Von Fuerteventura nach La Gomera

Die Yachten, die dieses Jahr mit der ARC (Atlantic Rally vor Cruisers) über den Atlantik segeln, verlassen Gran Canaria in zwei Gruppen. Die erste (rund etwa 75 Schiffe via Kap Verden) startet am 11. November, die zweite (über 200 Schiffe, direkte Route) zwei Wochen später am 25. November. Bis dann sind die Häfen in und um Las Palmas (Gran Canaria, Starthafen der Rally) sehr stark belegt. Wir haben deshalb entschieden, von Fuerteventura nun zuerst La Gomera, dann La Palma anzulaufen und erst danach via Teneriffa nach Gran Canaria zu segeln. Bis dann sind die ARC Schiffe weg und wir haben wieder Platz in Buchten und Häfen.

Von Fuerteventura bis La Gomera sind es etwas mehr als 150 Meilen. Da es unterwegs schöne Küsten zu sehen gibt, wollen wir die Überfahrt bei Tageslicht machen. Wir unterteilen die Strecke in zwei Etappen. Von Fuerteventura bis Mogan auf Gran Canaria (80 Seemeilen), und dann von Mogan nach San Sebastian de La Gomera (72 Seemeilen). Wir haben immer wieder die Wettervorhersagen konsultiert, um möglichst viel der Strecke unter Segel zurücklegen zu können. Am 17. Oktober ist es so weit. Frühmorgens um 6 Uhr heben wir den Anker vor Morro Jable in Fuerteventura und starten kurz vor der Tagesdämmerung unsere erste Etappe, für die wir rund 12 Stunden eingeplant haben.

Pia hat feinen Kaffee gebraut. Noch ein feines Müesli und 1 Butterbrot dazu und der Skipper ist für den Tag bestens gerüstet
Die Überfahrt verläuft recht zügig. Mit einem guten Wind quer zum Schiff machen wir mehr Fahrt als eingeplant. Die Wellen sind aber leider auch recht stark und schaukeln uns tüchtig durch. Zwei Stunden früher als eingeplant erreichen wir die Südküste von Gran Canaria bei den bekannten Sanddünen von Maspalomas / Playa del Ingles
Rund 5 Meilen weiter westlich hängt Pia mit ihrer Kamera gebannt an der Reeling. Was gibt es da so Interessantes?
Pia fotografiert ein kleines Fischerdorf: Arquinequin. Hier hat ihr Vater nach seiner Pension rund 20 Jahre gelebt. Es ist fast wie ein nach Hause kommen für sie. Das Dorf ist eine der ältesten Siedlungen im Süden von Gran Canaria und hat seinen früheren Charm trotz heute florierendem Tourismus behalten
In Mogan erreichen wir unser Tagesziel, wo wir vor der Marina vor Anker gehen. Wir kennen diesen Hafen von einem Chartertörn im Jahre 2010. Im Hintergrund das stilvolle Hafenbüro. Hier tanken wir unsere Lupina erstmals (!) seit England
0.999 Euro/Liter Diesel! Wir füllen den Tank randvoll – so billig werden wir wohl nie mehr tanken!
Auch am nächsten Tag ist wieder früh Tagwache. Da die Strecke etwas kürzer ist, gönnen wir uns eine Stunde mehr Schlaf als am Vortag. Um 7 Uhr heisst es dann aber «Anker hoch» und ab Richtung La Gomera. Wir werden mit einem wunderschönen Morgenhimmel für das frühe Aufstehen belohnt
Die erste Stunde müssen wir motoren, da wir im Windschatten der Insel keinen Wind haben. Dann aber geht innerhalb fünf Minuten die Post ab und es stehen plötzlich 20 Knoten Wind an. Die Lupina pfeilt mit fast 10 Knoten durchs Wasser Richtung Teneriffa. Schon bald ziehen dunkle Wolken auf und der Wind wird stärker. Wir reffen die Segel. Hinter uns baut sich eine Gewitterfront auf, die schneller vorwärts rückt, wie wir
Wir haben Glück. Die heftige Regenfront streift uns nur knapp, und dahinter bessert sich der Himmel schnell. Was aber bleibt ist ein heftiger Wellengang und ein noch stärkerer Wind als vorher. Beides schüttelt uns so richtig durch
Obwohl wir nun schon gut seetauglich sind, können solche Situationen einen «Klumpen» im Bauch erzeugen. Das beste Gegenmittel: flach hinlegen und Augen zu. Bei Pia hat es offensichtlich geholfen 😊

Nachdem wir dann das Südkap von Teneriffa umschifft haben, spielt der Wind Katz und Maus mit uns. Richtung und Stärke wechseln dauernd. An ein ruhiges Segeln ist nicht zu denken. Mit unserem Volvo-Penta schubsen wir uns aus der Turbulenz, die das Kap erzeugt, in stabilere Windschichten. Dort geht die Post wieder ab. Der Wind weht noch stärker (30 Knoten) als vor Teneriffa und zu unserem Unbill viel mehr von Westen als angesagt. Wir haben nun den Wind fast auf der Nase und müssen dagegen halten. Die Windstärke zwingt uns, die Segel stark zu reffen und es geht viel langsamer vorwärts als uns lieb ist. Lupina stampft heftig, die Wellen heben sie vorne immer hoch aus dem Wasser und gleichzeitig kommt die nächste Welle seitwärts und lässt sie dann kräftig rollen. Aber es geht vorwärts und wir kommen dem Ziel näher und näher. Wir sind sehr froh, als wir nach zwei Stunden Kampf gegen Wind und Welle die schützende Hafenmole von San Sebastian de La Gomera erreichen.

Unser erste Erfahrungen mit Sturm, heftigen Wellen und starkem Wind. Die Lupina ist super! Sie läuft wie auf Schienen durch die Wogen. Einzige Narbe des Kampfes: Das Vorsegel, noch Original und wohl schon einige Male repariert, sieht etwas ramponiert aus. Hier werden wir uns in den nächsten Tagen entscheiden müssen, ob wir es reparieren wollen oder besser ein Neues beschaffen sollen

In San Sebastian de La Gomera liegen wir in einem angenehmen Hafen, gut geschützt vor Wind und Wellen. Die Hafenangestellten sind sehr freundlich und zuvorkommend und es hat viele interessante andere Langfahrtenschiffe hier. Es waren zwei anstrengende Tage und wir freuen uns nun auf ein paar Tage «gemütlichen Landurlaub».

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