Grenada – «die Gewürzinsel»

Grenada ist die südlichste Insel der Kleinen Antillen. Sie wurde bei der 3. Entdeckungsfahrt 1498 von Columbus entdeckt und erhielt zuerst den Namen «Concepcion». Später gaben ihr dann Spanische Seeleute den heutigen Namen, weil ihre üppig grüne Landschaft und die hügelige Kontur sie stark an Granada in Andalusien (Spanien) erinnerte. Die Engländer beliessen den Namen, als sie die Insel 1609 zu ihren Kolonien hinzufügten. Danach gab es das klassische Szenario: die einheimische Bevölkerung ermordeten und kochten ein paar der Eindringlinge, den Rest warfen sie ins Meer zurück. Erst 1650 gelang es den listigen Franzosen, sich mit ein paar Gelagen und viel Alkohol bei den Einheimischen einzuschmeicheln. Als diese es merkten, war es schon zu spät und sie fanden sich von der Französischen Armee im Norden der Insel auf eine Klippe zurückgedrängt. Gemäss Geschichtsaufzeichnungen warfen sich damals viele Insulaner lieber stolz ins Meer, als sich den Franzosen zu ergeben.

Nachdem die einheimische Bevölkerung praktisch vernichtet war, stritten sich auch hier die Franzosen und Engländer über 100 Jahre lang um die Vorherrschaft. Erst im Vertrag von Versailles fiel Grenada 1783 definitiv an die Engländer. Dank der nährstoffreichen, fruchtbaren Vulkanerde und regelmässigen Regenschauern wuchs hier fast alles, was von den Sklaven damals für die Plantagenbesitzer anpflanzt wurde. Nachdem die Sklaverei abgeschafft war und sich die Grossgrundbesitzer aus dem Staub gemacht hatten, wurde das Land an die Einheimischen, meist ehemalige Sklaven, verteilt. In der Folge entwickelte sich eine rege, vielseitige Landwirtschaft mit diversen Früchten wie Bananen, Mango, Papaya und vielen Anderen, daneben Kokosnuss, Zuckerrohr, alle Arten von Gemüsen und Gewürzen, darunter die berühmte Muskatnuss. Anlehnend an die Letztere wird Grenada heute auch liebevoll «die Gewürzinsel» genannt. 1974 wurde Grenada ein eigenständiger Commonwealth Staat. Nach anfänglichen innenpolitischen Streitigkeiten, der Einmischung von Russland (via Kuba) und der USA und einer grossen Rezession, geht es seit Ende der 90er Jahre wieder steil bergauf, und Grenada zeigt sich heute als eine der fortschrittlichsten Inseln im ganzen Antillenbogen. Uns ist gerade dies im Vergleich zu den anderen Inseln aufgefallen. Zeigten sich andere Inseln auf unserem Weg doch eher ärmlich und spärlich entwickelt, überrascht uns Grenada mit ihrem Wohlstand, guter Versorgung und funktionierender Infrastruktur. Auf den meist ordentlich ausgebauten Strassen fahren viele, zum Teil auch modernere Autos, dementsprechend ist es auch laut und irgendwie hektisch. Nach vier Monaten «Ruhe» für uns sehr gewöhnungsbedürftig.

In den ersten Tagen ist Köbi mit seinem havarierten Finger Patient einer lokalen Arztpraxis. Im Bild das spartanisch aber durchaus zweckmässig ausgerüstete Besprechungszimmer, das gleichzeitig auch als OP Raum für kleinere Eingriffe dient

Köbi’s Finger hält uns nicht davon ab, diverse Ausflüge auf der Insel zu unternehmen. Nachdem wir die Ostseite schon ergiebig von Land und Meer aus besucht haben (siehe letzter Bericht), waren nun die Westseite, der Süden und das Zentrum der Insel unsere Ziele.

Diamond Schokolade Fabrik: Von der Prickly Bay fahren wir mit dem öffentlichen Bus via die Hauptstadt St George’s fast eine Stunde auf kurviger Strasse der Westküste entlang nach Norden und besuchen die Diamond Schokoladenfabrik bei Victoria im Nordosten von Grenada. Das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert war ursprünglich eine Rumdestillerie, die von Französischen Mönchen gebaut wurde. In den letzten Jahrzehnten diente es als Rösterei für Kakao-Bohnen, die dann exportiert wurden. Der Wunsch nach einer höheren lokalen Wertschöpfung, bei der nach der Röstung die Bohnen direkt selber zu Kakao verarbeitet werden, liess dann ein paar einheimische Unternehmer 2014 das alte Gebäude mit einer kleinen Schokoladenfabrik ergänzen
Die Diamond Schokolade Fabrik steht mitten in einer Kakao-Plantage. Kürzer geht der Produktionsweg nicht mehr! Rund 80 Personen arbeiten in der Plantage, der Rösterei und der kleinen Schokoladenfabrik. So sieht eine Kakao Frucht aus. Sie wächst direkt am Stamm oder den dicken Zweigen eines Baumes
Die Kunst ist es, den richtigen Reifegrad der Frucht zu erwischen. An der Farbe erkennt der Pflücker, welche Frucht genau richtig gereift ist, bevor sie gepflückt wird
Eine kleine Auswahl der von den Bauern selber produzierten Schokoladen. Wir haben sie probiert und können bestätigen: lecker!! In der Diamond Schokoladenfabrik wird diese abgestuft mi mit einem Kakaoanteil zwischen 50% bis 100% produziert. Für uns schmeckt die Mischung mit 60% Kakaoanteil am besten, vor allem die mit Muskatnuss gewürzte! 😊 Im Vergleich zur Schweizer Schokolade hat die Schokolade von Grenada einen leicht höheren Schmelzpunkt und behält ihre Form auch bei Temperaturen um die 30 Grad, was hier natürlich sehr wichtig ist
Auf der Wanderung zum Mt Airy. Schöner Pfad mitten durch den Wald. Die feuchten, rutschigen Blätter auf dem steilen Pfad und die überstehenden Armierungseisen bei den Holzstufen machen den sonst schönen Spaziergang etwas zur Herausforderung
Blick über die Prickly Bay. Die Lupina schaukelt mit vielen anderen Schiffen friedlich in den Wellen
Nachmittägliche Kochlektion im Dodgy Dock, True Blue Bay. Wir haben das Treiben amüsiert aus sicherer Distanz von der Bar aus verfolgt. Wenn das Sprichwort «never trust a thinny cook» etwas Wahres hat, dann braucht sich diese Köchin im pinken Shirt keine Sorgen um das Vertrauen ihrer Kunden zu machen
Wandern in den Tropen gibt Durst – sogar bei Pia. Leider hat diese Mikrobrauerei vor Ort in der True Blue Bay Marina geschlossen
In der morgendlichen Funkrunde über Kanal 66, wo sich Segler wie wir über das lokale Geschehen des Tages informieren können, bietet unter anderem «Fast Manicu» seine Dienstleistungen an. Er füllt Gasflaschen auf und liefert gegen Bestellung Lebensmittel. Wir testen ihn mit unserer leeren Gasflasche – das klappt perfekt und günstig. Also trauen wir ihm auch eine wichtigere Bestellung zu: Biernachschub! Auch das klappt tadellos, wie man sieht. Das letzte eingekaufte Bier von Gran Canaria ist soeben zu Ende gegangen 😊😊
Nur eine kurze Fussmarschdistanz von der Prickly Bay Marina entfernt liegt die West Indies Brewery, ein Pub mit einer eigenen Brauerei (vielen Dank an die Invia Crew für diesen Tipp 😊). Mit Annette und Michael von der Segelyacht Limelight probieren wir uns durch die rund 12 verschiedenen Biere und lernen dabei ein interessantes Seglerpaar kennen, das auch in Richtung ABC Inseln (Aruba, Curacao, Bonaire) unterwegs ist
Morne Rouge Beach, Grenada: an der Südwestküste von Grenada reiht sich eine wunderbare Badebucht an die andere
Spice Island Beach Resort: aus der Fototafel erfahren wir, dass das Englische Königshaus hier regelmässig Gast ist, letztmals im 23. März 2019 (2. Bild oben rechts), also genau drei Tage, nachdem Prince Charles in St. Vincent den «Soufriere Tree» gepflanzt hat (der geneigte Leser unserer Home Page erinnert sich sicher an das Bild 😉). Wir sind froh, dass wir keine Berühmtheiten sind und unbehelligt von Paparazzi mit farbenfrohem Hemd und Flip-Flops an den Füssen durch das Resort-Areal (das wirklich sehr schön ist) schlendern können
Bevor wir uns an die Südwestseite von Grenada verlegen geniessen wir den letzten Abend in der Prickly Bay Marina bei BBQ …
… und Steel Drum Band
In der Prickly Bay hatten wir einen idealen Liegeplatz, gut geschützt und perfekter Ankergrund. Aber das Wasser hier ist immer trüb und reich an Mikroorganismen. Nach kurzer Zeit war unsere Kette dick mit Algen bewachsen und unser Dinghi, das bisher sauber war, unten belegt mit einer hartnäckigen Algen- und Muschelschicht. Dank Pia’s intensivem Putzeinsatz unter gleissender Sonne wird unser Beiboot aber fast wieder wie neu 😊
Zum Abschluss unseres Grenada Besuches ankern wir noch für drei Tage vor St George’s im Südwesten der Insel. Von hier aus starten die meisten Buslinien, die den Rest der Insel mit der Hauptstadt verbinden. Idealer Ausgangspunkt für eine Inseltour. Wir haben uns eine besonders abenteuerliche Wanderung ausgesucht. Sie beginnt beim Grand Etang, einem Vulkankratersee im Zentralen Gebirge
Der Wanderweg folgt dem Kraterrand, meist genau auf dem Scheitelpunkt: auf beiden Seiten geht es steil runter. Im Hintergrund der Kratersee Grand Etang. Wir kommen recht ins Schwitzen bei 30° Celsius und 75% Luftfeuchtigkeit. Zum Glück weht hier oben auf den Bergen immer ein kräftiger Passatwind, der die Hitze für uns gut erträglich macht
Weiter geht der Wanderweg zum 722 Meter hohen Mount Qua Qua. Man beachte, dass wir für diese Wanderung wieder die Wanderschuhe ausgepackt haben. Von anderen Seglern hatten wir erfahren, dass der Weg nichts für Flip-Flop ist! 😊
Danach folgt ein steiler Abstieg im dichten Urwald, entlang einem Bergbach, der immer mehr Wasser führt, je weiter wir nach unten steigen
Ab und zu müssen wir durch das Flussbett durch. Wir sind froh, führt es nicht mehr Wasser. Hätte es heute Morgen stark geregnet, wäre das Durchkommen unmöglich
Das Ziel der Wanderung: der Concorde Wasserfall. Bei unserem Besuch ist der Park um den Wasserfall total menschenleer. Die Kreuzfahrtschiffe sind nun, bevor die Hurrikan Saison beginnt, aus der Karibik Richtung Europa und Asien verschwunden. Ausser ein paar Seglern hat es nur noch wenige Touristen. Die freundliche Parkwächterin ist daher auch erfreut, dass sie Besucher bekommt. Als sie erfährt, dass wir die rund dreistündige Wanderung vom Grand Etang her über den steilen Kraterrand hinunter zu ihr bewältigt haben, erlässt sie uns kurzerhand den fälligen Eintrittspreis. Zur «Kompensation» kaufen wir aber ein paar Gewürzmischungen von ihrem Besucherladen ab. Ein sehr sympathisches und fröhliches Lachen strahlt uns an
Auf Schritt und Tritt wird man in Grenada von einem feinen Duft verfolgt, den Pia rasch als Muskatnuss identifiziert. Muskat wächst wie Kastanien oder Nüsse auf Bäumen, die ähnliche Blätter haben wie ein Birnenbaum oder Zitrusbäume. Im Bild die Frucht, wie sie am Muskat-Baum wächst
Wenn man diese gelbliche Schale öffnet, kommt eine rötliche Frucht zum Vorschein
Diese Frucht wiederum lässt sich schälen, und zurück bleibt die Muskatnuss mit Schale
Diese Nuss wird nun geröstet, so dass die letzte Schale aufbricht und die bei allen Köchen gut bekannte Muskatnuss frei gibt. Gut verständlich, dass entlang von Strassen, wo Autoreifen die Nuss auf der Strasse zermalmen, dieser ganz charakteristische feine Duft überall in der Luft hängt

Im Karibikraum beginnt nun bald die Hurrikan Zeit, die bis Anfang November dauert. Einige Segler nehmen ihr Boot aus dem Wasser und lassen es an Land fest mit dem Boden verankern. Die meisten weichen aber aus der kritischen Zone aus in Gebiete mit wenig oder null Risiko. Dies ist grob gesagt entweder nördlich von Florida oder südlich von Grenada, also die Südamerikanische Nordküste. Wir haben entschieden, die Hurrikan Zeit auf den ABC Inseln zu verbringen (A: Aruba / B: Bonaire / C: Curaçao)

Mit den 15 besuchten Inseln der südlichen Kleinen Antillen (gelb markiert auf der Karte) haben wir erst einen kleinen Teil der Karibik gesehen. Nun fahren wir heute Dienstag, 21.5.2019, von Grenada weiter nach Bonaire. In welche Richtung wir von den ABC Inseln nach der Hurrikan Zeit weitersegeln ist noch nicht ganz entschieden. Die Karibik ist so riesig und spannend, vielleicht machen wir noch einmal eine Runde über die Dominikanische Republik zurück in die nördlichen Antillen. Mal sehen 😊

Wir freuen uns riesig auf Bonaire, wo wir Angela, Pia’s Tochter, endlich wieder mal sehen. Auf dem Weg dorthin müssen wir aber zuerst einen kleinen Bogen um die nördlichen Inseln von Venezuela machen, da es dort momentan nicht sicher ist und es in letzter Zeit mehrere Übergriffe auf Segelschiffe gegeben hat. Daher umrunden wir die Inseln nördlich mit einem guten Sicherheitsabstand. Ab heute Nachmittag sind wir unterwegs und wer uns live verfolgen möchte, kann das über das Menü «Aktuelle Position» gerne tun.

Eine Antwort auf „Grenada – «die Gewürzinsel»“

  1. hallo ihr beiden
    vielen dank für den wiederum sehr interessanten bericht. es ist immer eine freude, diese zu lesen. mein wohnzimmer riecht nun auch ein bisschen nach muskatnuss.
    gutes weitersegeln.
    cari saluti
    morena
    weiterhin gute besserung köbi!

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