La Palma – die grüne Insel auf den Kanaren

Am 22.10.2018 nutzen wir eine der in dieser Jahreszeit seltenen Südwindlage und lassen uns von La Gomera nach La Palma tragen. Ein wunderschöner Segeltag, sonnig, richtiger Wind von schräg hinten, und wenig Wellengang. So wie es sich die meisten Segler wünschen. Unser erster Eindruck aus der Distanz: da ist ja alles grün! Die Nordostflanken der Insel sind recht steil, aber nicht zu steil so dass sich eine Vegetation an den Bergflanken ankrallen kann. Dank viel Feuchtigkeit aus den Wolken entwickeln sich diese Pflanzen üppig. Dies ist auch die erste Insel, wo es uns verregnet, mehrmals sogar! Ist aber bei 20-22 Grad warmer Luft nicht so schlimm. Hier ist nun die Jahreszeit angebrochen, wo es ab und zu mal regnet und die Pflanzen so grün werden lässt. Für die Einwohner ist der Regen ein willkommenes Geschenk des Himmels.

Auf allen Kanarischen Insel spielt die Seefahrt eine grosse Rolle, auch auf La Palma. Das Schiff hinten besteht aus Beton. Die Holzstruktur ist perfekt aufgemalt, man muss es berühren, um das Material erkennen zu können. In seinem Innern ist ein Schifffahrtsmuseum untergebracht
Die Holzbalkone sind so etwas wie ein Wahrzeichen von Santa Cruz de La Palma (Hauptstadt der Insel, 17’000 Einwohner). Nebst dekorativer Ausschmückung der Hausfassade hatten sie auch einen praktischen Nutzen: die frische Meeresbrise konnte mit ihnen aufgefangen und als willkommene Frischluft in die Räume geleitet werden. Darüber hinaus übernahmen die Balkone eine andere, eher sanitäre Funktion: an den Balkonenden wurde oft die Toilette angebracht. So blieben Geruch und Abwasser ausserhalb des Hauses. Nun wissen wir auch, wieso die Figur im Bild vorher einen so grossen Hut braucht 😊
Santa Cruz De La Palma: schmale Gassen und Häuser. Auch hier markant die hölzernen Balkone
Angenehme und mutige Farben bringen Pep in die Altstadt von Santa Cruz
Plaza España mit Iglesia del Salvador in der Hauptstadt
Innenhof des Ratshauses mit Balkonen aus Holz, das alles aus lokalen Wäldern stammt
Fenster, das unsere Aufmerksamkeit gewonnen hat: sehr zweckmässiger Schutz gegen Sonne (Holzläden) und trotzdem winddurchlässig. Und wenn es einmal etwas mehr Durchlüftung braucht, dann stellt man einfach die beiden Stellläden auf
Immer wieder wollen Tapas probiert werden – am besten schmecken sie in wirklich einheimischen Tavernen
Hier sind wir daran, unsere Reservesegel zu inspizieren. Das aktuell montierte Genua Segel ist schon alt und lädiert. Ob die Schäden daran reparierbar sind, muss ein Segelmacher beurteilen. Zum Glück hat uns der Vorbesitzer des Schiffes einen ganzen Satz neuer Segel zurück gelassen.
Zu Fuss unterwegs zum höchsten Berg von La Palma, dem „Roque de los Muchachos“, 2426m hoch (bis etwa 2350m kann man mit dem Auto fahren😊)
Fantastischer Wanderweg zum Gipfel, ein zirka 1 Meter breiter Pfad mit flachen Steinplatten gepflastert
Oben angekommen
Früh Aufstehen hat sich gelohnt! Der Gipfel ist am Morgen noch nicht in einer Wolke eingehüllt. Ein grandioser Rundumblick eröffnet sich. Richtung Süden sind im Dunst die beiden Inseln La Gomera (links) und El Hierro (rechts) erkennbar
Nach den Kletterstrapazen ein gemütliches Bad in den Felspools von La Fajana. Die Wellen des Meeres lassen immer wieder frisches, kühles Wasser in die Pools schwappen, bei Flut werden sie ganz überspült
Ein wichtiges Produkt der Landwirtschaft: Bananen. Heute werden diese oftmals in grossen Plantagen angebaut, die komplett mit einer netzartigen Folie umgeben und überdacht sind. Immer findet man aber noch die kleineren,terrassenartigen Bananen-Felder, die in mühevoller Arbeit hergerichtet und bepflanzt werden
Die Salinenfelder von Fuencaliente ganz im Süden von La Palma. Sie wurden 1967 in Betrieb genommen und auch heute werden darin noch rund 600 Tonnen Salz pro Jahr produziert. Die rötliche Färbung stammt von einer Alge, welche nur unter extrem hohen Salzkonzentrationen gedeiht
Das Prinzip ist einfach: mit elektrischen Pumpen (früher Windräder) wird Wasser aus dem Meer in ein grosses Becken hoch gepumpt. Ein mit Lehm versiegelter Boden sorgt dafür, dass das Wasser nicht versichert. Nun beginnen Sonne und Wind das Wasser zu verdunsten. Dadurch steigt der Salzgehalt und damit auch das spezifische Gewicht der Flüssigkeit. Das Wasser mit hoher Salzkonzentration sinkt ab, wird abgezapft und in ein leicht tiefer liegendes Becken geleitet. Das wird so lange wiederholt, bis sich Salzkristalle in den kaskadenartig angeordneten Becken abscheiden
Ursprünglich waren die Leitungen und Verbindungskanäle aus Holz (wie im Bild). Reparaturen und Erweiterungen werden heute öfters auch mit Kunststoff ausgeführt
Hier machen wir uns auf die Suche nach den Ureinwohnern der Insel. Dank perfekt ausgeschilderten und dokumentierten Wanderwegen (ich dachte immer, wir Schweizer seien da das Mass der Dinge – aber hier auf den Kanaren werden wir eines Anderen belehrt!) finden wir die entlegensten Ecken. Retour hilft uns dann eine elektronische Wanderkarte ein (App: earthmate) Übrigens, die Insel kann man komplett zu Fuss erwandern, quer, längs, rauf, runter in die hinterste oder höchste Ecke, bewundernswert!!
Zunächst geht’s durch ein früher intensiv landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Die Einwohner in dieser Gegend sind entweder schon relativ alt, oder es sind jüngere Leute, die in ihrem Leben einmal etwas anderes machen wollen (früher hätte man das Wort «Aussteiger» benutzt) und hier für wenig Geld ein Stück Land erwerben und wo sie im Einklang mit der Natur leben können. Hier ein sehr schönes Beispiel eines sanierten Bauernhauses
Auf moderne Errungenschaften wird aber nicht mehr verzichtet: Wasserversorgung eines kleinen Weilers. Jedes Haus zieht seine eigene Leitung zum Wasserreservoir
Findet ein verlassenes Haus keinen neuen Nutzer, dann holt sich die Natur ihren Platz nach und nach zurück
In einem Talkessel stossen wir auf viele Erdhöhlen in den Felswänden. Sie sind gut versteckt und von der Distanz kaum erkennbar. Ein steiler Pfad führt zu ihnen hinunter
Neuzeitliche Einwohner (Aussteiger) versuchen, es ihren Vorfahren gleich zu tun
Wir wanden weiter auf der Suche nach der Geschichte. Stossen auf diese alte, verfallende Getreidemühle. Ein Zeuge, dass es hier einmal einen regen Getreide- oder Maisanbau gab
Heute liegen viele Felder brach oder werden anders genutzt, wie in diesem Bild. Hier hat ein junges Paar die einzelnen Terrassenfelder wieder angepflanzt, um sich mit dem Ertrag davon selber ernähren zu können
Und hier ein Beispiel, wie es vor Hunderten von Jahren ausgesehen haben könnte. Zirka 200 Jahre vor Christus gab es die ersten Bewohner in diesen Höhlen. Durch die Seefahrer im 15. Jahrhundert wurden sie vertrieben oder ausgerottet
An den Höhlenwänden haben die Ureinwohner Zeichen eingraviert. Man weiss bis heute nicht genau, was die konzentrischen Kreise, die Labyrinthe und die mäandernden Formen bedeuten sollen
Drachenbaum als Schattenspender beim anstrengenden Aufstieg
La Palma ist die zweitjüngste Insel der Kanaren. Sie ist vor 1.7 Mio Jahren aus einer Meerestiefe von 4000 Meter entstanden im Zuge von mehreren Vulkanausbrüchen. Hier sind wir im Süden von La Palma auf dem Kraterrand des Vulkanes, San Antonio. Gleich dahinter befindet sich der Kegel des neuesten Vulkanes, Volcano Teneguia, der 1971 ausgebrochen war und den Südzipfel von La Palma Richtung Meer um einige Quadratkilometer mit seiner Lavamasse erweitert hat
Im nördlichen Bereich von La Palma, wo die ersten beide Vulkane die Insel aus dem Wasser wachsen liessen, ist durch Erosion bei einem Vulkan die westliche Flanke eingebrochen. Die Resten des Kraterrandes liegen in den Wolken verborgen im Hintergrund, davor eröffnet sich ein über tausend Meter abfallendes, wild zerklüftetes Tal
Steile Hänge, richtiger Boden für die Kiefern (oder sind es Pinien? In den Wandertafeln und Touristenführern wird es nicht so ganz klar. Werni Habermacher, der Förster unseres Dorfes, müsst das mal klären 😊). Das spezielle an diesen Bäumen: durch ihre extrem dicke Baumrinde sind sie sehr gut geschützt. So überstehen sie sogar Waldbrände. Durch das Feuer können zwar die harzhaltigen Nadeln wie Zunder abbrennen, aber das Innere des Baumes wird durch die Rinde vor der extremen Hitze isoliert und schon einige Monate nach einem Feuer beginnen neue Nadeln zu spriessen. Die Nadeln enthalten auch ein Gift, das es verhindert, dass sich am Boden andere Pflanzen entwickeln können. Das Resultat davon – ungewohnt für unser Auge: der Waldboden ist total unbewachsen
Frischer können die Fische nicht sein! Ein Fischer kommt direkt vom Meer, fährt mit seinem Boot vor des Hafenrestaurant der Marina Tazacorte vor und bietet seinen Fang zum Kauf an. Der Koch der Taverna, und sogar einige Gäste direkt selber, wählen aus, und kurz danach brutzelt der Fisch auf dem Grill

An unserem letzten Abend in La Palma werden wir spontan von der Crew eines Nachbarschiffs, der INVIA, zu einem Apéro eingeladen. Wir sind noch nicht lange auf dem erst ein Jahr jungen, sehr geräumigen Katamaran, als ein heftiges Gewitter riesige Regentropfen auf das Verdeck trommeln lässt. So wird der Apéro mit gegenseitigem Erfahrungsaustausch halt etwas länger 😉. Vielen Dank an Dorothee und Stefan für die Gastfreundschaft und den Regenschirm, der uns trocken wieder auf unser Schiff brachte.

Gestern Sonntag, 28.10.2018, sind wir unter zum Teil heftigem Wind und sehr kabbeliger See südöstlich nach Teneriffa gerauscht. Hier haben wir in einer Bucht südlich von Los Christianos geankert und heute suchen wir nun einen Hafen, wo wir unser Genua Segel, das schon etwas ramponiert ist, von einem guten Segelmacher reparieren oder ersetzen lassen können. Und dann kommt morgen Nelly, eine langjährige Freundin von Pia zu Besuch. Sie wird uns die nächsten Tage begleiten.

 

Eine Antwort auf „La Palma – die grüne Insel auf den Kanaren“

  1. Hallo zusammen
    Super interessanter Bericht mit tollen Fotos hinterlegt. Danke! Weiterhin gute Reise und viel Spass. Ich freue mich auf die nächsten News.
    Viele Grüsse
    Josef

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