gebäude Wohnungen gewesen. Die Räume stehen sogar offen und wir dürfen rein gehen. Die Böden wurden erneuert, damit das Betreten sicher ist. Eine enge Wendeltreppe führt uns auf den Turm hinauf. Vom Fenster aus sehen wir die Lupina. Ein sehr schönes Bild präsentiert sich uns! Dieser Turm übt eine enorme Faszination auf mich aus. Überhaupt die ganze Insel.

Auch unserem Dinghy gefällt der Strand von «Klein Curaçao»
Der alte Leuchtturm
Pia vor dem Aufstieg in den Leuchtturm
Ganz oben im Leuchtturm winken wir der Lupina zu, die ganz alleine in der menschenleeren Bucht liegt

Auf dem Weg zu einem Schiffswrack bestaune ich satte grüne Pflanzen, dazwischen wieder dürres Gestrüpp. Als wir das andere Ufer der Insel erreichen, sieht es total anders aus. Felsig und pflanzenlos.

Blick von der Ostküste der Insel zurück zum Leuchtturm

Unzählige trockene, wunderschöne Korallen liegen herum. Ich drapiere sie auf einem grossen Schwemmholz und fotografiere das Gebilde. Weiter vorne entdecke ich ein relativ grosses Herz aus Stein. Erstaunlicherweise ist es gar nicht schwer und somit kann ich «mein» Herz in die für mich beste Position stellen und es fotografisch festhalten.

«Mein» Herz
Das riesige, rostige Schiffswrack, das aus dem Meer ragt, imponiert mir sehr. Ich stelle mir vor, was die Schiffsmannschaft dieses Tankers, denke ich, mitmachen musste, als er 1988 auf Grund lief
Ein paar Schritte weiter weg liegt nochmals ein Wrack. Dieses war wohl zu seiner besten Zeit ein schönes Segelschiff. Nun liegt es total ausgeschlachtet seitlich am ruppigen Ufer. Traurig gestrandet mit seiner eigenen Geschichte

Klein Curaçao hat mich in den Bann gezogen. Klein ist die Insel und trotzdem vielfältig. Wir schlendern wieder zur anderen Seite und lassen unsere Füsse im «Mehl» versinken. Immer wieder kommt eine zarte Welle und küsst unsere Füsse und schwemmt gleichzeitig meine und Köbis gekritzelten Buchstaben weg.

Schnappschuss für mein persönliches Album, kurz bevor die Wellen wieder den Sand flach gestreichelt haben
Unser treues Dinghy fährt uns kurz nach Mittag wieder zur Lupina. Wir lassen es für den Rest des Tages ruhen, schnorcheln noch ein paar Runden und bestaunen die Korallenwelt …
… oder ruhen uns unter sanftem Schaukeln des Schiffes aus …
… und lassen uns von Köbi mit einem feinen Drink verwöhnen

Bald geht die Sonne unter. Hoppla, ein ganz neues Spektakel überrascht uns! Der Himmel hat sich verdunkelt und plötzlich blitzt es aus allen Richtungen und bald sind wir von einem unheimlichen Wetterleuchten umgeben. Von allen Seiten wird es immer wieder hell. Das Wetter beschert uns eine ganz spezielle Stimmung. Ob das mein persönliches Geburtstags-Feuerwerk ist? Ich gehe müde und voller Dankbarkeit ins Bett. Dankbar, dass ich einen meiner schönsten Geburtstage auf einer einsamen und unbewohnten Insel erleben durfte.

Das Seglerleben gefällt mir unheimlich. Ich fühlte mich total wohl auf der Lupina mit Pia und Köbi. So wohl, dass ich glatt noch lange hier bleiben würde. Hatte ich anfänglich noch etwas Mühe mit dem Schaukeln bei den grossen Wellen, so schreibe ich nun diesen Text auf dem wackelnden Schiff, als hätte ich noch nie einen anderen Arbeitsplatz gehabt.

Wieder zurück in Bonaire: Partnerlook nach einem kleinen Einkaufsbummel

Schon morgen werde ich mit einem Rucksack voller schöner Erinnerungen Richtung Schweiz fliegen. Erinnerungen, Erlebnisse, die ich nie vergessen werde. Es waren wundervolle Tage. Grazie mille Pia und Köbi – und natürlich Lupina.

Schön war es mit Pia und Köbi, die hier in Bonaire Angela besuchen

Ich wünsche euch beiden noch viele schöne Erlebnisse in der grossen Meereswelt, interessante Begegnungen und gut Wind. Schiff ahoi!

Bonaire, das Tauch- und Schnorchel-Paradies

Zurück aus Curaçao liegen wir wieder mitten vor der Hauptstadt Kralendijk (ausgesprochen Kralendeik) an einer Boje. Es hat hier deutlich weniger Wind als etwa in Curaçao oder gar Aruba. Das merkt man schnell an den Temperaturen im Schiff drin. Mit genügend Wind gibt es eine ordentliche Durchlüftung. Wird der Wind aber schwächer, steigen die Temperaturen stark an. Damit sich unsere nächste Besucherin, Morena, nicht gerade wie im Backofen vorkommt, versuchen wir unsere Lupina so gut wie möglich zu beschatten. Mit zwei Sonnensegeln können wir die Temperatur im Schiffsbauch bei „angenehmen“ 27 Grad halten.

Zur Beschattung hängen wir ein Sonnensegel über die vordere Kabine
Um den hinteren Teil des Schiffes vor der sengenden Sonne zu schützen, legen wir ein Sonnensegel über den Mastbaum und fixieren dieses mit Gummiseilen seitlich an der Reling
Köbi kühlt sich sehr oft im Wasser ab. Da unsere Boje direkt am Rande des Riffes liegt und das Wasser hier glasklar ist (Sichtdistanz unter Wasser 25-30 Meter), können wir direkt vom Schiff aus perfekt schnorcheln und die farbigen Korallen und bunten Fische beobachten. Mit unserem Schiffsnachbar Bob, ein sehr leidenschaftlicher und erfahrener Taucher, kann Köbi weitere Taucherfahrung sammeln. In diesem Gebiet einfach traumhaft!
Pia bäckt für den Empfang von Morena einen feinen Speckzopf – hmm, ist der lecker
Und dann, endlich ist sie da, unsere Besucherin: Morena Mingozzi aus Meisterschwanden im Aargau. Zwei Schulfreundinnen treffen sich wieder
Bei der Logistik (Transport, Ausgang am Abend, gute Tipps für’s Shoppen, usw.) steht uns Angi (Pia’s Tochter) immer tatkräftig bei. Natürlich ist sie eine der ersten Bonairias, die wir unserer Besucherin vorstellen. Angi an ihrem Arbeitsort, Jibe City, belagert von zwei interessierten Kundinnen
Ausflug in den Washington-Slagbaai Nationalpark, ganz im Nordwesten von Bonaire. Die Nordostküste ist hier eher wild und schroff, es gibt nur wenige Buchten mit Sandstrand
Bei unserem Spaziergang an die Bucht sammeln wir auch «Drift Wood» (Schwemmholz) ein. Angi ist eine talentierte Künstlerin und verziert eines dieser gefundenen Holzstücke, das einem aus den Wellen aufsteigenden Fisch ähnelt, speziell für unsere Lupina. «Dushi Lupina», oder auf Deutsch «Goldschätzchen Lupina», hat nun einen Ehrenplatz in der Kombüse (Küche)
Und da ist er: der höchste Berg auf Bonaire, der «Brandaris» mit einer Höhe von 241 Metern. Er liegt ebenfalls im Washington-Slagbaai Nationalpark
Die letzten 100 Höhenmeter verlangen Beinmuskulatur und Gleichgewicht einiges ab! Kein Problem für die Girls 😊
Kurze Rast vor dem Gipfel im Schatten unter einem Divi-Divi Baum
Und dann ist es geschafft: bei heftig blasendem Passatwind geniessen wir das Panorama unter uns
Der Washington-Slagbaai Nationalpark überrascht uns mit einer artenreichen Tierwelt: Eidechsen gibt es in vielen Grössen und Farben …
… Leguane: dieser Bursche hier empfängt uns mit einer vermeintlich coolen Pose. Beim genaueren Hinschauen sieht man, dass sein linker Vorderfuss stark geschwollen ist. Grund dafür ist ein Bruch direkt hinter dem Fuss. Obwohl das Bein in diesem Bereich gebrochen ist, bewegt sich der Leguan fast normal. Zum Glück scheint er keine Schmerzen zu spüren
Der Kara Kara, ein Greifvogel, sehr selten und eher scheu, aber vor unserer Linse scheint er sich wohl zu fühlen, wirft sich in Pose und stolziert gelassen auf und ab
Und immer wieder sieht man die orangefarbenen Flamingos
Dann gibt es da noch die wilden Esel, die einem überall, auch im Nationalpark, begegnen. Einer ist bei den Einheimischen bekannt, weil er sich immer in der Nähe der Strasse aufhält und Passanten um etwas Fressbares anbettelt. Wir teilen unseren Apfel mit ihm. So einfach ist es, neue Freunde für’s Leben zu finden 😊
Direkt am Steg, wo wir mit unserem Dinghi anlanden, bringen die Fischer am Morgen ihren Fang an Land, und verkaufen die Fische direkt an interessierte Kunden. Das Fischen ist auf Bonaire stark kontrolliert, und nur wer eine Bewilligung hat, darf Fische mit der Angel fangen
Natürlicher Salzsee im Washington-Slagbaai Nationalpark. Dieser und andere natürliche Salzseen waren früher nach der Entdeckung der Insel durch Amerigo Vespucci 1499 der Grund, weshalb die Eroberer an der Insel überhaupt Interesse fanden
Die Landschaft auf Bonaire ist sehr karg. Kakteen in allerlei Sorten und Grössen sowie Dornensträucher bilden die hauptsächliche Vegetation
Alle Hauptverbindungsstrecken sind geteert oder betoniert. Die Nebenstrassen sind meist Naturstrassen. Einmal fahren wir eine längere Strecke auf einer Kies-, Sand- und Staubpiste den östlichen Teil der Nordküste ab. Herrliches Fahren in einer abwechslungsreichen Landschaft. Der Autovermieter hatte wohl nachher einiges zu putzen, denn der Staub war einfach überall
Zum Schutz der Korallen darf man in Bonaire nicht ankern. Im ganzen windgeschützten Bereich der Insel sowie um die vorgelagerte Insel «Klein Bonaire» sind aber Bojen gelegt, an denen man sein Schiff zum Schnorcheln und Tauchen tagsüber festmachen darf. Hier sind wir gerade im Westen von «Klein Bonaire» an einer solchen Boje und geniessen das glasklare Wasser mit seiner zauberhaften Unterwasserwelt

Ein kleiner Zusammenschnitt unseres Schnorcheltages findest du hier: https://youtu.be/u7j2lh5gNaA

Morena konzentriert am Steuer – sie besteht die Fahrprüfung mit Bravour
Bonaire mag eine kleine Insel sein, aber eine Insel mit ausgeprägtem Nationalstolz. Am 6. September ist Bonaire’s Flag Day, der Nationalfeiertag oder «dia di Boneiru», wie die Einheimischen sagen. Die offiziellen Akte mit Nationalfahne hissen, Ansprachen und Ehrungen von Bürgern, die sich im vergangenen Jahr besonders intensiv für das Wohl von Bonaire eingesetzt haben, finden früh am Morgen statt. Danach gehen auf der ganzen Insel spezielle Anlässe über die Bühne. Einer dieser Anlässe ist ein internationales Harley Davidson Treffen, das vom lokalen Harley Club organisiert wird. Weit über 200 Biker von den umliegenden Inseln und Ländern kommen nach Bonaire, mieten sich einen dieser Donnerbalken oder lassen sie per Schiff nach Bonaire bringen und cruisen in grossen Konvois über die Strassen. Pia kann sich nicht entscheiden, welches Bike das Tollste ist
Am Sonntag, 8. September, feiert der Washington-Slagbaai Nationalpark seinen Gründungstag mit einem «Goat Festival» im Eingangsbereich zum Park. Ein Tag mit herrlich feinem, lokalem Essen (meist Ziegenfleisch in allen Varianten) und viel Folklore
Viel Aktivität erzeugt auch viel Durst 😊 Mit einem herzhaften «Prost!» verabschieden wir uns nun nach Curaçao. Wir wollen Morena auch diese Insel zeigen

Curaçao, eine Insel will erobert werden

Am Sonntag, 18. August 2019, machen wir uns auf nach Curaçao. Rund 80 Seemeilen liegen vor uns. Eigentlich keine allzu weite Strecke, wenn da nicht der Gegenwind, die steile Welle und die Strömung wären. Kurz vor 11 Uhr lichten wir den Anker in Aruba und fahren zuerst unter Motor zwischen dem vorgelagerten Riff und der Insel südwärts nach Barcadera, wo wir ausklarieren müssen. Um 12 Uhr sind alle unsere Papiere abgestempelt und wir können los. Zuerst müssen wir noch etwa 10 Seemeilen der Insel entlang südostwärts, bevor wir Kurs Richtung Curaçao setzen können. Kaum aus dem Riff raus im offenen Wasser bemerken wir eine 2-3 Knoten starke Strömung, die genau aus der Richtung kommt, in die wir müssen. Da der Motor schon länger nicht mehr lange gelaufen ist, entscheiden wir uns dafür. So wird unser «Kari» wieder mal richtig durchgeputzt. Wir brauchen fast 3 Stunden, bis wir die Südspitze von Aruba erreicht haben und nach Osten abbiegen könnten. Aber genau von da kommt jetzt der Wind. Wir setzen trotzdem unsere Segel und fahren noch rund 5 Meilen aus dem Kap Bereich von Aruba weg, bevor wir wenden und Kurs so hart am Wind wie es geht Richtung Osten nehmen können. Wir haben die Rechnung ohne Strömung und Wind gemacht. Trotz 5 Knoten Fahrt durch das Wasser werden wir von der Strömung leicht westwärts abgetrieben, fast wieder zurück nach Aruba. Also wieder eine Wende und noch einmal einen Schlag von Aruba weg, so weit wie es geht, bevor wir an die Grenzen von Venezuela stossen. Diese wollen wir nicht überqueren – ist in der aktuellen politischen Lage nicht ratsam. Nach der nächsten Wende werden wir zumindest nicht wieder westwärts gedrängt und können ziemlich genau nordwärts laufen. Noch ein Zack und endlich können wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit einen Kurs anlegen, der uns einigermassen Richtung Westen bringt. Da Wind und Wellen aber zugenommen haben, müssen wir die Segel etwas reffen, und wir machen mit rund 3,5 Knoten viel weniger Fahrt wie sonst.

Unser Zick-Zack Kurs (blaue Linie) von Aruba nach Curaçao

Um es kurz zu machen: wir kommen viel weniger gut voran, als wir geplant hatten. Schon im Verlaufe des nächsten Morgens merken wir, dass wir unser geplantes Ziel, Spanish Waters (eine gut geschützte Bucht im südlichen Bereich von Curaçao) nicht mehr bei Tageslicht erreichen können. In der Dunkelheit wollen wir da aber nicht reinfahren, weil es viele Untiefen hat und uns das zu gefährlich scheint. Wir ändern unseren Plan und entscheiden uns, eine Ankerbucht im Nordwesten von Curaçao anzulaufen.

Die Grenze von Curaçao ist erreicht und Pia setzt wie gewohnt die Fahnen. Wir wurden übrigens schon mehrmals gefragt, woher wir die entsprechenden Landesflaggen haben. Nun, fast in jedem Land, das wir ansegeln, finden wir Marine-Läden, die von ihren Nachbarländern die Fahnen im Sortiment haben. So decken wir uns immer vor der Abfahrt mit den Flaggen ein, die wir als nächstes brauchen

Am späteren Nachmittag haben wir die Überfahrt nach Curaçao beendet und werfen unseren Anker in einer abgeschiedenen Bucht (Boca Santa Cruz) mit wunderbar klarem Wasser. Nach den Strapazen (die immer heftige Schräglage lässt jede Bewegung zu einer sportlichen Fitnessübung werden) geniessen wir den verdienten Ankertrunk umso intensiver 😊 und legen uns früh, wohlig-müde, in die Kojen.

Am nächsten Morgen machen wir uns dann auf zu unserem eigentlichen Ziel: Spanish Waters. Die Fahrt führt uns vorbei an der Hauptstadt von Curaçao, Willemstad, mit ihrer imposanten Hochbrücke, die auch von den grössten Meeresschiffen passiert werden kann. Als wir unser Ziel, Spanish Waters, erreichen, haben wir seit Aruba insgesamt 155 Seemeilen zurückgelegt für eine Strecke, die eigentlich nur rund 80 Meilen sind, wenn man sie direkt bewältigen würde
Die Hauptstadt Willemstad besteht aus zwei Stadtteilen, die durch die Einfahrt in die dahinterliegende fjordartige Bucht getrennt sind. Blick Richtung Punda, dem östlichen Stadtteil mit seinen farbenfrohen Häusern
Willemstad: die beiden Stadtteile Punda (Osten) und Otrobanda (Westen) sind für Fussgänger über einer Brücke verbunden, die schwimmend auf Pontons gelagert ist. Auf der Westseite ist die Brücke drehbar fixiert. Auf der Ostseite ist ein Motor mit Propeller angebracht, der die Brücke im Bedarfsfall auf oder zu schwenken kann
Hier ist die Schwenkbrücke geöffnet. Gut sichtbar die schwimmenden, pontonartigen Stützen
Nicht nur an den Häusern überrascht uns Willemstad mit viel Farbe, überall treffen wir auf farbige Kunst
Kunst an Fenstern und Türen schaffen auch bei einem brach stehenden Haus eine freundlich sympathische Atmosphäre
Dieser Hausbesitzer hatte über 30 Jahre lang als Autowäscher gearbeitet. Nach seinem Tod stand das Haus leer und ist nun am Zerfallen. Kurzerhand wurde es kürzlich von einer Kunstschule, die sich zum Ziel genommen hat, die Stadt zu verschönern, verziert. So lebt der Geist des ehemaligen Bewohners in Bild und Skulpturen weiter
«Alle Vögel sind schon da…» im Curaçao Style – oder man könnte auch schreiben: die Willemstad Stadt Musikanten
Schön prominent und farbig das Zollhaus in Willemstad. Leider ist hier schon länger kein Zollbüro mehr und wir machen locker unsere 10’000 Tagesschritte, um uns korrekt bei Zoll, Immigration und Hafenmeister einzuklarieren
Blick über die Caracas Bay und Spanish Waters (wo wir ankern) im Hintergrund. Der Hauptgrund, warum Curaçao in Seglerkreisen so beliebt ist, sind die vielen, tief ins Land hineinreichenden und weit verzweigten Buchten. Hier ist man bei allen Windrichtungen gut geschützt vor Wellen. Sogar bei einem Hurrikan wäre man hier einigermassen gut geschützt
Die Einfahrten in die Buchten sind meist von beiden Seiten mit Wehrtürmen gesichert. Früher wurden feindliche Schiffe mit schweren Ketten, die zwischen den Befestigungen hochgezogen wurden, an der Einfahrt gehindert
Der einzige Einstieg zum Turm, sehr eng und einfach von oben zu verteidigen. Pia hat aber nichts zu befürchten 😊
Wieder einmal packt uns die Lust, den höchsten Berg des Landes zu erklimmen. Dieser heisst Christoffelberg, ist 372 Meter hoch und liegt im Christoffel Nationalpark im Norden von Curaçao (höchster Berg im Bild)
Frühmorgens um 6 Uhr machen wir uns vom Schiff aus auf den Weg und fahren mit einem Mietwagen in den Nationalpark. Kurz vor 7:30 Uhr starten wir mit der Wanderung. Bis 10 Uhr wird man zum Aufstieg zugelassen, danach ist der Zugang wegen der grossen Tageshitze (kann weit über 30 Grad Celsius werden und das bei einer Luftfeuchtigkeit von über 75%) gesperrt. Der erste Teil der Strecke ist guter Wanderweg, beim zweiten Teil ist guter Tritt und Gleichgewicht gefragt
Geschafft – wir sind oben und geniessen einen wunderbaren 360 Grad Rundblick 😊😊
Abstieg vom Christoffelberg. Pia ist nicht etwa müde, aber sie hat so die Fähigkeit, dauern Steine in die Schuhe zu kriegen. Zu beachten: für einmal sind wir nicht mit Flip-Flop unterwegs, sondern richtigen (Turn)schuhen 😉
Was bei uns Spatzen, sind es hier gelbfarbige, kleine Vögel, die immer da sind, wenn die Menschen etwas Essbares hinterlassen
Curaçao überrascht uns leider nicht nur positiv. Sind zum Beispiel in Bonaire und Aruba sämtliche Strände und Ufer des Meeres öffentlich zugänglich, sind hier die meisten Strände total privat verbaut und nicht zugänglich. Oder hält in Bonaire und Aruba jedes Auto an, wenn ein Fussgänger in die Nähe der Fahrbahn tritt, wird in Curaçao erst recht Gas gegeben. Und jemanden aus einer Seitenstrasse freundlich auf die Strasse winken, das kommt erst recht nicht in Frage. Kleine Distanzen – und doch so grosse Unterschiede im Verhalten der Menschen. Für uns am Unglaublichsten ist der Umgang mit der Umwelt in Curaçao. Auch heute noch wird ungeniert jeglicher Abfall entlang der Strasse entsorgt. Dieses Bild ist leider der Standard und nicht die Ausnahme. Schlimm, sehr schlimm – und eine Schande für Curaçao!
Aber es gibt sie auch: einsame Buchten mit Sandstränden und glasklarem Wasser, das einem mit einer wunderbar bunten Unterwasserwelt verwöhnt

Wenn wir mit dem Schiff an einen neuen Ankerplatz kommen, sind wir immer sehr gespannt, ob Schiffe vor Anker sind, die wir schon irgendwo getroffen haben. In der Spanish Waters Bay treffen wir die „Hierbabuena“ mit Paul Pfammatter und Hund Luca. Paul ist vor vielen Jahren aus der Schweiz nach Kanada ausgewandert und bereist nun nach seiner Pensionierung die Welt mit dem Boot. Wir haben seine Reise schon länger im Internet verfolgt und ihn zum ersten Mal in Grenada persönlich getroffen. Wir freuen uns sehr, ihn wieder zu sehen. Hier in der Bucht lernen wir auch Yana und Tobias mit ihrem Schiff „Maya“ kennen. Sie liegen direkt neben uns und kommen gleich nach unserer Ankunft mit ihrem Dinghi vorbei, um uns willkommen zu heissen. Eine schöne und sympathische Geste! Im Verlaufe der Woche, in der wir vor Anker liegen, treffen wir uns mehrmals spontan zu einem Schwatz, zum Sundowner oder zum Dinghi Taufen auf der Maya (begossen haben wir das neue Boot von Yana und Tobias, das Taufen aber haben wir vergessen 😊).

Als wir am Dienstag, 27.8.2019, frühmorgens bei Tagesanbruch den Anker lichten, und uns auf den Weg nach Bonaire machen wollen, bringt uns Yana dieses selbst gemalte Bild von der Lupina vorbei. Wunderschön! Vielen, vielen Dank Yana!

Mittlerweile sind wir wieder zurück in Bonaire an einer Boje, die uns von Amerikanischen Seglerfreunden (Bob und Etta von der „Taku“, many thanks!) frei gehalten wurde. Für die nächsten Wochen und Monate erwarten wir diverse Besuche aus der Schweiz. Bonaire wird bis Dezember unsere Basis sein. Mal sehen, wie seetauglich unsere temporären Crewmitglieder sind 😉, vielleicht machen wir den einen oder anderen Kurztrip nach Curaçao und wieder zurück. Den Beginn der Besuche macht Morena, die nun am Sonntag anreist. Wir freuen uns sehr darauf!

Aruba – die schöne Touristeninsel

Nach zwei Wochen am Anker vor dem Surfside Beach (innerhalb Fussdistanz zur Hauptstadt Oranjestad) wurde unser Wassertank langsam leer. Da hier das Wasser recht stark eingetrübt ist durch vom Wind und Welle aufgewühlten Sand, haben wir entschieden, den Anker zu lichten und einmal der Westküste entlang rauf und runter zu segeln und auf dem offenen Meer bei klarem Wasser den Wassermacher laufen zu lassen. Das schont die Filter sehr und verlängert deren Einsatzzeit. Kurzer Schreck beim Starten des Motors: der Strom in der Starterbatterie reicht nicht mehr, um den Motor zu drehen. Wir realisieren zum ersten Mal, dass aus uns unerfindlichen Gründen Windgenerator und Solarzellen so verdrahtet sind, dass sie nur die Servicebatterien laden, nicht aber die Starterbatterie. Da wir in den letzten Wochen und Monaten den Hauptmotor nur wenig und den Generator gar nicht mehr benutzen mussten, wurde die Starterbatterie nicht mehr genügend geladen. Gut, dass wir das nun wissen 😊. Die Energie in der Starterbatterie hat dann aber doch noch gereicht, um den Generator zu starten, und mit dessen Strom reichte es dann auch für den Hauptmotor. Schwein gehabt! Ohne weitere Probleme konnten wir dann unseren Wassertank komplett füllen und wieder vor dem Surfside Beach unseren Anker setzen.

Wie schon im letzten Bericht erwähnt ist Aruba in vielen Dingen sehr Holländisch. Diese Windmühle wurde 1804 zum Wasser Pumpen im Niederländischen Ostfriesland aufgebaut. Im Jahre 1878 wurde sie nach einem Sturmschaden versetzt und als Getreidemühle betrieben, bis sie 1929 erneut nach Sturmschäden ausser Betrieb genommen wurde. 1960 werde sie von einem reichen Kaufmann gekauft, abgebaut, in Einzelteilen nach Aruba gebracht und hier wieder aufgebaut. Heute dient sie als Museum und Restaurant
In der Hauptstadt Oranjestad tragen viele Gebäude aus der Kolonialzeit zum bunten Stadtbild bei
Strassenbild Oranjestad
Eine pittoreske Strassenbahn führt Touristen direkt vom Anlegepier der Kreuzfahrtschiffe in die Einkaufsmeile, alle namhaften Luxusgeschäfte dieser Welt haben hier eine Filiale
Eine „arubanische“ Erfindung: der Solarbaum 😊
The Paddock Bar, ein gemütlich urchiges Lokal direkt auf dem Pier in Oranjestad. Die Wände sind komplett mit Dollarscheinen tapeziert
Aruba lebt vom Tourismus. Davon gibt es im Wesentlichen zwei Kategorien. Die eine Kategorie besteht aus den Kreuzfahrtschiffen: in der Hochsaison (Wintermonate) legen täglich bis zu vier solcher schwimmenden Hotels am frühen Morgen an, giessen Tausende von Tagestouristen aus ihrem Bauch über Aruba, sammeln diese am Abend wieder auf und ziehen nach Einbrechen der Nacht weiter zur nächsten Insel. Jetzt ist gerade Nebensaison. Da kommen pro Woche zirka 1-2 grosse Schiffe und die Touristenwellen sind gut erträglich
Die andere Kategorie sind die Hoteltouristen, die meist All-Inclusive Pakete gebucht haben. Das Zentrum der grossen Hotels liegt am nordwestlich von Aruba gelegenen Eagle Beach und am Palm Beach, wo vor allem die ganz grossen Hotels ihre Resorts haben. Im Bild das «Riu Antillas». Die ganz grossen Hotels haben meistens auch noch ein Casino, das zu ihrer Anlage gehört. Hier kann man dann gleich die nächsten Ferien erspielen 😊 oder verlieren ☹
Gartenanlage und Poolbereich des «Riu Antillas»
An den Kilometer langen, flach abfallenden Sandstränden reiht sich ein Beachresort an den anderen. Meist hübsch gemacht und gut ausgestattet mit der Infrastruktur, die Badetouristen gerne vorfinden. Gut für uns: in Aruba sind per Gesetz alle Strände öffentlich. Somit sind die Resorts hier offen zugänglich gestaltet und man kann stundenlang dem Strand entlang von einem Traumresort zum anderen schlendern
Für uns sind die grossen Touristenzentren weniger attraktiv. Da geniessen wir den Sundowner lieber in «unserer» idyllischen Surfside Beach Bar …
… oder noch lieber direkt auf unserer Lupina
Bei so einem Sundowner hat zu später Nachtstunde eine heftige Windböe Köbi’s Liegestuhl gepackt, just als er sich daraus kurz erhoben hatte. In hohem Bogen flog die blaue Sänfte über die Reeling und verschwand in den Wogen, bevor wir überhaupt reagieren konnten. Nun, das Missgeschick liess Köbi in der Nacht keine Ruhe. Bei den ersten Sonnenstrahlen am nächsten Morgen folgte er dem Stuhl, mit Flossen, Schnorchel und Tauchbrille bewaffnet, ins Meer. Und siehe da! Nach kurzer Suche fand er seinen Liegestuhl, schön ordentlich auf dem Meeresgrund aufgestellt. Sogar das Glas, das beim Abflug in der Armlehne abgestellt war, lag direkt daneben. Es war sogar wieder voll, diesmal aber mit Salzwasser 😊
Ein Ausflug in die Schmetterling Farm
Hier erfahren wir viel Interessantes, auch Erstaunliches und Lustiges: so zum Beispiel gibt es eine Schmetterlingsart, die sich auf gärende Früchte spezialisiert hat. Vor allem die Männchen sollen sich so häufig an dem Gärsaft laben, dass sie schlussendlich nur noch im Kreis flattern können, oder sogar überhaupt nicht mehr. Sachen gibt’s 😉
Siehst du die Raupe auf dem Bild? Ein Schmetterling lebt nur einige Tage bis Wochen als Schmetterling. In dieser Zeit legen die Weibchen viele Eier, aus denen sich Raupen entwickeln. Raupen haben die unterschiedlichsten Möglichkeiten, sich vor Feinden zu schützen. Eine dieser Möglichkeit ist die Tarnung. Diese rund 10 cm lange Raupe hat die Form wie der Blattstiel eines Bananenblattes, wo sie sich die meiste Zeit ihres Lebens aufhält, bis sie sich dann verpuppt, ein paar Tage als Kokon verbringt, aus dem dann wie ein Wunder wieder ein neuer Schmetterling schlüpft
Pia hat einen Schmetterling 😉
Unser Anlegesteg, den wir regelmässig nutzen dürfen. Er gehört einem Tauchcenter, das hier seine beiden Boote stationiert hat. Rechts neben den beiden Schiffen unsere Lupina draussen vor Anker
Köbi nutzt die Gelegenheit und geht tauchen …
… während dieser Geselle regelmässig auf unser Dinghi aufpasst …
… und Pia auf die Lupina 😊
Aber Pia passt nicht nur auf’s Schiff auf – sie putz und wäscht auch fleissig. Normalerweise hängt sie die Wäsche draussen auf dem Deck auf. Da es hier viel Staub von der Baustelle des nahen Flughafens gibt, und weil auch der Wind meist sehr stark bläst, dient unser Salon zwischenzeitlich als Trocknungsraum
Dieses Wochenende findet eine internationale Regatta statt. Seit heute Samstag Morgen wird unsere Lupina von Schiffen aller Kategorien umschwirrt. Nun wissen wir auch, weshalb in den vergangenen Wochen immer wieder Segler trainingshalber um unsere Lupina gekurvt sind und diese als Wendemarke benützt haben. Einige wagten sich zu nahe, und wurden jäh von unserer Kette gestoppt, wenn sich diese durch einen kräftigen Windstoss gegen die Lupina im Wasser durchstreckte. Zum Glück kamen dabei weder Material noch Personen zu Schaden

Fast vier Wochen schon liegen wir in Aruba und es hat uns hier am Surfside Beach gut gefallen. Nun wird es aber langsam Zeit, dass wir uns Richtung Osten (also gegen den Wind) losmachen. Seit wir von England vor über einem Jahr losgesegelt sind, mussten wir noch nie so lange am Stück gegen den Wind ansegeln. Zudem erwartet uns eine konstante Gegenströmung im Wasser, welche unsere Fahrt zum Ziel (wir werden in Curaçao ein paar Tage Zwischenstopp machen) noch etwas länger werden lässt. Segeln «gegenan» ist mit viel Schaukeln, meist starker Krängung (Schieflage des Schiffes) und viel Wasser auf dem Schiff verbunden. Pia hat etwas Bammel davor, Köbi freut sich auf die Wellen (Nelly hätte sicher auch ihre helle Freude daran!). Die nächsten zwei Tage soll der Wind nun nicht so stark blasen, was weniger Gegenwind und auch weniger Wellen bedeutet. Also werden wir morgen Sonntag von Aruba ausklarieren und wieder in See stechen.

Aruba – One Happy Island

Am Sonntag, 21. Juli, also vor genau zwei Wochen, haben wir in Bonaire den Anker gehisst, unser Grosssegel gesetzt und sind gemütlich mit durchschnittlich 6.5 Knoten Fahrt nördlich um Curaçao herum Richtung Aruba losgesegelt. Kurz nach Bonaire war das Meer kurzzeitig etwas ruppig, weil sich da die Wellen, die nördlich und südlich um die Insel herum geleitet werden, wieder treffen und so ein richtiger Whirlpool entsteht. Bei Einbruch der Nacht waren wir aber schon wieder aus diesem Bereich draussen und konnten einen wunderbaren Sonnenuntergang geniessen. Kurz vor Tagesanbruch erschien dann das Licht des südlichen Leuchtturms von Aruba am Horizont.

Kurz nach Sonnenaufgang tritt Pia in Aktion und setzt die Fahne von Aruba und die gelbe «Q» Flagge
Mit der Zeit lern frau so seine Tricks, wie man verhindert, dass der Wind die Schnur zum Setzen der Fahne verheddert
Surfside Beach: Das Einklarieren in Barcadera, einem Industriehafen in der Mitte der Insel, verläuft speditiv und unkompliziert. Als Köbi alle Papiere hat und gehen will folgt aber eine Überraschung: erstmals wollen Beamte an Bord kommen und unser Schiff inspizieren. Pia will schon protestieren, als sie die 2 uniformierten Männer mit den strassenverschmutzten, schweren Stiefeln aufs Schiffsdeck steigen sieht. Ein Blick von Köbi reicht, und sie schweigt. Ob wir irgendwelchen Schnapps an Bord mitführen, wollen die Beamten wissen. Ja, haben wir, aber zum Glück alles schon angebraucht. Nach ein paar suchenden Blicken nicken die beiden Beamten und wollen das Schiff wieder verlassen. Ob wir ein Photo machen dürfen, fragen wir höflich. Murrend signalisieren sie, dass das unter keinen Umständen erlaubt ist. Beim Aussteigen murmeln sie untereinander etwas über die Schweizerflagge und wir hören einen das Wort „Federer“ flüstern. Köbi diskutiert in der Folge etwas mit ihnen über Tennis. Am Schluss, bevor sie gehen, meint der einen dann: wenn Federer einmal in Aruba Tennis spielt, dann dürfen wir so viele Photos von ihnen machen, wie wir wollen. Das ist doch ein Wort!! Wir verlassen lachend den Einklarierungspier und setzen bereits im Verlaufe des Vormittages unseren Anker in sehr gut haltendem Sand vor dem Surfside Beach, der nur etwas mehr als ein Kilometer südwestlich vom Stadtzentrum von Oranjestad liegt. Die grosse, flache Bucht ist fast leer, es liegen weniger als fünf Schiffe vor Anker während unserer ganzen Liegezeit
Der Ankerplatz liegt direkt im Bereich der Landebahn zum Flughafen von Aruba. Da aber nur wenige Flugzeuge Aruba anfliegen und in der Nacht keine Flugzeuge landen, beeinträchtigt der Lärm uns nicht. In unserem Ankerbuch wird davor gewarnt, dass ein Segelschiff mit hohem Mast direkt vor der Piste ankert. Wir sehen schnell, warum 😊😊

Von den ABC Inseln ist Aruba das am weitesten im Westen gelegene Eiland und ein guter Zwischenstopp für Yachten, die unterwegs nach Kolumbien oder zum Panamakanal sind. Der schönste Teil der Insel ist die geschützte Nordwestküste mit ihren makellosen, weissen Sandstränden. Zu den Sehenswürdigkeiten im Inland gehört der Arikok Nationalpark mit seiner eindrücklichen Natur, den frei zugänglichen Kalksteinhöhlen und einem natürlichen Pool an der sonst schroffen Nordküste.

Auch hier waren die ersten Einwohner die Arawaken. Viele wurden nach der Anlandung der Spanier 1499 gewaltsam nach Santo Domingo (Dominikanische Republik) gebracht, um dort in Kupferminen zu arbeiten, während fremde Menschen ihren Platz auf Aruba einnahmen. Aus diesem Grund setzt sich die heutige Bevölkerung aus rund 45 verschiedenen Ethnien zusammen, obwohl es immer noch Einwohner gibt, die von den Arawaken abstammen. Die Niederlande herrschten auf der Insel seit 1636 und widerstanden allen anderen Europäischen Mächten, die sich ebenfalls hier niederlassen wollten. Aruba wurde 1986 zu einem eigenständigen Teil innerhalb des Königreichs Niederlande. Den Haag ist heute nur noch für die Verteidigungs- und Aussenpolitik zuständig. Auf Aruba leben rund 110’000 Leute, Niederländisch ist die offizielle Sprache, aber meist wird Papiamentu, Spanisch oder Englisch gesprochen.

Im frühen 19. Jahrhundert wurde auf Aruba Gold entdeckt, was der Insel zu bislang nie da gewesenem Reichtum verhalf. Als die Vorkommen schliesslich erschöpft waren, wurden Aloe-Vera-Plantagen angelegt. Für einige Zeit war Aruba der grösste Exporteur dieser medizinisch genutzten Pflanze. Um 1920 brachte das Erdöl Aruba erneut grossen Reichtum, als Venezuelanisches Rohöl in einer grossen Raffinerie im Süden der Insel aufbereitet wurde. Nebst wertvollen Devisen brachte der Export des schwarzen Goldes auch viele Arbeitsplätze mit sich. Als die Raffinerie um 1960 herum modernisiert wurde, vielen aber viele der Arbeitsplätze wieder weg. Zum Glück begann die Niederländische Regierung zu diesem Zeitpunkt mit der Entwicklung des Tourismus, der sich mittlerweile zum weitaus wichtigsten Wirtschaftszweig der Insel entwickelt hat.

Wir treffen auf einige Ureinwohner der Insel …
… Leguane und andere Echsen in allen Farben und Gattungen …
… furchteinflössende Gestalten (es gibt hier einige sehr aktive Motorbike-Gangs) …
… und etwas ausgehungerte Gesellen (nur der rechts im Bild, der könnte von «Hucky» (Guido Treier) aus Feuerwehrmaterial zusammengebastelt worden sein 😊)
Unsere Lupina liegt sicher am Anker vor dem Surfside Beach (wieso dieser Beach so heisst, haben wir nicht rausgefunden: Surfer sehen wir die ganze Zeit keine)
Spontaner Besuch aus der Schweiz auf der Lupina: Svenja und Nico. Svenja hat während unserem Besuch in die Schweiz meine lädierten Finger (siehe frühere Berichte) wieder mobilisiert. Die engagierte Ergotherapeutin weilte mit ihrem Partner nun gerade auf Aruba in den Ferien und nutzte die Gelegenheit zur Abschlusskontrolle (😊)
Hafengelände von Oranjestad, der Hauptstadt von Aruba
Blick aus dem Glockenturm des Historischen Museums im Fort Zoutman auf die Strassen von Oranjestad
Imposanter Kolonialbau (Royal-Plaza Mall) im Hafenzentrum von Oranjestad
Wie in der Schweiz die bunten Kühe sind hier die blauen Pferde eines der Wahrzeichen in Oranjestad (man beachte: die Farbe von Köbi’s Shirt ist rein zufällig auch blau)
Das imposante «California Lighthouse» am Nordwestkap von Aruba, das seinen Namen einem alten Schiffswrack direkt im Riff davor mit gleichem Namen zu verdanken hat
Blick vom Hügel des «California Lighthouse» zurück an die Nordwestküste mit imposanter Hotelkette im Hintergrund
Die Westküste von Aruba ist geprägt durch seine zum Baden einladenden Sandstrände. Dank einem vorgelagerten Riff bleibt hier das Wasser fast bei allen Windlagen ruhig und wird nicht aufgewühlt
Das rund 200-500m vor dem Ufer vorgelagerte Riff ist ein Magnet für Taucher und Schnorchler
An einigen Stellen ist das Riff hoch und breit genug, dass sich kleinere begehbare Inseln bilden. Direkt vor unserem Ankerplatz befindet sich die «Renaissance Island», die ab und zu von Aussteigern als temporäres Domizil genutzt wird
Gehört auch dazu: die grosse Ölraffinerie von San Nicolas im Süden von Aruba. Sie hat früher viel Arbeit und Reichtum gebracht, heute steht sie still
Casibari Fels Formation: mitten auf der Insel liegen verteilt grosse, runde Felsbrocken. Diese eigenartigen Formen versetzen uns zurück in die Steinzeit
Blick vom Casibari Hauptfels in Richtung Süden zum «Hooiberg», mit 168m der zweithöchste Berg von Aruba (nein, wir sind da noch nicht rauf gewandert 😉)
Im Historischen Museum Fort Zoutman findet jeden Dienstagabend das «Bonbini» Festival statt. Bonbini heisst «willkommen» auf Papiamentu und ist eine Show, die den Besuchern auf unterhaltsame Weise die Geschichte von Aruba näherbringt. Sehr zu empfehlen!
Bonbini Festival: eine Ureinwohnerin bittet die Götter um Rat
Fountain Caves im Arikok Nationalpark: frei begehbare Kalksteinhöhlen, Natur- und Adrenalinkick pur
Fountain Caves: an der Decke finden sich noch Inschriften von den Ureinwohnern
Wanderung im Arikok Nationalpark – ja nicht vom Weg abkommen, sonst piekt’s 😊
Wir finden den Ausgang aus dem Kakteenwald des Arikok Nationalparks und fahren ganz in den Süden. Unterwegs stossen wir zufällig auf dieses kleine Ersatzteil für unser Schiff. Dieses Anker-Monument ist zu Ehren aller Seefahrer hier aufgestellt worden. Als wir Bilder machen wollen, hält eine Kolumbianische Familie ebenfalls an und offeriert spontan, Bilder von uns zu machen. Sympathisch finden wir und machen gleich noch ein Bild mit allen. Muchas Gracias!!
Wilde Nordküste: es gibt immer wieder tiefe Buchten, in die das ewig einrollende Meer Sand hineinspült. Der starke Passatwind verfrachtet diesen dann weit in das Land hinein und lässt ihn in Form von Dünen wieder liegen
Es braucht schon etwas Mut, sich dieser wilden Brandung zu nähern. Kaum vorstellbar, was hier abläuft bei Sturm
Aber es gibt an dieser wilden Nordküste auch geschützte Plätze. Dieser natürliche Pool (Conchi Natural Pool im Arikok Nationalpark) ist fast bei allen Windlagen gut geschützt und zieht mutige Badegäste an
Man kann den Conchi Pool zu Fuss erreichen (wir 😊) oder mit diesen Off-Road Fahrzeugen
Off-Road Fahren ist aber nicht ungefährlich und birgt im steilen Gelände auch seine Gefahren, wie man sieht
Entlang der Nordküste finden sich immer wieder diese natürlichen Brücken. Die Wellen der Brandung spülen Löcher unter das Gestein. Härtere Schichten bleiben bestehen, weicheres Gestein darum herum fällt zusammen und hinterlässt solch begehbare Steinbrücken
Da will man ein schönes Bild machen und wird warm geduscht dabei 😊😊
Vieles (aber bei weitem noch nicht alles) der Insel haben wir schon gesehen. Es bleibt definitiv spannend. Ab und zu bleiben wir einfach mal einen Tag auf dem Schiff und vertreiben uns die Zeit mit Baden, Lesen, Nichtstun oder kleineren Arbeiten. Pia ist hier gerade daran, unsere Hochseeangelruten zu reinigen und in Schuss zu bringen (wer weiss, vielleicht bekommt Köbi doch noch mal Freude am Angeln?)
Sehr oft auch hängen wir in «unserer Beachbar», der Surfside Beach Bar, und geniessen bei einem kühlen Sundowner die herrliche Abendstimmung
Sonnenuntergang über dem Surfside Beach, Lupina mittendrinn

Wir liegen nun seit 2 Wochen vor Anker. Der dauernd blasende Passatwind liefert unserem Windgenerator genügend Energie, dass dieser die Bordbatterien immer gut gefüllt behält. Da das Wasser in der flachen Bucht durch den aufgewirbelten Sand leicht getrübt ist, haben wir bisher kein Wasser gemacht. So können wir die Filter schonen. Der Tank wird nun langsam leer. Deshalb werden wir in der kommenden Woche für ein paar Stunden ins Meer hinaus segeln (endlich wieder mal segeln!!) und dort im klaren Wasser den Wassermacher laufen lassen, bis der Tank wieder voll ist. Das reicht uns dann wieder rund zwei Wochen.

Und wie geht es weiter: wir werden nun die nächsten 2-3 Wochen noch hier bleiben. Danach planen wir nach Bonaire zurückzukehren, um dort Morena, eine ehemalige Schulfreundin von Pia, an Bord willkommen zu heissen. Mit ihr wollen wir dann Curaçao erkunden.

Vermerk der Redaktion: wir bereiten uns gerade vor auf das Mitarbeitergespräch mit dem Schreiberling. Deshalb freuen wir uns über jeden Kommentar, Frage oder Anregung zu den Berichten 😉 (Spass beiseite: wir bedanken uns bei den zahlreichen Lesern unserer Home Page und freuen uns immer auf Rückmeldungen.)