Carriacou zum Zweiten – die ungeplante Verlängerung
Eigentlich hatten wir geplant, nach Ostern Carriacou in Richtung Grenada zu verlassen. Der Zwischenfall mit dem Finger von Köbi zwingt uns nun eine kleine «Zwangspause» auf. Die Wunde muss anfänglich täglich, dann alle zwei Tage neu verbunden werden. Wir könnten das selber machen, haben alles notwendige Material dazu an Bord. Aber da es hier Kliniken und Gesundheitszentren gibt, die für solche Fälle da sind, nutzen wir lieber die lokale Infrastruktur. Noch eine kurzer Nachtrag zu den Kosten: die Notbehandlung der Wunde im Spital mit Reinigung, Desinfektion und Nähen kosteten 150 EC$ (rund 50.- CHF). Damit inbegriffen sind auch die Nachfolgebehandlungen, wie Verbandwechsel und Fäden ziehen. Allerdings wird dabei erwartet, dass der Patient das benötigte Verbandsmaterial selber in der Apotheke besorgt und mitbringt. Da über die Osterfeiertage die Apotheken geschlossen haben, greift man kurzerhand auf die im Gesundheitszentrum vorhandene Notreserve zurück: angebrochenes Material von anderen Patienten, die nicht mehr zum Verbandswechsel kommen.
Noch am gleichen Tag lichten wir den Anker und setzen Segel Richtung Grenada. Rund zwei Stunden später erreichen wir nach elf Seemeilen eine kleine Insel, Ronde Island, kurz vor Grenada. Die Insel ist unbewohnt und die grosse, weite Ankerbucht bietet guten Schutz gegen Wind und Welle. Spontan beschliessen wir, hier die Nacht zu verbringen. Es ist wunderschön, eine rabenschwarze Nacht, ohne jegliche Lichtverschmutzung. Die Sterne funkeln um die Wette. Am nächsten Morgen nimmt Pia ein ausgedehntes Bad im glasklaren Wasser. Köbi kann sich an der Heckleiter festhaltend auch etwas vom erfrischenden Nass geniessen – sein Finger darf vorläufig noch nicht ins Salzwasser!
Wir sind nach dem langen Aufenthalt in Carriacou voller Tatendrang und beschliessen, Grenada auf der windigen Ostseite zu umrunden. Heftig geschüttelt und gerüttelt (die Wellen auf der Luvseite der Insel sind kurz und gut und gerne 3-4 Meter hoch) laufen wir als unser erstes Ziel Grenville an, die zweitgrösste Stadt der Insel. Die Einfahrt in die von Korallenbänken gut geschützte Bay ist sehr gefährlich und man muss sich genau an die Navigationshilfen halten, will man nicht auf einer der spitzen Korallen hängen bleiben und das Boot aufreissen. Trotz GPS, das die Sache heute doch wesentlich erleichtert und einfacher macht, eine spannende Herausforderung. Als wir fast durch sind kommt uns ein Fischer entgegen und will uns den Weg durch das Riff zeigen. Wir sind aber schon beim letzten Kurswechsel angelangt und bedanken uns für sein Hilfeangebot. Nun liegen wir hier auf der Luvseite der Insel bei rund 15-20 Knoten Wind aber flachem Wasser vor Anker. Grenville wäre ein guter Ausgangspunkt, um die Ostseite von Grenada zu erkunden. Aber morgen ist der 1. Mai und da fahren keine Busse. Mal schauen – wenn wir hier gut liegen, bleiben wir ein paar Tage, sonst fahren wir weiter zur Südküste mit ihren unzähligen gut geschützten Buchten.
Eine Antwort auf „Carriacou zum Zweiten – die ungeplante Verlängerung“
wiiterhin alles Gueti⚓️