Am Freitag, 20.3.2020, verlassen wir mit unserer Lupina die Marina Errol Flynn in Port Antonio und segeln weiter der Nordküste Jamaikas entlang Richtung Westen. Wieder haben wir in kurzer Zeit neue Freunde kennengelernt (das Amerikanische/Schwedische Ehepaar Teri und Tom und das Französische Ehepaar Sylvie und Alain, beides Langfahrtsegler wie wir, die nun auch ihre weiteren Segelpläne über den Haufen geworfen sehen), und das Abschiednehmen fällt uns nicht immer leicht. Kaum sind wir aber auf dem offenen Meer, eine kräftige Briese im Gesicht und von den Wellen erfasst, schweifen unsere Gedanken bereits dem nächsten Ziel entgegen. Wir sind überrascht über den hohen Wellengang, der uns auf dem offenen Meer empfängt. Es hatte zwar in den vergangenen Tagen ein konstant kräftiger Wind von Nordosten geweht und die See entsprechend aufgebaut, aber mit bis zu vier Meter Wellen haben wir nicht gerechnet. Macht nichts – mit aufgeblähten Segeln neigt sich die Lupina willig zur Seite, nimmt Fahrt auf und pflügt ihre gerade Bahn in Richtung Oracabessa, unser Tagesziel, welches wir nach acht Stunden erreichen.
Ankerbucht von Oracabessa an der Nordostküste von Jamaica, durch ein vorgelagertes Riff sehr gut geschützt vor den Wellen. Ausser ein paar traditionellen Fischerbooten (einzig die Ruder sind ersetzt durch Aussenbordmotoren) liegen nur wenige andere Schiffe in der kleinen BuchtOracabessa ist unter anderem auch in der Taucherszene beliebt – in normalen Zeiten. Jetzt ist alles geschlossen und, ausser Bewachungspersonal, menschenleerMitten zwischen Strandhäusern liegt ein zerschelltes Flugzeug – was ist da wohl passiert? Die Antwort liefert uns bald der Strandname und dann Wikipedia: James Bond. Jamaika hat schon beim ersten James Bond Film (Dr. No, 1962) als Drehort gedient. Die Küste im Norden ist besonders schön und wild. Hier stieg Ursula Andress in ihrem sagenhaft betörenden weissen Bikini aus dem türkisfarbenen Meer und setzte die Messlatte für alle künftigen JB Girls gleich zu Beginn sehr hoch. Für viele weitere 007 Filme diente diese Gegend hier als Drehort, und es finden sich überall Spuren davon
Wir verbringen zwei Nächte vor Anker in Oracabessa. Dass die Behörden aufmerksam kontrollieren, was vor ihrer Küste passiert, finden wir in Ordnung. Die zuvorkommenden Beamten der Küstenwache kontrollieren schon kurz nach unserer Ankunft unseren Status und die Dokumente. Sie wünschen uns einen angenehmen Aufenthalt und dann eine gute Weiterfahrt. Diese führt uns dann am Sonntag ein paar Meilen der Küste entlang nach Ocho Rios.
Die Bucht von Ocho Rios wird primär von Kreuzfahrtschiffen angefahren, insbesondere aufgrund der «Dunn’s River Falls» und anderen Touristen-Attraktionen, wie der «Craftmarket» (Einheimische Handarbeit oder Merchandise), Rafting auf dem «White River», unweit von Ocho Rios entfernt. Jährlich besuchen fast eine halbe Million Touristen den OrtUnsere Ankerbucht in Ocho Rios: für die nächsten Tage/Wochen unser Ankerplatz – ganz für uns alleine! Normalerweise liegen hier mehrere Kreuzfahrtschiffe am Pier (ausserhalb des linken Bildrands) die Hotels sind gefüllt und der Strand von sonnenhungrigen Menschen geflutet. Jetzt ist alles menschenleer – ideal für uns in der aktuellen Situation
Unseren Ankerplatz müssen wir aber erkämpfen. Kaum haben wir geankert, informiert uns die Marine Polizei über Funk, dass wir hier nicht bleiben können. Der Hafen sei geschlossen, und wir müssen wieder weg. Wir versuchen zu erklären, dass wir bereits seit über drei Wochen auf Jamaica sind und offiziell einklariert haben bis zum 30. Mai. Barsch erwidert die unfreundliche Stimme am anderen Ende des Funkverkehres, dass er so entschieden habe und wir hätten uns an seine Anweisung zu halten. Dann bricht der Funk einseitig ab. Mehrere Versuche, das Gespräch über Funk neu aufzunehmen, fruchten nichts. Die Marine Polizei beantwortet unsere Aufrufe nicht mehr. Da es schon kurz vor Sonnenuntergang ist, entscheiden wir, einfach mal zu bleiben und abzuwarten, was passiert. Es passiert nichts.
Am anderen Morgen hat Pia die glorreiche Idee, wir könnten doch dort, wo wir einklariert haben, um Unterstützung bitten. Köbi glaubt zwar nicht daran (ist ja nicht seine Idee 😉), schreibt dann aber doch nach dem Frühstück ein E-Mail an die Marina Errol Flynn, die uns bei der Ankunft Anfangs März einklariert hat, und bittet um Hilfe. Unglaublich, was dann passierte: umgehend kommt die E-Mail Antwort, die Marina werde die lokale Zoll- in Immigrationsbehörde anrufen. Kaum gelesen kommt das nächste Mail rein mit der Information, dass die Behörden in Port Antonio die Anordnung der Marine Polizei von Ocho Rios nicht verstehen. Sie werden dort anrufen und die Situation klären. Keine fünf Minuten später kommt das Einsatzboot der Marine Polizei mit Blaulicht auf uns zu geprescht. Aus sicherer Distanz von rund 10 Metern und geschützt durch weisse Gesichtsmasken und Maschinengewehren im Anschlag rufen sie uns etwas von Quarantäne zu. Wir rufen zurück, dass wir schon über drei Wochen in Jamaica sind und die Quarantäne Zeit schon lange hinter uns haben. Dazu wedeln wir mit den erhaltenen Dokumenten, um unsere Worte zu bekräftigen. Kurze Diskussion auf dem Polizeiboot. Langsam kommt es näher. Einer der Beamten ist etwas freundlicher und beginnt ein normales Gespräch mit uns. Na also, geht doch! Er fragt uns nach den Dokumenten, die wir ihm der Reihe nach übergeben: Bestätigung des Gesundheitsministeriums, Bestätigung der Immigration, und Cruising Erlaubnis der Zollbehörden. Der Beamte nickt zustimmend. Wieder eine kurze Diskussion unter den drei Beamten und dann der Entscheid: OK, ihr dürft bleiben – Welcome to Ocho Rios – geniesst unsere Stadt! Ihr dürft euch frei bewegen.
Aus lauter Aufregung haben wir verpasst, das abrauschende Polizeiboot, immer noch stolz mit drehendem Blaulicht bewaffnet, zu fotografieren. Dafür stellvertretend ein Schiff der Küstenwache, die uns bisher immer sehr zuvorkommend behandelt hatTouristenviertel in der Nähe des Landesteges für Kreuzfahrtschiffe. Sonst wohl ein Gewimmel wie in einem Bienenhaus, wenn alle Geschäfte und die schönen Bars offen haben, nun idyllisch und ruhigAbendstimmung vom Ankerplatz aus: Hotels und Strände sind menschenleer. Nur die auch am Tag brennende Beleuchtung der Fussgängerzone versucht jetzt, uns etwas Betrieb am Strand vorzugaukelnEs ist zwar fast alles geschlossen, das was wir aber brauchen, finden wir. Sogar etwas mehr! In der Nähe unseres Dinghi-Steges haben wir eine offene Eisdiele gefunden. Die feine Glacé lockt uns fast jeden Tag einmal dorthin an Land 😉Wir haben uns zwar freiwillig eine Isolation auferlegt, was aber nicht heisst, untätig zu sein. Jeden Tag unternehmen wir mindestens eine Aktion. Hier fahren wir mit dem Dinghi aufs Riff hinaus, um die Gegend zu erkunden und dort etwas zu schnorchelnDas Wasser ist hier glasklar, 28 Grad warm und einfach fantastisch zum SchnorchelnAnderer Tag – andere Aktion: eine Wanderung zu Wasserfällen (es hat hier unzählige davon!) im TropenwaldVor diesem riesigen Wurzelwerk eines Tropenbaumes wirkt Pia winzig kleinShaw Park WaterfallImmer wieder schön: ein erfrischendes Bad im kühlen NassAuf dem Weg zum Lebensmittelladen. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort – man kann Menschenansammlungen durchaus vermeiden. Hier in Jamaika gelten übrigens die gleichen Massnahmen, wie auch in der Schweiz. Zusätzlich gilt von abends 20 Uhr bis morgens 6 Uhr ein AusgehverbotKöbi jammert ab und zu schon ein wenig 😉: es hätte ein paar superschöne und geschichtsträchtige Bars und Pubs hier. Nun ist halt alles zu, auch dieses „Rastarant“Fahrbarer Untersatz Marke Eigenbau, gesehen auf der Strasse. Und ja, er fährt tatsächlich! Treibstoff befindet sich in der weissen Plastikflasche, gesteuert wird über einen einfachen Seilzug und Holzscheibe. Wieso der Fahrer noch das Preisschild am Hut trägt, haben wir nicht herausfinden können 😊Lupina ganz alleine vor dem verlassenen Ocho Rios Bay BeachWie ob sie es geahnt hätte: wie lange geht das wohl so weiter? Was bringt uns die Zukunft?Uns wird es nicht langweilig. Während unseres Aufenthaltes in Port Antonio haben wir uns einige Ersatzteile für das Schiff bestellt, die wir hier auf der Insel nicht finden konnten. Das Paket ist nun aus Schweden über Deutschland und Amerika in Jamaika eingetroffen, und wir konnten es mit einem Mietauto in der Marina in Port Antonio abholen. Nun wartet Arbeit auf Köbi, und bald können wir wieder ein paar Zeilen auf der «to do» Liste streichenEinige der erhaltenen Teile sind Opferanoden, welche unser Schiff vor Korrosionsschäden schützen. Gerne hätten wir diese gewechselt, als das Schiff aus dem Wasser war. Da die Teile dann aber noch nicht geliefert waren, macht Köbi dies nun mit der mobilen Tauchausrüstung im WasserPia putzt und entrostet die weisse Kunststoffhülle unseres SchiffesZwischendurch ruhen wir uns auch aus 😉Oder wir halten uns fit mit «noodeling» (dieses blaue Dinge heisst auf Englisch «Noodle» – und eignet sich sehr gut für Wassergymnastik)Sonstige Kunststücke (eine Challenge der Turnenden Familie aus Wölflinswil – super Idee, finden wir und mitmachen ist natürlich Ehrensache)Am 7. April dann Köbi’s 60. Geburtstag!! 😊😊Nach unserer ursprünglichen Planung würden wir nun diese Woche weitersegeln westwärts in Richtung Cayman Inseln. Das ist im Moment nicht möglich, weil auch dort die Grenzen geschlossen sind. So werden wir auf unserer Reise etwas eingebremst. Wir bleiben vorläufig noch ein paar Tage in Ocho Rios und segeln dann langsam weiter der Jamaikanischen Nordküste entlang nach Montego Bay und dann Negril. Das heisst für uns vorläufig: weiter relaxen und wunderbare Sundowner geniessenAbendstimmung auf der Lupina
Am 2. März 2020 sind wir mit unserer Lupina in Port Antonio eingelaufen. Wir haben unsere Abfahrt aus Haiti extra so geplant, dass wir nicht am Wochenende, sondern erst am Montag früh eintreffen. So müssen wir nicht die Behörden in ihrer Sonntagsruhe stören. Die Bucht, in der die Marina liegt, ist sehr gut geschützt und das Anlegen an einem Fingerdock verläuft problemlos. Noch bevor wir aber die Leinen festgemacht haben, instruiert uns der Marina-Angestellte, dass wir nicht vom Boot dürfen, bis der Mann vom Gesundheitsamt uns überprüft hat. Das ist neu! Wir erhalten einen dicken Stapel von Papieren, die wir ausfüllen müssen. Kaum erledigt, klopft der Mann vom Gesundheitsamt ans Schiff. Er informiert uns, dass in der Dom Rep, dem Land in dem wir vor Haiti waren, der erste Corona Fall aufgetreten ist. Deshalb zählen wir nun zur Risikogruppe. Da wir aber alle seine Fragen zu seiner Zufriedenheit beantworten können (keinen Kontakt zu italienischen Touristen, in den letzten zwei Wochen nicht in Santo Domingo gewesen, etc.), dürfen wir bleiben und die gelbe Q-Flagge (Q steht für Quarantäne) runter holen. Er bittet uns, dies nun auch sofort zu tun, denn das sei für die anderen Behörden (Immigration und Zoll) das Zeichen, dass sie nun ihrerseits ihres Amtes walten dürfen. Jeder kommt persönlich auf das Schiff und das Prozedere geht freundlich und speditiv über die Bühne. Wir sind einklariert und dürfen nun an Land, wo uns sogleich die süsslichen Cannabis Rauchschwaden allgegenwärtig in die Nase steigen. Wir sind in Jamaica – yeh mon! (yeh mon bedeutet in der lokalen Sprache so viel wie: hallo / gut / ok / einverstanden / …)
Die Bucht von Port Antonio im Nordosten von Jamaica. Sie ist zwar gegen Nordwesten offen, die Wellen werden aber von einem vorgelagerten Riff sehr gut aufgehalten. Ankern (Schiffe im Hintergrund) oder Boje kosten hier 25.-USD pro Tag. Das ist ungewöhnlich und teuer 🙁Wie fast überall in der Karibik findet man auch hier noch Spuren der verschiedenen katastrophalen Hurrikane. Leider werden hier Besitzer oder deren Versicherungen nicht dazu angehalten, die Schiffswracks zu bergen und ordentlich zu entsorgen. Wir stellen fest: wenn’s mit den alten Autos nicht klappt, dann klappt es mit den Schiffen erst recht nichtWir geben für unsere Lupina etwas mehr Geld aus und gönnen ihr ein schönes Plätzchen in dieser Marina: Errol Flynn MarinaDie Marina ist nach dem in den 1950er Jahren sehr bekannten Schauspieler Errol Flynn benannt. Jamaika wurde zur Zeit der Machtübernahme von Fidel Castro und Ché Guevara in Kuba strategisch wichtig für die USA. Es flossen viele Gelder hierher und betuchtere Amerikaner kauften sich Land und Feriendomizile. 1946, bei einem heftigen Sturm, strandete Errol Flynn mit seiner Luxusyacht «ZaZa» vor Port Antonio und verliebte sich sofort in diese kleine Hafenstadt. Er kaufte sich Navy Island, eine der Marina vorgelagerte Insel. Später soll er damit geprahlt haben, dass er die Insel in einem mit viel Rum getränkten Pokerspiel gewonnen habe. Hierhin flüchtete er vor dem Medien- und Starrummel um seine Person und fand seine zweite HeimatDirekt hinter der Marina beginnt der TropenwaldWas bei uns kleine Zimmerpflanzen sind, findet sich hier als Riesengewächs. Ein wohltuend intensives GrünEs ist wieder mal Zeit für einen Rigg-Check. Pia zieht Köbi im Bootsmannsstuhl am Spi-Fall in die Mastspitze hoch. Alle Drahtseile, Anschlüsse und Verbindungen müssen gereinigt und auf Verschleiss oder Schäden kontrolliert werden. Köbi’s Befund: alles i.O. 😊Bei der Einfahrt in die Marina werden wir von vielen Leuten am Ufer beobachtet. Sie wissen: da kommen neue «Kunden». So sind wir nicht überrascht, dass wir beim Verlassen des abgeriegelten Marina Bereiches sofort von allen Seiten mit irgendwelchen preislich total überrissenen Angeboten eingedeckt werden. Wir wehren uns mit Händen und Füssen – freundlich aber bestimmt. Dieser Mann, Noel, war aber erfolgreich und verkaufte uns eine CD mit guter Reggae Musik, wie er uns versprach. Er sei schon mal als Musiker ein Jahr lang in der Schweiz gewesen und kenne unser Land gut. Nun ja, ob es stimmt? Jedenfalls scherbelt die CD auf unserem Abspielgerät, und der Crew eines französischen Schiffes, das nach uns einlief, erzählte er eine ähnliche Geschichte. Da sie aber keine CD wollten, drehte er ihnen erfolgreich ein paar Gramm Marihuana an 😊 😊Auf dem lokalen Markt, nur ein paar Fussschritte von der Marina entfernt, decken wir uns mit Früchten und Gemüse einMetzger und Fleischhändler im Markt. Zu unserem Erstaunen riecht es nicht und wir sehen nirgendwo Fliegen, obwohl der Raum nach aussen offen istNebst dem Markt gibt es sehr viele Strassenhändler, die ihre Ware feilbieten. Dieser Stand hier steht direkt vor dem Eingang zu einer Schule und wird rege von den Schülern für Süssigkeiten benutztDann gibt es noch die «mobilen» Strassenverkäufer, die ihre Waren auf Trottoirs oder auch mitten auf der Strasse verkaufen. Das Gefährt, das sie dazu benutzen, ist ein selber gebastelter, steuerbarer SchubkarrenDiese einfachen Gefährte sieht man hier überall. Sie sind sehr vielseitig einsetzbar, wie etwa zum Transport von BaumaterialWollen wir mal nicht auf der Lupina essen, wird es, zumindest anfänglich bis wir uns etwas auskennen, schwierig. Wo finden wir ein gutes Restaurant? Hier?? …… oder hier?? (Küche des nächsten «Restaurantes»)… oder doch besser von diesem Imbisstand?? Solche aus alten Fässern hergestellten Jerk-Chicken Grills finden wir an jeder Strassenecke. Sie sind typisch für JamaikaUns fällt auf, dass viele Einheimische sehr oft Imbissbuden benutzen. Und was diese auftischen ist zum Teil echt gut! Wir werden immer fündig und finden feines lokales EssenTypisch jamaikanisches Essen: Jerk-Chicken und Festival. Das Fleisch ist perfekt gewürzt, meist etwas scharf. Festival, das sind die kleinen Rollen. Sie schmecken ähnlich wie bei uns die Fastnachtsschenkel (sorry, ich kenne den richtigen Deutschen Ausdruck dafür nicht), einfach nicht so süss
Zur Marina Errol Flynn gehört auch ein Boatyard, eine Werft, in der man Arbeiten am Schiff erledigen kann. Da unser Antifouling an einigen Stellen nicht mehr vorhanden ist und das weisse Gelcoat zum Vorschein kommt, wollen wir unserer Lupina neue «Unterwäsche» besorgen. Zu diesem Zweck muss das Schiff aus dem Wasser geholt und für 1-2 Wochen an Land bleiben. Was da alles passiert ist, könnt ihr im folgenden kurzen Video sehen: https://youtu.be/_RZGA5EGjpM
Viele Segler machen diese recht zeitaufwändige Arbeit selber. Wir haben entschieden, dass wir den Einheimischen die Arbeit nicht wegnehmen wollen und vergeben den Auftrag an die Werft. Während der Zeit, wo Lupina an Land steht, können wir in ihr wohnen und einige längst anstehenden Arbeiten im Bootsinneren erledigen. Viel Zeit verbringen wir aber auch, den östlichen Teil von Jamaica mit den berühmten Blue Mountains zu erkunden.
Auf dem Weg zum höchsten Berg in Jamaica, dem 2’256 Meter hohen Blue Mountain Peak. Per Mietauto (rechts gesteuert wie in England) geht es zuerst über die wunderschöne Bergstrasse B1 in Richtung Kingston, und dann über ziemlich abenteuerliche Naturstrassen (eigentlich nur mit Off-Road sinnvoll) an den Ausgangspunkt der WanderungUnser Nachtlager (Jay & Hercules Guesthouse, das silbrige Auto oben ist unseres) erreichen wir auf dem letzten Zack. Es hat zu regnen begonnen und die steile, stark ausgewaschene Naturstrasse wird sehr rutschig und fast unpassierbar für uns. Eigentlich wären wir gerne noch rund zwei Kilometer weiter hoch gefahren, aber entscheiden, unser Auto und Nerven (von Pia 😉) zu schonen und hier zu stoppenJay & Hercules Guesthouse: einfaches aber sauberes Zimmer. Mit 60.- USD für das Zimmer an der oberen Grenze, aber dies entspricht den lokalen Preisen ☹Jay & Hercules Guesthouse: Waschplatz und dahinter Dusche und WC. Spartanisch aber auch hier: alles sehr sauber!Aussicht von der Veranda des Guesthouses. Da oben wäre er, der höchste Berg von Jamaica. Die Regenwolken am Abend versperren uns aber den Blick zum morgigen Ziel, dem Blue Mountain PeakDie Wetteraussichten für den nächsten Tag sind gut, und nach diesem typischen jamaikanischen Nachtessen (Reis, frittiertes Hühnchen, Gemüsesalat) begeben wir uns früh zu Bett, denn am nächsten Morgen …… geht es 5 Stunden steil bergauf. Zuerst müssen wir zu Fuss den Rest der Strasse, den wir mit dem Auto nicht mehr geschafft haben, zurücklegen. Dann geht’s entlang von Transportpfaden für die diversen Kaffeefelder, bis diese vom Tropenwald abgelöst werden. Ab da führt ein schmaler Wanderweg bis zum Eingang in den Nationalpark, in dem der höchste Berg liegtWir dürfen nicht schreiben wo und wer: irgendwann während unseres Aufstiegs kommen wir bei einem Mann vorbei, der vor seiner Hütte sitzt und gemütlich Cannabis Blüten von einer grossen Plastiktüte in viele kleine Einzeltüten abpackt. Bereitwillig gibt er uns Auskunft und erklärt, dass er eigentlich etwas Illegales macht und der Handel mit Cannabis in Jamaica genau reglementiert ist. Man muss ein Zertifikat dazu haben, das viel Geld kostet (er nennt eine Zahl von mehreren Tausend US Dollars). Soviel Geld hat hier niemand, der ehrlich arbeitet, meint er grinsend, und packt weiter seine Säcklein abDer obere Teil des Berges ist sehr oft durch Nebel oder Regenwolken eingehüllt. Das Klima ist schwül und feucht. Alles ist mit Moos und Flechten bedeckt. Es ist wie in einem MärchenwaldEin Baumfarn: eine Farn Art, die wie ein Baum in die Höhe wächst. Wie bei einer Palme sterben die älteren Farnwedel von unten her ab, die neuen «Blätter» rollen sich von der Mitte der Stammspitze ausNach fünf Stunden und mit brennenden Oberschenkeln ist es dann geschafft: Blue Mountain Peak, 2256 Meter über MeerDer Abstieg ist dann nicht nur für uns eine harte Bewährungsprobe. Köbi’s Wanderschuhe haben zum Glück erst auf dem letzten Kilometer endgültig ihren Geist aufgegeben 😊Wir werfen die Schuhe aber nicht einfach weg, sondern fragen, zurück in Port Antonio, den Autovermieter, ob er jemanden kenne, der dafür Verwendung hätte. „Natürlich“, meint er, diese seien einfach zu reparieren, und er nahm sie gerne in Empfang. Am nächsten Tag schaut Köbi den Bauarbeitern, die neben der Werft eine Grube trocken halten müssen, genau auf die Füsse. Seine Schuhe sind aber noch nicht wieder im Einsatz 😊
Ein nächstes Abenteuer von Port Antonio aus: River Rafting auf dem Rio Grande. Per Kollektiv-Taxi fahren wir von Port Antonio die rund 10 Kilometer zum Startpunkt der Flussfahrt. Die Rafts sind handgefertigte Bambusflosse, die meist vom Captain selber hergestellt werden. Es gibt den offiziellen (staatlichen) Veranstalter und es gibt die privaten Flossführer, welche die Flussfahrten durchführen. Die Privaten haben aber alle eine Lizenz und arbeiten auch für den staatlichen Betreiber. Der kleine Unterschied: wenn sie die Fahrt privat machen, gehört das ganze Geld ihnen, wenn sie es für den staatlichen Veranstalter machen, erhalten sie nur einen Bruchteil davon als Lohn. Logischerweise ernten wir einiges an Kopfschütteln, als wir an unserem Vorhaben festhalten, unsere Fahrt über den staatlichen Veranstalter zu buchen (zumal die Privaten sogar unter dem offiziellen Preis angeboten haben)
Captain Clive und sein selber gebautes Floss auf dem Rio GrandeDie Flussfahrt ist wirklich eine Empfehlung. Wir geniessen jeden Meter davonDie Fahrt dauert rund drei Stunden und die zurückgelegte Distanz beträgt etwa 14 Kilometer. Wie kommen die Flosse zurück? Ganz einfach, per Muskelkraft! Dort wo der Fluss nicht allzu schnell fliesst wird mit der Stange flussaufwärts gestachelt, sonst wird das Floss wie auf dem Bild vom Ufer aus gezogen. Wer später einmal selber Captain werden will, muss sich seine Sporen zuerst mit dieser Arbeit abverdienen. Unser Captain, sein Name ist Clive, erklärt uns stolz, dass er das fünf Jahre lang gemacht hat, bevor er Captain wurdeUnterwegs auf dem Rio Grande: Männer beim Waschen ihrer WäscheNervenkitzel auf dem Rio Grande. Im oberen Teil hat es immer wieder Stromschnellen und wir bewundern die Geschicklichkeit unseres Gondolieres. Das leuchtend gelbe Hemd mit der Zahl 113 drauf ist übrigens sein Arbeitshemd. Jeder Captain, der für die staatliche Organisation arbeitet, hat seine eigene persönliche Nummer. Arbeitet er privat und auf eigene Rechnung, muss er es ausziehen und ein anderes tragen
Während unserer Wanderung auf den höchsten Berg erhalten wir von Köbi’s Bruder Christoph die Nachricht, dass er und seine Frau Irène uns nicht in Jamaica besuchen können. Sie wären nun diese Woche gekommen. Wir hatten schon vorher mitbekommen, dass die USA alle Flüge aus Europa blockiert hat. Da der Flug über Miami geführt hätte, haben wir schon mit dieser Hiobsbotschaft gerechnet. Und da es in den letzten Tagen auch Corona Erkrankungen in Jamaica gegeben hat, ist hier mit gleichen Massnahmen zu rechnen, wie in anderen Ländern. Schade, sehr, sehr schade! Es tut uns sehr leid für die Beiden. Aber wir holen das Skipper-Training für die beiden irgendeinmal nach 🙂
Trotz der Absage wollen wir vorerst an unserem Segelplan festhalten, und die nächsten Wochen in Jamaica verbleiben. Wobei wir uns dauernd informieren müssen, was die Regierung in Sachen Corona festlegt. Im Moment ist die Situation noch einigermassen überschaubar, aber ändert sich laufend (wie überall auf der Welt auch)
Erfahrungsgemäss werden in etwa die selben Massnahmen definiert, wie ein paar Tage vorher in Europa. So sind seit vorgestern auch hier alle Restaurants und Bars geschlossen. Der Informationsfluss ist wahrscheinlich nicht ganz genügend, denn wenn man die Leute fragt, wie lange die Massnahmen gelten, erhält man unterschiedliche Antworten. Was wir hier bisher noch nicht gesehen haben, sind die Hamsterkäufe, wie sie aus Europa berichtet werden. Wenn man einen Lebensmittelladen betritt, ist eigentlich alles normal, bis auf den Mann am Eingang, dem man seine Hände hinhalten muss. Diese besprüht er dann mit einem Desinfektionsmittel. Damit will man wohl verhindern, dass eine Übertragung durch Berührung von Lebensmitteln erfolgen kann. Finden wir gut, und wir fühlen uns sicher. Wir selber versuchen, so gut wie möglich von anderen Menschen fern zu bleiben, waschen unsere Hände regelmässig und intensiv mit Seife und haben unsere Mundmasken griffbereit.
Dürfen wir morgen Freitag Port Antonio Richtung Westen verlassen? Wie geht es hier weiter mit Corona? Dürfen/können wir noch nach Cayman Islands und dann nach Kuba? Bleib der Lupina im Kielwasser!
Pia hat unsere Eindrücke aus Ile à Vache mit der Kamera festgehalten und ein kleines Video daraus erstellt. Trotz zum Teil etwas verrüttelten Aufnahmen und verdreckter Linse (wir sind noch am Lernen 😉 ), wollen wir euch unseren Rundgang im Dorf nicht vorenthalten: https://youtu.be/1fShyLHx3YA
Am 24. Februar, kurz nach Sonnenaufgang, nehmen wir die 65 Seemeilen lange Distanz von Boca Chica nach Las Salinas in Angriff. Der Wind weht gleich nach der Ausfahrt aus der Marina genügend stark, um unsere Lupina in Fahrt zu bringen. Im Verlaufe des Tages nimmt er kontinuierlich zu, und wir können die Distanz in etwas mehr als acht Stunden bewältigen und gegen vier Uhr nachmittags in die Bucht von Las Salinas einfahren und Anker setzen. Die Bucht von Las Salinas ist von allen Seiten perfekt geschützt. Auch hier hat es nur wenige Boote vor Anker. Da es schon gegen 5 Uhr abends geht, bis wir das Schiff gesichert und aufgeräumt haben, müssen wir das Anmelden und den üblichen Papierkram auf den folgenden Tag verschieben. Hier wollen wir auch gleich formell aus der Dom Rep ausklarieren, weil dies die letzte Station ist, wo dies möglich ist.
Am Tag nach unserer Ankunft herrscht herrlicher Sonnenschein. Wir haben gerade ein ausgiebiges Frühstück (wie immer im Cockpit) genossen, als uns von diesem Steg aus, ein Mann mit Pfiffen und Armbewegungen bedeutet, dass wir zu ihm kommen sollen. Wir ahnen schon, dass es ein Offizieller ist und machen uns mit unseren Dokumenten bewaffnet im Dinghi auf den WegPerfekter Landeplatz für unser Dinghi. Für einmal muss es nicht ans Ufer gezogen werdenStrohhütte auf dem Steg – das Open Air Büro der BehördenHier warten (von rechts nach links) Hafenbehörde, Drogenfahndung, Navy, Immigration und Zoll auf uns
Die Frau vom Zoll und der Drogenfahnder ziehen unverrichteter Dinge wieder ab, als sie erfahren, dass wir nicht ins Land einreisen, sondern ausreisen wollen. Der Immigrationsbeamte drückt uns wortlos seinen Stempel in den Pass, obwohl wir die 30 tägige Aufenthaltsdauer überschritten haben. Wir wollten diese in Boca Chica verlängern, aber der Beamte dort hatte uns beruhigt und versichert: «Ihr seid Touristen, wir schätzen Touristen in unserem Land, macht euch keine Sorgen!» Und genau so ist es auch – wir können uns die je 50 Dollar Verlängerungsgebühr pro Person sparen 😊. Einzig der freundliche Mann der Navy tut etwas kompliziert: er will uns das Despacho (Passierschein) für die Ausreise erst am Abend um 5 Uhr ausstellen. Macht nichts, so haben wir die Gelegenheit den ganzen Tag an Land zu verbringen und dann gegen Abend das Papier bei ihm im Hauptquartier der Navy (er zeigt mit dem Finger in die Ferne an der anderen Küstenseite, da steht ein kleines Gebäude mit drei Räumen und zwei Fahnen vorne dran) abzuholen.
Das erste Ziel unserer Erkundung: die Sanddünen von Calderas. Für einen kleinen Eintrittspreis (rund 2 Dollar) dürfen wir uns frei im Naturpark umsehen. Rasch merken wir aber, dass der Sand viel zu heiss ist, und sogar unsere Flip-Flops die Hitze nicht zu dämmen vermögen. So begnügen wir uns mit einem Erklimmen der Aussichtsplattform mit einem herrlichen Rundblick und geniessen die Eindrücke aus luftiger HöheSanitarische Anlage im Park. Recht ordentliche sanitarische Leitungsführungen, sogar mit Siphon. Einziges Manko jedoch: die Leitungen sind ausserhalb des Häuschens nicht angeschlossen und alles ist knochentrocken. Leider merkt man das erst, wenn man spülen will. Weitere Detailbilder ersparen wir euch 😉Hier sind wir im Dorf Las Salinas vor einer Baustelle, wo ein neues Haus entsteht. Alles Handarbeit, bis auf die Betonmischmaschine, wie wir sie noch aus den 1960-er Jahren kanntenDas Salzwerk, das dem Dorf den Namen gabIn den Salzfeldern draussen schaufeln die Männer das Salz auf kleine Kübelwagen auf Schienen. Eine kleine Lokomotive sammelt die vollen Wagen ein und schiebt sie zu dieser Rampe. Die Wagen werden dann einzeln an einem Drahtseil hochgezogen und oben von Männern in Empfang genommen. Diese drehen den vollen Wagen auf einer Drehscheibe und schieben ihn dann auf die Seitenrampe um ihn dort auszukippen. Bis auf Lokomotive und Seilwinde: alles Handarbeit
Kurz vor 5 Uhr abends holen wir dann wie mit dem Navy Kommandanten abgemacht unser Despacho ab. Natürlich muss er das erst noch ausfüllen, und die Pässe will er auch noch einmal sehen. Aber sonst ist er ein lieber 😊. Offiziell ausklariert begeben wir uns zurück auf die Lupina und geniessen dort beim Nachtessen einen wunderschönen Sonnenuntergang. Am nächsten Morgen ist früh Tagwache, denn unser nächstes Ziel ist die Isla Beata, der südlichste Punkt der Dom Rep, etwa 70 Seemeilen entfernt. Ein herrliches Segeln mit Wind von schräg hinten und wenig Welle. Da wir ausklariert sind, dürften wir eigentlich nicht mehr im Hoheitsgebiet der Dom Rep anlegen. Da es ganz im Westen des Landes aber keine Möglichkeit zum Ausklarieren mehr gibt, drückt die Navy meist ein Auge zu uns lässt Segler wie uns gewähren. Falls aber trotzdem eine Kontrolle kommt muss man halt eine Ausrede bereit haben: müde, krank, technisches Problem, etc.
Dank einer lokalen SIM Karte können wir unterwegs noch unsere Mails verarbeiten und uns auf das nächste Land, das wir nach der Dom Rep anlaufen wollen, einlesen. Auch die neuesten Wetterdaten rufen wir ab und vergleichen sie mit unserem weiteren Reiseplan. Wir wollen noch bis am Freitag in der Dom Rep bleiben und dann direkt nach Jamaica weitersegeln. Als wie aber die neuesten Wetterdaten anschauen, sind wir gezwungen, unseren Plan zu ändern. Weil genau dann, wenn wir segeln wollen, kein Wind weht, davor und danach aber prima Windverhältnisse angesagt sind, entschliessen wir, direkt weiter zu segeln bis auf die Insel «Ile à Vache» auf Haiti. Dort wollen wir die Schwachwindphase abwarten und dann nach Jamaica weiter segeln, wenn der Wind wieder günstig ist. Diese Entscheidung fällt uns nicht leicht, denn die Dom Rep ist uns mit ihren freundlichen Leuten ans Herz gewachsen. Im Westen verpassen wir 2-3 wunderbare, einsame Ankerplätze, auf die wir uns schon lange gefreut haben, und wo wir in aller Ruhe von der Dom Rep Abschied nehmen wollten. Nun verlassen wir das Land fast «fluchtartig». Schade, aber so ist halt das Seglerleben: der Wind entscheidet, wann und wohin es geht 😉
Mit windgefüllten Segeln rauschen wir an der Südspitze der Dom Rep (Isla Beata) vorbei und erreichen nach einer Nachtfahrt am 27. Februar am frühen Nachmittag Port Morgan auf der Ile à Vache. Wir sind ungeplant in Haiti gelandet und machen eine Zeitreise in die Vergangenheit. Ausser Menschen- und Tierstimmen aus dem Palmenwald ist es wohltuend still in dieser wunderschönen BuchtEin Fischerboot, wie es schon seit Generationen gebaut und genutzt wird. Draussen auf dem Meer wird bei Wind gesegelt, sonst gerudert. In flächerem Wasser wird das Boot mit einem langen Stab (Stachel genannt) vom Mann am Ruder, das er zwischen den Beinen führt, vorangestossen. Die Boote sind sehr schmal und dadurch erstaunlich schnellIle à Vache: beim Ansteuern unseres Ankerplatzes werden wir sofort von «Boat-Boys» erspäht und besucht. Dieser Junge fährt eines der traditionellen Baumboote. Sie sind aus einem Holzstamm herausgeschnitzt. Risse werden mit Fasern der Kokosnuss und Baumharz abgedichtet. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass das Balancieren auf einem SUP nicht so einfach ist, aber das Gleichgewicht in diesem schmalen Boot zu behalten, sogar bei ordentlichen Wellen, ist ein wahres KunststückEs wohnen rund 2’000 Leute auf der Insel. Eine geregelte Arbeit mit einem regelmässigen Lohn hat praktisch keiner. Daher ist es nicht erstaunlich, dass jeder versucht irgendeine Dienstleistung anzubieten. Noch bevor wir richtig geankert haben, werden wir von allen Seiten «belagert»Der Mann mit der Brille hat schnell erkannt, dass wir keine Flagge von Haiti führen. Den Stopp hier hatten wir bei unserer Wegfahrt aus der Dom Rep ja eigentlich auch nicht vorgesehen. Für ein Schnäppchen bietet er uns eine kleine Fahne an. Beim genaueren Hinschauen entpuppt es sich dann als dünnes Tüchlein. Egal – es muss ja nur 2-3 Tage halten – und es kommt schnell zum DealDie Flagge von Haiti. Die Farben Rot und Blau sind von der Französischen Fahne übriggeblieben. Nachdem die Franzosen 1804 Haiti in die Selbständigkeit entlassen haben, wollten die Haitianer nichts mehr mit den weissen Herren zu tun haben und schnitten kurzerhand den weissen Streifen heraus und gestalteten so ihre eigene Flagge. Haiti war das erste Land, das die Unabhängigkeit erlangt hat, ist heute aber leider, mit Abstand, das ärmste Land in der ganzen Karibik
Einem der Jungen übergeben wir unser gebrochenes Dinghi Ruder zur Reparatur. Wir erklären, wie wir es machen würden. Er macht es anders und bringt es uns mit Leim zusammengeklebt zurück. Später beim Gebrauch bricht dann die geleimte Stelle schnell wieder – Pech gehabt ☹ Ein anderer Mann besorgt für uns auf dem Markt Gemüse und Früchte. Das klappt gut, aber beim Preis müssen wir dann tüchtig nachverhandeln. Wir zahlen gerne etwas mehr als die Einheimischen aber sicher nicht das Vierfache!
Drei andere Männer machen einen besseren Job. Für umgerechnet 15 Dollar waschen (Vildor) und polieren (David und Jeff) sie den weissen Kunststoff auf unserem Oberdeck gründlich und mit gutem ErgebnisDavid (links) und Jeff (rechts) arbeiten gründlich und speditiv. Wir belohnen ihre Leistung nebst dem vorher vereinbarten Lohn auch mit je einer secondhand Hose und T-Shirt. Als wir Jeff noch einen alten Handykopfhörer überreichen, schenkt er uns ein Strahlen wie von einem Kind unter dem Weihnachtsbaum. Am nächsten Tag bringt er uns zum Dank zwei Kokosnüsse. Schöne Erlebnisse!!Nach dem Polieren des Schiffes machen wir uns am Nachmittag auf zu einem Streifzug durch das Dorf. Dieser Pfad gilt als die DorfstrasseAutos gibt es auf der Insel keine. Ein paar Jüngling sind irgendwie zu Motorrädern gekommen. Vermutlich wurden diese von Hilfsorganisationen nach Erdbeben und Hurrikanen hier als Transportmittel benutzt und dann einfach stehen gelassen. Wunderschöne Idyllik!Wer weiss, was das ist? Antwort: eine Tankstelle für MotorräderFliessendes Wasser gibt es auf Ile à Vache nicht. Es gibt aber mehrere Wasserlöcher, wie dieses hier, wo meist Kinder und Frauen ihren Bedarf mit Kanistern nach Hause tragenDer kleine Junge hat grosse Freude, dass ihm Köbi die Last abnimmt und bis vor sein Haus trägt
Auf dem Bild oben ist eine breite Strasse zu sehen. Dazu eine Bemerkung: diese Strasse verbindet Port Morgan mit einem anderen Ort, Madame Bernard. Madame Bernard ist der grösste Ort auf der Insel. Bis vor ein paar Monaten gab es nur Fusswege zwischen Port Morgan und Madame Bernard. Dann kam (gemäss Angaben der lokalen Bevölkerung) ein ausländisches Konsortium mit Baumaschinen und hat einfach quer durchs Land eine Strasse gebaut. Die Leute wussten nichts davon. Es wird uns bei Gesprächen (die lokale Sprache ist Kreolisch, aber fast alle können gut Französisch und einige auch Englisch) nicht klar, wer dahinter steckt. Da es aber einige wunderschöne Sandstrände und bereits ein kleines Hotel mit internationalen Touristen gibt, würde es uns nicht erstaunen, dass der Auftraggeber in dieser Branche zu suchen ist.
John-John (stehender Mann mit weissem Shirt) ist schon am Morgen beim Schiff vorbeigekommen und hat uns die Menükarte seines «Restaurants» in die Hand gedrückt: Languste (Lobster), Reis, Salat, Pommes Frites und gebackene Banane für 15 Dollar pro Person. Das überzeugt uns und wir besuchen am Abend das Restaurant von John-John. John-John ist ein überzeugender Verkäufer 😊: neben uns sind noch die Crews der beiden anderen Schiffe, die zur Zeit auch in der Bucht vor Anker liegen, zum Nachtessen gekommenKüche des Restaurants mit Solarpanelen. Stromversorgung gibt es auf der Insel nicht. Wer Strom haben will, muss sich selber versorgen. Übrigens ist der Wohnraum, die Küche und das «WC» immer in getrennten «Häusern» untergebrachtSusi (SY Distant Drummer) ist extra etwas früher gekommen, um sich von der Köchin des Hauses in die Geheimnisse der «Conch» Zubereitung einzuweihen. «Conch» nennt man das Gericht, das von einer der grössten Meeresschnecken mit einem wunderschönen Gehäuse zubereitet wird. Unser Nachtessen steht schon daneben auf der Kühltruhe für uns bereit. Die Baby-Langusten waren vorzüglich, und die Zutaten einfach göttlich zubereitetRoger (Mann mit blauem Cap), ein Schwede von der SY Solana, den wir am Vorabend beim Nachtessen bei John-John getroffen haben, führt uns am nächsten Tag durch die Umgebung und zeigt uns Dinge, die wir sonst nicht zu sehen bekommen hätten. Er kommt mit seinem Schiff schon seit vier Jahren auf die Ile à Vache, bleibt jeweils für sechs Monate hier und startet mit den jugendlichen des Dorfes diverse Projekte. Fast alle im Dorf kennen ihn und er ist mit einigen von ihnen sehr vertraut. Wenn immer sie ein Problem haben fragen sie ihn zuerst um Rat. Hier kauft er für die Jungs, die uns begleiten, Kokosbrötchen für 50 CentsMit Roger auf der «Dorfstrasse», begleitet von einer Schar Jungs. Mädchen gesellen sich keine dazu und so bleibt Pia leider die einzige Frau in unserer WandergruppeEine Handmühle für Mais. Köbi hat es versucht, nach einem Trichter voll Mais kam er schon tüchtig ins Schwitzen 😉Hier macht uns Roger mit einer Familie bekannt, deren älteren Sohn er schon mal mit seinem Segelschiff mit nach Kuba genommen hat, um ihm das Segeln beizubringen. Das Haus der Familie ist gemauert und mit Blech gedeckt. Es besteht aus zwei Räumen, einem Wohn- oder Aufenthaltsraum und einem Schlafteil. Gekocht und gegessen wird draussen unter freiem Himmel. Die Frau des Hauses erlaubt uns, Bilder zu machenVater, Mutter und die ältere von drei Töchtern. Der Vater war lange Jahre Seefahrer und hat etwas Geld verdient. Deshalb können sie jetzt neben dem bestehenden Haus mit dem Bau eines neuen, stabileren Hauses beginnen. Roger erklärt uns, dass so ein Projekt meistens zwischen 5 – 10 Jahre dauert und in Etappen abläuft. Alles an einem Stück ausführen geht meistens nicht: entweder wird das Geld knapp (Bankfinanzierung kennt man hier nicht) oder das Baumaterial geht aus und muss zuerst wieder vom Festland angeliefert werdenStromverteilung im Haus: die Stromversorgung geschieht über Solarpanelen, die gewonnene Energie wird in einer alten, secondhand Autobatterie gespeichert. Neue oder modernere Batterien kosten über 100 Dollar auf dem Festland, und das kann sich hier fast niemand leisten. Mobile Telefone mit Internetverbindung hat aber fast jede FamilieDie drei Töchter. Die zwei Jüngeren sprechen gut Französisch, die Ältere sogar auch etwas Englisch. Kinder gehen hier ab drei Jahren zur Schule. Die ersten acht Jahre Schule sind gratis. Zu Hause reden die Leute Kreolisch, in der Schule wird Französisch gesprochen. Wer nach der Grundschule noch weiter zur Schule gehen will, muss dafür zahlen. In den bezahlten Schulen wird Englisch gesprochenDavid ist 14 Jahre alt. Er begleitet uns auf unserem Rundgang. Seine Familie hat kein Geld, ihn weiter zur Schule zu schicken. Als Pia ihn fragt, ob er keine Schuhe trägt (es hat überall Glasscherben) sagt ein anderer Junge hämisch: «dafür er hat kein Geld». Am Abend übergibt Pia Roger ein paar getragene Crocks von ihr für David. Noch am gleichen Tag in der Nacht klopft es am Schiff: es ist David. Er bringt uns eine Kokosnuss-Süssigkeit und bedankt sich für die Schuhe. Am nächsten Morgen klopft es nochmals an unserem Schiff: es ist wieder David. Diesmal bringt er uns frisch gebackenes Brötchen. Einfach wunderschöne Momente!Mit Roger auf dem Weg zur BäckereiDie Bäckerei und der Einkaufsladen (nun wissen wir, warum ein Laden «Laden» heisst 😉)Unter dem Dach wird der Teig hergestellt und in einer mechanischen Knetmaschine gewalkt. Das ist alles Männerarbeit. Als wir nach Fotoerlaubnis für die Knetmaschine fragen, werden wir relativ schroff abgewiesen. Wir respektieren dasDer Backofen ist nicht geheim – diesen dürfen wir fotografieren 😊
Ungeplant sind wir hier auf der Ile à Vache in der Vergangenheit gelandet. Wir sind glücklich, dass wir es gewagt haben, hier einen Zwischenstopp einzuschalten. In Gesprächen mit anderen Seglern wurde uns davor abgeraten wegen der allgemein schwierigen Situation in Haiti. Während unseres Aufenthaltes hat es denn auch in Port au Prince (Hauptstadt von Haiti) Schiessereien und Strassenschlachten zwischen Polizei und Militär gegeben mit den begleitenden Unruhen in der Strasse. Hier merkt man davon gar nichts, hier ist eine andere Welt. Jeder hier hat seine eigenen Sorgen und Probleme und kann sich nicht um Anderes kümmern. Zum Glück haben wir auf Segler gehört, die selbst kürzlich auf der Insel waren und uns einen Zwischenstopp wärmstens empfohlen haben. Die Armut, die wir auf Schritt und Tritt antreffen, ist einerseits beelendend und erdrückend, andererseits ist es aber auch ermutigend und erfreulich zu sehen, wie die Leute damit umgehen. Ile à Vache, wir wünschen dir eine gute Zukunft!
Ile à Vache – eine Reise in die Vergangenheit
Am Sonntag Morgen lichten wir den Anker und segeln nach Port Antonio in Jamaica, unserer nächsten Destination. Der Wind frischt wie vorangemeldet auf. Aber nach zwei Tagen Flaute in dieser Gegend ist das Meer immer noch angenehm ruhig und wir geniessen ein schönes gemütliches Segeln vor dem Wind. Die Vorhersage verspricht zwar 15 Knoten von Nord/Ost, der Wind bläst aber zur Zeit mit 15 Knoten Süd/Ost. Uns ist das egal, beide Windrichtungen treiben uns nach Westen. Nach rund 45 Seemeilen fahren wir aus der Landabdeckung von Haiti ins offene Meer. Der Wind fällt innerhalb nur zwei Minuten komplett zusammen, baut sich neu auf und bläst dann, wie die Vorhersage angekündigt hat, von Nord/Ost. Mit voller Besegelung rauschen wir dem Sonnenuntergang entgegen. Es ist noch nicht Nacht, bedeckt sich der Himmel vom Norden her mit dicken, schwarzen Wolken, der Wind nimmt stark zu und bevor es zu regnen beginnt, haben wir beide Segel auf 60% gerefft (verkleinert). Die See wird sehr unruhig und kabbelig. Innerhalb kurzer Zeit nimmt der Wind noch mehr zu, so dass wir uns nach Mitternacht entschliessen, die Genua ganz einzuziehen und nur noch mit kleiner Gross zu segeln. Bei Windstärke von 30 Knoten und Böen bis 35 Konten wollen wir unser Material schonen. Die Nacht ist sehr unruhig, aber wir kommen zügig voran.
Gestern Montag Nachmittag um 13 Uhr liefen wir in den schützenden Hafen von Port Antonio ein (164 Seemeilen in 28 Stunden). Uff, das war seit langem wieder mal ein hartes Segel, ein richtiger Rodeo Ritt. Wir sind nun tüchtig durchgeschüttelt, aber alles ist heil geblieben, nichts dem Neptun geopfert – wir haben es geschafft!! Nun liegen wir in einer luxuriösen Marina (Errol Flynn Marina) und lassen uns ein wenig verwöhnen.
Am 5. Februar verlassen uns Jasmin, Jan und die beiden Enkelkinder wieder in Richtung Schweiz. Es ist für uns eine wunderbare Zeit gewesen und wir haben uns über ihren Besuch sehr gefreut. Da unsere nächsten Besucher erst Mitte März in Jamaica zu uns stossen und wir bis dahin viel Zeit haben, beschliessen wir spontan, noch ein paar Tage länger in Bayahibe zu bleiben. Bayahibe ist ein altes Fischerdorf, das aber schon seit vielen Jahren für Touristen aus der ganzen Umgebung als Hauptausgangspunkt für Exkursionen nach Isla Saona und Isla Catalina gilt. Zwischen morgens 8 und 10 Uhr kommt eine Bus nach dem anderen und spuckt seine Touristen in grossen Mengen auf die bereitstehenden kleinen Schiffe aus. Dann kehrt tagsüber beschauliche Ruhe ein. Das umgekehrte Schauspiel dann am Nachmittag zwischen 16 und 17 Uhr. Abends sind nur Einheimische und Expats, die hier in der Touristenbranche arbeiten, im Dorf. Man kennt sich und das Leben wirkt sehr familiär.
Bayahibe am späteren Nachmittag: die unzähligen Ausflugsboote entladen ihre Touristenfracht. Landestege gibt es keine. Die grösseren Schiffe ankern weiter draussen und laden ihre Fracht auf kleine Shuttle-Boote um. Die kleineren Schiffe fahren direkt ans UferImmer gegen Abend eilen Strassenverkäufer herbei …… vollbepackt mit allerlei Zeugs für die von den Schiffen strömende KundschaftNachdem dieser Spuck vorbei ist, sammeln Transportboote die Crews und Putzequipen von den Touristenbooten ein und bringen auch diese an Land. Ab jetzt kehrt idyllische Ruhe ein in DorfEine gefundene Kuriosität. Offenbar ist die Strasse mal saniert und gleichzeitig angehoben worden. Der Hydrant aber nicht – wozu auch, er funktioniert ja noch 😊 Das ist übrigens sehr normal in der Karibik: wenn etwas noch funktioniert, wird nichts gemacht. Wenn etwas nicht mehr funktioniert, wird so lange gebastelt und gewerkelt, bis es wieder funktioniert. Ob dann etwas anderes nicht mehr richtig geht, das kümmert dann keinenEine weitere Beobachtung: am Anfang unseres Aufenthaltes sehen wir, wie an der Strasse entlang so alle 20 bis 50 Meter tiefe Löcher im Boden entstehen, die jeweils von einem Mann von Hand ausgehoben werden. Dies über mehrere Kilometer der Zufahrtsstrasse entlang ins Dorf. Eine Woche später wissen wir, wozu die dienen: es werden neue Strommasten gestellt und gleich auch mit Stromkabeln belegt. Wir finden, das geht extrem speditiv. Als wir dann aber die Arbeitstechnik sehen, wie die alten Kabel an den neuen Masten befestigt werden – naja, arbeitssicherheitsmässig sehr, sehr fraglich ☹Nachdem Pia ihre Magen/Darm-Grippe mit hohem Fieber (vermutlich haben die Enkelkinder etwas bei ihr hinterlassen 😊) nach acht Tagen einigermassen überstanden hat, mieten wir in Bayahibe nochmals ein Auto und erkunden den östlichen Teil der Dom Rep. Hier treffen wir hauptsächlich landwirtschaftlich genutztes Land anDie Fahrt führt uns nach Sabana de la Mar. Hier könnte man mit der Fähre über die grosse Bucht rüber auf die wunderschöne Halbinsel von Samana. Früher war es eine Autofähre. Seit es aber im Norden eine gut ausgebaute Zufahrtsstrasse gibt, befördert die Fähre (ganz am Ende des Steges) nur noch Personen. Leider reicht uns die Zeit nicht für einem Kurztrip nach SamanaDie Rückfahrt nach Bayahibe führt uns durch wunderschöne Landschaft mit vielen noch sehr natürlichen Flüssen. Nachdem wir lange Zeit auf trockenen Inseln verbracht haben, eine Wohltat fürs AugeValentinstag und unser letzter Sonnenuntergang in Bayahibe. Wir genehmigen uns in der «Barca Bar» nochmals den «besten Mojto» in Town. Am nächsten Tag wollen wir Anker lichten und weiter Richtung WestenHier in der Dom Rep darf man nicht einfach von einem Ankerplatz zum nächsten segeln. Das Gesetz verlangt, dass man sich am alten Ort bei der Navy (spanisch: Armada) abmeldet. Diese Behörde stellt ein sogenanntes «Despacho» aus, eine Art Passierschein, den man am neuen Ort abgeben muss. Eigentlich ein mühseliger Prozess. Da aber die Armada meist direkt am Strand irgendwo einen Posten hat, ist der Aufwand nicht allzu gross. Hier ist Köbi am Tag unserer Abreise aus Bayahibe gerade unterwegs zum Stützpunkt der Armada und holt unser «Despacho»Unsere nächste Station für zwei Nächte: Isla Catalina. Ein wunderschöner Ankerplatz ganz für uns alleine. Tagsüber kommen nur ein paar wenige Touristenboote, in der Nacht sind wir die Einzigen in der schönen BuchtMorgens um 11 Uhr. Der Strand ist fast menschenleer. Wir staunen über die riesige Menge an Strandstühlen und die doch sehr aufwändige InfrastrukturLeere Strandstühle so weit das Auge reicht. Verwundert fragen wir einen der Männer, die diese Stühle aufstellen: «Wozu so viele Stühle?». Er erklärt uns, dass immer am Dienstag ein grosses Kreuzfahrtschiff direkt vor der Küste seinen Anker wirft und rund 3’000 Passagiere auf die Insel schickt. Essen und Getränke werden direkt vom Kreuzfahrtschiff auf die Insel gebracht, um die Passagiere einen Tag lang auf der Insel zu verwöhnen, «all inclusive». Für die Einheimischen springt da ausser ein paar Souvenirverkäufe wohl wenig abWir werden dann aber doch noch fündig: es gibt Leben auf der Insel. Nebst ein paar wirklich fantastisch singenden Vogelarten (wir haben sie nur immer gehört, vor die Linse brachten wir sie nicht) haben wir ein paar Echsen angetroffen. Einige finden sich nur auf dieser Insel, wie dieses spezielle Exemplar. Typisch für diese Art ist der aufgerollte SchwanzNur zu gerne hätten wir das Spektakel mit dem Kreuzfahrtschiff erlebt. Da wir aber rund 45 Seemeilen weiter wollen nach Boca Chica, um von dort aus das Land weiter zu erkunden, entscheiden wir, nicht länger zu bleiben. Wir haben einen guten Wind von hinten und unter Schmetterlingsbesegelung (= ein Segel nach Steuerbord, das andere nach Backbord) machen wir gute Fahrt. Früher als erwartet sitzen wir bereits um 4 Uhr nachmittags in der wunderschönen Bar der Marina ZarPart von Boca Chica beim Anlegertrunk
Boca Chica liegt hinter einem grossen Riff, das die Wellen bricht und das Wasser glättet, obwohl der Wind öfters landwärts bläst. Ein lang gezogener Sandstrand macht diesen Ort, der nur rund 20 Kilometer von der Hauptstadt Santo Domingo entfernt liegt, sowohl für Einheimische wie auch internationale Touristen zu einem der bekanntesten Badestrände der Dom Rep. Wir wollen von hier aus mit einem Mietauto für ein paar Tage den Norden und das Zentrum des Landes bereisen, und der Lupina mal etwas «Ferien» im sicheren Hafen gewähren.
Die Fahrt quer durch das Land zur Halbinsel Samana führt uns durch sattgrünes Landwirtschaftsland. Hier werden Hirse und Reis angepflanztAttraktion in Samana: Die Fussgängerbrücke «Puente Samana». Mit dieser recht pompös und mit massiven Betongeländern gebauten Verbindung gelangen wir zu Fuss zu zwei vorgelagerten kleinen Inseln. Im Bild der zweite Teil, der mit etwas mehr als 500m recht imposant istFahrt nach Las Galeras an die Nordküste der Halbinsel Samana durch wunderschöne LandschaftUnser erster Reisetag endet in Las Galeras in einem Hotel. Vorreservation haben wir keine, Da es Zwischensaison ist, finden wir problemlos eine Bleibe. Unser Hotel liegt direkt an der Küste, nur durch eine Pferdeweide vom Strand getrenntDas Hotel verbindet dominikanisches Flair mit europäischer Qualität (es wird von einem Franzosen geführt). Die Wäscherei ist, typisch für die Dom Rep, im Hinterhof im Freien …… und die Wäsche wird durch Sonne und Luft getrocknetDie Strassen sind allgemein in gutem bis sehr gutem Zustand, so lange man sich auf den Hauptachsen bewegt. Der Verkehr ist meistens gering. Immer wieder trifft man auf Baustellen, wo die bestehende Infrastruktur repariert oder verbessert wirdDie Nordküste der Dom Rep ist geprägt durch offene Palmenwälder, die bis an den Strand reichenMittagsrast bei unserem 2. Reisetag. Cabarete ist vor allem unter Windsurfern und Kytern sehr bekannt und beliebtUnsere zweite Nacht verbringen wir in einem Hotel mitten im alten Stadtteil von Puerto Plata. Köbi ist zwar etwas enttäuscht über das nur spärliche Nachtleben im Zentrum (das findet eher ausserhalb der Stadt in den Hotelkomplexen statt), wir werden aber entschädigt durch wunderschön restaurierte alte Kolonialbauten. Bei der Suche nach einer Nachtessgelegenheit werden wir auf der Strasse von einem Promotor angesprochen. Nach kurzem Gespräch mit ihm stellt sich heraus, dass er mehrere Jahre in Zürich in der Nähe des Limmatplatzes gearbeitet hat und perfekt Schweizerdeutsch versteht. Nun hilft er seinem Bruder, sein neu eröffnetes Restaurant in einem restaurierten Kolonialbau zu beleben. Passt perfekt für uns, und wir geniessen ein feines Essen professionell zubereitet uns serviert in einem wunderschönen, sicher über 300 Jahre alten GebäudeUnd zum Absacker dann einen Pina Colada in einer für den Karneval dekorierten SeitengassenAm nächsten Tag werden nach einer kurzen Anfahrt die Wanderschuhe geschnürt. Ja, ihr habt richtig gelesen: nicht Flip-Flops, sondern richtige Wanderschuhe. Der Grund: es hat in der Nacht geregnet, und der erdige Boden ist recht glitschig. Wir marschieren zu einem Wasserfall in den Bergen: dem «Salto de Jimenoa». Eigentlich hatten wir beabsichtigt, die berühmten «27 Saltos» ganz in der Nähe von Puerto Plata zu besuchen. Als wir aber dort angekommen sind, hat uns der Touristenaufmarsch fast erschlagen. Sofort wieder aufs Gaspedal und weiter zum «Salto de Jimenoa»Hier beim «Salto de Jimenoa» finden wir eine intakte, unverdorbene und fast menschenleere Natur anDer Wasserfall «Salto de Jimenoa»Die höchstgelegene (1’283m) Stadt in der Karibik: Constanza (60’000 Ew.)Eines der Haupttransportmittel in der Dom Rep sind die Motorräder. Man findet sie in allen Formen, Stärken und Beladungen. Was sehr wohltuend im Vergleich zu etwa den ABC Inseln ist: hier werden die Motorräder als Transportmittel und nicht als Lärmmacher benutzt. Oftmals sind sie sogar erstaunlich leiseAm 4. Reisetag verlassen wir Constanza in Richtung Gebirge. Kurz nach der Stadt endet die Teerung und die restlichen rund 20 Kilometer bis zu unserem Ziel führen über Natur und Schotterstrasse (Köbi liebt das 😉)Ziel unserer Fahrt: der Wasserfall «Salto de Aguas Blancas», der mit 83m auch der höchste Wasserfall in der Karibik ist. Erstaunlicherweise ist er in keinem unserer Reiseführer erwähnt. Dank Internet haben wir ihn gefunden und zu unserem Reiseziel gemacht. Die Anfahrt über die Schotterstrasse ist vielleicht etwas mühsam, wir werden aber durch ein schönes Erlebnis belohnt. Der Fluss wirft sich in drei Stufen in die Tiefe. Im Bild sieht man den Beginn des 2. Wasserfalles (dieser ist im Bild nicht ersichtlich). Unter dem 2. Wasserfall bildet sich ein See (Bildmitte) von wo sich dann das Wasser über den 3. Wasserfall 83 Meter in die Tiefe stürzt. Vom Aussichtspodest links der Bildmitte ….… ist dieses Bild aufgenommen: unterer Bereich des 2. Wasserfalles mit SeeUnd das ist er: der mit 83 Meter höchste Wasserfall in der Karibik. Für uns einer der eindrücklichsten Wasserfälle in der KaribikWeiterfahrt zurück zur Lupina in Boca Chica via Hochebene von Constanza. Das Landschaftsbild wird dominiert durch vorwiegende agrare Landwirtschaft. Wir möchten auch hier den höchsten Berg der Karibik «Pico Duarte, 3’087m» besteigen. Dafür hätten wir aber mindestens zwei weitere Tage benötigt. Da aber unser Touristenvisa am nächsten Tag abläuft, müssen wir zurück um die Verlängerung in Boca Chica einzuholen. Schlecht geplant, schade!Überall, wo es irgendwie geht, werden Gemüse und Früchte angebautEiner der unzähligen Früchte- und GemüseständeWir decken uns tüchtig ein mit den feinen Sachen, die direkt vom Bauern kommen, und füllen damit den Bauch unserer Lupina
Letzter Ausflug von Boca Chica aus, bevor es dann westwärts weitergeht: das Naturphänomen «Los Tres Ojos» in einem Park mitten in der Grossstadt Santo Domingo. «Los Tres Ojos» heisst auf Deutsch «die drei Augen». Damit sind drei unterirdische Seen gemeint, die entdeckt wurden, als vor vielen Jahren bei Erdbeben die Felsendecken darüber eingestürzt sind. Später wurde noch ein vierter See entdeckt, der aber noch komplett überdeckt und nur mit einem Floss über den dritten See zugänglich ist
Unscheinbarer Eingang in das unterirdische LabyrinthAbstieg in die Tiefe zu einem der SeenBlick aus der Höhle auf den vom Tageslicht erhellten See
Morgen Montag lösen wir die Leinen, verlassen Boca Chica und
machen uns auf Richtung Westen nach Port Antonia in Jamaica. Wir haben soeben
unser «Despacho» erhalten (weil es schon nach 17 Uhr war, verlangte der
leitende Beamte eine Gebühr. Auf die Frage «wieviel?» zuckt er mit der Schulter
und bedeutet mir, dass ich entscheiden soll. Aha -keine Gebühr, sondern
Trinkgeld! Ich gebe umgerechnet vier Dollar. Erstaunt bin ich dann, als ich
sehe, wie der leitende Beamte das Geld redlich unter den anwesenden Soldaten
verteilt.
Wenn Wind und Wetter es erlauben, wollen wir in einer Woche in Jamaia
eintreffen. Dort beabsichtigen wir, das Schiff (erstmals seit September 2018)
aus dem Wasser zu nehmen und das Antifouling (Farbe am Unterwasserschiff,
welche den Algen- und Muschelbewuchs verhindert oder reduziert). Die rund 410
Seemeilen werden wir in kleineren Etappen einteilen und ab und zu noch einen
kleinen Landgang einschalten. Unser erster Stopp wird Las Salinas sein, das
rund 65 Seemeilen westlich von Boca Chica liegt.
Bleib der Lupina auf der Fährte, oder besser gesagt: im
Kielwasser 😊
Der folgende Beitrag wurde von den Besuchern verfasst – vielen Dank!
Die Vorfreude auf den längst überfälligen Besuch der Lupina
mit ihrer Crew Grossmami Pia und Opi Köbi war riesig. Wir, Pias Sohn Jan und
dessen Ehefrau Jasmin mit den Grosskindern Jael (4) und Luisa (1), wagten
dieses Abenteuer.
Mit Gepäck und Kindern vor der Abreise
Die Ankunft nach dem 10-stündigen Flug von Zürich nach Punta
Cana hätte dann auch nicht besser sein können. Pia und Köbi erwarteten uns am Flughafen,
wo wir sie endlich in die Arme schliessen durften.
Mit einem Mietauto inkl. Kindersitz, was für dominikanische
Verhältnisse nicht selbstverständlich ist, fuhren wir die 70km nach Bayahibe.
Grossmami Pia hat extra Schwimmwesten angeschafft, in welche wir Luisa und Jael
einpackten, um mit dem Dinghi ungefähr 400m bis zur Lupina zu fahren. Von dieser
sahen wir von weitem aber nur das leicht wippende Ankerlicht, da bereits dunkle
Nacht war.
Da es nirgend eine Steg für Boote gab, wurden wir direkt am Strand ins Dinghi „verladen“
Nach Ankunft auf der Lupina und der zusätzlichen Dinghifahrt
für den Transport unseres Gepäcks erhielten wir eine Schiffsführung von den
stolzen Eigentümern. Und wir müssen sagen, es lässt sich wirklich gut auf der
Lupina leben. Alles ist vorhanden und in den unzähligen Schränklein gut
organisiert verstaut.
Müde und noch etwas seeunsicher legten wir uns alle bald
schlafen und liessen uns von den Wellen in den Schlaf schaukeln. Schon
vorneweg: wie von Pia vorangekündigt haben auch wir wunderbar auf der Lupina
geschlafen.
Auf der Lupina schlafen alle gut – Mädels am Schlafen
Das Beobachten des Sonnenaufgangs am nächsten Morgen war ein
wunderbarer Moment. Nach dem Schiffsfrühstück beobachteten wir das rege Treiben
der Touristenboote, welche sich allesamt Richtung Isla Saona aufmachten. Auch
unser Tagesziel war diese vorgelagerte Insel, jedoch erst gegen Nachmittag,
wenn alle Touristen wieder auf den Heimweg gingen. In einer wunderschönen Bucht
ankerten wir und genossen die herrliche Aussicht ins Paradies. Der Ankertrunk umrundete
diese einmalige Stimmung. Pia zauberte ein wunderbares Fingerfood-Buffet aus
der kleinen Bordküche.
Saona – das bedeutet traumhafte Sandstrände …… sattes Grün bis an den Strand …… und ein toller Ankerplatz für Lupina, nachdem alle Partyboote wieder nach Hause gefahren sind
Mit dem Dinghi an Land genossen wir die Abendstimmung und
den einsamen Strand mit Palmenwald im Hintergrund. Nur leider waren
irgendwelche kleine Stechmücken im Sand, welche hauptsächlich die Erwachsenen,
allen voran Jasmin, gestochen haben. Doch der traumhafte Sonnenuntergang liess
das Jucken vergessen.
Fam. Photo am Strand von SaonaDie Kinder (und auch der Papi) geniessen Sonne, Sand und Wasser vor der unbewohnten Insel
Einen weiteren Tag auf der Isla Saona und in einer neuen
Bucht genossen wir mit Baden und guten Gesprächen. Wir waren sehr positiv
überrascht, wie schnell sich unsere Körper mit kleiner Unterstützung an den
Wellengang gewöhnt hatten. Den Kindern waren die Bewegungen der Lupina von
Anfang an egal.
Grossmami Pia weist die Grosskinder ins Dinghifahren einOpi Köbi zeigt uns, wie man eine Kokosnuss öffnetSogar ins SUP Fahren werden unsere beiden Kleinen eingeführt
Am nächsten Tag ging die Fahrt wieder zurück nach Bayahibe,
wo die Lupina vor unserem Hotel ankerte. Das Ankern brauchte jeweils viel
Fingerspitzengefühl und Zeit, was wir nicht erwartet hatten.
Jael hilft beim Suchen des besten AnkerplatzesBayahibe auf der Dominikanischen Republik – unser idealer Ferienort
Köbi fuhr uns mit dem Dinghi an den Hotelstrand, wo wir versuchten zu erklären, dass wir zum Check-in in die Reception wollten. Die Funkerei hatte dann bald ein Ende und wir wurden von verschiedenen Leuten zur Lobby geführt. Mit vielen Erklärungsversuchen, dass wir vom Wasser und nicht wie üblich via Landweg her kamen, konnten wir die Fragezeichen der Angestellten, wo denn unser Gepäck sei, auflösen. Zwei starke Männer, Köbi und Jan, schleppten die Koffer über den Sand zu unserem Zimmer, welches wir für acht Tage bezogen. Das Hotel war wunderschön gelegen und bescherte uns mit dem all inclusive (ohne Armbändel – ist für das weitere Verständnis des Textes wichtig) sehr gemütliche, unkomplizierte Ferientage. Das Baden und Verweilen am Strand genossen wir sehr. Jael wollte das Meer nicht mehr verlassen. Ganz wie eine Meerjungfrau 😊
Jael ist sichtlich in ihrem ElementSogar eine riesige Sandburg wurde gebaut! OK, Opi und Papi haben tüchtig (und gern 🙂 geholfen
Pia und Köbi besuchten uns immer wieder im Hotel, entweder
mit dem SUP und dem Schnorchel oder dann zu Fuss, wobei das «Reinkommen» immer
brenzliger wurde gegen Ende des Aufenthaltes. Da es keine Bändel oder
Abgrenzungen am Strand gab, haben sich die beiden als Hotelgäste des Zimmers
5203 ausgegeben und ab und zu mit uns einen Cocktail genossen.
Jan wurde bald zum Dinghi Kapitän ernannt für Transporte zwischen Lupina und HotelSicht von der Hotellobby inkl. Lupina im HintergrundAbendstimmung am Hotelstrand – Cocktails gratis inclusive
Der Besuch des Fischerdorfs Bayahibe liess uns in den
karibischen Alltag eintauchen, welcher schon ein anderer ist, als wir es
gewohnt sind. Jan hat bei einem WC-Besuch selbstverständlich Fotos geschossen
für den «Bude-Chat», um seine Arbeitskollegen vor eine spannende sanitäre
Aufgabe zu stellen.
Typische Häuser in Bayahibe: ein Stock, Holz und meistens nur ein grosser Raum. Wichtig: es darf bunt seinEs gibt keine Anlegestege im ganzen Hafengebiet, dafür sieht es sehr idyllisch ausAm Dorfhafen von Bayahibe, wo morgens um 9 Uhr und nachmittags um 16 Uhr Touristen in enormen Mengen zu und von den Ausflugsschiffen strömenSchuhverkauf auf die dominikanische ArtDas Lieblingsrestaurant von Pia und Köbi (hier durften sie jeweils auch ihr Dinghi anlanden) und ja, eben, das besagte Photo der sanitarischen Anlagen. Nichts für sensible Nerven
Der Segelausflug zur Isla Catalina hatte trotz wenig Wind
einen relativ hohen Wellengang, welcher Jasmin mit frischem Wind im Gesicht und
Liegen bei der Heimfahrt doch als sehr speziell in Erinnerung blieb: uns
besuchten vier Delphine, welche sich ein Spiel mit der Lupina erlaubten. Köbi
und Pia hatten mit den beiden Mädels einiges zu tun, da sie leider beide etwas
Fieber hatten und sich höchstwahrscheinlich wegen der Grippe den Magen erleichtern
mussten.
Grossmami Pia kümmert sich rührend um Jael, die nur mit Schwimmweste an Deck durfte
An einem weiteren Tag besuchten wir mit einem Mietauto die
Hauptstadt Santo Domingo. Nur schon die Fahrt dorthin war ein Erlebnis. Die
sehr gut ausgebaute Schnellstrasse/Autobahn führte manchmal praktisch durch ein
Dorf/eine Kleinstadt. Dank dem kleinen unabsichtlichen Umweg in Santo Domingo
sind wir mitten durch einen einheimischen Kleider- und Schuhmarkt gefahren: Kleider
auf Bergen, Schuhe in Unmengen aufgestapelt und die Leute wühlten sich durch
die Sachen. Die Altstadt und der kleine Rundgang haben uns sehr gefallen: sehr
gepflegt und auch etwas touristisch.
Santo Domingo, Zona Colonial: die erste Siedlung in der westlichen Hemisphäre durch die Spanischen Eroberer nach der Entdeckung durch Christopher ColumbusDie meisten Gebäude datieren zurück ins 15. und 16. JahrhundertSpanischer Stier aus Eisen
Bei den abschliessenden Badetagen liessen wir unsere Ferien
ausklingen. Es war so schön für uns zu sehen, wie gut es Pia und Köbi auf dem
Schiff haben und ihren Traum leben. Und perfekt: wir durften für einen kurzen
Moment einen Teil davon sein. Wir werden diese Reise auf jeden Fall für immer
in unseren Herzen behalten.
Grossmami Pia (hier mit Jael) …… und Opi Köbi (hier mit Luisa) haben unsere Kinder genossen …… wir hatten wunderschöne Ferien
Cruising Puerto Rico – aus der Sicht unserer Besucher von den Segelschiffen „Karl“ und „Tiger Blue“
Liebe Pia, lieber Köbi – jetzt wird es Zeit – seit Tagen sind wir wieder zurück und Euer letzter Blogeintrag verlangt nach mehr! Letztes Jahr, wir alle waren noch mit drei Booten unterwegs, war es eine wunderschöne Zeit, die wir zusammen auf Las Palmas, Teneriffa und El Hierro verbracht haben. Seitdem stehen wir in engem Kontakt und als der Ruf der Lupina kam, gab es kein Überlegen, Eure Einladung anzunehmen. Allen war klar, dass es andere Voraussetzungen sind, den Lebensraum auf ein Schiff – für drei Wochen- zu reduzieren. Lupina weiterhin unterwegs im Wohlfühlmodus, wir seit einem halben Jahr zurück im Alltagsmodus. Kann das gut gehen?
Die Crew:-Skipperin-PiaDie Crew: Skipper KöbiDie Crew: Martina (Tiger Blue)Die Crew: Chris (Tiger Blue)Die Crew: Silke (Karl)Die Crew: Hans (Karl)
JA, es kann und ist gut gegangen. Es waren wunderschöne drei Wochen, aber auch nicht immer einfach und nicht ohne Komplikationen (z.B. die Kühlschrankdiskussionen, welche Biersorte und wie und wo diese in welchem Kühlschrank gelagert wird…).
Ankommen in San JuanGrosseinkaufNationalstolz in der AltstadtEs geht los!!!
Nach zwei Tagen Eingewöhnung (und Waschmaschinenausbau durch Köbi und Chris) in der Marina San Juan ging es am Silvestermorgen Richtung Osten zur kleinen Isla Palominos. Eine wunderschöne Bucht zum ankern, schnorcheln, essen und feiern bis früh in den Morgen. Karibikfeeling 2020! Ein Jahreswechsel, der schöner nicht hätte sein können.
SylvetsersundownGute Stimmung 🙂Tanz auf dem AchterdeckNeujahrWeiter nach CulebraAngekommen! mit Frauenpower
Aber wie auch das Wetter auf Puerto Rico, wo die Sonne ab und zu mal verschwindet für ein paar Stunden und heftigen Regenschauern Platz macht, so kann sich das Leben an Bord schnell verändern: auf der nächsten Insel, Culebra, hat es erst uns (Gesundheit) und dann auch Puerto Rico (Erdbeben) erwischt. Der Reihe nach. Nach einer wunderschönen Wanderung zum Playa Flamenco, einem kurzen Seafoodsnack und einem kühlen Getränk hat es fast gleichzeitig sowohl den Skipper als auch Silke erwischt. Den einen mit hohen Fieberschüben, die andere mit Apathie, Kreislaufversagen und später Nesselfieber.
Abendstimmung CulebraFlamenco Bay
Noch optimistisch, dass alles schnell vorbei ist, ging es keine 10 Meilen zur unbewohnten Nachbarinsel Culebrita.
Culebrita
Wieder wunderschöne Buchten, glasklares warmes Wasser, schnorcheln mit Schildkröten, aber auch einige gecharterte Motorboote, deren Crews mehr das feiern und den Alkohol suchten, und nicht wie wir, die Einsamkeit. Schon am Nachmittag gab es Probleme, als eines dieser Boote beim Ankermanöver über unsere Mooring fuhr und sich in unserem Festmacher verhakte. Das ließ sich aber noch schnell lösen. In der Abenddämmerung kam es dann dicker…im wahrsten Sinne des Wortes. Wieder ein Motorboot, wesentlich grösser, diesmal beim Anker aufgehen, Crew unerfahren, Mannschaft betrunken und es passierte ähnliches wie am Nachmittag. Jetzt verhedderten sich allerdings nicht nur die Festmacher der Lupina, sondern sie kamen in die Schrauben des Motorbootes. Zwei Stunden später, wir jetzt vor Anker, die Festmacher aus den Schrauben des Motorbootes geschnitten und einem etwas lauterem Wortwechsel zwischen unserer Skipperin Pia und der Motorbootcrew, um die zerschnittenen Leinen ersetzt zu bekommen, kehrte unter dem Vollmond wieder Ruhe in der Bucht ein. Wer die Diskussion um den Ersatz der Festmacher gewonnen hat, überlassen wir der Phantasie des Lesers… 😊
Aber das war leider nicht alles, was uns am Abend Sorgen bereitete. Silke und Köbis Gesundheitszustand verbesserte sich nicht, so dass wir am nächsten Tag zurück nach Culebra gesegelt sind, um die Krankenstation aufzusuchen.
Zurück in Culebra
Also ging es frühmorgens per Dingi zum Arzt. Wir wurden sehr freundlich empfangen, aber die Menschen auf der Station hatten andere Sorgen. Überall liefen die Fernseher und es wurde schnell klar, dass es auf Puerto Rico ein heftiges Erdbeben mit einem Toten und vielen Verletzten gegeben hatte. Trotzdem wurden Köbi und Silke professionell behandelt, Aufbauspritze und Tabletten gegen eine vermutliche Allergie und bevor wir noch zurück auf dem Boot waren, bekamen wir die SMS, das jetzt auch Martina hohes Fieber hatte. Krankheit, aber auch das Beben, von dem wir auf der Lupina nichts mitbekommen hatten, trugen nicht zur ausschließlichen karibischen Entspannung bei. In Anbetracht dessen verlegten wir in eine andere Bucht auf die Südwestseite der Insel (mittlerweile müssen wir nicht weiter die Traumhaftigkeit der Buchten hier erwähnen). Langsam kehrten aber auch die Lebensgeister auf unserer Krankenstation zurück und unsere Patienten entschlossen sich, wieder zu genießen und nicht mehr apathisch in den Kojen zu liegen.
Südwestbucht Culebra
Nächste Ziel: Isla de Vieques südlich von Culebra. Wunderschönes Segeln bei halbem Wind, unsere Köpfe wurden durch- bzw. letzte diverse Erreger fortgeblasen. Chris bewies sein Angelgeschick und auf halber Strecke lag ein über ein Meter langer Barrakuda auf Deck. Aufgrund von Größe und Gewicht sind wir wegen der Vergiftungsgefahr (Ciguatera) zurückhaltend. Drei Rekonvaleszente reichten uns und wir wollten keine weiteren Krankheiten riskieren. So musste der Barracuda leider wieder ins Meer zurück.
Gefrässiger Barracuda
Nach kurzer Mittagspause in der Ensenada Honda, einer wunderschönen Mangrovenbucht, ging es weiter nach Westen, vor Anker in die Sun Bay vor Esperanza. Aber Schönheit kann auch trügerisch sein. So wurde diese Insel bis 2003 als militärisches Übungs- und Bombenabwurfgebiet nicht nur von der US Army genutzt. Seit 1941 wurde hier alles ausprobiert, was an Bomben und Granaten Rang und Namen hatte. Nach sehr heftigen Protesten der Bevölkerung damals sind jetzt Dreiviertel der Inselfläche Naturschutzgebiet. Die Natur hat sowohl die vielen Wunden als auch die Hinterlassenschaften schlichtweg überwuchert. Vieques zählt zu den vergiftetsten Inseln der Karibik und die Krebsrate der Bevölkerung liegt um ein Vielfaches höher als in anderen Regionen. Die Menschen hier wirken dennoch gechillt und freundlich, nur bei der Fährankunft in Isabel Segunda, der Hauptstadt, kommt kurzfristig mal Hektik auf. Freundliche Menschen, karibische Atmosphäre, ausgewilderte Pferde und eine düstere Vergangenheit nehmen wir in Gedanken an die Insel mit.
ViequesZeichen der Vergangenheit ViequesSkipper blicken in die ZukunftSun Bay Esperanza Viequesfrisch aus dem Külschrank
Für uns soll es weiter zur Südseite von Puerto Rico gehen. 50 Seemeilen segeln gen Westen nach Patillas mit im Schnitt 25 Knoten Wind von hinten. Kurz nach dem lichten des Ankers erwischt uns der erste Squall. Aus einer eher unscheinbaren Wolke kommt unerwarteter Wind und Sturzregen, so dass Lupina, nur mit Genua besegelt, in die Sonne schießt. Verständlich von Lupina, dem ausweichen zu wollen. Bei den nächsten gefühlten 10 Squalls sind wir vorsichtiger und reffen frühzeitig die Genua, bevor die Böen zuschlagen. Trotz des doch recht ordentlichen Windes ist es vor dem Wind ein wunderschöner Segeltag und weit vor dem Sundowner erreichen wir die angestrebte Bucht.
Ritt auf der Welle……Anleger mit Schweizer Käse und PizzarollsBarkeeper
Ein kurzer Abstecher an Land beschert uns am privaten Steg den Kontakt mit einer amerikanischen Seglercommunity, die gemütlich im Wohnzimmer ihres Bungalows sitzt und sich ein Footballspiel ansieht. Ein schneller Austausch von Namen und woher und wohin geht’s immer der Musik nach an den Strand. Bei Livemusik, Futterbuden und Pferderennen 😉 (der 4 Dollar Einsatz vom Tiger hat uns leider keinen Reichtum beschert) ist hier ganz schön was los.
Puerto PatillasNach dem Regen kommt die SonneWettbüro für Pferderennen
Bevor der nächste Regenschauer kommt, sind wir wieder zurück zum Nachtmahl, wie der Schweizer sagt. (Nicht immer ist es für uns Ruhrpöttler einfach, dem Schwyzerdütsch an Bord zu folgen, aber die vier bemühen sich – meistens 😊 – für uns verständlich zu bleiben). Morgens, bei weiterhin sehr frischen Ostwinden, geht’s 20 Meilen weiter westwärts in die Bucht von Salinas. Eine tiefe, sehr sichere Mangrovenbucht, diesmal mit vielen anderen ankernden Schiffen und einer Marina und siehe da, wir sind zurück in der Zivilisation.
Vor Anker in Salinas
Von hier wollen wir in den nächsten Tagen die Insel mit dem Mietwagen erkunden. Über das Marina Büro ist schnell eine Autovermietung gefunden und um flexibel zu sein, mieten wir gleich zwei etwas in die Tage gekommene Kleinwagen. Da der Chefmechaniker Chris sich um eine neue Starterbatterie für Lupina kümmern möchte, (die Alte ist seit Culebra out of work) brechen Pia, Köbi, Silke und Hans mit dem Wagen auf, um den Westen zu erkunden. Zwischendurch hatten wir das Erdbeben so gut es geht verdrängt, wurden aber schon auf der Autobahn in die Realität versetzt. Vor Ponce, der zweitgrößten Stadt der Insel, war die Autobahn wegen Schäden gesperrt und der Verkehr wurde durch die Stadt abgeleitet. Stau, überall mit Flatterband abgesperrte Häuser und wir waren froh, die durch das Erdbeben angeschlagene Stadt möglichst schnell wieder zu verlassen. Der Trockenwald, ein Naturschutzgebiet im Südwesten, hatte es uns angetan. Mehr und mehr fielen in den kleinen Orten die Zelte vor den Wohnhäusern und auf Sportplätzen die Zeltlager auf. Schnell wurde klar, dass die Einwohner Angst hatten (und noch haben), in ihren Häusern zu schlafen und die Zelte bevorzugten, denn weiterhin gab es täglich zwischen 10 und 20 Nachbeben, wenn auch in deutlich geringerer Stärke als das Hauptbeben. Bei Erreichen des Naturschutzgebietes wurden wir jedoch von den Rangern zurückgewiesen, da der Wald gesperrt war. Langsam wurde es jetzt unheimlich, vor allem, als wir den nächsten Ort erreichten. Guanica, ein Touristenort, wo sich normalerweise die Touristen tummeln. Alle Bars und Restaurants waren geschlossen, kaum Menschen auf den Straßen.
Geisterstadt PoncePonce: Schäden an vielen alten Gebäuden Ponce: dieser Springbrunnen ist noch intaktGuanica im Südwesten von Puerto Rico Normalerweise überflutet von Feriengästen – nun Gespensterstadt
Der Abstecher zur südwestlichen Landesspitze und dem Leuchtturm Cabo Rojo waren wunderschön, aber vielleicht auch etwas naiv und leichtsinnig von uns, in ein aktives Erdbebengebiet zu fahren. Auch der nächste Ort Boqueron an der Westküste glich einer Totenstadt, aber immerhin gab es hier noch einen Mutmachcocktail. Abends waren wir dennoch froh, als wir auf der Lupina wieder in Sicherheit waren und Chris schon die neu erstandene Starterbatterie eingebaut hatte.
Leuchtturm von Cabo RojoDurch Hurricane Maria zerstörte Mangroven auf Cabo RojoMutmachcocktailMutiger Kollege (auf einer Palme in Boqueron)
Die nächsten Tage verbrachten wir in unterschiedlichsten Konstellationen bei weiteren Exkursionen der Insel. Zum Beispiel beim gemeinsamen Besuch einer Kaffeeplantage auf der Hochebene, geführt von Kurt – einem Deutschen, der seit 50 Jahren auf der Insel lebt und uns viel Insiderwissen mit auf den Weg gab. Der Regenwald im Nordosten hat uns ein wenig enttäuscht, an der Ostküste waren am deutlichsten die Schäden des Hurricanes Maria von 2017 zu sehen und fasziniert hat uns die Fahrt über die wunderschöne Bergpanoramastraße. Abends trafen wir uns dann wieder, um gemeinsam den Sundowner entweder in der Marina Bar oder in einer der Bars am Strand und auch die heimische Küche zu genießen (wobei die Küche- dem Touristengeschmack angepasst- wohl mehr der US-amerikanischen als der karibischen Küche entspricht)
Hochebene im Landesinnern von PRKaffeeplantage Regenwald in Nord Westen…
Ereignisreiche Tage liegen hinter uns und Pia und Köbi waren großartige Gastgeber, die uns auf ihrer Lupina so selbstverständlich an ihrem Leben haben teilhaben lassen. Danke dafür und Euch weiterhin wunderbare Erlebnisse und möge die Natur immer mit Euch sein. Auf jeden Fall werden wir weiterhin in engem Kontakt mit Euch bleiben und Eure Reise verfolgen. Bis zum Wiedersehen wünschen wir Euch – nicht nochmals so anstrengende Gäste 😉 – allseits mindestens eine Handbreit Wasser unter Lupina´s Kiel und natürlich (kein) Mast und Schotbruch!
Glückliche SkipperLetzter Sundowner in Salinas … und tschüss
Ihr habt euch vielleicht gewundert, dass wir uns schon mehr als drei Wochen nicht mehr gemeldet haben. Nun, den Grund dafür haben wir im letzten Bericht erwähnt: wir hatten Besuch von zwei Seglercrews aus Deutschland. Mit ihnen zusammen hatten wir vor einem Jahr in Teneriffa Silvester/Neujahr verbracht. Spontan haben wir dann im Verlaufe des Jahres 2019 entschieden, dass wir das unbedingt wiederholen sollten. So kam es, dass wir ab dem 28. Dezember 2019 die folgenden drei Wochen zu sechst auf unserer Lupina lebten. Eine tolle Erfahrung! Details dazu sind demnächst in einem Bericht von den Gästen selbst hier auf unserer Home Page nachzulesen.
Silvesterstimmung 2019/20 auf der LupinaDie Crew vom Segelschiff «Karl», Silke (vorne links) und Hans (vorne rechts) und die Crew vom Segelschiff «Tiger Blue», Martina (Mitte) und Christian (hinten links) feiern mit uns Silvester
Wenn wir bisher Besucher hatten, waren es immer nur maximum zwei Personen. Diesmal vier! Ob das nicht zu eng wird für alle? Das wurde es nicht und wir hatten eine wunderbare Zeit zusammen. Sicher geholfen hat es, dass alle auch Segler und die somit vertraut sind mit dem Leben auf dem Schiff. Viel Dinge, die für einen «Neuling» unbekannt und ungewohnt sind und entsprechend unsere Aufmerksamkeit erfordern, liefen bei diesen Besuchern ganz automatisch ab, und wir konnten uns richtig entspannen.
Am Anfang der Reise wird «gebunkert», das heisst, Lebensmittel und Getränke eingekauft. Das entpuppt sich wie ein Schlaraffenland für uns, denn die Besucher schleppen viele feine, uns nicht bekannte Sachen auf das SchiffDer Chefkoch (Hans) kümmert sich persönlich um die feinen Gewürze und Kräuter, mit denen er dann später die Speise veredelt. Hier ist er zurück vom Einkauf in Esperanza (Insel Vieques, im Osten von Puerto Rico) , und wartet mit seiner gut gefüllten Kräutertasche auf das Dinghi-Taxi (im Hintergrund)Nachdem sie endlich vertraut sind mit alle den Schubladen und Kästchen in unserer Küche geht’s mit Freude zur Sache, sprich zum Kochen. Pia hat die ganzen drei Wochen Zutritt Verbot für die Küche! Hans schwingt den Kochlöffel und Christian hilft beim Probieren. Und es kommt gut! Wir essen unter den fremden Köchen/innen immer hervorragend an BordWir können mal richtiggehend zurücklehnen und uns verwöhnen lassenAuch das Steuerrad und das Cockpit wird sofort von den Experten der beiden anderen Schiffe in Beschlag genommen. Zuerst etwas vorsichtig, dann geht’s bald richtig zur SacheKöbi kann sich entspannen und einfach nur Sonne und Wind geniessenAber es wird nicht nur geschlemmt und gefaulenzt auf der Lupina. Es wird auch richtig gearbeitet. Der Chefmechaniker Christian packt tüchtig mit an und hat bereits nach dem zweiten Tag die Werkzeugkiste und die Multitools an Bord fest unter Kontrolle. Hier tragen wir gerade unsere Waschmaschine an Deck, um das vermeintlich defekte Lager der Trommel zu ersetzenLeider entpuppt sich der vermeintliche Lagerschaden als ein nicht reparierbarer Bruch der Trommelaufhängung. So endet unsere heiss geliebte Waschmaschine auf dem Schrott und seitdem suchen wir eine neue. Das wird nicht so einfach, da sie von den Dimensionen kleiner ist als eine normale Hausmaschine. Wer so ein Teil (maximal 70cm hoch, 50cm breit und 45cm tief) zum Abgeben hat, unbedingt melden 😉Nun, der Besuch ist am vergangenen Samstag nach drei Wochen Karibik wieder ins kalte Deutschland abgereist. Pia hat bereits alle angefallene Wäsche in Tüten gepackt (Bild) und in der Marina Salinas (Südküste von Puerto Rico) waschen lassen (da ja unsere Maschine das Zeitliche gesegnet hat). Nun ist die Lupina bereit für unsere nächste Crew 😊
Zügig segeln wir der Südküste von Puerto Rico entlang zur Westküste. Wir ankern nur einmal vor der Isla Caja de Muertos zum Übernachten. Gerne wären wir noch mehrere Tage an der Südküste verweilt. Aber zur Zeit bebt hier die Erde in regelmässigen Abständen (ca. 1x pro Stunde) und macht die Bevölkerung unsicher. Die Küstendörfer sind wie ausgestorben, Touristen bleiben völlig weg. Auch wir wollen nicht riskieren, von einer Welle, die vom Erdbeben ausgelöst wird, ans Ufer gespült zu werden und vermeiden diese Zone so gut wie möglich. Im Moment liegen wir in der sicheren Bucht von Puerto Real (ganz im Westen von Puerto Rico) vor Anker zum Auszuklarieren. Da das Büro in Mayagüez, wo das Ausklarieren normalerweise erledigt wird, gerade geschlossen ist, fahren die Behörden extra wegen uns direkt zu unserem Ankerplatz, um uns korrekt auszuklarieren. Was für ein Service und ohne zusätzliche Kosten!
Heute Donnerstag Abend setzen wir die Segel Richtung Westen, auf in die Dominikanische RepublikPia hätte am liebsten schon gestern den Kurs aufgenommen und kann es kaum erwarten, Sohn Jan und seine Frau Jasmin mit Enkelkindern Jael und Luisa in der Marina von Punta Cana an Bord willkommen zu heissen
Wie unsere beiden Crews von «Karl» und «Tiger Blue» die Zeit auf der Lupina erlebt haben, ob das Fischen erfolgreich war, wer am meisten geschlafen hat, ob unser Dinghi mit 6 Personen drin nach dem Essen noch geschwommen ist, warum unsere Festmacherleinen zerschnitten wurden und weitere spannende Details sind demnächst nachzulesen an dieser Stelle.
Wie geplant verlassen wir Kralendijk (Bonaire) am Sonntag,
22. Dezember 2019, mit den ersten Sonnenstrahlen. Als Ziel haben wir uns
Culebra vorgenommen, eine kleine Insel östlich von Puerto Rico, die auch zu
Puerto Rico gehört. Hier haben wir gelesen, dass das Einklarieren, das recht
stark reglementiert und gelinde gesagt etwas abweisend ist (der Blondschopf
lässt grüssen), relativ locker von sich geht. Um es gleich vorweg zu nehmen: so
erleben wir es dann auch.
Der Wetterbericht sagt uns schönes Wetter voraus, mit
anfänglich viel Wind aus Nordosten oder Osten und hohen Wellen. Da wir von
Bonaire aus in nordöstliche Richtung segeln wollen, müssen wir also «hart am
Wind», das heisst mit dem Wind schräg auf die Nase, segeln. Uns erwartet ein
sportliches Abenteuer mit viel Schräglage und ruppigen Wellen. Schon seit
einigen Tagen hat Pia auf ein Wetterfenster mit südlichem Wind gehofft, aber es
kommt einfach nicht. Da müssen wir durch!
Bis zur Südspitze von Bonaire ist es ein herrliches Segeln. Gut abgedeckt von der Insel ist das Wasser noch flach, und die 15-20 Knoten Wind von der Seite treiben unser Schiff zügig voranEtwa 425 Seemeilen liegen vor uns. Wir rechnen mit rund 3 Tagen und 3 Nächten auf See. Das bedeutet für uns: Weihnachten auf dem Meer – nur wir zwei ganz alleine. Das heisst aber nicht, dass wir Weihnachten nicht feiern! Wir sind bestens vorbereitet: eine kleine Kerze ist mit auf der Fahrt dabei …… und Geschenke gibt es sogar auch! 😊😊Die ersten zwei Tage der Fahrt werden, wie angesagt, recht sportlich. Wir machen zwar gute Fahrt, aber der starke Wind und die Wellen lassen uns spüren, dass wir eigentlich nur ein klitzekleines Element in dieser unendlichen Weite des Meeres sind. Obwohl bestens vorbereitet, hat die Hälfte der Crew entsprechend mit der Seekrankheit zu kämpfen. Weitere Details seien an dieser Stelle erspart …Am dritten Tag und der folgenden Nacht erleben wir aber Segeln vom Feinsten: klarer Himmel, flaches Meer und guter Wind von schräg hinten. Wir fliegen förmlich dem Ziel entgegen und müssen um Mitternach sogar etwas verlangsamen (= Segelfläche reduzieren) um nicht in der Nacht durch das Riff vor Culebra navigieren zu müssen. Im frühen Morgengrauen segeln wir unter den ersten Sonnenstrahlen in die Gewässer von Puerto Rico. Pia setzt wie immer die Fahne des Gastlandes. In diesem Fall sind es sogar zwei: weil Puerto Rico als besonderes Territorium der Vereinigten Staaten von Amerika gilt, muss oben die USA Flagge und unten diejenige von Puerto Rico gesetzt werdenDie Überfahrt selber verläuft relativ entspannt und gut. Ausser einer kleinen Panne, die wir selber verschuldet haben: beim Losfahren haben wir vergessen, bei der Luke vorne den Sonnenschutz zu entfernen. Dieser ist unter der Luke eingeklemmt und lässt einen Spalt in der Abdichtung offen. Durch den hohen Seegang und die heftigen Wellen, die immer wieder über das Deck schlagen, dringt viel Wasser durch diese undichte Stelle in die vordere Koje. Nach unserer Ankunft in Puerto Rico müssen wir deshalb als Erstes alles ausräumen und trocknen lassenDie Matratzen spülen wir gründlich und lassen sie an der Sonne wieder trocknen. Würde man das nicht machen, könnte das Salz im Stoff schnell Feuchtigkeit ziehen und zu Schimmelbelag führen. Das müssen wir verhindern!Seit wir Europa verlassen haben waren wir nur noch auf Inseln mit eher trockenem Klima. Dass dies nun hier in den «Grossen Antillen» vorbei ist, merken wir schon nach ein paar Stunden. Sintflutartige Regenschauer gehören in dieser Gegend der Karibik zur Tagesordnung. Mindestens eine Gratisdusche am Tag ist fast garantiert 😊So geht man in diesem Teil der Karibik am Abend in den Ausgang – mit LED unten am Stand Up Paddle (SUP) und mit Schwimmwesten, wohlgemerkt, man ist ja in der USA!
Wie anfänglich bereits erwähnt verläuft das Einklarieren in
Culebra problemlos, obwohl es der Weihnachtstag ist. Zoll, Immigration und
Gesundheitsamt werden von einem einzigen Beamten abgewickelt. Weil sich das
Büro am lokalen Flughafen, der nur 15 Minuten Fussmarsch von der Anlegestelle
fürs Dinghi entfernt liegt, befindet, ist es jeden Tag im Jahr besetzt. Der
Beamte ist äusserst nett und zuvorkommend, der ganze Papierkram dauert aber
dann doch eine ganze Stunde. Uns ist es egal, wir haben ja Zeit und können in
der Zwischenzeit das muntere Treiben auf dem kleinen Flughafen beobachten.
Auf dem Rückweg nach dem Einklarieren dann ein kleiner Schock: uns ruft ein Segler an, den wir in Bonaire kennen gelernt haben und der nun im Süden von Puerto Rico vor Anker liegt. Er teilt uns mit, dass der Wind unser Boot durch die Bucht von Culebra treibe. Er war mit einem Freund in Kontakt, der ebenfalls in Culebra vor Anker liegt, und hat ihm von uns erzählt. «Aha», meinte dieser, «das ist das Boot, das quer über die Bucht treibt und deren Crew sie nicht finden können! Bitte ruf doch dem Skipper sofort an». Eiligst fahren wir mit unserem Dinghi zur Lupina. Tatsächlich! Obwohl wir den Anker eingefahren und gut 40 Meter Kette gelegt haben (das ist viel bei nur 5 Meter Wassertiefe!), hat sich unsere Lupina infolge des stark drehenden Windes und der heftigen Böen losgerissen und um rund 100 Meter verschoben. Dank der grossen, flachen Bucht und den weiten Abständen zu den anderen Booten ist nichts passiert. Mit einem zweiten Anker geben wir dem Schiff mehr Halt und geniessen dann eine ruhige Nacht (inzwischen ist der Wind total eingeschlafen!). Eine unglaubliche Geschichte, die uns auch zeigt, wie hilfreich die Gemeinschaft der Segler im Allgemeinen ist.
Am 27. Dezember segeln wir von Culebra nach San Juan, der Hauptstadt von Puerto Rico. Wir passieren dabei einige sehr idyllische kleine InselnUnzählige unberührte Sandstrände – so stellt man sich die Karibik vor 😉Die Skyline von San JuanGestern sind wir nun in San Juan eingetroffen (im Hintergrund die Festung San Felipe del Morro an der Hafeneinfahrt). Wir sind neugierig auf das, was uns auf der neuen Insel erwartet
Es wird jetzt einige Zeit Funkstille herrschen bei unseren Reportagen, da wir erneut Besuch bekommen: Es sind die Crews von den Segelschiffen «Karl» und «Tiger Blue», mit denen wir bereits auf den Kanaren einmal Silvester gefeiert haben. Sie fliegen heute aus Deutschland ein und werden die nächsten drei Wochen mit uns verbringen. Es wird eng auf der Lupina – aber sie verkraftet das 😊😊
Es bleibt spannend auf der Lupina
Euch und euren Familien wünschen wir an dieser Stelle
bereits heute schon einen guten und erfolgreichen Start ins neue Jahr.