Überfahrt nach Lanzarote

Wie geplant, legen wir wieder gegen die Mittagszeit ab. Der Wind meint es gut mit uns, so wie schon am Tag zuvor. Wind aus NNO (Nord-Nord-Ost). Ideal für unser Ziel das südöstlich liegt. Durchschnittlich 15-20 Knoten Wind, da können wir volle Segel setzen und davon rauschen. Wir brauchen weder einen Bullentaille noch einen Spi-Baum zu setzen – die Segel stehen bei diesem Kurs halb-am-Wind von alleine. Kurz vor Mitternacht, Pia schiebt Nachtwache, weckt sie Köbi. Der Wind hat stark zugelegt, mit diesem Tempo würden wir bereits morgens um vier unser Ziel erreichen. Wir entscheiden uns, die Segel zur reffen (Segelfläche verkleinern) um das Tempo zur reduzieren. Es tut schon weh, denn mit fast 9 Knoten sind wir doch so toll in Fahrt! Aber wir ziehen es vor, bei Tageslicht anzukommen. Ankern oder Einfahrt in einen Hafen in unbekanntem Gebiet bei Nacht ist immer anspruchsvoll und ein Gefahrenpotential. Wir wählen den sicheren Weg.

Kaum sind die Segel gerefft, sehen wir auf dem Radar drei Schiffe mit Kurs auf uns zu kommen. Zuerst machen wir mal nichts, weil ein Segelschiff immer Vortritt hat vor den Motorschiffen – seien diese noch so gross. Unheimlich, in dieser dunklen Nacht die Lichter dieser Schiffe immer näher auf uns zukommen zu sehen. Wir beobachten Radar und Bildschirm immer wieder. Nun ist es nur noch knapp eine halbe Meile zu dem grossen Fischerboot, welches keine Reaktion zeigt und genau Kurs auf uns hat. Vortrittsregel hin oder her – wir wollen keine Kollision eingehen und fallen ab. Das heisst, wir gehen etwas vor den Wind und lassen den Fischerkahn vor uns vorbeiziehen. Die anderen zwei Schiffe respektieren unseren Vortritt und ziehen an uns vorbei, ohne dass wir ausweichten müssen. So das wäre geschafft! Mitternacht vorbei, so auch die Schicht von Pia. Köbi übernimmt und Pia legt sich müde in die Koje und schläft wie immer wie ein Murmeltierchen bis Köbi sie dann weckt mit einem lauten «Land in Sicht!!»

Wie immer Pia’s Aufgabe: Wechsel der Landesfahnen von Portugal/Madeira auf Spanien/Kanarische Inseln beim Überqueren der Hoheitsgrenze

Wenn uns jemand fragt, was tut ihr so bei einer Überfahrt (von mehr als 24 Stunden), was antworten wir denn da?

Nachdem wir alle ca. 30 Minuten unsere Aufgaben nach Pflichtenheft (Rundumblick mit Feldstecher, Radar und AIS, Instrumentenkontrolle, Beurteilung Segelstellung, allgemeine Kontrolle, allenfalls Logbucheintrag bei besonderen Vorkommnissen) erfüllt haben, ja dann beobachten wir das Meer und die Wellen. Wie lange sind sie, wo und wie sie sich überschlagen. Ob und wie sie unter dem Schiff durchrollen – beobachten die Reaktion unseres Schiffes

Auch die Beobachtung des Himmels ist immer faszinierend und ein Schauspiel für sich. Wolken ziehen vorüber, formatieren sich, bäumen sich auf wie Blumenkohl, zieht nun ein Gewitter auf? Nein, der Wind zerreisst sie wieder und es formt sich ein neues Wolkenbild. Ein Gesicht mit einer Knollen (mit etwas Phantasie gut auf dem Bild erkenntlich) – auch dieses verschwindet schon bald und wandelt sich in ein Krokodil am Horizont.

Unendlich viele Zeichnungen bietet uns der Abendhimmel und lässt uns immer wieder schwärmen. Wird die Sonne im Meer untergehen oder wird sie von einer Wolke verdeckt? Die Sonnenstrahlen glänzen mit ihrer wunderbaren Kraft durch die Wolken

Faulenzen, auf dem Rücken liegen, Augen schliessen und den so vielfältigen Geräuschen lauschen. Bläst der Wind regelmässig und saust gemächlich über die Lupina oder ist er böig und lässt dann die Segel schlagen?

Geräusche vom Schiff wahrnehmen: das Flattern der Fahne, das Vibrieren der Bänder, an welchen das Bimini (=Sonnendach) fest gezurrt ist oder das Gieren der Leinen, welche mit jedem Wellengang von neuem ächzen.

Das Rauschen der Wellen lässt uns erraten, jetzt wird sie sich überschlagen und mit einer grossen Wucht auf Lupina’s Bug prallen. Das Wasser spritzt hoch, der Wind peitscht es mit voller Wucht über das Deck und lässt es gegen die Scheiben krachen. Dann hören wir das Plätschern des Wassers, welches nun langsam der Schiffskante nach achtern (hinten) zur nächsten Abflussöffnung fliesst.

Wir nehmen eine grosse Welle wahr, sie überschlägt sich nicht, sie rollt sich unter dem Schiff durch und hebt Lupina wie ein Spielzeug auf ihren Kamm, lässt sie einige Meter surfen um sie dann anschliessend in das Wellental zu schubsen. Das bedeutet dann, dass das Schiff nicht nur vorne und hinten stampft, sondern auch seitlich rollt. Es fühlt sich an, als ob wir in einer Hängematte oder Wiege liegen. Und wenn uns das Geschaukel müde macht, geben wir uns einem Nickerchen hin.

Nein, langweilig wird es uns nicht!! Dazu bietet uns die Natur viel zu viele schöne und spannende Eindrücke. Auch nachts, wenn es am Horizont dunkel ist, Meer und Himmel sind schwarz in schwarz, auch dann gibt es viel zu beobachten. Sternenbilder, oder sogar Satelliten (Köbi’s Favorit ist die ISS – International Space Shuttle), sind im Nachthimmel regelmässig auszumachen.

Und dann gibt es zig-Bücher, die wir bei uns haben und gelesen werden möchten.

Bücher – das eine gelesen, das nächste liegt schon bereit. Pia schafft sogar ein Buch während einer Nachtwache

Und natürlich belohnen wir uns immer mit etwas Feinem, wenn wir dann nach einer langen Fahrt sicher und gesund angekommen sind.

Einfaches aber feines und gesundes Frühstück nach der Ankunft auf der Insel La Graciosa/Lanzarote

Zwischenstopp auf Salvagem Grande

Von Madeira bis nach Lanzarote benötigen wir ca. 48 Stunden. Auf halber Strecke liegen die Islas Salvagem. Diese Inseln bestehend aus einer grösseren, zwei kleineren und vielen hervorstehenden Felsblöcken mitten im Atlantik bieten uns zwei kürzere Etappen mit Pause dazwischen, welche wir gerne zum Ausruhen nutzen. Und wenn wir etwas haben, dann ist es Zeit, viel Zeit – wir sind nicht in Eile!! Bei beiden Etappen legen wir jeweils gegen Mittag ab. Egal wie der Wind bläst, stärker oder schwächer, wir kommen dann so bestimmt bei Tageslicht am nächsten Tag an. Wir steuern die grösste der Inseln, Salvagem Grande an. Anlegen auf dieser Insel ist nicht einfach. Überall Steilklippen, mit nur ein paar wenig windgeschützten Buchten, wo keine wilde Brandung das Schiff zerschmettert. Zum Glück gibt es in der Bucht, wo wir anlegen wollen, zwei Bojen, an der wir unsere Lupina festmachen. Der Meeresgrund ist felsig und steinig. Zum Ankern würde es schon gehen, aber es bleibt immer ein ungutes Gefühl: hält der Anker, sollen wir noch mehr Kette legen obwohl wir schon nahe an den Klippen sind? Braucht es eine Ankerwache (das heisst, es muss immer jemand regelmässig nachschauen, ob das Schiff noch am gleichen Platz ist) schieben? Oder verkeilt sich der Anker zwischen den Felsplatten und lässt sich am nächsten Tag nicht mehr heben? Wir sind froh um die Boie!!

Die Islas Salvagem haben wie fast alle Inseln in diesem Teil des Atlantik vulkanischen Ursprung. Sie gehören zu Portugal und bilden somit den südlichsten Punkt dieses Landes. Nach ihrer Entdeckung im 15. Jahrhundert gab es immer wieder Besiedlungsversuche. Aber ihre wilde Natur, unwirtliches Klima und die Distanzen zum Festland liessen das Vorhaben der Besiedelung immer wieder scheitern. Die ursprüngliche Natur war aber durch die hergebrachten Tiere wie Ziegen oder vor allem Kaninchen, fast weitgehend zerstört. Seit einigen Jahren stehen die Inseln und die Gewässer um die Inseln unter Naturschutz. Nun wird hier beobachtet, wie Flora und Fauna sich in diesem recht wilden Umfeld entwickeln. Um die Inseln betreten zu dürfen, braucht es eine spezielle Bewilligung von den zuständigen Behörden. Wir haben um diese Bewilligung für die Insel Salvagem Grande angefragt und sie (fast etwas zu unserem Erstaunen) innerhalb Tagesfrist erhalten. Die Anfahrt ist, wie oben schon beschrieben, nicht ganz ungefährlich: ist doch das Meer um die Inseln herum mit zahlreichen felsigen Untiefen «verseucht». Gute Beobachtung des Wassers ist unbedingt erforderlich.

Anfahrt von Salvagem Grande: Vorsicht ist geboten – in der unruhigen See verstecken sich gefährliche Unterwasserfelsen. Wir halten uns strickte an die Seekarten und verlassen uns auf unser Auge und das Echolot (Tiefenmesser)
In sicherem Abstand zu den schroffen Klippen machen wir die Lupina fest
Steilküste mit der Unterkunft für die 5 köpfige Besatzung (2 Ranger / 2 Polizisten / 1 Mechaniker) und einem Hund mit Name „Salvagem“

Nach unserem erfolgreichen Bojen-Manöver melden wir uns kurz vor 12 Uhr per Funk bei dem Ranger, die nebst zwei Polizeibeamten und einem Mechaniker die Insel permanent bewohnen. Freundlich werden wir eingeladen, uns nach der Mittagspause, also um 16 Uhr (!), mit dem Dinghi an Land zu kommen. Pünktlich legen wir an und werden zuerst von einem der Polizeibeamten überprüft. Der mag uns (= alle Dokumente sind in Ordnung), und wir dürfen zusammen mit einem Ranger und ihm als Schutzbegleitung die Insel erforschen.

Der Ranger führt uns über die rund 2.5 Quadratkilometer grosse Insel, die geprägt ist durch Steilküste und einer Hochebene. Hund «Salvagem» darf auch immer mit. Er kennt die Insel wohl am besten. Während die menschliche Besatzung alle 2 Wochen ausgetauscht wird, bleibt er als Einziger immer hier
Sehr geduldig und ausführlich, mit viel Fachwissen, zeigt er uns die Besonderheiten, die es hier gibt. Auf dem nächsten Bild ist zu sehen, was ich hier auf der Kamera festhalte
Eine Besonderheit ist der Madeira Sturmvogel. Dieser Vogel zählt zu einer der meist gefährdeten Vogelarten der Welt. Sein Feind war, wie kann es anders sein,  wie immer der Mensch. Da seine hühnergrossen Eier als Delikatesse galten wurden sie von Fischern immer wieder eingesammelt. Heute ist der Madeira Sturmvogel geschützt und entwickeln sich auf Salvagem Grande prächtig. Die Brut besteht jeweils aus nur einem Ei. Nach rund 60 Tagen Brutzeit schlüpft das einzige Jungtier. Es wächst für die nächsten rund 5 Monate am Boden in Erd- und Felshöhlen auf (von denen es hier im vulkanischen Gestein sehr viele gibt). Dann lernt es an den Steilküsten das Fliegen. Diejenigen, die diesen «Sturzflug» erfolgreich überleben, fliegen auf die Ozeane hinaus, wo sie sich ausschliesslich durch Fische und andere Meerestiere ernähren. Das Land suchen diese Vögel nur während der Fortpflanzungsperiode auf, die nach 7 Jahren erstmals einsetzt. Forscher haben herausgefunden, dass die Tiere immer wieder an ihren eigenen Geburtsort, sogar zum selben Nest zurück kommen, um sich fortzupflanzen
Auf der Insel gibt es zwei Reptilien. Zum Einen eine auch auf anderen Inseln in dieser Gegend weit verbreitete kleine Eidechse, und dann ein nur auf dieser Insel vorkommendes Gekko. Der Ranger wusste genau, unter welchen Steinen er suchen musste
Diese Pflanze ist ein wahrer Überlebenskünstler: die Feuchtigkeit bezieht sie ausschliesslich aus der Luft, speichert diese in harzartigen Tropfen auf ihrer Oberfläche und schützt sich mit einem Säurefilm vor Insekten und anderen Feinden
Über den rund 50 bis 100 Meter hohen Klippen breitet sich auf der Insel diese Hochebene aus
Stolz posiert Hund «Salvagem» mit uns für’s Fotoalbum …
… und etwas später macht es ihm unser Guide nach. Muito obrigado (vielen Dank) für die tolle Führung und die tolle Natur, die wir hier erleben durften

Wer gerne mehr über die Insel wissen will gibt es hier den Link zu einem Youtube Film:
https://www.youtube.com/watch?v=Ha4_E_WiqRA&feature=share

Até logo Madeira – bye bye Portugal

Die letzten paar Tage haben wir in der Marina von Calheta verbracht. Wir wissen, dass mittlerweile einige Segler mitlesen, deshalb einfach soviel: für uns die idealste Marina in Madeira, echt zu empfehlen: grosszügig angelegt, viele freie Plätze (nicht eng und überbelegt wie Funchal), gute Infrastruktur (Supermarkt gleich nebenan, viele Restaurants in der Marina, Mietauto zu guten Preisen). Von hier aus haben wir nun den Westteil der Insel erkundigt. Dazu haben wir uns für 2 Tage ein Auto gemietet und sind den Strassen nachgefahren, die im Reiseführer als empfehlenswert beschrieben waren. Natürlich waren auch die Wanderschuhe dabei und wurden rege benutzt.

Wenn man von der steilen Südküste von Madeira hochfährt, kommt man oft durch Gebiet, dass vor einiger Zeit dem Feuer zum Opfer viel. Eindrücklich für uns, dass es Pflanzen gibt, die zwar abbrennen, aber immer noch fähig sind, weiter zu leben und neues Leben zu entwickeln. Aus den scheinbar toten Bäumen beginnt sich wieder Laub zu entwickeln.

Im Westen der Insel sind die Bewässerungskanäle (Levadas) besonders eindrücklich, weil hier die Berge am steilsten sind, und das Netz an Kanälen am dichtesten ist. Wir wollten es noch einmal wissen, und haben im Tal der 25 Quellen unsere Wanderschuhe geschnürt.

Über mehrere Kilometer schlängelt sich diese Levada (Bewässerungskanal) den steilen Abhängen entlang. Unser Freund im Wallis, Herbi, hätte seine helle Freude daran
Der Wanderweg entlang einer Levada ist meist recht flach. Ab und zu sind aber recht ruppige Steigungen zu überwinden. An solchen Stellen ist das Wasserkanal in einer Druckleitung verschwunden
Wanderung nur für Schwindelfreie empfohlen – oder trittsichere Bergziegen 🙂 Links geht’s ein paar 100 Meter steil nach oben, rechts ein paar 100 Meter schroff nach unten
Ab und zu stossen wir auf Arbeiter, die den Kanal auch in unwegsamen Gelände sauber halten und Pflanzen sowie Steine daraus entfernen
Auch die Wanderwege brauchen Pflege. Mit viel liebevoller Handarbeit werden die Pfade gepflastert oder mit Steinplatten belegt. Die Steine dazu werden vor Ort gesucht und zugeschlagen …
… oder mit vor Ort zusammengebauten Seilwinden und Hängebahnen den Hang hinunter oder hinauf gefahren
In den Bergen in diesem Bereich der Insel sprudelt das Wasser in unzähligen Quellen aus den Bergflanken hinaus und wird in den Levadas aufgefangen
Hier unterquert die Levada einen Wasserfall
Einfach eine sagenhaft schöne, wilde Natur!
Viele Levadas queren die Berge von Norden nach Süden durch Tunnels. Auch auf unserer Wanderung hatten wir einen solchen Tunnel zu durchqueren. Im Bild der Eingang dazu. Gross und gut ersichtlich das Portal. Der eigentliche Tunnel ist gerade etwas höher als ein Mensch und ist in der Mitte als schwarzes Loch erkenntlich. Mehr als 1 Kilometer geht’s abenteuerlich durch den Berg, Taschenlampe ein Muss!!
Ein erfrischendes Fussbad nach der Wanderung tut gut. Die Quelle des Wassers haben wir gerade besucht und liegt viele Kilometer nordwärts
Nächstes Ziel der Reise: „Stinklorbeerwald“. Wie es der Name besagt, sollen die Bäume stinken – wir aber fanden den Duft dieser total verknorpelten Bäumen gar nicht schlimm
Stinklorbeer ganz nah – Duft gar nicht mal so übel
Im letzten Bericht hatten wir geschrieben, dass es auf Madeira nur rauf oder runter geht und horizontale Flächen nicht existieren. Nun, diese Behauptung müssen wir korrigieren! Es gibt tatsächlich eine Hochfläche, die sich über 2-3 Kilometer erstreckt. Easy Job für die Strassenbauer!
Wer hat’s erfunden? Ich war bisher stolz auf unsere Mini-Bibliothek in einer ehemaligen Telefonkabine auf dem Dorfplatz in Wölflinswil. Dachte, wir seien die Einzigen in einer ausgedienten Telefonkabine . Nun, offenbar nicht 🙂
Hier nun ein Geheimtipp für frisch Verliebte oder für Hochzeitspaare. Jardim do Mar: nur 250 Einwohner, unzählige wunderschöne Pensionen und kleine Hotels
Idyllische, lauschige Plätzchen im Hintergarten
Überall sind die Gärten gefüllt mit Bananenstauden
Jeder Weg und jedes Strässchen in Jardim do Mar, sei er noch so klein, ist perfekt gepflastert und beschriftet
Im nordwestlichsten Zipfel der Insel liegt Porto Moniz. Hier findet sich eine grosse Ansammlung von Naturschwimmbecken, die bei Flut vom Meer überspült werden. Bei Ebbe aber laden sie mit ihrem erfrischenden Meerwasser zum Baden ein

Wir sind nun schon 2 Wochen auf Madeira. Eine wirklich schöne Insel, auf der wir noch länger verweilen könnten. Aber wie bei den Zugvögel – es zieht uns weiter! Weiter zu den Kanaren.

Gestern haben wir den Hafen von Calheta verlassen und sind nach Funchal zurückgekehrt, um hier noch die schon lange sehnlich erwartete GPS Antenne des AIS Systemes zu ersetzten.

Wenn es auf eine längere Strecke geht, muss Proviant gebunkert (= eingelagert) werden. In Calheta haben wir Glück! Ein Supermarkt befindet sich nur ein paar 100 Meter neben dem Schiff. Manchmal müssen wir sonst unsere Lebensmittel kilometerweit schleppen. Hier geht’s bequem mit dem Einkaufswagen
Wir merken, dass wir in wärmeren Gefilden sind. Noch in Lissabon haben wir ein Sonnensegel fertigen lassen und nun in Calheta erstmals ausprobiert. Noch ein paar Falten, aber die kriegen wir auch noch weg 😉
Zurück in Funchal haben wir Glück. Zuerst melden sie uns über Funk, der Hafen sei voll, wir sollen aber trotzdem kommen. Machen wir. Als wir da sind – perfekt! Es ist eine Lücke frei geworden. Mit dem Heck zum Steg parkieren wir die Lupina retour in die Lücke. In der Fachsprache liegen wir in „Moorings“. Das Schiff wird hinten mit 2 Leinen befestigt …
… und vorne an den sogenannten Moorings. Das sind Leinen, die vor dem Schiff an einem schweren Betonklotz oder Ketten im Hafengrund befestigt sind und das Schiff nach vorne fixieren, so dass es nicht rückwärts in die Hafenmauer knallt. Diese Leinen sind oft sehr schmutzig und stinken fürchterlich, da sie sehr lange im Schlickwasser des Hafens liegen, dafür aber unser Schiff gut zurückhalten
Damit das Heck frei ist und wir retour anlegen können, müssen wir zuerst das Dinghi neben oder vorne am Schiff befestigen
Die GPS Antenne (kleines weisses Teil rechts neben der TracVision Antenne) wird ersetzt. Uns fällt auf, dass die Handwerker oft ohne Werkzeug kommen. Zum Glück haben wir alles an Bord. Sogar eine Bockleiter müssen wir provisorisch errichten!  Gemeinsam geht es aber gut und sind wir bereit
Viele andere Schiffe machen hier letztes Mal Halt, bevor sie dann Richtung Kanaren weiter ziehen. Hier sehen wir ein altes Holzschiff neben einem sehr modernen Segelboot. Die meisten sind sehr gut ausgerüstet für Langfahrten und füllen hier nochmals Tank, Wasser und Proviant.

Rund in einer Stunde setzten wir Segel Richtung Lanzarote. Bevor wir aber Portugal verlassen, haben wir noch etwas ganz Spezielles vor. Wir haben bei der Portugiesischen Verwaltung angefragt, ob es möglich sei, auf den Islas Selvagens Halt zu machen. Das ist ein kleines Naturreservat, bestehend aus 3 kleineren Inseln, das zwischen Madeira und den Kanarischen Inseln liegt. Zu unserer positiven Überraschung ist die Bewilligung postwendend innerhalb Tagesfrist gekommen. Vielen Dank an Hanspeter von der SY Shiva, der uns diesen Tipp gegeben hat.

Da wir in dieser Gegend vermutlich kein AIS Signal absetzen können: nicht unruhig werden! Wir denken, dass wir Sonntag oder Montag in Lanzarote sind. Até logo – nov vemos pronto

 

Madeira – ein einziges Auf und Ab

Am 16.9.2018 sind wir nach einer gemütlichen Überfahrt von Porto Santo in Madeira angekommen. Da der Wind unterwegs nicht allzu stark war, haben wir bei der Überfahrt etwas an unserer Segelfertigkeit geübt und den Einsatz von Bullentaille (= Seil, welches das Grosssegel in seiner Position sichert) und Spi-Baum (= Stange, welche das Vorsegel in seiner Position hält) verfeinert. Wir haben das recht gut hingekriegt und die beiden anderen Schiffe, welche rund eine Stunde vor uns gestartet waren, kurz vor Madeira eingeholt. In der ersten Nacht sind wir vorerst bei Machico vor Anker gegangen. Für den Rest der Woche haben wir dann in der Marina von Funchal, der Hauptstadt von Madeira, festgemacht.

Madeira ist eine fantastische Insel, die wir vorher nur von Büchern kannten. Wir sind von den Eindrücken immer noch überwältigt und lassen am besten die Bilder sprechen.

Ohne es zu wollen, aber fast wie immer bisher in Portugal: bei unserer Ankunft gibt es ein Fest. Diesmal waren es die Fischer, welche die Nossa Senhora da Piedade (eine Heiligenfigur) für einen Tag aus ihrer Kapelle holen und in einer Prozession mit ihren Schiffen ans Tageslicht bringen.  Mehr als 20 Fischerschiffe, bestückt mit Lautsprechern, Bordbar und vor allem vielen Leuten, fahren mit lauter Musik und ausgelassener Partystimmung an Bord an uns vorbei
In Madeira gibt es nur 2 Richtungen: aufwärts oder abwärts. Und das meist immer recht abrupt und steil. Die Insel hat vulkanischen Ursprung und entsprechend ist sie stark zerklüftet. Flächen, die flach sind, haben wir noch keine entdeckt 🙂
Um eine flache Landebahn für einen Flughafen zu schaffen musste ein fast 3 Kilometer langer Kunstbau, zum Teil übers Meer hinaus, gebaut werden
Die ersten Erkundigungsgänge machen wir in der Nähe der Marina von Funchal. Wir sind nicht die ersten Touristen hier: auch die berühmte Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sissi, Dame links im Bild) hielt sich 1860 hier auf, um eine Lungentuberkulose auszukurieren
Mit viel Liebe für’s Detail gepflegter Früchtestand im öffentlichen Markthaus (Mercado dos Lavradores). Uns fällt übrigens auf, dass die Leute hier noch rege in kleinen Dorfläden und Märkten einkaufen. Man kennt sich persönlich und der Ladeninhaber ist meist selber hinter der Theke anwesend. Es gibt noch Läden für Früchte, Gemüse, Kolonialwaren, Fleisch, Fisch, Bäckereien, und viele andere mehr. Grosse Einkaufszentren gibt es praktisch nicht
Eine Luftseilbahn (Made in Switzerland – smile) führt direkt vom Meer die steilen Berghänge hoch zum Ortsteil „Monte“, früher Wohngebiet wohlhabender Adliger
In frühen Jahren (vor dem 20. Jahrhundert) liessen sich die gut betuchten Leute auf Sänften nach Monte hoch und runter tragen …
Später wurde dann für die Träger die Talfahrt etwas vereinfacht. Für die Herrschaften kam wohl eine gute Dosis Adrenalin hinzu 🙂
Das Prinzip ist einfach: fein geteerte oder gepflästerte Strassen mit genügend Gefälle, Korbschlitten mit Hartholzkufen, und los geht es. In Wölflinswil, unserem Heimatort, währen das Rank oder der Chillenrain ideal dafür!
In der Kirche „Nossa Senhora do Monte“ (Monte ist ein Ortsteil von Funchal) liegt der selige Kaiser Karl der I. von Habsburg begraben. Nach der Auflösung des Kaiserreiches im Jahre 1918 wurde er ins Exil gezwungen, zuerst in die Schweiz und dann nach Madeira, wo er 1921 ankam. Nur 1 Jahr später verstarb der letzte Kaiser von Österreich in seiner Verbannung an einer Lungenentzündung. 2004 wurde er durch Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Seine Statue (rechts im Bild) thront hoch über Funchal
Nur ein Beispiel  von vielen imposanten Prunkbauten und schönen Plätze in Funchal. Uns sind vor allem die fantastischen Bodenbeläge aufgefallen ….
Im Strassenbau mit Kopfsteinpflaster oder Kieselsteinen macht den Portugiesen oder speziell den Madeirensern keiner so schnell was vor. Hier ein wunderschönes Beispiel mit runden Kieselsteinen. Alles einfach grossartige Handarbeit! Nicht nur vereinzelte Plätze, nein, ganze Dörfer und Städte sind in tausenden von Arbeitsstunden unter gleissender Sonne sehr exakt und robust bepflastert worden.
Immer eindrücklich: Kirchen mit ihren prunkvollen Bildern und Altären. Hier die Sé Kathedrale
Die angeblich älteste Strasse in Funchal, die Rua de Sta Maria. Sie ist fast 1.5 Kilometer lang und von unzähligen Restaurants gesäumt. Da sind wir natürlich neugierig.
Etwas Besonderes der Strasse: die meisten Portale und Türen wurden vor einigen Jahren im Rahmen des Projektes „Arte Portas Abertas“ von zeitgenössischen Künstlern fantasievoll bemalt
Einer von vielen Toreingängen in der ältesten Strasse von Funchal
Madeiras subtropische Blütenfülle zieht auch uns in ihren Bann. Portugiesische Seefahrer und Englische Weinhändler brachten Raritäten aus aller Welt mit. Hier besuchen wir den „Jardim Botanico“ mit über 1000 verschiedenen Pflanzen
Abends geht’s immer wieder zurück auf unser Boot. Einmal, als wir heimkommen, hat es mehr Schuhe auf der Kaimauer, als wir hinterlassen haben – was ist da los?
Die Antwort ist schnell gefunden: wir haben „Nachbarn“ (rotes Schiff, Holländer) erhalten. Wenn eine Marina keine freien Plätze mehr hat, werden neu ankommende Schiffe einfach neben andere gepackt. Es heisst dann: wir liegen im „Päckli“. Dafür gibt es in der Seefahrt genaue Benimm-Regeln. Zum Beispiel wird ein Schiff immer über das Vorschiff überquert, damit die Privatsphäre im Cockpit gewahrt wird. Oder eine andere Regel besagt, dass Schuhe beim Betreten eines Schiffes immer abgezogen werden, damit kein Strassenschmutz oder Ungeziefer (gefürchtet sind Kakerlaken) auf das Schiff gelangen können
Hafenidylle: jeder Morgen steht ein riesen Kreuzfahrtschiff (hier die Independence of the Seas) direkt vor der Marina. Die Passagiere haben 1 Tag Zeit, um Madeira kennen zu lernen. Wir haben zum Glück mehr Zeit 🙂
Zuckerrohr ist neben Bananen eines der wichtigsten Agrarprodukte. Madeira war im 15. und 16 Jahrhundert weltweit bekannt als der wichtigste Hersteller von Zucker (damals als das „weisse Gold“ bekannt). Hier besuchen wir eine der ältesten Zuckerrohr-Verarbeitungsfabriken im Land, die immer noch aktiv ist. Allerdings wird heute kein Zucker mehr hergestellt, sondern ausschliesslich Rum
Im Innern der Fabrik sieht es aus wie in einem Museum. Alle Maschinen werden mit Dampf betrieben (siehe silbrige Leitungen). Die Steuerungen sind rein mechanisch – das funktioniert seit bald 100 Jahren so!
Auf dem Schiff fehlen uns die ausgedehnten Spaziergänge, die wir sonst jeweils unternommen haben. Auf Madeira treffen wir perfekte Wanderwege, die jeweils gut ausgeschildert sind
Wanderung auf den höchsten Berg (Pico Ruivo) der Insel. Die Wanderwege sind perfekt signalisiert und sehr gut unterhalten. Wir starten in dichtem Nebel. Je höher wir steigen, umso  besser wird die Sicht
Oben auf dem 1861 Meter hohen Berg (= höchster Berg Madeiras) werden wir mit voller Sonne für unsere Anstrengungen belohnt. Unter uns das Nebelmeer, das sich jeweils aber im Verlaufe des Tages schnell auflöst
Aufstieg auf den 3. höchsten Berg, Pico do Arieiro, 1818m. Pia macht den Corcovado
Blick vom Pico do Arieiro auf den höchsten Berg, Pico Ruivo (rechts im Bild)
Zurück an der Küste. Am Cabo Girao erhebt sich eine über 500 Meter hohe Steilwand direkt aus dem Meer. Auf einer gläsernen Plattform wagen wir uns über die Klippe hinaus. Zwischen Strand direkt senkrecht unter uns und unserer Aussichtsplattform beträgt der Höhenunterschied 580m
Früher stellte die Bewässerung von Zuckerrohr- und Bananenplantagen grosse Probleme dar. Ähnlich wie in der Schweiz im Wallis mit den Suonen wurde das wichtige Wasser aus den Bergen im Norden der Insel  in Wasserkanälen zu den Feldern gebracht. Es gibt ein Netz von über 2000km dieser Wasserkanäle, „Levada“ genannt. Entlang dieser Kanäle lässt es sich bequem wandern. Auf dem Bild verläuft der Kanal  durch einen Felsdurchbruch auf die andere Talseite
Und auf dieser anderen Talseite wartet wieder ein phantastischer Ausblick auf uns (Aussichtspunkt „Balcóes“)
Unterwegs treffen wir immer wieder Einheimische an, die ihre selbst gefertigten Produkte feil bieten. Von dieser Frau kaufen wir uns ein Glas Honig
Weiteres Beispiel dieser phantastischen Landschaft: Aussichtspunkt „Pico do Serrado“ mit Vogelperspektive über das Nonnental (so genannt, weil sich hier früher Nonnen vor den Piraten in Sicherheit gebracht haben)
Tief unter uns windet sich die alte Strasse halsbrecherisch dem Steilhang entlang ins Nonnental. Heute wird die Zufahrt über einen langen Tunnel gesichert
Und so sehen wir vom Aussichtspunkt rund 400 Meter tief ins Tal. Serpentinen artig schlängelt sich die Strassen das Tal empor
Den Ostteil der Insel haben wir von Funchal aus erkundigt. Für den Westteil verlagern wir das Schiff nach Westen bis Caletha, wo wir ein paar Tage bleiben wollen. Im Moment ankern wir unterwegs vor der Küste …
… und beenden den Bericht an dieser Stelle mit einem wunderschönen Sonnenuntergang. Bis bald!

Porto Santo – die kleine Schwesterinsel von Madeira

Porto Santo ist eine 43 km2 kleine Vulkaninsel nordöstlich von Madeira. Es leben rund 5500 Einwohner hier, in den Ferienmonaten sind es schnell mal rund doppelt so viele. Wer gerne Sand, Sonne und Berge mag, dazu interessante Flora und Fauna, der fühlt sich auf dieser Insel wohl. Die Insel empfängt uns mit viel Sonne und einem rund 8km langen Sandstrand, an dessen östlichen Rand wir vor Anker liegen. Es sind nur ein paar wenige andere Schiffe hier, welche aber viel Abstand zu einander halten. Das heisst dann für uns: am Morgen nach dem Aufstehen und am Abend vor dem Schlummertrunk ein Bad im Adamskostüm im erfrischenden (23°C), glasklaren Meerwasser.

Porto Santo – 8 Kilometer langer Sandstrand, weitgehend menschenleer. Im Hintergrund die Berge im Norden der Insel
Skurrile Steinformationen zeugen vom vulkanischer Vergangenheit der Insel
Unser Boot ist das 3. von links. Wassertemperatur 23 °C, glasklar
Blick über die Südküste von Porto Santo
Wie schon im letzten Bericht erwähnt, unternehmen wir einige Wanderungen auf der Insel, die durch ihre Berge im Norden und den steil abfallenden Klippen nicht nur für uns ein Wanderparadies sind
Um ganz gefährliche Klippen zu umgehen, wurden für die Wanderer Tunnels gebaut
Weicher Sandfels von den beiden Bildhauern «Wind» und «Wasser» geformt
Mit Windmühlen wurde früher Grundwasser zur Bewässerung hochgepumpt, heute geschieht das mit Meerwasser, das entsalzt wird
Im Norden werden wir mit phantastischen Ausblicken verwöhnt. Aus dieser Richtung sind wir angesegelt
Perfekt hergerichtete Pfade machen das Wandern zum Vergnügen
Frühere Rodungen und Brände haben zu starker Landerosion geführt. Um dem Verlust an fruchtbarem Boden entgegen zu wirken, werden an den Berghängen widerstandsfähige Bäume gesetzt
Lohn für die Schweisstropfen beim Aufstieg – ein wunderbares Panorama. Die Flip-Flops, die wir auf dem Bild tragen, haben übrigens zu Recht zu einer Rüge von Einheimischen geführt. Die Wanderschuhe hatten wir an diesem Tag auf der Lupina vergessen. Da wir aber schon mal da waren, wollten wir uns diese Wanderung nicht entgehen lassen
Unterwegs treffen wir immer wieder Wunder der Natur an. Hier blühende Kakteen …
… oder hier spezielle Schnecken. Im ersten Blick nichts Ungewöhnliches, auch bei uns klettern Schnecken an Grashalmen empor
Aber dann sehen wir grosse Ansammlungen davon an Telefonstangen …
… oder auf Hydranten. Dies alles bei prallem Sonnenschein und tagelanger Trockenheit. Für uns unvorstellbar, dass die Schnecken diese Bedingungen überleben. Aber offenbar tun sie das. Wunder der Natur!
Eine weitere skurrile Gesteinsformation
Pia mag gerne Tore. Dieses hat es auf ihre Traumtorliste geschafft
Für mich war eher dieser Töff, der sich hinter dem Tor befand, interessant 😊 …
… oder diese Bild einer lokalen Wasserversorgung. Die Handwerker scheinen dem Anschluss offenbar nicht so recht zu trauen und stellen schon mal ein Bier bereit
Eine andere Stilblüte: entweder liess sich dieses Objekt nicht so gut verkaufen, oder der Verkäufer ist kein «Master»
Ein Laden wie zur Tante Emma`s Zeit: im Erdgeschoss verkauft der Ehemann Elektrogeräte für den Haushalt, bezahlen muss man im ober Stock bei seiner Frau, welche Textilien aller Art anpreist. Alles ist fein säuberlich sortiert, finden würde man hier fast alles 😊
Auch lokale Kost müssen wir natürlich versuchen: hier eine Brotsuppe, fein gewürzt mit Kräutern, Olivenöl und Knoblauch, daneben «Polo de Coco» (traditionelles Knoblauchbutterbrot)

Die Insel ist ein echter Geheimtipp für Leute, die Meer und Berge mögen, aber dem Rummel des Ferientourismus etwas ausweichen wollen. Auch Christopher Columbus hat einige Jahre auf dieser Insel verbracht und seine Spuren hinterlassen. Wie schon so oft auf unserer Reise will es der Zufall auch diesmal wieder, dass ein Festival stattfindet – eben zu Ehren dieses Herrn.

Jedes Jahr wird hier ein 3-tägiges Fest veranstaltet, das daran erinnern soll, dass Columbus’ wahre Liebe Porto Santo galt (seine Gemahlin hat er hier entdeckt und geheiratet)
Das Festival beginnt mit der Landung von Christopher Columbus und seiner Santa Maria …
… geht weiter mit einem Schauspiel am Strand …
… und wird in den Strassen begleitet von vielen Figuren aus der damaligen Zeit

Natürlich wird auch reichlich gegessen und getrunken
Aber wer überbordet, der muss mit Konsequenzen rechnen (ich war mit meinem Stossgebet erfolgreich und lebe noch 😊)

Wer schon einmal mit einem Wohnmobil eine längere Reise gemacht hat, kann bestätigen, dass man unterwegs immer wieder die gleichen Leute trifft. Vor allem, wenn man die gleiche Reiseroute geplant hat. Uns geht das nicht anders. Ein Schiff, das uns schon länger immer wieder irgendwie über den Weg läuft/fährt, ist «Karl». Köbi ist es aufgefallen, weil es den gleichen Namen trägt wie sein Vater. Pia verfolgt es seit April, weil die beiden Crewmitglieder, Silke und Hans, über ihre Erlebnisse auf einer Home Page berichten, wie wir.

«Karl» hat seine Reise etwas vor uns gestartet. Nun, in Porto Santo, sehen wir ihn zufälligerweise wieder im Hafen

Im Moment bereiten sich viele Schiffe auf die Überquerung des Atlantiks vor. Diese Überquerung starten die meisten von den Kanarischen Inseln. Die besten Bedingungen (Wind / Wetter) für den Transatlantik Törn herrschen ab Mitte Oktober bis ungefähr Ende März. Es gibt viele Crews wie wir, die das Vorhaben auf eigene Faust planen. Dann gibt es aber auch organisierte Überfahrten, wo ein Organisator (zum Beispiel ARC) den Crews ein Grossteil der Planung abnimmt, Wetterdaten besorgt, Hafenreservationen vornimmt, Proviantlisten erstellt, Reparaturen organisiert, Sicherheitsvorkehrungen plant, Kommunikationskanäle schafft und vieles mehr. Je näher wir nun den Kanaren kommen, umso mehr solcher Segler trifft man an.

Es ist eine Tradition, dass Schiffe und deren Crews sich an den Hafenmauern verewigen, bevor sie sich über den weiten Teich verabschieden
Auch wir haben kurzerhand Farbe und Pinsel besorgt und unsere Namen zusammen mit einem währschaften Schweizerkreuz an die Hafenmauer von Porto Santo gepinselt. Ist doch Ehrensache!

Endlich ist auch das Meerwasser etwas wärmer geworden, was sich auch gleich in einer wärmeren Lufttemperatur widerspiegelt. Am Morgen verlassen wir das Schiff bloss in kurzen Hosen und T-Shirt und brauchen auch am Abend keine Pullover oder Jacken. Wenn Pia’s Wetter- und Klimakenntnisse stimmen, werden uns diese Temperaturen nun bis in die Karibik begleiten.

Das kalte Wetter ist vorbei – ab nun beginnt die «Barfussroute»

Nun verlassen wir Porto Santo und segeln zur Hauptinsel Madeira. Dort wollen wir dann 1-2 Wochen bleiben und auch dies Insel ausgiebig geniessen.

Auf nach Porto Santo (Madeira)

Am Freitag, 5.9.2018, spät am Abend sind die Wellness-Ferien für unser Schiff zu Ende. Im Yard Centro Nautico de Algés hat Lupina einen neuen Anstrich des Unterwasserschiffes, drei neue Seeventile, Politur des Propellers und neue Anoden (Opfermetall, das rasch durch Korrosion aufgefressen wird. Damit wird aber Korrosion wertvoller Metallteile verhindert). Auch das AIS System, welches uns in den letzten Tagen wegen der unzähligen Fehlalarme nur Ärger statt Freude gebracht hatte, konnte repariert werden.

Das neue Antifouling glänzt am Kiel. Das Antifouling ist eine spezielle Farbe, welche dafür sorgt, dass sich keine Algen und Muscheln am Schiff anhaften können. Gleichzeitig schützt es den Kunststoff vor der gefürchteten Osmose (=Meerwasser dringt ins Gewebe ein und weicht es auf). Dieser Schutzvorgang löst aber die Farbe nach und nach auf und sie sollte daher regelmässig (alle 1-2 Jahre) erneuert werden
Der Propeller ist frisch poliert. Die grauen Teile (zwischen Propeller und Schiff / auf der Fixierschraube / unten am Schiff) sind Anoden, welche Propeller, Welle und Lager vor elektrischer Korrosion schützen

Frisch gestriegelt kommt die Lupina wieder ins Wasser. Ferien vorbei, zurück zur Arbeit 🙂

Ab Sonntag sind die Winde ideal: 3-4 Tage konstanter Wind aus nördlicher Richtung, 15-25 Knoten. Für uns heisst das nun rasch Abschied nehmen von Lissabon und dem Europäischen Festland. Ein letztes Mal erkunden wir noch ein wenig die Gegend von Algés, ein Stadtteil von Lissabon, und machen letzte Einkäufe. Dann geht’s früher als sonst in die Koje.

Letzte kulturelle Bilder vor der Abreise: Nationalmuseum für Archäologie, Lissabon
Falls mal jemand sein Auto zu Schrott fahren sollte – dies ist, was man damit machen kann: die Skulptur ist komplett aus alten Autoteilen, vorwiegend den leichten Kunststoffteilen, erstellt worden
Letzter Proviant (nach Köbi der wichtigste) wird an Bord getragen
Abendstimmung am Yard-Pier. Lupina und wir sind bereit für unsere zweite mehrtägige Überfahrt. Damit uns die kalte Seeluft nicht unterkühlt und wir mit leichter Kleidung auskommen, haben wir die Kuchenbude (keine Ahnung warum das Teil so heisst, das ist das geschlossene Verdeck über das Cockpit) montiert. Das geht leicht mit ein paar Handgriffen, so wie ein Vorzelt beim Wohnmobil
Mit einem wunderschönen Sonnenaufgang werden wir am Sonntag früh von Lissabon verabschiedet und fahren den Tejo Fluss hinaus auf den Atlantik.
Diese Bild zeigt unseren Navigationsbildschirm. Das Schiffsymbol in der Mitte sind wir. Die vielen schwarzen Dreiecke sind grosse Meeresdampfer, welche die Strecke vom Mittelmeer zur Nordsee oder umgekehrt fahren. Diese Fahrstrasse müssen wir queren. Segelschiffe hätten zwar den Vortritt vor Motorschiffen, aber darauf wollen wir uns nicht verlassen und passen entsprechend genügend grosse Lücken ab. Ich geb’s zu, etwas nervös war ich schon, als da diese grossen Kolosse fast hautnah an uns vorbeirauschten

Nachdem wir den Fluss Tejo verlassen haben, setzen wir die Segel und können die Segelstellung während der ganzen Fahrt belassen. Der konstant starke Wind trägt uns rasch südwestlich in Richtung Madeira. Für uns heisst das: Wellen beobachten, Delphine beobachten (irgendwo kreuzen uns mehrere Gruppen zu rund 5-10 Tieren – ein wunderschönes Schauspiel), Wind spüren, einfach die Seele baumeln lassen, ab und zu mal was essen und viel schlafen. Die Lupina wird von den anfänglich wilden Wellen stark geschüttelt. Je weiter wir aber vom Festland wegkommen, umso ruhiger wird das Geschaukel (oder gewöhnen wir uns einfach daran und fühlen sie deshalb nicht mehr so stark?). Weiter draussen im Meer sammeln sich die vielen nervösen Wellen zu wenigen grossen Wellen, die etwas schneller sind als wir und uns schräg von hinten voran schieben.

Lange Atlantikwellen, 4-5 Meter von Tal zu Berg, lassen unsere Fahrt zum Liftfahren werden. Die Lupina wird wie von Geisterhand durch die Wellen zum Surfen gebracht
Pia setzt an der Hoheitsgrenze zu Madeira die Flagge von Madeira. Da Madeira zu Portugal gehört, muss sie die Portugiesische aber darüber stehen lassen

Üblicherweise kann man mit einer Tagesstrecke («Etmal») von 100 Seemeilen rechnen. Wir haben in den ersten 24 Stunden ein Etmal von 190, und am zweiten Tag 164 Seemeilen erreicht. Der neue Anstrich scheint die Lupina zu einer richtig schnellen Lady zu machen. Am Mittwoch, 12.9.2018,  morgen früh geht unsere Fahrt viel früher als geplant zu Ende :  um genau 3 Uhr morgens früh setzen wir den Anker vor dem Hafen von Porto do Porto Santo und stellen den Motor ab. Hinter uns liegen 485 Seemeilen und 68 Stunden Fahrt. Nach einer erfrischenden Dusche und einem gemütlichen Ankertrunk fallen wir, nicht mal gross müde, sehr zufrieden in die Kojen.

Nun heisst es für die nächsten paar Tage: Wanderschuhe schnüren und die kleine Insel Porto Santo zu Fuss erkunden. Es wartet eine spannende Landschaft auf uns.

Wellness-Ferien für Lupina in Lissabon

In einer Werft in Lissabon (Centro Nautico de Algés – sehr empfehlenswert, wir sind mit der Art und Weise wie die Leute hier arbeiten sehr zufrieden) darf die Lupina nun die nächsten Tage Wellness-Ferien machen.

Das Unterwasserschiff wird gereinigt und neu mit einer Farbschicht behandelt, welche das Haften von Algen und Muscheln verhindert. Alle Seeventile sollen auf Korrosion und Funktion kontrolliert werden. Die Schlechten werden dann gleich ersetzt. Dann hoffen wir auch, dass ein Raymarine Spezialist die elektrischen Probleme von unserem AIS ausfindig machen kann und sie behebt.

Für uns heisst das nun ein paar Tage Leben an Land – also schon im Schiff, aber aufgestellt auf Stützen mitten irgendwo im Werftgelände. Wir sind neugierig auf die Arbeiten, die gemacht werden, und machen sicher auch ein paar ausgedehnte Landspaziergänge entlang des Tejo-Flusses. Voraussichtlich Anfang/Mitte nächster Woche kriegt dann die Lupina wieder Wasser unter den Kiel und das Reisefieber packt uns erneut.

Das Boot wird mit Gurten unten durch an einem fahrbaren Lift aufgehängt

Link: und schon geht es hoch mit der Lupina

In weniger als 10 Minuten nach der Einfahrt schwebt das Schiff in der Luft und wird gleich weggefahren

 

Link: Lupina fährt mit der berühmten Alinghi über Land

Kaum auf einem Gestell mit Stützen abgestellt beginnt die Reinigung. Zuerst wird der Unterboden mit Hochdruckreiniger gewaschen
Hartnäckige Muscheln werden abgeschliffen und wegpoliert
Der Bugstrahl-Propeller wird ausgebaut und ebenfalls gründlich gereinigt
Und schliesslich die wohlverdiente Wellness-Schamponierung
Während der Reinigung hat der Schlosser die verrosteten und blockierten Seeventile bereits ausgebaut …
… und ist nun daran, die neuen Anschlüsse vorzubereiten
Und wir haben in der Zwischenzeit einen provisorischen Zugang zum Schiff erhalten (für alle Safety Masters: bitte nicht hinschauen, ich weiss es ist gefährlich und nicht konform – aber es macht trotzdem Spass!)

Das Werftgelände wird nun für die nächsten Tage unser Standort sein. Sobald die Arbeiten fertig sind und wir wieder Wasser unter dem Kiel haben, geht’s dann weiter.

 

 

Zu Besuch auf der Lupina in Lissabon

Ganz toll!!!  Ich hab’s geschafft und ziemlich spontan noch einen Flug gefunden um Pia und Köbi zu besuchen. Netterweise hatten sie gerade in Lissabon im Hafen angelegt, weil Köbi ein paar Tage in die Schweiz flog …. Und damit die arme Pia nicht so ganz alleine auf dem Schiff bleibt, war es eben die ideale Gelegenheit. Also ab zum Flughafen und direkt zur Lupina.

Es ist Liebe auf den ersten Blick! Dieses Schiff mit dem «Delphinlächeln» wie Pia es nennt – dem wunderschönen Teakholzdeck und dem grosszügigen Innenraum ist einfach ein Traum. Ich bin gleich zuhause … sowieso ein erklärter Fan von Schiffen aller Art, bin ich einfach nur glücklich, hier zu sein.

Welcome Drink auf der Lupina – so werden Gäste empfangen

Pia und Köbi sind jetzt seit 3 Monaten unterwegs und ich bin ihr erster Besuch. Fühle mit gebauchpinselt und bemühe mich, alles richtig zu machen. Pia und ich sind über 2 Tage alleine in Lissabon und geniessen es, wieder mal ausgiebig zu plaudern und alle News der letzten Monate auszutauschen. Natürlich kommt auch Lissabon nicht zu kurz …. wir laufen und laufen und laufen. Kilometer um Kilometer erkunden wir die Stadt.

Praca do Comércio (Handelsplatz)
Rua da Prata, Einkaufsstrasse und Flaniermeile
Überall begleiten uns die Tramschienen und wunderschöne Bauten in der Altstadt
Electrico Nr. 28 – die alten Trams werden noch gerne und rege genutzt, vor allem in steilen Hängen

Es ist heiss und die Sonne brennt … wir suchen immer wieder Schatten. Dann beschliessen wir, den Hop on Hop off Touristenbus zu nehmen und uns einmal rund um die Stadt fahren zu lassen.

Unterwegs mit dem Hop on Hop off Bus unterwegs. Der Fahrtwind erfrischt

Danach ein wunderbares Nachtessen und wieder laufen, laufen, laufen – am Schluss zurück zum Schiff. Alles in allem haben wir mehr als 20’000 Schritte gemacht und sind entsprechend müde. Trotzdem haben wir noch bis nach 2 Uhr morgens zu reden bevor wir ins Bett fallen.

Ohne zu suchen, direkt bei einer Bushaltestelle, das so heiss geliebte HRC (Hard Rock Café)
Blick über die Altstadt „Alfama“
Gibt es sehr häufig: vornehme, edle Hauseingänge, wo der Adel früher ein und aus ging
Shopping Möglichkeiten in Hülle und Fülle

Auch der nächste Tag läuft so – wir laufen viel, reden viel und geniessen uns und die Stadt. Dann wieder zurück auf dem Schiff und schon bald Mitternacht, kommt Köbi zurück.

Köbi trifft bei seiner Rückkehr dieses Bild an. Ups, da scheint ein ganzes Harem auf der Lupina auf ihn zu warten!!!

Es gibt nur noch einen kurzen Schlummertrunk, denn wieder sind wir todmüde und müssen in unsere Koje. Am Morgen gibt’s einen feinen frischen Kaffee und dann wollen wir endlich segeln. Bis jetzt lag Lupina nur im Hafen und ich will spüren, wie sich die Fahrt anfühlt. Es ist ein wunderschöner, heisser Tag und der Wind kühlt herrlich. Wir verlassen Lissabon und cruisen den Tejo hinab,  kreuzen gegen den Wind hin und her Richtung Cascais. Bald darf ich sogar ans Steuer und es fühlt sich toll an. Ich verstehe zwar wirklich nichts vom Segeln, aber Pia erklärt geduldig alles Wichtige wie steuerbord, backbord, lee und luv, die Vortrittsregeln auf dem Wasser und vieles mehr. Ich sauge alles auf wie ein Schwamm … schliesslich soll dies nicht mein letzter Besuch auf diesem wunderbaren Schiff sein. Und das nächste Mal will ich natürlich mit meinem Fachwissen glänzen!

Mandy souverän am Steuer – Übung macht den Meister
Angekommen am Ankerplatz – nach getaner Arbeit wartet der Ankertrunk
Strand von Cascais. Wir ankern direkt davor

Abends kommen wir in Cascais an, gehen vor Anker in der Bucht und machen uns schön für den Ausgang. Mit «Lupineli» wie Pia das Dinghi nennt gleiten wir zum Pier und laufen in die pittoreske Altstadt. Köbi ist glücklich: alles voller Restaurants und Bars. Wir entscheiden uns schliesslich für ein ganz spezielles vegetarisches Beizli und sind goldrichtig. Das Essen ist fantastisch und die Atmosphäre super heimelig. Nach 7 Gläser Wein (zu dritt natürlich!) sind wir fällig und wollen zurück.

Feines Nachtessen in einem Vegetarischen Restaurant (House of Wonders)

Da wir am Vortag lange gesegelt sind, beschliessen wir am nächsten Morgen nochmal Cascais und Estoril zu erkunden und den wieder sonnigen und heissen Tag auf der Promenade zu geniessen. Wieder laufen wir über 18’000 Schritte und suchen dann erschöpft ein Restaurant für ein ausgiebiges Nachtessen. Diesmal ist es indisch und wieder unglaublich fein …. wir geniessen den Abend, wenn’s auch heute etwas kühler ist und Pia und ich «dummerweise» noch eine Boutique ansteuern «müssen» um uns etwas langärmliges zu kaufen. Und all das nur und aussschliesslich für Köbi, damit wir noch in eine Bar für einen Drink können! Den geniessen wir dann bevor wir mit «Lupineli» zurück zum Schiff fahren.

Und schon bricht der letzte Tag an – die Zeit vergeht wie im Flug und ich «darf» ja noch arbeiten und meinen Bericht schreiben. Das mache ich besonders gerne, weil es ein paar wunderbare Tage waren und ich mich schon sehr auf den nächsten Besuch freue.

Pia und Köbi wünsche ich weiterhin sichere Fahrt, guten Wind und viel Freude an ihrer Lupina. Wirklich ein tolles Schiff!!!

Mandy Stadelmann

Von Porto nach Lissabon

Die nächste Etappe führt uns von Leixoes (bei Porto, Abreise am 23.8.18) über Aveiro, Figuera do Foz, Nazaré und Cascais nach Lissabon (Ankunft 27.8.18).

Nachdem unsere Landausflüge in Porto bei hohen Temperaturen (30+) und stahlblauem Himmel stattgefunden haben, überraschte uns am Tag der Abreise dichter Nebel. Die Windrichtung hatte etwas gedreht. Die warme, eher feuchte Landluft traf auf die kühle Meeresluft, und die Feuchtigkeit kondensierte zu Nebel. Diese für uns total unerwartete Wettersituation sei offenbar in diesem Küstenbereich aber sehr häufig und im Sommer fast normal, wie wir später bei Gesprächen mit Einheimischen erfahren.

Bevor wir jeweils loslegen durchlaufen wir immer das gleiche Prozedere:  zuerst wird nach dem Frühstück die Mannschaft klar gemacht. Das heisst im Wesentlichen die Zähne putzen und sonstige Körperpflege, Sonnenschutz, die dem Wetter angepasste Kleidung anziehen, wärmere Reservekleidung bereit legen, Schwimmwesten und Lifeline griffbereit machen. Danach kommt das Kommando „Schiff klar machen“. Hier geht es darum, sämtliche Fenster und Luken zu schliessen (auch bei ruhigem, schönen Wetter, um vorbereitet zu sein, falls das Wetter sich schnell ändert), alles Material sturz- und kippsicher zu verstauen (Pia ist darin schon eine echte Meisterin), ein paar der heiklen Seeventile (zum Beispiel Toilette) zu schliessen, Navigationsgerät, Radar und Autopilot sowie AIS einschalten. Stromkabel entfernen (manchmal nicht ganz einfach – siehe Bild). Dann wird der Motor gestartet und einige Minuten im Leerlauf warm gelaufen lassen. In dieser Zeit wird das Tagesblatt im Logbuch eröffnet.  Nun sind wir startklar. Ein letzter Rundgang über das Schiff. Es muss nun alles festgezurrt und versorgt sein bis auf Festmacherleinen und Fender. Das geht dann beim Ablegen weg und wird verstaut. Dann gibt’s eine kurze Besprechung, wie das Ablegen ablaufen soll. Meist geht Köbi ans Ruder und manövriert das Schiff aus dem Hafen. Pia löst die Leinen in der vorher abgemachten Reihenfolge. Klappt auch diesmal in  Leixoes prima.

Wie immer in einem Hafen: jedes Schiff will sich mit Strom versorgen. Auch in Leixoes müssen wir unser Kabel suchen (diesmal ist es leicht, da es das einzige Gelbe ist) und dann von den anderen entwirren, bevor wir lossegeln können. Zieht man ein falsches Kabel versehentlich aus, kann das erneute Einstecken zu Problemen in der Elektronik des anderen Schiffes führen (nicht bei unserem, da die Installation entsprechend gegen Spannungs-Schwankungen abgesichert ist)
Die ganze Fahrt von Leixoes nach Aveiro werden wir von dichtem Nebel verfolgt. Unsere Augen kleben am Radarschirm, um andere Schiffe vor uns rechtzeitig zu erkennen
Am nächsten Morgen im Hafen von Aveiro. Die Schiffe liegen im Nebel, verschwinden zeitweise fast darin
Auf der nächsten Strecke von Aveiro nach Figuera do Foz lichtet sich der Nebel gegen Mittag, und die Sonne kommt wieder hervor. Die Luft ist aber über lange Zeit nicht wärmer als das Meer (16-18°C) und kühlt uns auf Grund des Windes stark aus. Da hilft ein gutes Schalen-Prinzip der Kleidung – wenn es sein muss sogar mit Mütze.
Mit der Zeit wird es dann etwas wärmer, vor allem an der Sonne lässt es sich gemütlich im Wind sitzen …
… oder unter dem Dach im Schutz vor dem Wind mit Lesen die Zeit verbringen.
Unterwegs beginnt das in England neu eingebaute und in La Coruña auf Garantie ersetzte AIS Gerät wieder zu spinnen. Dia Status-Lampe wechselt dauernd von Grün auf Rot und umgekehrt …
…. und im Bildschirm kommen im 2 Minutentakt irgendwelche für uns nichtssagende Alarmmeldungen. Diese werden von einem nervigen Piepton begleitet, der erst stoppt, wenn man mit einer Taste quittiert. Irgendwann wird es uns zu nervig, und wir stecken das Gerät für einige Zeit aus. Sorry, das sind dann halt die Momente, wo ihr uns auf MarineTraffik oder anderen Tracking Apps nicht mehr sehen könnt 🙁
Da der Wind meist konstant von hinten kommt, stellen wir unsere Segel in den „Schmetterling“. Das heisst, das Grosssegel wird auf die eine Seite gestellt, das Vorsegel auf die andere. Damit das Vorsegel auch bei hohem Wellengang gut steht und nicht in sich zusammenfällt, wird es mit einer Stange (Fachsprache: Spi-Baum) an seinem äusseren Ende fixiert. Pia bringt auf dem Bild gerade den Niederhalter an, eine Leine, die diese Stange nach unten fixiert.

Im Hafen von Figuera do Foz beim Auslaufen dann wieder mal eine kleine Überraschung. Pia stellt mit ihrer sensiblen Nase fest, dass es irgendwie nach verbranntem Gummi riecht. Und aus dem einen Entwässerungsrohr meint sie sogar ein wenig Rauch aufsteigen zu sehen.  Und irgendwie scheint uns, der Motor töne etwas anders wie sonst. Ein kurzer Blick aus den Austritt des Auspuffes zeigt uns, dass kein Kühlwasser raus kommt. Schreck! Sofort Schiff wieder festmachen und Motor abstellen. Das Problem muss untersucht und bereinigt werden. Ohne Kühlwasser geht der Motor kaputt. Was nun? Es ist Samstag und Geschäfte sind geschlossen! Wir gehen zum Hafenmeister, schildern unser Problem und bitten ihn, uns Hilfe zu organisieren. Widerwillig macht er etwa 3 Anrufe. „In 2 Stunden ist jemand hier, der kann vielleicht helfen“, meint er. Tja, uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten. Zeit auch, zum selber nachdenken. Der Mechaniker braucht Ersatzteile. Wenn die Wasserpumpe defekt ist, braucht es eine Neue. Ich durchsuche mein Arsenal, werde fündig: tatsächlich eine neue Wasserpumpe an Bord (Volvo in Brighton hat mich gut beraten!). Ich öffne die Packung, und siehe da: gut bebilderte und beschriebene Einbauanleitung. Das kann ich selber, denke ich und mache mich ans Werk.

Beim Lesen der kurzen, aber sehr informativen Einbauanleitung
Tatsächlich, die Wasserpumpe hat sich in Kleinteile zerlegt. Rechts auf dem Bild was wir vorgefunden haben, links das neue Teil

Gerade als ich alles ausgebaut und sauber gemacht hatte, kam der Monteur. Er war erstaunt, dass wir alle Bruchteile gefunden hatten. Diese mussten wir aus den Wasserleitungen auf der Ansaug- und der Auslassseite blasen. Mit einer grossen Turnerlunge ging es aber recht gut. Er gab mir dann ein paar Erklärungen, warum so etwas passieren kann und ein paar Tipps, wie ich die neue Pumpe am besten einbauen und dann testen kann. Er war zeitlich sehr knapp und froh, dass er die Arbeit nicht mehr machen musste. Und ich war froh, dass ich nun mehr wusste und bestätigt war in dem, was ich tat. Der Einbau verlief dann problemlos und beim Starten des Motors sprudelte das Kühlwasser in vollem Strahl aus dem Auspuffrohr.

Diese kleine Panne liess uns dann aber erst 3 Stunden später als geplant aus dem Hafen von Figuera do Foz auslaufen und so mussten wir unser Tagesziel um rund 15 Meilen vorverlegen nach Nazare. Dies wiederum zwang uns dazu, dass wir am nächsten Tag eine relativ lange Etappe (65 Meilen, normale Tagesetappe liegt zwischen 30-40 Meilen) segeln mussten. Dies war aber kein Problem: 7 Uhr Tagwache, Frühstück unterwegs unter Segeln, und um 18 Uhr waren wir in Cascais, einer Stadt direkt vor Lissabon.

Cascais wurde unser Ziel, weil ein ehemaliger Arbeitskollege, Antonio da Silva, der dort zusammen mit seiner Frau Pauline die Sommermonate in ihrer wunderschönen und grosszügigen Wohnung verbringt, uns zu sich nach Hause eingeladen hatte. Er war durch den Bericht in der AZ vom 14.8.2018 auf mich aufmerksam geworden und hat mich darauf umgehend kontaktiert.

Bei Pauline und Toni da Silva: sie leben in ihrer tollen Wohnung ganz in der Nähe vom Zentrum Cascais und Hafen. Ausgiebiger Brunch am Montag Morgen
Nach einem kurzen Stadtrundgang mit grossem Fachwissen (Toni ist hier in seiner Jugend aufgewachsen, bevor er in die Schweiz kam) …
… verabschieden wir uns und fahren mit dem Dinghi zur Lupina, die geduldig vor Anker auf uns wartet. Vielen Dank, Pauline und Toni, wir werden uns bald wieder sehen, dann auf unserem grossen Boot!
Dann geht es 2 Stunden den Tajo Fluss hinauf nach Lissabon, an diversen Wahrzeichen (hier das Denkmal für Seefahrer und Entdecker) vorbei …
… und unter der sehr lärmigen Ponte 25 de Abril. Pia wird kurzzeitig nervös („da passen wir nicht unten durch!“) aber der Skipper blieb ruhig – und wir passten durch
Im der Marina Doce Alcantara werden wir von dieser etwa 50cm grossen Qualle begutachtet. Es hat mehrere davon in unserer Nähe aber vermutlich nicht giftig und daher nicht gefährlich. Aber so genau wissen wir es nicht und ausprobieren wollen wir es auch nicht (lach)
Lupina im Hafen Doce Alcantara, der direkt vor der Altstadt von Lissabon liegt

Wir werden nun ca. 2 Wochen in Lissabon bleiben. Köbi reist für 4 Tage in die Schweiz um dort einen ganz tollen Menschen, der infolge eines schweren Krebsleidens viel zu früh verstorben ist, auf seine letzte Reise zu verabschieden. (Beat, du darfst sehr gerne auch zu uns aufs Schiff kommen!) Pia erwartet unseren ersten Besuch, und danach bringen wir die Lupina für rund eine Woche in die Werft. Sie soll unten gereinigt werden, ein neues Antifouling erhalten und korrodierte Seeventile sind zu wechseln. Sie soll für unseren Transatlantik Törn so richtig in Schuss gestellt werden.

Porto – 2. grösste Hafenstadt von Portugal

Wir haben guten Nordwind und kommen zügig im Hafen von Leixões bei Porto an. Da es schon spät am Abend ist, gehen wir kurz vor der Marina vor Anker. Wir werden dann am Morgen in der Marina anlegen und 2 Tage dort bleiben. Wir wollen die Schwachwind-Phase nutzen, um Porto zu besichtigen und um kleinere Unterhaltsarbeiten und eine Reparatur an der Wasserpumpe durchzuführen.

Porto liegt an der Mündung des Flusses Douro und hat Portugal zusammen mit der Zwillingssiedlung Cale auf der südlichen Uferseite den Namen gegeben. Die Stadt ist zwar die Nummer 2 im Land (hinter Lissabon), hat aber ihren eigenen Stolz. Es geht der Stadt gut, es gibt hier viel Industrie (vor allem die Stalhindustrie ist hier stark) Tourismus und vor allem den Portwein. Fast jede bekanntere Marke hat hier an den Ufern des Douro ihren Hauptsitz. Der Douro Fluss und seine steilen Hänge ist ein ideales Gebiet für Reben und der Wein aus dieser Gegend wird weltweit exportiert.

Porto: das Ratshaus der Stadt – nicht pompös, aber doch imposant
Blick über die Stadt. Man findet in der Stadt keine Paläste. Ein Gesetz hat es schon früh dem Adel verboten, sich in der Stadt nieder zu lassen. Die Leute von Porto verstehen sich als fleissiges, arbeitsames Volk, das keinen Adel braucht
Bahnhofhalle von Porto: typische Mischung zwischen Englischer Architektur und Portugiesischer Dekoration. Viele Häuser haben gekachelte Wände. Hier im Bahnhof sind damit imposante Bilder gefertigt worden. England hat viel Einfluss in der Architektur gefunden, weil England früher sehr starkes Interesse daran hatte, dass Spanien auf dem Kontinent ein starkes Nachbarland hatte. Die Hoffnung war wohl, dass die Spanische Armada dann in Europa beschäftigt bleibt und die Engländer in Ruhe lässt.
Wie in Lissabon gibt es auch hier noch Strassenbahnen, ein weiterer Zeugnis des Englischen Einflusses
Abstieg vom Kirchenhügel Sé do Porto durch enge Gassen an den Fluss
Der kräftige Luftzug, der immer durch diese steilen Gassen weht, trocknet die Wäsche im Nu. Hier findet man übrigens noch viele Wäschereien, die offenbar immer noch ihre Daseinsberechtigung haben
Beim Abstieg, Blick auf das nördliche Ende der Ponte Louis I, welche von Gustave Eiffel gebaut wurde
Wahrzeichen von Porto: Brücke und die vielen Portweinschiffe
Darf natürlich nicht fehlen: Degustation von Portwein
Blick vom Fluss an die Häuserzeilen entlang des Flusses

Am nächsten Morgen werden wir durch dichten Nebel überrascht. Der Wind ist fast vollständig zusammen gefallen. Die kalte Luft von Meer (Temperatur des Atlantikwassers ist etwa 16-18°C) trifft auf die feuchte, warme Luft vom Land und führt zu diesem Phänomen, welches hier nicht selten ist im Sommer. Durch den Nebel bleibt auch die Lufttemperatur tagsüber recht tief: war es am Tag zuvor noch über 30°C bleibt das Thermometer nun bei 18-20°C stehen. Für uns ideale Bedingungen, um am Boot zu werkeln.

Die Wasserpumpe (schwarzes Teil mit weissem Label), welche das Wasser vom Frischwassertank zu den Wasserhähnen pumpt, macht seit einigen Tagen komische Geräusche. Zudem haben wir festgestellt, dass jedesmal, wenn sie läuft, Rostwasser aus dem Gehäuse rinnt. Keine gute Situation, die bereinigt werden muss.
Zum Glück haben wir diverse Wasserpumpen von unserem Vorgänger an Bord, darunter auch eine identische Frischwasserpumpe. Aber habe ich auch die erforderlichen Dichtungen und Dichtmittel? Eine kleine Auslegung des Vorhandenen zeigt: ja!
Und auch Werkzeug ist genügend vorhanden
Also geht’s los an die Arbeit. Die Verhältnisse sind sehr eng. Köbi quetscht sich über den Motor, um zur defekten Pumpe zur gelangen
Der Raum ist knapp, aber mit etwas Geduld und ein paar Schweisstropfen gelingt es, die defekte Pumpe auszubauen, und die neue zu montieren. Probelauf! Die Pumpe tönt perfekt und das Wasser sprudelt mit vollem Strahl aus den Hähnen. „Gute Arbeit!“ denke ich, bis Pia ruft: „diese Pumpe tropft auch!“ Schock!! Ein kurzer Check zeigt, dass der Anschluss auf der Hochdruckseite nicht dicht ist. Typischer Fehler: ich habe die Dichtung inspiziert und als noch als tiptop befunden. Offenbar war das eine falsche Beurteilung. Neue Dichtung rein – und dann war’s gut. Reparatur erfolgreich nach 4 Stunden Arbeit 🙂
Pia hat in der Zwischenzeit unser Schiff von oben bis unten gewaschen und geputzt. Die Lupina glänzt zufrieden. Dass solche Reinigungen ab und zu nötig sind, zeigt das Bild von unserem Nachbarboot, das seit zwei Monaten nicht mehr unterhalten wurde. Muscheln haften sich überall fest.

Nach Porto geht’s weiter südwärts. Wir wollen ungefähr in 4 Tagen in Lissabon sein. Ein Blick auf die Wetterkarte gibt uns grünes Licht dazu

Bild von der aktuellen Windkarte: tolle Wettersituation! Wind aus nördlicher Richtung, 25-30 Knoten, da fliegen wir fast
Zeit, uns aus Porto zu verabschieden und nach Süden zu ziehen. Bis bald!