Fogo – die Feuerinsel

Die etwas mehr als 120 Seemeilen nach Fogo ganz im Süden der Kapverden starten wir am Samstag Nachmittag, 9.2.2019, kurz nach 16 Uhr, so dass wir gemäss unserem Plan am Sonntag kurz nach Mittag ankommen. Die Törnplanung geht einmal mehr perfekt auf, obwohl der Wind nicht ganz so konstant bläst, wie angesagt. Einmal sind wir etwas langsamer, aber vor allem in der 2. Hälfte der Strecke eher schneller als erwartet. Pia hat wie immer die erste Hälfte der Nacht Wache geschoben, Köbi in der zweiten. So wie wir das immer machen und bisher sehr gut gefahren sind damit. Lupina pflügt mit durchschnittlich 6.5 Knoten durch die Weite des offenen Atlantiks. Der Ozean ist jetzt mehrere tausend Meter tief, kein Schiff kreuzt unseren Kurs, der Mond geht schon früh unter und überlässt uns die Sterne am dunklen Nachthimmel.

Um die Mittagszeit pellt sich Fogo aus dem Dunst, eine Insel wie ein Vulkan, fast 3’000 Meter hoch. Der Pico do Fogo, ein aktiver Vulkan, ist die höchste Erhebung der Kapverden, der Vulkankegel Ziel der meisten Inselausflüge. Die Küsten der Insel stürzen steil und tief ins Meer, nur auf der Westseite gibt es hinter einer Hafenmole einen geschützten Ankerplatz. Bei der Anfahrt ist der Wind mit 10 Knoten noch sanft. Bei der Ansteuerung pfeift er aber mit bis zu 25 Knoten aus Nordosten um die eindrucksvolle Inselküste und lässt die Wellen nochmal anschwellen. Kaum hinter der Hafenmole des Fährhafens von Vale de Cavaleiros angelegt, sind auch die Wellen verschwunden. Hier gibt es auf der inneren Hafenseite einen kleinen Sandstand. Direkt davor setzen wir unseren Anker.

Ponta de Vale de Cavaleiros: wir sind nebst einer kleinen Motoryacht, die an einer Boje befestigt ist, die Einzigen vor Anker
Bei unserer Ankunft fährt dieses Fischerboot (wir zählen 12 Leute darauf) gerade am Rausfahren
Wir mieten für 2 Tage ein Auto und erkunden die Insel. Ein teurer Spass hier: 75 Euro pro Tag! Aber, wir wollen ja etwas sehen von der Insel 😊 In Mosteiros (im Nordosten von Fogo, sehen wir diese Fischer, die gerade rein gekommen sind mit ihrem Boot. Fische hat es in diesen Gewässern offenbar noch viele. Der Fang wird gerade ab Schiff verkauft. Ganz links oben liegen Moränen auf dem Heck des Nachbarschiffes. Die sind bereits für einen Kunden reserviert
Ganz wenige Segler steuern Fogo an. Für die Karibik bedeutet es einen Umweg, und zudem gibt es fast keine Ankermöglichkeiten. Aber Fogo hat uns angelockt. Womit??
Mit dem da: Pico do Fogo, 2’829 Meter hoch. Im Vordergrund der noch aktive Vulkan Pico Pequeno, der letztmals 2014 ausgebrochen ist
Das Resultat des Ausbruches vom November 2014: 2 Dörfer wurden von der ausfliessenden Lava übergossen. Zum Glück wurden die Bewohner rechtzeitig evakuiert und es gab keine Menschenopfer. Von einigen stabilen Häusern, die nicht in eingedrückt wurden, sieht man noch die weissen Dächer
Diese Familie hatte Glück mit ihrem Stall: die Lava floss dicht daran vorbei
Verschüttetes Haus (nur noch das weisse Dach ist sichtbar) und Neubauten gleich daneben. Durch Sammlungen uns internationale Spenden konnten die Leute hier wieder angesiedelt werden
Man fragt sich, was die Leute hier zum Leben haben. Die Antwort ist Landwirtschaft und Tourismus! Die Erde aus Vulkanasche ist sehr Mineralienreich. Es gibt viele Rebenkulturen im feinen Vulkansand. Und die aktiven Vulkane locken viele Touristen an, die in geführten Wanderungen zu den verschiedenen Vulkankegeln gebracht werden
Bizarre Bilder! Hier ist die Lava durch ein Fenster durch das Haus hindurch auf die Veranda geflossen
Fogo – die Insel der Strassen: im Gegensatz zu anderen Inseln sind die Siedlungen sehr verteilt. Es scheint fast, jeder Bauer hat sein Haus im freien Feld gebaut. Entsprechend gibt es sehr viele Pfade und Strassen. Die Strassen sind mehrheitlich gepflästert. Dies hier ist die Hauptstrasse, welche rings um die Insel führt …
… und diese ist eine Nebenstrasse am Südhang von Fogo. Das verdorrte Gras verleiht der Strasse einen goldenen Rand
Wanderung im Gebiet Monte Velha: an der Nordflanke des Pico do Fogo wurden in den 1940er-Jahren in grossem Umfang Akazien, Zypressen, Kiefern und Eukalyptus gepflanzt. Auch dieser Saumpfad ist gepflästert
Und so wird es gemacht. Die Steine werden von Hand zugehauen und durch eine grosses Schar Handwerker verlegt. Hier wird die vom letzten Vulkanausbruch verschüttete Strasse neu gebaut

Fazit zu unserer Zeit auf den Kapverden:
Die archaischen Landschaften, die gemütlichen Orte, die entspannten Menschen, der immer vorhandene Wind und das stets warme Klima stellen ideale Voraussetzungen für einen exotisches Segeln dar. Die fehlenden Häfen, die bisweilen prekären Ankerplatz-Situationen, mit heftigen Düsen- und Fallwinden sowie die weiten Entfernungen zwischen den Inselgruppen können das Revier aber zu einer echten Herausforderung werden lassen. Uns hat es gefallen! Wir haben wieder viel gelernt und würden es allen empfehlen, ob Segler, Wanderer oder Strandgeniesser, dieses Archipel zu besuchen.

Viele Leser fragen uns: «Was! seid ihr immer noch nicht drüben?» Tatsächlich hatten wir ursprünglich geplant, von Lissabon via Gran Canaria in die Karibik zu segeln. Aber je näher wir uns mit der Karte und dem Fahrtenweg auseinander gesetzt haben, umso mehr haben wir uns entschieden, möglichst viele Inseln, die auf diesem Wege liegen, anzulanden. Und somit gab es eine spontane Planänderung. Unser Motto «wir sind ja nicht auf der Flucht!» bestätigte sich. Es hat sich gelohnt, uns Zeit zu nehmen und all die schönen Inseln mit den wunderbaren Menschen zu besuchen. Zeit ist etwas das wir haben – also nutzen wir sie! 😊

Am Letzten Tag vor Anker werden wir so geweckt. Wir reiben unsere Augen. Tatsächlich ein schwimmendes Pferd! Ein gutes Omen für unseren Törn 😊
Pferd und Reiter umrunden unser Boot und schwimmen dann wieder an Land zurück

Aber nun sind wir bereit für den «grossen Schlag». 2’050 Seemeilen liegen vor uns. Heute am späten Nachmittag, Mittwoch den 13. Februar, heben wir den Anker und steuern unser nächstes Ziel Barbados an. In 12 bis 15 Tagen sollten wir es geschafft haben. Dann könnt ihr wieder von uns lesen!!!!

Wir sind dann mal unterwegs – bis später in Barbados

Letzte Vorbereitungen in São Vicente (Mindelo) und Ausflug nach Santo Antão

10-15 Knoten Wind aus Osten sind angesagt. Unser Kurs von São Nicolau führt nach Nordwest. Wäre also ein perfekter Wind von schräg hinten. Aber diesmal ist die Wetteransage sehr ungenau. Der Wind kommt fast aus Norden, und mit 20-25 Knoten. Aus der gemütlichen Überfahrt wird also nichts. Die Lupina muss sich die Seemeilen erkämpfen mit viel Schräglage und Stampfen in den Wellen. Aber sie macht es sehr gut und eilt mit fast 8 Knoten Fahrt schnurgerade in Richtung Mindelo. Bereits um 17 Uhr haben wir angelegt und können den Anlegerdrink in der Marina geniessen.

Der Naturhafen von Mindelo ist eigentlich ein eingefallener Vulkankrater, der gegen Norden offen ist. Es ist der Haupthafen der Kapverdischen Inseln. Entsprechend legen hier auch die grossen Frachter und Tanker an. Auf der ganzen Insel São Vicente leben rund 75’000 Einwohner, fast 70’000 in Mindelo
Die Marina von Mindelo, Basis für viele Segler, die den Atlantik überqueren wollen. Sehr freundliches, hilfreiches Personal und besonders für Köbi wichtig: Internet Bar (Bild) direkt in der Marina 😊
Marina Mindelo: zu dieser Jahreszeit viel Platz, nur wenige Schiffe sind da, die meisten sind schon über den Atlantik losgesegelt

Wir sind mit einer kleinen, aber wichtigen Pendenzenliste nach Mindelo gekommen: unser Generator, der beim ersten Gebrauch nach El Hierro mit einem Spannugsfehler ausgestiegen ist, soll hier repariert werden. Auch der Aussenborder braucht nach dem Taucher vor São Nicolau im Meerwasser einen Service. Es gibt eine Vertretung hier. «Gut!», dachten wir. Per E-Mail eine Woche vorher unser Problem mit dem Generator geschildert und unser Ankommen angekündigt bei Kai, dem Inhaber der Werkstatt. «Kein Problem – einfach kommen!» war die schnelle Rückantwort. Die Realität sieht dann anders aus: wir sind am Samstag früh in der Werkstatt. Kai ist nicht da, kommt erst am Montag wieder ins Büro. Kein Problem, wir haben ja nicht erwartet, dass der Generator am Samstag repariert wird. Einfach eine Arbeitsplanung hätten wir gerne gehabt. Wir entscheiden uns, für den Sonntag ein Auto zu mieten und auf eigene Faust die Insel zu erkunden.

Unser erstes Ziel, der höchste Berg der Insel: Monte Verde, 774m. Der Berggipfel ist überstellt mit Satellitenschüsseln und Funkantennen. Das Meiste ist eingezäunt und vom Militär bewacht. Wir fragen freundlich, ob wir auf den Gipfel dürfen. Kurze Diskussion unter den Militaristen, dann wird genickt und unter Begleitung eines 20 jährigen Soldaten dürfen wir ganz nach oben
Ganz oben auf dem Monte Verde werden wir mit einer schönen Aussicht auf Mindelo belohnt …
… einem freien Blick gegen Süden mit den vorgelagerten unbewohnten Inseln …
… und gegen Westen über die steinige Einöde
Tourismus gibt es ausserhalb Mindelo praktisch nicht. Es hat zwar einige tolle Strände, aber die werden nur spärlich genutzt

Am Montag morgen ist Kai auch nicht da. Er sitzt in der Marina-Bar beim Kaffee. Köbi spricht ihn auf das Mail und den Auftrag an. Ach ja, da war doch was! So vage mag er sich erinnern. Er verspricht, dass am Nachmittag jemand vorbei kommt. Das von mir geschilderte Problem sei ihm völlig unbekannt. Ups – nicht die Antwort, die wir gerne gehabt hätten. Am späten Nachmittag dann klopft es am Schiff und zwei Angestellte stehen da. Sie lassen sich von mir das Problem schildern, nehmen die Betriebsanleitung mit. Keine Messungen, keine eigenen Untersuchungen, einfach nichts. Zumindest gibt es eine Zeitansage: am nächsten Tag wollen sie wieder kommen. Köbi’s Vertrauen in die Kompetenz der Firma ist unter dem Nullpunkt. Er durchforscht das Internet nach Informationen und Troubleshooting, wird auch schnell fündig. Es gibt ganze Fehlersuchbäume für unser Problem. Vermutlich ist ein oder beide Kondensatoren ausgefallen. Am nächsten Nachmittag kommt eine neue Crew der Firma – da sie Werkzeug dabei haben steigt unsere Stimmung. Mit einer Mischung aus Portugiesisch und Englisch können wir uns mit ihnen verständigen.

Köbi bespricht mit «Dee» das Problem, schildert den Verdacht, dass es die Kondensatoren sein könnten. Endlich ein kompetenter Mann, der etwas vom Elektrischen versteht
Dann geht es an die Strombox des Generators. Der Zugang ist eng, aber die Kondensatoren sind schnell ausgebaut. Der eine von unten …
… der lange Dünne von oben – gemeinsam wird gearbeitet und innerhalb weniger als einer Stunde läuft der Generator wieder einwandfrei. Unsere Befürchtungen, dass Ersatzteile aus Europa bestellt werden müssen mit entsprechend langen Lieferfristen sind zum Glück nun gegenstandslos. Freude herrscht 🙂

Es war tatsächlich einer der Kondensatoren ausgefallen. Zu unserem Erstaunen hat die Firma sogar Ersatz im Workshop. Wir verbauen zwar die Ersatzkondensatoren, die wir noch in England beschafft haben, und legen aber wieder zwei Neue an Lager. Da auch der Aussenborder am selben Tag überholt wieder an Bord geliefert wird, ist unsere Pendenzenliste schlussendlich schneller als erwartet erledigt. Wir entschliessen uns, mit der Fähre nach Santo Antão zu fahren. Diese Insel, zirka 9 Seemeilen nördlich von Mindelo gelegen, wird als sehr gebirgig beschrieben. Da es infolge der meist sehr steil abfallenden Uferzonen fast keine sicheren Ankerplätze gibt, lassen wir unsere Lupina in der sicheren Marina von Mindeo.

In Porto Novo, dem Haupthafen von Santo Antão angekommen, mieten wir uns für 20 Franken ein «Aluguer» (Taxi) und lassen uns auf einen Berggipfel der Insel fahren, den Cova do Paul, 1170m
Cova do Paul: ein fast kreisrunder Einsturzkrater mit schroff gezacktem Kraterrand und flacher Caldera von fast 1 Kilometer Durchmesser, die Dank ihrem sehr fruchtbaren Boden intensiv bewirtschaftet wird. Hier schnüren wir unsere Wanderschuhe, umkreisen den Krater bis zum Nordrand und steigen dann ins Tal Ribeira do Paul. Gut ersichtlich auf dem Bild die Nebelschwaden, die fast immer an den nördlichen Bergflanken hängen bleiben und vom Wind über den Kraterrand gedrückt werden
Santo Antão, eine Insel, die scheinbar nur aus Bergen besteht. Entweder geht es steil rauf, oder steil runter. Hier geht es steil vom nördlichen Kraterrand zuerst durch eine dicke Nebelschicht bergab. Bevor es Strassen gab, waren dies die einzigen Verbindungspfade über die Berge, auf denen die Bergbauern mit ihren Eseln und Maultieren ihre Produkte zum Hafen bringen konnten
Unter der Nebelschicht eröffnet sich ein grünes Schlaraffenland
Jede einigermassen flache Stelle, und sei sie noch so klein, wird angepflanzt mit Gemüse oder vor allem Zuckerrohr (oben im Bild). Zuckerrohranbau ist die Haupterwerbsquelle für die Bauern auf Santo Antão. Aus Zuckerrohr wird der berühmte «Grogue» – der beste Zuckerrohrschnapps des Archipels – wie man sagt, gebrannt. Ein leckeres aber wegen seiner Prozente ein gefährliches Gesöff 😊
Blick auf einen Bauernhof mit dem typischen Blätterdach und dem Wasserreservoir (rechts in der Bildmitte). Auf dieser Insel treffen wir zum ersten Mal seit Madeira wieder fliessendes Wasser in den Bergflüssen an. Die Berge sind hier mit deutlich über 1000 Meter Höhe so hoch, dass sie dem konstant blasenden Passatwind im Norden dauernd Feuchtigkeit entlocken können. Hier wächst fast alles, was angepflanzt wird. Und es ist wunderbar grün
Entlang des Abstieges: Direktverkauf ab Bauernhof – das unterstützen wir gerne!
Wir machen Rast und lassen uns Tee und selber kultivierten Kaffee anbieten. In der Open-Air Küche wird das Wasser dazu abgekocht
Im Gegensatz zu den Kanaren, wo die meisten derartigen Terrassen mehrheitlich nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden, wird hier wirklich noch intensive Landwirtschaft betrieben. Irgendwelche chemischen Dünger oder Pflanzenschutzmittel haben wir nirgends gesehen
Der Saumpfad führt uns mitten durch Gärten und Wohnsiedlungen der einheimischen Bevölkerung
Die Bevölkerung begegnet uns sehr freundlich und offen. Gebettelt wird hier nicht. Die Kinder kommen neugierig auf uns zu bestaunen uns komischen Wandervögel 😊
Irgendwelche landwirtschaftlichen Maschinen gibt es keine. Hier wird noch alles von Hand gemacht. Man fühlt sich um mehrere Jahrzehnte zurückversetzt
Und immer wieder: angepflanzte Terrassenfelder
Nach mehrstündigem, steilem Abstieg, durch das spektakuläre Ribeira do Paul Tal erreichen wir mit müden Beinen und schlotternden Knien bei Cidade das Pombas die Mündung ins Meer. Weil Pia heute ihren Geburtstag feiert, entscheiden wir spontan, die Nacht hier in einem Hotel zu verbringen und finden ein idyllisches B&B. Als die Frau an der Reception erfährt, dass Pia Geburtstag hat, offeriert sie spontan das Nachtessen auf Kosten des Hauses. Spätestens seit diesem Moment sind wir total verliebt in die Kapverden und begeistert von der Gastfreundschaft der Leute
Am nächsten Tag wollen wir eine Küstenwanderung im Nordwesten der Insel von Cruzinha nach Ponta do Sol machen. Normalerweise erwartet man bei einer Küstenwanderung eine relativ flache Strecke mit kurzweiligem Auf und Ab. Hier ist es ganz anders!! Flach gibt es fast nicht. Steil rauf und wieder steil runter. Wir haben es geahnt, wollen uns den spektakulären Saumpfad aber trotzdem antun – und werden auch belohnt für die Strapazen
Einfach eine unheimlich schöne Wanderung! Manchmal muss man sogar etwas schwindelfrei sein
Und wieder einmal steil bergan. Die Schulkinder machen das übrigens jeden Tag hin und zurück, bis zu 2 Stunden ein Weg zur nächsten Schule – keine Eltern die mit dem Auto fast ins Schulhaus hinein fahren 😉
Rast für die müden Beine vor spezieller Gesteinsformation
Die Saumpfade werden hier immer noch intensiv benutzt – und auch entsprechend gut unterhalten
Soeben noch führte uns der Weg auf der anderen Hangseite runter ins Seitental, um uns dann gleich wieder steil nach oben zu bringen auf der anderen Seite
Und ist der Hang noch so steil – immer findet sich ein flacher Platz, der als Gemeinschaftsplatz von allen genutzt wird. Hier haben Kinder ein Fussballtor gebastelt (der Hund daneben dient als Grössenvergleich)
Wie Schwalbennester kleben die Siedlungen an den steilsten Hängen. Wir fragen uns, wie sie das bautechnisch schaffen
Hier die Antwort: Handarbeit!! Die Frauen tragen das Baumaterial herbei, die Männer verarbeiten es und schichten Stein um Stein. Fertigbeton gibt es nicht. Von Hand wird Zement, Sand und Kies gemischt. Wasser wird in Kübeln von den Frauen herbeigetragen. Ein Gemeinschaftswerk von ganzen Familienclans oder sogar Dörfern
Wieder zurück in Mindelo machen wir Einkäufe für die Weiterreise. Wir haben immer wieder gelesen, man findet hier fast kein Gemüse und Frischware. Wir haben es ganz anders erlebt. Es gibt hier einen Gemüsemarkt mit einer für uns durchaus akzeptablen Auswahl
Und auch auf der Strasse wird frisches Gemüse gehandelt. Es macht richtig Freude, hier bei den Marktfrauen einzukaufen …
… und diese bedanken sich mit einem sympathischen und freudigen Lachen

Tiefkühler und Kühlschrank sind gefüllt und unser Boot ist bereit für die grosse Fahrt. Unsere Stimmung ist gut und wir freuen uns auf die Weiterfahrt, die wir für gestern Freitag geplant hatten. Ich schreibe in der Vergangenheit, weil wir momentan immer noch in Mindelo sind. Der Grund ist aber ein sehr schöner. Als wir gestern so mit der Schiffsbeladung beschäftigt waren, kam ein ehemaliger Marinamitarbeiter auf uns zu. „Peixe“ (so sein Name, heisst auf Portugiesisch Fisch) hat gemerkt, dass er selber geschäften kann, indem er nach den Schiffen schaut, die für längere Zeit ohne Crew hier bleiben sollen. Uns bot er eine Kontrolle des Unterwasserschiffes an. So kamen wir ins Gespräch. Um es kurz zu machen: wir änderten unseren Törnplan spontan und am Abend sassen wir bei ihm zu Hause und durften Einblick nehmen in das einheimische Leben. Ein wunderbares Erlebnis!

Bei Peixe (links im Bild) zu Hause. Hier wurden wir von seiner Familie (zwei Kinder, und eine Mutter – von der Frau lebt er, wie viele Kapverder, getrennt) sehr herzlich willkommen geheissen. Einfach aber sehr zweckmässig ausgestattet. Eine Wohnung hat meistens ein oder 1-2 Räume. Es hat immer ein Fernseher und Kühlschrank. Peixe hat sogar noch Tiefkühler und Waschmaschine
Heute gibt es „Cachupa“, ein sehr traditioneller Gemüseeintopf – sehr lecker, und nahrhaft,wie wir feststellen dürfen. Er wird aus dem, was auf der Insel wächst zubereitet und wahlweise mit Hühnerfleisch oder Schweinefleisch angereichert. Da es viel zum Zubereiten gibt, wird kurzerhand der Boden als Rüsttisch genommen, und es helfen alle mit beim Rüsten und Mischen
Bald ist alles im Topf, der nach alter Tradition über dem offenen Feuer heiss gemacht wird
Während unser Cachupa kocht (dauert etwa 2-3 Stunden) nutzt Köbi beim Nachbarn die Gelegenheit zu einem Haarschnitt
Zurück bei Peixe in der Wohnung beobachten wir die Kinder beim Spielen. Als Bettstatt dienen alte Paletten
Ein Kugelschreiber als Geschenk, und schon hat Köbi einen neuen Freund gewonnen, der ihm gleich eine Zeichnung macht damit
Und dann ist die Cachupa fertig. Jeder schöpft sich selber einen grossen Teller davon. Der Rest wandert nach dem Abkalten in den Kühlschrank und dient dann die nächsten Tage als schmackhafte Nahrung für die Familie und Freunde
Cachupa Essen ist auch immer ein sozialer Event, wo viele Freunde dazu eingeladen werden

Gesättigt und mit vielen positiven Eindrücken sind wir spätabends auf unsere Lupina zurück. Nun wollen wir heute Samstag definitiv weiter. Bevor es aber über den Atlantik geht, fahren wir noch nach Fogo, eine kleine Insel im Süden, die vor allem vulkanisch sehr spektakulär sein soll.

São Nicolau, die unscheinbare Insel – oder: Afrika mit einem Stiel dran

Nach einer reichhaltigen, warmen Mahlzeit heben wir den Anker am Freitag Abend um 18:00 Uhr vor Sonnenuntergang zur Weiterfahrt nach Sâo Nicolau. Wir möchten die Segel noch vor Dunkelheit setzen, um dann gemütlich die Nachtfahrt zu geniessen. Leider bringt uns der Wind für einmal nicht das, was angesagt war. So müssen wir die ersten vier Stunden unser eisernes Segel (= Motor) benutzen. Köbi gönnt sich während der ersten Nachtstunden seinen erholsamen Schlaf. Wie immer übernimmt er dann ab Mitternacht die Wache und Pia legt sich schlafen. Der Wind kommt auf und die Segel können endlich gesetzt werden. Obwohl geplant ist, dass wir jeweils nach sechs Stunden die Schicht wechseln, lässt Köbi Pia ein weiteres Mal bis acht Uhr schlafen. Sie ist dankbar und schätzt es, dass er ein ausgesprochener Nachtmensch ist 😊. Die Segel können wir bis zum Kurswechsel bei der Insel in gleicher Stellung belassen. Kurz nach Tagesanbruch erreichen wir das Südkap von São Nicolau und drehen von da nordwärts zu unserem Ziel Tarrafal.

Tarrafal, mit weit offener Ankerbucht

Das Ankermanöver in Tarrafal wird uns in Erinnerung bleiben. Als unser Anker auch beim zweiten Versuch nicht richtig halten will, nähert sich uns ein Französischer Segler mit seinem Dinghi; wir sollen weiter draussen in rund 10 Meter Tiefe ankern, weil der Grund dort besser sei. Auch warnt er uns vor heftigen Fallböen (bis 45 Knoten hat er gemessen). Dankbar für diesen Tipp machen wir uns daran, weiter raus zu fahren, als es uns plötzlich das Heck herum wirft und es zu quietschen beginnt. Ein Seil in der Schraube! Geistesgegenwärtig reisst Köbi den Ganghebel auf neutral, und verhindert so einen möglichen Schaden an der Welle. Anker runter, kurze Beratung, dann steht Köbi mit Schnorchel, Flossen und scharfem Messer bewaffnet am Heck und springt ins Wasser. 5 Minuten später ist er wieder an Bord. Eine Bojenleine, an der keine Boje mehr war, hatte sich um den Propeller gewickelt, konnte aber wieder abgedreht werden. Nun hängt eine leere Plastikflasche von uns dran und warnt so andere Schiffe vor der versteckten Gefahr. Kurz mit Frischwasser abgeduscht, dann wird weiter draussen zum dritten Mal Anker gesetzt. Diesmal hält er. Da in den nächsten Tagen der Wind zunimmt (und die Warnung des Französischen Seglers wegen den Fallböen im Hinterkopf) setzen wir einen 2. Anker und stecken jeweils 50 Meter Kette. Das hält 😊 und lässt uns gut schlafen.

Die Insel São Nicolau ist nicht sehr gross (346km2,, 13’000 Einwohner) und touristisch praktisch noch unbekannt. Hotels gibt es keine. Im Fischerhafen Tarrafal (3’700 Einwohner) und in der Hauptstadt Ribeira Brava (2’000 Einwohner) findet man in kleinen Pensionen einige wenige Gästezimmer. Dabei wäre São Nicolau mit seiner imposanten Bergwelt interessant für Wander- und Entdeckungsreisende und hat im Südwesten kilometerlange Strände. Diese Kombination gibt es auf keiner Insel. Im Süden dominiert trockenes, verbranntes Land das Bild. Die Wolken bleiben auf der Nordseite des Monte Gordo (mit 1’312m der höchste Berg) und an der umliegenden Bergkette hängen; deren nördliche Ausläufer sind grün und fruchtbar und hier gibt es auch reichlich Wasser. Auf São Nicolau findet noch Selbstversorgung und Tauschhandel statt. Am Strassenrand bieten die Bauern frisches Gemüse an. Alles ungekühlt und somit für uns länger haltbar auf dem Schiff. Für unseren Eindruck leben diese Bewohner noch bescheidener als auf den anderen Inseln, aber sie sind ebenso fröhlich und freundlich. Beim Vorbeigehen lächeln sie, man begrüsst sich mit einem «Bom diã» oder hebt den Daumen zum Gruss.

Jeden Morgen am Hafen in Tarrafal: die Leute strömen in Scharen zur Mole und holen sich zum Eigenverbrauch oder zum Weiterverkauf Fische direkt vom Fischerboot ab. Frischer geht nicht!
São Nicolau: die Insel sieht aus, wie Afrika (Kontur des linker Teils) mit einem Stiel dran. Es hat zwei grössere Ortschaften und ein gutes Dutzend kleine Dörfer und Weiler

Natürlich wollen wir auch hier etwas von dieser Insel sehen. Mit dem Dinghi fahren wir an Land. Es kommen sofort Jungs angerannt, wollen uns helfen, das Boot an Land zu ziehen und vor allem gibt es ein Gerangel, wer während unserer Abwesenheit auf das Boot aufpassen darf und somit auch einen Batzen verdienen kann. Köbi zeigt mit dem Finger auf den Hilfsbereitesten aus der Schar, und mit dem Daumen nach oben signalisieren beide, dass es gilt.

Es ist Sonntag, fast keine Leute im Dorf zu sehen, weder Läden noch Restaurants offen. Wo ist die Bushaltestelle, wo ist ein Tourist-Office? Die Alltagssprache hier ist Kreol, bestehend aus 10% afrikanischen -und 90% portugiesischen Wörtern. Die offizielle Sprache auf den Kapverden ist aber Portugiesisch. Zum Glück kann Köbi sich in dieser Sprache einigermassen verständigen und wir erfahren, dass wir morgen Montag wieder kommen sollen.

Bei unserem ersten Landgang angetroffen: glänzende Motorräder, etwas äusserst Seltenes hier. Dank ihnen haben wir die einzige offene Bar gefunden

Mehr oder weniger unverrichteter Dinge begeben wir uns wieder zum Dinghi, geben dem Junge eine Cap (Mütze) und 50 Escudos (0.5 Fr.), fahren zurück zur Lupina und gönnen uns einen entspannten Sonntag Nachmittag. Am Montag ist dann viel mehr Betrieb im Dorf. Kleinbusse oder Pick-ups mit Bänken auf der Ladefläche und der Aufschrift «Aluguer» hupen beim Vorbeifahren, halten an und wir steigen ein. Das ist hier der öffentliche Verkehr. Losgefahren wird erst, wenn der Bus genügend besetzt ist; das kann bis zu einer Stunde dauern. Diese «Aluguer» fahren dann quer durch die Insel. Zum Mitfahren stellt man sich an den Strassenrand und hebt die Hand. Zum Aussteigen wird gepfiffen, gerufen oder an die Scheibe geklopft. Der Fahrer hält dann sofort an. Bezahlt wird nach dem Aussteigen. Kurze Strecken ca, 50 Escudos, lange Strecken 100-200 (1-2 Fr.).

Ein teilbesetztes «Aluguer» (= typisches Sammetaxi auf den Kapverden). Oft werden noch mehr Leute oder Gepäck drauf gepackt

Wir möchten wie immer die Insel quer und längs, rauf und runter erkunden, aber mit dem ÖV hier wird das schwierig. Autovermietung gibt es keine. Doch wir werden trotzdem fündig, ein geschäftstüchtiger Einheimischer vermietet sein privates Auto an uns. Er hat sogar eine Visitenkarte mit der Aufschrift «Car-Rental». Köbi hätte für diese Insel auch gerne einen 4×4 Wagen gehabt, muss nun aber mit konventionellem Antrieb Vorlieb nehmen. Pia ist glücklich, endlich kein Offroad (= Gerumpel ☹) Fahren mehr. Aber sie hat die Rechnung ohne Köbi gemacht. Er hat eine Strasse gefunden, die knapp mit einem normalen Auto befahrbar ist, aber mit Kopfsteinpflaster besetzt (rumpelt ebenso stark wie Schotterpiste) und so steil ist, dass diese ohne Allradfahrzeug nur abwärts befahren werden kann. Zudem sind die Kurven so eng, dass wir fast in jeder Kurve zurücksetzen müssen. Köbi hat’s gefreut, Pia weniger; aber sie vertraut ja Köbi’s Fahrkunst 100% und übersteht dann solche Eskapaden (auch wenn mal der Kotflügel weit über den Abgrund ragt)!! Wie schon auf den anderen Inseln haben wir auch hier Autostöppler mitgenommen. Funktioniert gleich wie bei den «Aluguer»: am Strassenrand stehen, mit Handzeichen Auto anhalten, einsteigen und dort, wo man aussteigen will, sich bemerkbar machen.

Eine spektakuläre Strecke: Durchschnittsgefälle 20%, rund 500 Höhenmeter
Viel der rund 30 Haarnadelkurven erfordern ein Zurücksetzen. Nicht einfach bei diesem starken Gefälle. Auch der Fahrer kommt ins Schwitzen
Zentraler Platz (und gleichzeitig Start- und Zielort der «Aluguer) von Ribeira Brava, der Hauptstadt von São Nicolau (2’000 Ew)
Eine vermeintlich spärliche Auswahl in der lokalen Bäckerei. Die Backwaren wie frisches Brot und dergleichen kommen aber direkt vom Backofen

Die Kapverdier sind eher zurückhaltend, nicht aufdringlich und genügsam. Uns wurde erzählt, dass sie nicht so geschäftstüchtig sind, die Preise halten sie tief, oft werden dadurch nicht mal die eigenen Unkosten gedeckt. Da erstaunt es uns nicht, dass auch hier, wie auf den Kanaren, viele Kleingeschäfte von den Chinesen (ein ausgesprochen geschäftstüchtiges Volk) aufgekauft werden und diese hier die Wirtschaft immer mehr im Griff haben.

Oft haben wir in Langfahrten Blogs gelesen, es gäbe kein Gemüse in den Kapverden. Stimmt nur bedingt! Hier in São Nicolau hat es ein gutes und qualitativ hochstehendes Angebot. Meist direkt vom lokalen Bauern
Eine phantastische Strecke durch den östlichen Teil der Insel. Die Strasse windet sich vom flachen Uferbereich in engen Kurvenüber den Bergkamm auf die andere Küstenseite. Im flachen Bereich Naturstrasse, am Berg mit Pflastersteinen befestigt
Unvorstellbar, die Arbeitsleistung, die hier vollbracht wird: von Hand gehauene Steine werden kilometerweit über die ganze Insel verlegt. Warum nicht geteert wird? Die Antwort ist einfach: «Bitumen haben wir keinen, Steine haben wir genug – und erst noch kostenlos»
Imposante Landschaft. Hier werden die Terrassenfelder tatsächlich noch intensiv bewirtschaftet
Preguiça: wie in den meisten Orten sind auch hier die Fensteröffnungen offen (ohne Glasscheiben). Die Einwohner leben oft sehr spartanisch und sind genügsam
Ein oft gesehenes Bild (hier in Praia Carriçal): Fischer kommen von ihrem Fang retour
Kaum angelegt, wird der Fang direkt verkauft, oder an Land ausgenommen (Mann unten links)
Fische werden ausgenommen
Durchaus ein kapitaler Fang (der Fisch 😊)
Aber dieses Bild zeigt: der Zahn der Zeit nagt auch hier an der Idylle
Gesehen an einem Strand: angespülte Muscheln und Schneckenschalen
Carberinho (Küste im Nordwesten der Insel): bizarr ausgewaschene Gesteinsformationen bieten im Tosen der Brandung einen spektakulären Anblick
Carberinho: durch Wind und Wasser geschaffen – kein Künstler hätte es schöner machen können

Die Wellen in unserem Ankerplatz waren trotz der starken Winde sehr mild. Allerdings hatte der Franzose mit seiner Warnung «starke Fallwinde mit heftigen Böen!» recht. Ein Windstoss war sogar so stark, dass er unser mit einer Leine am Schiff festgemachtes Dinghi samt Motor wie ein Drachen aus dem Wasser in die Luft hob und auf den Kopf stellte. Das Resultat war ein Aussenbordmotor unter Wasser mit Salzwasser im Vergaser und im Öl. Nun, wir haben ja sonst nichts anderes zu tun 😉

Wir erinnern uns an einen Bericht vom Segelschiff Shiva (vielen Dank für den Tipp, Hanspeter) von einer wunderschönen Wanderung zum höchsten Berg der Insel und von da nordwärts über die Berge und dann durch eine tiefe Schlucht hinunter fast bis zum Meer. Sie wird als sehr spektakulär beschrieben. Am letzten Tag unseres Aufenthaltes wollen wir uns auf den selben Trail begeben. Und was wir vorfinden ist wirklich spektakulär!

Ein „Aluguer“ bringt uns zur Ausgangsstation der Wanderung. Von da geht’s zuerst mal über einen gepflästerten Pfad steil aufwärts. Auf dieser Seite der Insel (Nordostseite) hat es immer viel Nebel und Wolken, dafür wächst hier auch sehr viel
Voll beladener Esel kommt aus dem Nebel. Im steilen Gelände immer noch ein sehr geeignetes Transportmittel
Die Pflanzen fangen die Feuchtigkeit aus dem Nebel auf und es bilden sich Tropfen an den Blättern oder Nadeln. Unter den Bäumen und Sträuchern ist der Boden so dauernd feucht
Die Vegetation auf dieser Seite der Berge ist somit recht üppig und vielseitig
Je weiter wir uns dem höchsten Gipfel nähern, umso weniger Nebel hat es
Auf dem höchsten Berg angelangt: Monte Gordo, 1’312m hoch. Anstrengend aber schön!
Vom Monte Gordo geht’s zuerst mal wieder rund 500 Höhenmeter runter …
… bis zu diesem nur noch wenig bewohnten Weiler Ribeira de Calhaus (man beachte kürzlich installierte Wasserversorgung für die Felder)
Von da geht’s wieder kräftig aufwärts zur Wasserscheide …
… von wo sich der Blick in die Schlucht und zum Abstieg nach Fragata und Ribeira da Prata öffnet
Trittsicherheit ist gefragt und Schwindelfrei muss sein. Man beachte die Person, wie klein sie ist, in der gigantischen Natur
Weit unten im Tal das Örtchen Fragata. Nur zu Fuss oder mit dem Esel erreichbar. Fliessend Wasser und Strom gibt es in den Häusern keinen. Dafür soll hier der beste Zuckerrohr-Schnapps der Kapverden gebrannt werden
Wo geht’s hier wohl weiter? Spektakuläre Aussicht
Wohin das Auge auch schweift: wunderschöne Szenen
Nach rund 2 Stunden nahrhaftem Abstieg, mit zitternden Knien und brennenden Oberschenkeln, erreichen wir Ribeira da Plata am Ausgang das Canyons. Auch hier ist das Leben noch sehr einfach. Kein fliessendes Wasser in den Häusern. Gewaschen wird am öffentlichen Waschbecken mit Kernseife, Waschbrett und Zuber
Uns ist besonders auf dieser Insel aufgefallen, dass die Leute Plastiktaschen nicht wegwerfen. Sie bringen sie zum Einkaufen immer wieder mit. Wie wir hier schön sehen können, Plastiktaschen werden auch gereinigt und gepflegt wie die eigenen Kleider
Sonnenuntergang in Tarrafal vor Anker. Zufrieden aber sehr müde hauen wir uns nach diesem intensiven Wandertag in die Kojen

Heute Freitag geht’s weiter nach Mindelo (rund 45 Seemeilen). Dort wollen wir den Alternator unseres Generators reparieren lassen und uns so langsam auf die lange Reise über den Atlantik vorbereiten

Boavista – Leben in der Steinwüste

Am 24. Januar 2019 sind wir am frühen Nachmittag in der südlichen Bucht bei Sal Rei, der Hauptstadt von Boavista eingetroffen. Bevor wir auf Sal losfahren konnten, musste Köbi aber zuerst noch den Anker freitauchen. Dieser hatte sich im Lavagestein, das sich in den hellen Sandfeldern gut getarnt versteckte, festgeklemmt. Zum Glück war das Wasser hier nur etwa 4 Meter tief, und es gelang ihm, den Anker unter dem Felsen hervorzuziehen und loszumachen. Die 5 stündige Überfahrt war dann sehr schönes Segeln: fast keine Welle, 15 Knoten Wind von schräg hinten.

Wir liegen in der sehr flachen Bucht bei Sal Rei vor Anker. Je nach Wind und Wellen tummeln sich hier Kite-Surfer, Wind Surfer, Water -Boarder, Stand-Up Paddler, oder einfach nur Badende

Wir sehen die Insel erst auf den letzten Meilen. In der Luft ist eine Mischung aus Saharastaub und Wasserdunst. Die in Windrichtung gerichteten Flächen der Seile, Reeling, Fenster, Mast, etc. sind rot gefärbt. Zuerst meinen wir, es sei nun alles rostig, stellen aber erleichtert fest: nur Staub. Staub ist hier auf den Ostinseln der Kapverden Normalität. Boavista ist eine der ärmsten und unfruchtbarsten Inseln und besteht im Wesentlichen aus Steinwüsten, Geröll, Sand und Staub. Die bis 1461 unbewohnte Insel wurde zusammen mit dem ganzen Kapverden Archipelago von Seefahrern, die im Auftrage des Portugiesischen Königs unterwegs waren, entdeckt. Als Überseekolonie Portugals wurden die Kapverden schnell zum Dreh- und Angelpunkt des Sklavenhandels zwischen Afrika, Europa und Amerika. So trafen weisse Auswanderer aus Europa auf schwarze Sklaven aus Afrika. Die gemeinsamen Kinder waren die erste Generation eines neuen Volks: der Kreolen. Gene, Traditionen, Bräuche und Sitten zweier Kontinente brachten eine Bevölkerung hervor, die ebenso viele verschiedene Hauttöne aufweist wie Eigenarten in Kultur und Lebensart. Nach über 500 Jahren kolonialer Ausbeutung durch Portugal erlangte das Land erst 1975 seine politische Unabhängigkeit und gehörte bis vor wenigen Jahren zu den ärmsten Ländern. In den letzten 35 Jahren gelang eine politische und wirtschaftliche Wende, die es dem Land erlaubt, Hunger und Armut zu trotzen. Von grosser Bedeutung ist dabei der Tourismus, der vor allem in Sal und hier auf Boavista, dank den wunderbaren Sandstränden, am Wachsen ist.

Unser erster Landgang. Wir stossen auf eine farbenfrohe, fröhliche, …..
… aber auch sehr arme Umgebung. Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Monatslohn ab 200 Euro ist normal . Wem das zu wenig ist, der bekommt den Job nicht. Das erklärt, dass alles, was noch irgendwie brauchbar ist, wiederverwendet oder anderswie verwertet wird
Wir bemühen uns für eine ordnungsmässige Anmeldung. Fragen uns durch bei Polizei und Hafenbehörde. Nach einem halben Tag Suche finden wir das zuständige Büro (hier im blauen Gebäude). „Schiffspapiere und Pässe? Woher kommt ihr – wohin geht ihr?“ sind die kurzen Fragen des sehr freundlichen Beamten auf Portugiesisch. Nach 10 Minuten sind wir wieder draussen. Gebühren? Keine. Uns scheint, der Beamte war sehr erstaunt, dass wir uns angemeldet haben.

Boavista ist die drittgröste Insel der Kabverden und bietet ideale Bedingungen für Wassersport. Über 55km Strand nennt die 630km2 kleine Insel ihr Eigen. Weisse Dünen aus feinpudrigem Sand, steinige, rotbraune Mondlandschaften und versteckte Palmenoasen sind die Zugaben. Nur gerade 11’000 Einwohner leben hier, rund zwei Drittel davon in der Haupstadt Sal Rei

Am nächsten Tag mieten wir uns einen Geländewagen und erkundigen die Insel (da es hier in der Gegend um Sal Rei diverse Touristenhotels gibt, finden wir auch leicht diverse Auto-Vermietungsfirmen in der Stadt). Die Fahrt durch diese Steinwüste ist schon sehr eindrücklich, aber auch anstrengend: man muss immer auf grosse und spitze Steine im Weg achten, sonst bringt man die Reifen nicht heil über die ganze Strecke
Wir fahren der Küste entlang südwärts und umrunden die Insel im Gegenuhrzeigersinn. 90% der Strasse ist Schotterpiste. Hier befindet sich eine Strasse im Bau (links), die dann vielleicht in ein paar Jahren gepflästert oder geteert ist und die Strände im Süden erschliessen soll. Alle Berge hier haben vulkanischen Ursprung. Derjenige im Bild ist übrig geblieben von der harten Lavamasse im Steigkanal des Vulkanes, der Rest des Kegels ist weg erodiert
Am Ende der Strasse in den Süden. Wir stehen vor einem menschenleeren Sandstrand (Praja de Santa Monica). Man sieht, den Kleidern nach ist es kühl – stimmt! Es ist zwar 22 Grad warm, aber der Wind bläst zügig und den ganzen Tag über ist die Sonne durch Wolken verdeckt. Wir erleben sogar das seltene Schauspiel von Regentropfen, diese fallen aber nur sehr spärlich und vertrocknen sofort wieder
Schöner Weideplatz für Ziegen: es hat Pflanzen, Salz und eine wunderbare Aussicht auf das Meer
Nach etwa der Hälfte der Rundfahrt erlauben wir uns eine Erholungspause beim Ponta de Curralinho
Nach der Mittagspause geht’s dann weiter entlang der Südküste, und dann bei Ervatao nordwärts ins Landesinnere
Entlang der Küste bei Curral Velho, ganz alleine für sich in der Wildnis, treffen wir dieses Hotel an. Wir finden, es ist sehr schön der Natur angepasst im Baustil und in seiner Farbgebung. Unterwegs hatten wir vorher einige andere, sehr schlechte Beispiele gesehen. Da hier „all inclusive“ gebucht wird, verdient die arme Landbevölkerung nur sehr wenig an diesen Touristen
Nordwärts – einfach nur schön!
Rast in Cabeço dos Tarafes. Die Musiker spielen am Freitag Nachmittag melancholische, aber auch fröhliche Melodien. Es ist ein Kommen und Gehen, die Instrumente werden weiter gereicht und andere Spieler zupfen ihre Lieder
Am späten Nachmittag, früh genug vor dem Eindunkeln, kommen wir ganz im Norden noch an der Cabo de Santa Maria vorbei. Das, was im Bild aussieht wie ein Fels, ist ein gestrandetes Schiff – ein Spanischer Frachter, der seit über 50 Jahren hier vor sich her rostet. Die Fahrt zu diesem Punkt: Abenteuer pur!!
Am Abend auf dem zentralen Platz in Sal Rei (Praça Santa Isabel) diverse spontane Musikanten und diese Gruppe Kinder, welche unter kundiger Leitung eines Könners sich im Capoeira Tanz üben.

Heute Abend nehmen wir nun bereits Abschied von Boavista nordwestwärts in Richtung São Nicolau. Für die Distanz von rund 90 Seemeilen rechnen wir beim schwachen Wind, den es gerade hat, etwa mit 18 Stunden. Wenn wir heute Abend vor Einbruch der Dunkelheit lossegeln, sind wir morgen am frühen Nachmittag dort.

Sal – die karge Kleine auf den Kapverden

Am 18.1.2019, Freitag morgen früh, haben wir im Hafen- und Fischerort Palmeira auf Sal unseren Anker gelegt. Von anderen Seglern haben wir über viel Schwell gelesen, also sind wir durch alle Schiffe durch, so nah wie möglich ans Ufer. Der Ankerplatz war perfekt, der Anker hat gut gehalten im Sand und Schlick, und Schwell hatten wir gar keinen.

Etwas mutig und mit einem permanenten Blick auf den Tiefenmesser bei der Einfahrt haben wir inmitten von lokalen Booten geankert (Lupina gehört der 4. Mast von links gesehen)
Von der Invia Crew (andere Segler, die wir in La Palma getroffen haben) wussten wir, dass man sich hier von Einheimischen an Land fahren lassen kann. Auch wir verlassen uns auf das Wassertaxi von „DJ“, so der Name des Bootsführers,. Unser Dinghi bleibt auf dem sicheren Schiff. 4 Euro für eine Hin- und Rückfahrt, und 2 Euro fürs Aufpassen auf unser Schiff scheint uns zwar verhältnismässig hoch, aber wir willigen ein. Leider hinterliess sein Verhalten bei der Verabschiedung nach unserem Aufenthalt einen etwas schalen Geschmack bei uns: „DJ“ verlangte plötzlich fast das Doppelte vom vereinbarten Preis und war dann sichtlich genervt, dass wir nicht auf seine überrissene Forderung eingegangen sind
Als Erstes, wenn man in einem neuen Land ankommt, muss man „einklarieren“. Darüber hatten wir vorher die unterschiedlichsten Stories gelesen. Bei uns verläuft das Ganze sehr entspannt. Niemand will das Schiff sehen. „DJ“ führt uns zum Office. Der Beamte der Einwanderungsbehörde ist sehr freundlich. Schiffspapiere und Pässe will er sehen. Andere Dokumente, wie Ausreisepapiere von den Kanaren oder dergleichen braucht er nicht. Auch zoll-technische Fragen müssen wir keine beantworten. Nach der Einwanderungsbehörde geht’s ins Büro gleich nebenan zur Hafenbehörde. Auch hier sind die Beamten sehr freundlich und zuvorkommend. Nach 15 Minuten und um 5 Euro leichter verlassen wir das Büro bereits wieder. Als Pfand (wofür?) müssen wir den Schiffsausweis da lassen. Diesen erhalten wir dann bei der Abreise wieder zurück. Uns fällt auf: es stehen zwar auf jedem Bürotisch Computer mit Flachbildschirmen, benutzt werden sie aber nicht. Alles passiert handschriftlich
Danach geht’s zu Patricia, der Ladenführerin der lokalen Papeterie. Hier kriegen wir eine lokale SIM-Karte, die uns Zugang zum Internet gibt. Zuvorkommend wird sie gleich auf meinem Handy eingerichtet

Sal ist gerade mal 30 km von Nord nach Süd und 12 km von West nach Ost. Es die nordöstlichste Insel der Kapverden und die flachste von allen. Der höchste Berg, der Monte Grande, ist 406 Meter hoch. Es leben rund 26’000 Einwohner auf Sal, die sich auf 3 grössere Agglomerationen verteilen: auf die Hauptstadt Espargos (17’000 Ew.) im Landesinnern, auf Santa Maria (6’500 Ew.), das Touristenzentrum ganz im Süden, und auf Palmeira (1’400 Ew.), die Hafenstadt. Der Süden der Insel ist von einer flachen Dünenlandschaft mit kilometerlangen Sandstränden beherrscht, der Rest der Insel ist Geröllwüste (vulkanischen Ursprungs). Landwirtschaft gibt es praktisch keine.

Die lokale Versorgung mit Lebensmitteln ist spärlich, eine grosse Auswahl gibt es nicht. Hier ein Bild aus einem der vielen „Tante-Emma“ Läden. Was bei fast allen Läden immer dominiert: Süssigkeiten und Schleckzeug
Gemüse kommt nur sehr eingeschränkt vor auf der Insel. Auf dem Bild die geringe Auswahl, die lokal gepflanzt wird. Das wenig Vorhandene wird direkt auf der Strasse gehandelt
Wasser und Getränke bekommt man entweder im Laden, oder vom „Hauslieferdienst“
Zum Glück gibt es Fisch in Hülle und Fülle. Jeden Tag frisch am Pier ausgenommen und direkt verkauft
Jeden Morgen das gleiche Schauspiel: die Käufer warten auf die frischen Fische. Immer, wenn ein Fischerboot angelegt hat, beginnt ein hektisches Treiben
Versorgung der Schiffe mit Treibstoff und Wasser (hier im Bild) erfolgt ausschliesslich mittels Kanistern. Strom und Wasser an einem Pier gibt es nicht
Die Insel Sal mit ihrem offiziellen Strassennetz (rote und schwarz gepunktete Linien). Die 5 weissen Punkte sind die Ortschaften, die es gibt. Mit einem Mietauto machen wir uns auf den Weg. Erstmals erleben wir, dass der Vermieter uns das Reserverad und das nötige Werkzeug zeigt sowie das Vergehen, wie man das Rad wechselt, erklärt
Die Hauptachsen Nord-Süd und Ost-West sind gut ausgebaut und geteert …
… in den 3 grössten Orten, Espargos, Santa Maria und Palmeira sind die Strassen meist von handgehauenen Pflastersteinen bedeckt (im Bild die Hauptstrasse in Palmeira)
Alles Andere: Naturstrassen …
… auf denen das Fahren oftmals zu einer spannenden Orientierungsfahrt werden kann. Nicht überall ist der Weg beschildert. Dieses neue Strassenschild wird wohl nicht lange stehen, denn das Holz, aus dem es gefertigt ist, lässt sich für vieles Andere verwenden
Keine Ausserirdischen, kein James Bond Movie – einfache Touristen, die für über 100 Euro ein paar Stunden Staub und Dreck einatmen wollen
Der grösste Teil des Wegnetztes sind Stein- und Sandpisten. Köbi als Militärmotorfahrer a.D. hat an diesen abenteuerlichen Strassen besondere Freude
(erinnert sich aber an die Radwechsel-Instruktionen durch den Vermieter) . Pia übt sich derweil geduldig in der Navigation
Diese Pfade führen zu unterschiedlichen Sehenswürdigkeiten. Hier die Felsbucht (aus Lavagestein) von Buracona 6 Kilometer nördlich von Palmeira
Eine etwas spezielle Verbotstafel beim Eingang zur Felsbucht und zum „Olho Azul“, einem tiefen Loch im Vulkanfelsen: das „no topless“ verstehen wir noch, beim „no fish cleaning“ wird es schon etwas schwieriger, aber was die braune Klapperschlange mit den Fliegen (unten Mitte) bedeuten soll?? 🙂 🙂
Und auch hier wieder: Wunder der Natur in einer sonst kargen Einöde
Ein weiteres Ziel unserer Erkundungen: die Salineanlage beim Weiler Pedra de Lume. Die Salzgewinnung war einst der wirtschaftliche Motor für die ganze Insel („Sal“ heisst Salz auf Deutsch). Ein natürlicher Vulkankrater, dessen Boden unterhalb des Meeresspiegels liegt, bot dem Salzhandel vielversprechende Bedingungen. Das in den Krater sickernde Meerwasser verdunstet fortwährend und hinterlässt wertvolles Salz. Im 16. Jahrhundert entdeckt wurde sie mit der Entwicklung der Handelsroute nach Südamerika eine der wichtigsten Einnahmequellen für die Kapverden
Über einen Tunnel durch den Kraterrand gelangt man in das Innere des Kraters
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde eine Seilbahn gebaut, welche das Salz aus dem Krater ans Meer transportierte. Im Bild die alte, verfallende Beladungsstation
Auch heute wird Salz gewonnen, jedoch nur noch in bescheidenem Rahmen und zum Verkauf innerhalb der Kapverden selber
Heute ist das Salzfeld und der Krater geöffnet für Touristen
Natürlich steht auch der berühmte 9 km lange Sandstrand im Süden bei Santa Maria auf unserem Programm
Und im Osten von Sant Maria, wo Wind und Wellen auf die Küste branden, bewundern wir das Können der Kite-Surfer und bestaunen ihr emsiges Treiben
Aber auch das gibt es: im Norden der Hauptstadt Espargos stossen wir auf ein Elendsviertel, das einem beelendet. Häuser aus Papier, Karton und Blechtafeln. Unrat, so weit das Auge reicht. Nach was schmeckt wohl die Milch dieser Kuh, die ihre Weide im Abfallfeld hat?
Heute ist der Tourismus auf Sal der wichtigste Wirtschaftszweig. Mit allen seinen Vor- und Nachteilen. Noch ist nicht alles durchorganisiert und in den Händen einiger weniger Organisationen. Meistens sind mehrere einheimische Familien am „Geschäft“ beteiligt. So wie dieser Laden. Er profitiert davon, dass der Fahrer des Touristenjeeps ein Verwandter ist (Sohn?). Die Nachbarn und Freunde beliefern den Laden mit handgefertigten Souvenirs. Mit den erzielten Preisen für ihre Handarbeit können sie sich eine gute Lebensgrundlage schaffen
Kaum sind Touristen da schwärmen in bunten Tüchern gewickelte Verkäuferinnen durch die Strassen
Die Männer lassen sich bei ihrem Spiel nicht stören
Und sind die Touristen dann weg, kehrt wieder Ruhe ein im Ort
Unser Lieblingsrestaurant (mit Namen „Rotterdam“) direkt am Hafen. Serviert ausserordentlich guten Fisch. Man beachte die Konstruktion der Wand: als Baumaterial dienen Palmenblätter und ein altes Segel
Das Essen wird meist auf Holzkohle gegrillt und verströmt gewürzdurchtränkt einen Appetit anregenden Geruch. Pia hat eigentlich sowohl Kühlschrank wie Tiefkühler gefüllt mit allerlei feinen Speisen, aber das Essen hier in Palmeira ist so gut, wir haben immer auswärts gefuttert 🙂
Sonntag Abend ist Disco angesagt im „Capricornio“ direkt am Hafen. Kurzerhand wird um das Lokal ein Fischernetz gespannt. Wer rein will muss einen Eintritt bezahlen. Um 23 Uhr stellt die Musik aber unerwartet ab. Unsere verblüfften Gesichter werden von den Umstehenden verstanden. Kurze Erklärung an uns: über 40 Jährige bis 23 Uhr, danach gehört das Lokal der Jugend. Aha! Immer noch verblüfft ziehen wir von dannen 😉

Die Insel Sal ist klein und überschaubar. Wir haben in 5 Tagen viel gesehen und erlebt. Am meisten hat uns die Freundlichkeit und Fröhlichkeit der Leute beeindruckt. Reichtum ist definitiv kein Massstab für’s glücklich Sein – und das ist auch gut so!
Der Ausfall des Stromgenerators schmerzt im Moment nicht so sehr. Da wir dauernd guten Wind haben, vermag unser Windgenerator den Verbrauch fast zu kompensieren. So werden wir unseren Törn wie geplant fortsetzen. Wir haben heute Dienstag die Schiffspapiere bei der Hafenbehörde abgeholt und sind ein paar Meilen südwärts in einer Bucht am Anker zum Übernachten. Morgen Mittwoch segeln wir zur nächsten Insel, Boa Vista, weiter.

Bye bye Sal

Überfahrt auf die Kapverden – oder: schnell wie der Wind

Tag 1, Montag, 13.1.2018:
Frühe Tagwache war angesagt. Um 6 Uhr schellte der Wecker und wir schossen unternehmungslustig aus unserer Koje. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir zuerst uns selber see-tauglich, dann das Schiff: alle Luken dicht, alle Doradenlüfter (das sind die komischen Ohren, die auf dem Schiffsdeck stehen) nach hinten gedreht, damit kein Wasser rein kommt, alles im Schiff so verstaut, dass es nicht herumrutschen oder umfallen kann, Motor kontrolliert, alles was auf Deck nicht benötigt wird sicher verstaut und fest gezurrt. Dann wird der Motor gestartet und das Landstromkabel an Bord geholt. Alle Tanks sind voll, die Batterien auch. Dem Motor gönnen wir wie immer 10-15 Minuten Aufwärmung. In dieser Zeit wollen wir unsere Nachbarn wecken, die am Abend vorher noch mit uns Nachtessen waren und die versprochen hatten, uns am Morgen beim Ablegen zu helfen. Aber sowohl die Crew von „Karl“ als auch die von „Tiger Blue“ kamen auf dem Steg entgegen. Noch eine letzte innige Umarmungen und ein wehmütiges „adieu“ Winken – und los geht’s. Pia am Steuer, Köbi ist Deckmannschaft und versorgt Fender und Festmacherleinen. Nach ein paar Minuten sind wir im offenen Meer, setzen um 8:10 Uhr beide Segel auf Steuerbord, legen Kurs 204 Grad an – und los geht’s. Die Wellen sind gleich nach dem Hafen recht ruppig und unregelmässig. Ruppig aber mit gutem seitlichem Wind geht es rassig gegen Süden. Pia hat zwar etwas gegen Seekrankheit genommen, das Nachtessen kochen in der Pantry (Küche) geht gerade noch, aber war vielleicht doch zuviel: statt sich selber füttert sie zuerst einmal die Fische. Aber wieder zurück an Deck gewinnt der Hunger – und der Magen ist auch wieder zufrieden. Nach dem Nachtessen macht Köbi den Abwasch und den täglichen Rundgang auf dem Schiff, schaut ob alles in Ordnung ist, und übergibt dann das Steuer an Pia, welche die erste Schicht bis Mitternacht fährt. Übrigens: steuern tut bei uns ein Autopilot (unser „Kari“) die ganze Zeit, der macht einen besseren Job wie wir das könnten. Köbi übernimmt ab Mitternacht bis Morgengrauen. Schlafen bei der Überfahrt tun wir beide in einer speziell dafür vorgesehenen Koje, Leebett genannt, im Salon. So haben wir jederzeit gegenseitigen Sichtkontakt. Die erste Nacht verläuft relativ ereignislos, andere Schiffe sind keine unterwegs.
Nach den ersten 24 Stunden haben wir 170sm (Seemeilen) hinter uns – 540sm liegen noch vor uns

Leinen los in La Restinga, El Hierro …
… die Crews von „Tiger Blue“ und „Karl“ winken zum Abschied
So verabschiedet uns der Himmel von La Restinga (El Hierro)
Ein lieber Seglerfreund hatte gesagt, es gibt kein Wind. Ein Blick an den Himmel sagt aber: Passatwind par Excellence (Lehre daraus: die Natur sagt uns mehr als das Internet 🙂 )

Tag 2, Dienstag, 14.1.2018: Wetter nach wie vor schön und tagsüber angenehm warm. Wind ist genau nach Wetterprognose, frischt gegen Abend etwas auf, kommt nun mehr von hinten. Dadurch wird auch die Welle (ca. 1-2 Meter hoch) angenehmer. Wir sichern beide Segel gegen ungewolltes Flattern oder Umschlagen. Das Grosssegel mit dem Bullenstander, das Genua mit dem Spi-Baum. Wir sind nun beide mit dem Schiff vereint, auch Pia hat keine Probleme mehr. Wir geniessen die Fahrt, sitzen die meiste Zeit im Cockpit und schauen Meer, Wind und Wellen zu. Wir nehmen unsere von Angi geschenkte GoPro Kamera erstmals in Betrieb und machen die ersten Filme damit. Mal schauen, ob das etwas wird.
341 sm hinter uns (ETMAL 171sm) / 389 sm vor uns

Jeder Abend wieder ein spezieller Moment: der Sonnenuntergang auf offenem Meer

Tag 3, Mittwoch, 15.1.2018: Wind und Wetter bleiben wie gehabt. Die vergangene Nacht war für Köbi nicht so erholsam. Neben anderen lauten Geräuschen liess ihn ein lautes, wiederkehrendes Knarren nur oberflächlich schlafen. Er sorgte sich um eine Umlenkrolle für das Genua-Schot. In Gedanken sah er schon, wie sie versagt und das Genuasegel wild in den Wind flattert. Es zeigte sich aber dann, dass es die Bananenschale im Früchtenetz war.
Der Tag verlief dann segel-technisch perfekt, energie-technisch haben wir aber ein grosses Problem eingefangen: unser Stromgenerator hat sich automatisch abgestellt, und zeigt eine Fehlermeldung «Failure AC1 Voltage» an. Das hat dann Köbi den ganzen Nachmittag Betriebsanleitungen, Installationspläne und Stromschemas studieren lassen. Er konnte aber die Ursache des Defektes nicht herausfinden. Hätte er doch nur besser aufgepasst in den Elektrotechnik Vorlesungen in der Schule. Kurzfristig machen wir nun mit der Hauptmaschine Strom (Windgenerator und Solarpanelen können auf der langen Überfahrt nicht allen Verbrauch abdecken) und werden versuchen, in den Kapverden Hilfe zu bekommen. Auf die Nacht ist etwas mehr Wind angesagt, etwas weiter achterlich. Wir reffen das Genua, damit es weniger flattert in der Windabdeckung des Grosssegels. Die Wellen schieben uns kräftig voran, lassen uns aber auch intensiv rollen, was sehr unangenehm ist. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, fliegt herum.
Spannung für die Nachtschicht bringt ein anderes Segelschiff auf, das von Osten kam und in unsere Richtung abbog, kurz bevor es in unser Kielwasser gelangte. Mit 53 Fuss ist die «Valentina», wie wir im AIS sehen können, 10 Fuss länger als unser Schiff. Grosse Schiffe sind in der Regel schneller als kleinere. Unser Wettkampffieber ist angestachelt. Pia schaffte es in ihrer 1. Schicht, das Schiff fast auf Distanz zu halten. Im Morgengrauen hat Köbi dann die Distanz sogar wieder etwas vergrössern können. Wir wissen nicht warum, aber kurz vor Tagesanbruch macht die «Valentina» eine Kursänderung, die ihr viel Zeit und Distanz kostet. Dann versucht sie noch einmal, das Rennen aufzunehmen, schwenkt aber nach 3 Stunden endgültig ab. Spannend war’s 😊
526 sm hinter uns (ETMAL 184sm) / 184 sm vor uns

Tag 4, Donnerstag, 16.1.2018: Uns geht es prima, und wir sind «gefrässig». Wie jeden anderen Tag auch gönnen wir uns ein ausgedehntes Frühstück. Danach tätigt Köbi den Check am Schiff, um zu sehen, ob sich in der Nacht irgendwelcher Verschleiss angebahnt, oder ob etwas sich gelöst hat. Danach legt er sich schlafen, und Pia beginnt die Tagesschicht. Heute ist der Wind deutlich stärker (20-25 Knoten von schräg hinten) und die Wellen werden laufend grösser. Viel höher jedenfalls, als in der Vorhersage angekündigt. Gegen Abend haben sie gut 3-4 Meter. Aber Lupina prescht durch die aufgewühlte See und läuft wie auf Schienen, der Autopilot macht nur ganz kleine Korrekturbewegungen. Selten schafft es eine Welle, uns kurz aus dem Kurs zu werfen. Dann knickt Lupina tief auf eine Seite, das Wasser schiesst über die Bordkante und klatscht gegen die Fenster. Aber wie ein Stehaufmännchen richtet sie sich immer wieder auf in den Wind, um aus diesem die Kraft für den Vorschub zu ziehen. Wir surfen die Wellen mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 13 Knoten ab. Nach Erreichen des Wellenscheitels stehen wir aber auf der anderen Seite „am Berg“, da werden wir wieder stark abgebremst. Wir bleiben konstant auf unserem 204 Grad Kurs. Die Segel brauchen keine Korrektur. Wir haben viel Zeit zum Lesen, Nichtstun, Meer und Wellen beobachten. Das Wetter ist nun schon der 4. Tag schön und sonnig, was sich auch positiv auf unsere Gemüter niederschlägt. In der Nacht zum Freitag werden die Wellen noch höher und wilder. Es ist wie ein Rodeo-Reiten, was das Meer mit uns macht. Das Bewegen an Bord wird zum Kampf. Die sicherste Position ist das Sitzen oder Liegen. Jede andere Tätigkeit verlangt eine genaue Planung des nächsten Schrittes, sonst fliegt man gnadenlos durch das Innenschiff.

Pia bei einer wichtige Beschäftigung: sich genügend erholen und entspannen
Köbi’s Lieblingsplätzchen ist der Hecksitz

Ah, noch 2 Ereignisse:
A.) Hätten wir am Donnerstag nicht einem Frachtschiff ausweichen müssen, hätten wir die ganze Überfahrt wohl in 4 Tagen geschafft😊Wir hatten nicht den Mut, das Schiff in nur 0.2 Seemeilen Distanz zu passieren. B.) Wir haben die erste «Leiche» an Bord: ein kleiner Pulpo (Tintenfischart) ist wohl mit einer Welle an Bord gespült worden und hat dann den Abfluss nicht gefunden – schade um das Tier!
739 sm hinter uns (ETMAL 184sm) / 1 sm vor uns

Das Frachtschiff hatte seinen Weg haarscharf an uns vorbei programmiert. Für uns zu riskant – wir weichen aus
Pulpo, durch eine Welle an Deck geschwemmt, erst zu spät von uns gesehen 🙁

5. Tag, Freitag, 17.1.2018: Wir haben unsere Fahrt in der Nacht zum Freitag durch Reffen des Grossegels etwas eingebremst, damit wir nicht in der Nacht in den Hafen einlaufen mussten. Die sehr ungemütliche Fahrt (sehr hohe Wellen mit immer wieder querlaufenden Wellen dazwischen) raubt uns beiden den Schlaf. Alles was nicht fest eingeklemmt oder sonst sicher verstaut ist, macht sich durch Lärm oder durch Herumfliegen bemerkbar. Aber die Aussicht auf das nahe Ziel lässt uns dies geduldig hinnehmen. In der Morgendämmerung erreichen wir unser Ziel und wir ziehen die Segel ein. Dabei entdecken wir Leichen Nummer 2 und 3: 2 tote fliegende Fische, die offenbar in der Nacht unser Boot als Landebahn verwechselt haben.

Kleiner fliegender Fisch auf dem Heck, …
… und ein stattliches Model neben den Wanten. Schade, der hätte frisch gut in die Pfanne gepasst

Bei Sonnenaufgang setzen wir den Anker in Palmeira auf der Insel Sal. Wir geniessen unseren Erfolg mit einer erfrischenden Dusche und einem nahrhaften Frühstück (was denn sonst 😉) bevor wir uns an Land machen, um uns offiziell bei den Behörden anzumelden (= einklarieren). Die Lupina steht derweil mit der gelben Quarantäne-Flagge (= Q Fahne) im Hafen und wartet darauf, dass sie diese wieder los wird.

Pia setzt wie üblich bei der Landesgrenze die Gastlandflagge, Kapverden, und die gelbe Q-Flagge. „Q“ steht für Quarantäne. Das Schiff und dessen Crew muss zuerst von den Behörden inspiziert werden. Je nach Land wird das ganz unterschiedlich gelebt. Hier ist es einfach und vernünftig.Es gibt Länder, da darf man keinen Fuss an Land setzen, bevor das Schiff nicht mit Insektenspray behandelt worden ist
Und so wurden wir heute Morgen von Palmeira, Insel Sal (Kapverden), Willkommen geheissen
Pia bereitet den Anker vor, nach genau 96 Stunden (4 Tage) seit dem Ablegen in El Hierro
Palmeira (Insel Sal): Wir sind angekommen in einem neuen Kontinent: Afrika. Wir freuen uns darauf

Ihr staunt wohl, dass wir den Bericht schon haben. Wir auch! Aber wir haben es doch tatsächlich trotz des wilden Schaukelns geschafft, laufend unterwegs das Erlebte auf dem PC festzuhalten 😊

El Hierro – am südlichsten Punkt Europas angelangt

Am 5. Januar 2019 sind wir im Süden von El Hierro eingetroffen. Im südlichsten Punkt von Europa, dem kleinen Fischerdorf «La Restinga», machen wir die Lupina an einem Fingerponton fest. Hier liegen wir ruhig, auch bei starken Winden. Wir sind noch nicht mal ganz fertig mit dem Festmachen, steht schon der Hafenpolizist vor unserem Boot und will die Papiere sehen. Ganz modern zückt er sein Mobiltelefon, fotografiert alles, und das war’s dann auch schon mit den Formalitäten. Ganz anders die Marina. Das Büro ist wegen Ferienabwesenheit des Chefs geschlossen. Den Schlüssel sollen wir von einem Darío besorgen. Damit wir aber raus können, um den Mann zu suchen, brauchen wir einen Schlüssel – den wir aber noch nicht haben. Da gibt’s 2 Möglichkeiten: warten, bis ein anderer Bootsanlieger rein oder raus will, oder um das Tor klettern. Kurzer prüfender Blick, wir klettern. Geht gut. Wir machen uns auf die Suche des Schlüsselmannes. Alle kennen ihn, haben ihn irgendwo gesehen, aber es dauert dann 2 Tage, bis wir unseren Schlüssel endlich haben. Unsere Frage nach den Büro-Öffnungszeiten quittiert er mit einer kurzen Antwort: „Chef – Ferien!“. Wie lange? So genau weiss er es nicht. Vielleicht ist er nächste Woche da. Ja, und wo zahlen wir denn, wenn wir früher gehen wollen? Die knappe Antwort ist ein Achselzucken und eine klare Handbewegung, die bedeutet: dann geht ihr halt einfach.

El Hierro ist die kleinste der 7 Kanareninseln. Auf den 269 Quadratkilometern leben nur 11’000 Einwohner. Die Hauptstadt, Valverde (das grüne Tal), zählt gerade mal 2’000 Einwohner. Zum Glück ist hier der Tourismus noch nicht gross vorgedrungen. Hotelkomplexe und künstliche Badestrände – Fehlanzeige. Dafür umso mehr unberührte Natur, Wildheit und Abgeschiedenheit. Genau das mögen wir und wir machen uns auf, mit Mietauto (das wir per Bus am kleinen Inselflughafen mieten können) und zu Fuss Insel und Leute kennen zu lernen.

Der Hafen von La Restinga mit 2 Schwimmstegen. Gut geschützt bei allen Wetterlagen durch
ein vorgelagertes Riff und eine grosse Hafenmauer, von wo aus das Bild geschossen wurde. Die Küste in dieser Gegend steht unter Naturschutz. Deshalb kommen hier Fischarten vor, die an anderen Orten ausgerottet sind. Der felsige Meeresboden sorgt für glasklares Wasser. La Restinga gilt als das Tauchparadies der Kanaren. 2011 wurde es international berühmt, als vor der Küste ein Unterwasservulkan aktiv wurde.
Lupina ist das weisse Schiff vorne links
Der südlichste Punkt von Europa – wer von euch war schon hier?
Direkt neben dem Hafen peitscht die Brandung gegen die Felsen. Heute ist schönes Wetter, kein starker Wind. Wie sieht das wohl bei Sturm aus?
Auch auf El Hierro gibt es viele Wanderwege, einige davon sehr spektakulär entlang von sehr steilen Abhängen. Informationstafeln geben gute Auskünfte
Alles mit schönen Holzschildern markiert. Die so beschilderte Disco haben wir übrigens aber vergeblich gesucht 😊
Tipp für jemanden, der die Ruhe und Abgeschiedenheit sucht. Das Kleinstdörfchen «Pozo de las Calcosas» im Norden der Insel. Warnung: es ist wirklich seeehr einsam!
«Pozo de las Calcosas»: ein Lavaausfluss hat eine Plattform geschaffen, auf dem kleine Häuschen gebaut wurden. Mit Naturpool vor der Haustüre
Einsamkeit kann inspirierend sein. Hier hat ein Künstler gewirkt
Deutsche Sprach – swierige Sprach 😊 Immer wieder trifft man auf herrliche Übersetzungen (korrekt wäre: Zutritt verboten)
Auch auf El Hierro hat der berühmte Architekt von Lanzarote, César Manrique, ein spektakuläres Panoramarestaurant gebaut. Der «Mirador de la Peña» im Nordwesten der Insel zählt zu den absoluten landschaftlichen und architektonischen Highlights der Insel. Nach Westen fällt hier das Land abrupt über 600 Meter steil zum Meer in die weit geschwungene Bucht El Golfo ab. Das Gebäude ist fast gänzlich aus Naturmaterialen wie Holz und Vulkangestein gebaut und gliedert sich einzigartig in die Natur ein. Schon aus kleiner Distanz kann man das Gebäude an der Felsklippe nicht mehr ausmachen
Im Inneren des Panoramarestaurants bietet sich ein spektakulärer Rundblick über die Bucht El Golfo
Über 600 Meter tiefer die Bucht El Golfo. Entstanden ist diese ca. 15 km lange Bucht durch eine Serie von massiven Erdbeben vor mehreren 10’000 Jahren, wo ein grosser Teil des riesigen Kraters ins Meer weggebrochen ist
In diesem unwirtlichen Gelände aus Lavastein und Sand gibt es auch immer wieder die kleinen Wunder der Natur. Hier eine Pflanze, die sich teppichartig ausbreitet, den Boden beschattet und so die Wurzeln vor der sengenden Hitze schützt. Im Winter blüht sie herrlich gelb
Im Zentrum der Insel, westlich von El Pinar, gibt es ausgedehnte Kieferwälder. An diesem Stamm gut ersichtlich die extrem dicke und robuste Rinde
Es gibt viele Kiefern, die unten am Stamm ausgebrannt sind. Vermutlich durch einen oder gar mehrere Waldbrände, oder dann durch von Menschenhand im Windschatten des Baumes entfachtes Feuer. Diese Kieferart ist robust genug, um das verkraften zu können
Mit ihrem starken Wurzelwerk, das tief in die Steine vordringt, und dem weichen Nadelteppich schützen die Kiefern die Hänge vor einer schnellen Erosion. Schön zu sehen die «sauberen» Waldböden: die Kiefernadeln geben ein Gift ab, das keine anderen Pflanzen aufkommen lässt
Auf einem der vielen Berggipfel mit 360° Rundumpanorama – einfach zum Geniessen
Während der Süden von El Hierro sehr karg ist, strotzen im Norden allerlei grüne Pflanzen
Die Mandelbäume beginnen gerade zu blühen, dieses Jahr etwas früher wie sonst. Das Summen der Bienen ist von Weitem zu hören
Im Norden gibt es viel Landwirtschaft – Kleinbauernbetriebe, die nebst Selbstversorgung auch ein Teil ihrer Produkte auf dem lokalen Markt verkaufen können
Und sogar fruchtbare Erde für Ackerbau
Im Süden der Insel. Zur Zeit auch grün, aber meist Kakteen und andere Sträucher, die Trockenheit und extreme Hitze ertragen können
Das Wahrzeichen der Insel El Hierro: «El Sabinal». Dieser Wacholder Baum, der den permanent starken Nordwinden ausgesetzt ist, hat sich über die Jahrhunderte in seine heutige Form gebeugt. Seine Wurzeln haben sich fest und tief in Gestein und Erdreich festgekrallt
Auch dieses Exemplar hat wahrscheinlich schon viele Stürme erlebt. Zum Grössenvergleich steht Pia hinter einer der mächtigen Wurzeln. Diese Bäume waren früher wegen ihres sehr wertvollen Holzes sehr gefährdet. Wegen seiner Zähigkeit und der besonderen Eigenschaft, dass das natürliche Gift im Holz Holzwürmer und andere Insekten auf natürliche Weise abblockt, war es sehr beliebt für die Herstellung von Werkzeugen und im Bau
Aussichtspunkt «Mirador de Bascos»: prächtige Aussicht in nordöstliche Richtung über El Golfo
Küste westlich von La Restinga
In der Nähe des Leuchtturmes «Faro de Orchilla» auf einem Lavafeld. Deutlich ist der Lavakanal mit seinen versteinerten Wänden sichtbar
In diesem Lavafeld gab es auch mehrere Einbrüche in tiefere Lavakanäle. Köbi klettert durch eine dieser Öffnungen etwa 10 Meter hinunter in eine Höhle, welche durch einen Lavafluss erzeugt worden war. Mit dem Licht seines Handy’s wagt er sich in den unterirdischen Kanal hinein. Nach rund 200 Metern führt ihn dann dieser Ausstieg aus der Tiefe wieder ans Tageslicht. Pia fällt ein Stein vom Herzen
Leuchtturm «Faro de Orchilla»
Punta Grande, einst das kleinste Hotel der Welt (nun gibt es ein noch Kleineres)
Auf dem höchsten Berg der Insel: Pico de Malposo ,1’501 Meter hoch
Auch hier ist ein 360 Grad Rundblick garantiert. Und ja, keine Fotomontage, wir sind tatsächlich mit dem Auto direkt bis ganz oben gefahren 😉
Valverde – die einzige Inselhauptstadt der Kanaren, die nicht am Meer, sondern im Hochland auf 500-700 Metern liegt
Am 10. Januar noch stehen geblieben: das Weihnachts-Festzelt über dem Stadtplatz von Valverde
Valverde: jedes Haus hat Meerblick, sogar die angebaute Toilette
Und dann packt uns doch noch einmal die Wanderlust, bevor wir dann für mehrere Tage mit unserem Schiff auf dem Meer sitzen. Unser Weg führt uns durch eine einmalige Landschaft
Zuerst geht’s stramm bergauf …
… aber Silke vom Nachbarschiff Karl spornt uns dabei an. Ihr Mann Hans brachte uns mit dem Auto an den Startpunkt, und holt uns dann wieder ab
Und hier der Beweis: wir haben es auch zu Fuss auf den höchsten Berg von El Hierro geschafft
Gipfel erklommen, frisch verpflegt – nun freut sich das Wanderteam (Pia, Köbi und Silke) auf den Abstieg entlang des Kraterrandes
Die Gratwanderung entlang der Krete ist phantastisch
Und die sich immer wieder bietende Aussicht ist einfach Erholung pur

Unser Resumé: wir haben viel mehr Zeit in den Kanaren verbracht, als ursprünglich geplant war. Aber es hat sich absolut gelohnt. Wir haben viel mehr Interessantes und Schönes von den Inseln gesehen, als wir erwartet haben. Und wir haben auch viele interessante Menschen kennen gelernt, nicht nur, aber vor allem, in Seglerkreisen.

Etwas haben wir in dieser Zeit auch gelernt: Geduld zu haben und zu warten. So wie wir auf die Ersatzteile in Las Palmas oder das Segel in Teneriffa gewartet haben, so warten wir jetzt geduldig auf konstanten Wind, so dass wir ohne Flaute (wir wollen ja möglichst wenig den Motor brauchen zum vorwärts Kommen!) bis ans nächste Ziel gelangen. Wenn der Wind passt sind wir in 5-7 Tagen in den Kapverden. Morgen Montag früh ist es soweit. Gemäss Windvorhersagen baut sich ein konstanter Nordostwind auf und es heisst endlich wieder: Leinen los in den Süden!

Wir winken noch ein letztes Mal aus den Kanaren
Am Montag, 14.1.2019 verlassen wir nun Europa endgültig für längere Zeit und freuen uns auf neue, spannende Abenteuer!!

Warten auf das Segel und Silvester in Teneriffa

Im letzten Bericht haben wir geschrieben, dass wir in der Marina von San Miguel, Teneriffa, auf unser Segel warten. Es wurde am 29. November an TNT (international bekannte Transportfirma) übergeben für den Transport von China nach Teneriffa. Gleich zu Beginn lag es dann 8 Tage in Hong Kong, keiner weiss warum. Dann gelangte es über Frankreich nach Madrid, wo TNT auch wieder 12 Tage brauchte. Schlussendlich wurde es auf ein Schiff geladen, welches das Paket am 21. Dezember nach Teneriffa brachte. Von da an war es in der Zollabfertigung blockiert, weil TNT es nicht schaffte, die verlangten Dokumente über die Festtage bereit zu stellen 🙁
Als wir am Freitag, dem 28. Dezember, das Segel immer noch nicht hatten, entschieden wir uns, in San Miguel zu bleiben und Silvester hier zu feiern.

Lupina wartet geduldig im Hafen von San Miguel (Teneriffa) auf ihr neues Genua-Segel. Hinten weht die Schweizer Fahne, vorne die frisch gewaschene Wäsche
Immer wieder treffen wir in Häfen „Langlieger“ an. Dies sind Schiffe, die nur noch als Wohnung dienen, aber kaum mehr gefahren werden. Je günstiger die Liegegebühren, umso mehr hat es von dieser Sorte Schiffe. Oftmals gehören sie Leuten, die einmal einen Traum hatten, aber dann irgendwie aus dem Tritt gekommen sind. Dieses Schiff lag direkt neben uns. Der Besitzer offensichtlich ein Sammler, bewegt es seit Monaten nicht mehr
Über die Festtage hatten wir durchwegs schönes Wetter. In der Nacht für unseren Geschmack mit 15-17°C schon etwas kühl, tagsüber an der Sonne aber angenehm warm. Ideal für ausgedehnte Spaziergänge in die Berge oder, wie hier, der Küste entlang (im Hintergrund unsere Marina San Miguel)
Öfters ein Ziel unserer Spaziergänge: Hafen von Los Abrigos mit sehr feinen Restaurants und idyllischem Hafenbild

Als es klar wurde, dass das Segel nicht mehr im alten Jahr ausgeliefert wird, informierten wir sofort die Crews von „Karl“ und „Tiger Blue“, die immer noch in Las Palmas auf Gran Canaria lagen. Nicht unglücklich über diese News entschieden beide, auch nach Teneriffa zu kommen und den Jahreswechsel gemeinsam mit uns zu feiern. Die Marina San Miguel ist gross, da lässt sich gut eine kleine Neujahrsparty veranstalten! Dachten wir!
Schon ab Donnerstag Abend, 28. Dezember, begannen sich die leeren Plätze zu füllen. Am Tag danach war die Marina voll. Kein Problem – wir waren ja vor Ort. Fast heldenhaft (zwinker) konnten wir für beide Schiffe Liegeplätze fast direkt neben uns freihalten. Dies brachte Köbi den Ehrentitel „Hafenmeister“ ein.

Silke und Hans haben von ihrem Berufsleben 1 Jahr Auszeit genommen und sind mit Karl, einer Moody 33.6, unterwegs. Sie hatten wir erstmals in La Coruna, Spanien, getroffen
Martina und Christian haben ebenfalls ein 1-jähriges Sabbatikal genommen und sind mit Tiger Blue, einer gut ausgestatteten 10.7 Meter langen Nauticat, von Hamburg aus gestartet. Sogar ein Kompressor zum Tauchflaschen füllen ist vorhanden (beide sind begeisterte Taucher)
Wir haben ein Genaker an Bord, das wir bisher noch nie benutzt haben. Ein Genaker ist ein Segel, das man bei leichtem achterlichem (= von hinten) Wind vor das Schiff spannen kann. Wenn man weiss, wie das genau geht, ist es relativ einfach. Christian und Hans (beides Segler mit langjähriger Erfahrung) agieren hier als Segelinstruktoren, und Köbi als Lehrling
Nach 2-3 mal Probieren im Hafen steht das Segel recht gut. Nun freuen wir uns auf die nächste Gelegenheit, wo wir dieses Segel auf dem Wasser verwenden können
Nach der „strengen“ Arbeit wird der Erfolg in der Hafenkneipe begossen

Für Silvester hatten wir abgesprochen, unsere 3 Schiffe als Partymeile zu nutzen. Jede Crew bekam den Auftrag, für 2 Gänge des Silvesteressens zu sorgen. Getränke wurden vom jeweiligen Schiff genommen. So hatten wir einen sehr kurzweiligen uns spannenden Silvesterabend. Den Jahreswechsel haben wir ob dem fröhlichen Treiben fast verpasst – aber nur fast 🙂

Die erste Station unserer Silvesterparty war „Karl“, wo Gastgeberin Silke und Küchenchef Hans uns mit Apéro und dem 1. Hauptgang verwöhnten. Martina und Christian freuen sich hier auf die Gemüsequiche und den feinen Fisch …
… 2 Doraden, von Hans sehr fein zubereitet, schmeckten sehr lecker
Die 2. Station der Silvesterparty war Tiger Blue, wo Martina unter Beobachtung von Christian einen aromatischen Salat und als 2. Hauptgang Gulasch mit Nudeln auf den Tisch zauberte
Die 3 Skipper (vl): Christian, Köbi und Hans
Silvesterparty Gag: jeder Person wurde ein Tatoo zugelost und die Stelle, wo es hin musste 😉
Die beiden Frauen Silke und Pia agieren mit viel Spass, Hans trägt’s mit Fassung
Dritte und letzte Station: die Lupina. Pia verwöhnte unsere Gäste mit einer feinen Schokoladen-Mousse als Dessert. Und die würzige Zwiebelsuppe zum Neujahr gab uns allen den nötigen frischen Wind für’s 2019 🙂
Christian, Martina und Silke freuen sich über die Silvester-Scherzartikel
Glücklich ins 2019 gestartet! Allen Lesern wünschen wir ein erfolgreiches und schönes Jahr.
Am 1. Januar klopft es am Schiff. Blick nach hinten zum Steg – niemand da. Es klopft nochmals. Blick nach vorne zum Bug, vielleicht ist ja jemand mit dem Gummiboot da. Auch niemand. Es klopft wieder, diesmal etwas lauter. Woher kommt das?? Blick nach unten – ein Taucher! Christian, ein angefressener Taucher, wünscht uns guten Morgen
Am nächsten Tag lädt mich Christian spontan zu einem Tauchgang in der Hafennähe ein. Noch so gerne! Mit ihm als ehemaligem Tauchlehrer kann ich mein noch dürftiges Können vertiefen. Vielen Dank, Christian!
Hier mache ich gerade den Druckausgleich und halte mir dazu die Nase zu
Nach dem Tauchgang wird Köbi einfach zum Trocknen aufgehängt 🙂
Endlich ist es da, das neue Genua-Segel! Der Segelmacher Thomas (gelernter Bootsbauer in der Schweiz, hat sein Segelmacher-Wissen bei einem namhaften Französischen Segel-hersteller erworben, lebt schon seit Jahren auf den Kanaren) prüft nochmals das Rigg…
… und dann wird das neue Segel hochgezogen. Passt perfekt!
Natürlich wollte Köbi auch in den Mast (20 Meter hoch) – mit Kamera bewaffnet. So sieht unsere Lupina von ganz oben aus

Hans Böller fragt in seinem Kommentar: Ja Hallo! Wie kommt man 20m hoch…. wie geht dies …..ich staune einfach….mir ist ja schwindlig wenn ich dieses einmalige Foto anschaue… Und noch etwas: Runter muss man ja auch noch….hat hier der TV Wölflinswil eine gewisse Vorreiterrolle gespielt.
Lieber Gruss, Hans

Hier die Antwort auf die Frage von Hans: ganz einfach, man setzt sich in eine eigens dafür bestimmtes Gurtensystem, den sogenannten Bootsmann-Stuhl (fast ähnlich wie ein Kletter-Harness, einfach bequemer und zum Sitzen, 3 Bilder weiter oben ist er abgebildet) bindet diesen an eine der ganz nach oben gehenden Seile (zum Beispiel Spi-Fall, oder Dirk) und lässt sich von der unten bleibenden Person hochkurbeln. Normalerweise kurbelt die starke Person die leichte Person hoch, also ich Pia. Da wir eine elektrische Winsch haben, braucht Pia nur den Knopf zu drücken, und ab geht’s mit mir wie in einem Lift.

Abschied nehmen von unseren neuen Freunden. Von links: Martina, Pia, Köbi Christian, Hans

Nachdem nun endlich das Segel gekommen ist, sind alle offenen Punkte erledigt und wir bereit für die Weiterreise. Nachdem wir uns am Vorabend von unseren neuen Freunden Silke/Hans und Martina/Christian verabschiedet haben (sie bleiben auf den Kanaren und gehen dann von hier wieder zurück Richtung Europa), segeln wir am 4. Januar 2019 mit vollen Tanks und vollen Batterien los Richtung El Hierro, der südwestlichsten Insel der Kanaren. Nach einem Zwischenstopp im Süden von La Gomera (wegen dem Schwell eine sehr schauklige Nacht!) sind wir nun gestern in El Hierro angekommen. Hier werden wir rund eine Woche bleiben, Insel besuchen, Proviant auffüllen, und Strandleben geniessen.
Und dann geht es endlich ab in die Wärme der Kapverden!

Immer noch in den Kanaren, aber auf dem Weg nach Süden

Die Ersatzteile für unseren Wassermacher sind endlich in Las Palmas angekommen. Nachdem die lokale Firma, ROLNAUTIC, 2 Wochen lang wenig unternommen hatte, um an die Teile zu kommen, ist der Einbau dann aber sehr fix und schnell ausgeführt worden. Nun läuft die Maschine perfekt und wandelt Salzwasser zu gutem Trinkwasser um. Rund 60 Liter in der Stunde. Damit sind wir nun autonom und nicht mehr auf eine gute Wasserversorgung im Hafen angewiesen. Der Wassermacher, der unter 12 Volt Strom betrieben wird, saugt Meerwasser von aussen an, pumpt es zur Reinigung durch diverse Filter und presst es dann durch 2 lange Zylinder, wo das Wasser osmotisch entsalzt wird. Bevor das so entstandene Süsswasser dann in den Wassertank gelangt, wird es noch elektrisch entkeimt. Bei unserem Wasserverbrauch werden wir die Anlage zirka alle 2-3 Tage benutzen.

Die Wartezeit für die Ersatzteile wird auch für andere Unterhaltsarbeiten genutzt. Hier wird gerade die Dichtung der Frontlucke ersetzt. Bei ganz schwerem Seegang hat hier immer etwas Wasser reingedrückt

Die Wartezeit in Las Palmas haben wir mit vielen Spaziergängen durch die Stadt verkürzt und uns selber dabei „entschleunigt“. Angela, Pia’s Tochter, die in Bonaire lebt, meinte augenzwinkernd zu uns: „Welcome to the real world – nun könnt ihr euch auf das Leben in der Karibik vorbereiten“

Geräucherte und getrocknete Beinschinken vom Schwein, Rind oder Lamm warten auf den Verkauf. Super Trockenfleisch! Es gibt extra Halterungen und Fleisch-Hobel dafür, so dass zu Hause das Abschneiden einfach von der Hand geht
Donnerstag Abend in der Altstadt von Las Palmas ist immer Tapas-Abend. Die Strassen sind ziemlich voll mit hungrigen und durstigen Menschen – ein riesen Lärm hallt zwischen den alten Hausmauern
Mit den Crews von 2 anderen Segelschiffen kämpfen wir uns durch die Mengen und kosten hier und da die unterschiedlichsten Tapas. Silke (vorne) / Hans (2.v.l.) (Segelschiff Karl) und Martina (Mitte) / Christian (1.v.l.) (Segelschiff Tiger Blue)
Am 22. Dezember, kurz nach Sonnenaufgang, verabschieden wir uns endgültig von Las Palmas (Gran Canaria) in Richtung Teneriffa, wo wir die Weihnachtstage verbringen wollen
Unser erstes Ziel: Santa Cruz. Hier waren wir vor rund 2 Wochen schon mal, damals noch mit der Fähre von Gran Canaria her. Die Stadt hat uns gut gefallen und wir wollten noch mehr sehen davon. Hier ein schöner Kachel-Brunnen auf dem Plaza Weyler
Natürlich ist in der Weihnachtszeit alles speziell beleuchtet. Hier der Sitz der Inselregierung direkt vor der Marina in weihnächtlicher Beleuchtung
Sogar die Haustiere tragen Weihnachtsdekoration …
… da will Frau natürlich auch 🙂

Schon länger haben wir uns darauf gefreut, Weihnachten auf der Lupina zu verbringen – nur wir Zwei – ganz gemütlich. Pia kocht sehr gerne (und gut!) und hat mich, den Schreibenden, und sich mit einem genussvollen 5-Gang Menü verwöhnt. Mehrmals in den Tagen vor Weihnachten konnte man sie antreffen, wie sie über alte Kochbücher gebeugt sich von den vielen feinen Sachen inspirieren liess.

So sah es dann bei uns am Vormittag und frühen Nachmittag des 24. Dezembers aus: Pia verbringt mehrere Stunden in der Kombüse (Seemannsausdruck für Küche) und bereitet ein 5-Gang Menü vor. Köbi fiel die Pflicht zu, immer wieder von den feinen Schlemmereien zu kosten zu müssen 🙂
Und das ist das Ergebnis von Pia’s wirken. Der 2. Gang: Lauchcrème-Suppe mit Koreander, dazu feierliche Musik und romantische Stimmung. Vielen Dank Pia für das tolle Menü!!

Am 25. Dezember dann segeln wir die rund 35 Seemeilen nach Süden in den Hafen von San Miguel. Hier lagen wir Ende Oktober schon mal und haben vom lokalen Segelmacher, Thomas Studer, einem ausgewanderten Schweizer aus dem Bernbiet, ein neues Genua-Segel bestellt. Dies wollen wir uns abholen und gleichzeitig auch noch den 3000 Stunden Service am Volvo Motor machen lassen. Eigentlich hätten wir auch 1 oder 2 Tage später segeln können, aber am 25. Dezember haben wir viel Wind, müssen zwar aufkreuzen, können aber den grössten Teil der Strecke segeln.

Unterwegs angetroffen: Erdöl auf den Kanaren?? Schon in Las Palmas lagen sehr viele Bohrplattformen vor Anker. Auch hier im Süden von Teneriffa liegen solche Ungetüme vor Anker. Da im Moment die Erdölpreise tief sind, investiert niemand in die Erdölsuche. Auf den Kanaren, insbesondere in den von der Regierung betriebenen Häfen, sind die Liegegebühren sehr tief. So wurden diese Ungetüme kurzerhand auf die Kanaren verfrachtet und warten nun hier auf Aufträge – oder auf ihre Verschrottung
San Miguel: ein relativ neuer Hafen, der zu einem Golfgelände gehört. Etwa 2 Kilometer daneben ein altes Fischerdorf, das durch den neu gewonnenen Touristenstrom zu profitieren scheint. Dieser Neubau ist aber wohl noch etwas zweckentfremdet
Köbi in der Werkstatt der lokalen Volvo Vertretung. Der Inhaber, Marc, ist ein Holländer, der mit seiner österreichisch-kanarischen Crew professionelle und kompetente Arbeit leistet. Hier testen wir gerade unseren hydraulischen Achterstag-Spanner, der schon länger etwas Öl verloren hat und nun neu abgedichtet worden ist.

Die Servicearbeiten am Motor sind erledigt und wir wären bereit, weiter südwärts zu ziehen. Aber das neue Segel, das seit Ende November in den Händen von TNT, einer international bekannten Transportfirma, liegt, ist noch nicht da. Anfragen beim Kundendienst und der Zollabfertigungsabteilung dieser Firma verlaufen ins Leere. Hotline Nummern werden nicht beantwortet – bei Mails wird automatisch der Empfang bestätigt, dann Funkstille. Wirklich ein Frust – unglaublich, dass sich eine Transportfirma diesen lausigen Kundendienst leisten kann. Aber wie sagte doch Angi auf Bonaire: „welcome to the real world – ein gutes Training für die Karibik!“

Also, wir üben Geduld und warten 🙂
Eigentlich war unser neuester Plan, Neujahr in El Hierro, der südlichsten Insel in den Kanaren, zu verbringen. Dieser Plan braucht wohl demnächst eine Revision. Die Crews von „Karl“ und „Blue Tiger“ sind nicht unglücklich darüber. Wir haben mit ihnen am Tapas Abend in Las Palmas abgemacht, dass wir Neujahr zusammen feiern wollen. Nun müssen sie vielleicht nicht so weit segeln, um mit uns zu feiern.
Schaun wir mal 🙂