Am 16.9.2018 sind wir nach einer gemütlichen Überfahrt von Porto Santo in Madeira angekommen. Da der Wind unterwegs nicht allzu stark war, haben wir bei der Überfahrt etwas an unserer Segelfertigkeit geübt und den Einsatz von Bullentaille (= Seil, welches das Grosssegel in seiner Position sichert) und Spi-Baum (= Stange, welche das Vorsegel in seiner Position hält) verfeinert. Wir haben das recht gut hingekriegt und die beiden anderen Schiffe, welche rund eine Stunde vor uns gestartet waren, kurz vor Madeira eingeholt. In der ersten Nacht sind wir vorerst bei Machico vor Anker gegangen. Für den Rest der Woche haben wir dann in der Marina von Funchal, der Hauptstadt von Madeira, festgemacht.
Madeira ist eine fantastische Insel, die wir vorher nur von Büchern kannten. Wir sind von den Eindrücken immer noch überwältigt und lassen am besten die Bilder sprechen.
Porto Santo ist eine 43 km2 kleine Vulkaninsel nordöstlich von Madeira. Es leben rund 5500 Einwohner hier, in den Ferienmonaten sind es schnell mal rund doppelt so viele. Wer gerne Sand, Sonne und Berge mag, dazu interessante Flora und Fauna, der fühlt sich auf dieser Insel wohl. Die Insel empfängt uns mit viel Sonne und einem rund 8km langen Sandstrand, an dessen östlichen Rand wir vor Anker liegen. Es sind nur ein paar wenige andere Schiffe hier, welche aber viel Abstand zu einander halten. Das heisst dann für uns: am Morgen nach dem Aufstehen und am Abend vor dem Schlummertrunk ein Bad im Adamskostüm im erfrischenden (23°C), glasklaren Meerwasser.
Die Insel ist ein echter Geheimtipp für Leute, die Meer und Berge mögen, aber dem Rummel des Ferientourismus etwas ausweichen wollen. Auch Christopher Columbus hat einige Jahre auf dieser Insel verbracht und seine Spuren hinterlassen. Wie schon so oft auf unserer Reise will es der Zufall auch diesmal wieder, dass ein Festival stattfindet – eben zu Ehren dieses Herrn.
Wer schon einmal mit einem Wohnmobil eine längere Reise gemacht hat, kann bestätigen, dass man unterwegs immer wieder die gleichen Leute trifft. Vor allem, wenn man die gleiche Reiseroute geplant hat. Uns geht das nicht anders. Ein Schiff, das uns schon länger immer wieder irgendwie über den Weg läuft/fährt, ist «Karl». Köbi ist es aufgefallen, weil es den gleichen Namen trägt wie sein Vater. Pia verfolgt es seit April, weil die beiden Crewmitglieder, Silke und Hans, über ihre Erlebnisse auf einer Home Page berichten, wie wir.
Im Moment bereiten sich viele Schiffe auf die Überquerung des Atlantiks vor. Diese Überquerung starten die meisten von den Kanarischen Inseln. Die besten Bedingungen (Wind / Wetter) für den Transatlantik Törn herrschen ab Mitte Oktober bis ungefähr Ende März. Es gibt viele Crews wie wir, die das Vorhaben auf eigene Faust planen. Dann gibt es aber auch organisierte Überfahrten, wo ein Organisator (zum Beispiel ARC) den Crews ein Grossteil der Planung abnimmt, Wetterdaten besorgt, Hafenreservationen vornimmt, Proviantlisten erstellt, Reparaturen organisiert, Sicherheitsvorkehrungen plant, Kommunikationskanäle schafft und vieles mehr. Je näher wir nun den Kanaren kommen, umso mehr solcher Segler trifft man an.
Endlich ist auch das Meerwasser etwas wärmer geworden, was sich auch gleich in einer wärmeren Lufttemperatur widerspiegelt. Am Morgen verlassen wir das Schiff bloss in kurzen Hosen und T-Shirt und brauchen auch am Abend keine Pullover oder Jacken. Wenn Pia’s Wetter- und Klimakenntnisse stimmen, werden uns diese Temperaturen nun bis in die Karibik begleiten.
Nun verlassen wir Porto Santo und segeln zur Hauptinsel Madeira. Dort wollen wir dann 1-2 Wochen bleiben und auch dies Insel ausgiebig geniessen.
Am Freitag, 5.9.2018, spät am Abend sind die Wellness-Ferien für unser Schiff zu Ende. Im Yard Centro Nautico de Algés hat Lupina einen neuen Anstrich des Unterwasserschiffes, drei neue Seeventile, Politur des Propellers und neue Anoden (Opfermetall, das rasch durch Korrosion aufgefressen wird. Damit wird aber Korrosion wertvoller Metallteile verhindert). Auch das AIS System, welches uns in den letzten Tagen wegen der unzähligen Fehlalarme nur Ärger statt Freude gebracht hatte, konnte repariert werden.
Frisch gestriegelt kommt die Lupina wieder ins Wasser. Ferien vorbei, zurück zur Arbeit 🙂
Ab Sonntag sind die Winde ideal: 3-4 Tage konstanter Wind aus nördlicher Richtung, 15-25 Knoten. Für uns heisst das nun rasch Abschied nehmen von Lissabon und dem Europäischen Festland. Ein letztes Mal erkunden wir noch ein wenig die Gegend von Algés, ein Stadtteil von Lissabon, und machen letzte Einkäufe. Dann geht’s früher als sonst in die Koje.
Nachdem wir den Fluss Tejo verlassen haben, setzen wir die Segel und können die Segelstellung während der ganzen Fahrt belassen. Der konstant starke Wind trägt uns rasch südwestlich in Richtung Madeira. Für uns heisst das: Wellen beobachten, Delphine beobachten (irgendwo kreuzen uns mehrere Gruppen zu rund 5-10 Tieren – ein wunderschönes Schauspiel), Wind spüren, einfach die Seele baumeln lassen, ab und zu mal was essen und viel schlafen. Die Lupina wird von den anfänglich wilden Wellen stark geschüttelt. Je weiter wir aber vom Festland wegkommen, umso ruhiger wird das Geschaukel (oder gewöhnen wir uns einfach daran und fühlen sie deshalb nicht mehr so stark?). Weiter draussen im Meer sammeln sich die vielen nervösen Wellen zu wenigen grossen Wellen, die etwas schneller sind als wir und uns schräg von hinten voran schieben.
Üblicherweise kann man mit einer Tagesstrecke («Etmal») von 100 Seemeilen rechnen. Wir haben in den ersten 24 Stunden ein Etmal von 190, und am zweiten Tag 164 Seemeilen erreicht. Der neue Anstrich scheint die Lupina zu einer richtig schnellen Lady zu machen. Am Mittwoch, 12.9.2018, morgen früh geht unsere Fahrt viel früher als geplant zu Ende : um genau 3 Uhr morgens früh setzen wir den Anker vor dem Hafen von Porto do Porto Santo und stellen den Motor ab. Hinter uns liegen 485 Seemeilen und 68 Stunden Fahrt. Nach einer erfrischenden Dusche und einem gemütlichen Ankertrunk fallen wir, nicht mal gross müde, sehr zufrieden in die Kojen.
In einer Werft in Lissabon (Centro Nautico de Algés – sehr empfehlenswert, wir sind mit der Art und Weise wie die Leute hier arbeiten sehr zufrieden) darf die Lupina nun die nächsten Tage Wellness-Ferien machen.
Das Unterwasserschiff wird gereinigt und neu mit einer Farbschicht behandelt, welche das Haften von Algen und Muscheln verhindert. Alle Seeventile sollen auf Korrosion und Funktion kontrolliert werden. Die Schlechten werden dann gleich ersetzt. Dann hoffen wir auch, dass ein Raymarine Spezialist die elektrischen Probleme von unserem AIS ausfindig machen kann und sie behebt.
Für uns heisst das nun ein paar Tage Leben an Land – also schon im Schiff, aber aufgestellt auf Stützen mitten irgendwo im Werftgelände. Wir sind neugierig auf die Arbeiten, die gemacht werden, und machen sicher auch ein paar ausgedehnte Landspaziergänge entlang des Tejo-Flusses. Voraussichtlich Anfang/Mitte nächster Woche kriegt dann die Lupina wieder Wasser unter den Kiel und das Reisefieber packt uns erneut.
Das Werftgelände wird nun für die nächsten Tage unser Standort sein. Sobald die Arbeiten fertig sind und wir wieder Wasser unter dem Kiel haben, geht’s dann weiter.
Ganz toll!!! Ich hab’s geschafft und ziemlich spontan noch einen Flug gefunden um Pia und Köbi zu besuchen. Netterweise hatten sie gerade in Lissabon im Hafen angelegt, weil Köbi ein paar Tage in die Schweiz flog …. Und damit die arme Pia nicht so ganz alleine auf dem Schiff bleibt, war es eben die ideale Gelegenheit. Also ab zum Flughafen und direkt zur Lupina.
Es ist Liebe auf den ersten Blick! Dieses Schiff mit dem «Delphinlächeln» wie Pia es nennt – dem wunderschönen Teakholzdeck und dem grosszügigen Innenraum ist einfach ein Traum. Ich bin gleich zuhause … sowieso ein erklärter Fan von Schiffen aller Art, bin ich einfach nur glücklich, hier zu sein.
Pia und Köbi sind jetzt seit 3 Monaten unterwegs und ich bin ihr erster Besuch. Fühle mit gebauchpinselt und bemühe mich, alles richtig zu machen. Pia und ich sind über 2 Tage alleine in Lissabon und geniessen es, wieder mal ausgiebig zu plaudern und alle News der letzten Monate auszutauschen. Natürlich kommt auch Lissabon nicht zu kurz …. wir laufen und laufen und laufen. Kilometer um Kilometer erkunden wir die Stadt.
Es ist heiss und die Sonne brennt … wir suchen immer wieder Schatten. Dann beschliessen wir, den Hop on Hop off Touristenbus zu nehmen und uns einmal rund um die Stadt fahren zu lassen.
Danach ein wunderbares Nachtessen und wieder laufen, laufen, laufen – am Schluss zurück zum Schiff. Alles in allem haben wir mehr als 20’000 Schritte gemacht und sind entsprechend müde. Trotzdem haben wir noch bis nach 2 Uhr morgens zu reden bevor wir ins Bett fallen.
Auch der nächste Tag läuft so – wir laufen viel, reden viel und geniessen uns und die Stadt. Dann wieder zurück auf dem Schiff und schon bald Mitternacht, kommt Köbi zurück.
Es gibt nur noch einen kurzen Schlummertrunk, denn wieder sind wir todmüde und müssen in unsere Koje. Am Morgen gibt’s einen feinen frischen Kaffee und dann wollen wir endlich segeln. Bis jetzt lag Lupina nur im Hafen und ich will spüren, wie sich die Fahrt anfühlt. Es ist ein wunderschöner, heisser Tag und der Wind kühlt herrlich. Wir verlassen Lissabon und cruisen den Tejo hinab, kreuzen gegen den Wind hin und her Richtung Cascais. Bald darf ich sogar ans Steuer und es fühlt sich toll an. Ich verstehe zwar wirklich nichts vom Segeln, aber Pia erklärt geduldig alles Wichtige wie steuerbord, backbord, lee und luv, die Vortrittsregeln auf dem Wasser und vieles mehr. Ich sauge alles auf wie ein Schwamm … schliesslich soll dies nicht mein letzter Besuch auf diesem wunderbaren Schiff sein. Und das nächste Mal will ich natürlich mit meinem Fachwissen glänzen!
Abends kommen wir in Cascais an, gehen vor Anker in der Bucht und machen uns schön für den Ausgang. Mit «Lupineli» wie Pia das Dinghi nennt gleiten wir zum Pier und laufen in die pittoreske Altstadt. Köbi ist glücklich: alles voller Restaurants und Bars. Wir entscheiden uns schliesslich für ein ganz spezielles vegetarisches Beizli und sind goldrichtig. Das Essen ist fantastisch und die Atmosphäre super heimelig. Nach 7 Gläser Wein (zu dritt natürlich!) sind wir fällig und wollen zurück.
Da wir am Vortag lange gesegelt sind, beschliessen wir am nächsten Morgen nochmal Cascais und Estoril zu erkunden und den wieder sonnigen und heissen Tag auf der Promenade zu geniessen. Wieder laufen wir über 18’000 Schritte und suchen dann erschöpft ein Restaurant für ein ausgiebiges Nachtessen. Diesmal ist es indisch und wieder unglaublich fein …. wir geniessen den Abend, wenn’s auch heute etwas kühler ist und Pia und ich «dummerweise» noch eine Boutique ansteuern «müssen» um uns etwas langärmliges zu kaufen. Und all das nur und aussschliesslich für Köbi, damit wir noch in eine Bar für einen Drink können! Den geniessen wir dann bevor wir mit «Lupineli» zurück zum Schiff fahren.
Und schon bricht der letzte Tag an – die Zeit vergeht wie im Flug und ich «darf» ja noch arbeiten und meinen Bericht schreiben. Das mache ich besonders gerne, weil es ein paar wunderbare Tage waren und ich mich schon sehr auf den nächsten Besuch freue.
Pia und Köbi wünsche ich weiterhin sichere Fahrt, guten Wind und viel Freude an ihrer Lupina. Wirklich ein tolles Schiff!!!
Die nächste Etappe führt uns von Leixoes (bei Porto, Abreise am 23.8.18) über Aveiro, Figuera do Foz, Nazaré und Cascais nach Lissabon (Ankunft 27.8.18).
Nachdem unsere Landausflüge in Porto bei hohen Temperaturen (30+) und stahlblauem Himmel stattgefunden haben, überraschte uns am Tag der Abreise dichter Nebel. Die Windrichtung hatte etwas gedreht. Die warme, eher feuchte Landluft traf auf die kühle Meeresluft, und die Feuchtigkeit kondensierte zu Nebel. Diese für uns total unerwartete Wettersituation sei offenbar in diesem Küstenbereich aber sehr häufig und im Sommer fast normal, wie wir später bei Gesprächen mit Einheimischen erfahren.
Bevor wir jeweils loslegen durchlaufen wir immer das gleiche Prozedere: zuerst wird nach dem Frühstück die Mannschaft klar gemacht. Das heisst im Wesentlichen die Zähne putzen und sonstige Körperpflege, Sonnenschutz, die dem Wetter angepasste Kleidung anziehen, wärmere Reservekleidung bereit legen, Schwimmwesten und Lifeline griffbereit machen. Danach kommt das Kommando „Schiff klar machen“. Hier geht es darum, sämtliche Fenster und Luken zu schliessen (auch bei ruhigem, schönen Wetter, um vorbereitet zu sein, falls das Wetter sich schnell ändert), alles Material sturz- und kippsicher zu verstauen (Pia ist darin schon eine echte Meisterin), ein paar der heiklen Seeventile (zum Beispiel Toilette) zu schliessen, Navigationsgerät, Radar und Autopilot sowie AIS einschalten. Stromkabel entfernen (manchmal nicht ganz einfach – siehe Bild). Dann wird der Motor gestartet und einige Minuten im Leerlauf warm gelaufen lassen. In dieser Zeit wird das Tagesblatt im Logbuch eröffnet. Nun sind wir startklar. Ein letzter Rundgang über das Schiff. Es muss nun alles festgezurrt und versorgt sein bis auf Festmacherleinen und Fender. Das geht dann beim Ablegen weg und wird verstaut. Dann gibt’s eine kurze Besprechung, wie das Ablegen ablaufen soll. Meist geht Köbi ans Ruder und manövriert das Schiff aus dem Hafen. Pia löst die Leinen in der vorher abgemachten Reihenfolge. Klappt auch diesmal in Leixoes prima.
Im Hafen von Figuera do Foz beim Auslaufen dann wieder mal eine kleine Überraschung. Pia stellt mit ihrer sensiblen Nase fest, dass es irgendwie nach verbranntem Gummi riecht. Und aus dem einen Entwässerungsrohr meint sie sogar ein wenig Rauch aufsteigen zu sehen. Und irgendwie scheint uns, der Motor töne etwas anders wie sonst. Ein kurzer Blick aus den Austritt des Auspuffes zeigt uns, dass kein Kühlwasser raus kommt. Schreck! Sofort Schiff wieder festmachen und Motor abstellen. Das Problem muss untersucht und bereinigt werden. Ohne Kühlwasser geht der Motor kaputt. Was nun? Es ist Samstag und Geschäfte sind geschlossen! Wir gehen zum Hafenmeister, schildern unser Problem und bitten ihn, uns Hilfe zu organisieren. Widerwillig macht er etwa 3 Anrufe. „In 2 Stunden ist jemand hier, der kann vielleicht helfen“, meint er. Tja, uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten. Zeit auch, zum selber nachdenken. Der Mechaniker braucht Ersatzteile. Wenn die Wasserpumpe defekt ist, braucht es eine Neue. Ich durchsuche mein Arsenal, werde fündig: tatsächlich eine neue Wasserpumpe an Bord (Volvo in Brighton hat mich gut beraten!). Ich öffne die Packung, und siehe da: gut bebilderte und beschriebene Einbauanleitung. Das kann ich selber, denke ich und mache mich ans Werk.
Gerade als ich alles ausgebaut und sauber gemacht hatte, kam der Monteur. Er war erstaunt, dass wir alle Bruchteile gefunden hatten. Diese mussten wir aus den Wasserleitungen auf der Ansaug- und der Auslassseite blasen. Mit einer grossen Turnerlunge ging es aber recht gut. Er gab mir dann ein paar Erklärungen, warum so etwas passieren kann und ein paar Tipps, wie ich die neue Pumpe am besten einbauen und dann testen kann. Er war zeitlich sehr knapp und froh, dass er die Arbeit nicht mehr machen musste. Und ich war froh, dass ich nun mehr wusste und bestätigt war in dem, was ich tat. Der Einbau verlief dann problemlos und beim Starten des Motors sprudelte das Kühlwasser in vollem Strahl aus dem Auspuffrohr.
Diese kleine Panne liess uns dann aber erst 3 Stunden später als geplant aus dem Hafen von Figuera do Foz auslaufen und so mussten wir unser Tagesziel um rund 15 Meilen vorverlegen nach Nazare. Dies wiederum zwang uns dazu, dass wir am nächsten Tag eine relativ lange Etappe (65 Meilen, normale Tagesetappe liegt zwischen 30-40 Meilen) segeln mussten. Dies war aber kein Problem: 7 Uhr Tagwache, Frühstück unterwegs unter Segeln, und um 18 Uhr waren wir in Cascais, einer Stadt direkt vor Lissabon.
Cascais wurde unser Ziel, weil ein ehemaliger Arbeitskollege, Antonio da Silva, der dort zusammen mit seiner Frau Pauline die Sommermonate in ihrer wunderschönen und grosszügigen Wohnung verbringt, uns zu sich nach Hause eingeladen hatte. Er war durch den Bericht in der AZ vom 14.8.2018 auf mich aufmerksam geworden und hat mich darauf umgehend kontaktiert.
Wir werden nun ca. 2 Wochen in Lissabon bleiben. Köbi reist für 4 Tage in die Schweiz um dort einen ganz tollen Menschen, der infolge eines schweren Krebsleidens viel zu früh verstorben ist, auf seine letzte Reise zu verabschieden. (Beat, du darfst sehr gerne auch zu uns aufs Schiff kommen!) Pia erwartet unseren ersten Besuch, und danach bringen wir die Lupina für rund eine Woche in die Werft. Sie soll unten gereinigt werden, ein neues Antifouling erhalten und korrodierte Seeventile sind zu wechseln. Sie soll für unseren Transatlantik Törn so richtig in Schuss gestellt werden.
Wir haben guten Nordwind und kommen zügig im Hafen von Leixões bei Porto an. Da es schon spät am Abend ist, gehen wir kurz vor der Marina vor Anker. Wir werden dann am Morgen in der Marina anlegen und 2 Tage dort bleiben. Wir wollen die Schwachwind-Phase nutzen, um Porto zu besichtigen und um kleinere Unterhaltsarbeiten und eine Reparatur an der Wasserpumpe durchzuführen.
Porto liegt an der Mündung des Flusses Douro und hat Portugal zusammen mit der Zwillingssiedlung Cale auf der südlichen Uferseite den Namen gegeben. Die Stadt ist zwar die Nummer 2 im Land (hinter Lissabon), hat aber ihren eigenen Stolz. Es geht der Stadt gut, es gibt hier viel Industrie (vor allem die Stalhindustrie ist hier stark) Tourismus und vor allem den Portwein. Fast jede bekanntere Marke hat hier an den Ufern des Douro ihren Hauptsitz. Der Douro Fluss und seine steilen Hänge ist ein ideales Gebiet für Reben und der Wein aus dieser Gegend wird weltweit exportiert.
Am nächsten Morgen werden wir durch dichten Nebel überrascht. Der Wind ist fast vollständig zusammen gefallen. Die kalte Luft von Meer (Temperatur des Atlantikwassers ist etwa 16-18°C) trifft auf die feuchte, warme Luft vom Land und führt zu diesem Phänomen, welches hier nicht selten ist im Sommer. Durch den Nebel bleibt auch die Lufttemperatur tagsüber recht tief: war es am Tag zuvor noch über 30°C bleibt das Thermometer nun bei 18-20°C stehen. Für uns ideale Bedingungen, um am Boot zu werkeln.
Nach Porto geht’s weiter südwärts. Wir wollen ungefähr in 4 Tagen in Lissabon sein. Ein Blick auf die Wetterkarte gibt uns grünes Licht dazu
Der Wind ist uns gut gesinnt und bläst uns zügig vor sich her rund 40 Meilen südlich von Vigo (Spanien) nach Viana do Castelo (Portugal). Hier empfangen uns hinter der grossen Hafenmauer im flachen Wasser, aber bei immer noch starkem Wind, erstmals auch andere Wassersportler (Windsurfer, Kitesurfer, …) und wir müssen aufpassen, dass keiner der weniger geübten direkt vor uns im Wasser liegt.
In Viana do Castelo melden wir uns wie immer per VHF Funk bei der Marina an und erfragen einen Liegeplatz. Es klappt auf Anhieb, allerdings erstmals ein Platz mit Mooring. Mooring heisst, man muss eine Leine ergreifen, die weit aussen vor dem Pier an einer schweren Kette befestigt ist, und diese entweder hinten oder vorne am Schiff befestigen. Sie verhindert, dass das Schiff von Wind und Welle gegen die Hafenmauer knallt. Wir entscheiden, vorwärts in die schmale Lücke zwischen 2 Schiffen zu „parkieren“. Alles klappt auf Anhieb und wir haben einen perfekten Liegeplatz.
Im Hafenmeisterbüro erfahren wir, dass wir Glück haben: heute (17.8.2018) ist der Start von einem 3-tägigen Stadtfest, mit Feuerwerken, diversen Umzügen, und einfach viel Party und Spass. Passt perfekt für uns. Später erfahren wir noch, dass wir eines der letzten Schiffe waren, die in der Marina noch Platz gefunden haben. Gut für uns, schade für die, welche später kommen wollten.
Von Viana do Castelo geht es weiter südwärts nach Póvoa de Varzim mit einer gossen Marina, die von vielen Langfahrtenseglern als günstiger Dauerliegeplatz ihrer Yachten benutzt wird.
Von hier geht es nun weiter nach Süden. Nächstes Ziel wird Porto sein, wo wir 2-3 Tage bleiben wollen.
Am 17.8.2018 überqueren wir die Grenze nach Portugal. Ein Schiff muss dem Land, in dem es segelt, Ehre erweisen. Dies geschieht, in dem es die Landesflagge des entsprechenden Landes führen muss. Entweder am Heck, wenn das Schiff in diesem Land registriert ist, oder an der steuerbordseitigen (= in Fahrtrichtung des Schiffes auf der rechten Seite) Wante des Mastes. Genau an der Grenze (GPS und Bildschirm helfen uns bei der genauen Position) wird die Flagge gewechselt.
Wir hören und lesen immer wieder von Langfahrtenseglern, dass es nach jeder Fahrt etwas zu reparieren oder ersetzten gibt am Schiff. Wir haben uns das bisher nicht vorstellen können. Wenn man ein Auto gebraucht, dann läuft das doch einfach meist ohne Probleme. Offenbar sind Schiffe da etwas anders. Einmal sind es meist in kleiner Stückzahl gebaute Serien mit viel Handarbeit. Fast kein Schiff ist identisch wie das andere. Dann ist die Beanspruchung oftmals sehr hart: Salzwasser, UV Licht der Sonne, grosse Kräfte von Wellen und Wind und vieles mehr. Unser Schiff, obwohl sehr solide und robust gebaut, ist da nicht anders. Schäden, die sofort repariert werden müssen, kommen meist ungeplant und erfordern entsprechend Pausen in unserer Reise. Der Keilriemenschaden am Vorsegel in Falmouth war so ein Schaden. Dann gibt es Dinge, die sich anmelden, wo man sieht, dass sich etwas verändert und Korrektur braucht. So haben wir zum Beispiel festgestellt, dass die Kühlwasserzirkulation im Aussenbordmotor immer weniger wurde. Um keine Schäden am Motor zu bekommen, haben wir im Voraus in einem Hafen Vorhandensein und Verfügbarkeit einer Suzuki Vertretung abgeklärt.
Die Zeit in Camariñas, wo wir den Aussenborder inspizieren und reparieren liessen, nutzten wir für ausgiebige Landgänge. Dank Internet und verfügbaren Informationen an Land ist es gut möglich, auf eigene Faust die Landschaft und Umgebung zu erkunden.
Immer wieder auf unserer Reise treffen wir Situationen an, welche Köbi’s ehemalige Arbeitskollegen aus dem Arbeitssicherheitsbereich zum Schmunzeln bringen dürfte:
Nach Camariñas geht’s weiter südwärst. Eine der nächsten Stationen war Vigo wo kurz vor unserer Ankunft bei einem Volksfest ein Teil des Holzpieres entlang der Strasse eingestürzt war.
Die Windverhältnisse vor uns sind sehr gut. Der Nordwind wird uns rasch Richtung Portugiesische Grenze stossen.