Zurück in Fiji auf dem Schiff

Genau zur flugplanmässigen Zeit hebt am 8. April frühmorgens unsere Maschine in Auckland ab. Knapp 3 Stunden später erreichen wir schon die Küste von Fiji.
Wir deponieren unser Gepäck in der Kabine, die wir von der Marina für die ersten Tage gemietet haben, und statten sofort unserer Lupina einen Besuch ab. Sie steht noch genau so da, wie wir sie verlassen haben. Das grüne Baunetz, das wir zum Schutz gegen die gleissende Sonne über das Deck gespannt haben, ist noch völlig intakt und hat seinen Zweck hervorragend erfüllt.
Im Cockpit finden wir unsere 3 Segel vor, die wir vor unserer Abreise im November 2023 dem lokalen Segelmacher zur Inspektion und Reparatur übergeben hatten. Wie abgemacht hat uns die äusserst zuverlässige Firma die Segel nach Erledigung der Arbeit ins Cockpit gelegt.
Das Innere der Lupina finden wir in perfektem Zustand vor. Obwohl wir kein Entfeuchtungsgerät installiert hatten, ist kein Anzeichen von Schimmelbildung erkennbar. Wir sind total happy – diese Zyklon Saison war eher trocken. Viele Segler sind positiv überrascht und nur wenige finden ein verschimmeltes Schiff vor. Es hat sich wieder einmal bewährt, dass wir alle Kästen und geschlossenen Räume geöffnet und so für eine gute Luftzirkulation gesorgt haben.
Werkzeug und Ersatzteile erinnern uns daran, dass viel Arbeit wartet.
Oh Schreck! Wir finden an mehreren Orten Mäuse-Kegel (Kot). Wir hatten von Ratten gehört und alle grösseren Öffnungen am Schiff verschlossen. Trotzdem muss ein oder mehrere dieser Viecher ins Schiff gekommen sein? Mäuse sind etwa das Schlimmste, was man an Bord haben kann. Sie nagen an den Elektrokabeln und können teure Schäden verursachen. Entwarnung kommt von unserer Schiffsnachbarin. Sie erklärt uns, dass diese Häufchen nicht von Mäusen stammen, sondern von Geckos – die kleinen Echsen, die sich von Insekten ernähren. Diese haben wir natürlich viiiiel lieber als Mäuse.
Der Nachmittag ist schnell vorbei und wir lassen den Tag mit einem Sundowner in der Boat Shed Bar ausklingen.
Am nächsten Morgen schleppen wir unseren schweren Ersatzteil-Koffer aufs Schiff …
… und verteilen sie nach Sparte sortiert auf dem Schiff. Hier Teile für den Motor.
Heute kommt, wie schon bei der Abreise vereinbart, der Motor-Mechaniker an Bord. Zu meinem Erstaunen beginnt er nicht mit der Montage der mitgebrachten Teile, sondern zerlegt den Motor noch weiter. Offenbar ein kleines, aber nicht unerhebliches Missverständnis.
Ich war der Meinung, die Dichtungen der Kühler können direkt am Motor gewechselt werden, was aber bei den engen Räumen unmöglich ist. Hätte ich das gewusst, dann hätten wir den Ausbau des Kühlaggregates (im Bild bereits abgebaut) schon im November vornehmen können.

Wie es so ist, stellen wir bei der weiteren Zerlegung des Kühlers Schäden fest. Auch zerbricht die Dichtung am Motorblock. Wäre alles kein Problem, hätte ich das alles vorher gewusst. Dann wären die zusätzlich benötigten Teile nämlich im Koffer. Nun haben wir aber nichts dabei und müssen lokal für Lösungen sorgen. Noch am späten Nachmittag ruft mich der Mechaniker an und bittet mich, in seine Werkstatt zu kommen und mit ihm zusammen über das weitere Vorgehen zu entscheiden.

Mit dem Taxi fahre ich fast eine Stunde lang zur Werkstatt des Mechanikers (Bild). Zum Glück bin ich schon viel gereist und weiss mittlerweile, dass in solchen «Werkstätten» oftmals bessere Arbeit geleistet wird als in auf Hochglanz polierten Prunkbauten. So ist es auch in unserem Fall. Der Mechaniker arbeitet sehr zuverlässig, gewissenhaft und kompetent. Er zeigt und erklärt mir die gefundenen Problemstellen und analysiert mit mir die Reparaturmöglichkeiten.
Wärmetauscher Motor (wo das Meerwasser das Kühlwasser des Motors kühlt). Er weist an den Dichtflächen grössere Korrosion Stellen auf. Diese können mit Metallfüller repariert werden.
Kühlereinsatz. Das Salzwasser fliesst durch das Bündel aus kleinen Röhrchen und kühlt das Motorwasser, welches aussen herum fliesst. Weil an den Dichtstellen Salzwasser mit dem Kühlwasser des Motors in Kontakt kam, gibt es auch hier massive Korrosionsschäden. Wir beschliessen eine gründliche Reinigung, Drucktest (die Röhrchen müssen dicht sein) und Nacharbeit der Dichtfläche.
Zurück in der Marina beim obligaten Sundowner
Nach ein paar Tagen ist die Lupina soweit bereit, um aus der Zyklon-Grube gehoben zu werden. Sie kommt nun auf Stelzen, so dass das Antifouling erneuert werden kann.
Kaum ist Lupina am neuen Ort parkiert, kommt Ritesh, unser Motor-Mechaniker, mit den revidierten Kühlerteilen und beginnt mit dem Zusammenbau des Motors.
Den Wärmetauscher für das Hydrauliköl habe ich neu aus der Schweiz mitgebracht.
Das Kühlsystem (Wasserkühler Motor / Ladeluftkühler / Ölkühler) ist eingebaut und auch Turbolader mit Abgaskrümmer (silbriges Teil, neu) sind wieder an ihrem Platz.
Wir machen einen Testlauf. Alles, was ersetzt oder repariert wurde, ist dicht. Aber wir stellen eine Leckage am Auspuff fest. Offenbar hat während der rund 6-monatigen Liegezeit Restwasser im Auspuff für ein grosses Korrosionsloch (gelber Pfeil) in der Endkappe gesorgt. Durch Reparaturschweissen kann sie provisorisch repariert werden, aber da muss ich für Ersatz sorgen.
Als nächstes geht es an die Seeventile. Wir haben uns entschieden, die am schwierigsten zugänglichen Seeventile vorsorglich durch die Werft ersetzen zu lassen. Seeventile sind sicherheitsrelevant. Bricht eines auf offenem Ozean könnte das im schlimmsten Fall zum Sinken des Schiffes führen. Das Bild zeigt 2 der insgesamt 4 ersetzten Ventile. Sie zeigen Spuren von Korrosion, sind aber sonst noch in gutem Zustand.
Die neuen Seeventile sind aus Kunststoff und versprechen ewige Lebensdauer.
Die alten Borddurchlässe der Seeventile werden von aussen mit der Trennscheibe abgeflext und dann das Loch für die etwas grösseren Teile leicht vergrössert (Bild)
Mit einem Spezialkleber wird der neue Borddurchlass fest in die Bordwand eingeklebt.
2 der 4 neuen Borddurchlässe.
Das Ruder hat an der hinteren Kante leichte Schäden abgekriegt. Diese werden mit Epoxi repariert.
Unser Wellenlager ist verschlissen. Das wurde uns durch grössere Vibrationen bei Motorbetrieb angedeutet und nun durch eine Spielmessung bestätigt. Das Lager muss ersetzt werden.
Für den Austausch des Wellenlagers (mit Pfeil markiert) muss in einem ersten Schritt der Propeller entfernt werden. Damit man dann mit einem Werkzeug die Lagerbüchse aus dem Rumpf ziehen kann, wird ein Teil des Glasfaser verstärkten Kunststoffes (GFK) mit einer Metallsäge entfernt.
Propeller ist mit einer Abzugsvorrichtung abgebaut und die Lagerbüchse am Anfang freigelegt. Wir versuchen nun zuerst mit Rohrzange, dann mit dem Aufschrauben einer Abzugsvorrichtung die Büchse aus ihrem Sitz zu lösen. Es gelingt uns auch mit viel Schweiss und Beschwörung nicht, die Büchse auch nur ansatzweise zu bewegen. Sie sitzt bombenfest.
Die letzte Möglichkeit, die uns bleibt, ist, die Welle in Richtung Motor aus der Büchse zu schieben, die Büchse zu zerstören und so aus ihrem Sitz zu lösen. Tönt einfach, ist aber aufwändig. Um genügend Platz für die Wellenverschiebung zu schaffen, muss das hydraulische Getriebe (Bild) ausgebaut werden.
Die Welle wird in der richtigen Flucht zum Motor hin geschoben und fixiert, damit sie sich nicht im Borddurchlass verklemmt und diesen beschädigt.
Trotz dieser Vorbereitung ragt das Wellenende immer noch leicht in die Lagerbüchse. Wir lösen die 4 Motorhalterungen und verschieben den Motor um rund 10 Zentimeter nach vorne (gelbe Markierung) – nun liegt die Lagerbüchse komplett frei.
Zuerst versuchen wir, von Hand mit einem Sägeblatt die Büchse in axialer Richtung aufzusägen. Natürlich nicht möglich. Erst eine elektrische Stichsäge schafft es dann, die Büchse aufzutrennen.
Ein kleiner Streifen ist aus der Lagerbüchse herausgetrennt. Nun lässt sie sich mit einer Rohrzange etwas zusammendrücken und aus dem Rumpf ziehen.
Der Einbau der neuen Büchse (die wir schon seit der Übernahme des Schiffes an Bord hatten) verläuft speditiv und einfach. Am Schluss wird das abgetrennte GFK wieder angeklebt und mit einer Schicht Epoxi gut verleimt.
Die mechanischen Arbeiten aussen am Schiffrumpf sind fertig. Als Letztes steht noch das neue Antifouling an.
Bevor wir wieder ins Wasser können, muss ich noch das Steuergetriebe, das aus der Halterung gerissen war und wo einer der 3 Füsse abgebrochen war, montieren. Der Fuss konnte durch einen lokalen Schweisser wieder fixiert werden. Mit 10 Millimeter längeren Schrauben, die etwas tiefer ins Gewinde der Halteplatte eingreifen, gelingt es mir, ohne weitere Modifikation das Getriebe wieder sicher zu befestigen.
Am 25. April ist es soweit: Lupina kommt wieder in ihr geliebtes Element
Fast gleichzeitig wird die neue Kette angeliefert, welche vom Lieferanten aus Deutschland in Garantie ersetzt wird. Die erste gelieferte Kette weist Oberflächenfehler auf. Auf 2 Schubkarren fugen wir die 120kg schwere Alte vom Schiff und die und Neue zum Schiff.
Es sind nur noch 2 Baustellen offen. Die Erste ist der Wassermacher (Bild). Hier wollen wir eine neue Membran einbauen. Unsere ist schon über 6 Jahre alt und die Wasserwerte sind nicht mehr so toll.
Die neue Membran wird in das Gehäuse eingebaut.
Und nun die letzte Baustelle: der Generator. Schon vor unserer Heimreise haben sich Probleme angemeldet. So zum Beispiel hatte die Spannung zu schwanken begonnen. Ein untrügliches Zeichen, dass die Kondensatoren (Bild) das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben. Ich habe neue Kondensatoren im Koffer, und sie sind schnell gewechselt. Die Lösung für die Startprobleme hat sich schlussendlich als einfach herausgestellt: alle 4 Sicherungen waren tot. Vermutlich durch interne Korrosion während unserer Abwesenheit.
So, nun ist fertig mit Technik. Es gibt auch andere Vergnügen, als sich in den engen und heissen Motorraum zu quetschen. Mit Daniela und Beat vom Schweizer Katamaran Kianga unternehmen wir eine Wanderung über die Singatoka Sand Dünen. Zum Glück ist es bewölkt, sonst wurden wir uns wohl die Füsse verbrennen.
Singatoka Sand Dünen: der Sand ist extrem fein und bergauf geht es nur im mehrfüssler Antrieb.
Ein kleines Überbleibsel des Landurlaubes unserer Lupina: Ameisen! Jetzt, wo wir wieder im Wasser sind, ist es Zeit, sich um die Ausrottung dieser Freunde zu kümmern. Unser Haustierchen, der Gecko, ist zu wenig hungrig, um deren Ausbreitung Einhalt zu gebieten.
Und dann geht es mit der Crew der SY Kianga noch einmal in die Höhe, diesmal wollen wir auf einen der höchsten Berge von Fiji: Mount Batilamu (1’110m, the Sleeping Giant, der schlafende Riese) im Koroyanitu Nationalpark. Tropischer Trockenwald mit viel Regen in den Monaten Dezember bis April und mehrheitlich Trockenheit im restlichen Jahr locken. Wildnis pur und leuchtendes Grün. Der Aufstieg ist sehr steil. Rund 300 Meter unterhalb des Gipfels fällt dichter Nebel ein und der Pfad wird extrem glitschig. Wir riskieren nichts und kehren, leicht enttäuscht, um.
Das Dorf Abaca am Fusse des Sleeping Giants (Mt. Batilamu) – man fühlt sich wie in einem botanischen Garten.
Bei einer Familie können wir ein traditionelles einheimisches Essen geniessen.
Die Arbeiten am Schiff sind abgeschlossen. So langsam lockt wieder das Meer und die Weite. Wir beginnen, unser Lager an Lebensmitteln wieder aufzustocken.
Für die Besuche auf den abgelegenen Inseln decken wir uns am lokalen Markt in Lautoka mit Kava für die Sevusevu Zeremonie ein (Geschenk für den Chief um Einlass ins Dorf zu bitten).
Schiff bereit, Crew bereit! Aber nicht das Wetter. Heute, Sonntagmorgen, weht ein heftiger Wind über den Steg, an dem Lupina noch festgemacht ist. Eigentlich möchten wir nun los auf die Ausseninseln. Als wir draussen die unruhige See und die vielen weissen Schaumkronen sehen, entscheiden wir spontan, unsere Abfahrt auf Montag zu verschieben und freuen uns dafür live am Sieg von Nemo an der European Song Contest (ESC).

Ob es morgen mit dem Start zu neuen Segelabenteuern klappt, was wir auf den Inseln erleben und was das Wort LiFePO4 bedeutet? Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser.

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