Curaçao, eine Insel will erobert werden

Am Sonntag, 18. August 2019, machen wir uns auf nach Curaçao. Rund 80 Seemeilen liegen vor uns. Eigentlich keine allzu weite Strecke, wenn da nicht der Gegenwind, die steile Welle und die Strömung wären. Kurz vor 11 Uhr lichten wir den Anker in Aruba und fahren zuerst unter Motor zwischen dem vorgelagerten Riff und der Insel südwärts nach Barcadera, wo wir ausklarieren müssen. Um 12 Uhr sind alle unsere Papiere abgestempelt und wir können los. Zuerst müssen wir noch etwa 10 Seemeilen der Insel entlang südostwärts, bevor wir Kurs Richtung Curaçao setzen können. Kaum aus dem Riff raus im offenen Wasser bemerken wir eine 2-3 Knoten starke Strömung, die genau aus der Richtung kommt, in die wir müssen. Da der Motor schon länger nicht mehr lange gelaufen ist, entscheiden wir uns dafür. So wird unser «Kari» wieder mal richtig durchgeputzt. Wir brauchen fast 3 Stunden, bis wir die Südspitze von Aruba erreicht haben und nach Osten abbiegen könnten. Aber genau von da kommt jetzt der Wind. Wir setzen trotzdem unsere Segel und fahren noch rund 5 Meilen aus dem Kap Bereich von Aruba weg, bevor wir wenden und Kurs so hart am Wind wie es geht Richtung Osten nehmen können. Wir haben die Rechnung ohne Strömung und Wind gemacht. Trotz 5 Knoten Fahrt durch das Wasser werden wir von der Strömung leicht westwärts abgetrieben, fast wieder zurück nach Aruba. Also wieder eine Wende und noch einmal einen Schlag von Aruba weg, so weit wie es geht, bevor wir an die Grenzen von Venezuela stossen. Diese wollen wir nicht überqueren – ist in der aktuellen politischen Lage nicht ratsam. Nach der nächsten Wende werden wir zumindest nicht wieder westwärts gedrängt und können ziemlich genau nordwärts laufen. Noch ein Zack und endlich können wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit einen Kurs anlegen, der uns einigermassen Richtung Westen bringt. Da Wind und Wellen aber zugenommen haben, müssen wir die Segel etwas reffen, und wir machen mit rund 3,5 Knoten viel weniger Fahrt wie sonst.

Unser Zick-Zack Kurs (blaue Linie) von Aruba nach Curaçao

Um es kurz zu machen: wir kommen viel weniger gut voran, als wir geplant hatten. Schon im Verlaufe des nächsten Morgens merken wir, dass wir unser geplantes Ziel, Spanish Waters (eine gut geschützte Bucht im südlichen Bereich von Curaçao) nicht mehr bei Tageslicht erreichen können. In der Dunkelheit wollen wir da aber nicht reinfahren, weil es viele Untiefen hat und uns das zu gefährlich scheint. Wir ändern unseren Plan und entscheiden uns, eine Ankerbucht im Nordwesten von Curaçao anzulaufen.

Die Grenze von Curaçao ist erreicht und Pia setzt wie gewohnt die Fahnen. Wir wurden übrigens schon mehrmals gefragt, woher wir die entsprechenden Landesflaggen haben. Nun, fast in jedem Land, das wir ansegeln, finden wir Marine-Läden, die von ihren Nachbarländern die Fahnen im Sortiment haben. So decken wir uns immer vor der Abfahrt mit den Flaggen ein, die wir als nächstes brauchen

Am späteren Nachmittag haben wir die Überfahrt nach Curaçao beendet und werfen unseren Anker in einer abgeschiedenen Bucht (Boca Santa Cruz) mit wunderbar klarem Wasser. Nach den Strapazen (die immer heftige Schräglage lässt jede Bewegung zu einer sportlichen Fitnessübung werden) geniessen wir den verdienten Ankertrunk umso intensiver 😊 und legen uns früh, wohlig-müde, in die Kojen.

Am nächsten Morgen machen wir uns dann auf zu unserem eigentlichen Ziel: Spanish Waters. Die Fahrt führt uns vorbei an der Hauptstadt von Curaçao, Willemstad, mit ihrer imposanten Hochbrücke, die auch von den grössten Meeresschiffen passiert werden kann. Als wir unser Ziel, Spanish Waters, erreichen, haben wir seit Aruba insgesamt 155 Seemeilen zurückgelegt für eine Strecke, die eigentlich nur rund 80 Meilen sind, wenn man sie direkt bewältigen würde
Die Hauptstadt Willemstad besteht aus zwei Stadtteilen, die durch die Einfahrt in die dahinterliegende fjordartige Bucht getrennt sind. Blick Richtung Punda, dem östlichen Stadtteil mit seinen farbenfrohen Häusern
Willemstad: die beiden Stadtteile Punda (Osten) und Otrobanda (Westen) sind für Fussgänger über einer Brücke verbunden, die schwimmend auf Pontons gelagert ist. Auf der Westseite ist die Brücke drehbar fixiert. Auf der Ostseite ist ein Motor mit Propeller angebracht, der die Brücke im Bedarfsfall auf oder zu schwenken kann
Hier ist die Schwenkbrücke geöffnet. Gut sichtbar die schwimmenden, pontonartigen Stützen
Nicht nur an den Häusern überrascht uns Willemstad mit viel Farbe, überall treffen wir auf farbige Kunst
Kunst an Fenstern und Türen schaffen auch bei einem brach stehenden Haus eine freundlich sympathische Atmosphäre
Dieser Hausbesitzer hatte über 30 Jahre lang als Autowäscher gearbeitet. Nach seinem Tod stand das Haus leer und ist nun am Zerfallen. Kurzerhand wurde es kürzlich von einer Kunstschule, die sich zum Ziel genommen hat, die Stadt zu verschönern, verziert. So lebt der Geist des ehemaligen Bewohners in Bild und Skulpturen weiter
«Alle Vögel sind schon da…» im Curaçao Style – oder man könnte auch schreiben: die Willemstad Stadt Musikanten
Schön prominent und farbig das Zollhaus in Willemstad. Leider ist hier schon länger kein Zollbüro mehr und wir machen locker unsere 10’000 Tagesschritte, um uns korrekt bei Zoll, Immigration und Hafenmeister einzuklarieren
Blick über die Caracas Bay und Spanish Waters (wo wir ankern) im Hintergrund. Der Hauptgrund, warum Curaçao in Seglerkreisen so beliebt ist, sind die vielen, tief ins Land hineinreichenden und weit verzweigten Buchten. Hier ist man bei allen Windrichtungen gut geschützt vor Wellen. Sogar bei einem Hurrikan wäre man hier einigermassen gut geschützt
Die Einfahrten in die Buchten sind meist von beiden Seiten mit Wehrtürmen gesichert. Früher wurden feindliche Schiffe mit schweren Ketten, die zwischen den Befestigungen hochgezogen wurden, an der Einfahrt gehindert
Der einzige Einstieg zum Turm, sehr eng und einfach von oben zu verteidigen. Pia hat aber nichts zu befürchten 😊
Wieder einmal packt uns die Lust, den höchsten Berg des Landes zu erklimmen. Dieser heisst Christoffelberg, ist 372 Meter hoch und liegt im Christoffel Nationalpark im Norden von Curaçao (höchster Berg im Bild)
Frühmorgens um 6 Uhr machen wir uns vom Schiff aus auf den Weg und fahren mit einem Mietwagen in den Nationalpark. Kurz vor 7:30 Uhr starten wir mit der Wanderung. Bis 10 Uhr wird man zum Aufstieg zugelassen, danach ist der Zugang wegen der grossen Tageshitze (kann weit über 30 Grad Celsius werden und das bei einer Luftfeuchtigkeit von über 75%) gesperrt. Der erste Teil der Strecke ist guter Wanderweg, beim zweiten Teil ist guter Tritt und Gleichgewicht gefragt
Geschafft – wir sind oben und geniessen einen wunderbaren 360 Grad Rundblick 😊😊
Abstieg vom Christoffelberg. Pia ist nicht etwa müde, aber sie hat so die Fähigkeit, dauern Steine in die Schuhe zu kriegen. Zu beachten: für einmal sind wir nicht mit Flip-Flop unterwegs, sondern richtigen (Turn)schuhen 😉
Was bei uns Spatzen, sind es hier gelbfarbige, kleine Vögel, die immer da sind, wenn die Menschen etwas Essbares hinterlassen
Curaçao überrascht uns leider nicht nur positiv. Sind zum Beispiel in Bonaire und Aruba sämtliche Strände und Ufer des Meeres öffentlich zugänglich, sind hier die meisten Strände total privat verbaut und nicht zugänglich. Oder hält in Bonaire und Aruba jedes Auto an, wenn ein Fussgänger in die Nähe der Fahrbahn tritt, wird in Curaçao erst recht Gas gegeben. Und jemanden aus einer Seitenstrasse freundlich auf die Strasse winken, das kommt erst recht nicht in Frage. Kleine Distanzen – und doch so grosse Unterschiede im Verhalten der Menschen. Für uns am Unglaublichsten ist der Umgang mit der Umwelt in Curaçao. Auch heute noch wird ungeniert jeglicher Abfall entlang der Strasse entsorgt. Dieses Bild ist leider der Standard und nicht die Ausnahme. Schlimm, sehr schlimm – und eine Schande für Curaçao!
Aber es gibt sie auch: einsame Buchten mit Sandstränden und glasklarem Wasser, das einem mit einer wunderbar bunten Unterwasserwelt verwöhnt

Wenn wir mit dem Schiff an einen neuen Ankerplatz kommen, sind wir immer sehr gespannt, ob Schiffe vor Anker sind, die wir schon irgendwo getroffen haben. In der Spanish Waters Bay treffen wir die „Hierbabuena“ mit Paul Pfammatter und Hund Luca. Paul ist vor vielen Jahren aus der Schweiz nach Kanada ausgewandert und bereist nun nach seiner Pensionierung die Welt mit dem Boot. Wir haben seine Reise schon länger im Internet verfolgt und ihn zum ersten Mal in Grenada persönlich getroffen. Wir freuen uns sehr, ihn wieder zu sehen. Hier in der Bucht lernen wir auch Yana und Tobias mit ihrem Schiff „Maya“ kennen. Sie liegen direkt neben uns und kommen gleich nach unserer Ankunft mit ihrem Dinghi vorbei, um uns willkommen zu heissen. Eine schöne und sympathische Geste! Im Verlaufe der Woche, in der wir vor Anker liegen, treffen wir uns mehrmals spontan zu einem Schwatz, zum Sundowner oder zum Dinghi Taufen auf der Maya (begossen haben wir das neue Boot von Yana und Tobias, das Taufen aber haben wir vergessen 😊).

Als wir am Dienstag, 27.8.2019, frühmorgens bei Tagesanbruch den Anker lichten, und uns auf den Weg nach Bonaire machen wollen, bringt uns Yana dieses selbst gemalte Bild von der Lupina vorbei. Wunderschön! Vielen, vielen Dank Yana!

Mittlerweile sind wir wieder zurück in Bonaire an einer Boje, die uns von Amerikanischen Seglerfreunden (Bob und Etta von der „Taku“, many thanks!) frei gehalten wurde. Für die nächsten Wochen und Monate erwarten wir diverse Besuche aus der Schweiz. Bonaire wird bis Dezember unsere Basis sein. Mal sehen, wie seetauglich unsere temporären Crewmitglieder sind 😉, vielleicht machen wir den einen oder anderen Kurztrip nach Curaçao und wieder zurück. Den Beginn der Besuche macht Morena, die nun am Sonntag anreist. Wir freuen uns sehr darauf!

Aruba – die schöne Touristeninsel

Nach zwei Wochen am Anker vor dem Surfside Beach (innerhalb Fussdistanz zur Hauptstadt Oranjestad) wurde unser Wassertank langsam leer. Da hier das Wasser recht stark eingetrübt ist durch vom Wind und Welle aufgewühlten Sand, haben wir entschieden, den Anker zu lichten und einmal der Westküste entlang rauf und runter zu segeln und auf dem offenen Meer bei klarem Wasser den Wassermacher laufen zu lassen. Das schont die Filter sehr und verlängert deren Einsatzzeit. Kurzer Schreck beim Starten des Motors: der Strom in der Starterbatterie reicht nicht mehr, um den Motor zu drehen. Wir realisieren zum ersten Mal, dass aus uns unerfindlichen Gründen Windgenerator und Solarzellen so verdrahtet sind, dass sie nur die Servicebatterien laden, nicht aber die Starterbatterie. Da wir in den letzten Wochen und Monaten den Hauptmotor nur wenig und den Generator gar nicht mehr benutzen mussten, wurde die Starterbatterie nicht mehr genügend geladen. Gut, dass wir das nun wissen 😊. Die Energie in der Starterbatterie hat dann aber doch noch gereicht, um den Generator zu starten, und mit dessen Strom reichte es dann auch für den Hauptmotor. Schwein gehabt! Ohne weitere Probleme konnten wir dann unseren Wassertank komplett füllen und wieder vor dem Surfside Beach unseren Anker setzen.

Wie schon im letzten Bericht erwähnt ist Aruba in vielen Dingen sehr Holländisch. Diese Windmühle wurde 1804 zum Wasser Pumpen im Niederländischen Ostfriesland aufgebaut. Im Jahre 1878 wurde sie nach einem Sturmschaden versetzt und als Getreidemühle betrieben, bis sie 1929 erneut nach Sturmschäden ausser Betrieb genommen wurde. 1960 werde sie von einem reichen Kaufmann gekauft, abgebaut, in Einzelteilen nach Aruba gebracht und hier wieder aufgebaut. Heute dient sie als Museum und Restaurant
In der Hauptstadt Oranjestad tragen viele Gebäude aus der Kolonialzeit zum bunten Stadtbild bei
Strassenbild Oranjestad
Eine pittoreske Strassenbahn führt Touristen direkt vom Anlegepier der Kreuzfahrtschiffe in die Einkaufsmeile, alle namhaften Luxusgeschäfte dieser Welt haben hier eine Filiale
Eine „arubanische“ Erfindung: der Solarbaum 😊
The Paddock Bar, ein gemütlich urchiges Lokal direkt auf dem Pier in Oranjestad. Die Wände sind komplett mit Dollarscheinen tapeziert
Aruba lebt vom Tourismus. Davon gibt es im Wesentlichen zwei Kategorien. Die eine Kategorie besteht aus den Kreuzfahrtschiffen: in der Hochsaison (Wintermonate) legen täglich bis zu vier solcher schwimmenden Hotels am frühen Morgen an, giessen Tausende von Tagestouristen aus ihrem Bauch über Aruba, sammeln diese am Abend wieder auf und ziehen nach Einbrechen der Nacht weiter zur nächsten Insel. Jetzt ist gerade Nebensaison. Da kommen pro Woche zirka 1-2 grosse Schiffe und die Touristenwellen sind gut erträglich
Die andere Kategorie sind die Hoteltouristen, die meist All-Inclusive Pakete gebucht haben. Das Zentrum der grossen Hotels liegt am nordwestlich von Aruba gelegenen Eagle Beach und am Palm Beach, wo vor allem die ganz grossen Hotels ihre Resorts haben. Im Bild das «Riu Antillas». Die ganz grossen Hotels haben meistens auch noch ein Casino, das zu ihrer Anlage gehört. Hier kann man dann gleich die nächsten Ferien erspielen 😊 oder verlieren ☹
Gartenanlage und Poolbereich des «Riu Antillas»
An den Kilometer langen, flach abfallenden Sandstränden reiht sich ein Beachresort an den anderen. Meist hübsch gemacht und gut ausgestattet mit der Infrastruktur, die Badetouristen gerne vorfinden. Gut für uns: in Aruba sind per Gesetz alle Strände öffentlich. Somit sind die Resorts hier offen zugänglich gestaltet und man kann stundenlang dem Strand entlang von einem Traumresort zum anderen schlendern
Für uns sind die grossen Touristenzentren weniger attraktiv. Da geniessen wir den Sundowner lieber in «unserer» idyllischen Surfside Beach Bar …
… oder noch lieber direkt auf unserer Lupina
Bei so einem Sundowner hat zu später Nachtstunde eine heftige Windböe Köbi’s Liegestuhl gepackt, just als er sich daraus kurz erhoben hatte. In hohem Bogen flog die blaue Sänfte über die Reeling und verschwand in den Wogen, bevor wir überhaupt reagieren konnten. Nun, das Missgeschick liess Köbi in der Nacht keine Ruhe. Bei den ersten Sonnenstrahlen am nächsten Morgen folgte er dem Stuhl, mit Flossen, Schnorchel und Tauchbrille bewaffnet, ins Meer. Und siehe da! Nach kurzer Suche fand er seinen Liegestuhl, schön ordentlich auf dem Meeresgrund aufgestellt. Sogar das Glas, das beim Abflug in der Armlehne abgestellt war, lag direkt daneben. Es war sogar wieder voll, diesmal aber mit Salzwasser 😊
Ein Ausflug in die Schmetterling Farm
Hier erfahren wir viel Interessantes, auch Erstaunliches und Lustiges: so zum Beispiel gibt es eine Schmetterlingsart, die sich auf gärende Früchte spezialisiert hat. Vor allem die Männchen sollen sich so häufig an dem Gärsaft laben, dass sie schlussendlich nur noch im Kreis flattern können, oder sogar überhaupt nicht mehr. Sachen gibt’s 😉
Siehst du die Raupe auf dem Bild? Ein Schmetterling lebt nur einige Tage bis Wochen als Schmetterling. In dieser Zeit legen die Weibchen viele Eier, aus denen sich Raupen entwickeln. Raupen haben die unterschiedlichsten Möglichkeiten, sich vor Feinden zu schützen. Eine dieser Möglichkeit ist die Tarnung. Diese rund 10 cm lange Raupe hat die Form wie der Blattstiel eines Bananenblattes, wo sie sich die meiste Zeit ihres Lebens aufhält, bis sie sich dann verpuppt, ein paar Tage als Kokon verbringt, aus dem dann wie ein Wunder wieder ein neuer Schmetterling schlüpft
Pia hat einen Schmetterling 😉
Unser Anlegesteg, den wir regelmässig nutzen dürfen. Er gehört einem Tauchcenter, das hier seine beiden Boote stationiert hat. Rechts neben den beiden Schiffen unsere Lupina draussen vor Anker
Köbi nutzt die Gelegenheit und geht tauchen …
… während dieser Geselle regelmässig auf unser Dinghi aufpasst …
… und Pia auf die Lupina 😊
Aber Pia passt nicht nur auf’s Schiff auf – sie putz und wäscht auch fleissig. Normalerweise hängt sie die Wäsche draussen auf dem Deck auf. Da es hier viel Staub von der Baustelle des nahen Flughafens gibt, und weil auch der Wind meist sehr stark bläst, dient unser Salon zwischenzeitlich als Trocknungsraum
Dieses Wochenende findet eine internationale Regatta statt. Seit heute Samstag Morgen wird unsere Lupina von Schiffen aller Kategorien umschwirrt. Nun wissen wir auch, weshalb in den vergangenen Wochen immer wieder Segler trainingshalber um unsere Lupina gekurvt sind und diese als Wendemarke benützt haben. Einige wagten sich zu nahe, und wurden jäh von unserer Kette gestoppt, wenn sich diese durch einen kräftigen Windstoss gegen die Lupina im Wasser durchstreckte. Zum Glück kamen dabei weder Material noch Personen zu Schaden

Fast vier Wochen schon liegen wir in Aruba und es hat uns hier am Surfside Beach gut gefallen. Nun wird es aber langsam Zeit, dass wir uns Richtung Osten (also gegen den Wind) losmachen. Seit wir von England vor über einem Jahr losgesegelt sind, mussten wir noch nie so lange am Stück gegen den Wind ansegeln. Zudem erwartet uns eine konstante Gegenströmung im Wasser, welche unsere Fahrt zum Ziel (wir werden in Curaçao ein paar Tage Zwischenstopp machen) noch etwas länger werden lässt. Segeln «gegenan» ist mit viel Schaukeln, meist starker Krängung (Schieflage des Schiffes) und viel Wasser auf dem Schiff verbunden. Pia hat etwas Bammel davor, Köbi freut sich auf die Wellen (Nelly hätte sicher auch ihre helle Freude daran!). Die nächsten zwei Tage soll der Wind nun nicht so stark blasen, was weniger Gegenwind und auch weniger Wellen bedeutet. Also werden wir morgen Sonntag von Aruba ausklarieren und wieder in See stechen.

Aruba – One Happy Island

Am Sonntag, 21. Juli, also vor genau zwei Wochen, haben wir in Bonaire den Anker gehisst, unser Grosssegel gesetzt und sind gemütlich mit durchschnittlich 6.5 Knoten Fahrt nördlich um Curaçao herum Richtung Aruba losgesegelt. Kurz nach Bonaire war das Meer kurzzeitig etwas ruppig, weil sich da die Wellen, die nördlich und südlich um die Insel herum geleitet werden, wieder treffen und so ein richtiger Whirlpool entsteht. Bei Einbruch der Nacht waren wir aber schon wieder aus diesem Bereich draussen und konnten einen wunderbaren Sonnenuntergang geniessen. Kurz vor Tagesanbruch erschien dann das Licht des südlichen Leuchtturms von Aruba am Horizont.

Kurz nach Sonnenaufgang tritt Pia in Aktion und setzt die Fahne von Aruba und die gelbe «Q» Flagge
Mit der Zeit lern frau so seine Tricks, wie man verhindert, dass der Wind die Schnur zum Setzen der Fahne verheddert
Surfside Beach: Das Einklarieren in Barcadera, einem Industriehafen in der Mitte der Insel, verläuft speditiv und unkompliziert. Als Köbi alle Papiere hat und gehen will folgt aber eine Überraschung: erstmals wollen Beamte an Bord kommen und unser Schiff inspizieren. Pia will schon protestieren, als sie die 2 uniformierten Männer mit den strassenverschmutzten, schweren Stiefeln aufs Schiffsdeck steigen sieht. Ein Blick von Köbi reicht, und sie schweigt. Ob wir irgendwelchen Schnapps an Bord mitführen, wollen die Beamten wissen. Ja, haben wir, aber zum Glück alles schon angebraucht. Nach ein paar suchenden Blicken nicken die beiden Beamten und wollen das Schiff wieder verlassen. Ob wir ein Photo machen dürfen, fragen wir höflich. Murrend signalisieren sie, dass das unter keinen Umständen erlaubt ist. Beim Aussteigen murmeln sie untereinander etwas über die Schweizerflagge und wir hören einen das Wort „Federer“ flüstern. Köbi diskutiert in der Folge etwas mit ihnen über Tennis. Am Schluss, bevor sie gehen, meint der einen dann: wenn Federer einmal in Aruba Tennis spielt, dann dürfen wir so viele Photos von ihnen machen, wie wir wollen. Das ist doch ein Wort!! Wir verlassen lachend den Einklarierungspier und setzen bereits im Verlaufe des Vormittages unseren Anker in sehr gut haltendem Sand vor dem Surfside Beach, der nur etwas mehr als ein Kilometer südwestlich vom Stadtzentrum von Oranjestad liegt. Die grosse, flache Bucht ist fast leer, es liegen weniger als fünf Schiffe vor Anker während unserer ganzen Liegezeit
Der Ankerplatz liegt direkt im Bereich der Landebahn zum Flughafen von Aruba. Da aber nur wenige Flugzeuge Aruba anfliegen und in der Nacht keine Flugzeuge landen, beeinträchtigt der Lärm uns nicht. In unserem Ankerbuch wird davor gewarnt, dass ein Segelschiff mit hohem Mast direkt vor der Piste ankert. Wir sehen schnell, warum 😊😊

Von den ABC Inseln ist Aruba das am weitesten im Westen gelegene Eiland und ein guter Zwischenstopp für Yachten, die unterwegs nach Kolumbien oder zum Panamakanal sind. Der schönste Teil der Insel ist die geschützte Nordwestküste mit ihren makellosen, weissen Sandstränden. Zu den Sehenswürdigkeiten im Inland gehört der Arikok Nationalpark mit seiner eindrücklichen Natur, den frei zugänglichen Kalksteinhöhlen und einem natürlichen Pool an der sonst schroffen Nordküste.

Auch hier waren die ersten Einwohner die Arawaken. Viele wurden nach der Anlandung der Spanier 1499 gewaltsam nach Santo Domingo (Dominikanische Republik) gebracht, um dort in Kupferminen zu arbeiten, während fremde Menschen ihren Platz auf Aruba einnahmen. Aus diesem Grund setzt sich die heutige Bevölkerung aus rund 45 verschiedenen Ethnien zusammen, obwohl es immer noch Einwohner gibt, die von den Arawaken abstammen. Die Niederlande herrschten auf der Insel seit 1636 und widerstanden allen anderen Europäischen Mächten, die sich ebenfalls hier niederlassen wollten. Aruba wurde 1986 zu einem eigenständigen Teil innerhalb des Königreichs Niederlande. Den Haag ist heute nur noch für die Verteidigungs- und Aussenpolitik zuständig. Auf Aruba leben rund 110’000 Leute, Niederländisch ist die offizielle Sprache, aber meist wird Papiamentu, Spanisch oder Englisch gesprochen.

Im frühen 19. Jahrhundert wurde auf Aruba Gold entdeckt, was der Insel zu bislang nie da gewesenem Reichtum verhalf. Als die Vorkommen schliesslich erschöpft waren, wurden Aloe-Vera-Plantagen angelegt. Für einige Zeit war Aruba der grösste Exporteur dieser medizinisch genutzten Pflanze. Um 1920 brachte das Erdöl Aruba erneut grossen Reichtum, als Venezuelanisches Rohöl in einer grossen Raffinerie im Süden der Insel aufbereitet wurde. Nebst wertvollen Devisen brachte der Export des schwarzen Goldes auch viele Arbeitsplätze mit sich. Als die Raffinerie um 1960 herum modernisiert wurde, vielen aber viele der Arbeitsplätze wieder weg. Zum Glück begann die Niederländische Regierung zu diesem Zeitpunkt mit der Entwicklung des Tourismus, der sich mittlerweile zum weitaus wichtigsten Wirtschaftszweig der Insel entwickelt hat.

Wir treffen auf einige Ureinwohner der Insel …
… Leguane und andere Echsen in allen Farben und Gattungen …
… furchteinflössende Gestalten (es gibt hier einige sehr aktive Motorbike-Gangs) …
… und etwas ausgehungerte Gesellen (nur der rechts im Bild, der könnte von «Hucky» (Guido Treier) aus Feuerwehrmaterial zusammengebastelt worden sein 😊)
Unsere Lupina liegt sicher am Anker vor dem Surfside Beach (wieso dieser Beach so heisst, haben wir nicht rausgefunden: Surfer sehen wir die ganze Zeit keine)
Spontaner Besuch aus der Schweiz auf der Lupina: Svenja und Nico. Svenja hat während unserem Besuch in die Schweiz meine lädierten Finger (siehe frühere Berichte) wieder mobilisiert. Die engagierte Ergotherapeutin weilte mit ihrem Partner nun gerade auf Aruba in den Ferien und nutzte die Gelegenheit zur Abschlusskontrolle (😊)
Hafengelände von Oranjestad, der Hauptstadt von Aruba
Blick aus dem Glockenturm des Historischen Museums im Fort Zoutman auf die Strassen von Oranjestad
Imposanter Kolonialbau (Royal-Plaza Mall) im Hafenzentrum von Oranjestad
Wie in der Schweiz die bunten Kühe sind hier die blauen Pferde eines der Wahrzeichen in Oranjestad (man beachte: die Farbe von Köbi’s Shirt ist rein zufällig auch blau)
Das imposante «California Lighthouse» am Nordwestkap von Aruba, das seinen Namen einem alten Schiffswrack direkt im Riff davor mit gleichem Namen zu verdanken hat
Blick vom Hügel des «California Lighthouse» zurück an die Nordwestküste mit imposanter Hotelkette im Hintergrund
Die Westküste von Aruba ist geprägt durch seine zum Baden einladenden Sandstrände. Dank einem vorgelagerten Riff bleibt hier das Wasser fast bei allen Windlagen ruhig und wird nicht aufgewühlt
Das rund 200-500m vor dem Ufer vorgelagerte Riff ist ein Magnet für Taucher und Schnorchler
An einigen Stellen ist das Riff hoch und breit genug, dass sich kleinere begehbare Inseln bilden. Direkt vor unserem Ankerplatz befindet sich die «Renaissance Island», die ab und zu von Aussteigern als temporäres Domizil genutzt wird
Gehört auch dazu: die grosse Ölraffinerie von San Nicolas im Süden von Aruba. Sie hat früher viel Arbeit und Reichtum gebracht, heute steht sie still
Casibari Fels Formation: mitten auf der Insel liegen verteilt grosse, runde Felsbrocken. Diese eigenartigen Formen versetzen uns zurück in die Steinzeit
Blick vom Casibari Hauptfels in Richtung Süden zum «Hooiberg», mit 168m der zweithöchste Berg von Aruba (nein, wir sind da noch nicht rauf gewandert 😉)
Im Historischen Museum Fort Zoutman findet jeden Dienstagabend das «Bonbini» Festival statt. Bonbini heisst «willkommen» auf Papiamentu und ist eine Show, die den Besuchern auf unterhaltsame Weise die Geschichte von Aruba näherbringt. Sehr zu empfehlen!
Bonbini Festival: eine Ureinwohnerin bittet die Götter um Rat
Fountain Caves im Arikok Nationalpark: frei begehbare Kalksteinhöhlen, Natur- und Adrenalinkick pur
Fountain Caves: an der Decke finden sich noch Inschriften von den Ureinwohnern
Wanderung im Arikok Nationalpark – ja nicht vom Weg abkommen, sonst piekt’s 😊
Wir finden den Ausgang aus dem Kakteenwald des Arikok Nationalparks und fahren ganz in den Süden. Unterwegs stossen wir zufällig auf dieses kleine Ersatzteil für unser Schiff. Dieses Anker-Monument ist zu Ehren aller Seefahrer hier aufgestellt worden. Als wir Bilder machen wollen, hält eine Kolumbianische Familie ebenfalls an und offeriert spontan, Bilder von uns zu machen. Sympathisch finden wir und machen gleich noch ein Bild mit allen. Muchas Gracias!!
Wilde Nordküste: es gibt immer wieder tiefe Buchten, in die das ewig einrollende Meer Sand hineinspült. Der starke Passatwind verfrachtet diesen dann weit in das Land hinein und lässt ihn in Form von Dünen wieder liegen
Es braucht schon etwas Mut, sich dieser wilden Brandung zu nähern. Kaum vorstellbar, was hier abläuft bei Sturm
Aber es gibt an dieser wilden Nordküste auch geschützte Plätze. Dieser natürliche Pool (Conchi Natural Pool im Arikok Nationalpark) ist fast bei allen Windlagen gut geschützt und zieht mutige Badegäste an
Man kann den Conchi Pool zu Fuss erreichen (wir 😊) oder mit diesen Off-Road Fahrzeugen
Off-Road Fahren ist aber nicht ungefährlich und birgt im steilen Gelände auch seine Gefahren, wie man sieht
Entlang der Nordküste finden sich immer wieder diese natürlichen Brücken. Die Wellen der Brandung spülen Löcher unter das Gestein. Härtere Schichten bleiben bestehen, weicheres Gestein darum herum fällt zusammen und hinterlässt solch begehbare Steinbrücken
Da will man ein schönes Bild machen und wird warm geduscht dabei 😊😊
Vieles (aber bei weitem noch nicht alles) der Insel haben wir schon gesehen. Es bleibt definitiv spannend. Ab und zu bleiben wir einfach mal einen Tag auf dem Schiff und vertreiben uns die Zeit mit Baden, Lesen, Nichtstun oder kleineren Arbeiten. Pia ist hier gerade daran, unsere Hochseeangelruten zu reinigen und in Schuss zu bringen (wer weiss, vielleicht bekommt Köbi doch noch mal Freude am Angeln?)
Sehr oft auch hängen wir in «unserer Beachbar», der Surfside Beach Bar, und geniessen bei einem kühlen Sundowner die herrliche Abendstimmung
Sonnenuntergang über dem Surfside Beach, Lupina mittendrinn

Wir liegen nun seit 2 Wochen vor Anker. Der dauernd blasende Passatwind liefert unserem Windgenerator genügend Energie, dass dieser die Bordbatterien immer gut gefüllt behält. Da das Wasser in der flachen Bucht durch den aufgewirbelten Sand leicht getrübt ist, haben wir bisher kein Wasser gemacht. So können wir die Filter schonen. Der Tank wird nun langsam leer. Deshalb werden wir in der kommenden Woche für ein paar Stunden ins Meer hinaus segeln (endlich wieder mal segeln!!) und dort im klaren Wasser den Wassermacher laufen lassen, bis der Tank wieder voll ist. Das reicht uns dann wieder rund zwei Wochen.

Und wie geht es weiter: wir werden nun die nächsten 2-3 Wochen noch hier bleiben. Danach planen wir nach Bonaire zurückzukehren, um dort Morena, eine ehemalige Schulfreundin von Pia, an Bord willkommen zu heissen. Mit ihr wollen wir dann Curaçao erkunden.

Vermerk der Redaktion: wir bereiten uns gerade vor auf das Mitarbeitergespräch mit dem Schreiberling. Deshalb freuen wir uns über jeden Kommentar, Frage oder Anregung zu den Berichten 😉 (Spass beiseite: wir bedanken uns bei den zahlreichen Lesern unserer Home Page und freuen uns immer auf Rückmeldungen.)

Dushi Bonaire

Bonaire ist mit seinen knapp 300 km2 fast gleich gross wie das Fricktal, wo wir unsere Wurzeln haben. Hier leben rund 18’000 Menschen, die meisten davon in und um die Hauptstadt Kralendijk. Die Amtssprache ist Niederländisch, die häufigst gesprochene Sprache aber ist Papiamentu, ein Gemisch aus Spanisch, Portugiesisch und etwas Afrikanisch. Bonaire gehört mit Aruba und Curaçao zu den ABC-Inseln. Politisch ist das Ganze, wie so oft bei diesen Überbleibseln der Kolonialzeit, etwas kompliziert. Bis 2010 gehörte Bonaire zu den Niederländischen Antillen. Während Aruba und Curaçao heute autonome Länder im Königreich der Niederlande sind, ist Bonaire seit 2010 «öffentliche Körperschaft und besondere Gemeinde» der Niederlande mit eigenen Gesetzen und Verwaltung, aber von der Krone eingesetzten Vorsitzenden.

Die Insel ist sehr karg und hat eigentlich wenig zu bieten. Der Tourismus richtet sich hauptsächlich auf Taucher und Windsurfer aus. Es hat sehr wenige Sandstrände, dafür ist eine die Insel umfassende Korallenlandschaft vorhanden, die ihresgleichen sucht. Im Jahre 1979 wurde der «Bonaire Marine Park» gegründet mit dem Ziel, die Unterwasserwelt der Gegend zu schützen. 1999 erklärte ihn die Regierung offiziell zum Nationalpark. Bonaire wurde 2007 von Forbes Traveller auf den vierten Platz der weltweit besten Tauchgebiete gewählt. Um dieses Paradies nicht zu gefährden, wurden strenge Regeln zum Schutze der Unterwasserwelt eingeführt. Die Tauchplätze der Hauptinsel sind fast allesamt vom Strand aus erreichbar. Und das ist es, was so schön ist hier, auch für uns Schnorchler!

Übrigens: «Dushi» ist ein Wort, das verschiedene Bedeutungen hat und für «Sweetheart, Babe, sexy, hello» oder für ein gutes Essen steht. Dushi Bonaire!!

Nach unserem Heimaturlaub finden wir die Lupina verstaubt, aber sonst in tadellosem Zustand an. In der Marina war sie sehr gut aufgehoben. Nun aber wollen wir raus an eine Boje, weil man dort direkt ab dem Schiff ins glasklare Wasser tauchen kann. Geht aber nicht, da anfänglich alle Bojen besetzt sind. Ankern ist aus Naturschutzgründen verboten. Über Funkkanal 77 melden wir uns bei einer selbst organisierten Seglerkommunity und melden unseren Bojenbedarf an. Es gibt offenbar auch ein paar andere Schiffe in der Marina, die an eine Boje wollen, es ist also Geduld gefordert. Macht nichts, wir haben Zeit 😊

Wir nutzen die ruhige Marina für ein paar Inspektionsarbeiten am Schiff. Hier überprüft Köbi das Rigg unseres Schiffes. Am Spi-Fall (Seil, mit dem das Spi-Segel hochgezogen werden kann) zieht Pia Köbi mit Hilfe einer Winsch in den Mast hinauf. Köbi prüft Drahtseile und Verbindungen auf Beschädigungen oder Verschleiss. Es ist alles in bester Ordnung
Und so sieht die Welt von ganz oben aus: Köbi oben, unten Lupina und Pia ganz klein hinten auf dem Schiff
Wir borgen uns Angela’s (Pia’s Tochter) Auto, und machen uns auf Erkundungsfahrt. Für uns faszinierend sind vor allem die baumgrossen Säulen- und Kandelaberkakteen, die auf der ganzen Insel zu finden sind
Aber auch die Fauna ist sehr faszinierend und sehenswert: Leguane, die bis zu 1.5 Meter lang werden können (dieser Kerl ist aber etwas kleiner) …
… grün-gelbe Papageien, die sich von Kakteenfleisch ernähren
… diverse Echsen. Diese blauschwänzige Eidechse wäre etwa 50 cm lang. Sie hat ihren Schwanz wohl an einen Vogel verloren. Macht nichts, dieser wächst ja wieder nach
Die Säulenkakteen wurden und werden als Material für ziegensichere Hecken verwendet. Ziegenzucht war früher ein wichtiges Einkommen für die Einheimischen. Nebst Fleisch und Milch war dabei der Mist ein wertvolles Exportprodukt. Tagsüber weideten die Ziegen auf dem offenen Land, am Abend wurden sie in diese engen Kakteenpferche eingeschlossen. Den Dung, den sie hinterliessen, wurde auf der ganzen Insel gesammelt und mit Schiffen exportiert. Er galt vor allem auf den umliegenden Karibikinseln als wertvoller Dünger für die Zuckerrohrplantagen
Nebst dem Bewundern der Natur schauen wir gerne auch lokalen Sport. Hier ist es Wind-Surf-Go-Carting, ein umweltfreundliches Autorennen ohne Lärm und vom Wind angetrieben
Oft geniessen wir einfach nur die Ruhe und das Nichtstun (hier in der Hangout Bar beim Jibe City Surf Spot)
Der Süden von Bonaire ist geprägt durch riesige Salzseen, wo auch heute noch viel Salz gewonnen wird. Je salzhaltiger das Wasser wird, umso rötlicher ist seine Färbung. Eine Algenart, die nur bei sehr hohem Salzgehalt vorkommt, ist verantwortlich dafür
Bevor es Maschinen gab, musste die Arbeit zur Salzgewinnung von Sklaven aus Kolumbien, Peru und ganz wenige aus Afrika, erledigt werden. In diesen kleinen Häuschen, die innen zu unserem Erstaunen relativ kühl bleiben, durften sie wohnen
Heute wird das Salz über ein langes Förderband zu einem Pier gefördert und auf Schiffe verladen
Es gab früher verschiedene Salzqualitäten. Damit die Schiffe wussten, wo sie ankern sollten um die für sie bevorzugte Qualität zu laden, wurden am Ufer spitze Pyramiden errichtet, die mit unterschiedlicher Farbe bemalt wurden. Diese waren für ein Schiff schon von grösserer Distanz gut zu erkennen. Frauen trugen das Salz in Behältern auf ihren Köpfen über temporäre Stege zu kleinen Ruderbooten und schütten es dort hinein. Die Boote brachten dann das «weisse Gold» zu den vor Anker liegenden Frachtschiffen
Diese Pyramiden sind über rund 1km entlang dem Ufer verteilt und befinden sich auch heute noch in gutem Zustand, obwohl sie ihre wegweisende Funktion mittlerweile verloren haben
Über eine Woche lang warten wir in der Marina auf eine Boje. Das tut unserer guten Laune aber keinen Abbruch. Wir geniessen das süsse Nichtstun mit Lesen …
… mit Schnorcheln ausserhalb der Marina am Korallenriff …
… oder sogar einmal wie ganz normale Badegäste in der Strandanlage eines Hotels
Auf unseren Erkundungen dem Ufer entlang sehen wir immer wieder abgestorbene Fächerkorallen. Vor allem in Bereichen mit starker Strömung und grossen Wellen finden wir viele dieser labilen Lebewesen
Ein Warnsignal am Strassenrand, das es wohl nur auf Bonaire gibt!
Rosafarbene Flamingos – eines der Wahrzeichen von Bonaire. Ihre rosa-pinkige Gefiederfarbe erhalten sie durch ihre Nahrung, die zu einem grossen Teil aus den hier vorkommenden rötlichen Algen besteht
Auch wild lebende Esel gibt es auf Bonaire viele
Mit ein paar Karotten kann man schnell neue Freunde gewinnen 😊
In dieser Jahreszeit ist es immer noch sehr trocken
Der Boden ist überall mit einem fast halben Meter hohen Dornengestrüpp bedeckt, dazwischen wachsen die Säulenkakteen. Nicht gerade einladend für Wanderungen quer durch die Insel
Eine sehr charakteristische Baumart ist der Divi-Divi-Baum, der seine Krone wie eine Fahne nach dem konstant blasenden Passatwind richtet. Im Bild sehen wir den längsten Baum auf der Insel: 28 Meter beträgt die Distanz von Stamm (rechts im Bild) bis zur Kronenspitze. Den höchsten Baum gibt es hier nicht sondern den längsten, weil Bäume flach am Boden entlang und nicht in die Höhe wachsen
An der Wind und Wellen ausgesetzten Ostküste liegt überall Schwemmholz, auch Drift-Wood genannt. Dieses Holz stammt definitiv nicht von Bonaire und wurde vom Atlantik hier angespült. Schon eindrücklich, welch lange Reise das Holz, das vermutlich aus Venezuelanischen oder Brasilianischen Regenwäldern stammt, bis hierher zurückgelegt hat
Lokale Künstler verwandeln das angeschwemmte Drift-Wood in bunte Orientierungsschilder
Denkmal für das in der Nacht vom 15. Dezember 1979 in diesem Küstenbereich an den schroffen Felsen zerschellte Holländische Floss «Sterke Yerke III». Das Floss war 137 Tage vorher in Friesland (Holland) mit Ziel Curaçao gestartet. Dank der schnellen Hilfe einiger einheimischer Bewohner überlebte die 4-köpfige Besatzung das Unglück
Und dann endlich ist es so weit!! Es wird eine Boje frei und wir zügeln von der Marina raus in den Bereich des Korallengürtels. Es hat hier draussen einige Schiffe, die schon mehrere Wochen hier liegen und noch ein paar Monate bleiben wollen. Es ist fast wie eine kleine Dorfgemeinschaft und wir fühlen uns sofort wohl hier mitten unter den anderen Booten. Beim Schnorcheln, Tauchen, SUP oder Dinghi Fahren, alle Segler grüssen einander, fragen nach wie es geht, man lässt sich in ein Gespräch verwickeln oder sagt kurz Danke und weiter geht’s
Unser neues Spielgerät: ein aufblasbares SUP. Nach etwas Übung geht es auch bei starkem Wind
Die letzte geplante Arbeit am Schiff wird durchgeführt: Putzen des Unterschiffes. Trotz des speziellen Farbanstriches (= Antifouling), der das Festhalten von Pflanzen und Tieren verhindern soll, hat es mittlerweile doch einige Muscheln, die sich hartnäckig an der glatten Oberfläche festgesaugt haben. Köbi muss mit einer harten Spachtel bewaffnet unter das Schiff tauchen und die Muscheln und anderen Bewuchst wegschaben. Über einen 15 Meter langen Schlauch wird er vom gelben Kompressor mit Frischluft versorgt. Nach zwei Tagen ist unser Schiff unten nun wieder blitz blank sauber
Wir kriegen Besuch auf der Lupina
Aus Angst um unser sauberes Verdeck verscheuchen wir den Pelikan mit lautem Klatschen. Widerwillig hebt er ab
Mutter und Tochter geniessen die Tage zusammen
Blick von der Hafenmole über das Bojenfeld Richtung Westen. Am Sonntag, 21. Juli, legen wir ab und fahren der Sonne nach. Unser nächstes Ziel ist Aruba
Zuerst verabschieden wir uns aber noch ordentlich feuchtfröhlich und mit guten alten Hits aus dem Lautsprecher von neuen Segelbekannten, SY Taku (Etta und Bob, links neben Pia) und SY Kopano (Teresa und Rudy, links im Bild)

Dushi Bonaire, bye bye, wir kommen bald wieder!! Ende August sind wir wieder zurück und freuen uns auf unseren nächsten Besuch aus der Schweiz.

Nach Ferien in der Schweiz zurück auf der Lupina

Am vergangenen Wochenende gingen unsere Ferien in der Schweiz zu Ende und seit Montag, 1.7.2019, wohnen wir wieder auf der Lupina. In der Schweiz haben wir eine wunderbare aber auch intensive Zeit verbracht mit allerlei Aktivitäten. Da wir unsere eigene Wohnung vermietet haben, hausten wir zuerst für zwei Wochen bei Freunden und dann bei Sohn Jan und seiner Familie. War das Wetter vor unserer Ankunft noch kalt und regnerisch, kehrte es mit unserem Eintreffen schlagartig und es wurde sonnig und warm. Kein Witz sondern wahr: am Abend unserer Landung verkündete der Wetterfrosch am Fernsehen, dass das Hoch «Pia» von Westen kommend stabiles schönes und warmes Wetter bringen wird. Die Vorhersage traf ein und die Temperaturen waren zeitweise sogar höher als in Bonaire.

Unsere Heimat: das Dorf Wölflinswil mit etwas mehr als 1’000 Einwohnern liegt schön eingebettet zwischen den Jurahügeln im oberen Fricktal
Das Fricktal ist berühmt für seine Kirschen. Bei unserer Ankunft waren diese aber noch nicht ganz reif und wir mussten uns etwas gedulden, bevor wir diese leckeren Früchte direkt ab Baum essen konnten
Die ersten Tage waren wir oft am Bürotisch und erledigten, was wir uns für die Schweiz aufgeschoben hatten. Unter Anderem galt es, die Steuererklärung für das Jahr 2018 auszufüllen und einzureichen
Einer der Gründe für unseren Heimaturlaub: die Taufe von Enkelin Luisa, die im Februar zur Welt gekommen ist und die wir erstmals in die Arme nehmen durften. Leider fiel in unseren Aufenthalt auch die Beisetzung von Pia’s Vater, der in der Woche vor unserer Heimreise nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben war
Und dann endlich waren die Kirschen reif! Hier zeigen wir einer Brasilianischen Familie, die wir vor Jahren durch eine Austauschstudentin bei uns kennen gelernt haben, wie fein die Früchte schmecken, wenn sie direkt ab Baum gegessen werden
Darauf haben wir uns am meisten gefreut: auf unsere Grosskinder! Hier unternehmen wir eine kleine Wanderung in den nahen Wald zum bräteln. Der Aufstieg ist steil und das Wetter heiss. Die Rast auf der schattigen Bank mobilisiert neue Kräfte
Opi Köbi zeigt Jael, wie man mit einem einzigen Streichholz ein Feuer machen und dann feine Würste darauf braten kann
Etwas später während unserer Ferien gab es wieder ein Grillfest im Garten vor dem Haus. Diesmal waren Köbi’s Untermieter unsere Gäste
Für Köbi das Highlight: Eidgenössisches Turnfest in Aarau. Der Männerturnverein Wölflinswil hatte es sich zum Ziel gesetzt, in der obersten Liga, der 1. Stärkeklasse, zu starten. Da es mit den Leuten knapp war, wurde Köbi als langjähriger und Turnfest erfahrener Turner kurzfristig angefragt, ob er mitmachen will. Keine Frage!! Trotz verletztem Finger klappte es perfekt. Ein selber gebastelter Fingerschutz und ein paar Klebstreifen schützten die immer noch sensible Fingerkuppe. Der Wettkampf verlief dann sensationell gut und mit einer Punktezahl von 29.85 (von maximal 30 möglichen Punkten) durfte der 4. Schlussrang gefeiert werden. Selbstverständlich wurde diese Leistung, wie es sich für richtige Turner gehört, gebührend begossen 😊😊
Auch etwas Schweizer Folklore durfte nicht fehlen. An einer Geburtstagsfeier in Engelberg zeigte uns die Dorfjugend spontan, was sie musikalisch drauf hat
Am 1. Juli um 4 Uhr in der Früh hiess es dann Abschied nehmen. Von Basel aus flogen wir via Amsterdam zurück nach Bonaire …
… wo wir am selben Tag kurz vor dem Eindunkeln unsere Lupina stark verstaubt aber sonst in perfektem Zustand auf uns wartend vorfanden

In den nächsten Tagen kommen wir jetzt einfach wieder an, werden Bonaire etwas erkunden und schmieden dann weitere Pläne. Wir halten euch auf dem Laufenden.

410 Seemeilen weiter und wir sind in Bonaire

Am 21. Mai um 4 Uhr nachmittags ziehen wir unseren Anker hoch, setzen Schmetterlings-Besegelung (Grosssegel auf Backbord mit Bullentaille gesichert, Genua auf Steuerbord mit Spi-Baum gesichert) und rauschen von Grenada ab in Richtung Bonaire. Zwei Dinge sind diesmal etwas anders wie sonst: einerseits ist Köbi’s Finger noch nicht einsatzfähig und Arbeiten, zu denen es beide Hände braucht, müssen mit Pia’s Unterstützung erledigt werden. Andererseits hört und liest man von Piraterie entlang der Venezuelanischen Nordküste. Dies ist eine Folge der politischen Unruhen in Venezuela, die einher geht mit Verwahrlosung, grosser Armut und Anarchie. Eigentlich wollten wir uns entlang der wunderschönen Venezuelanischen Inseln bis nach Bonaire westwärts hangeln. Es gibt auch Segler, die das jetzt noch tun. Wir aber wollen das Schicksal nicht herausfordern, machen einen grossen Bogen um das Risikogebiet herum und halten mindestens 35 Seemeilen Abstand. In diesem Abstand werden wir auf dem Radar nicht gesehen. Zudem schalten wir bei der Vorbeifahrt unser AIS Sender aus. Einzig das Positions-Licht behalten wir nachts an. Da dies aber nur etwa maximal 10 Seemeilen weit sichtbar ist, sehen wir darin keine Gefahr.

Für einmal muss Pia die Kontrollgänge an Deck machen. Dazu braucht es beide Hände, vor allem wenn der Wellengang wie zu Anfang der Reise etwas hoch ist

Bei der Überfahrt haben wir einen guten achterlichen Wind, manchmal zwar fast etwas wenig, was uns aber lieber ist als zu viel. Wir können die ganze Zeit unsere Segelstellung belassen und immer unter vollen Tüchern fahren. Erst als wir gegen Bonaire kommen und südwärts abdrehen, verstellen wir unsere Segel zum ersten Mal wieder. In unserer letzten Nacht auf See bringt ein Fischerboot unsern Puls (genau genommen Pia’s Puls, da sie gerade Wache schiebt) doch noch ein wenig auf Trab. Das Fischerboot hält von vorne fast genau auf uns zu. Wir sehen ihn zum ersten Mal auf dem Radar in etwa acht Meilen Distanz. Als er in vier Meilen Distanz zu uns immer noch in unsere Richtung fährt, denken wir schon an Piraten und legen uns Abwehrstrategien zurecht. Die ersten beiden Massnahmen, Lichter löschen und 20 Grad Kursänderung nach Norden, leiten wir auch gleich ein. Zu unserer weiteren Beunruhigung stoppt das Fischerboot in etwa zwei Meilen Distanz zu uns, bleibt ein paar Minuten stehen, und fährt dann einen Kreis. Wir sind nur noch 1,5 Meilen von ihm weg, als er beginnt, seinen alten Kurs, der rund eine Seemeile südlich an uns vorbeizieht, wieder aufzunehmen. Wir beobachten sein Verhalten genau und stellen erleichtert fest, dass er seinen Kurs fortsetzt, als er uns passiert hat. Immer noch etwas vorsichtig nehmen wir den alten Kurs wieder auf, und Köbi, der zur Sicherheit geweckt wurde, legt sich wieder schlafen. Je näher wir an Bonaire kommen und je mehr kommerzielle Schiffe um uns herum sind, umso entspannter wird für uns die Fahrt.

Überquerung der Hoheitsgrenze von Bonaire. Wie immer setzt Pia zu Ehren des Gastlandes die neue Hoheitsflagge unter den steuerbordseitigen Saling (= Querverstrebung am Mast)
Und dann sind wir da! Schon vor dem Einklarieren fällt uns Angi, Pia’s Tochter, die in Bonaire lebt, um den Hals – welcome to Bonaire!!
Angi arbeitet auf der windsicheren Ostseite von Bonaire in einem in der Surferszene hoch gehandelten Surfspot

In Bonaire ist das Ankern zum Schutz der Korallenbänke strikte verboten. Wir finden das gut und respektieren diese Anordnung. Entlang der Westküste hat es viele vom Staat gesetzte Bojen, an denen man gegen eine kleine Gebühr von 10 US$ pro Tag festmachen kann. Wir legen unsere Lupina direkt vor die Hauptstadt, Kralendijk. Kaum sind wir an der Boje fixiert, werden wir schon von Annette und Michael von der Segelyacht Limelight, die wir in Grenada erstmals getroffen haben, begrüsst. Sie sind einen Tag vor uns nach Bonaire gesegelt. Auch das Schweizer Schiff SY Yum Yum mit dem Basler Skipper Mirko und seiner Begleiterin Anja sehen wir an einer Boje nicht weit von uns. Wir freuen uns, dass beiden Schiffen die Überfahrt ebenfalls ohne Probleme gelungen ist. Am meisten aber freuen wir uns am Wasser hier. So klares Wasser wie jetzt auf Bonaire haben wir auf unserer ganzen Reise bisher nie angetroffen. Schnorcheln macht richtig Spass. Direkt unter unserem Schiff fällt der Meeresboden steil von rund 5 Meter auf 10-15 Meter ab. Entlang dieser Riffstufe schwimmen tausende von herrlich bunten Fischen. Ab und zu zieht ein grösserer (= mehr als ein Meter langer) Raubfisch seine Kreise dem Riff entlang und man kann die Verteidigungstaktik der möglichen Beutefische beobachten. Wir geniessen es, direkt vom Schiff aus tauchen und schnorcheln zu können.

Auch mit verletztem Finger, der bis jetzt gut am Heilen ist, gibt es die geeignete Schnorcheltechnik

Ab 28. Mai haben wir einen Liegeplatz in der Harbour Village Marina gebucht, wo wir das Schiff für die Zeit, in der wir unserer Heimat einen Besuch abstatten, festmachen können. Bevor wir das machen, wollen wir Angi aber noch die Gelegenheit geben, unsere Lupina in Aktion zu erleben.

Köbi holt Angi und ihren Surf-Kollegen Ralf, der auch mal gerne auf einem Segelschiff mitfahren möchte, am Morgen mit dem Dinghi von einem nahe gelegenen Steg ab und bringt die neuen Matrosen an Bord
Mutter, Tochter und Skipper freuen sich mächtig über den Besuch auf der Lupina
Dann lösen wir die Lupina von der Boje los, setzen Ralf ans Steuer, und los geht es für ein paar Stunden um eine kleine, vorgelagerte Insel (mit dem sinnigen Namen «Klein Bonaire»)
Pia hat sichtlich Spass an der jungen Seemannschaft
Nach einem wunderschönen Segeltag heisst es «ab in den Stall» – oder wohl besser «ab in die Marina», wo wir unsere Lupina sicher an dem uns zugewiesenen Pier festmachen
Die letzten Tage vor unserer Abreise geniessen wir mit unseren Seglerbekanntschaften, und Pia stellt ihre Back- und Kochkünste unter Beweis. Hier geniessen wir gerade mit Annette und Michael von der SY Limelight eine göttliche Mousse au Chocolat und nehmen gleichzeitig Abschied von der sympathischen Crew. Sie ziehen nun bald weiter und sind wohl schon in Kolumbien, bis wir aus der Schweiz zurückkommen
Immer wieder werden wir nach Köbi’s Finger gefragt: die Wunde ist nun seit vier Tagen trocken und die Gefahr einer Infektion ist somit gebannt. Ab jetzt gilt es, die Narbe mit einer geeigneten Salbe geschmeidig zu halten, so dass möglichst viel der Fingerkuppe nachwachsen kann. Köbi bei seiner täglichen Prozedur …
… währenddem Pia bereits am Packen ist für die Heimatferien

Den ganzen Monat Juni werden wir in der Schweiz verbringen um Familien, Freunde und Bekannte zu besuchen. Ab 1. Juli geht es dann hier wieder weiter. Was uns dann erwartet, wissen wir schon recht genau:

Viel Zeit im wunderbar klaren Wasser verbringen (übrigens: wer hat die Schildkröte unten im Bild gesehen? 😉)
Und dann hat Angi noch vor, uns Surfen beizubringen. Hier zeigt sie uns, wie es geht! Uns ist jetzt schon etwas mulmig davor 😊😊

Grenada – «die Gewürzinsel»

Grenada ist die südlichste Insel der Kleinen Antillen. Sie wurde bei der 3. Entdeckungsfahrt 1498 von Columbus entdeckt und erhielt zuerst den Namen «Concepcion». Später gaben ihr dann Spanische Seeleute den heutigen Namen, weil ihre üppig grüne Landschaft und die hügelige Kontur sie stark an Granada in Andalusien (Spanien) erinnerte. Die Engländer beliessen den Namen, als sie die Insel 1609 zu ihren Kolonien hinzufügten. Danach gab es das klassische Szenario: die einheimische Bevölkerung ermordeten und kochten ein paar der Eindringlinge, den Rest warfen sie ins Meer zurück. Erst 1650 gelang es den listigen Franzosen, sich mit ein paar Gelagen und viel Alkohol bei den Einheimischen einzuschmeicheln. Als diese es merkten, war es schon zu spät und sie fanden sich von der Französischen Armee im Norden der Insel auf eine Klippe zurückgedrängt. Gemäss Geschichtsaufzeichnungen warfen sich damals viele Insulaner lieber stolz ins Meer, als sich den Franzosen zu ergeben.

Nachdem die einheimische Bevölkerung praktisch vernichtet war, stritten sich auch hier die Franzosen und Engländer über 100 Jahre lang um die Vorherrschaft. Erst im Vertrag von Versailles fiel Grenada 1783 definitiv an die Engländer. Dank der nährstoffreichen, fruchtbaren Vulkanerde und regelmässigen Regenschauern wuchs hier fast alles, was von den Sklaven damals für die Plantagenbesitzer anpflanzt wurde. Nachdem die Sklaverei abgeschafft war und sich die Grossgrundbesitzer aus dem Staub gemacht hatten, wurde das Land an die Einheimischen, meist ehemalige Sklaven, verteilt. In der Folge entwickelte sich eine rege, vielseitige Landwirtschaft mit diversen Früchten wie Bananen, Mango, Papaya und vielen Anderen, daneben Kokosnuss, Zuckerrohr, alle Arten von Gemüsen und Gewürzen, darunter die berühmte Muskatnuss. Anlehnend an die Letztere wird Grenada heute auch liebevoll «die Gewürzinsel» genannt. 1974 wurde Grenada ein eigenständiger Commonwealth Staat. Nach anfänglichen innenpolitischen Streitigkeiten, der Einmischung von Russland (via Kuba) und der USA und einer grossen Rezession, geht es seit Ende der 90er Jahre wieder steil bergauf, und Grenada zeigt sich heute als eine der fortschrittlichsten Inseln im ganzen Antillenbogen. Uns ist gerade dies im Vergleich zu den anderen Inseln aufgefallen. Zeigten sich andere Inseln auf unserem Weg doch eher ärmlich und spärlich entwickelt, überrascht uns Grenada mit ihrem Wohlstand, guter Versorgung und funktionierender Infrastruktur. Auf den meist ordentlich ausgebauten Strassen fahren viele, zum Teil auch modernere Autos, dementsprechend ist es auch laut und irgendwie hektisch. Nach vier Monaten «Ruhe» für uns sehr gewöhnungsbedürftig.

In den ersten Tagen ist Köbi mit seinem havarierten Finger Patient einer lokalen Arztpraxis. Im Bild das spartanisch aber durchaus zweckmässig ausgerüstete Besprechungszimmer, das gleichzeitig auch als OP Raum für kleinere Eingriffe dient

Köbi’s Finger hält uns nicht davon ab, diverse Ausflüge auf der Insel zu unternehmen. Nachdem wir die Ostseite schon ergiebig von Land und Meer aus besucht haben (siehe letzter Bericht), waren nun die Westseite, der Süden und das Zentrum der Insel unsere Ziele.

Diamond Schokolade Fabrik: Von der Prickly Bay fahren wir mit dem öffentlichen Bus via die Hauptstadt St George’s fast eine Stunde auf kurviger Strasse der Westküste entlang nach Norden und besuchen die Diamond Schokoladenfabrik bei Victoria im Nordosten von Grenada. Das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert war ursprünglich eine Rumdestillerie, die von Französischen Mönchen gebaut wurde. In den letzten Jahrzehnten diente es als Rösterei für Kakao-Bohnen, die dann exportiert wurden. Der Wunsch nach einer höheren lokalen Wertschöpfung, bei der nach der Röstung die Bohnen direkt selber zu Kakao verarbeitet werden, liess dann ein paar einheimische Unternehmer 2014 das alte Gebäude mit einer kleinen Schokoladenfabrik ergänzen
Die Diamond Schokolade Fabrik steht mitten in einer Kakao-Plantage. Kürzer geht der Produktionsweg nicht mehr! Rund 80 Personen arbeiten in der Plantage, der Rösterei und der kleinen Schokoladenfabrik. So sieht eine Kakao Frucht aus. Sie wächst direkt am Stamm oder den dicken Zweigen eines Baumes
Die Kunst ist es, den richtigen Reifegrad der Frucht zu erwischen. An der Farbe erkennt der Pflücker, welche Frucht genau richtig gereift ist, bevor sie gepflückt wird
Eine kleine Auswahl der von den Bauern selber produzierten Schokoladen. Wir haben sie probiert und können bestätigen: lecker!! In der Diamond Schokoladenfabrik wird diese abgestuft mi mit einem Kakaoanteil zwischen 50% bis 100% produziert. Für uns schmeckt die Mischung mit 60% Kakaoanteil am besten, vor allem die mit Muskatnuss gewürzte! 😊 Im Vergleich zur Schweizer Schokolade hat die Schokolade von Grenada einen leicht höheren Schmelzpunkt und behält ihre Form auch bei Temperaturen um die 30 Grad, was hier natürlich sehr wichtig ist
Auf der Wanderung zum Mt Airy. Schöner Pfad mitten durch den Wald. Die feuchten, rutschigen Blätter auf dem steilen Pfad und die überstehenden Armierungseisen bei den Holzstufen machen den sonst schönen Spaziergang etwas zur Herausforderung
Blick über die Prickly Bay. Die Lupina schaukelt mit vielen anderen Schiffen friedlich in den Wellen
Nachmittägliche Kochlektion im Dodgy Dock, True Blue Bay. Wir haben das Treiben amüsiert aus sicherer Distanz von der Bar aus verfolgt. Wenn das Sprichwort «never trust a thinny cook» etwas Wahres hat, dann braucht sich diese Köchin im pinken Shirt keine Sorgen um das Vertrauen ihrer Kunden zu machen
Wandern in den Tropen gibt Durst – sogar bei Pia. Leider hat diese Mikrobrauerei vor Ort in der True Blue Bay Marina geschlossen
In der morgendlichen Funkrunde über Kanal 66, wo sich Segler wie wir über das lokale Geschehen des Tages informieren können, bietet unter anderem «Fast Manicu» seine Dienstleistungen an. Er füllt Gasflaschen auf und liefert gegen Bestellung Lebensmittel. Wir testen ihn mit unserer leeren Gasflasche – das klappt perfekt und günstig. Also trauen wir ihm auch eine wichtigere Bestellung zu: Biernachschub! Auch das klappt tadellos, wie man sieht. Das letzte eingekaufte Bier von Gran Canaria ist soeben zu Ende gegangen 😊😊
Nur eine kurze Fussmarschdistanz von der Prickly Bay Marina entfernt liegt die West Indies Brewery, ein Pub mit einer eigenen Brauerei (vielen Dank an die Invia Crew für diesen Tipp 😊). Mit Annette und Michael von der Segelyacht Limelight probieren wir uns durch die rund 12 verschiedenen Biere und lernen dabei ein interessantes Seglerpaar kennen, das auch in Richtung ABC Inseln (Aruba, Curacao, Bonaire) unterwegs ist
Morne Rouge Beach, Grenada: an der Südwestküste von Grenada reiht sich eine wunderbare Badebucht an die andere
Spice Island Beach Resort: aus der Fototafel erfahren wir, dass das Englische Königshaus hier regelmässig Gast ist, letztmals im 23. März 2019 (2. Bild oben rechts), also genau drei Tage, nachdem Prince Charles in St. Vincent den «Soufriere Tree» gepflanzt hat (der geneigte Leser unserer Home Page erinnert sich sicher an das Bild 😉). Wir sind froh, dass wir keine Berühmtheiten sind und unbehelligt von Paparazzi mit farbenfrohem Hemd und Flip-Flops an den Füssen durch das Resort-Areal (das wirklich sehr schön ist) schlendern können
Bevor wir uns an die Südwestseite von Grenada verlegen geniessen wir den letzten Abend in der Prickly Bay Marina bei BBQ …
… und Steel Drum Band
In der Prickly Bay hatten wir einen idealen Liegeplatz, gut geschützt und perfekter Ankergrund. Aber das Wasser hier ist immer trüb und reich an Mikroorganismen. Nach kurzer Zeit war unsere Kette dick mit Algen bewachsen und unser Dinghi, das bisher sauber war, unten belegt mit einer hartnäckigen Algen- und Muschelschicht. Dank Pia’s intensivem Putzeinsatz unter gleissender Sonne wird unser Beiboot aber fast wieder wie neu 😊
Zum Abschluss unseres Grenada Besuches ankern wir noch für drei Tage vor St George’s im Südwesten der Insel. Von hier aus starten die meisten Buslinien, die den Rest der Insel mit der Hauptstadt verbinden. Idealer Ausgangspunkt für eine Inseltour. Wir haben uns eine besonders abenteuerliche Wanderung ausgesucht. Sie beginnt beim Grand Etang, einem Vulkankratersee im Zentralen Gebirge
Der Wanderweg folgt dem Kraterrand, meist genau auf dem Scheitelpunkt: auf beiden Seiten geht es steil runter. Im Hintergrund der Kratersee Grand Etang. Wir kommen recht ins Schwitzen bei 30° Celsius und 75% Luftfeuchtigkeit. Zum Glück weht hier oben auf den Bergen immer ein kräftiger Passatwind, der die Hitze für uns gut erträglich macht
Weiter geht der Wanderweg zum 722 Meter hohen Mount Qua Qua. Man beachte, dass wir für diese Wanderung wieder die Wanderschuhe ausgepackt haben. Von anderen Seglern hatten wir erfahren, dass der Weg nichts für Flip-Flop ist! 😊
Danach folgt ein steiler Abstieg im dichten Urwald, entlang einem Bergbach, der immer mehr Wasser führt, je weiter wir nach unten steigen
Ab und zu müssen wir durch das Flussbett durch. Wir sind froh, führt es nicht mehr Wasser. Hätte es heute Morgen stark geregnet, wäre das Durchkommen unmöglich
Das Ziel der Wanderung: der Concorde Wasserfall. Bei unserem Besuch ist der Park um den Wasserfall total menschenleer. Die Kreuzfahrtschiffe sind nun, bevor die Hurrikan Saison beginnt, aus der Karibik Richtung Europa und Asien verschwunden. Ausser ein paar Seglern hat es nur noch wenige Touristen. Die freundliche Parkwächterin ist daher auch erfreut, dass sie Besucher bekommt. Als sie erfährt, dass wir die rund dreistündige Wanderung vom Grand Etang her über den steilen Kraterrand hinunter zu ihr bewältigt haben, erlässt sie uns kurzerhand den fälligen Eintrittspreis. Zur «Kompensation» kaufen wir aber ein paar Gewürzmischungen von ihrem Besucherladen ab. Ein sehr sympathisches und fröhliches Lachen strahlt uns an
Auf Schritt und Tritt wird man in Grenada von einem feinen Duft verfolgt, den Pia rasch als Muskatnuss identifiziert. Muskat wächst wie Kastanien oder Nüsse auf Bäumen, die ähnliche Blätter haben wie ein Birnenbaum oder Zitrusbäume. Im Bild die Frucht, wie sie am Muskat-Baum wächst
Wenn man diese gelbliche Schale öffnet, kommt eine rötliche Frucht zum Vorschein
Diese Frucht wiederum lässt sich schälen, und zurück bleibt die Muskatnuss mit Schale
Diese Nuss wird nun geröstet, so dass die letzte Schale aufbricht und die bei allen Köchen gut bekannte Muskatnuss frei gibt. Gut verständlich, dass entlang von Strassen, wo Autoreifen die Nuss auf der Strasse zermalmen, dieser ganz charakteristische feine Duft überall in der Luft hängt

Im Karibikraum beginnt nun bald die Hurrikan Zeit, die bis Anfang November dauert. Einige Segler nehmen ihr Boot aus dem Wasser und lassen es an Land fest mit dem Boden verankern. Die meisten weichen aber aus der kritischen Zone aus in Gebiete mit wenig oder null Risiko. Dies ist grob gesagt entweder nördlich von Florida oder südlich von Grenada, also die Südamerikanische Nordküste. Wir haben entschieden, die Hurrikan Zeit auf den ABC Inseln zu verbringen (A: Aruba / B: Bonaire / C: Curaçao)

Mit den 15 besuchten Inseln der südlichen Kleinen Antillen (gelb markiert auf der Karte) haben wir erst einen kleinen Teil der Karibik gesehen. Nun fahren wir heute Dienstag, 21.5.2019, von Grenada weiter nach Bonaire. In welche Richtung wir von den ABC Inseln nach der Hurrikan Zeit weitersegeln ist noch nicht ganz entschieden. Die Karibik ist so riesig und spannend, vielleicht machen wir noch einmal eine Runde über die Dominikanische Republik zurück in die nördlichen Antillen. Mal sehen 😊

Wir freuen uns riesig auf Bonaire, wo wir Angela, Pia’s Tochter, endlich wieder mal sehen. Auf dem Weg dorthin müssen wir aber zuerst einen kleinen Bogen um die nördlichen Inseln von Venezuela machen, da es dort momentan nicht sicher ist und es in letzter Zeit mehrere Übergriffe auf Segelschiffe gegeben hat. Daher umrunden wir die Inseln nördlich mit einem guten Sicherheitsabstand. Ab heute Nachmittag sind wir unterwegs und wer uns live verfolgen möchte, kann das über das Menü «Aktuelle Position» gerne tun.

Grenada – der grüne Flash

Mittlerweile sind wir ganz im Süden der Insel Grenada angekommen und liegen zurzeit in der Bucht von Prickly Bay, vor Anker. Ankern wäre hier super einfach, wenn nicht überall diese oft von Privaten platzierten Bojen wären. Wenn immer möglich wollen wir ankern, denn dann wissen wir, was wir haben. Bei den Bojen ist der Zustand von Seilen und Ketten oft fraglich und immer wieder liest man, dass sich eine Boje losgerissen hat, und die daran hängende Yacht irgendwo auf einem Riff gestrandet ist. Allerdings ist Ankern inmitten eines Bojen Feldes auch nicht gerade ratsam, denn an der Boje bewegt sich ein Schiff viel weniger als wir an der Kette. Deshalb haben wir auch hier einen freien Platz gerade ausserhalb des Bojen Feldes für unseren Anker gewählt und liegen nun halt rund einen halben Kilometer weg vom Steg, wo wir mit unserem Dinghi anlanden können. Ist aber weiter kein Problem, denn das Wasser in der Bucht ist relativ flach und die Wellen gering.

Aber nun der Reihe nach: als wir letztes Mal berichtet haben, lagen wir auf der Ostseite der Insel in Grenville vor Anker. Unser Plan war, da ein paar Tage zu bleiben und die Ostseite und den Norden von Grenada von dort aus zu erkunden. Wir mussten da aber feststellen, dass die Anlegemöglichkeiten für das Dinghi sehr schlecht waren. Wir wollten nichts riskieren mit Köbi’s Finger. Zudem war für die folgenden Tage eine starke Brise Richtung Land angesagt. Der Anker hielt zwar sehr gut und die Wellen wurden von den vorgelagerten Riffen weitgehend aufgehalten, trotzdem entschieden wir bereits nach einer Nacht, uns von Grenville ohne direkten Landgang zu verabschieden, um weiter südlich in einer der tief einlaufenden und nach Süden ausgerichteten Buchten Schutz vor Wind und Welle zu suchen. In der Bucht von St Davids Harbour, rund 10 Seemeilen südlich, fanden wir eine sehr schöne, idyllische Bucht, wo es uns gefiel und wir mit unserer Lupina ankerten.

Nachdem wir Carriacou verlassen haben, müssen wir nun den Verband an Köbi’s Finger alle zwei Tage selber wechseln, bis die Wunde verschlossen ist. Medizinisches Material haben wir ausreichend an Bord, und von Nelly (siehe Berichte aus den Kanaren), einer in solchen Dingen sehr erfahrenen Krankenschwester, erhalten wir dabei eine erstklassige Fernunterstützung. Vielen Dank Nelly!! Die von Nelly erhaltenen Anweisungen werden von Pia perfekt umgesetzt und die Heilung ist folglich auf gutem Weg 😊
St Davids Harbour ist eine tief ins Land reichende Bucht, die perfekt von den vorherrschenden Winden geschützt ist. Das Tal am Ende er Bucht ist von hohen Bergzügen umrandet und bietet daher im Falle eines Hurrikans guten Schutz. Grenada liegt zwar schon sehr südlich, ist aber immer noch in der Hurrikan Zone. Da die Wahrscheinlichkeit für dieses Naturereignis sehr gering ist, verbringen viele Yachten die Hurrikan Zeit (Juli bis November) auf Grenada. Zahlreiche Eigner lassen ihr Boot für diese Zeit einfach irgendwo gesichert an Land und reisen über den Sommer nach Hause. Hier in St Davids Harbour ist ein idealer Platz dafür. Über hundert Yachten sind bereits schon an Land und mit Gurten und Stahlseilen auf den Boden gesichert
Zufällig sehen wir eine Yacht aus der Schweiz, die «San Giulio» mit Antje und Beat, die wir ein paar Wochen vorher auf Union Island getroffen haben. Sie hatten uns damals erzählt, dass sie ihr Schiff für die Hurrikan-Zeit in Grenada aus dem Wasser nehmen wollen. Wenn wir es nun aber gesucht hätten, wir hätten es wohl nie gefunden
Statt mit unserem Dinghi besuchen wir Grenville nun mit dem öffentlichen Bus. Etwas ausserhalb vom St Davids Harbour führt die Hauptstrasse entlang der Ostküste und das Erwischen eines Buses ist kein Problem. Grenville selber vermag uns nur wenig zu fesseln und es gibt nicht wirklich viel Sehenswertes …
… ausser vielleicht diese Beschriftung, die auf eine Bar hinweist. Bei den vorherrschenden Temperaturen finden wir es genau richtig für uns und gönnen uns eine kleine Pause bei einem kühlen Bier
Danach geht’s weiter der Küste entlang. Wir sind beeindruckt und begeistert vom satten Grün der Bäume und Sträucher. Die letzten Inseln waren doch eher trocken und karg, aber Grenada ist mit seinen fast tausend Meter hohen Bergen in der Lage, die Feuchtigkeit aus den Passatwind Wolken zu kitzeln. Kurze, intensive aber warme Regenschauer sind in dieser Jahreszeit recht häufig
Wir wollen zu einem Wasserfall im Tropenwald (Mount Carmel Waterfall), der uns von Einheimischen empfohlenen wurde. Nachdem wir bald eine Stunde im feucht-heissen Klima auf einer schmalen Strasse bergwärts gekraxelt sind, wollen wir uns versichern, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Wir fragen einen älteren Mann am Wegrand. Seine Hand weist auf drei junge Burschen, die nicht weit vor uns von der Strasse in den Wald abbiegen. Mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht meint er, wir sollen einfach den Jungs folgen, diese gehen auch dorthin. Machen wir und erleben eine kurzweilige Wanderung zum Wasserfall. Immer wieder halten sie bei bestimmten Bäumen an, schütteln daran oder klettern hoch. Feine Früchte sind ihre Motivation, die sie uns fast etwas stolz zum Probieren reichen und uns zeigen, wie man sie am besten essen kann. Auf dem Bild sind nur noch die Flip-Flops des dritten Jungen zu sehen – dieser ist gerade in die Baumkrone gestiegen und wirft uns Früchte herunter
Am unteren der beiden Wasserfälle angelangt. Die Jungs, denen wir gefolgt sind, stürzen sich gleich ins kühlende Frisch. Ihre waghalsigen Sprünge vom steilen Ufer, oder die halsbrecherische Rutschfahrt über die glitschigen Felsen erinnert uns an die Jungs vom Turnverein zu Hause (allez les bleus!!). Köbi hätte gerne mitgetan – wenn da nicht sein Finger gewesen wäre! 😉
Am oberen, wohl etwas spektakuläreren der beiden Mt Carmel Wasserfälle. Man findet sie nicht in den Touristenführern und die Wege sind nicht markiert. Umso mehr überrascht es uns, dass wir hier Badehäuschen und viele Einheimische antreffen (wir sind die einzigen Touristen)
Mit dem Bus fahren wir weiter nordwärts zur River Antoine Rum Destillerie. Beim Eingang steht dieser arme Traktor und wartet auf einen Mechaniker, der weiss, wie er wieder zusammen gebaut wird. Da hätte Ruedi Plattner, der beste Landmaschinen Mech, den wir kennen, seine helle Freude daran 😊😊
Die River Antoine Rum Destillerie wurde 1785 gebaut. Seitdem wird hier Rum mit den gleichen Mitteln und nach dem gleichen Verfahren hergestellt. Hier sehen wir den Anfang des Prozesses, wo die soeben angelieferten Zuckerrohrstangen über ein Förderband aus Ketten und Holzbrettern in die Presse geschoben werden
In dieser Presse aus massivem Eisenguss, die in London hergestellt und per Schiff nach Grenada gebracht wurde, wird der Saft aus dem Zuckerrohr gepresst. Auf der linken Seite werden dann die ausgepressten Pflanzenreste aus der Maschine geschoben
Angetrieben wird das Ganze von einem grossen, eisernen Wasserrad, das wie die Presse ebenfalls aus England stammt. Die Kraft wird über Zahnräder, Wellen und Riemen an Presse und Förderband übertragen
Die ausgepressten Pflanzenreste werden mit diesem Schubkarren, der auf Schienen läuft, ins Freie gefahren, wo sie zwischen gelagert werden …
… um dann nach einigen Tagen Trocknung an der Sonne in diesem Ofen zu verschwinden
Der Ofen befeuert das «Pfannenhaus». Der ausgepresste Zuckerrohrsaft wird über Rohre in die erste von mehreren hintereinander liegenden Pfannen geleitet. Vom darunter liegenden Ofen werden diese unterschiedlich warm aufgeheizt und der Zuckerrohrsaft beginnt zu fermentieren. Die erste Pfanne ist am kühlsten, die letzte am wärmsten. Der Reihe nach wird der immer wärmer werdende Saft mittels einer grossen Holzkelle (von Hand) von einer Pfanne in die nächste geschöpft, bis die Fermentierung am Schluss den richtigen Grad erreicht hat
Nach der einige wenige Wochen dauernden Gärung (in grossen, offenen Becken) wird die Flüssigkeit gebrannt und destilliert. Auch diese gesamte Einrichtung stammt aus England und ist noch genau so, wie es ursprünglich aufgebaut wurde. Einzug der Steinofenbereich musste schon ein paarmal neu gemauert werden, und macht auch jetzt nicht mehr den besten Eindruck. Das Ergebnis des ganzen Prozesses: rund 600 Flaschen 75%igen Rum pro Tag. Exportiert wird nichts, alles bleibt auf der Insel und wird hier konsumiert. Wir kaufen zwei Flaschen für die Bordapotheke 😉
Unsere nächste Station nach der St Davids Bay ist die Le Phare Bleu Bay (Phare Bleu heisst: blauer Leuchtturm). Wir sind bereits vor Anker, als wir nochmals genau nachlesen, was es an Land so alles hier gibt. Pia stutzt etwas, als sie liest, dass die Namen der Hotelgründer «Jana und Dieter» sind. Sie setzt sich hinter den PC und beginnt zu suchen – und tatsächlich, sie hat recht! Per Zufall sind wir da gelandet, wo Jana Caniga (die bekannte 10 vor 10 TV Sprecherin) zusammen mit ihrem Mann 2006 ein Projekt gestartet und ihren Lebenstraum erfüllt haben
Le Phare Bleu: Fast ein wenig wie das Wahrzeichen der Anlage: ein altes Leuchtfeuerschiff aus der Nordsee, das hier nun in karibischem Wasser seinen Lebensabend fristen darf und mit seinem blauen Leuchtturm schon von weiter her den Weg weist
Jana und ihr Mann Dieter haben hier in der Le Phare Bleu Bay eine wunderbare Anlage erstellt mit Bungalow-Resort und Marina. Sie haben sogar ihr eigenes Segelboot am Steg, mit dem sie jahrelang ihren Gästen einen kleinen Segeltörn angeboten haben. Vor rund zwei Jahren haben die beiden sich aus dem Geschäft zurückgezogen, die ganze Anlage verpachtet, und geniessen nun ihren Lebensabend zurückgezogen in den Bergen von Grenada
Spaziergang vom Le Phare Bleu aus, kurz leicht den Berg hoch und dahinter folgt bereits der nächste Strand mit einsamer Bucht. Fjordartig reiht sich eine Bucht an die andere
In der Le Phare Bleu Marina sehen wir ein Schiff, das eine ältere Hallberg-Rassy (Marke unserer Lupina) ist. Das Schiff läuft unter Deutscher Flagge und macht einen guten und gepflegten Eindruck. Wir gehen kurz vorbei um Hallo zu sagen und zum Fachsimpeln. Auf Englisch (man weiss ja nie) fragen wir den im Cockpit sitzenden Mann. Dieser gibt zu unserem Erstaunen in Schweizerdeutsch Antwort. Er meint grinsend, er kenne uns. Wir sind perplex. Im folgenden interessanten Gespräch erzählt uns Hanspeter (so sein Name), dass er von Hornussen ist, ein Dorf nur 10 km von unserem Heimatdorf entfernt, und von uns gehört habe. Er segelt schon lange in den Karibischen Gewässern. Die «Wombat» sei mal sein Schiff gewesen. Er habe es aber verkauft, als es nach einer Reparatur durch einen Mechanikerfehler im Hafen versunken sei. Das Schiff hat dann aus verschiedenen Gründen mehrmals den Besitzer gewechselt und gehört nun einem Norddeutschen Eigner. Hanspeter hat in all den Jahren den Kontakt zum Schiff nie verloren. Hier sehen wir ihn beim Auslaufen aus der Marina. Zusammen mit zwei anderen Personen überführt er das Schiff für den Eigner via St. Maarten, Azoren in die Gegend von Kiel, wo es künftig segeln wird. Es hat uns sehr gefreut, ihn getroffen zu haben. Wir wünschen Gute Fahrt zurück über den Atlantik
Von der nächsten Bucht, der Mt Hartman Bay, machen wir eine Wanderung zur Hog Island. Auf dieser von Mangrovenwald bedeckten Insel war mal ein Hotelprojekt geplant. Die Brücke wurde bereits gebaut, dann aber das Projekt gestoppt. Gut so, finden wir, denn die Insel ist ein wunderschönes Naturreservat. Links und rechts der Brücke hat es gut geschützte Ankerbuchten zur Abwetterung bei Sturm

Über die Mount Hartman Bay, wo wir die zwei letzten Nächte vor Anker lagen, haben wir nun heute eine der berühmteren Buchten in der Karibik, die Prickly Bay, angesteuert. Hier liegen wir nun zwischen vielen anderen Schiffen vor Anker, in sicherem Abstand zu den Bojen Feldern. Morgen wollen wir dann von hier aus weitere Teile der Insel erkunden, bevor wir dann an die Westküste verlagern.

Carriacou zum Zweiten – die ungeplante Verlängerung

Eigentlich hatten wir geplant, nach Ostern Carriacou in Richtung Grenada zu verlassen. Der Zwischenfall mit dem Finger von Köbi zwingt uns nun eine kleine «Zwangspause» auf. Die Wunde muss anfänglich täglich, dann alle zwei Tage neu verbunden werden. Wir könnten das selber machen, haben alles notwendige Material dazu an Bord. Aber da es hier Kliniken und Gesundheitszentren gibt, die für solche Fälle da sind, nutzen wir lieber die lokale Infrastruktur. Noch eine kurzer Nachtrag zu den Kosten: die Notbehandlung der Wunde im Spital mit Reinigung, Desinfektion und Nähen kosteten 150 EC$ (rund 50.- CHF). Damit inbegriffen sind auch die Nachfolgebehandlungen, wie Verbandwechsel und Fäden ziehen. Allerdings wird dabei erwartet, dass der Patient das benötigte Verbandsmaterial selber in der Apotheke besorgt und mitbringt. Da über die Osterfeiertage die Apotheken geschlossen haben, greift man kurzerhand auf die im Gesundheitszentrum vorhandene Notreserve zurück: angebrochenes Material von anderen Patienten, die nicht mehr zum Verbandswechsel kommen.

Eine Woche nach Ostern findet in Carriacou ein weitherum bekanntes Kulturfestival statt: The Carriacou Maroon and String Band Music Festival. Ein kunterbuntes Programm, das einerseits so etwas wie ein Erntedankfest ist und seinen Ursprung in Afrika hat (Maroon), und andererseits gespickt ist mit Musikaufführungen aller Art
Ein wichtiger Teil des Maroon Festes ist das Teilen der Ernte in Form eines an alle Besucher gratis abgegebenen Essens, wie es die Bauern kennen. Wenn man an diesem Tag über die Insel fährt, sieht man überall Leute, die emsig das Essen vorbereiten (alles an offenen Feuerstellen draussen vor den Häusern). Auf dem Bild werden aus Maispolenta runde Kugeln gefertigt
Ab 4 Uhr am Nachmittag geht es los und dauert weit in den Abend hinein. Früher gab es Feuerstellen mit grossen Eisentöpfen drauf, aus denen die feinen Speisen geschöpft wurden. Heute ist es etwas zeitgemässer eine gut eingerichtete Fassstrasse mit grossen Aluschalen und Warmhalter, welche die hungrigen Mäuler gratis versorgt
Fassstrasse für das Maroon Essen, das aus Maispolenta, Reis, Gemüse, Fleisch (Poulet / Schwein / Beef) und Fisch besteht
Ausländische Besucher warten rücksichtsvoll, bis die Einheimischen ihre erste Ration abgeholt haben. Wir haben versucht, etwas für die feine Speise zu bezahlen, aber die Einheimischen waren fast etwas beleidigt über unsere Nachfrage nach einem Spendentopf. So haben wir es bleiben lassen und die feine Kost einfach so genossen.
Bei Einbruch der Nacht ein Fackelzug, der das nach Hause Kommen der Arbeiter vom Feld symbolisiert
Auf einer eigens dafür aufgerichteten Bühne folgt dann ein kunterbuntes Unterhaltungsprogramm, das die lokale Kultur von Carriacou widerspiegelt
Am Samstag das String Band Musik Festival in der dafür gesperrten Hauptstrasse in Hillsborough. Mit zum Teil selbst gefertigten Musikinstrumenten geht’s laut aber durchaus rhythmisch zur Sache. Diverse Bands buhlen um die Gunst des Publikums
Auf jeder Strassenseite stellt sich eine «Kuchenfrau» auf. Dazu gesellen sich dann die Musiker und ein Mann mit einer Fahne. Sie machen sich bereit für den «Fahnenkampf» und den «Kuchentanz»
Spannend, was da abläuft. Es mahnt uns etwas an das Eierlesen von Wölflinswil (unsere Heimat). Ein Zaungast will besonders genau wissen, was da abläuft
Der Kampf der Fahnen. Dabei geht es für die beiden Kämpfer darum, die Fahne möglichst geschickt und kunstvoll zu schwingen. Derjenige Kämpfer, der es als Erster schafft, den Blumenstrauss an der Spitze der Gegnerfahne auf den Boden zu bringen, gewinnt. Am Schluss sind Beide Sieger und fallen sich unter lautem Applaus des Publikums um die Arme
Und dann der Höhepunkt: der Kuchentanz. Jede Partei hat einen Kuchen. Dieser wird zuerst von einer der Frauen aus den eigenen Reihen, und dann von weiblichen Fans aus dem Publikum kunstvoll und geschickt mit den Händen in die Luft gehoben. Die Frauen schwingen dabei möglichst attraktiv und erotisch ihre Hüften zum Rhythmus der Musik. Es kann schon mal vorkommen, dass die eine Tänzerin die andere Frau mit ihrem Hinterteil aus dem Takt zu schupsen versucht. Der johlende Applaus des Publikums ist der Lohn
Fütterung der Raubtiere. Singen, Tanzen und Applaudieren geben Hunger
Auf der Fahrt im öffentlichen Bus zurück zum Schiff in der Tyrell Bay. Vor uns sitzt eine einheimische Frau. Ihre füllige Masse bedeckt gleich drei Sitzplätze!! Oberarme dicker als Köbi’s Oberschenkel (die nun auch nicht gerade dünn sind). Während der Fahrt ruft sie dem Fahrer irgendetwas zu. Dieser nickt. Kurz darauf stoppt er bei einer Ladenbude an der Strasse, schickt seinen Busbegleiter (der die Türe öffnet und Geld einzieht) hinein. Kurz darauf kommt er mit einer Kartonschachtel zurück und reicht diese der fülligen Frau. Diese greift hinein und verteil an alle Passagiere, auch uns (aber ohne sich umzudrehen, das schafft sie nämlich nicht) eine kleine, kalte Plastiktüte: hausgemachtes Eis. Wir schauen uns etwas verdutzt an, beobachten, was die anderen machen und tun es ihnen dann gleich: Tüte an einer Ecke aufbeissen und dann das Eis langsam heraussaugen. Ein köstliches Vanilleeis, das uns vorzüglich schmeckt. Beim Aussteigen bedanken wir uns bei der unbekannten Frau, die sich dafür mit einem herzigen Lächeln revanchiert und noch wissen will, wie Pia heisst. Eine schöne Begegnung!
Am Sonntag meldet sich über WhatsApp die SY Invia an. Diese hat mit ihrer Crew Dorothee und Stefan gerade Grenada in Richtung Carriacou verlassen. Sie fragen uns, ob wir immer noch in der Tyrell Bay sind. Spontan kommen sie vorbei. Gegen drei Uhr mittags rauscht der 51 Fuss grosse, schnittige Katamaran in die Bay und legt Anker. Wir hatten die Invia erstmals auf den Kanarischen Inseln (La Palma) getroffen, und stehen seitdem in regelmässigem Kontakt. Nach fünf Monaten treffen wir uns nun erstmals wieder. Bei einem Ankertrunk auf der Invia und dann beim Nachtessen an Land haben wir uns viel zu erzählen. Danke Dorothee und Stefan für euren spontanen Besuch in der Tyrell Bay!
Am Montag, 29. April, sind nun die Fäden gezogen worden und uns zieht es wieder weiter. Pia auf dem Weg zum Dinghi, das an einem fast leeren Pier in der Tyrell Bay Marina auf uns wartet und zur Lupina bringt

Noch am gleichen Tag lichten wir den Anker und setzen Segel Richtung Grenada. Rund zwei Stunden später erreichen wir nach elf Seemeilen eine kleine Insel, Ronde Island, kurz vor Grenada. Die Insel ist unbewohnt und die grosse, weite Ankerbucht bietet guten Schutz gegen Wind und Welle. Spontan beschliessen wir, hier die Nacht zu verbringen. Es ist wunderschön, eine rabenschwarze Nacht, ohne jegliche Lichtverschmutzung. Die Sterne funkeln um die Wette. Am nächsten Morgen nimmt Pia ein ausgedehntes Bad im glasklaren Wasser. Köbi kann sich an der Heckleiter festhaltend auch etwas vom erfrischenden Nass geniessen – sein Finger darf vorläufig noch nicht ins Salzwasser!

Wir sind nach dem langen Aufenthalt in Carriacou voller Tatendrang und beschliessen, Grenada auf der windigen Ostseite zu umrunden. Heftig geschüttelt und gerüttelt (die Wellen auf der Luvseite der Insel sind kurz und gut und gerne 3-4 Meter hoch) laufen wir als unser erstes Ziel Grenville an, die zweitgrösste Stadt der Insel. Die Einfahrt in die von Korallenbänken gut geschützte Bay ist sehr gefährlich und man muss sich genau an die Navigationshilfen halten, will man nicht auf einer der spitzen Korallen hängen bleiben und das Boot aufreissen. Trotz GPS, das die Sache heute doch wesentlich erleichtert und einfacher macht, eine spannende Herausforderung. Als wir fast durch sind kommt uns ein Fischer entgegen und will uns den Weg durch das Riff zeigen. Wir sind aber schon beim letzten Kurswechsel angelangt und bedanken uns für sein Hilfeangebot. Nun liegen wir hier auf der Luvseite der Insel bei rund 15-20 Knoten Wind aber flachem Wasser vor Anker. Grenville wäre ein guter Ausgangspunkt, um die Ostseite von Grenada zu erkunden. Aber morgen ist der 1. Mai und da fahren keine Busse. Mal schauen – wenn wir hier gut liegen, bleiben wir ein paar Tage, sonst fahren wir weiter zur Südküste mit ihren unzähligen gut geschützten Buchten.