Bye bye Ocho Rios – Jamaika auf Wiedersehen

Wir sind mittlerweile in einem richtig tiefenentspannten Zustand. Da wir immer noch nicht im Besitz einer Einreiseerlaubnis von Bonaire sind, haben wir uns darauf eingestellt, dass wir sicher noch etwa 10 Tage hier sein werden. Dann kommt am Freitag Mittag unerwartet ein Mail aus Bonaire und die Ereignisse überschlagen sich. Das Mail teilt uns mit, dass wir ab sofort in Bonaire einreisen dürfen. Wow!! Lange haben wir nach einem Datum gefragt, nun ist es Tatsache. Schnell packen wir unsere Unterlagen und fahren mit dem Dinghi an Land, um noch vor Feierabend einen Passierschein für die Überfahrt nach Port Antonio zu erhalten. Es klapp perfekt. Wieder zurück beginnen wir mit den Vorbereitungen für die Losfahrt am Sonntag.

Dann die nächste Überraschung. Diesmal keine so freudige. Der Generator beginnt zu husten und das Kühlwasser fliesst nur noch langsam. Service ist noch nicht fällig, Impeller-Lebensdauer ist auch noch nicht abgelaufen. Was könnte es sein?

Die Werkzeugkiste und Ersatzteile, alles bereits gut verstaut unter den Kojen im Vorschiff, müssen also noch einmal hervorgeholt werden
Trouble Shooting in der Gerätebox im Cockpit. Ja, Köbi passt da rein und er ist sogar wieder raus gekommen 😉
Und so sieht die Kiste aus, wenn Köbi draussen ist und nun von unten die Wasserpumpe des Generators ausbaut. Sie ist vermutlich die Ursache des Problems
Richtig analysiert: das Gummirad der Kühlwasserpumpe (Impeller) hat es völlig zerlegt. Als Wechselintervall wird 300 Stunden angegeben, unseres wäre erst in etwa 15 Stunden fällig geworden. Pech gehabt ☹ Aber lieber noch hier am Anker, als unterwegs auf dem offenen Meer
Am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Ocho Rios gehen die Restaurants wieder auf. Gerade rechtzeitig noch für uns, um einen der letzten Sundowners hier zu geniessen
Auch das Leben kehrt wieder zurück auf die Strassen von Jamaika
Die Rasta Menschen scheint die spezielle Situation im Grossen und Ganzen wenig berührt zu haben. Sie leben in ihrer spirituellen Welt, wo es einfach so kommt, wie es kommt

Am Sonntag dem 7. Juni, nach 79 Tagen vor Anker in Ocho Rios, brechen wir auf nach Port Antonio, wo wir noch Treibstoff auffüllen und dann aus Jamaika ausklarieren. Die Distanz von 45 Seemeilen wird ein erster Prüfstein für Mensch und Material, denn wir haben im zweiten Teil der Reise mehr als 25 Knoten Wind auf die Nase. Wir erreichen Port Antonio sicher aber müde.

Unterwegs nach Port Antonio mit halbem Grosssegel und 60% Genua. Das Meer zeigt uns wieder einmal, wie klein und nichtig wir doch sind. Wie eine Nussschale wird unsere Lupina (immerhin fast 13 Tonnen schwer) in den wilden Wogen entlang der Küste hin und her geworfen. Das Ganze Deck und bis hoch in die Segel wird alles nass

Die Marina ist wie ausgestorben, alle Schiffe sind bereits weg. Also auch Zeit für uns, aus dieser Hurrikan-Gegend wegzukommen.

Am Montag Morgen weckt uns die Coast Guard. Wir sind ihnen offenbar am Vortag unter dem Radar durchgeschlüpft und sie bemerken uns erst jetzt. Sie sind aber sehr nett und beruhigt, als sie merken, dass wir schon länger in Jamaika sind. Nach der Prüfung unserer Papiere wünschen sie uns eine gute Weiterreise. Unser Zielland, Bonaire, kennen sie allerdings nicht 😊
Diese nette Frau war wochenlang unsere liebe Eiskaffee Fee in Ocho Rios. Als Abschiedsgeschenk hat sie uns dann einen Schluck feinen Kaffeelikör rein getan. Hmmm… war der gut!!

Wir haben in den fast drei Monaten Ocho Rios viele nette Menschen getroffen, die uns sehr ans Herz gewachsen sind. Das Abschied Nehmen fällt uns nicht leicht. Die Leute kennen uns mittlerweile. Rufen uns zu, haben etwas zu erzählen oder winken einfach freundlich und schenken uns ein Lächeln. Viele haben uns davor gewarnt, passt ja auf, Jamaika soll sehr gefährlich sein. Während unserem ganzen Aufenthalt hier in Jamaika, haben wir kein einziges Mal das Gefühl von Gefahr oder Bedrohung erlebt. Wir haben uns immer und überall sehr wohl gefühlt. Wir können es allen nur empfehlen, diese wunderbare Insel mit den etwas eigenwilligen und stolzen Menschen zu besuchen.

Da der Wind fast immer von Osten oder Südosten her bläst, und es noch eine bis zwei Knoten starke Strömung in Richtung Norden gibt, können wir Bonaire von hier nicht direkt ansegeln. Morgen soll es gemäss Wettervorhersagen die nächsten 2-3 Tage windarm sein. Somit können wir einigermassen direkt ostwärts nach Haiti fahren und weiter nach der Dom Rep, um der Strömung auszuweichen und einen besseren Winkel am Wind gegen Bonaire zu bekommen. Wenig oder kein Wind bedeutet aber: kein Segeln, also muss unser Motor zumindest die ersten zwei Tage den nötigen Vorschub liefern. Etwa ab Boca Chica können wir dann den Kurs südwärts direkt nach Bonaire setzen. Wir erwarten dann Querab-Wind und ab da sollte dieser Segeltörn wieder etwas gemütlicher werden. Diesen etwas mühsamen Umweg haben wir Covid 19 zu verdanken und er kostet uns rund 800 Seemeilen (1’500km). Während der 8-9 tägigen Überfahrt werden wir keine Internetverbindung haben. Und dort müssen wir direkt für 14 Tage in Quarantäne, die wir aber auf dem Boot absitzen dürfen. Wie schnell wir wieder Internet haben, wissen wir noch nicht. Egal, wir melden uns nächstes Mal dann wieder von Bonaire aus.

Schiff Ahoi!! Auf Wiedersehen Jamaika – Bonaire wir kommen Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser!
Schau, wo wir gerade sind: share.garmin.com/EPXFV

Jamaika – immer noch im Lockdown

Unser Besuchervisum läuft am 30. Mai ab. Weil wir sicher noch ein paar Tage (oder Wochen) hier sein werden, müssen wir das Visum verlängern. Also fahren wir am 29. Mai per Sammeltaxi in das 10 km weiter der Küste entlang gelegene St. Ann’s Bay, wo sich das Immigrationsbüro befindet. Im Warteraum füllen wird die uns ausgehändigten Papiere aus und übergeben sie wieder der Dame, die sie uns gegeben hat. Nach einer halben Stunde kommt sie zurück mit den Rechnungen für die Administrationsgebühr. 70 USD pro Person, stolz, aber ok. Wir bezahlen die Gebühr umgehend am uns zugewiesenen Schalter und überreichen der Dame die Quittung. Wieder dürfen wir im Warteraum Platz nehmen, bis die Chefin der Dame, die Immigrationsbeamtin, bereit ist für ein Interview. Nach 20 Minuten ist es soweit. Eine korpulente, stämmige Dame, mit der man(n) keinen Streit haben will, empfängt uns. Freundlich erklärt sie uns, dass wir als Schweizer Bürger für eine Verlängerung der Aufenthaltsbewilligung einen Visa Waiver brauchen. Ok, wir nicken. Als wir den nächsten Satz der Dame hören, fallen wir fast vom Stuhl. «Das kostet 50’000 Jamaika Doller (350 USD) pro Person». Was?? 700 USD damit wir ein paar Tage länger hier bleiben können. Pia beginnt mit weinerlicher Stimme auf die Beamtin einzureden. Köbi versucht es mit anderen Argumenten. Aber die Frau, mit der man(n) keinen Streit haben will, bleibt dabei. Ok, wir müssen kurz besprechen, was wir nun tun wollen. Köbi fragt nach, ob wir vielleicht mit dem Schweizer Konsulat in Kingston kurz telefonieren dürfen. Ja, ja, kein Problem, aber nicht hier sondern im Warteraum. Also wir wieder ins Wartezimmer. Köbi versucht, das Konsulat in Kingston anzurufen, und schreibt dann dem Konsul ein WhatsApp, als niemand das Telefon beantwortet. Da auch diese Kontaktaufnahme so schnell nicht klappt entscheiden wir gemeinsam, am nächsten Tag abzureisen. Aber wohin? Egal, wir entscheiden uns für die Abreise. Wieder im Büro der Immigrationsbeamtin teilen wir ihr unseren Entscheid mit, und bitten sie, statt einer Verlängerung die Ausreisedokumente zu erstellen. Erstaunt blickt sie uns an, schluckt einmal leer. Irgendwie scheint sie nicht mit diesem Entscheid gerechnet zu haben. «Dann wollt ihr also morgen abreisen?» vergewissert sie sich. Köbi murmelt achselzuckend und resigniert: «wollen nicht, aber wir müssen!». Mit einem kurzen Seitensatz, dass sie ihren Supervisor informieren wolle, bittet uns die stämmige Dame wieder ins Wartezimmer. Eine halbe Stunde später kommt sie mit einem breiten Lächeln und unseren Pässen – mit Verlängerung von drei Monaten!! Wir sind perplex und die Beamtin strahlt. Koch’sche Schauspielkunst und Brem’sches Verhandlungsgeschick machen es möglich. Wir jubeln und bedanken uns überschwänglich bei ihr. Dann schlüpfen wir beschwingt und fröhlich durch die Türe des Gebäudes, das wir vor drei Stunden betreten haben.

Wird ein Unikat in Pia’s Pass sein: der gelöschte Ausreisestempel von Jamaica

Heute ist der 1. Juni 2020. Seit mehr als 2 Monaten liegen wir nun in Ocho Rios vor Anker und hoffen, dass einige der Restriktionen, die bis zum 31. Mai angeordnet waren, aufgehoben werden. Bis gestern waren wir und mit uns fast alle Jamaikaner im Glauben, die meisten Geschäfte, Restaurants, Pärke, Strände und dergleichen können ihren Betrieb wieder aufnehmen, weil von offizieller Seite keine anders lautende Information kommuniziert wurde. Heute Morgen aber haben wir per WhatsApp vom Schweizer Konsul Ueli Bangerter aus Kingston die offizielle Nachricht erhalten, dass praktisch alle Massnahmen bis 30. Juni weiter Gültigkeit haben. Nur die Grenzen werden per 15. Juni geöffnet. Unsere Stimmung ist für einen kurzen Moment im Keller. Wir hatten uns darauf gefreut, doch noch einige der Sehenswürdigkeiten hier in Jamaika besuchen zu können und unsere Rundreise mit dem Schiff um Jamaika herum fortzusetzen. Zerschlagen! Aber die Niedergeschlagenheit dauert nur kurz: nun wissen wir endgültig, dass wir von hier direkt, eventuell mit einem Tankstopp in Port Antonio (falls das erlaubt wird) in Richtung Süden aus der Hurrikan Zone abrauschen werden.

Bekanntes Bild: Lupina alleine vor leerem Strand und leeren Hotels. Nur die leitenden Angestellten des Hotels sind noch da. Der Hotelbesitzer hat ihnen erlaubt, von ihren kleinen Arbeiterwohnungen im hinteren Bereich des Areales in die Suiten des Hauptgebäudes umzuziehen. So sieht das Hotel bewohnt aus und sogar am Strand gibt es am Abend den einen oder anderen Badenden
Der öffentliche Strand bleibt mindestens bis 30.Juni geschlossen
Viel Zeit um an der Infrastruktur Unterhalt zu machen. Ein Strassenverkäufer hat an seinem Gefährt die Räder für einen Pneu Wechsel (??) ausgebaut
Das musikalische Blut und die gesellige Ader der Jamaikaner können wir nur erahnen. Strassen Partys und spontane Feste bleiben weiterhin aus. Übrigens das gegenseitige Berühren mit der Faust, das hier die beiden Männer (einer davon stellt den guten alten Bob Marley dar) symbolisieren, bedeutet: ich respektiere dich und was du tust und bist ist gut! Fast jeden Abend rudert ein Fischer mit seinem Kajak an uns vorbei, hebt die Faust und ruft: «Respekt Captain!» Köbi antwortet dann jeweils mit «Respekt Fisherman!» – natürlich auch mit dargehaltener Faust 😊

Wir sind seit dem 22. März hier am Anker. Ausser ein paar von der Marine Polizei bewilligten, ja sogar angeordneten Ausfahrten auf das offene Meer hinaus, um die Fäkalientanks zu leeren, müssen wir mit dem Schiff in der Bucht bleiben. Ansonsten befinden wir uns in einem tiefen Entspannungsmodus und geniessen einfach das Sein und das Jetzt. Etwas Routine hat sich auch breit gemacht: jeden Morgen nach dem Aufstehen (einfach dann, wenn wir beide wach werden) und dem erfrischenden Bad im klaren Meerwasser folgt ein gemütliches Frühstück.

Unser übliches Frühstück mit selbst gebackenem Brot, Butter, Käse, feinem Birchermüesli, frischen Früchten und natürlich Lavazza Kaffee (den uns Besucher aus der Schweiz jeweils mitbringen)
Nach dem Frühstück: viel Zeit für uns auf dem oder im Wasser

Wir haben eine lokale SIM-Karte mit unlimitierter Datenmenge. Vor allem zur heissen Tageszeit, wenn die Sonne maximal auf Deck brennt, ist es im Schiffsbauch sehr angenehm kühl. Da sind wir dann stundenlang an unseren Computern: beantworten E-Mails, tummeln uns im Facebook (unsere Freunde wundern sich wohl, wieso wir in letzter Zeit so aktiv sind 😉), lesen Reiseberichte von anderen Seglern, planen unsere Weiterreise. Und vor allem, und darauf sind wir sehr stolz: wir lernen mit einem Online-Programm täglich mindestens zwei Stunden Spanisch! Die Fortschritte sind schon recht beachtlich und wir freuen uns auf die spanisch sprechenden Länder von Zentral- und Südamerika.

Unser Büro im Schiffsbauch. Abends, zum Schauen von Filmen und Tagesschau zügeln wir damit ins luftige Cockpit
Lange aufgeschobene (weil nicht so wichtige) Arbeiten werden erledigt. Hier baut Köbi eine Solarlampe um. Das Ding funktioniert mit einem Bewegungsmelder. Wenn man sich nicht bewegt, löscht sie wieder. Nun hat Köbi den Bewegungsmelder mit einem einfachen Ein-/Ausschalter ersetzt
Darf bei einem Landgang nie fehlen: feine Glacé schlemmen. Fast jeden Tag machen wir einen Landgang, um frisches Gemüse, Obst und sonstige Lebensmittel zu besorgen. Da uns eine längere Überfahrt bevorsteht, wenn wir dann hier den Anker lichten, wird auch einiges zusätzlich gebunkert.
In unserem Lieblingslokal mit feinem Kaffee-Frappé. Zum Glück offerieren einige Restaurants Take-away
Auch das darf an Bord nicht fehlen: guter Rum! Der «Overproof Rum» (rechts) hat 63% Alkohol und eignet sich hervorragend für Drinks. Köbi meint auch: zum Desinfizieren wäre er pur am Besten 😊
Einkaufen und Landgang machen wir meistens am frühen Nachmittag, wenn es auf der Lupina unerträglich heiss wird. Am späteren Nachmittag (so ab 4 Uhr) kehren wir aufs Schiff zurück. Da brennt die Sonne schon nicht mehr so heiss und die Hängematten am Bug vorne werden zu unserem luftigen Aufenthaltsort
So gegen 18 Uhr wird der «Overproof» hervorgeholt und wir mischen uns einen leckeren Sundowner
Lesend, plaudernd, oder einfach nichts tuend geniessen wir jeden Sonnenuntergang von Neuem aus unseren Hochsitzen am Bug
Nach Sonnenuntergang, der hier aktuell um ungefähr 18:40 Uhr stattfindet, und nachdem die Nacht sich über die Bucht gelegt hat, zieht es Pia in die Combüse, wo sie immer etwas Leckeres auf unsere Teller zu zaubern versteht
Feine (aber scharfe) lokale Gewürzzutaten. Nebst Rum soll auch das die Viren fern halten 😊😊
Dinghi-Drifting zum Sonnenuntergang. Wir fahren mit dem Dinghi im Flachwasser zwischen Riff und Festland rund zwei Seemeilen der Küste entlang, stellen den Motor ab und lassen uns von Wind und Wellen der untergehenden Sonnen entgegentreiben. Immer wieder ein wunderschönes Erlebnis
Dinghi-Drifting zum Sonnenuntergang: der «Sundowner» ist auch dabei
Und endlich ist er da – der lang ersehnte Regen!! Es hat schon seit über zwei Monaten nicht mehr geregnet. Das Deck der Lupina ist schon richtig staubig. Der Regen beginnt zuerst zaghaft, dann aber setzt ein richtiger Tropenregen mit haselnussgrossen Regentropfen ein
Noch vor wenigen Minuten waren wir froh um den Schatten spendenden Sonnenschutz, nun wirkt er als Wasserrinne
So schnell wie er gekommen ist, so schnell verzieht sich der Regen wieder. Der ständig blasende Passat Wind treibt die dichte Regenwolke über unsere Köpfe hinweg nach Westen. Schon bald scheint die Sonne wieder. Die gut 30mm Niederschlag haben aber unsere Lupina in kurzer Zeit blitz blank gewaschen 😊
Regen in der Stadt
Seit wir unsere Segelreise vor genau zwei Jahren angefangen haben, waren wir noch nie so lange am gleichen Ankerplatz. Es sind schon über 70 Tage! Und das unglaubliche daran: wir fühlen uns noch immer wohl hier und geniessen jeden Tag von Neuem. Wir sind richtig tiefenentspannt

Wie geht es nun weiter? Die ersten beiden tropischen Stürme sind bereits über den nördlichen Bereich der Karibik hinweggezogen. Ab heute gilt in der Karibik offiziell die Hurrikan Zeit. Jamaika liegt in der Hurrikan Zone. Erfahrungsgemäss bleibt es aber bis Anfangs Juli in unserem Bereich ruhig, Die Sturmaktivitäten nehmen ab Mitte Juli aber stark zu und ab dann muss man mit den gefürchteten Wirbelstürmen rechnen. Es ist klar, wir müssen weg hier. Aber wohin?? Wir haben im letzten Bericht geschrieben, dass wir am liebsten wieder auf die ABC Inseln gehen würden, falls bis dann die Grenzen offen sind. Das ist nun tatsächlich geschehen. Mit einer 14-tägigen Quarantäne können alle drei Inseln (Aruba, Bonaire, Curaçao) angesegelt werden. Wir haben uns für Bonaire entschieden und uns dort in die Liste von Einreisewilligen eingeschrieben. Zwei Schiffe pro Woche werden in die Quarantäne aufgenommen. Als wir das lesen, sinkt bei uns die Zuversicht, denn es wollen doch viel mehr Schiffe dorthin. Aber wir haben Glück: diese Woche haben wir nun endlich die Bestätigung erhalten, dass wir kommen können. Einzig der Termin bleibt noch offen. Von der Marina in Bonaire wurde uns mitgeteilt, dass die Behörden die Quarantäne plane und wir von dort einige Tage vorher informiert werden, wann wir in Bonaire eintreffen sollen. Für uns kein Problem – wir haben Zeit. Falls sich doch wider Erwarten ein Sturm ankündigen sollte, werden wir einfach unseren Anker heben und nach Süden flüchten.
Pia wird noch einige Striche mehr machen können 😉

Abendstimmung in Ocho Rios

Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser!

Lockdown in Jamaika

Vor Anker in Ocho Rios, Jamaika

Seit dem 22. März liegen wir nun in Ocho Rios im Norden von Jamaika vor Anker. Unsere Reisepläne sind in der Zwischenzeit komplett über den Haufen geworfen worden. Wir wollten ja ursprünglich Mitte April weiter westwärts zu den Cayman Inseln, und von da ein Monat später nordwärts nach Kuba. Beide Inseln haben anfangs April ihre Grenzen geschlossen und lassen keine Touristen mehr rein. Also Planänderung: wir beschliessen, vorläufig in Jamaika zu bleiben und die Insel im Gegenuhrzeigersinn zu umsegeln, schön gemütlich, mit vielen Zwischenstopps, um möglichst viel von der Insel zu sehen.

Aber auch das kommt anders! Wir haben bereits einen Termin mit den Behörden vereinbart für die Cruising-Erlaubnis bis zur Montego Bay, als am Tag davor, an einem Sonntag früh, zwei Schiffe unter gelber Quarantäneflagge in unsere Bucht einlaufen. Dies löst ein Riesenwirbel bei den Behörden aus, was schliesslich in einem kompletten Cruising Verbot für Jamaika endet.

Ein Katamaran und ein normales Segelboot sind von Guatemala kommend über die Cayman Inseln und Kuba (von beiden Inseln wurden sie durch die Küstenwachen weggeschickt) nach Ocho Rios gekommen und haben am frühen Morgen ihren Anker geworfen. Pia, schon früh auf und erfreut über die willkommene Abwechslung, packt unser SUP und paddelt rüber zu den Schiffen für einen kurzen Willkommensgruss. Nicht gut – die Schiffe stehen unter Quarantäne und die lokalen Behörden schätzen das gar nicht!

Schnell kommt Pia zur Lupina zurück. Die beiden Boote werden der Reihe nach von Küstenwache, Hafenpolizei und der Gesundheitsbehörde besucht. Zwischenzeitlich versucht das eine Boot mit Deutscher Besatzung mit der Deutschen Botschaft in Kingston Kontakt aufzunehmen. Da sie nur Funk und kein hier funktionierendes Telefon haben, rufen sie uns auf. Wir bauen eine Verbindung auf, das heisst: Köbi ruft die Botschaft an, hält das Telefon ans Funkgerät und lässt die beiden Parteien miteinander reden. Eines der Crewmitglieder will sofort von Bord und an Land. Die Deutsche Botschaft erklärt, dass dies in der aktuellen Lage zur Zeit nicht legal möglich ist. Auch gebe es keine Ausreisemöglichkeit, da die Flughäfen geschlossen sind. Zwischenzeitlich hat die Hafenpolizei die fünftägige Aufenthaltsbewilligung (aber unter striktem Verbot, das Land zu betreten), welche die Küstenwache zuerst gewährt hat, auf 24 Stunden reduziert. Das Polizeiboot ist noch bei den Schiffen, als vom Hafenquai ein kleiner Mann wild gestikulierend Richtung Polizeiboot winkt. Es ist der Gesundheitsbeamte. Er ordnet an, dass die Boote per sofort verschwinden müssen. Wir stellen nicht das erste Mal fest, dass bei diesen verschiedenen Behörden weder der eine noch der andere weiss was der andere tut oder erlaubt ☹

Das erste der beiden Boote verlässt Ocho Rios wieder mit Fernziel Guadeloupe. Obwohl die Crew angeführt hatte, dass der Motor nicht läuft, dürfen sie nicht bleiben

Wie es mit den beiden Schiffen weiter gegangen ist: https://nicepaths.com/2020/08/11/the-story-behind-a-picture/

Nachdem auch das zweite Boot unter Polizeibegleitung die Bucht verlassen hat, kommt die Polizei mit dem immer noch sichtlich aufgeregten Gesundheitsbeamten zur Lupina. Barsch brüllt er zu uns rüber und will wissen, was Pia bei den anderen Booten wollte. Zum Glück hatte sie keine Personen berührt und war auf sicherer Distanz geblieben, sonst hätten wir wahrscheinlich auch wegfahren müssen. So lässt er es bei einem mürrischen Verbot für die Weiterfahrt bleiben: «wenn ihr hier den Anker hebt, müsst ihr Jamaika verlassen!» Köbi versucht noch, diesen Entscheid zu hinterfragen, stellt aber gleich fest, dass dies der falsche Moment ist. Nach Köbi’s kurzer Bestätigung, dass es uns hier eh am besten gefällt und wir gerne hier bleiben werden, huscht ein Lächeln über das Beamtengesicht, und die Welt ist wieder in Ordnung 😊

An einem der nächsten Tage erhalten wir ein Mail von einem Unbekannten mit ein paar wunderschönen Aufnahmen von unserer Lupina. Wir sind überrascht und erstaunt, freuen uns über die schönen Bilder.

Ocho Rios by night – die Lupina mitten drin (Bild: Chicco)
Ocho Rios am Tag. Unsere Lupina, alleine neben einem alten Touristen Ausflugsboot (Bild: Chicco)

Ein paar Mails gehen hin und her. Wir erfahren, dass ein älterer Italiener, der mit einer Jamaikanerin verheiratet ist und hier eine Wohnung hat, selber einmal über den Atlantik gesegelt ist. Er hat dies aber 1979 zu einer Zeit gemacht, als es noch kein GPS und Internet gab, und seine seglerische Leistung von damals ist um einiges höher einzuschätzen als unsere. Mit Hilfe des Schiffsnamens fand er unsere Home Page und dort unsere Kontaktdaten. Grazie, Chicco, per le splendide fotografie!

Seit Mitte April gelten Ausgangssperren in der Nacht und Maskentragpflicht in der Öffentlichkeit. Wir fühlen uns sicher und wohl hier. Wir können uns an Land frei bewegen, meiden aber Menschenansammlungen und halten strikt Abstand ein. Die Grenzen bleiben vorerst bis 31. Mai geschlossen
Unser Fahrzeugpark, den wir ohne Einschränkung benutzen können. Die Lupina dürfen wir nicht bewegen ausser zum Leeren der Toilettentanks. Dazu müssen wir aber die Hafenpolizei informieren, die uns dann für zwei bis drei Stunden aufs Meer rausfahren lässt
Hier ist Köbi beim Putzen des Dinghis. Mehrere Wochen im Wasser, und es setzt sich hartnäckiger Bewuchs an. Wir nehmen uns jeden Tag eine kleine Arbeit vor. Nicht zu viel – so dass wir nicht eines Tages arbeitslos sind 😊
Wir haben das Glück, dass direkt ausserhalb der Bucht ein langes Riff der Küste entlang läuft. Dieses Riff hält die grossen Wellen auf und bietet Wohnort für viele Korallen, Pflanzen und Tiere. Fast jeden Tag sind wir einmal dort draussen und geniessen einfach das schwerelose Schweben im 27°C warmen Wasser und die Naturwunder unter uns. Hier ein gefleckter Adlerrochen
Schon bald sind diese Burschen unsere Freunde. Direkt vor uns am Strand hat es ein Delphinarium
Fünf Mal am Tag werden die Delphine gefüttert. Mit unserem SUP fahren wir regemässig hin und können aus der Nähe beobachten, wie verspielt die Tiere sind
Wir stehen in regem Kontakt mit der Heimat, und es interessiert uns sehr, was dort passiert. Corona hat auch ein paar neuere Möglichkeiten bekannter gemacht und wir nutzen ab und zu eine Videokonferenz mit der ganzen Familie. Moderne Kommunikationstechnik macht es möglich
Ja, und dann wollen auch die Grosskinder wissen, wie es uns geht. Da muss der Nachrichten-Sprecher des Jamaika TV live vor die Kamera 😊
Restaurants sind geschlossen (so wie alle Touristenattraktionen, Parks, Museen, Hotels, etc.). Kein Problem! Mit Pia haben wir die beste Köchin an Bord – sie macht ihrem Namen alle Ehre
Nach langem Suchen hat Köbi aber dann doch eine Bar gefunden, wo man das Getränk an der Bar holen, und draussen an zwei Tischen konsumieren kann.
So bleibt die Welt für Köbi in Ordnung 😊

Wir verbringen viel Zeit auf dem Schiff. Oftmals fahren wir mehrere Tage hintereinander nicht an Land, verbringen Stunden mit Lesen oder im Internet (ja, wir haben hier «unlimitiertes» Internet, das zwar nicht ganz unlimitiert ist, aber uns sogar fernsehen lässt). Da gibt es dann schon Momente, wo man nicht mehr weiss, wie man sitzen oder liegen soll. Deshalb haben wir uns ein neues Örtchen des Verweilens eingerichtet:

Neues Genuss-Plätzchen: eine Hängematte im Bug
Vor allem am Morgen oder gegen Abend, wenn die Sonne nicht mehr brennt, ein herrlich luftiges Vergnügen
Damit es keinen Streit gibt, kommt schnell eine zweite Hängematte dazu. Nun können wir die Sonnenuntergänge gemeinsam in luftiger Höhe geniessen

Wie geht es weiter? Das wissen wir noch nicht. Vorläufig bleiben wir in Jamaika. Spätestens wenn die Hurrikan Zeit hier losgeht (offiziell Juni, effektiv Juli/August) wollen wir aber unbedingt aus dem Hurrikan Gebiet raus sein. Momentan sind alle Grenzen der möglichen Inseln oder Länder, wo wir hin könnten, geschlossen. Je nach Entwicklung der Situation im Land, beginnen nun einige Inseln mit den Lockerungen. Die ABC Inseln bieten sich an. Da waren wir schon, und die Situation scheint dort von den Behörden sehr gut im Griff. Eine andere Alternative wäre weiter südostwärts auf Grenada oder dann Trinidad. Auch hier könnten sich die Grenzen bald öffnen. Hat aber den Nachteil, dass wir alles gegen den Wind ansegeln müssten. Wir sind mit vielen anderen Seglern hier in regem Kontakt. Viele davon ziehen sich nach Europa zurück, oder dann nordwärts in die USA (könnten wir auch, wollen aber nicht). Andere warten einfach mal ab, wie es weiter geht. Man merkt aber deutlich: mit jedem Tag werden die Segler in der Karibik immer nervöser. Wir teilen uns das friedlich auf untereinander: Pia sucht auch unruhiger nach einer Lösung, Köbi bleibt seinem Motto treu: abwarten und Rum trinken. Aber ganz wichtig, beide wissen wir: es kommt schon gut!

Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser!

Ocho Rios – unser Rückzugsort

Am Freitag, 20.3.2020, verlassen wir mit unserer Lupina die Marina Errol Flynn in Port Antonio und segeln weiter der Nordküste Jamaikas entlang Richtung Westen. Wieder haben wir in kurzer Zeit neue Freunde kennengelernt (das Amerikanische/Schwedische Ehepaar Teri und Tom und das Französische Ehepaar Sylvie und Alain, beides Langfahrtsegler wie wir, die nun auch ihre weiteren Segelpläne über den Haufen geworfen sehen), und das Abschiednehmen fällt uns nicht immer leicht. Kaum sind wir aber auf dem offenen Meer, eine kräftige Briese im Gesicht und von den Wellen erfasst, schweifen unsere Gedanken bereits dem nächsten Ziel entgegen. Wir sind überrascht über den hohen Wellengang, der uns auf dem offenen Meer empfängt. Es hatte zwar in den vergangenen Tagen ein konstant kräftiger Wind von Nordosten geweht und die See entsprechend aufgebaut, aber mit bis zu vier Meter Wellen haben wir nicht gerechnet. Macht nichts – mit aufgeblähten Segeln neigt sich die Lupina willig zur Seite, nimmt Fahrt auf und pflügt ihre gerade Bahn in Richtung Oracabessa, unser Tagesziel, welches wir nach acht Stunden erreichen.

Ankerbucht von Oracabessa an der Nordostküste von Jamaica, durch ein vorgelagertes Riff sehr gut geschützt vor den Wellen. Ausser ein paar traditionellen Fischerbooten (einzig die Ruder sind ersetzt durch Aussenbordmotoren) liegen nur wenige andere Schiffe in der kleinen Bucht
Oracabessa ist unter anderem auch in der Taucherszene beliebt – in normalen Zeiten. Jetzt ist alles geschlossen und, ausser Bewachungspersonal, menschenleer
Mitten zwischen Strandhäusern liegt ein zerschelltes Flugzeug – was ist da wohl passiert? Die Antwort liefert uns bald der Strandname und dann Wikipedia: James Bond. Jamaika hat schon beim ersten James Bond Film (Dr. No, 1962) als Drehort gedient. Die Küste im Norden ist besonders schön und wild. Hier stieg Ursula Andress in ihrem sagenhaft betörenden weissen Bikini aus dem türkisfarbenen Meer und setzte die Messlatte für alle künftigen JB Girls gleich zu Beginn sehr hoch. Für viele weitere 007 Filme diente diese Gegend hier als Drehort, und es finden sich überall Spuren davon

Wir verbringen zwei Nächte vor Anker in Oracabessa. Dass die Behörden aufmerksam kontrollieren, was vor ihrer Küste passiert, finden wir in Ordnung. Die zuvorkommenden Beamten der Küstenwache kontrollieren schon kurz nach unserer Ankunft unseren Status und die Dokumente. Sie wünschen uns einen angenehmen Aufenthalt und dann eine gute Weiterfahrt. Diese führt uns dann am Sonntag ein paar Meilen der Küste entlang nach Ocho Rios.

Die Bucht von Ocho Rios wird primär von Kreuzfahrtschiffen angefahren, insbesondere aufgrund der «Dunn’s River Falls» und anderen Touristen-Attraktionen, wie der «Craftmarket» (Einheimische Handarbeit oder Merchandise), Rafting auf dem «White River», unweit von Ocho Rios entfernt. Jährlich besuchen fast eine halbe Million Touristen den Ort
Unsere Ankerbucht in Ocho Rios: für die nächsten Tage/Wochen unser Ankerplatz – ganz für uns alleine! Normalerweise liegen hier mehrere Kreuzfahrtschiffe am Pier (ausserhalb des linken Bildrands) die Hotels sind gefüllt und der Strand von sonnenhungrigen Menschen geflutet. Jetzt ist alles menschenleer – ideal für uns in der aktuellen Situation

Unseren Ankerplatz müssen wir aber erkämpfen. Kaum haben wir geankert, informiert uns die Marine Polizei über Funk, dass wir hier nicht bleiben können. Der Hafen sei geschlossen, und wir müssen wieder weg. Wir versuchen zu erklären, dass wir bereits seit über drei Wochen auf Jamaica sind und offiziell einklariert haben bis zum 30. Mai. Barsch erwidert die unfreundliche Stimme am anderen Ende des Funkverkehres, dass er so entschieden habe und wir hätten uns an seine Anweisung zu halten. Dann bricht der Funk einseitig ab. Mehrere Versuche, das Gespräch über Funk neu aufzunehmen, fruchten nichts. Die Marine Polizei beantwortet unsere Aufrufe nicht mehr. Da es schon kurz vor Sonnenuntergang ist, entscheiden wir, einfach mal zu bleiben und abzuwarten, was passiert. Es passiert nichts.

Am anderen Morgen hat Pia die glorreiche Idee, wir könnten doch dort, wo wir einklariert haben, um Unterstützung bitten. Köbi glaubt zwar nicht daran (ist ja nicht seine Idee 😉), schreibt dann aber doch nach dem Frühstück ein E-Mail an die Marina Errol Flynn, die uns bei der Ankunft Anfangs März einklariert hat, und bittet um Hilfe. Unglaublich, was dann passierte: umgehend kommt die E-Mail Antwort, die Marina werde die lokale Zoll- in Immigrationsbehörde anrufen. Kaum gelesen kommt das nächste Mail rein mit der Information, dass die Behörden in Port Antonio die Anordnung der Marine Polizei von Ocho Rios nicht verstehen. Sie werden dort anrufen und die Situation klären. Keine fünf Minuten später kommt das Einsatzboot der Marine Polizei mit Blaulicht auf uns zu geprescht. Aus sicherer Distanz von rund 10 Metern und geschützt durch weisse Gesichtsmasken und Maschinengewehren im Anschlag rufen sie uns etwas von Quarantäne zu. Wir rufen zurück, dass wir schon über drei Wochen in Jamaica sind und die Quarantäne Zeit schon lange hinter uns haben. Dazu wedeln wir mit den erhaltenen Dokumenten, um unsere Worte zu bekräftigen. Kurze Diskussion auf dem Polizeiboot. Langsam kommt es näher. Einer der Beamten ist etwas freundlicher und beginnt ein normales Gespräch mit uns. Na also, geht doch! Er fragt uns nach den Dokumenten, die wir ihm der Reihe nach übergeben: Bestätigung des Gesundheitsministeriums, Bestätigung der Immigration, und Cruising Erlaubnis der Zollbehörden. Der Beamte nickt zustimmend. Wieder eine kurze Diskussion unter den drei Beamten und dann der Entscheid: OK, ihr dürft bleiben – Welcome to Ocho Rios – geniesst unsere Stadt! Ihr dürft euch frei bewegen.

Aus lauter Aufregung haben wir verpasst, das abrauschende Polizeiboot, immer noch stolz mit drehendem Blaulicht bewaffnet, zu fotografieren. Dafür stellvertretend ein Schiff der Küstenwache, die uns bisher immer sehr zuvorkommend behandelt hat
Touristenviertel in der Nähe des Landesteges für Kreuzfahrtschiffe. Sonst wohl ein Gewimmel wie in einem Bienenhaus, wenn alle Geschäfte und die schönen Bars offen haben, nun idyllisch und ruhig
Abendstimmung vom Ankerplatz aus: Hotels und Strände sind menschenleer. Nur die auch am Tag brennende Beleuchtung der Fussgängerzone versucht jetzt, uns etwas Betrieb am Strand vorzugaukeln
Es ist zwar fast alles geschlossen, das was wir aber brauchen, finden wir. Sogar etwas mehr! In der Nähe unseres Dinghi-Steges haben wir eine offene Eisdiele gefunden. Die feine Glacé lockt uns fast jeden Tag einmal dorthin an Land 😉
Wir haben uns zwar freiwillig eine Isolation auferlegt, was aber nicht heisst, untätig zu sein. Jeden Tag unternehmen wir mindestens eine Aktion. Hier fahren wir mit dem Dinghi aufs Riff hinaus, um die Gegend zu erkunden und dort etwas zu schnorcheln
Das Wasser ist hier glasklar, 28 Grad warm und einfach fantastisch zum Schnorcheln
Anderer Tag – andere Aktion: eine Wanderung zu Wasserfällen (es hat hier unzählige davon!) im Tropenwald
Vor diesem riesigen Wurzelwerk eines Tropenbaumes wirkt Pia winzig klein
Shaw Park Waterfall
Immer wieder schön: ein erfrischendes Bad im kühlen Nass
Auf dem Weg zum Lebensmittelladen. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort – man kann Menschenansammlungen durchaus vermeiden. Hier in Jamaika gelten übrigens die gleichen Massnahmen, wie auch in der Schweiz. Zusätzlich gilt von abends 20 Uhr bis morgens 6 Uhr ein Ausgehverbot
Köbi jammert ab und zu schon ein wenig 😉: es hätte ein paar superschöne und geschichtsträchtige Bars und Pubs hier. Nun ist halt alles zu, auch dieses „Rastarant“
Fahrbarer Untersatz Marke Eigenbau, gesehen auf der Strasse. Und ja, er fährt tatsächlich! Treibstoff befindet sich in der weissen Plastikflasche, gesteuert wird über einen einfachen Seilzug und Holzscheibe. Wieso der Fahrer noch das Preisschild am Hut trägt, haben wir nicht herausfinden können 😊
Lupina ganz alleine vor dem verlassenen Ocho Rios Bay Beach
Wie ob sie es geahnt hätte: wie lange geht das wohl so weiter? Was bringt uns die Zukunft?
Uns wird es nicht langweilig. Während unseres Aufenthaltes in Port Antonio haben wir uns einige Ersatzteile für das Schiff bestellt, die wir hier auf der Insel nicht finden konnten. Das Paket ist nun aus Schweden über Deutschland und Amerika in Jamaika eingetroffen, und wir konnten es mit einem Mietauto in der Marina in Port Antonio abholen. Nun wartet Arbeit auf Köbi, und bald können wir wieder ein paar Zeilen auf der «to do» Liste streichen
Einige der erhaltenen Teile sind Opferanoden, welche unser Schiff vor Korrosionsschäden schützen. Gerne hätten wir diese gewechselt, als das Schiff aus dem Wasser war. Da die Teile dann aber noch nicht geliefert waren, macht Köbi dies nun mit der mobilen Tauchausrüstung im Wasser
Pia putzt und entrostet die weisse Kunststoffhülle unseres Schiffes
Zwischendurch ruhen wir uns auch aus 😉
Oder wir halten uns fit mit «noodeling» (dieses blaue Dinge heisst auf Englisch «Noodle» – und eignet sich sehr gut für Wassergymnastik)
Sonstige Kunststücke (eine Challenge der Turnenden Familie aus Wölflinswil – super Idee, finden wir und mitmachen ist natürlich Ehrensache)
Am 7. April dann Köbi’s 60. Geburtstag!! 😊😊
Nach unserer ursprünglichen Planung würden wir nun diese Woche weitersegeln westwärts in Richtung Cayman Inseln. Das ist im Moment nicht möglich, weil auch dort die Grenzen geschlossen sind. So werden wir auf unserer Reise etwas eingebremst. Wir bleiben vorläufig noch ein paar Tage in Ocho Rios und segeln dann langsam weiter der Jamaikanischen Nordküste entlang nach Montego Bay und dann Negril. Das heisst für uns vorläufig: weiter relaxen und wunderbare Sundowner geniessen
Abendstimmung auf der Lupina

Bleib der Lupina im Kielwasser

Jamaica – yeh mon!!

Am 2. März 2020 sind wir mit unserer Lupina in Port Antonio eingelaufen. Wir haben unsere Abfahrt aus Haiti extra so geplant, dass wir nicht am Wochenende, sondern erst am Montag früh eintreffen. So müssen wir nicht die Behörden in ihrer Sonntagsruhe stören. Die Bucht, in der die Marina liegt, ist sehr gut geschützt und das Anlegen an einem Fingerdock verläuft problemlos. Noch bevor wir aber die Leinen festgemacht haben, instruiert uns der Marina-Angestellte, dass wir nicht vom Boot dürfen, bis der Mann vom Gesundheitsamt uns überprüft hat. Das ist neu! Wir erhalten einen dicken Stapel von Papieren, die wir ausfüllen müssen. Kaum erledigt, klopft der Mann vom Gesundheitsamt ans Schiff. Er informiert uns, dass in der Dom Rep, dem Land in dem wir vor Haiti waren, der erste Corona Fall aufgetreten ist. Deshalb zählen wir nun zur Risikogruppe. Da wir aber alle seine Fragen zu seiner Zufriedenheit beantworten können (keinen Kontakt zu italienischen Touristen, in den letzten zwei Wochen nicht in Santo Domingo gewesen, etc.), dürfen wir bleiben und die gelbe Q-Flagge (Q steht für Quarantäne) runter holen. Er bittet uns, dies nun auch sofort zu tun, denn das sei für die anderen Behörden (Immigration und Zoll) das Zeichen, dass sie nun ihrerseits ihres Amtes walten dürfen. Jeder kommt persönlich auf das Schiff und das Prozedere geht freundlich und speditiv über die Bühne. Wir sind einklariert und dürfen nun an Land, wo uns sogleich die süsslichen Cannabis Rauchschwaden allgegenwärtig in die Nase steigen. Wir sind in Jamaica – yeh mon!
(yeh mon bedeutet in der lokalen Sprache so viel wie: hallo / gut / ok / einverstanden / …)

Die Bucht von Port Antonio im Nordosten von Jamaica. Sie ist zwar gegen Nordwesten offen, die Wellen werden aber von einem vorgelagerten Riff sehr gut aufgehalten. Ankern (Schiffe im Hintergrund) oder Boje kosten hier 25.-USD pro Tag. Das ist ungewöhnlich und teuer 🙁
Wie fast überall in der Karibik findet man auch hier noch Spuren der verschiedenen katastrophalen Hurrikane. Leider werden hier Besitzer oder deren Versicherungen nicht dazu angehalten, die Schiffswracks zu bergen und ordentlich zu entsorgen. Wir stellen fest: wenn’s mit den alten Autos nicht klappt, dann klappt es mit den Schiffen erst recht nicht
Wir geben für unsere Lupina etwas mehr Geld aus und gönnen ihr ein schönes Plätzchen in dieser Marina: Errol Flynn Marina
Die Marina ist nach dem in den 1950er Jahren sehr bekannten Schauspieler Errol Flynn benannt. Jamaika wurde zur Zeit der Machtübernahme von Fidel Castro und Ché Guevara in Kuba strategisch wichtig für die USA. Es flossen viele Gelder hierher und betuchtere Amerikaner kauften sich Land und Feriendomizile. 1946, bei einem heftigen Sturm, strandete Errol Flynn mit seiner Luxusyacht «ZaZa» vor Port Antonio und verliebte sich sofort in diese kleine Hafenstadt. Er kaufte sich Navy Island, eine der Marina vorgelagerte Insel. Später soll er damit geprahlt haben, dass er die Insel in einem mit viel Rum getränkten Pokerspiel gewonnen habe. Hierhin flüchtete er vor dem Medien- und Starrummel um seine Person und fand seine zweite Heimat
Direkt hinter der Marina beginnt der Tropenwald
Was bei uns kleine Zimmerpflanzen sind, findet sich hier als Riesengewächs. Ein wohltuend intensives Grün
Es ist wieder mal Zeit für einen Rigg-Check. Pia zieht Köbi im Bootsmannsstuhl am Spi-Fall in die Mastspitze hoch. Alle Drahtseile, Anschlüsse und Verbindungen müssen gereinigt und auf Verschleiss oder Schäden kontrolliert werden. Köbi’s Befund: alles i.O. 😊
Bei der Einfahrt in die Marina werden wir von vielen Leuten am Ufer beobachtet. Sie wissen: da kommen neue «Kunden». So sind wir nicht überrascht, dass wir beim Verlassen des abgeriegelten Marina Bereiches sofort von allen Seiten mit irgendwelchen preislich total überrissenen Angeboten eingedeckt werden. Wir wehren uns mit Händen und Füssen – freundlich aber bestimmt. Dieser Mann, Noel, war aber erfolgreich und verkaufte uns eine CD mit guter Reggae Musik, wie er uns versprach. Er sei schon mal als Musiker ein Jahr lang in der Schweiz gewesen und kenne unser Land gut. Nun ja, ob es stimmt? Jedenfalls scherbelt die CD auf unserem Abspielgerät, und der Crew eines französischen Schiffes, das nach uns einlief, erzählte er eine ähnliche Geschichte. Da sie aber keine CD wollten, drehte er ihnen erfolgreich ein paar Gramm Marihuana an 😊 😊
Auf dem lokalen Markt, nur ein paar Fussschritte von der Marina entfernt, decken wir uns mit Früchten und Gemüse ein
Metzger und Fleischhändler im Markt. Zu unserem Erstaunen riecht es nicht und wir sehen nirgendwo Fliegen, obwohl der Raum nach aussen offen ist
Nebst dem Markt gibt es sehr viele Strassenhändler, die ihre Ware feilbieten. Dieser Stand hier steht direkt vor dem Eingang zu einer Schule und wird rege von den Schülern für Süssigkeiten benutzt
Dann gibt es noch die «mobilen» Strassenverkäufer, die ihre Waren auf Trottoirs oder auch mitten auf der Strasse verkaufen. Das Gefährt, das sie dazu benutzen, ist ein selber gebastelter, steuerbarer Schubkarren
Diese einfachen Gefährte sieht man hier überall. Sie sind sehr vielseitig einsetzbar, wie etwa zum Transport von Baumaterial
Wollen wir mal nicht auf der Lupina essen, wird es, zumindest anfänglich bis wir uns etwas auskennen, schwierig. Wo finden wir ein gutes Restaurant? Hier?? …
… oder hier?? (Küche des nächsten «Restaurantes»)
… oder doch besser von diesem Imbisstand?? Solche aus alten Fässern hergestellten Jerk-Chicken Grills finden wir an jeder Strassenecke. Sie sind typisch für Jamaika
Uns fällt auf, dass viele Einheimische sehr oft Imbissbuden benutzen. Und was diese auftischen ist zum Teil echt gut! Wir werden immer fündig und finden feines lokales Essen
Typisch jamaikanisches Essen: Jerk-Chicken und Festival. Das Fleisch ist perfekt gewürzt, meist etwas scharf. Festival, das sind die kleinen Rollen. Sie schmecken ähnlich wie bei uns die Fastnachtsschenkel (sorry, ich kenne den richtigen Deutschen Ausdruck dafür nicht), einfach nicht so süss

Zur Marina Errol Flynn gehört auch ein Boatyard, eine Werft, in der man Arbeiten am Schiff erledigen kann. Da unser Antifouling an einigen Stellen nicht mehr vorhanden ist und das weisse Gelcoat zum Vorschein kommt, wollen wir unserer Lupina neue «Unterwäsche» besorgen. Zu diesem Zweck muss das Schiff aus dem Wasser geholt und für 1-2 Wochen an Land bleiben. Was da alles passiert ist, könnt ihr im folgenden kurzen Video sehen: https://youtu.be/_RZGA5EGjpM

Viele Segler machen diese recht zeitaufwändige Arbeit selber. Wir haben entschieden, dass wir den Einheimischen die Arbeit nicht wegnehmen wollen und vergeben den Auftrag an die Werft. Während der Zeit, wo Lupina an Land steht, können wir in ihr wohnen und einige längst anstehenden Arbeiten im Bootsinneren erledigen. Viel Zeit verbringen wir aber auch, den östlichen Teil von Jamaica mit den berühmten Blue Mountains zu erkunden.

Auf dem Weg zum höchsten Berg in Jamaica, dem 2’256 Meter hohen Blue Mountain Peak. Per Mietauto (rechts gesteuert wie in England) geht es zuerst über die wunderschöne Bergstrasse B1 in Richtung Kingston, und dann über ziemlich abenteuerliche Naturstrassen (eigentlich nur mit Off-Road sinnvoll) an den Ausgangspunkt der Wanderung
Unser Nachtlager (Jay & Hercules Guesthouse, das silbrige Auto oben ist unseres) erreichen wir auf dem letzten Zack. Es hat zu regnen begonnen und die steile, stark ausgewaschene Naturstrasse wird sehr rutschig und fast unpassierbar für uns. Eigentlich wären wir gerne noch rund zwei Kilometer weiter hoch gefahren, aber entscheiden, unser Auto und Nerven (von Pia 😉) zu schonen und hier zu stoppen
Jay & Hercules Guesthouse: einfaches aber sauberes Zimmer. Mit 60.- USD für das Zimmer an der oberen Grenze, aber dies entspricht den lokalen Preisen ☹
Jay & Hercules Guesthouse: Waschplatz und dahinter Dusche und WC. Spartanisch aber auch hier: alles sehr sauber!
Aussicht von der Veranda des Guesthouses. Da oben wäre er, der höchste Berg von Jamaica. Die Regenwolken am Abend versperren uns aber den Blick zum morgigen Ziel, dem Blue Mountain Peak
Die Wetteraussichten für den nächsten Tag sind gut, und nach diesem typischen jamaikanischen Nachtessen (Reis, frittiertes Hühnchen, Gemüsesalat) begeben wir uns früh zu Bett, denn am nächsten Morgen …
… geht es 5 Stunden steil bergauf. Zuerst müssen wir zu Fuss den Rest der Strasse, den wir mit dem Auto nicht mehr geschafft haben, zurücklegen. Dann geht’s entlang von Transportpfaden für die diversen Kaffeefelder, bis diese vom Tropenwald abgelöst werden. Ab da führt ein schmaler Wanderweg bis zum Eingang in den Nationalpark, in dem der höchste Berg liegt
Wir dürfen nicht schreiben wo und wer: irgendwann während unseres Aufstiegs kommen wir bei einem Mann vorbei, der vor seiner Hütte sitzt und gemütlich Cannabis Blüten von einer grossen Plastiktüte in viele kleine Einzeltüten abpackt. Bereitwillig gibt er uns Auskunft und erklärt, dass er eigentlich etwas Illegales macht und der Handel mit Cannabis in Jamaica genau reglementiert ist. Man muss ein Zertifikat dazu haben, das viel Geld kostet (er nennt eine Zahl von mehreren Tausend US Dollars). Soviel Geld hat hier niemand, der ehrlich arbeitet, meint er grinsend, und packt weiter seine Säcklein ab
Der obere Teil des Berges ist sehr oft durch Nebel oder Regenwolken eingehüllt. Das Klima ist schwül und feucht. Alles ist mit Moos und Flechten bedeckt. Es ist wie in einem Märchenwald
Ein Baumfarn: eine Farn Art, die wie ein Baum in die Höhe wächst. Wie bei einer Palme sterben die älteren Farnwedel von unten her ab, die neuen «Blätter» rollen sich von der Mitte der Stammspitze aus
Nach fünf Stunden und mit brennenden Oberschenkeln ist es dann geschafft: Blue Mountain Peak, 2256 Meter über Meer
Der Abstieg ist dann nicht nur für uns eine harte Bewährungsprobe. Köbi’s Wanderschuhe haben zum Glück erst auf dem letzten Kilometer endgültig ihren Geist aufgegeben 😊
Wir werfen die Schuhe aber nicht einfach weg, sondern fragen, zurück in Port Antonio, den Autovermieter, ob er jemanden kenne, der dafür Verwendung hätte. „Natürlich“, meint er, diese seien einfach zu reparieren, und er nahm sie gerne in Empfang. Am nächsten Tag schaut Köbi den Bauarbeitern, die neben der Werft eine Grube trocken halten müssen, genau auf die Füsse. Seine Schuhe sind aber noch nicht wieder im Einsatz 😊

Ein nächstes Abenteuer von Port Antonio aus: River Rafting auf dem Rio Grande. Per Kollektiv-Taxi fahren wir von Port Antonio die rund 10 Kilometer zum Startpunkt der Flussfahrt. Die Rafts sind handgefertigte Bambusflosse, die meist vom Captain selber hergestellt werden. Es gibt den offiziellen (staatlichen) Veranstalter und es gibt die privaten Flossführer, welche die Flussfahrten durchführen. Die Privaten haben aber alle eine Lizenz und arbeiten auch für den staatlichen Betreiber. Der kleine Unterschied: wenn sie die Fahrt privat machen, gehört das ganze Geld ihnen, wenn sie es für den staatlichen Veranstalter machen, erhalten sie nur einen Bruchteil davon als Lohn. Logischerweise ernten wir einiges an Kopfschütteln, als wir an unserem Vorhaben festhalten, unsere Fahrt über den staatlichen Veranstalter zu buchen (zumal die Privaten sogar unter dem offiziellen Preis angeboten haben)

Captain Clive und sein selber gebautes Floss auf dem Rio Grande
Die Flussfahrt ist wirklich eine Empfehlung. Wir geniessen jeden Meter davon
Die Fahrt dauert rund drei Stunden und die zurückgelegte Distanz beträgt etwa 14 Kilometer. Wie kommen die Flosse zurück? Ganz einfach, per Muskelkraft! Dort wo der Fluss nicht allzu schnell fliesst wird mit der Stange flussaufwärts gestachelt, sonst wird das Floss wie auf dem Bild vom Ufer aus gezogen. Wer später einmal selber Captain werden will, muss sich seine Sporen zuerst mit dieser Arbeit abverdienen. Unser Captain, sein Name ist Clive, erklärt uns stolz, dass er das fünf Jahre lang gemacht hat, bevor er Captain wurde
Unterwegs auf dem Rio Grande: Männer beim Waschen ihrer Wäsche
Nervenkitzel auf dem Rio Grande. Im oberen Teil hat es immer wieder Stromschnellen und wir bewundern die Geschicklichkeit unseres Gondolieres. Das leuchtend gelbe Hemd mit der Zahl 113 drauf ist übrigens sein Arbeitshemd. Jeder Captain, der für die staatliche Organisation arbeitet, hat seine eigene persönliche Nummer. Arbeitet er privat und auf eigene Rechnung, muss er es ausziehen und ein anderes tragen

Während unserer Wanderung auf den höchsten Berg erhalten wir von Köbi’s Bruder Christoph die Nachricht, dass er und seine Frau Irène uns nicht in Jamaica besuchen können. Sie wären nun diese Woche gekommen. Wir hatten schon vorher mitbekommen, dass die USA alle Flüge aus Europa blockiert hat. Da der Flug über Miami geführt hätte, haben wir schon mit dieser Hiobsbotschaft gerechnet. Und da es in den letzten Tagen auch Corona Erkrankungen in Jamaica gegeben hat, ist hier mit gleichen Massnahmen zu rechnen, wie in anderen Ländern. Schade, sehr, sehr schade! Es tut uns sehr leid für die Beiden. Aber wir holen das Skipper-Training für die beiden irgendeinmal nach 🙂

Trotz der Absage wollen wir vorerst an unserem Segelplan festhalten, und die nächsten Wochen in Jamaica verbleiben. Wobei wir uns dauernd informieren müssen, was die Regierung in Sachen Corona festlegt. Im Moment ist die Situation noch einigermassen überschaubar, aber ändert sich laufend (wie überall auf der Welt auch)

Erfahrungsgemäss werden in etwa die selben Massnahmen definiert, wie ein paar Tage vorher in Europa. So sind seit vorgestern auch hier alle Restaurants und Bars geschlossen. Der Informationsfluss ist wahrscheinlich nicht ganz genügend, denn wenn man die Leute fragt, wie lange die Massnahmen gelten, erhält man unterschiedliche Antworten. Was wir hier bisher noch nicht gesehen haben, sind die Hamsterkäufe, wie sie aus Europa berichtet werden. Wenn man einen Lebensmittelladen betritt, ist eigentlich alles normal, bis auf den Mann am Eingang, dem man seine Hände hinhalten muss. Diese besprüht er dann mit einem Desinfektionsmittel. Damit will man wohl verhindern, dass eine Übertragung durch Berührung von Lebensmitteln erfolgen kann. Finden wir gut, und wir fühlen uns sicher. Wir selber versuchen, so gut wie möglich von anderen Menschen fern zu bleiben, waschen unsere Hände regelmässig und intensiv mit Seife und haben unsere Mundmasken griffbereit.

Dürfen wir morgen Freitag Port Antonio Richtung Westen verlassen? Wie geht es hier weiter mit Corona? Dürfen/können wir noch nach Cayman Islands und dann nach Kuba? Bleib der Lupina im Kielwasser!

Abschied von der Dominikanischen Republik – Zwischenstopp in der Vergangenheit

Am 24. Februar, kurz nach Sonnenaufgang, nehmen wir die 65 Seemeilen lange Distanz von Boca Chica nach Las Salinas in Angriff. Der Wind weht gleich nach der Ausfahrt aus der Marina genügend stark, um unsere Lupina in Fahrt zu bringen. Im Verlaufe des Tages nimmt er kontinuierlich zu, und wir können die Distanz in etwas mehr als acht Stunden bewältigen und gegen vier Uhr nachmittags in die Bucht von Las Salinas einfahren und Anker setzen. Die Bucht von Las Salinas ist von allen Seiten perfekt geschützt. Auch hier hat es nur wenige Boote vor Anker. Da es schon gegen 5 Uhr abends geht, bis wir das Schiff gesichert und aufgeräumt haben, müssen wir das Anmelden und den üblichen Papierkram auf den folgenden Tag verschieben. Hier wollen wir auch gleich formell aus der Dom Rep ausklarieren, weil dies die letzte Station ist, wo dies möglich ist.

Am Tag nach unserer Ankunft herrscht herrlicher Sonnenschein. Wir haben gerade ein ausgiebiges Frühstück (wie immer im Cockpit) genossen, als uns von diesem Steg aus, ein Mann mit Pfiffen und Armbewegungen bedeutet, dass wir zu ihm kommen sollen. Wir ahnen schon, dass es ein Offizieller ist und machen uns mit unseren Dokumenten bewaffnet im Dinghi auf den Weg
Perfekter Landeplatz für unser Dinghi. Für einmal muss es nicht ans Ufer gezogen werden
Strohhütte auf dem Steg – das Open Air Büro der Behörden
Hier warten (von rechts nach links) Hafenbehörde, Drogenfahndung, Navy, Immigration und Zoll auf uns

Die Frau vom Zoll und der Drogenfahnder ziehen unverrichteter Dinge wieder ab, als sie erfahren, dass wir nicht ins Land einreisen, sondern ausreisen wollen. Der Immigrationsbeamte drückt uns wortlos seinen Stempel in den Pass, obwohl wir die 30 tägige Aufenthaltsdauer überschritten haben. Wir wollten diese in Boca Chica verlängern, aber der Beamte dort hatte uns beruhigt und versichert: «Ihr seid Touristen, wir schätzen Touristen in unserem Land, macht euch keine Sorgen!» Und genau so ist es auch – wir können uns die je 50 Dollar Verlängerungsgebühr pro Person sparen 😊. Einzig der freundliche Mann der Navy tut etwas kompliziert: er will uns das Despacho (Passierschein) für die Ausreise erst am Abend um 5 Uhr ausstellen. Macht nichts, so haben wir die Gelegenheit den ganzen Tag an Land zu verbringen und dann gegen Abend das Papier bei ihm im Hauptquartier der Navy (er zeigt mit dem Finger in die Ferne an der anderen Küstenseite, da steht ein kleines Gebäude mit drei Räumen und zwei Fahnen vorne dran) abzuholen.

Das erste Ziel unserer Erkundung: die Sanddünen von Calderas. Für einen kleinen Eintrittspreis (rund 2 Dollar) dürfen wir uns frei im Naturpark umsehen. Rasch merken wir aber, dass der Sand viel zu heiss ist, und sogar unsere Flip-Flops die Hitze nicht zu dämmen vermögen. So begnügen wir uns mit einem Erklimmen der Aussichtsplattform mit einem herrlichen Rundblick und geniessen die Eindrücke aus luftiger Höhe
Sanitarische Anlage im Park. Recht ordentliche sanitarische Leitungsführungen, sogar mit Siphon. Einziges Manko jedoch: die Leitungen sind ausserhalb des Häuschens nicht angeschlossen und alles ist knochentrocken. Leider merkt man das erst, wenn man spülen will. Weitere Detailbilder ersparen wir euch 😉
Hier sind wir im Dorf Las Salinas vor einer Baustelle, wo ein neues Haus entsteht. Alles Handarbeit, bis auf die Betonmischmaschine, wie wir sie noch aus den 1960-er Jahren kannten
Das Salzwerk, das dem Dorf den Namen gab
In den Salzfeldern draussen schaufeln die Männer das Salz auf kleine Kübelwagen auf Schienen. Eine kleine Lokomotive sammelt die vollen Wagen ein und schiebt sie zu dieser Rampe. Die Wagen werden dann einzeln an einem Drahtseil hochgezogen und oben von Männern in Empfang genommen. Diese drehen den vollen Wagen auf einer Drehscheibe und schieben ihn dann auf die Seitenrampe um ihn dort auszukippen. Bis auf Lokomotive und Seilwinde: alles Handarbeit

Kurz vor 5 Uhr abends holen wir dann wie mit dem Navy Kommandanten abgemacht unser Despacho ab. Natürlich muss er das erst noch ausfüllen, und die Pässe will er auch noch einmal sehen. Aber sonst ist er ein lieber 😊. Offiziell ausklariert begeben wir uns zurück auf die Lupina und geniessen dort beim Nachtessen einen wunderschönen Sonnenuntergang. Am nächsten Morgen ist früh Tagwache, denn unser nächstes Ziel ist die Isla Beata, der südlichste Punkt der Dom Rep, etwa 70 Seemeilen entfernt. Ein herrliches Segeln mit Wind von schräg hinten und wenig Welle. Da wir ausklariert sind, dürften wir eigentlich nicht mehr im Hoheitsgebiet der Dom Rep anlegen. Da es ganz im Westen des Landes aber keine Möglichkeit zum Ausklarieren mehr gibt, drückt die Navy meist ein Auge zu uns lässt Segler wie uns gewähren. Falls aber trotzdem eine Kontrolle kommt muss man halt eine Ausrede bereit haben: müde, krank, technisches Problem, etc.

Dank einer lokalen SIM Karte können wir unterwegs noch unsere Mails verarbeiten und uns auf das nächste Land, das wir nach der Dom Rep anlaufen wollen, einlesen. Auch die neuesten Wetterdaten rufen wir ab und vergleichen sie mit unserem weiteren Reiseplan. Wir wollen noch bis am Freitag in der Dom Rep bleiben und dann direkt nach Jamaica weitersegeln. Als wie aber die neuesten Wetterdaten anschauen, sind wir gezwungen, unseren Plan zu ändern. Weil genau dann, wenn wir segeln wollen, kein Wind weht, davor und danach aber prima Windverhältnisse angesagt sind, entschliessen wir, direkt weiter zu segeln bis auf die Insel «Ile à Vache» auf Haiti. Dort wollen wir die Schwachwindphase abwarten und dann nach Jamaica weiter segeln, wenn der Wind wieder günstig ist. Diese Entscheidung fällt uns nicht leicht, denn die Dom Rep ist uns mit ihren freundlichen Leuten ans Herz gewachsen. Im Westen verpassen wir 2-3 wunderbare, einsame Ankerplätze, auf die wir uns schon lange gefreut haben, und wo wir in aller Ruhe von der Dom Rep Abschied nehmen wollten. Nun verlassen wir das Land fast «fluchtartig». Schade, aber so ist halt das Seglerleben: der Wind entscheidet, wann und wohin es geht 😉

Mit windgefüllten Segeln rauschen wir an der Südspitze der Dom Rep (Isla Beata) vorbei und erreichen nach einer Nachtfahrt am 27. Februar am frühen Nachmittag Port Morgan auf der Ile à Vache. Wir sind ungeplant in Haiti gelandet und machen eine Zeitreise in die Vergangenheit. Ausser Menschen- und Tierstimmen aus dem Palmenwald ist es wohltuend still in dieser wunderschönen Bucht
Ein Fischerboot, wie es schon seit Generationen gebaut und genutzt wird. Draussen auf dem Meer wird bei Wind gesegelt, sonst gerudert. In flächerem Wasser wird das Boot mit einem langen Stab (Stachel genannt) vom Mann am Ruder, das er zwischen den Beinen führt, vorangestossen. Die Boote sind sehr schmal und dadurch erstaunlich schnell
Ile à Vache: beim Ansteuern unseres Ankerplatzes werden wir sofort von «Boat-Boys» erspäht und besucht. Dieser Junge fährt eines der traditionellen Baumboote. Sie sind aus einem Holzstamm herausgeschnitzt. Risse werden mit Fasern der Kokosnuss und Baumharz abgedichtet. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass das Balancieren auf einem SUP nicht so einfach ist, aber das Gleichgewicht in diesem schmalen Boot zu behalten, sogar bei ordentlichen Wellen, ist ein wahres Kunststück
Es wohnen rund 2’000 Leute auf der Insel. Eine geregelte Arbeit mit einem regelmässigen Lohn hat praktisch keiner. Daher ist es nicht erstaunlich, dass jeder versucht irgendeine Dienstleistung anzubieten. Noch bevor wir richtig geankert haben, werden wir von allen Seiten «belagert»
Der Mann mit der Brille hat schnell erkannt, dass wir keine Flagge von Haiti führen. Den Stopp hier hatten wir bei unserer Wegfahrt aus der Dom Rep ja eigentlich auch nicht vorgesehen. Für ein Schnäppchen bietet er uns eine kleine Fahne an. Beim genaueren Hinschauen entpuppt es sich dann als dünnes Tüchlein. Egal – es muss ja nur 2-3 Tage halten – und es kommt schnell zum Deal
Die Flagge von Haiti. Die Farben Rot und Blau sind von der Französischen Fahne übriggeblieben. Nachdem die Franzosen 1804 Haiti in die Selbständigkeit entlassen haben, wollten die Haitianer nichts mehr mit den weissen Herren zu tun haben und schnitten kurzerhand den weissen Streifen heraus und gestalteten so ihre eigene Flagge. Haiti war das erste Land, das die Unabhängigkeit erlangt hat, ist heute aber leider, mit Abstand, das ärmste Land in der ganzen Karibik

Einem der Jungen übergeben wir unser gebrochenes Dinghi Ruder zur Reparatur. Wir erklären, wie wir es machen würden. Er macht es anders und bringt es uns mit Leim zusammengeklebt zurück. Später beim Gebrauch bricht dann die geleimte Stelle schnell wieder – Pech gehabt ☹
Ein anderer Mann besorgt für uns auf dem Markt Gemüse und Früchte. Das klappt gut, aber beim Preis müssen wir dann tüchtig nachverhandeln. Wir zahlen gerne etwas mehr als die Einheimischen aber sicher nicht das Vierfache!

Drei andere Männer machen einen besseren Job. Für umgerechnet 15 Dollar waschen (Vildor) und polieren (David und Jeff) sie den weissen Kunststoff auf unserem Oberdeck gründlich und mit gutem Ergebnis
David (links) und Jeff (rechts) arbeiten gründlich und speditiv. Wir belohnen ihre Leistung nebst dem vorher vereinbarten Lohn auch mit je einer secondhand Hose und T-Shirt. Als wir Jeff noch einen alten Handykopfhörer überreichen, schenkt er uns ein Strahlen wie von einem Kind unter dem Weihnachtsbaum. Am nächsten Tag bringt er uns zum Dank zwei Kokosnüsse. Schöne Erlebnisse!!
Nach dem Polieren des Schiffes machen wir uns am Nachmittag auf zu einem Streifzug durch das Dorf. Dieser Pfad gilt als die Dorfstrasse
Autos gibt es auf der Insel keine. Ein paar Jüngling sind irgendwie zu Motorrädern gekommen. Vermutlich wurden diese von Hilfsorganisationen nach Erdbeben und Hurrikanen hier als Transportmittel benutzt und dann einfach stehen gelassen. Wunderschöne Idyllik!
Wer weiss, was das ist? Antwort: eine Tankstelle für Motorräder
Fliessendes Wasser gibt es auf Ile à Vache nicht. Es gibt aber mehrere Wasserlöcher, wie dieses hier, wo meist Kinder und Frauen ihren Bedarf mit Kanistern nach Hause tragen
Der kleine Junge hat grosse Freude, dass ihm Köbi die Last abnimmt und bis vor sein Haus trägt

Auf dem Bild oben ist eine breite Strasse zu sehen. Dazu eine Bemerkung: diese Strasse verbindet Port Morgan mit einem anderen Ort, Madame Bernard. Madame Bernard ist der grösste Ort auf der Insel. Bis vor ein paar Monaten gab es nur Fusswege zwischen Port Morgan und Madame Bernard. Dann kam (gemäss Angaben der lokalen Bevölkerung) ein ausländisches Konsortium mit Baumaschinen und hat einfach quer durchs Land eine Strasse gebaut. Die Leute wussten nichts davon. Es wird uns bei Gesprächen (die lokale Sprache ist Kreolisch, aber fast alle können gut Französisch und einige auch Englisch) nicht klar, wer dahinter steckt. Da es aber einige wunderschöne Sandstrände und bereits ein kleines Hotel mit internationalen Touristen gibt, würde es uns nicht erstaunen, dass der Auftraggeber in dieser Branche zu suchen ist.

John-John (stehender Mann mit weissem Shirt) ist schon am Morgen beim Schiff vorbeigekommen und hat uns die Menükarte seines «Restaurants» in die Hand gedrückt: Languste (Lobster), Reis, Salat, Pommes Frites und gebackene Banane für 15 Dollar pro Person. Das überzeugt uns und wir besuchen am Abend das Restaurant von John-John. John-John ist ein überzeugender Verkäufer 😊: neben uns sind noch die Crews der beiden anderen Schiffe, die zur Zeit auch in der Bucht vor Anker liegen, zum Nachtessen gekommen
Küche des Restaurants mit Solarpanelen. Stromversorgung gibt es auf der Insel nicht. Wer Strom haben will, muss sich selber versorgen. Übrigens ist der Wohnraum, die Küche und das «WC» immer in getrennten «Häusern» untergebracht
Susi (SY Distant Drummer) ist extra etwas früher gekommen, um sich von der Köchin des Hauses in die Geheimnisse der «Conch» Zubereitung einzuweihen. «Conch» nennt man das Gericht, das von einer der grössten Meeresschnecken mit einem wunderschönen Gehäuse zubereitet wird. Unser Nachtessen steht schon daneben auf der Kühltruhe für uns bereit. Die Baby-Langusten waren vorzüglich, und die Zutaten einfach göttlich zubereitet
Roger (Mann mit blauem Cap), ein Schwede von der SY Solana, den wir am Vorabend beim Nachtessen bei John-John getroffen haben, führt uns am nächsten Tag durch die Umgebung und zeigt uns Dinge, die wir sonst nicht zu sehen bekommen hätten. Er kommt mit seinem Schiff schon seit vier Jahren auf die Ile à Vache, bleibt jeweils für sechs Monate hier und startet mit den jugendlichen des Dorfes diverse Projekte. Fast alle im Dorf kennen ihn und er ist mit einigen von ihnen sehr vertraut. Wenn immer sie ein Problem haben fragen sie ihn zuerst um Rat. Hier kauft er für die Jungs, die uns begleiten, Kokosbrötchen für 50 Cents
Mit Roger auf der «Dorfstrasse», begleitet von einer Schar Jungs. Mädchen gesellen sich keine dazu und so bleibt Pia leider die einzige Frau in unserer Wandergruppe
Eine Handmühle für Mais. Köbi hat es versucht, nach einem Trichter voll Mais kam er schon tüchtig ins Schwitzen 😉
Hier macht uns Roger mit einer Familie bekannt, deren älteren Sohn er schon mal mit seinem Segelschiff mit nach Kuba genommen hat, um ihm das Segeln beizubringen. Das Haus der Familie ist gemauert und mit Blech gedeckt. Es besteht aus zwei Räumen, einem Wohn- oder Aufenthaltsraum und einem Schlafteil. Gekocht und gegessen wird draussen unter freiem Himmel. Die Frau des Hauses erlaubt uns, Bilder zu machen
Vater, Mutter und die ältere von drei Töchtern. Der Vater war lange Jahre Seefahrer und hat etwas Geld verdient. Deshalb können sie jetzt neben dem bestehenden Haus mit dem Bau eines neuen, stabileren Hauses beginnen. Roger erklärt uns, dass so ein Projekt meistens zwischen 5 – 10 Jahre dauert und in Etappen abläuft. Alles an einem Stück ausführen geht meistens nicht: entweder wird das Geld knapp (Bankfinanzierung kennt man hier nicht) oder das Baumaterial geht aus und muss zuerst wieder vom Festland angeliefert werden
Stromverteilung im Haus: die Stromversorgung geschieht über Solarpanelen, die gewonnene Energie wird in einer alten, secondhand Autobatterie gespeichert. Neue oder modernere Batterien kosten über 100 Dollar auf dem Festland, und das kann sich hier fast niemand leisten. Mobile Telefone mit Internetverbindung hat aber fast jede Familie
Die drei Töchter. Die zwei Jüngeren sprechen gut Französisch, die Ältere sogar auch etwas Englisch. Kinder gehen hier ab drei Jahren zur Schule. Die ersten acht Jahre Schule sind gratis. Zu Hause reden die Leute Kreolisch, in der Schule wird Französisch gesprochen. Wer nach der Grundschule noch weiter zur Schule gehen will, muss dafür zahlen. In den bezahlten Schulen wird Englisch gesprochen
David ist 14 Jahre alt. Er begleitet uns auf unserem Rundgang. Seine Familie hat kein Geld, ihn weiter zur Schule zu schicken. Als Pia ihn fragt, ob er keine Schuhe trägt (es hat überall Glasscherben) sagt ein anderer Junge hämisch: «dafür er hat kein Geld». Am Abend übergibt Pia Roger ein paar getragene Crocks von ihr für David. Noch am gleichen Tag in der Nacht klopft es am Schiff: es ist David. Er bringt uns eine Kokosnuss-Süssigkeit und bedankt sich für die Schuhe. Am nächsten Morgen klopft es nochmals an unserem Schiff: es ist wieder David. Diesmal bringt er uns frisch gebackenes Brötchen. Einfach wunderschöne Momente!
Mit Roger auf dem Weg zur Bäckerei
Die Bäckerei und der Einkaufsladen (nun wissen wir, warum ein Laden «Laden» heisst 😉)
Unter dem Dach wird der Teig hergestellt und in einer mechanischen Knetmaschine gewalkt. Das ist alles Männerarbeit. Als wir nach Fotoerlaubnis für die Knetmaschine fragen, werden wir relativ schroff abgewiesen. Wir respektieren das
Der Backofen ist nicht geheim – diesen dürfen wir fotografieren 😊

Ungeplant sind wir hier auf der Ile à Vache in der Vergangenheit gelandet. Wir sind glücklich, dass wir es gewagt haben, hier einen Zwischenstopp einzuschalten. In Gesprächen mit anderen Seglern wurde uns davor abgeraten wegen der allgemein schwierigen Situation in Haiti. Während unseres Aufenthaltes hat es denn auch in Port au Prince (Hauptstadt von Haiti) Schiessereien und Strassenschlachten zwischen Polizei und Militär gegeben mit den begleitenden Unruhen in der Strasse. Hier merkt man davon gar nichts, hier ist eine andere Welt. Jeder hier hat seine eigenen Sorgen und Probleme und kann sich nicht um Anderes kümmern. Zum Glück haben wir auf Segler gehört, die selbst kürzlich auf der Insel waren und uns einen Zwischenstopp wärmstens empfohlen haben. Die Armut, die wir auf Schritt und Tritt antreffen, ist einerseits beelendend und erdrückend, andererseits ist es aber auch ermutigend und erfreulich zu sehen, wie die Leute damit umgehen. Ile à Vache, wir wünschen dir eine gute Zukunft!

Ile à Vache – eine Reise in die Vergangenheit

Am Sonntag Morgen lichten wir den Anker und segeln nach Port Antonio in Jamaica, unserer nächsten Destination. Der Wind frischt wie vorangemeldet auf. Aber nach zwei Tagen Flaute in dieser Gegend ist das Meer immer noch angenehm ruhig und wir geniessen ein schönes gemütliches Segeln vor dem Wind. Die Vorhersage verspricht zwar 15 Knoten von Nord/Ost, der Wind bläst aber zur Zeit mit 15 Knoten Süd/Ost. Uns ist das egal, beide Windrichtungen treiben uns nach Westen. Nach rund 45 Seemeilen fahren wir aus der Landabdeckung von Haiti ins offene Meer. Der Wind fällt innerhalb nur zwei Minuten komplett zusammen, baut sich neu auf und bläst dann, wie die Vorhersage angekündigt hat, von Nord/Ost. Mit voller Besegelung rauschen wir dem Sonnenuntergang entgegen. Es ist noch nicht Nacht, bedeckt sich der Himmel vom Norden her mit dicken, schwarzen Wolken, der Wind nimmt stark zu und bevor es zu regnen beginnt, haben wir beide Segel auf 60% gerefft (verkleinert). Die See wird sehr unruhig und kabbelig. Innerhalb kurzer Zeit nimmt der Wind noch mehr zu, so dass wir uns nach Mitternacht entschliessen, die Genua ganz einzuziehen und nur noch mit kleiner Gross zu segeln. Bei Windstärke von 30 Knoten und Böen bis 35 Konten wollen wir unser Material schonen. Die Nacht ist sehr unruhig, aber wir kommen zügig voran.

Gestern Montag Nachmittag um 13 Uhr liefen wir in den schützenden Hafen von Port Antonio ein (164 Seemeilen in 28 Stunden). Uff, das war seit langem wieder mal ein hartes Segel, ein richtiger Rodeo Ritt. Wir sind nun tüchtig durchgeschüttelt, aber alles ist heil geblieben, nichts dem Neptun geopfert – wir haben es geschafft!! Nun liegen wir in einer luxuriösen Marina (Errol Flynn Marina) und lassen uns ein wenig verwöhnen.

Bleib der Lupina im Kielwasser

Dominikanische Republik zum Zweiten

Am 5. Februar verlassen uns Jasmin, Jan und die beiden Enkelkinder wieder in Richtung Schweiz. Es ist für uns eine wunderbare Zeit gewesen und wir haben uns über ihren Besuch sehr gefreut. Da unsere nächsten Besucher erst Mitte März in Jamaica zu uns stossen und wir bis dahin viel Zeit haben, beschliessen wir spontan, noch ein paar Tage länger in Bayahibe zu bleiben. Bayahibe ist ein altes Fischerdorf, das aber schon seit vielen Jahren für Touristen aus der ganzen Umgebung als Hauptausgangspunkt für Exkursionen nach Isla Saona und Isla Catalina gilt. Zwischen morgens 8 und 10 Uhr kommt eine Bus nach dem anderen und spuckt seine Touristen in grossen Mengen auf die bereitstehenden kleinen Schiffe aus. Dann kehrt tagsüber beschauliche Ruhe ein. Das umgekehrte Schauspiel dann am Nachmittag zwischen 16 und 17 Uhr. Abends sind nur Einheimische und Expats, die hier in der Touristenbranche arbeiten, im Dorf. Man kennt sich und das Leben wirkt sehr familiär.

Bayahibe am späteren Nachmittag: die unzähligen Ausflugsboote entladen ihre Touristenfracht. Landestege gibt es keine. Die grösseren Schiffe ankern weiter draussen und laden ihre Fracht auf kleine Shuttle-Boote um. Die kleineren Schiffe fahren direkt ans Ufer
Immer gegen Abend eilen Strassenverkäufer herbei …
… vollbepackt mit allerlei Zeugs für die von den Schiffen strömende Kundschaft
Nachdem dieser Spuck vorbei ist, sammeln Transportboote die Crews und Putzequipen von den Touristenbooten ein und bringen auch diese an Land. Ab jetzt kehrt idyllische Ruhe ein in Dorf
Eine gefundene Kuriosität. Offenbar ist die Strasse mal saniert und gleichzeitig angehoben worden. Der Hydrant aber nicht – wozu auch, er funktioniert ja noch 😊
Das ist übrigens sehr normal in der Karibik: wenn etwas noch funktioniert, wird nichts gemacht. Wenn etwas nicht mehr funktioniert, wird so lange gebastelt und gewerkelt, bis es wieder funktioniert. Ob dann etwas anderes nicht mehr richtig geht, das kümmert dann keinen
Eine weitere Beobachtung: am Anfang unseres Aufenthaltes sehen wir, wie an der Strasse entlang so alle 20 bis 50 Meter tiefe Löcher im Boden entstehen, die jeweils von einem Mann von Hand ausgehoben werden. Dies über mehrere Kilometer der Zufahrtsstrasse entlang ins Dorf. Eine Woche später wissen wir, wozu die dienen: es werden neue Strommasten gestellt und gleich auch mit Stromkabeln belegt. Wir finden, das geht extrem speditiv. Als wir dann aber die Arbeitstechnik sehen, wie die alten Kabel an den neuen Masten befestigt werden – naja, arbeitssicherheitsmässig sehr, sehr fraglich ☹
Nachdem Pia ihre Magen/Darm-Grippe mit hohem Fieber (vermutlich haben die Enkelkinder etwas bei ihr hinterlassen 😊) nach acht Tagen einigermassen überstanden hat, mieten wir in Bayahibe nochmals ein Auto und erkunden den östlichen Teil der Dom Rep. Hier treffen wir hauptsächlich landwirtschaftlich genutztes Land an
Die Fahrt führt uns nach Sabana de la Mar. Hier könnte man mit der Fähre über die grosse Bucht rüber auf die wunderschöne Halbinsel von Samana. Früher war es eine Autofähre. Seit es aber im Norden eine gut ausgebaute Zufahrtsstrasse gibt, befördert die Fähre (ganz am Ende des Steges) nur noch Personen. Leider reicht uns die Zeit nicht für einem Kurztrip nach Samana
Die Rückfahrt nach Bayahibe führt uns durch wunderschöne Landschaft mit vielen noch sehr natürlichen Flüssen. Nachdem wir lange Zeit auf trockenen Inseln verbracht haben, eine Wohltat fürs Auge
Valentinstag und unser letzter Sonnenuntergang in Bayahibe. Wir genehmigen uns in der «Barca Bar» nochmals den «besten Mojto» in Town. Am nächsten Tag wollen wir Anker lichten und weiter Richtung Westen
Hier in der Dom Rep darf man nicht einfach von einem Ankerplatz zum nächsten segeln. Das Gesetz verlangt, dass man sich am alten Ort bei der Navy (spanisch: Armada) abmeldet. Diese Behörde stellt ein sogenanntes «Despacho» aus, eine Art Passierschein, den man am neuen Ort abgeben muss. Eigentlich ein mühseliger Prozess. Da aber die Armada meist direkt am Strand irgendwo einen Posten hat, ist der Aufwand nicht allzu gross. Hier ist Köbi am Tag unserer Abreise aus Bayahibe gerade unterwegs zum Stützpunkt der Armada und holt unser «Despacho»
Unsere nächste Station für zwei Nächte: Isla Catalina. Ein wunderschöner Ankerplatz ganz für uns alleine. Tagsüber kommen nur ein paar wenige Touristenboote, in der Nacht sind wir die Einzigen in der schönen Bucht
Morgens um 11 Uhr. Der Strand ist fast menschenleer. Wir staunen über die riesige Menge an Strandstühlen und die doch sehr aufwändige Infrastruktur
Leere Strandstühle so weit das Auge reicht. Verwundert fragen wir einen der Männer, die diese Stühle aufstellen: «Wozu so viele Stühle?». Er erklärt uns, dass immer am Dienstag ein grosses Kreuzfahrtschiff direkt vor der Küste seinen Anker wirft und rund 3’000 Passagiere auf die Insel schickt. Essen und Getränke werden direkt vom Kreuzfahrtschiff auf die Insel gebracht, um die Passagiere einen Tag lang auf der Insel zu verwöhnen, «all inclusive». Für die Einheimischen springt da ausser ein paar Souvenirverkäufe wohl wenig ab
Wir werden dann aber doch noch fündig: es gibt Leben auf der Insel. Nebst ein paar wirklich fantastisch singenden Vogelarten (wir haben sie nur immer gehört, vor die Linse brachten wir sie nicht) haben wir ein paar Echsen angetroffen. Einige finden sich nur auf dieser Insel, wie dieses spezielle Exemplar. Typisch für diese Art ist der aufgerollte Schwanz
Nur zu gerne hätten wir das Spektakel mit dem Kreuzfahrtschiff erlebt. Da wir aber rund 45 Seemeilen weiter wollen nach Boca Chica, um von dort aus das Land weiter zu erkunden, entscheiden wir, nicht länger zu bleiben. Wir haben einen guten Wind von hinten und unter Schmetterlingsbesegelung (= ein Segel nach Steuerbord, das andere nach Backbord) machen wir gute Fahrt. Früher als erwartet sitzen wir bereits um 4 Uhr nachmittags in der wunderschönen Bar der Marina ZarPart von Boca Chica beim Anlegertrunk

Boca Chica liegt hinter einem grossen Riff, das die Wellen bricht und das Wasser glättet, obwohl der Wind öfters landwärts bläst. Ein lang gezogener Sandstrand macht diesen Ort, der nur rund 20 Kilometer von der Hauptstadt Santo Domingo entfernt liegt, sowohl für Einheimische wie auch internationale Touristen zu einem der bekanntesten Badestrände der Dom Rep. Wir wollen von hier aus mit einem Mietauto für ein paar Tage den Norden und das Zentrum des Landes bereisen, und der Lupina mal etwas «Ferien» im sicheren Hafen gewähren.

Die Fahrt quer durch das Land zur Halbinsel Samana führt uns durch sattgrünes Landwirtschaftsland. Hier werden Hirse und Reis angepflanzt
Attraktion in Samana: Die Fussgängerbrücke «Puente Samana». Mit dieser recht pompös und mit massiven Betongeländern gebauten Verbindung gelangen wir zu Fuss zu zwei vorgelagerten kleinen Inseln. Im Bild der zweite Teil, der mit etwas mehr als 500m recht imposant ist
Fahrt nach Las Galeras an die Nordküste der Halbinsel Samana durch wunderschöne Landschaft
Unser erster Reisetag endet in Las Galeras in einem Hotel. Vorreservation haben wir keine, Da es Zwischensaison ist, finden wir problemlos eine Bleibe. Unser Hotel liegt direkt an der Küste, nur durch eine Pferdeweide vom Strand getrennt
Das Hotel verbindet dominikanisches Flair mit europäischer Qualität (es wird von einem Franzosen geführt). Die Wäscherei ist, typisch für die Dom Rep, im Hinterhof im Freien …
… und die Wäsche wird durch Sonne und Luft getrocknet
Die Strassen sind allgemein in gutem bis sehr gutem Zustand, so lange man sich auf den Hauptachsen bewegt. Der Verkehr ist meistens gering. Immer wieder trifft man auf Baustellen, wo die bestehende Infrastruktur repariert oder verbessert wird
Die Nordküste der Dom Rep ist geprägt durch offene Palmenwälder, die bis an den Strand reichen
Mittagsrast bei unserem 2. Reisetag. Cabarete ist vor allem unter Windsurfern und Kytern sehr bekannt und beliebt
Unsere zweite Nacht verbringen wir in einem Hotel mitten im alten Stadtteil von Puerto Plata. Köbi ist zwar etwas enttäuscht über das nur spärliche Nachtleben im Zentrum (das findet eher ausserhalb der Stadt in den Hotelkomplexen statt), wir werden aber entschädigt durch wunderschön restaurierte alte Kolonialbauten. Bei der Suche nach einer Nachtessgelegenheit werden wir auf der Strasse von einem Promotor angesprochen. Nach kurzem Gespräch mit ihm stellt sich heraus, dass er mehrere Jahre in Zürich in der Nähe des Limmatplatzes gearbeitet hat und perfekt Schweizerdeutsch versteht. Nun hilft er seinem Bruder, sein neu eröffnetes Restaurant in einem restaurierten Kolonialbau zu beleben. Passt perfekt für uns, und wir geniessen ein feines Essen professionell zubereitet uns serviert in einem wunderschönen, sicher über 300 Jahre alten Gebäude
Und zum Absacker dann einen Pina Colada in einer für den Karneval dekorierten Seitengassen
Am nächsten Tag werden nach einer kurzen Anfahrt die Wanderschuhe geschnürt. Ja, ihr habt richtig gelesen: nicht Flip-Flops, sondern richtige Wanderschuhe. Der Grund: es hat in der Nacht geregnet, und der erdige Boden ist recht glitschig. Wir marschieren zu einem Wasserfall in den Bergen: dem «Salto de Jimenoa». Eigentlich hatten wir beabsichtigt, die berühmten «27 Saltos» ganz in der Nähe von Puerto Plata zu besuchen. Als wir aber dort angekommen sind, hat uns der Touristenaufmarsch fast erschlagen. Sofort wieder aufs Gaspedal und weiter zum «Salto de Jimenoa»
Hier beim «Salto de Jimenoa» finden wir eine intakte, unverdorbene und fast menschenleere Natur an
Der Wasserfall «Salto de Jimenoa»
Die höchstgelegene (1’283m) Stadt in der Karibik: Constanza (60’000 Ew.)
Eines der Haupttransportmittel in der Dom Rep sind die Motorräder. Man findet sie in allen Formen, Stärken und Beladungen. Was sehr wohltuend im Vergleich zu etwa den ABC Inseln ist: hier werden die Motorräder als Transportmittel und nicht als Lärmmacher benutzt. Oftmals sind sie sogar erstaunlich leise
Am 4. Reisetag verlassen wir Constanza in Richtung Gebirge. Kurz nach der Stadt endet die Teerung und die restlichen rund 20 Kilometer bis zu unserem Ziel führen über Natur und Schotterstrasse (Köbi liebt das 😉)
Ziel unserer Fahrt: der Wasserfall «Salto de Aguas Blancas», der mit 83m auch der höchste Wasserfall in der Karibik ist. Erstaunlicherweise ist er in keinem unserer Reiseführer erwähnt. Dank Internet haben wir ihn gefunden und zu unserem Reiseziel gemacht. Die Anfahrt über die Schotterstrasse ist vielleicht etwas mühsam, wir werden aber durch ein schönes Erlebnis belohnt. Der Fluss wirft sich in drei Stufen in die Tiefe. Im Bild sieht man den Beginn des 2. Wasserfalles (dieser ist im Bild nicht ersichtlich). Unter dem 2. Wasserfall bildet sich ein See (Bildmitte) von wo sich dann das Wasser über den 3. Wasserfall 83 Meter in die Tiefe stürzt. Vom Aussichtspodest links der Bildmitte ….
… ist dieses Bild aufgenommen: unterer Bereich des 2. Wasserfalles mit See
Und das ist er: der mit 83 Meter höchste Wasserfall in der Karibik. Für uns einer der eindrücklichsten Wasserfälle in der Karibik
Weiterfahrt zurück zur Lupina in Boca Chica via Hochebene von Constanza. Das Landschaftsbild wird dominiert durch vorwiegende agrare Landwirtschaft. Wir möchten auch hier den höchsten Berg der Karibik «Pico Duarte, 3’087m» besteigen. Dafür hätten wir aber mindestens zwei weitere Tage benötigt. Da aber unser Touristenvisa am nächsten Tag abläuft, müssen wir zurück um die Verlängerung in Boca Chica einzuholen. Schlecht geplant, schade!
Überall, wo es irgendwie geht, werden Gemüse und Früchte angebaut
Einer der unzähligen Früchte- und Gemüsestände
Wir decken uns tüchtig ein mit den feinen Sachen, die direkt vom Bauern kommen, und füllen damit den Bauch unserer Lupina

Letzter Ausflug von Boca Chica aus, bevor es dann westwärts weitergeht: das Naturphänomen «Los Tres Ojos» in einem Park mitten in der Grossstadt Santo Domingo. «Los Tres Ojos» heisst auf Deutsch «die drei Augen». Damit sind drei unterirdische Seen gemeint, die entdeckt wurden, als vor vielen Jahren bei Erdbeben die Felsendecken darüber eingestürzt sind. Später wurde noch ein vierter See entdeckt, der aber noch komplett überdeckt und nur mit einem Floss über den dritten See zugänglich ist

Unscheinbarer Eingang in das unterirdische Labyrinth
Abstieg in die Tiefe zu einem der Seen
Blick aus der Höhle auf den vom Tageslicht erhellten See

Morgen Montag lösen wir die Leinen, verlassen Boca Chica und machen uns auf Richtung Westen nach Port Antonia in Jamaica. Wir haben soeben unser «Despacho» erhalten (weil es schon nach 17 Uhr war, verlangte der leitende Beamte eine Gebühr. Auf die Frage «wieviel?» zuckt er mit der Schulter und bedeutet mir, dass ich entscheiden soll. Aha -keine Gebühr, sondern Trinkgeld! Ich gebe umgerechnet vier Dollar. Erstaunt bin ich dann, als ich sehe, wie der leitende Beamte das Geld redlich unter den anwesenden Soldaten verteilt.
Wenn Wind und Wetter es erlauben, wollen wir in einer Woche in Jamaia eintreffen. Dort beabsichtigen wir, das Schiff (erstmals seit September 2018) aus dem Wasser zu nehmen und das Antifouling (Farbe am Unterwasserschiff, welche den Algen- und Muschelbewuchs verhindert oder reduziert). Die rund 410 Seemeilen werden wir in kleineren Etappen einteilen und ab und zu noch einen kleinen Landgang einschalten. Unser erster Stopp wird Las Salinas sein, das rund 65 Seemeilen westlich von Boca Chica liegt.

Bleib der Lupina auf der Fährte, oder besser gesagt: im Kielwasser 😊