Isla Isabela – die wachsende Insel

Nachdem wir den kleinen Passagier (siehe Schlussbild im letzten Bericht) wieder ausgeladen haben, heben wir am 6. Dezember 2021 auf San Cristóbal spätnachmittags um fünf Uhr den Anker und machen uns auf die 85 Seemeilen lange Strecke zur Isla Isabela. Hinter uns verabschiedet sich das Hafenstädtchen Baquerizo Moreno in der goldigen Abendsonne
Die Isla Isabela liegt im Westen des Galapagos Archipels. Sie ist mit 4’588 km2 die grösste Insel aber gleichzeitig auch eine der jüngsten. Sie ist immer noch am Wachsen, denn 5 der insgesamt 6 Vulkane auf der Insel sind noch aktiv (wenn auch im Moment am Schlafen). Der letzte Ausbruch fand 2018 statt. Die westlich von Isabela gelagerte Insel Fernandina (mit einem der aktivsten Vulkane der Welt) liegt nur noch knapp 2 Seemeilen entfernt. Vielleicht schon beim nächsten Ausbruch werden sie zusammenwachsen – aber das ist hoffentlich erst, wenn wir wieder weg sind 😉
Kurz nach 10 Uhr am nächsten Morgen erreichen wir unser Ziel an der Südküste von Isabela: Puerto Villamil. Die Einfahrt ist etwas heikel, liegen doch überall verstreut Reste von Lavablöcken, die das Meer noch nicht abgetragen hat. Da muss Pia in den Ausguck und uns mit wachsamem Auge an den Ankerplatz lotsen
Die Einfahrt glückt 😊 Wir können uns an den Ausflugsschiffen (Schiffe rechts im Bild) vorbei mogeln und in rund 4 Meter tiefem Wasser hinter einer flachen Inselgruppe aus Lavafelsen in ruhiges Wasser legen (Lupina links im Bild)
Das Wasser zum Anlegepier hin ist verseucht mit vielen felsigen Untiefen, die bei Ebbe aus dem Wasser ragen. Bei Flut (die Differenz beträgt hier etwa 1.5 bis 2 Meter) sind sie aber überdeckt und man sieht sie bei schlechtem Licht nicht. Es braucht gute lokale Kenntnisse, wenn man da sicher an Land will. Wir sind froh, dass es auch hier Taxiboote gibt (2 US-Dollar/Person), und unser Dinghi bleibt gut verstaut auf dem Vordeck liegen. Unschön: für die Benutzung des Piers müssen wir einmalig 10 US-Dollar/ Person bezahlen – das ist, wie wenn du die Benutzung eines Bahnhofes bezahlen müsstest ☹
Wir machen eine 8 Kilometer (retour 16km) lange Wanderung zum Ausflugspunkt «Cerro Radar». Er heisst so, weil die Amerikaner hier im 2. Weltkrieg eine Radarstation eingerichtet hatten, als nach dem Angriff in Pearl Harbour weitere Japanische Angriffe erwartet wurden. Nachdem diese Bedrohung nun nicht mehr existiert, wurde das Eisengerüst der Anlage mittlerweile von den Einheimischen abgebaut und als Baumaterial für die Dachkonstruktionen ihrer Häuser verwendet
Der Weg zum Ausflugspunkt führt uns zuerst am Strand entlang und dann durch ein abwechslungsreiches Trockengebiet. Immer wieder begegnen uns Ureinwohner, die hier auf Isabela viel grösser werden als auf San Cristóbal. Hier können sie gut und gerne über 250kg schwer werden
Auf der Seite zur Insel hin führt unser Weg immer wieder an Lagunen aus Brackwasser (Mischung zwischen salzhaltigem Meerwasser und Süsswasser) vorbei. Hier gibt es genügend Wasser für eine üppige, leuchtend grüne Vegetation
Es gibt sogar Flamingos, die hier heimisch sind. Durch Genforschung weiss man, dass diese eigentlich aus Südamerika kommen. Man vermutet, dass sie durch einen Sturm vom Kontinent auf die Galapagosinseln getragen wurden. Sie ziehen zwar noch von Insel zu Insel, verlassen aber die Galapagos Gegend nicht mehr
Unser Weg führt uns an der «Muro de las Lágrimas» vorbei. Auf Deutsch: die Mauer der Tränen. Hier wurde in den Jahren 1946 bis 1959 weitab vom Kontinent ein «Erziehungs- und Straflager» betrieben. Es war weitherum berüchtigt für seine gewaltsamen und sadistischen Gefangenenwärter. Die Mehrheit der Strafgefangenen (normale Verbrecher aber auch politische Gefangene) kamen nicht mehr lebend aus dieser Strafanstalt zurück. Die Mauer blieb als einziger stumme Zeuge dieser für Ecuador unrühmlichen Zeit, in der viele Gefangene auf unvorstellbar brutale Art und Weise ihr Leben lassen mussten
Fast oben am Aussichtspunkt angelangt führt ein gut befestigter Pfad einem steil abfallenden Kraterrand entlang noch ganz hinauf zum Top
Auch hier findet sich überall goldiges Engelhaar. Eine Mies Art, die in Symbiose mit ihrem Träger lebt, seine Zweige vor der brennenden Sonne schützt und die Feuchtigkeit aus den Wolken auffängt, die sich immer wieder über Nacht an den Bergen bilden
Auf dem Aussichtspunkt «Cerro Radar»: tolle Aussicht zum Hafenort Puerto Villamil, wo die rund 3’000 Einwohner der Insel leben
Zurück am Ausgangspunkt stärken wir uns mit feiner, lokaler Kost. Ein typisches Gericht hier besteht meistens aus Fisch oder Fleisch, frischem Gemüse (das auf den Inseln angepflanzt wird) und Reis. Im ganz draussen auf einem Pier toll gelegenen Restaurant «Royal Rock» ist ein Tagesmenü für 6 US-Dollar nicht nur sehr preiswert, es wird auch fürs Auge wunderschön angerichtet
Ein nächster Ausflug führt uns zum Vulkan «Sierra Negra». Bei diesem riesigen Vulkan ist der Vulkankegel nach einem der früheren Ausbrüche komplett eingesackt. Beim letzten grossen Ausbruch 2005 wurde die eingefallene Caldera mit Lava geflutet und mit einem riesigen, mehrere Meter dicken, schwarzen Gesteinsteppich aus Lava überdeckt. Dieser See aus Gestein ist 10 km lang und 7 km weit, der Umfang des Kraterrandes beträgt rund 40km. 2018 fand der bisher letzte, diesmal etwas kleinere Ausbruch statt.
Die organisierte Tour führt rund 1 Kilometer dem Kraterrand von «Sierra Negra» entlang und zweigt dann ab zum rund 2 km entfernten Vulkan «Chico». Die Vegetation ist anfänglich noch sehr grün …
… mit schönen Blumen am Wegesrand. Wir lernen, dass Blumen auf Galapagos ausschliesslich gelb oder weiss sind. Der Grund ist verblüffend: die Insekten, die es auf die Inseln geschafft haben, reagieren vorwiegend auf diese beiden Farben. Es gibt zwar auch andere Farben, aber wenn die Blüten bereit sind für die Bestäubung, verbleichen sie zu weisser Farbe, um die Insekten anzulocken
Etwas weiter weg vom Kraterrand des «Sierra Negra» (wo der Regen nicht mehr aus den Wolken gekitzelt wird) zeigt sich die Vegetation öde und trocken. Hier gedeiht eine spezielle Kaktusart (lateinischer Name: Candelabro Jasminocereus thouarsii), die nur hier auf «frischem» Lavagestein vorkommt. Anhand seiner Grösse kann das Mindestalter des Lavagesteines abgeschätzt werden. Er wächst pro Jahr 3mm und ist extrem robust. Dieses Exemplar dürfte zwischen 500 und 1’000 Jahre alt sein!
Vor uns zeigt sich eine Landschaft, die stark an eine Kiesgrube erinnert. Jetzt ist alles erkaltet und nur ab und zu finden wir einen Spalt in den Felsen, wo man mit der Hand einen warmen Luftzug fühlt. Zu aktiven Zeiten muss es darunter fürchterlich rumoren, und überall fliesst glühende Lava durch die Berge und Täler aus Geröll
Ein typischer Lavakanal: die flüssig heisse Lava fliesst wie Wasser die Hänge hinunter. An der Oberfläche kühlt sich die Lava schnell ab und beginnt, auszuhärten. Diese ausgehärtete Schicht bildet eine Isolation und darunter kann die Lava weiter fliessen. Wenn die Vulkaneruption zu Ende geht, stoppt der Zufluss von Lava, der Kanal entleert sich wie eine Wasserleitung und zurück bleibt ein Tunnel. Es gibt sie in allen Grössen. Dieser hier hat rund 1 Meter Durchmesser
Ein etwas grösserer, eingebrochener Tunnel. An seinen Wänden sickert Grundwasser durch, welches Nahrungsgrundlage für die ersten Pflanzen (Farne) bildet
Der Kraterrand des Vulkans «Chico» leuchtet in allen Farben. Die rote Farbe deutet auf einen hohen Eisengehalt hin, Gelb heisst viel Schwefel, Schwarz lässt Basalt und Weiss Calcit (Kalkspat) Vorkommen erkennen
Zwei zufriedene Gipfelstürmer auf dem Kraterrand des «Chico»
Eine zutrauliche Spottdrossel will die Vulkanbesucher etwas genauer inspizieren
Eine Lavaechse stellt sich photogen in Pose
Neuer Tag, neuer Ausflug. Diesmal direkt an unserem Pier. Ein Kurzer Fussweg, wunderschön als Boardwalk ausgebaut, führt uns durch die Mangroven an eine poolartige Bucht. Die Schnorchel-Ausrüstung lassen wir diesmal aber auf dem Schiff und geniessen einfach den schönen Wanderweg
Zum Abschied von der Isla Isabela gibt es einen Abschiedskuss eines jungen Seelöwen

Nach einer Woche auf der Insel Isabela lichten wir am Dienstag, 14. Dezember 2021, früh im Morgengrauen den Anker und setzen Segel Richtung Osten zur 45 Seemeilen entfernten Zentrumsinsel Santa Cruz. Wie uns die Überfahrt gelingt und was wir auf der neuen Insel alles antreffen werden – freu dich auf den nächsten Bericht.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser

2 Antworten auf „Isla Isabela – die wachsende Insel“

  1. Ich freue mich! Es war wieder sehr intressant euer Bericht,(so wegen Blumenfarbe z.B) ich wünsche euch frohe Festtage und weiterhin gute reibungslose Fahrt. Liebe Grüsse Annelis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert