Angekommen in der Karibik

Angekommen in der Karibik – Barbados: Wassertemperatur 26 Grad, Lufttemperatur 26-28 Grad (dank dem ständig wehenden Wind fühlt sich das nicht heiss an). Keine Moskitos, keine verwilderten, abgemagerten Katzen und keine streunenden Hunde 😊

Bevor wir uns aber nach der fast 12 tägigen Überfahrt im angenehm warmen Wasser erfrischen können, müssen wir zuerst einklarieren und alle Formalitäten erledigen. Erst dann dürfen wir die gelbe «Q» Flagge entfernen und können uns frei bewegen. Wir werden vom Hafenmeister an den Zoll Pier beordert, wo wir seit der Abfahrt von Fogo erstmals wieder Landkontakt haben. Innerhalb von rund 2 Stunden hat Köbi (dies muss immer der Skipper erledigen) den ganzen Einklarierungsprozess erledigt und dabei nacheinander Gesundheitsbüro, Immigration, Zoll und nochmals Immigration durchlaufen. Alles läuft ruhig, gelassen, freundlich und sehr zuvorkommende ab.

Der Zoll Pier in Bridgetown, Barbados: da dieser Pier für grosse Kreuzfahrtschiffe ausgelegt ist und entsprechend grosse Dämpfer an der Hafenmauer hervorstehen, kann man ein Segelschiff nur sehr schlecht festmachen. Zudem herrscht ein grosser Schwell der Lupina ganz ordentlich an den Festmacherleinen zerren lässt. Das an Land Kommen erfordert eine recht sportliche Kletterübung. Pia darf noch nicht an Land, sie muss warten, bis das Einklarieren abgeschlossen ist
Das ist unser gesamter Abfall, der auf der Überfahrt angefallen ist. Einer der Hafenmitarbeiter will unseren Abfall für 25 USD entsorgen. Als wir ihm aber den kleinen Sack zeigen, reduziert er seine „Gebühr“ auf 10 USD. Wir winken dankend ab. Am nächsten Tag wird der Müll von uns eigenhändig ganz konform und ordnungsgemäss in einer Abfalltonne entsorgt
Carlisle Bay, Bridgetown: Nach dem Einklarieren verlegen wir in diese wunderschöne Bucht
Lupina haben wir von der Strandbar aus bestens unter Kontrolle. Das Internetsignal der Bar reicht sogar bis auf’s Schiff
Eine der ersten Aktionen von Pia: Wäsche waschen. Da es nichts zu reparieren gibt 😊 kann Köbi derweil die Ankunft locker geniessen …
… bis dieses Schiff sich gefährlich nahe auf uns zu bewegt. Es ist nach uns rein gekommen und hatte viel weiter vorne seinen Anker geworfen, aber viel zu wenig Kette gesteckt. Der konstant starke Wind hat den Anker losgerissen und es trieb langsam aber unaufhörlich in unsere Richtung. Erst unser lautes Pfeifen und Rufen hat die Französische Crew, die unter Deck am Ausschlafen war, noch rechtzeitig alarmiert

Barbados ist als östlichste Insel der kleinen Antillen der erste mögliche Landfall nach einer Atlantiküberquerung. Die Infrastruktur für Segelschiffe ist sehr rudimentär, da ausser den paar Atlantiküberfahrern nur wenige Segelschiffe den mühsamen Weg gegen den Wind von den kleinen Antillen ostwärts nach Barbados auf sich nehmen. Barbados war über drei Jahrhunderte lang eine Britische Kolonie, bis es 1966 die Unabhängigkeit erlangte. Land und Leute sind aber auch heute noch «very Britisch». Heute leben rund 290’000 Einwohner hier. Die Bevölkerung setzt sich hauptsächlich aus Leuten afrikanischer (95%) und europäischer Herkunft (5%) zusammen.

Der erste Eindruck für uns, die wir von den Kapverden kommen, ist ein kleiner Kulturschock: mit Autos überfüllte Strassen, heruntergewirtschaftete Häuser und Umgebung, überall Abfall und Schmutz. Die ersten beiden Tage in Bridgetown, immerhin Hauptstadt der Insel, haben dieses Bild nicht verbessern können. Immerhin einige alte Kolonialgebäude versucht die heutige Regierung zu erhalten und diese touristisch zu nutzen. Ein eigentliches Stadtzentrum mit Park oder Einkaufsmeile, gemütliche Strassenbeizen oder Ähnliches, das zum Flanieren einlädt, haben wir nicht gefunden.

Stadtzentrum von Bridgetown mit Parlamentsgebäude und Museum, zwei der wenigen erhaltenen alten Gebäuden
Schön erhaltenes Gebäude aus der Kolonialzeit (rot) und daneben der Versuch, alt mit neu zu verbinden
Eine der schöneren Gegenden von Bridgetown: das alte Hafengelände, das heute vor allem Schiffe für Schnorchel- und Tauchausflüge, sowie zum Sportfischen beherbergt
Daneben viele verkommene und verwahrloste Gebäude …
…und das mitten in der Stadt…
… sogar richtig hübsche Häuser vergammeln nach und nach
Zufahrt zu einem der drei Busterminals, gesäumt von Verkaufsbuden und Unrat
Auch der Barbados Cruising Club, zugänglich nur für elitäre Members, vermag unser Bild nicht zu verbessern. Beschädigte Eingangstore, verrottete Jollen, rostige Anhänger mit platten Reifen, offene Elektrokasten mit Sicherungen, die mit Drähten überbrückt sind. Mehr Hinterhof- als Vorzeige-Club
Da vermag uns dieses Gebäude schon eher zu begeistern. Sein Bewohner hat mit viel Liebe und Geschick aus diversesten Materialen «sein Schiff» gebaut. Das erinnert uns ein wenig an die Kapverden, wo die Leute alles, was noch irgendwie nutzbar ist, wiederverwenden. Bemerkenswert: um dieses Haus haben wir auch keinen Unrat gesehen
Eine der Haupteinnahmequellen in Barbados ist der Tourismus. Dank den wunderbaren Stränden an der Süd- und Westküste mit seinen Palmen und dem türkis-blauen Wasser strömen gerade in der kalten Jahreszeit viele sonnenhungrige Menschen hauptsächlich aus dem englisch sprachigen Raum nach Barbados. Entsprechend fliesst viel Geld in Hotelanlagen und Clubs, welche mit speziellen Themen und verlockenden All Inclusive Paketen werben

Entlang der schönen Strände hat es viele Hotelanlagen und Clubs. «Perfekt!» würde man denken. Nicht so für uns. Da wir keine «all inclusive» Hotelgäste sind und auch keinerlei Club-Mitgliedschaft vorweisen können, bleibt uns der Zutritt oder die Bedienung in den zum Teil wunderschön gelegenen Bars oder Restaurants verwehrt. Schade, aber macht nichts. So sind wir motiviert, uns vom Strand zu lösen, und uns mehr für Land und Leute zu interessieren.

Auch auf Barbados wird gerne gespielt. Was uns hier auffällt: man sieht auch Frauen bei Karten- oder Glücksspiel
Was in den Kanaren das «Guaguag» und auf den Kapverden das «Alugeur» ist, wird hier schlicht und einfach als «Van» bezeichnet. Eine Fahrt kostet umgerechnet 2 Barbados Dollar (rund 1 CHF), egal wie weit man fährt. Ganz wichtig: der Radio mit der super Boombox muss immer voll aufgedreht sein, sonst könnte man ja den Motor hören 😊😊. Wenn zwei Vans sich kreuzen, wird das mit freudigem Hupkonzert gefeiert
Warten auf den nächsten Van in die Stadt

Wir erleben die Leute von Barbados als sehr offen, freundlich und hilfsbereit. Pia empfindet ihre Offenheit anfänglich als ein wenig zu aufdringlich. Als sie aber merkt, dass ein «Nein» von einem Strassenverkäufer positiv quittiert wird und er nicht mehr nachdoppelt, kann auch sie das Bad in der Menschenmenge geniessen und sich auf ein spontanes Gespräch einlassen. Immer wieder erleben wir, dass Leute von sich aus auf uns zukommen, wenn sie sehen, dass wir auf der Suche sind. Oder als wir einmal, um unsere Strassenkarte zu studieren, mit einem Mietwagen am Strassenrand stehen, macht uns ein Fussgänger von sich aus darauf aufmerksam, dass wir gerade auf der falschen Strassenseite stehen (hier herrscht Linksverkehr wie in England) und bei der Weiterfahrt aufpassen sollen.

Obwohl die Strassen gerade in und um Bridgetown sehr überlastet sind, ist Autofahren hier ein Vergnügen. Es wird sehr ruhig und zuvorkommend gefahren. Man hat Zeit und schaut füreinander. Wenn man das Auto mal nicht ganz regelkonform parkiert hat, wird man sofort darauf aufmerksam gemacht mit dem freundlich gemeinten Hinweis, dass die Polizei hier sehr streng sei. Es wird generell grosszügig Rücksicht genommen aufeinander. Diese Rücksichtnahme aufeinander stellen wir in vielen Lebenssituationen fest und wir haben ein sehr positives Bild von den Bajanern, den Einwohnern hier, erhalten.

Im Laufe der Zeit haben wir doch die eine oder andere Strandbar in unserer Nähe entdeckt, welche öffentlich zugänglich ist…
… und wo wir zur Abwechslung mal auf Festland einen Sundowner geniessen können. Sehr positiv: es hat keine lästigen Mücken, auch am Abend nicht

Während der Küstenbereich im Westen und Süden sehr dicht überbaut und bevölkert ist, gibt es im Osten und im Zentrum der Insel Landwirtschaft und viel urwaldähnliche Vegetation.

Kultiviertes Land im nördlichen Bereich von Barbados …
… und Urwald in den Bergen

Es gibt in diesem Urwaldgebiet mehrere «Parks». Hier werden die All Inclusive Touristen und Kreuzfahrtschiff-Passagiere «busweise hingekarrt» und im Schnellverfahren durch den ihnen unbekannten Urwald geschleust. Eine einstündige Rundwanderung ist für 30 USD p.P. zu haben. Für das Lohnniveau eines einheimischen Angestellten ein kaum erschwingliches Erlebnis. Uns sind auch die verhältnismässig hohen Kosten für Lebensmittel im Supermarkt aufgefallen, und wir fragen uns echt, wie das die einfache Bevölkerung hier bezahlen kann

Barbados ist übrigens nicht vulkanisch, wie man erwarten könnte, sondern ist durch Erdverwerfungen aus dem Meer gehoben worden. Der Untergrund besteht hauptsächlich aus Karst-, Sediment- und Kalkgestein. Das reichlich vorhandene Regenwasser versickert leicht darin und sorgt als Grundwasser für eine gute Trinkwasserversorgung. Auf dem Weg durch den Boden spült sich das Wasser oftmals Kavernen und Höhlen frei. Einige davon sind in den letzten Jahren entdeckt und touristisch zugänglich gemacht. Hier besuchen wir das bekannteste Höhlensystem der Insel: den Harrison’s Cave
Das Wasser braucht 1 Jahr von der Oberfläche bis zum Höhlensystem. In 100 Jahren wachsen die Stalagmiten (unten) und Stalaktiten (oben) um knappe 2 Zentimeter. Die Stalagmiten im Bild sind rund 2-3 Meter hoch
Die singende Führerin will unbedingt ein Bild von dem «verliebten Pärchen» machen…….😊😊
Auch immer wieder angetroffen unterwegs: wer ein anderes Auto braucht – hier sicher ein super-sonder günstiges Angebot

Heute Montag haben wir uns bei den Behörden von Barbados abgemeldet (in der Fachsprache: wir haben ausklariert), lichten den Anker und fahren am späten Nachmittag los in Richtung Saint Lucia, wo wir am Dienstagvormittag nach einer hoffentlich gemütlichen Nachtfahrt in der Rodney Bay ankommen sollten. Hier in Barbados haben wir uns absolut sicher gefühlt und wir haben auch nie von Diebstählen und Überfällen auf Yachten gelesen. Dies wird sich nun vermutlich ändern. Laut Internet und einschlägiger Fachliteratur gibt es gerade auf den nächsten Inseln, die wir anfahren werden, eine sehr hohe Rate an krimineller Aktivität. Das heisst für uns dann: immer alles unter Verschluss halten. Schade eigentlich!


Köbi bereitet sich auf’s Eidgenössische Turnfest in Aarau vor: hier beim Moosgummilauftraining, das ihm von Strihn aufgetragen wurde 😊

2 Antworten auf „Angekommen in der Karibik“

  1. hoi zäme
    wieder ein total interessanter bericht und so gut geschrieben! köbi, schreib doch ein buch. oder bist gar schon dran?
    liebste hodelwättrigi grüess und keine unannehmlichkeiten!
    morena

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