Zurück in Bonaire wartet Arbeit

Bis Ende September ist der Rücken von Köbi dank Physio- und Craniosakral-Therapie wieder so gut stabilisiert, dass wir am 27. September wieder zurück nach Bonaire fliegen können. Das Gepäck, das wir mitschleppen, ist enorm: drei grosse Koffer, jeder bis zum maximal erlaubten Gewicht gefüllt, plus das maximal erlaubte Handgepäck. Wir haben viel Ersatzmaterial für die Lupina dabei und einer der schweren Koffer ist für Nelly und Allan von der Segelyacht (SY) Meerla, die vergeblich gehofft hatten, dass Besucher aus der Schweiz ihnen das mitbringen könnten. Köbi’s Schwestern Sabine und Regine bringen uns frühmorgens an den Basler Flughafen und helfen, das Gepäck an den Eincheckschalter zu bringen. Dort wartet für Köbi ein Rollstuhl, so dass sein Rücken das lange Anstehen und den Gang durch Pass und Gepäckkontrolle zum Abfluggate unbeschadet und heil übersteht. Auch das Umsteigen in Amsterdam klappt Dank dieser Unterstützung problemlos.

Rund 10 Stunden nach dem Abflug von Amsterdam steigen wir in Bonaire bei Sonnenschein, 30 Grad Temperatur und einem steifen Rücken (Köbi) erleichtert aus dem Flugzeug. Dank einem aktuellen negativen PCR -Test und korrekt ausgefüllten Gesundheitsdeklarationen dürfen wir ohne zusätzliche Quarantäne in Bonaire einreisen. Hier hat sich seit unserer Abreise viel verändert: gab es Anfang August noch keine Covid-Ansteckungen auf der Insel, sind in der Zwischenzeit die Fälle explodiert und es mussten strikte Massnahmen angeordnet werden, ähnlich wie anfänglich in Europa. Verständlich, dass deshalb am Flughafen eine gewisse Nervosität herrscht. Herrlich, als wir endlich ins Freie treten und unsere Freunde Konny und Martin wiedersehen können. Sie fahren uns mit ihrem grossen Pick-Up Truck, der das viele Gepäck problemlos schluckt, zu unserer Lupina, die uns in der Marina schon ganz nervös schaukelnd erwartet. Wir treffen sie in tadellosem Zustand an. Wolfgang von der SY Hubbert hat während unserer Abwesenheit perfekt zu ihr geschaut. Keine Mängel, kein Schimmel, alles i.O.! Wunderschön – wir sind wieder zuhause!

Kaum in Bonaire angekommen, geht es los mit diversen Arbeiten. Zuerst kommt die lange ersehnte Waschmaschine dran. In Holland bestellt und im Container mit ein paar anderen Dingen nach Bonaire geliefert, war sie kurz vor unserer Ankunft auf der Insel angekommen. Unser Freund Sylvester (Bild links) hat sie in Empfang genommen und liefert sie uns an den Pier. Mit tatkräftiger Hilfe von Hacko, SY Anixi, (am Schubkarren) kriegen wir das Paket sicher zum Schiff
Köbi’s Rücken ist froh und dankbar, dass er nicht mithelfen muss, das 50 Kilogramm schwere Teil vom Pier an Bord zu hieven. Sylvester und Hacko schaffen das locker
Die Maschine hat Spezialmasse. Sie dürfte keinen Zentimeter grösser sein, sonst würde sie nicht durch Niedergang und Türen passen und wir könnten sie nicht einbauen
Hacko (unten) und Sylvester dürfen stolz sein, sie haben gerade in diesem Moment Pia zur glücklichsten Bordfrau gemacht 😉. Ein Glücksfall für uns auch: Hacko hat in seinem Vor-Seglerleben mal in der Haushaltsmaschinen-Branche gearbeitet. Seine diversen Tests und die perfekte Inbetriebnahme der Maschine haben Köbi sicher ein paar Stunden Durchblättern der Betriebsanleitung erspart 😊
Am nächsten Tag sieht es auf der Lupina so aus. Die Maschine arbeitet perfekt, die Wäsche ist sauber, Pia ist happy! Happy wife – happy life! Vielen Dank Hacko und Sylvester für eure Hilfe!
In den nächsten Tagen herrscht ein grosser Wirrwarr an Bord. Arbeiten an der Elektronik: 2x 180 Watt Solarpanelen (Stromproduktion) und ein WiFi Booster (Antenne zum Empfang und Verstärken von WiFi Signalen) sollen eingebaut werden
Wiederum ist Sylvester der Mann der Stunde. Er hat Köbi bei der Auswahl der Hardware beraten und diese dann in der USA, Holland und Bonaire zusammengekauft. Als ehemaliger Elektriker führt er dann die Installation an Bord fachgerecht aus. Hier besprechen wir gerade die möglichen Varianten. Alles beginnt mit einer guten Planung …
… und dann schweisstreibender, nicht immer ganz einfach zugänglicher Arbeit. Sylvester macht das locker und in stoischer Ruhe
Montage der steuerbordseitigen Solarpanele. Vorerst montieren wir sie direkt an den Reelingdraht, wollen aber dann bei nächster Gelegenheit eine Lösung mit rostfreien Stahlrohren anbauen

Nachdem die geplanten Arbeiten erledigt sind, ist es für uns Zeit, von der Marina ins offene Wasser an eine Mooring (= Boje) zu wechseln. Das stellt sich aber als fast unmögliches Unterfangen heraus. Da rings um uns herum fast alle Inseln die Grenzen dicht haben oder auf 14 Tage Quarantäne bestehen, hat Bonaire die Aufenthaltsfristen für Segler vorläufig sistiert. Das hat zur Folge, dass es praktisch keine Schiffsbewegungen mehr gibt. Niemand verlässt Bonaire und es ist kein Platz für Neuankömmlinge mehr vorhanden. Kurz: es ist ziemlich voll hier.

Aber auch hier haben wir Glück. In der Marina kommen wir mit unserem Schiffsnachbarn ins Gespräch. Es ist ein lokaler Unternehmer, der Schiffsfahrten für Touristen durchführt. Im Moment ist für ihn nichts los. Eines seiner Schiffe, das normalerweise an einer Mooring festgemacht ist, hat er gerade an Land genommen für Unterhaltsarbeiten. Haben wir richtig gehört? Da gibt es eine freie Mooring? Super! Wir kriegen sie und sind schon am nächsten Tag draussen.

Lupina am neuen Liege Ort. Wir haben sehr viel Platz um uns herum, wir sind das letzte Schiff in einem sehr locker gelegten Mooringfeld, welches ausschliesslich privaten Besitzern gehört. Wir sind zwar etwas weit weg von unserem angestammten Dinghi Anlegesteg, aber das ist uns in diesem Moment egal. Wir haben eine Boje, sind wieder auf dem offenen Wasser und können nach Herzenslust baden und schnorcheln. Wir sind total happy 😊

Zu 99% kommt in Bonaire der Wind aus östlicher Richtung. Für diese Windrichtung bietet die Insel einen perfekten Schutz. Ab und zu kommt es aber vor, dass der Passatwind von Gewitterzellen über der Küste von Venezuela gestoppt wird und sich für ein paar Stunden ein Wind, meist aber nicht stark, aus westlicher Richtung aufbaut. Solch eine Wetterlage («Reversal» genannt) hatte sich noch zu unserer Zeit in der Marina aufgebaut. Der Wind ist nicht das eigentliche Problem, sondern die Wellen, die sich an den betonierten Uferwänden brechen und zurückgeschlagen werden. Das führt im Küstenbereich zu ganz steilen, ekligen Wellen, welche die Schiffe unheimlich tanzen lassen und die Mooring Leinen an ihre Grenzen bringen. Die lokalen Fischer und Bootseigner nehmen dann ihre ganz nahe an der Küste stationierten Schiffe und bringen sie in die sehr gut geschützte Marina. Segelschiffe machen das zum Teil auch, oder flüchten rund eine Meile rüber ans Ostufer der vorgelagerten Insel Klein Bonaire.

Kaum haben wir uns an unserer Mooring eingelebt gibt es in der zweiten Nacht unerwartet einen weiteren solchen Reversal. Diesmal aber viel heftiger und länger als derjenige vor Wochenfrist. Keines der Wetterprogramme hat ihn angekündigt. Heimtückisch, spät in der Nacht, setz er ein. Viele sind bereits am Schlafen. Köbi nicht. Er merkt, wie sich der Wind nach Mitternacht plötzlich dreht und wie sich langsam Wellen gegen die Küste aufbauen. Wir haben sehr lange Leinen und viel freien Platz um uns herum. Auch sind wir genügend weit vom Ufer weg, so dass wir reagieren könnten. So gegen zwei Uhr nachts ist das Windmaximum erreicht, die Wellen bei uns sind moderat und die Leinen zerren nicht am Schiff. Um drei Uhr geht Köbi dann beruhigt zu Bett: hier liegen wir sehr ruhig!

Nicht erschrecken. Die nächsten Bilder sehen fürchterlich aus, aber uns und unserem Boot geht es prima! Wir haben den Reversal absolut schadlos und entspannt überstanden.

Blick am nächsten Morgen über das offizielle Mooringfeld. Der Wind hat da schon stark nachgelassen und bereits wieder etwas nach Süden gedreht. Die Schiffe tanzen immer noch ordentlich auf dem heftigen Schwell
Bei einem Segelboot rissen die Leinen. Der Skipper wollte unter Motor flüchten, schaffte es aber nicht, weil andere Schiffe, heftig hin und her schwojend, und lose Leinen im Wasser ihm die Ausfahrt versperrten. Das traurige Ende eines stolzen Segelschiffes! Fazit des Reversals: ein Segelschiff und ein Fischerschiff gestrandet, viele kleinere Boote an Land gespült, Klampen aus Schiffen herausgerissen und viele weitere Schäden an Schiffen und Anlegestegen
Unser Dinghi Motor, ein 6 PS starker Suzuki 4-Takter, hat uns die erste Phase unserer Segelreise zuverlässig und ohne Pannen seine Dienste erwiesen. Mit dem neuen Highfield Dinghi, das etwas schwerer ist als unser altes Boot, war die Leistung aber etwas zu gering. Wir haben uns deshalb entschlossen, einen 9.8 PS starken Tohatsu 2-Takt Motor zu kaufen. Dieser ist gleich schwer, bringt aber über 50% mehr Power. Am Tag bevor wir den neuen Motor ausgeliefert bekommen, sagt unser treuer alter Motor: «ich hab genug! Macht doch die Arbeit selber!». Kurzerhand lässt er uns auf offenem Meer stehen, beziehungsweise treiben. Zum Glück sehen uns Chris und Jenn von der SY Diva. Sie kommen uns mit ihrem Boot zur Hilfe und schleppen uns zurück zur Lupina
Schon am nächsten Tag ist er da – der neue Motor. In der Zwischenzeit hat Köbi auch das Problem bei unserem treuen alten Suzuki gefunden: der Benzinschlauch hatte eine defekte Dichtung und der Motor zog Luft an. Ein neuer Anschluss und er läuft wieder wie eh und je zuverlässig
Die neuen, glücklichen Besitzer unseres Suzukis: Lotte und Freund von der SY Luna. Wir haben über das Cruiser Net (eine drei Mal pro Woche stattfindende Funkrunde auf VHF Kanal 77) eine Woche vorher bekannt gegeben, dass ein funktionierender Aussenborder zum Verkaufen sei. Sie waren die Schnellsten. Wir wünschen ihnen viel Freude mit «unserem» Freund
Einmal erwähnt Nelly von der SY Meerla, dass sie eine Nähmaschine an Bord hat. Pia spitzte nicht nur die Ohren, sie handelte auch. Nun steht das Ding leihweise auf unserem Salontisch und rattert rund um die Uhr. Als gelernte Schneiderin ist Pia im Element und schneidert, was das Zeug hält. Einmal kommt sogar kurz ihr Finger dran (ja, die Nadel ist ganz durch den Fingerspitz gedrungen!), aber Dank kühlem Blut von Pia und Köbi’s Ersthilfekünsten geht das ganze Malheur sehr glimpflich über die Bühne
Als Erstes kriegt unser neuer Motor einen Massgeschneiderten Überzug – passt!
Dann wird die Schweizer Fahne, die nun auch schon wieder ein Jahr ihre Hoheitsdienste leistet, repariert …
… und endlich kriegen auch unsere Sitzkissen wieder einen neuen Überzug. Gut gemacht, Pia! 😊
Ein Mitbringsel aus der Schweiz: hässlich anzuschauen, unangenehm labbrig und schlüpfrig in der Hand, aber unheimlich gut und effizient verhindern diesen wabbligen Dinger das Austrocknen von angeschnittenen Gemüsen und Früchten. Ein Tipp unserer Schwiegertochter. Danke Jasi 😉
Ein neues Kapitel beginnt gerade in diesem Moment. Das Segelschiff «Lille Venn» mit Barbara und Ralph aus Möhlin in der Schweiz hat gerade die rund 100 Seemeilen lange Überfahrt von Aruba nach Bonaire erfolgreich absolviert. Wir haben schon länger mit ihnen über Internet Kontakt und hatten sie auch zweimal bei unserem Letzten Besuch in der Schweiz getroffen. Sie hatten ihr Schiff in Aruba im Yard parkiert und sind nun vor ein paar Tagen wieder zurück nach Aruba geflogen. Sie wollten schon länger nach Bonaire kommen, bekamen aber nie einen Hafenplatz, weil hier alles voll ist. Als wir dann in der Marina lagen, haben wir mit der Chefin dort ausgehandelt, dass «Lille Venn» unseren Platz bekommt, sobald wir an eine Mooring verlegen. Und so hat es dann auch geklappt: «Lille Venn» hat die Reservationsbestätigung und somit die Einreiseerlaubnis erhalten. Im nächsten Leben wird Köbi Marinero 😊
SY Lille Venn mit Barbara und Ralph rauscht mit wehenden Segeln zum Gruss an der Lupina vorbei. Sie müssen nun zuerst 14 Tage in Quarantäne (Aruba zählt als Risikoland), bevor wir das Wiedersehen dann feiern können

Falls ihr euch fragt, wie es Köbi’s Rücken in der Zwischenzeit geht, dann gibt es Erfreuliches zu erzählen. Auch hier wieder ein Glücksfall. Als Konny am Flughafen Köbi sah, weckte sein Humpeln und der gequälte Gang ihre medizinischen Instinkte. In klassischer Medizin grundgebildet und später in traditioneller Medizin weitergebildet hatte sie jahrelang eine eigene Praxis. Ihre erste Anamnese des zähen Rückenleidens machte sie kurz nach unserer Ankunft in Bonaire während eines Segeltörns bei uns auf dem Schiff. Köbi wurde akupunktiert und musste 20 Minuten reglos in seiner Koje liegen. Danach ging es ihm schon das erste Mal besser. Die Therapie setzte Konny dann bei sich zu Hause fort und Köbi kann heute schmerzfrei gehen und sich bewegen. Einzig das rechte Bein muss nun noch zu alten Kräften finden. Gemeinsam schaffen wir das 😉 Viiiiielen Dank Konny!!!

Sonnenuntergang auf der Lupina

Wie geht es weiter mit Köbi’s Rücken? Welche Abenteuer erwarten uns an unserem Liegeplatz? Wie planen wir die nächsten Reiseabschnitte? Demnächst hier zu lesen: es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser!

Tanz auf 2 Hochzeiten in der Schweiz

Wölflinswil / Fricktal: Seit dem 2. August 2020 sind wir zurück in unserer Heimat in der Schweiz
Einmal mehr dürfen wir bei der Familie Stadelmann für die ganze Zeit unseres Aufenthaltes Gastrecht geniessen. Schnell kommt nach unserer Ankunft etwas Karibik Feeling auf. Sundowner im Strandkorb …
… oder im Liegestuhl genossen, schmeckt hier fast so gut

Als wir von Bonaire abgereist sind, gab es keine aktiven Corona-Fälle. Da wir unterwegs aber im Flugzeug und an den Flughäfen trotz Masken exponiert waren, haben wir in der Schweiz in den ersten zwei Wochen den Kontakt zu Familienangehörigen und Freunden auf das Nötigste reduziert. In dieser Zeit haben wir vor allem unseren Bürokram, der jeweils bei unserer Rückkehr ansteht, erledigt und sind für ein paar Tage nach Arosa gefahren.

Arosa, wunderschöner Ferienort bei Chur, idyllisch am Ende eines langen Tales auf 1’500-1’800 müM gelegen
Hier werden wir nicht nur jeden Tag mit üppiger Sonne, sondern auch mit einem Alphornständchen begrüsst. Typisch Schweizerisch
Wir verbringen ein paar wunderschöne Tage mit herrlichem Bergwandern in der Umgebung von Arosa
Dorothee und Stefan Laxhuber, ein Seglerpaar, das wir in den Kanaren kennen gelernt und später wieder in der Karibik getroffen haben. Ihr Schiff ist auf Grenada an Land sicher deponiert und die Beiden verbringen gerade die Hurrikan Zeit an ihrem Feriendomizil auf der Lenzerheide. Wir treffen uns auf dem «Hörnli» (Bergwirtschaft zwischen Lenzerheide und Arosa) zu einem lockeren Wiedersehen
Noch etwas Werbung für Arosa: auf einem der höchstgelegenen 18-Loch Golfplätze Europas lässt sich eine wunderbare Aussicht geniessen – und bei rund 1’800 müM ist das auch noch sportlich anspruchsvoll

Und dann ist sie endlich vorbei, unsere «selbst auferlegte Quarantäne». Zurück an unserem Wohnort in Wölflinswil sind wir nur gerade 20 Fussminuten entfernt von unseren beiden Grosskindern. Wir haben uns sehr auf ein Wiedersehen mit unseren Familien gefreut, und jetzt ist diese Zeit einfach da. Das Wetter spielt perfekt mit und wir geniessen jede Gelegenheit mit ihnen.

Grossmami ist viel interessanter als eine Puppe und lässt sich gerne die Haare auf alle Arten frisieren
Opi übernimmt derweil die Rolle des Gärtners und zeigt den Kindern, wie die alte Wasserpumpe funktioniert
Spielen macht müde 😉
Oh – so schick? Ja wo laufen wir denn da hin??
Zivilstandsamt Laufenburg. Alles klar?

Seit 25 Jahren sind wir nun befreundet. Anfänglich wurden wir von Bekannten und Verwandten immer wieder darauf angesprochen, wann wir denn nun endlich heiraten würden. Meistens haben wir dazu immer gelacht, aber keine richtige Antwort gegeben. In den letzten Jahren ist diese Art von Fragen nun weniger geworden, aber für uns blieb es doch irgendwo im Hinterkopf drin. So kam es, dass Köbi im Oktober 2019 bei einem sehr romantischen Sonnenuntergang auf der Lupina die noch romantischere Frage stellte. Pia antwortete trocken (so trocken, wie Köbi wohl gefragt hatte 😉): «ich muss es mir noch überlegen!» OK, es soll ja nichts überstürzt werden. Drei Tage später backte Pia dann einen Kuchen und schob Köbi das erste Stück beim Frühstück hin. Beim Kauen des Kuchens fand sich darin ein kleines Zettelchen, auf dem stand «ja, ich will!»

Nun hatten wir uns also nach 25 entschieden, zu heiraten. Bei unserem für das Frühjahr 2020 geplanten Besuch in der Schweiz sollte es soweit sein. Aber dann machte uns COVID einen Strich durch die Planung und wir konnten erst im August nach Hause fliegen. Dumm nur: in der Zwischenzeit hatte auch Pia’s Sohn David sich entschieden, seine geliebte Barbara zu ehelichen und sie hatten ihr Fest bereits auf Ende August angesetzt. Zwei Hochzeiten hintereinander? Das wollten wir nicht, aber verschieben wollten wir auch nicht. So kam es, dass wir uns entschieden, unsere Vermählung ganz im Geheimen in kleinem Rahmen, ohne Wissen unserer Familien, durchzuführen. Das einzige, was wir brauchten, waren Trauzeugen. Die waren in Mandy und Dani, unseren Gastgebern, schnell gefunden, und unserer Hochzeit stand nichts mehr im Wege.

Danke Mandy und Dani, dass ihr unsere Vermählung begleitet habt! Übrigens, unser Hochzeitsdatum ist der 17. August – zufälligerweise das gleiche Datum, wie bei unseren Trauzeugen 😊😊
Die nächsten 10 Tage mussten wir immer sehr aufpassen, dass wir uns nirgends verplapperten und unser Geheimnis ungewollt Preis gaben. Beim Kinderhüten fiel uns das aber nicht schwer
Am 29. August dann das Hochzeitsfest von Barbara und David in Engelberg
«Fare Well Party» im Garten unseres Hauses. Wir hatten ganz bewusst dazu eine Woche nach der Hochzeit von Barbara und David eingeladen. Es sollte «unser» Fest werden, wo wir auch unsere Vermählung bekannt geben konnten. Auf der Einladung stand zwar nur, dass wir uns wieder aus der Schweiz verabschieden wollen. Aber es wurde gleichzeitig auch der Abschied von unserem Leben als «Singles»
Die Überraschung ist uns gelungen und es wurde ein schönes Fest, nach unserem Geschmack, in einfachem aber sehr herzlichen Rahmen
Niemand hatte etwas geahnt, ausser einer (etwas zu neugierigen 😉) Schwester. Sie hat in letzter Minute noch flugs einen Kuchen für uns gebacken, und so kam es, dass wir mit ein paar Tagen Verzögerung sogar noch eine Hochzeitstorte anschneiden durften

Unser Rückflug zur Lupina nach Bonaire war für den 9. September gebucht. Ein paar Tag vorher setzten aber bei Köbi sehr heftige Rückenschmerzen ein. Ein Arzttermin und das angeordnete MRI bestätigen eine akute Diskushernie im 3. und 4. Lendenwirbel. So entscheiden wir, noch ein paar Tage bis Ende September in der Schweiz zu bleiben. Dieser Entscheid wird uns noch durch ein Hochzeitsgeschenk unserer Untermieter versüsst: sie reisen in die Ferien und überlassen uns ihre (unsere) Wohnung für ein paar Tage für „Wellness“-Ferien – wow, was für ein tolles Geschenk!

Danke Elsbeth und Fredy für euer unglaublich schönes Hochzeitsgeschenk

Die Schweiz ruft

Das Buchen eines Fluges in die Schweiz für den 2. /3. August klappt auf Anhieb überraschend gut, und er wird auch nicht von der Fluggesellschaft abgesagt. Andere Segler, mit denen wir sprechen, haben da mehr Schwierigkeiten angetroffen und mussten zum Teil grosse Umwege in Kauf nehmen. Unsere vorläufig letzten Tage in Bonaire verbringen wir mit viel Unterhaltsarbeiten am Schiff, pflegen von Freundschaften, Wassersport und (vor allem Köbi) geniessen des Nachtlebens in Kralendijk.

Seit ein paar Tagen gibt es wieder ein Cruiser Net in Bonaire. Drei Mal in der Woche werden über VHF Kanal 77 interessante Informationen unter Seglern ausgetauscht. So wird zum Beispiel eine morgendliche Frühsportstunde ins Leben gerufen – «Noodling» genannt. Die «Noodle» ist eine rund 1.5 Meter lange Schaumstoffstange, mit der man im Wasser Gymnastikübungen betreibt. Eine super Gelegenheit, unseren etwas eingerosteten Gelenken wieder mehr Beweglichkeit zu verleihen
Die Reparatur am Teakdeck der Heckklappe wird abgeschlossen. Der letzte Arbeitsschritt ist das Flachschleifen des neu verlegten Holzes und der Fugen
Ausgelassene Stimmung zu später Stunde in einem unserer Lieblingslokale
Von der Teakreparatur hat es noch schwarzen Kleber übrig. Da dieser, einmal geöffnet, in ein paar Wochen eintrocknet, nutzt Köbi die Gelegenheit, einige sich lösende Fugen zu erneuern. Er hat gut aufgepasst bei der Teakreparatur, und die Arbeit gelingt ihm sehr gut
Verabschiedungsfeier bei Wendy und Sylvester (Paar rechts im Bild). Sie haben uns in der Quarantänezeit mit frischen Lebensmitteln versorgt und helfen uns auch bei einigen Arbeiten an der Bordelektrik. Das andere Paar am Tisch, Babbie und Ronny (SV Campechano) haben wir im Januar in Puerto Rico getroffen. Für die Hurrikanzeit sind die beiden Puertoricaner mit ihrem Katamaran wie immer in den letzten Jahren nach Bonaire gekommen. Sie haben gerade ihre Quarantäne abgeschlossen und nun machen wir mit ihnen einen Platztausch: Lupina darf in die Marina, und Campechano wechselt an unsere Boje im Mooringfeld
Wendy verwöhnt uns mit einer feinen Grillade
Am Samstag dem 1. August verholen wir unsere Lupina in die Harbour Village Marina, wo sie nun schon einige Male gut und sicher liegen durfte
Darf natürlich am Schweizer Nationalfeiertag nicht fehlen: 1. Augustfeier mit Käse-Fondue auf dem Schweizer Segelschiffe «Meerla» mit Nelly und Allan (rote Shirts)
Und dann ist es gestern Morgen soweit. Mit der KLM heben wir ab und verlassen Bonaire über die Lac Bay Bucht (Jibe City, wo Angela arbeitet, wenn es dann wieder Arbeit gibt) nach Europa

Mittlerweile sind wir heute Nachmittag via Amsterdam sicher und ohne Komplikationen in der Schweiz angekommen und geniessen bereits ausgiebig das Gastrecht bei Mandy und Daniel Stadelmann. Wir freuen uns auf ereignisreiche Wochen mit unseren Familien und Freunden in der Heimat. Wir melden uns dann wieder, wenn wir uns dann im September wieder nach Bonaire aufmachen.

Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser!

Bonaire und die wieder gewonnene Freiheit

Am 17. Juni morgens um 8 Uhr haben wir unsere 14-tägige Quarantäne in der Harbour Village Marina in Bonaire angetreten. Während der ganzen Zeit dürfen wir nicht vom Schiff, höchstens ganz kurz auf unseren eigenen Steg um die Leinen, Fender und Stromkabel zu kontrollieren. Besucher dürfen wir keine empfangen. Wir haben genügend Lebensmittel an Bord und wir müssen keinen Hunger leiden. Gemüse und Früchte kriegen wir geliefert und einmal werden wir sogar von Nelly und Allan vom Schweizer Segelschiff SY Meerla mit frischen Berlinern überrascht, die sie in einer lokalen Bäckerei gefunden haben.

Wendy und Silvester, das befreundete Seglerpaar aus Bonaire, bringen uns regelmässig frisches Gemüse und Früchte vorbei. Sie deponieren es jeweils auf dem Steg und wir holen es an Bord, wenn sie wieder in sicherem Abstand sind

Die «aufgezwungene Ruhezeit» geht wie im Fluge vorbei. Wir lesen viel, absolvieren täglich mindestens 1 bis 2 Stunden Spanischlektionen mit Hilfe eines Programmes im Internet (Duolingo), und versuchen, mindestens eine Pendenz pro Tag am und im Schiff zu erledigen. Diese Pendenzen sind alles Dinge, die eigentlich nicht so wichtig sind und keine Rolle spielen für die Sicherheit und den Komfort am Schiff. Es sind eher Dinge, die wir schon immer mal machen oder präventiv erneuern wollten. Jeden Tag schaffen wir uns so ein Erfolgserlebnis und gehen abends zufrieden mit uns und der Welt ins Bett.

Gute Laune an Bord – auch in der Quarantänezeit
Pia fertigt ein Schnittmuster an für unsere Cockpit Sitzkissen. Die alten Überzüge sind abgenutzt und müssen dann nach diesem Schnittmuster neu gefertigt werden
Die Dichtungsfugen im Badezimmer sind alt und teilweise ausgebrochen (zu viel Putzen ist ungesund für diese 😉). Köbi kratzt sie mit einem Spezialwerkzeug vollständig heraus und legt dann neue Fugen. Die ersten gelingen noch nicht so gut, aber bald macht die Übung den Meister

Am 30. Juni ist es dann so weit. Ein Tag bevor die offizielle Quarantäne abläuft werden wir über Funk aufgefordert, ins Büro der Marina zu kommen. Mit Gesichtsmasken natürlich. Dort drückt uns die nette Dame am Schalter einen Telefonhörer in die Hand. Am anderen Ende der Leitung sitzt ein Vertreter des Gesundheitsamtes, der uns ein paar Fragen stellt zu unserem Befinden und Wohlergehen. Da unsere Antworten zufriedenstellend sind, bestätigt uns der Mann, dass wir nun unsere Quarantäne beendet haben und dass wir uns ab sofort frei bewegen dürfen. Da Bonaire als eines der wenigen Gebiete der Erde zurzeit COVID19 frei ist, gibt es gar keine Einschränkungen. 15 Minuten nach dem Telefon mit dem Gesundheitsamt haben wir eine Bestätigung in unserer Mailbox – und damit können wir nun offiziell in Bonaire einklarieren.

Unser erster Gang in die Freiheit – zum Zoll und Immigration zum Einklarieren
Bonaire – wir sind wieder da 😊
Schon am nächsten Tag verlassen wir die Marina und geben Lupina (Bildmitte) einen schönen Aussichtsplatz an einer Mooring (Boje)
Wir liegen direkt vor dem Zentrum von Kralendijk, der Hauptstadt von Bonaire

Am Tag, an dem wir die Marina verlassen, dürfen auch wieder die ersten Touristen per Flugzeug einreisen. Allerdings nur aus ein paar wenigen Ländern aus Europa oder den anderen Ländern der Holländischen Antillen. Wenn ein Tourist nach Bonaire kommen will, muss er zuerst einen Corona-Test bestanden haben der nicht älter als drei Tage alt ist. Auch das Einreisen mit einem Segelboot von ein paar Inseln mit wenig oder keinen aktiven COVID19 Fällen wird wieder ohne Quarantäne möglich. Viele Segler möchten sehr gerne nach Bonaire kommen, aber hier ist es momentan sehr voll. Die Marina ist mit den Quarantäneschiffen ausgelastet, und die rund 50 Mooring Plätze sind restlos belegt. Da bis zum 1. Juli die Grenzen nur bedingt offen waren, wird die Aufenthaltszeit vor diesem Datum nicht den erlaubten Aufenthaltstagen (für die meisten Nationen 90 Tage, für Holländer und US-Bürger 180 Tage) angerechnet. So kommt es, dass es viele «Langlieger» gibt, die an ihrer Mooring «kleben» und diese nun schon seit Monaten besetzt behalten.

Die Segler, die schon lange hier sind, haben sich gut organisiert. Fast jeden Abend findet irgendwo ein Anlass statt. Immer mittwochs wird ein BBQ organisiert: jeder bringt Grillbares und Beilagen selber mit, und Grill und Getränke liefert die «Million Dollar Bar» – eine Stehbar an vorderster Front. Nach der Quarantäne geniessen wir die Geselligkeit
Endlich kann Köbi wieder tauchen! Schnell findet er bei den Nachbarbooten Tauchpartner. Direkt vom Schiff taucht er immer mit David, dem Skipper des englischen Nachbarbootes «Mischief» (kleiner Schlingel). Hier macht er gerade einen Tauchgang vom Land aus mit den Amerikanern Jenn und Chris (SV Diva) und ihren beiden Crewmitgliedern Allison und Steward (Engländer)
Bei den Tauchgängen gibt es immer wieder etwas Spezielles zu sehen: eine ca. 70cm lange Wasserschlange (deren Bezeichnung ich leider nicht kenne)
Gefleckte Muräne
Skorpion Fisch (Achtung: dieser Bursche hat hochgiftige Stacheln am Rücken und in den Flossen. Ein Stich ruft starke Schmerzen hervor, die über mehrere Stunden oder gar Tage noch zunehmen können)
Französischer Engelfisch
Königin-Engelfisch
Aus Asien in die Karibik vorgedrungen und gefürchtet, weil er ausser dem Menschen keine natürlichen Feinde kennt: der rote Feuerfisch. Man bejagt ihn aktiv, weil er sich schnell vermehrt und sich vorwiegend von den Bruten anderer Fische ernährt. An seinem Körper verteilt hat er hochgiftige Stacheln. Das macht sein Fangen und Zubereiten etwas schwierig und man braucht dazu eine spezielle Ausbildung und Lizenz. Diese beiden Fische wurden bei einem Tauchgang erlegt, bei dem Köbi mit dabei war. Er konnte live miterleben, wie schwierig das Fangen mit einer speziellen Harpune ist. Einmal harpuniert wird die Beute in einem speziellen Rohr verstaut, um den Taucher vor den giftigen Stacheln zu schützen. Dieser Fisch gilt als leckere Delikatesse. Daher lohn sich für die Einheimischen den mühsamen Fang, da er mit gutem Geld belohnt wird

Unser Programm nach der Quarantäne ist schnell sehr intensiv und nach langer, sehr langer Zeit brauchen wir zum ersten Mal wieder unsere Kalender, um nichts zu vergessen. Kaum an der Mooring angekommen werden wir vom Schweizer Paar Nelly und Allan besucht. Endlich können wir uns nach guter alter Schweizer Art begrüssen und sie auf unserm Schiff empfangen. Pia zaubert feine Häppchen aus der Kombüse und wir stossen mit Rivella (ihr lest richtig! Ein Lebensmittelgeschäft hier verkauft doch tatsächlich Rivella!) auf unser Kennenlernen an. Erst zu später Stunde machen sie sich mit ihrem Dinghi auf den Heimweg zu ihrem Schiff. Ein paar Tage später sind wir auf ihrer neuen Allure eingeladen und lassen uns mit feinem Flammkuchen, selbst gemachten Knoblauchbroten und anderen Leckereien verwöhnen.

Schon in der ersten Woche nach der Quarantäne laden wir Konny und Martin, die wir letztes Jahr hier auf Bonaire getroffen haben, zu uns auf die Lupina ein und segeln mit ihnen rund um Klein Bonaire. Martin erweist sich nach einigen kurzen Einweisungen von Köbi als robuster Steuermann. Er könnte sofort als Crew anheuern. Zurück an der Mooring in Kralendijk erlebt dann das nach Bonaire ausgewanderte Deutsche Ehepaar seinen ersten «Anlegertrunk» auf der Lupina.

Ein ganz besonderer Anlass ist dann die Einladung von Konny und Martin zu sich in ihr sehr geschmackvoll eingerichtetes Haus. Martin ist ein phantastisch guter Koch und er zaubert uns ein Nachtessen auf den Tisch, das manchen Koch in neidvolle Verlegenheit bringen würde. Beide sind sehr belesen und wir reden bis spät in die Nacht über Gott und die Welt. Einfach schön! Es gelingt ihnen auch, Köbi zu überreden, statt auf der Lupina eine Nacht bei ihnen zu schlafen. Das Bild zeigt den reichhaltigen Frühstücksbrunch am nächsten Morgen
Konny und Köbi – eine herzliche Verabschiedung
Nicht nur Vergnügen – auch Arbeit! An einem Deckel unserer beiden Backs-Kisten hat sich ein Stück des Teakdeckes gelöst. Noch in der Marina drin haben wir Henk (SV Bluenose) beobachtet, wie er an seinem Schiff sein Teakdeck repariert hat. Sofort war er bereit, uns zu zeigen, wie das geht und worauf zu achten ist. Hier beobachtet Köbi Henk, wie er mit einem Holzmeissel vorsichtig die losen Holzlatten aus dem Deckel löst, ohne die noch guten Latten zu beschädigen
Nach dem 2. Arbeitsschritt, dem Verlegen und Verleimen der neuen, genau zugeschnittenen Teakstücke, werden im 3. Arbeitsschritt die Fugen mit einer speziellen Dicht- und Klebemasse verleimt
Auch Pia arbeitet fleissig. Während die Männer mit dem Schiff beschäftigt sind, sorgt sie für das leibliche Wohl. Fast täglich fährt sie mit dem Dinghi an Land, um frische Lebensmittel einzukaufen
Der Anlegesteg für Dinghis am Nautica Marina Pier ist tagsüber rappelvoll
Jam-Session der Segler und Seglerfreunde im Divers Diner. Jeden Dienstag Abend gibt es hier zum Teil hochkarätige Darbietungen
Eine neue Seglerfreundschaft: Wolfgang vom Deutschen Segelschiff «Hubbert» (Einhandsegler). Er kam rund zwei Wochen nach uns nach Bonaire und geniesst nun auch wieder seine Freiheit
Nordstrand der Insel «Klein Bonaire». Normalerweise ist der Strand hier überflutet von Touristen. Nun haben wir ihn fast ganz alleine für uns und unsere Seglerfreunde. Die Schweizer Nelly und Allan haben uns spontan angefragt, ob wir auch zum BBQ mitkommen. Das muss man uns nicht zweimal fragen
Ein Nachmittag lang Spiel, Spass und lockere Gespräche beim BBQ
Bonaire ist das Beste, was uns in diesen wirren Zeiten passieren konnte. Wir fühlen uns rundum wohl und sicher hier. Wir geniessen die Gesellschaft, treffen viele neue Leute und geniessen die einmalige Natur
Ein Sonnenuntergang schöner wie der andere

Wie geht es mit dem Segeln weiter? Das weiss eigentlich hier noch niemand. Die meisten Destinationen haben noch geschlossene Grenzen, oder Auflagen, die wir nicht erfüllen können und wollen. Die Lage ist allgemein noch sehr angespannt und unsicher. Es bleibt uns im Moment nichts Anderes übrig als Abzuwarten. Seit dem 1. Juli ist der Flughafen wieder geöffnet und das Aus- und Einreisen ist wieder möglich. Wir haben für Anfangs August einen Flug in die Schweiz buchen können. Wir freuen uns sehr, dass es rechtzeitig geklappt hat und wir so am Hochzeitsfest von Pia’s ältestem Sohn David und Barbara dabei sein können.

Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser

Der Weg zurück nach Bonaire

Wie im letzten Bericht geschildert verlassen wir Port Antonio am Morgen früh und nehmen die etwas über 800 Seemeilen nach Bonaire in Angriff. Eigentlich wollten wir am Vortag ordnungsgemäss ausklarieren und haben das auch so den Behörden mitgeteilt. Der Termin wurde von diesen auf 16:30 Uhr festgelegt. Wir waren pünktlich da, aber weder Zoll- noch Immigrationsbeamter waren anwesend. Die freundliche Dame in der Marina ruft dort an und erhält die Antwort, dass sie erst um 17 Uhr kommen. Easy – no problem, wir haben Zeit. Um 17:30 Uhr ist noch immer niemand da. Das Büro der Marina ist mittlerweile geschlossen. Wir zotteln unverrichteter Dinge zum Schiff zurück, das am Anmeldesteg der Marina liegt. Wir beschliessen, am Steg zu bleiben, falls die Beamten doch noch kommen sollten. Sie kommen aber nicht mehr.

9. Juni 2020 frühmorgens um 7 Uhr in der Marina Errol Flynn, Port Antonio. Wir sind bereit für die Abfahrt. Es ist immer noch keine Behörde für die Ausreise bei uns vorbeigekommen. Wir wollen nicht länger warten, um dann wieder versetzt zu werden. Da wir uns erinnern, dass in Bonaire niemand nach den Ausreisepapieren der letzten Insel fragt, entscheiden wir, ohne korrekt ausgestempelte Ausreisedokumente abzureisen
Letzter Blick in die Errol Flynn Bucht von Port Antonio mit den berühmten Blue Mountains im Hintergrund. Kurz nach 10 Uhr, wir sind schon 20 Seemeilen weiter, als die Marina uns per Telefon anruft und mitteilt, dass die Beamten nun für uns da sind. Wieder umkehren? Nein! Wir halten unseren Kurs und verlassen Jamaika in Richtung Osten gegen Hispaniola (Haiti und Dominikanische Republik)
Sonnenaufgang zwischen Jamaika und Haiti. Der Wind, der in dieser Gegend immer von Osten nach Westen, also entgegen unserer Fahrtrichtung weht, ist die ersten zwei Tagen flau und daher steht fast keine Welle an. Ideal für eine Fahrt nach Osten. Der einzige Nachteil: segeln kann man so nicht – wir brauchen die ganze Zeit unseren Motor. «Kari», wie wir unseren 75 Pferde starken Motor lieblich nennen, schnurrt 48 Stunden lang stetig und zufrieden vor sich hin. Nur ein paar Mal kommt er etwas ins Schnaufen: immer dann, wenn sich wieder zu viel Sargassum Seegras im Propeller festgehängt hat, wird der Widerstand so gross, dass die Drehzahl gedrückt wird und sich die Fahrt verlangsamt. Ein paar Wechsel zwischen Rückwärts- und Vorwärtsgang lösen das Gras vom Propeller und Kari ist wieder zufrieden
Immer spannend auf hoher See: Begegnung mit den richtig grossen Schiffen. Köbi freut sich jedes Mal und immer schaut er im AIS, wie das Schiff heisst und ob er die Reederei kennt
Nach knapp einem Tag auf hoher See flackert der Bildschirm unseres Kartenplotters im Cockpit und wird dann ganz schwarz. Der Kartenplotter ist ein elektronisches Navigationsgerät, das die detaillierte Seekarte und die aktuelle Position des Schiffes anzeigt. Beim Versuch, das Ding wieder in Gang zu bringen, bricht Köbi dann bei einem Anschlussstecker noch einen stark korrodierten Pin ab. Das war’s dann!

Den Rest der Fahrt müssen wir ohne unseren Kartenplotter auskommen. Normalerweise wäre das ein ziemliches Desaster, aber wir kennen die Gewässer auf unserer Strecke sehr gut und auf unserem Mobiltelefon haben wir ein Back-Up. Gut auch, dass der Autopilot unabhängig vom Plotter operiert und die Steuerung unseres Schiffes nach wie vor gewährleistet ist.

Nach zwei Tagen Fahrt unter Motor kommt nach der Passage der südlichsten Spitze der Dom Rep etwas Wind auf und wir geben Kari eine Pause. Wir setzen volle Segel und kreuzen hart am Wind weiter gegen Osten. Nach 12 Stunden unter Segel haben wir gerade mal etwas mehr als 20 Seemeilen zum Ziel hin geschafft. Zum Glück lässt der Wind dann nach und es fällt uns einfacher, die Dienste von Kari wieder zu beanspruchen. Mit ihm geht es zügig unter 6.5 bis 7 Knoten Fahrt weiter gegen Osten. Über Satellitenverbindung erhalten wir regelmässig von unserer Wetterstation in Deutschland (an dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Hans Trapp von der Segeljacht Karl, der uns perfekt und sehr schnell ans Ziel navigierte!). Auf Grund dieser Wetterdaten entscheiden wir uns spontan, unterwegs zwei Tage Pause einzulegen und für die Fahrt nach Süden den idealen Wind abzuwarten. Als willkommener Platz für eine Pause bietet sich die Insel «Isla Catalina» im Südosten der Dom Rep an. Von dort aus können wir dann auf einer geraden Linie südwärts nach Bonaire weiter segeln.

Anfahrt zur Isla Catalina, Dom Rep
Ein wunderschöner Ankerplatz, um sich zwei Tage auszuruhen. Hier waren wir bereits, als wir von der Dom Rep in Richtung Haiti losgesegelt sind. Erstaunlich für uns: obwohl die Grenzen eigentlich geschlossen sind, werden wir nicht von der Küstenwache oder der Navy kontaktiert und befragt. Köbi hat extra eine defekte Wasserpumpe bereit gelegt, hätte dieses Teil gezeigt und mit Motorproblemen argumentiert. War zum Glück alles nicht nötig
Wir verbringen zwei herrliche Tage, viel Zeit davon im herrlich klaren Wasser. Es erübrigt sich zu sagen, dass wir Mutter Seelen alleine sind! 😊
Am Sonntag, 14.6.2020 ziehen wir nach dem Abendessen den Anker ein und nehmen die 380 Seemeilen (670km) lange Fahrt nach Bonaire in Angriff. Die ganze Zeit weht der Wind mit 18 bis 22 Knoten auf das Schiff und wir haben nie volles Tuch draussen
Kaum sind wir aus der Windabdeckung von der Dominikanischen Republik draussen im offenen Meer, werden die Wellen sehr ruppig und ungemütlich. Die etwas mehr als zwei Tage zwischen der Dom Rep und Bonaire werden für Mensch und Schiff zur Belastungsprobe, die Beide schlussendlich sehr gut bestehen 😊

Wir attackieren Bonaire! Es ist in der Nacht auf den Mittwoch, als wir Bonaire erreichen. Viel zu früh, um uns bei den Behörden in der Marina zu melden. Wir entscheiden, an einer der offiziellen Tauchbojen an der Westküste von Bonaire Halt zu machen, uns dort mit einem kühlenden Bad zu erfrischen und dann zu frühstücken. Erst nach Tagesanbruch wollen wir weiter in die Marina. So der Plan. Nun, es kommt anders in der noch mondlosen, rabenschwarzen Nacht: etwas verwirrt (so muss man es wohl sagen) vom ausgefallenen Plotter, geblendet vom grellen Licht der Karte im Mobiltelefon und den fehlenden Zeichen von Pia, die vorne am Bug mit der Festmacherleine hantierte, beachtet Köbi den Tiefenmesser nicht . Erst als es rumpelt und Lupina eher wie ein bockiges Pferd wie eine geschmeidige Wölfin durchs Wasser gleitet wird es dem Skipper klar: Bodenkontakt!! Mit einem Ruck bleibt das Schiff an einem Korallenkopf hängen. Zum Glück kommt der Wind vom Land und drückt uns nicht weiter auf das Riff. Unter Vollgas im Rückwärtsgang gelingt es uns, das Schiff wieder frei zu kriegen. Ausser ein paar Schrammen am Kiel aus Blei und leichten Kratzern am Ruder sind von unserem Angriff auf Bonaire zum Glück keine bleibenden gravierende Schäden geblieben.

In der Morgendämmerung (hier um ungefähr fünf Uhr lokale Zeit) klappt es doch noch: vor der Insel Klein Bonaire schnappen wir uns (dann vorsichtiger aber erfolgreich) eine Boje. Wir sind in Bonaire angekommen! Ordnungsgemäss wird auch die Gastland-Flagge wieder gesetzt. Wer genau hinschaut, stellt fest, dass diese schon recht ramponiert daher kommt. Nun, Bonaire war ja eigentlich nicht mehr auf unserem Streckenplan, eigentlich wären wir nach unserer ursprünglichen Planung nun auf dem Weg nach Kolumbien. Man könnte also schlussfolgern: COVID19 ist schuld, dass unser neues Gastland mit einer zerfransten Gastland-Flagge Vorlieb nehmen muss😉

Die Ankunft in der Marina Harbour Village ist dann sehr entspannt und einfach. Der Marinero weist uns den Platz zu, hilft uns beim Festmachen und macht uns mit den speziellen Regeln für die 14 Tage obligatorische Quarantäne bekannt. Diese sind sehr einfach: wir müssen immer auf dem Schiff bleiben. Zum Glück haben wir aber Freunde hier! Es dauert keine Stunde, begrüsst uns David vom Segelschiff Mischief, den wir vor einem Jahr hier getroffen haben. Kaum etwas später rufen uns Wendy und Sylvester vom Steg ein freudiges Willkommen zu. Die Beiden sind auch Segler, wohnen aber im Moment wieder in Bonaire. Und dann kommen noch die beiden Schweizer Nelly und Allan (SY Meerla) mit ihrem Dinghi zu Besuch. Wir kennen uns nur über Facebook und Internet und sehen uns zum ersten Mal real. Alle diese Menschen bieten uns spontan ihre Hilfe an, falls wir etwas brauchen sollten. Einfach schön! Wir fühlen uns sofort wohl in der Quarantäne.

So lässt sich eine Quarantäne gut aushalten: hübsche, kleine Marina, schöner Ausblick aufs Meer, frischer, kühlender Wind, nette Steg-Nachbarn und jeden Abend einen Sundowner 😊

Wie überleben wir die Quarantäne? Können wir den Plotter reparieren?
Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser!

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Bye bye Ocho Rios – Jamaika auf Wiedersehen

Wir sind mittlerweile in einem richtig tiefenentspannten Zustand. Da wir immer noch nicht im Besitz einer Einreiseerlaubnis von Bonaire sind, haben wir uns darauf eingestellt, dass wir sicher noch etwa 10 Tage hier sein werden. Dann kommt am Freitag Mittag unerwartet ein Mail aus Bonaire und die Ereignisse überschlagen sich. Das Mail teilt uns mit, dass wir ab sofort in Bonaire einreisen dürfen. Wow!! Lange haben wir nach einem Datum gefragt, nun ist es Tatsache. Schnell packen wir unsere Unterlagen und fahren mit dem Dinghi an Land, um noch vor Feierabend einen Passierschein für die Überfahrt nach Port Antonio zu erhalten. Es klapp perfekt. Wieder zurück beginnen wir mit den Vorbereitungen für die Losfahrt am Sonntag.

Dann die nächste Überraschung. Diesmal keine so freudige. Der Generator beginnt zu husten und das Kühlwasser fliesst nur noch langsam. Service ist noch nicht fällig, Impeller-Lebensdauer ist auch noch nicht abgelaufen. Was könnte es sein?

Die Werkzeugkiste und Ersatzteile, alles bereits gut verstaut unter den Kojen im Vorschiff, müssen also noch einmal hervorgeholt werden
Trouble Shooting in der Gerätebox im Cockpit. Ja, Köbi passt da rein und er ist sogar wieder raus gekommen 😉
Und so sieht die Kiste aus, wenn Köbi draussen ist und nun von unten die Wasserpumpe des Generators ausbaut. Sie ist vermutlich die Ursache des Problems
Richtig analysiert: das Gummirad der Kühlwasserpumpe (Impeller) hat es völlig zerlegt. Als Wechselintervall wird 300 Stunden angegeben, unseres wäre erst in etwa 15 Stunden fällig geworden. Pech gehabt ☹ Aber lieber noch hier am Anker, als unterwegs auf dem offenen Meer
Am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Ocho Rios gehen die Restaurants wieder auf. Gerade rechtzeitig noch für uns, um einen der letzten Sundowners hier zu geniessen
Auch das Leben kehrt wieder zurück auf die Strassen von Jamaika
Die Rasta Menschen scheint die spezielle Situation im Grossen und Ganzen wenig berührt zu haben. Sie leben in ihrer spirituellen Welt, wo es einfach so kommt, wie es kommt

Am Sonntag dem 7. Juni, nach 79 Tagen vor Anker in Ocho Rios, brechen wir auf nach Port Antonio, wo wir noch Treibstoff auffüllen und dann aus Jamaika ausklarieren. Die Distanz von 45 Seemeilen wird ein erster Prüfstein für Mensch und Material, denn wir haben im zweiten Teil der Reise mehr als 25 Knoten Wind auf die Nase. Wir erreichen Port Antonio sicher aber müde.

Unterwegs nach Port Antonio mit halbem Grosssegel und 60% Genua. Das Meer zeigt uns wieder einmal, wie klein und nichtig wir doch sind. Wie eine Nussschale wird unsere Lupina (immerhin fast 13 Tonnen schwer) in den wilden Wogen entlang der Küste hin und her geworfen. Das Ganze Deck und bis hoch in die Segel wird alles nass

Die Marina ist wie ausgestorben, alle Schiffe sind bereits weg. Also auch Zeit für uns, aus dieser Hurrikan-Gegend wegzukommen.

Am Montag Morgen weckt uns die Coast Guard. Wir sind ihnen offenbar am Vortag unter dem Radar durchgeschlüpft und sie bemerken uns erst jetzt. Sie sind aber sehr nett und beruhigt, als sie merken, dass wir schon länger in Jamaika sind. Nach der Prüfung unserer Papiere wünschen sie uns eine gute Weiterreise. Unser Zielland, Bonaire, kennen sie allerdings nicht 😊
Diese nette Frau war wochenlang unsere liebe Eiskaffee Fee in Ocho Rios. Als Abschiedsgeschenk hat sie uns dann einen Schluck feinen Kaffeelikör rein getan. Hmmm… war der gut!!

Wir haben in den fast drei Monaten Ocho Rios viele nette Menschen getroffen, die uns sehr ans Herz gewachsen sind. Das Abschied Nehmen fällt uns nicht leicht. Die Leute kennen uns mittlerweile. Rufen uns zu, haben etwas zu erzählen oder winken einfach freundlich und schenken uns ein Lächeln. Viele haben uns davor gewarnt, passt ja auf, Jamaika soll sehr gefährlich sein. Während unserem ganzen Aufenthalt hier in Jamaika, haben wir kein einziges Mal das Gefühl von Gefahr oder Bedrohung erlebt. Wir haben uns immer und überall sehr wohl gefühlt. Wir können es allen nur empfehlen, diese wunderbare Insel mit den etwas eigenwilligen und stolzen Menschen zu besuchen.

Da der Wind fast immer von Osten oder Südosten her bläst, und es noch eine bis zwei Knoten starke Strömung in Richtung Norden gibt, können wir Bonaire von hier nicht direkt ansegeln. Morgen soll es gemäss Wettervorhersagen die nächsten 2-3 Tage windarm sein. Somit können wir einigermassen direkt ostwärts nach Haiti fahren und weiter nach der Dom Rep, um der Strömung auszuweichen und einen besseren Winkel am Wind gegen Bonaire zu bekommen. Wenig oder kein Wind bedeutet aber: kein Segeln, also muss unser Motor zumindest die ersten zwei Tage den nötigen Vorschub liefern. Etwa ab Boca Chica können wir dann den Kurs südwärts direkt nach Bonaire setzen. Wir erwarten dann Querab-Wind und ab da sollte dieser Segeltörn wieder etwas gemütlicher werden. Diesen etwas mühsamen Umweg haben wir Covid 19 zu verdanken und er kostet uns rund 800 Seemeilen (1’500km). Während der 8-9 tägigen Überfahrt werden wir keine Internetverbindung haben. Und dort müssen wir direkt für 14 Tage in Quarantäne, die wir aber auf dem Boot absitzen dürfen. Wie schnell wir wieder Internet haben, wissen wir noch nicht. Egal, wir melden uns nächstes Mal dann wieder von Bonaire aus.

Schiff Ahoi!! Auf Wiedersehen Jamaika – Bonaire wir kommen Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser!
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Jamaika – immer noch im Lockdown

Unser Besuchervisum läuft am 30. Mai ab. Weil wir sicher noch ein paar Tage (oder Wochen) hier sein werden, müssen wir das Visum verlängern. Also fahren wir am 29. Mai per Sammeltaxi in das 10 km weiter der Küste entlang gelegene St. Ann’s Bay, wo sich das Immigrationsbüro befindet. Im Warteraum füllen wird die uns ausgehändigten Papiere aus und übergeben sie wieder der Dame, die sie uns gegeben hat. Nach einer halben Stunde kommt sie zurück mit den Rechnungen für die Administrationsgebühr. 70 USD pro Person, stolz, aber ok. Wir bezahlen die Gebühr umgehend am uns zugewiesenen Schalter und überreichen der Dame die Quittung. Wieder dürfen wir im Warteraum Platz nehmen, bis die Chefin der Dame, die Immigrationsbeamtin, bereit ist für ein Interview. Nach 20 Minuten ist es soweit. Eine korpulente, stämmige Dame, mit der man(n) keinen Streit haben will, empfängt uns. Freundlich erklärt sie uns, dass wir als Schweizer Bürger für eine Verlängerung der Aufenthaltsbewilligung einen Visa Waiver brauchen. Ok, wir nicken. Als wir den nächsten Satz der Dame hören, fallen wir fast vom Stuhl. «Das kostet 50’000 Jamaika Doller (350 USD) pro Person». Was?? 700 USD damit wir ein paar Tage länger hier bleiben können. Pia beginnt mit weinerlicher Stimme auf die Beamtin einzureden. Köbi versucht es mit anderen Argumenten. Aber die Frau, mit der man(n) keinen Streit haben will, bleibt dabei. Ok, wir müssen kurz besprechen, was wir nun tun wollen. Köbi fragt nach, ob wir vielleicht mit dem Schweizer Konsulat in Kingston kurz telefonieren dürfen. Ja, ja, kein Problem, aber nicht hier sondern im Warteraum. Also wir wieder ins Wartezimmer. Köbi versucht, das Konsulat in Kingston anzurufen, und schreibt dann dem Konsul ein WhatsApp, als niemand das Telefon beantwortet. Da auch diese Kontaktaufnahme so schnell nicht klappt entscheiden wir gemeinsam, am nächsten Tag abzureisen. Aber wohin? Egal, wir entscheiden uns für die Abreise. Wieder im Büro der Immigrationsbeamtin teilen wir ihr unseren Entscheid mit, und bitten sie, statt einer Verlängerung die Ausreisedokumente zu erstellen. Erstaunt blickt sie uns an, schluckt einmal leer. Irgendwie scheint sie nicht mit diesem Entscheid gerechnet zu haben. «Dann wollt ihr also morgen abreisen?» vergewissert sie sich. Köbi murmelt achselzuckend und resigniert: «wollen nicht, aber wir müssen!». Mit einem kurzen Seitensatz, dass sie ihren Supervisor informieren wolle, bittet uns die stämmige Dame wieder ins Wartezimmer. Eine halbe Stunde später kommt sie mit einem breiten Lächeln und unseren Pässen – mit Verlängerung von drei Monaten!! Wir sind perplex und die Beamtin strahlt. Koch’sche Schauspielkunst und Brem’sches Verhandlungsgeschick machen es möglich. Wir jubeln und bedanken uns überschwänglich bei ihr. Dann schlüpfen wir beschwingt und fröhlich durch die Türe des Gebäudes, das wir vor drei Stunden betreten haben.

Wird ein Unikat in Pia’s Pass sein: der gelöschte Ausreisestempel von Jamaica

Heute ist der 1. Juni 2020. Seit mehr als 2 Monaten liegen wir nun in Ocho Rios vor Anker und hoffen, dass einige der Restriktionen, die bis zum 31. Mai angeordnet waren, aufgehoben werden. Bis gestern waren wir und mit uns fast alle Jamaikaner im Glauben, die meisten Geschäfte, Restaurants, Pärke, Strände und dergleichen können ihren Betrieb wieder aufnehmen, weil von offizieller Seite keine anders lautende Information kommuniziert wurde. Heute Morgen aber haben wir per WhatsApp vom Schweizer Konsul Ueli Bangerter aus Kingston die offizielle Nachricht erhalten, dass praktisch alle Massnahmen bis 30. Juni weiter Gültigkeit haben. Nur die Grenzen werden per 15. Juni geöffnet. Unsere Stimmung ist für einen kurzen Moment im Keller. Wir hatten uns darauf gefreut, doch noch einige der Sehenswürdigkeiten hier in Jamaika besuchen zu können und unsere Rundreise mit dem Schiff um Jamaika herum fortzusetzen. Zerschlagen! Aber die Niedergeschlagenheit dauert nur kurz: nun wissen wir endgültig, dass wir von hier direkt, eventuell mit einem Tankstopp in Port Antonio (falls das erlaubt wird) in Richtung Süden aus der Hurrikan Zone abrauschen werden.

Bekanntes Bild: Lupina alleine vor leerem Strand und leeren Hotels. Nur die leitenden Angestellten des Hotels sind noch da. Der Hotelbesitzer hat ihnen erlaubt, von ihren kleinen Arbeiterwohnungen im hinteren Bereich des Areales in die Suiten des Hauptgebäudes umzuziehen. So sieht das Hotel bewohnt aus und sogar am Strand gibt es am Abend den einen oder anderen Badenden
Der öffentliche Strand bleibt mindestens bis 30.Juni geschlossen
Viel Zeit um an der Infrastruktur Unterhalt zu machen. Ein Strassenverkäufer hat an seinem Gefährt die Räder für einen Pneu Wechsel (??) ausgebaut
Das musikalische Blut und die gesellige Ader der Jamaikaner können wir nur erahnen. Strassen Partys und spontane Feste bleiben weiterhin aus. Übrigens das gegenseitige Berühren mit der Faust, das hier die beiden Männer (einer davon stellt den guten alten Bob Marley dar) symbolisieren, bedeutet: ich respektiere dich und was du tust und bist ist gut! Fast jeden Abend rudert ein Fischer mit seinem Kajak an uns vorbei, hebt die Faust und ruft: «Respekt Captain!» Köbi antwortet dann jeweils mit «Respekt Fisherman!» – natürlich auch mit dargehaltener Faust 😊

Wir sind seit dem 22. März hier am Anker. Ausser ein paar von der Marine Polizei bewilligten, ja sogar angeordneten Ausfahrten auf das offene Meer hinaus, um die Fäkalientanks zu leeren, müssen wir mit dem Schiff in der Bucht bleiben. Ansonsten befinden wir uns in einem tiefen Entspannungsmodus und geniessen einfach das Sein und das Jetzt. Etwas Routine hat sich auch breit gemacht: jeden Morgen nach dem Aufstehen (einfach dann, wenn wir beide wach werden) und dem erfrischenden Bad im klaren Meerwasser folgt ein gemütliches Frühstück.

Unser übliches Frühstück mit selbst gebackenem Brot, Butter, Käse, feinem Birchermüesli, frischen Früchten und natürlich Lavazza Kaffee (den uns Besucher aus der Schweiz jeweils mitbringen)
Nach dem Frühstück: viel Zeit für uns auf dem oder im Wasser

Wir haben eine lokale SIM-Karte mit unlimitierter Datenmenge. Vor allem zur heissen Tageszeit, wenn die Sonne maximal auf Deck brennt, ist es im Schiffsbauch sehr angenehm kühl. Da sind wir dann stundenlang an unseren Computern: beantworten E-Mails, tummeln uns im Facebook (unsere Freunde wundern sich wohl, wieso wir in letzter Zeit so aktiv sind 😉), lesen Reiseberichte von anderen Seglern, planen unsere Weiterreise. Und vor allem, und darauf sind wir sehr stolz: wir lernen mit einem Online-Programm täglich mindestens zwei Stunden Spanisch! Die Fortschritte sind schon recht beachtlich und wir freuen uns auf die spanisch sprechenden Länder von Zentral- und Südamerika.

Unser Büro im Schiffsbauch. Abends, zum Schauen von Filmen und Tagesschau zügeln wir damit ins luftige Cockpit
Lange aufgeschobene (weil nicht so wichtige) Arbeiten werden erledigt. Hier baut Köbi eine Solarlampe um. Das Ding funktioniert mit einem Bewegungsmelder. Wenn man sich nicht bewegt, löscht sie wieder. Nun hat Köbi den Bewegungsmelder mit einem einfachen Ein-/Ausschalter ersetzt
Darf bei einem Landgang nie fehlen: feine Glacé schlemmen. Fast jeden Tag machen wir einen Landgang, um frisches Gemüse, Obst und sonstige Lebensmittel zu besorgen. Da uns eine längere Überfahrt bevorsteht, wenn wir dann hier den Anker lichten, wird auch einiges zusätzlich gebunkert.
In unserem Lieblingslokal mit feinem Kaffee-Frappé. Zum Glück offerieren einige Restaurants Take-away
Auch das darf an Bord nicht fehlen: guter Rum! Der «Overproof Rum» (rechts) hat 63% Alkohol und eignet sich hervorragend für Drinks. Köbi meint auch: zum Desinfizieren wäre er pur am Besten 😊
Einkaufen und Landgang machen wir meistens am frühen Nachmittag, wenn es auf der Lupina unerträglich heiss wird. Am späteren Nachmittag (so ab 4 Uhr) kehren wir aufs Schiff zurück. Da brennt die Sonne schon nicht mehr so heiss und die Hängematten am Bug vorne werden zu unserem luftigen Aufenthaltsort
So gegen 18 Uhr wird der «Overproof» hervorgeholt und wir mischen uns einen leckeren Sundowner
Lesend, plaudernd, oder einfach nichts tuend geniessen wir jeden Sonnenuntergang von Neuem aus unseren Hochsitzen am Bug
Nach Sonnenuntergang, der hier aktuell um ungefähr 18:40 Uhr stattfindet, und nachdem die Nacht sich über die Bucht gelegt hat, zieht es Pia in die Combüse, wo sie immer etwas Leckeres auf unsere Teller zu zaubern versteht
Feine (aber scharfe) lokale Gewürzzutaten. Nebst Rum soll auch das die Viren fern halten 😊😊
Dinghi-Drifting zum Sonnenuntergang. Wir fahren mit dem Dinghi im Flachwasser zwischen Riff und Festland rund zwei Seemeilen der Küste entlang, stellen den Motor ab und lassen uns von Wind und Wellen der untergehenden Sonnen entgegentreiben. Immer wieder ein wunderschönes Erlebnis
Dinghi-Drifting zum Sonnenuntergang: der «Sundowner» ist auch dabei
Und endlich ist er da – der lang ersehnte Regen!! Es hat schon seit über zwei Monaten nicht mehr geregnet. Das Deck der Lupina ist schon richtig staubig. Der Regen beginnt zuerst zaghaft, dann aber setzt ein richtiger Tropenregen mit haselnussgrossen Regentropfen ein
Noch vor wenigen Minuten waren wir froh um den Schatten spendenden Sonnenschutz, nun wirkt er als Wasserrinne
So schnell wie er gekommen ist, so schnell verzieht sich der Regen wieder. Der ständig blasende Passat Wind treibt die dichte Regenwolke über unsere Köpfe hinweg nach Westen. Schon bald scheint die Sonne wieder. Die gut 30mm Niederschlag haben aber unsere Lupina in kurzer Zeit blitz blank gewaschen 😊
Regen in der Stadt
Seit wir unsere Segelreise vor genau zwei Jahren angefangen haben, waren wir noch nie so lange am gleichen Ankerplatz. Es sind schon über 70 Tage! Und das unglaubliche daran: wir fühlen uns noch immer wohl hier und geniessen jeden Tag von Neuem. Wir sind richtig tiefenentspannt

Wie geht es nun weiter? Die ersten beiden tropischen Stürme sind bereits über den nördlichen Bereich der Karibik hinweggezogen. Ab heute gilt in der Karibik offiziell die Hurrikan Zeit. Jamaika liegt in der Hurrikan Zone. Erfahrungsgemäss bleibt es aber bis Anfangs Juli in unserem Bereich ruhig, Die Sturmaktivitäten nehmen ab Mitte Juli aber stark zu und ab dann muss man mit den gefürchteten Wirbelstürmen rechnen. Es ist klar, wir müssen weg hier. Aber wohin?? Wir haben im letzten Bericht geschrieben, dass wir am liebsten wieder auf die ABC Inseln gehen würden, falls bis dann die Grenzen offen sind. Das ist nun tatsächlich geschehen. Mit einer 14-tägigen Quarantäne können alle drei Inseln (Aruba, Bonaire, Curaçao) angesegelt werden. Wir haben uns für Bonaire entschieden und uns dort in die Liste von Einreisewilligen eingeschrieben. Zwei Schiffe pro Woche werden in die Quarantäne aufgenommen. Als wir das lesen, sinkt bei uns die Zuversicht, denn es wollen doch viel mehr Schiffe dorthin. Aber wir haben Glück: diese Woche haben wir nun endlich die Bestätigung erhalten, dass wir kommen können. Einzig der Termin bleibt noch offen. Von der Marina in Bonaire wurde uns mitgeteilt, dass die Behörden die Quarantäne plane und wir von dort einige Tage vorher informiert werden, wann wir in Bonaire eintreffen sollen. Für uns kein Problem – wir haben Zeit. Falls sich doch wider Erwarten ein Sturm ankündigen sollte, werden wir einfach unseren Anker heben und nach Süden flüchten.
Pia wird noch einige Striche mehr machen können 😉

Abendstimmung in Ocho Rios

Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser!

Lockdown in Jamaika

Vor Anker in Ocho Rios, Jamaika

Seit dem 22. März liegen wir nun in Ocho Rios im Norden von Jamaika vor Anker. Unsere Reisepläne sind in der Zwischenzeit komplett über den Haufen geworfen worden. Wir wollten ja ursprünglich Mitte April weiter westwärts zu den Cayman Inseln, und von da ein Monat später nordwärts nach Kuba. Beide Inseln haben anfangs April ihre Grenzen geschlossen und lassen keine Touristen mehr rein. Also Planänderung: wir beschliessen, vorläufig in Jamaika zu bleiben und die Insel im Gegenuhrzeigersinn zu umsegeln, schön gemütlich, mit vielen Zwischenstopps, um möglichst viel von der Insel zu sehen.

Aber auch das kommt anders! Wir haben bereits einen Termin mit den Behörden vereinbart für die Cruising-Erlaubnis bis zur Montego Bay, als am Tag davor, an einem Sonntag früh, zwei Schiffe unter gelber Quarantäneflagge in unsere Bucht einlaufen. Dies löst ein Riesenwirbel bei den Behörden aus, was schliesslich in einem kompletten Cruising Verbot für Jamaika endet.

Ein Katamaran und ein normales Segelboot sind von Guatemala kommend über die Cayman Inseln und Kuba (von beiden Inseln wurden sie durch die Küstenwachen weggeschickt) nach Ocho Rios gekommen und haben am frühen Morgen ihren Anker geworfen. Pia, schon früh auf und erfreut über die willkommene Abwechslung, packt unser SUP und paddelt rüber zu den Schiffen für einen kurzen Willkommensgruss. Nicht gut – die Schiffe stehen unter Quarantäne und die lokalen Behörden schätzen das gar nicht!

Schnell kommt Pia zur Lupina zurück. Die beiden Boote werden der Reihe nach von Küstenwache, Hafenpolizei und der Gesundheitsbehörde besucht. Zwischenzeitlich versucht das eine Boot mit Deutscher Besatzung mit der Deutschen Botschaft in Kingston Kontakt aufzunehmen. Da sie nur Funk und kein hier funktionierendes Telefon haben, rufen sie uns auf. Wir bauen eine Verbindung auf, das heisst: Köbi ruft die Botschaft an, hält das Telefon ans Funkgerät und lässt die beiden Parteien miteinander reden. Eines der Crewmitglieder will sofort von Bord und an Land. Die Deutsche Botschaft erklärt, dass dies in der aktuellen Lage zur Zeit nicht legal möglich ist. Auch gebe es keine Ausreisemöglichkeit, da die Flughäfen geschlossen sind. Zwischenzeitlich hat die Hafenpolizei die fünftägige Aufenthaltsbewilligung (aber unter striktem Verbot, das Land zu betreten), welche die Küstenwache zuerst gewährt hat, auf 24 Stunden reduziert. Das Polizeiboot ist noch bei den Schiffen, als vom Hafenquai ein kleiner Mann wild gestikulierend Richtung Polizeiboot winkt. Es ist der Gesundheitsbeamte. Er ordnet an, dass die Boote per sofort verschwinden müssen. Wir stellen nicht das erste Mal fest, dass bei diesen verschiedenen Behörden weder der eine noch der andere weiss was der andere tut oder erlaubt ☹

Das erste der beiden Boote verlässt Ocho Rios wieder mit Fernziel Guadeloupe. Obwohl die Crew angeführt hatte, dass der Motor nicht läuft, dürfen sie nicht bleiben

Wie es mit den beiden Schiffen weiter gegangen ist: https://nicepaths.com/2020/08/11/the-story-behind-a-picture/

Nachdem auch das zweite Boot unter Polizeibegleitung die Bucht verlassen hat, kommt die Polizei mit dem immer noch sichtlich aufgeregten Gesundheitsbeamten zur Lupina. Barsch brüllt er zu uns rüber und will wissen, was Pia bei den anderen Booten wollte. Zum Glück hatte sie keine Personen berührt und war auf sicherer Distanz geblieben, sonst hätten wir wahrscheinlich auch wegfahren müssen. So lässt er es bei einem mürrischen Verbot für die Weiterfahrt bleiben: «wenn ihr hier den Anker hebt, müsst ihr Jamaika verlassen!» Köbi versucht noch, diesen Entscheid zu hinterfragen, stellt aber gleich fest, dass dies der falsche Moment ist. Nach Köbi’s kurzer Bestätigung, dass es uns hier eh am besten gefällt und wir gerne hier bleiben werden, huscht ein Lächeln über das Beamtengesicht, und die Welt ist wieder in Ordnung 😊

An einem der nächsten Tage erhalten wir ein Mail von einem Unbekannten mit ein paar wunderschönen Aufnahmen von unserer Lupina. Wir sind überrascht und erstaunt, freuen uns über die schönen Bilder.

Ocho Rios by night – die Lupina mitten drin (Bild: Chicco)
Ocho Rios am Tag. Unsere Lupina, alleine neben einem alten Touristen Ausflugsboot (Bild: Chicco)

Ein paar Mails gehen hin und her. Wir erfahren, dass ein älterer Italiener, der mit einer Jamaikanerin verheiratet ist und hier eine Wohnung hat, selber einmal über den Atlantik gesegelt ist. Er hat dies aber 1979 zu einer Zeit gemacht, als es noch kein GPS und Internet gab, und seine seglerische Leistung von damals ist um einiges höher einzuschätzen als unsere. Mit Hilfe des Schiffsnamens fand er unsere Home Page und dort unsere Kontaktdaten. Grazie, Chicco, per le splendide fotografie!

Seit Mitte April gelten Ausgangssperren in der Nacht und Maskentragpflicht in der Öffentlichkeit. Wir fühlen uns sicher und wohl hier. Wir können uns an Land frei bewegen, meiden aber Menschenansammlungen und halten strikt Abstand ein. Die Grenzen bleiben vorerst bis 31. Mai geschlossen
Unser Fahrzeugpark, den wir ohne Einschränkung benutzen können. Die Lupina dürfen wir nicht bewegen ausser zum Leeren der Toilettentanks. Dazu müssen wir aber die Hafenpolizei informieren, die uns dann für zwei bis drei Stunden aufs Meer rausfahren lässt
Hier ist Köbi beim Putzen des Dinghis. Mehrere Wochen im Wasser, und es setzt sich hartnäckiger Bewuchs an. Wir nehmen uns jeden Tag eine kleine Arbeit vor. Nicht zu viel – so dass wir nicht eines Tages arbeitslos sind 😊
Wir haben das Glück, dass direkt ausserhalb der Bucht ein langes Riff der Küste entlang läuft. Dieses Riff hält die grossen Wellen auf und bietet Wohnort für viele Korallen, Pflanzen und Tiere. Fast jeden Tag sind wir einmal dort draussen und geniessen einfach das schwerelose Schweben im 27°C warmen Wasser und die Naturwunder unter uns. Hier ein gefleckter Adlerrochen
Schon bald sind diese Burschen unsere Freunde. Direkt vor uns am Strand hat es ein Delphinarium
Fünf Mal am Tag werden die Delphine gefüttert. Mit unserem SUP fahren wir regemässig hin und können aus der Nähe beobachten, wie verspielt die Tiere sind
Wir stehen in regem Kontakt mit der Heimat, und es interessiert uns sehr, was dort passiert. Corona hat auch ein paar neuere Möglichkeiten bekannter gemacht und wir nutzen ab und zu eine Videokonferenz mit der ganzen Familie. Moderne Kommunikationstechnik macht es möglich
Ja, und dann wollen auch die Grosskinder wissen, wie es uns geht. Da muss der Nachrichten-Sprecher des Jamaika TV live vor die Kamera 😊
Restaurants sind geschlossen (so wie alle Touristenattraktionen, Parks, Museen, Hotels, etc.). Kein Problem! Mit Pia haben wir die beste Köchin an Bord – sie macht ihrem Namen alle Ehre
Nach langem Suchen hat Köbi aber dann doch eine Bar gefunden, wo man das Getränk an der Bar holen, und draussen an zwei Tischen konsumieren kann.
So bleibt die Welt für Köbi in Ordnung 😊

Wir verbringen viel Zeit auf dem Schiff. Oftmals fahren wir mehrere Tage hintereinander nicht an Land, verbringen Stunden mit Lesen oder im Internet (ja, wir haben hier «unlimitiertes» Internet, das zwar nicht ganz unlimitiert ist, aber uns sogar fernsehen lässt). Da gibt es dann schon Momente, wo man nicht mehr weiss, wie man sitzen oder liegen soll. Deshalb haben wir uns ein neues Örtchen des Verweilens eingerichtet:

Neues Genuss-Plätzchen: eine Hängematte im Bug
Vor allem am Morgen oder gegen Abend, wenn die Sonne nicht mehr brennt, ein herrlich luftiges Vergnügen
Damit es keinen Streit gibt, kommt schnell eine zweite Hängematte dazu. Nun können wir die Sonnenuntergänge gemeinsam in luftiger Höhe geniessen

Wie geht es weiter? Das wissen wir noch nicht. Vorläufig bleiben wir in Jamaika. Spätestens wenn die Hurrikan Zeit hier losgeht (offiziell Juni, effektiv Juli/August) wollen wir aber unbedingt aus dem Hurrikan Gebiet raus sein. Momentan sind alle Grenzen der möglichen Inseln oder Länder, wo wir hin könnten, geschlossen. Je nach Entwicklung der Situation im Land, beginnen nun einige Inseln mit den Lockerungen. Die ABC Inseln bieten sich an. Da waren wir schon, und die Situation scheint dort von den Behörden sehr gut im Griff. Eine andere Alternative wäre weiter südostwärts auf Grenada oder dann Trinidad. Auch hier könnten sich die Grenzen bald öffnen. Hat aber den Nachteil, dass wir alles gegen den Wind ansegeln müssten. Wir sind mit vielen anderen Seglern hier in regem Kontakt. Viele davon ziehen sich nach Europa zurück, oder dann nordwärts in die USA (könnten wir auch, wollen aber nicht). Andere warten einfach mal ab, wie es weiter geht. Man merkt aber deutlich: mit jedem Tag werden die Segler in der Karibik immer nervöser. Wir teilen uns das friedlich auf untereinander: Pia sucht auch unruhiger nach einer Lösung, Köbi bleibt seinem Motto treu: abwarten und Rum trinken. Aber ganz wichtig, beide wissen wir: es kommt schon gut!

Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser!