Nach der Arbeit folgt das Vergnügen: Bocas del Toro

Nach unserer Rückkehr von Costa Rica auf die Lupina schauen wir jeden Tag gespannt auf die Wetterlage. Unser Kurs von Shelter Bay (Colon, Panama) nach Bocas del Toro, unser nächstes Ziel im Nordwesten von Panama, verlangt nach Winden aus allen Richtungen ausser von Nordwesten. Aber es ist, wie es halt oft so ist: entweder hat es keinen Wind, oder dann genau aus der Richtung, in die wir wollen. Wir warten ab und vertreiben die Zeit mit Arbeiten am und um das Schiff.

Als erstes schlagen wir die vom Segelmacher sehr fachmännisch reparierte Fock wieder an. Gutes Training für die Oberarme 😊
Auch das Grosssegel wird wieder montiert. Hier hatten wir nach 3 Jahren Betrieb leichte Verschleissstellen, die wir rechtzeitig erkannt haben und nun einfach reparieren konnten. Köbi setzt hier die Segellatten ein. Diese versteifen den hinteren Rand des Segels, so dass es im Wind weniger flattert
Damit die Segellatten nicht herausfallen können, wird die Montage-Öffnung mit einem Klettband (Velcro) verschlossen (dazu braucht es einen robusten glatten Stab, mit dem das Band in die Tasche geschoben wird
Als letzte grössere Arbeit wartet die Montage des Dinghi Überzuges, den wir von Thailand bestellt hatten. Damit der Überzug auf dem glatten Gummischlauch des Bootes rutschfest hält, wird er mit einem Klettverschluss fixiert. Als erster Arbeitsschritt muss die Position des Klettbandes angezeichnet werden
Danach wird ein Abdeckband ausserhalb des angezeichneten Bereiches geklebt (Bild). Als nächste Arbeitsschritte folgen das Aufrauen des Gummis und das Reinigen mit Verdünner oder Reinigungsalkohol
Nun wird der Spezialkleber für Hypalon (das Material unseres Schlauchbootes) auf den Hypalon Streifen, der hinten auf das Klettband genäht ist, aufgetragen
Als letzter Schritt wird das Klettband auf das Dinghi aufgeklebt – fertig! Nun kommt der schönste Teil der Arbeit: das Montieren des Schutzes. Er passt wie eine zweite Haut – perfekte Arbeit vom Hersteller des Überzuges und von den Klebern 😉
Nach getaner Arbeit wird gefeiert. Vorne rechts die beiden sympathischen Schweizer Andrea und Martin (Segelschiff Charon), deren Reise wir schon länger im Internet verfolgt haben, und die wir nun hier in der Shelter Bay zum ersten Mal persönlich treffen

Als nach fast einer Woche sich immer noch kein günstiger Wind anmeldet, beschliessen wir etwas widerwillig, die rund 145 Seemeilen unter Motor in Angriff zu nehmen. Wir hätten noch länger warten können, aber wir wissen, dass Freunde, die wir treffen wollen, bereits nach Bocas del Toro unterwegs sind und Anfangs Juni dort eintreffen werden. Wir möchten zeitnah mit ihnen dort sein. Ausgerechnet am Tag, an dem wir losfahren wollen, zieht eine riesige Regenfront über uns hinweg und es schüttet aus vollen Kübeln. Das wäre an und für sich kein Problem, die Lupina schwimmt auch bei Wasser von oben. Das Problem ist, dass wir vor der Abfahrt noch unsere Diesel Tanks füllen wollen aber die Tankstelle bei Regen geschlossen bleibt, damit kein Regenwasser in den Diesel kommt. Erst um die Mittagszeit lässt der Regen etwas nach, und wir kriegen unseren Treibstoff. Die Verzögerung wirft uns in unserer Törn-Planung um gut 5 Stunden zurück und es könnte knapp werden mit der Ankunft bei Tageslicht. Wir wissen, wir haben auf der Strecke rund 1 Knoten Gegenströmung und etwa 8-10 Knoten Wind auf die Nase. Entsprechend machen wir zeitweise weniger als 4 Knoten Fahrt (unter Motor, wohlverstanden). Wir rechnen schon damit, dass wir eine zweite Nacht auf See verbringen müssen. Auf der zweiten Hälfte der Reisestrecke dreht jedoch der Wind etwas mehr nordwärts, und wir können die Genua zu Hilfe nehmen. Nun erreichen wir mit Motor und Segel zwischen 6-7 Knoten Geschwindigkeit und wir holen wieder auf, was wir in den ersten 12 Stunden verloren haben. Eine Stunde vor Sonnenuntergang fällt der Anker vor Bocas Town in gut haltendem Sand

Noch vor Einbruch der ersten Nacht werden wir beim Ankertrunk kurz aufgeschreckt. Wir liegen direkt vor der Landebahn des lokalen Flughafens, und die Flieger rauschen mit nur ein paar Meter Reserve zu unsern Mastspitzen über unsere Köpfe hinweg. Wir merken dann rasch, dass der Flugverkehr sehr minim ist und die Lärmbelastung ertragbar ist. Alles gut!

Die Provinz Bocas del Toro (zu Deutsch: Münder des Stieres) liegt etwa 50 Kilometer von der Grenze zu Costa Rica und entwickelt sich rasch und stetig zu einem touristischen Hot-Spot von Panama. Der Archipel wird von 2 grossen Buchten, acht grossen Inseln, 51 bewohnten kleineren Inseln und über 200 unbewohnten Eilanden geformt. Dank einem in grossen Teilen geschlossenen vorgelagerten Riff ist das Wasser meist sehr ruhig, auch wenn es auf dem offenen Meer tobt und stürmt. Entdeckt wurde die Region, wie kann es anders sein, durch Christoph Columbus. Obwohl er gemäss Überlieferungen von der Region begeistert gewesen sein soll, dauerte es bis ins 19. Jahrhundert, bis eine grosse Welle von Einwanderern das Land bevölkerte, hauptsächlich ehemalige Sklaven aus der USA und den nahegelegenen Inseln St. Andres und Providencia. Die heutige Bevölkerung ist eine bunte Mischung aus farbigen Kreolen, Chinesen (!) und den verschiedenen Indianerstämmen. Die lokale Sprache ist «guariguari», eine Mischung aus Afro-Antillischem Englisch, Spanisch, einigen Indianischen Wörtern, abgerundet mit etwas französischem Einfluss. In entlegenen Gegenden leben auch heute noch Indianerstämme.

In Bocas del Toro werden wir von Nora und Hacko (SY Anixi, ein 35 Fuss grosses Aluminium Boot der Marke Ovni) erwartet. Sie haben wir erstmals in Bonaire getroffen, und dann in Barahona (DomRep) mit ihnen zusammen die Weihnachtstage verbracht. Wir freuen uns riesig darauf, mit der Anixi das Insellabyrinth der Provinz Bocas del Toro zu besegeln und zu erkunden
Es herrscht Regenzeit in diesem Teil der Erde. Kein Grund für Trübsal! 😊
Ausser den landenden Flugzeugen und dem Wasser vom Himmel finden wir in Bocas alles, was das Herz begehrt! Wunderschöne, offene Kneipen …
… und eine voll funktionierende Infrastruktur. Sogar dieses Feuerwehrauto aus der Zeit des ersten Weltkrieges (Baujahr 1916, extra ausgerüstet mit einer Salzwasser tauglichen Pumpe!) funktioniert noch
Uns fällt auf: alle Häuser sind auf Pfähle gebaut. Der Untergrund ist meistens flach und sumpfig, und so zieht man es vor, die Häuser in die Luft zu bauen. Und wer etwas vom Land auf das Wasser hinaus baut, hat mehr kühlenden Wind und weniger Insekten im Haus
Sehr oft findet man Liebe zu den Details …
… dann aber auch wieder achtlose Nachlässigkeit (wer bei diesem Bild denkt, das Haus sei nicht mehr bewohnt, der liegt falsch: doch, es ist bewohnt!)
Ein Handwerk, das hier noch gelebt wird: der Bau von einfachen Holzschiffen / Kanus
Das Holz Kanu – immer noch ein weit verbreitetes Transportmittel der lokalen Bevölkerung
Sie lieben bunte und schrille Farben
Speisekarten sind in Spanisch geschrieben. Das verstehen wir mittlerweile recht gut. Aber wenn dann lokale Menüs mit den hier gebräuchlichen Ausdrücken auf der Karte stehen, dauert es schon etwas länger, bis wir kapieren, was es zu futtern gibt
Die Leute sind unheimlich zufrieden, fröhlich und nett
Hier beschenkt uns ein Angestellter der «Floating Bar» (bekannter Treffpunkt der Segler) mit feinen Bananen
Floating Bar: Macho Gehabe? Gewichtiges Argument der Damen? Oder einfach eine schräge Situation? 😊😊
Lupina vor Bocas Town in halber Fahrt. Wir verlagern für ein paar Tage in die zahlreichen Buchten an der Westküste der Insel Colon
Das Wasser um die Inseln ist meist flach und durchspickt mit Untiefen wie Sandbänken und Korallenköpfen. Bei gutem Licht ist das Navigieren einigermassen einfach. Sobald aber, wie jetzt in dieser Jahreszeit, der Himmel bewölkt und grau ist, sieht man diese Untiefen nicht. Wir verwenden zwar elektronische Karten mit GPS, merken aber bald, dass die nicht immer sehr genau sind. Das Bild zeigt eine der zahlreichen Durchfahrten. Die weissen Flächen sind mehr als 10 Meter tief, blau ist weniger, ab da wird es kritisch
Wir sind froh, haben wir die Anixi! Sie hat schwenkbare Ruder und Kiel und kann ihren Tiefgang auf 90 Zentimeter verringern. An den kritischen Stellen fährt sie uns vor. Nur einmal fahren wir auf eine Sandbank auf, weil diese sehr schnell aus der Tiefe auf weniger als 2 Meter Wassertiefe ansteigt und unser Kiel eine gut 20 Zentimeter tiefe Furche gräbt, bis das Schiff zum Stillstand kommt. Kurzer Adrenalinschub bei der Crew, aber volle Kraft retour, und wir kriegen wieder die berühmte Handbreit Wasser unter den Kiel
Wir folgen mit der Lupina dem Fahrwasser der Anixi (Foto: Anixi)
Unser Kiel ist 2 Meter tief. Damit wir beim Ankern immer sicheren Abstand zum Grund haben, wollen wir mindestens 3 Meter Wassertiefe. Angekommen am neuen Ankerplatz fahren wir jeweils in langsamer Fahrt einen grossen Kreis und tasten die Wassertiefe ab. Wir versuchen dabei, der 3 Meter Wassertiefenlinie zu folgen. In den Mangroven kann man dabei oft sehr nahe ans Ufer
So sieht dann ein Ankerplatz aus der Luft aus. Oben die Lupina, unten die Anixi (Foto: Anixi)
Wir erkunden die Umgebung unserer Ankerplätze mit SUP, Kanu, oder wie hier mit dem Dinghi
Um die Antriebsschraube nicht an Wurzeln oder umgefallenen Bäumen zu beschädigen, ziehen wir in Kanälen, die in die Mangrovenwälder führen, den Motor hoch und nehmen die Ruder zu Hilfe
Es ist richtig abenteuerlich und wild. Hat es Krokodile oder Riesenschlangen (z.B. Boa Constrictor) im trüben Wasser? Hängt irgendwo auf Kopfhöhe eine Giftschlange herunter? Finden wir den Ausgang wieder? -> es ist alles gut gegangen, wir sind wieder heil raus gekommen 😊
Neuer Ankerplatz, ähnliches Bild: viele Mangroven, in etwas höherem Gelände dann Urwald mit grossen Bäumen und riesigen Baumkronen. Lupina unten rechts, Anixi in der Bildmitte (Foto: Anixi)
Nach ein paar Tagen in der Wildnis fahren wir zurück nach Bocas Town, um unseren Proviant an frischen Nahrungsmitteln wieder aufzustocken. Natürlich geniessen wir auch ab und zu die Happy Hour in einer der zahlreichen Bars an der Wasserfront
Abendstimmung in Bocas Town
Typisches Pfahlbau Haus. Zur Wasserversorgung dient Regenwasser, das aus den Dachrinnen gesammelt wird. Die WC Spülung ist biologisch (= direkt ins Wasser). Zur Stromversorgung dient meist ein kleiner Generator, Solarpaneelen sind leider noch sehr rar. Wohlhabendere Leute leisten sich eine Kabelverbindung zum Land
Ruhepause auf unserer Wanderung rund um die Insel Carenero, die direkt gegenüber von Bocas Town liegt
Gästehaus mit Meerblick. In der jetzigen Jahreszeit (Regenzeit) gerade spärlich belegt, aber in der Hochsaison (Wintermonate) sehr gut besucht
Die Crews der Anixi (Nora und Hacko) und der Lupina beim verdienten Bier nach der mehrstündigen Wanderung um die Insel Carenero
Wir sind begeistert von der Geschicklichkeit, wie die einheimische Bevölkerung mit ihren Holzkanus umgehen kann. Das Freibord des Bootes ragt nur ein paar Zentimeter über die Wasserlinie. Die kleinste ungeschickte Bewegung, und Wasser schwappt ins Kanu
Fischende Dorfjugend
Auch die Ladies der Anixi und der Lupina versuchen sich im Kanufahren – alles geht gut! 😉
Im Osten der Insel Bastimentos machen wir eine Wanderung quer über die Insel zum Wizard Beach. Auf der Karte ist der Weg gut eingezeichnet, in der Natur sieht es dann aber anders aus. Der Regen hat den Boden weitgehend aufgeweicht, und statt eines flachen, einfachen Wanderweges erwarten uns glitschige Auf- und Abstiege. Unsere Flip-Flops und Sandalen sind definitiv überfordert und fehl am Platz ☹ Barfuss gehen ist angesagt
Aber wir schaffen es heil an den Wizard Beach. Weil der Rückweg über einen alternativen Pfad mittlerweile zugewachsen ist, müssen wir auf dem gleichen Weg zurück. Macht nichts: wir schaffen es auch ein zweites Mal 😊
Wir geniessen die Zeit mit der Anixi ausgiebig. Eine sehr willkommene Abwechslung zu der sonst eher isolierten Lebensweise auf unserer bisherigen Reise. Wir wechseln uns jeweils ab: einmal verbringen wir den Abend gemeinsam auf der Lupina, dann wieder auf der Anixi (Bild)
Die Cayos Zapatilla bestehen aus zwei Inseln: Zapatilla No.1 und Zapatilla No.2. Beide stehen unter Naturschutz. Bis zu Beginn der Pandemie durfte man noch beide Inseln anlanden. Seit letztem Jahr hat der Nationalpark die Gelegenheit benutzt und Zapatilla No.1 zum Schutz der Natur (hauptsächlich seltene Schildkröten) komplett gesperrt. Ankern darf man nur noch vor Zapatilla No.2, wo es eine Ranger Station gibt, und wo man sich beim Besuch der Insel einschreiben muss
Spätnachmittag auf der Insel Cayo Zapatilla No.2, im Osten von Bocas del Toro
Cayo Zapatilla No.2: ein sehr gut unterhaltener Wanderpfad führt quer über die Insel. Obwohl ein paar Meter über dem Meeresspiegel gelegen, ist zu unserer Überraschung das Innere der Insel vorwiegend Sumpfgebiet
… es gibt schönes Wetter 😊
Lupina vor Anker auf Cayo Zapatilla No.2 (Foto: Anixi)
Wo man auch hinschaut: immer wieder hat es vereinzelte Pfahlbauhütten
Auf der Anixi lernen wir «Brändi-Dog» spielen, und wir bringen Nora und Hacko bei, wie wir in der Schweiz jassen. Natürlich darf bei einem richtigen Schieber ein währschaftes Kaffi Schnapps (Löhrpflaume aus dem Fricktal) nicht fehlen 😉
Es wird dann halt manchmal auch etwas spät und es kann vorkommen, dass es erst in den frühen Morgenstunden nach Hause geht – aber den Alkohol Test haben wir noch immer bestanden 😊😊

Nun sind wir wieder zurück in Bocas Town und machen uns bereit für die San Blas Inseln. Wir müssen Gemüse, Früchte und Obst bunkern und genügend Treibstoff fürs Dinghi, damit wir autonom bleiben. Offiziell sind die San Blas Inseln wegen Covid geschlossen, und deshalb wollen wir gemeinsam mit der Anixi zumindest in den ersten Wochen die unbewohnten Inseln besegeln. Die rund 200 Seemeilen bis zu den San Blas Inseln sind nicht ganz einfach, da die Winde in dieser Gegend sehr unstabil sind. Mal schauen, wie wir das hinkriegen.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Costa Rica – das Land der vielen Überraschungen

Costa Rica ist eines der artenreichsten Länder der Welt und enthält etwa 5% aller Pflanzen- und Tierarten auf unserer Erde. Dies kann im ganzen Land erlebt werden und ist für jedermann leicht zugänglich. Costa Rica bietet ein sehr stabiles politisches Klima und erlebt seit vielen Jahren eine gute wirtschaftliche Entwicklung. Der Besucher findet ein entspanntes, herzliches und sicheres Umfeld vor. Costa Rica ist eines der wenigen Länder der Welt ohne Armee, das eingesparte Geld wird in Ausbildung und Infrastruktur investiert. Das Land und seine Menschen haben eine friedliche Stimmung, was Costa Rica zu einem perfekten Ort macht, um einen unvergesslichen Urlaub zu geniessen. Gleichzeitig bietet es traumhafte Landschaften, freundliche und gut gebildete Einwohner, die gerne bereit sind, ihre Kultur zu teilen. Wir sind begeistert von Costa Rica und seinen Naturwundern! Es ist eines der schönsten, sichersten und interessantesten Länder auf unserer bisherigen Reise. Es ist die perfekte Kombination aus Entspannung, Abenteuer, Kultur, gute Küche, Pflanzenwelt und Wildtieren.

Am 5. Mai 2021 fliegen wir von Panama City nach San José, der Hauptstadt von Costa Rica. Die Covid Zahlen in Costa Rica steigen gerade rasant an und die Regierung hat entsprechende Massnahmen festgelegt. Sie werden uns während unseres 3-wöchigen Aufenthaltes nicht gross einschränken, tragen aber dazu bei, dass wir uns einigermassen sicher fühlen können. Bei der Übernahme unseres Mietautos erleben wir eine unliebsame Überraschung: wir haben das Auto wie üblich über eine Internet Plattform reserviert. Der Mitarbeiter der Rental Car Firma (Payless) will uns eine Versicherung andrehen, die mehr als das 4-fache des Mietpreises kosten würde. Lakonisch meint er, das sei obligatorisch. Köbi versucht vergeblich zu erklären, dass wir über unsere Kreditkarte eine Versicherung haben. Ein anderer Kunde am Schalter kriegt die Diskussion mit und beginnt laut über die Mietfirma zu schimpfen. Bei ihm hätten sie das Gleiche gemacht und ihn zur Bezahlung der Versicherung gezwungen. Wir entscheiden, dass wir das Auto nicht nehmen, und fahren zum Büro von Hertz nebenan. Eine gute Entscheidung: für etwas mehr Geld erhalten wir ein gutes 4×4 Auto, und die obligatorische Versicherung kostet nur ein Bruchteil von dem, was Payless uns andrehen wollte.

Die nächste Überraschung folgt beim Hotel. Diesmal eine Positive: wir haben über Trip Advisor ein kostengünstiges Hotel im Zentrum von San José ausgesucht. Als wir dort eintreffen, stellen wir fest, dass die Lage wirklich sehr zentral ist, und dass es viele hübsche, leicht bekleidete Damen in der hoteleigenen Bar hat (Köbi meint 🙂 ). Schnell stellen wir fest, dass wir hier offenbar im Rotlicht Bereich gelandet sind. Entsprechend sind die Hotelzimmer sehr grosszügig ausgelegt mit vielen Spiegeln, riesiger Dusche und noch riesigeren Betten. Was für ein Gegensatz zu den doch eher engen Verhältnissen auf der Lupina 😊

Covid ist allgegenwärtig: jedes Geschäft hat beim Eingang eine behelfsmässige Waschgelegenheit für die Hände mit fliessend Wasser und Seife installiert. Das wird ergänzt mit einer Station mit Desinfektionsmittel und vielfach wird auch die Temperatur gemessen
Wir verbringen den ersten Tag in San José und geniessen das Stadtleben und die vielen sehr gut gepflegten Pärke
Von San José aus fahren wir nördlich zum Nationalpark des aktiven Vulkanes Poas. Die Anfahrt zum Park (im Hintergrund in den Wolken) führt uns durch üppiges Grün meist landwirtschaftlich kultivierter Felder und Hänge, die langsam zum Vulkan hin ansteigen
Unterwegs erleben wir dann den ersten kurzen Regenschauer (die Regenzeit beginnt im Mai und endet im November). Diese Blätter werden «Regenschirm der armen Leute» genannt und geben tatsächlich einen recht guten Schutz ab
Pia am Kraterrand des Vulkanes Poas. Die Eintrittstickets muss man spätestens am Vortag über Internet kaufen. Der Preis: stolze 15 US-Dollar pro Person. Und die Aufenthaltszeiten am Vulkan sind genau vorgeschrieben. Wir haben 8:00 – 8:20 Uhr gewählt, in der Hoffnung, am Morgen seien die Regenwolken noch nicht da. Zu unserer Enttäuschung sind die Wetterprognosen aber falsch. Wir riechen zwar die Gase des Vulkans und hören das Brodeln unten im heissen Kratersee, etwas zu sehen bekommen wir leider nicht. Als uns die Parkwächter dann auch noch mitteilen, dass alle Wanderwege seit dem letzten Ausbruch von 2018 geschlossen sind, ist unsere Stimmung kurzfristig im Keller. 15 Doller pro Person für nichts finden wir dann schon etwas arg (beim Kauf der Tickets im Internet war übrigens davon nichts erwähnt!) ☹
Zu unserem Trost steht eine Bildtafel am Kraterrand, so dass wir wenigsten sehen können, was uns im Nebel verborgen bleibt. Wir sind uns aber einig: ohne Zugang zu den Wanderwegen ist der Eintritt von 15 USD überrissen. Wir werden in den nächsten Wochen aber nie mehr so hohe Eintrittspreise erleben
Beim Verlassen des Parks teilen wir dem Parkwächter unsere Enttäuschung mit. Es ist ihm sichtlich nicht recht und er gibt uns einen Tipp mit auf den Weg: den «La Paz Waterfalls Garden Natura Park». Dieser Park befindet sich im Privatbesitz und existiert seit 2000. Der Park hat rund 4 Kilometer wunderschöne Wanderwege durch Nebel- und Regenwald zu insgesamt 5 Wasserfällen. Hier der 40 Meter hohe Magia Blanca Wasserfall (hinten) und der 20 Meter hohe Encantada Wasserfall
La Paz Waterfalls Garden Nature Park: Schön gestaltete Wanderwege, ein grosser Teil davon rollstuhlgängig
La Paz Waterfalls Garden Nature Park: Der Park hat diverses Volièren, Forellenteich, Reptilien- und Schmetterlingshaus und diverse andere sehr interessante Ausstellungen, die es dem weniger geübten Naturfreund ermöglichen, Tiere aus nächster Nähe zu beobachten. Natürlich gibt es auch ausserhalb dieser Gehege sehr viel zu sehen, wie zum Beispiel diesen Tukan. Und zu unserer Überraschung: der Eintritt ist gratis! 🙂
La Paz Waterfalls Garden Nature Park: ein schöner Schmetterling im Regenwald. Hier mit geschlossenen Flügeln …
… und dann der gleiche Falter mit geöffneten Flügeln
Wir folgen dem nach Nordwesten verlaufenden Gebirgszug und fahren zum Vulkan Arenal Nationalpark. Dieser Vulkan ist letztmals 1968 ausgebrochen und der Park bietet schöne Wanderwege in einer speziellen Natur
Vulkan Arenal (links mit Nebelkappe)
Wir entscheiden uns für den gelben Wanderweg (siehe Karte vorher). Dieser führt im unteren Bereich durch Regenwald und weiter oben durch Lavalandschaft, die gerade wieder von der Vegetation zurückerobert wird. Hier testet Köbi eine Liana auf ihre Tragkraft. Sie hält 😊
Unsere Wanderschuhe sind aber in diesem Klima überfordert! Unterwegs müssen wir Pia’s Sohlen mit Plastikstreifen unseres Regenschutzes und einer Liane behelfsmässig fixieren. Am Schluss der Wanderung geben die Sohlen aber definitiv ihren Geist auf
Zurück in unserem Hotel erholen wir uns im Whirlpool mit prächtiger Aussicht auf den Vulkan Arenal. Es hat auffällig viele Deutsche Gäste im Hotel, und es ist sogar eine Film-Crew vom Deutschen RTL hier. Unsere Vermutung, dass sie Naturaufnahmen machen wollen, ist falsch. Der Grund ist die Sendung «Bauer sucht!». Wir erfahren, dass sich der Finca Besitzer, dem auch das Hotel gehört, ein ausgewanderter Deutscher ist, und er sich nun über diese Plattform um eine Frau bemüht. Wir sind gespannt auf die Sendung, die irgendeinmal im August ausgestrahlt werden soll
Typisches Frühstück in Costa Rica: Reis mit schwarzen Bohnen, Ei, Käse, Brot und Früchte oder Gemüse
Sind wir hier in der Schweiz? Nein, wir fahren vom Arenal See weiter ins Naturreservat von Monteverde. Die Gegend, die wir durchfahren, erinnert sehr stark an das Schweizer Voralpengebiet. Wir sind nicht erstaunt zu erfahren, dass es in dieser Gegend viele Auswanderer aus der Schweiz, Deutschland und Österreich hat
Monteverde ist «das» Mekka für Outdoor Aktivisten. Die Berge sorgen dafür, dass die warme, feuchte Luft, die entweder über die Karibik weht oder vom Pazifik kommt, angehoben und abgekühlt wird. Der sich bildende Nebel befeuchtet den Wald permanent, und lässt ihn besonders üppig wachsen. Es herrschen ideale Temperaturen und wir buchen eine Tour zu Pferd in den Nebelwald
Am nächsten Tag sausen wir an der ZIPP-Line durch die Baumkronen, lassen uns abseilen und springen 50 Meter am Tarzan-Seil in die Tiefe
Auf dem Weg zum Rincon de la Vieja Nationalpark im Nordwesten von Costa Rica. Auch hier handelt es sich um einen Vulkan und die Gegend ist bekannt für seine zahlreichen Thermalquellen
Auch in dieser Gegend gibt es reichlich Niederschläge und viele Bäche und Flüsse, die sich tief in den Berg graben und in Richtung Meer streben
Wunderschöne Pilze im hoteleigenen Park (Rincon de la Vieja)
Rincon de la Vieja: Natürlich lassen auch wir es nicht unversucht, uns in den warmen Schlammbädern etwas zu verjüngen und die Runzeln zu glätten 😊😊
Rincon de la Vieja : 38°C warmes Thermalbad, und gleich dahinter der kühlende Bergbach
Santa Teresa: Ein ehemaliger Turnkollege von Köbi (Steve Treier) hat uns von Santa Teresa, einem Surfparadies an der Pazifik Küste der Provinz Puntarenas geschrieben. Am Morgen früh, und abends vor dem Eindunkeln sind die Wellen hier besonders hoch zum Surfen
Die Anfahrt nach Santa Teresa entlang der Pazifikküste ist recht abenteuerlich und führt durch zahlreiche Flüsse und über fast 200 Kilometer Naturstrasse. Die Fahrt verlangt von Fahrzeug und Fahrer einiges ab. Ohne 4×4 Antrieb wäre die Passage nicht möglich
Wir bleiben 2 Tage in Santa Teresa. Als wir dann weiterfahren wollen, stellen wir fest, dass wir bei der Anfahrt einen Nagel eingefangen haben. Ein Reifen ist platt. Die Frau an der Rezeption gibt uns eine Adresse, wo wir das Rad reparieren können – es klappt einwandfrei
Von Santa Teresa fahren wir weiter zum Carara Nationalpark. Wir kürzen unsere Autofahrt um den Golf von Nicoya ab und nehmen die Fähre über die grosse Bucht nach Puntarenas, der Hauptstadt des gleichnamigen Staates
Das weite Flussdelta vom Rio Grande de Tarcoles. Die Brücke, über die wir gerade fahren, heisst Krokodilbrücke
Wieso die Brücke Krokodilbrücke heisst zeigt ein Blick über das Geländer 😉
Das Klima in Costa Rica ist sehr wüchsig und ideal für allerlei Früchte
Ein beliebtes, erfrischendes Getränk: Smoothie, aus frischen Früchten gemacht
Carara Nationalpark: hier verschmelzen Regenwald und der ursprüngliche, noch unberührte Urwald. Ab diesem Bereich von Costa Rica bis an die Grenze von Panama ist der Artenreichtum am grössten. Es wachsen bis 800 verschiedene Baumsorten auf einer Hektare Wald
Carara Nationalpark: Wir sehen die ersten Affen in freier Wildbahn. Diesen hier hört man leichter als dass man ihn sieht. Es ist ein Brüllaffe, sein Geschrei ist über mehrere Kilometer hörbar und tönt wie eine Feuerwehrsirene
Auf der Weiterfahrt vom Carara Nationalpark zum Corcovado Nationalpark erreichen wir den Fluss Sierpe. In der gleichnamigen Stadt lassen wir das Auto zurück und fahren mit einem Schnellboot zum Ausgangspunkt für die Parkbesuche: Bahia Drake
Eine wichtige Tafel! Es wimmelt im Fluss von Krokodilen
Nach etwas mehr als 1 Stunde erreichen wir per Schnellboot gut durchgeschüttelt Bahia Drake. Einen Anlande-Steg gibt es an dieser offenen Küste keinen. Vom Schiff aus geht es zuerst ins knietiefe Wasser und dann an den Strand
Die grösste Papageienart, der Ara, ist in dieser Gegend recht häufig
Bahia Drake: Wanderung durch das Dorf
Bahia Drake: kleine, gut geschützte Marina in einer Flussmündung. Die Bahia Drake ist der Ausgangspunkt für viele Urwaldexpeditionen und überrascht uns mit vielen Herbergen, Pensionen, Hotels und Lebensmittelläden
Der Corcovado Nationalpark ist das artenreichste Gebiet der Erde. Hier staunen wir über die Grösse eines Bambus Stockes
Viele der Pflanzen, die wir antreffen, sehen wir zum ersten Mal in unserem Leben. Dies Blume hat kelchartige Blütenblätter, in denen sich das Regenwasser sammelt. Kleine Insekten rutschen an den glatten Oberflächen in den Kelch, ertrinken, und werden von der Pflanze aufgenommen
Wir machen eine geführte Dschungel-Exkursion in den Corcovado Nationalpark. Per Boot geht es zuerst eine Stunde weiter südlich zur Ranger Station von Sirena. Ab da übernimmt ein kundiger Führer und dringt mit unserer kleinen Gruppe (7 Personen) in den dunklen Urwald vor. Wir sind sehr beeindruckt über sein fundiertes Wissen. Köbi fragt ihn über das Alter dieses Urwaldriesen. Er schätzt ihn über 1000 Jahre. Die weitreichenden Brettwurzeln verankern ihn fest im Boden, und er hat wohl in seinem langen Leben schon viele Naturkatastrophen überlebt. Wir sind begeistert von den Formen, welche die Natur schaffen kann
Corcovado Nationalpark: es hat unheimlich viele Tierarten. Einige davon bekommen wir hautnah zu sehen, wie diese Handteller grosse Tarantel, die unseren Weg kreuzt
Pia und Nasenbär nähern sich gegenseitig an – wer da wohl neugieriger ist 😉
Ein sehr seltener, vom Aussterben bedrohter Tapir
Tayra, ein in Zentral- und Südamerika vorkommendes Raubtier aus der Familie der Marder
Totenkopf Äffchen
Kapuziner Affe
Wieder zurück in Bahia Drake buchen wir für den nächsten Tag eine Nacht-Exkursion in den Dschungel. Der Führer, Gustavo von der Organisation «El Trillo de la Danta» hat einen sehr guten Ruf (Top Bewertungen im Trip Advisor) und ist weitherum bekannt. Er stammt aus einer Bauernfamilie, die seit Generationen ihre Felder am Rande des Urwaldes bewirtschaftet hat. Im Bestreben, den Urwald zu schützen, hat das Land Costa Rica in den letzten Jahren begonnen, die Bauern am Rande zum Nationalpark zu motivieren, künftig auf jegliche Rodungen und Verwendung von Chemikalien zu verzichten. Im Gegenzug wird den Bauern erlaubt, Führungen und Touren anzubieten. Genau das macht nun Gustavo, ein studierter Ornithologe, auf dem väterlichen Landgut. Es wird eines der eindrücklichsten Erlebnisse auf unserer Reise. Die Tour beginnt am späteren Nachmittag noch bei Tageslicht. Wir sind heute seine einzigen Gäste
Vorbild vieler Horror Filme: Ein Helmbasilisk. Die Tiere werden auch Jesus-Christus-Echse genannt, weil sie über das Wasser laufen können. Dies tun sie jedoch nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel auf der Flucht vor Feinden. Ermöglicht wird dies durch den Stau von Luft in Mulden unter den Füßen und durch die hohe Geschwindigkeit
Um 18 Uhr geht die Sonne unter. Innerhalb 15 Minuten wird es im dichten Wald stockdunkel. Mit Gummistiefeln und Taschenlampe bewaffnet suchen wir uns den Weg durch das Dickicht. Damit die freie Hand sich nicht an Bäumen abstützt, und dabei aus Versehen einer Schlange zu nahe kommt, oder sich an Dornen und giftigen Baumrinden verletzt, hat uns Gustavo einen Laufstock in die freie Hand gedrückt
In einem kleinen Flusslauf/Bach kommen wir gut voran. Die Geräusche in der Nacht sind ganz andere als am Tag. Nun sind die Tiere der Nacht aktiv. Wir sind extrem erstaunt, wie zielgenau Gustavo die Tiere in der Dunkelheit mit seiner Taschenlampe ausmachen und finden kann. Er erklärt uns, dass er in erster Linie zuerst hört, woher die Laute kommen. Wenn er die ungefähre Richtung mit seinen Ohren bestimmt hat, leuchtet er mit der Taschenlampe und achtet auf die kleinen Reflektionen, welche die Augen der Nachttiere zurückwerfen. Dieser kleine, etwa 2 Zentimeter grosse Frosch ist ein Glasfrosch. Wenn man ihn von der Unterseite des Blattes beleuchtet, sieht man seine Innereien und das Herz schlagen
Dieser Frosch ist maximal so gross wie ein Fingernagel
Der Rotaugenlaubfrosch. Sein leuchtendes Grün «verwelkt» zum stumpfen Braun, wenn er sich tagsüber nur im Schatten aufhält. Mit seinen leuchtend roten Augen erschreckt er seine Fressfeinde. Er gilt als ein Symbol von Costa Rica
Die schöne und eindrückliche Tour endet in der leeren Scheune eines Nachbarn von Gustavo bei Kerzenlicht und einem feinen lokalen Nachtessen
Golfito: hier treffen wir die «Barcelona Explorer» wieder. Diese türkische Gulet und seine Crew haben wir in der Shelter Bay Marina in Panama kennen gelernt (siehe letzter Bericht). Mittlerweile sind sie hier auf der Pazifik Seite von Costa Rica eingetroffen und sind nun daran, das Boot in Costa Rica zu registrieren
Christian und seine Frau Birgit (oben im Bild) empfangen uns sehr herzlich. Mit ihrem Dinghi machen wir zusammen eine Sightseeing-Tour in der Bucht von Golfito und lassen dann den Abend bei einer deftigen Grillade, zubereitet vom Kapitän Oscar (unten rechts) und First Engineer Christopher (rechts Mitte) gemütlich ausklingen
Langsam geht unsere Rundreise zu Ende. Über die alte Panamericana (Route 2) fahren wir langsam zurück in Richtung San José. Die Strasse folgt den früheren Verbindungswegen, als nach der Ankunft der Spanier der Handel mit Europa einsetzte. Die Bevölkerung war hauptsächlich im zentralen Hochland angesiedelt, wo es kühler ist und es grosse Landflächen für den Anbau von Kaffee, Ananas und Bananen gibt. Die sehr gut ausgebaute Strasse windet sich entlang des Rio Grande de Terraba (Bild) langsam dem Tal entlang in die Berge und erreicht an ihrem höchsten Punkt über 3’300 Meter über Meer. Hier oben ist die Temperatur nur noch knapp 10 °C
Unterwegs machen wir noch einmal einen Halt in einem Seitental der Panamericana Strasse, beim Quetzal Nationalpark. Hier geniessen wir zum letzten Mal die wunderbare Natur von Costa Rica mit einer Wanderung, feinem lokalen Nachtessen und einem Bad im Jacuzzi im eigenen Zimmer mit freier Sicht über das Tal
Zurück in San José
Am letzten Tag unseres Landurlaubes gönnen wir uns einen Besuch im Nationalen Museum von Costa Rica
Der Besuch im Museum ist sehr kurzweilig, informativ und spannend. Der Besuch hat sich definitiv gelohnt und wir lernen noch einmal viel über dieses tolle Land. So zum Beispiel, dass diese Kugeln aus Stein aus prähistorischer Zeit stammen und von Hand geschaffen sind. Warum und wozu sie verwendet wurden, darüber wird immer noch spekuliert. Oder wir sind überrascht zu erfahren, dass Costa Rica’s Exportwirtschaft schon länger nicht mehr von Kaffeehandel dominiert wird, sondern von elektronischen Komponenten, die in Costa Rica für Abnehmer wie etwa Intel hergestellt werden. Danach folgen der Reihe nach Export von Ananas (z.B. Del Monte), Bananen (z.B. Chiquita), Serum Infusions und Transfusions Einrichtungen und überraschenderweise Kaffee erst an 5. Stelle. Noch im letzten Jahrhundert war Kaffee die Haupteinnahmequelle von Costa Rica

Die Rückkehr nach Panama verläuft problemlos. Oder fast problemlos: kurz vor dem Flughafen in San José tanken wir das Mietauto voll. Dabei merkt Pia, dass ihre Bauchtasche mit unseren Pässen fehlt – sie wurde auf dem Hotelbett liegen gelassen. Wir sind zum Glück früh dran und es reicht uns zeitlich gut, nochmals die rund 2x 35 Minuten zum Hotel hin und zurück zu fahren und die vergessene Bauchtasche zu holen. Da in Costa Rica die Covid Zahlen hoch sind, müssen wir trotz Impfpass bei der Einreise einen Covid Schnelltest über uns ergehen lassen, aber mit den schönen Erinnerungen im Gepäck stört uns das nicht im Geringsten.

Seit dem 26. Mai sind wir zurück auf unserer Lupina. Wir finden alles in bester Ordnung vor und können uns nun unbelastet ins nächste Abenteuer stürzen: Bocas del Toro und danach San Blas, beides wunderschöne Inselgruppen auf der Karibikseite von Panama, warten auf uns 😊

Kapitän Holzbein ist bereit für neue Abenteuer

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Zwischenstopp in der Shelter Bay Marina, Panama

Die Überfahrt von George Town auf Grand Cayman nach Panama in die Shelter Bay Marina verläuft ziemlich nach Plan. Zuerst haben wir angesagt etwas schwächeren Wind mit leicht südlicher Komponente fast auf die Nase, im 2. Teil der Fahrt nimmt er dann zu und dreht etwas nach Osten. Ganz am Schluss haben wir ihn von hinten, und wir werden förmlich in die Einfahrt zum Panamakanal geblasen. Was wir unterwegs erlebt haben, wird in diesem Video gezeigt.

Das Bild zeigt die Seekarte auf unserem Bildschirm (Kartenplotter) im Bereich der Kanalzufahrt. Die Shelter Bay Marina liegt gleich hinter den langen Wellenbrechern, die die Einfahrt zum Panamakanal vor dem Seegang schützen. Wir (tropfenartiger schwarzer Punkt im roten Kreis, Bildmitte oben) fahren gerade auf die Durchfahrt der Wellenbrecher zu und biegen dann beim umrandeten roten Kreuz (Bildmitte) nach links ab zur Schelter Bay Marina
Wir stehen bis kurz vor der Marina unter Segel und gleiten gemächlich an Dutzenden von grossen Frachtschiffen aller Art vorbei, die hier vor Anker warten, bis sie zur Fahrt durch den Kanal abgerufen werden
Shelter Bay Marina, Panama

Seit Mindelo auf den Kapverdischen Inseln im Januar 2019 waren wir nie mehr in einer grösseren Marina. Auf Bonaire und zuletzt in Kuba waren die Marinas eher klein, und vor allem gab es da fast keine Schiffsbewegungen. Ganz anders hier! Da herrscht emsiger Betrieb – ein reges Kommen und Gehen von Schiffen. Die Meisten machen sich hier bereit für die Fahrt durch den Kanal. Wie das geht, werden wir dann berichten, wenn es bei uns so weit ist. Einige Segelschiffe kommen wieder vom Pazifik zurück auf unsere Seite von Zentralamerika. Diese Fahrtrichtung ist eher ungewöhnlich, aber weil es für Segelschiffe im Pazifik momentan infolge Covid19 kein Weiterkommen gibt, bleibt ihnen nicht viel anderes übrig. Wir treffen hier viele Segler an, die in die gleiche Richtung wollen, wie wir, und wir tauschen rege Erfahrungen, Gedanken und Träume untereinander aus.

Wir treffen auch auf alte Bekannte. Hier feiern wir gerade mit Tammy und Darrin vom Katamaran «My Inspiration» das Wiedersehen. Sie haben wir 2019 in Bonaire getroffen. Von dort waren sie schon im Pazifik, konnten aber infolge der Grenzschliessung in Französisch-Polynesien nicht mehr weiter und sind dann über Hawaii zurück in die USA. Nun sind sie wieder hier in Panama
In der Marina legen auch Luxusschiffe und Exoten an. Kurz nach unserer Ankunft kommt dieses wunderschöne Holzschiff, die «Barcelona Explorer», aus Florida USA an

Die «Barcelona Explorer» ist eine türkische Gulet, die 2014 komplett restauriert und danach in der USA als Ausflugsschiff weiter betrieben wurde. Köbi will das Schiff unbedingt aus der Nähe ansehen. Als wir auf das Schiff zu schlendern, spricht uns ein Mann auf dem Pier an. Wir merken sofort, unser Beider Englisch hat einen deutlichen Akzent. Er fragt uns, ob wir Schweizer sind 😊😊. Und zu unserer Überraschung fügt er noch an: «ABB?». Köbi ist baff. Schnell stellt sich heraus, dass der Mann, Martin, früher auch bei ABB in Baden gearbeitet hat. Die Welt ist klein! Er erzählt uns, dass er mit einem anderen ABB Kollegen zusammen nun mit diesem Schiff unterwegs sei. Sie haben die Gulet soeben in Florida erworben und sind nun unterwegs auf die Pazifikseite von Costa Rica, wo Christian (sein Partner, auch ex ABB) mit seiner Frau eine Sportfisch- und Cruisingfirma betreibt. Wer also eine Costa Rica Abenteuerreise mit einer Gulet machen möchte, der hat bald die Möglichkeit dazu. Wer sich dafür interessiert: wie vermitteln gerne 😉

Christian und Martin, die beiden ex ABB Mitarbeiter aus Baden, heissen uns auf ihrer kürzlich erworbenen Gulet «Barcelona Express» willkommen
Nicht nur aussen ein wunderschönes Schiff aus Mahagoni, auch im Schiffsbauch sieht sie edel und gemütlich aus
Pia übt sich schon mal als Crew Mitglied auf der «Barcelona Express» …
… und ans Steuer will sie auch gleich! Nun, das Steuern dieses Schiffes ist nicht ganz so einfach. Das rund 30 Meter lange Schiff hat kein Bugstrahlruder, und der lange Kiel macht das Manövrieren mit ihr sehr, sehr träge. Christian und Martin machen die Überfahrt nach Costa Rica zusammen mit dem Kapitän, der es die letzten vier Jahre auch gesteuert hat
Das gefällt dann Pia am besten: Chillen in der gemütlichen Lounge 😊

Nun, mit dem Chillen ist es dann schnell vorbei. Die «Barcelona Explorer» ist mittlerweile durch den Panamakanal durch, und wir packen unsere Rücksäcke und machen uns morgen früh auf nach Costa Rica. Wir wollen dieses Nachbarland von Panama für 3 Wochen auf dem Landweg erkunden. Die Karibikseite von Costa Rica bietet keine geeigneten Ankerplätze oder Marinas, wo wir die Lupina während dieser Zeit zurücklassen könnten. Von der vorzüglich geführten Shelter Bay Marina aus geht das hingegen sehr gut.

Was erleben wir auf der Reise durch Coast Rica? Und können wir nachher wieder zurück nach Panama (Covid19 lässt grüssen)?

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Grand Cayman – das Land der Steuerhinterzieher, der Superreichen, des Schmuckes und der Hühner

Die Cayman Islands sind unter den Karibikinseln etwas Exotisches. Sie schiessen steil aus dem bis zu knapp 8000 tiefen Cayman Graben, eine der tiefsten Stellen der Weltmeere) empor und überragen den Wasserspiegel gerade mal ein paar wenige Meter. Berge sucht man vergebens. Grand Cayman ist die grösste der Inseln. Es ist die Insel der Reichen, der Banken, des Schmuckes, der Steuerhinterzieher  – und der Hühner. Wie kommt das?

Die Insel wurde 1503 von Christopher Columbus auf seiner vierten Expedition in die Neue Welt entdeckt. Weil die Seefahrer eine riesige Menge von Schildkröten vorfanden, gaben sie ihr den Namen «Tortuga» (spanisch für Schildkröte). Das enorme Schildkrötenvorkommen hatte zur Folge, dass viele Schiffe hier einen Stopp einlegten, um für ihre langen Überfahrten «Frischfleisch» – lebendige Schildkröten – als wertvoller Proteinspender für die Crew, zu bunkern.

Bis 1660 blieb die Insel, abgesehen von Schildkröten, Echsen und Krokodilen, unbewohnt. Die Ersten, welche diese Insel als Basis nutzten, waren Piraten, die von hier aus die Galeonen angriffen, welche voll beladen von Zentral- und Südamerika aus Richtung Europa unterwegs waren. Einige der gefürchtetsten Piraten des 18. Jahrhunderts wie Blackbeard, Lowther oder Henry Morgan hatten hier ihren Unterschlupf. Um 1670 wurde die Insel England zugesprochen und unter die Verwaltung von Jamaica (damals Britische Kolonie) gestellt. Bis 1730 gab es keine permanenten Siedler. Es wird vermutet, dass die ersten festen Siedler Deserteure von Oliver Cromwells Armee auf Jamaica waren.

1794 fuhren 10 Britische Handelsschiffe am Riff im Osten von Grand Cayman auf Grund. Es gelang der lokalen Bevölkerung, mit dem Meer hier sehr gut vertraut, die meiste Ladung und den hintersten und letzten Schiffbrüchigen zu retten. Zum Dank für diese beherzigte und selbstlose Tat erhielt Grand Cayman von König George III ein ewig geltendes Recht auf Steuerfreiheit. Damals nicht wirklich ein grosses Geschenk, denn es gab praktisch keinen Handel auf Grand Cayman. Heute ist das ganz anders! In den 1960er Jahren erinnerte sich die lokale Regierung an dieses Recht und begann, Banken und andere internationale Geschäfte nach Grand Cayman zu locken. Plötzlich war die Insel auf der Karte, und bald hatte jede namhafte Firma (vor allem die Finanz lastigen) einen Geschäftssitz auf Grand Cayman, und konnte so, ganz legal, massiv Steuern sparen. Das ist auch heute noch so. Grand Cayman geniesst einen der höchsten Lebensstandards in der Karibik, und die Aussichten liegen gut, dass dies auch in den nächsten Jahrzehnten so bleibt. Und was hat das mit uns zu tun? Keine Angst, wir bezahlen ganz brav unsere Steuern in der Schweiz und geniessen einfach ein paar Wochen das unbeschwerte Seglerleben auf dieser einmaligen Insel.

Unser Segelplan auf Grand Cayman (als Referenz zum folgenden Text)
Nach unserem Arbeitsaufenthalt in der Harbour House Marina (Punkt 6 auf der Karte) verlegen wir unter Segel wieder an die Westküste vor George Town und machen an einer öffentlichen Boje fest (pinker Punkt auf der Karte). Lupina liegt rechts im Hintergrund, unser Dinghi am Steg. Das wird die nächsten Tage unsere Basis für Landausflüge
Innerhalb Fussdistanz von unserem Ankerplatz liegt Camana Bay, eine wunderschöne Anlage mit Shops, Restaurants, Entertainment und sogar einer kleinen Marina zum Nord Sound hin
Farbenprächtige Parkanlagen, immer gut gepflegt (typisch Britisch möchte man fast meinen 😉), laden zum Schlendern und Verweilen ein
Restaurants und Bars wie aus dem Reiseprospekt in Hülle und Fülle. Da es zurzeit keine Covid Fälle in der Bevölkerung gibt, ist alles offen. Aber: nicht nur Lage und Aussicht sind Spitz, auch die Preise sind oberes Niveau
Es gibt keine namhafte Schmuck- und Uhrenmarke, die nicht mit mindestens einem Verkaufsladen auf Grand Cayman vertreten ist. Zurzeit dürften die Umsätze aber im Keller liegen, denn die täglich 3-6 Kreuzfahrtschiffe fehlen, und auch sonst ist der Ferientourismus völlig am Boden. Niemand will zuerst 14 Tage seiner wohlverdienten Ferien in Quarantäne absitzen müssen, bevor er das Strand- und Inselleben geniessen darf
Hmm – soll ich? Soll ich nicht? – sie hat nicht 😉
Grand Cayman – das Land der Superreichen. Millionenvillen mit Anlegestegen für teure Yachten auf der Kanalseite und grosszügige Vorfahrten für Luxuslimousinen auf der Strassenseite sind hier Standard
Meist 2-3 Stockwerke und Balkone auf alle Seiten
Wie viele der Prunkvillen steht auch diese gerade leer – es ist ja bloss die Zweit- oder Drittwohnung eines Superreichen
Berge gibt es auf Grand Cayman keine. Die höchste Erhebung auf Grand Cayman ist eine Müllhalde (oder «Landfill», wie es auf English etwas freundlicher heisst), nicht gerade ein attraktives Wanderziel. Aber wir finden trotzdem einen wunderschönen und sehr interessanten Wanderweg – den «Mastic Trail». Dieser Pfad führt von Süden nach Norden quer über die Insel, hin und zurück 8km. Der Start beginnt in einer Sumpflandschaft …
… führt anschliessend über scharfkantige Kalksteinböden, die vor Millionen von Jahren einmal den Meeresgrund gebildet haben und immer wieder tiefe Spalten und Höhlen aufweisen. Ja, diesmal wollen wir unsere Wanderschuhe mitnehmen, sie bleiben aber auf der Lupina vergessen ☹, die Flip-Flops sind auf diesem Teil des Pfades sehr grenzwertig!
Magic Trail: der letzte Teil des Pfades im Norden führt über rote, sehr fruchtbare Erde
In Mittel- und Nordeuropa kennen wir die Birken mit ihren typisch weissen Baumrinden. Hier in der Karibik wächst die «Red Birch», die rote Birke. Sie ist leicht erkennbar an ihrer rötlichen Rinde, die sich papierstreifenartig ablöst und einen glatten, glänzenden Stamm zurücklässt. In der jetzigen Jahreszeit wechselt die Red Birch gerade ihr Laubwerk
An Stellen, wo kein Riff den Ozean in seine Schranken weist, (Stellenweise im Osten und im Süden) prallen die Wellen ungehindert auf die Ufer der Insel und schleifen unaufhaltsam Millimeter um Millimeter des harten Korallengesteines weg
Dort wo das Riff intakt ist und seine Schutzfunktion uneingeschränkt ausüben kann, bauen sich dahinter wunderschöne, kilometerlange Sandstrände auf. Hier der berühmte «Seven Mile Beach» an der Westküste nördlich von George Town
Einfach schön hier!
Auf der ganzen Insel, wirklich überall, sei es am Strand, in der Stadt, auf unserer Wanderung durch den Urwald, gibt es freilaufende, ausgewilderte Hühner – und natürlich ist auch immer ein stolzer Gockel (Hahn) dabei
Besuch in der für Grand Cayman wichtigen Turtle Farm. Hier werden Schildkröten aufgezogen, einerseits um sie zur Sicherstellung der Arterhaltung auszuwildern, andererseits aber auch für die Fleischproduktion zum Verzehr in den lokalen Restaurants. In Cayman ist der Konsum von Schildkrötenfleisch eine über 500 Jahre alte Tradition. Die Farm wurde ursprünglich für den Zweck gegründet, das erzeugte Fleisch als Nahrung an Schiffe zu verkaufen. Heute ist die Farm auch ein Zoo für Touristen und zeigt hautnah die lokale Tier- und Pflanzenwelt
«Smiley», das letzte gesichtete Krokodil auf Cayman. Wegen der vielen Schildkröten wurde die Insel zuerst «Las Tortugas» genannt. Der Englische Entdecker Sir Francis Drake fand dann 1586 in den Sumpflandschaften mehrere grosse Krokodile, und die Insel wurde neu Cayman (karibisches Wort für Krokodil) genannt. Das letzte Krokodil wurde in den späten 1950er Jahren geschossen, und seitdem galt das Reptil als ausgerottet. Im Dezember 2006 wurde aber ein knapp über 2 Meter langes Krokodil entdeckt, das im Ufergebiet der Nordküste im Meer schwamm. Um dieses Krokodil, Smiley, vor dem Erschiessungstod durch die verängstigte Bevölkerung zu retten, wurde es eingefangen und in die Turtle Farm gebracht. Ein DNA Gen-Test hat dann ergeben, dass es sich um einen Hybrid handelt: eine Kreuzung zwischen dem Amerikanischen Salzwasserkrokodil und dem Kubanischen Süsswasserkrokodil. Nun darf es hier sein weiteres Leben fristen – alleine, bis vielleicht erneut ein Exemplar in den Sümpfen gesichtet wird
Turtle Farm: Wunderschön und naturnah angelegtes Aquarium mit den grossen hier im Meer vorkommenden Tieren. Hier sehen wir gerade die Haifischfütterung. Ein Nurse Shark (Ammen Hai) erhält seine tägliche Ration Fisch aus der Hand des Wärters
Roter Ibis (Turtle Farm)
Papagei (Turtle Farm)
Anderes exotisches Wesen in der Fächerpalme (Turtle Farm) 😊
Viele Segler benutzen eine Drohne, um ihre Reise auch aus der Luft zu dokumentieren. So schafft sich auch Köbi ein solches Spielzeug an. Zuerst ein paar Probeflüge von Land aus, dann mutig vom schaukelnden und sich bewegenden Schiff. Es kommt wie es kommen muss: der erste Versuch vom Schiff endet im Wasser. «Kein Problem» denken wir. Die Drohne ist wassertauglich – gemäss Verkaufsbroschüre und Anwenderhandbuch kann man sogar im Wasser starten und landen. Genau deshalb haben wir dieses Modell gewählt! Unsere Überraschung dann: das Ding ist voller Wasser und da sich Elektronik und Salzwasser gar nicht gut mögen: kaputt!! Köbi ist bisher vergeblich daran, vom Hersteller einen Garantie Ersatz zu bekommen ☹☹
(Wen es interessiert: die Marke heisst: SwellPro und das Modell SPRY+ –> nicht kaufen!!)
Am 1. April (kein Scherz!) erhalten wir unsere 2. Pfizer Covid Schutzimpfung. Unglaublich! Wir kommen zur Impfstation, es hat eine lange Schlange, sicher fast eine Stunde Wartezeit. Ein Offizieller fragt uns, wie alt wir sind. Da wir beide die 60er überschritten haben, werden wir an der langen Schlange vorbei gewunken, direkt an die Impfstation für über 60-jährige Personen. 10 Minuten nach unserer Ankunft sind wir geimpft wieder draussen 😊 Wir sind froh, haben wir nun bereits die Impfung, denn sie wird uns in Zukunft das Einreisen in neue Länder einfacher machen
Vollmond um Mitternacht auf der Lupina
Köbi’s Geburtstag feiern wir bei einem ausgiebigen, exquisiten Nachtessen …
… und einem feinen Nespresso-Margarita zum Abschluss (hmm! Lecker! – fein aber sehr gefährlich 😉)
Noch einmal fahren wir, diesmal mit unserem eigenen Schiff, nach Stingray City (Kreis mit der Zielflagge auf der Karte). Wir verbringen die Nacht direkt hinter dem Riff mit seiner tosenden Brandung. Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Dinghi zur Sandbank und schwimmen mit den Stingrays (dort wie die Schiffe im Hintergrund ankern)
Unser Dinghi am Anker auf der Stingray City Sandbank. Ganz klein im Hintergrund grüsst die Lupina
Kaum haben wir unser Dinghi geankert, werden wir von den Stachelrochen begrüsst. Diese edlen Tiere schweben in Flugformation scheinbar mühelos nur ein paar Zentimeter über dem Meeresboden ohne dabei Sand aufzuwirbeln. Am Schwanz und über das Rückgrat haben sie giftige Stacheln, die sie zum Selbstschutz einsetzen. Solange man sie nicht bedrängt oder aus Versehen auf sie tritt, sind sie völlig harmlos. Wir sind total fasziniert und schwimmen fast 2 Stunden mit ihnen im Wasser
Rum Point (in der Nähe des Kreises mit dem roten Pfeil auf der Karte), ein sehr bekanntes Ausflugsziel für Einheimische und Touristen. Jetzt nur an Wochenenden von den Einheimischen besucht, unter der Woche ist der Steg meist leer. Von hier aus gelangen wir mit dem Dinghi bequem ans Riff zum Schnorcheln
Beim Rum Point gibt es eine Bucht (hier die Einfahrt) die wegen ihrer Biolumineszenz sehr bekannt ist. Es gibt nur wenige weitere vergleichbare Plätze auf der Welt, wo dieses Phänomen der Biolumineszenz das ganze Jahr über sichtbar ist. Im Wasser schwebende Mikroorganismen, Plankton, sammeln tagsüber Sonnenenergie und leuchten in der Nacht mit einem blaugrünen Lichtschimmer, wenn das Wasser um sie herum bewegt wird
Wir Fahren mit unserem Dinghi bei Sonnenuntergang in die Bucht, lassen uns treiben und warten rund eine Stunde bei Sundowner und feinem Snack, bis es dunkel ist. Am intensivsten ist die Biolumineszenz angeblich etwa 3 Tage nach Vollmond. Wir stellen aber keinen grossen Unterschied fest, als wir auch bei Neumond noch einmal hinfahren. Es ist zauberhaft! Du streichst mit einem Finger durch das Wasser und ziehst einen langen, leuchtenden Schweif hinterher. Auch Fische, die sich unten im Wasser bewegen, erzeugen eine Lichtspur, die ihren Weg und ihre Position sofort verraten. Spannend! Leider ist unsere Kamera für solche Aufnahmen nicht eingerichtet, und wir können dieses Naturphänomen nur mit Worten beschreiben 😉
Lupina am Anker vor Kaibo Beach (Kreis mit dem roten Pfeil auf der Karte)
Zwischendurch wird auch immer etwas gewerkelt, so wie ihr es zu Hause ja wahrscheinlich auch macht. Pia schneidert hier mit den Plastikfenstern unseres alten Biminis (Dachverdeck) einen Regenschutz, den wir dann seitlich am neuen Bimini anbringen können, wenn es regnet. So bleibt künftig unser Cockpit auch bei seitlichen Winden trocken
Aus den Stoffteilen des alten Biminis zaubert unsere geübte Schneiderin einen Witterungsschutz für die verschiedenen Seile, die sonst ungeschützt am Mast baumeln. Der Skipper ist sehr zufrieden
Die Cayman Islands sind weltberühmt für ihre fantastische Korallen- und Rifflandschaft. Natürlich verbringen wir, vor allem Köbi, viel Zeit im Wasser, und lassen uns mit Tauchbrille und Schnorchel ausgerüstet im 27 Grad Celsius warmen Meer stundenlang von der Natur inspirieren
Riesige Fächerkorallen scheinen uns Schnorchlern langsam in der unaufhörlichen Strömung des Meeres zuzuwinken
Unter Wasser mit der GoPro Kamera beschäftigt und ruhig dahintreibend wird Köbi jäh durch aufgeregtes Schreien von Pia aufgeschreckt: «Hai!! Haiiiii!!». Köbi streckt den Kopf aus dem Wasser und sieht Pia’s heftiges Winken. Nicht dass sie Angst hat, nein! Es ist ihre Freude darüber, nun auch endlich selbst ein Exemplar in der freien Wildbahn entdeckt zu haben!! Und tatsächlich: direkt unter ihr duckt sich ein rund 2 Meter langer Nurse Shark in die Korallen. Zum Glück waren wir ein paar Tage vorher in der Turtle Farm und waren bereits mit dem Verhalten dieser Hai Art vertraut. Wir sind als Beute viel zu gross. Mit dieser Zuversicht im Hinterkopf nähern wir uns vorsichtig mit der Kamera und schiessen dieses schöne Bild

Grand Cayman ist eine gut überschaubare, sehr einfach zu bereisende Insel. Öffentliche Busse (rund 2.50 USD pro Fahrt), Mietauto, Schiff oder Füsse bringen einem in kurzer Zeit zum Reiseziel. Es gibt nicht wirklich viele Sehenswürdigkeiten, aber das, was sie hat, ist wirklich schön und ein Besuch wert. Für Taucher und Schnorchler ist Grand Cayman eines der schönsten Reviere, die wir bisher besucht haben. Die beiden anderen Inseln der Gruppe, Cayman Brac und Little Cayman, segeln wir mit unserer Lupina nicht an. Die 70 Seemeilen ostwärts wären zwar eine gut machbare Strecke, aber für ein Schiffe mit unserem Tiefgang gibt es nur sehr wenige, eher schlecht geschützte Ankerplätze. Die Windverhältnisse erlauben es uns nicht – schade, wir wären gerne hingesegelt!

Wir verlegen nun am Montag wieder zurück zur Westküste an eine Boje vor George Town (pink farbiger Punkt auf der Karte), und bereiten uns auf die Weiterreise nach Panama vor. Sobald der Wind günstig ist (im Moment scheint es ab Donnerstag, 22. April, soweit zu sein), legen wir ab. Pia hat unseren nächsten YouTube Film bald fertig und wenn alles klappt, stellen wir ihn noch vor unserer Abfahrt ins Netz. Der Link dazu wird hier auf der Homepage unter Menu «Videos» zu sehen sein.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Grand Cayman, eine andere Welt in der Karibik

Die rund 145 Seemeilen lange Überfahrt von Cayo Largo (Kuba) nach Georgetown auf Grand Cayman verläuft recht entspannt und ohne nennenswerte Vorkommnisse. Wir haben die Abfahrt am Sonntag, 21.2.2021, so geplant, dass wir nicht zu früh starten, über Nacht durchsegeln und unsere Destination am Montagmorgen erreichen. So klappt es denn auch perfekt. Der Wind kommt anfänglich von schräg hinten und dreht im Verlauf der Nacht auf die Backbordseite. Eigentlich alles sehr entspannt. Einzig eine giftige Welle, die ab und zu an die Bordwand knallt und uns nass überspült, und das Wissen im Hinterkopf, dass wir von Grand Cayman trotz mehrmaligem Nachfragen per E-Mail und per Telephon keine Bestätigung haben, stören uns bei der Überfahrt. Während die Welle ab Mitternacht langsam nachlässt, bleibt die Ungewissheit, ob wir einreisen dürfen, auch nach unserer Ankunft am Montag um 8 Uhr früh noch für längere Zeit ungeklärt.

Im Morgengrauen setzt Pia die gelbe Quarantäne Flagge. Es war ursprünglich nicht geplant, auf den Cayman Inseln einen Zwischenstopp einzulegen, deshalb haben wir vorgängig keine Hoheitsfahne von Cayman Islands besorgt. In der Dom Rep und in Kuba konnten wir dann nirgends eine finden – so müssen wir für einmal die Marine-Ethik verletzen und ohne Hoheitsfahne in ein neues Land einreisen

Über Funk melden wir uns, so wie wir es in unserem Cruising Handbuch nachgelesen haben, bei der Port Security an und erbitten einen Mooringplatz (Boje). Die Port Security weiss nichts von einem Einreisegesuch, weist uns aber professionell und unbürokratisch eine Boje zu. Kaum passieren wir die Hafengrenze, schiesst ein Boot der Port Authority auf uns zu und geleitet uns zur Boje. Wir werden instruiert, das Schiff ja nicht zu verlassen und niemanden an Bord zu lassen. Sie wollen unsere Einreiseerlaubnis sehen. Wir zeigen ihnen die Registrierungsnummer unseres Gesuches, das mittlerweile schon fast 14 Tage alt ist. Sie geben es per Funk weiter und weisen uns an, den Funk auf Kanal 16 eingeschaltet zu lassen, um weitere Instruktionen abzuwarten. Darauf rauscht das Boot mit den Offiziellen wieder weg, und wir sind alleine. Dann gibt’s mal ein ordentliches Frühstück.

Unsere Ankunftsboje in Georgetown. Wir sind das einzige Segelboot in Georgetown. Vom Ufer grüssen die ersten Restaurants und Shopping Malls (Grand Cayman ist praktisch frei von COVID Fällen, alles ist offen)

Kaum fertig mit dem Frühstück werden wir per Funk aufgefordert, mit dem Schiff an den Nord Pier des Hafens zu fahren. Zügig legen wir von der Boje ab und begeben uns zum angewiesenen Pier. Nicht ganz einfach: es steht ein grosses Frachtschiff davor und es läuft ein ekliger Schwell in den Hafen. Lupina wird so heftig in die Festmacherleinen geworfen, dass uns Angst und Bange wird um unser Material. Die anwesenden Beamten stellen uns ein paar banale Fragen (die wir schon mehrmals per Funk beantwortet haben) und erklären uns, dass von uns kein Einreisegesuch vorliege. Wir übergeben ihnen den E-Mail Verkehr und die Registrierungsnummer unseres Gesuches. Dann dürfen wir wieder an unsere Boje. Wir sollen unseren Funk eingeschaltet lassen. Bis am späten Montag Nachmittag hören wir nichts mehr. Wir fragen per Funk nach, aber werden auf später vertröstet. Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen? Wir warten ab.

Am Dienstagmorgen kurz vor 8 Uhr werden wir angefunkt und gebeten, wieder mit dem Schiff an den Nord Pier zu kommen. Die schlechten Anlegebedingungen vom Vortag noch im Hinterkopf erbitten wir, mit dem Dinghi an Land kommen zu dürfen. Das wird erlaubt. Als wir ankommen, staunen wir nicht schlecht! Alle Personen, die mit uns heute Kontakt haben, tragen Schutzanzüge, Schutzmasken und Glasschutzschilder vor dem Gesicht, sowie Handschuhe. Nochmals dieselben Fragen wie am Vortag, diesmal aber müssen wir auch Pässe und Ausreisegenehmigung von Kuba abgeben. Nachdem dann auch ein Covid Test vorgenommen ist (oh, wie lieben wir das Gestöber durch die Nase bis ins Gehirn!), dürfen wir zurück auf das Schiff. Wir sind einklariert!! Tag 0 der Quarantäne hat soeben begonnen.

Die Anlandungsstelle für das Einklarieren. Mitten in der Einfahrt noch ein grosser Felsblock, der das Manövrieren erschwert. In diesem Bild vom Dienstag ist praktisch kein Schwell mehr vorhanden. Am Vortag war das Hafenwasser noch so stark bewegt, dass dieser Fels immer wieder vom Wasser überspült wurde
Nach dem Einklarieren, zurück auf der Lupina, werden wir von Nadine und Tomas aus Covid sicherer Distanz begrüsst. Das Schweizer Ehepaar hat mit seinem Katamaran «Seaborne» (rechts im Hintergrund) die Covid-Zeit auf den Cayman Inseln verbracht. Mit ihnen pflegen wir seit Beginn unserer Reise vor nun bald 3 Jahren immer wieder einen lockeren Kontakt via Internet. Sie waren es auch, die uns schlussendlich zu einem Stopp auf Grand Cayman bewegt haben: von ihnen wussten wir, dass man ein Gesuch auf Einreise stellen kann, obwohl die Grenzen für Touristen offiziell eigentlich immer noch geschlossen sind

Die Cayman Islands sind eine Gruppierung von 3 Inseln, die isoliert mitten im tiefen Karibischen Meer liegen. Im einstigen Schlupfwinkel der Piraten residieren heute Banken aus aller Welt. Die Cayman Islands, immer noch eine Britische Kolonie, sind wohl eines der bekanntesten Steuerparadiese und es wundert nicht, dass fast jedes namhafte Unternehmen hier einen Geschäftssitz oder zumindest ein Postfach hat. Nicht zuletzt deshalb, aber auch wegen des florierenden internationalen Tourismusgeschäfts sind die Inseln sehr wohlhabend, ganz im Gegensatz zu den anderen Karibischen Inseln, die wir bisher besucht haben.

Nadine und Tomas besorgen uns eine lokale SIM Karte, die wir dann mit dem Dinghi bei der Hafenbehörde abholen dürfen. Damit sind wir wieder mit der Welt verbunden. Eine der ersten Aktionen: via Computer über die hier sehr gut funktionierenden Online-Shops frische Nahrungsmittel bestellen
Auslieferung unserer Lebensmittel am Pier. Wir müssen in sicherer Distanz warten, bis der Mitarbeiter des Lieferdienstes sich wieder entfernt hat
Mit frischen Vitaminen versorgt starten wir voller Elan in unsere 14-tägige Quarantäne. Nebst Lesen nehmen wir uns vor, jeden Tag irgendeine Arbeit, die wir uns schon lange mal vorgenommen haben, zu erledigen. Pia beim Putzen des Kühlschrankes. Der ist soo tief, dass sie fast hineinfällt 😊😊
Köbi inspiziert und checkt den Rettungsring. Nach 3 Jahren sind die Batterien der Lampe alle, die Fixierleine stirbt langsam den UV-Licht Tod, und die Fixierlaschen der Aussenhülle hängen buchstäblich nur noch am Faden
Pia näht die Fixierlaschen der Rettungsringhülle neu an
Nach getaner Arbeit lässt sich der Sundowner besonders gut geniessen 😉
Etwa nach Halbzeit unserer Quarantäne kündet sich ein Sturm an. Wäre an und für sich kein Problem, denn die Boje, an der wir liegen, ist für grössere Schiffe ausgelegt. Das Problem aber ist, dass zumindest während der ersten beiden Tage der Wind vom Meer her kommt und uns das Leben auf dem Schiff ziemlich mühsam machen würde. Die Port Security offeriert uns per Funk, auf die andere Inselseite in eine Bucht verlegen zu können. Diese Bucht bietet Wellenschutz aus allen Richtungen. Ohne Zögern nehmen wir dieses Angebot natürlich gerne an! Wer darf schon in Quarantäne segeln gehen 😉 Es erwartet uns ein gemütlicher Segel Tag. Schon eine Stunde später, noch bei schönstem Sonnenschein und mässigem Wind, verlassen wir die Boje und verlegen in den Governors Creek auf der Nordseite von Grand Cayman
Die Einfahrt in den Governors Creek ist sehr flach. An den flachsten Stellen beträgt die Tiefe nur knapp 2 Meter. Unser Schiff hat exakt 2 Meter Tiefgang. Sicher kratzen wir da mit unserem Kiel ab und zu etwas im Sand und Schlamm auf dem Meeresgrund, aber es geht gut und wir gleiten in die sichere Bucht
Der Einfahrtskanal erinnert uns sehr stark an Ft. Lauderdale (Florida, USA): entlang des Kanals viele Prunkvillen mit einem oder mehreren Power-Boats am Steg, und auf der anderen Hausseite ein oder mehrere teure Luxusautos in der Einfahrtsallee
Am Tag, nach dem wir im Governors Creek vor Anker gegangen sind, zieht das Sturmtief auf. Die ersten 3 Tage pfeift der Wind mit permanent 25-30 Knoten, danach nimmt er leicht ab. Erst nach fast einer Woche beruhigt sich das Wetter wieder. Dieses Bild ist bei 30 Knoten Wind aufgenommen worden. Gut zu sehen, wie flach das Wasser in der fast rundum von Mangroven geschützten Bucht trotzdem bleibt
Am 14. Tag unserer Quarantäne werden wir erneut zum Covid Test aufgefordert. Wir fahren mit dem Dinghi zur nahegelegenen Tankstelle des Cayman Yacht Clubs, wo wir das Prozedere erneut widerwillig über uns ergehen lassen. Die Rückfahrt nutzen wir bereits für eine erste Sightseeing-Tour durch die künstlich angelegten Kanäle
Und dann erhalten wir noch am selben Tag positiven Bescheid: der Test ist (wie könnte es auch anders sein!) negativ. Freudig melden sich unsere Liegenachbarn, Nadine und Tomas und laden uns spontan bei sich auf der «Seaborne» zum ersten Begrüssungstrunk ein – es wird ein langer aber kurzweiliger Abend (leider ohne Bilder 😉). Schon am nächsten Tag geht’s dann zum ersten Mal an Land – und endlich gibt’s auch wieder mal Eiscreme
Nadine und Tomas auf unsere Lupina. Sie sind nun schon seit mehreren Monaten auf den Cayman Islands und können uns viele gute Tipps geben
Einer der Tipps von Nadine und Tomas: «Lasst euch doch hier gleich gegen Covid impfen!» Ja, geht das denn als Ausländer und nicht Einwohner? Es geht! Schon am nächsten Tag bekommen wir unsere erste Ration Pfizer. Die Zweite erfolgt dann in 3 Wochen. Das wird uns das Weiterreisen erheblich vereinfachen
Es soll einen wunderschönen, gut geschützten Ankerplatz (Kaibo) im Osten des grossen Nord-Sounds (tiefe Bucht im Norden, rund 4 Seemeilen breit) geben. Die Herausforderung aber ist: wie kommen wir mit unserem 2 Meter Tiefgang sicher dorthin, wenn in der ganzen Bucht Wassertiefen von nur 1-4 Meter vorherrschen? Die Navionics Seekarten sind zwar hier sehr genau, aber sich nur darauf abstützen, das wäre uns zu heikel. Deshalb sind wir froh, dass uns die «Seaborne» (der Katamaran hat nur ca. 1m Tiefgang) voraus fährt und den besten Weg zeigt
Ein besonderes Highlight: Besuch von Stingray-City (= Stachelrochen Stadt), eine flache Sandbank direkt hinter dem Aussenriff, wo früher die Fischer ihren Fang gesäubert und die Abfälle ins Meer geworfen haben. Diese Fischreste haben über viele Jahre Dutzende von Stachelrochen angezogen. Die Fischer sind in der jüngeren Geschichte durch Tausende von Kreuzfahrttouristen abgelöst worden, die täglich an diese Stelle geschippert worden sind. Übrigens: ausserhalb des Riffes (dunkelblau am Horizont) fällt der Meeresgrund auf über 2000 Meter ab!
Ein Schwarm Stachelrochen in Stingray-City. Die Touristen sind nun Covid bedingt nicht mehr da. Damit die wild lebenden Rochen nicht abwandern zu neuen Nahrungsgründen, werden sie jetzt von Touristenführern regelmässig gefüttert. Wir haben das Glück, dass gleich nach unserer Ankunft eine solche Fütterung beginnt und es nach kurzer Zeit um uns herum nur so wimmelt von diesen handzahmen Tieren
Wie ein fliegender Teppich gleitet der Rochen über Pia’s Hand. Der Bauch ist ganz weich und samtig. Der Schlund ist verhältnismässig klein und mit kleinen Zähnen bewehrt. Beim Füttern muss man aufpassen, dass die Hand flach und geschlossen bleibt. Ein abstehender Finger könnte sonst schon mal als Tintenfischarm verwechselt werden 😊
«Galions»-Damen Nadine und Pia nach einem unvergesslichen Schnorchel-Tag in Stingray-City
Nach etwas mehr als einer Woche intensiven Kennenlernens trennen sich unsere Wege bereits wieder. Nadine und Tomas segeln weiter nach Mexico, und wir bleiben noch ein paar Wochen hier. Abschiedsessen in einem Strandrestaurant vor unserem Ankerplatz in Kaibo
Lupina in der Harbour House Marina. Es haben sich wieder einige kleinere Arbeiten angehäuft, die wir hier auf Cayman Island in Angriff nehmen wollen. Unter anderem soll ein neues Bimini her. Das Alte ist immer noch das Original und beginnt, sich langsam zu zerlegen. Zum Ausmessen und für Anpassungsarbeiten verlegen wir in die Werft der Harbour House Marina, wo solche Arbeiten ausgeführt werden können. Die Einfahrt zur Marina ist eine rechte Herausforderung. Teilweise haben wir nur noch 10cm Wassertiefe unter dem Kiel und das bei Flut! Pia war leicht nervös!! 😊
Harbour House Marina: direkt uns gegenüber liegen diese beiden Schiffe – nicht gerade vertrauenserweckend für eine Werft 😉

Unser Schiff ist in der Werft nicht gesunken 😊. Mitte der Woche verlassen wir die Harbour House Marina wieder. Die Aufträge sind erteilt und werden voraussichtlich bis Ende März ausgeführt. Wir verlegen wieder an die Westküste nach Georgetown an unsere erste Boje und wollen von da aus die Insel erkunden. Was wir dabei erleben und antreffen berichten wir das nächste Mal.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Cayo Largo – ein Leben wie Robinson Crusoe

Cayo Largo, 25km Traumstrände und glasklares Wasser

So schön warm wie auf dem Bild empfängt uns Cayo Largo nicht! Der nördliche Wind, der uns bei der rund 24-stündigen Überfahrt von Cienfuegos nach Cayo Largo noch freundlich unterstütz hat, lässt uns nun in der Nacht erstmals seit fast 2 Jahren auf den Kap Verden wieder Pullover und lange Hosen tragen. Die Temperaturen fallen in der Nacht auf frische 16 Grad, was doch für kurze Hosen und T-Shirt etwas kühl ist. Zum Glück wechselt der Wind nach 2 Tagen auf West und bringt uns wieder die gewohnten 24 Grad in der Nacht.

Marina Marlin, Cayo Largo. Die Marina hat einen Anlegesteg für die Kubanischen Bootsbesitzer, und einen Anlegesteg für die Ausländer. Früher wurden die Leute recht strikt getrennt, heute ist der Übergang zwischen den Stegen offen. «Unser» Steg ist in normalen Zeiten total überfüllt mit Charter-Booten (fast ausschliesslich Katamarane), jetzt sind wir die Einzigen, die einklarieren wollen. Schade, denn die Gegend hier ist wunderschön!
Wir wechseln mit unserem Schiff nach dem Einklarieren direkt an einen Ankerplatz hinter einer Sandbank. Am 3. Tag nach unserer Ankunft kommen dann doch ein paar Charter Schiffe nach Cayo Largo. Sie bleiben für 1-2 Nächte, dann ziehen sie weiter. Der Strand hier ist bekannt dafür, dass man mit dem Schiff direkt an den Strand fahren kann, «beachen» wird das genannt. Hier sind gleich 3 Katamarane angelandet
Mit der Lupina können wir leider nicht «beachen», der 2 Meter tiefe Bleikiel erlaubt es nicht. Das macht aber nichts, auch sie hat ein wunderbares Plätzchen gleich auf der gegenüberliegenden Seite der 3 Katamarane
Cayo Largo, 38km2 gross, hat eigentlich keine einheimische Bevölkerung. Alle Kubaner, die hier leben, arbeiten in der Touristenbranche und kommen von der Hauptinsel. Es hat einige grosse All-Inclusive Hotels, und eben die Marina. Per Flugzeug werden auch Tagestouristen aus Havanna oder Varadero herangeflogen, um hier Ausflüge in die Mangrovenwälder oder Tauchgänge an einem wunderschönen vorgelagerten Riff zu machen. Jetzt ist alles leer – es hat keine Touristen, die Hotels werden von Pflanzen überwachsen und die Touristenschiffe schaukeln traurig im Wasser. Die Zeit wird für Unterhalt, Pflege und Aufbau neuer Attraktionen genutzt – alles in der Hoffnung, dass es bald wieder normal wird
Bis auf 1-2 Langfahrtenschiffe (wie wir) sind keine Touristen hier, die mehrere Tage auf Cayo Largo verweilen. Wir haben einen Grossteil der Insel für uns allein. Weil die Versorgung auch hier in den letzten Monaten sehr schwierig geworden ist, erinnern wir uns an Robinson Crusoe und versuchen uns darin, uns von den Geschenken der Natur zu ernähren. Kokosnüsse gibt es in Hülle und Fülle! Sie löschen den Durst …
… und spenden herrlich schmeckendes Nussfleisch, das gut zu einem Sundowner passt
Ein befreundetes Seglerpaar (Anett und Peter von der Annamera), die auch einige Tage hier verweilen, zeigen uns, wie man Chonch-Muscheln findet, diese aus ihren Schalen ziehen kann und dann schmackhaft zubereitet
Robinson Leben am Strand mit Grillfeuer, an dem wir die Conch dann braten
Eine Polizeistunde (oder «Sperrstunde» auf gut Deutsch) gibt es hier nicht 😉
Aber Köbi wäre nicht Köbi, wenn er nicht doch irgend ein angeschriebenes Haus finden würde 😊 Diesmal musste er aber gar nicht so lange suchen: direkt in der Marina hat es eine sehr gut geführte Hafenkneipe mit dem furchteinflössenden Namen: El Pirata. Hier verbringen nicht nur wir einige Stunden (vor allem, um Internet Zugang zu haben), …
… auch der Namensgeber hockt wahrscheinlich schon lange hier 😊😊
Die Crew der Hafenkneipe überrascht Pia an ihrem Geburtstag mit einem selbst gebackenen Kuchen. Die Überraschung ist gelungen
Wir verbringen viel Zeit in der Natur draussen. Der Sand hier ist etwas ganz Spezielles, das wir so noch nie erfahren haben. Die Sonne kann noch so brennen – der Sand wird nie heiss. In der Nacht kühlt er dann auch sehr schnell ab. Irgendwie verhält er sich ganz anders wie normaler Sand. Die Körner sind extrem fein, und trotzdem gibt es fast keine Windverfrachtungen. Obwohl die Sandkörner schön rund geschliffen sind, sinkt man in Sand kaum ein. Auch unsere Ankerkette, die bis zu 40 Meter auf dem sandigen Meeresgrund liegt, wird perfekt poliert
Mit dem Dinghi fahren wir zu einer von vielen nahegelegenen Insel, die einen kleinen Abbruch hat. In den Löchern darin (eines ist ganz am rechten Bildrand zu sehen) hausen Dutzende von Leguanen
Fantastische Natur – und auch etwas romantisch obendrein
Einmal sitzen wir in der Hafenkneipe, da fährt beim Eindunkeln ein Charter-Katamaran in die Marina, legt aber am Steg für Einheimische an. Kurz später schlendert die Crew locker daher und beginnt auf schweizerdeutsch mit uns zu reden. Sie haben bei der Einfahrt unser Schiff mit der Schweizerflagge gesehen. Da wir die einzigen Gäste sind, die nicht einheimisch aussehen, folgern sie richtig, dass wir die Schweizer sind. Wir zeigen ihnen den richtigen Anlegersteg und haben später eine lockere Runde zusammen. Am nächsten Tag kommen sie ebenfalls zum Ankerplatz und wir machen ein «Päcklein» (sie machen ihr Schiff an der Seite von Lupina an)
Die Crew der «Tropicana», so heisst das Schiff der Schweizer, hat unterwegs Lobster eingekauft. Für ein paar Dollar haben sie von einheimischen Fischern viel mehr von den Tieren erhalten, wie sie selber essen können. Kein Problem – wir helfen gerne!! 😉 Nach einem Sundowner auf der Lupina zaubern die Köche der Tropicana ein wunderbares Essen in die Teller
Corinne, Ueli, Gianni, Beat (von links, alle von der SY Tropicana) und Pia stossen zu später Stunde mit einem feinen Rum-Kaffee auf unser Zusammenkommen an
Auch in Cayo Largo treffen wir wieder faszinierende Menschen an. Hier ist es «Pire». Wer schon einmal mit dem Schiff hier war, der kennt ihn. 32 Jahre lang ist er der Hafenmeister in der Marina. Vorher war er als Übersetzer im Militär tätig. Davon zeugt das Bild an der Wand, welches ihn mit Fidel Castro zeigt. Pire ist seit dem Ausbruch von Covid ununterbrochen im Einsatz, weil seine Ablösung, die alle 20 Tage für 10 Tage lang seinen Job übernimmt, aus Havanna nicht einreisen darf. Er strahlt eine Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit aus, die jedes Problem eines in Not geratenen Seemannes mit einem Augenzwinkern verschwinden lässt. Schön, dass es solche Menschen gibt!

Unsere Zeit in Kuba neigt sich nun dem Ende entgegen. Der Pazifik ruft, Frankreich steht uns aber mit seinem Einreiseverbot in Französisch-Polynesien im Weg. Wäre diese Inselgruppe offen, würden wir direkt von Kuba nach Panama durchsegeln und von da zügig durch den Kanal. Aber die Grenzen sind sicher bis zum 31. März geschlossen, und danach ist die Situation noch völlig unklar. Wir sind hin und her gerissen, ob wir es auf gut Glück nicht doch einfach probieren sollen oder lieber auf Nummer sicher gehen, und noch eine Saison hier auf der karibischen Seite bleiben. Wir versuchen nun seit ein paar Tagen, die Einreiseerlaubnis von den Cayman Islands zu bekommen. Das harzt! Trotz mehrmaligen E-Mails und Anrufen haben wir bis heute keine Bewilligung erhalten. Seit heute weht nun ein idealer Wind, mit dem wir perfekt in Richtung Süden zu den Cayman Islands gelangen könnten. Wir beschliessen, morgen Sonntag die Leinen zu lösen und mit einem soeben erhaltenen negativen Covid-Testergebnis in der Backs-Kiste George Town auf Grand Cayman anzulaufen.

Was erwartet uns im Süden? Werden wir in Cayman Islands reingelassen, oder müssen wir direkt die 750 Seemeilen bis Panama durchziehen? Was geschieht in Polynesien? Wir wissen es noch nicht.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Fahrt durch den Westen von Kuba und einige Kuriositäten/Besonderheiten

Anders als in Santiago ist die Covid Situation in Cienfuegos einiges angespannter. Es gibt in dieser Provinz mehr Fälle (aber verglichen mit Europa oder Amerikanischen Ländern immer noch auf sehr tiefem Niveau), und die Massnahmen sind daher einiges strikter. Die meisten Restaurants sind geschlossen, oder dürfen nur Take-Away anbieten. Bars bleiben geschlossen, ebenso wie Museums und alle Touristen-Attraktionen.

Nach einigem Suchen finden wir ein Restaurant, das Pizza zum Mitnehmen verkauft. Geld- und Pizzaübergabe findet an der Türe statt, aber erst nachdem Hände und Füsse (!!) gereinigt sind
Die Flanier- und Einkaufsstrasse in Cienfuegos, sonst von Touristen überflutet, bleibt recht leer
Museen sind geschlossen. Die Zeit wird überall genutzt für Renovationen (hier das Provincial Museum am Parque José Marti)
Parque José Marti, Cienfuegos. Die Franzosen, die im 19. Jahrhundert nach dem Sklavenaufstand in Haiti hierher geflüchtet sind und den Zuckerrohraunbau spezialisiert haben, haben ihre deutlichen Spuren (Triumphbogen!) hinterlassen
Von der Marina gelangen wir in rund 20 Minuten zu Fuss in die Stadt. Ein schöner Spaziergang zuerst dem Meer entlang und dann unter den schattigen Arkaden der Hauptallee
Ein Blick von dieser Arkade durch eine der vielen offenstehenden Türen direkt in die Wohnung (diese können noch so einfach sein, sie sind trotzdem immer sehr sauber)
Hinter der Hauptallee wirkt alles nicht mehr so prunk- und glanzvoll, dafür herrscht mehr Betrieb durch die Einheimischen
Die Fahrradtaxis warten vergebens auf Touristen (obwohl jetzt die Hauptsaison wäre)
Der Zugang zum Internet ist etwas schwierig. Man muss zuerst einen Hotspot für das WiFi Signal finden. Oftmals gibt es das auf öffentlichen Plätzen/Parks oder in grösseren Hotels. Dann braucht man eine Zugangskarte für den lokalen Internetanbieter (ETECSA), deren Verkaufsstellen man zuerst finden muss. Dann haben wir für 25 Pesos (=1 Dollar) eine Stunde Internetzugang. Hat man Glück, ist die Übertragungsrate gut, oder dann halt eben Pech, wenn es ein paar Sekunden dauert, bis die nächste Seite aufgebaut ist. Köbi schafft es, den neuen Bericht auf die Home Page zu laden

Innerhalb drei Tagen sind wir erfolgreich, ein Mietauto aufzutreiben. Diesmal ist es ein fast neues Auto von einer renommierten Rental Car Firma (Cubacar), die nur 500 Meter von der Marina eine Station hat. Der Preis mit 55 Dollar pro Tag ist nur unmerklich höher als der vom 31-jährigen Fiat Tipo (die Klapperkiste) in Santiago. Wir sind happy und nehmen eine Rundfahrt ganz in den Westen von Kuba und nach Havanna unter die Räder.

Der Westen ist bekannt für seine Tabakfelder
Der Westen ist bekannt für seine Tabakfelder
Überall grosse, imposante Scheunen, die zur Lagerung/Trocknung der Tabakblätter dienen
Arbeiter im Tabakfeld
Lagerhaus und Tabakfeld
Auch diesmal entscheiden wir uns, jeweils in «Casa Particulares» (= Bed & Breakfast, das aufgestellte blaue «H» ist der Hinweis dazu und gilt in ganz Kuba) zu übernachten. Vor allem in Gegenden, die normalerweise von Touristen besucht werden, sind diese gut markiert. Wir folgen diesem Schild …
… und stehen kurz danach vor dieser wunderschönen 😉 Villa – leider schon besetzt von einem Cowboy
Nein, ganz ehrlich: auf unserer bisherigen Reise durch Kuba treffen wir ausschliesslich gut gepflegte, saubere Casa Particulares an. Und dort, wo es die Vermieter schaffen, innerhalb weniger Stunden Material für ein Gästefrühstück zu beschaffen, werden wir auch gut und reichlich verpflegt wie hier …
… in einer wundervollen Dschungellandschaft direkt vor unserem Frühstückstisch im Casa Maida in Las Terrazas
Kleine Wanderung zu den Bädern im San Juan River, Las Terrazas …
… und auf den Berg «Mogote de Soroa» mit wunderschönem Rundumblick
Weiterfahrt ins spektakuläre Valle de Viñales, das normalerweise von Besuchern aus aller Welt durchströmt wird. Hier erheben sich aus flacher, roter Erde gigantische, von Grün überzogene Reste Jahrmillionen alter Kalksteinblöcke: die berühmten «Mogotes»
Es ist auch eine Reise 100 Jahre in die Vergangenheit
Stiere oder Ochsen sieht man viel häufiger als Traktoren
Die Zeit ist stehen geblieben – und irgendwie scheint es viel mehr dieser wertvollen Zeit zu geben
Wer es doch etwas schneller mag, der hat auch schon mal ein etwas moderneres Gefährt
Havanna darf bei einem Besuch von Kuba nicht fehlen. Das Kapitol

Auch die 3 Millionen Einwohner grosse Hauptstadt von Kuba leidet stark unter dem US-Embargo und den Covid Restriktionen. Auch hier gibt es zurzeit praktisch keine Touristen und leider sind alle Museen (es gibt einige besonders berühmte und schöne – wir hatten diverse Besuche eingeplant) sowie sämtliche Musiklokale geschlossen. Wo sonst überall Musik durch die Strassen hallt, hört man nun das Gurren der Tauben oder das Plätschern der Parkbrunnen. Der Verkehr existiert fast nicht – wir sehen während unserer ganzen Reise keinen einzigen Stau. In den Gassen herrscht ein vielfältiges Kleinunternehmertum, das eigentlich gar nicht so zu einem sozialistischen Staat passt und aufzeigt, was alles möglich ist. Havanna ist im Wandel. Früher einst die wichtigste Handelsmetropole des ganzen Amerikanischen Kontinentes, wo die Eroberer ihre Beute sammelten und auf Schiffe nach Europa verluden, und wo später Al Capone und Konsorten während der Prohibition in der USA ihren Alkohol beschafften, sie ist nach langer revolutionsbedingter Pause und auch wegen der seit dieser Zeit auferlegten Embargos und Handelseinschränkungen regelrecht verkommen. Doch Havanna drängt auf die Weltbühne zurück. Den Rahmen dazu schuf der Stadthistoriker Eusebio Leal mit seiner gross angelegten Restaurierung der Altstadt, die immer noch in vollem Gang ist. Die Hauptattraktion von Havanna ist das von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärte historische «Havanna Vieja». Wir lassen die Bilder sprechen!

Prunkvolle Bauten (hier das Gran Teatro de La Habana)
Schön restaurierte Kirchen
Teatro und Capitol by night
Es gibt aber auch viele Gebäude wie dieses, die noch nicht renoviert sind
Auch dieses Haus braucht dringend Renovation (Balkone!)
Es wird viel gearbeitet. Gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit sorgt der Staat dafür, dass die Leute Beschäftigung haben
Es bleibt noch viel zu tun. Oftmals stehen von alten Bauten nur noch die Fassaden
Pflästerung der Fussgängerzonen
Das Unternehmertum gedeiht erfolgreich in Havanna. Hier eine kleine Bierbrauerei
Wegen Covid gibt es das Bier in der Brauerei nur im Offenausschank zum Mitnehmen. Das Behältnis muss man selber bringen. Haben wir leider nicht. Enttäusch wollen wir uns wieder verabschieden, da zaubert der Barkeeper eine leere Wasserflasche hervor und Köbi kriegt doch noch sein kühles Bier vom Fass
😊😊
Auf der Rückfahrt von Havanna nach Cienfuegos machen wir einen Umweg über die Schweinebucht, eine Bucht, die in ein Sumpfgebiet mündet. Hier versuchten durch die USA und Exilkubaner angeheuerte Söldner 1961 eine Landung mit ihren Schiffen, um Fidel Castro wieder vom Tron zu stossen. Die Geschichte lehrt uns, dass dieses Unterfangen kläglich scheiterte
In diesen Sümpfen leben noch die letzten kubanischen Krokodile. Dieses hier haben wir nicht selber gefunden, sondern unterwegs in einer Krokodilfarm fotografiert 😉
Zum Schluss unserer Rundreise eine Fahrt nach Trinidad, der drittältesten Stadt (1514) von Kuba. Anfang des 19. Jahrhunderts, während des Zucker Booms reich geworden, stoppte die Entwicklung der Stadt nach der Abschaffung der Sklaverei abrupt. Heute gilt sie als wunderschönes Freilichtmuseum und zählt zu einen der wichtigsten Touristenattraktionen Kubas
Kopfsteinpflaster, hohe Holztüren und «Flüstergitter», niedrige Ziegeldächer und barocke Kirchentürme versetzen einem weit zurück in die Kolonialzeit
Die Vergangenheit wird in Trinidad wiederentdeckt. Alte Singer Nähmaschinen werden als Bistrotische umgenutzt. Zu unserer Freude sind hier die Restaurants und Bars offen, da in dieser Provinz fast keine Covid-Fälle bekannt sind
Bar-Szene mit Badewanne als Chill-Gelegenheit und alte Fernseher als Clubtische
Momente in Trinidad

Seit Samstag sind wir nun wieder zurück auf der Lupina, haben unser Visum um einen Monat verlängert und warten jetzt auf günstigen Wind, der uns nach Cayo Largo schiebt. Wir werden die fast 80 Seemeilen gemäss aktueller Windprognosen voraussichtlich am Dienstag Abend in Angriff nehmen und werden, wenn alles gut geht, am Mittwoch Vormittag in Cayo Largo ankommen. Dort werden wir wahrscheinlich Anett und Peter von der SY Annameera treffen, die wir aus Bonaire kennen.

Und nun noch ein paar Besonderheiten, die uns bisher in Kuba aufgefallen sind:

  • Die Kubaner scheinen Anstehen vor Geschäften, Banken und der Post zu lieben. Aber anders als in England stehen sie nicht schön in Schlange, sondern total ungeordnet. Sie haben ihr eigenes System: trifft man auf so eine Menschenansammlung, schreit man einfach laut «Ultimo?». Dann beobachte man genau die Menschmenge. Irgend jemand wird die Hand haben. Man merke sich diese Person, denn das ist die letzte Person in der Schlange. Die Pflicht des «Ultimo» lastet nun auf den eigenen Schultern, bis wieder jemand kommt und ruft «Ultimo?». Das ist ein schöner Moment, denn nun darf man die eigene Hand heben und ist die Pflicht des «Ultimo» los. Jetzt kann man ruhig wieder aus der Schar austreten und irgendwo im Schatten warten, bis man dann meist nach langem Warten endlich an der Reihe ist.

  • Die hilfsbereite und herzliche Gastfreundschaft der Kubaner macht Fremde zu Freunden
Gastgeber in Havanna
  • Sauberkeit: wir haben noch nie ein Land gesehen, in dem so viel geputzt, geschrubbt, gewischt, gehegt und gepflegt wird, nicht mal in der Schweiz
Der Mann reinigt den Strassenrand und entsorgt Gras getrennt von anderem Abfall
  • Fenster: die meisten Gebäude haben Fenster ohne Glasscheiben
  • Die Museen sind jetzt wegen Covid geschlossen, aber die Türen sind offen und es ist Personal anwesend, um einem zu sagen: «es ist geschlossen!» 😊
  • Bauhandwerk: die Leute müssen oft mit einfachsten und primitivsten Mitteln arbeiten. Aber was sie abliefern ist von hoher Qualität. Die Kubaner sind sehr gut gebildete und sehr begnadete Handwerker
Nirgendwo in der Karibik haben wir gesehen, dass Strom und Wasserleitung fein säuberlich unter dem Verputz verlegt werden. In Kuba ist das Standard
  • Der Kubaner wirft nichts weg, das irgendwie noch gebraucht werden kann. Er repariert sich durch das Leben!
Dieses Auto ist noch im Einsatz, der Besitzer ist aber gerade daran, ein neues Armaturenbrett zu basteln, weil das Alte von der Sonne durchgeschmort wurde
Wo anders als in Kuba werden noch Schirme repariert? Auf dem Tuch zu Füssen des Schirmflickers liegen tausende von Ersatzteilen
  • Der Kubaner ist erfinderisch
Kinderschaukel aus alten Fässern
  • Obst, Gemüse und Früchte zu kaufen ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Warum das so ist, weiss eigentlich niemand, denn das Land wäre durchaus sehr fruchtbar
Gemüse und Obst werden meist in Markthallen angeboten, das Angebot ist aber sehr limitiert und man muss stundenlang anstehen. Das Bild zeigt die Markthalle am Morgen vor der Öffnung
Und es gibt sie auch (leider aber noch selten)! Ein Bauer bringt sein Gemüse direkt zum Kunden
  • In Kuba trifft High Tech auf Vergangenheit
Telefonie aus den 60er Jahren und von heute treffen aufeinander
  • Wir kennen Pferdegespanne und Kutschen noch aus unserer Kindheit. In unserer Erinnerung sehen wir die ganz alten Bauern, wie sie damit umgingen und erwarten deshalb alte Leute, wenn wir Pferdefuhrwerke sehen. Kuba überrascht uns mit sehr vielen jungen Leuten, die mit den Pferden ihrem Tageswerk nachgehen
  • Nirgends ist die Mobilität so schön und spannend wie in Kuba
Doch! Es funktioniert noch – einfach bloss als Laufrad
Keine Ahnung, was das mal war – aber jetzt dient es als Taxi in Havanna
Eine spannende Taxifahrt: nicht etwa bloss ein Plattfuss, nein, hier wird die Aufhängung wieder fixiert. Kuba live!!
Und dann überall noch anzutreffen: die schönen, eleganten Schlitten aus den 50er Jahren oder davor

Wir versuchen ein Video des ersten Teiles unserer Reise durch Kuba aufzuschalten. Wenn es klappt, dann ist es unter dem Menü „Videos“ zu sehen.

Morgen Abend segeln wir nun also los nach Cayo Largo. Wie gefällt es uns dort und welche Besonderheiten treffen wir da an? Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!!

Von Santiago nach Cienfuegos – Feriensegeln durch die Gärten der Königin

Letzte Idylle bevor wir uns von Santiago verabschieden

Üblicherweise segeln wir Langfahrtensegler von einem sehenswerten Ort zum anderen, um von da aus Landausflüge zu machen. Unser nächstes Ziel, Cienfuegos, rund 315 sm, ca. 2,5 Tage auf See. Dieses Mal entschliessen wir uns für einen gemütlichen Feriensegeltörn, so wie wir das im Mittelmeer ein paar Mal gemacht haben. Kurze Tagestörns, jeden Abend in einer neuen, einsamen Bucht ankern. Das bedeutet aber 11 Tage unterwegs sein ohne einen Landgang und weit weg von jeder Zivilisation! Wir wollen dieses Abenteuer eingehen und nehmen euch gerne mit auf unsere Reise.

Tag 1: Santiago bis Chivirico (33 sm): Das Ausklarieren in Santiago verläuft professionell, speditiv und sehr freundlich. Zu unserem Erstaunen müssen wir bei der Guarda Frontera unterschreiben, dass wir in den Jardines de la Reina (Gärten der Königin) nicht ankern werden. Die Jardines de la Reina ist ein grosses Insellabyrinth, an dem wir auf dem Weg von Santiago nach Cienfuegos vorbeisegeln, und wo wir unsere Zwischenstopps eingeplant haben. Jetzt müssen wir es halt anders machen, wir werden sehen. Einer der drei Hafenmeister gibt uns zum Abschied zwei Grapefruits aus seinem Garten mit auf die Reise und bedankt sich für unseren Besuch. Das hinterlässt bei uns einen weiteren schönen Eindruck dieser Marina und seiner Mitarbeiter.

Die Fahrt nach Chivirico verläuft teils mit Motor, teils unter Segeln. Bei der Einfahrt in die kleine Ankerbucht vergräbt sich unser Kiel im Schlick und die Schraube wirbelt den braunen Schlamm auf. Zu wenig tief für uns. Wir manövrieren Lupina wieder frei und ankern rund 800 Meter vor der Einfahrt nur knapp geschützt hinter einem Riff. Kaum geankert sehen wir am Ufer zwei uniformierte Personen mit einem Auto. Eine Stunde später kommt ein Fischerboot mit einem Beamten der Guarda Frontera vorbei. Wir sollen hier nicht ankern, sie möchten uns in der Ankerbucht haben. Wir erklären, dass wir dort auf Grund gelaufen sind. Der Fischer lacht und bedeutet uns, dass die Fahrrinne viel näher am Ufer ist. Auf unserer Navigationskarte ist es anders angegeben. Er zeigt uns den Weg, indem er ganz langsam vor uns fährt. Und tatsächlich, wir schaffen es ganz knapp in die teichartige, rundum geschützte Bucht. Die Guarda Frontera ist happy – und wir erleben eine der ruhigsten Nächte in dieser kleinen, idyllischen Bucht. Anders als von anderen Seglern geschrieben bettelt uns niemand um irgendetwas an. Einzig der Fischer kommt nochmals vorbei und fragt um Feuer für seine Zigarette. Er strahlt freudig überrascht, als wir ihm das Feuerzeug überlassen.

Bucht von Chivirico: Wie ein kleiner Teich, rundum geschützt vor Wind und Welle
Chivirico: Kurz vor dem Eindunkeln versuchen Fischer noch ihr Glück, dann sind wir alleine

Tag 2: Chivirico bis Marea Del Portillo (48 sm): Gut ausgeruht verlassen wir kurz nach Sonnenaufgang unseren Ententeich und fahren anfänglich unter Motor, gegen Mittag dann mit Segeln weiter westwärts.

Unterwegs unterhält uns eine grosse Delfinfamilie mit ihrem lustigen Spiel
Die Einfahrt in die Bucht ist diesmal breiter und tiefer. Auch diese Bucht ist auf alle Seiten gut geschützt. Hier fänden viele Schiffe Platz, aber wir sind die Einzigen
Kurz vor dem Eindunkeln rudert (sie besitzen keine Motorboote!) die Guarda Frontera zu uns, fragt nach Schiffs- und Reisedetails und erkundigt sich nach unserem gesundheitlichen Befinden, danach sind wir wieder mutterseelenalleine
Was wohl die Gäste in diesem All-Inclusive Hotel von Kuba sehen werden? Diese kleine Halbinsel (wunderschön gelegen) ist für ein oder zwei Wochen ihr kurzes Reich

Tag 3: Marea del Portillo bis Cabo Cruz (36 sm): Ab jetzt betreten wir Neuland, so weit westlich waren wir mit unserem Segelschiff noch nie! Wegen Mangel an Wind müssen wir fast die ganze Strecke motoren. Aber wir werden mit einem sehr aussergewöhnlichen Ankerplatz belohnt: wir ankern auf der windzugewandten Seite im offenen Meer. Eigentlich ein Ankerplatz, den man nie nehmen würde. Hier ist aber ein Riff vorgelagert, das die Wellen aufhält. Die sich daran brechenden Wellen tosen uns rauschen bedrohlich, bei uns aber ist das Wasser ruhig und flach. Der Anker hält im Grund so gut, dass auch ein kleinerer Sturm problemlos ausgestanden werden könnte. Da es im Moment sowieso kein Wind gibt, können wir das glasklare Wasser bei 28 Grad noch besser geniessen. Die nächsten zwei Tage ist ebenfalls wenig Wind angesagt sind, daher beschliessen wir, hier zwei Tag abzuwarten.

Leuchtturm und Dorf Cabo Cruz
Kaum haben wir geankert, kommt ein Fischer mit dem Beamten der lokalen Hafenbehörde zu uns (die lange Streckte wird auch hier gerudert). Gefragt nach unseren Absichten erklären wir, dass wir gerne zwei Tage hier ankern würden, um auf den Wind zu warten. Höflich aber bestimmt erklärt er uns, dass dies nicht gehe, und dass wir morgen wieder weg sein müssen. Warum? Es gebe am Nachmittag eine Übung, und da seien wir im Weg. Aha! Aus sicherer Distanz und mit Mundschutz geschützt weist er uns an, nicht an Land zu gehen und keinen Kontakt zu den Fischern aufzunehmen (Covid!). Irgendwie haben wir das Gefühl, dass die Leute Angst haben vor uns

Tag 4: Cabo Cruz bis Cayo Media Luna (47 sm): Von nun an geht es in nordwestliche Richtung. Eigentlich war unsere Absicht, zwei Tage in Cabo Cruz zu warten, bis der stabile Nordostwind einsetzt. Da wir nicht bleiben dürfen, ändern wir unseren Plan. Wir beschliessen, mitten durch das Labyrinth des Archipelagos zu fahren, welches Kuba in dieser Zone vorgelagert ist. Das verspricht Adrenalin – denn diese Gegend ist gespickt mit Untiefen und gefährlichen Riffen. Im Morgengrauen heben wir den Anker und nehmen die erste Strecke vorerst mal unter Motor in Angriff.

Hier unsere abgeänderte Reiseroute. Anstatt aussen entlang der Jardines de La Reina wollen wir nun neu innen vor dem Festland durchsegeln
Das Meer ist spiegelglatt und verschmilzt fast mit dem Himmel. Wir kommen gut voran und haben Zeit, die Angelrute zu benutzen. Leider beisst nur ein mittelgrosser Barracuda an, denn wir aber wieder in die Freiheit entlassen (wir sind nicht sicher, ob es hier auch Ciguatera gibt, ein Algengift, das sich über die Nahrungskette in den Raubfischen anreichert und für Menschen sehr gefährlich sein kann)
Gegen Mittag setzt dann doch ein leises Lüftchen ein, und Köbi kommt endlich dazu, seine Trimmfähigkeiten zu beweisen
Fischer kurz vor unserem Tagesziel. Es sind die letzten Menschen, denen wir in den nächsten Tagen begegnen werden

Tag 5: Arbeitstag auf Cayo Media Luna: Wir geniessen die fantastische Einsamkeit. Der uns umgebende Mangrovenwald schluckt jeden Lärm auf, den die Brandung erzeugen würde. Es ist so still hier draussen in der Wildnis – keine Geräusche, kein Wasserplätschern, kein Windrauschen, einfach nichts. Einmalig für uns! Auch die beiden Nächte. Unglaublich! Nur die Sterne und wir. Kein einziges andere störende Licht oder Geräusch weit und breit. Wir verbringen den Tag vor Anker mit gut Ausschlafen. Frühstücken, und dann Arbeiten.

Pia versucht sich an den gelben Flecken, die wir uns in Santiago eingehandelt haben. Die diversen Putzmittel, die wir an Bord haben, helfen nichts. Einzig das Mittel (mit Oxalsäure), welches uns die Marina für 6 Dollar verkauft hat, wirkt sehr gut
Auf einer der Motorfahrten ist der Motorraumlüfter ausgestiegen. Dieser ist tief in der Staukiste im Cockpit verbaut. Köbi wagt sich an diese Arbeit
Nachdem noch die Unterkante des Grosssegels repariert (von Hand genäht) und das Unterschiff wieder einmal von Muscheln und anderem Bewuchs gereinigt sind, ist es schon wieder Zeit für einen Sundowner. Erschöpft aber frisch geduscht geniessen wir die wunderbaren Gemälde, die der Himmel für uns zeichnet

Tag 6: Cayo Media Luna bis Cayo Rancho Viejo (26 sm): Beim Heben des Ankers umkreisen plötzlich zwei grosse Delfine unser Schiff und geleiten uns aus der Ankerbucht. Kaum sind wir im offenen Wasser, sind sie auch schon wieder weg. Der Wind ist endlich da und passt perfekt für uns. Es gibt einen Tag mit herrlichem Segeln wie auf einem See. Die Fahrt durch das Labyrinth von kleinen Inselchen mit unzähligen Untiefen und Riffen, alles unter Segeln, erfordert aber unsere volle Aufmerksamkeit

Tag 7: Cayo Rancho Viejo bis Cayo Cuervo (50 sm): Kurzer Adrenalin Kick am Morgen: beim Anker Heben verklemmt sich die Kette in der Rolle, der Anker ist aber bereits lose und schleift über den Meeresgrund. Wir driften langsam über die als Riff markierte Zone, haben aber Glück, dass sich der hängende Anker nicht in den Korallen verfängt. Schlussendlich kriegen wir die Kette wieder frei und den Anker ohne weitere Probleme hoch. Danach erleben wir wieder einen wunderschönen Segeltag.

Auch heute versucht sich Köbi beim Fischen. Diesmal ist ihm der Petri gut gesinnt und es gibt zum Abendessen eine leckere Spanische Makrele

Tag 8: Cayo Cuervo bis Cayo Zaza de Fuera (45 sm): Auch heute brechen wir früh auf. Anfänglich ist die Fahrt bei 18-22kn Wind schräg von vorne aufs Schiff recht ruppig. Nach Kurswechsel etwas abfallend in Richtung Westen wird es aber deutlich gemütlicher, vor allem, als auch der Wind dann etwas nachlässt.

Wie alle Inseln ist auch Cayo Zaza de Fuera von Mangroven überdeckt
Am Ziel erwarten uns verschiedene Fischerboote. Eines kommt uns näher, bietet uns einen lebendigen Lobster an. Wollen wir nicht, wir haben keine geeignete Pfanne. Also Pescado (Fisch)? OK, wir bieten 5 Dollar an. Geld wollen sie nicht, das können sie offenbar nicht einfach unter sich aufteilen. Sie wollen Rum, den haben wir aber nicht (wir haben es bisher nicht geschafft, diesen in Kuba zu kaufen! Die Läden waren immer leer oder es gab unendlich lange Warteschlangen). Somit kein Deal ☹

Tag 9: Cayo Zaza de Fuera bis Punta Chocolate (bei Casilda, 29 sm): Gut ausgeschlafen und mit Frühstück im Bauch machen wir uns auf den Weg zur zweitletzten Etappe, die uns in die Nähe von Casilda führt. Die Distanz ist kurz und wir können auch etwas schwachen Wind ausharren. Wir setzen nur die Genua. Sehr angenehm, da das Schiff so viel weniger Krängung (=Schieflage) hat. Um die Mittagszeit lässt der Wind dann etwas nach, so dass auch das Grosssegel zum Einsatz kommt. Unterwegs fischen wir. Drei Mal zupft es an der Angelschnur. Das erste Mal kann sich der Fisch wieder befreien, ohne dass wir ihn je zu sehen bekommen. Die beiden anderen Male sind es jeweils zwei kleinere Barracudas, die wir aber wieder frei lassen (Ciguatera). Wir ankern ein letztes Mal in einer weiteren wunderschönen, sicheren Ankerbucht

Tag 10: Punta Chocolate bis Cienfuegos (45 sm): Die Windvorhersage verspricht auf Dreiviertel der Strecke guten Wind, der dann erst gegen Ende der Strecke einschläft. Da müssen wir dann sowieso motoren, weil die Einfahrt in die Bucht von Cienfuegos eng und im Zick-Zack verläuft.

Schon nach drei Stunden bricht der Wind vorzeitig ein, dreht sogar nach nord-nordwest, also genau auf unsere Nase. Zum Glück bleibt er aber schwach. Wir sind zwar enttäuscht, wollten wir doch segeln, werden aber mit einer wunderschönen Küstenkulisse und flachem Meer entschädigt und die Motorfahrt geht schnell vorbei. Zu schnell wahrscheinlich, denn es beisst auf diesem Streckenteil kein Fisch in unsere Beute, die wir mit einer Schleppangel hinter uns herziehen
Der markante Leuchtturm vor der Einfahrt in die Bucht von Cienfuegos
Die Einfahrt nach Cienfuegos ist eng und verläuft im Zick-Zack. Wir hören ein lautes Hornsignal, und nach ein paar Sekunden kommt dieser Tanker um die Ecke. Wir halten uns an den Kanalrand und lassen das grosse Schiff gemächlich an uns vorbei gleiten

Kurz nach drei Uhr mittags laufen wir in Cienfuegos ein. Unsere Anrufe per VHF Funk bleiben zwar unbeantwortet, aber als wir den Stegen der Marina Marlin näher kommen, steht der Marinero schon bereit für uns und hilft uns beim Festmachen. Bien venidos in Cienfuegos!

Wir sind glücklich, den Umweg durch das Insellabyrinth gewählt zu haben. Die Jardines de la Reina haben wir zwischen dem Festland und der Inselgruppe umlaufen. Kurzzeitig waren wir versucht, uns nicht an das Ankerverbot zu halten, haben uns schlussendlich aber doch richtig entschieden. Als wir nämlich in Cienfuegos einklarieren, stellt uns der Beamte ein Papier aus, das als letzten Hafen «Casilda» angibt, unseren letzten Ankerplatz also. Wir merken, wir sind überwacht!

Der weite Weg, mit den vielen Zwischenstopps, hat sich definitiv gelohnt. Es war sehr schön, einfach wieder mal ein anderes Segeln!!

Nun sind wir in Cienfuegos gelandet. Wir wollen von hier aus auf dem Landweg den mittleren Bereich sowie Havanna und dann den Westen von Kuba erkunden. Ob das trotz der Verschlimmerung der Covid-Situation möglich ist? Wir wissen es noch nicht. Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser.

Kuba verstehen?

Die ersten beiden Tage nach der Quarantäne verbringen wir damit, uns zu organisieren. Wir fragen das Nachbarschiff (SY Sissi mit den beiden Deutschen Brüdern Jörg und Jens) nach Tipps und in der Marina bestellen wir ein Mietauto. Bei der Bestellung bleibt es jedoch, denn alle Vermietungsfirmen, die sie anrufen, haben nichts oder beantworten das Telefon schon gar nicht. Später werden wir erfahren, dass es tatsächlich unmöglich ist, bei einer Car Rental Firma ein Auto zu reservieren. Jetzt zum Jahreswechsel sind viele Ex-Kubaner auf Heimaturlaub, und viele Autos sind zurzeit vermietet. Wir stehen vor der Entscheidung, gleich weiter in Richtung Cienfuegos, das rund 320 Seemeilen westlich von Santiago de Cuba liegt, zu fahren oder auf eigene Faust etwas zu organisieren. Wir entscheiden uns für das Bleiben und suchen alternative Lösungen.

Lupina in der ruhig gelegenen Marina Marlin von Santiago de Cuba
Schon nach einigen Tagen stellen wir gelbliche Flecken auf der weissen Farbe (Gel Coating) unseres Schiffes fest. Hier der Verursacher! Eine nahegelegene Erdölraffinerie stösst schwefelhaltigen Russ aus seinen Kaminen. Das sich über Nacht absetzende Tauwasser löst diesen Russ auf und hinterlässt dann nach dem Abtrocknen die hässlichen gelben Flecken. Diese lassen sich angeblich nur mit einem speziellen Reinigungsmittel (Oxalsäure) entfernen
In den ersten Tagen fahren wir jeweils um die Mittagszeit mit der Fähre in rund 30 Minuten ins Zentrum von Santiago de Cuba. Im Bild: Haltestelle der Fähre direkt neben der Marina
Fähre nach Santiago
Abends um 18 Uhr fährt die letzte Fähre von Santiago zurück. Schöne Abendstimmung am Pier (hinten raucht unser Flecken-Macher!)
Transportmittel in Santiago: wunderschöne, meist sehr gut gepflegte Amischlitten, Rikschas …
Pferdekutschen (ja, die sehen wir hier viel häufiger als Auto-Taxis)
… und die Kubanische Version vom Postauto (Omnibus). Neuere Fahrzeuge sieht man praktisch keine
Unser Ausgangspunkt der Stadtbesuche: der Céspedes Platz mit der Kathedrale …
… und dem Rathaus von Santiago
Céspedes Platz by night mit der Kathedrale (rechts), dem Hotel «Casa Grande» (Mitte) und dem Museum «Emilio Bacardi» (links)
Wir treffen in Santiago auf wunderschön restaurierte Kolonialbauten (hier das Hotel Imperial, nahe beim Céspedes Platz)
Und sehen auch, wie die Fassaden renoviert werden. Ein einfachstes Holzgerüst muss es richten. Wir werden in den nächsten Tagen noch oft erleben, wie die Improvisations-Energie der Kubaner fast jedes Problem zu lösen vermag
Immer interessant: die Menschen! Wir erleben sehr freundliche, gut gebildete und interessierte Menschen, die das Leben unter freiem Himmel geniessen. Leider sind die Covid Fallzahlen nach den Festtagen wieder deutlich am Steigen (nachdem sie vorher sehr tief waren), und so erleben wir nicht die ausgelassene Fröhlichkeit und die spontanen Strassenkonzerte, wie sie sonst üblich sind – schade!
Strassenszene in Santiago
Die gut situierten Kubaner tragen gerne ausgefallene Kleider, Schmuck und gut polierte Lederschuhe …
… während die weniger bemittelten Leute sich mit einem sehr einfachen Lebensstil begnügen müssen. Nicht selten findet man gleich neben schön herausgeputzten Kolonialbauten auch einfache Holzbauten, die oft nur einen einzigen Raum haben
Sehr oft anzutreffen: spielende Leute auf den Plätzen und in den Strassen
Es gibt sogar spezielle Hallen zum Schachspielen
Das Personal der Marina Marlin ist sehr freundlich und hilfsbereit. Wir übertreiben nicht, wenn wir schreiben, es ist die freundlichste Marina, in der wir je festgemacht haben. Norbert (im Bild mit Köbi) kam in der Neujahrsnacht 5 Minuten nach Mitternacht zu unserem Schiff und wünschte uns persönlich ein gutes Neues Jahr. Er spricht fliessend Englisch und Russisch und interessiert sich sehr für die Länder, aus denen wir Segler kommen. Überhaupt fällt uns auf, dass die Kubaner eine sehr gute Allgemeinbildung haben, im Gegensatz zu den bisher besuchten Ländern
Wir lieben den Kontakt zur lokalen Bevölkerung. Deshalb entscheiden wir uns auch, bei der Rundreise durch den Ostteil von Kuba jeweils privat zu übernachten. Was andernorts Bed & Breakfast heisst, nennt sich hier «Casa Particular» und ist mit diesem blauen Zeichen markiert. Es gibt das Gleiche in roter Farbe, aber diese Häuser dürfen nur von Kubanern besucht werden. Der Unterschied ist die Steuerabgabe an den Staat, welche die Vermieter machen müssen, und somit wohl auch der Mietpreis. Die Preise liegen für uns im Bereich von 15-30 Dollar pro Zimmer und Nacht
Unsere Casa Particular Gastgeber in Guardalavaca (an der Nordostküste von Kuba). Die Frau arbeitete vor ihrer Pensionierung als Köchin in einem nahegelegenen All-Inclusive Hotel, der Ehemann war Professor an einer Universität. Er ist jetzt zuständig für die Hausreinigung und den Kaffee für die Gäste! Apropos, Sauberkeit: die Casas Particulares, die wir auf unserer Rundreise benützen sind immer sauber und sehr gepflegt. Überhaupt sind die Kubaner ein sehr gepflegtes Volk. Sauberkeit wird hier grossgeschrieben.

Zu unserem Erstaunen gibt es im Casa Particular in Guardalavaca nur Kaffee zum Frühstück. Die Frau entschuldigt sich unzählige Male und erklärt, dass es ihr nicht möglich war, über Nacht etwas Essbares für uns aufzutreiben. In den nächsten Tagen werden wir erfahren, wie schwierig und frustrierend es für die Kubanische Bevölkerung im Moment ist, an Lebensmittel zu gelangen. Frisches Brot bekommt man in den Panaderias (Bäckerei). Davor stehen schon lange vor der Öffnungszeit lange Menschenschlangen. Mit viel Glück hat es noch etwas auf dem Verkaufstisch, wenn man dann endlich vorne steht. Bei Lebensmittelläden stehen ebenfalls grosse Menschenmengen an und drücken sich die Nase an den Fenstern platt. Warum? Sie versuchen, zu erkennen, was heute auf den Regalen steht, und ob sich das Anstehen lohnt. Frisches Obst oder Gemüse?? Um das zu kaufen braucht es sehr viel lokales Wissen und Tipps von Hausfrauen, die wissen, wo es so etwas allenfalls zu erhaschen gibt. Eine Kombination von Boykotten der USA, wegen Covid stillgelegten Fabriken und vom Staat zum Export (der Staat braucht Devisen) reservierten Früchten und Gemüsen hat dazu geführt, dass das tägliche Leben in Kuba aktuell sehr schwierig ist. Wir entscheiden, die Lebensmittel an Bord zu verwenden, und das, was kaufbar ist, den Kubanern zu überlassen.

Überall müssen die Leute oft mehrere Stunden anstehen, wie hier bei einer Bank und links im Bild vor einer Bäckerei
Grosser, modern eingerichtete Lebensmittelladen in Baracoa (Nordosten von Kuba). Es gibt rund etwa 10 verschiedene Artikel zu kaufen. Hier das Angebot an Erbsen. Mehr gibt es nicht!
Blick in eine Apotheke. Die Regale sind erschrecken leer. Die Einfuhr von Medikamenten leidet sehr stark unter dem Boykott der USA. Kuba hat super gut ausgebildete Mediziner (die medizinische Universität in Havanna ist weltberühmt!), aber sie kommen nicht an die Medikamente
Auch das Angebot in Restaurants und Bars ist oft sehr stark limitiert. Eine Bar hat fast immer Rum, aber die Zutaten für eine Drink Mischung fehlen meistens. Mit viel Glück gibt es Bier
Aber es gibt sie auch, die kleinen Juwelen. In einem Wohnquartier in Guardalavaca finden wir das kleine, schnucklige Restaurant «La Isabella», direkt am Baseball-Trainingsplatz der Dorfjugend. Es zeigt uns deutlich: mit etwas Unternehmergeist ist auch in diesen schwierigen Zeiten vieles möglich in Kuba
Per 1. Januar gab es in Kuba eine Währungsreform. Bis dahin gab es zwei Währungen in Kuba: für die Touristen galt der CUC, der 1:1 zum US-Dollar gehandelt wurde. Für die Einheimischen galt der CUP, der Kubanische Peso. Ab jetzt gibt es nur noch den CUP. Natürlich ist fast überall der CUC noch angeschrieben, so dass man immer zuerst in CUP umrechnen muss (Multiplikation mit 25). Für uns ist das weniger ein Problem, wir kennen ja nur den CUP. Aber für die Verkäuferinnen und Verkäufer jedes Mal wieder eine Herausforderung. Für uns wird es dann schwierig, wenn die Leute lieber Euro oder Dollar hätten, und wir dann richtig umrechnen müssen 😊

Hier noch ein kleiner Einschub bezüglich Geldes. Wir haben uns vor der Reise nach Kuba mit etwas Euro und Dollar eingedeckt, so dass wir die ersten Ausgaben damit machen können. Daneben haben wir Kreditkarten (AMEX, Visa und Master) sowie Maestro Bankkarten. Schon vor der Reise konnten wir nachlesen, dass AMEX und Maestro Karten nicht akzeptiert werden. Kein Problem, dachten wir, wir haben ja noch zwei andere. Die ersten Versuche, mit Visa oder Masters auf den Kubanischen Bankomaten Geld abzuheben, scheitern jedoch. Zwei Tage später erhält Köbi ein SMS von der Kreditkartenfirma, er solle doch bitte zurückrufen. Das Telefon aus Kuba (Swisscom) kostet uns 30 CHF und ergibt, dass Kreditkarten, die über die Crédit-Suisse (wie unsere) oder andere grössere Schweizer Banken laufen, von Kuba gesperrt sind. Es habe etwas mit den Vereinbarungen der Schweizer Banken mit der USA zu tun, wurde uns mitgeteilt. Da stehen wir nun, mit nur wenig Bargeld an Bord, und wollen Kuba bereisen. Zum Glück gibt es die fantastische Seglergemeinschaft! Die Besatzung unseres Nachbarschiffes (SY Sissi) ist ohne grosse Diskussion bereit, uns mit 1000 Dollar Bargeld aus der Patsche zu helfen, die wir dann wieder per Bankübertragung zurückzahlen.

Zurück zu unserem Problem: Mietauto! Diesen hätten wir sehr gerne gefahren …
… schlussendlich wird es aber ein Fiat Tipo, Baujahr 1990. Bei den Anzeigegeräten hat nur die Temperatur funktioniert, sonst nichts. Im Kofferraum fehlen die Gummidichtung, und so lernen wir auf staubigen Strassen bald, dass der Staub seinen Weg ungehindert und frei seinen Weg ins Wageninnere findet. Den starken Dieselmotor hören wir neben dem lauten Geklapper von Radaufhängungen und Kofferraumdeckel praktisch nicht. Aber: wir haben einen fahrbaren Untersatz, und das zählt!!

Wie sind wir zum Mietauto gekommen? Wir sind persönlich selber zu mehreren Mietfirmen gegangen. Überall Absagen. Wir fragen einen Mitarbeiter der letzten Mietfirma, ob er uns sein eigenes Auto vermieten würde. Geht nicht, das ist kaputt. Aber hat einen Freund und der hat über einen anderen Freund und noch einen Freund unser Mietauto vermittelt. Der Preis? Eine Sünde!! 50 Dollar pro Tag für diesen, mit Verlaub gesagt, Blechhaufen, ist definitiv zu viel. Aber wir wollen unsere Rundreise machen, und so willigen wir halt ein.

Bei der Entgegennahme des Mietautos merken wir, dass das Ersatzrad keine Luft hat. Köbi verlangt, dass es vorher geflickt wird. Kein Problem. Der Autovermieter fährt mit uns gleich zur «Gomeria» (Pneu Reparatur Werkstätte), wo es auch umgehend fachmännisch geflickt wird
Auf der Fahrt in den Norden (Baracoa) sehen wir uns um 50 bis 100 Jahre zurückversetzt. Pferde sind Transportmittel Nummer eins, und für schwere Zuglasten sieht man noch überall Ochsengespanne
Auf der Strasse gibt es immer wieder Identitäts- und Covid Kontrollen. Pässe werden kontrolliert und in eine Liste eingetragen, an manchen Stellen wie hier werden sogar die Räder des Autos desinfiziert (weisser Spraybehälter hinter dem sitzenden Beamten)
Fidel Castro ist noch omnipräsent und die Leute verehren ihn überall. In dieser Kirche in Banes heiratete er 1948 standesgemäss die Tochter des damaligen Bürgermeisters. Der ebenfalls aus Banes stammende Diktator Batista gratulierte dem Paar damals mit einem Geschenk. Im 1955, nach Castros Wandlung zum schärfsten Kritiker Batistas, wurde die Ehe wieder geschieden
Unsere Rundreise lässt uns viel erfahren über die Geschichte Kubas in den 50er Jahren, als der Diktator Batista, USA-gesteuerter Marionettenpräsident, von Fidel Castro durch eine Revolution gestürzt wurde. Mit dem Schiff «Granma» ist Fidel Castro mit insgesamt 82 bewaffneten Kämpfern der kubanischen «Bewegung des 26. Juli» (darunter der berühmte «Che» Guevara) still und heimlich aus seinem Exil in Mexico nach Kuba zurückgekommen und hat sich im sehr gebirgigen Osten eine Militärbasis errichtet. Mit der Landung der Granma begann die kubanische Revolution
Die Kubaner sind sehr pflichtbewusst und, ausser beim Anstehen, sehr diszipliniert. Es ist daher kein Wunder, dass die Maskentragpflicht sehr konsequent befolgt wird. Etwas anderes ist auf diesem und den vielen anderen Bildern auch sehr offensichtlich: es gibt kein saubereres Land als Kuba! Nicht der kleinste Abfall am Strassenrand!
Auch die Kleinsten tragen willig ihre Masken
Fahrt auf der wunderschönen «Carretera Granma». Die Strasse ist über die ersten 90 Kilometer in Richtung Santiago in einem schlechten Zustand und über lange Distanzen nicht geteert, aber man wird mit einer fantastischen Aussicht belohnt. Kurz nach diesem Bild ist übrigens das Kupplungsseil gerissen. Köbi kann aber die Fahrt bis zur nächsten grösseren Ortschaft rund 70 Kilometer weit fortsetzen und dort mit Draht das Problem provisorisch beheben lassen
Köbi beim Nachtanken. Da die Tankuhr nicht funktioniert, sind wir froh um unseren eigenen Dieselkanister
Zurück in Santiago besuchen wir einige Ausflugsziele in der näheren Umgebung. Die Festung «El Morro» an der Einfahrt zur Bucht nach Santiago
Die Wallfahrts-Kirche «Basilika del Cobre»
Basilika del Cobre. Kaum drinnen hat uns diese Kirche ganz in den Bann gezogen. Überwältigt und stark beeindruckt von den Farben, Licht und der leisen im Hintergrund spielender Musik. Wir sind fasziniert wie noch nie von einer Kirche
Unser letzter Ausflug führt uns auf den mit 1’226 Metern über Meer gelegenen «Pico Gran Piedra». Eigentlich wollten wir auf den höchsten Berg von Kuba, den 1’974 Meter hohen «Pico Torquino», aber als wir am Ausgangspunkt der Wanderung erfuhren, dass der Wanderweg wegen Unterhaltsarbeiten geschlossen ist, mussten wir umdisponieren
Die letzten Höhenmeter auf den «Pico Gran Piedra» werden spektakulär über eine steile Treppe erklommen. Leider ist uns die Rundumsicht ganz oben durch dichten Nebel versperrt
Und es gibt sie doch, die Früchteverkäufer! Ganz unerwartet auf der Rückfahrt vom «Pico Gran Piedra» fahren wir an einem kleinen Bergbauernhaus vorbei. Und er macht das, was wir eigentlich überall in Kuba erwarten würden: er verkauft die Früchte, die ihm die freie Natur schenkt

Heute Montag, 11. Januar 2020, ist unser letzter Tag in der Marina Marlin von Santiago de Cuba. Morgen früh holen wir uns die Segelbewilligung für die Weiterfahrt nach Cienfuegos. Wir werden auf der 320 Semmeilen langen Strecke immer wieder mal einen Ankerstopp einlegen und rechnen mit rund 8 bis 10 Tagen, bis wir am Ziel eintreffen. Da wir in der Zwischenzeit keine Internet Verbindung haben werden, melden wir uns für die nächsten Tage hier mal ab.

Falls unsere Position per GPS-Signal nicht übertragen wird, dann sind nicht genügend Satelliten über uns freigeschaltet für Kuba (die USA lässt grüssen ☹). Aber wir werden euch dann von Cienfuegos aus berichten, was gelaufen ist

Es bleibt spannend! Bleib der Lupina im Kielwasser!