Fiji – Lupina wird Zyklon sicher gemacht

Wir liegen in der Vuda Marina, sehr gut geschützt vor Wind und Welle. Alle Arbeiten, die wir im Wasser durchführen wollten, sind erledigt: Dinghi auf Deck festgebunden, defekter Drucksensor des Wassermachers ersetzt und System erfolgreich getestet, nicht benötigtes Tauwerk unter Deck verstaut, Backs-Kisten ausgemistet, mit Frischwasser gespült und wieder ordentlich eingeräumt. Während sich das Schiff aussen immer mehr leert, wird der Schiffsbauch immer voller. Pia holt schon früh unsere Koffer hervor und verstaut darin die Sachen, die wir nach Hause nehmen wollen. Anspruchsvoll erweist sich die Suche nach guten Handwerkern, die während unseres Aufenthaltes zum Teil schon länger anstehende Reparatur- und Wartungsarbeiten durchführen sollen: Rigger, Motormechaniker, Segelmacher, Elektriker, Schlosser, Bootsbauer – viele bezeichnen sich als solche, aber nur wenige können es wirklich. Wir verlassen uns da meist auf Mund zu Mund Propaganda oder versuchen im persönlichen Gespräch herauszufinden, ob der Mann einen kompetenten Eindruck macht, oder nicht.

In der Marina selber herrscht reges Treiben. Immer noch kehren Segler zurück zu ihrem Schiff, das sie zu Covid Zeiten in den Zyklon sicheren Gruben zurückgelassen haben. Es ist jetzt höchste Zeit, wenn man noch nach Norden oder Süden aus dem Zyklon Gebiet heraus segeln will. Während die einen ihr sicheres Plätzchen verlassen, kommen andere wie wir und nehmen die noch wenig leeren Zyklon Gruben in Anspruch. Der Lift, der die Boote ins Wasser bringt oder zu den Gruben fährt, hat jetzt viel zu tun. Die Mitarbeiter der Marina leisten tolle Arbeit. Wir können es da etwas ruhiger angehen und geniessen noch ein paar arbeitsarme Tage, bis dann die Lupina ausgewassert wird.

Unsere Freunde aus der Zeit in Bonaire, Mel und Brian (SY Sava), haben ihr Einrumpf-Schiff hier in der Vuda Marina verkauft und gegen einen geräumigeren Katamaran umgetauscht. Hier verlassen sie gerade die Marina und machen sich auf nach Neuseeland (ca. 900 Seemeilen, 8-10 Tage)
Auch ein anderes Seglerpaar, das wir in Bonaire kennen gelernt hatten, treffen wir wieder in der Vuda Marina: Jenn und Chris von der Segeljacht «Diva» warten auf ein gutes Wetterfenster nach Neuseeland. Ihnen können wir unsere Rettungsinsel mitgeben. Diese muss alle paar Jahre gewartet werden und in Neuseeland gibt es eine Vertretung, die das machen darf.
Endlich! Am 4. November, einen Tag später als ursprünglich geplant, ist es soweit und die Lupina kommt an Land. Mit einem Traktor werden alte Pneus herangekarrt …
… und die Lupina wird sanft mit dem Kiel in eine Vertiefung gestellt.
Mit den alten Pneus wird der Rumpf seitlich abgestützt.
Die Pneu-Unterlage am Bug sorgt für eine leichte Neigung des Bootes nach hinten, so dass das Regenwasser auf Deck gut ablaufen kann.
Der Lift ist weg – Lupina liegt sicher und fest in ihrer «Zyklon-Pit».
Nach getaner Arbeit verwöhnen wir uns mit «Frozen Margaritas» an der Bar der Marina, denn in den nächsten Tagen wartet richtig viel Arbeit auf uns!
Das vom Riffkontakt beschädigte (Fuss abgebrochen, Pfeil) Umlenkgetriebe der Steuerung wird ausgebaut und mögliche Reparaturen evaluiert. Wir haben ein paar Ideen, werden diese aber erst nach der unsere Rückkehr umsetzen.
Während ich mich zuerst hauptsächlich im Motorraum beschäftige, putzt und schrubbt Pia an Deck. Hier befreit sie die Festmacherleinen vom Dreck, der sich im Wasser des Hafenbeckens über die paar Tage daran festgesetzt hat.
Alle 3 Segel werden abgeschlagen, fein säuberlich gefaltet und zur Kontrolle zum Segelmacher gebracht. Insbesondere die Nähte am Sonnenschutzband sind verschlissen und brauchen ein Nachnähen.
Der Kutterstag hat schon länger zu wenig Spannung, obwohl die Spannschraube maximal angezogen ist. Mit Unterstützung durch den Rigger bauen wir den Stag ab und verkürzen die untere Fixierung.
Eine weitere, schon länger schwelende Baustelle packe ich an: der Generator hat immer wieder Startschwierigkeiten, da die Treibstoffpumpe ab und zu Aussetzer hat. Nach langer Suche und etlichen Ein- und Ausstiegen in den Motorraum meine ich, die Ursache in einer beschädigten Platine (grünes Teil) gefunden zu haben. Da werde ich mir in der Schweiz eine Neue besorgen müssen.
Seit einiger Zeit tropft Wasser aus dem Wärmetauscher, der das Getriebeöl kühlen soll. Wir hatten ihn schon einmal in Panama reparieren lassen mittels löten, aber nun leckt er wieder. Auch diesen werde ich nun ersetzen durch einen Neuen.
Und hier die grösste Baustelle! Seit einiger Zeit haben wir gemerkt, dass der Motor nicht mehr die volle Leistung abgibt. Meine Ursachenanalyse und Hinweise anderer Volvo-Penta Motor Betreiber haben mich vermuten lassen, dass entweder der Turbolader oder der Abgaskrümmer verstopft sein könnten. Mit Unterstützung eines lokalen Mechanikers, der das benötigte Werkzeug mitbringt, bauen wir den Abgaskrümmer ab. Natürlich bricht eine der 5 Schrauben ab, der Job wäre ja sonst zu einfach. Egal! Die Vermutung entpuppt sich als richtig: der Kanal ist fast komplett zugesetzt mit einer harten Ablagerung.
Eine grobe Reinigung des Krümmers zeigt ein Loch (Pfeile) im Bereich, wo das Kühlwasser in den Mantel des Krümmers tritt. Somit floss ein Teil des Kühlwassers direkt in den Abgasstrom, statt zuerst den Krümmer zu kühlen und erst später vom Abgas erfasst und durch den Auspuff nach aussen gefördert zu werden. Dies dürfte auch ein möglicher Grund für die starken Ablagerungen im Krümmer sein. Er muss ersetzt werden.
Es sind ein paar strenge Tage an Land. Wir arbeiten jeweils mehrere Stunden bei Temperaturen über 30°C und hoher Luftfeuchtigkeit. Bevor wir aber abends todmüde in die Koje fallen, verwöhnen wir uns bei herrlichen Sonnenuntergängen jeweils in der Marina-Bar mit einem meist gut geimpften Drink und einem leckeren Essen.
Am letzten Tag vor der Abreise wird die Lupina noch mit soliden Spannsets am Boden festgezurrt. Die Marina hat hier einen guten Job gemacht und auf jeder Seite des Schiffes 3 solide Verankerungen in den Boden gerammt und einbetoniert.
Unsere letzte Aktion: Lupina vor der sengenden Sonne schützen. Dieses Netz, das wir in der Stadt auf einem Baumarkt erstanden haben, lässt die Luft gut durch und gibt trotzdem einen einigermassen guten Sonnenschutz ab. Wir hoffen, dass dieses Netz auch sehr starke Winde unbeschadet überstehen kann. Wir sind ja jetzt schon gespannt, wie es aussieht, wenn wir im April 2024 wieder aufs Schiff kommen.
9. November 2023, morgens um 8 Uhr: unsere lange Heimreise beginnt. Über Melbourne (Australien) und Doha (Katar) fliegen wir nach München, wo wir Tochter Angela besuchen, bevor es dann ein paar Tage später nach Hause in die Schweiz geht.
Natürlich ein «Muss» für mich: Besuch eines Fussballspieles von Bayern München! Ralf, Angelas Partner, ist ein eingefleischter FC Bayern München Fan
Die Allianz Arena in München – ein tolles Stadion
Ralf stattet mich mit den wichtigsten Utensilien aus – ab heute bin ich FC Bayern Fan!
Während ich im Stadion der beissenden Kälte trotze, sucht Pia ein warmes Plätzchen und kuschelt mit Angi unter einer flauschigen Decke.
Mary Poppins – oder: nach dem Regen folgt der Sonnenschein. Egal wie das Wetter ist: wir geniessen es bei Angela und Ralf in München.
In der Schweiz angelangt. Wir freuen uns auf unsere Freunde, Familien und Grosskinder. Hier backen wir schon die ersten Weihnachts-Guezli mit ihnen.

Lupina verbringt nun gut gesichert Ferien auf Fiji und wir werden bis Mitte Januar in der Schweiz bleiben. Danach geht’s wieder zurück in die Südsee. Zuerst werden wir rund 3 Monate Neuseeland zu Lande bereisen und fliegen dann im April zurück zur Lupina. Bis dann macht der Schreiberling auch Pause und meldet sich wieder von Neuseeland. Euch treuen Lesern wünschen wir besinnliche Festtage, eine schöne Weihnachtszeit und einen guten, energievollen Rutsch ins neue Jahr.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Die Yasawa Inseln – Abschied von Fiji

Am Montag, 2. Oktober 2023, haben wir Nelly zum Flughafen von Nadi begleitet und sie verabschiedet. Jetzt ist die Pause für den Schreiberling zu Ende und ich muss wieder in die Tasten greifen. Ich beginne mit etwas, was wir bisher unterlassen haben, nämlich etwas Information über den faszinierenden Archipel von Fiji.

Der Archipel von Fiji und die Segelroute der SY Lupina

Fiji (auf Deutsch oft auch Fidschi geschrieben) ist ein Archipel von über 300 Inseln – angefangen von kleinen Korallen-Atollen bis hin zu grossen vulkanischen Inseln. Nur etwa 100 dieser Inseln sind bewohnt, während der Rest für Fischer als Stützpunkt dient oder für landwirtschaftliche Zwecke genutzt wird. Die beiden Hauptinseln heissen Viti Levu (meist einfach Fiji genannt) und Vanua Levu. Die internationale Datumsgrenze verläuft durch den östlichen Bereich von Vanua Levu und wer, wie wir in diesem Bereich herumsegelt, der hüpft immer wieder hin und her zwischen gestern und heute. Die Menschen hier pflegen den traditionellen Lebensstil mit Stolz und Ehre. Unbedachte Verhaltensweisen von Seglern haben in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen und Ärgernissen geführt, weshalb es heute sehr strikte Auflagen und eine strenge Kontrolle bei der Vergabe von Cruising-Genehmigungen gibt.

Kava Wurzeln, wie man sie am Markt kaufen kann. Von einem Segler wird erwartet, dass er dem Oberhaupt (Chief) eines Dorfes einen Höflichkeitsbesuch abstattet und ein symbolisches Geschenk (das sogenannte Sevusevu, meist ein Bündel Kava Wurzeln) übergibt. Dieses Geschenk – wenn es vom Chief akzeptiert wird – öffnet einem Tür und Tor im Dorf. Man wird als Dorfbewohner angesehen.

Fidji wurde rund 5’000 v. Chr. zuerst von den aus Südostasien kommenden Melanesiern besiedelt, und um 1’500 v. Chr. kamen Polynesier aus dem Osten dazu. Lange war es für die Europäischen Entdecker wegen der unberechenbaren, gefährlichen Riffe ein gemiedenes Gebiet. Erst im frühen 19. Jahrhundert begannen nebst Missionaren und Spekulanten Europäische Händler auf ihrer Suche nach Sandelholz die Inseln zu besiedeln. Um dem Missbrauch durch Fremde (diese hetzten die sonst friedlichen Einwohner gegeneinander auf) Einhalt zu gebieten, entschieden sich die Chiefs der Inseln schliesslich dazu, sich unter den Schutz Grossbritanniens zu stellen. 1874 wurde Fiji britische Kronkolonie. Aufgrund mangelnder Arbeitskräfte holten die Briten in den folgenden Jahrzehnten indische Arbeiter nach Fiji, die auf den Zuckerrohrplantagen wertvolle Dienste leisteten.

Der stark zunehmende Anteil der indischen Bevölkerung und deren Fähigkeit, den Einheimischen im Geschäfte Treiben und Handel rasch den Rang abzulaufen, führte bald zu Rassenkonflikten, die leider bis heute nicht beigelegt sind. Zwar ist Fiji seit 1970 ein staatlich eigenständiges Land innerhalb des Commonwealth, aber immer wieder kommt es zu innenpolitischen Unruhen. Das Land leidet bis heute am Unvermögen, zwischen den beiden Ethnischen Gruppen einen Kompromiss zu finden, so dass sie in Harmonie miteinander leben könnten.
Nachdem Nelly wieder abgereist ist, bleiben wir noch ein paar Tage in der Vuda Marina, um uns für die nächsten Wochen mit Proviant zu versorgen. Wir wollen noch ein paar Wochen die Yasawa Inseln im Nordwesten von Fiji besegeln, danach wieder zum Ausklarieren in die Vuda Marina zurückkommen und dann ein gutes Wetterfenster für die Fahrt nach Neuseeland abwarten.
Die Vuda Marina gilt als Zyklon sicher und wird von den namhaften Versicherungen als Zufluchtsort akzeptiert. Die Schiffe werden dabei mit dem Kiel in eine Grube gestellt und der Rumpf auf alte Pneus gelagert. Für Kielyachten eine sichere Lagerung. Katamarane liegen da meist etwas exponierter, aber auch diese werden mit Ketten und Geschirr fest auf den Boden verzurrt.
Der Wind pfeift immer noch recht steif und unser Aufenthalt in der Marina wird ein paar Tage länger. Kein Problem! Wir nutzen die Zeit mit Vorbereitungen für die auf Ende Oktober geplante Fahrt nach Neuseeland. Pia kocht Essen vor …
… und ich bastle schon mal einen Adapter für das Stromnetz in Neuseeland
Zwei Tage später packt uns dann doch wieder die Sehnsucht nach einem Ankerplatz und wir segeln rund 20 Meilen westwärts zum südlichen Rand des Yasawa Archipels, zur Kuata Insel
Seit langem wieder einmal dürfen wir einen herrlichen Sonnenuntergang geniessen.
Bei immer noch starken Winden kämpfen wir uns langsam weiter nordwärts. Meist können wir auf der Leeseite der Inseln bei reduziertem Wellengang segeln, müssen aber auf die heimtückischen Fallwinde aufpassen (wir wollen nicht noch einmal ein Solarpanel versenken!). Immer finden wir gegen Abend aber eine schöne Bucht zum Ankern. Hier die Narewa Bay im Norden der Insel Naviti.
Am Abend gesellt sich ein Katamaran zu uns. Am nächsten Tag, wir sind noch gemütlich am Frühstücken, kommt dessen Crew im Dinghi in voller Wanderausrüstung auf uns zu gebraust. «Kommt ihr auch mit? Wir suchen ein abgestürztes Flugzeug aus dem 2. Weltkrieg!». Schnell ist der letzte Kaffee im Bauch und wir mit unseren Wanderschuhen (Flip-Flops) bestückt ebenfalls im Dinghi unterwegs ans Land. Captain Karl der 4-köpfigen amerikanischen Crew kennt den Weg, der sonst nicht so einfach zu finden wäre.
Die Wanderung führt uns quer über den Nordausläufer der Insel Naviti zu deren Ostufer. Irgendwo hier im seichten Wasser soll ein Flugzeugwrack aus dem 2. Weltkrieg liegen.
Wir haben Glück und finden nach längerem Suchen tatsächlich einige Teile – hier der Propeller, der zur Hälfte im Sand steckt. Am 30. Mai 1943 musste ein US Air Force Pilot nach Motoraussetzern im seichten Wasser notlanden. Als die Einheimischen ihn fanden, soll er sich aus Angst vor den Kannibalen zuerst im Cockpit eingeschlossen haben. Dem Chief der lokalen Bevölkerung gelang es schliesslich, den unverletzten Mann zum Aussteigen zu bewegen. Er wurde nicht in den Topf geworfen, fand aber erst einige Jahre später als verschollen Geglaubter zurück in seine Heimat.
Wir segeln weiter nordwärts zur Yasawa Insel, die der ganzen Inselgruppe den Namen gibt. Obwohl es hier meist trockener ist als im Süden, sind die Hänge nach der längeren Regenperiode leuchtend grün.
Was vom Ankerplatz aus noch als weicher Grasteppich ausgesehen hat, entpuppt sich als strohartig verdorrtes Gras, das an unseren nackten Wanderbeinen kratzt und schneidet.
Die Aussicht von oben runter auf die Lupina ist aber herrlich
Lupina alleine vor Anker in der Vunindamanu Bucht auf Yasawa Island
Abkühlung nach der Bergwanderung

Nach 2 Tagen im Norden drehen wir um und segeln wieder gegen Süden. Schon bei der Vorbeifahrt haben wir eine schöne Bucht mit einem Dorf gesehen. Malakati auf der Insel Nacula. Kaum haben wir in der breiten, flachen Bucht den Anker eingefahren, werden wir vom Schiff Sybo angefunkt. Sybille und Bo (deshalb der Schiffname) verfolgen uns schon länger im Blog und haben uns erstmals in Suva getroffen. Sie haben uns im Schiffstracking System (AIS) gesehen und teilen uns mit, dass sie auch in die Bucht von Malakati kommen. Wir freuen uns riesig, das sympathische deutsch-dänische Seglerpaar wieder zu sehen.

Malakati. Zusammen mit Sybille und Bo machen wir uns auf zum Chief zur Sevusevu Übergabe. Natürlich formell richtig gekleidet mit dem Sulu, dem traditionellen Beinkleid der Männer. Das Dorf scheint fast menschenleer.
Bald erfahren wir den Grund: vor 100 Tagen ist im Dorf ein kleines Kind verstorben. Zu seinem Andenken und um es nun endgültig auf seine Reise zu schicken, versammelt sich die Dorfbevölkerung mit dem Chief zu einem gemeinsamen Kava Trinken. Wir sind etwas verunsichert, wie wir uns verhalten sollen. Ganz unkompliziert winken uns die Leute herbei, zeigen uns, wer der Speaker ist, an den wir unser Sevusevu übergeben können, und bedeuten uns, sich zu ihnen zu setzen. Auch unser vorsichtiges Zeigen der Kamera quittieren sie mit einem zustimmenden Lächeln. Nach fast einer Stunde im Schneidersitz (die Beine sind mir schon längst eingeschlafen) und ein paar Schüsseln Kava im Bauch, flüstert eine Frau wohlwollend hinter uns, dass wir uns das doch nicht länger antun sollen. Wir dürfen ruhig aufstehen, dem Chief persönlich die Hand geben, und dann das Dorf besichtigen, meint sie. Genau das machen wir!
Auch in Malakati kraxeln wir wieder auf den Vulkan-Kamm. Der Aufstieg ist anfänglich recht steil …
… und das verdorrte Gras besonders hart und dicht …
… aber die Aussicht von oben auf das Dorf, die Bucht und unsere 2 Schiffe ist halt schon der Hammer!
Zurück auf der Lupina laden wir Sybille und Bo zu einer kleinen Schiffsbesichtigung ein, wie es unter Seglern üblich ist. Es wartet eine unangenehme Überraschung: beim Besichtigen des Motors erkenne ich, dass der an der Decke montierte Boiler schief hängt! Eine der Aufhängungen hat sich gelöst. Alleine das zu reparieren – unmöglich! Es fehlen mir die Hände dazu. Spontan stürzt sich Bo in die Helferrolle und assistiert mir bei der Reparatur. Ich versuche hier gerade, den Boiler mit einem Seil durch eine Luke vom Cockpit aus zu sichern.
Was mir trotz Bauch Einziehen und Verbiegung meiner Extremitäten nicht gelingt, das schafft Bo fast locker: durch die enge Lucke im Cockpit steigt er hinter den Boiler und kann ihn derart in Position bringen, dass wir die Halterungen wieder fixieren können. Mit Kontermuttern, Loctite und später noch mit Stopp-Muttern lösen wir das Problem nachhaltig. Danach gibt’s das verdiente Arbeiterbier.
Bevor wir am nächsten Tag weitersegeln, fahren wir nochmals ins Dorf. Die Leute hatten uns am Vortag nach Angelausrüstung und alten Seilen gefragt. Auf der Sybo gab’s noch diesen neuen Schwimmring, den Bo vor leuchtenden Kinderaugen aufbläst und einer Familie übergibt. Ein schöner Moment!
Auch hier gibt es zum Abschied Früchte so viel wir tragen können
Am Freitag dem 13. geht’s dann weiter zur Blauen Lagune. Ein herrliches Segeln – und alles geht gut, trotz dem 13.
In alten Segelbüchern haben wir viel von der Blauen Lagune gelesen. Es soll ein herrliches Tauch- und Schnorchelgebiet sein. Das finden wir zwar auch in einigen Bereichen, aber …
… viele Korallenbänke sind tot, abgestorben, grau und farblos. Da die Nahrung fehlt, bleiben auch die vielen bunten Fische weg. Sehr enttäuschend und ernüchternd! Wenn sich das Meerwasser weiter in diesem Tempo aufheizt, können sich die Organismen nicht schnell genug dieser Veränderung anpassen und sterben aus.
Direkt wo wir jeweils bei Landgängen mit dem Dinghi anlanden steht ein kleines Haus mit einer jungen Familie. Sami, das Familienoberhaupt, organisiert für uns Segler ein Essen, das im Erdofen zubereitet wird. Diese Art des Kochens ist in ganz Polynesien sehr verbreitet. Hier heisst es «Lobo». Alles, was gegart werden muss, wird auf heisse Steine geschichtet, mit Bananen- und Palmblättern und schliesslich mit Sand zugedeckt. Hier öffnet Sami gerade seinen «Kochtopf».
Die Speisen selber sind noch einmal gut in Pflanzenblätter eingewickelt, so dass der Saft drinnen bleibt. Das Ausbuddeln verlangt etwas Vorsicht – einerseits, weil es sehr heiss ist und andererseits, weil man verhindern muss, dass Sand ans Essen gelangt.
Und so sieht das leckere «Lobo» angerichtet aus: Fisch, Hühner- und Rindfleisch, Taro, Yam, Reis und viele Arten von Gemüsen. Alles zu 100% Bio, vielfältig und sehr schmackhaft. Sybille und Pia bedienen sich mehrmals am reichhaltigen Buffet, der Captain natürlich auch.
Nach dem Essen werden wir noch mit einem Kava-Trinken überrascht. Nicht ganz traditionell zwar, aber eine Fischerboje aus Plastik anstatt einer ehrwürdigen Kava-Schüssel aus Holz erfüllt den Zweck auch.
Das Trinkgefäss (Kokosnuss-Schale) macht mehrmals die Runde. Auch Pia scheint das Getränk zu geniessen. Am nächsten Tag meldet sich dann leider unser Verdauungstrakt, auch bei den anderen Seglern. Offenbar war das verwendete Wasser oder die Hygiene allgemein nicht ganz zufriedenstellend. Nun, nach 2 Tagen ist es dann auch schon wieder vorbei und unsere Bäuche wieder zufrieden.
Wir sind immer noch vor Anker in der Blauen Lagune. Auf der anderen Inselseite soll es eine bekannte Imbissbude geben. Das ist doch ein schöner Anreiz für einen ausgedehnten Spaziergang. Der gut unterhaltene Pfad führt uns über einen Hügelzug, der erst kürzlich zu Rodungszwecken abgebrannt worden ist.
Auf der anderen Seite der Insel befindet sich ein kleines Dorf. Wie auf den anderen Yasawa Inseln gibt es auch hier keine Strassen, keine Fahrzeuge, nur Fusspfade führen durchs Dorf. Die Wiesen sind wie immer kurz geschnitten und gut gepflegt. Unrat findet man keinen.
Und das ist die berühmte Lo! «Lo’s Tea House» ist ein Geheimtipp unter Seglern. Mit viel Freude und Leidenschaft bekocht sie ihre Gäste mit ausschliesslich heimischer Kost. Wir geniessen bei einer feinen Tasse Tee ihre vorzüglichen, mit Schokolade übergossenen Donuts.
Für den Rückweg suchen wir uns – mit Hilfe des GPS-Signals auf dem Handy – einen anderen Weg. Auch dieser ist kurzweilig und führt uns quer durch den Tropenwald zurück in die Blaue Lagune.
Unser letzter Abend in der Blauen Lagune

Am nächsten Tag heben wir frühmorgens den Anker und nehmen die rund 46 Seemeilen zurück in die Vuda Marina unter den Kiel. Der Wind ist uns gut gesinnt und auch die Sonne hilft uns, einen sicheren Weg durch die verschiedenen Riffe zu finden. Es ist der 18. Oktober, wir sind gut im Zeitplan für unsere nächste grosse Fahrt nach Neuseeland. Das Essen für unterwegs liegt bereits vorgekocht im Tiefkühler. Neuseeland ist sehr streng was die Einfuhr von Lebensmitteln anbelangt. Deshalb haben wir begonnen, unsere Vorräte aufzubrauchen. Wir wollen nichts an Bord haben, das uns beim Einklarieren Probleme machen könnte. Kopfschmerzen bereitet uns aber das Unterwasserschiff. Unser Antifouling ist schon alt und nicht mehr das Beste. Wir kriegen es kaum noch sauber. Auch in diesem Punkt ist Neuseeland sehr streng. In den Richtlinien wird verlangt, dass es absolut frei sein muss von Lebewesen und Bewuchs, so dass keine invasiven Arten eingeschleppt werden. Es wird empfohlen, das Schiff vor der Abreise nach Neuseeland auszuwassern und mit Hochdruckreiniger zu waschen.

Wir haben Glück und finden kurzfristig einen Termin für das Auswassern und Reinigen der Lupina.

Jetzt sind wir bereit für Neuseeland. Es fehlt nur noch das günstige Wetterfenster. Über Vanuatu zieht gerade der erste Zyklon auf, und bei Neuseeland dominieren starke Winde und hohe Wellen. Es vergeht ein Tag nach dem anderen. Obwohl wir intensiv die Wetterkarten konsultieren – es wird nicht besser. Im Gegenteil! Das Wetter um Neuseeland wird immer schlechter und es zeichnet sich ab, dass sich dort ein Tief festsetzen wird. Langsam läuft uns die Zeit davon. Wir möchten gegen Mitte November in die Schweiz reisen und die Festtage mit unseren Familien verbringen. Unter Zeitdruck nach Neuseeland zu segeln, das müssen wir vermeiden. Irgendeinmal meint Pia, wir könnten ja mal die Marina fragen, ob sie noch einen «Pit» (Zyklon-Grube) hätten für unser Schiff. Machen wir – und haben Glück: es hat genau noch 2 Plätze frei! Wir überlegen nicht lange und packen die Gelegenheit beim Schopf: wir segeln NICHT nach Neuseeland – wassern das Schiff hier auf Fiji aus und fliegen von hier in die Schweiz.

Jetzt heisst es: umplanen. Wir wollten einige Unterhaltsarbeiten in Neuseeland erledigen lassen. Ich habe mich schon auf erfahrene Facharbeiter gefreut. Nun heisst es, die Arbeiten, die anstehen, hier zu organisieren oder selber zu machen. Zum Glück können uns die Marina und andere Segler gute Tipps geben. Einer der Tipps betrifft den Schutz des Schiffes vor der brutalen Sonne. Am Anker bewegt sich das Schiff dauernd, an Land aber nicht. Die Sonne brennt da gnadenlos immer auf dieselben Stellen. Es braucht einen zusätzlichen Sonnenschutz um das Teak-Deck und heikle Schiffsaufbauten einigermassen zu schützen.

Mit dem lokalen Bus fahren wir rund 20 Kilometer in die nächst grössere Stadt Lautoka, um dort in einem Baumarkt einen Sonnenschutz zu besorgen
Wir werden fündig! Wir können ein Netzgewebe auftreiben, das man öfters als Staubschutz an Baugerüsten findet. Der Vorteil ist, dass das Gewebe Wind durchlässt und somit viel weniger Widerstand bietet als eine normale Blache – und es ist auch viel leichter (auch wenn es hier anders aussieht)

Am 3. November wird die Lupina ausgewassert und in eine Zyklon Grube gestellt. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun: Flüge reservieren, Service an Wassermacher und Motor, Generator wieder zum Laufen bringen, Segel runternehmen und inspizieren, und, und, und …

Jetzt sind wir gut im Fahrplan, können die Marina noch etwas geniessen …
… und natürlich den einen oder anderen Sundowner

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Fiji – von Fulaga in die Vuda Point Marina auf Viti Levu

(Autor: Nelly Viret)

Es ist heute der 14. September 2023 und wir liegen an einem sehr gut geschützten Ankerplatz auf der Insel Fulaga (ausgesprochen «Fulanga», oft auch Vulaga geschrieben)
Wir geniessen gerade gut ausgeruht das Morgenessen, als ein grosses Dinghi mit sechs Männern in Uniform an Bord auf uns zu braust. Sie kommen alle auf die Lupina und wollen die Schiffsdokumente und weitere Papiere sehen. Sie sind von Zoll und Marine und wollen kontrollieren, ob wir korrekt einklariert haben. Hier in den östlichsten Inseln von Fiji ist das Einklarieren nicht möglich. Es gibt aber Segler, die von Osten kommend hier trotzdem einen Stopp machen. Dank Pias und Köbis Gründlichkeit ist alles in Ordnung. Nach einer kurzen Bootsbesichtigung sausen sie wieder ab.
Inzwischen ankert neben uns ein Versorgungsschiff, das einmal im Monat kommt. Wir erfahren, dass auch einige Passagiere an Bord sind, die eine Inselrundfahrt ferienhalber buchen können.
Auf der Insel sind drei Dörfer. Wir ziehen los zum Hauptdorf mit dem unaussprechbaren Namen Muana I Cake. Ein gepflegter Fussweg führt uns durch tropischen Wald quer über die Insel.
Kurz vor dem Dorf erreicht der Weg das südliche Ufer: herrlich Palmenhaine und wunderbare Farben begleiten uns.
Nach zwanzig Minuten erreichen wir das Dorf. Uns fallen die meist mit Blech umfassten Häuslein auf, die zum Teil noch in der traditionellen ovalen Form gebaut sind. Keine Autos, Fahrräder oder sonstige fahrbare Untersätze, keine laute Musik.
Die freundlichen Bewohner strahlen Ruhe und Gelassenheit aus. Eine Gruppe Frauen sitzt und verarbeitet die Kokosnüsse zu Milch und Oel. Das Fruchtfleisch wird dann zum Kochen gebraucht.
Eine der Frauen führt uns zum Headman (Sprecher) und dieser dann zum Dorfoberhaupt, dem Chief. Er empfängt uns in seinem traditionellen Haus für die Sevusevu-Zeremonie.
Michi, der Sprecher, teilt uns mit, er und seine Familie seien vom Chief als Gastgeber bestimmt worden. In seinem Haus machen wir bei Zitronengras-Tee und feinem Kokosgebäck Bekanntschaft mit seiner Ehefrau Lani, eine Frau mit grossem Herz, weich und gelassen, und trotzdem das Familienoberhaupt.
Michi ist Holzschnitzer. Er begleitet uns zur Werkstatt, wo er gemeinsam mit anderen Holzschnitzern des Dorfes seinem Handwerk nachgeht. Die hier gefertigten Kunstwerke werden dann später nach Suva oder zu anderen grösseren Touristenorten gebracht und verkauft.
Wir kaufen verzierte Kava-Schüsseln, in welche die Handwerker «Lupina» und «Fulaga 2023» gravieren. Hier überreicht mir Michi meinen Kauf, in den er gerade die letzten Kerben geschnitzt hat.
Lani zeigt uns die Schule, an der aktuell etwa 70 Kinder unterrichtet werden. Es ist gerade Mittagspause. Neugierig werden wir Fremden von den Kinderaugen beobachtet. Fast etwas stolz reichen sie uns die Hand.
Am Dorfeingang ist eine Krankenstation. Die Pflegefachfrau Pua erklärt uns ihre Arbeit in den drei Dörfern der Insel und die häufigsten Krankheitsbilder. Das Material und die nötigen Medikamente kann sie monatlich in Suva bestellen. Ihr Gehalt und die Behandlungen werden vom Staat bezahlt. Ein Arzt praktiziert auf einer Nachbarinsel und kommt ab und zu vorbei. Sie kann ihn auch telefonisch um Rat fragen.
Wir stellen fest, dass Pua nicht so gut sieht. Pia bringt ihr am nächsten Tag eine Brille, die Pua ausprobiert und mit viel Freude entgegennimmt.
Auf dem Rückweg vom Dorf über die Insel zur Lupina. Rast auf dem einzigen Bänklein weit und breit.
Zurück auf der Lupina mit unseren Schätzen vom ersten Landgang.
Nach 2 Tagen vor Anker beim Dorf beschliessen wir, in eine andere Bucht zu verlegen. Wir wählen uns einen traumhaften Ankerplatz mit Sandstrand aus. Pia hüpft nach drei Wochen auf dem Trockenen sofort aufs SUP, Köbi und ich fahren an den Sandstrand, wo er die Drohne steigen lässt.
Während Köbi mit seiner Drohne tolle Bilder schiesst, geniesse ich endlich ein erfrischendes Bad im glasklaren Wasser an einem wunderschönen Sandstrand.
Am Sonntag machen wir uns auf zur Kirche. Ausgehölte Holzstämme dienen als Glocken. Die beiden Männer haben soeben die ganze Gemeinschaft zum Gottesdienst getrommelt (Bild). Wir lassen eine lange Droh- und Mahnrede vom Priester über uns ergehen, von der wir zwar kein Wort verstehen, aber seine Stimme und Gestik sprechen Bände.
Im Haus der Gastfamilie erwartet uns ein üppiges und köstliches Essen. Es wurde den ganzen Vormittag in dieser einfachen Küche von Lani zubereitet.
Wir sitzen mit der ganzen Familie, den Eltern, der Tochter und deren fünf Kinder, auf Matten und geniessen gefüllte Meerkrabben, Algensalat, Brotfrucht, Maniok, Süsskartoffeln und vieles mehr. Sämtliche Nahrungsmittel wachsen auf der Insel oder kommen vom Meer.
Mit vollem Bauch machen wir uns auf den Rückweg. Lani begleitet uns ein Stück.
Bei der Krankenstation werde ich gefragt, ob ich bei einer Patientin eine venöse Leitung legen könnte. Zum Glück helfen mir meine Afrika und Haiti Erfahrungen, in dieser etwas chaotischen Umgebung zurechtzukommen. Zum Dank schenkt sie mir eine kleine geschnitzte Kava-Schüssel.
Zurück auf der Lupina ist nun mal eine Siesta fällig

Gerne wären wir noch länger geblieben, aber Pia und Köbi wollen mir noch mehr zeigen, die Weiterreise ruft. Also heisst es am 18. September: Anker hoch! Bei Ebbe schlüpfen wir durch den engen Pass ins offene Meer. Wir sind unterwegs zur Insel Matuku, etwa 120 Seemeilen, bei gutem, achterlichem Wind. Meine zweite Nachtfahrt steht an. Die Wellen werden immer höher, über drei Meter, und die Lupina rollt mit im Mittel fünf Knoten durch die Nacht. Das Rollen begeistert mich gar nicht, Schräglage ist mir sympathischer. Der Anker fällt nach 21 Stunden in einer sehr windigen Bucht mit vielen Korallenköpfen. Beim Navigieren ist grosse Vorsicht angesagt. Ob der Anker hält mit Fall Böen bis zu 35 Knoten? Er hält….

Unser Ankerplatz auf Matuku vor dem Dorf Makadru. Wir liegen weit draussen vor Anker (Pfeil), die flachen Korallen erlauben kein Ankern näher am Ufer. Bei Ebbe zieht sich das Meer weit zurück.
Das Dorf Makadru

Wieder ist eine Sevusevu Zeremonie fällig. Diesmal ist sie kurz und bündig: der Dorf Chief ist abwesend, sein Sohn und ein Sprecher übernehmen diese Rolle und erlauben uns, die Insel zu erkunden. Viele Blumen und kleine Gärten schmücken dieses am Hang liegende Dorf. Auf einem betonierten Weg steigen wir zur Schule auf, da können wir für 40 Rappen eine Stunde lang vom Internet profitieren. Die Schüler sitzen in verschiedenen Klassenzimmern und schauen neugierig, wer da vorbeizieht. Ein Junge bringt uns auf Geheiss seiner Lehrerin freundlicherweise drei Stühle. Um 12 Uhr ertönen zwölf Schläge, von einem Knaben auf der Holztrommel geschlagen. Ruhig und diszipliniert strömen die Schüler aus den Klassenräumen. Einige gehen nach Hause, andere geniessen den Lunch vor Ort.

Nach einem Spaziergang über einen kleinen, holprigen Waldweg zum nächsten Dorf, geht es dem Strand entlang zurück zum Dinghi und dann auf die Lupina.

Trotz klarem Wasser und farbigen Korallenbänken in der Nähe schaffe ich es nicht, ins Wasser zu hüpfen. Der Wind bläst mir zu stark. «Beim nächsten Ankerplatz», sage ich mir. Aber es soll anders kommen. Die Wetterdaten zeigen für die nächsten Tage stark zunehmenden Wind. Die gemeinsame Entscheidung fällt, bereits am nächsten Tag zur Insel Kadavu aufzubrechen.

Der Abschied am nächsten Tag fällt uns leicht. Noch mehr Wind und schlechtes Wetter drohen. Jetzt noch ist die Lage günstig und wir haben Glück, die Sicht ist noch gut. Köbi manövriert uns sicher durch den Pass.

Unser nächstes Ziel ist die 90 Seemeilen entfernte Insel Kadavu. Meine dritte Nachtfahrt. Dauerregen und hohe Wellen machen uns das Leben schwer.

Die zunehmend schlechtere Sicht macht eine Durchfahrt durch einen der Pässe auf Kadavu zu gefährlich. Noch in der Nacht entscheiden wir uns, nach Norden abzudrehen und bis Suva, dem Hauptort von Fiji, zu segeln. Nach 24 Stunden ruppiger Fahrt fällt der Anker in der weiten, offenen, aber gut geschützten Bucht von Suva. Welch ein Unterschied, jetzt zwischen Fracht- und Fischerflotten zu ankern.

Der Himmel bleibt den ganzen Tag grau und verhangen. Immer wieder zieht Regen über uns durch. In den nächsten Tagen bleibt das Wetter wechselhaft. Unsere Landgänge bleiben kurz, immer aber führt der Rückweg durch die Bar des Royal Suva Yacht Clubs, wo Köbi ein Mitglied werden muss, damit wir den Dinghi Steg nutzen dürfen.

Am Samstag ist dann grosser Markttag. Den besuchen wir und staunen über die Anzahl Stände, etwa 370 an der Zahl, und die grosse Auswahl an Gemüse und Früchten.
So ist der Proviant Einkauf eine wahre Freude.
Beim Fischmarkt werden wir so richtig nass und warten bei einem Schwatz, dass sich der Regen beruhigt. Die Marktfrau erzählt uns, dass sie jeden Samstag mit dem Bus und voll beladen mit ihrer Ernte zum Markt fährt.
Gleich neben dem Markt ist die Kunsthandwerker Halle. Da freut sich das Auge, der Geldbeutel weniger. Aber wie soll man all diesen schönen Handarbeiten widerstehen? Bei einer sehr freundlichen Inderin, sie ist die vierte Generation, die in Fiji lebt, finde ich Handtasche, kleine Geschenke für meine Familie und einiges mehr.

Zwischen zwei Regengüssen flüchten wir ins Mac Donalds nebenan. Wir besichtigen noch eine katholische Kirche (wo gerade wunderschöne Gesänge von einer jungen Musiker Crew auf Tonband gebracht werden), dann ist unsere Motivation durchgenässt und wir kehren zur Lupina zurück. Natürlich will Köbi auf dem Weg dorthin in seine Royal Suva Yacht Club Bar.

Blick über die Marina – der Himmel ist grau und es regnet weiter. In der Bar sind wir im Trockenen. Zusammen mit anderen Seglern geniessen wir den Sundowner (diesmal aber definitiv ohne «Sun»). Um die Moral der Truppe zu bewahren, es regnet einfach immer noch, gönnen wir uns zum Abschied ein köstliches indisches Nachtessen.
Unser nächstes Ziel: in zwei Tagesetappen dem südlichen Ufer entlang und dann an der Westküste nordwärts Richtung Nadi. Aber das Wetter macht uns erneut einen Strich durch die Rechnung. Die Sicht für die Einfahrt in die Buchten unterwegs ist sehr schlecht. Mit einer weiteren Nachtfahrt, es ist bereits meine vierte, segeln wir direkt zur Momi Bucht im Südwesten von Fiji. Die Einfahrt durch das Riff bei Momi ist hier breit und tief und die Einfahrt zum Ankerplatz ist einfach.
Am frühen Vormittag fällt der Anker. Genau zu diesem Zeitpunkt beginnt sich das Wetter zu bessern. Wir bleiben aber den ganzen Tag auf dem Schiff und benutzen die Gelegenheit, die Bordapotheke der Lupina nach abgelaufenen Medikamenten zu durchforsten und mit meinem Fachwissen wieder mal Ordnung zu schaffen. Ich mach das gerne für die Lupina. Pia hält meine Informationen und Tipps in ihrer Medikamentenliste fest.
Am nächsten Tag ist die Sonne zurück. Lupina vor Anker in der Momi Bucht
Köbi hat auf seinen Karten einen Flusslauf durch die Mangroven entdeckt. Diesen wollen wir erkunden.
Die Flut ist am Sinken und hinterlässt einen in der Luft stehenden Mangrovenwald. Wir können sehr weit mit unserem Dinghi in den sich stark windenden Fluss vordringen, bis die Luftwurzeln uns schlussendlich die Weiterfahrt versperren.
Hmm – dumm gelaufen! Der Rückweg zur Lupina ist nun bei Ebbe versperrt. Eine grosse Sandbank stellt sich uns in den Weg.
Köbi weiss auch hier eine Lösung. Flugs ist er im knöcheltiefen Wasser und schleppt Dinghi und Frauen-Crew wieder ins tiefere Wasser.
Erleichtert, wieder mit dem Motor angetrieben zu werden, fahren wir mit dem Dinghi den Rest der Momi Bucht ab und finden im Süden ein Resort der Marriott Hotelkette. Vom Pool-Restaurant haben wir einen herrlichen Blick nach Nordwesten zu den Yasawa Inseln.
Zwei Tage später segeln wir, nun bei schönem Wetter zwar aber immer noch mit Starkwind, nach Nadi in die Bucht von Port Denarau (Bild). Da wir weit vom Ufer weg ankern müssen, werden unsere Dinghi Fahrten an Land bei starkem Wind zum nassen Vergnügen.
Wegen des ungemütlichen Windes fahren wir nur einmal nach Nadi zur Stadtbesichtigung. Unter anderem besuchen wir einen bekannten Hindi Tempel (Bild)
Die zurück gekehrte Sonne scheint Pia kreativ werden zu lassen
Nach 2 Tagen vor Anker bei Port Denarau meine letzten Segelmeilen: wir verlegen in die wunderschön gemütliche Vuda Point Marina.

Schon sind die fünf Wochen vorbei, es heisst Abschied nehmen von Pia, Köbi und Lupina. Es war eine sehr schöne und ereignisreiche Zeit. Einsame Buchten, Naturwunder, hübsche Dörfer und sehr freundliche Bewohner haben mein Herz und Auge erfreut. Wind und Wellen, Schräglage und rollige Fahrten tagsüber mag ich ganz gern. Nachtfahrten hingegen sind definitiv nicht mein Ding.

Im gemütlichen Restaurant der Vuda Point Marina geniessen wir unser Abschiedsessen

Von Herzen DANKE für diese schöne Zeit mit euch. Es war eine einmalige Gelegenheit, diese entfernte Gegend zu erkunden. Geduldig habt ihr immer meine Fragen beantwortet, ins Dinghi rein und raus geholfen und vieles mehr.

Wie immer werde ich euch im Kielwasser folgen und kann mir jetzt auch besser vorstellen, wie es sich in gewissen Situationen anfühlt.

Abschied von Fiji
Anmerkung der Lupina Crew: Nelly, wir haben uns sehr gefreut, dich an Bord haben zu dürfen. 722 segel- und wettertechnisch anspruchsvolle Seemeilen haben wir gemeinsam zurückgelegt und dabei tolle Abenteuer erlebt. Zusammen waren wir ein herrliches Trio und wir haben jede Minute mit dir genossen. Komm bald wieder!

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Harter Am-Wind Kurs auf ein Riff – Glück im Unglück

Im letzten Bericht habe ich versprochen, noch etwas vertiefter zum Auflaufen auf ein Riff mitten im Meer einzugehen.

Der Vorfall ereignete sich am 12.9.2023 auf unserer Fahrt von Vanua Balavu in den nördlichen Lau Inseln von Fiji Richtung Süden nach Vulaga.
Wir fuhren einen harten Am-Wind Kurs, mussten aber einmal aufkreuzen vor der Insel Lakeba, um die Durchfahrt zwischen den Insel Lakeba und dem Riff im Osten schaffen zu können. Im Bereich des roten Kreises ist eine Unregelmässigkeit vermerkt mit Steinen/Korallen, gemäss Karte aber mindestens 46 Meter tief. Gleich weiter südlich (am unteren Rand des roten Kreises) wieder ein Riff, das blau (weniger als 20 Meter Tiefe) und grün (kommt teilweise aus dem Wasser) eingetragen ist.

Es ist dunkle Nacht kurz nach 21 Uhr. Wir haben beide Segel stark gerefft und kämpfen uns bei 20 Knoten südöstlichem Wind gegen Süden. Wir wollen so gut wie möglich die östliche Höhe halten, damit wir auch die nächste Insel, Alwa Island, sicher umrunden können. Wir machen zwischen 4.5 bis 6 Knoten Fahrt und es scheint zu klappen. Eigentlich wollen wir die mit mindestens 46 Meter Tiefe eingezeichnete Untiefe östlich umfahren. Der Wind dreht aber wieder und wir entscheiden uns, westlich daran, also auf der Leeseite, vorbei zu segeln.

Unsere Fahrt durch die Untiefe (gelb). Der Ort der Grundberührung ist mit dem Pfeil markiert. Deutlich zu erkennen: die Tiefenangaben stimmen bei Weitem nicht.

Pia und ich sind beide im Cockpit und versuchen, in der Nacht etwas zu erkennen. Nelly liegt schlafend im Lee-Bett in der Mitte des Schiffes. Ich bin am Steuer und beobachten regelmässig den Tiefenmesser. Die Tiefe ist zu gross, der Tiefenmesser zeigt «out of range an». Plötzlich springt die Zahl kurz auf 10 Meter, und steigt dann scheinbar wieder an. Sofort drehe ich ab, aber leider zu wenig resolut. Denn ich bin immer noch am überlegen, was diese Sprünge des Messgerätes bedeuten sollen, als ein Ruck durch das ganze Boot fährt, begleitet von einem hässlichen Knirschen, Kratzen und rumpeln. Ächzend und mit leichtem Beben kommt das Schiff zum Stehen. Wir sind auf Grund gelaufen!! Die schlimmsten Gedanken schiessen durch den Kopf. Pia ist kreidebleich – ich wohl auch. Ich starte sofort den Motor, Pia schnappt die Schwimmwesten. Ich lege den Rückwärtsgang ein, drehe kurz etwas hoch. Es ächzt und knirscht wieder unter dem Bauch der Lupina. Die Geräusche schmerzen mir im Herz. Langsam dreht sich das Schiff quer zum Wind. Weil die Segel immer noch gesetzt sind und wir nun quer zum Wind zu stehen kommen, beginnt sich das Schiff zu neigen. Das ist unser Glück, denn dadurch wird der Kiel etwas angehoben und das Schiff löst sich aus dem Riff. Es beginnt ein gefühlt unendlich langsames Schleifen und Kratzen des Kieles über den Untergrund. Ich rufe Pia zu, mir die Lampe zu holen, damit ich vielleicht im Wasser sehen kann, wie das Riff verläuft. In diesem Moment richtet sich die Lupina auf und das hässliche Kratzgeräusch hört auf. Sind wir frei? Nein! Nochmals ein heftiges Kratzen und ein Schlag, der mir das Steuer aus den Händen reisst – dann sind wir frei. Ich verfolge unsere Position auf dem Bildschirm, lege den Vorwärtsgang ein und gebe leichten Schub vorwärts. Das Steuer kann ich bewegen und das Boot reagiert! Was für eine Erleichterung! Das Ruder und die Steuerung scheinen noch zu funktionieren. Ich steure das Schiff senkrecht zur vorherigen Fahrtrichtung und hoffe, dass es uns in tieferes Wasser bringt. Der Tiefenmesser zeigt 3 Meter an, immer noch Gefahrenbereich. Nach und nach nimmt die Tiefe zu, und fällt dann plötzlich über 100m ab. Gleichzeitig meldet Pia, unten im Schiff sei noch alles normal. Bei mir kommt erste Erleichterung auf.

In der Zwischenzeit ist Nelly, total erschreckt von den brutalen Geräuschen, aus ihrer Koje gehüpft, und hat wie Pia automatisch die Schwimmweste angezogen. Beide stehen mit bleichen Gesichtern im Niedergang und erwarten das Schlimmste. Aber wir haben Glück im Unglück. Die Lupina schwimmt wieder aufrecht und geräuschfrei. Die Steuerung funktioniert. Bevor ich aber Entwarnung geben kann, müssen wir kontrollieren, ob wir nirgends Wassereinbruch haben. Pia übernimmt von mir das Steuer, und ich öffne alle Bodenbretter und suche systematisch von vorne nach hinten alle Kammern ab. Ein riesiger Stein fällt mir von den Schultern: alles dicht, nirgends eine Spur von Wassereinbruch.

Da es dunkle Nacht ist, beschliessen wir, die Fahrt wie geplant fortzusetzen, und den entstandenen Schaden dann vor Anker an unserem Zielort auf der Insel Vulaga weiter zu untersuchen. Obwohl der Rest der Fahrt ruhig und ohne weitere Ereignisse verläuft, macht niemand von uns in dieser Nacht ein Auge zu.

Ein Tauchgang bei Tageslicht zeigt das Ausmass des Schadens: deutliche Einkerbungen vom Aufprall gegen das Riff vorne am Blei-Kiel
Kratzspuren unten am Kiel vom seitlichen Schleifen über das Riff
Leichte Beschädigung am Ruder unten. Vor allem die hintere Kante ist angekratzt
Bei der vorderen Kante des Ruders ist die Farbe zwar weg, aber die Struktur ist weitestgehend unbeschädigt
Die schlagartige Drehkraft, die beim Aufsetzen des Ruders auf dem Riff entstanden ist, hat ein starkes Moment auf das Übersetzungsgetriebe der Lenkung ausgeübt. Dadurch ist eine von insgesamt 3 Fundamentlaschen gebrochen …
… und bei einer zweiten Lasche ist die Schraube ausgerissen.
Vor Anker in Vulaga gelingt es mir, das Umlenkgetriebe mit einem Bügel behelfsmässig wieder zu fixieren. Definitiv können wir das dann erst in einem guten Yard reparieren.

Nun, wo ich die Ereignisse dieser Unglücksnacht zu Papier bringe, und wir unsere unterschiedlichen Wahrnehmungen mehrmals untereinander ausgetauscht haben, ist der grösste Schock vorbei. Unmittelbar am Tag nach dem Unglück habe ich die Behörden über die nicht richtig dargestellte Gefahrenstelle informiert. Ebenso habe ich den Lieferanten meiner Karten von unserem Erlebnis berichtet und verlangt, dass diese Stell auf den Charts korrigiert wird. Mit den relativ geringen Schäden an Ruder, Kiel und Steuerung sind wir sehr glimpflich davongekommen. Es hätte viel schlimmer ausgehen können. Es ist noch nicht lange her, da haben Freunde von uns ihr Schiff an einem Riff verloren.

Wir haben unheimlich Glück gehabt.

Und was lernen wir daraus?
– Reisevorbereitung: Google Maps / Bing Maps (Satellitenbilder) wenn immer möglich lokal speichern, so dass sie offline verwendbar sind. Mit Apps wie openCPN oder Alpine Quest können kritische Gebiete unterwegs aus der Vogelperspektive auf Gefahrenstellen untersucht werden.
– In der Nacht oder bei schlechter Sicht konsequent „komische“ Gebiete weiträumig umfahren – auch wenn es Aufkreuzen und mehrere Stunden Umweg bedarf.
– Dass wir uns nicht auf Seekarten (oder in unserem Falle Navionics Charts) verlassen dürfen, das wissen wir. In der Nacht schwierig! Also: schwierige Gebiete wenn möglich nur bei Tag befahren.
Falls jemand noch weitere hilfreiche Tipps/Anregungen hat, dann warten wir gespannt darauf.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Auf die Lupina zu Pia und Köbi – einmal um die halbe Welt nach Fiji

(Autor: Nelly Viret)

Sonntag, 27. August 2023, 11 Uhr, die Reise beginnt am Bahnhof in Vevey. Mich erwarten über 40 Stunden Flug- und Wartestunden: Genf-London-Hongkong-Nadi-Labasa. Etwas mulmig ist mir schon zumute. Zu meiner Überraschung geht die lange Reise um die halbe Erdkugel gefühlsmässig schnell.
Im kleinen Flieger von Nadi nach Labasa, 45 Minuten, offenbart sich mir ein erster Eindruck von Fiji. Vorgelagerte Koralleninseln, das erste Korallenriff und eine grüne Insel.
Nach der Landung halte ich aufgeregt Ausschau nach Pia und Köbi. Da steht schon Pia und winkt. Auch Köbi wartet in der Halle. Vor lauter Freude, Erleichterung und Müdigkeit kommen mir die Tränen.
Aber die Reise geht weiter. Mit dem Mietauto fahren wir noch 90 Minuten quer über die Insel, zur Ostseite nach Savusavu, wo die Lupina liegt. Die Landschaft ist wunderbar grün, mehrheitlich dicht bewaldet. Die Strasse ist etwas holprig und der höchste Punkt liegt bei etwa 650 Metern. Fast schon eine Passstrasse.
Zu meiner Freude gibt es einen kurzen Halt, um frischen Kokossaft zu geniessen.

Nach meiner Registrierung bei den Behörden und der Aufnahme auf die Crewliste geht es endlich mit der Fähre zur Lupina in der sehr schönen Nawi-Marina. Nach einem Begrüssungsdrink und einer feinen Pizza darf ich endlich ins Bett.

Noch im Bau, teilweise aber schon in Betrieb: die neue Marina Nawi Island in Savusavu
Mein Heim für die nächsten 5 Wochen: SY Lupina
In den nächsten Tagen kaufen Pia und ich frisches Gemüse und Früchte auf dem kleinen lokalen Markt, schlendern durch die Stadt, wo ich auch schon die ersten Geschenke für meine drei Töchter und Grosskinder finde. Abends geniessen wir Drei ein gutes Essen in verschiedenen Restaurants.

Am Donnerstag war sogar ein Arztbesuch für Pia nötig. Die Beiden haben sich einen Ring tätowieren lassen mit dem Resultat einer schlimmen Infektion, vor allem für Pia. Trotz einer gut ausgestatteten Schiffsapotheke und meinen täglichen Verbänden mit Antibiotikasalbe sah Pia’s Finger immer schlimmer aus, und eine orale Antibiotikabehandlung war unumgänglich. Nach 48 Stunden sehen wir schon eine deutliche Verbesserung.

Wir beschliessen, am Samstag zur Naidi Bay im Süden der Insel zu segeln. Dort verbringen wir eine leicht rollige Nacht.
Dafür ist der Sonnenuntergang einfach herrlich.

Sonntag, 3. September, es geht weiter nach Taveuni, wo wir eine ruhige Nacht verbringen und Kräfte sammeln für die Überfahrt in die Lau Inseln zum Vanua Balavu Archipel. Es wird eine Am-Wind Fahrt mit Aufkreuzen und meine erste Nachtfahrt überhaupt. Zum Glück weiss ich noch nicht, was mich erwartet. Gewöhnungsbedürftig diese Schräglage, auch wenn der Skipper und Pia mir einreden, dass es ein «angenehmer» Am-Wind Kurs sei. Alles geht gut bis die Bettzeit kommt. Nach zwei Stunden in der Bugkabine bekomme ich Platz- und Luftangst. Ich muss raus und kämpfe mich zu Pia durch, die Wache hält. Sie beschliesst, für mich das Lee-Bett im Salon mittschiffs zu richten. Tatsächlich schlafe ich dort etwa 4-5 Stunden. Ich möchte den Sonnenaufgang sehen, aber wie komme ich da bei der Schräglage wieder raus, ich fühle mich steif wie ein Brett, hänge im Netz und warte bis Köbi endlich runterkommt. Galant hilft er mir, aus dem Leebett heraus zu kriechen, während Pia einen Lachanfall bekommt. Ja, sage ich mir, ich bin definitiv zu alt für solche Fitnessprogramme morgens früh vor dem Kaffee!

Ordentlich Schräglage auf dem Weg zum Archipel von Vanua Balavu.
Es hat sich gelohnt, wir kommen nach 28 Stunden in der wunderschönen Bucht vor dem schmucken Dörflein Daliconi an.
Lupina ganz alleine vor Anker bei Daliconi, Vanua Balavu

Das Ankerbier schmeckt heute besonders gut. Und ich sehe meine erste Schildkröte direkt neben der Lupina. Wir beschliessen, erst am nächsten Morgen beim Dorfoberhaupt vorzusprechen. Das Sevusevu steht an, eine traditionelle Zeremonie, bei welcher der Besucher mit einem Geschenk (ein Bündel getrocknete Kava Wurzeln) den Chief bittet, in sein Dorf kommen zu dürfen.

Nach einer sehr ruhigen Nacht sind wir fit und gehen an Land. Köbi im Sulu.

Zwei Kinder führen uns zum Headman, dem Sprecher des Chiefs. Dieser zieht sich schnell den traditionellen Sulu Rock (wie Köbi) an und wir gehen gemeinsam zum Chief. Wir setzen uns im Kreis um diese zwei Männer und übergeben das Sevusevu (Kava). Nach der Begrüssung und Vorstellung murmelt der Sprecher etwas, was sich wie Gebete oder Lobreden für das Dorfoberhaupt anhört. Dieser antwortet mit «Vinaka», was «Danke» heisst. Wir sind nun als Dorfbewohner aufgenommen und bekommen die Erlaubnis, uns im Dorf frei zu bewegen.

Sevusevu Zeremonie beim Chief. Von rechts: Köbi, Headman, Chief mit 2 Grosskindern, Frau des Chiefs, Pia.
Der Sprecher begleitet uns bis zur Schule, die verlassen daliegt, es sind gerade Ferien. Zum Abschied schenkt er uns zwei Papayas.
Wir wandern bergauf, bergab, mit Ziel zum kleinen Flughafen. Nur Köbi schafft es dorthin. Pia und ich kehren nach einer Stunde zum Dorf zurück.
Zu unserer Freude kommt Köbi mit einer wunderbaren, riesigen Bananenstaude zurück. Er muss sie nicht mal selber tragen. Die Freundlichkeit und Grosszügigkeit dieser Bewohner rühren uns sehr.

Das nächste Ziel ist die Bay of Islands. Köbi steuert uns sicher durch eine eindrückliche Insellandschaft. Hut ab! Untiefen und pilzartige, mit Bäumen bewachsene Vulkansteine verlangen äusserste Vorsicht und Geschick. Traumhafte, fast unrealistische Welt. Überall ragen Vulkanbrocken aus dem Wasser. Ein richtiges Labyrinth. Wir ankern in einer Bucht, umringt von bewaldeten Vulkanfelsen.

Einfahrt in die Bay of Islands, die irgendwo hinter der grünen Barriere liegt. Aber wo ist der Durchgang?
Genauer Ausguck ist wichtig
Gemeinsam beobachten wir das Wasser auf Untiefen oder Korallen-Bommies
Wie ein Wunder öffnet sich hinter der Inselfront eine grosse, stark durchklüftete Bucht: die Bay of Islands

Wir begrüssen vier Yachten, die in anderen Buchten ankern und bekommen sogar einen eben aus dem Wasser gezogenen Fisch. Ein schmackhaftes Abendessen ist in Aussicht. Wir verbringen hier zwei ruhige Tage und erkunden die Umgebung mit dem Dinghi und Schnorcheln.

Erkundungstour im Dinghi
Inseln ragen wie Pilze aus dem Wasser
Schroffer Lava-Brocken. Deutlich sichtbar, die roten, eisenhaltigen Einschlüsse im Felsen
Köbi erkundet schnorchelnd eine der vielen Höhlen in der Bay of Islands (hier: Limestone Cave)
Am 9. September verlegen wir auf die andere Seite der Insel. Endlich darf ich wieder mal ans Steuer!

Nach drei Stunden Champagnersegeln fällt der Anker in der Bucht von Bavatu Harbour. Die einsame Bucht ist umgeben von hohem Vulkangebirge. Ein Yachtclub liegt verlassen da, der australische Besitzer kommt erst in zwei Wochen wieder. Ein Anlegesteg mit Holzboot dient einer Plantage (Farm) als Transport- und Versorgungsweg.

Am nächsten Tag steigen wir die 271 Treppen hoch auf das Hochplateau.
Der Hang ist steil zerklüftet und dicht bewaldet. Oben überrascht uns eine riesige Weidefläche und eine kleine Siedlung von 6 Häusern.
Sogar einen Laden hat es! Der Name sinnigerweise «The Sometime Store» (= «der manchmal Laden»)
Weidende Rinder – ein Bild wie bei uns in den Voralpen oder auf dem Jura

Wir treffen eine Familie, die auf der ebenfalls dem Australier gehörenden Plantage arbeitet. Nebst der Pflege von Kühen und Schafen ist sie für den Unterhalt der Weiden und des Weges zu einem wunderschönen Aussichtspunkt zuständig. Der Besitzer ist auch der Inhaber der Copra Shed Marina und besonders seglerfreundlich. Grossmütig gewährt er uns Seglern gerne Zugang zu seinem Grundstück. Wir marschieren los, zunächst über Weidewiesen, dann durch tropischen Wald auf einem schönen Weg. Köbi führt uns etwas im Kreis herum, aber schlussendlich sind wir da. Umwerfend diese Aussicht auf die Bay of Islands und das Riff. Der Spaziergang hat sich gelohnt.

Blick vom Plantage Outlook über die Bay of Islands
Zur Erholung fährt uns Köbi danach mit dem Dinghi in den Buchten umher bis zu einem Sandstrand. Zwei kleine Schildkröten flüchten und farbige Fische und Korallen erfreuen mein Auge beim ersten Schnorcheln.

Pia sitzt leider immer noch auf dem Trockenen, der Finger ist noch nicht ganz abgeheilt. Bei der Schleichfahrt durch die Mangroven begrüsst uns ein grosser Ammen Hai. Eindrücklich!!

Bei einem Poulet Yassa und dem traditionellen Brändi Dog, geht wieder ein wunderbarer Tag zu Ende.

Am 11. September segeln wir bei 15-18 Knoten am Wind nach Lomaloma. Auch hier besuchen wir das Dorfoberhaupt (Bild Mitte, ein Riese) für die Sevusevu Zeremonie.

Der Chief persönlich führt uns durch das Dorf von etwa 200 Einwohnern. Drei kleine Dorfläden bieten Konserven und diverse Lebensmittel an. Erst beim Letzten werden wir fündig. Frische Bohnen und einen Chinakohl, wir sind glücklich.

12. September, 8h25 Anker auf für die Überfahrt nach Fulaga im Süden. 136 Seemeilen Am-Wind bei bis zu 23 Knoten Wind aus OSO und zwei Meter hohen Wellen. Wir machen gute Fahrt bis etwa 21 Uhr. Vor uns eine heikle Passage zwischen zwei Inseln und in der Mitte eine Untiefe, die aber laut Karte mindestens 46 Meter tief ist.

Dem ist aber nicht so! Ein plötzliches, ohrenbetäubendes Kratzen, Knarren und Knirschen, als ob der Lupina der Bauch aufgerissen würde. Wir sitzen auf einem Riff! Mein erster Gedanke: Rettungsweste anziehen. Der Gedanke bei schwarzer Nacht und aufgewühltem Meer im Wasser zu landen jagt mir Angst ein. Köbi und Pia bleiben ruhig und konzentriert. Um uns herum herrscht rabenschwarze Nacht, ich verliere komplett die Orientierung. Nach weiteren zwei schrecklichen Kratzgeräuschen kann Köbi die Lupina aus den Korallen herausmanövrieren. Glück gehabt – es dringt kein Wasser ins Schiff, der Rumpf bleibt unbeschädigt!! Hoffen wir, dass Ruder und Kiel nicht allzu stark beschädigt sind. Die Steuerung funktioniert etwas knarrend, aber wir können weiter fahren. Das Adrenalin hält uns noch einige Zeit auf Trab.

Nach dem Zwischenfall am Riff versuchen Pia und ich lange vergeblich, im Salon bei immer noch ordentlicher Schräglage, Schlaf zu finden. Irgendwann gelingt es uns und wir schlafen tief und fest.

Um 7 Uhr früh drehen wir bei und geniessen ein köstliches Frühstück. Fulaga liegt vor uns, die Einfahrt in den Pass ist vor 12 Uhr 30 nicht möglich, also lassen wir die Lupina treiben.

Bei ansteigender Flut und nur noch schwachem Gegenstrom im Pass gelingt die Einfahrt ins Atoll von Fulaga ohne Probleme, obwohl der befahrbare Bereich im Kanal nach innen immer enger wird.
Fulaga – wir erreichen ein atemberaubendes Atoll, umringt von einer niedrigen Hügelkette und zahlreichen Vulkanbrocken, die überall pilzartig aus dem Wasser ragen.

Wir ankern mitten in einer Bucht. Gegenüber ist eine Fischerhütte, von wo aus ein Weg über den Berg zum Dorf führt. Da müssen wir hin mit unserem Kavabündel. Aber erst morgen. Heute haben wir keinen Bock darauf. Köbi taucht nach dem Ankerbier den Kiel und das Ruder ab. Zum Glück keine ernsthaften Schäden nach unserem nächtlichen Abenteuer. Kiel und Ruder sind angekratzt und das Blei am Kiel leicht verbogen. Nach all den Emotionen geniessen wir den Abend und schlafen alle Drei wie Murmeltiere die ganze Nacht durch.

Nachtrag von Köbi: wir werden über den Grundkontakt mit dem Riff im nächsten Bericht noch etwas ausführlicher berichten.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
(Wir sind Mitglied auf: noforeignland.com)

Fiji – erster Stopp: Savusavu

Am Morgen des 18. August 2023 heben wir hinter dem östlichsten Motu von Wallis den Anker und fahren unter Gross-Segel bei auslaufender Strömung durch den Pass.

Der angesagte Wind stellt sich tatsächlich ein. Wir haben über einen Grossteil der rund 360 Seemeilen langen Segelstrecke nach Fiji fast perfekte Verhältnisse: Wind mit 10-15 Knoten querab aufs Schiff und eine nicht allzu grosse Welle schräg von hinten. Wir machen gute Fahrt und zur Abwechslung verschonen uns die Squalls (Regengewitter) auf der ganzen Fahrt.

Wie immer setzt Pia beim Erreichen der Hoheitsgewässer eines neuen Landes, in diesem Fall von Fiji, die Gastlandflagge und die gelbe Quarantäne Flagge
Etwa 50 Seemeilen vor unserem Zielhafen Savusavu auf der Insel Vanua Levu dann ein besonderer Moment auf unserer nun schon über 5 Jahre dauernden Segelreise: am Sonntagabend, 20.8.2023, genau um 18:32 Uhr lokale Zeit überqueren wir den 180. Längengrad. Wir hatten 2018 unsere Fahrt in Brighton, also im Süden von London, beim 0. Längengrad begonnen. Damit haben wir jetzt mit unserer Lupina die Erdkugel genau zur Hälfte umrundet. Das Bild zeigt die Weltkugel einmal vom Nordpol gesehen, und einmal vom Südpol. Die rote Linie zeigt Längengrad 0, die grüne Linie Längengrad 180. Gelb die Segelstrecke von Lupina. Zwischen Panama und den Galapagos Inseln haben wir den Äquator überquert und segeln seither auf der Südhalbkugel.
Ganz unüblich: wir feiern diesen Moment der halben Weltumsegelung mit einem winzig kleinen Schluck Tahitischen Rum. Einen grösseren Schluck erhalten die Götter des Meeres, die uns bisher grösstenteils gut gesinnt waren. Ein Moment der inneren Freude und auch des Stolzes, den wir bei einem herrlichen Sonnenuntergang geniessen können.

Wir haben unsere Fahrt so geplant, dass wir am Montagmorgen in Savusavu eintreffen, um den Beamten der Einklarierungsbehörden das Wochenende nicht zu verderben und gleichzeitig teure Überzeitzuschläge einsparen zu können. Gegen Sonntagabend sind es bloss noch etwa 40 Seemeilen, die uns vom Ziel trennen. Wir können verlangsamen. Es stört uns daher auch wenig, dass kurz nach der Umschiffung der Insel Taveuni der Wind stark nachlässt. Bis Mitternacht schaukeln wir immer noch mit 3-4 Knoten Fahrt unserem Ziel entgegen. Als dann gegen 2 Uhr in der Früh der Wind komplett einschläft, darf endlich unser Kari (der Motor) wieder mal ran. Zufrieden brummend schiebt er unsere Lupina durch das Wasser. Kurz nach 8 Uhr erreichen wir die Copra Shed Marina in Savusavu: wir sind am Ziel

Die berühmte Copra Shed Marina von Savusavu auf der Insel Vanua Levu, Fiji
Wir vertäuen unsere Lupina an einer Boje der Copra Shed Marina, direkt vor Savusavu, und warten auf die Behörden für die Einklarierung. Savusavu ist eine Kleinstadt mit rund 7’000 Einwohnern. Seit dem 19. Jahrhundert ist Savusavu eine für Vanua Levu wichtige Hafenstadt. Bekannt ist Savusavu durch seine Thermalquellen, als Yachthafen und als Tauchgebiet.
Gegen 10 Uhr kommt die Gesundheitsinspektorin an Bord. Seit der Covid Zeit ist dieses Amt fast überall aufgewertet worden. Erst wenn Schiff und Crew vom gesundheitlichen Standunkt als gut befundet sind, darf die gelbe Quarantäne Flagge entfernt werden. Dies gilt für die anderen Beamten als Zeichen, dass sie jetzt ungefährdet an Bord kommen können, um ihr Amt auszuüben. Im Bild (von links) der Mann von der Biosecurity (Agrarbehörde, kontrolliert ob wir irgendetwas an Bord mitführen, das die Natur der Insel gefährden könnte, wie zum Beispiel ungewollte Pflanzen, Parasiten, Mäuse, Ameisen, etc.), die sehr kompetente Beamtin vom Zoll, die nette Lady und ihr Begleiter von der Immigration.
Die Beamten kommen rund 2 Stunden nach der Gesundheitskontrolle an Bord und knapp 45 Minuten später sind wir provisorisch einklariert. Provisorisch? Ja, die Gesundheitskontrolle und die Überprüfung unseres Schiffes auf nicht gewollte Parasiten und Pflanzen sind gebührenpflichtig – in bar. Zum Entrichten dieser Gebühr muss man zuerst an Land, lokale Währung besorgen, dann zum Spital laufen (1.5 Kilometer, die Gebühr ist mit rund CHF 75 hoch und wahrscheinlich ein Überbleibsel von der Covid-Kontrolle) und danach bei der Agrarbehörde ebenfalls den Obolus entrichten. Erst jetzt, mit den entsprechenden Belegen in der Hand, geht’s abschliessend wieder zum Zoll, wo wir nun den definitiven Einklarierungsstempel erhalten. Somit haben wir innerhalb eines halben Tages schon die ganze Kleinstadt abgelaufen. Die Bewilligung, Fiji besegeln zu dürfen und andere Inseln anzulaufen erhalten wir erst 2 Tage später von der Zollbehörde.
Ob diese Frauen wohl über die Herkunft unserer Lupina (Bildmitte) diskutieren oder über das noch schwimmende, aber stark vernachlässigte Schiff mit seinem gebrochenen Mast?
In Stadtnähe ist das Gelände nur am Ufer entlang flach. Die restliche Gegend um Savusavu herum zeigt sich stark zerfurcht und hügelig. Die Häuser sind meist mit Blechdächern versehen, entweder als Flachdach ausgebildet oder, wie hier im Bild, mit traditionellen Steildächern. Zwischendrin: viel intensives Grün in allen Variationen.
Oftmals sind auch die Wände der Häuser aus Wellblech gefertigt. Eine Isolation gegen Kälte braucht es natürlich nicht.
Blick über die Bucht von Savusavu und die vorgelagerte Insel Nawi, wo vor kurzem eine neue Marina aus dem Korallen- und Vulkangestein gebaggert wurde und nun bereits teilweise in Betrieb genommen ist.
Wie die meisten Inseln von Fiji ist auch Vanua Levu vulkanischen Ursprungs. Die Vulkane sind mittlerweile erloschen, aber immer wieder trifft man auf Hinweise bezüglich des heissen Untergrundes, über dem die Inseln lagern. Wie hier: heisse Quellen, die Nakama Hot Springs. Aus dem Boden tritt kochendes Wasser (98°C warm) an die Oberfläche. Auch heute noch werden diese Quellen zum Kochen benutzt. Beim Strandwandern entlang der Bucht von Savusavu ist es ratsam, vorsichtig zu sein: auch hier gibt es immer wieder Stellen, wo heisses Wasser aus dem Sand sichert.
Arbeit auf der Lupina und Erinnerung an den fürchterlichen Ankerplatz im Hafen von Aitutaki (Cook Islands). Da hatte sich ein auf dem Hafengrund liegender Draht in der Kette verfangen. Beim Einholen der Kette hat er sich ins Kettenrad verdreht und die Kette mitgezogen. Dabei wurde ein Kunststoffteil (Kettenteiler), welches dafür sorgt, dass die Kette vom Rad abgestreift und in den Ankerkasten geschoben wird, abgebrochen. Zum Glück haben wir ein neues Kettenrad mit neuem Kettenteiler aus Metall an Bord. Wir können die Reparatur in Angriff nehmen.
Beim Einklemmen der Kette wurde eine Schraube abgebrochen. Von einem anderen Schiff kann ich Werkzeug auftreiben, um den Schraubenrest aus dem Gewinde zu holen und das Gewinde von M5 auf M6 zu erweitern (die alten M5 Schrauben sind beschädigt, die neu mitgelieferten Schrauben sind aber M6. Neue M5 Schrauben kriegen wir trotz langem Suchen in Savusavu leider nicht)
Das alte Kettenrad wäre noch brauchbar, ich ersetze es aber mit dem Neuen.

Nicht bebildert, weil ich mich in dem Moment, wo es passiert, fürchterlich ärgere: beim Schneiden des letzten von 3 Gewinden bricht der Gewindebohrer ab. Unmöglich für mich, den im Sackloch steckenden Rest des Gewindebohrers wieder herauszudrehen. Das würde ja noch gehen, der Deckel hält auch mit einer Schraube weniger. Was mich aber am meisten ärgert ist die Tatsache, dass ich ein Werkzeug beschädigt habe, das nicht mir gehört. Mit hängenden Ohren und innerlich vorbereitet auf rügende Worte des Eigentümers bringe ich das Werkzeug am Abend zurück. Schön seine Reaktion: «Oh! Gewindebohrer sind Verbrauchsware, die gehen gerne mal kaputt», meint er lachend und ist mit meiner Einladung zum Sundowner in der Marina Bar mehr als zufrieden.

Wir wollen in den nächsten Wochen Fiji besegeln. Es gibt 332 Inseln!! Auf den meisten dieser Inseln, die zwar nicht alle bewohnt sind, werden noch die ursprünglichen Traditionen gepflegt. Dazu zählt, dass ein Besucher den «Chief» um Erlaubnis fragen muss, im Gebiet seines Dorfes ankern und das Land betreten zu dürfen. Dies geschieht mit einer speziellen Zeremonie, zu der auch Kava Trinken gehört. Es herrschen strenge Regeln, was die Bekleidung betrifft: keine Sonnenbrille, keine Kopfbedeckung, Knie und Schultern müssen bedeckt sein. Ich könnte mir ein paar lange Hosen aus dem Bauch der Lupina graben, entscheide mich aber, die lokale Tradition zu respektieren: Männer tragen Sulu!
Wir wagen uns auch an eine weitere Tradition. Wie in allen polynesischen Ländern ist auch hier das Tätowieren eine alte Tradition. Wir möchten schon länger einen Fingerring tätowieren lassen (die Verletzungsgefahr mit einem Metallring am Finger auf dem Schiff wäre zu hoch). Wir nutzen nun die Gelegenheit in Savusavu. Pia’s Gesichtsausdruck sagt alles: diesmal kommt das Tattoo nicht gut. Wir fangen uns beide eine tüchtige Entzündung ein – auch 5 Tage danach ist die Wunde noch offen. Schlechte Arbeit, ungenügende Hygiene, zu tief gestochen oder unverträgliche Tinte – wir wissen es nicht.

Nach einer Woche an der Boje vor der Copra Shed Marina verlegen wir in die neue Nawi Island Marina an den Steg. Dort wird auf der Lupina geputzt, gewaschen, umgepackt und Platz geschaffen: wir erwarten Nelly, unsere Teilzeitmatrosin, die schon zum 3. Mal auf der Lupina anheuert. Wir wollen sie an einem Steg empfangen, so dass das Einleben für sie auf dem Schiff etwas angenehmer ist.

Jeden Abend sitzen die Angestellten der Nawi Island Marina zusammen und geniessen eine Runde Kava.
Jetzt sind wir bereit, Nelly kann kommen! Mit ihr zusammen wollen wir die nächsten 5 Wochen den östlichen Teil von Fiji, die Lau Inseln besegeln und dann mit Zwischenstopps über die Inseln im Zentrum an die Nordküste von Viti Levu, der Hauptinsel von Fiji, gelangen.
Am Dienstag, 29.8.2023, ist sie eingetroffen: Nelly, die Seglerin, die bisher mit uns etwas Pech hatte. Nie viel Wind, eher langsame Passagen, viele davon auch unter Motor (Las Perlas in Panama). Das Gebiet hier verspricht definitiv mehr Action. Ist sie so seetauglich, wie wir meinen? Gelingt uns auch mal eine Fahrt bei Starkwind? Wie schläft sie an einem rolligen Ankerplatz oder während einer Nachtfahrt? Sie wird es euch selber erzählen – im nächsten Bericht. Den Schreiberling freut’s: er geniesst die Pause :))
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Wallis – das unbekannte Paradies Mitten im Pazifik

Ein letztes Bild mit der Bedienung von unserem Lieblingsrestaurant direkt beim Dinghi-Steg in Apia (Samoa). Wir verabschieden uns für die Weiterreise.

Am 28.7.2023 frühstücken wir gemütlich noch am Anker in Apia und dann geht’s los ins Ungewisse. Die Wettervorhersagen sind uneinheitlich wie nie. Von viel Wind bis kein Wind, von Gegenwind bis Rückenwind ist alles dabei. Wir benutzen 6 verschiedene Quellen für das Segelwetter, und jede prognostiziert etwas Anderes. Zumindest ist nichts Gefährliches vorausgesagt und wir nehmen die Weiterreise gegen Westen in Angriff. Unser Ziel: das Archipel Wallis, rund 250 Seemeilen liegen vor uns. Der erste Tag Segeln ist herrlich: schönes, sonniges Wetter und starker, achterlicher Wind, der uns schnell vorwärts bringt. Zuerst entlang der Nordküste von Upolu und dann entlang der Südküste von Savai’i, (beides Samoa) gewinnen wir schnell Distanz auf unserer Fahrt. Ganz anders der nächste Tag!

Schon in der in der Nacht ziehen dicke Wolken auf, Wind und Wellen nehmen deutlich an Stärke zu.
Wir sind zwar immer noch zügig unterwegs, aber der Himmel über uns ist komplett dicht und es schüttet fast den ganzen Tag in Strömen. Wir sind froh, auf einem Schiff zu sein. Wäre diese Menge Regen an Land gefallen, hätte es garantiert Überschwemmungen gegeben.

Was uns mehr zu schaffen macht sind die immer höher werdenden Wellen, welche die Lupina kräftig hin und her rollen lassen. Es scheppert und knackt in ihrem Bauch. Pia hat zum Glück alles gut verstaut und gepolstert. Zur Überraschung des Skippers (der Schreiberling) geht auf der Fahrt nichts zu Bruch.

Das Einzige, was aussteigt, ist leider das Gerät, das unsere Reise für euch aufzeichnet – es hat einfach ohne Vorwarnung aufgehört, Daten zu senden.

In der letzten Nacht dreht der Wind dann noch für eine gute Stunde heftig auf, aber immer noch machen wir gute Fahrt. Erst ein paar Stunden vor dem Ziel lassen die Wellen nach, der Himmel hellt sich etwas auf und bei uns setzt sich die Gewissheit fest: ja, bei diesen Bedingungen können wir die Einfahrt in den nicht ungefährlichen Pass von Wallis wagen.

2 Stunden vor Ebbe rollen wir unsere Segel ein und lassen uns langsam vor dem Wind der Südküste des Atolls von Wallis entlang treiben. Pia nutzt diese Gelegenheit und setzt die Gastlandfahne und die Gelbe Q-Flagge (Zeichen für Quarantäne)
Wie erwähnt ist der Pass ins Atoll von Wallis nicht ungefährlich. Mehrere Wracks bezeugen das eindeutig. Wir sind froh, dass er uns harmloser empfängt, als wir gelesen haben. Die gut 3 Meter hohen, brechenden Walzen links und rechts neben uns lassen aber erahnen, dass bei falscher Planung, ungeschickter Kurswahl oder bei grösseren Wellen Gefahr droht. Genau bei «Slack Water» (die Strömung im Pass kommt zum Stillstand) gleitet Lupina mit über 5 Knoten Fahrt sicher und ruhig ins Atoll. Wallis – wir sind angekommen!

Heisst es «im» Wallis oder «in» Wallis? Kommt drauf an, wo du bist! Bist du in der Schweiz und reist in das südwestliche Gebiet der Schweiz, dann bist du «im» Wallis. Landest du mit einem Segelschiff auf einem gleichnamigen Inselatoll mitten im Südpazifik, dann bist du «in» Wallis. Obwohl den gleichen Namen – zu tun haben sie nichts miteinander. Einzig, die Landesflagge ähneln sich: weisses Kreuz auf rotem Grund, wobei das Kreuz hier auf der Insel aus 4 Dreiecken geformt ist.

Gelb das Wappen des Königreiches Uvea (auf Wallis gibt es insgesamt 3 Königreiche: Uvea ist die Hauptinsel). Rot mit weissem Kreuz die Farben von Wallis. Um die Verbundenheit zu Frankreich zu bezeugen, ist noch dessen Hoheitszeichen auf der Flagge integriert worden. Wie Französisch-Polynesien ist Wallis und seine Nachbarinsel Futuna ein Überseegebiet von Frankreich. Die offiziellen Sprachen sind Wallisisch (ein Polynesischer Dialekt verwandt mit der Sprache von Tonga) und Französisch.
Heute leben rund 8’300 Menschen im sehr fruchtbaren Atoll. Es erinnert uns stark an Gambier (Franz.-Polynesien). Auch hier gibt es eine Hauptinsel, Uvea, und etwa zwei Dutzend kleinere, vorgelagerte Inseln. Alles schützend umgeben von einem breiten Korallenriff: aussen tobt die donnernde Brandung, innen lockt eine mit allen erdenklichen Blautönen schimmernde Lagune zum erfrischenden Bad, Schnorcheln oder Tauchen. Fast in allen Windlagen zuckelt unsere Lupina friedlich an ihrer Ankerkette im ruhigen Wasser.
Vor rund 1’000 Jahren wurde Wallis von Tonga aus erobert und bevölkert. Im frühen 17. Jahrhundert entdeckten Holländische Seefahrer das Archipel als erste Europäer. 1767 wurde es durch Samuel Wallis (dem späteren Namensgeber für das Atoll) für die Engländer beansprucht. Die offenbar nachhaltigste Eroberung aber gelang Französischen Missionaren ab 1837, deren pompösen Zeugnisse in Form imposanter Kirchen sich überall auf der Insel finden. Im Bild die Kathedrale Notre Dame de l’Assomption, welche in Hauptort Mata Utu direkt neben dem königlichen Palast steht.
Die dicken Mauern aus Lavasteinen und ein Dachstock aus Mahagoni Holz geben dem Inneren der Kathedrale ein schlichtes aber solides und irgendwie edles Erscheinungsbild.
Die grösseren Orte und der Flughafen sind mit gut unterhaltenen, geteerten Strassen verbunden. Entlang der Küste wartet aber noch viel Fahrspass auf den Skipper.
Das Küstenbild der Hauptinsel Uvea ist stark geprägt durch den Wechsel von Ebbe und Flut, deren Differenz bei Springflut bis zu 1.6 Meter beträgt. Da die Uferzone vielerorts sehr flach ausgebildet ist, muss das Anlanden mit dem Schiff immer nach den Gezeiten geplant werden. Nur bei Flut gelangt man bis ans Ufer.
Bei Ebbe liegen die Schiffe trocken. Das ist auch für unsere Landgänge von Bedeutung. Wir planen diese immer so, dass wir bei der Wegfahrt immer mindestens so viel Wasserhöhe vorfinden, wie wir beim Anlanden hatten. Würden wir das mal verpassen, drohen ein paar hundert Meter mühsames Dinghi Tragen und Ziehen über schlammig-steinige Uferzone.
Wie auf anderen Inseln finden wir auch auf Wallis ein Mix zwischen modernem Leben und alter, überlieferter Kultur. So bewegen sich die Leute heute einerseits mit neueren, protzigen 4×4 SUVs, beschäftigen sich mit Mobiltelefonen und verdrücken Fast Food, und andererseits fahren sie fast täglich mit ihren Pirogen raus aufs Meer, verbringen das Wochenende wie früher unter freiem Himmel auf einer der vorgelagerten Inseln, oder gehen altem Handwerk nach. Hier zum Beispiel liegt eine Piroge, die nach alter Kunst aus Holz gefertigt wurde.
Im Detail dann kommen aber doch neuere Techniken dazu: der Holzbalken dürfte mit einer modernen Säge zugeschnitten sein, und Draht wurde früher sicher nicht verwendet. Aber immerhin: man versucht, sich an die alten Traditionen zu erinnern und sie weiter leben zu lassen.
Wohnhaus auf dem Lande. Meist ein einfacher, grosser Raum zum Schlafen. Gelebt und gekocht wird oft unter einem mit Blech bedeckten Unterstand.
Das Flughafengebäude von Wallis. Auch hier nimmt die Architektur die traditionellen Formen auf und kombiniert diese mit modernen Baustoffen und Technologien.
Für uns nicht nachvollziehbar: auf Schritt uns Tritt stossen wir auf riesige Kirchen, die Platz für 500 bis 1000 Personen bieten. Alle mit mehrstufigem, dominierendem Glockenturm. Wir wissen zwar, dass die Leute auf Wallis, wie auch auf vielen anderen Polynesischen Inseln, sehr religiös sind und dass die Bevölkerungszahl früher einiges grösser gewesen sein dürfte. Aber so viele Kirchen!?! Und es werden noch mehr gebaut!! Bild: Eglise Saints Pierre & Paul bei Vaitupu
Chapelle de Lausikula im Ort Vaimalau
Église du Sacré-Coeur beim Dorf Lavegahau

Uns fällt auf, dass die Einheimischen sehr oft abends oder übers Wochenende mit eigenem Boot oder Taxi-Boot auf eine der zahlreichen Inseln im Atoll fahren und dort ein Leben in der einfachen Natur geniessen. Eindeutig die meiste Zeit verbringen sie sitzend oder liegend im klaren Meerwasser. Natürlich wird auch viel gegessen und im kühlenden Schatten unter dem Laub der Bäume gedöst.

Wie vielerorts in Polynesien sind auch die Walliser sehr religiös. Nebst Essen, Baden und Schlafen wird ein wesentlicher Teil der Freizeit auch damit verbracht, die auf jeder Insel vorhandenen Anbetungsstätte zu pflegen und zu huldigen.
Fort Talietumu – eine prächtige Festung aus Lavasteinen mitten im Urwald, gebaut im 15. Jahrhundert zur Zeit der Herrschaft von Tonga.
Fast alle Inseln und Archipele in Polynesien haben vulkanischen Ursprung. Bei einigen Inseln merkt man kaum noch etwas davon, bei andern sind die Spuren deutlich sichtbar. Hier auf der Hauptinsel von Wallis hat es mehrere eingefallene Krater, die mit Wasser gefüllt sind. Der Lac Lalolalo ist mit seinen 400 Metern Durchmesser und 80 Metern Wassertiefe im Krater das imposanteste Beispiel.
Wir suchen vergebens einen Berg (die höchste Erhebung, Mont Lula Fakahega, ist bloss 151 Meter hoch), um die Aussicht zu geniessen. Da aber ist alles überwachsen mit Bäumen und Sträuchern. Den besten Weitblick geniessen wir von der Strasse, die quer über die Insel führt. Lupina liegt direkt vor der mittleren Insel in 10 Meter tiefem Wasser.
Lupina vor der Insel Fugalei. Es herrsch gerade Ebbe. Bei Flut steigt das Wasser um bis zu 1.6 Meter und überflutet das ganze Gebiet bis zum Waldrand der Insel. Wir sind meist das einzige Schiff vor Anker. Schiffe kommen leider sehr selten vorbei auf Wallis. Gemäss Zollbeamten sind wir dieses Jahr das 19. Schiff. Obwohl jetzt gerade die beste Saison wäre, befinden sich während unseres fast 3 wöchigen Aufenthaltes insgesamt nur 5 weitere Yachten hier.
Wir sind erkundungslustig und wechseln den Ankerplatz alle paar Tage. Am besten gefällt es uns eindeutig am Aussenriff. Das Riff (heller Bereich), hinter dem unsere Lupina sicher vor Anker liegt, ist zwischen 100 bis 300 Meter breit. Bei Ebbe fällt der Wasserspiegel im Bereich der Brandung bis auf die Riffkante. Bei Springflut wird diese von der Brandung gut um 1.6 Meter überspült. Überflüssig zu erwähnen: das Wasser ist absolut glasklar, die Sicht beim Schnorcheln ist deutlich über 50 Meter weit.
Lupina vor Anker bei der Insel Nukuhifala. Die dunklen Flecken im Wasser sind Korallen, wunderschön zum Schnorcheln. Im hellen Riffbereich ist leider vor ein paar Jahren alles durch einen Zyklon zerschlagen und abgebrochen worden.
Ein paradiesischer Ankerplatz – und auch das Wetter spielt seit einigen Tagen wieder perfekt mit.
Unser Alltag vor Anker: nach dem Frühstück zuerst Kopfarbeit (Berichte schreiben, Video schneiden, Lesen, Wetter studieren, usw.) und wenn es langsam zu heiss wird ins Wasser oder ins Dinghi und die Welt unter und neben uns erkunden. Hier zum Beispiel sind wir auf einem Spaziergang um eine der Inseln auf dem Riff. Am Nachmittag etwas Arbeit auf dem Boot (Unterhalt und kleinere Reparaturen) und immer wieder Abkühlen im Wasser (die Luft ist 30-32°C, das Wasser 28°C). Pünktlich zum Sonnenuntergang dann einen (oder für den Skipper manchmal auch 2) genüsslichen Sun-Downer.
Idylle am Ankerplatz

Im Dorf werden wir immer wieder auf ein «Festival» angesprochen, das jedes Jahr am 15. August, zu Maria Himmelfahrt, stattfinden soll. Irgendein Plakat oder öffentliche Information dazu finden wir nicht. Wir beschliessen kurzerhand, unsere Weiterfahrt um ein paar Tage zu verschieben und selber herauszufinden, was es mit diesem «Festival» auf sich hat.

Schon früh um 7 Uhr geht es mit einem Gottesdienst in der grossen Kathedrale von Mata Utu los.
Wir sind, wie es sich für anständige Schweizer gehört, ein paar Minuten früher auf dem Platz und sehen, dass vor dem Pfarrhaus neben der Kirche ein reges Treiben herrscht. Sehr viele Pick-Up Trucks wuseln da hin und her. Wir gehen näher: schätzungsweise gegen die 100 Schweine werden in Reih und Glied auf dem Vorplatz gelegt. Meistens liegt darunter ein Korb aus Kokosblättern geflochten, gefüllt mit allerlei Gemüse. Im ersten Moment sind wir geschockt ob der vielen toten Tiere. Wir stellen fest, dass sie ausgeweidet und bereits vorgegart sind. Ihr Bauch ist mit diversen Gemüsen und Gewürzen vollgestopft.
Nebst den geschlachteten Schweinen sind auch etwa 10 lebendige Schweine (riesige Tiere!) in Käfigen auf dem Platz. Wir fragen uns, was mit den vorgegarten und mit diesen lebenden Schweinen nun wohl passieren wird?
Aber zuerst der Gottesdienst, welchen Hochwürden, mit vornehmer Verspätung von etwa 20 Minuten unpünktlich beginnt. Die meist sehr melodiösen Chorgesänge erfüllen den Innenraum der Kathedrale mit sehr eindrücklichem, und unter die Haut gehenden Klänge.
Nach dem Gottesdienst, der gut eineinhalb Stunden dauert, verschieben sich die Aktivitäten zum Festplatz vor dem Pfarrhaus. Hier findet als nächstes die Kava Zeremonie statt.
Bei der Kava-Zeremonie geht es darum, den Kopf freizumachen für gute und positive Gedanken. Das Getränk entspannt, benebelt ein wenig, dämpft die Geschmacksnerven im Mund und besänftigt wilde Gemüter, macht müde. Das Getränk wird aus Pulver und Wasser nach einem genau vorgegeben Protokoll, das von Vater auf den Sohn weitergegeben wird, zubereitet. Im Bild ist der Mann, der seine beiden Arme noch oben hält, der Kavamischer. Die Zubereitung, die uns stark an eine spirituelle Handlung erinnert, dauert rund eine halbe Stunde.
Serviert wird Kava in Kokosnussschalen von speziell dazu auserlesenen Männern (stehend). Zuerst trinkt der König seine Ration. Auch dies geschieht nach einem speziellen Ritual. Wer als Nächster an der Reihe ist, wird vom König bestimmt. Über seinen Sprecher wird jeweils der Name des Begünstigten an die Träger zugerufen.

Bis alle Mitglieder der königlichen Familie, alle Kleriker, die Ehrenmänner und alle Ehrengäste ihr Kava getrunken haben verstreicht viel Zeit. Geduldig sitzen die Besucher am Boden und verfolgen das Geschehen. Stehen darf man nicht, einen Hut tragen auch nicht. Inzwischen haben wir erfahren, dass die Schweine auf dem Platz von Leuten aus den umliegenden Gemeinden gespendet sind. Der König verschenkt diese nun, auch wieder über seinen Sprecher (der König redet nie direkt zu seinen Untertanen), an die Bevölkerung. Dazu schreitet eben dieser Sprecher mit einem Mikrofon bewaffnet die Reihen der Schweine ab und liest den Namen des Beschenkten von einem Zettel ab, der dem Schwein angeheftet wurde.

Nach der Zuteilung der Schweine an die Bevölkerung beschenken die Einwohner der umliegenden Dörfer in einer farbenfrohen Parade den König mit allerlei Gaben: Gemüse, Früchte, Handwerk, Blumen …
… und mehreren noch lebenden Ferkeln (den Tierschützern unter uns blutet das Herz – aber so wurde es wohl auch bereits zur Zeit der Seefahrer gemacht).
Und endlich gibt’s Frühstück! Wir wussten, dass es dies für die Bevölkerung gibt. Aber dass wir sooo lange ausharren müssen, es ist mittlerweile gut 11 Uhr, damit haben wir nicht gerechnet. Nun, wir werden wirklich fürstlich verköstigt und das Knurren in unserem Bauch kommt rasch zum Verstummen! Die Kirchgemeinden der umliegenden Dörfer haben einen sehr üppigen und nahrhaften Brunch zusammengestellt.
In der Zwischenzeit werden die Schweine wieder auf Pick-Up Trucks geladen und zu den Beschenkten nach Hause gebracht. Dort werden sie noch am selben Tag im Erdofen weiter gegart und dann am Abend mit Freunden verdrückt. Der Platz ist also wieder frei für Tanzvorführungen, auf die wir gespannt gewartet haben. Für einmal werden wir leider enttäuscht, oder unsere Erwartungen waren einfach falsch. Weit über eine Stunde lang bewegen sich die Tänzer zum immer gleichen Rhythmus mit immer gleichen Bewegungen. Speziell vielleicht: die zuschauenden Frauen und die Ehrengäste schreiten mit Stolz erhobenen Häuptern und dick gefüllter Brieftasche zwischen die Tänzer und stecken ihren Favoriten Geldnoten zu – fast wie beim Table-Dance! Als nach über einer Stunde die zweite Tanzgruppe aufs Feld marschiert, marschieren wir von dannen.

Der Umweg über das Archipel Wallis hat sich mehr als gelohnt. Wir könnten problemlos noch einige andere Ankerplätze in der Lagune ausprobieren. Aber nach knapp 3 Wochen auf Wallis ruft das offene Meer (oder genauer gesagt Nelly, unsere bewährte Matrosin! Sie wartet am 29. August auf uns). Wir sind bereit für die Weiterreise. Unser nächstes Ziel, Fidschi (auch Fiji geschrieben), liegt rund 370 Seemeilen südwestlich von Wallis. Wir brauchen also ein Wetterfenster, das uns für 3 Tage guten, stabilen Wind aus östlicher Richtung verspricht. Ab Freitag scheint ein guter Zeitpunkt zu sein.

Stimmt diesmal die Wettervorhersage? Die Strecke ist berüchtigt für Störungen und Wellen, dazu lauern vorgelagert diverse Korallenriffe und Untiefen. Zum Glück konnte ich unser Tracking-Gerät in der Zwischenzeit wieder zum Funktionieren bringen, so dass du unsere Fahrt wieder online mitverfolgen kannst. Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Samoa – nichts ist wichtiger als die Familie

Samoa’s Geschichte Kurzversion: 
Um Samoa, das aus 3 grossen und ein paar kleinen Inseln besteht, haben sich ab dem 18. Jahrhundert ein paar Kolonialmächte gezankt. Heute ist der östliche Teil von Samoa noch unter dem Joch (Amerikanisch Samoa), während der westliche Teil seit 1962 unabhängig ist.

Samoa’s Geschichte Normalversion:
Samoa wurde im Jahre 1722 erstmals offiziell von Europäern entdeckt und entwickelte sich in der Folge bald zu einem wichtigen Stützpunkt auf dem Handelsweg von Panama nach China und Australien. Ab dem frühen 19. Jahrhundert setzte ein regelrechtes Seilziehen um die Vorherrschaft über Samoa ein. Nebst den Vereinigten Staaten von Amerika buhlten vor allem Grossbritannien, Australien und Deutschland um die Macht. Während die Engländer versuchten, sich die Gunst der Bevölkerung durch das Entsenden von Missionaren zu sichern, setzten die Amerikaner und vor allem Deutschland auf Handel. Ab 1850 hatten tüchtige Hamburger Kaufleute ihre Konkurrenz aus Australien und Amerika überflügelt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts griffen die an Samoa interessierten Mächte (USA, Grossbritannien, Deutschland) in Konflikte zwischen den Samoanern ein und sorgten dafür, dass der von ihnen bevorzugte Anwärter auf den Königsthron im Streit um die Macht die Oberhand behielt. Gleichzeitig ernannten sie Apia und das umliegende Gebiet zur neutralen Zone unter gleichberechtigter Aufsicht dieser drei Mächte. 1899, nachdem Grossbritanniens Interesse an Samoa nachgelassen hatte, wurden die westlichen Inseln von Samoa den Deutschen und die östlichen Inseln den Amerikanern zugeteilt. Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 nutzten die Neuseeländer die Gelegenheit, warfen Deutschland, das nun anderweitig beschäftigt war, aus Samoa raus und übernahmen dessen Rolle. Hatten die Deutschen es geschafft, mit der lokalen Bevölkerung ein gutes Verhältnis aufrecht zu erhalten, gab es schon bald Konflikte zwischen der neuen Macht und den Samoanern. Der Ruf nach Unabhängigkeit wurde schnell lauter. Fast 50 Jahre später, 1962, erreichte West Samoa (seit 1997 offiziell einfach Samoa genannt) die Unabhängigkeit, ist aber Mitglied im Commonwealth of Nations, während die östlichen Inseln, das heutige Amerikanisch Samoa, ein Aussengebiet der Vereinigten Staaten geblieben sind.

Samoa Geschichte Langversion:
Erspare ich dir – wer es wissen will: siehe Wikipedia

Das heutige Samoa besteht im Wesentlichen aus 2 grossen Inseln: Upolu, wo wir ankern (Bild, Hauptstadt Apia), und Savai’i. Upolu ist zwar etwas kleiner, aber mit rund 135’000 Einwohnern lebt die Mehrheit der total etwa 200’000 Einwohner auf dieser Insel.
Die Inseln von Samoa sind alle vulkanischen Ursprungs. Dementsprechend sind auch die Steine und Felsen, hier zu einem Damm entlang der Küste aufgeschichtet, dunkel.
Es gibt nur wenig Sandstrände, und wenn es welche hat, bestehen sie meist aus dunklem Lava-Sand. Dies trifft auch für die Hauptstadt Apia zu, wo dieses Jahr wieder die Weltmeisterschaften der Outrigger-Boote stattfinden. Während unseres Aufenthaltes wird von den Lokalmatadoren intensiv trainiert. Die Lupina dient als willkommene Wendemarke.
Katholische Kathedrale in Apia
Sagenhaft schöne Holzkonstruktion der Decke in der Kath. Kathedrale von Apia
Montag bis Freitag jeweils genau um 9 Uhr wird die Fahne vor dem alten Regierungsgebäude im Zentrum von Apia ausgerollt und gehisst.
Die Ehrengarde und die Musik der Polizei marschieren jeweils aus der nahegelegenen Polizeistation an und begleiten den feierlichen Akt.
Für die Fahnenzeremonie wird der ganze Verkehr vor dem alten Regierungsgebäude aufgehalten.
Im alten Regierungsgebäude sind verschiedene Ämter untergebracht, unter anderem das Standesamt. Auf den Stufen zum Eingang können wir der Fotosession eines Brautpaares beiwohnen. Zu beachten: Männer und Frauen sind strikt getrennt. Die Männer tragen alle Röcke, aber im Gegensatz zu Tonga, wo es noch absolut zur Tradition gehört, ohne das Tuch aus Bast.
Der lokale Markt für Früchte und Gemüse, sowie selbst angefertigten Gegenständen aller Art, begeistert uns nicht allzu sehr – zu eintönig und zu fantasielos wird die Ware präsentiert. Zudem ist gerade für Gemüse und Früchte die Auswahl extrem eingeschränkt. Alle Stände scheinen das Gleiche verkaufen zu wollen.
Da sind die zahlreichen Imbissbuden am zentralen Busbahnhof doch einiges vielfältiger, was die Auswahl betrifft: jeder Stand hat seine Spezialitäten.
Mir als ehemaligem Postautochauffeur (ja, das war einmal vor vielen Jahren!) stechen natürlich die Busse von Samoa ins Auge. Jeder Fahrer malt und bastelt nach Herzenslust daran herum, bis er ihm gefällt. Strassenverkehrsgesetz? Offenbar ein Fremdwort.
Das gilt auch für die Felgen vieler Autos. Da trifft man ganz schräge Sachen an. Und wenn mal eine Schraube fehlt – pha! – es hat ja noch genug andere!
Erstaunlicherweise präsentieren sich die Boote der lokalen Fischer viel einheitlicher. Damit wird gearbeitet und wenig Zeit aufgewendet, um daran rum zu basteln.
Ich unterhalte mich mit einer Gruppe von Fischern, die gerade ihren Fang am lokalen Fischmarkt abgeliefert haben. Sie fahren jeweils früh morgens raus, bleiben 2 Tage draussen auf dem Meer und kommen dann am übernächsten Morgen bei Tagesanbruch mit ihrem Fang zurück. Sie fangen noch Fische, aber viel weniger wie früher, beklagen sie sich. Gleichzeitig schimpfen sie über ihre Regierung, die es ausländischen Fischfangflotten erlaubt, in den Hoheitsgebieten von Samoa zu fischen.
Dies ist kein Fischfangboot, dafür ein Boot mit Geschichte: «Russian Ocean Way». 2 Russen sind mit einem Trimaran (das ist ein Boot mit 3 Rümpfen) von Russland aus gestartet und über die Ostsee, Ärmelkanal, dann über den Atlantik nach Südamerika und via Kapp Horn bis zu den Osterinseln gelangt. Dort erlitten sie einen Ruderbruch mit Wassereintritt. Sie mussten das Boot auf Grund setzen und konnten nicht mehr weiter segeln damit. Mittels Spendenaufrufe haben andere Segler ihnen geholfen, die beiden blauen Schwimmkörper zu erwerben. Mit gerettetem Material vom Trimaran haben die Beiden dann daraus ein neues Boot, diesmal reduziert auf 2 Rümpfe, gebaut und konnten damit ihre Weltreise fortsetzen. Jetzt sind sie damit bis zu den Samoas gekommen, und nach ein paar Tagen Aufenthalt mit einem Französischen Gastsegler zu Dritt auch gleich wieder weiter.
Samoa setzt sehr stark auf seine ureigene Kultur und unternimmt grosse Anstrengungen, um diese den Besuchern näher zu bringen. So findet im «Samoa Cultural Village» an jedem Wochentag ein fast 3-stündiger Informationsanlass mit Vorführungen, Erklärungen und Essen statt (Eintritt pro Person nur knapp 7 CHF). Wir erfahren viel und der Besuch ist sehr empfehlenswert!
Für das Essen sind in der Kultur von Samoa die Männer zuständig. Sie gehen auf Jagd oder Fischfang, holen Früchte von den Bäumen runter und bearbeiten die Gemüsefelder. Was immer an Essbarem die Männer nach Hause bringen, wird auch von ihnen zubereitet.
Traditionell wird das Essen im Erdofen («Umu»), über heissen Steinen, gegart. Die Steine werden zuerst durch Verbrennen von Kokosnuss Kohle zum Glühen gebracht.
Nach einem gut eingespielten Ritual und in genau abgestimmter Reihenfolge werden die einzelnen Speisen auf die heissen Steine gelegt. Darüber kommen dann mehrere Lagen grossflächiger Blätter von Taro- und Bananenstauden. Diese wirken wie ein Deckel auf einem Kochtopf.
Nach einer halben Stunde ist das Essen gar. Gerade noch genügend Zeit für uns, aus einem Palmenblatt unseren eigenen Teller zu flechten.
Aus einem Klotz Hartholz (oftmals Mahagoni) wird ein Kava Schale gehauen.
Tattoos in Samoa, wieder ganz anders als bisher in Polynesien.

Sich tätowieren zu lassen ist in Samoa eine Ehrensache. Man kann sich entscheiden, dass man keines will. Das wird in der Gesellschaft akzeptiert. Aber wehe, jemand bricht ein Tattoo ab, weil ihm die Schmerzen zu gross sind. Nicht nur gilt er für den Rest seines Lebens als Feigling, nein, auch seine ganze Familie verliert ihre Ehre. Das vollständige Tattoo eines Mannes reicht vom Rumpf bis zu den Knien und wird in 12 verschiedenen Sessionen aufgetragen. Die Frauen sind nur im Bereich der Hüften tätowiert. Es werden noch die gleichen Werkzeuge (Nadelkamm aus kurzen scharfen Haifischzähnen oder angespitzten Knochen) verwendet, wie schon seit vielen Generationen. Die Kunst des Tätowierens wird vom Vater auf den Sohn übergeben und bleibt auf die berechtigten Familien begrenzt. Wir durften an einer Tattoo Zeremonie teilnehmen unter strengen Auflagen: keine Kopfbedeckung, Beinkleidung bis über die Knie, keine Schuhe, nicht stehen, keine Fotos.

Zum Abschluss der Kulturdemonstration eine «Fiafia» – oder Tanz mit dem Feuermesser. Ursprünglich wurde dazu eine Machete verwendet, um deren beide Enden ein Tuch gewickelt und dieses dann in Brand gesteckt wurde. Man kann sich gut vorstellen, dass ein ungeschickter Tänzer, früher meist ein Krieger, sich an der scharfen Klinge der Machete blutige Finger holte. Heute liegt der Nervenkitzel für das Publikum aber eindeutig beim Feuer, das auch ab und zu mal in die Zuschauer fliegt.
Pia findet Gefallen am lokalen Kunsthandwerk, kann ihre Kauflust aber im Zaum behalten.
Überall treffen wir diese eigenartigen Bauten an, abgekürzt «Fale» genannt. Es sind Treffpunkte für Menschen und sie haben eine wichtige Funktion im sozialen Leben der Samoaner. Jede Familie besitzt mindestens eine «Fale», die als Wohnraum, Treffpunkt, Besprechungsort oder einfach als Ort zum Nachdenken dient. In einer «Fale» gibt es immer ein Oberhaupt, was bei einer Familie meist der älteste Mann ist. Nebst Familien-«Fales» gibt es aber auch «Fales» von Vereinen, Kirchen, Gemeinden, Freunden, Fischern und vielen weiteren erdenklichen Gruppen. Das Bild zeigt eine kleine Auswahl von «Fales». Ganz oben rechts eine «Fale», die nicht mehr benutzt wird, weil das Oberhaupt nicht mehr existiert oder es den Anlass, wofür sie gebaut wurde, nicht mehr gibt. Umfunktionieren oder übergeben darf man eine «Fale» nicht. Oben rechts «Fales» bei einer Schule, unten links der Treffpunkt eines Dorfes, und unten rechts die wohl prunkvollste «Fale»: das Parlamentsgebäude von Samoa.
Obwohl weniger Buchstaben (nur 14 Buchstaben) als in unserer Sprache ist die samoanische Sprache äusserst schwierig nachzusprechen. Uns gelingt es nur nach langem Üben.
Wir fahren mit dem Mietauto einmal um die Insel Upolu herum. Das Wetter ist zwar gerade regnerisch, aber trotzdem leuchtet das Grün der tropischen Landschaft unheimlich intensiv.
Die Decke aus Lavagestein ist vor allem in Meeresnähe immer wieder unterspült worden, oder alte Lavakanäle sind eingebrochen. Der To-Sua Pool ist einer der bemerkenswertesten Einbrüche dieser Art. Gut 150m im Durchmesser und über 30 Meter tief ist er unterirdisch mit dem Meer verbunden. Mutige Schwimmer können über ein Leitersystem in den Pool hinabsteigen und dann bei Ebbe ins Meer hinausschwimmen. Wir waren bei Flut da und der Mut war auch gerade auf Reisen – wir haben es bleiben lassen (zwinker)
Abstieg in den To-Sua Schwimm-Pool
In einem Lavatunnel beim To-Sua Pool
Wieder mal an Bord der Lupina zieht ein heftiges Regengewitter vom Land her kommend über uns hinweg. Innerhalb weniger Minuten schwillt der Fluss, der in die Ankerbucht mündet, enorm an und entleert eine braune, mit viel Schwemmholz durchsetzte Brühe ins Meer. Auf dem Bild ist deutlich die Grenze zwischen Süsswasser des Flusses und dem Meerwasser erkennbar.
Das frei Segeln ist in Samoa stark eingeschränkt. Für die Nachbarinsel Savai’i würde es eine zeitaufwändige Spezialbewilligung benötigen. Wir wählen die Abkürzung, lassen Lupina am Anker ruhen und benutzen die Fähre.
Ankunft im Fährenhafen der Insel Savai’i. Savai’i ist die Schwesterinsel von Upolu und zusammen mit ein paar weiteren aber viel kleineren und vorwiegend unbewohnten Inseln stellen sie Samoa dar.
Diesmal passen Mietauto und Sonne perfekt zusammen. Herrlich das Grün entlang der Strasse!
Besuch des Afu-Aau Wasserfalles –einer der wenigen erschlossenen Wasserfälle entlang der Südküste von Savai’i
Immer wieder sind wir erstaunt über die enorme Grösse der Kirchen hier in Polynesien. Wir erfahren, dass die Samoaner relativ offen waren, als die Missionare im 18. Jahrhundert auftauchten. Ihr eigener Glaube hatte sie darauf vorbereitet, dass in nicht ferner Zukunft jemand kommen würde und sie in eine bessere und schönere Welt führen werde.
Traditionelle Kirchen Glocke (wohl von den Europäern gebracht) und die Samoanische Version: eine alte Gasflasche. Ein Schlag mit einer abgebrochenen Hinterachsen-Welle eines Autos – ein wunderbarer Klang!!
Die Blaslöcher von Alofaaga: Das ganze Gebiet an dieser Stelle der Südküste wurde von Lava übergossen. An Stellen, wo der Lavadeckel eingebrochen ist, stossen die Wellen vom Meer durch die überdeckten Kanäle kommend zuerst Luft, dann eine donnernde Wasserfontäne mehrere Meter hoch in die Luft.
Hier wird nicht einfach nur im Meer gebadet. An vielen Stellen entlang der Küste entdecken wir diese gemauerten Schwimmbecken. Wir vermuten, dass viele von ihnen vom Süsswasser der reichlich vorhandenen Quellen befüllt werden, und so die Badenden die Wahl haben zwischen Süss- oder Meerwasser.
Pe’Ape’a Cave. Einstieg in einen über 1km langen Lavatunnel, der bis zum Meer reicht. Leider sind für uns nur die ersten 200 Meter begehbar, danach wird die Tunneldecke zu flach und man müsste kriechen, um weiter vorzudringen.
1905-1911 kam es beim Mt Matavanu zu einem der letzten grossen Vulkanausbrücke auf Sava’i. Dieser Ausbruch verlief im Wesentlichen harmlos, da, wie bei einem Schildvulkan üblich die flüssige Lava einfach überfloss und sich langsam als zäher Teig die Hänge abwärts bewegte. Menschenleben gab es keine zu beklagen, aber Häuser im Weg des heissen Stromes wurden dem Erdboden gleich gemacht. Die berühmteste Zeugin des damaligen Ereignisses ist diese Kirche bei Saleaula an der Nordküste von Savai’i, durch die ein 2 Meter hoher Lavastrom floss.
Das Kircheninnere wurde bis zu 2m mit Lava überdeckt.
Müde, aber mit vielen schönen Eindrücken im Herzen fahren wir nach 2 Tagen mit der Fähre wieder nach Upolu zurück und vom Fährenterminal rund 35 Kilometer mit einem total überfüllten lokalen Bus zur Lupina in Apia

Samoa hinterlässt gemischte Eindrücke bei uns. Man fühlt, dass sich die Menschen hier an ihren alten Traditionen festklammern, diese pflegen und leben. Diese alten Traditionen sind im Grunde auch wunderschön und beruhen auf Ehrlichkeit, Respekt, Vertrauen und Hingabe. Aber die moderne Welt stülpt sich wie ein Krake über das Einod im Pazifischen Ozean. Fast Food ersetzt die Speise aus dem Erdofen, die Smart Phones verdrängen das gemütliche Gespräch in den «Fales». Wir glauben nicht, dass Samoa sich noch lange gegen diese Entwicklungen anstemmen kann. Wir sind glücklich und froh, dürfen wir Samoa noch so erleben, wie wir es jetzt angetroffen haben.

Heute Donnerstag, 27.7.2023, haben wir nun ausklariert. Morgen Vormittag heben wir den Anker und setzen Segel in Richtung Wallis (nein, nicht das in der Schweiz – es gibt hier tatsächlich eine Insel, die so heisst!), rund 250 Seemeilen gegen Westen. Was der Wind uns bescheren wird – noch keine Ahnung. Von 6 Wetterprogrammen künden deren drei viel Wind und deren drei wenig Wind an. Wir könnten warten, aber die nächsten 10 Tage gibt es keine Stabilisierung der unsicheren Wetterlage.

Wir versuchen es einfach mal. Wenn du Lust hast, kannst du auf dem Tracker online mitverfolgen, wie unsere Reise verläuft. Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Das Königreich Tonga – Mitten auf Vulkanen

Die Passage nach Tonga wird eine schöne Fahrt. Obwohl die Voraussage nicht berauschend war, weht genügend aber nicht zu viel Wind, leicht achterlich und es hat fast keine Wellen. Herrliches Segeln über die ganze Strecke! Am 21.6.2023 kann Pia die Flagge von Tonga setzen.

Für die rund 250 Seemeilen nach Vava’u (Inselgruppe im Königreich Tonga) brauchen wir rund 48 Stunden, aber 3 Tage. Bitte was?? Ja, wir verlassen Niue am 18.6. vormittags und erreichen Neiafu auf Vava’u am Vormittag des 21.6. – also nach genau 3 Kalendertagen. Aber da war noch die Datumsgrenze! Die Datumsgrenze verläuft theoretisch entlang des 180. Längengrades. Um nicht innerhalb eines Landes unterschiedliche Daten zu haben, entschieden sich die Länder entlang dieser Zone, entweder nach dem Datum im Westen oder nach dem im Osten zu leben. Tonga hat beschlossen, das Datum vom Westen (Neuseeland) zu verwenden und die Datumsgrenze wurde im Bereich von Tonga auf 172.5° westliche Länge verlegt. Somit haben wir also unterwegs einen Tag übersprungen. Bei uns war es genau am 19.6. um 14:30 Uhr lokale Zeit soweit. Da hatten wir plötzlich den 20.6. und Heute wurde zu Gestern und Morgen zu Heute – alles klar?

Soeben haben wir die Datumsgrenze überfahren, bei 172 Grad und 30 Minuten West
Das Königreich Tonga empfängt uns mit einem herrlichen Tag: Das Einklarieren bei den Behörden in Neiafu verläuft speditiv und zügig. Bereits nach knapp einer Stunde ist der Papierkram erledigt, unsere Lupina an einer robusten sicheren Boje vertäut und das Dinghi zum ersten Landgang gewassert. Direkt in der Nähe des Anlegesteges zieht die riesige, neu renovierte St. Josephs Kathedrale unsere Aufmerksamkeit auf sich.

Wir merken rasch: Tonga ist irgendwie anders als die bisherigen Inseln, die wir besucht haben. Das Königreich ist eines der einzigen Gebiete im Pazifik, das nie unter fremder Herrschaft gestanden hat. Das äussert sich in vielen Aspekten: Sprache, Kleidung, Traditionen, Lebensweise. Es ist kein Einfluss von einer Kolonialmacht erkennbar. Der einzige Einfluss in der Vergangenheit gab es durch die Missionare (erkennbar an den zahlreichen Kirchen mit den unterschiedlichsten Glaubensrichtungen) und in jüngster Vergangenheit die modernen Kommunikationsmittel wie Telefon, Fernsehen und Internet. Das Letztere hat vor allem die Verhaltensweise der jüngeren Generation stark beeinflusst. Sitzen die älteren Leute noch gemütlich im Schatten und suchen die innere Ruhe durch ein Beobachten ihrer Umwelt, hängen die Jungen an ihren Mobilgeräten und vergessen, was um sie herum passiert.

Da das Königreich Tonga nie unter einer fremden Macht stand, fliessen auch keine Gelder eines ehemaligen Kolonialstaates. Das verdeutlicht sich am Standard der Infrastruktur und der Lebensqualität. Wir haben zwar bisher auf unserer Reise durch den Pazifik auch viele alte, zerfallende Häuser angetroffen. Da waren Leute weggezogen zu einer Hauptinsel oder nach Neuseeland, Australien oder Frankreich ausgewandert. Hier auf Vava’u sind solche Häuser aber noch bewohnt.
Wie auf anderen Inseln den Hühnern begegnen wir hier auf Schritt und Tritt ausgewilderten Schweinen. Sie sind überall. Früher wurden sie intensiv bejagt für die eigene Nahrung, heute ist es oft bequemer, sich im Laden mit tiefgefrorenem, importiertem Fleisch aus Neuseeland zu versorgen. Die Schweine freuts – sie vermehren sich schnell und werden langsam zur Plage.
Pausenplatz einer lokalen Schule.
Wir nutzen das wunderbare Wetter für eine Wanderung zum höchsten Berg auf der Hauptinsel von Vava’u, den 131 Meter hohen Mount Talau. Der Weg führt uns zunächst durch locker besiedeltes Landwirtschaftsland.
Unterwegs begegnen wir einer Gruppe junger Burschen. Sie sind sehr neugierig und wollen ihre Englischkenntnisse etwas mit uns ausprobieren. Sie tragen ihre Schuluniform, eine Art Wickelrock, die traditionelle Beinkleidung der Burschen und Männer. Auf dem Bild hat zur Abwechslung also mal die Frau die Hosen an. Pia’s ausgefeilte Fototechnik bringt die Jungs zum Lachen – mich auch!
Das letzte Wegstück zum Aussichtspunkt auf den Mount Talau.
Die Belohnung! Wunderschöner Ausblick auf das Hafengebiet von Neiafu und das Bojenfeld, wo Lupina ruhig im Wasser schaukelt.
Auf dem Weg zurück winkt uns diese Frau zu sich, sie ist gerade daran, eine grosse Matte aus Pandanus-Bastfasern zu flechten. Begeistert zeigt sie uns ihr Handwerk.
Die Matte, welche die Frau flicht, wird entweder als Bodenmatte oder als Kleidungsstück verwendet. Ta’ovala ist die Bezeichnung für eine Form der zeremoniellen Kleidung in Tonga, wobei eine Matte um die Hüfte gewickelt und mit einem Seil festgebunden wird. Die Kleidung wird von Männern wie Frauen nicht nur an formellen Anlässen getragen.
Uns fällt auf: die Leute hier posieren gerne für Bilder. Die drei Damen mit ihren Ta’ovalas haben sich sofort für ein Bild mit Pia und Chris (SY Pasito) in Pose gestellt.
Schon die Kleinen stehen gerne vor die Linse
Auf dem lokalen Markt im Hafengebiet von Neiafu gibt es jeden Tag frisches Gemüse. Das Meiste wird lokal angebaut, etwas Weniges wird von Neuseeland importiert.
Die Wartezeit auf Kunden wird von dieser Marktfrau mit Handarbeit verkürzt.
Wer denkt, wir machen nichts und geniessen nur das Leben, der irrt. Manchmal arbeiten wir auch etwas. Die Lupina hat es gerne, wenn wir sie gut behandeln und immer wieder etwas pflegen. Hier bin ich wieder mal im Mast und inspiziere in luftiger Höhe das Rigg auf Defekte oder Schäden.
Dabei entdecke ich diesen gerissenen Draht am Kutterstag. Nichts Dramatisches, was uns am Weitersegeln hindern würde, aber spätestens in Neuseeland Ende Jahr müssen wir das defekte Drahtseil ersetzen.
Nach der Arbeit das Vergnügen. In Mango’s, direkt am Ufer, probieren wir zum ersten Mal im Leben Kava. Kava ist ein Getränk, das aus den Wurzeln eines Strauches gewonnen wird. Dazu werden die Wurzeln zuerst getrocknet und dann zu Pulver gemahlen. Kava ist ein Rauschmittel wie Nikotin oder Alkohol, und wird fast ausschliesslich nur von den Männern getrunken. Das zeremonielle Trinken von Kava ist eine uralte Tradition in ganz Polynesien, aber besonders stark ausgeprägt im Königreich Tonga. Jeden Abend treffen sich die Männer im Kava Kulupu (Kava Club) und jeweils vor und nach dem Gang zur Kirche wird auch eine Schüssel Kava zu sich genommen. Es ist eine trübe, leicht scharf und erdig oder holzig schmeckende Brühe. Üblicherweise aus einer Kokosnussschale getrunken breitet sich schon nach dem ersten Schluck ein taubes Gefühl in Mund und Gaumen aus. Nach einiger Zeit macht sich ein berauschtes Empfinden ergänzt mit entspannten und verlangsamten Bewegungen bemerkbar. Mein diskretes Urteil nach dem Probieren: nicht jedermanns Sache – mein bevorzugtes Getränk bleibt Bier!
Eine Haupteinnahmequelle auf Vava’u ist der Tourismus. In den nächsten Wochen kommen die Wale aus der Antarktik und gebären ihre Jungen hier. Nebst den saisonalen Walbeobachtungen (man darf hier unter Führung sogar mit den Walen schwimmen!) werden ganzjährig Fischfangtörns angeboten. Der Törn dieser Gruppe war offensichtlich erfolgreich, wobei dieser Marlin eher klein ist.
Wieder Arbeit – diesmal bereiten wir Lupina für die Weiterfahrt vor. Wir werden die nächste Zeit in Gegenden sein, wo die Versorgung mit Treibstoff nicht gesichert ist. Deshalb holen wir (mit Hilfe von Ruedi, SY Pasito) mit Kanistern Diesel von einer lokalen Tankstelle. Mit dem Dinghi fahren wir sie zum Schiff …
… und füllen damit unseren Tank.
Faszinierend: direkt vor unserem Bojenplatz in Neiafu hängen sie zu Hunderten an den Bäumen: die grössten Fledermäuse, die es gibt – Flughunde.
Wir geniessen das Wiedersehen mit unseren Freunden der SY Pasito und die vielen Restaurants. Wir haben sogar noch ein Schweizer Ehepaar (Jocelyne und Roland) aus Genf getroffen, welches ihr Boot (SY Croix De Sud) hier in der Covid Zeit zurücklassen musste und es nun wieder aufmöbelt für die Weiterfahrt. Nach etwas mehr als einer Woche an der Boje wird es aber Zeit, dass wir uns bewegen. Durch die zerklüftete Insellandschaft fahren wir unter Motor (es herrscht zurzeit ziemlich Flaute) an einen Ankerplatz im Aussenbereich des Archipels.
Vava’u – ein Labyrinth aus mit Lava übergossenen Koralleninseln und Riffen
Tonga liegt entlang eines Risses in der Erdkruste, der immer wieder zu vulkanischen Aktivitäten führt. Die letzte neue Insel ist im Januar 2022 entstanden. In der Zeit, wo wir auf Vava’u verweilen, erleben wir 2 Erdbeben. Irgendwie fühlen wir die enorme Energie, die unter uns brodelt. Trotzdem ankern wir hier in einem erkalteten Vulkan und vertrauen darauf, dass er erloschen bleibt.

Nach einigen Tagen Ankerhüpfen auf Vava’u setzen wir am 5. Juli 2023 frühmorgens die Segel und nehmen Kurs auf zur nördlichsten Inselgruppe in Tonga: den Niuas. Die Gruppe besteht aus 3 Vulkaninseln, von denen aber nur eine mit einem Segelschiff angelaufen werden kann: Niuatoputapu (ja, man kann das aussprechen! Aber sogar die Einheimischen , es leben rund 700 Personen hier, kürzen es oft ab zu: Niua). Es wird eine schwierige Reise. Schon von Anfang an kämpfen wir mit hohen Wellen, die 2-3 Meter hoch genau seitlich auf uns treffen. Zudem bläst der Wind mit 20-25 Knoten deutlich stärker als angekündigt. Wir halten die Segel gerefft und versuchen einen Kurs zu wählen, der einigermassen Material und Menschen schonend ist. Trotzdem meldet sich seit langem wieder einmal die Seekrankheit bei Pia, und auch der Schreiberling ist froh, dass er nicht im Motorraum arbeiten muss.

Nach einer Tag- und einer Nachtfahrt erreichen wir am nächsten Morgen die Einfahrt von Niuatoputapu. Der Crew geht’s wieder gut.

Unser Ankerpatz vor dem einzigen Pier der Insel beim Dorf Falehau.
In Vava’u haben wir eine Digicel SIM Karte gekauft. Diese sei in ganz Tonga brauchbar, hat uns die Dame am Schalter damals versprochen. Denkste! In Niuatoputapu gibt es kein Digicel Netz. Also müssen wir eine neue SIM-Karte kaufen, um mit der Umwelt vernetzt zu bleiben. Hier zeigt mir Tiueti, die extrem zuvorkommende und hilfsbereite Dame der Telefonzentrale, wie ich die neue Karte in Betrieb nehmen muss.
Wir durchwandern die Insel insgesamt 4mal (kein Problem bei einer Ausdehnung von 5 auf 2 Kilometer). Uns fallen immer wieder diese an Leinen aufgehängten Streifen auf und wir fragen nach, was das ist, und wozu es gebraucht wird.
Wir erfahren, dass hier auf dieser Insel fast jede Familie durch die Produktion von Pandanusbast, der nachher in ganz Polynesien verkauft wird, Geld verdient. Der Ursprung sind die Blätter dieser Pflanze, Pandanus, eine Pflanzenart der Gattung der Schraubenbäume.
Die Blätter werden abgeschnitten und an der Sonne getrocknet.
Danach wird ein Holzfeuer gemacht …
… und die getrockneten Blätter 24 Stunden in einem grossen Topf ausgekocht.
Nach einer erneuten Trocknungsphase …
… werden die Blätter für eine Woche ins Salzwasser gelegt. Hier hilft den Menschen Ebbe und Flut. Bei Ebbe werden die Blätter in der Lagune deponiert und mit Steinen belastet. Nach ein paar Tagen ist die grüne Farbe verschwunden.
Der letzte Arbeitsschritt: Die Blätter in gleichmässige Streifen aufteilen und auf Rollen aufhaspeln. Diese werden dann zur Hauptinsel von Tonga (Tongatapu) gebracht und dort verkauft.
Eine andere spannende Pflanze, eine Unterart der Ficus Bäume. Die Krone breitet sich wie ein Regenschirm unheimlich weit aus.

Hier auf Niuatoputapu dürfen wir ein Tonga in seiner ursprünglichsten und natürlichsten Form erleben. Hier werden die überlieferten Traditionen noch gelebt und nicht nur für Touristen zelebriert. Die Familie ist das höchste Gut im Leben der Tonganesen. Die Gesellschaft wird durch 4 Grundwerte bestimmt: gegenseitiger Respekt, verlässlicher Umgang miteinander, Freigiebigkeit, Loyalität und Hilfsbereitschaft. Worte wie Habgier, Neid, Missgunst oder aber auch Strebsamkeit kennt diese Kultur nicht. Das ganze Leben dreht sich um die Familie, das ist wichtig, alles andere nicht. Für uns unglaublich schön zu erleben, wie schnell man als Fremder Zugang zu den Leuten hier findet – wie man, ohne es anzustreben, sogar unvermittelt in eine Familie aufgenommen wird.

Es ist Sonntag, wir sind in der Kirche (um wieder den wunderschönen Gesängen zu lauschen) und treffen dort zufällig wieder Tiueti (ja, die Frau, die uns die SIM-Karte verkauft hat). Spontan lädt sie uns zu sich und ihren Familien ein, wo wir sofort von den Kindern eingenommen werden (ok, vielleicht hat die Kleine noch etwas dagegen – schmunzel)
Berührungsängste gibt es keine. Bereits nach wenigen Minuten ist man sich so nahe, wie wenn man sich schon lange kennen würde.
Am Sonntag gibt es immer Essen aus dem Erdofen (die Einheimischen nennen das «umu»). Hier wird er gerade geöffnet.
In der Küche werden die im Erdofen gegarten Speisen portioniert und für den Tisch zubereitet. Es gibt 3 Sorten von Wurzeln (Taro, Yam und noch was), 3 Sorten Fleisch im Taro Blatt eingewickelt (Schwein, Rind, Schaf) und gekochte Papaya.
Gegessen wird am Boden. Als Tisch dient das gelbe Tuch

Vielen Dank, Tiueti, für die wunderschöne Zeit bei dir und deinen Familien!!

Im kleinen Laden, wo wir kleinere Dinge einkaufen, erfahren wir, dass es der Mutter nicht gut geht und dass sie schwer erkrankt sei. Als wir am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Niuatoputapu das Büro der Zollbeamtin verlassen, sehen wir, dass auf dem naheliegenden Friedhof ein Grab geöffnet wird. Zwei Männer sind noch da, einer sitzt neben dem Grab, der andere steht im Grab drin. Wir erkennen, dass das Grab, das geöffnet wurde, ein ausgemauerte Grube ist, und dass darin noch ein Skelett liegt. Der Mann im Grab nimmt vorsichtig einen Knochen nach dem anderen, reibt ihn mit einer wässerigen Flüssigkeit ab und legt ihn dann neben dem Grab auf einen Haufen. Wir sprechen den sitzenden Mann an und erkundigen uns. Ein sehr ergreifender Moment!! Der Mann erzählt uns, dass hier sein Vater vor knapp 30 Jahren beigesetzt wurde. Heute Morgen früh sei seine Mutter verstorben und sie werde nun zu ihrem Mann ins selbe Grab gelegt. Es ist die Frau vom Laden. Wir drücken unsere Anteilnahme aus und fragen, ob es ihn störe, wenn wir der Bestattung beiwohnen würden. Plötzlich leuchten seine Augen und er strahlt uns an: «Ja natürlich! Gerne sogar dürft ihr kommen!». Wir merken ihm seine aufrichtige Freude an.

Am späteren Nachmittag des gleichen Tages (wohlgemerkt nur rund etwa 12 Stunden nach dem Ableben der Frau) findet die Beisetzungszeremonie statt. Hier gibt es keine Kühlmöglichkeiten und deshalb muss alles schnell ablaufen. Zuerst findet die Abdankung in der Kirche statt, danach die Beisetzung auf dem 3 Kilometer entfernten Friedhof.

Fast ausschliesslich in Schwarz gekleidet und einem speziell grossen Ta’ovala (geflochtene Matte mit einem Seil um die Hüften gebunden) begleitet fast die ganze Dorfbevölkerung die Verstorbene an ihre letzte Ruhestätte.

Ein wunderschönes, sehr emotionales und tiefst eindrückliches Erlebnis zum Abschluss unseres Aufenthaltes in Tonga.

Abendstimmung am Ankerplatz auf Niuatoputapu.

Am zweiten Tag nach der Beerdigung lichten wir unseren Anker und setzen Segel Richtung Nordosten: Samoa. Rund 170 Seemeilen bis zur Insel und nochmals 20 Seemeilen bis zum Hafen. Wir haben anfänglich Glück und der Wind kommt etwas südlicher als angesagt. Wir können den Kurs gut halten. Dann aber plagt uns ein Squall (Gewitter/Regenschauer) und danach weht der Wind aus Osten oder sogar leicht nördlich: unmöglich, das Ziel direkt anzusteuern. Schnell verlieren wir die vorher gewonnene Höhe. Zudem wirft uns jede hohe Welle noch etwas weiter zurück. Trotz der etwas garstigen Umstände nähern wir uns Samoa in zügiger Fahrt, können es aber nicht vermeiden, dass wir noch einen Schlag aufkreuzen müssen. Erst kurz vor der Dämmerung erreichen wir die Küste und steuern einen auf der Karte geeigneten Ankerplatz an. Der Anker fällt gerade rechtzeitig vor dem Einbruch der Nacht und bevor ein heftiger Regenschauer uns auf Samoa willkommen heisst.

Was auf der Karte vor den Wellen vielversprechend als gut geschützter Ankerplatz ausgesehen hat, entpuppt sich nach einer kleinen Winddrehung in der Nacht als richtiger Schüttelbecher. Lupina rollt und schaukelt fürchterlich hin und her. Die Crew schläft schlecht diese Nacht. Beim ersten Morgengrauen (5:30 Uhr) lichten wir den Anker und nehmen unter Motor die letzten 20 Seemeilen, gegen Wind und Welle, nach Apia, dem Einklarierungsort in Samoa, in Angriff, wo wir am Freitag, 14.7.2021 um die Mittagszeit eintreffen. Über Funk melden wir uns bei der Hafenbehörde an, was umgehend den ganzen Einklarierungsprozess in Gang setzt. Wir sind überrascht. Von unseren vorher per E-Mail eingeschickten Unterlagen ist nichts vorhanden. Hafenbehörde und Gesundheitsinspektor verlangen als erstes etwas zu Trinken. Der Typ von der Immigration ist die Arroganz in Person. Unter anderem beschimpft er uns, weil wir keine Papierkopie unserer Pässe haben und will uns diese abnehmen. Der Mann von der Bio-Security kann ihn zum Glück etwas einbremsen. Die Zöllner wollen einfach ein Foto von der Lupina machen. Viel Geduld ist gefordert – nach 2 Stunden sind wir einklariert und dürfen 90 Tage bleiben. Jetzt sind wir einklariert und wir suchen ein WiFi oder eine SIM-Karte, um diesen Bericht hochzuladen. Wenn du ihn jetzt lesen kannst, dann sind wir bei der Suche erfolgreich gewesen (grins).

Samoa – im nächsten Bericht werden wir dich mit auf die Erkundungsreise einer neuen, uns noch völlig unbekannten Insel nehmen. Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Vom Winde verweht nach Niue

Direkt nach dem Frühstück heben wir am Samstag, 11.6.2023, den Anker und nehmen Kurs auf Richtung Beveridge Reef.

Das Beveridge Reef liegt zwischen den Cook Islands und Niue. Eine ganz spezielle geologische Formation. Bis 20 Seemeilen vor dem Riff ist der Meeresboden über 5’000 Meter tief. Dann steigt das Atoll turmartig 5 Kilometer vom Grund bis knapp an die Meeresoberfläche. Bei Ebbe ragt das Riff über den Wasserspiegel, bei Flut wird es überspült. Im Westen gibt es eine 200 Meter breite und genügend tiefe Einfahrt ins Atoll. Drinnen beträgt die Wassertiefe rund 10 Meter und der Ankergrund soll gut haltender Sand sein. Ein idealer Rastplatz mitten im offenen Ozean!
Während der ersten beiden Tage herrschen perfekte Segelverhältnisse und wir kommen gut voran. Dann aber kommt es anders als geplant. Von keiner Wettervoraussage angemeldet beginnt sich gegen Montagabend vor uns eine riesige Störungszone aufzubauen. Sie wird von Stunde zu Stunde immer breiter und dunkler. In der Nacht nimmt der Wind auf über 30 Knoten zu und es beginnt heftig zu regnen. Der Sturm dauert über 6 Stunden und wühlt das Meer heftig auf. Wir rollen die Segel fast komplett ein und versuchen, einigermassen den Kurs zu halten. Am nächsten Tag hätten wir ins Riff einfahren wollen. Da sich gegen Morgen der Himmel nicht aufklart und wir mittlerweile über 3 Meter hohe Wellen haben, erscheint es uns zu gefährlich, das Beveridge Reef anzulaufen. Bei Flut kommen die hohen Wellen fast ungeschützt ins Riff und bei schlechter Sicht die Einfahrt zu wagen, das trauen wir uns nicht zu. Schweren Herzens nehmen wir eine Kursänderung vor und steuern direkt Niue im Nordwesten an.
24 Stunden später sieht der Morgenhimmel schon wieder versöhnlich aus. Die Schlechtwetterzone hat sich verabschiedet.
Am frühen Nachmittag des 14.6.2023 laufen wir Niue an und Pia setzt die Gastland-sowie die Quarantäne-Flagge.

Niue wurde erstmals 1774 von Europäern entdeckt. James Cook fand die Insel auf seiner 2. Entdeckungsfahrt. Als er zu landen versuchte, wurde er von den Eingeborenen mit Speeren bewaffnet und, wie Cook glaubte, mit Blut bemalt angegriffen und vertrieben. Ohne in der garstigen Uferzone gross Gegenwehr leisten zu können, flüchtete er zurück aufs Schiff, und er gab der Insel den Namen «die Insel der Wilden». Später stellte sich heraus, dass die rote Farbe nicht Blut, sondern «hulahula» war, eine einheimische rote Banane. Der Name der Insel hielt sich aber bis ins 20. Jahrhundert, ehe sich der ursprüngliche Name, Niue, sich wieder auf den Seekarten durchsetzen konnte.

Niue bedeutet: «gib Acht auf die Kokosnuss». In Überlieferungen wird berichtet, dass die ersten Menschen, die auf der Insel Fuss fassten, nichts Essbares ausser Fisch vorfanden. Auf der Suche nach Nahrung gelangten 2 Insulaner mit ihren Kanus nach Samoa. Dort gaben ihnen Einheimische Kokosnüsse (in der lokalen Sprache «niu») mit aufs Boot, die sie nach Niue transportierten und dort pflanzten. Seitdem gibt es auf der Insel Kokospalmen und so bekam sie ihren Namen «gib Acht auf die Kokosnuss», Niue.

Das Anlegefeld in Niue ist ein offenes Bojenfeld an der Westküste, bei der Hauptsiedlung Alofi. Ankern ist hier nicht möglich, da der Meeresgrund zu tief ist. Also machen wir unsere Lupina (im Hintergrund am Horizont, rechts vom Schleppschiff) an einer Boje fest, die eine fast 50 Meter lange Leine aufweist. Das Seil der Boje macht einen sehr guten Eindruck und der lokale Yachtclub überprüft sie regelmässig mit einer Unterwasserdrohne. Mit dem Dinghi geht’s dann an Land. Da der Landepier ins offene Meer hinausragt, herrscht immer ein ordentlicher Schwell. Um trotzdem sicher anlanden zu können gibt es einen Kran, an dem man sein Beiboot ans sichere Land heben kann.
Das Einklarieren verläuft absolut problemlos und unbürokratisch. Das Büro von Zoll und Immigration ist temporär in einem leeren Container direkt auf dem Pier eingerichtet. Innerhalb von 10 Minuten sind wir einklariert und haben den Stempel von Niue im Pass.
Die Insel Niue ist ein erhöhtes vulkanisches Atoll aus felsigem Kalkstein, das sich über einem grossen Korallenblock befindet. Die Caldera des ursprünglichen Vulkanes im Zentrum der Insel fasst 3 Kubikkilometer Süsswasser. In und um die Insel finden sich ausgedehnte Höhlensysteme, viele von ihnen gut begehbar und öffentlich zugänglich gemacht. Wir mieten gleich am zweiten Tag ein Auto und erkunden ein paar dieser Höhlen.
Besonders entlang der Küstenzone gibt es im vulkanischen Abhang immer wieder Höhlenabstiege bis zum Meer
Unten angelangt finden sich sehr gut geschützte, tiefe und mit glasklarem Meerwasser gefüllte Küsteneinschnitte.
Die Fusswege in die Höhlen und zu den Uferzonen sind sehr gut markiert, stabil und rutschsicher ausgebaut.
Spezielle Farben und Formen im Untergrund …
… und Richtung Meer. Auf dem Bild ist schön zu sehen, dass die ersten 20-50 Meter vom Ufer bis zum Meer relativ flach sind, bevor der Boden dann schroff 30-50 Meter in die Tiefe fällt
Wir geniessen das Erforschen neuer Inseln.
Die Insel Niue ist einer der kleinsten selbst verwalteten Staaten der Welt und regiert eigenständig in freier Assoziation mit Neuseeland. Die meisten Niueaner leben heute in Neuseeland – etwa 20’000 sind auf Niue geboren oder direkt von Niue abstammend – während die Insel selber eine Bevölkerung von ca. 1’600 Einwohnern aufweist. Noch vor 15 Jahren waren es noch doppelt so viele. Kaum erstaunlich, dass man zahlreiche leerstehende und in sich zerfallende Häuser vorfindet.
Hier verwirklicht sich ein einheimischer Künstler. Aus Abfall und nicht mehr gebrauchten Gegenständen schafft er Kunstwerke auf einer freien Wiese im Zentrum der Insel.
Kunst aus Abfall
Unser Bojenplatz vor Niue, im offenen Meer. Einigermassen geschützt bei Wind aus dem Osten, aber schlecht für Winde aus dem Westen. Vorerst zeigt der Bug der Lupina noch gegen Land, was gut ist. Weniger gut das Wetter: am 3. Tag unseres Aufenthaltes beginnt es heftig zu regnen – ein Dauerregen setzt ein.
Trotz Regen verzichten wir nicht auf Landgänge. Hier sind wir unterwegs ins lokale historische Museum.
Am 4. Tag in Niue beginnt der Wind zu drehen und es wird ungemütlich an der Boje. Wir fühlen uns zwar sicher, aber die Wellen werden immer grösser. Da wir bei diesen Windverhältnissen eh nicht mit unserem Dinghi anlanden können, entscheiden wir, schon nach 4 Tagen die Leinen zu lösen und uns auf den Weg zu machen Richtung Tonga.
Schon von der Boje haben wir grosse Delfin Gruppen im offenen Meer spielen und jagen gesehen. Aber sie kamen nie ganz nahe zum Schiff. Kaum aber sind die Leinen los und der Bug schiesst durchs Wasser, sind sie in grossen Mengen ums Schiff und tollen in der Bugwelle.

Die Wettervorhersage begeistert uns nicht wirklich. Es ist zwar Sonnenschein angesagt, aber der Wind wird über Westen nach Süden drehen und sich abschwächen. Für uns bedeutet dies, dass wir zuerst gegenan kämpfen und später dann den Wind suchen müssen. Egal, wir haben viel Zeit und das ist immer noch besser, als an der Boje hin und her gerollt zu werden. Vielleicht haben wir ja auch mal wieder Glück und es kommt besser als angesagt.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!