Dominikanische Republik zum Zweiten

Am 5. Februar verlassen uns Jasmin, Jan und die beiden Enkelkinder wieder in Richtung Schweiz. Es ist für uns eine wunderbare Zeit gewesen und wir haben uns über ihren Besuch sehr gefreut. Da unsere nächsten Besucher erst Mitte März in Jamaica zu uns stossen und wir bis dahin viel Zeit haben, beschliessen wir spontan, noch ein paar Tage länger in Bayahibe zu bleiben. Bayahibe ist ein altes Fischerdorf, das aber schon seit vielen Jahren für Touristen aus der ganzen Umgebung als Hauptausgangspunkt für Exkursionen nach Isla Saona und Isla Catalina gilt. Zwischen morgens 8 und 10 Uhr kommt eine Bus nach dem anderen und spuckt seine Touristen in grossen Mengen auf die bereitstehenden kleinen Schiffe aus. Dann kehrt tagsüber beschauliche Ruhe ein. Das umgekehrte Schauspiel dann am Nachmittag zwischen 16 und 17 Uhr. Abends sind nur Einheimische und Expats, die hier in der Touristenbranche arbeiten, im Dorf. Man kennt sich und das Leben wirkt sehr familiär.

Bayahibe am späteren Nachmittag: die unzähligen Ausflugsboote entladen ihre Touristenfracht. Landestege gibt es keine. Die grösseren Schiffe ankern weiter draussen und laden ihre Fracht auf kleine Shuttle-Boote um. Die kleineren Schiffe fahren direkt ans Ufer
Immer gegen Abend eilen Strassenverkäufer herbei …
… vollbepackt mit allerlei Zeugs für die von den Schiffen strömende Kundschaft
Nachdem dieser Spuck vorbei ist, sammeln Transportboote die Crews und Putzequipen von den Touristenbooten ein und bringen auch diese an Land. Ab jetzt kehrt idyllische Ruhe ein in Dorf
Eine gefundene Kuriosität. Offenbar ist die Strasse mal saniert und gleichzeitig angehoben worden. Der Hydrant aber nicht – wozu auch, er funktioniert ja noch 😊
Das ist übrigens sehr normal in der Karibik: wenn etwas noch funktioniert, wird nichts gemacht. Wenn etwas nicht mehr funktioniert, wird so lange gebastelt und gewerkelt, bis es wieder funktioniert. Ob dann etwas anderes nicht mehr richtig geht, das kümmert dann keinen
Eine weitere Beobachtung: am Anfang unseres Aufenthaltes sehen wir, wie an der Strasse entlang so alle 20 bis 50 Meter tiefe Löcher im Boden entstehen, die jeweils von einem Mann von Hand ausgehoben werden. Dies über mehrere Kilometer der Zufahrtsstrasse entlang ins Dorf. Eine Woche später wissen wir, wozu die dienen: es werden neue Strommasten gestellt und gleich auch mit Stromkabeln belegt. Wir finden, das geht extrem speditiv. Als wir dann aber die Arbeitstechnik sehen, wie die alten Kabel an den neuen Masten befestigt werden – naja, arbeitssicherheitsmässig sehr, sehr fraglich ☹
Nachdem Pia ihre Magen/Darm-Grippe mit hohem Fieber (vermutlich haben die Enkelkinder etwas bei ihr hinterlassen 😊) nach acht Tagen einigermassen überstanden hat, mieten wir in Bayahibe nochmals ein Auto und erkunden den östlichen Teil der Dom Rep. Hier treffen wir hauptsächlich landwirtschaftlich genutztes Land an
Die Fahrt führt uns nach Sabana de la Mar. Hier könnte man mit der Fähre über die grosse Bucht rüber auf die wunderschöne Halbinsel von Samana. Früher war es eine Autofähre. Seit es aber im Norden eine gut ausgebaute Zufahrtsstrasse gibt, befördert die Fähre (ganz am Ende des Steges) nur noch Personen. Leider reicht uns die Zeit nicht für einem Kurztrip nach Samana
Die Rückfahrt nach Bayahibe führt uns durch wunderschöne Landschaft mit vielen noch sehr natürlichen Flüssen. Nachdem wir lange Zeit auf trockenen Inseln verbracht haben, eine Wohltat fürs Auge
Valentinstag und unser letzter Sonnenuntergang in Bayahibe. Wir genehmigen uns in der «Barca Bar» nochmals den «besten Mojto» in Town. Am nächsten Tag wollen wir Anker lichten und weiter Richtung Westen
Hier in der Dom Rep darf man nicht einfach von einem Ankerplatz zum nächsten segeln. Das Gesetz verlangt, dass man sich am alten Ort bei der Navy (spanisch: Armada) abmeldet. Diese Behörde stellt ein sogenanntes «Despacho» aus, eine Art Passierschein, den man am neuen Ort abgeben muss. Eigentlich ein mühseliger Prozess. Da aber die Armada meist direkt am Strand irgendwo einen Posten hat, ist der Aufwand nicht allzu gross. Hier ist Köbi am Tag unserer Abreise aus Bayahibe gerade unterwegs zum Stützpunkt der Armada und holt unser «Despacho»
Unsere nächste Station für zwei Nächte: Isla Catalina. Ein wunderschöner Ankerplatz ganz für uns alleine. Tagsüber kommen nur ein paar wenige Touristenboote, in der Nacht sind wir die Einzigen in der schönen Bucht
Morgens um 11 Uhr. Der Strand ist fast menschenleer. Wir staunen über die riesige Menge an Strandstühlen und die doch sehr aufwändige Infrastruktur
Leere Strandstühle so weit das Auge reicht. Verwundert fragen wir einen der Männer, die diese Stühle aufstellen: «Wozu so viele Stühle?». Er erklärt uns, dass immer am Dienstag ein grosses Kreuzfahrtschiff direkt vor der Küste seinen Anker wirft und rund 3’000 Passagiere auf die Insel schickt. Essen und Getränke werden direkt vom Kreuzfahrtschiff auf die Insel gebracht, um die Passagiere einen Tag lang auf der Insel zu verwöhnen, «all inclusive». Für die Einheimischen springt da ausser ein paar Souvenirverkäufe wohl wenig ab
Wir werden dann aber doch noch fündig: es gibt Leben auf der Insel. Nebst ein paar wirklich fantastisch singenden Vogelarten (wir haben sie nur immer gehört, vor die Linse brachten wir sie nicht) haben wir ein paar Echsen angetroffen. Einige finden sich nur auf dieser Insel, wie dieses spezielle Exemplar. Typisch für diese Art ist der aufgerollte Schwanz
Nur zu gerne hätten wir das Spektakel mit dem Kreuzfahrtschiff erlebt. Da wir aber rund 45 Seemeilen weiter wollen nach Boca Chica, um von dort aus das Land weiter zu erkunden, entscheiden wir, nicht länger zu bleiben. Wir haben einen guten Wind von hinten und unter Schmetterlingsbesegelung (= ein Segel nach Steuerbord, das andere nach Backbord) machen wir gute Fahrt. Früher als erwartet sitzen wir bereits um 4 Uhr nachmittags in der wunderschönen Bar der Marina ZarPart von Boca Chica beim Anlegertrunk

Boca Chica liegt hinter einem grossen Riff, das die Wellen bricht und das Wasser glättet, obwohl der Wind öfters landwärts bläst. Ein lang gezogener Sandstrand macht diesen Ort, der nur rund 20 Kilometer von der Hauptstadt Santo Domingo entfernt liegt, sowohl für Einheimische wie auch internationale Touristen zu einem der bekanntesten Badestrände der Dom Rep. Wir wollen von hier aus mit einem Mietauto für ein paar Tage den Norden und das Zentrum des Landes bereisen, und der Lupina mal etwas «Ferien» im sicheren Hafen gewähren.

Die Fahrt quer durch das Land zur Halbinsel Samana führt uns durch sattgrünes Landwirtschaftsland. Hier werden Hirse und Reis angepflanzt
Attraktion in Samana: Die Fussgängerbrücke «Puente Samana». Mit dieser recht pompös und mit massiven Betongeländern gebauten Verbindung gelangen wir zu Fuss zu zwei vorgelagerten kleinen Inseln. Im Bild der zweite Teil, der mit etwas mehr als 500m recht imposant ist
Fahrt nach Las Galeras an die Nordküste der Halbinsel Samana durch wunderschöne Landschaft
Unser erster Reisetag endet in Las Galeras in einem Hotel. Vorreservation haben wir keine, Da es Zwischensaison ist, finden wir problemlos eine Bleibe. Unser Hotel liegt direkt an der Küste, nur durch eine Pferdeweide vom Strand getrennt
Das Hotel verbindet dominikanisches Flair mit europäischer Qualität (es wird von einem Franzosen geführt). Die Wäscherei ist, typisch für die Dom Rep, im Hinterhof im Freien …
… und die Wäsche wird durch Sonne und Luft getrocknet
Die Strassen sind allgemein in gutem bis sehr gutem Zustand, so lange man sich auf den Hauptachsen bewegt. Der Verkehr ist meistens gering. Immer wieder trifft man auf Baustellen, wo die bestehende Infrastruktur repariert oder verbessert wird
Die Nordküste der Dom Rep ist geprägt durch offene Palmenwälder, die bis an den Strand reichen
Mittagsrast bei unserem 2. Reisetag. Cabarete ist vor allem unter Windsurfern und Kytern sehr bekannt und beliebt
Unsere zweite Nacht verbringen wir in einem Hotel mitten im alten Stadtteil von Puerto Plata. Köbi ist zwar etwas enttäuscht über das nur spärliche Nachtleben im Zentrum (das findet eher ausserhalb der Stadt in den Hotelkomplexen statt), wir werden aber entschädigt durch wunderschön restaurierte alte Kolonialbauten. Bei der Suche nach einer Nachtessgelegenheit werden wir auf der Strasse von einem Promotor angesprochen. Nach kurzem Gespräch mit ihm stellt sich heraus, dass er mehrere Jahre in Zürich in der Nähe des Limmatplatzes gearbeitet hat und perfekt Schweizerdeutsch versteht. Nun hilft er seinem Bruder, sein neu eröffnetes Restaurant in einem restaurierten Kolonialbau zu beleben. Passt perfekt für uns, und wir geniessen ein feines Essen professionell zubereitet uns serviert in einem wunderschönen, sicher über 300 Jahre alten Gebäude
Und zum Absacker dann einen Pina Colada in einer für den Karneval dekorierten Seitengassen
Am nächsten Tag werden nach einer kurzen Anfahrt die Wanderschuhe geschnürt. Ja, ihr habt richtig gelesen: nicht Flip-Flops, sondern richtige Wanderschuhe. Der Grund: es hat in der Nacht geregnet, und der erdige Boden ist recht glitschig. Wir marschieren zu einem Wasserfall in den Bergen: dem «Salto de Jimenoa». Eigentlich hatten wir beabsichtigt, die berühmten «27 Saltos» ganz in der Nähe von Puerto Plata zu besuchen. Als wir aber dort angekommen sind, hat uns der Touristenaufmarsch fast erschlagen. Sofort wieder aufs Gaspedal und weiter zum «Salto de Jimenoa»
Hier beim «Salto de Jimenoa» finden wir eine intakte, unverdorbene und fast menschenleere Natur an
Der Wasserfall «Salto de Jimenoa»
Die höchstgelegene (1’283m) Stadt in der Karibik: Constanza (60’000 Ew.)
Eines der Haupttransportmittel in der Dom Rep sind die Motorräder. Man findet sie in allen Formen, Stärken und Beladungen. Was sehr wohltuend im Vergleich zu etwa den ABC Inseln ist: hier werden die Motorräder als Transportmittel und nicht als Lärmmacher benutzt. Oftmals sind sie sogar erstaunlich leise
Am 4. Reisetag verlassen wir Constanza in Richtung Gebirge. Kurz nach der Stadt endet die Teerung und die restlichen rund 20 Kilometer bis zu unserem Ziel führen über Natur und Schotterstrasse (Köbi liebt das 😉)
Ziel unserer Fahrt: der Wasserfall «Salto de Aguas Blancas», der mit 83m auch der höchste Wasserfall in der Karibik ist. Erstaunlicherweise ist er in keinem unserer Reiseführer erwähnt. Dank Internet haben wir ihn gefunden und zu unserem Reiseziel gemacht. Die Anfahrt über die Schotterstrasse ist vielleicht etwas mühsam, wir werden aber durch ein schönes Erlebnis belohnt. Der Fluss wirft sich in drei Stufen in die Tiefe. Im Bild sieht man den Beginn des 2. Wasserfalles (dieser ist im Bild nicht ersichtlich). Unter dem 2. Wasserfall bildet sich ein See (Bildmitte) von wo sich dann das Wasser über den 3. Wasserfall 83 Meter in die Tiefe stürzt. Vom Aussichtspodest links der Bildmitte ….
… ist dieses Bild aufgenommen: unterer Bereich des 2. Wasserfalles mit See
Und das ist er: der mit 83 Meter höchste Wasserfall in der Karibik. Für uns einer der eindrücklichsten Wasserfälle in der Karibik
Weiterfahrt zurück zur Lupina in Boca Chica via Hochebene von Constanza. Das Landschaftsbild wird dominiert durch vorwiegende agrare Landwirtschaft. Wir möchten auch hier den höchsten Berg der Karibik «Pico Duarte, 3’087m» besteigen. Dafür hätten wir aber mindestens zwei weitere Tage benötigt. Da aber unser Touristenvisa am nächsten Tag abläuft, müssen wir zurück um die Verlängerung in Boca Chica einzuholen. Schlecht geplant, schade!
Überall, wo es irgendwie geht, werden Gemüse und Früchte angebaut
Einer der unzähligen Früchte- und Gemüsestände
Wir decken uns tüchtig ein mit den feinen Sachen, die direkt vom Bauern kommen, und füllen damit den Bauch unserer Lupina

Letzter Ausflug von Boca Chica aus, bevor es dann westwärts weitergeht: das Naturphänomen «Los Tres Ojos» in einem Park mitten in der Grossstadt Santo Domingo. «Los Tres Ojos» heisst auf Deutsch «die drei Augen». Damit sind drei unterirdische Seen gemeint, die entdeckt wurden, als vor vielen Jahren bei Erdbeben die Felsendecken darüber eingestürzt sind. Später wurde noch ein vierter See entdeckt, der aber noch komplett überdeckt und nur mit einem Floss über den dritten See zugänglich ist

Unscheinbarer Eingang in das unterirdische Labyrinth
Abstieg in die Tiefe zu einem der Seen
Blick aus der Höhle auf den vom Tageslicht erhellten See

Morgen Montag lösen wir die Leinen, verlassen Boca Chica und machen uns auf Richtung Westen nach Port Antonia in Jamaica. Wir haben soeben unser «Despacho» erhalten (weil es schon nach 17 Uhr war, verlangte der leitende Beamte eine Gebühr. Auf die Frage «wieviel?» zuckt er mit der Schulter und bedeutet mir, dass ich entscheiden soll. Aha -keine Gebühr, sondern Trinkgeld! Ich gebe umgerechnet vier Dollar. Erstaunt bin ich dann, als ich sehe, wie der leitende Beamte das Geld redlich unter den anwesenden Soldaten verteilt.
Wenn Wind und Wetter es erlauben, wollen wir in einer Woche in Jamaia eintreffen. Dort beabsichtigen wir, das Schiff (erstmals seit September 2018) aus dem Wasser zu nehmen und das Antifouling (Farbe am Unterwasserschiff, welche den Algen- und Muschelbewuchs verhindert oder reduziert). Die rund 410 Seemeilen werden wir in kleineren Etappen einteilen und ab und zu noch einen kleinen Landgang einschalten. Unser erster Stopp wird Las Salinas sein, das rund 65 Seemeilen westlich von Boca Chica liegt.

Bleib der Lupina auf der Fährte, oder besser gesagt: im Kielwasser 😊

5 Antworten auf „Dominikanische Republik zum Zweiten“

  1. Wie immer einen ausführlichen Bericht!
    Super ,ich bin immer gespannt ihn zu lesen und zu erfahren was bei euch so alles läuft !
    Danke vielmals für den Bericht mit den Schönen Fotos!
    Gruss und küsssssschen Dani

  2. Hm. Sieht gut aus. Da müssen wir wohl doch noch überlegen, ob die Törnplanung noch mal angepasst und um die DomRep erweitert werden sollte.
    Liebe Grüße und Danke für den tollen Bericht.

  3. Soeben vom Fricker Fasnachtsmärt zurück stürze ich mich mit Freude in die Karibik! Mit einem lieben Gruss wünsche ich euch weiterhin gute Fahrt und freue mich auf weitere Berichte von euch zwei. Annelis Hochreuter

  4. Liebe Pia, lieber Köbi
    wieder mal super, eindrücklicher Bericht mit tollen Bildern.
    fantastisch, was ihr alles erlebt und erzählen könnt.
    viel Glück, Spass und toi, toi, bei eurer Weiterfahrt.
    liebe Grüsse Zita

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