Santa Cruz – das Zentrum von Galapagos

Am 14. Dezember heben wir im Morgengrauen den Anker und brechen auf von Puerto Villamil (Isla Isabela) nach Puerto Ayora auf der nach Isabela zweitgrössten Insel, Santa Cruz. Es ist die letzte Insel, die wir ohne Führer und teure Spezialbewilligung anlaufen dürfen. Mit dem eigenen Boot darf man nur auf 3 Inseln, die alle bewohnt sind: San Cristóbal, Isla Isabela und eben Santa Cruz. Die letzte der insgesamt vier bewohnten Inseln, Isla Floreana, ist ebenfalls gesperrt für fremde Schiffe. Die meisten Touristen, welche die Galapagos Inseln besuchen, fliegen nach Santa Cruz und machen von hier aus Bootsausflüge auf die umliegenden Inseln. Durch ihre zentrale Lage bietet sie sich förmlich dazu an.

Von Puerto Villamil nach Puerto Ayora sind es nur 45 Seemeilen, aber es steht eine Meeresströmung von 1.5 Knoten gegen an. Während der ersten Hälfte der Strecke ist der Wind zu schwach, und wir motoren. Ab Streckenmitte nimmt der Wind leicht zu, und wir können den Rest unter vollem Tuch absolvieren
Um 4 Uhr nachmittags erreichen wir unseren Ankerplatz in Puerto Ayora. Der Agent (Javier von Yacht Agents Galapagos – sehr zu empfehlen!) hat uns den Papierkram bereits abgenommen, und es gibt keine Inspektion mehr. Wir haben vorher gelesen, dass der Ankerplatz sehr rollig sein soll, weil er nicht so gut geschützt ist gegen das offene Meer. Wir setzen einen Heckanker und richten damit das Schiff gegen die heranrollenden Wellen aus. Wir dürfen die ganze Zeit einen sehr ruhigen, aber spannenden (weil viele Touristenschiffe um uns herum) Ankerplatz geniessen
Santa Cruz ist «die» Touristeninsel in Galapagos. Hier dreht sich alles um die Besucher aus aller Welt, die sich einmal im Leben einen Ausflug nach Galapagos gönnen. Alle haben das gleiche Ziel: die sehr spezielle Tierwelt an Land, in der Luft und im Wasser zu erleben
Von den 15’000 Einwohnern auf Santa Cruz leben rund 12’000 in Puerto Ayora. Hier findet das Leben statt. Als sehr angenehm empfinden wir, dass der Autoverkehr minimal ist, denn die meisten Einwohner besitzen kein eigenes Auto. Man geht viel zu Fuss (die Distanzen sind sehr kurz), benutzt ein Fahrrad oder nimmt sich ein Taxi (1.5-2 USD im Stadtgebiet). Die Atmosphäre in der Stadt ist sehr bunt, entspannt und ruhig
Es gibt einen grossen Anlegepier, wo die Touristenboote ihre Fracht aufnehmen und wieder abladen. Gleich nebenan, fast etwas versteckt, ist die Mole für die Fischerboote. Hier herrscht ein emsiges Treiben. Einerseits legen Fischerboote (blaues Schiff im Vordergrund) an, die hier ihren Fang abliefern und gleichzeitig wieder frisches Eis (angeliefert per Pick-Up Truck in den weissen Säcken) für die Lagerung des Fanges an Bord nehmen. Andererseits legen hier die Beiboote der Touristenschiffe an, um allerlei Waren (Lebensmittel, Getränke, Ersatzteile, …) für ihr Mutterschiff abzuholen
Wir erkunden unsere Umgebung. Gleich gegenüber unserem Ankerplatz beginnt der «Las Grietas» Adventure Trail. Er führt zu einer Schlucht, die durch den Bruch einer Lavadecke entstanden ist. Das Besondere daran: die Schlucht ist mit Wasser gefüllt
Las Grietas: Das Wasser sickert vom Meer her durch das Küstengelände bis zur Schlucht. Auch frisches Grundwasser gelangt in den Canyon und mischt sich mit dem Salzwasser aus dem Meer. Irgendeinmal in der Vergangenheit sind 5 verschiedene Arten von Meeresfischen (zum Beispiel der bunte Papagei Fisch) in die Schlucht gelangt. Heute sind sie komplett isoliert vom Meer
Las Grietas: Im Nationalpark-Gebiet ist es obligatorisch, einen Führer zu haben. Das lohnt sich! Die Führer sind äusserst gut ausgebildet, und wissen, wovon sie reden. Es macht echt Spass, ihnen zuzuhören. Hier erklärt uns der Führer, wie früher aus dem Gewebe abgestorbener Kakteen Lampenschirme gebastelt wurden. Speziell an diesem Führer war: er ist mit einer Schweizerin verheiratet, und sein Sohn absolviert ab April ein Studium in der Schweiz. Die Welt ist ja soo klein! 😊
Las Grietas: am Ende des Trails winkt eine schöne Aussicht über die Bucht von Puerto Ayora (im Hintergrund). Die Bucht vorne mit den 4 Schiffen am Anker ist privat und für fremde Segler leider nicht zugänglich. Unsere Lupina liegt in der hinteren Bucht (einer der Masten links im Bild ist unser Schiff)
Es ist Lobster-Zeit! Fast jedes Restaurant hat sie jetzt im Angebot
Pia kann der Verlockung nicht widerstehen und bestellt sich einen frisch gefangenen Lobster. Zum Glück haben unsere Freunde der Silvestergruppe (siehe Reisbericht von Puerto Rico Januar 2020) uns bei ihrem Besuch damals ausführlich gezeigt, wie man dieses Krustentier fachfrauisch zerlegt 😊 Ich bleibe beim Fisch

Ein Schnorchel Trip führt uns in den Süden zur Insel Santa Fe. Auf diesem Trip machen wir 2 Schnorchel Gänge und einen Strandausflug. Das Wasser beim ersten Schnorchel Platz an der Nordküste ist nur etwa 18°C warm. Es hat viele grosse Fischschwärme, die sich im nahrungsreichen Wasser satt essen. Nach 45 Minuten sind wir trotz Neoprenanzug und tüchtigem Paddeln in der starken Strömung total unterkühlt. Am nächsten Schnorchel Stopp, eine gut geschützte Bucht mit seichtem Wasser, ist es dann wesentlich wärmer. Hier tummelt sich eine grosse Gruppe Seelöwen am Strand. Die Jungen robben ins Wasser und spielen mit unseren Flossen. Herrlich lustig!

Der anwesende Führer des Nationalparks macht uns auf einen grossen, dunklen Fleck im seichten Uferwasser aufmerksam: es ist eine Gruppe von Weissspitzen-Haien, ausgewachsene Tiere. Gemäss Führer kommen sie regelmässig nach ihrer nächtlichen Jagd gesättigt hierher, um sich im Sand liegend auszuruhen. Hoffentlich hat er recht, und sie sind satt. Alles ist gut gegangen, es fehlt uns kein Stück. Im Video (klick hier) sind mehr bewegte Bilder von diesem einmalig Treffen zu sehen
Wanderung zur Tortuga Bay südwestlich von Puerto Ayora. Auch dies ist Nationalparkgebiet. Der 2.5 Kilometer lange Wanderweg ist durchgehend mit Steinen besetzt
Am Strand der Tortuga Bay tummeln sich hunderte von Meerechsen. Fantastische Tiere! Es sind Überlebende aus der Dinosaurierzeit. Man vermutet, dass die ersten Echsen, die auf Galapagos gestrandet sind, Landechsen waren. Aus Mangel an Vegetation an Land (junge Vulkaninseln) mussten sich die Tiere ihr Futter in Ufernähe suchen. Mit der Zeit lernten sie tauchen und schwimmen. Heute ernähren sich diese Vegetarier hauptsächlich von Algen auf dem Meeresboden. Ihre knochenharten Schuppen und der Kamm am Rücken schützen sie perfekt vor ihren Feinden
Das Seglerleben heisst auch: reparieren! Eines morgens beim Kaffeetrinken springt kurz die Wasserpumpe an, obwohl niemand von uns einen Wasserhahn geöffnet hat. Komisch! Ich schaue im Motorraum, wo sich die Wasserpumpe befindet, nach und sehe, dass es aus dem Wasserdruckbehälter tropft. Das Tagesprogramm wird umgekrempelt, der nächste Ausflug verschoben und stattdessen der rote Druckbehälter ausgebaut, die Ursache der Leckage eruiert und über Reparaturmöglichkeiten gebrütet

Für Wissbegierige: damit auf einem Schiff Wasser aus dem Tank, der meist an der tiefsten Stelle im Schiff angebracht ist, zum Wasserhahn kommt, muss eine Wasserpumpe den Druck aufbauen. Das Wasser wird von der Pumpe zuerst in einen Druckbehälter gefördert und wird dann von da ins Leitungssystem des Schiffes geleitet. Der Druckbehälter hat die Funktion, Druckunterschiede auszugleichen. Das Prinzip ist recht einfach: das Wasser fliesst in einen geschlossenen Gummiballon, der in den Behälter eingelassen ist. Zwischen Gummiballon und Behälterwand füllt man Druckluft. Läuft die Pumpe und es fliesst nun Wasser in den Ballon, füllt sich dieser und beginnt, die Luft zwischen Ballon und Behälter zu komprimieren. Sobald der Wasserdruck hoch genug ist, stellt die Pumpe ab. Der Druck im Leitungssystem ist so immer zwischen 1.5 – 2.0 bar.

Der Grund für die Wasserleckage ist schnell gefunden: der Druckbehälter hat an einer bearbeiteten Stelle eine Leckage. Dadurch ist die Luft entwichen. Weiter eigentlich nicht schlimm. Aber durch die nun grösseren Bewegungen des Gummiballons ist dieser an einer Stelle durchgescheuert und leckt Wasser in den Raum zwischen Behälter und Ballon – und durch das Loch im Behälter nun auch nach aussen. Erster Schritt der Reparatur also: den Gummiballon reparieren. Das kann ich – kenne ich aus meiner Zeit als Fahrradfahrer 😉
Beim Druckbehälter ist es etwas schwieriger. Der muss gelötet oder geschweisst werden. Da haben wir nichts an Bord. Wir fragen kurzerhand unseren Agenten Javier und der kennt eine gute Werkstatt, wo der Behälter gelötet wird. Zurück an Bord schleifen wir die rostigen Stellen sauber und bemalen sie mit Rostumwandler. Alles zusammenbauen, einbauen, Wasserpumpe einschalten – funktioniert und ist wieder dicht 😊 (Pia meint: «Köbi ist mein Held!!»)
Besuch der Forschungsstation «Estación Charles Darwin» mit der angegliederten Schildkrötenzucht. Hier lernen wir, dass es grundsätzlich 3 verschieden Formen der Schildkrötenpanzer gibt, je nach Lebensraum, in der sich die Schildkröte befindet. Der Panzer der Seeschildkröten ist flach und stromlinienförmig. Bei den Landschildkröten gibt es 2 Formen. Liegt die Nahrung in Bodennähe ist der Panzer rundlich wie eine halbe Fussballkugel. In Trockengebieten, wo die Schildkröten ihre Nahrung an tiefhängenden Zweigen und Sträuchern suchen müssen, hat der Panzer eine Form wie ein Pferdesattel und ist vorne ausgewölbt (Bild). Das erlaubt es dem Tier, seinen Hals weit nach oben zu strecken
Wir versuchen es auch einmal 😊😊
Im Norden von Santa Cruz hat es mehrere kleine Vulkaninseln. Köbi bucht einen Schnorchel Trip zur Isla Bartolomé. Pia streikt diesmal – es ist ihr zu kalt! So unrecht hat sie nicht, wie man aus dem Bild mit dem dick eingepackten Kapitän unseres Ausflugschiffes schliessen kann. Das Wasser hat sich immer noch nicht gross aufgewärmt, immer noch dominiert der Humboldtstrom
Isla Bartolomé: wunderschöne Aussicht über den Westteil der Insel (mit dem berühmten Pinnacle Rock). Im Hintergrund die drittgrösste Insel in Galapagos: Santiago. Der Pinnacle Rock ist der Rest eines Vulkankegels, der von Menschenhand geschaffen wurde: nach dem Angriff der Japaner von Pearl Harbour waren die Amerikaner aufgeschreckt. Ein weiterer Angriff auf den Panamakanal wurde befürchtet. Deshalb stationierte die USA vorgelagert auf den Galapagosinseln Schutztruppen. Zum Training bombardierte die US-Luftwaffe diesen Vulkan, bis am Schluss nur noch dieser Pinnacle stehen blieb
Galapagos Falke. Dieser Kunstflieger will unbedingt ins Bild! Er setzt sich rund 4 Meter von mir entfernt auf das Holzgeländer und trippelt nach und nach näher. Hier ist er nur noch rund 1 Meter entfernt. Nach dem Bild schwingt er sich mit stolz geschwellter Brust wieder in die Luft

Bei einem phantastischen Erlebnis ist die Kamera nicht dabei. Ich schnorchle gerade den Felsen des Pinnacle Rocks entlang (bei Felsen am Ufer ist die Sicht immer gut und es hat viele Fische!) als vor meiner Tauchbrille etwas ins Wasser platscht. Ich gucke hin, sehe nichts, hebe den Kopf aus dem Wasser. Da schwimmt keine 50cm vor meiner Nase ein putziger Galapagos Pinguin. Neugierig beäugt er mich. Da platscht es ein zweites Mal und ein weiterer Pinguin springt vom Felsen herab um zu schauen, was da für ein komisches Ding (also ich) im Wasser schwimmt. Ob wohl mein bunter Neoprenanzug so attraktiv ist? Ich weiss es nicht. Jedenfalls begleiten mich die Beiden für die nächsten rund 20 Minuten. Sie zeigen mir ihre sagenhaften Schwimm- und Tauchkünste und klopfen mit ihrem Schnabel zwischendurch immer wieder mal zärtlich ans Glas meiner Taucherbrille, wie um zu sagen: «Hallo! Nicht einschlafen! Schwimm doch etwas schneller!». Ein unvergessliches Erlebnis!

Aus Europa hören und lesen wir regelmässig Nachrichten und sind einigermassen informiert über das Geschehen. Unser nächstes Ziel soll Französisch Polynesien sein. Diese Inseln stehen unter Französischer Hoheit und viele Beschlüsse, die in Frankreich gelten, werden unverändert auch diesen Inseln in der Südsee auferlegt. Wir werden rund 20-25 Tage unterwegs auf offener See sein, und es kann gut sein, dass sich während unserer Fahrt wieder etwas an der Gesetzeslage ändert. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, hier auf Galapagos die «Booster» Impfung machen zu lassen. Sehr einfach! Mit Pass und Impfzertifikat zur Impfstelle, Personalien eintragen lassen, Ärmel hoch, piek, und schon erledig. Keine 15 Minuten!
Abstieg in einen der zahlreichen, begehbaren Lavatunnels im Hochland von Santa Cruz
Eingangspforte in die Unterwelt
Der Tunnel ist nicht soo spektakulär, wie wir erwartet haben – aber trotzdem ist es spannend
Unsere Zeit in Galapagos neigt sich dem Ende zu. Es war eine fantastische Erfahrung und wir sind froh, haben wir uns entschieden, mit dem eigenen Schiff hierher zu segeln. Die Hürden (Papierkram, Bürokratie, Kosten) waren recht hoch, aber was wir hier erleben und sehen durften, hat uns mehr als entschädigt dafür. Tierwelt, Natur und auch die Menschen – ein Erlebnis, das uns glücklich macht. Bilder, die immer in unserer Erinnerung bleiben werden!

Heute Sonntag erledigen wir nun noch die letzten Einkäufe (frisches Gemüse und Früchte direkt vom Mark, der jeden Tag geöffnet hat). In den letzten Tagen hat Köbi das Schiff inspiziert, Rollen und Blöcke geschmiert, während Pia fleissig den Tiefkühler mit vorgekochtem Essen bestückt hat. Heute erledigen wir noch die letzten Büroarbeiten (wir haben erfahren, dass das Internet in Gambier langsam sein soll), Köbi putz noch die Wasserlinie und Ankerkette (hier sehr stark verschmutzt durch Algenbewuchs) – und dann sind wir segelbereit! Morgen Montag, 27.12.2021 kommen um 11 Uhr lokale Zeit die Behörden an Bord zum Auschecken, und dann sind wir unterwegs: knapp 3’000 Seemeilen bis Gambier!

Wer live mitreisen will, hier der Link:  https://share.garmin.com/EPXFV

Wir melden uns dann wieder von Gambier und berichten, wie es uns auf den 3’000 Seemeilen, weit ab von den Verkehrsrouten, ergangen ist.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser

Isla Isabela – die wachsende Insel

Nachdem wir den kleinen Passagier (siehe Schlussbild im letzten Bericht) wieder ausgeladen haben, heben wir am 6. Dezember 2021 auf San Cristóbal spätnachmittags um fünf Uhr den Anker und machen uns auf die 85 Seemeilen lange Strecke zur Isla Isabela. Hinter uns verabschiedet sich das Hafenstädtchen Baquerizo Moreno in der goldigen Abendsonne
Die Isla Isabela liegt im Westen des Galapagos Archipels. Sie ist mit 4’588 km2 die grösste Insel aber gleichzeitig auch eine der jüngsten. Sie ist immer noch am Wachsen, denn 5 der insgesamt 6 Vulkane auf der Insel sind noch aktiv (wenn auch im Moment am Schlafen). Der letzte Ausbruch fand 2018 statt. Die westlich von Isabela gelagerte Insel Fernandina (mit einem der aktivsten Vulkane der Welt) liegt nur noch knapp 2 Seemeilen entfernt. Vielleicht schon beim nächsten Ausbruch werden sie zusammenwachsen – aber das ist hoffentlich erst, wenn wir wieder weg sind 😉
Kurz nach 10 Uhr am nächsten Morgen erreichen wir unser Ziel an der Südküste von Isabela: Puerto Villamil. Die Einfahrt ist etwas heikel, liegen doch überall verstreut Reste von Lavablöcken, die das Meer noch nicht abgetragen hat. Da muss Pia in den Ausguck und uns mit wachsamem Auge an den Ankerplatz lotsen
Die Einfahrt glückt 😊 Wir können uns an den Ausflugsschiffen (Schiffe rechts im Bild) vorbei mogeln und in rund 4 Meter tiefem Wasser hinter einer flachen Inselgruppe aus Lavafelsen in ruhiges Wasser legen (Lupina links im Bild)
Das Wasser zum Anlegepier hin ist verseucht mit vielen felsigen Untiefen, die bei Ebbe aus dem Wasser ragen. Bei Flut (die Differenz beträgt hier etwa 1.5 bis 2 Meter) sind sie aber überdeckt und man sieht sie bei schlechtem Licht nicht. Es braucht gute lokale Kenntnisse, wenn man da sicher an Land will. Wir sind froh, dass es auch hier Taxiboote gibt (2 US-Dollar/Person), und unser Dinghi bleibt gut verstaut auf dem Vordeck liegen. Unschön: für die Benutzung des Piers müssen wir einmalig 10 US-Dollar/ Person bezahlen – das ist, wie wenn du die Benutzung eines Bahnhofes bezahlen müsstest ☹
Wir machen eine 8 Kilometer (retour 16km) lange Wanderung zum Ausflugspunkt «Cerro Radar». Er heisst so, weil die Amerikaner hier im 2. Weltkrieg eine Radarstation eingerichtet hatten, als nach dem Angriff in Pearl Harbour weitere Japanische Angriffe erwartet wurden. Nachdem diese Bedrohung nun nicht mehr existiert, wurde das Eisengerüst der Anlage mittlerweile von den Einheimischen abgebaut und als Baumaterial für die Dachkonstruktionen ihrer Häuser verwendet
Der Weg zum Ausflugspunkt führt uns zuerst am Strand entlang und dann durch ein abwechslungsreiches Trockengebiet. Immer wieder begegnen uns Ureinwohner, die hier auf Isabela viel grösser werden als auf San Cristóbal. Hier können sie gut und gerne über 250kg schwer werden
Auf der Seite zur Insel hin führt unser Weg immer wieder an Lagunen aus Brackwasser (Mischung zwischen salzhaltigem Meerwasser und Süsswasser) vorbei. Hier gibt es genügend Wasser für eine üppige, leuchtend grüne Vegetation
Es gibt sogar Flamingos, die hier heimisch sind. Durch Genforschung weiss man, dass diese eigentlich aus Südamerika kommen. Man vermutet, dass sie durch einen Sturm vom Kontinent auf die Galapagosinseln getragen wurden. Sie ziehen zwar noch von Insel zu Insel, verlassen aber die Galapagos Gegend nicht mehr
Unser Weg führt uns an der «Muro de las Lágrimas» vorbei. Auf Deutsch: die Mauer der Tränen. Hier wurde in den Jahren 1946 bis 1959 weitab vom Kontinent ein «Erziehungs- und Straflager» betrieben. Es war weitherum berüchtigt für seine gewaltsamen und sadistischen Gefangenenwärter. Die Mehrheit der Strafgefangenen (normale Verbrecher aber auch politische Gefangene) kamen nicht mehr lebend aus dieser Strafanstalt zurück. Die Mauer blieb als einziger stumme Zeuge dieser für Ecuador unrühmlichen Zeit, in der viele Gefangene auf unvorstellbar brutale Art und Weise ihr Leben lassen mussten
Fast oben am Aussichtspunkt angelangt führt ein gut befestigter Pfad einem steil abfallenden Kraterrand entlang noch ganz hinauf zum Top
Auch hier findet sich überall goldiges Engelhaar. Eine Mies Art, die in Symbiose mit ihrem Träger lebt, seine Zweige vor der brennenden Sonne schützt und die Feuchtigkeit aus den Wolken auffängt, die sich immer wieder über Nacht an den Bergen bilden
Auf dem Aussichtspunkt «Cerro Radar»: tolle Aussicht zum Hafenort Puerto Villamil, wo die rund 3’000 Einwohner der Insel leben
Zurück am Ausgangspunkt stärken wir uns mit feiner, lokaler Kost. Ein typisches Gericht hier besteht meistens aus Fisch oder Fleisch, frischem Gemüse (das auf den Inseln angepflanzt wird) und Reis. Im ganz draussen auf einem Pier toll gelegenen Restaurant «Royal Rock» ist ein Tagesmenü für 6 US-Dollar nicht nur sehr preiswert, es wird auch fürs Auge wunderschön angerichtet
Ein nächster Ausflug führt uns zum Vulkan «Sierra Negra». Bei diesem riesigen Vulkan ist der Vulkankegel nach einem der früheren Ausbrüche komplett eingesackt. Beim letzten grossen Ausbruch 2005 wurde die eingefallene Caldera mit Lava geflutet und mit einem riesigen, mehrere Meter dicken, schwarzen Gesteinsteppich aus Lava überdeckt. Dieser See aus Gestein ist 10 km lang und 7 km weit, der Umfang des Kraterrandes beträgt rund 40km. 2018 fand der bisher letzte, diesmal etwas kleinere Ausbruch statt.
Die organisierte Tour führt rund 1 Kilometer dem Kraterrand von «Sierra Negra» entlang und zweigt dann ab zum rund 2 km entfernten Vulkan «Chico». Die Vegetation ist anfänglich noch sehr grün …
… mit schönen Blumen am Wegesrand. Wir lernen, dass Blumen auf Galapagos ausschliesslich gelb oder weiss sind. Der Grund ist verblüffend: die Insekten, die es auf die Inseln geschafft haben, reagieren vorwiegend auf diese beiden Farben. Es gibt zwar auch andere Farben, aber wenn die Blüten bereit sind für die Bestäubung, verbleichen sie zu weisser Farbe, um die Insekten anzulocken
Etwas weiter weg vom Kraterrand des «Sierra Negra» (wo der Regen nicht mehr aus den Wolken gekitzelt wird) zeigt sich die Vegetation öde und trocken. Hier gedeiht eine spezielle Kaktusart (lateinischer Name: Candelabro Jasminocereus thouarsii), die nur hier auf «frischem» Lavagestein vorkommt. Anhand seiner Grösse kann das Mindestalter des Lavagesteines abgeschätzt werden. Er wächst pro Jahr 3mm und ist extrem robust. Dieses Exemplar dürfte zwischen 500 und 1’000 Jahre alt sein!
Vor uns zeigt sich eine Landschaft, die stark an eine Kiesgrube erinnert. Jetzt ist alles erkaltet und nur ab und zu finden wir einen Spalt in den Felsen, wo man mit der Hand einen warmen Luftzug fühlt. Zu aktiven Zeiten muss es darunter fürchterlich rumoren, und überall fliesst glühende Lava durch die Berge und Täler aus Geröll
Ein typischer Lavakanal: die flüssig heisse Lava fliesst wie Wasser die Hänge hinunter. An der Oberfläche kühlt sich die Lava schnell ab und beginnt, auszuhärten. Diese ausgehärtete Schicht bildet eine Isolation und darunter kann die Lava weiter fliessen. Wenn die Vulkaneruption zu Ende geht, stoppt der Zufluss von Lava, der Kanal entleert sich wie eine Wasserleitung und zurück bleibt ein Tunnel. Es gibt sie in allen Grössen. Dieser hier hat rund 1 Meter Durchmesser
Ein etwas grösserer, eingebrochener Tunnel. An seinen Wänden sickert Grundwasser durch, welches Nahrungsgrundlage für die ersten Pflanzen (Farne) bildet
Der Kraterrand des Vulkans «Chico» leuchtet in allen Farben. Die rote Farbe deutet auf einen hohen Eisengehalt hin, Gelb heisst viel Schwefel, Schwarz lässt Basalt und Weiss Calcit (Kalkspat) Vorkommen erkennen
Zwei zufriedene Gipfelstürmer auf dem Kraterrand des «Chico»
Eine zutrauliche Spottdrossel will die Vulkanbesucher etwas genauer inspizieren
Eine Lavaechse stellt sich photogen in Pose
Neuer Tag, neuer Ausflug. Diesmal direkt an unserem Pier. Ein Kurzer Fussweg, wunderschön als Boardwalk ausgebaut, führt uns durch die Mangroven an eine poolartige Bucht. Die Schnorchel-Ausrüstung lassen wir diesmal aber auf dem Schiff und geniessen einfach den schönen Wanderweg
Zum Abschied von der Isla Isabela gibt es einen Abschiedskuss eines jungen Seelöwen

Nach einer Woche auf der Insel Isabela lichten wir am Dienstag, 14. Dezember 2021, früh im Morgengrauen den Anker und setzen Segel Richtung Osten zur 45 Seemeilen entfernten Zentrumsinsel Santa Cruz. Wie uns die Überfahrt gelingt und was wir auf der neuen Insel alles antreffen werden – freu dich auf den nächsten Bericht.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser

San Cristóbal (Galapagos) – mitten in den Zoo

Am 29 November 2021 fällt unser Anker in der Wreck Bay im Hafen von Baquerizo Moreno auf San Cristóbal. Wir sind das einzige Segelschiff

Kurz vor Mittag sind wir einklariert und fahren mit dem Vertreter unseres Agenten an Land. Uns wurde davon abgeraten, das eigene Dinghi zu verwenden. Das eigene Dinghi benutzt man hier besser nicht. Einerseits gibt es praktisch keine Landestellen, wo man anlegen darf, und andererseits willst du nicht, dass dein Dinghi von den Seelöwen als schön schaukelnde Badeplattform missbraucht wird. Das ist aber alles kein Problem, denn es gibt Wassertaxis, die uns für 1 Dollar pro Person an Land oder zurück bringen. Sehr bequem, schnell und zuverlässig. Vom Schiff aus rufen wir per Handzeichen oder über Funk (VHF Kanal 14) ein Taxi herbei, am Land stehen wir einfach an den Pier und winken eines herbei. Einfach!

Das Wassertaxi bringt uns für 1 Dollar pro Person an Land

Schon beim Setzen des Ankers, aber spätestens an Land realisieren wir: wir sind mitten im Zoo gelandet! Nicht auf der Zuschauerseite, nein, direkt im Gehege drin! Die Tiere, die hier vorkommen, haben vor den Menschen keine Scheu und leben mitten unter ihnen.

San Cristóbal ist die Insel der Seelöwen. Du triffst sie überall an: unter der Parkbank …
… auf der Parkbank …
… überall auf den Felsen am Ufer. Meistens schlafen sie tagsüber, denn in der Nacht schwimmen sie raus auf das offene Meer und schlagen sich an den grossen Fischschwärmen den Bauch voll

Die Tierwelt auf den Galapagos Inseln ist einzigartig. Das Galapagos Archipel liegt rund 1’000 Kilometer vor der Küste von Ecuador. Es besteht aus 13 grossen Inseln (mit mehr als 10 km2), neun mittleren Inseln (1-10 km2) und weiteren 107 kleineren Inselchen, die um den Äquator verteilt sind. Es wird geschätzt, dass die Entstehung der ersten Insel vor mehr als 5 Millionen Jahren als folge tektonischer Aktivitäten stattfand. Die jüngsten Inseln, Isabela und Fernandina genannt, befinden sich noch im Entstehungsprozess. Der jüngste Vulkanausbruch wurde 2020 registriert. Die tektonische Platte, auf der die Galapagos Inseln liegen, bewegt sich mit 3-9cm pro Jahr in Richtung Südamerikanischer Kontinent. Darunter liegt ein sogenannter «Hot Spot», eine heisse Stelle im Erdinnern, die immer wieder dafür sorgt, dass Lava an die Erdoberfläche gedrückt wird. Das erklärt, dass die ältesten Inseln im Osten liegen, und die jüngsten im Westen.

Alle Lebewesen, die sich auf den Inseln befinden, sind auf die Inseln geschwommen (z.B. Fische, Seelöwen, Pinguine), geflogen (z.B. Vögel, Samen von Pflanzen) oder geschwemmt worden (z.B. Reptilien, Insekten auf Treibgut). Einmal auf den Inseln angekommen haben sich die Lebewesen genau auf das vorherrschende Klima und die vorhandene Nahrung eingestellt. Das erklärt, warum es hier Arten gibt, die es sonst nirgends auf der Welt gibt. Das erkannte auch Charles Darwin, als er am 18. September 1835 anlässlich einer Expedition mit der HMS Beagle auf San Cristóbal landete und die spezielle Flora und Fauna hier antraf. Unter anderem auch diese Entdeckungen mündeten schlussendlich in der berühmten, damals revolutionären Evolutionstheorie von Charles Darwin.

Ecuador Krebs, nur auf Galapagos ist er so farbig
Galapagos Lava Eidechse, das am häufigsten gesichtete Reptil auf den Galapagos Inseln. Davon gibt es 7 verschieden Arten. Diese mit weissen Streifen an der Seite gibt es nur auf San Cristóbal
Meerechse, nur auf den Galapagos Inseln vorkommende Leguan Art, die bis zu 1.30m lang werden kann. Dieses Männchen ist gerade dabei, sich ein neues Kleid anzuziehen. Das alte (braun) weicht dem neuen (schwarz)
Die Meerechse ist unter den heute lebenden Echsen die einzige Art, die ihre Nahrung (hauptsächlich Algen) im Meer sucht. Dabei können sie bis zu einer halben Stunde unter Wasser bleiben und bis auf 15 Meter tief abtauchen. Das mit der Nahrung aufgenommen überschüssige Salz scheiden sie durch Chlorid-Zellen in Drüsen an den Nasenlöchern aus. Das wird dann mit einem kräftigen Schnauben entsorgt
Wanderung zu Bahia Darwin im Nordosten unseres Ankerplatzes. Die Wanderung beginnt in einem sehr interessanten und informativen Interpretations-Zentrum und führt dann auf gut ausgebautem Wanderweg durch die küstennahe Trockenzone
Blick über die Darwin Bay. Hier ist Charles Darwin mit der HMS Beagle im Jahr 1835 gelandet. Im Hintergrund ein Versorgungschiff, dessen Fracht auf offenem Meer umgeladen wird auf einen kleineren Frachter mit weniger Tiefgang
Die Vegetation auf den Inseln ist vielfältig. An der Küste wachsen besonders salztolerante Arten. Unmittelbar danach folgt eine Trockenzone, eine Halbwüste, weil es in diesem Bereich praktisch nie regnet (Bild). Je weiter man in die Höhe geht, umso feuchter wird das Klima
In der Trockenzone gibt es zwar keinen Regen, aber besonders in den Sommermonaten viel Feuchtigkeit in der Luft. Die Bäume und Sträucher sind entsprechend überdeckt mit Mies, welches das Wasser aus dem nebelartigen Niederschlag auffangen kann
Nach der Darwin Bay geht’s noch weiter der Küste entlang zum Playa Baquerizo. Ab hier ist der Wanderweg etwas beschwerlicher, dafür umso spannender
Monument von Charles Darwin an der Darwin Bay
Blaufuss Tölpel, diese gibt es nicht nur auf Galapagos. Das Wort «Tölpel» stammt übrigens vom Wort «Tollpatsch» ab. Die Tölpel sind zwar ausgezeichnete Flieger, aber ihre Fortbewegung an Land regen schon zum Schmunzeln an
Darwin Fink. Auf Galapagos gibt es insgesamt 13 Unterarten dieses Finkes. Für den Unterschied sorgt die Nahrung. Je nach Nahrung ist der Schnabel speziell dafür ausgebildet
Galapagos Fliegenschnäpper
Ohrwurm-Möve oder auch Galapagos-Möve genannt. Charakteristisch sind ihre roten Augenränder. Sie ist nur auf den Galapagos heimisch, fliegt aber bis weit runter in den Süden des Südamerikanischen Kontinentes
Galapagos brauner Pelikan. Auch diese Unterart der Pelikane gibt es nur auf Galapagos. Besonderes Merkmal ist der weisse Kopf und der braungraue Flaum an Hinterkopf und Hals
Obwohl die Wassertemperaturen zu dieser Jahreszeit recht frisch sind (20°C an der Oberfläche – ok, für Hartgesottene kein Problem, aber wir wurden die letzten 2 Jahre in der Karibik bei 26°C und mehr zu Weicheiern 😊) entscheiden wir uns für einen Tauch- und Schnorchel-Ausflug zum El Leon Dormido (auch Kickers Rock genannt). Diese Felsinsel ragt steil aus dem Meer empor und hier soll es vor allem auch grosse Tiefseefische haben
Zuerst fesseln uns beim Eintauchen ins Wasser die faszinierende Artenvielfalt der Korallen und ihre Farbenpracht
Dann wird es plötzlich dunkel um uns, und wir sind mitten in einem Riesenschwarm von Fischen. Sie suchen in der Nähe der Felswand Schutz vor Raubfischen
Die Felswand fällt fast senkrecht 50-100 Meter in die Tiefe. An dieser Wand wachsen Korallen und bieten Unterschlupf für viele Lebewesen. Diesen Fisch kenne ich leider nicht – falls du ihn kennst, lass es mich wissen!
Eine Schildkröte kommt zu Besuch und beobachtet uns Taucher und Schnorchler von knapp unter der Wasseroberfläche
Ein Seelöwe will mit mir spielen
Ein mächtiger Stachelrochen (sicher über 1.2m Durchmesser) duckt sich auf die Felsen
Ein nächstes Highlight der beiden Tauchgänge: ein Skorpion-Fisch, der sich nahezu perfekt der Umgebung anpasst
Und dann plötzlich Hektik in der Tauchgruppe. Das Wasser ist etwas eingetrübt und die Sicht nicht ganz gut. Aus etwa 10 Meter Distanz taucht aus dem trüben Wasser der erste Hai auf. Es ist ein harmloser Galapagos Riff Hai, etwa 3m gross
Ein paar Meter über uns zieht ein Hammerhai seine Kreise
Und zum Abschluss dieses unvergesslichen Schnorchel- und Tauchausfluges: ein Seepferdchen (ich sehe zum ersten Mal eines in freier Wildbahn)

Nach einem Faulenztag, den wir mit diversen Tätigkeiten auf dem Schiff verbringen juckt es uns wieder in den Beinen und wir wollen die Küste hinter dem Flugplatz von Puerto Baquerizo Moreno erkunden.

Die Wanderwege im Nationalpark sind überall immer gut markiert und beschildert, und gut unterhalten
Wir sind hier in einer Gegend der Insel, wo es im Sommer nie regnet und im Winter jeweils fast täglich kurz und heftig. Dieser Kaktus hat sich perfekt an diese Situation angepasst. Ein normaler Kaktus würde bei viel Wasser zu kopflastig und daher umknicken. Diese Kaktusart beginnt das Leben als einzelnes Blatt, das aus dem Boden wächst (Pfeil 1). Dann vermehren sich die Blätter in einer Reihe und verzweigen sich noch nicht (Pfeil 2). In der dritten Phase verdicken sich die unteren Blätter zu einem Stamm (Pfeil 3) und erst darüber verzweigen sich dann die Triebe.
Und so sieht der Kaktus in seiner ausgewachsenen Form aus – wie ein Baum – perfekt angepasst an die Rahmenbedingungen, in denen er gedeiht …
… und sogar schöne Blüten bringt dieser spezielle Kaktus hervor
Das Ende unserer Wanderung, die Barranco Klippe. Hier erkämpft sich das Meer zurück, was ihm vor Millionen von Jahren durch heisse Lava genommen wurde
Meist kocht Pia uns ein feines Nachtessen auf dem Schiff. Ab und zu, vor allem zur Belohnung nach einem körperlich anstrengenden Ausflugstag, gönnen wir uns ein schmackhaftes Essen in einem lokalen Restaurant. Hier ein leckeres «Arroz marisco»
Die Galapagos Inseln sind auch bekannt für ihre Riesenschildkröten. Der Mensch hatte sie bis zum Ende des letzten Jahrhunderts fast völlig ausgerottet. Zusätzlich führten Naturkatastrophen (Vulkanausbrüche) dazu, dass ganze Kolonien unter heisser Lava und Asche verschüttet wurden. Hier besuchen wir «La Galapagera», eine sehr naturnahe Aufzuchtstation, wo Riesenschildkröten unter geschützten Bedingungen aufgezogen und im Alter von 6 Jahren wieder in die Natur entlassen werden
Die Schildkröten auf San Cristóbal können bis zu 150 Jahre alt werden. Pro Jahr legen sie zwischen 8-14 Eiern, aus denen in freier Natur etwa 20% Junge schlüpfen. Ausgewachsen wiegen sie im Schnitt um die 90 Kilo, die mächtigeren Männchen können bis zu 250kg schwer werden
Diese riesigen Landschildkröten ernähren sich ausschliesslich vegetarisch. Der auf Galapagos einzigartige «Manzanillo» Baum, der einen für die menschliche Haut irritierenden Saft hat und dessen Früchte für alle bekannten Lebewesen giftig sind, ausser für die Riesenschildkröten, liefert ihnen reichlich Nahrung

Unglaublich, was wir in den paar Tagen auf San Cristóbal alles an Tieren sehen und erleben durften. Du bist hier mitten in einer phantastischen Natur und jeder Tag lässt dich wieder etwas Neues entdecken. Wunderbar, wir sind absolut begeistert! Wir könnten noch lange hier bleiben, aber es gibt noch viel mehr zu sehen auf Galapagos. Mit dem Segelboot dürfen wir diejenigen Inseln anfahren und dort auch ankern, welche bewohnt sind. Als nächstes laufen wir nun die Isla Isabela an. Es ist die grösste Insel auf Galapagos und noch vulkanisch aktiv. Sie liegt rund 85 Seemeilen von San Cristóbal entfernt.

Dieser Kerl will unbedingt mitreisen – mal schauen ob er seetüchtig ist 😊
Zur Sicherheit, dass kein Seelöwe ins Cockpit kommt, haben wir den Heckeingang mit Fendern versperrt.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser

Von Panama nach Galapagos – eine schräge Welt

Stell dir vor, jemand stellt dein Haus schief. Gerade etwa so weit, dass Teller und Gläser noch auf dem Tisch stehen bleiben. Dann kommt noch einer, der rüttelt dauernd noch ein wenig rauf und runter und ein Dritter, der das Ganze immer noch ein wenig auf alle Seiten kippt, wie beim Geschicklichkeitsspiel, wo man eine Kugel durch ein Labyrinth in ein Loch befördern soll. Und hast du dann den Trick so langsam raus, alles in deinem Haus schön auf eine Seite geräumt, dass nichts mehr umfallen kann, dann kommt einer und kippt alles wieder auf die andere Seite. Du hast gewonnen, wenn dir nach 10 Tagen nichts heruntergefallen und in Brüche gegangen ist. Das eine kurze Zusammenfassung unserer Reise von Panama nach Galapagos. Die Details: 9 Tage Segeln hart am Wind mit dauernder Schieflage (nur der 10. Tag war Segeln mit Wind von querab oder leicht von hinten), 1’365 Seemeilen durchs Wasser (statt 865 Seemeilen direkte Linie), Durchschnittsgeschwindigkeit: 5.8 Knoten (10.8 km/h), 10 Stunden unter Motor.
Aber nun ganz der Reihe nach.

Vorbereitungen

Für die Reise nach Galapagos braucht es einigen Aufwand.

Am Anfang steht die Bewilligung, «Autógrafo» genannt, die man obligatorisch über einen Agenten beantragen muss

Für das «Autógrafo» brauchst du jetzt, wo nicht allzu viele Segelschiffe den Wunsch verspüren, nach Galapagos zu segeln, etwa 6-8 Wochen. Benötigt werden die Schiffspapiere, Pässe, Schiffsversicherung, Krankenversicherung, Funklizenz, MSSI-Nummer, etc.. Und man muss einen Termin festlegen, von dem werden dann die 30 Tage gezählt. Kommst du vorzeitig an, zahlst du eine Strafgebühr oder wirst weggewiesen. Kommst du später an, sind schon ein paar Tage deiner Bewilligung abgelaufen.

Dann gibt es unzählige Auflagen, die erfüllt sein müssen. Viel Papierkram – man will die Inseln ja vor ungewünschtem Besuch (Mensch, Tier, sonstigen Lebewesen) schützen. Dazu gehören Zertifikat der Farbe des Unterwasserschiffes, Zertifikat der Sanitarischen Anlage an Bord, Ausräucherungszertifikat (das Schiff muss im letzten Hafen komplett gegen Insekten, Ratten und andere unbeliebten Lebewesen ausgeräuchert werden), Zertifikat Sauberkeit des Unterwasserschiffes, Medikamentenliste, und und und. Dann müssen alle Sicherheits-Einrichtungen (Rettungswesten, Rettungsring, Rettungsinsel, Feuerlöscher, EPIRB, etc.) funktionstauglich, geprüft und nicht abgelaufen sein. In Realität läuft es so, dass ich die meisten Zertifikate selber geschrieben habe – Dokumente, wo ich selber mit Bildern oder Rechnungen oder technischen Beschreibungen bestätige, dass die Anforderungen erfüllt sind. Alle Unterlagen müssen vor der Abreise beim Agenten sein. Er bereitet dann alles für die Inspektion bei der Ankunft vor. Ah ja, alle Gebühren, Stempelabgaben, und Entlöhnung des Agenten sind vor der Abreise zu begleichen. Für unser Schiff (43 Fuss Segelboot) über 1’800 US-Dollar! Hat man bei der Ankunft am Unterwasserschiff irgendwelchen Bewuchs oder Muscheln, wird man weggewiesen und die Gebühren sind futsch. Du kannst dir vorstellen: unsere Lupina ist bei der Abreise unten so geputzt, die würdest du ohne Zögern mit der Zunge ablecken.

Der schöne Teil der Vorbereitung ist das Füllen des Schiffsbauches. Das ist Pia’s Hoheitsgebiet! Da rede ich ihr nicht drein, sonst kommt es nicht gut und wir hätten bloss viele Süssigkeiten und Knabberzeugs an Bord 😊
Alles muss gut verpackt sein, so dass es insektensicher (man weiss ja nie ob sich doch irgendeinmal so eine kleine Ameise oder Küchenschabe irgendwo an Bord schleicht) und wasserdicht verstaut werden kann. Pia steckt Vieles in Vakuumbeutel
Verschiedene Menüs werden vorgekocht: Bolognese Sauce, Curry Geschnetzeltes und viel Gemüse. Unser Tiefkühler schluckt alles problemlos
Eine letzte Wäsche
Für die mehrtägige Überfahrt verstauen wir unser Dinghi auf dem Vordeck. Reine Vorsichtsmassnahme. Wir könnten es auch an unseren Davids (Träger hinten am Schiff) hängend transportieren. Aber eine grosse Welle (noch nie passiert, aber du weisst ja nie) – schwupps, das Dinghi wäre voll mit 1-2 Kubikmetern Salzwasser. 1-2 Tonnen Gewicht vertragen unsere Davids nicht
Am Tag vor der Abreise wird das Schiff desinfiziert und Maus und Insekt vertrieben. Alles mit Zertifikat für die Behörden von Galapagos 😉
Als letzte Aktion (nachdem wir genau wissen, wieviel Platz noch frei ist auf der Lupina) wird noch Alkohol gebunkert. Und ja, ich bin froh um einen Segler, der sich gerade in Französisch-Polynesien aufhält und uns schreibt, wie astronomisch teuer Bier und Rum da sind. Da findet sogar Pia noch ein paar freie Ecken 😊 (Vielen Dank, Mirco!) [wer sich da über Einfuhr-Limiten wundert: weder in Galapagos noch in Französisch-Polynesien gibt es Grenzwerte bei der Einreise mit dem eigenen Schiff, da zählen Lebensmittel und Getränke es als persönliches Eigentum]
Letzter Jass- und Kaffi Schnapps-Abend mit Nora und Hacko von der SY Anixi. Ab nun trennen sich unsere Wege. Sie fahren nordwärts nach Mexiko, wir westwärts. Traurig gucken tue…

Verzögerter Start

Am 17.11.2021 ist alles, was unter Deck gehört, verstaut, der Rest gut verzurrt und gesichert. Kühlschrank und Tiefkühler sind randvoll und im Schiffsbauch schlummert viel Flüssiges (nicht Wasser!). Wir sind startbereit für den Pazifik! Einzig, die Dieseltanks wollen wir am frühen Morgen noch füllen, bevor es dann endgültig losgeht. Nach rund 60 Litern stoppt die Zapfsäule. Es hätten aber gut rund 150 Liter Platz. Ratlose Gesichter. Stromausfall am Pier. Zum Glück gibt es einen zweiten Tank Pier weiter drinnen in der Marina – trotz unserem 2 Meter Tiefgang dank Flut aber gerade noch erreichbar. Passt, Tank voll.
Mit dem Beleg flugs noch ins Marina-Büro zum Zahlen von Diesel und Strom (den Liegeplatz haben wir schon 2 Tage vorher beglichen). 130 Dollar für Diesel und 300 Dollar für Strom. Was? 2000 Kilowattstunden Strom!!?? Soviel wie ein Einfamilienhaus in einem halben Jahr nicht! Und wir hatten noch dauernd die Solarpaneelen im Betrieb. Das kann nicht sein! Zähler und Zahlen werden hin und her geprüft. Das Personal hinter dem Schalter schwirrt nervös hin und her, aber: auf Zähler und Zahlen wird vertraut und die 300 Dollar bleiben stur. Ich auch 😉. Ich kann nachweisen, dass bei unserem ersten Aufenthalt (3 Tage), der Zähler bei 17kWh stehen blieb. Ich bin bereit, jetzt die doppelte Menge zu akzeptieren. Wieder viel Diskussion hinter dem Schalter. Ich frage nach dem Manager. Nach einem kurzen Getuschel mit dem Desk-Mann versteckt sich der Chef aber hinter seinem Bürotisch und lässt sich nicht blicken. Eine halbe Stunde ist vorbei. Draussen auf der Lupina tippelt sich Pia die Füsse wund – sie will endlich los. Ich auch! Ich setze ein Ultimatum: 5 Minuten. Nach Ablauf dieser Zeit (natürlich ohne Aktion) zahle ich den Diesel und wir starten endlich unsere lange Reise.

Die Überfahrt nach Galapagos

Wir haben uns entschieden, eine Route über die Las Perlas Inseln zu wählen und dort noch 2-mal zu ankern. Da sich unsere Abfahrt wegen Stromausfall und Stromkosten um fast 2 Stunden verspätet hat und auch der Wind sehr schwach bleibt, müssen wir einen grossen Teil unserer ersten Etappe nach Contadora motoren. Es ist schon am Eindunkeln, als der Anker fällt. Am nächsten Tag geht’s zur wunderschönen Gegend um die kleine Insel Espírito Santo (eine Empfehlung der SY Limelight). Dort werden wir am nächsten Morgen sogar noch von einem Wal verabschiedet, der sich in unsere Ankerbucht vorwagt. Am 19.11.2021 starten wir zur knapp 900 Seemeilen (direkte Linie) langen Reise nach Galapagos. Uns erwartet eine anspruchsvolle Passage.

Während auf der Nordhalbkugel in den tropischen Breiten der Nordostpassat das Geschehen bestimmt, dominiert auf der Südhalbkugel der Südostpassat. Zwischen diesen beiden Winden befindet sich die sogenannte innertropische Konvergenzzone, auch Kalmengürtel (engl.: Doldrums) genannt. Das ist ein breiter Tiefdruckbereich, in dem sich die Luft erwärmt und unter Bildung grosser Wolkenformationen aufsteigt. Dies führt am Boden oft zu starken Regenfällen, Windstille oder sehr unbeständigem Wind. Diese schwülheisse Region war bei den Seeleuten früher sehr gefürchtet, da ihre motorlosen Schiffe oft wochenlang in der Flaute festhingen.

Um den Flauten aus dem Weg zu gehen und somit wenig Motor zu brauchen, wählen wir eine Phase mit relativ viel Wind. Das hat den Nachteil, dass der Wind über einen Grossteil der Strecke von Südwesten kommt. Also von da, wo wir hin wollen. Erschwerend kommen noch Meeresströmungen hinzu, die, wie könnte es anders sein, auch nicht in unsere Richtung fliessen. Dem südamerikanischen Kontinent entlang drückt der Humboldtstrom kalte Wassermassen (und somit auch die Lupina) gegen Norden. Und zwischen 2.5 und 5 Grad nördliche Breite setzt sich ein Strom aus Westen unserer Lupina entgegen. Wir versuchen, so gut wie möglich diesen beiden Strömungsgebieten auszuweichen, Distanz zum Kontinent zu gewinnen und dann zügig südlich über den 2. nördlichen Breitengrad vorzudringen. Erst dann können wir nach Westen abbiegen. So unsere Strategie.

19. November 2021: die Las Perlas Inseln verabschieden sich in unserem Heck von ihrer schönsten Seite
Schon ein paar Stunden später macht sich die Unberechenbarkeit des Kalmengürtels bemerkbar. Verschiedene Windhosen flössen uns Respekt ein, lassen uns aber zum Glück in Ruhe
In der der ersten Nacht geraten wir in mehrere heftige Unwetterzonen (hier gut sichtbar als gelbe Flecken auf unserem Radarschirm – unsere Position ist in der Mitte), die uns von hinten überrollen. Der Wind spielt verrückt, geht hoch und runter, dreht dabei in alle Richtungen. Früher als geplant machen wir die erste Wende nach Süden
Nächster Tag, neues Glück! Ein schöner Sonnenaufgang motiviert uns für den Tag. Ab jetzt bläst uns für den Rest der Reise ein konstanter südwestlicher Wind, 10-15 Knoten, ab und zu mal etwas stärker, entgegen. Unser Motor kann sich für den Rest der Reise ausruhen
Anfänglich sind die Temperaturen noch schwülwarm. Eine kleine Salzwasserdusche während einer regelmässigen Inspektion an Deck stört da nicht. Aber jeder kommende Tag lässt die Temperatur um 1°C sinken. Bis wir in Galapagos ankommen haben wir gerade noch 22°C (zum Glück dauert die Fahrt nicht länger 😊)
Unsere Lage für die nächsten Tage – ziemlich schief 😉 aber wir machen Distanz
Nicht nur wir haben tiefstes Vertrauen in unsere Lupina. Fast jede Nacht kommt einer (oder mehrere) dieser eleganten Segler (ein Tölpel) zur Nachtruhe vorbei
Leider sieht’s nach dem Besuch oftmals so aus. So ein Sch…ss! ☹
Ab dem dritten Tag unserer Reise hören die regelmässigen Regenschauer auf, und meist erfreut uns ein leicht bis mässig bewölkter Himmel. Pia schaut sehnsüchtig gegen Westen. Die ruppige See, die unberechenbaren Wellen und das heftige Geschaukel haben ihr die ersten beiden Tage etwas zugesetzt. Einmal wird dabei sogar das Spülbecken in der Küche aus der Nähe inspiziert. Aber spätestens ab dem dritten Tag ist sie wieder fidel und gefrässig 😊
Am 27.11.2021 genau um 16:12 Uhr lokale Zeit ist es soweit. Wir überqueren den Äquator! Wir fahren eine Ehrenrunde und drehen dann bei. Eine Flasche Champagner (wir sind sonst strikt Alkohol frei auf See) wird zur Feier des Momentes kredenzt (natürlich erst nachdem Neptun und Lupina auch ihren Anteil bekommen haben). In diesem Moment denken wir ganz fest an unsere Familie zu Hause
Nach 9 Tagen kommen wir im Gebiet von Galapagos an. Auf diesem Bild unseres Chart-Plotters zeigen sich schön die beiden Phasen unserer Reise: Aufkreuzen die ersten 6 Tage, Home-Run hart am Wind die letzten 3 Tage
In der Nacht zum 29.11.2021 (10. Tag) erreichen wir die Einklarierungsinsel San Cristóbal. In der Windabdeckung an der Nordküste nehmen wir unsere Segel runter, lassen uns bis zum Morgengrauen treiben und ruhen uns dabei aus. Beim ersten Sonnenlicht wird es höchste Zeit, die Hoheitsfahne von Ecuador (Galapagos gehört zu Ecuador) zu hissen
Zur Feier des Tages bekommt auch die Lupina eine neue Flagge. Letztes Mal war das in Bonaire vor über 2 Jahren der Fall. Das spricht für eine gute Qualität unserer Landesfahne 😉
Am «Leo Dormido», einem steil aus den Tiefen des Pazifiks herausragenden Felsen im Norden von San Cristóbal, einem der interessantesten Tauchgründe auf den Galapagos, geht es in der Morgensonne 10 Meilen westwärts zu unserem Zielhafen Puerto Baquerizo Moreno, wo wir ankern und einklarieren können
Kurz vor unserer Ankunft erfüllen wir noch die letzten Auflagen zum Einklarieren: alles muss gut sichtbar beschriftet sein …
… über die Sinnfrage dieser Auflage der Umweltbehörden lässt sich streiten. Wir wissen jetzt schon: wenn wir wieder abreisen aus Galapagos kommen diese «Verzierungen» wieder weg
Anker gefallen, Skipper und Co-Skipperin gut vorbereitet für die Inspektion der verschiedenen Einklarierungsbeamten. Zuerst kommen nur 2 Damen der Gesundheitsbehörde an Bord und checken unsere Gesundheit (inklusive Blutdruck und Abhören der Lunge!) und die Covid-Zertifikate. Nachdem wir für gesund befundet sind, kommen 8 weitere Beamte aufs Schiff. Sehr freundlich und zuvorkommend stellen die Beamten nacheinander, aber durcheinander, ihre Fragen. Der Vertreter unseres Agenten, Ivan (links oben), übersetzt dabei, wo nötig. Sogar ein Taucher ist dabei, der mit hoch erhobenem Daumen wieder an die Wasseroberfläche kommt. So ein sauberes Schiff hätte er schon lange nicht mehr gesehen, meint er anerkennend. Pia lobt, ich stolz 😊 Nach 45 Minuten sind wir einklariert, alles ohne die geringste Beanstandung. Pia, welche Nüsse, Limonen und anderes nicht ganz erlaubtes Material gut verstaut hat, kann sich erleichtert entspannen. Wir sind angekommen!!

Die nächsten 2-3 Tage wollen wir uns nun vor Ort zurechtfinden und informieren und dann die berühmte Flora und Fauna an Land und im Wasser erkunden. Ob wir alles vom jetzigen Ankerplatz aus unternehmen wollen, oder ob wir uns auf eine andere Insel verlegen ist im Moment noch offen. Eines können wir schon jetzt festhalten: so hautnah und frei von Menschenscheu haben wir die Tierwelt noch nie erfahren.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser

Noch einmal Segeln in den Las Perlas – ein Tagebuchbericht von Martin

Nachdem uns Nelly verlassen hat, kommen Köbi’s Schwester Marianne und ihr Mann zu uns auf die Lupina. Auch mit Ihnen besegeln wir die Las Perlas Inseln. Wie die beiden Landratten das Ganze erlebt haben hat uns Martin in seinem Tagebuch festgehalten.

4. November 2021, Panama City- Isla Pacheca

Unsere erste Reise mit dem Segelschiff Lupina, dem Skipper Köbi alias «James the Dinghi Buttler» und der fleissigen Bordmanagerin Pia startete am 4. November in Panama City.

Kirche in er Altstadt von Panama City – Casco Viejo

Nach einem kurzen Z’Morge in unserem Hotel in Panama City und der Taxifahrt erreichten wir die Marina, in der die Lupina an der Mole lag.
Zwar fanden wir es nicht auf Anhieb, weil uns in Spanisch die richtigen Worte fehlten. Doch tauchte auch bald das vertraute Gesicht von Köbi aus dem Marinahäuschen auf und er lud unsere schweren Koffer auf, (welche auch Ersatzteile und Werkzeug für die Männer und Vollkornmehl für die Küche enthielten) und brachte diese und uns über die ellenlangen Landestege auf das Boot.

Marianne und Martin frühmorgens um 8 Uhr vor der Lupina – das Lachen ist noch etwas unsicher 😉

Nach ein paar kurzen aber energischen Instruktionen legte Köbi ab. Da der Wind nicht stark genug war, ging es vorerst unter Motorenkraft in die Bucht von Panama Richtung der Las Perlas Inseln.

Skyline von Panama City

Nach den ersten 20 Seemeilen (à 1,8 km für die Landratten) frischte der Wind auf und wir durften das erste Mal erleben, wie es sich anfühlt, unter Segel zu reisen. Auf einer glatten See mit leichter Dünung, Sonnenschein und blauem Himmel ging es gemütlich schaukelnd Richtung Süden.
Nach weiteren 2 Stunden tauchte am Horizont die östlichste Insel der Perleninseln, Pacheca, auf.

Ausblick von Pacheca Richtung Süden zu den Insel Contadora (links) und Saboga (rechts)

Bei wunderbarem Abendlicht fuhren wir in die Bucht ein, wo Köbi sein Ankerwurfprozedere abwickelte und uns dann zeigte, wie man am hinteren Ende des Schiffes, am Heck, die Einstiegsleiter benützt. Wie es auf dem Schiff so üblich ist, stieg ich splitternackt die Treppe runter und liess mich ins kristallklare, 28-grädige Wasser gleiten. Aber, oh Schreck, die Lupina lag in einer kräftigen Strömung und es trieb mich augenblicklich von der Leiter weg. Da ich nicht wollte, dass mich Köbi wieder in Panama als Treibgut zurückholen musste, machte ich ein paar olympiawürdige Schwimmzüge und hielt mich wieder an der Leiter fest.

Marianne, von mir ausdrücklich vorgewarnt, hielt sich dann gut fest und konnte so den Schweiss gefahrlos abspülen. Da die Nacht wie immer in diesen Breitengraden um 18:00 Uhr schlagartig hereinbrach, sassen wir nach einem feinen, von Pia zubereiteten Nachtessen, an Deck und sahen in den klaren Nachthimmel.

Dabei irritierte mich ein kleiner Lichtpunkt oberhalb des Mastes der in unregelmässigen Bewegungen um den Mast kreiste. Da eine kreisende Drohne und Leuchtkäfer ausgeschlossen werden konnten, fragte ich die langjährigen Reisenden, was das sein könnte. Zur allgemeinen Heiterkeit wurde ich aufgeklärt, dass es sich hier um einen Stern handelt und dass es die Bewegung von unserem Schiffe sei, welche die Sterne tanzen lässt. Als dann immer mehr Sterne am Firmament auftauchten, konnten wir nur noch staunen. Kassiopeia, Aldebaran und unzählige andere Sterne liessen uns staunen und schwärmen von der lauen Nacht nach dem heissen Tag.

Lupina (rechts) am Anker vor der Insel Pacheca

Müde von den vielen Eindrücken zogen wir uns schon früh in die Bugkoje zurück und schliefen beim sanften Schaukeln bald ein.

5. November 2021, Isla Pacheca

Ein wunderbar klarer Morgen weckte uns schon bald, und nach dem Frühstück half ich Köbi, ein Problem an der Bordwasserversorgung zu lösen. Seine aufwändige Problemsuche (er fand Süsswasser in der Bilge und musste den Grund der Wasserleckage herausfinden) liess ihn vermuten, dass die Wasserpumpe zu viel Druck brachte und daher das Überdruckventil am Boiler ansprach. So war es dann auch. Das Auswechseln im engen Motorenraum ging dann zwar schweisstreibend, aber erfolgreich voran und dann hatten wir wieder frisches Duschwasser.

Köbi und Martin beim Reparieren der defekten Wasserpumpe

Währenddessen schnorchelten Pia und Marianne und erkundeten die Unterwasserwelt in der Bucht und berichteten uns von Rochen, Moränen, sandfarbenen Kugelfischen und Schwärmen von kleinen Fischen. Nach erfolgreicher Arbeit liessen auch Köbi und ich uns vom klaren Wasser verführen und genossen die Unterwasserwelt.

Die Anixi rauscht heran

Gegen Abend tauchte im Norden die SV Anixi auf und schon bald hatten wir eine kreuzfidele Bande von Seglern und Touristen an Bord, welche Anekdoten austauschten, Witze über die Sprachunterschiede von Schweizern und Deutschen machten und sogar einmal das Schweizer Soldatenlied «Gilberte de Gourgenais» inklusive der Version von Steikari «das cha ja nur vom Suufe cho» anstimmten.

Heitere Gesangsrunde… (ok, sieht im Moment eher wie eine Studierrunde aus 😊)

Als Hacko zwischendurch mal den Anker kontrollierte (eine Umschreibung des Ablassvorganges von Bier aus dem Organismus) kam er mit der Information zurück, wir hätten leuchtendes Plankton unter dem Kiel. Tatsächlich zog sich der Ankerkette entlang ein leuchtender Schweif von lumineszierenden Mikroorganismen. Als Köbi dann noch mit dem Bootshaken im Wasser rührte, konnten wir den Effekt auch dort beobachten, faszinierend! Sogar in der WC Spülung funkelte es in der dunklen Nacht…
Müde von den tollen Erlebnissen schliefen wir auch diese Nacht wie die Bären.

6. November 2021, Isla Pacheca – Isla Contadora

Zusammen mit Nora (SV Anixi) gingen wir auch heute auf Schnorchel-Tour. Bei der Landung mit dem kleinen Schlauchboot (Dinghi) am Strand hielt ich mich nicht an die gut gemeinten Tipps von Pia und stieg zuerst mit einem Bein aus. Prompt fiel ich wie ein Mehlsack ins flache Wasser, was aber ausser Heiterkeit keine weiteren Folgen hatte.

Marianne, Martin, Nora und Pia (Reihenfolge von bleich nach dunkelbraun 😉)

Leider war das Wasser heute nicht ganz so klar, was Marianne aber nicht davon abhielt, die Schnorchel-Tour auszuweiten. Das rächte sich dann mit einem kräftigen Sonnenbrand an der Hinterseite. Da wir bald darauf den Anker lichteten, konnte sie sich im Fahrtwind etwas abkühlen.

Fahrt nach Contadora

Unterwegs liess mich Köbi beim Setzen des vorderen Genua-Segels helfen und ich durfte sogar die Lupina steuern. Wir ankerten in der von Luxusjachten besuchten Bucht vor Contadora. Köbi brachte Marianne und mich an Land, wo wir uns wieder mal auf festem Boden bewegten und die kleine Insel ein stückweit erkundeten. Ausgerüstet mit etwas Früchten und Gemüse verliessen wir die Insel mit den stinkenden Fahrzeugen gerne wieder und genossen eine Rösti aus rohen Papas (Kartoffeln) und Spiegeleiern zum Z’Nacht.

Dinghi-Fahrt zum Landausflug in Contadora

7. November 2021, Isla Contadora – Mogo-Mogo

Nach einem kurzen Segeltrip erreichten wir das unbewohnte Inselchen Mogo-Mogo und ankerten in einer gut geschützten Bucht. Da auch hier der Sonntag ein Ruhetag war und das Wetter eher etwas trübe, machten wir uns einen faulen Tag. Leider trieb hier sehr viel Unrat auf dem Wasser (wie schon oft beobachtet). Als sich ein grösserer Baumstamm dem Schiff näherte, wollte Köbi schnell die Leiter einziehen und leerte dabei dummerweise den Kaffee über den Laptop, was diesen gar nicht freute und sofort in den Ausstand gehen liess.
Das hielt uns aber nicht davon ab, schon ab 18.00 Uhr Ortszeit, d. h. 24.00 Uhr Schweizer Zeit meinen Geburtstag gebührend zu feiern. Dazu präparierte uns Pia mit den frischen Lasagneblättern von Nelly eine fantastische Lasagne und gleichzeitig noch wunderbare Schoggi-Muffins. Die passenden Getränke durften nicht fehlen.

Feine Lasagne zum Geburtstag!!

Auch heute Nacht bestaunten wir wieder das leuchtende Plankton, ein wirklich phantastisches Phänomen.

8. November 2021, Mogo-Mogo – Isla Casaya

Nach einem erfrischenden Morgenbad legten wir gegen Mittag ab. Bei einer kräftigen Brise aus Nordost ging es unter Segel in Richtung des nächsten Ankerplatzes in einer Bucht vor der Isla Casaya. Der Ankervorgang war infolge des schlickigen Untergrundes eher schwierig aber klappte dann beim dritten Anlauf. Da die Anixi auch hier vor Anker lag, wurden wir von deren Crew heute zum alternierenden Nachtessen eingeladen. Vorher spielten wir zu sechst das äusserst beliebte Bordspiel «Brändi DOG», bei dem mein Partner Köbi manch tiefen Schnauf wegen meiner unkonventionellen, sprich unbedarften, Spielzügen von sich gab.

Mann- und Frauschaft beim Brändi DOG Spielen

9. November 2021, Isla Casaya – Isla Pedro Gonzales

Halleluja, der Laptop von Köbi erwachte wieder aus dem Dornröschenschlaf. Riesige Erleichterung bei uns allen und rasche Wiederaufnahme der sehr aufwändigen Vorbereitungen für die Galapagos- und Südsee-Reisen durch Köbi.

Am Nachmittag legten wir unter Segel die wenigen Seemeilen zum nächsten Ankerplatz zurück. In der schönen Bucht, in der es ausnahmsweise mal Palmen hat, konnten wir problemlos auf einem Köbi bereits bekannten Platz Anker werfen. Da es sehr windig war, blieben wir auf dem Schiff. Abends besuchten uns die Nachbarn von der Anixi und ich durfte mich als Hilfs-Smutje betätigen und Teigwaren mit Sauce Bolognese kredenzen. Der Abend wurde wie schon bald gewohnt mit Brändi DOG abgeschlossen, wobei Köbi und ich trotz meiner verbesserten Kenntnissen (im Schlaf trainiert!) noch nicht gewinnen konnten.

Die beiden Segelschiffe Anixi (vorne) und Lupina (hinten) am Anker vor Pedro Gonzalez

10. November 2021, Isla Pedro Gonzales

Um den schönen, palmenbestandenen Strand zu erreichen, machten Marianne und ich das StandUp Brett flott und ruderten. Auf dem samtweichen Sand machten wir wieder mal einen Spaziergang. Schon bald hatten wir aber beide das Gefühl, wir hätten schon einen Drink zu viel genehmigt, weil die Welt leicht schwankte. Aber aus früherer Erfahrung wussten wir: ein Zurückgewöhnen an den festen Untergrund nach dem langen Schaukeln auf dem Schiff.

SUP Fahrt zum Strand von Pedro Gonzalez

Beim Schnorcheln war es leider etwas trüb und so waren wir dann bald wieder an Bord. Kaum an Bord legten wir aber kurz danach nochmals mit dem Dinghi ab. Auf der Insel, die in Privatbesitz ist, durften wir nach Limonen, Kokosnüssen und Kochbananen suchen. Dabei machten wir eine kleine Rundwanderung um das Ostkap der Insel über fantastisch ausgewaschene Felsformationen, die ausser bei Ebbe normalerweise unter Wasser liegen.

Hacko und Martin haben Bananen geerntet

Zurzeit ist der Ebbe-Flut Unterschied immer noch gegen 4 Meter, was uns immer wieder erstaunt.

Küstenbild bei Ebbe

Abends besuchten uns erneut die Nachbarn von der Anixi und nach einem weiteren feinen Essen verloren Köbi und ich nur noch wegen schlechter Karten und nicht mehr wegen fehlender Fähigkeiten. An meiner Technik beim Austauschen von Kugeln muss ich aber wohl noch etwas arbeiten 😉.

11. November 2021, Isla Pedro Gonzales

Da es ganz leicht kühler geworden ist, 27° statt 28°, schlief ich durch bis uns die Sonne weckte, und wir begannen den letzten Tag vor Ort zu planen. Köbi würde noch gerne die Wasserlinie etwas vom schleimigen Belag befreien und Pia wäscht unsere Wäsche damit wir wieder zivilisationstauglich werden. Zur Stärkung bricht uns Köbi das köstliche Kokosnuss-Fleisch aus der harten Schale.

Köbi bricht Kokosnuss-Fleisch aus den Nüssen
Schön flattert die frisch duftende Wäsche im Wind

Wir tauchen wie prustende Walrösser unter der Lupina herum und reinigen mit Lappen den Schiffsrumpf.

Das Schiffputzete-Team (von links): Martin, Marianne, Köbi

Auch an diesem Abend starten wir nach einem feinen Curry nochmals eine Runde unseres Bordspiels, aber auch diesmal schaffen es Köbi und ich, auch wenn nur sehr nur knapp, einen Sieg nach Punkten zu verlieren.

12. November 2021, Isla Pedro Gonzales – Panama-City

Da der Wind kräftig aus Nordwest kommt, müssen wir für 2 Stunden gegen den Wind aufkreuzen. Danach sind wir gezwungen, auf den Motor umzustellen, damit wir unser Ziel noch vor Dunkelheit erreichen. Knapp 10 Meilen vor der Stadt kommt plötzlich Aufregung in die müde Truppe: Die ausgelegte Fischerleine zuckt und dann beginnt der Kampf von Mann Köbi gegen einen schnellen Fisch. Nach einer guten Viertelstunde kommt endlich der silbrig schimmernde Fang an die Oberfläche. Mit der gut ausgerüsteten Crew zusammen wird der zuckende, ca. 80 cm lange Fisch an Bord gehoben, betäubt und erstochen. Erst dann darf sich der stolze Fischer mit seinem Fang zeigen.

Der frisch gefangene Fisch. Nach einer Bildrecherche einigen wir uns auf Pacific Crevalle Jack. So oder so, er wird filetiert und der Kopf und das Gerippe wieder dem Ozean zurückgegeben.

Nahe an riesigen Frachtern vorbei fahren wir gegen 17 Uhr in Panama City ein.

Ein über 320 Meter langes Container Schiff der Mediterranean Shipping Company (MSC)

Ergänzung vom Skipper:
Wir haben eine wunderschöne Zeit zusammen verbracht. Vielen Dank, Marianne und Martin, dass ihr unseren Segleralltag durch eure Anwesenheit aufgelockert habt. Nun muss ich das Unterschiff leider wieder alleine putzen 😉
Das Schiff ist nun wieder leer. Aber es wird sehr bald wieder gefüllt: in den nächsten Tagen bereiten wir uns auf die nächste grosse Etappe vor, den Schlag auf die Galapagos Inseln. Es gibt viel zu bunkern und diverse Arbeiten zu erledigen, um die Lupina und seine Crew auf die fast 1000 Seemeilen lange Reise hin zum Äquator optimal vorzubereiten. Eine Einreisegenehmigung haben wir noch nicht erhalten, aber wir sind zuversichtlich.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser

Segeln in den Las Perlas – Homepagebericht von Nelly

Segelferien auf der Lupina mit Pia und Köbi vom 7. Oktober bis 3. November 2021

Vor genau drei Jahren war ich mit ihnen auf den Kanaren und darf jetzt für 4 Wochen wieder auf die Lupina.
Am Flughafen erwartet mich ein strahlendes Paar, obwohl ich sehr verspätet erscheine. Los geht’s mit dem Mietauto von Panama City Richtung Colon auf die Atlantikseite. Etwa 90 Minuten Fahrt, erst Autobahn, dann holprige, dunkle Strassen bis zur Shelter Bay, wo Lupina auf uns wartet. Immer noch schön, fit und schlank die Dame.

Nach einer kurzen Nacht, drückt mir Pia Schwamm und Schlauch in die Hände, der grüne Belag, der die Lupina verunschönt, soll weg. Als richtiges Greenhorn halte ich den Schlauch über das Wasser, als Pia den Hahn aufdreht und schwupps, die Brause versinkt im Meer. Peinlich! Köbi taucht ab ins Hafenwasser und holt ihn rauf. Danke Köbi 🙂
Kleiner Ausflug mit Pia zum nahe gelegenen Fort San Lorenzo. Dieser strategische Ort, am Eingang des Rio Chagres, wurde von den Spaniern um 1600 errichtet um die Gegend vor den Piraten zu schützen. Zur Zeit wird es restauriert und gehört zum Welt Kulturerbe.
Am Nachmittag grosses Gewitter und starker Regen. Ja, es ist Regenzeit in Panama. Am Abend lädt uns Köbi, mit Nora und Hako von der Anixi, ins Marina Restaurant zu einer feinen Pizza ein. Es wird spät, mit einigen Drinks und Domino Mexican Train. Tolles Spiel.

Die Kanaldurchfahrt kommt näher, darum für die nächsten drei Wochen Grosseinkauf in Colon.

Am Sonntag fast Dauerregen, ideal um etwa vier Liter Bolognese-Sauce für die nächsten Tage vorzubereiten. Auch 18 Sandwiches sollen bereit sein. Da komme ich doch recht ins Schwitzen. Meine Füsse haben sich verdoppelt, infolge Wärme und Feuchtigkeit.
Dann kommt der grosse Tag, der 11. Oktober. Kanaldurchfahrt, die Lupina verlässt den Atlantik und schliesst Bekanntschaft mit dem Pazifik. Grosser Stress für mich. Hoffentlich mache ich nichts falsch. Die Passage kennt ihr ja vom informationsreichen Film. Ging alles bestens. War doch froh, als wir klatschnass vom Regenguss aus der letzten Schleuse kamen.
Jetzt kann das Inselhüpfen um die Las Perlas Inseln beginnen. Unter Motor geht es zur Insel Taboga. Ankern in einer kleinen, hübschen Bucht.
Am nächsten Morgen, schönes Wetter! Aber wo bleibt der Wind? Also mit Motor zur unbewohnten Insel Bona. Sehr schöne, einsame Bucht. Mein erstes Bad im Wasser, 29°
Immer noch kein Wind. Richtung Isla San José kommt eine leichte Brise auf und wir segeln langsam aber sicher bis zur Playa Grande. Köbi fängt eine wunderbare Goldmakrele, etwa 90 cm lang. Die Filets wiegen sicher 1.8 kg. Pia bereitet ein Ceviche vor und den Rest braten wir. Himmlisch!!!
Ohne Wind geht es weiter zur Isla Pedro Gonzales. Eine bewohnte Insel mit etwa 300 Einwohner, in privatem Besitz. Ein kleines Fischerdorf, viel grüne Vegetation und ein herrlicher, goldener Sandstrand. Nicht weit davon ein moderner Komplex bestehend aus Villen, bis zu 2 Mio. Dollar, und private Wohnungen. Welcher Kontrast! Im Jahre 2008 hat eine reiche Familie aus Panama diese Insel gekauft. Plötzlich durften die Bewohner nicht mehr an den schönen Strand, der Wald wurde teilweise gesperrt. Wir sind auf der anderen Seite der Absperrung und streifen ungehindert durch den Wald
Das Anlanden mit dem Dinghi ist anspruchsvoll. Man muss immer Ebbe und Flut berücksichtigen. Wenn man bei Ebbe ankommt, muss man das Dinghi weit hoch schleppen
Beim Insel Erkunden finden wir Bananen, Limetten, Kokosnüsse und Papayas. Köbi ist schwer beschäftigt mit Kokosnüssen öffnen. Ein sehr netter «Wächter» freut sich über einen kleinen Schwatz und bereitet uns bei jedem Landgang eine Kokosnuss vor.
Der Wächter bewacht den Strand und hält die Leute davon ab, durch den Wald zu gehen. Er zeigt uns den Weg zu einem anderen Strand und sammelt mit Pia einen Sack voll Limetten ein. Er hilft uns auch weitere Früchte zu sammeln. Im Bild die Ausbeute eines Landganges
Unser Ankerplatz vor der Isla Pedro Gonzales
Nach drei Tagen, einem starken Gewitter, Vollmond und der dazu gehörigen hohen Springflut zieht es uns weiter. Mit leichtem Wind segeln wir zur Isla Viveros.
Nach einer etwas unruhigen Nacht und einer Fahrt mit dem Dinghi um die kleinen Inseln kommt Wind auf. Wir profitieren und segeln zur Isla Bayoneta.

Kurz vor der Ankunft eine Fontäne und ein dunkler Körper, der steil aus dem Wasser springt: Buckelwale!! Zu schnell und zu weit weg für unsere Kameras, aber herrlich zu sehen.

Wir ankern in einer schönen Bucht, umgeben von mehreren kleinen Inseln, die bei Flut verschwinden. Mangroven sitzen bei Ebbe auf dem Trockenen und verschwinden bei Flut fast bis zur Krone. Das Landschaftsbild ändert sich dauernd.

Unsere frischen Vorräte gehen langsam zu Ende. Ein leichter Wind und die Entscheidung ist einfach. Wir brechen auf zur Isla Contadora. Eine bewohnte Touristeninsel. Viele Boote ankern vor einem weissen Strand. Kleine Flugzeuge starten und landen. Es ist Samstag, die einheimischen Touristen kommen fürs Wochenende nach Contadora. Wir werden fündig: 3 kleine Shops bieten wenig und teure Ware an.

Am nächsten Tag erstes Schnorcheln, schöne Fische aber leider viele tote Korallen. Dann erkunden wir die Insel. Ein schöner Weg führt uns auf die Südseite der Insel mit weiteren schönen Sandstränden
In einem Strandhotel kann Köbi seinen Bericht hochladen.
Pia und ich wandern im kurzen Platzregen zurück und geniessen, wieder mit Sonne, ein langes Bad im kristallklaren Wasser.
Die Insel Mogo Mogo überrascht uns mit einem schönen Strand
Mogo Mogo: am Strand hat es viele rötlich gefärbten Muscheln, die von Wellen aufgewirbelt wie helle Glocken wunderschön klingeln. Da werden sich die Grosskinder freuen.
Wieder sehen wir aus der Distanz Buckelwale. Diese halten sich in dieser Jahreszeit entlang der Las Perlas auf, um sich zu paaren und ihre Kälber zu gebären.
Diese Fontäne am Ufer ist aber kein Wal, sondern ein wild schnaubendes Blow-Hole

Wir schnorcheln bei recht viel Strömung. Der Wind bläst ausnahmsweise den ganzen Tag. Wir Frauen möchten weiter segeln, der Skipper ist nicht motiviert (wir ziehen im dafür später zur Strafe die Ohren lang). Am Abend wieder Gewitter und starker Regen.

Sonnenuntergangsstimmung auf Mogo Mogo
Es zieht uns am nächsten Tag wieder Richtung Contadora, mit Zwischenhalt auf der Isla Saboga. Die Insel ist bewohnt von Fischern und Personal, das in Contadora arbeitet. Leider liegt sehr viel Abfall herum und die Bewohner scheinen nicht sehr begeistert über unseren Besuch, so zumindest unser Eindruck.
Gegenüber von Contadora liegen zwei Inseln, die wir erkunden wollen. Isla Bartolomé, mit weissem Strand und vorgelagerten Felsen unter Wasser, lädt zum Schnorcheln ein. Diverse Fische erfreuen unser Auge.
Pia und Köbi schleppen mich mit zu einem Inselrundumgang, nur bei Ebbe möglich und stellenweise recht happig. Köbi muss der Nonna (also mir) mehrmals weiterhelfen. Galant fängt er mich mit seinen starken Armen auf. Dank sei dir, Köbi. Ein wunderschöner Tag! Beim Wegfahren sind alle Bäume mit hunderten von Pelikanen bewohnt.
Wir verlassen definitiv Contadora und besuchen die letzte Insel Pacheca. Nochmals Schnorcheln. Bei leichter Brise umsegeln wir die Isla Pachequilla und ankern auf der anderen Seite von Pacheca. Eine schwarze Gewitterfront kommt auf uns zu, und schon bald Blitz und Donner, sehr starker Regen und Windböen bis 35 Knoten. Die Wellen bauen sich über einen Meter auf. Das gefällt mir! Der Anker hält. Auch gut!

Am nächsten Morgen, beim Frühstücken, plötzlich wieder Wale, zwei oder drei, diesmal viel näher. Dann ganz nah am Schiff, etwa hundert Meter. Vermutlich ein Muttertier mit ihrem Kalb. Fantastisches Erlebnis, das Hühnerhaut und Emotionen auslöst. In der Ferne, Richtung unserem Ziel Panama, sehen wir eine Gewitterfront. Der Wind frischt auf. Voller Freude segeln wir los, mit Grosssegel und Genua. Schon ist die Gewitterfront da. Ein Squall zieht über uns her. Die Lupina legt sich schön auf die Seite und freut sich. Endlich kann sie flitzen, und ich freue mich mit. Mein Wunsch geht in Erfüllung!

Nach sieben Stunden erreichen wir unter Segel Panama City und ankern in der Bucht Las Brisas. Von hier haben wir einen fantastischen Blick auf die Skyline von Panama City

Am nächsten Tag treffen wir Köbi’s Schwester Marianne und ihren Ehemann Martin. Sie kommen nach mir zum ersten Mal auf die Lupina.

Panama City: Wir erkunden den Teil der Altstadt (Casco Viejo), der noch nicht renoviert ist …
… Altstadt noch nicht renoviert …
… dann den Bereich, der teilweise renoviert ist …
… und schliesslich den erneuerten Bereich von Casco Viejo
Casco Viejo
Spannend ist der Fischmarkt (obwohl ein Einheimischer meint: «ich geh nie dahin, da stinkt es!») …
und geniessen Fritto Misto (hmm – feine Meeresfrüchte!) in einem der vielen Restaurants nebenan.
Und dann kommt sie, die Anixi, am 2. November durch den Kanal. Wir erwarten sie bei den Schleusen Miraflores. Nach langem Stehen und Warten erscheint sie endlich. Bin immer noch beeindruckt von diesen Schleusen.
Letzter Tag, letztes Abendessen mit Pia und Köbi, zusammen mit Nora und Hako von der Anixi

So, des Guten genug, nun endet mein Bericht und mein Aufenthalt auf der Lupina.

Ganz lieben Dank, Pia und Köbi, es war wunderschön. Alle meine Wünsche haben sich schlussendlich erfüllt. Ich wünsche euch eine zügige Überfahrt zu den Galapagos und freue mich schon darauf, mit euch den Südpazifik zu entdecken.

Nachtrag von der Lupina:
vielen Dank Nelly für die Berichtverfassung. Es hat wiederum viel Spass gemacht mit dir – Französisch Polynesien wartet 😉
Zuerst besegeln wir aber mit Köbi’s Schwester Marianne und ihrem Mann Martin noch einmal die Las Perlas und machen uns dann auf in Richtung Galapagos Inseln

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Passage durch den Panama Kanal

Der Panama Kanal, erstellt zwischen 1903 und 1914, ist eines der weltweit bekanntesten Bauwerke. Er erstreckt sich über rund 80km von Colon auf der Atlantikseite quer durch Panama südwärts nach Panama City zum Pazifik. Jährlich wird er von rund 14’500 Schiffen passiert. Die Grösse der Schleusen hat fast ein Jahrhundert lang die maximale Grösse der weltweit gebauten Schiffe bestimmt. Schiffe der sogenannten «Panamax-Size» passen gerade noch zentimetergenau in die Schleusen (320 Meter lang, 33,5 Meter breit).

Der Panama Kanal – die rote Linie – führt vom Atlantik in den Pazifik

Der Kanal hat auf jeder Seite 3 Schleusenstufen, wovon jede rund 8 Meter Höhendifferenz überwindet. Auf der Atlantik Seite heben die Gatun-Schleusen die Schiffe hoch in den Gatun See und auf der Pazifik Seite führen zuerst Pedro Miguel (1 Stufe) und dann Miraflores (2 Stufen) runter in den Pazifik. Jede Stufe besteht aus einem parallel angeordneten Schleusenpaar, so dass die Schiffspassagen im Pendelverkehr möglich sind. Zwischen den Schleusen fahren die Schiffe durch einen riesigen Stausee, den Lake Gatun, der durch das Aufstauen des Rio Chagres durch den Gatun-Damm entstanden ist. Ein 12,7 Kilometer langer, tief ins Gelände eingeschnittener Kanal (Culebra oder Gaillard Cut) führt dann schlussendlich durch das Gebirge zu den Schleusen im Süden. Mit jeder Schiffspassage fliessen über die Schleusen fast 200 Mio. Liter Süsswasser ins Meer. Das ist in der Regenzeit kein Problem, aber in den Trockenperioden braucht es Ausgleichsbecken, in die das Wasser wieder hochgepumpt werden kann.

Ein 10 Jahre dauerndes Erweiterungsprojekt, das 2016 abgeschlossen wurde, ergänzte den Panama Kanal durch zwei 3-stufige Schleusen: Agua Clara (Atlantik, Bild zeigt Schleuse von Norden nach Süden hoch in den Gatun See) und Cocoli (Pazifik). Die neuen Schleusen erlauben die Durchfahrt von supergrossen Schiffen, der sogenannten «neoPanamax-Size» (427 Meter lang, 55 Meter breit). Für eine Schiffs-Passage in dieser Kategorie muss der Reeder fast eine Million US-Dollar hinblättern. Im Gegensatz dazu sind die kleineren Schiffe der Panamax-Size mit rund 200’000 US-Dollar gerade billig
Für unser Schiff müssen wir 1’600 US-Dollar Transitgebühr und 240 USD andere Gebühren hinblättern. Dafür erhalten wir eine Schiffsidentifikationsnummer, die uns in Zukunft erlaubt, ohne die «anderen Gebühren» den Kanal zu passieren 😉

Nun der Reihe nach (etwas ausführlicher beschrieben, falls andere Segler davon profitieren wollen): wir haben uns entschieden, die Kanaldurchfahrt ohne die Hilfe eines Agenten zu organisieren. Das bedingt das Studium des genauen Verfahrens, ist aber unter dem Strich relativ einfach. Als Hauptinformationsquelle benutzten wir hauptsächlich die unter Langfahrten-Seglern gut bekannte Informations-Plattform «noonsite.com», sowie die Instruktion der Kanalbehörden (Procedures for Securing a Handline Transit of the Panama Canal). Bevor wir unsere Panamalandreise gestartet haben, wurde von uns per Mail die Kanalbehörde in Cristobal (Colon, OPTT-ARA@pancanal.com) angeschrieben und um eine Kanaldurchfahrt angefragt. Diesem Mail haben wir ein ausgefülltes Formular (Formular Nr. 4405, Information über Schiff und Crew) beigelegt und um einen Termin für die Messung des Schiffes gebeten. Nach zwei Erinnerungsmails erhielten wir ein weiteres Formular zugestellt, wo wir unsere Bankverbindung auf der 2. Seite des Formulars eintragen mussten (für die Rückzahlung einer Sicherheitskaution). Dies erledigten wir umgehend. Nach 3 Telefonanrufen war dann der Termin für die Vermessung festgelegt auf den 30. September 2021.

Der Vermessungsbeamte vermisst mit einem Rollmassband unser Schiff und wir stellen fest: unser 43 Fuss Schiff misst inklusive Überhang vorne (Ankergeschirr) und hinten (Davids mit Dinghi) rund 50 Fuss. Spielt aber keine Rolle: bis 65 Fuss Schiffslänge gilt ein Einheitstarif 😊
Wir haben uns oft gefragt, wieso immer noch ein Beamter auf die Schiffe kommt, um diese zu vermessen, wenn doch ein Einheitstarif gilt. Nun wissen wir die Antwort: sämtlicher Papierkram für die Durchfahrt wird anlässlich dieser Messung auf dem Schiff erledigt – hoch effizient! Von Beamten erfahren wir auch, dass man die Bezahlung von Transit, Gebühren und Kaution (total 2’900 USD) heute auch elektronisch erledigen kann. Bisher hatten wir überall gelesen, dass es nur in bar auf einer lokalen Bank möglich ist. Da wir uns schon für eine Barzahlung organisiert haben, bleiben wir dabei und fahren am Nachmittag zur angegebenen Bank
Als nächstes bereiten wir unsere Lupina für die weitere Reise vor. Wir wollen ihr eine Auffrischung des Antifoulings gönnen. Davon erhoffen wir, dass wir bis zu den Galapagos Inseln, wo sehr strenge Sauberkeitsbedingungen herrschen, ein blitzblankes Unterwasserschiff haben
Shelter Bay Marina Boat Yard: unser Arbeitsplatz für 6 Tage
Bild vom Propeller. Eine Reinigung von Muscheln und anderem Bewuchs ist dringend nötig
Abdampfen, Abkratzen der Muscheln und Anschleifen lassen wir vom Yard erledigen. Das neue Antifouling tragen wir in 2 Schichten mit Hilfe von Hacko (Bild, SY Anixi) selber auf
Um besser überprüfen zu können, dass die Farbe überall gut deckt, tragen wir zuerst eine schwarze, dann eine blaue Farbe auf
Pia kümmert sich unterdessen um die Haltbarkeit unseres Proviants. Um diesen möglichst gut vor Insekten und anderem Getier zu schützen und gleichzeitig platzsparend lagern zu können, kommt alles in Vakuumsäcke
Trotz arbeitsreichen Tagen reichts am Abend immer für den Pool oder in die Happy-Hour 😊
Dann ist es so weit: unsere Lupina hängt bereits wieder in den Schlingen für das Einwassern. Die letzten Stellen am Kiel, auf denen das Schiff bisher abgestützt war, werden noch mit Antifouling behandelt
Und dann schwebt sie wieder dorthin, wohin sie gehört: ins Wasser 😊😊
In der Shelter Bay Marina legen wir wieder am gleichen Steg an, wie vor dem Auswassern: direkt hinter der SY Anixi. Kaum angelegt, bringt uns Stanley (WhatsApp: +507-6523-3991, hat uns die Marina empfohlen) 6 Kugelfender und 4 Festmachertrossen für die Kanaldurchfahrt vorbei. Wir haben zwar selber Fender und Trossen, aber der Verschleiss in den Schleusen soll angeblich hoch sein Deshalb haben wir entschieden, für 120 USD die Dienste von Stanley zu nutzen. Er funktioniert absolut zuverlässig und professionell – wir können ihn sehr empfehlen
Nelly kommt an Bord! Die Freundin von Pia, die uns schon in den Kanaren besuchte und damals das Ausbleiben von Stürmen bedauert hatte, will es nochmals wissen. Sie wird uns bei der Kanaldurchfahrt als Deckhand helfen und dann mit uns die Las Perlas besegeln (hoffentlich auch diesmal ohne Sturm 😊😊)
Am 11. Oktober 2021 haben wir unseren Transit Termin. Diesen haben wir nach der Bezahlung unserer Rechnung wie vorgesehen in den Instruktionen per Telefon angefragt und gleich bestätigt bekommen. Wartezeiten gibt es zurzeit für Segelschiffe keine. Über Funk rufen wir am Tag vor dem Termin wie vereinbart die Kanalbehörde auf (Cristobal Signal Station, VHF Kanal 12). Uns wird mitgeteilt, dass wir ab 14 Uhr in der Marina bereit sein sollen. Gegen Mittag verlegen wir zur Tankstelle, um unsere Tanks zu füllen – die letzte Vorbereitung für das neue Abenteuer
Alles erledigt und wir haben noch Zeit, uns in der Bar gebührend von der Marina und seinem Chef Juanjo (im Hintergrund) zu verabschieden
Dann sind wir bereit: die vorgeschriebenen vier Linehandler Nora und Hacko (SY Anixi), Nelly und Pia (von links) und Skipper Köbi
Über Funk werden wir aufgefordert, spätestens 15:30 Uhr vor der Marina auf Anker zu gehen, und dort auf den «Advisor» zu warten. Der Advisor hat dafür zu sorgen, dass alle Regeln und Vorschriften des Kanals von der Schiffscrew eingehalten werden, und dass die Passage für alle sicher und angenehm erfolgen kann. Unser Advisor wird mit einem Launch-Boot gegen 16 Uhr auf die Lupina gebracht
Und dann geht es endlich los! Wir sind alle freudig aufgeregt: der Kanal! Ein besonderes Erlebnis! Gegen 17 Uhr fahren wir unter der neuen Brücke «Puente Atlántico» durch zu den Gatun Locks
Kurz vor 18 Uhr verabschieden wir uns mit einem letzten Blick durch das sich schliessende Schleusentor vom Atlantik
Wir durchqueren die 3 Gatun Locks zusammen mit dem Frachtschiff «Warnow Dolphin», einem kleineren Militärschiff und einem Fischerboot. Erst kurz bevor wir die Schleusentore passieren wird entschieden, dass wir alleine liegen werden. Wir haben Glück – genau das haben wir uns gewünscht. So reiben wir nicht gegen die Kanalwand oder an anderen Schiffen, sondern hängen lose an unseren eigenen 4 Trossen in der Mitte der Schleuse. Hier gibt der Advisor der Crew vorne, Nelly und Pia, noch wertvolle Tipps, wie sie sich bei der Ausfahrt aus der ersten von 3 Schleusen am besten verhalten sollen
Die Crew hinten (Nora und Hacko) scheint die Sache bereits im Griff zu haben
Vorne das Frachtschiff, auf der Seite an der Wand das Militärschiff und das Fischerboot und die Lupina in sicherer Distanz dahinter
Dann geht es Schlag auf Schlag durch die weiteren Schleusen. Die Handliner haben kaum Zeit, sich von ihrem anstrengenden Job auszuruhen. Sie müssen die Wurfleinen, die vom Rand der Schleusen zugeworfen werden, ergreifen, an unseren Trossen festbinden, die Trossen dann über Bord rauslassen, so dass sie am Rand der Schleuse über Poller gelegt werden können. Kaum sind sie festgemacht, müssen die Trossen dicht geholt werden, um das Schiff zu stabilisieren. Eine harte Knochenarbeit, aber mit der richtigen Technik gut machbar. Nora macht das super!
Kurz vor 19 Uhr öffnet sich für uns das letzte Tor zum Gatun See und wir werden in die Nacht entlassen. Alles ist am ersten Tag der Passage perfekt und ohne Schaden an Material oder Mensch verlaufen. Wir hatten besonders Respekt vor den Wurfleinen mit ihren Affenfäusten. Es gibt Geschichten, dass diese Wurfleinen vorne mit Stahlkugeln beschwert seien, so dass sie gut und weit fliegen. Wir hatten unsere Fenster abgedeckt mit Polstern und die Solarpaneelen demontiert. Es hat sich als unwahr erwiesen. Die Kugeln an der Leine waren zwar schwer, aber gut mit der Leine selber umwickelt (eben, eine richtige Affenfaust, wie es im Buche steht). Zudem waren die Werfer offenbar gut geübt und trafen meist zielgenau das Vordeck unseres Schiffes
In der Dunkelheit ging es dann nach der letzten Schleuse unter kundiger Weisung des Advisors rund 15 Minuten weiter zu dieser Boje, wo wir unser Schiff festmachen konnten. Ankern darf man während der Kanalpassage nicht – der Grund dafür bleib uns verborgen
Auch über diese Festmacherbojen hatten wir im Vorfeld viele Schauermärchen gehört und gelesen. Wir wollen daher beim Festmachen unsere Fender quer anbringen. Bevor der Advisor wieder von Bord geht, rät er uns davon ab und empfiehlt, die Fender so wie im Bild gezeigt festzumachen. Zudem eine Spring nach vorne, eine nach achtern und eine in der Mitte. Am nächsten Morgen hängt unsere Lupina immer noch perfekt in den Leinen und die Fender erfüllen ihren Job
Die Crew arbeitet perfekt: die Festmacherleinen liegen schon wieder bereit
Am nächsten Morgen gegen 8 Uhr früh kommt der Advisor für den 2. Tag an Bord
Zuerst ist nur der Steuermann gefordert, denn die nächsten 30 Seemeilen geht’s unter Motor zuerst über den Gatun See und danach über den teilweise nur einspurig befahrbaren Culebra Cut Kanal in Richtung Südosten (am Bildschirm also von oben links nach unten rechts)
Unterwegs überholen wir dieses Autotransportschiff «Dyonysos Leader» der NYK-Line. Es ist riesig, fasst bis zu 7’500 Autos. Um die Kurven muss er langsamer fahren als wir. Die Chance für Lupina, um daran vorbei zu preschen 😉
Wenn eines dieser neoPanamax-Size Schiffe durch den Culebra Cut fährt, wird dieser Abschnitt des Kanales für Gegenverkehr gesperrt
Wir kommen den Schleusen näher. Rund 1 Meile hinter dieser Brücke folgt das Pedro Miguel Lock
Pedro Miguel Lock: auf dem Weg nach unten werden die kleinen Schiffe vor den grossen Pötten positioniert. Das NYK-Schiff, das wir am Morgen überholt haben, wird zusammen mit uns runter geschleust. Wiederum haben wir einen Platz alleine in der Mitte der Schleuse. Während wir uns platzieren, öffnet sich auch die Schleuse am Himmel und die 4 Linehandler werden bei ihrem Job pudelnass
Ein Blick auf unsere Mobil Telefone zeigt, dass wir weltweit beobachtet werden. Viele Freunde und Bekannte verfolgen unseren Weg via Live-Kamera des Kanales und via Schiff Tracker. Dieses Bild wurde uns gleichzeitig aus Deutschland und aus Panama live per WhatsApp zugeschickt und zeigt, wie uns das NYK Schiff in die Miraflores Schleuse folgt. Vielen Dank der Silvestergruppe und nach Lucero – eure Teilnahme an unserem Abenteuer hat uns sehr gefreut!!
Das Grosse Ungetüm kommt uns bedrohlich nahe (Aufnahme Live Cam Miraflores Lock)
So zeigt sich die Situation dann von der Lupina aus! Ja, das grosse Schiff konnte rechtzeitig abgebremst werden 😊
«Nur nicht umdrehen!», denkt sich da Hacko und hält stoisch seine Position als hinterer Linehandler
Zweites Miraflores Lock – kurz nach 14 Uhr öffnet sich für uns die letzte Schleuse: hallo Pazifik, wir kommen!!
Puente de Las Americas: die Brücke, die Nord und Südamerika verbindet und die Ausfahrt in den Pazifik signalisiert
Beim Balboa Yacht Club, direkt nach der Puente de Las Americas, holt Stanley, der Leinen und Fender Lieferant, seine Utensilien mit einem Taxi Boot ab. Kurz danach verlässt uns auch der Advisor. Wir fahren weiter zum Ankerplatz «La Playita» und verbringen eine letzte gemeinsame Nacht mit der Anixi Crew. Am nächsten Morgen heisst es dann leider Abschied nehmen (seufz). Weil die gleich neben dem Ankerplatz liegende Marina Playita 35 Dollar fordert für ein kurzes Anlegen und Aussteigenlassen von 2 Passagieren, fahren wir die Beiden zum Balboa Yacht Club zurück, wo sie für 3 Dollar mit dem Taxi Boot abgeholt werden. Hoffentlich auf ein baldiges Wiedersehen im Pazifik!!
Skyline von Panama City

Die Durchfahrt durch den Panamakanal war wunderschön, ein einmaliges Erlebnis. Zu Dritt (Nelly, Pia und Köbi) segeln wir nun weiter und erkunden in den nächsten Wochen die Las Perlas Inseln. Wie es uns da wohl mit den 4 Metern Gezeiten, den Mücken, Krokodilen und Haien ergeht?

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser

Rundreise durch Panama

Seit dem 30. September sind wir wieder zurück auf der Lupina. In der Zeit seit dem letzten Bericht haben wir sehr viel erlebt, was wir im Folgenden in komprimierter Form erzählen wollen.

Zuerst reisten wir für knapp 5 Wochen in die Schweiz. Wie üblich durften wir wieder bei guten Freunden im Heimatdorf wohnen (vielen Dank Mandy und Dani!!) und haben von dort aus die jährlichen «Büroarbeiten» erledigt, Materialbestellungen für uns und Boot getätigt, sowie Familie und Freunde besucht.

Wunderschöne Zeit mit unseren beiden Grosskindern Jael (5, linkes) und Luisa (2, rechts)
Besuch bei unseren Segelfreunden aus Möhlin, Barbara und Ralph (SY Lille Venn, Bildmitte), die zur gleichen Zeit Heimurlaub in der Schweiz machen. Sie kennen wir von der Zeit in Bonaire und sind seither in regelmässigem Kontakt mit ihnen. Zusammen mit Chris und Ruedi (SY Pasitos) aus dem Baselbiet verbringen wir einen kurzweiligen und spannenden Nachmittag. An der Tischauslage ist gut erkennbar, weshalb wir in der Schweiz einige Pfunde zugelegt haben 😊
Eines von vielen High-Lights: Besuch aus Bonaire! Wendy und Sylvester, auch auf Heimatbesuch (Holländer, SY Tween), bringen den Mut auf und fahren mit dem Auto in die Schweiz und über die kurvenreiche Strasse nach Arosa. Zusammen erwandern wir die herrliche Berglandschaft in dieser wunderbaren Alpenwelt
Berg Kino in Arosa
Berg Kino in Panama

Am 12. September fliegen wir wieder zurück nach Panama. Direkt am Flughafen mieten wir für 3 Wochen ein Auto, fahren mit unserem Gepäck zur Lupina in die Shelter Bay Marina (Colon) und bereisen dann bis Ende September das Festland von Panama. Wir bereisen vorwiegend die Pazifikküste im Süden, die Berglandschaft im zentralen Westen von Panama und die Strecke über die Berge ins Gebiet von Bocas del Toro.

Das Wetter in der Schweiz war zwar während unserer Ferien meist sonnig, dennoch haben wir unsere natürliche Bräune ziemlich verloren. Schon am ersten Tag zurück in Panama reagiert unsere entblösste Haut mit leichter Röte. An einer unserer ersten Destinationen (El Valle de Anton) muss ein Panama-Hut her!
Gut haben wir in Arosa das Bergwandern trainiert. Denn hier in Panama führen die Wanderwege meist nur steil bergauf oder bergab. Nach der Übernachtung in einer sehr empfehlenswerten Herberge («Donde José») in Valle de Anton unternehmen wir eine Wanderung auf den ortsnahen Berg «La India Dormida» (die schlafende Indianerin). Der Weg führt steil den Berg hinauf
Kurze Verschnaufpause in einem kühlen Bachbett. Die Eingravierungen an der Felswand (Piedra Pintada) sollen angeblich von den Ureinwohnern stammen
Zuoberst auf der «La India Dormida» angelangt überrascht uns eine schroff abfallende Felskante
La India Dormida: hinter der Felskante eine sanft geschwungene Hochebene, fantastisch dieses Grün!!
Berge sind bei den Einheimischen beliebt. Auf dem Weg nach unten treffen wir diese Mutter mit ihren 3 Kindern an, die uns zügigen Schrittes entgegen kommen. Ihr Vater und 2 weitere Männer, alle bepackt mit schweren Kühlerboxen, grosser Boom-Box und einer Dose Bier in der Hand, folgen mit etwas Abstand. Sie alle sind auf dem Weg zum Berggipfel, um dort ihren Sonntagsbrunch zu geniessen
Erholung und Stärkung für den kommenden Tag: Frühstück auf der zimmereigenen Veranda im wunderschön gelegenen «Coffee Mountain Inn» im Bergdorf Santa Fe
Santa Fe: auch hier jucken unsere Bergziegen-Gene und treiben uns auf einen bekannten Aussichtspunkt, den «Cerro Tuté». Der Aufstieg ist kurz, aber sehr steil …
… aber oben auf dem «Cerro Tuté» werden wir mit einem 360° Rundumpanorama belohnt: vom Pazifik rüber zum Atlantik
Szenenwechsel nach Boquete am östlichen Hang des schlafenden Vulkanes Barú. Der Vulkan ist mit 3’475m der höchste Berg Panamas. Er war letztmals um 1550 aktiv, seitdem ruht er. Vor rund 700 Jahren gab es die letzte grosse Eruption, bei der die ganze Spitze des Vulkanes abgesprengt wurde. Bis kurz vor den Berggipfel führt eine für geländegängige Fahrzeuge passierbare Strasse. Zur Besteigung ist ein Guide erforderlich, nachdem es vor einigen Jahren zu einem tödlichen Unfall kam, weil sich Leute verirrt hatten. Die Bergbesteigung reizt uns zwar, erscheint uns aber wegen der vorgenannten Punkte wenig attraktiv. Wir entscheiden uns für Wanderungen entlang der Bergflanke, die immer wieder von grossen Gemüsefeldern unterbrochen ist
Vulkan Barú: überall kleine, mit Kanälen bewässerte Gemüsefelder
Vulkan Barú: die Gemüsefelder auf 1’000 – 2’000 Meter über Meer werden grösstenteils von Hand bewirtschaftet
Boquete: eine unserer Wanderungen führt uns zu den «Lost Waterfalls» – 3 wunderschöne Wasserfälle versteckt im Urwald. Natürlich ist der Weg das Ziel – und einfach wieder nur seeehr steil 😊
Lost Waterfalls: Rast beim Aufstieg – die Moral ist sichtlich noch in Ordnung 😉
Lost Waterfalls: Hier einer von den Dreien! Belohnt wird der Schweiss treibende Aufstieg mit wunderschöner, romantischer Szenerie, rauschendem Wasserfall und kühlem Bad
Boquete: zum Tagesabschluss nach der Erwanderung der «Lost Waterfalls» winkt eine Bier Degustation in der ortsansässigen Mikro-Brauerei
Boquete: wir streben nach Höherem! Im «Boquete Tree Trek Mountain Resort» buchen wir eine Tour über 6 verschiedene Hängebrücken. Die rund 2-stündige Wanderung mit Guide führt uns durch den dichten Urwald, meist am Boden, aber ab und zu auch über solch abenteuerliche Hängebrücken (die Höchste ist 75m hoch, die Längste 135m lang)
Boquete Tree Trek Mountain Resort: Ausblick von der Brückenmitte westwärts zum Vulkan Barú (im Hintergrund)
Boquete Tree Trek Mountain Resort: Der Tour-Guide, der uns mit spannenden Informationen und interessanten Fakten füttert, begleitet uns kompetent durch die Brückentour. Dass wir aber bereits wissen, wie diese Pflanze heisst (Paragua del pobre / Regenschirm der armen Leute), darob staunt er allerdings. Wir gestehen ihm, dass wir das schon in Costa Rica gelernt haben 😊
Cerro Punta: Die Westflanke des Vulkan Barú ist noch viel fruchtbarer als die Ostseite. Der Grund liegt darin, dass beim letzten Ausbruch um 1550 Asche und Lava auf die Westseite getragen wurden. Gemüse und Früchte aus dieser Region um den Hauptort «Volcán» decken die Versorgung des ganzen Landes ab
Auf unserer Wanderung zum Aussichtspunkt «Alto Respingo» am westlichen Ende des Wanderweges «Los Quetzales» treffen wir diese Schulkinder an. Es sind Guymi-Indianer. Die Frauen und Mädchen tragen immer diese bunten Kleider. Jeden Tag bewältigen die Kinder einen rund 3 Kilometer langen, steilen Schulweg. Wir Fremdlinge sind eine willkommene Abwechslung. Neugierig befragen sie uns über Herkunft und so weiter – gerne geben wir ihnen Auskunft und somit gleichzeitig auch Diskussionsstoff für den Rest ihres Weges nach Hause Zu beachten: Für einmal sind wir schuhtechnisch besser ausgerüstet 😊
Wandern gibt Hunger 😉man beachte die warme Jacke; hier auf 2’200m ist es gerade mal 22 Grad warm
Fahrt vom zentralen Hochland an die Atlantikküste im Staat Bocas del Toro
Das Klima ist in dieser Region besonders feucht und es regnet zu dieser Jahreszeit fast jeden Tag (meist am Nachmittag). Trotzdem (oder gerade deswegen) hängt überall immer viel Wäsche im Freien zum Trocknen. Würde die Wäsche zusammengefaltet und irgendwo versorgt, wäre sie schnell grau. Draussen an der Luft bleibt sie frisch
Wir fahren im Nordwesten von Panama in Richtung Grenze von Costa Rica. In der Kleinstadt Almirante, dem Ausgangspunkt am Festland zu der schönen Bocas der Toro Inselwelt, gefällt es uns gar nicht. Es ist eine Durchgangs-Hafenstadt mit viel Verkehr und entsprechender Hektik. Es zieht uns weiter nach Changuinola, einer ländlichen Kleinstadt mit entsprechendem Flair. Kurz davor geraten wir in eine friedliche Demonstration. Ein paar Autos versperren eine Brücke und stauen den Verkehr für ziemlich genau 1 Stunde. Wir erfahren, dass es um irgendwelche Streitigkeiten mit der Firma Chiquita handelt. Der weltbekannte Bananenproduzent besitzt in dieser Gegend von Panama riesige Plantagen und dominiert das Leben der Leute. Worum es bei der Protestaktion genau ging, haben wir nicht verstanden. Beeindruckt aber hat uns, wie ruhig die betroffenen Stauopfer den unbekannten Unterbruch ihrer Weiterfahrt in Kauf genommen haben
Frühstück an der Grenze zu Costa Rica: 2x Rührei mit Gemüse, 4x Kaffee für $ 4.50 – da strahlt Köbi 😊
Das Highlight unserer Panamarundreise: ein Besuch beim ex-Chef von Pia’s Bruder. Er hatte uns ans Herz gelegt, doch dort unbedingt vorbei zu schauen. Wir lieben Abenteuer, und so haben wir kurzerhand per E-Mail Kontakt aufgenommen. Zum Abschluss unserer Rundreise sind wir dann dorthin gefahren – und haben eine wundervolle Zeit mit Heidi und Werner (links im Bild) verbracht
Heidi und Werner leben seit 2004 zurückgezogen in der Nähe von Boquete in einem von Heidi entworfenen Haus, das uns mit seiner Architektur und seiner Gestaltung sehr überrascht hat
Pia geniesst die exquisite Atmosphäre
Eine wunderschöne Geschichte! Heidi und Werner haben seit Beginn ihrer Zeit in Panama Angestellte für ihr Haus und Umgebung. Schon bald haben sie erfahren, wie schwierig und gefährlich der Arbeitsweg durch Täler und über Berge für einige von ihnen war. Es gab nur einen Fusspfad und die reissenden Bäche mussten über Baumstämme balancierend überquert werden. Sie starteten zusammen mit der Dorfbevölkerung ein Projekt und koordinierten die Tätigkeiten. Es gelang ihnen, die Unterstützung weiterer grosszügigen Donatoren zu gewinnen. So konnten sie den Einwohnern helfen, einen kompakten, befahrbaren Weg durch ein Stück tropischen Regenwald sowie eine Brücke über einen Fluss zu bauen. 2019 konnte das Werk eingeweiht werden und die Einheimischen haben zum Dank ihre neue Brücke «Puente Suizo» (Schweizer Brücke) getauft. Das Bild zeigt die Tafel, die bei der Eröffnung enthüllt wurde. Weitere Details finden sich hier: www.lucero.ch
Die «Puente Suizo» erlaubt es heute, dass das Dorf mit Geländefahrzeugen erreicht werden kann und das zum Beispiel auch eine Ambulanz dorthin fahren kann
Fabio, der erste Gärtner von Heidi und Werner, lebt in dem durch die neue Brücke und Strasse erschlossenen Dorf. Er darf stolz darauf sein, denn die Bevölkerung hat selbst tatkräftig Hand daran angelegt
Lucero: Indisch-kanadische Investoren haben vor vielen Jahren ein riesiges Gelände von 71 ha in den Bergen bei Boquete erworben und darauf einen 18 Loch Golfplatz sowie viele grosse Bauparzellen errichtet. Heidi und Werner zeigen uns die Umgebung, in der sie wohnen. Da gehört der Golfplatz natürlich dazu
Die Besichtigungstour (die ganze Strecke beläuft sich auf über 6 km!) findet standesgerecht mit dem Golfwägeli statt– man beachte das Schweizer Kreuz – und am Heck prangt patriotisch das «CH» Zeichen 😊
Einmal sind wir auch Versuchskaninchen einer neuen E-Bike Tour in und um Boquete, die ein Bekannter von Heidi und Werner in sein Programm aufnehmen will
Die E-Bike Tour wird äusserst kurzweilig und obwohl wir vorher Boquete schon auf eigene Faust erkundet hatten, zeigt uns der kundige Führer Vincent viele weitere Attraktionen. Hier eine skurrile Felsformation, die durch erstarrte flüssige Lava entstanden ist
E-Bike Tour: Ein typisches Buswartehäuschen, das, weil es mitten in einer Kaffeeplantage steht, stilgerecht bemalt ist
E-Bike Tour: Früher gab es eine Eisenbahnverbindung von Boquete im Osten des Vulkanes Barú via David (Stadt am südlichen Fuss) nach Volcán im Westen. Leider ist sie heute stillgelegt, und die Gleise wurden zu Kandelabern für Strassenlampen umfunktioniert. Von dieser Zeit zeugt nur noch dieser Eisenbahnwagen mitten in Boquete. Heute wäre eine Eisenbahn wohl eine riesige Touristenattraktion
Zum Abschluss der E-Bike Tour gibt’s eine Degustation von würzigem, lokalem Bier. Es war eine sehr kurzweilige und informative Tour mit vielen Stopps um unter Anderem lokale Produkte wie Kaffee, Schokolade und Früchte zu versuchen. Wer die Tour auch probieren will – hier ist der Link zum Tour Operator: www.soulplanetcycles.com

Nach der schönen Zeit in Lucero/Boquete fahren wir zurück zur Lupina. Seit dem 30. September leben wir nun wieder auf geschätzt knapp 25 Quadratmeter Wohnfläche. Was für ein Szenenwechsel! Aber wir freuen uns auf das, was in den nächsten Tagen und Wochen kommt: Erneuerung des Antifoulings am Schiff, Besuch aus der Schweiz, Fahrt durch den Panamakanal, Pazifik und vieles mehr.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Gunayala – Kuna Yala – San Blas

Am 11. Juli 2021 erreichen wir nach einer entspannten Überfahrt das San Blas Archipel. Wir entscheiden uns, von der Hauptstadt Porvenir fern zu bleiben, weil da der Congreso, die «Regierung», sitzt. Der Congreso hatte angekündigt, dass per 1. Juli eine neue Cruising-Gebühr eingeführt werde. Diese ist so exorbitant hoch (für unser Schiff wären es 2’500 USD), dass wir gleich wieder umkehren müssten. Wir laufen als erstes die Insel Chichime an. Wir werden dort und auch später im Verlaufe der Reise nie nach dieser Gebühr gefragt.

San Blas, von den Ureinwohnern in ihrer Sprache Gunayala (oder auch Kuna Yala) genannt, ist ein Archipel an 365 Inseln an der nordöstlichen Atlantikküste von Panama. Hier lebt das Volk der Kunas. Ein Indiovolk, ursprünglich aus Kolumbien, welches hier noch sehr ursprünglich und einfach lebt und versucht, seine über Generationen überlieferte Kultur zu bewahren. So einiges ist bei den Kunas anders und es ist unglaublich spannend, in die Welt dieser Menschen einzutauchen. Einmal mehr merkt man, dass man gar nicht so viel braucht, um glücklich zu sein…

Die Kuna-Indianer leben mit ihren ganz eigenen Regeln, Bräuchen und Traditionen, sprechen ihre eigene Sprache (Kuna) und alle 52 Dorfgemeinschaften sind weitgehend autonom vom Staat Panama. Nach einem Aufstand gegen die Zentralregierung Panamas, einer kleinen Revolution 1925 sowie der Gründung der Republik 1930, erhielt das Gebiet 1953 schlussendlich ein Gesetz, welches ihnen diesen Sonderstatus auch offiziell einräumt. Dies ist in Lateinamerika so einzigartig.

Drei Kuna Frauen besuchen uns an unserem ersten Ankerplatz auf San Blas: Chichime. Das aus einem Baumstamm geschnitzte Holzboot («Dugout») ist das meist verbreitete Transportmittel hier
Uns werden «Molas», sowie Arm- und Beinschmuck angeboten. Die San Blas Inseln sind glücklicherweise noch nicht von den grossen internationalen Hotelketten verschandelt. Segler wie wir und allenfalls ein paar Puristen, die gerne ihre Ferien in sehr einfachen Hütten und Verschlägen fernab jeglicher Zivilisation verbringen, sind die einzigen Touristen und gerne gesehene Abnehmer der prächtigen Handarbeit der Kunas
Molas sind Nähkunstwerke, welche sich in wunderschönen, aufwändigen Stickereien zeigen und die man beispielsweise bei den traditionellen Trachten der Frauen immer wieder bestaunen kann. Sie werden als 30 bis 40 Zentimeter große Tücher auf den Vorder- und Rückseiten der Blusen angebracht. Dazu trägt die Kuna-Frau dunkle Wickelröcke mit Blumenmustern, orangefarbene Kopftücher, goldene Nasenringe, viele bunte Armbänder und Wadenstutzen aus Perlen.

Die Motive auf den Molas kommen oft aus der umgebenden Natur. Es können Korallenriffe sein, Palmen oder Blumen, auch Tiere wie Krebse, Fische oder Schildkröten. Inzwischen gibt es auch Alltagsgegenstände wie Teetassen oder Ventilatoren, sogar Parteilogos und Comicfiguren. Die meisten Molas werden in Handarbeit hergestellt, man findet auch maschinell gefertigte, die natürlich viel billiger sind. Abhängig vom Design kann ihre Herstellung zwischen zwei Wochen und sechs Monaten dauern.

Man geht davon aus, dass sich die Muster der Molas aus den früheren Tätowierungen der Kuna entwickelt haben, mit denen sie sich traditionell geschmückt hatten. Kleidung aus Stoff war eigentlich nicht im Programm. Nach der Kolonialisierung durch die Spanier wurde den Kunas das Nacktsein verboten, und so fingen sie an, ihre Muster auf Textilien zu bringen.

Bei den Kuna haben Frauen das Sagen und es herrscht das Matriarchat. Ihre Frauen sind das Oberhaupt der Familie. Sie wählen sich ihren Partner, nach der Hochzeit zieht der Mann zur Familie der Frau und nimmt ihren Namen an.

Es ist also nicht verwunderlich, dass sich die meisten Feste der Kuna um die Frauen drehen. Da gibt es zum Beispiel das „Inna-suit“, das Fest, an dem die Mädchen mit vier bis fünf Jahren ihren Namen erhalten und den ersten Haarschnitt bekommen. Dann gibt es das Fest „Ico-Inna“, das Fest der Nadel, an dem ein junges Mädchen nach ihrer ersten Menstruation einen Goldring durch die Nase bekommt, als ein Zeichen für ihre Reife und Weiblichkeit. Und dann ist da noch die Hochzeit „Inna-Mutiki“, an der das ganze Dorf teilnimmt und die über mehrere Tage gefeiert wird. Erst danach darf eine Frau die komplette Tracht tragen, deren wichtigster Teil die bestickten Molas sind. Sie bestimmen den sozialen Status ihrer Trägerin – je aufwendiger sie sind, desto besser.

Chichime, unser erster Stopp in San Blas: die Palmen trotzen mit ihrem Wurzelwerk der Erosion durch die Wellen des Meeres
Das Leben ist sehr einfach, wir haben den Eindruck, dass die Kunas alles haben, was sie brauchen, und glücklich sind. Gelebt wird in Hütten aus Bambus und Palmblätter, geschlafen wird statt in einem Bett oft in der Hängematte und das meiste Mobiliar wird aus Schwemmholz erstellt
Alt und Jung leben zusammen mit Hunden, Katzen, Hühnern, Schweinen und Papageien und der Grossteil des Lebens spielt sich unter freiem Himmel ab
Die Menschen auf den San Blas Inseln leben ein noch sehr traditionelles und auch spirituelles Leben. Den Kuna ist dabei der Erhalt der eigenen Kultur sehr wichtig. Sie richten sich gegen eine Einverleibung in die Gesellschaft Panamas und beanspruchen erfolgreich ein eigenes Territorium. Trotzdem geht die Zivilisation nicht völlig an ihnen vorbei. Auf einigen Inseln finden wir Stromgeneratoren …
… und sogar selber gebastelte Strassenlampen (wobei es eigentlich nur Fusspfade gibt) kommen vor
Ein typisches Holzkanu der Kunas. Es ist aus einem massiven Baumstamm geschnitzt. Die Stange dient in flachem Gewässer als Stachel (damit wird das Kanu vorwärts gestossen) oder auf dem Meer als Segelmast. Immer dabei auch das typische Holzpaddel. Würde das Kanu dauernd im Wasser liegen, würde sich das Holz vollsaugen und der Auftrieb verlorengehen. Egal ob mit trockenem oder vollgesaugtem Holz: sich mit einem solchen Kanu im welligen Wasser fort zu bewegen ohne umzukippen ist eine Kunst
Die Inspektion unseres Rigges wird mit einer tollen Aussicht belohnt
Unser Ankerplatz auf den östlichen Holandes Inseln, vom Mast-Top (20m über Meer) aufgenommen. Der dunkle Bereich vor der Insel sind Korallen und Grasboden, ideal zum Schnorcheln
Unser Dinghi kommt viel und oft zum Einsatz. Einmal kurz die naheliegenden Inseln umrunden, einen kleinen Landgang machen oder einfach irgendwo ans vorgelagerte Riff zum Schnorcheln fahren
Bei der Inselgruppe Coco Bandero West finden wir eine kleine Insel, rund 20 Meter im Durchmesser und mit 4 Palmen bewachsen, ganz für uns alleine. Am offenen Feuer werden von einem Einheimischen gekaufte Fische grilliert. Köbi ist der Feuer-Chef …
… während Pia und Nora (SY Anixi) kaum warten können, bis die Köstlichkeiten auf ihren Tellern liegen
Coco Bandero West: unsere Lupina vor Anker im Abendlicht
Neuer Tag, neue Insel (Coco Bandero Ost) und bereits wieder voller neuem Tatendrang. Pia ist kaum zu bremsen 😊
Nora umrundet die Inseln von Coco Bandero Ost in ihrem Kajak
Ein Besuch auf der Insel Tiadup (Coco Bandero Ost). Die Küche der einzigen Familie, die auf dieser Insel wohnt, steht im Freien. Im Hintergrund ein paar abgebrochene Palmen. Bei einem Sturm vor ein paar Jahren wurden auf vielen Inseln Palmen geknickt oder komplett entwurzelt und ins Meer gespült. Die Insel Tiadup wurde besonders hart getroffen. Heute stehen nur noch gerade eine Handvoll Palmen auf der Insel, und die Hälfte der Sandinsel wurde weggeschwemmt.
Unsere beiden Schiffe vor Anker in Coco Bandero Ost, gesehen von Tiadup aus. Ob sich da Pia wohl gerade eine Insel aussucht? 😉

Wer sich im San Blas Archipel ein schönes Plätzchen mit einem Bungalow sichern möchte, hat (zum Glück) Pech gehabt. In Kuna Yala, dem Land der Kunas, darf durch Fremde kein Land gekauft oder gepachtet werden, der Verkauf an eine Nicht-Kuna Person ist untersagt. Zudem sind die 365 Inseln des Archipels allesamt im Besitz der Frauen. Land ist und bleibt somit Familien- und Frauenbesitz.

Jetzt kommt vielleicht die Frage auf, was passiert, wenn eine Familie kein Mädchen bekommt, sondern nur Jungs. An wen wird der Besitz der Mutter vererbt? Und nun wird es interessant: werden nur Jungs geboren, wird der jüngste Knabe wie ein Mädchen behandelt und erzogen. Spaziert man durch ein Kuna Dorf, kann man diese Männer manchmal gut erkennen. Die Kleidung ist femininer und teilweise sind Augen und Wangen leicht geschminkt. Diese Männer werden geehrt und sind höchst respektiert.

Kaum eine Kultur konnte ihre ursprünglichen Traditionen noch so wahren wie die Kunas. Und so erstaunt es nicht, dass eine Heirat mit Nicht-Kunas in Kuna Yala bis vor kurzem strengstens untersagt war.

In Coco Bandero Ost haben wir diesen Typen angetroffen. Köbi verfolgt den verrückten Australier (Crazy Aussi) schon länger auf YouTube (unter «Sailing into Freedom») und hat ihn gleich wieder erkannt. Alles, was er macht und unternimmt (da ist auch viel Gefährliches, Verbotenes und anderes Zeugs dabei, was uns nie in den Sinn käme) hält er auf Video fest. Wir wollen heute wieder auf einer Insel grillieren, und er bietet spontan an, uns am Aussenriff einen schönen Fisch zu fangen. 2 Stunden später ist er zurück und filetiert diesen schönen Red Snapper direkt auf seinem Gummiboot
Red Snapper – sieht doch lecker aus! 😊😊
Strandidylle auf Dupwala (Coco Bandero Ost). Nebst dem crazy Aussie (Peter, SY Freedom), gesellt sich noch die Crew eines Katamarans (SY Zing) zu uns und es wird bis lang in die Nacht rege diskutiert
Zurück auf der Anixi wurde die Nacht dann noch länger 😉 Wer sich wundert, warum da Nora und Hacko einen Schirm brauchen – die Antwort ist einfach: es regnet mal wieder (normal in der Regenzeit) und das Dach der Anixi war so dicht wie ein Sieb. Zur Ehrenrettung von Hacko: nachdem wir ihn lange genug gehänselt haben wegen seines Daches ist es nun nach ein paar Wochen nahezu komplett abgedichtet 😊
Trotz kurzer Nacht sind die Crews der Anixi und der Lupina am nächsten Tag wieder voller Tatendrang
Nach einem kurzen Abstecher zum Dorf Rio Diablo, wo uns allerdings der Zugang verwehrt bleibt (Covid lässt grüssen!), segeln wir weiter zu den Green Islands und erkunden mit dem Dinghi die Inseln um den Ankerplatz. Hier sind wir auf Ogopsibudup
Einige Tage später geht’s weiter zu den Naguargandup Cays (ja, versuch das mal auszusprechen 😊). Hier reiht sich eine wunderschöne Palmeninsel an die andere. Im Bild: Gorgidupdummat
Insel Gorgidupdummat: eine leere Hütte die aber zeitweise vermutlich von Fischern bewohnt wird
Köbi träumt von «seiner» Insel. Es gibt in Mittelamerika nur noch wenige unentdeckte Paradiese – hier haben wir definitiv eines gefunden
Sehr typisch in der Regenzeit: immer wieder türmen sich kurzfristig hohe Wolken auf, gefolgt von einem kurzen, heftigen Regenschauer, und danach zeigt sich die Sonne wieder
Abendstimmung am Anker vor Gunboat Island
Besuch der Carti Islands. Hier leben etwa 400 Kunas in einem grösseren Dorf, das wir betreten dürfen. Zu beachten sind die Toiletten, welche mit einem Steg ins Meer hinaus gebaut werden. Als Sichtschutz gibt es einen rudimentären Blickschutz aus Holz oder Bambus und das Geschäft verschwindet im Meer. Wieso kompliziert, wenn es auch ganz einfach geht! Und wer kann schon von sich behaupten, eine Freilufttoilette mit einer so tollen Kulisse zu haben? 😊
Die Herzlichkeit und Fröhlichkeit der Menschen berühren uns sehr. Auch wenn wir keine gemeinsame Sprache sprechen (die Kunas haben ihre eigene Sprache, nur wenige sprechen Spanisch), verstehen wir uns doch immer irgendwie
Auch auf der Insel Sugdup leben die Familien in einfachsten Verhältnissen auf engem Raum. Fliessend Wasser gibt es keines. Dieses muss mit Kanistern in Kanus an Flussquellen des Festlandes geholt werden. Das ist oft eine ganze Tagesreise
Die Kultur wird gepflegt: leuchtend rotes Kopftuch, Bluse mit aufgesetzter Mola, Wickelrock mit Blumenmotiven, goldener Nasenring, bunte Armbänder und Wadenstutzen aus Perlen
Die Hütten bestehen aus einem einzigen Raum. Als Schlafstätte dient die Hängematte. Mit Material, das immer wieder an der Küste der Insel angeschwemmt wird, werden zusätzliche Möbel gefertigt
Obwohl sich die Kunas bemühen, ihre Kultur aufrecht zu erhalten, kann dem Druck der modernen Zivilisation nicht immer standgehalten werden. Mobiltelefone findet man heute fast überall, sogar die Kleinen spielen (wie bei uns ja auch) schon damit
Es hat viele Kinder auf der Insel. Uns wurde erzählt, dass viele Familien, die auf dem Festland leben, eines ihrer Kinder auf eine der Inseln schicken. Dort soll es die Geheimnisse der Kuna Kultur erlernen und verinnerlichen. Meist übernehmen Medizinmänner oder andere angesehene Dorfeinwohner dann Ausbildung und Erziehung dieser Kinder
Bei so viel Schmuck ist es für unsere Frauen schwer, zu widerstehen 😉 …
… und es geht nicht lange, kann auch Pia eine bunte Bluse mit traditioneller Mola ihr eigen nennen. Als Kopftuch muss es aber vorerst noch ein alter Abwaschlappen tun 😊😊

Die Bräuche der Kunas sind für uns teilweise erstaunlich, teilweise unvorstellbar aber allesamt sehr faszinierend. Es ist ein für uns einzigartiges Erlebnis, für eine kurze Zeit in diese Kultur eintauchen zu dürfen. Wir wünschen den Menschen, die hier in und mit der Natur leben, viel Ausdauer und Mut, sich den Versuchungen der modernen Welt zu widersetzen.

Wir müssen nach knapp 4 Wochen leider schweren Herzens wieder Abschied nehmen von Gunayala und segeln zurück nach Colon in die Shelter Bay Marina. Die Crew der Anixi entscheidet sich, die rund 70 Seemeilen in einem Nachtschlag zu absolvieren, wir, die Lupina Crew, entscheiden uns für zwei Tagesetappen: zuerst bis zur Linton Bay, und dann in die Shelter Bay. Dort treffen wir nach einem schönen Segel Tag und einer zweiten Etappe unter Motor am 2. August ein.

Morgen Montag, 9. August, fliegen wir nun für knapp 5 Wochen in die Schweiz. Die Lupina hat einen guten Liegeplatz und ist in den letzten Tagen für die lange Standzeit von uns vorbereitet worden. Alles, was nicht an Deck gebraucht wird, haben wir zum Schutz gegen das aggressive Sonnenlicht zugedeckt oder unter Deck verstaut.

Wir melden uns nach unserer Rückkehr nach Panama wieder. Zuerst wollen wir dann Panama auf dem Landweg bereisen. Danach wird die Lupina aus dem Wasser geholt und sie kriegt einen neuen Anstrich des Unterwasserschiffes – tja, und dann geht es endlich durch den Panamakanal in den Pazifik.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
P.S.: am kommenden Mittwoch schalten wir unser nächstes Video, diesmal über Gunayala, frei

Von Bocas der Toro zu den Kuna Indianern (San Blas)

Die etwas mehr als 200 Seemeilen von Bocas del Toro im Nordwesten von Panama zu den San Blas Inseln im Nordosten sind segeltechnisch anspruchsvoll. Die Fahrt führt ostwärts und daher meist gegen die vorherrschende Windrichtung. Man könnte in Ufernähe segeln und die Landwinde nützen, aber Fischernetze und Untiefen sprechen dagegen. Zudem kreuzt man auf dieser Strecke die von grossen Hochseeschiffen stark befahrene nördliche Einfahrtszone zum Panamakanal. Einzig die Strömung, die in diesem Teil des Landes herrscht, ist zu unserem Vorteil und fliesst mit rund einem Knoten Geschwindigkeit in unsere Richtung. Wir planen, die Strecke in kleinere Abschnitte zu unterteilen, die wir bei Tageslicht bewältigen können. Einzig die Etappe von rund 100 Seemeilen zum Rio Chagres absolvieren wir mit einer Nachtfahrt. Soweit unser Plan.

Bevor es aber losgehen kann, muss der Bauch unserer Lupina etwas gepflegt werden. In den letzten Wochen hat sich wieder viel Bewuchs angesetzt. Dieser bremst die Fahrt durchs Wasser und muss daher abgekratzt werden. Köbi macht sich hier für die mühselige Arbeit bereit: Kopfhaube (damit die kleinen Lebewesen im Bewuchs sich nicht in den Haaren und Ohren festsetzen können), Handschuhe (die Muscheln sind messerscharf) und Bleigewicht um den Bauch (damit er leichter unter das Schiff kommt)
Mit dem Dinghi wird der letzte Proviant an Bord gebracht
Und als letzte Aktion werden im Restaurant, wo wir Internet haben, noch schnell der letzte Film hochgeladen und unsere Computer aktualisiert
Am 1. Juli 2021 geht es los, zusammen mit unserem «Buddy Boat» (auf Deutsch: Kollegenschiff), der Anixi
Die Anixi mit Nora und Hacko unter vollem Tuch
Das erste Tagesziel, die Insel Cayo Zapatilla, ist nach 3 Stunden bereits erreicht. Genügend Zeit um übers Segeln zu fachsimpeln und den Sundowner zu geniessen
Am nächsten Morgen sieht der Himmel über uns ganz spannend aus. Der einsetzende Wind von Norden drückt die Wolken auf das Festland, wo sie ihre Feuchtigkeit unter heftigem Blitzen und Donnern entladen. Bei uns bleibt es trocken, und wir können einen lockeren Schlag rüber in die Bluefield Lagune am Festland absolvieren
Am nächsten Tag geht es rund 6 Stunden weiter zur Insel Veraguas. Diese soll noch von Indianern bewohnt sein. Unterwegs kreuzen wir auch ein paar Indianer mit ihren Holzbooten, die sich allerdings zum Festland hin wehen lassen
Escudo de Veraguas: Die westliche Hälfte der Insel wird durch ein flaches Ufer (Sand) geprägt, während die östliche Seite mehrheitlich aus steilen Sandstein- und Korallenfelsen besteht
Escudo de Veraguas: War bisher das Wasser in Bocas del Toro und am Festland eher durch Sedimente getrübt, finden wir hier glasklares Wasser vor
Escudo de Veraguas: Die Korallen und das felsige Ufer animieren zum Schnorcheln. Köbi geniesst es stundenlang im Wasser und schwimmt fast zwei Kilometer dem Ufer entlang, unser Dinghi im Schlepptau
Sonnenuntergang vor Escudo de Veraguas
Escudo de Veraguas: die Insel gefällt uns, und wir machen am nächsten Tag einen Landausflug. Wir finden viele angeschwemmte Kokosnüsse, die bereits ausgeschlagen und neue Triebe gebildet haben
Im Sand eingebuddelt wird die Kokosnuss rasch ein gutes Wurzelwerk bilden und zu einer grossen, stattlichen Palme heranwachsen. So unsere Vorstellung. Ob Wind und Wellen dies zulassen, wäre in ein paar Jahren zu prüfen 😉
Viele Kokosnüsse sind noch frisch, und wir öffnen einige für uns. Wir lieben das Nussfleisch der Kokosnuss
Escudo de Veraguas: an der Westküste machen wir uns auf sie Suche nach einem Indianerdorf …
… und stossen auf ein leider verlassenes Indianerdorf
Die Stelzenhäuser sind noch in einem guten Zustand. Das Dach scheint regelmässig unterhalten und repariert zu werden. Wir vermuten, dass die Häuser von Fischern als temporäre Unterkunft benutzt werden
Der einzige Bewohner, den wir finden können: eine Jesus-Christus-Echse (Helmbasilisk)
Letzter Sonnenuntergang vor Escudo de Veraguas

Die nächste Etappe bewältigen wir in einer Nachtfahrt. Wir verlassen Escudo de Veraguas um die Mittagszeit und erreichen den Rio Chagres kurz nach Sonnenaufgang am nächsten Tag. In der Nacht ziehen starke Regenzellen über uns hinweg zum Festland. Wir sind nicht sicher, ob wir unser Vorhaben, mit den Schiffen flussaufwärts bis zum Staudamm am Gatun See zu fahren, durchführen können. Falls der starke Regen zu Hochwasser mit viel Schwemmgut geführt hat, dann wäre es zu gefährlich. Zu unserem Erstaunen treffen wir einen ruhig dahinfliessenden Fluss an, der gemächlich sein Wasser Richtung Meer trägt. Einzig an seiner Mündung jagen uns bei der Umrundung der heimtückischen Sandbänke einige Turbulenzen den Adrenalinpegel etwas hoch. Kaum haben wir jedoch diese Stelle passiert, befinden wir uns in einer spektakulären Umgebung mitten im Urwald.

Der Rio Chagres empfängt uns mit klarem, glattem Wasser und führt uns mitten in den Urwald hinein. Es ist noch früh am Morgen, und der Geräuschpegel der Tierwelt ist absolut faszinierend. Auch speziell für uns: zum ersten Mal sind wir mit unserem Schiff im Süsswasser
Grüner Zauber im Rio Chagres
Der Rio Chagres entspringt in der Cordillera de San Blas in einer Höhe von rund 600 Metern, fliesst dann zunächst südwestwärts bis zum Gatunsee, und verlässt diesen dann nordwärts ins Karibische Meer. Beim Bau des Panamakanales musste das Niveau des Gatunsees geregelt werden. Zu diesem Zweck wurde der Unterlauf des Rio Chagres in den Jahren 1907 bis 1913 durch den Gatun-Damm zu dem 26 Meter über Meer liegenden See aufgestaut. Bis zum Staudamm ist der Rio Chagres breit und meist über 10 Meter tief. Seine Strömung beträgt kaum einen Knoten (1.8 km/h) und der Fluss ist daher problemlos mit einem Segelschiff zu befahren. Das Bild zeigt unseren Ankerplatz, Lupina unten, Anixi oben (Foto: Anixi)
Wir verbringen eine herrlich ruhige Nacht in dieser Urwaldidylle. Tiefenentspannt, unbeschwert und noch nicht ahnend, was der Tag bringt, geniessen wir mitten im Fluss unser Frühstück …
Als wir weiterfahren und zu diesem Zweck den Anker heben wollen, kriegen wir die Kette nicht hoch. Bereits nach einer kurzen Strecke, der Anker ist da noch weit weg von uns, knorzt und stockt die Ankerwinsch. Mit der Lupina fahren wir langsam rückwärts und ziehen vorsichtig an der Kette. Diese scheint sich nach kurzer Zeit zu lösen, ist aber immer noch sehr schwer. Bald sehen wir den Grund! Der Wind hat uns in der Nacht ein paar Pirouetten vollführen lassen. Dabei hat sich die Kette um einen am Flussboden liegenden Baumstamm gewickelt. Das Ding ist stark am vermodern und stinkt fürchterlich! Mit Seilen können wir die Kette entlasten und vom Baumstamm lösen. Glück gehabt! Hier (wo auch Krokodile zu Hause sind!!) hätte Köbi nicht 14 Meter tief tauchen wollen, um die Kette zu lösen. Auch eine extra Leine am Anker (eine sogenannte Trip-Leine) hätte da wenig geholfen

Vom Rio Chagres geht die Fahrt weiter Richtung Osten, quer durch die Einfahrtsgewässer zum Panamakanal. Es herrscht ein reger Verkehr und wir beobachten die Bewegungen auf unserem AIS Monitor. Wir haben volle Segel und machen gute Fahrt. Aber gerade verlässt die «Hannover Express», eines der grössten Containerschiffe, die Schleuse und nimmt Fahrt auf. Mit etwas mehr als einer halben Meile Abstand segeln wir vor dem herannahenden Riesen durch. Die Anixi hinter uns muss anluven und eine Wende fahren (beim Auto würde man das eine Vollbremsung nennen). Ihr reicht es nicht mehr, und sie muss abwarten, bis das fast 400 Meter lange Containerschiff vorbei ist. Wir rauschen mit der Lupina weiter und stellen kurz darauf fest, dass ein weiteres Containerschiff von einer ähnlichen Grösse den Kanalraum verlässt. Diesmal genau auf uns zu. Rund 500 Meter, bevor wir in das Fahrwasser des Schiffes kommen, müssen auch wir eine Wende fahren. Gewaltig, wenn so ein Monster auf einem zu hält. Wir staunen und sind fasziniert – und vergessen darob, das Ganze zu fotografieren 😊😊

Nach einer Übernachtung im Schutz der Insel «Naranjo Abajo» fahren wir weiter zur bei Seglern bekannten Linton Bay. Diese grosse Bucht ist in alle Richtungen gut geschützt und bietet guten Ankergrund. Was wir da antreffen, ist ein regelrechtes Trauerspiel: viele verlassene Schiffe gammeln an der Ankerkette traurig vor sich hin. Wir sehen mehrere gesunkene Schiffe, die zum Teil ans Ufer gespült wurden oder einfach mitten im Ankerfeld gesunken sind. So soll kein Schiffsleben zu Ende gehen!
Panama ist berüchtigt für heftige Gewitter. Bisher sind wir verschont geblieben. In der Linton Bay zieht das erste heftige Gewitter über uns hinweg. Dabei sind nicht die sturzbachartigen Regenschauer das Problem, sondern die Blitze, die im Bruchteil einer Sekunde die ganze Elektronik eines Schiffes zerstören könnten. Wir legen unsere mobilen Elektrogeräte in den Backofen, der wie ein faradayscher Käfig wirken soll, und hoffen, dass wir verschont bleiben. Wir haben Glück! 😊
Wer sein Dinghi bei solchen Verhältnissen nicht regelmässig vom Regenwasser entleert, der riskiert, dass er irgendeinmal ein U-Boot hat und danach tauchen muss
Die der Bucht vorgelagerte Isla Linton wird von Affen (hier im Bild ein Brüllaffe) bewohnt. Sie sollen zutraulich und friedlich sein, solange man ihnen etwas zu futtern gibt. Ist das Futter aber fertig, bevor die Affen satt sind, oder macht man Anstalten, wieder zu gehen, können sie angeblich recht aggressiv werden. Wir haben es nicht ausprobiert und sind mit unserem Dinghi in sicherem Abstand geblieben
Start zur letzten Etappe von der Linton Bay zur ersten Insel in San Blas: Chichime. Anixi (links) und Lupina in voller Fahrt
Angekommen in Chichime, San Blas. Ein typisches Bild im Gebiet von San Blas: flache, meist von Palmen bewachsene Sandinseln, die gegen die Dünung des offenen Meeres durch vorgelagerte Riffe geschützt sind

Seit dem 1. Juli ist es für Segler wieder offiziell erlaubt (Covid), San Blas anzulaufen. Allerdings haben die lokalen Behörden auf dieses Datum hin auch ein Gesetz in Kraft gesetzt, das für Segler wie uns einen Besuch dieses Archipelagos unattraktiv macht. Gemäss diesem Gesetz soll eine Gebühr von 5 Dollar pro Quadratfuss Fläche erhoben werden. Unser Schiff hat rund 500 Quadratfuss, was eine Gebühr von 2500 Dollar ergeben würde. Bisher haben wir keinen Segler getroffen, der diese Gebühr bezahlen musste und es kursieren die wildesten Gerüchte, ob es sich hier um Fake News oder wahre Information handelt. Wir haben entschieden, sofort wieder abzureisen, falls diese Gebühr für uns wirklich erhoben würde. Seit dem 11. Juli sind wir nun hier im Gebiet der Kuna Indianer, und erkunden eine Insel nach der andern. Können wir das weiterhin tun – oder müssen wir unseren Plan ändern? Bald wissen wir mehr!

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Lupina und Anixi, unser «Buddy Boat», vor einer Insel in San Blas