Dushi Bonaire

Bonaire ist mit seinen knapp 300 km2 fast gleich gross wie das Fricktal, wo wir unsere Wurzeln haben. Hier leben rund 18’000 Menschen, die meisten davon in und um die Hauptstadt Kralendijk. Die Amtssprache ist Niederländisch, die häufigst gesprochene Sprache aber ist Papiamentu, ein Gemisch aus Spanisch, Portugiesisch und etwas Afrikanisch. Bonaire gehört mit Aruba und Curaçao zu den ABC-Inseln. Politisch ist das Ganze, wie so oft bei diesen Überbleibseln der Kolonialzeit, etwas kompliziert. Bis 2010 gehörte Bonaire zu den Niederländischen Antillen. Während Aruba und Curaçao heute autonome Länder im Königreich der Niederlande sind, ist Bonaire seit 2010 «öffentliche Körperschaft und besondere Gemeinde» der Niederlande mit eigenen Gesetzen und Verwaltung, aber von der Krone eingesetzten Vorsitzenden.

Die Insel ist sehr karg und hat eigentlich wenig zu bieten. Der Tourismus richtet sich hauptsächlich auf Taucher und Windsurfer aus. Es hat sehr wenige Sandstrände, dafür ist eine die Insel umfassende Korallenlandschaft vorhanden, die ihresgleichen sucht. Im Jahre 1979 wurde der «Bonaire Marine Park» gegründet mit dem Ziel, die Unterwasserwelt der Gegend zu schützen. 1999 erklärte ihn die Regierung offiziell zum Nationalpark. Bonaire wurde 2007 von Forbes Traveller auf den vierten Platz der weltweit besten Tauchgebiete gewählt. Um dieses Paradies nicht zu gefährden, wurden strenge Regeln zum Schutze der Unterwasserwelt eingeführt. Die Tauchplätze der Hauptinsel sind fast allesamt vom Strand aus erreichbar. Und das ist es, was so schön ist hier, auch für uns Schnorchler!

Übrigens: «Dushi» ist ein Wort, das verschiedene Bedeutungen hat und für «Sweetheart, Babe, sexy, hello» oder für ein gutes Essen steht. Dushi Bonaire!!

Nach unserem Heimaturlaub finden wir die Lupina verstaubt, aber sonst in tadellosem Zustand an. In der Marina war sie sehr gut aufgehoben. Nun aber wollen wir raus an eine Boje, weil man dort direkt ab dem Schiff ins glasklare Wasser tauchen kann. Geht aber nicht, da anfänglich alle Bojen besetzt sind. Ankern ist aus Naturschutzgründen verboten. Über Funkkanal 77 melden wir uns bei einer selbst organisierten Seglerkommunity und melden unseren Bojenbedarf an. Es gibt offenbar auch ein paar andere Schiffe in der Marina, die an eine Boje wollen, es ist also Geduld gefordert. Macht nichts, wir haben Zeit 😊

Wir nutzen die ruhige Marina für ein paar Inspektionsarbeiten am Schiff. Hier überprüft Köbi das Rigg unseres Schiffes. Am Spi-Fall (Seil, mit dem das Spi-Segel hochgezogen werden kann) zieht Pia Köbi mit Hilfe einer Winsch in den Mast hinauf. Köbi prüft Drahtseile und Verbindungen auf Beschädigungen oder Verschleiss. Es ist alles in bester Ordnung
Und so sieht die Welt von ganz oben aus: Köbi oben, unten Lupina und Pia ganz klein hinten auf dem Schiff
Wir borgen uns Angela’s (Pia’s Tochter) Auto, und machen uns auf Erkundungsfahrt. Für uns faszinierend sind vor allem die baumgrossen Säulen- und Kandelaberkakteen, die auf der ganzen Insel zu finden sind
Aber auch die Fauna ist sehr faszinierend und sehenswert: Leguane, die bis zu 1.5 Meter lang werden können (dieser Kerl ist aber etwas kleiner) …
… grün-gelbe Papageien, die sich von Kakteenfleisch ernähren
… diverse Echsen. Diese blauschwänzige Eidechse wäre etwa 50 cm lang. Sie hat ihren Schwanz wohl an einen Vogel verloren. Macht nichts, dieser wächst ja wieder nach
Die Säulenkakteen wurden und werden als Material für ziegensichere Hecken verwendet. Ziegenzucht war früher ein wichtiges Einkommen für die Einheimischen. Nebst Fleisch und Milch war dabei der Mist ein wertvolles Exportprodukt. Tagsüber weideten die Ziegen auf dem offenen Land, am Abend wurden sie in diese engen Kakteenpferche eingeschlossen. Den Dung, den sie hinterliessen, wurde auf der ganzen Insel gesammelt und mit Schiffen exportiert. Er galt vor allem auf den umliegenden Karibikinseln als wertvoller Dünger für die Zuckerrohrplantagen
Nebst dem Bewundern der Natur schauen wir gerne auch lokalen Sport. Hier ist es Wind-Surf-Go-Carting, ein umweltfreundliches Autorennen ohne Lärm und vom Wind angetrieben
Oft geniessen wir einfach nur die Ruhe und das Nichtstun (hier in der Hangout Bar beim Jibe City Surf Spot)
Der Süden von Bonaire ist geprägt durch riesige Salzseen, wo auch heute noch viel Salz gewonnen wird. Je salzhaltiger das Wasser wird, umso rötlicher ist seine Färbung. Eine Algenart, die nur bei sehr hohem Salzgehalt vorkommt, ist verantwortlich dafür
Bevor es Maschinen gab, musste die Arbeit zur Salzgewinnung von Sklaven aus Kolumbien, Peru und ganz wenige aus Afrika, erledigt werden. In diesen kleinen Häuschen, die innen zu unserem Erstaunen relativ kühl bleiben, durften sie wohnen
Heute wird das Salz über ein langes Förderband zu einem Pier gefördert und auf Schiffe verladen
Es gab früher verschiedene Salzqualitäten. Damit die Schiffe wussten, wo sie ankern sollten um die für sie bevorzugte Qualität zu laden, wurden am Ufer spitze Pyramiden errichtet, die mit unterschiedlicher Farbe bemalt wurden. Diese waren für ein Schiff schon von grösserer Distanz gut zu erkennen. Frauen trugen das Salz in Behältern auf ihren Köpfen über temporäre Stege zu kleinen Ruderbooten und schütten es dort hinein. Die Boote brachten dann das «weisse Gold» zu den vor Anker liegenden Frachtschiffen
Diese Pyramiden sind über rund 1km entlang dem Ufer verteilt und befinden sich auch heute noch in gutem Zustand, obwohl sie ihre wegweisende Funktion mittlerweile verloren haben
Über eine Woche lang warten wir in der Marina auf eine Boje. Das tut unserer guten Laune aber keinen Abbruch. Wir geniessen das süsse Nichtstun mit Lesen …
… mit Schnorcheln ausserhalb der Marina am Korallenriff …
… oder sogar einmal wie ganz normale Badegäste in der Strandanlage eines Hotels
Auf unseren Erkundungen dem Ufer entlang sehen wir immer wieder abgestorbene Fächerkorallen. Vor allem in Bereichen mit starker Strömung und grossen Wellen finden wir viele dieser labilen Lebewesen
Ein Warnsignal am Strassenrand, das es wohl nur auf Bonaire gibt!
Rosafarbene Flamingos – eines der Wahrzeichen von Bonaire. Ihre rosa-pinkige Gefiederfarbe erhalten sie durch ihre Nahrung, die zu einem grossen Teil aus den hier vorkommenden rötlichen Algen besteht
Auch wild lebende Esel gibt es auf Bonaire viele
Mit ein paar Karotten kann man schnell neue Freunde gewinnen 😊
In dieser Jahreszeit ist es immer noch sehr trocken
Der Boden ist überall mit einem fast halben Meter hohen Dornengestrüpp bedeckt, dazwischen wachsen die Säulenkakteen. Nicht gerade einladend für Wanderungen quer durch die Insel
Eine sehr charakteristische Baumart ist der Divi-Divi-Baum, der seine Krone wie eine Fahne nach dem konstant blasenden Passatwind richtet. Im Bild sehen wir den längsten Baum auf der Insel: 28 Meter beträgt die Distanz von Stamm (rechts im Bild) bis zur Kronenspitze. Den höchsten Baum gibt es hier nicht sondern den längsten, weil Bäume flach am Boden entlang und nicht in die Höhe wachsen
An der Wind und Wellen ausgesetzten Ostküste liegt überall Schwemmholz, auch Drift-Wood genannt. Dieses Holz stammt definitiv nicht von Bonaire und wurde vom Atlantik hier angespült. Schon eindrücklich, welch lange Reise das Holz, das vermutlich aus Venezuelanischen oder Brasilianischen Regenwäldern stammt, bis hierher zurückgelegt hat
Lokale Künstler verwandeln das angeschwemmte Drift-Wood in bunte Orientierungsschilder
Denkmal für das in der Nacht vom 15. Dezember 1979 in diesem Küstenbereich an den schroffen Felsen zerschellte Holländische Floss «Sterke Yerke III». Das Floss war 137 Tage vorher in Friesland (Holland) mit Ziel Curaçao gestartet. Dank der schnellen Hilfe einiger einheimischer Bewohner überlebte die 4-köpfige Besatzung das Unglück
Und dann endlich ist es so weit!! Es wird eine Boje frei und wir zügeln von der Marina raus in den Bereich des Korallengürtels. Es hat hier draussen einige Schiffe, die schon mehrere Wochen hier liegen und noch ein paar Monate bleiben wollen. Es ist fast wie eine kleine Dorfgemeinschaft und wir fühlen uns sofort wohl hier mitten unter den anderen Booten. Beim Schnorcheln, Tauchen, SUP oder Dinghi Fahren, alle Segler grüssen einander, fragen nach wie es geht, man lässt sich in ein Gespräch verwickeln oder sagt kurz Danke und weiter geht’s
Unser neues Spielgerät: ein aufblasbares SUP. Nach etwas Übung geht es auch bei starkem Wind
Die letzte geplante Arbeit am Schiff wird durchgeführt: Putzen des Unterschiffes. Trotz des speziellen Farbanstriches (= Antifouling), der das Festhalten von Pflanzen und Tieren verhindern soll, hat es mittlerweile doch einige Muscheln, die sich hartnäckig an der glatten Oberfläche festgesaugt haben. Köbi muss mit einer harten Spachtel bewaffnet unter das Schiff tauchen und die Muscheln und anderen Bewuchst wegschaben. Über einen 15 Meter langen Schlauch wird er vom gelben Kompressor mit Frischluft versorgt. Nach zwei Tagen ist unser Schiff unten nun wieder blitz blank sauber
Wir kriegen Besuch auf der Lupina
Aus Angst um unser sauberes Verdeck verscheuchen wir den Pelikan mit lautem Klatschen. Widerwillig hebt er ab
Mutter und Tochter geniessen die Tage zusammen
Blick von der Hafenmole über das Bojenfeld Richtung Westen. Am Sonntag, 21. Juli, legen wir ab und fahren der Sonne nach. Unser nächstes Ziel ist Aruba
Zuerst verabschieden wir uns aber noch ordentlich feuchtfröhlich und mit guten alten Hits aus dem Lautsprecher von neuen Segelbekannten, SY Taku (Etta und Bob, links neben Pia) und SY Kopano (Teresa und Rudy, links im Bild)

Dushi Bonaire, bye bye, wir kommen bald wieder!! Ende August sind wir wieder zurück und freuen uns auf unseren nächsten Besuch aus der Schweiz.

4 Antworten auf „Dushi Bonaire“

  1. Wie immer,sehr interessant zum lesen. Freue mich schon auf den nächsten Bericht. Weiterhin gute Fahrt und eine schöne Zeit wünscht Annelis

  2. meine lieben
    wiederum einen sehr interessanten und aufschlussreichen bericht mit wunderschönen fotos!
    was für ein glück für euren besuch aus der schweiz!!
    ich wünsche euch eine schöne zeir in aruba.
    cari saluti
    morena

  3. Hoi zäme
    Superbericht.
    Bei uns gibt es eher wenig wilde Esel…dafür aber sicher ein paar Zahme…!!
    Die liegenden Bäume finde ich sehr interessant…könnte mir vorstellen dass sie bei uns als Kirschbäume in Frage kämen…… da ich wegen Höhenangst nicht auf Leitern steigen kann, würde ich mich dann als Kirschenpflücker bewerben…..also, beim nächsten Kurzurlaub im Fricktal unbedingt ein Exemplar mitbringen, dieser wird „umgezweigt“ und ihr beide werdet in die Geschichtsbücher eingehen…!!
    Lieber Gruss
    Hans Böller

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