Am 16. April 2019 machen wir uns von Petit Saint Vincent auf
in ein neues Land: Grenadan Grenadines. Dieses Land setzt sich aus diversen
Inseln zusammen, die von Grenada aus verwaltet werden. Es besteht aus drei
grösseren Inseln (Grenada, Carriacou und Petit Martinique) und vielen kleineren
Inselgruppen. Wir steuern die Östlichste davon, Petit Martinique, an.
Auf Petit Martinique gibt es zwar keinen Zoll, wo wir einklarieren können, aber wir setzen trotzdem pflichtbewusst die neue Landesflagge und die gelbe Quarantäneflagge, als wir die Hoheitsgrenze von Grenadan Grenadines überquerenPetit Martinique ist gerade mal 2.4 Quadratkilometer gross. Die rund 900 Einwohner leben auf der Westseite der Insel, die Ostseite ist unbewohnt und dem vorherrschenden Passatwind ausgesetzt. Die fast runde Form der Insel verlockt uns zu einer Umrundung zu Fuss. Mal sehen, ob wir im Westen einen Weg finden (gemäss Karte gibt es keinen)Das Parkieren mit dem Dinghi ist auch hier eine Herausforderung. Nicht Anlegen und Aussteigen sind schwierig (wir sind ja sportlich 😊), aber das Boot so zu fixieren, dass es auch nach ein paar Stunden bei Schwell und wechselnden Winden noch dort steht, wo es stehen soll und nicht mit dem Motor irgendwo gegenknallt oder unter dem Pier eingeklemmt wirdWir machen eine wunderschöne Wanderung um die Insel. Es ist zwar sehr heiss, aber der dauernd blasende Wind trocknet den Schweiss vorzu weg. Wir finden einen Ziegenpfad, der uns im Osten der Insel durch eine abwechslungsreiche Buschlandschaft führt und das offene Wegstück überbrückt
Am nächsten Tag segeln wir weiter nach Carriacou, hinter
Grenada die grösste Insel des Landes. Rund 7000 Einwohner leben auf der rund 30
Quadratkilometer grossen Insel. Gemäss unserem Reiseführer gibt es in der
Hauptstadt Hillsborough Immigration und Zollbehörde, wo wir einklarieren
können. Bevor wir dort an Land gehen verbringen wir eine Nacht in einer kleinen
einsamen Bucht (Anse La Roche im Norden der Insel, wunderbares
Schnorchelgebiet) und können dort unter anderem dutzende von Leguanen
beobachten, wie sie am menschenleeren Sandstrand am helllichten Tag Löcher
buddeln und ihre Eier hinein legen.
Bay von Hillsborough, Carriacou. Wir finden eine fast leere Bucht vor und sind das einzige Segelschiff vor Anker gleich neben dem Pier. Weiter draussen in der Distanz liegen ein paar Segelschiffe vor dem kleinen, flachen Sandy Island (Insel wie ein Hufeisen) vor Anker. Dorthin wollen wir später auch noch, aber zuerst müssen wir nun an Land und einklarieren
An
Land finden wir zwar ein Immigrationsbüro, aber keinen Zoll. Die freundliche
Immigrations-Dame, die gerade vom Mittagessen zurückkommt und die letzten Bissen
genüsslich fertig kaut, erklärt uns, dass der Zoll kürzlich in die Tyrell Bay
im Süden der Insel verlegt wurde. Nun ist uns auch klar, dass es keine Schiffe mehr
in Hillsborough vor Anker hat. Alle, die ein- oder ausklarieren wollen, müssen
in die Tyrell Bay, eine Bucht, die von fast allen Winden und Wellen gut
geschützt ist. Was machen? Da bisher noch nie jemand das Boot sehen wollte,
schnappen wir uns den nächsten Bus und fahren in die rund fünf Kilometer
entfernt gelegene Tyrell Bay. Dort in der Marina finden wir denn auch
tatsächlich Immigration und Zoll schön vereint in einem kleinen Büro. Langsam
sind wir mit der Prozedur vertraut, und schnell haben wir das
Einklarierungsdokument von Hand ausgefüllt und die nötigen Stempel in unserem
Pass. Der Mann lächelt sogar verständnisvoll, als Pia ihn bittet, den Stempel
doch bitte auf die nächste leere Seite im Pass und nicht irgendwo zu
platzieren. Das ausgefüllte Formular landet auf dem grossen Stapel auf dem
Beistelltisch. Und schon sind wir auch hier legal im Land.
Der Beistelltisch im Immigrations- und Zollbüro überquillt von Formularen (Tyrell Bay,Carriacou)Keine Formulare, aber viel Ware in den Gestellen der Lebensmittel Läden. Waren auf den anderen Inseln bisher die Läden doch eher spärlich bestückt, scheint hier die Versorgung doch reichlich und auch vielseitiger zu sein. Aber auch hier sind Grundnahrungsmittel wie etwa Bohnen, Reis, Linsen, Mehl, etc. von Hand in Plastiksäckchen abgepackt und einzeln angeschrieben. Zum Glück haben wir von den Kanaren noch leere Eierschachteln: Eier werden nur offen und einzeln verkauftSogar Gewürze in vielseitiger Auswahl sind fein säuberlich abgepackt und angeschriebenAm Karfreitag machen wir eine Wanderung von Hillsborough quer über die Insel auf die Ostseite, wo wir eine wunderschöne Küstenlandschaft antreffen. Wetter und Sicht sind gut und am nördlichen Horizont sehen wir die südlichsten Inseln von Saint Vincent and the Grenadines (Pia mit Langarmbluse, als natürlicher Sonnenschutz)Auch am Wanderweg: die offizielle Müllhalde. Wir haben bereits in Hillsborough festgestellt, dass sich die Regierung und diverse Umwelt-Organisationen dafür einsetzen, dass Müll ordentlich eingesammelt und entsorgt wird. Und es funktioniert hier tatsächlich besser, als auf anderen Inseln. Dass aber Plastiktaschen vom Wind kilometerweit verfrachtet werden und überall in Sträuchern und Bäumen hängen bleiben, oder dass sich Haustiere wie hier eine Herde Esel den Bauch mit Müll statt gesunden Gräsern vollstopfen – das stört (im Moment noch) niemandenNeubau am Strassenrand: was fehlt hier?? (Auflösung ganz am Schluss)Die Karfreitags-Wanderung ist einiges länger und anstrengender geworden, als geplant. Aber jetzt wissen wir es: an öffentlichen Feiertagen fahren keine Busse. Wir schaffen es aber nach fünf Stunden doch noch zurück nach Hillsborough, und nach ein paar erfrischenden Rum Punches sind wir wieder voller Energie und TatendrangAm nächsten Tag zieht es uns in den nördlichen Teil der Insel. In ein Naturschutzgebiet mit Mangrovenwald und Brutgebiet von WasserschildkrötenDer Fusspfad ist sehr spannend angelegt und führt zuerst durch den durch einen Hurrikan aufgeschwemmten, zerstörten Teil des MangrovenwaldesVogelbeobachtungstand. Leider ist die Tageszeit wohl nicht so ideal und wir sehen nur wenige Vögel …… dafür eine wunderschöne Küstenlandschaft, wo sogar dieser gestrandete alte Kahn irgendwie ins Bild passtGestrandete, verwahrloste und verrostende Schiffswracks sehen wir auf Carriacou erstaunlich viele. Eines schwimmt sogar, offensichtlich noch am Anker, ganz prominent in der Bucht von HillsboroughNicht nur auf Carriacou, aber hier ganz besonders, wird immer noch die alte Kunst des Holzschiffbaus rege gelebt. Im Ort Windward auf der Ostseite der Insel sehen wir mehrere Schiffe, die sich im Bau befinden. Bei diesem Exemplar ist gerade der Kiel gelegt und die ersten Spannten verbaut wordenUnd noch ein Wrack. Dieses liegt direkt am Strand vor dem lokalen Flughafen. In anderen Reiseberichten lesen wir, dass hier sogar mal jemand eine Strandbar einrichten wollte. Das muss aber schon sehr lange her sein, denn das dicke Stahlblech des Rumpfes und die restlichen Innereien sind schon längst massiv durchrostetWunderschöner Spaziergang durch die Mangroven um den Flughafen herum an den Paradise Beach im Südwesten von CarriacouPause am Paradise Beach bei kühlem, lokalem Bier (Marke: Stag) und wunderbarer Aussicht. In dieser Jahreszeit hat es nur noch wenig Touristen und der Strand ist fast menschenleer. An Wochenenden wird er aber sehr rege von Einheimischen besuchtDie vielen vorhandenen Restaurants und Strandbars buhlen um die wenigen Kunden, die es hat. Hier wird ein Fussbad für die sandigen Strandfüsse angeboten …… und hier gratis PC Benutzung mit WiFi
Tja, und nun kommt der Finger-Mann! Von Hillsborough wollen wir am Ostersonntag weniger als eine Meile zur Sandy Island verlegen. Diese Insel ist in einem Naturschutzgebiet und verspricht herrliches Baden und Schnorcheln. Zur Schonung der Korallen sind Bojen ausgelegt, an denen man festmachen muss, ankern darf man nicht, oder nur auf spezielle Anordnung des Ranchers. Es weht eine kräftige Briese, gut 20 Knoten Wind. Mehrmals sind wir sehr nahe an der Boje, an der wir festmachen wollen, kriegen aber die Schlaufe, die unten an der Boje im Wasser hängt, nicht zu fassen. Pia versucht es mit dem Bootshaken, dieser verfängt sich und wird ihr bei einer der kräftigen Wellen aus der Hand gerissen. Als wir wieder nahe an der Boje sind, springt Köbi beherzt ins Wasser, greift die Festmacheröse der Boje, und zieht die Festmachertrosse durch. In diesem Moment wirft eine starke Welle das Schiff kräftig hoch. Es gibt plötzlichen Zug auf die Trosse und Köbi verklemmt seine Hand zwischen Bojenöse und Trosse. Resultat: zwei Finger ausgerenkt, zwei Finger gequetscht und am Mittelfinger die Fingerkuppe abgerissen. Übung Abbruch!
Mit stark blutender Hand an Bord, Notverband, unter Motor volle Fahrt in die Tyrell Bay, Anker runter und über Funk ein Wassertaxi angefordert für den Transport an Land. Es ist Ostern- niemand arbeitet. Es findet sich aber doch einer, der uns an Land bringt. Als er unsere Notlage sieht, will er nichts für den Transport. Wir geben ihm trotzdem was. Dann mit Privatfahrzeug ins Spital der Insel (liegt auf einem Hügel mit phantastischer Aussicht). Dieser Fahrer ist weniger kulant und nützt die Gelegenheit: er verlangt ungeniert das doppelte, was ein Taxi kosten würde. Sehr ungewöhnlich für einen Einheimischen, aber wir diskutieren nicht. Der Empfang im Spital ist sehr speziell (vornehm ausgedrückt). Köbi zeigt den Finger mit dem blutigen Verband. Unbeeindruckt und offenbar leicht verärgert, weil sie in ihrem Nichtstun gestört wurde, steht die Dame am Empfang nach einer Weile auf. Streckt Arm mit Zeigefinger am Ende aus und verweist Köbi an einen Eingang am anderen Ende des Spitals. Ein Wartesaal mit etwa 10 Personen drin. Keiner davon mit offensichtlicher Verletzung oder Gesundheitsproblemen. Nach einer halben Stunde geht Pia zurück und will erklären, dass die Wunde so schnell wie möglich versorgt werden sollte. Ergebnislos kommt sie zurück. Also: warten! Bald einmal öffnet sich die Türe und eine Schwester schaut sich im Warteraum um. Sie winkt eine Patientin zu sich, schaut aber gebannt auf Köbi’s blutigen Verband. Vermutlich hat es darauf in der Notaufnahme eine kurze Aussprache gegeben, denn bald darauf kommt die Schwester wieder und winkt Köbi in die Notaufnahme. Check und Diagnose verlaufen dann speditiv, mit sehr einfachen Mitteln zwar, aber sehr zweckmässig. Die junge diensthabende Ärztin macht einen hervorragenden Job und näht zusammen, was noch zu nähen ist. Sie scheint sich solche Arbeiten gewohnt zu sein.
Das abgequetschte Fingerende des Mittelfingers wird im Spital von Carriacou so gut wie möglich vernähtRund drei Stunden nach dem Eintritt ins Spital sitzt Köbi mit prominent dickem Verband auf der Bank vor dem Spital und wartet auf das Taxi zurück in die Tyrell Bay
Dieser kleine Zwischenfall sorgt nun dafür, dass wir noch
etwas länger auf Carriacou verweilen werden. Wir wollen erst weiter, wenn die
Wunde sich geschlossen hat und kein Infektionsrisiko mehr besteht.
Der Verband muss vorläufig jeden Tag gewechselt werden, was uns täglich nach Hillsborough zur Krankenstation führt (es gibt Leute die meinen, bei diesen hübschen Krankenschwestern dauert der Heilungsprozess länger ;))
Es ist irgendwie lustig, aber auch sehr schön, die Reaktion
der Leute zu beobachten. Jeder spricht Köbi sofort auf den Finger an und fragt sorgenvoll
und interessiert, was passiert ist. Wohl schon fast die halbe Insel kennt
unsere Geschichte und sehr oft wird Köbi mit einem lustigen «Hi Finger-Man»
begrüsst
Köbi’s Verletzung hat auch ihr Gutes: ab sofort darf (muss?) Pia für die nächsten Wochen die Routinen von Köbi, wie hier das Tauchen des Ankers, oder Dinghi Wassern und Starten übernehmen
Auflösung zu Bild 11: werden sonst bei Neubauten hier immer zuerst die Eingangstreppen betoniert und erst dann Fundament-Stützen und Haus gebaut, fehlt hier eine Treppe
Unser Tagesziel ist die Chatham Bay auf Union Island, als wir am 9. April 2019 von der Salt Whistle Bay in Mayreau losfahren. Die Distanz beträgt nur gerade rund fünf Seemeilen. Wir nehmen uns Zeit, segeln gemütlich unter halber Kraft (nur die Genua ist halb gesetzt) und nutzen die Gelegenheit, um Wasser zu machen und unseren Tank wieder zu füllen. Nach einem kleinen Umweg über die Nordküste zum Sightseeing setzen wir nach etwas mehr als zwei Stunden den Anker in der Chatham Bay, einer riesigen Bucht mit fast keinen Schiffen, aber super gutem Ankergrund. Von hier aus wollen wir den nördlichen und östlichen Teil der Insel erkunden. Aber zuerst bewaffnen wir uns mit Schnorchel und Flossen und geniessen ausgiebig das wunderbare Schauspiel unter uns im glasklaren Wasser. Besonders entlang des felsigen Nordufers hat es riesige Fischschwärme. Wie dunkle Wolken bewegen sie sich synchron im Wasser. Manchmal haben wir den Eindruck, sie suchen unsere Nähe. Sie schwimmen mit und um uns, als ob sie sich von uns «grossen Fischen» Schutz vor ihren Feinden, den Barracudas und dergleichen, erhoffen.
Die Chatham Bay auf Union Island. Die Wassertiefe ist fast überall 3-10 Meter und das Wasser ist glasklar – ideal zum Schnorcheln. Für uns die schönste Bucht auf Union IslandIn der Chatham Bay erleben wir – einmal mehr – traumhafte SonnenuntergängeWie überall erwandern wir auch diese Insel. Hier sind wir von der Chatham Bay rund einhundertfünfzig Meter hoch über den Berg gestiegen und bekommen diesen wunderbaren Ausblick über die Nordküste von Union IslandAbstieg wieder zurück zum Schiff. Dem genauen Beobachter dürfte die Wanderausrüstung ins Auge stechen: ja, genau -es sind tatsächlich Flip-Flops die Köbi trägt! Seit den Kapverden haben wir uns den Einheimischen angepasst und machen auch hier alle Wanderungen ausschliesslich mit dieser Besohlung, egal welches Terrain und Distanz. Mittlerweile sind wir absolut trittsicher damit!Wundervolle Natur am Wegrand: da kullert uns ein Schneckenhaus vor die Füsse. Beim genaueren Hinschauen sehen wir, da ist ein Landkrebs drinUnsere Lupina (Bildmitte) wartet geduldig in der Chatham Bay, bis die Wanderer mit Flip-Flops wieder zurückkommenAb und zu erhalten wir Bemerkungen wie: «ihr tragt ja immer die gleichen Kleider!» Ja, stimmt! Hier ist die Erklärung dafür: alle 1-2 Wochen ist Waschtag. Da wird alles gewaschen und an Sonne und Wind getrocknet. Der warme Wind ersetzt den Tumbler. So ist alles schnell wieder einsatzbereit und statt im Kasten zu versorgen, ziehen wir es gleich wieder anNach der Wäsche die Erholung für Pia: ein kühles Bier in der einzigen Hotelbar an der Chatham Bay. Eine Aussicht wie ein Gemälde
In der Chatham Bay sehen wir einen Katamaran mit einer Schweizer Flagge im Mast. Spontan fahren wir mit unserem Dinghi vorbei, um «grüezi» zu sagen und machen Bekanntschaft mit Gervaise und Didier (aus Vevey) mit ihrem behinderten Sohn Damien. Die beiden sind pensioniert und erfüllen sich nun einen fast 20-jährigen Lebenstraum, indem sie für vier Monate zusammen mit ihrem Sohn die Karibik besegeln. Wir erleben mit ihnen zusammen einen sehr beeindruckenden und lustigen Nachmittag in einer der wenigen Strandbars. Didier hat für seinen Sohn über die Jahre viele Lieder komponiert und diese in fetzige Blues, Rock oder Country Musik verpackt. Die Einheimischen erlauben ihm, seine Musik über die grossen Lautsprecher abzuspielen. Es ist rührend zu beobachten, wie Damien sofort auf «seine» Musik reagiert und uns alle zum Tanzen mitreisst, auch die Einheimischen. Sehr, sehr eindrücklich zu erleben, wie diese Eltern für ihr behindertes Kind und mit ihm leben. Das Kind ist in diesem Moment total glücklich. Die Einheimischen erzählen uns bewundernd und fast ein wenig beschämt, dass hier der Umgang mit Behinderten ganz anders ist, und dass behinderte Kinder versteckt und weggesperrt werden. Wir freuen uns alle, dass es hier in diesem Moment anders ist. Chapeau à nos amis de Vevey! Beim nachhause Weg gibt uns Didier noch zwei CDs von ihm mit, die wir zurück auf der Lupina auch sofort in unseren CD Player stecken, und jedes Lied Wort für Wort aufsaugen.
Fröhliche Tanzeinlage zur Musik von Didier (ganz rechts), die er für seinen Sohn (3. von rechts) komponiert hatNach 2 Tagen verlegen wir nach Ashton und ankern vor der vorgelagerten Frigate Island. Ashton ist eine der zwei grösseren Siedlungen auf Union Island. Unser Landbesuch ist eine reine Ernüchterung: dieses Dorf (rund 1’000 Einwohner) mit seiner wunderschönen Bay, die von Mangrovenwäldern umgeben ist, hat offenbar den Anschluss an die Entwicklung nicht geschafft und ist am Dahinserbeln. Fast die Hälfte der Häuser ist unbewohnt, sie zerfallen und geben ein trauriges Bild abAshton: zumindest eine Arztpraxis gibt es in diesem DorfEiner der Gründe, warum Ashton zwischen Stuhl und Bank gefallen ist, ist ein Investitionsprojekt, das so ziemlich in die Hose ging. Das Projekt sah vor, die Bay durch Aufschütten von Dämmen in eine grosse Marina mit Hotel Resort umzuwandeln. Diese Dämme aber störten den natürlichen Wasserfluss, was zu einer schnellen Auflandung der Bay führte. Die ausländischen Investoren quittierten ihre Bücher und hinterliessen das Schlamassel den Einheimischen. Um die Wasserzirkulation wieder zu aktivieren und zumindest die schönen Mangrovenwälder zu retten, wurde ein Teil der Dämme wieder abgetragen und die Übergänge durch Hängebrücken (Bild) ersetzt. Das Wasser zirkuliert wieder, aber die ganze Bay ist heute viel zu flach für eine MarinaNatürlich beachten wir diese Vortrittsregel 😊Nach dem ernüchternden, strandlosen Ashton brauchen wir wieder ein Highlight und hüpfen kurz für einen Tag zur vorgelagerten Insel Palm Island. Palm Island bietet einen Strand, wie man ihn aus Ferienprospekten kenntPalm Island: Das Innere der Insel gehört zu einem Hotel Resort und ist leider nur für Hotelgäste zugänglich. Stört uns nicht! Wir geniessen Strandbar und die Aussicht auf Union Island, und zwischendurch nutzen wir das starke WiFi, um unsere Home Page zu aktualisierenPalm Island: dieser rund ein Meter lange Bursche ist Gast des Hotels und ist angeblich handzahm. Wir halten respektvollen AbstandNach Palm Island verlegen wir unseren Liegeplatz in die Lagune vor Clifton, der grösseren Agglomeration auf Union Island. Ein Ankerplatz, wie aus dem Bilderbuch! Gut geschützt vor Wellen, offen für den kühlenden Wind, der auch unseren Windgenerator ordentlich zu drehen vermag 😊Vor dem Bougainvilla Hotel in Clifton gibt es sogar eine eigens dafür vorgesehene Dinghi Landestelle. Eng zwar, aber nüchtern geht’s problemlos rein 😉Clifton, mit rund 2’000 Einwohnern die Hauptstadt von Union Island. Ein wohltuender, farbiger Gegensatz zu Ashton. Hier pulsiert das Leben, und Yachties, wie wir es sind, fühlen sich willkommenGesehen in Clifton: Unternehmen mit Geschäftssinn: warum nicht gleich den Kunden, die sich Haare und Bart schneiden lassen, ein Getränk verkaufen? Der erste Kunde wartet schon 😊Wie funktioniert eigentlich die Stromversorgung auf einer Insel? Die meisten Inseln produzieren ihren Strom selber mit kleinen Dieselkraftwerken (Gebäude mit weissem Dach in der linken Bildmitte). Auf den fortschrittlicheren Inseln kommen nach und nach auch alternative Energiequellen zum Zuge, wie hier auf Union Island Solarzellen. Obwohl der Passatwind in diesen Gegenden fast garantiert ununterbrochen weht, sieht man noch fast keine Windanlagen. In persönlichen Gesprächen mit Einheimischen erfahren wir, dass einer der Hauptgründe für die sehr zögerliche Entwicklung von alternativen Energien das fehlende Vertrauen in diese Energiequellen ist. Schade, denn Sonne und Wind gibt es hier in Hülle und FülleAm Weg mehrmals gesehen dieses Phänomen der Natur: ein oranges Gewächs legt sich wie ein Spinnennetz über andere Pflanzen, wie Bäume und Sträucher, und scheint diese offenbar zu erstickenAussicht vom Fort Hill über die Bay von Clifton, das Riff und Palm Island (im Hintergrund). Unsere Lupina liegt ganz rechts am BildrandHappy Island: Ein findiger Einheimischer hat vor rund 20 Jahren auf dem Riff vor Clifton eine kleine Insel aus Meeresmuscheln aufgeschüttet und darauf eine kleine Bar und Imbissbude eingerichtet. Heute wachsen sogar Palmen darauf, und aus dem Provisorium ist in der Zwischenzeit eine weit herum berühmte Tränke für durstige Skipper und deren Crews gewordenNatürlich machen auch wir einen «Tankstopp» auf Happy Island. Es ist früher Nachmittag und noch recht leer. Gegen Abend geht dann jeweils die Post abAm 15. April klarieren wir am kleinen Flughafen in Clifton aus dem Staatsgebiet von «Saint Vincent and the Grenadines» aus. Weiter südlich beginnt das Staatsgebiet von «The Grenadan Grenadines». Bevor wir aber dorthin segeln, statten wir der letzten kleinen Insel, Petit Saint Vincent, einen kurzen Besuch ab. Auf dem Bild verlassen wir Clifton mit Kurs Richtung Petit Saint VincentPetit Saint Vincent ist die letzte Insel, die zu «Saint Vincent and the Grenadines» gehört. Sie sieht auf der Karte klein und einladend aus. Ähnlich wie Palm Island, wird auch diese Insel von einem Hotel Resort eingenommen. Wir lesen, es sei eines der teuersten Hotels in der Karibik. Ein Blick auf die Preisliste für Hotelzimmer scheint dieses Statement zu bestätigen. Wir finden keinen Preis unter 1’000 USD (pro Person pro Nacht!). Unser Spaziergang dem wundervollen Strand entlang wird nach ein paar Metern auch bereits abrupt durch ein Schild gestoppt. So verziehen wir uns schnell wieder auf die Lupina, und geniessen den vorläufig letzten Abend in «Saint Vincent and the Grenadines» in trauter Zweisamkeit, umgeben von fantastisch leuchtendem türkisfarbenen Wasser
Am 4. April verlassen wir die Welt der Prominenten und tauchen wieder ab ins Reich der Irdischen, oder kurz: wir segeln weiter zur nächsten Insel, die Canouan heisst.
Unterwegs nach Canouan liegt die kleine Insel Savan Island. Diese ist unbewohnt und dient nur ab und zu einem Fischer als Zufluchtsort, da sie gut von einem Riff gegen Wellen und Strömung geschützt ist. Hier legen wir einen Schnorchel- und Badehalt ein. Herrlich klares Wasser und viele bunte Fische bekommen wir zu sehen. Wir entdecken auch, und das hat uns ein wenig entsetzt, mehrere leere Schildkrötenpanzer, die mit einem Stein auf den Meeresboden versenkt worden sind. Da werden offensichtlich immer noch Meeresschildkröten bejagt und getötet, obwohl es eigentlich verboten ist
Auf Canouan ankern wir in der Charlestown Bay. Die Insel sieht fast aus wie ein «J» und lässt sich grob in drei Teile unterteilen. Der Norden der Insel gehört einem privaten Unternehmen, das hier ein luxuriöses Boutique-Hotel mit 18-Loch Golfplatz errichtet hat. Dieser ganze Bereich ist privat und man braucht eine Zutrittsberechtigung, wenn man auf diesen Teil der Insel will. Wollen wir nicht. Der mittlere und südliche Teil der Insel ist frei zugänglich und wir erkunden diesen Bereich ausgiebig zu Fuss. Im mittleren Bereich wohnen die Einheimischen, rund etwa 1’500 Einwohner. Hier befindet sich auch die grosse Bucht mit seinen guten Ankerplätzen. Der dritte Bereich ist dann das ganze Südufer der Insel. Hier ist vor kurzem eine grosse, topmoderne Marina errichtet worden die Yachten bis zu 110 Meter Länge Platz bietet. Gleich parallel zu dieser Marina verläuft der Flughafen der Insel, dessen Piste lange genug ist, so dass auch Düsenjets darauf landen können.
Charlestown Bay mit dem örtlichen Dieselkraftwerk im Vordergrund. Im Vergleich zu anderen Inseln scheint uns der Lebensstandard hier über dem Durchschnitt zu liegen. Es finden sich nur noch wenige bewohnte Holz- oder BlechhüttenBlick auf die neue «Marina of the Grenadines». Preis und Nachfrage spielt offensichtlich noch nicht so gut, denn bei unserer Besichtigung lagen gerade mal etwa fünf Schiffe in der Marina, die eigentlich für weit über 100 Schiffe konzipiert ist. Es wäre der Marina zu wünschen, dass sie bald das richtige Preisniveau findet und sich die leeren Stege füllenDie wunderschöne, aber auch (noch) fast leere Bar in der Marina, welche auch zu einem neuen Hotelresort gehörtEs gibt auch die einfacheren – und ebenso interessanten Bars. Als Beispiel dient hier die Coconut Bar, in der Bucht wo wir vor Anker liegen, gleich neben dem Fährterminal an vorderster Strandlage. Fein und ordentlich herausgeputzt macht sie uns einen einladenden EindruckDer Barkeeper, ein fröhlicher, aufgestellter Typ, begrüsst uns mit einem Handschlag und einem sympathischen «welcome to paradise!». Diese Einladung nehmen wir doch gerne an, setzen uns an einen Tisch und geniessen ein kühles «Hairoun», das Bier dieser Gegend. Man beachte den Bierdeckel: ein Baumblatt, dass der Barkeeper kurzerhand vom Baum pflückt
In
der Coconut Bar treffen wir einen Mann in unserem Alter mit seiner nicht ganz
20-jährigen Tochter an. Ihn und seine Familie hatten wir kurz vorher schon in
der neuen Marina gesehen. Spontan kommen wir ins Gespräch und erfahren, dass
eine der beiden grossen Motoryachten in der Marina ihm gehört und dass er
gerade mit seiner Familie zwei Wochen Ferien darauf verbringt. Insgesamt
benutzt er seine Yacht, die er aber nicht selber fahren kann, nur etwa zwei
Monate im Jahr. Den Rest der Zeit überlässt er sie mit der ganzen Crew an Freunde
und Kollegen. Er kenne die Schweiz, erwähnt er, alle drei Monate fliege er nach
Zürich zur Stammzellen Auffrischung. Offenbar mit gutem Erfolg, denn für sein Alter
sieht er wirklich sehr gut aus! Seine Frau fährt ein Bentley, sein Sohn besitzt
zwei Porsches, seine Tochter einen Mercedes 500SL Cabrio und er zur Zeit einen
Lamborghini. Simon, wie er sich uns vorstellt, ist Engländer und hat sein
Vermögen durch Organisieren und Durchführen von grossen Musikkonzerten und
Musicals gemacht. Heute gehören ihm mehrere eigene Firmen, vorwiegend in der
Catering Branche. Wir haben ein kurzweiliges und lockeres Gespräch und erfahren
in kurzer Zeit viel über eine interessante Person. Wir werden in Zukunft nach seiner
Yacht Ausschau halten 😊
Als wir bei unserer Ankunft in der Charlestown Bay beim Ankern sind, kommt uns dieses Schiff immer näher und näher, und der Skipper winkt uns gestenreich zu. Immer wieder zeigt er auf unsere Flagge, bis wir endlich merken, dass es auch ein Schweizer ist. Hanspeter Bättig ist mit seiner SY Tamango 2, einer 53 Fuss langen Amel, seit bald drei Jahren auf Weltreise. Spontan kommt er zum Ankertrunk auf unser Schiff und Pia lädt den Ostschweizer auch gleich zum Nachtessen einHanspeter ist ein leidenschaftlicher Koch und lädt uns für den nächsten Tag zum Langusten und Krabben Essen ein. Er zeigt uns im Detail, wie das Kochen und Zubereiten geht. Aber das Öffnen der Tiere und das Herauslösen des Fleisches ist ein schwieriges Unterfangen und braucht Übung. Diese geht Köbi offensichtlich noch ab 😉
Die Inseln in dieser Gegend der Karibik sind gut
überschaubar und klein, und die Distanzen dazwischen relativ kurz. Ein ideales
Gebiet für Segelferien von 2-3 Wochen. Es ist daher verständlich, dass man hier
auch mehrheitlich Charteryachten sieht, Yachten also, die von Freunden oder
Familien gemietet werden. Es gibt auch Yachten, vor allem die grösseren, die
werden mit einer Crew zusammen vermietet. Erstaunlicherweise sind die meisten
der Charteryachten heute Katamarane. Einrumpfboote, wie die Lupina eines ist,
sieht man nur noch selten als Charteryacht. Beim Ankern muss man da gut
aufpassen. Die beiden Schiffstypen verhalten sich sehr unterschiedlich beim
Schwojen um ihren Anker. Weil ein Katamaran eine grosse Angriffsfläche für den
Wind hat und nur flach im Wasser liegt, reagiert dieser viel schneller auf sich
ändernden Wind am Ankerplatz. Ein Schiff wie unseres mit einem Kiel, der tief
ins Wasser reicht, und das relativ wenig Angriffsfläche für den Wind bietet,
reagiert viel träger. Zum Glück sind die Ankerplätze meist gross und wir haben
genügend Platz. Wenn es einmal etwas enger ist, bleiben wir meist hinten im
Feld in sicherer Distanz. Das hat den Nachteil, dass es weiter draussen eher
etwas mehr rollt, was uns aber überhaupt nicht stört.
Am 6. April verlassen wir die Charlestown Bay und ziehen
weiter südwärts. Ziel sind die Tobago Cays, eine Inselgruppe von fünf winzig
kleinen Inseln, die umgeben sind von einem riesigen Korallengürtel. Gut
geschützt gegen die Atlantikwellen, aber offen dem Wind ausgesetzt. Die Tobago
Cays bieten wunderschöne Sandstrände, glasklares und angenehm warmes Wasser und
immer noch massenhaft bunte Fische, mit denen man stundenlang mitschwimmen
kann. Diese Inseln sind längst kein Geheimtipp mehr und deshalb Ziel eines
jeden Chartertörns. Dies hat die Konsequenz, dass die Ankerplätze, die alle in
einem gut regulierten Schutzpark liegen, meist sehr dicht belegt sind.
Tobago Cays: wir liegen am Anker zwischen zwei kleinen Inseln. In dieser engen etwas tieferen Passage herrscht immer ein Strom von ein bis zwei Knoten. Zusätzlich bläst der Wind aus der gleichen Richtung mit konstant 15-18 Knoten. Wir geben dem Anker viel Kette (je mehr Kette, umso besser der Halt) und unser Schiff bleibt fest verankert im türkisfarbenen Wasser. Viel Wind bedeutet für uns auch, dass die Batterien vom Windgenerator gefüllt werden!!!Tobago Cays: Blick über unseren Bug vom Ankerplatz aus. Weit weg am Horizont zeigt sich eine weisse Welle. Das ist die Stelle, wo das vorgelagerte, hufeisenförmige Riff die Wellen bricht und das Wasser glättetTobago Cays: 7. April, Pia überrascht Köbi mit einem Champagner-Frühstück und frisch gebackenem Butterzopf zu seinem GeburtstagBei unserem Ankerplatz gibt es am Strand ein paar Strandbars, die BBQs mit Lobster, Fisch oder Hühnchen feil bieten, aber zu total überrissenen Preisen und mit sehr fraglicher Qualität. Wir lassen es bleiben und geniessen einfach die schöne Natur in den Tobago Cays. Wir erkunden diese ausschliesslich vom Wasser aus mit Schnorchel und Flossen, oder dann, bei der Weiterfahrt, mit dem Schiff. Auf dem Bild umrunden wir die Insel «Petit Bateau» mit Ankerplatz vor dem «Horse Shoe Reef» im HintergrundUnser nächster Ankerplatz ist einer der wohl berühmtesten in der Karibik: die «Salt Whistle Bay» auf der Insel Mayreau, nur ein paar Meilen westlich der Tobago Cays. Köbi setzt den Anker hinter dem Bojenfeld, das gegen Abend dicht besiedelt sein wird
Die Insel Mayreau liegt direkt westlich der Tobago Cays und
profitiert stark vom Tourismus, welche die Cays anlocken. Die Insel selber ist
nur gerade drei Quadratkilometer gross und ist locker zu Fuss in einem Tag
umrundet. No stress! Wir geben uns zwei Tage dafür 😊
Viele Yachten legen auf Mayreau in einer der drei gut
geschützten Buchten einen Zwischenstopp ein und nutzen die Gelegenheit für
einen Landgang. Die schönste, weil spektakulärste, Bucht ist die «Salt Whistle
Bay». Hier trennt eine dünne Landzunge Ost
(= Wind und Wellen) und West (wenig Wind, keine Wellen) der Insel.
Die dünne Landzunge, welche die Salt Whistle Bay im Westen (rechts) und die Ostseite der Insel voneinander trenntSalt Whistle Bay: idealer Ankerplatz für Charteryachten, weil hier fast am Ufer, das die Bay halbkreisartig umrundet, geankert werden kannPia hat ihren Kontrollposten eingenommen und beobachtet das Kommen und Gehen der YachtenEs leben nur rund 400 Einwohner auf dieser Insel. Fast jeder davon lebt irgendwie vom Tourismus, der fast ausschliesslich aus Yachten besteht. Die älteren Frauen zu Hause, die das Handwerk noch beherrschen, stellen Kleider und Tücher in allen Formen und Farben her. Ihre Töchter versuchen dann die bunten Textilien am Strand zu verkaufenSalt Whistle Bay: eine Ankerbucht, wie man sie als Segler geniesstDie Kehrseite der Medaille: Unrat ziert überall die Wege und Strassen. Die Leute haben noch nicht erkannt, wie dieser Müll ihrer Natur und sehr schnell auch ihnen selber schadet. In den Internet Plattformen hat Mayreau deswegen bereits einen sehr schlechten Ruf, auch was die Sauberkeit und Qualität der hastig aufgestellten Imbissbuden am Strand anbelangtAber es gibt auch noch die unverdorbenen Strände, die noch nicht zugemüllt sind. Hier machen wir eine Wanderung entlang der Ostküste von Süden nach Norden und versuchen, dem Ufer entlang zurück zu unserem Ankerplatz zu gelangen. Dieser Strand ist menschenleer und entsprechend auch sauber. Auf etwa halbem Weg scheint unser Spaziergang aber zu Ende zu sein. Bäume und Felsen versperren uns den Weg …… aber es geht weiter! Jemand hat mit Muscheln einen Pfad markiert, der uns schlussendlich über einen abenteuerlichen und sehr kurzweiligen Fussweg zurück zur Salt Whistle Bay führtAuf unserer Wanderung entlang diesem menschenleeren Strand an der Ostseite kommen wir an diesem Haus vorbei. Es entpuppt sich als Restaurant und Strandbar, dass ein junger Einheimischer kürzlich hier errichtet hat. In der «The Ranch Escapade» erfrischen wir uns kurz und kommen mit den Leuten ins Gespräch. Schnell stellen wir fest, dass der junge Bursche, Monroe, die Probleme auf der Insel erkannt hat, und hier eine Kehrtwende wagt. Er wird es schwierig haben, da hier kaum eine Menschenseele vorbei kommt. Wir möchten ihm den Erfolg so fest gönnen, dass wir spontan entscheiden, zum Nachtessen nochmals hierher zurück zu laufen (30 Minuten Fussmarsch von der Salt Whistle Bay)Nachtessen in «The Ranch Escapade»: Wir geniessen ein wunderbares lokales Menü: Köbi geniesst «Conch», das sind die grossen Meeresschnecken, Pia eine Spezialität des Hauses: Hühnchen, süss-sauer mit Käse überbacken. Beides sehr lecker zubereitet und zu einem Preis, der absolut passt. Wenn wir sonst das Essen in letzter Zeit eher als fad empfanden, waren unsere beiden Gerichte exakt mit dem richtigen Pepp zubereitet. Wir erfahren, dass die Köchin ihr Handwerk von einem erfahrenen Koch gelernt hat, der lange Zeit in Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen gearbeitet hat. Der junge Besitzer, Monroe, setzt sich nach dem Essen zu uns, und wir plaudern lange über seine Pläne. Er fragt uns nach Tipps und wir stellen fest, dass die meisten Ideen, die wir haben, bereits vorgeplant und auch in der Umsetzung sind. Ein Restaurant das wir unseren besten Freunden empfehlen können und das wir selber wieder besuchen wollen!
Mit diesem feinen Nachtessen verabschieden wir uns am nächsten Morgen von Mayreau und segeln weiter zur nächsten Insel: Union Island. In rund einer Stunde Fahrt Richtung Süden sollten wir dort sein.
Gefuuuunden!! Nachdem Köbi am Vortag das verlorene Bugstrahlruder wegen der leicht getrübten Sicht im Wasser nicht finden konnte, hat er es am nächsten Tag noch einmal versucht. Diesmal war die Sicht deutlich besser, da über Nacht der Wind in der Friendship Bay etwas nachgelassen hat und das Wasser nicht mehr so stark aufgewirbelt wurde. Systematisch ist er zwischen Schiff und Anker hin und her geschnorchelt und hat das Rad nach fast einer Stunde doch noch gefunden. Nun müssen wir nur noch eine geeignete Sicherungsmutter besorgen, dann können wir den Defekt selber reparieren
Am 1. April verlassen wir die Friendship Bay auf Bequia bereits wieder und segeln südwärts Richtung Mustique. Da in den letzten Buchten, in denen wir geankert haben, das Meerwasser meist etwas trüb war (durch vom Wind und Wellen aufgewirbelter Sand) wollten wir unseren Wassermacher nicht in Betrieb nehmen . Unser Wassertank ist nur noch zu 10% gefüllt. Wir benutzen die Überfahrt nach Mustique, um diesen wieder ordentlich zu füllen. Mit der frischen Briese aus Osten wären wir in etwas mehr als einer Stunde an unserem nächsten Ziel, die Britannia Bay auf Mustique. Wir brauchen aber mindestens zwei Stunden für den Wassermacher. Also setzen wir nur das Grosssegel und schaukeln gemütlich mit 4-5 Knoten Fahrt nach Mustique.
Britannia Bay, Mustique
Wenn man Mustique betritt, fällt einem sofort auf, dass diese Insel sich von den anderen bisher von uns gesehenen Karibikinseln stark unterscheidet. Auf den Berghügeln thronen prunkvolle Villen, alle mit feinem Rasen umgeben und einem protzigen Swimmingpool an bester Lage. Die sonst überall vorhandenen Blechhütten fehlen hier gänzlich. Die Strassen sind gepflegt und der Abfall liegt getrennt gesammelt in den dafür vorgesehenen Behältern. Boatboys, die uns bei der Einfahrt in eine Bay mit ihren schwimmbaren Untersätzen üblicherweise umschwirren oder gar bedrängen, gibt es nicht. Hier werden wir von einem Marinero mit einem ordentlichen Boot, das auch gut sichtbar beschriftet ist, an eine Boje eingewiesen. Ankern darf man nämlich nicht, oder nur auf spezielle Anweisung des Marineros, falls mal alle Bojen besetzt sein sollten. Ist bei uns aber nicht der Fall.
Mustique war bis Mitte des letzten Jahrhunderts praktisch unbekannt und nur von ein paar Fischern besiedelt. Das hat sich schlagartig geändert, als ein reicher Investor aus England die rund fünf Quadratkilometer grosse Insel als Renditeobjekt entdeckte: Colin Tennant, Britisch von der Scheitel bis zur Sohle und mit sehr guten Verbindungen in den Aristokratenkreisen. Dank seinen guten Beziehungen zum Königshaus gelang es ihm, das Interesse von Prinzessin Margaret für sein Projekt zu gewinnen. Sie kaufte eine der ersten Luxusvillen, die Tennant auf der Insel ab den 1960-er Jahren zu bauen begann. Auf ihrer Suche nach Abgeschiedenheit in einer fantastisch schönen Landschaft tief in der Karibik folgten bald weitere berühmte Persönlichkeiten des internationalen Jetsets. So haben etwa Künstler aus der Musik und Showbranche wie Mick Jagger, David Bowie oder Brian Adams ein Anwesen auf dieser Insel. Heute verwaltet die Mustigue Company, welche allen Hausbesitzern gehört, das Geschehen auf der Insel. Unter anderem sorgt diese Verwaltung aber auch dafür, dass diese Superreichen nicht überborden. So zum Beispiel gibt es zwar einen kleinen Flughafen (mit ganz spezieller Landepiste – beide Enden steigen an, so ähnlich wie ein Surfboard), aber es sind keine Privatjets oder Helikopter erlaubt. Nur offizielle Verbindungsflieger dürfen starten und landen. Auch gibt es keine Luxusautos zu sehen. Das Einheitsfahrzeug für alle sind Golf-Carts.
Wohl eine der berühmtesten Bars in der Karibik: Basil’s Bar, direkt am Wasser in der Britannia BayBasil’s Bar. Wunderschönes Ambiente. Die Preise hier befinden sich im oberen Europäischem Niveau und sind deutlich höher als sonst in der Karibik üblich. Aber diese Aussicht auf unseren Liegeplatz ist es allemal wert, hier jeweils einen kurzen Zwischenstopp auf dem Weg nach Hause einzulegenColin Tennant der mit seiner Vision einer privaten Insel für die Reichen Mustique von heute geschaffen hatDie Insel ist klein. Wir verzichten auf fahrbaren Untersatz, wie auch schon auf Bequia, und durchstreifen das kleine Paradies der Superreichen zu Fuss. Strand im Süden der Britannia Bay. Obwohl fast alles in privatem Besitz ist, sind die meisten Strände zum Glück öffentlich zugänglich gebliebenEinfach nur schön!Die Mustique Company sorgt für einen tadellosen Zustand der Infrastruktur (Wasser, Strom, etc.) aber auch für die Sauberkeit auf der Insel. Auf unserem Streifzug treffen wir Gärtner, die gerade reife Kokosnüsse von den Palmen holen. Dies machen sie aus Sicherheitsgründen! Damit soll verhindert werden, dass am Strand eine Berühmtheit eine Nuss auf den Kopf kriegt und davon erschlagen wird😊. Spontan erhalten wir eine Nuss und können uns am feinen Saft erfrischen«The tourist tree» (Touristen Baum): dieser Baum wird so genannt, weil seine glänzende Rinde sich schält wie die Haut eines sonnenverbrannten Touristen. Aus dem Saft des Baumes wird Klebstoff, Lack und Zutaten für Weihrauch gewonnen. Das Holz wird verwendet zur Herstellung von Streichhölzern und SperrholzEinfach die Seele baumeln lassenWir erkunden die Insel zu Fuss in zwei Etappen. Am einen Tag die Südhälfte der Insel, am anderen die Nordhälfte. Dafür brauchen wir die Genehmigung der Mustique Company, die durch unseren Marinero vertreten wird . Der schaut uns prüfend an, sieht keine Paparazzi Kameras auf unserer Brust baumeln und meint schlicht: „no problem, just stay on the path and respect the signs „private entry“, ok?“. Wir nicken, er nickt zurück mit dem Daumen nach oben und wir sind genehmigt. Damit man nicht durch die Grundstücke der Reichen muss (was man logischerweise eh nicht dürfte!), haben diese mit ihrer Mustique Company dafür gesorgt, dass es der Küste entlang einen schönen, gut markierten Wanderweg gibt. Hier ein Teilstück davon direkt am Meer den Felsen entlang im Süden der InselBlau in allen TonfarbenBlick vom Gun Hill im Süden über die Obsidian BayEines morgens steht Pia plötzlich mit einem Fisch (wir vermuten es ist ein Amber Jack) da. Was ist passiert??Hier die Erklärung: neben uns hat ein grosser 57 Fuss Katamaran an einer Boje festgemacht. Eigentlich ist dieses Schiff für diesen Bereich des Bojenfeldes zu gross. Ist aber halt sehr bequem, weil die Basil’s Bar von hier nur einen Katzensprung entfernt ist. In der Nacht sehen wir, wie der Berufs-Skipper dieser Charter-Yacht beim Angeln ist – wäre zwar verboten hier, er macht es aber trotzdem. Am Morgen dann ein Riesenjubel seiner Crew: er hat in seiner nächtlichen Aktion vier Fische gefangen. Den kleinsten davon schenkt er spontan Pia und entschuldigt sich für die Störung, weil er so nahe war zu unserem Schiff. Nun müssen wir zum ersten Mal einen Fisch ausnehmen! Der Skipper des Kats und ein Instruktionsfilm auf YouTube zeigen uns wie es geht. Klappt ganz gut, aber die Bilder davon ersparen wir euch 😉Am nächsten Tag machen wir uns auf zur 2. Wanderetappe. Diesmal ist die restliche Hälfte der Ostküste und der nördliche Bereich der Insel auf unserem Plan. Die Ostküste ist eher trockenWährend es im Westen der Insel viele flache Sandstrände hat, ist die Ostküste eher rauh, felsig und vor allem sehr windigPasture Beach an der Ostküste. Das Baden hier ist sehr gefährlich. Die einlaufenden Wellen überschlagen sich auf lange Distanz und das wieder rückfliessende Wasser erzeugt gefährliche StrömungenDer Wanderweg führt durch dichtes BuschwerkAb und zu treffen wir Landschildkröten anKleine Auswahl von Prunkvillen …… anderes Beispiel: dies ist nur das Teehäuschen beim Swimming PoolBeachbar im Cotton House HotelAm Morgen früh und immer, wenn wir wieder aufs Schiff zurück kehren ist eine der ersten Aktionen von uns, Schnorchel und Flossen zu packen und ins 27 Grad warme Wasser zu springen. Hier ist es sehr klar und wir können einfach nur geniessen. Die Schildkröten grasen neben oder gar direkt unter unserem Schiff und lassen sich von uns nicht stören
Am 4. April verlassen wir diese künstliche aber sehr schöne Welt von Mustique und fahren weiter südwärts. Unser nächstes Ziel ist Charlestown Bay von Canouan.
Hinweis: wir werden immer wieder gefragt, wo genau wir sind. Auf dieser Home-Page gibt es das Menu „Aktuelle Position“. Da könnt ihre jeweils unseren aktuellen Schiffsstandort sehen sowie die bereits zurückgelegte Strecke.
Wir sind nun in den Grenadinen angelangt. Dies sind die vielen kleinen Inseln zwischen Grenada und St. Vincent. Die Erste, die wir ansteuern, ist mit ihren nur 18 Quadratkilometern gleich die Grösste von allen. 5’000 Einwohner leben hier. Ihr Ursprung ist vulkanisch und sie besteht im Grunde aus einem langen, schon stark erodierten Bergzug, der von Nordost nach Südwest läuft. Die Bevölkerung ist eine interessante Mischung aus vorwiegend ehemaligen Afrikanischen Sklaven, alten Europäischen Kolonialisten (Franzosen und Engländer) und Walfischern aus New Bedford (USA), welche im 19. Jahrhundert zum Walfischen hierher kamen und den einheimischen Fischern das Handwerk des Walfischens beibrachten. Dieses Handwerk ist bis heute überliefert worden, da es durch einen IWC Beschluss immer noch erlaubt ist, hier Walfische zu fangen. Bedingung ist jedoch, dass der Fang aus reiner Muskelkraft (keine Motorboote, Harpune muss von Hand geschleudert werden) stattfindet. Fast jede Fischerfamilie hat irgendwo eines dieser charakteristischen Walfischboote (Segelboot aus Holz mit spitzem Bug und Heck, sehr bunt bemalt) am Strand stehen, immer startklar und jederzeit bereit, falls in der Küstennähe ein Wal gesichtet wird. So lange wir in Bequia Gewässern sind, sehen wir zum Glück keinen dieser Meeressäuger. Auch eine Rückfrage bei den Fischern erleichtert uns: es ist schon einige Zeit her, seit der letzte Fang gelungen ist. Damit die Männer trotzdem motiviert und in Übung bleiben, findet jedes Jahr an Ostern die weit herum bekannte Oster-Regatta statt.
Man merkt gut, dass die Leute hier mit dem Meer und alles
was damit zu tun hat, verbunden sind. Die Bootsbaukunst mit lokalen Materialien
wird immer noch gepflegt, wenn auch mehr und mehr Modellschiffe die richtigen
Schiffe ablösen. Gegenüber fremden Besuchern sind die Leute sehr aufgeschlossen
und im Vergleich zu anderen Inseln haben sie erkannt, dass es für sie eine
Chance bedeutet, gute Ankerbuchten für Segelboote zu haben. Mit der Admiralty
Bay haben sie eine der schönsten und best geschützten Buchten der Grenadinen.
Bei unserer Ankunft am Sonntag, 24.3.2019, liegen sicher über 100 Boote in
dieser sehr grossen und flachen Bucht, die gegen Westen offen und gegen alle
anderen Richtungen (der Wind bläst hier meist aus Osten) sehr gut abgedeckt
ist.
Admiralty Bay auf Bequia (Blick Richtung Westen): kaum am Anker zieht eine schwarze Wolke gefolgt von einem kurzen, heftigen Regenschauer über uns hinweg. Boot und Crew geniessen die kühlenden Tropfen und frisch geduscht geht’s mit dem Dinghy an LandAdmiralty Bay Richtung Norden: lagen am Sonntag noch über hundert Schiffe in der Bay sind am Montag Morgen die meisten der Charterschiffe weg und die Reihen haben sich deutlich gelichtetAdmiralty Bay Südufer: Der «Belmont Walkway» verbindet die Strände im Südwesten der Bucht mit der Hauptstadt Port Elizabeth. Entlang dieses Fusspfades hat es mehrere feine Bars und Restaurants. Köbi meint: „es müssen alle unterstützt werden!“, und das heisst für Pia: Kurzurlaub von der KücheEinkaufsstrasse und Flaniermeile in Port ElisabethDie einheimischen Fischer haben für die vorbeikommenden Yachten einen willkommenen Versorgungsservice aufgezogen. Sie fahren mit ihren Versorgungsschiffen durch die Bay, und wenn man etwas braucht, dann winkt man oder pfeift ganz einfach. Die meisten können sogar über Funk aufgerufen werden. Dieser hier liefert Treibstoff, Wasser und Eis …… das grüne Schiff bringt ebenfalls Eis und Wasser (hier wird das Wasser gerade ins Schiff gepumpt) und bietet zusätzlich noch Wäschewaschdienst an. Das blaue Schiff links bringt Wasser und holt Abfall ab. Alles recht wichtige Dinge für Yachten. Da es in diesem Teil der Welt fast keine Landestege gibt, wäre das Besorgen von Trinkwasser und Treibstoff, oder das korrekte Entsorgen von Abfall, eine recht aufwändige und mühselige Angelegenheit. Und da die wenigsten Schiffe über eine Waschmaschine verfügen, sind viele sogar sehr froh, wenn sie nicht alles mit ihrem Dinghy selbst an Land schippern und dort mühsam eine Waschmöglichkeit suchen müssenAbfall-Recycling: Dieser Mann sucht aus den Mülltonnen gezielt nach bestimmten PET-Flaschen, macht eine Sichtkontrolle und spült sie dann im Eimer vor sich mit Wasser. Die so als gut befundenen Flaschen sammelt er in einem Sack. Es erinnert Köbi stark an eine Geschichte in Indonesien, als er an einem Verkaufsstand eine Colaflasche (damals aber noch aus Glas und mit Blechdeckel) kaufte und erst beim Trinken merkte, dass die Cola etwas wenig Kohlensäure hatte. In der darauffolgenden Nacht hat er mindestens 3 Kilo abgenommen 😊Apropos «Abnehmen»: hier ein fast unmöglicher Vorsatz! Es gibt so viel Leckeres zum Probieren! Pia wagt sich hier an einen Lobster. Wenn man nicht weiss, wie etwas zu essen ist: die immer sehr zuvorkommende und freundliche Bedienung erklärt uns das gerne mit einem fröhlichen Lachen auf dem GesichtDie Restaurants um die Admiralty Bay herum sind gut organisiert. In einem wöchentlichen Infoblatt künden sie an, welches Restaurant wann Livemusik hat. Diese Gelegenheiten nutzen wir gerne und oft. Hier ein begnadeter Steeldrum Spieler, der uns einen ganzen Abend lang zu faszinieren vermagAber es wird nicht nur geschlemmt! Auch körperliche Aktivität ist angesagt. Nicht ganz einfach bei 35 Grad, einer Luftfeuchtigkeit von über 80% und einer Topografie, die von der Bay zuerst einmal einfach steil aufwärts gehtVon ihm gibt’s beim Bergauf kein Bild 😉 aber diese wunderbare Aussicht lässt alle Mühsal vergessen. Blick vom «Holler Point» (auch «Spring View genannt») Richtung Norden zur Nachbarinsel St. Vincent im HintergrundAnderer Tag, anderes Ziel: Fort Hamilton im Nordwesten der Admiralty Bay. Gemäss einer Sage soll von hier aus einst ein Fehlschuss dazu geführt haben, dass Big Cay und West Cay (2 kleine Inseln ganz im Westen von Bequia) durch die verirrte Kanonenkugel von der Hauptinsel abgetrennt wurden. Kein Wunder hat der Kanonier mit dieser Kimme und Korn nicht getroffen 😊😊Pneu-Recycling auf Bequia. Wer bei diesem Bild entsetzt oder gar entrüstet reagiert – es ist noch nicht lange her, wurde dies zu Hause auch so gemachtPaget Farm im Süden der Insel. Das eigentliche Zentrum der Walfänger. Hier machen sie gerade ihre Boote hübsch und startklar für die Regatta, die immer an Ostern stattfindet. Pia steht vor dem Kieferknochen eines vor vielen Jahren hier erlegten WalfischesWhaleboner Bar am Belmont Walkway: Walfischknochen haben es hier auf den Barhocker geschafft! Wir auch 😉Herrliche Natur im Süden – bei diesem Ausblick möchte man gerne zur Weide gehenHier nehmen wir Teil an einer interessanten Führung durch die «Firefly Plantage». Früher eine Plantage für Zuckerrohr findet man heute eine Sammlung aller auf den Grenadinen vorkommenden Fruchtbäume. Auf der Führung lernen wir viel über deren Herkunft und die heutige Verwendung der Früchte. Auch probieren dürfen wir viele der hier wachsenden Köstlichkeiten. Die Raupe im Bild hat uns besonders fasziniert. Sie hat sich auf eine ganz bestimmte Pflanze spezialisiert und frisst deren Blätter (innerhalb 1 Minute ist ein Blatt weg!). Dadurch wird der Baum angeregt, neue Blätter zu produzieren. Die richtige Balance von Anzahl Raupen und Blattproduktion macht es aus, dass der Baum viele gute Früchte trägtVor Anker auf Petit Nevis – eine Insel direkt vor der Friendship Bay. Hierhin haben die Walfischer jeweils ihren Fang gezogen und dann geschlachtet. Anlegestelle und Gebäude sind schon länger ausser Betrieb. Wir sind das einzige Schiff in der Bucht – eine Insel ganz für uns alleine!Natürlich «entern» wir diese verlassene Insel …… und geniessen eine phantastische Natur. Wir sind einfach nur glücklich und verbringen den ganzen Tag mit Schnorcheln in den Korallen, Lesen und Faulenzen auf der Lupina. Am Abend spielt sich am Himmel einmal mehr ein buntes Farbenspektakel ab. Bei einem wunderbaren Sonnenuntergang läuft im CD Player dazu passend Peter Räber’s Lied «Jede bruucht sy Insle»Blick über die Friendship Bay im Süden von Bequia. Gestern Samstag haben wir nun in diese Bucht verlegt und ankern zur Zeit hierBei der Einfahrt ist gute Navigation erforderlich, weil ein Teilbereich der Einfahrt durch ein Korallenriff versperrt ist. Im Bild der Blick über die Friendship Bay in Richtung Südost mit dem Riff in der Einfahrt (erkennbar an den sich brechenden Wellen). Im Hintergrund unser nächstes Ziel, das wir am kommenden Montag oder Dienstag ansteuern werden, die Insel Mustique
Beim Setzen des Ankers in der Bucht hilft Köbi am Ruder wie ab und zu mit dem Bugstrahlruder nach, um das Wegkippen des Buges im Wind zu verhindern. Plötzlich ein komischer Ton! Pia meint, es stimme was mit der Ankerwinde nicht – aber die läuft ganz normal weiter und die Kette rauscht in die Tiefe, so wie sie soll. Aber der Bug zeigt keine Reaktion auf die Bedienung des Bugstrahlruders. Es summt zwar etwas da vorne, aber keine Reaktion des Schiffes. Was ist da los?? Ein schrecklicher Verdacht kommt auf. Nachdem das Ankermanöver abgeschlossen ist, greift Köbi noch vor dem Ankertrunk sofort zu Flossen und Taucherbrille, springt ins Wasser, schwimmt zum Bug des Schiffes …
… und findet das hier: ein Bugstrahlruder ohne Propeller! Offensichtlich hat sich die Sicherungsmutter gelöst und das Rad sich im Betrieb in die Tiefen des Ozeans verabschiedet. Ohne Rad – kein Bugstrahlruder! 🙁
Wir ankern in nur etwa 5 Meter Wassertiefe, aber das Wasser
ist durch den starken Wind, der die Wellen am nahen Strand den Sand aufwirbeln
lässt, sehr trüb. Ein Blick mit der Taucherbrille nach unten lässt gerade den
Boden schwach erkennen. Köbi schwimmt die Umgebung des Schiffes ab und sucht
nach dem verlorenen Rad. Keine Chance! Er will es heute nochmals versuchen, in
der Hoffnung, das Wasser wird etwas klarer, und sonst halt mit der
Taucherausrüstung.
Warum kann sich die Schraube lösen? Finden wir den Propeller? Es bleibt spannend auf der Lupina!
Am Montag, 18. März 2019, setzen wir Segel in Richtung St. Vincent, eine Insel rund 30 Seemeilen südlich von St. Lucia. St. Vincent wurde 1493 von Kolumbus entdeckt, doch die kämpferischen Ureinwohner verhinderten zunächst eine dauerhafte Besiedelung von europäischer Seite. 1675 erlitt ein niederländisches Schiff mit Siedlern und afrikanischen Sklaven vor der Insel Schiffsbruch. Die Sklaven nutzten die Gelegenheit, die ihnen das Schicksal bot, und machten kurzen Prozess mit ihren weissen Herren. In der Folge gelang es den überlebenden Sklaven, auf der Insel Fuss zu fassen und sie mischten sich unter die Kariben. Viele der heute rund 110’000 Einwohner der Insel stammen von diesen Sklaven ab.
Lange Zeit wetteiferten auch hier Franzosen und Engländer um den Besitz der Insel, bis sie 1783 im Vertrag von Versailles endgültig den Engländern zugesprochen wurde. 1902 brach im Norden der Insel der Vulkan Soufrière aus und begrub 2’000 Menschen unter sich. Er ist immer noch aktiv. Die letzte Eruption fand 1979 statt. Genau in jenem Jahr wurde St. Vincent in die Unabhängigkeit entlassen. Englisch ist die Hauptsprache, aber viele Leute reden einen kreolischen Dialekt.
Bevor wir uns von St. Lucia verabschieden, treffen wir uns noch mit Moondance und seiner herzlich sympathischen Crew Fione und André. Wir haben uns erstmals in Las Palmas getroffen, wo unsere Boote fast 3 Wochen nebeneinander lagen. Fione und André leben wie wir seit Mai 2018 auf ihrem eigenen Boot und haben das gleiche Ziel: westwärts so lange es uns gefällt und Spass machtPia hat es streng, fast bei jeder Fahrt muss sie eine neue Flagge hiessen. Die Flagge für St. Vincent gilt für die Insel selbst und einige der im Süden anschliessenden Grenadinen Inseln. Die aus rund 30 Inseln bestehende Inselgruppe der Grenadinen wurde einst von der Britischen Kolonialmacht willkürlich unterteilt. Die nördlichen Grenadinen werden heute von St. Vincent verwaltet, während die kleinere südliche Gruppe Grenada unterstehtEmpfangskomitee an unserem ersten Ankerplatz, die Bucht von Chateaubelair. Er trägt eine Mütze von Zermatt – die Welt ist ja so klein!In Chateaubelair wollen/müssen wir einklarieren. Aber wo ist hier wohl Zoll und Immigration?? Kein Problem: jeder im Dorf weiss Bescheid, und schnell haben wir das Gebäude gefunden. Am Montag ist aber der Zöllner jeweils auf seiner Dienstrunde und nicht im Büro. Der zuvorkommende und freundliche Immigrationsbeamte erledigt aber den Immigrations-Teil und bittet uns, einfach in der nächsten Bucht, wo es einen Zoll hat, die entsprechenden Stempel in die Papiere machen zu lassen. Machen wir!Fischer in der Bucht von Chateaubelair. Wir haben viel Negatives über diese Bucht gelesen und viele Segler meiden sie aus Angst vor Diebstahl oder Überfällen. Diese Berichte sind aber meist älteren Datums, werden gerne aber immer wieder weitergegeben. Wir teilen diese Erfahrung nicht! Die Leute hier versuchen, Geschäfte zu machen. Würden wir ja auch an ihrer Stelle! Sie wollen nicht, dass durch ein schlechtes Image Touristen weg bleiben. Deshalb sorgen sie auch dafür, dass es keine Probleme gibtDer Regenwald um die Bucht von Chateaubelair. Das Klima in diesem Teil der Welt ist tropisch, es regnet fast jeden Tag einmal kurz und heftig. Die Böden sind vulkanisch und daher sehr mineralhaltig und fruchtbarWir machen eine Wanderung zu den „Dark View“ Wasserfällen. Das Überqueren der schwankenden Bambus-Hängebrücke braucht etwas Gleichgewicht und MutDer Lohn für die zweistündige Wanderung: eine kühle Dusche unter dem oberen der beiden WasserfälleÜppige PflanzenvegetationWaschtag bei den Einheimischen. Meist werden die Kleider von Hand gewaschen und zum Trocknen auf Steine oder, wie hier, auf’s Blechdach an die Sonne gelegt
Um die Einklarierungsformalitäten abzuschliessen, verlegen wir uns der Küste entlang südlich in die nächste Bucht mit einem Zollbüro, Wallilabou. Schon vor der Einfahrt in die Bucht kommt uns ein Ruderboot entgegen und der Mann darin bietet uns seine Hilfe an. Kamen in St. Lucia die Helfer noch mit starken Motorbooten auf uns zugerast, brauchen die Leute hier meist noch ihre Muskelkraft. Sehr sympathisch, finden wir. Die Bucht ist eng und die Schiffe am Anker müssen zusätzlich mit einer Landleine am Schwojen (= freies Drehen um den Anker) gehindert werden. Gerne nehmen wir seine Hilfe an und geben ihm ein entsprechendes Entgelt (aus Berichten haben wir gelesen, dass 20 EC$, rund 6 CHF, hier die Norm ist). Noch nicht mal ganz festgemacht, werden wir von mindestens vier anderen Ruderbooten «umzingelt», das jedes irgendetwas, meist Früchte, Schmuck oder Fisch, feil zu bieten hat. Da wir noch am Festmachen sind, schicken wir sie energisch wieder weg, sie sollen später kommen. Kurz darauf kommt ein anderes Segelboot rein – und schon sind wir vergessen 😊
Unser Nachbarschiff in der Wallilabou Bay: noch nicht fest gemacht wird es, wie wir kurz vorher, von «Geschäftsleuten» geentertAlles, was irgendwie noch schwimmt, dient als GeschäftsfahrzeugDie angebotene Wahre ist einwandfrei! Garantiert biologisch, tagesfrisch, unheimlich schmackhaft und aromatisch. Preis ist Verhandlungssache. Um sicher keine ungebetenen Insekten oder deren Eier auf das Schiff zu importieren, wird alles von Pia umgehend gründlich gewaschenSo werden wir bei unserem ersten Landgang begrüsst! Uih – wo sind wir hier gelandet?? Ein mulmiges Gefühl kommt auf …… aber hier kommt schon die Antwort! Die Bucht von Wallilabou hat als Drehort für «Pirates of the Caribbean» gedient. Die Gebäude rund um den Landesteg wurden für die Dreharbeiten entsprechend dekoriert. Die Dekoration hat man bis heute belassen, denn die Leute haben schnell gemerkt, dass es Touristen anlocktWallilabou, Drehort von «Pirates of the Caribbean. Im Bild der kleine Landesteg mit der im Film vorkommenden Hafenkulisse. Das Zollbüro, und den Beamten, haben wir übrigens in einem der kleinen, grauen Gebäude links angetroffen und unsere Einreise formal erledigtWas von den Drehkulissen übrig geblieben ist (Pia gehört aber nicht dazu 😉)Wallilabou: Einkaufsläden gibt es hier keine. Eingekauft wird direkt von den Schiffen, oder von sich durch lautes Hupen bemerkbar machenden Verkaufswagen. Hier kauft Köbi Brot vom Bäcker, der seine Wahre ofenfrisch in den Dörfern verteiltIn der Wallilabou Bay treffen wir ein anderes Schweizer Boot an: «Jolly Jumper» und seine Crew. Alina und Christoph haben ihre Zelte in der Schweiz abgebrochen und sind mit ihren beiden kleinen Mädchen, Dalia und Alexa, ebenfalls daran, die Weltmeere zu besegeln. Spontan kommen sie mit ihrem Dinghi auf einen Besuch vorbei. Dalia geniesst dann ihren persönlichen Privatchauffeur zurück auf den «Jolly Jumper»Unterwegs auf dem Leeward-Highway – Personentransport auf St. Vincent …… und nochmals: Personentransport auf St. VincentUnterwegs nach Süden von St. Vincent. Wir machen einen Bade- und Schnorchelhalt in der kleinen aber sehr schönen Petit Byahaut Bay (vielen Dank an die Invia für diesen Tipp!)Die «Blue Lagoon», ganz im Süden von St. Vincent, gilt als einer der sichersten Liegepatze der Insel. Die Lagune ist gegen das Meer hin durch Korallenbänke abgedeckt. Es gibt aber nur zwei kleine, enge Passagen, die hineinführen. Die gut markierte Einfahrt im Westen ist für unser Boot zu seicht. Wir müssen die gefährliche Einfahrt im Süden nehmen, diese ist etwas tiefer. In unserem Reisebuch steht dazu: «this is definitely only recommended for very experienced sailors and in calm seas, otherwise at your own risk». Mit Hilfe von Pia auf der Bugspitze und GPS Navigation schaffen wir es ohne Bodenberührung heil in die Blaue Lagune«Gut gemacht!» meinen auch die beiden Jungs, die uns eine Boje verkaufen wollen. Eine Quittung gibt es keine. Wir machen ein Bild von ihnen, damit wir allenfalls beweisen können, dass schon jemand da war und Geld eingezogen hat. Das machen wir immer so, ist fast so gut wie eine Quittung und schützt uns vor BetrugBlick durch die einstigen Wohnzimmerfenster auf die Blaue Lagune. Unsere Lupina ist im linken FensterAusflug in den ältesten Botanischen Garten der westlichen Hemisphäre: Kingstown Botanic Garden, eröffnet 1765. Andere Segler haben uns empfohlen, einen Führer zu nehmen. Das machen wir und es war ein guter Entscheid. Wir erfahren viel Neues und Interessantes. So erklärt er uns zum Beispiel, dass der Brotfruchtbaum durch den bekannten Captain Bligh (berühmt geworden von der Meuterei auf der Bounty) auf Befehl des Englischen Königs aus der Südsee in die Karibik gebracht wurde. Die Früchte des Baumes sollten der hungernden Bevölkerung als wertvolle Nahrung dienen. 1793 brachte Captain Bligh 500 junge Pflanzen nach Kingstown, wo sie im Botanischen Garten hochgezogen, und schlussendlich in der ganzen Region verteilt wurden. Im Bild zeigt uns der Führer eine kleine Blüte, die aussieht wie ein ClowngesichtDiese Blume ist eine Schmarotzerpflanze. Sie wächst auf anderen Pflanzen und nutzt deren Versorgungssystem. Sie macht jeden Tag neue Blüten, die wunderbar riechen, aber nach einem Tag bereits wieder abfallenEin «Wurstbaum». Die Früchte dieses Baumes sehen aus wie unsere Rauchwürste. Die Frucht ist innen glasig und hart. Die Kinder brechen sie auf und benutzen sie wegen ihrem süssen Geschmack gerne als SchleckstengelAm Tage vor unserem Besuch hat Prinz Charles diese neue Pflanze im Park gesetzt. Etwas mickrig, finden wir, aber vielleicht gedeiht ja doch einmal etwas Gutes aus dem königlichen Haus 😉😉Der St. Vincent Papagei gilt seit der Unabhängigkeit von 1979 als das Nationaltier von St. Vincent und den Grenadinen. Seine bunten Federfarben haben als Vorgabe für die Staatsflagge gedientAuf dieses Bild sind wir stolz: bei sengender Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit sind wir in rund 1.5 Stunden von Kingstown zum Fort Charlotte hochgelaufen. Eine schweisstreibende und durstmachende Angelegenheit!Regewolken im Anzug über einer sattgrünen VegetationLetzter Kurz-Ausflug, bevor es weiter südwärts geht: mit der Fähre vom Villa Beach direkt neben unserer Bucht auf die Privatinsel Young Island. Die Insel gehört einem Hotelresort. Die Fahrt ist kostenlos, wenn man in der Beach-Bar etwas konsumiert. Da mussten wir halt etwas trinken 😊😊Essen tun wir oft in lokalen, einheimischen Restaurants mit wunderbar feiner, sehr reichhaltigen, lokalen Kost. Diverse Gemüse und gekochte Früchte, von denen wir kaum eine Ahnung haben, wie das alles heisst. Getränke sind selber zubereitet aus Ingwer und Zitrusfrüchten – sehr erfrischend und gesund!
Auf St. Vinzent haben wir für einmal kein Auto gemietet. Die Insel hat im Grunde nur zwei Strassen: den Leeward Highway, welcher die Westküste erschliesst, und den Windward Highway auf der Ostseite. Auf beiden Highways verkehren lokale Vans, die wir rege benutzen, um die Insel zu erkunden. Diesmal also mit Chauffeur – einige davon würde man wohl besser mit «Raser» bezeichnen, so schnell und mit quietschenden Rädern gings um die Kurven! Die Musik im Van ist meist so laut wie in einer Disco. Die Fahrgäste reden/schreien dann auch entsprechend laut. Für uns, die eine sehr lange Strecke mitfahren, eine zum Teil ermüdende Angelegenheit.
Nächstes Ziel auf unserer Reise ist nun die grösste der Grenadinen Inseln, die nur einen kurzen Hupf (rund 8 Seemeilen) südlich von St. Vincent liegt. Heute Nachmittag haben wir wieder die gefährliche Ausfahrt aus der Blue Lagoon passiert und liegen nun in der Admiralty Bay von Bequia vor Anker. Definitiv ab jetzt machen wir Bade-Segeln, also bitte nicht traurig sein, wenn uns die Zeit zum Schreiben fehlt 😉
Um es gleich vorweg zu nehmen: Saint Lucia hat unseren
ersten Eindruck, den wir in Barbados über die Karibik gewonnen haben, deutlich
verbessert. Die Einheimischen hier begrüssen Besucher regelmässig mit «welcome
to paradise», und das ist gar nicht so viel daneben. Aber der Reihe nach:
Am Montag, 4. März, abends kurz vor dem Sonnenuntergang, setzen wir in Barbados Segel in Richtung Saint Lucia. Es sind rund 100 Seemeilen bis zu unserem Ziel. Diese Distanz schaffen wir nicht in einem Tagestörn, und deshalb haben wir entschieden, bei Tageslicht zu starten und alles perfekt zu trimmen, in der Nacht durch zu segeln um dann am Vormittag in Saint Lucia anzulegen. Geht alles perfekt auf, wir müssen sogar etwas «bremsen» (= Segel reffen) um nicht zu früh in der Rodney Bay Marina einzulaufen. Rodney Bay ist eines der Zentren für Yachtsport in der Karibik und liegt am nördlichen Ende der Insel. Hier wurde in den frühen 1980-er Jahren durch einen Amerikanischen Investor die seichte Lagune zu einer Full-Service-Marina ausgebaggert. Seit 1990 ist diese Marina auch der Zielhafen der jährlich stattfindenden ARC (Atlantic Rally for Cruisers)
In der unter Seglerkreisen berühmten Rodney Bay (hier legen fast alle Atlantiküberquerer einmal an), hisst Pia morgens um 8 Uhr die Fahne von Saint Lucia und die gelbe «Quarantäne» Flagge, bevor wir in die Marina einlaufen
In dieser Jahreszeit hat es genügend Platz in der Marina und auch das Einklarieren bei Immigration und Zoll, die beide direkt neben dem Marina Office ihre Büros haben, verläuft sehr speditiv, freundlich und entspannt. Noch vor dem Mittag sind alle Formalitäten erledigt und wir können die nähere Umgebung zu Fuss erkunden.
Obst und Gemüsehändler kommen direkt ans Boot. Die Auswahl und Qualität ist meist sehr gut. Für die Preisverhandlung ist es von Vorteil, wenn man die üblichen Ladenpreise kenntPia ist wirklich gut im «Verhandeln» und benutzt diese «frei Haus» gelieferten Angebote sehr rege. So lange der Preis einigermassen stimmt, sind wir gerne bereit, etwas mehr für diesen sympatischen Lieferdienst zu bezahlen
Wie immer bleiben wir während der ersten Tage auf einer neuen Insel mit unserem Schiff im gleichen Hafen und erkundigen das Hinterland zu Fuss und mit einem Mietauto. Diesmal stand bei der Autoübernahme nicht das bestellte Kleinauto bereit, sondern ein 7 plätziger Minivan. Die Erklärung: am Auto, das für uns vorgesehen war, waren die Bremsen defekt! Gut haben sie es vorher bemerkt, die Strassen hier sind zum Teil sehr steil und kurvenreich!
Regelmässig erleben wir kurze heftige Regenschauer, die gleich wieder von Sonnenschein abgelöst werden. Wasser im Überfluss für die Vegetation!Nicht nur Köbi’s Hemd ist knallbunt: die unheimlich artenreiche Vegetation leuchtet in allen FarbenVerstecken Spielen im Dschungel (wo ist Pia versteckt, und wo ist Köbi?)
Die vulkanische Insel Saint Lucia wird geprägt durch eine
wunderschöne Landschaft, sie trägt nicht umsonst den Beinamen «Helena der
Karibik». Das spektakuläre Inselinnere ist bedeckt von dichten Regenwäldern.
Verstreut ragen aus dem saftig grünen Teppich vulkanische Zuckerhutkegel steil
zwischen 500-700 Meter in den Himmel empor.
Es leben rund 160’000 Leute auf Saint Lucia. Die meisten von ihnen stammen von afrikanischen Sklaven ab, die einst hierher gebracht wurden, um auf Zuckerrohrplantagen zu arbeiten. Die Amtssprache ist Englisch, aber viele Menschen sprechen einen französischen Dialekt. Ob die Insel tatsächlich im 15./16. Jahrhundert durch Europäische Seefahrer entdeckt wurde, bleibt bis heute ungeklärt. Sicher jedoch ist, dass sich Franzosen und Engländer gegenseitig die Insel strittig machten, und diese rund 14 Mal die Hand änderte, bevor es ab 1814 Britische Kolonie wurde. 1967 wurde die Insel autonom und seit 1979 ist sie ein eigener, unabhängiger Staat.
Eine unserer Wanderungen führt uns zum «Diamond» Wasserfall. Auf unserem Wanderweg durch den Urwald stossen wir auf einen Bach, der grau eingetrübtes Wasser aufweist. Umweltverschmutzung?? Nein! Saint Lucia ist eine Vulkaninsel, die Quelle dieses Baches ist im Bereich eines Vulkankraters und spült stark mineralhaltiges Quellwasser aus dem GesteinDiamond Wasserfall: das mineralhaltige Quellwasser (enthält vor allem Schwefel, Eisen, Kupfer und Magnesium) gibt dem Gestein hinter dem Wasserfall eine leuchtend bunte FärbungWaldarbeiter, der den Hiking-Trail regelmässig freischneiden muss. Am Ende seiner Stange ist eine scharfe Sichel fixiert, mit welcher Äste und Blätter abgeschnitten werdenDie Hauptstadt «Castries» zählt rund 50’000 Einwohner. Die früher fast ausschliesslich aus Holz gebauten Häuser der Stadt wurden mehrmals durch Stadtbrände zerstört, letztmals 1948. Heute ist die gut geschützte, grosse und tiefe Bucht Anlaufstelle für die Mega-Passagierschiffe. Hier liegen gerade 3 dieser Riesenpötte vor Anker und überschwemmen Stadt und Insel mit 5-6000 LeutenLinks «Mein Schiff 5» der Reederei TUI: 295 Meter lang, 2’534 PassagiereCastries: das Kreuzfahrtschiff «Mein Schiff 5» mitten in der Stadt (in der Mitte des Bildes – sieht fast aus wie ein normaler Häuserblock)Hausbau auf Saint Lucia. Uns fällt auf, dass viele Häuser auf Betonstelzen gebaut sind. Egal ob im Flachen oder am Hang. Irgendwie hinterlässt diese windige Konstruktion beim Ingenieur keinen allzu soliden Eindruck. Ein Augenschein auf einer Baustelle, wo gerade solche Pfeiler aus Beton und drei Armierungseisen aufgebaut wurden, hat unser Bedenken nur noch verstärktAuch immer wichtig bei unseren Exkursionen: Barkunde! Das «Happy New Year» gilt hier wohl für das ganze Jahr, ebenso wie das immer freundliche und fröhliche Lachen in den Gesichtern der Leute. In jeder Bar gibt es mehr Rumsorten als Bier. Bier gibt’s meist nur in kleinen Dosen oder Flaschen zu 250ml. Mit Glück gibt’s das einheimische Bier, «Piton», in der „grossen“ 330ml Dose. Rum hingegen gibt’s fast in allen Grössen bis zur 3 Liter FlascheTypische Strassenszene: bunte Farbe an Häusern und Kleidern. Überall kleine Bars, wo die Leute meist irgend ein Getränk mit Rum zu sich nehmenKleider- und Stoffladen im kleinen Küstenort Anse La RayeAuch im Paradies kann es unangenehme Überraschungen geben: eine zu üppige Ladung verstopft unser WC – der Sanitärinstallateur muss ran! Eine halbe Stunde später ist alles wieder geduscht, parfümiert 😊, sauber und das wichtigste: WC entstopft und wieder funktionstauglich!
Sehr oft fühlen wir uns angezogen vom Unbekannten und Neuem. So ist es hier der Regenwald, von dem wir fasziniert sind. Es gibt verschiedene Hiking-Trails, die der Staat speziell für Touristen und Besucher von Saint Lucia hergerichtet hat und unterhält. Wir suchen uns einen aus, der nicht so am Durchgangsverkehr liegt und etwas abenteuerlich zu finden ist. Ohne GPS und Navigationshilfen hätten wir den Trail bei Forestiere um den Piton Flore nicht gefunden. Aber wir sind erfolgreich! Die Strasse wird immer enger und schmaler und endet an einem kleinen Wendeplatz mitten im dichten Regenwald. Kaum sind wir aus dem Auto gestiegen, kommt ein muskulöser Einheimischer mit einer langen, furchteinflössender Machete in der Hand aus dem Dickicht heraus auf uns zu. Seine Hautfarbe ist so dunkel, man kann die Gesichtszüge gar nicht erkennen. «High – welcome to paradise – how are you doing today? What can I do good for you?», ruft er uns entgegen. Unsere vorsichtige Skeptik ist schlagartig verschwunden, und wir verbringen mit Adam, wie er sich uns vorstellt, eine der interessantesten uns spannendsten Urwaldführung, die wir bisher erleben durften.
Über einen feuchten, glitschigen Pfad geht es in den Urwald hinein. Der Bereich, in dem wir uns befinden (bei Forestiere), gehört zum Naturpark von Saint Lucia und ein Zugang ist nur mit Bewilligung und Führer möglich. Wir finden das gut so und zahlen die rund 10-12 CHF p.P. Eintritt mit Führung gerne. Was wir dafür erhalten, ist einfach wunderschön! Zum Glück sind wir mit Führer unterwegs – wir hätten es nicht gesehen: ein Süsswasserkrebs direkt auf dem Wanderpfad. Geschickt ergreift Adam das Tier und vermittelt uns interessante Informationen und Erklärungen dazu. Später im Verlauf der Wanderungen werden wir Dank seinen Tipps geübter und erkennen die Krebse unter Steinen und Wurzeln mit eigenen AugenAdam stammt aus einer Familie, die seit Urgrossvaterzeiten im Wald und mit dem Wald gelebt hat. Heute ist er vom Staat angestellt und sorgt mit 7 anderen Kollegen im Naturparkgebiet für gut unterhaltenen Wanderwege und leitet Führungen. Wir sind sehr beeindruckt von seinem Wissen über die unterschiedlichen Pflanzen. Zu allen unseren Fragen hat er eine fundierte Antwort, die er uns so erklären kann, dass wir sie verstehen. Hier im Bild zeigt er uns eine Pflanze, deren Harz extrem leicht brennt, aber auch mühelos wieder mit einem kurzen Blasen ausgelöscht werden kann. Das brennende Harz wird flüssig. Adam lässt es auf ein Blatt tropfen. Wir sind verblüfft: das erkaltete Harz bedeckt das Blatt wie ein dünner Klarlack. Die Fischer haben sich diese Eigenschaften früher zu eigen gemacht und mit diesem Harz ihre Boote abgedichtet und versiegelt. Besser als jedes moderne Antifouling!
Die Tour mit Adam hätte noch viel länger dauern dürfen, aber
die Zeit war wie im Flug vorbei. Es ist unheimlich, wie viele Wunder sich in
der Natur verstecken, die früher bekannt und genutzt wurden, und heute in
Vergessenheit geraten. So gibt es hochgiftige Pflanzen (zum Beispiel den
Wunderbaum (engl. Castor Oil Tree), dessen aus Samen gewonnenes Pulver früher
von Militär und Geheimdiensten gerne als Mordwaffe verwendet wurde. Einmal will
Köbi eine Schale vom Boden aufheben, die aussieht wie eine Kastanienschale.
Adam stoppt ihn mit lautem Ruf, ergreift die Schale vorsichtig mit zwei Fingern
und erklärt, das das Regenwasser darin zu einer aggressiven Säure geworden ist,
die Verbrennungen auf der Haut erzeugen kann. Spannend – unheimlich spannend
war dieser Hike!!
Der Weg zurück in die Zivilisation. Uns fällt auf, dass die Leute hier noch nicht wissen, was mit alten Autos anzufangen ist. Wie bei uns halt vor 50 Jahren. Wir haben aber erfahren, dass die Regierung begonnen hat, solche Autoleichen wegzuräumen, und durch drastische Bussen dafür sorgt, dass es keine Neuen mehr geben wird. Auch Abfalltrennung und Recycling scheinen hier auf Saint Lucia Einzug zu haltenDas Dorfzentrum von Canaries an der Westküste: Im Vordergrund der zentrale Brunnen des Dorfes. Erst wenige Häuser verfügen über einen eigenen Wasseranschluss. Die meisten versorgen sich hier am WasserhahnStrasse in Canaries: wie fast überall sind die meisten Häuser aus Holz gebaut und meist nur einstöckig. Innen gibt es nur einen grossen Raum, der Wohnraum und Schlafzimmer zusammen ist. Gekocht wird meist draussen. Gegen die Strasse hin werden die Wände oft mit Blechtafeln (Wellblech oder flach gehämmertes Blech von Fässern) verkleidet, vermutlich als Schutz gegen das Spritzwasser vom RegenFischer beim flicken seines Netzes. Man beachte die Haartracht: viele Männer lassen ihre Haare einfach wachsen und stopfen dann ihre Haartracht in diese Rasta-Mützen aus WolleAusflug zu den Sulphur Springs. Diese werden als «einziger befahrbarer aktiver Vulkankrater» beworben. Von Weitem schon riechen wir den Schwefelgeruch. Das Besondere daran ist, dass hier die noch heisse Lavaschicht nur etwa 2’000m tief liegt. Das Meerwasser sickert von aussen in den Vulkan hinein, wird aufgeheizt und kommt in der einseitig offenen Kaldera als sehr mineralhaltiges Heisswasser wieder zum Vorschein. Schwefelgas und heisse Dämpfe verhindern eine Vegetation, und es sieht aus wie in einem SteinbruchSulphur Springs aus sicherer Distanz von obenZurück in der Rodney Bay Marina. Jeden Freitag Abend öffnen die Bewohner im nahen Dorf (Gros Islet Village) ihre Häuser und verlagern ihre Küche auf die Strasse. «Jump-Up» nennen sie das. Ein Traum für jeden Nachtschwärmer!! Eine wilde und hemmungslose Atmosphäre, geschwängert mit dem lauten, sonoren Bass und dem schrillen Steeldrum der Reggea-MusikAm Morgen nach dem Jump-Up: Cockpit unseres Nachbarschiffs mit vier soliden Englischen Herren. Offenbar hatten sie nach dem Jump-Up noch mehr Durst. Wir sehen nur noch die Flaschen …… denn wir laufen aus, bevor die verkaterten Engländer 😊 den Kopf aus dem Niedergang streckenNachdem wir das Land gesehen haben, wollen wir auch die Küste vom Wasser her geniessen. Unser erster Stopp ist in der berühmten Marigot Bay. Wunderschön gelegen hat sie schon für viele Kinofilme als Aussendrehort gedient. Der innere Teil wird «Hurricane Hole» genannt, weil man hier sogar bei einem Hurrikan geschützt sein soll – wir wollen es lieber nicht ausprobierenMarigot Bay: Glasklares Wasser, 27 Grad (sowohl Wasser wie Luft) umrundet von üppiger Vegetation – welcome to paradise!Begrüssungs und Empfangskomitee in der Marigot Bay 😊😊Marigot Bay: Blick vom inneren Bereich in Richtung Ozean. Hier drinnen hat sich angeblich während der Napoleonischen Kriege eine komplette Britische Marinestaffel vor dem Feind versteckt und konnte danach unversehrt entkommenEine der vielen Beach-Bars in der Marigot Bay. So lässt sich unser Dinghy einfach bewachen 😊 Es soll an dieser Stelle noch erwähnt sein, dass wir nie auf Probleme mit Diebstahl oder Entwendungen gestossen sind. Wir fühlen uns jederzeit sicher und wohl auf Saint Lucia, obwohl wir diverse andere Meldungen und Berichte gelesen haben. Einmal mehr zeigt sich: man muss es selber sehen und erlebenMarigot Bay – SonnenuntergangUnterwegs – von einem Paradies zum anderenBay von Soufrière mit den beiden Wahrzeichen von Saint Lucia: Petit Piton (Mitte) und Gros Piton (rechts). Diese beiden unverkennbaren Zuckerhutkegel ragen rund 700 Meter steil aus dem Meer, direkt davor ist das Meer ebenfalls rund 800 Meter tief. Ankermöglichkeiten gibt es keine, da das Ufer zu steil oder von geschützten Korallenbänken vorgelagert ist. Um diese Korallen zu schützen hat die Regierung von Saint Lucia mehrere Bojen platziert, an denen das Schiff sicher festgemacht werden kannFischer fahren Restaurants und Yachten an und bieten ihren Fang an. Speziell: uns ist aufgefallen, dass die Männer in diesen wackligen Booten fast immer stehen. Meist sitzt nur derjenige, der das Boot steuert
Bei Soufrière machen wir (unwissend) an einer Boje an, die einem Fischer gehört und von diesem vermarktet wird. Da er gleich viel verlangt, wie die Behörde an den offiziellen Bojen, bleiben wir bei ihm. Seine Boje ist sehr nahe am Steg für die Dinghys und deshalb für uns sehr angenehm und praktisch. Wir hatten eigentlich beabsichtigt, auf einen der beiden Pitons zu steigen. Als wir dann aber erfahren, dass man auf beide Berge einen Führer haben muss und zudem noch happige «Eintrittspreise» winken, vergeht uns die Lust. Unser Plan B, auf eigene Faust einen Aussichtspunkt zwischen den beiden Pitons zu erklimmen, erweist sich als ein mindestens ebenbürtiges Erlebnis. Mit öffentlichem Verkehr (Van, 2.25 EC$ Pro Person = ca. 0.80 CHF) fahren wir zum Ausgangspunkt der Wanderung und gelangen von da, in rund einer Stunde zuerst der Strasse entlang, zu Fuss zum Ted Paul Nature Trail.
Unterwegs zum Ted Paul Nature Trail: Pia will von einer Frau wissen, was das für Bäume und Früchte sind. Spontan hackt diese eine Frucht vom Baum ab, öffnet sie und gibt uns zum Probieren. Es ist eine Kakao Frucht (komischerweise nennen sie diese Frucht aber „cocoa“ also gerade vertauschte Vokale)Auch das wird probiert: Fischkuchen! Sehr fein und lecker von der Openair-Küche!!Und dann – der Stairway to Heaven …… der uns nicht ins Paradies, aber zu einem phantastischen 360 Grad Aussichtspunkt führtDer Gros Piton, genau dahin wollten wir zuerst – aber auf dem Ted Paul Aussichtspunkt ist es gerade so schön 😊Gestern nun haben wir in die Bucht verlegt, die genau zwischen den beiden berühmten Pitons liegt (2 Bilder zurück sieht man sie am Fusse des Petit Pitons): Anse Petit Piton. Wiederum eine traumhaft schöne Bucht. Einfach aus dem Boot springen, sich mit Schnorchel und Flossen versehen ins Wasser legen und mit den Augen die Welt unter der Wasseroberfläche aufsaugen. Ein Traum! Nur diese kleine 😉 Jacht (rund 100m lang, sie trägt das Emblem ML) steht uns vor der Sonne. Ich glaub, heut Abend fahr‘ ich mal rüber und beschwere mich 😊
Hier in der Bucht Anse Petit Piton bleiben wir bis und mit
Montag. Am Dienstag 17.3. segeln wir weiter auf die nächste Insel, Saint
Vincent. Für heute späteren Nachmittag erwarten wir Moondance, eine Yacht, die
wir in Las Palmas angetroffen haben. Fione und André, die Crew der Yacht, haben
ähnliche Reisepläne wie wir und wir freuen uns, sie wiederzusehen und
Erfahrungen und Pläne miteinander zu tauschen.
Nachtrag zur Kuchenbude: im letzten Bericht habe ich mich gefragt, warum die Kuchenbude so heisst: Es hat tatsächlich mit dem Gebäck zu tun! Hier die Erklärung, die ich gleich von zwei voneinander unabhängigen Seemännern mit Hamburger Wurzeln erhalten habe (an dieser Stelle vielen Dank an Thomas und Holger): Der Begriff Kuchenbude ist durch Bootseigner geprägt, die ihr Boot hauptsächlich im Hafen nutzen und dann mit der Familie zum Kaffeetrinken an Bord gehen. Damit dann alle auch bei Wind und Regen gut unterkommen und Hafenkino beobachten können, setzt man sich in die Kuchenbude. Nun sind wir gespannt, warum die linke Seite des Schiffes Backbord heisst 😉
Angekommen in der Karibik – Barbados: Wassertemperatur 26 Grad, Lufttemperatur 26-28 Grad (dank dem ständig wehenden Wind fühlt sich das nicht heiss an). Keine Moskitos, keine verwilderten, abgemagerten Katzen und keine streunenden Hunde 😊
Bevor wir uns aber nach der fast 12 tägigen Überfahrt im angenehm warmen Wasser erfrischen können, müssen wir zuerst einklarieren und alle Formalitäten erledigen. Erst dann dürfen wir die gelbe «Q» Flagge entfernen und können uns frei bewegen. Wir werden vom Hafenmeister an den Zoll Pier beordert, wo wir seit der Abfahrt von Fogo erstmals wieder Landkontakt haben. Innerhalb von rund 2 Stunden hat Köbi (dies muss immer der Skipper erledigen) den ganzen Einklarierungsprozess erledigt und dabei nacheinander Gesundheitsbüro, Immigration, Zoll und nochmals Immigration durchlaufen. Alles läuft ruhig, gelassen, freundlich und sehr zuvorkommende ab.
Der Zoll Pier in Bridgetown, Barbados: da dieser Pier für grosse Kreuzfahrtschiffe ausgelegt ist und entsprechend grosse Dämpfer an der Hafenmauer hervorstehen, kann man ein Segelschiff nur sehr schlecht festmachen. Zudem herrscht ein grosser Schwell der Lupina ganz ordentlich an den Festmacherleinen zerren lässt. Das an Land Kommen erfordert eine recht sportliche Kletterübung. Pia darf noch nicht an Land, sie muss warten, bis das Einklarieren abgeschlossen ist
Das ist unser gesamter Abfall, der auf der Überfahrt angefallen ist. Einer der Hafenmitarbeiter will unseren Abfall für 25 USD entsorgen. Als wir ihm aber den kleinen Sack zeigen, reduziert er seine „Gebühr“ auf 10 USD. Wir winken dankend ab. Am nächsten Tag wird der Müll von uns eigenhändig ganz konform und ordnungsgemäss in einer Abfalltonne entsorgtCarlisle Bay, Bridgetown: Nach dem Einklarieren verlegen wir in diese wunderschöne BuchtLupina haben wir von der Strandbar aus bestens unter Kontrolle. Das Internetsignal der Bar reicht sogar bis auf’s SchiffEine der ersten Aktionen von Pia: Wäsche waschen. Da es nichts zu reparieren gibt 😊 kann Köbi derweil die Ankunft locker geniessen … … bis dieses Schiff sich gefährlich nahe auf uns zu bewegt. Es ist nach uns rein gekommen und hatte viel weiter vorne seinen Anker geworfen, aber viel zu wenig Kette gesteckt. Der konstant starke Wind hat den Anker losgerissen und es trieb langsam aber unaufhörlich in unsere Richtung. Erst unser lautes Pfeifen und Rufen hat die Französische Crew, die unter Deck am Ausschlafen war, noch rechtzeitig alarmiert
Barbados ist als östlichste Insel der kleinen Antillen der erste mögliche Landfall nach einer Atlantiküberquerung. Die Infrastruktur für Segelschiffe ist sehr rudimentär, da ausser den paar Atlantiküberfahrern nur wenige Segelschiffe den mühsamen Weg gegen den Wind von den kleinen Antillen ostwärts nach Barbados auf sich nehmen. Barbados war über drei Jahrhunderte lang eine Britische Kolonie, bis es 1966 die Unabhängigkeit erlangte. Land und Leute sind aber auch heute noch «very Britisch». Heute leben rund 290’000 Einwohner hier. Die Bevölkerung setzt sich hauptsächlich aus Leuten afrikanischer (95%) und europäischer Herkunft (5%) zusammen.
Der erste Eindruck für uns, die wir von den Kapverden kommen, ist ein kleiner Kulturschock: mit Autos überfüllte Strassen, heruntergewirtschaftete Häuser und Umgebung, überall Abfall und Schmutz. Die ersten beiden Tage in Bridgetown, immerhin Hauptstadt der Insel, haben dieses Bild nicht verbessern können. Immerhin einige alte Kolonialgebäude versucht die heutige Regierung zu erhalten und diese touristisch zu nutzen. Ein eigentliches Stadtzentrum mit Park oder Einkaufsmeile, gemütliche Strassenbeizen oder Ähnliches, das zum Flanieren einlädt, haben wir nicht gefunden.
Stadtzentrum von Bridgetown mit Parlamentsgebäude und Museum, zwei der wenigen erhaltenen alten GebäudenSchön erhaltenes Gebäude aus der Kolonialzeit (rot) und daneben der Versuch, alt mit neu zu verbindenEine der schöneren Gegenden von Bridgetown: das alte Hafengelände, das heute vor allem Schiffe für Schnorchel- und Tauchausflüge, sowie zum Sportfischen beherbergtDaneben viele verkommene und verwahrloste Gebäude ……und das mitten in der Stadt…… sogar richtig hübsche Häuser vergammeln nach und nachZufahrt zu einem der drei Busterminals, gesäumt von Verkaufsbuden und UnratAuch der Barbados Cruising Club, zugänglich nur für elitäre Members, vermag unser Bild nicht zu verbessern. Beschädigte Eingangstore, verrottete Jollen, rostige Anhänger mit platten Reifen, offene Elektrokasten mit Sicherungen, die mit Drähten überbrückt sind. Mehr Hinterhof- als Vorzeige-ClubDa vermag uns dieses Gebäude schon eher zu begeistern. Sein Bewohner hat mit viel Liebe und Geschick aus diversesten Materialen «sein Schiff» gebaut. Das erinnert uns ein wenig an die Kapverden, wo die Leute alles, was noch irgendwie nutzbar ist, wiederverwenden. Bemerkenswert: um dieses Haus haben wir auch keinen Unrat gesehenEine der Haupteinnahmequellen in Barbados ist der Tourismus. Dank den wunderbaren Stränden an der Süd- und Westküste mit seinen Palmen und dem türkis-blauen Wasser strömen gerade in der kalten Jahreszeit viele sonnenhungrige Menschen hauptsächlich aus dem englisch sprachigen Raum nach Barbados. Entsprechend fliesst viel Geld in Hotelanlagen und Clubs, welche mit speziellen Themen und verlockenden All Inclusive Paketen werben
Entlang der schönen Strände hat es viele Hotelanlagen und Clubs. «Perfekt!» würde man denken. Nicht so für uns. Da wir keine «all inclusive» Hotelgäste sind und auch keinerlei Club-Mitgliedschaft vorweisen können, bleibt uns der Zutritt oder die Bedienung in den zum Teil wunderschön gelegenen Bars oder Restaurants verwehrt. Schade, aber macht nichts. So sind wir motiviert, uns vom Strand zu lösen, und uns mehr für Land und Leute zu interessieren.
Auch auf Barbados wird gerne gespielt. Was uns hier auffällt: man sieht auch Frauen bei Karten- oder GlücksspielWas in den Kanaren das «Guaguag» und auf den Kapverden das «Alugeur» ist, wird hier schlicht und einfach als «Van» bezeichnet. Eine Fahrt kostet umgerechnet 2 Barbados Dollar (rund 1 CHF), egal wie weit man fährt. Ganz wichtig: der Radio mit der super Boombox muss immer voll aufgedreht sein, sonst könnte man ja den Motor hören 😊😊. Wenn zwei Vans sich kreuzen, wird das mit freudigem Hupkonzert gefeiertWarten auf den nächsten Van in die Stadt
Wir erleben die Leute von Barbados als sehr offen, freundlich und hilfsbereit. Pia empfindet ihre Offenheit anfänglich als ein wenig zu aufdringlich. Als sie aber merkt, dass ein «Nein» von einem Strassenverkäufer positiv quittiert wird und er nicht mehr nachdoppelt, kann auch sie das Bad in der Menschenmenge geniessen und sich auf ein spontanes Gespräch einlassen. Immer wieder erleben wir, dass Leute von sich aus auf uns zukommen, wenn sie sehen, dass wir auf der Suche sind. Oder als wir einmal, um unsere Strassenkarte zu studieren, mit einem Mietwagen am Strassenrand stehen, macht uns ein Fussgänger von sich aus darauf aufmerksam, dass wir gerade auf der falschen Strassenseite stehen (hier herrscht Linksverkehr wie in England) und bei der Weiterfahrt aufpassen sollen.
Obwohl die Strassen gerade in und um Bridgetown sehr überlastet
sind, ist Autofahren hier ein Vergnügen. Es wird sehr ruhig und zuvorkommend
gefahren. Man hat Zeit und schaut füreinander. Wenn man das Auto mal nicht ganz
regelkonform parkiert hat, wird man sofort darauf aufmerksam gemacht mit dem
freundlich gemeinten Hinweis, dass die Polizei hier sehr streng sei. Es wird generell
grosszügig Rücksicht genommen aufeinander. Diese Rücksichtnahme aufeinander
stellen wir in vielen Lebenssituationen fest und wir haben ein sehr positives
Bild von den Bajanern, den Einwohnern hier, erhalten.
Im Laufe der Zeit haben wir doch die eine oder andere Strandbar in unserer Nähe entdeckt, welche öffentlich zugänglich ist…… und wo wir zur Abwechslung mal auf Festland einen Sundowner geniessen können. Sehr positiv: es hat keine lästigen Mücken, auch am Abend nicht
Während der Küstenbereich im Westen und Süden sehr dicht überbaut und bevölkert ist, gibt es im Osten und im Zentrum der Insel Landwirtschaft und viel urwaldähnliche Vegetation.
Kultiviertes Land im nördlichen Bereich von Barbados …… und Urwald in den Bergen Es gibt in diesem Urwaldgebiet mehrere «Parks». Hier werden die All Inclusive Touristen und Kreuzfahrtschiff-Passagiere «busweise hingekarrt» und im Schnellverfahren durch den ihnen unbekannten Urwald geschleust. Eine einstündige Rundwanderung ist für 30 USD p.P. zu haben. Für das Lohnniveau eines einheimischen Angestellten ein kaum erschwingliches Erlebnis. Uns sind auch die verhältnismässig hohen Kosten für Lebensmittel im Supermarkt aufgefallen, und wir fragen uns echt, wie das die einfache Bevölkerung hier bezahlen kann Barbados ist übrigens nicht vulkanisch, wie man erwarten könnte, sondern ist durch Erdverwerfungen aus dem Meer gehoben worden. Der Untergrund besteht hauptsächlich aus Karst-, Sediment- und Kalkgestein. Das reichlich vorhandene Regenwasser versickert leicht darin und sorgt als Grundwasser für eine gute Trinkwasserversorgung. Auf dem Weg durch den Boden spült sich das Wasser oftmals Kavernen und Höhlen frei. Einige davon sind in den letzten Jahren entdeckt und touristisch zugänglich gemacht. Hier besuchen wir das bekannteste Höhlensystem der Insel: den Harrison’s CaveDas Wasser braucht 1 Jahr von der Oberfläche bis zum Höhlensystem. In 100 Jahren wachsen die Stalagmiten (unten) und Stalaktiten (oben) um knappe 2 Zentimeter. Die Stalagmiten im Bild sind rund 2-3 Meter hochDie singende Führerin will unbedingt ein Bild von dem «verliebten Pärchen» machen…….😊😊Auch immer wieder angetroffen unterwegs: wer ein anderes Auto braucht – hier sicher ein super-sonder günstiges Angebot
Heute Montag haben wir uns bei den Behörden von Barbados abgemeldet (in der Fachsprache: wir haben ausklariert), lichten den Anker und fahren am späten Nachmittag los in Richtung Saint Lucia, wo wir am Dienstagvormittag nach einer hoffentlich gemütlichen Nachtfahrt in der Rodney Bay ankommen sollten. Hier in Barbados haben wir uns absolut sicher gefühlt und wir haben auch nie von Diebstählen und Überfällen auf Yachten gelesen. Dies wird sich nun vermutlich ändern. Laut Internet und einschlägiger Fachliteratur gibt es gerade auf den nächsten Inseln, die wir anfahren werden, eine sehr hohe Rate an krimineller Aktivität. Das heisst für uns dann: immer alles unter Verschluss halten. Schade eigentlich!
Köbi bereitet sich auf’s Eidgenössische Turnfest in Aarau vor: hier beim Moosgummilauftraining, das ihm von Strihn aufgetragen wurde 😊
Um den Text besser lesen zu können, Bild einfach vergrössern. Wie geht das? Einfach „ctrl“-Taste gedrückt halten und das Rad an der Maus drehen. Viel Spass beim Lesen.
Bevor wir loslegen wollen wir mit unsere
Entsalzungsanlage noch Wasser machen und den Tank füllen. Für den Strombedarf
des Wassermachers brauchen wir den Generator. Der Start ist gut, aber nach
einer knappen halben Stunde steigt der Generator unvermittelt aus und zeigt denselben
Fehler an, den wir in Mindelo reparieren liessen. Grrr – unsere Moral ist am
Tiefpunkt. Ohne Generator wollen wir nicht über den Atlantik. Zurück nach
Mindelo? 130 SM gegen den Wind? Nein, machen wir nicht! Alles Fluchen und
Schimpfen über die lausigen Mechaniker nützt nichts. Köbi darf/muss in den
Motorraum! Es hilft, dass er den Mechanikern gut zugeschaut hat, und er kann
die Kondensatoren selber ersetzen. Zum Glück haben wir welche in Reserve
gekauft und Köbi hat auch deren Montage verbessert, so dass sie nicht mehr so
stark geschüttelt werden, wenn der Generator läuft. Nach zwei Stunden brummt
der Generator wieder und der Wassermacher kann endlich seine Arbeit aufnehmen. Uff,
wir sind total erleichtert! Wäsche wird noch gewaschen, das Dinghi sauber
geschrubbt und nach dem Trocknen zusammengefaltet in das Vorschiff verstaut.
Die Homepage erhält ihr neustes Update (die letzte Datenmenge auf der
Kapverdischen SIM Karte hat gerade noch gereicht dafür). Die letzte Abkühlung
im Wasser (wir wollen ja die Atlantiküberquerung frisch und sauber beginnen) nutzen
wir noch, um das Unterschiff von kleinen Muscheln und Bewuchs zu befreien. Kurz
vor der Abfahrt dann essen wir noch eine kräftige, warme Mahlzeit.
Genau wie vorgenommen um 17:00 Uhr hiessen
wir den Anker und stechen geradewegs Richtung Barbados in See. Zuerst mit
kräftigem Wind wegen der Inselumlenkung. Weiter von der Küste weg, nach dem
Eindunkeln, lässt der Wind etwas nach, wir können die Segel wieder ausreffen
und segeln gemütlich mit 6,5 Knoten Fahrt in die Nach hinein. Bei einer
Atlantiküberquerung in Ost- West-Richtung, also auf der Passatroute, wird man
von Wind, Wellen und Strömung in die Karibik geblasen und getrieben. Da die
Temperaturen von Luft und Meer in diesem Bereich warm sind, wird dieses Route
auch «Barfussroute» genannt.
Bei schönem Wetter und hier noch flachen Wellen geht’s los Richtung Westen. Je weiter westwärts wir kommen, umso wärmer werden Wasser und Luft. In Barbados warten 26 Grad warmes Wasser und 27 Grad warme Luft auf uns
1. Tag Donnerstag
Der Nachtschichtwechsel ist diesmal erst
um 01:30 Uhr. Köbi war sehr müde. Da Pia noch fit war, liess sie ihn etwas
länger schlafen. Klare Nacht, ruhige Fahrt. Im Laufe des Mittags bewölkt sich
der Himmel und mit dem Sonnenuntergang schwimmt eine ganze Delfinschule (mehr
als 30 Tiere) über eine halbe Stunde mit unserem Schiff in die zwischenzeitlich
wieder aufgeklarte Nacht hinein.
Unser Etmal: (= zurückgelegte Distanz in 24 Stunden, also um 17 Uhr) 163 SM (Seemeilen)
Sonnenaufgänge erleben wir immer achtern (also hinten) …… während Sonnenuntergänge immer von vorne zu bewundern sind
2. Tag Freitag
Der zunehmende Mond verdirbt etwas die Sicht in den sternenklaren Nachthimmel. Köbi lernt auch diese Nacht ein neues Sternenbild. Mit dem zunehmenden Wind werden die Wellen höher bis 3 Meter, welche die Lupina immer wieder ins Tanzen und Schleudern bringen. Unten im Schiffsbauch kracht und schlägt es kräftig, man könnte meinen, das Schiff zerschellt in den Wellen. Es fühlt sich so an, als ob ein Bagger in eine Hauswand schlägt. Ein mulmiges Gefühl kommt auf. Aber wir wissen, Lupina ist ein sehr robustes Schiff und wird das alles aushalten können. Wir fallen 10 Grad ab um mehr vor den Wellen zu segeln, somit hört auch das Rollen und Schlingern in der aufgewühlten See auf. Am Abend ist der Wind nach wie vor stark (18-20 Knoten) und wir reffen für die Nacht die Segel etwas (Segelfläche verkleinern), damit die Fahrt für die Nacht ruhiger wird.
Unser Etmal: 194 SM
Anfänglich treffen wir auf eine Kreuzsee: Wellen von hinten und von der Seite. Wellen von hinten sind angenehm, schieben Lupina vehement Richtung Westen. Wellen von Norden hingegen krachen in unsere Seite und werfen das Boot immer wieder aus seiner idealen BahnBald werden die Wellen gleichmässiger – darauf lässt sich prima surfen. Ab und zu werfen sie uns aber schon recht gehörig hin und her. Dann wird das sich an Bord Bewegen zu einer gefährlichen Angelegenheit
3. Tag Samstag
Die ersten beiden Nächte konnten wir nur
bedingt schlafen, die Ohrenstöpsel haben uns dabei geholfen, die vielen
verschiedenen Geräusche etwas ein zu dämmen. Aber der richtig tiefe Schlaf
stellt sich erst jetzt ein. Die gerefften Segel und der andere Winkel zu den
Wellen hat die Fahrt ruhiger gemacht. Das Vertrauen zum Schiff ist nun
vollkommen da. Wir fühlen uns sehr wohl.
Wind, Wellen und Segelstellung sind
unverändert. Auch heute Morgen liegen wieder fliegende Fische auf dem Boot.
Diese währen gute Köder zum Angeln von Hochseefischen. Da Fische aber angeblich
nur bei schwacher Fahrt (bis zirka 3 Knoten) anbeissen, müssten wir abbremsen.
Wollen wir aber nicht. Also ab zurück ins Wasser mit unserer «Beute». Um die
Mittagszeit kreuzt uns ein Schiff in einer Distanz von drei Meilen. Erst die zweite
Schiffsbegegnung seit unserer Abfahrt.
Unser Etmal: 188 SM
Fliegende Fische, in unterschiedlicher Grösse, verwechseln immer wieder die Lupina als Landeplatz. Ab und zu knallen sie manchmal gegen die Scheibe, so wie man das von Vögeln auch kennt
4. Tag Sonntag
Der Wind bläst jetzt noch mehr von hinten,
also von Ost-Nordost, aufs Schiff. Das heisst, wir setzen die Genua mit dem Spi-Baum
auf die Gegenseite des Grosssegels und fahren somit einen «Schmetterling». Wir haben
uns nun komplett an den Wellengang und das Schaukeln gewöhnt und nehmen diese
Bewegungen gar nicht mehr wahr. Pia braucht meistens drei Tage bis ihr Körper
soweit ist. Für diese Überfahrt wollte sie aber von Anfang an fit sein und hat die
ersten drei Tage ein Medikament gegen Seekrankheit genommen. Das hat ihr geholfen,
sich schon von Beginn an wohl zu fühlen. In der Nacht erleben wir seit vier
Monaten wieder Regen. Die letzten Tropfen gab es auf La Gomera. Ganz fein
rieselt es vom Himmel. Oh… es dürfte auch etwas mehr sein! Lupina ist komplett
eingedeckt mit Saharasand und Salz. Eine tüchtige Schiffsdusche wäre sehr
willkommen.
Unser Etmal: 179 SM
Schmetterling Besegelung auf der Lupina. Damit man diese Segelstellung sicher Segeln kann, braucht es eine stabile Windrichtung und einen guten Steuermann. Beides haben wir und wir können dieses Segelstellung den Rest der Fahrt beibehalten – es ist wie Vollgasfahrt auf der Autobahn!Unterwegs treffen wir ab nun immer wieder auf diese gelben Flecken. Es sind Algen, die sich mit ihren Ranken zusammenhalten und solche kleinen Teppiche bilden. Es sieht fast aus wie grünes Moos, das auf dem Wasser schwimmt
5. Tag Montag
Ein schöner Sonnenaufgang begrüsst uns
in den neuen Tag. Seit wir auf dem Atlantik sind, ist unser Tagesablauf immer
gleich. Er ist eigentlich nicht wesentlich unterschiedlich wie an Land, jedoch
benötigen wir für alles viel, viel länger. Das Schiff wird durch den Wellengang
hin und her geschaukelt. Es fühlt sich an, als ob wir in einer Waschmaschine
drinsitzen oder auf einer Achterbahn. Mit einer Hand müssen wir uns immer festhalten,
wenn eine grosse Welle kommt brauchen wir sogar beide Hände, um nicht durchs
Schiff geschleudert zu werden. Man stelle sich nun vor, man möchte Zwiebeln
oder Gemüse kleinschneiden, Wasser auf dem Herd kochen und dieses dann auch
noch in die Thermosflasche abfüllen – und all dies bei einer sich stets verändernden
Schräglage von bis zu 30 Grad! Ganz einfache Dinge, wie zum Beispiel die
Zahnpasta auf die Zahnbürste bringen, werden plötzlich zu einem
Geschicklichkeitsspiel. Sich An- und Abziehen ist auch immer eine lustige
Angelegenheit! Aber zum Glück haben wir Zeit – viel Zeit um alles langsam, geschickt
und vor allem sicher angehen zu können.
Wir erleben eine wunderbare
Vollmondnacht. Die weissen Schaumkronen auf den Wellen glitzern im Mondlicht.
Wir sehen das weite Meer ringsum bis zum Horizont. Wir mitten drin auf dem
Atlantik, über uns das Sternenzelt. Wir sind sehr glücklich, hier zu sein und
die so kraftvolle, schöne Natur so nah und intensiv spüren zu dürfen.
Unser Etmal: 162 SM
Vollmond kurz vor Sonnenaufgang. Bevor in unserem Rücken die Sonne über den Meereshorizont steigt, verabschiedet sich das letzte Licht des Mondes auf den WellenRund 12 Stunden später ein ähnlich phantastisches Schaubild. Diesmal ist es die Sonne, die mit ihren letzten Strahlen ein wunderbares Leuchten an den Horizont zaubert
6. Tag Dienstag
Heute Mittag um 12:00 Uhr (unsere Bord Uhr bleibt für die ganze Überfahrt auf Kapverden Zeit eingestellt) haben wir den Bergpreis bei 1’025 SM erreicht. Wir befinden uns somit mitten auf dem Atlantik. Ab jetzt ist die Distanz zu unserem Ziel näher, als die Distanz zurück auf die Kapverden. Glückseligkeit kommt auf. Barbados, wir kommen!
Die Temperaturen steigen nun täglich. Wir tragen nur noch Shorts und Shirts. Die Temperatur in der Nacht sinkt nicht mehr unter 23 Grad. Wind und Wellen sind uns immer noch treu und schieben uns kraftvoll dem Ziel entgegen.
Unser Etmal: 178 SM
Bevor wir die halbe Strecke durchsegelt haben, holt Pia die Kapverden Fahne ein. Die Barbados Fahne kommt aber erst bei Erreichen der Grenze in den Mast, um das Tuch zu schonenBergpreis-Menü von Pia unter erschwerten Bedingungen lecker zubereitet: Filet mit Gemüse (Dank Omnia – Erklärung folgt später)
7. Tag Mittwoch
Diese Nacht hatten wir flaches Wasser mit etwas weniger Wind. Genug aber für ein gemütliches Nachtsegeln bei 6 Knoten Fahrt, dafür weniger hohe Wellen und ein entsprechend tieferer Schlaf. Uns geht es physisch und moralisch sehr gut.
Was machen wir den ganzen Tag? Wellen
und Wind beobachten, 2x Schiffskontrolle (morgens und abends), kochen, essen, lesen,
schreiben und viiiiel schlafen. Mehr gibt es «leider» nicht zu tun. Pia fällt
das schon etwas schwer. Nur sitzen oder liegen ist ihr fast zu wenig. Der
Auslauf auf der Lupina ist eingeschränkt. Solange wir hohe Wellen haben, gehen
wir aus Sicherheitsgründen nicht grundlos aus dem Cockpit raus, ausser mit der
Schwimmweste und eingepiekt an der Rettungsleine, um die tägliche
Schiffskontrolle vorzunehmen.
Unser Etmal: 152 SM
Pia beim Putzen der Fensterscheiben – es geht nichts über eine klare Weitsicht (Motto von Köbi 🙂 )Köbi bei der Schiffskontrolle. Alle Leinen müssen auf ihre Spannung kontrolliert und meist etwas nachgezogen werden. Dadurch lässt sich Verschleiss minimieren oder gar verhindern. Bisher ist alles in einwandfreiem Zustand. Auch sich lösende Schäkel (Eisenbügel, an denen die Leinen fixiert sind), entdecken wir, bevor sie ihre Funktion verlieren und können sie rechtzeitig wieder anziehenPia liest unterwegs sehr viel …… während Köbi Schiffs- und Positionsdaten regelmässig im Journal festhältWir schlafen nicht nach einem bestimmten Zeitplan, sondern einfach gerade dann, wenn wir uns müde fühlen. Rechts auf dem Bild das sogenannte „Leebett“. Durch das hochgespannte Segeltuch ist man vor dem Herausrollen geschützt – hier schlafen wir in der NachtKöbi’s Lektüre dreht sich hauptsächlich um Erlebnisberichte von berühmten Seglern
8. Tag Donnerstag
Der Himmel ist vollkommen bedeckt. Der
Wind hat noch etwas mehr nachgelassen. Wenn es auch nur ein halber Knoten
weniger Fahrt ist, verkürzt sich das Etmal doch um viele Seemeilen. Macht
nichts, wir sind immer noch zügig unterwegs.
Überall hat es viele dicke Regenwolken. Böige Winde künden den Regenfall an. Rings um uns strömt es aus den schwarzen Wolken. Wir mittendrin bleiben leider verschont. Lupina will einfach nicht geduscht werden 😊
Bis zum Abend klart der Himmel auf. Der abnehmende Mond geht nun jeden Abend eine Stunde später in unserem Rücken auf. Somit erleben wir bei Nachteinbruch einen dunklen Nachthimmel. Der Übergang vom Himmel zum Meer ist fast schwarz und kaum auszumachen. Am Himmel sind Millionen von Sternen zu sehen. Keine einzige Lichtverschmutzung stört dieses wunderbare Bild. Um 23:12 steigt der Mond als eine rote Kugel aus der Dunkelheit auf. Und kurze Zeit später beleuchtet er das ganze Meer bis zum Horizont. Wir fühlen uns sehr geborgen in diesem Universum
Unser Etmal: 167 SM
Beim Durchzug eines «Squalls» (heftiger Regenschauer) geht Köbi aus Sicherheitsgründen selber ans Ruder. Manchmal gibt es kurzzeitige, starke Richtungsänderung des Windes und er könnte rasch eingreifen, falls der Autopilot die Kontrolle verlieren würde (was aber praktisch nie passiert)
9. Tag Freitag
Nachdem Köbi die Schicht um 01:30
übernommen hat, ziehen Wolken von überall her auf. Der Wind frischt auf und
lässt die Lupina sehr zügig über die noch flachen Wellen gleiten. Gerade bevor
wir frühstücken wollen, lässt dann eine dicke, schwarze Wolke den Regen auf
Lupina prasseln. Wir montieren in 2 Minuten unsere Kuchenbude (Vorzelt) damit
wir beim Regen im Cockpit im Trockenen gemütlich Frühstücken können. Auf den
meisten Schiffen gibt es kein Vorzelt, wir sind aber sehr froh, dass die Lupina
ein solches hat und möchten diesen «Luxus» nicht missen. Das Cockpit ist der
Platz, wo wir uns am meisten aufhalten und am liebsten sind. Mit diesem Regen
wird Lupina nun tüchtig geduscht und sieht danach ordentlich sauberer aus!!
Unser Etmal: 172 SM
Pia geschützt vor Wind und Regen durch unsere Kuchenbude (warum das Ding so heisst, haben wir bisher noch nicht herausgefunden. Mit einer Bude könnten wir es noch in Zusammenhang bringen, aber mit einem Kuchen hat sie nun absolut nichts zu tun 😉
10. Tag Samstag
Während der Nachtschicht von Köbi setzt
sich ein schwalbenartiger Vogel auf eine unserer Antennen. Er macht mit Gurren
und Pfeiflauten auf sich aufmerksam, bis er gesehen wird (wollte wohl «guten
Tag» sagen) und reitet dann bis kurz vor Tagesanbruch auf unserer Lupina mit.
Nach seinem Abflug flattert er noch zweimal ums Boot, um uns auf Wiedersehen zu
sagen, erwischt dann die falsche Kurve und direkt in den Windgenerator. Der
Letztere hat’s überstanden, der Vogel leider nicht: Flügel gebrochen – das
Todesurteil für den Meeresvogel, schade ☹
Nach einer sternenklaren Nacht fahren
wir heute in einen sonnenklaren Tag hinein. Pia nutzt die Gelegenheit und bäckt
ein feines Brot.
Unser Etmal: 154 SM
Frisches Brot im Omnia. Dank dem Tipp von Silke (SY Karl) haben wir nun auch so ein super Teil. Es ist ein Ersatz für den Backofen und wird einfach auf die Gasflamme gestellt
11. Tag Sonntag
Endlich sehen wir wieder einmal ein Schiff auf dem AIS System. Es ist ein Segelschiff, nur 12 Seemeilen voraus!! Der Jagd Instinkt von Lupina ist geweckt. Fünf Stunden später, gerade nach Sonnenaufgang, zieht unsere kleine Wölfin mit vollen Segeln stolz vorbei. Per Funk wünschen wir der ODA II einen guten Morgen.
Beim Frühstück Bereitstellen ist eine
kleine Havarie passiert. Die Müeslimischung sollte ins Schüsseli gekippt werden.
Vorgängig wird natürlich alles bestens eingeklemmt, auch Pia fixiert sich
zwischen Herd und Rückwand. Gerade hat sie eine Hand losgelassen, da stösst
eine kräftige Welle Lupina von der einen Seite auf die andere und lässt sie
gleichzeitig nach vorne schnellen. Pia fliegt samt Haferflockenpäckli (war noch
ganz voll) quer durch den Salon. Da liegt sie am Boden, übersäht mit
Haferflocken. Ihr ist zum grossen Glück nichts passiert, einfach nur einen
blauen Fleck mehr!! Und natürlich eine Menge Arbeit, alles aufzuwischen. (Köbi
meint: «schade habe ich kein Foto gemacht!»)
Unser Etmal: 185 SM
Pia beim kontrollierten Müesli einstreuen. Der kardanisch aufgehängte Herd ist eine grosse Hilfe, da er sich den Wellen anpasst und seine Oberfläche immer horizontal bleibt
12. Tag Montag
Kurz nach Mitternacht meldet unser AIS
System, dass wieder ein Segelschiff ein paar Meilen vor uns liegt. Auch dieses
wird noch kurz vor dem Ziel von Lupina übersprintet und stehen gelassen.
Zwischendurch immer wieder die «Squalls»: schwarze, wassergetränkte Wolken,
welche sich sintflutartige über dem Meer entleeren. Diese Nacht und am Morgen
werden wir mindestens von 5 erwischt. Lupina ist nun definitiv sauber
gewaschen. Und dann, kurz nach dem Morgengrauen, heisst es:
Laaaaand in Siiiiicht!!!
Mit jubelndem Herzen und fast
ehrfürchtig, den grossen Törn geschafft zu haben, umrunden wir die Südspitze von
Barbados und segeln der Westküste entlang nördlich nach Bridgetown zum Einklarieren
und dann zum Ankern. Um 10 Uhr lokale Zeit legen wir im grossen Hafen am
Customs Dock an. Diese Anlegestelle ist ein fürchterliches Ding! Der Anleger
ist ausgelegt für grosse Kreuzfahrtschiffe, aber für kleine Segelschiffe sind
die Poller und die Anpralldämpfer viel zu weit auseinander. Da Pia an Bord
bleiben muss, bis die Einklarierung abgeschlossen ist, nehmen wir es für kurze
Zeit in Kauf. Wir haben unser Ziel nach genau 11 Tagen und 20 Stunden erreicht.
Wir sind überwältigt, wie 96 m2
Segelfläche Dank dem Wind ein 13 Tonnen schweres Schiff scheinbar mühelos durch
die Wellen über den Atlantik von 2’050 Seemeilen (knapp 3’800 KM) schieben können.
Ein sicherer und guter Autopilot (automatische Steuerung) übernimmt das Ruder
und wir Segler können uns ruhig zurücklehnen und einfach nur geniessen.
Wir sind sehr dankbar, dass wir eine so
sorgenlose Überfahrt erleben durften. Alles hat perfekt gepasst. Wind und
Wetter, unsere körperliche Verfassung und gute Stimmung haben dazu beigetragen,
dass wir um ein sehr schönes Erlebnis in unserem Leben reicher geworden sind.
Auch unserer Lupina scheint es gefallen zu haben, über den Atlantik zu
rauschen: kein einziges Problem, keine einzige Reparatur, die auf unsere
Pendenzenliste gekommen ist. Einfach traumhaft!
Unser Etmal: gibt es nicht mehr, wir
sind angekommen bevor wieder 24 Stunden rum waren
Wir überqueren kurz nach Sonnenaufgang das Hoheitsgebiet von Barbados. Zu Ehren des Gastlandes wird die Flagge von Barbados gesetzt. Darunter, wie es das Gesetz verlang, die gelbe «Q» (Quarantäne) Flagge, die gesetzt bleiben muss, bis Schiff und Crew ordnungsmässig einklariert sindUnd dann endlich: Land in Sicht!!
Eckdaten unserer Atlantiküberquerung:
Distanz: 2’050 Seemeilen (Fogo – Barbados)
Fahrzeit: 11 Tage 20 Stunden
Anteil Segel: 99.5% / Anteil Motor: 0.5% (nur zum Auslaufen und zur Hafeneinfahrt)
Anteil Autopilot: 99% / Anteil Handsteuerung 1%
Ungewollte Halse (Patenthalse): 1x (allerdings gerefft und von Bullentaille gesichert)
Defekte: 0
Verluste: 1 elastischer Band (das eine Leine vom Scheuern schützte)
Gefangene Fische: aktiv 0 – / selber bei uns gelandet: viele!!
Nun haben wir seit unserem Start in Brighton 1/6 der Erde umrundet
Unsere Empfindung: Stolz, es geschafft zu haben – aber fast auch etwas wehmütig, dass dieses grossartige Abenteuer einer Atlantiküberquerung schon vorbei ist