Auf dem Weg nach Kuba – Zwischenstopp in der Dominikanischen Republik

Unsere Faulenzer-Zeit in Bonaire ist am 14.12.2020 zu Ende. Mit einem weinenden, aber auch einem erwartungsfreudigen Auge verlassen wir Bonaire in Richtung Norden
Um 16 Uhr lokale Zeit starten wir den Motor und lösen unsere Leinen von der Boje. Zuerst nur unter Grossegel fahren wir langsam dem ganzen Mooring Feld entlang und verabschieden uns winkend und mit lautstarker Unterstützung unseres Nebelhornes von unseren vielen Seglerfreunden. Vielen Dank an Allan von der SY Meerla für das Bild von uns
Ralph (SY Lille Venn) verabschiedet uns von seinem Surfboard aus …
… während Konny und Martin vom Pier bei Karel’s uns energisch zuwinken

Tschüss alle ihr Lieben, die wir in Bonaire kennen lernen durften. Nun freuen wir uns auf Neues! Beim Mooring Feld vorbei setzen wir auch das Vorsegel (Genua) und nehmen unter windgefüllten Segeln Kurs auf Richtung Nordwestküste von Bonaire. Eine gute Stunde herrliches Segeln, da das Wasser flach ist wie auf einem See und der Wind schräg von hinten kommt und somit das Schiff fast keine Krängung hat. An der Westküste angelangt können wir unseren Kurs auf das Fernziel ausrichten. Nun kommt der Wind aus 40-50 Grad auf das Schiff, also schräg von vorne. Zuerst sind wir noch in der Windabdeckung von Bonaire, der Wind daher noch schwach und unstabil. Träge und gemächlich schiebt sich die Lupina langsam aber stetig an der Küste vorbei immer mehr ins offene Meer hinaus. Die Wellen nehmen auf gut zwei Meter zu und auch der Wind pendelt sich zwischen 15-20 Knoten ein. Lupina nimmt Fahrt auf und läuft jetzt zwischen 6.5 bis 7.5 Knoten durchs Wasser. Gerade noch rechtzeitig bevor die Nacht einbricht kreuzt eine dicke Regenwolke unseren Kurs und wäscht den reichlich vorhandenen Bonaire-Staub von unserem Schiff. Mit inzwischen stark gerefften Segeln zieht Lupina unter Pia’s Aufsicht stampfend und mit unbändigem Vorwärtsdrang in die erste Nacht hinein.

Der Wind bleibt die nächsten zwei Tage ziemlich konstant. Von unserer Wetterzentrale in Deutschland (vielen Dank, Hans!) erhalten wir laufend über unser Satellit-Funkgerät Updates und die Bestätigung, dass wir unseren direkten Kurs halten können. Zuerst hilft uns die Meeresströmung noch und steigert unsere Geschwindigkeit über fast die Hälfte der Distanz mit rund einem Knoten. Erst als wir uns der Dom Rep nähern, lässt diese nach und dreht etwas mehr gegen Westen. Die Wellen werden auf etwa der Hälfte der Distanz krabbelig und oft orientierungslos. Kein Problem für Lupina, die zieht unter Autopilot Steuerung eine schnurgerade Linie durchs Wasser. Aber Pia’s Körper reagiert trotz Stugeron für ein paar Stunden mit starken Kopfschmerzen und flauem Magen. Aber nach einem tiefen, gesundheitsbringenden Schlaf geht es ihr bald wieder besser und sie kann ihren Pflichten weiter ungehindert nachkommen.

Wir wechseln uns in der Nacht bei der Wache ab. Pia fährt die erste Schicht von Sonnenuntergang bis Mitternacht, Köbi ab Mitternacht bis Sonnenaufgang. Tagsüber wechseln wir uns ohne speziellen Plan spontan ab. So kommen wir beide zu genügend Schlaf und zeigen keine Ermüdungsprobleme
Wir haben unsere Abfahrt so geplant, dass wir bei Tageslicht unser Ziel erreichen. Das klappt perfekt und wir überqueren morgens um 5 Uhr die Hoheitsgrenzen der Dom Rep. Um 7 Uhr sind wir dann kurz vor Barahona in flachem Wasser, und Pia kann die Hoheitsflagge der Dom Rep sowie die gelbe Quarantäne Flagge setzen. Der Wind hat inzwischen nachgelassen und wir legen die letzten sieben Seemeilen unter Motor zurück. Das gibt uns auch die Gelegenheit, vor der Ankunft noch eine erfrischende, warme Dusche zu geniessen
Unser persönliches Empfangskomitee: Nora und Hacko vom Segelschiff Anixi. Sie Beide sind seit Anfang Dezember hier und geleiten uns zum Ankerplatz
Unser neuer Liegeplatz für die nächsten Tage – Aussicht beim Ankunftskaffee
Wir hatten eine wunderbare, zügige Überfahrt ohne irgendwelche Probleme mit dem Schiff. Hier die wichtigsten Eckdaten unserer Reise: zurückgelegte Strecke 414.9 Seemeilen (nm = nautical miles) mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 6.3 Knoten. Ah ja – auch ganz wichtig: unterwegs durften wir unsere ersten 10’000 Seemeilen (18’000 km) auf eigenem Kiel (also mit unserer Lupina) feiern – ein schönes Gefühl 😊
Wir sind noch beim Anlegerkaffee, da tuckert ein vollbeladenes Dinghi daher. Es ist Nora, die am Ufer die Einklarierungsbehörden abgeholt hat. Ein eigenes Boot haben sie nicht. Man müsste also mit dem Schiff direkt an die raue Hafenmauer (mit möglichen Kratzern und anderen Schäden am Schiff) oder von sicherem Ankergrund aus sie mit dem eigenen Dingi abholen. Nora hat uns freundlicherweise den Transport abgenommen
Der Vertreter der Armada auf unserem Schiff. Respektvoll verzichten wir darauf, ihn aufzufordern, seine schweren Militärstiefel auszuziehen 😉
Die Einklarierungsbehörden bei uns am Tisch (von links): der Vertreter der Immigration (Ivan), der Soldat der Armada (Grenzschutz), und der Mann vom Zoll und Drogenfahndung. Wir hatten schon in Bonaire ein Formular heruntergeladen, auf dem man seinen Gesundheitszustand festhalten musste. Dieses Formular haben wir kurz vor der Ankunft ausgefüllt. Das schaut sich der Mann der Immigration kurz an. Dann reicht er uns pro Person je ein kleines Immigrationsformular, das wir ausfüllen müssen. Das ist alles an Formularen. Der Zollbeamte macht dann einen kurzen Rundgang durch das Schiff, macht Fotos von belanglosem Zeugs und ist dann schnell zufrieden. Nach einem kurzen Getränk ist die ganze Einklarierung in weniger als einer halben Stunde zu Ende. Etwas Spezielles wegen Covid? Nichts! Wenn die Herren keine Maske tragen würden, könnte man meinen, es sei alles normal. Welche Bedingungen an Land herrschen, müssen wir später selber an Land oder von Nora und Hacko erfragen
Auch wichtig: ein Erinnerungsbild, um das uns der Immigrationsbeamte bittet. An anderen Orten wäre das undenkbar, da würde schon böse geschaut, wenn ein Beamte eine Kamera sieht

Der ganze Einklarierungsprozess läuft also speditiv, unbürokratisch und sehr entspannt ab. All die Geschichten über korrupte Beamte und Forderungen, die angeblich gestellt werden, haben wir weder letzte Saison noch diesmal erlebt. Die Getränke haben wir aus eigenem Antrieb offeriert, aber erst nachdem der Formalismus vorbei war. Der Soldat lehnte sogar ein alkoholisches Getränk ab und bevorzugte stattdessen einen Orangensaft.

Die Überraschung kommt dann aber am Nachmittag. Beim Gang an Land machen wir unser Dinghi beim Hafen der Armada an. Als wir wieder aufs Schiff wollen winkt uns ein Soldat zu sich und teilt uns mit, dass wir keine ordentlichen Dokumente hätten. Es folgt ein langes Gespräch mit mehreren Offiziellen und uns – alles auf Spanisch, das wir so irgendwie hinkriegen. Und was ist das Problem? Beim Ausklarieren in Bonaire hatten wir noch die Absicht, direkt nach Kuba zu segeln. So steht es auf dem Ausklarierungsdokument drauf. Unsere Planänderung haben wir erst kurz vor dem Auslaufen gemacht. Nach einer tüchtigen Standpauke des lokalen Chefs der Armada und einem reuigen Blick in unseren Augen, lächelt er uns zu und signalisiert, dass nun alles OK sei 😊

Unser erster Besucher an Bord nach der Einklarierung
Schon am frühen Nachmittag werden wir im Club Nautico in fröhlicher Runde willkommen geheissen. Der Mann ganz hinten am Tisch ist Peruaner und seit März in Barahona blockiert. Er ist zusammen mit einem anderen Skipper von einem 84 jährigen Amerikaner auf seinem Katamaran als Crew angeheuert. Bei Ausbruch von Corona ist der Amerikaner in die USA geflogen. Ob er jemals wieder zurückkommt, weiss niemand. Nun sitzen die Peruaner hier fest, weit weg von ihren Familien. Schicksale, die einem aufwühlen. Wir merken, reden tut diesen Leuten gut – und Köbi hört gerne zu. Wunderschöne Momente!
Lupina in Barahona

Wir werden Weihnachten hier in Barahona verbringen und ab dann ein Wetterfenster suchen, das uns gut nach Kuba bringt.

Ob wir es diesmal schaffen, in der wunderschönen Bucht, Bahia de Aguila, ganz im Westen der Dom Rep einen Zwischenstopp einzulegen? Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser

Unsere letzten zwei Monate auf Bonaire

Lange ist es her, seit wir uns zum letzten Mal gemeldet haben. In der Zwischenzeit ist eigentlich wenig passiert und auch bei den Seglern, die hier auf Bonaire an den Bojen liegen, ist wenig Bewegung zu spüren. Erst seit Ende November, wo die Hurrikan Zeit offiziell zu Ende ist, und daher die Versicherungen die Schiffe wieder versichern, kommt Bewegung auf. Einige Boote segeln nun in Richtung des östlichen Karibik Bogens (St. Martin, Antigua, Martinique, etc.), oder weiter westwärts nach Panama. Umgekehrt kommen nun einige Schiffe zurück aus Aruba oder Curaçao. Sie waren dort die letzten Wochen oder gar Monate meist an Land sicher aufbewahrt, sind nun wieder im Wasser und wollen zurück in die Antillen. Für uns in Bonaire heisst das, dass einerseits zwar etwas Bewegung ins Bojenfeld gekommen ist, andererseits aber immer noch alles voll belegt ist. Zum Glück gibt es nur ganz wenige Covid Fälle auf Bonaire, und so ist das Leben an Land eigentlich ganz normal mit praktisch keinen Einschränkungen für die Bewohner. Was macht man in so einer «langweiligen» Situation? Man geniesst Freunde, die Natur und das Leben!!

Fast jede Woche fahren wir mit unserem Mietauto, das wir uns mit ein paar anderen Schiffen teilen, zur Hang-Out Bar am Sorobon Beach und chillen, was das Zeugs hält
Die Drinks sind einfach herrlich
Warum wohl stecken da die Flamingos ihren Kopf ins Wasser? …
Hier die Antwort! Seit Wochen schüttet es immer wieder riesige Wassermengen vom Himmel. Der El Nino Effekt sorgt für alle rund vier Jahre dafür, dass es zu grösseren Niederschlägen auf Bonaire kommt. Hatten wir letztes Jahr noch den Eindruck, die Insel sei sehr dürr und trocken, lernen wir jetzt, dass es auch anders sein kann. Nicht selten regnet es mehrere Stunden pro Tag. Unsere neuen Sonnenpaneelen kriegen da leider nur wenig Arbeit
Das soeben neu renovierte Trockendock der Werft steht mehrere Tage komplett unter Wasser
Auch die Strassen sind immer wieder grossflächig überflutet
Sahen wir vor Jahresfrist die Kakteen noch auf ödem, trockenen Grund stehen, sind sie heute von vielen grünen Pflanzen umgeben
Sogar die Tiere passen sich dem frischen, leuchtenden Grün der Pflanzen an
Die Kakteen werden von anderen grünen Pflanzen bedrängt wo sie noch vor einem Jahr völlig unbedrängt ihr Dasein fristeten
Ab und zu machen wir kleine Wanderungen. Pia unter einem Schatten spendenden Divi-Divi Baum nahe beim Aussichtspunkt «Seru Largu»
Im Gegensatz zu letztem Jahr, wo wir praktisch die einzigen Deutsch sprechenden Segler auf Bonaire waren, sind es jetzt mehrere Boote. Es liegt auf der Hand, dass es einmal ein BBQ Nachmittag auf Klein Bonaire mit dieser Sprachgemeinschaft gibt
Improvisierter Grill am «No Name Beach» in Klein Bonaire
Immer wieder geniessen wir Besucher auf unserem Boot. Manchmal erlaubt Pia ihnen sogar, unsere Küche benutzen zu dürfen 😉 Nora vom Schiff Anixi bereitet uns hier gerade ein sehr feines Fischgericht zu
Dann haben wir das Vergnügen, an mehreren Geburtstagsfeiern teilnehmen zu dürfen. Einmal ist es Wendy, vom Segelschiff Mischief (= Lausbub) …
… ein anderes Mal Sylvester (SY Tween), …
… und dann Barbara (SY Lille Venn) die uns an ihrem Wiegenfest teilhaben lassen
Eines der bekanntesten Lokale hier, Karel’s, hat viel zu viel Corona Bier eingekauft. Einerseits bleiben die Kreuzfahrtschiffe mit den vielen Touristen weg, andererseits animiert der Name im Moment nicht gerade zum Genuss dieses Getränkes. Köbi macht ein paar Hilfeaufrufe im regelmässig stattfindenden Cruisers Net und kauft selbst ein paar Kisten davon. Nach kurzer Zeit ist der Wirt Dank den Seglern sein Problem los und seither ein guter Freund von Köbi
Wer schon mal in Bonaire war und gerne Eis mag, der kennt Gio’s. Und wer uns kennt weiss, dass Gio’s sehr schnell zu einem unserer Lieblingslokale wurde
Thanksgiving ist für die Amerikaner ein besonderes Fest. Da werden alle guten Freunde und Bekannte zu einem ausgiebigen Essen eingeladen. Hier dürfen wir auf dem Schiff «Diva» diesen Anlass geniessen. Alles beginnt mit einem lockeren Aperitif …
… gefolgt von einem reichhaltigen Essen, dessen Hauptteil Truthahn ist. Da dieser aber auf der Insel nicht zu bekommen war, dürfen wir grillierte Steaks geniessen. Die vielen Zutaten (Bild) werden meist von den Besuchern gebracht
Jenn, die Gastgeberin auf der SY Diva

Wer nun meint, wir sind dauernd am Essen und Party machen, liegt nicht sooo falsch, aber es gibt auch immer wieder Arbeit, die meist unerwartet auftaucht und zu erledigen ist. Bei einer routinemässigen Kontrolle des ganzen Riggs stellen wir fest, dass eine der Unterwanten gebrochene Drähte aufweist. Wir haben das ganze Rigg vor etwas mehr als zwei Jahren erneuert und so etwas dürfte eigentlich noch nicht auftreten.

Das Bild zeigt klar die gerissenen Drähte. Die Wante muss ersetzt werden. Aber woher kriegen wir diese? Zum Glück gibt es einen Jungunternehmer auf Bonaire, der soeben neu als Rigger begonnen hat. Innerhalb weniger als zwei Wochen ist die Wante in den USA bestell und bereits erfolgreich ersetzt
Einmal stellt Köbi fest, dass die Träger unseres Davids (Halter für das Dinghi) gerissene Schweissnähte haben. Bei einem lokalen Spezialisten für Schweissen von rostfreiem Stahl finden wir Hilfe
Für die Wiedermontage der Halterungen sind wir auf die Unterstützung eines Seglerfreundes angewiesen, da Köbi’s Rücken solche Verwindungen noch nicht zulässt. Hacko von der SY Anixi muss sich tief in unsere Backskiste winden, um die Schrauben montieren zu können
Tauchen beansprucht einen grossen Teil von Köbi’s Freizeit. Hier macht er sich mit seinen Tauchfreunden auf zu einem Tauchgang
Tauchen – Schweben unter Wasser
Die verrücktesten Dinge machen bekanntlich am meisten Spass, das ist hier offensichtlich: Surfboard-Skiing mit einem Dinghi. Ralph von der SY Lille Venn macht im Hintergrund eine echt gute Figur
Sankt Nikolaus auf Bonaire. Schon gut ein Monat vor dem Termin kommt der weissbärtige Mann mit einem grossen Auto-Konvoy daher. Seine Mission ist einfach: Party, Lärm und viele Drinks. Was da wohl die Kinder lernen sollen?
Unser nächstes Ziel wird Kuba sein. Da trifft es sich gut, dass unsere Freunde von Bonaire, Konny und Martin, schon mal auf dieser Insel in den Ferien waren und uns an einem gemütlichen Sonntag Nachmittag Land und Leute anhand ihrer Fotos etwas näher bringen können
Feines Nachtessen auf der SY Lille Venn. Barbara und Ralph aus Möhlin liegen mit ihrem Katamaran direkt vor dem Dinghi Steg. Strategisch optimal gelegen für uns. Es sind sehr interessante und kurzweilige Gastgeber …
… und auch ihre Küche mundet uns perfekt! 😉
Auch auf der SY Meerla sind wir mehrmals zu Gast. Nelly und Allan (hinten am Tisch) sind mit ihrem Allure Aluminium Schiff in Bonaire auf ihrer Weltreise eingebremst worden. Bald aber geht’s auch bei ihnen weiter. Am 6. Dezember laden sie uns und die Crew von der SY Lille Venn (Barbara + Ralph, links am Tisch) zu einem Samichlaus-Brunch ein. Mit vollgeschlagenen Bäuchen verweilen wir uns dann mit Brändi-Dog, eine Art «Eile mit Weile», aber viel spannender und strategischer. Zu unserem Erstaunen gab es trotz hitzigem Schlagabtausch auf dem Spielbrett keine blutigen Nasen und wir mögen uns immer noch 😊

Köbi hat auf Bonaire so richtig Lust am Tauchen bekommen. Da Pia aber nicht tauchen will (die schwere Gerätschaft und der Zeitaufwand halten sie davon ab) sucht sich Köbi immer unter den anderen Seglern einen Tauchpartner. Mit David vom Schiff Mischief hat er einen idealen Partner gefunden. David ist auch erst hier auf Bonaire so richtig auf den Geschmack gekommen, hat nun diverse Kurse besucht und benutzt fast jede Gelegenheit, unter Wasser zu sein. Als er sich seinem 100. Tauchgang nähert, wird rege diskutiert, wie man das am besten feiern soll. Der Vorschlag von Köbi, dass er einen Nackt-Tauchgang machen könnte, findet bei den Tauchkolleginnen und -kollegen spontan regen Anklang. Nun, David, ein Engländer der sehr gerne sportliche Herausforderungen annimmt, konnte nicht mehr anders …

… und absolviert den ganzen einstündigen 100. Tauchgang lediglich mit seiner Taucherausrüstung bekleidet. Den Moränen, Barracudas und anderen Raubfischen begegnet er diesmal aber mit einem besonders respektvollen Abstand
Nach dem 100. Tauchgang stossen wir alle mit dem nun wieder bekleideten David (neben Köbi an der Bar stehend) auf seine tolle Leistung an
David, Pia, Köbi und Wendy (von links) in der Hang-Out Bar. David und Wendy wollen auch in den Pazifik und wer weiss, vielleicht absolviert Köbi dann seinen 100. Tauchgang auch wieder mit David zusammen 😉
Bonaire war für uns eine Notlösung, als wir im Juni aus der Hurrikan Zone flüchten mussten. Im Nachhinein gesehen war und ist es ein Glücksfall. Wir durften unheimlich viele schöne Momente erleben …
… ganz liebe Leute kennen lernen …
… und nach langer Zeit Wiedersehen mit Pia’s Tochter Angela und Freund Ralf feiern
Mit Angi und Ralf auf einem Törn um Klein Bonaire herum. Eine gute Gelegenheit für uns, alle Systeme an Bord wieder mal im Einsatz zu testen. Sogar den Autopiloten darf ich kurz auf seine korrekte Funktion prüfen, bevor Ralf wieder ans Steuer will
Die Zeit in Bonaire geht für uns nun dem Ende entgegen. Wir könnten es hier noch lange geniessen und noch länger bleiben …
… aber Fernweh und Abenteuer rufen
Wir sind bereit für Neues
Für einmal: Lupina im Glas

Wir haben auch noch einen kleinen Film über Bonaire gemacht. Folge diesem Link auf und unter dem Wasser in Bonaire oder klick oben im Menü auf «Videos»

Heute Montag, 14.12.2020, fahren wir am Nachmittag los nach Barahona auf der Dominikanischen Republik. Ursprünglich wollten wir direkt nach Kuba, aber dann haben uns Nora und Hacko (SY Anixi) angeschrieben. Sie sind vor ein paar Tagen dort angekommen und motivieren uns, einen kurzen Umweg zu segeln und mit ihnen Weihnachten zu verbringen. Wir haben Zeit – und Kuba läuft uns nicht weg 😉. Mit einem Klick oben im Menü «aktuelle Position» kannst du unsere Überfahrt live mitverfolgen.

Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser

Zurück in Bonaire wartet Arbeit

Bis Ende September ist der Rücken von Köbi dank Physio- und Craniosakral-Therapie wieder so gut stabilisiert, dass wir am 27. September wieder zurück nach Bonaire fliegen können. Das Gepäck, das wir mitschleppen, ist enorm: drei grosse Koffer, jeder bis zum maximal erlaubten Gewicht gefüllt, plus das maximal erlaubte Handgepäck. Wir haben viel Ersatzmaterial für die Lupina dabei und einer der schweren Koffer ist für Nelly und Allan von der Segelyacht (SY) Meerla, die vergeblich gehofft hatten, dass Besucher aus der Schweiz ihnen das mitbringen könnten. Köbi’s Schwestern Sabine und Regine bringen uns frühmorgens an den Basler Flughafen und helfen, das Gepäck an den Eincheckschalter zu bringen. Dort wartet für Köbi ein Rollstuhl, so dass sein Rücken das lange Anstehen und den Gang durch Pass und Gepäckkontrolle zum Abfluggate unbeschadet und heil übersteht. Auch das Umsteigen in Amsterdam klappt Dank dieser Unterstützung problemlos.

Rund 10 Stunden nach dem Abflug von Amsterdam steigen wir in Bonaire bei Sonnenschein, 30 Grad Temperatur und einem steifen Rücken (Köbi) erleichtert aus dem Flugzeug. Dank einem aktuellen negativen PCR -Test und korrekt ausgefüllten Gesundheitsdeklarationen dürfen wir ohne zusätzliche Quarantäne in Bonaire einreisen. Hier hat sich seit unserer Abreise viel verändert: gab es Anfang August noch keine Covid-Ansteckungen auf der Insel, sind in der Zwischenzeit die Fälle explodiert und es mussten strikte Massnahmen angeordnet werden, ähnlich wie anfänglich in Europa. Verständlich, dass deshalb am Flughafen eine gewisse Nervosität herrscht. Herrlich, als wir endlich ins Freie treten und unsere Freunde Konny und Martin wiedersehen können. Sie fahren uns mit ihrem grossen Pick-Up Truck, der das viele Gepäck problemlos schluckt, zu unserer Lupina, die uns in der Marina schon ganz nervös schaukelnd erwartet. Wir treffen sie in tadellosem Zustand an. Wolfgang von der SY Hubbert hat während unserer Abwesenheit perfekt zu ihr geschaut. Keine Mängel, kein Schimmel, alles i.O.! Wunderschön – wir sind wieder zuhause!

Kaum in Bonaire angekommen, geht es los mit diversen Arbeiten. Zuerst kommt die lange ersehnte Waschmaschine dran. In Holland bestellt und im Container mit ein paar anderen Dingen nach Bonaire geliefert, war sie kurz vor unserer Ankunft auf der Insel angekommen. Unser Freund Sylvester (Bild links) hat sie in Empfang genommen und liefert sie uns an den Pier. Mit tatkräftiger Hilfe von Hacko, SY Anixi, (am Schubkarren) kriegen wir das Paket sicher zum Schiff
Köbi’s Rücken ist froh und dankbar, dass er nicht mithelfen muss, das 50 Kilogramm schwere Teil vom Pier an Bord zu hieven. Sylvester und Hacko schaffen das locker
Die Maschine hat Spezialmasse. Sie dürfte keinen Zentimeter grösser sein, sonst würde sie nicht durch Niedergang und Türen passen und wir könnten sie nicht einbauen
Hacko (unten) und Sylvester dürfen stolz sein, sie haben gerade in diesem Moment Pia zur glücklichsten Bordfrau gemacht 😉. Ein Glücksfall für uns auch: Hacko hat in seinem Vor-Seglerleben mal in der Haushaltsmaschinen-Branche gearbeitet. Seine diversen Tests und die perfekte Inbetriebnahme der Maschine haben Köbi sicher ein paar Stunden Durchblättern der Betriebsanleitung erspart 😊
Am nächsten Tag sieht es auf der Lupina so aus. Die Maschine arbeitet perfekt, die Wäsche ist sauber, Pia ist happy! Happy wife – happy life! Vielen Dank Hacko und Sylvester für eure Hilfe!
In den nächsten Tagen herrscht ein grosser Wirrwarr an Bord. Arbeiten an der Elektronik: 2x 180 Watt Solarpanelen (Stromproduktion) und ein WiFi Booster (Antenne zum Empfang und Verstärken von WiFi Signalen) sollen eingebaut werden
Wiederum ist Sylvester der Mann der Stunde. Er hat Köbi bei der Auswahl der Hardware beraten und diese dann in der USA, Holland und Bonaire zusammengekauft. Als ehemaliger Elektriker führt er dann die Installation an Bord fachgerecht aus. Hier besprechen wir gerade die möglichen Varianten. Alles beginnt mit einer guten Planung …
… und dann schweisstreibender, nicht immer ganz einfach zugänglicher Arbeit. Sylvester macht das locker und in stoischer Ruhe
Montage der steuerbordseitigen Solarpanele. Vorerst montieren wir sie direkt an den Reelingdraht, wollen aber dann bei nächster Gelegenheit eine Lösung mit rostfreien Stahlrohren anbauen

Nachdem die geplanten Arbeiten erledigt sind, ist es für uns Zeit, von der Marina ins offene Wasser an eine Mooring (= Boje) zu wechseln. Das stellt sich aber als fast unmögliches Unterfangen heraus. Da rings um uns herum fast alle Inseln die Grenzen dicht haben oder auf 14 Tage Quarantäne bestehen, hat Bonaire die Aufenthaltsfristen für Segler vorläufig sistiert. Das hat zur Folge, dass es praktisch keine Schiffsbewegungen mehr gibt. Niemand verlässt Bonaire und es ist kein Platz für Neuankömmlinge mehr vorhanden. Kurz: es ist ziemlich voll hier.

Aber auch hier haben wir Glück. In der Marina kommen wir mit unserem Schiffsnachbarn ins Gespräch. Es ist ein lokaler Unternehmer, der Schiffsfahrten für Touristen durchführt. Im Moment ist für ihn nichts los. Eines seiner Schiffe, das normalerweise an einer Mooring festgemacht ist, hat er gerade an Land genommen für Unterhaltsarbeiten. Haben wir richtig gehört? Da gibt es eine freie Mooring? Super! Wir kriegen sie und sind schon am nächsten Tag draussen.

Lupina am neuen Liege Ort. Wir haben sehr viel Platz um uns herum, wir sind das letzte Schiff in einem sehr locker gelegten Mooringfeld, welches ausschliesslich privaten Besitzern gehört. Wir sind zwar etwas weit weg von unserem angestammten Dinghi Anlegesteg, aber das ist uns in diesem Moment egal. Wir haben eine Boje, sind wieder auf dem offenen Wasser und können nach Herzenslust baden und schnorcheln. Wir sind total happy 😊

Zu 99% kommt in Bonaire der Wind aus östlicher Richtung. Für diese Windrichtung bietet die Insel einen perfekten Schutz. Ab und zu kommt es aber vor, dass der Passatwind von Gewitterzellen über der Küste von Venezuela gestoppt wird und sich für ein paar Stunden ein Wind, meist aber nicht stark, aus westlicher Richtung aufbaut. Solch eine Wetterlage («Reversal» genannt) hatte sich noch zu unserer Zeit in der Marina aufgebaut. Der Wind ist nicht das eigentliche Problem, sondern die Wellen, die sich an den betonierten Uferwänden brechen und zurückgeschlagen werden. Das führt im Küstenbereich zu ganz steilen, ekligen Wellen, welche die Schiffe unheimlich tanzen lassen und die Mooring Leinen an ihre Grenzen bringen. Die lokalen Fischer und Bootseigner nehmen dann ihre ganz nahe an der Küste stationierten Schiffe und bringen sie in die sehr gut geschützte Marina. Segelschiffe machen das zum Teil auch, oder flüchten rund eine Meile rüber ans Ostufer der vorgelagerten Insel Klein Bonaire.

Kaum haben wir uns an unserer Mooring eingelebt gibt es in der zweiten Nacht unerwartet einen weiteren solchen Reversal. Diesmal aber viel heftiger und länger als derjenige vor Wochenfrist. Keines der Wetterprogramme hat ihn angekündigt. Heimtückisch, spät in der Nacht, setz er ein. Viele sind bereits am Schlafen. Köbi nicht. Er merkt, wie sich der Wind nach Mitternacht plötzlich dreht und wie sich langsam Wellen gegen die Küste aufbauen. Wir haben sehr lange Leinen und viel freien Platz um uns herum. Auch sind wir genügend weit vom Ufer weg, so dass wir reagieren könnten. So gegen zwei Uhr nachts ist das Windmaximum erreicht, die Wellen bei uns sind moderat und die Leinen zerren nicht am Schiff. Um drei Uhr geht Köbi dann beruhigt zu Bett: hier liegen wir sehr ruhig!

Nicht erschrecken. Die nächsten Bilder sehen fürchterlich aus, aber uns und unserem Boot geht es prima! Wir haben den Reversal absolut schadlos und entspannt überstanden.

Blick am nächsten Morgen über das offizielle Mooringfeld. Der Wind hat da schon stark nachgelassen und bereits wieder etwas nach Süden gedreht. Die Schiffe tanzen immer noch ordentlich auf dem heftigen Schwell
Bei einem Segelboot rissen die Leinen. Der Skipper wollte unter Motor flüchten, schaffte es aber nicht, weil andere Schiffe, heftig hin und her schwojend, und lose Leinen im Wasser ihm die Ausfahrt versperrten. Das traurige Ende eines stolzen Segelschiffes! Fazit des Reversals: ein Segelschiff und ein Fischerschiff gestrandet, viele kleinere Boote an Land gespült, Klampen aus Schiffen herausgerissen und viele weitere Schäden an Schiffen und Anlegestegen
Unser Dinghi Motor, ein 6 PS starker Suzuki 4-Takter, hat uns die erste Phase unserer Segelreise zuverlässig und ohne Pannen seine Dienste erwiesen. Mit dem neuen Highfield Dinghi, das etwas schwerer ist als unser altes Boot, war die Leistung aber etwas zu gering. Wir haben uns deshalb entschlossen, einen 9.8 PS starken Tohatsu 2-Takt Motor zu kaufen. Dieser ist gleich schwer, bringt aber über 50% mehr Power. Am Tag bevor wir den neuen Motor ausgeliefert bekommen, sagt unser treuer alter Motor: «ich hab genug! Macht doch die Arbeit selber!». Kurzerhand lässt er uns auf offenem Meer stehen, beziehungsweise treiben. Zum Glück sehen uns Chris und Jenn von der SY Diva. Sie kommen uns mit ihrem Boot zur Hilfe und schleppen uns zurück zur Lupina
Schon am nächsten Tag ist er da – der neue Motor. In der Zwischenzeit hat Köbi auch das Problem bei unserem treuen alten Suzuki gefunden: der Benzinschlauch hatte eine defekte Dichtung und der Motor zog Luft an. Ein neuer Anschluss und er läuft wieder wie eh und je zuverlässig
Die neuen, glücklichen Besitzer unseres Suzukis: Lotte und Freund von der SY Luna. Wir haben über das Cruiser Net (eine drei Mal pro Woche stattfindende Funkrunde auf VHF Kanal 77) eine Woche vorher bekannt gegeben, dass ein funktionierender Aussenborder zum Verkaufen sei. Sie waren die Schnellsten. Wir wünschen ihnen viel Freude mit «unserem» Freund
Einmal erwähnt Nelly von der SY Meerla, dass sie eine Nähmaschine an Bord hat. Pia spitzte nicht nur die Ohren, sie handelte auch. Nun steht das Ding leihweise auf unserem Salontisch und rattert rund um die Uhr. Als gelernte Schneiderin ist Pia im Element und schneidert, was das Zeug hält. Einmal kommt sogar kurz ihr Finger dran (ja, die Nadel ist ganz durch den Fingerspitz gedrungen!), aber Dank kühlem Blut von Pia und Köbi’s Ersthilfekünsten geht das ganze Malheur sehr glimpflich über die Bühne
Als Erstes kriegt unser neuer Motor einen Massgeschneiderten Überzug – passt!
Dann wird die Schweizer Fahne, die nun auch schon wieder ein Jahr ihre Hoheitsdienste leistet, repariert …
… und endlich kriegen auch unsere Sitzkissen wieder einen neuen Überzug. Gut gemacht, Pia! 😊
Ein Mitbringsel aus der Schweiz: hässlich anzuschauen, unangenehm labbrig und schlüpfrig in der Hand, aber unheimlich gut und effizient verhindern diesen wabbligen Dinger das Austrocknen von angeschnittenen Gemüsen und Früchten. Ein Tipp unserer Schwiegertochter. Danke Jasi 😉
Ein neues Kapitel beginnt gerade in diesem Moment. Das Segelschiff «Lille Venn» mit Barbara und Ralph aus Möhlin in der Schweiz hat gerade die rund 100 Seemeilen lange Überfahrt von Aruba nach Bonaire erfolgreich absolviert. Wir haben schon länger mit ihnen über Internet Kontakt und hatten sie auch zweimal bei unserem Letzten Besuch in der Schweiz getroffen. Sie hatten ihr Schiff in Aruba im Yard parkiert und sind nun vor ein paar Tagen wieder zurück nach Aruba geflogen. Sie wollten schon länger nach Bonaire kommen, bekamen aber nie einen Hafenplatz, weil hier alles voll ist. Als wir dann in der Marina lagen, haben wir mit der Chefin dort ausgehandelt, dass «Lille Venn» unseren Platz bekommt, sobald wir an eine Mooring verlegen. Und so hat es dann auch geklappt: «Lille Venn» hat die Reservationsbestätigung und somit die Einreiseerlaubnis erhalten. Im nächsten Leben wird Köbi Marinero 😊
SY Lille Venn mit Barbara und Ralph rauscht mit wehenden Segeln zum Gruss an der Lupina vorbei. Sie müssen nun zuerst 14 Tage in Quarantäne (Aruba zählt als Risikoland), bevor wir das Wiedersehen dann feiern können

Falls ihr euch fragt, wie es Köbi’s Rücken in der Zwischenzeit geht, dann gibt es Erfreuliches zu erzählen. Auch hier wieder ein Glücksfall. Als Konny am Flughafen Köbi sah, weckte sein Humpeln und der gequälte Gang ihre medizinischen Instinkte. In klassischer Medizin grundgebildet und später in traditioneller Medizin weitergebildet hatte sie jahrelang eine eigene Praxis. Ihre erste Anamnese des zähen Rückenleidens machte sie kurz nach unserer Ankunft in Bonaire während eines Segeltörns bei uns auf dem Schiff. Köbi wurde akupunktiert und musste 20 Minuten reglos in seiner Koje liegen. Danach ging es ihm schon das erste Mal besser. Die Therapie setzte Konny dann bei sich zu Hause fort und Köbi kann heute schmerzfrei gehen und sich bewegen. Einzig das rechte Bein muss nun noch zu alten Kräften finden. Gemeinsam schaffen wir das 😉 Viiiiielen Dank Konny!!!

Sonnenuntergang auf der Lupina

Wie geht es weiter mit Köbi’s Rücken? Welche Abenteuer erwarten uns an unserem Liegeplatz? Wie planen wir die nächsten Reiseabschnitte? Demnächst hier zu lesen: es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser!

Tanz auf 2 Hochzeiten in der Schweiz

Wölflinswil / Fricktal: Seit dem 2. August 2020 sind wir zurück in unserer Heimat in der Schweiz
Einmal mehr dürfen wir bei der Familie Stadelmann für die ganze Zeit unseres Aufenthaltes Gastrecht geniessen. Schnell kommt nach unserer Ankunft etwas Karibik Feeling auf. Sundowner im Strandkorb …
… oder im Liegestuhl genossen, schmeckt hier fast so gut

Als wir von Bonaire abgereist sind, gab es keine aktiven Corona-Fälle. Da wir unterwegs aber im Flugzeug und an den Flughäfen trotz Masken exponiert waren, haben wir in der Schweiz in den ersten zwei Wochen den Kontakt zu Familienangehörigen und Freunden auf das Nötigste reduziert. In dieser Zeit haben wir vor allem unseren Bürokram, der jeweils bei unserer Rückkehr ansteht, erledigt und sind für ein paar Tage nach Arosa gefahren.

Arosa, wunderschöner Ferienort bei Chur, idyllisch am Ende eines langen Tales auf 1’500-1’800 müM gelegen
Hier werden wir nicht nur jeden Tag mit üppiger Sonne, sondern auch mit einem Alphornständchen begrüsst. Typisch Schweizerisch
Wir verbringen ein paar wunderschöne Tage mit herrlichem Bergwandern in der Umgebung von Arosa
Dorothee und Stefan Laxhuber, ein Seglerpaar, das wir in den Kanaren kennen gelernt und später wieder in der Karibik getroffen haben. Ihr Schiff ist auf Grenada an Land sicher deponiert und die Beiden verbringen gerade die Hurrikan Zeit an ihrem Feriendomizil auf der Lenzerheide. Wir treffen uns auf dem «Hörnli» (Bergwirtschaft zwischen Lenzerheide und Arosa) zu einem lockeren Wiedersehen
Noch etwas Werbung für Arosa: auf einem der höchstgelegenen 18-Loch Golfplätze Europas lässt sich eine wunderbare Aussicht geniessen – und bei rund 1’800 müM ist das auch noch sportlich anspruchsvoll

Und dann ist sie endlich vorbei, unsere «selbst auferlegte Quarantäne». Zurück an unserem Wohnort in Wölflinswil sind wir nur gerade 20 Fussminuten entfernt von unseren beiden Grosskindern. Wir haben uns sehr auf ein Wiedersehen mit unseren Familien gefreut, und jetzt ist diese Zeit einfach da. Das Wetter spielt perfekt mit und wir geniessen jede Gelegenheit mit ihnen.

Grossmami ist viel interessanter als eine Puppe und lässt sich gerne die Haare auf alle Arten frisieren
Opi übernimmt derweil die Rolle des Gärtners und zeigt den Kindern, wie die alte Wasserpumpe funktioniert
Spielen macht müde 😉
Oh – so schick? Ja wo laufen wir denn da hin??
Zivilstandsamt Laufenburg. Alles klar?

Seit 25 Jahren sind wir nun befreundet. Anfänglich wurden wir von Bekannten und Verwandten immer wieder darauf angesprochen, wann wir denn nun endlich heiraten würden. Meistens haben wir dazu immer gelacht, aber keine richtige Antwort gegeben. In den letzten Jahren ist diese Art von Fragen nun weniger geworden, aber für uns blieb es doch irgendwo im Hinterkopf drin. So kam es, dass Köbi im Oktober 2019 bei einem sehr romantischen Sonnenuntergang auf der Lupina die noch romantischere Frage stellte. Pia antwortete trocken (so trocken, wie Köbi wohl gefragt hatte 😉): «ich muss es mir noch überlegen!» OK, es soll ja nichts überstürzt werden. Drei Tage später backte Pia dann einen Kuchen und schob Köbi das erste Stück beim Frühstück hin. Beim Kauen des Kuchens fand sich darin ein kleines Zettelchen, auf dem stand «ja, ich will!»

Nun hatten wir uns also nach 25 entschieden, zu heiraten. Bei unserem für das Frühjahr 2020 geplanten Besuch in der Schweiz sollte es soweit sein. Aber dann machte uns COVID einen Strich durch die Planung und wir konnten erst im August nach Hause fliegen. Dumm nur: in der Zwischenzeit hatte auch Pia’s Sohn David sich entschieden, seine geliebte Barbara zu ehelichen und sie hatten ihr Fest bereits auf Ende August angesetzt. Zwei Hochzeiten hintereinander? Das wollten wir nicht, aber verschieben wollten wir auch nicht. So kam es, dass wir uns entschieden, unsere Vermählung ganz im Geheimen in kleinem Rahmen, ohne Wissen unserer Familien, durchzuführen. Das einzige, was wir brauchten, waren Trauzeugen. Die waren in Mandy und Dani, unseren Gastgebern, schnell gefunden, und unserer Hochzeit stand nichts mehr im Wege.

Danke Mandy und Dani, dass ihr unsere Vermählung begleitet habt! Übrigens, unser Hochzeitsdatum ist der 17. August – zufälligerweise das gleiche Datum, wie bei unseren Trauzeugen 😊😊
Die nächsten 10 Tage mussten wir immer sehr aufpassen, dass wir uns nirgends verplapperten und unser Geheimnis ungewollt Preis gaben. Beim Kinderhüten fiel uns das aber nicht schwer
Am 29. August dann das Hochzeitsfest von Barbara und David in Engelberg
«Fare Well Party» im Garten unseres Hauses. Wir hatten ganz bewusst dazu eine Woche nach der Hochzeit von Barbara und David eingeladen. Es sollte «unser» Fest werden, wo wir auch unsere Vermählung bekannt geben konnten. Auf der Einladung stand zwar nur, dass wir uns wieder aus der Schweiz verabschieden wollen. Aber es wurde gleichzeitig auch der Abschied von unserem Leben als «Singles»
Die Überraschung ist uns gelungen und es wurde ein schönes Fest, nach unserem Geschmack, in einfachem aber sehr herzlichen Rahmen
Niemand hatte etwas geahnt, ausser einer (etwas zu neugierigen 😉) Schwester. Sie hat in letzter Minute noch flugs einen Kuchen für uns gebacken, und so kam es, dass wir mit ein paar Tagen Verzögerung sogar noch eine Hochzeitstorte anschneiden durften

Unser Rückflug zur Lupina nach Bonaire war für den 9. September gebucht. Ein paar Tag vorher setzten aber bei Köbi sehr heftige Rückenschmerzen ein. Ein Arzttermin und das angeordnete MRI bestätigen eine akute Diskushernie im 3. und 4. Lendenwirbel. So entscheiden wir, noch ein paar Tage bis Ende September in der Schweiz zu bleiben. Dieser Entscheid wird uns noch durch ein Hochzeitsgeschenk unserer Untermieter versüsst: sie reisen in die Ferien und überlassen uns ihre (unsere) Wohnung für ein paar Tage für „Wellness“-Ferien – wow, was für ein tolles Geschenk!

Danke Elsbeth und Fredy für euer unglaublich schönes Hochzeitsgeschenk

Die Schweiz ruft

Das Buchen eines Fluges in die Schweiz für den 2. /3. August klappt auf Anhieb überraschend gut, und er wird auch nicht von der Fluggesellschaft abgesagt. Andere Segler, mit denen wir sprechen, haben da mehr Schwierigkeiten angetroffen und mussten zum Teil grosse Umwege in Kauf nehmen. Unsere vorläufig letzten Tage in Bonaire verbringen wir mit viel Unterhaltsarbeiten am Schiff, pflegen von Freundschaften, Wassersport und (vor allem Köbi) geniessen des Nachtlebens in Kralendijk.

Seit ein paar Tagen gibt es wieder ein Cruiser Net in Bonaire. Drei Mal in der Woche werden über VHF Kanal 77 interessante Informationen unter Seglern ausgetauscht. So wird zum Beispiel eine morgendliche Frühsportstunde ins Leben gerufen – «Noodling» genannt. Die «Noodle» ist eine rund 1.5 Meter lange Schaumstoffstange, mit der man im Wasser Gymnastikübungen betreibt. Eine super Gelegenheit, unseren etwas eingerosteten Gelenken wieder mehr Beweglichkeit zu verleihen
Die Reparatur am Teakdeck der Heckklappe wird abgeschlossen. Der letzte Arbeitsschritt ist das Flachschleifen des neu verlegten Holzes und der Fugen
Ausgelassene Stimmung zu später Stunde in einem unserer Lieblingslokale
Von der Teakreparatur hat es noch schwarzen Kleber übrig. Da dieser, einmal geöffnet, in ein paar Wochen eintrocknet, nutzt Köbi die Gelegenheit, einige sich lösende Fugen zu erneuern. Er hat gut aufgepasst bei der Teakreparatur, und die Arbeit gelingt ihm sehr gut
Verabschiedungsfeier bei Wendy und Sylvester (Paar rechts im Bild). Sie haben uns in der Quarantänezeit mit frischen Lebensmitteln versorgt und helfen uns auch bei einigen Arbeiten an der Bordelektrik. Das andere Paar am Tisch, Babbie und Ronny (SV Campechano) haben wir im Januar in Puerto Rico getroffen. Für die Hurrikanzeit sind die beiden Puertoricaner mit ihrem Katamaran wie immer in den letzten Jahren nach Bonaire gekommen. Sie haben gerade ihre Quarantäne abgeschlossen und nun machen wir mit ihnen einen Platztausch: Lupina darf in die Marina, und Campechano wechselt an unsere Boje im Mooringfeld
Wendy verwöhnt uns mit einer feinen Grillade
Am Samstag dem 1. August verholen wir unsere Lupina in die Harbour Village Marina, wo sie nun schon einige Male gut und sicher liegen durfte
Darf natürlich am Schweizer Nationalfeiertag nicht fehlen: 1. Augustfeier mit Käse-Fondue auf dem Schweizer Segelschiffe «Meerla» mit Nelly und Allan (rote Shirts)
Und dann ist es gestern Morgen soweit. Mit der KLM heben wir ab und verlassen Bonaire über die Lac Bay Bucht (Jibe City, wo Angela arbeitet, wenn es dann wieder Arbeit gibt) nach Europa

Mittlerweile sind wir heute Nachmittag via Amsterdam sicher und ohne Komplikationen in der Schweiz angekommen und geniessen bereits ausgiebig das Gastrecht bei Mandy und Daniel Stadelmann. Wir freuen uns auf ereignisreiche Wochen mit unseren Familien und Freunden in der Heimat. Wir melden uns dann wieder, wenn wir uns dann im September wieder nach Bonaire aufmachen.

Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser!

Bonaire und die wieder gewonnene Freiheit

Am 17. Juni morgens um 8 Uhr haben wir unsere 14-tägige Quarantäne in der Harbour Village Marina in Bonaire angetreten. Während der ganzen Zeit dürfen wir nicht vom Schiff, höchstens ganz kurz auf unseren eigenen Steg um die Leinen, Fender und Stromkabel zu kontrollieren. Besucher dürfen wir keine empfangen. Wir haben genügend Lebensmittel an Bord und wir müssen keinen Hunger leiden. Gemüse und Früchte kriegen wir geliefert und einmal werden wir sogar von Nelly und Allan vom Schweizer Segelschiff SY Meerla mit frischen Berlinern überrascht, die sie in einer lokalen Bäckerei gefunden haben.

Wendy und Silvester, das befreundete Seglerpaar aus Bonaire, bringen uns regelmässig frisches Gemüse und Früchte vorbei. Sie deponieren es jeweils auf dem Steg und wir holen es an Bord, wenn sie wieder in sicherem Abstand sind

Die «aufgezwungene Ruhezeit» geht wie im Fluge vorbei. Wir lesen viel, absolvieren täglich mindestens 1 bis 2 Stunden Spanischlektionen mit Hilfe eines Programmes im Internet (Duolingo), und versuchen, mindestens eine Pendenz pro Tag am und im Schiff zu erledigen. Diese Pendenzen sind alles Dinge, die eigentlich nicht so wichtig sind und keine Rolle spielen für die Sicherheit und den Komfort am Schiff. Es sind eher Dinge, die wir schon immer mal machen oder präventiv erneuern wollten. Jeden Tag schaffen wir uns so ein Erfolgserlebnis und gehen abends zufrieden mit uns und der Welt ins Bett.

Gute Laune an Bord – auch in der Quarantänezeit
Pia fertigt ein Schnittmuster an für unsere Cockpit Sitzkissen. Die alten Überzüge sind abgenutzt und müssen dann nach diesem Schnittmuster neu gefertigt werden
Die Dichtungsfugen im Badezimmer sind alt und teilweise ausgebrochen (zu viel Putzen ist ungesund für diese 😉). Köbi kratzt sie mit einem Spezialwerkzeug vollständig heraus und legt dann neue Fugen. Die ersten gelingen noch nicht so gut, aber bald macht die Übung den Meister

Am 30. Juni ist es dann so weit. Ein Tag bevor die offizielle Quarantäne abläuft werden wir über Funk aufgefordert, ins Büro der Marina zu kommen. Mit Gesichtsmasken natürlich. Dort drückt uns die nette Dame am Schalter einen Telefonhörer in die Hand. Am anderen Ende der Leitung sitzt ein Vertreter des Gesundheitsamtes, der uns ein paar Fragen stellt zu unserem Befinden und Wohlergehen. Da unsere Antworten zufriedenstellend sind, bestätigt uns der Mann, dass wir nun unsere Quarantäne beendet haben und dass wir uns ab sofort frei bewegen dürfen. Da Bonaire als eines der wenigen Gebiete der Erde zurzeit COVID19 frei ist, gibt es gar keine Einschränkungen. 15 Minuten nach dem Telefon mit dem Gesundheitsamt haben wir eine Bestätigung in unserer Mailbox – und damit können wir nun offiziell in Bonaire einklarieren.

Unser erster Gang in die Freiheit – zum Zoll und Immigration zum Einklarieren
Bonaire – wir sind wieder da 😊
Schon am nächsten Tag verlassen wir die Marina und geben Lupina (Bildmitte) einen schönen Aussichtsplatz an einer Mooring (Boje)
Wir liegen direkt vor dem Zentrum von Kralendijk, der Hauptstadt von Bonaire

Am Tag, an dem wir die Marina verlassen, dürfen auch wieder die ersten Touristen per Flugzeug einreisen. Allerdings nur aus ein paar wenigen Ländern aus Europa oder den anderen Ländern der Holländischen Antillen. Wenn ein Tourist nach Bonaire kommen will, muss er zuerst einen Corona-Test bestanden haben der nicht älter als drei Tage alt ist. Auch das Einreisen mit einem Segelboot von ein paar Inseln mit wenig oder keinen aktiven COVID19 Fällen wird wieder ohne Quarantäne möglich. Viele Segler möchten sehr gerne nach Bonaire kommen, aber hier ist es momentan sehr voll. Die Marina ist mit den Quarantäneschiffen ausgelastet, und die rund 50 Mooring Plätze sind restlos belegt. Da bis zum 1. Juli die Grenzen nur bedingt offen waren, wird die Aufenthaltszeit vor diesem Datum nicht den erlaubten Aufenthaltstagen (für die meisten Nationen 90 Tage, für Holländer und US-Bürger 180 Tage) angerechnet. So kommt es, dass es viele «Langlieger» gibt, die an ihrer Mooring «kleben» und diese nun schon seit Monaten besetzt behalten.

Die Segler, die schon lange hier sind, haben sich gut organisiert. Fast jeden Abend findet irgendwo ein Anlass statt. Immer mittwochs wird ein BBQ organisiert: jeder bringt Grillbares und Beilagen selber mit, und Grill und Getränke liefert die «Million Dollar Bar» – eine Stehbar an vorderster Front. Nach der Quarantäne geniessen wir die Geselligkeit
Endlich kann Köbi wieder tauchen! Schnell findet er bei den Nachbarbooten Tauchpartner. Direkt vom Schiff taucht er immer mit David, dem Skipper des englischen Nachbarbootes «Mischief» (kleiner Schlingel). Hier macht er gerade einen Tauchgang vom Land aus mit den Amerikanern Jenn und Chris (SV Diva) und ihren beiden Crewmitgliedern Allison und Steward (Engländer)
Bei den Tauchgängen gibt es immer wieder etwas Spezielles zu sehen: eine ca. 70cm lange Wasserschlange (deren Bezeichnung ich leider nicht kenne)
Gefleckte Muräne
Skorpion Fisch (Achtung: dieser Bursche hat hochgiftige Stacheln am Rücken und in den Flossen. Ein Stich ruft starke Schmerzen hervor, die über mehrere Stunden oder gar Tage noch zunehmen können)
Französischer Engelfisch
Königin-Engelfisch
Aus Asien in die Karibik vorgedrungen und gefürchtet, weil er ausser dem Menschen keine natürlichen Feinde kennt: der rote Feuerfisch. Man bejagt ihn aktiv, weil er sich schnell vermehrt und sich vorwiegend von den Bruten anderer Fische ernährt. An seinem Körper verteilt hat er hochgiftige Stacheln. Das macht sein Fangen und Zubereiten etwas schwierig und man braucht dazu eine spezielle Ausbildung und Lizenz. Diese beiden Fische wurden bei einem Tauchgang erlegt, bei dem Köbi mit dabei war. Er konnte live miterleben, wie schwierig das Fangen mit einer speziellen Harpune ist. Einmal harpuniert wird die Beute in einem speziellen Rohr verstaut, um den Taucher vor den giftigen Stacheln zu schützen. Dieser Fisch gilt als leckere Delikatesse. Daher lohn sich für die Einheimischen den mühsamen Fang, da er mit gutem Geld belohnt wird

Unser Programm nach der Quarantäne ist schnell sehr intensiv und nach langer, sehr langer Zeit brauchen wir zum ersten Mal wieder unsere Kalender, um nichts zu vergessen. Kaum an der Mooring angekommen werden wir vom Schweizer Paar Nelly und Allan besucht. Endlich können wir uns nach guter alter Schweizer Art begrüssen und sie auf unserm Schiff empfangen. Pia zaubert feine Häppchen aus der Kombüse und wir stossen mit Rivella (ihr lest richtig! Ein Lebensmittelgeschäft hier verkauft doch tatsächlich Rivella!) auf unser Kennenlernen an. Erst zu später Stunde machen sie sich mit ihrem Dinghi auf den Heimweg zu ihrem Schiff. Ein paar Tage später sind wir auf ihrer neuen Allure eingeladen und lassen uns mit feinem Flammkuchen, selbst gemachten Knoblauchbroten und anderen Leckereien verwöhnen.

Schon in der ersten Woche nach der Quarantäne laden wir Konny und Martin, die wir letztes Jahr hier auf Bonaire getroffen haben, zu uns auf die Lupina ein und segeln mit ihnen rund um Klein Bonaire. Martin erweist sich nach einigen kurzen Einweisungen von Köbi als robuster Steuermann. Er könnte sofort als Crew anheuern. Zurück an der Mooring in Kralendijk erlebt dann das nach Bonaire ausgewanderte Deutsche Ehepaar seinen ersten «Anlegertrunk» auf der Lupina.

Ein ganz besonderer Anlass ist dann die Einladung von Konny und Martin zu sich in ihr sehr geschmackvoll eingerichtetes Haus. Martin ist ein phantastisch guter Koch und er zaubert uns ein Nachtessen auf den Tisch, das manchen Koch in neidvolle Verlegenheit bringen würde. Beide sind sehr belesen und wir reden bis spät in die Nacht über Gott und die Welt. Einfach schön! Es gelingt ihnen auch, Köbi zu überreden, statt auf der Lupina eine Nacht bei ihnen zu schlafen. Das Bild zeigt den reichhaltigen Frühstücksbrunch am nächsten Morgen
Konny und Köbi – eine herzliche Verabschiedung
Nicht nur Vergnügen – auch Arbeit! An einem Deckel unserer beiden Backs-Kisten hat sich ein Stück des Teakdeckes gelöst. Noch in der Marina drin haben wir Henk (SV Bluenose) beobachtet, wie er an seinem Schiff sein Teakdeck repariert hat. Sofort war er bereit, uns zu zeigen, wie das geht und worauf zu achten ist. Hier beobachtet Köbi Henk, wie er mit einem Holzmeissel vorsichtig die losen Holzlatten aus dem Deckel löst, ohne die noch guten Latten zu beschädigen
Nach dem 2. Arbeitsschritt, dem Verlegen und Verleimen der neuen, genau zugeschnittenen Teakstücke, werden im 3. Arbeitsschritt die Fugen mit einer speziellen Dicht- und Klebemasse verleimt
Auch Pia arbeitet fleissig. Während die Männer mit dem Schiff beschäftigt sind, sorgt sie für das leibliche Wohl. Fast täglich fährt sie mit dem Dinghi an Land, um frische Lebensmittel einzukaufen
Der Anlegesteg für Dinghis am Nautica Marina Pier ist tagsüber rappelvoll
Jam-Session der Segler und Seglerfreunde im Divers Diner. Jeden Dienstag Abend gibt es hier zum Teil hochkarätige Darbietungen
Eine neue Seglerfreundschaft: Wolfgang vom Deutschen Segelschiff «Hubbert» (Einhandsegler). Er kam rund zwei Wochen nach uns nach Bonaire und geniesst nun auch wieder seine Freiheit
Nordstrand der Insel «Klein Bonaire». Normalerweise ist der Strand hier überflutet von Touristen. Nun haben wir ihn fast ganz alleine für uns und unsere Seglerfreunde. Die Schweizer Nelly und Allan haben uns spontan angefragt, ob wir auch zum BBQ mitkommen. Das muss man uns nicht zweimal fragen
Ein Nachmittag lang Spiel, Spass und lockere Gespräche beim BBQ
Bonaire ist das Beste, was uns in diesen wirren Zeiten passieren konnte. Wir fühlen uns rundum wohl und sicher hier. Wir geniessen die Gesellschaft, treffen viele neue Leute und geniessen die einmalige Natur
Ein Sonnenuntergang schöner wie der andere

Wie geht es mit dem Segeln weiter? Das weiss eigentlich hier noch niemand. Die meisten Destinationen haben noch geschlossene Grenzen, oder Auflagen, die wir nicht erfüllen können und wollen. Die Lage ist allgemein noch sehr angespannt und unsicher. Es bleibt uns im Moment nichts Anderes übrig als Abzuwarten. Seit dem 1. Juli ist der Flughafen wieder geöffnet und das Aus- und Einreisen ist wieder möglich. Wir haben für Anfangs August einen Flug in die Schweiz buchen können. Wir freuen uns sehr, dass es rechtzeitig geklappt hat und wir so am Hochzeitsfest von Pia’s ältestem Sohn David und Barbara dabei sein können.

Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser

Der Weg zurück nach Bonaire

Wie im letzten Bericht geschildert verlassen wir Port Antonio am Morgen früh und nehmen die etwas über 800 Seemeilen nach Bonaire in Angriff. Eigentlich wollten wir am Vortag ordnungsgemäss ausklarieren und haben das auch so den Behörden mitgeteilt. Der Termin wurde von diesen auf 16:30 Uhr festgelegt. Wir waren pünktlich da, aber weder Zoll- noch Immigrationsbeamter waren anwesend. Die freundliche Dame in der Marina ruft dort an und erhält die Antwort, dass sie erst um 17 Uhr kommen. Easy – no problem, wir haben Zeit. Um 17:30 Uhr ist noch immer niemand da. Das Büro der Marina ist mittlerweile geschlossen. Wir zotteln unverrichteter Dinge zum Schiff zurück, das am Anmeldesteg der Marina liegt. Wir beschliessen, am Steg zu bleiben, falls die Beamten doch noch kommen sollten. Sie kommen aber nicht mehr.

9. Juni 2020 frühmorgens um 7 Uhr in der Marina Errol Flynn, Port Antonio. Wir sind bereit für die Abfahrt. Es ist immer noch keine Behörde für die Ausreise bei uns vorbeigekommen. Wir wollen nicht länger warten, um dann wieder versetzt zu werden. Da wir uns erinnern, dass in Bonaire niemand nach den Ausreisepapieren der letzten Insel fragt, entscheiden wir, ohne korrekt ausgestempelte Ausreisedokumente abzureisen
Letzter Blick in die Errol Flynn Bucht von Port Antonio mit den berühmten Blue Mountains im Hintergrund. Kurz nach 10 Uhr, wir sind schon 20 Seemeilen weiter, als die Marina uns per Telefon anruft und mitteilt, dass die Beamten nun für uns da sind. Wieder umkehren? Nein! Wir halten unseren Kurs und verlassen Jamaika in Richtung Osten gegen Hispaniola (Haiti und Dominikanische Republik)
Sonnenaufgang zwischen Jamaika und Haiti. Der Wind, der in dieser Gegend immer von Osten nach Westen, also entgegen unserer Fahrtrichtung weht, ist die ersten zwei Tagen flau und daher steht fast keine Welle an. Ideal für eine Fahrt nach Osten. Der einzige Nachteil: segeln kann man so nicht – wir brauchen die ganze Zeit unseren Motor. «Kari», wie wir unseren 75 Pferde starken Motor lieblich nennen, schnurrt 48 Stunden lang stetig und zufrieden vor sich hin. Nur ein paar Mal kommt er etwas ins Schnaufen: immer dann, wenn sich wieder zu viel Sargassum Seegras im Propeller festgehängt hat, wird der Widerstand so gross, dass die Drehzahl gedrückt wird und sich die Fahrt verlangsamt. Ein paar Wechsel zwischen Rückwärts- und Vorwärtsgang lösen das Gras vom Propeller und Kari ist wieder zufrieden
Immer spannend auf hoher See: Begegnung mit den richtig grossen Schiffen. Köbi freut sich jedes Mal und immer schaut er im AIS, wie das Schiff heisst und ob er die Reederei kennt
Nach knapp einem Tag auf hoher See flackert der Bildschirm unseres Kartenplotters im Cockpit und wird dann ganz schwarz. Der Kartenplotter ist ein elektronisches Navigationsgerät, das die detaillierte Seekarte und die aktuelle Position des Schiffes anzeigt. Beim Versuch, das Ding wieder in Gang zu bringen, bricht Köbi dann bei einem Anschlussstecker noch einen stark korrodierten Pin ab. Das war’s dann!

Den Rest der Fahrt müssen wir ohne unseren Kartenplotter auskommen. Normalerweise wäre das ein ziemliches Desaster, aber wir kennen die Gewässer auf unserer Strecke sehr gut und auf unserem Mobiltelefon haben wir ein Back-Up. Gut auch, dass der Autopilot unabhängig vom Plotter operiert und die Steuerung unseres Schiffes nach wie vor gewährleistet ist.

Nach zwei Tagen Fahrt unter Motor kommt nach der Passage der südlichsten Spitze der Dom Rep etwas Wind auf und wir geben Kari eine Pause. Wir setzen volle Segel und kreuzen hart am Wind weiter gegen Osten. Nach 12 Stunden unter Segel haben wir gerade mal etwas mehr als 20 Seemeilen zum Ziel hin geschafft. Zum Glück lässt der Wind dann nach und es fällt uns einfacher, die Dienste von Kari wieder zu beanspruchen. Mit ihm geht es zügig unter 6.5 bis 7 Knoten Fahrt weiter gegen Osten. Über Satellitenverbindung erhalten wir regelmässig von unserer Wetterstation in Deutschland (an dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Hans Trapp von der Segeljacht Karl, der uns perfekt und sehr schnell ans Ziel navigierte!). Auf Grund dieser Wetterdaten entscheiden wir uns spontan, unterwegs zwei Tage Pause einzulegen und für die Fahrt nach Süden den idealen Wind abzuwarten. Als willkommener Platz für eine Pause bietet sich die Insel «Isla Catalina» im Südosten der Dom Rep an. Von dort aus können wir dann auf einer geraden Linie südwärts nach Bonaire weiter segeln.

Anfahrt zur Isla Catalina, Dom Rep
Ein wunderschöner Ankerplatz, um sich zwei Tage auszuruhen. Hier waren wir bereits, als wir von der Dom Rep in Richtung Haiti losgesegelt sind. Erstaunlich für uns: obwohl die Grenzen eigentlich geschlossen sind, werden wir nicht von der Küstenwache oder der Navy kontaktiert und befragt. Köbi hat extra eine defekte Wasserpumpe bereit gelegt, hätte dieses Teil gezeigt und mit Motorproblemen argumentiert. War zum Glück alles nicht nötig
Wir verbringen zwei herrliche Tage, viel Zeit davon im herrlich klaren Wasser. Es erübrigt sich zu sagen, dass wir Mutter Seelen alleine sind! 😊
Am Sonntag, 14.6.2020 ziehen wir nach dem Abendessen den Anker ein und nehmen die 380 Seemeilen (670km) lange Fahrt nach Bonaire in Angriff. Die ganze Zeit weht der Wind mit 18 bis 22 Knoten auf das Schiff und wir haben nie volles Tuch draussen
Kaum sind wir aus der Windabdeckung von der Dominikanischen Republik draussen im offenen Meer, werden die Wellen sehr ruppig und ungemütlich. Die etwas mehr als zwei Tage zwischen der Dom Rep und Bonaire werden für Mensch und Schiff zur Belastungsprobe, die Beide schlussendlich sehr gut bestehen 😊

Wir attackieren Bonaire! Es ist in der Nacht auf den Mittwoch, als wir Bonaire erreichen. Viel zu früh, um uns bei den Behörden in der Marina zu melden. Wir entscheiden, an einer der offiziellen Tauchbojen an der Westküste von Bonaire Halt zu machen, uns dort mit einem kühlenden Bad zu erfrischen und dann zu frühstücken. Erst nach Tagesanbruch wollen wir weiter in die Marina. So der Plan. Nun, es kommt anders in der noch mondlosen, rabenschwarzen Nacht: etwas verwirrt (so muss man es wohl sagen) vom ausgefallenen Plotter, geblendet vom grellen Licht der Karte im Mobiltelefon und den fehlenden Zeichen von Pia, die vorne am Bug mit der Festmacherleine hantierte, beachtet Köbi den Tiefenmesser nicht . Erst als es rumpelt und Lupina eher wie ein bockiges Pferd wie eine geschmeidige Wölfin durchs Wasser gleitet wird es dem Skipper klar: Bodenkontakt!! Mit einem Ruck bleibt das Schiff an einem Korallenkopf hängen. Zum Glück kommt der Wind vom Land und drückt uns nicht weiter auf das Riff. Unter Vollgas im Rückwärtsgang gelingt es uns, das Schiff wieder frei zu kriegen. Ausser ein paar Schrammen am Kiel aus Blei und leichten Kratzern am Ruder sind von unserem Angriff auf Bonaire zum Glück keine bleibenden gravierende Schäden geblieben.

In der Morgendämmerung (hier um ungefähr fünf Uhr lokale Zeit) klappt es doch noch: vor der Insel Klein Bonaire schnappen wir uns (dann vorsichtiger aber erfolgreich) eine Boje. Wir sind in Bonaire angekommen! Ordnungsgemäss wird auch die Gastland-Flagge wieder gesetzt. Wer genau hinschaut, stellt fest, dass diese schon recht ramponiert daher kommt. Nun, Bonaire war ja eigentlich nicht mehr auf unserem Streckenplan, eigentlich wären wir nach unserer ursprünglichen Planung nun auf dem Weg nach Kolumbien. Man könnte also schlussfolgern: COVID19 ist schuld, dass unser neues Gastland mit einer zerfransten Gastland-Flagge Vorlieb nehmen muss😉

Die Ankunft in der Marina Harbour Village ist dann sehr entspannt und einfach. Der Marinero weist uns den Platz zu, hilft uns beim Festmachen und macht uns mit den speziellen Regeln für die 14 Tage obligatorische Quarantäne bekannt. Diese sind sehr einfach: wir müssen immer auf dem Schiff bleiben. Zum Glück haben wir aber Freunde hier! Es dauert keine Stunde, begrüsst uns David vom Segelschiff Mischief, den wir vor einem Jahr hier getroffen haben. Kaum etwas später rufen uns Wendy und Sylvester vom Steg ein freudiges Willkommen zu. Die Beiden sind auch Segler, wohnen aber im Moment wieder in Bonaire. Und dann kommen noch die beiden Schweizer Nelly und Allan (SY Meerla) mit ihrem Dinghi zu Besuch. Wir kennen uns nur über Facebook und Internet und sehen uns zum ersten Mal real. Alle diese Menschen bieten uns spontan ihre Hilfe an, falls wir etwas brauchen sollten. Einfach schön! Wir fühlen uns sofort wohl in der Quarantäne.

So lässt sich eine Quarantäne gut aushalten: hübsche, kleine Marina, schöner Ausblick aufs Meer, frischer, kühlender Wind, nette Steg-Nachbarn und jeden Abend einen Sundowner 😊

Wie überleben wir die Quarantäne? Können wir den Plotter reparieren?
Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser!

Schau, wo wir gerade sind: share.garmin.com/EPXFV

Bye bye Ocho Rios – Jamaika auf Wiedersehen

Wir sind mittlerweile in einem richtig tiefenentspannten Zustand. Da wir immer noch nicht im Besitz einer Einreiseerlaubnis von Bonaire sind, haben wir uns darauf eingestellt, dass wir sicher noch etwa 10 Tage hier sein werden. Dann kommt am Freitag Mittag unerwartet ein Mail aus Bonaire und die Ereignisse überschlagen sich. Das Mail teilt uns mit, dass wir ab sofort in Bonaire einreisen dürfen. Wow!! Lange haben wir nach einem Datum gefragt, nun ist es Tatsache. Schnell packen wir unsere Unterlagen und fahren mit dem Dinghi an Land, um noch vor Feierabend einen Passierschein für die Überfahrt nach Port Antonio zu erhalten. Es klapp perfekt. Wieder zurück beginnen wir mit den Vorbereitungen für die Losfahrt am Sonntag.

Dann die nächste Überraschung. Diesmal keine so freudige. Der Generator beginnt zu husten und das Kühlwasser fliesst nur noch langsam. Service ist noch nicht fällig, Impeller-Lebensdauer ist auch noch nicht abgelaufen. Was könnte es sein?

Die Werkzeugkiste und Ersatzteile, alles bereits gut verstaut unter den Kojen im Vorschiff, müssen also noch einmal hervorgeholt werden
Trouble Shooting in der Gerätebox im Cockpit. Ja, Köbi passt da rein und er ist sogar wieder raus gekommen 😉
Und so sieht die Kiste aus, wenn Köbi draussen ist und nun von unten die Wasserpumpe des Generators ausbaut. Sie ist vermutlich die Ursache des Problems
Richtig analysiert: das Gummirad der Kühlwasserpumpe (Impeller) hat es völlig zerlegt. Als Wechselintervall wird 300 Stunden angegeben, unseres wäre erst in etwa 15 Stunden fällig geworden. Pech gehabt ☹ Aber lieber noch hier am Anker, als unterwegs auf dem offenen Meer
Am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Ocho Rios gehen die Restaurants wieder auf. Gerade rechtzeitig noch für uns, um einen der letzten Sundowners hier zu geniessen
Auch das Leben kehrt wieder zurück auf die Strassen von Jamaika
Die Rasta Menschen scheint die spezielle Situation im Grossen und Ganzen wenig berührt zu haben. Sie leben in ihrer spirituellen Welt, wo es einfach so kommt, wie es kommt

Am Sonntag dem 7. Juni, nach 79 Tagen vor Anker in Ocho Rios, brechen wir auf nach Port Antonio, wo wir noch Treibstoff auffüllen und dann aus Jamaika ausklarieren. Die Distanz von 45 Seemeilen wird ein erster Prüfstein für Mensch und Material, denn wir haben im zweiten Teil der Reise mehr als 25 Knoten Wind auf die Nase. Wir erreichen Port Antonio sicher aber müde.

Unterwegs nach Port Antonio mit halbem Grosssegel und 60% Genua. Das Meer zeigt uns wieder einmal, wie klein und nichtig wir doch sind. Wie eine Nussschale wird unsere Lupina (immerhin fast 13 Tonnen schwer) in den wilden Wogen entlang der Küste hin und her geworfen. Das Ganze Deck und bis hoch in die Segel wird alles nass

Die Marina ist wie ausgestorben, alle Schiffe sind bereits weg. Also auch Zeit für uns, aus dieser Hurrikan-Gegend wegzukommen.

Am Montag Morgen weckt uns die Coast Guard. Wir sind ihnen offenbar am Vortag unter dem Radar durchgeschlüpft und sie bemerken uns erst jetzt. Sie sind aber sehr nett und beruhigt, als sie merken, dass wir schon länger in Jamaika sind. Nach der Prüfung unserer Papiere wünschen sie uns eine gute Weiterreise. Unser Zielland, Bonaire, kennen sie allerdings nicht 😊
Diese nette Frau war wochenlang unsere liebe Eiskaffee Fee in Ocho Rios. Als Abschiedsgeschenk hat sie uns dann einen Schluck feinen Kaffeelikör rein getan. Hmmm… war der gut!!

Wir haben in den fast drei Monaten Ocho Rios viele nette Menschen getroffen, die uns sehr ans Herz gewachsen sind. Das Abschied Nehmen fällt uns nicht leicht. Die Leute kennen uns mittlerweile. Rufen uns zu, haben etwas zu erzählen oder winken einfach freundlich und schenken uns ein Lächeln. Viele haben uns davor gewarnt, passt ja auf, Jamaika soll sehr gefährlich sein. Während unserem ganzen Aufenthalt hier in Jamaika, haben wir kein einziges Mal das Gefühl von Gefahr oder Bedrohung erlebt. Wir haben uns immer und überall sehr wohl gefühlt. Wir können es allen nur empfehlen, diese wunderbare Insel mit den etwas eigenwilligen und stolzen Menschen zu besuchen.

Da der Wind fast immer von Osten oder Südosten her bläst, und es noch eine bis zwei Knoten starke Strömung in Richtung Norden gibt, können wir Bonaire von hier nicht direkt ansegeln. Morgen soll es gemäss Wettervorhersagen die nächsten 2-3 Tage windarm sein. Somit können wir einigermassen direkt ostwärts nach Haiti fahren und weiter nach der Dom Rep, um der Strömung auszuweichen und einen besseren Winkel am Wind gegen Bonaire zu bekommen. Wenig oder kein Wind bedeutet aber: kein Segeln, also muss unser Motor zumindest die ersten zwei Tage den nötigen Vorschub liefern. Etwa ab Boca Chica können wir dann den Kurs südwärts direkt nach Bonaire setzen. Wir erwarten dann Querab-Wind und ab da sollte dieser Segeltörn wieder etwas gemütlicher werden. Diesen etwas mühsamen Umweg haben wir Covid 19 zu verdanken und er kostet uns rund 800 Seemeilen (1’500km). Während der 8-9 tägigen Überfahrt werden wir keine Internetverbindung haben. Und dort müssen wir direkt für 14 Tage in Quarantäne, die wir aber auf dem Boot absitzen dürfen. Wie schnell wir wieder Internet haben, wissen wir noch nicht. Egal, wir melden uns nächstes Mal dann wieder von Bonaire aus.

Schiff Ahoi!! Auf Wiedersehen Jamaika – Bonaire wir kommen Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser!
Schau, wo wir gerade sind: share.garmin.com/EPXFV

Jamaika – immer noch im Lockdown

Unser Besuchervisum läuft am 30. Mai ab. Weil wir sicher noch ein paar Tage (oder Wochen) hier sein werden, müssen wir das Visum verlängern. Also fahren wir am 29. Mai per Sammeltaxi in das 10 km weiter der Küste entlang gelegene St. Ann’s Bay, wo sich das Immigrationsbüro befindet. Im Warteraum füllen wird die uns ausgehändigten Papiere aus und übergeben sie wieder der Dame, die sie uns gegeben hat. Nach einer halben Stunde kommt sie zurück mit den Rechnungen für die Administrationsgebühr. 70 USD pro Person, stolz, aber ok. Wir bezahlen die Gebühr umgehend am uns zugewiesenen Schalter und überreichen der Dame die Quittung. Wieder dürfen wir im Warteraum Platz nehmen, bis die Chefin der Dame, die Immigrationsbeamtin, bereit ist für ein Interview. Nach 20 Minuten ist es soweit. Eine korpulente, stämmige Dame, mit der man(n) keinen Streit haben will, empfängt uns. Freundlich erklärt sie uns, dass wir als Schweizer Bürger für eine Verlängerung der Aufenthaltsbewilligung einen Visa Waiver brauchen. Ok, wir nicken. Als wir den nächsten Satz der Dame hören, fallen wir fast vom Stuhl. «Das kostet 50’000 Jamaika Doller (350 USD) pro Person». Was?? 700 USD damit wir ein paar Tage länger hier bleiben können. Pia beginnt mit weinerlicher Stimme auf die Beamtin einzureden. Köbi versucht es mit anderen Argumenten. Aber die Frau, mit der man(n) keinen Streit haben will, bleibt dabei. Ok, wir müssen kurz besprechen, was wir nun tun wollen. Köbi fragt nach, ob wir vielleicht mit dem Schweizer Konsulat in Kingston kurz telefonieren dürfen. Ja, ja, kein Problem, aber nicht hier sondern im Warteraum. Also wir wieder ins Wartezimmer. Köbi versucht, das Konsulat in Kingston anzurufen, und schreibt dann dem Konsul ein WhatsApp, als niemand das Telefon beantwortet. Da auch diese Kontaktaufnahme so schnell nicht klappt entscheiden wir gemeinsam, am nächsten Tag abzureisen. Aber wohin? Egal, wir entscheiden uns für die Abreise. Wieder im Büro der Immigrationsbeamtin teilen wir ihr unseren Entscheid mit, und bitten sie, statt einer Verlängerung die Ausreisedokumente zu erstellen. Erstaunt blickt sie uns an, schluckt einmal leer. Irgendwie scheint sie nicht mit diesem Entscheid gerechnet zu haben. «Dann wollt ihr also morgen abreisen?» vergewissert sie sich. Köbi murmelt achselzuckend und resigniert: «wollen nicht, aber wir müssen!». Mit einem kurzen Seitensatz, dass sie ihren Supervisor informieren wolle, bittet uns die stämmige Dame wieder ins Wartezimmer. Eine halbe Stunde später kommt sie mit einem breiten Lächeln und unseren Pässen – mit Verlängerung von drei Monaten!! Wir sind perplex und die Beamtin strahlt. Koch’sche Schauspielkunst und Brem’sches Verhandlungsgeschick machen es möglich. Wir jubeln und bedanken uns überschwänglich bei ihr. Dann schlüpfen wir beschwingt und fröhlich durch die Türe des Gebäudes, das wir vor drei Stunden betreten haben.

Wird ein Unikat in Pia’s Pass sein: der gelöschte Ausreisestempel von Jamaica

Heute ist der 1. Juni 2020. Seit mehr als 2 Monaten liegen wir nun in Ocho Rios vor Anker und hoffen, dass einige der Restriktionen, die bis zum 31. Mai angeordnet waren, aufgehoben werden. Bis gestern waren wir und mit uns fast alle Jamaikaner im Glauben, die meisten Geschäfte, Restaurants, Pärke, Strände und dergleichen können ihren Betrieb wieder aufnehmen, weil von offizieller Seite keine anders lautende Information kommuniziert wurde. Heute Morgen aber haben wir per WhatsApp vom Schweizer Konsul Ueli Bangerter aus Kingston die offizielle Nachricht erhalten, dass praktisch alle Massnahmen bis 30. Juni weiter Gültigkeit haben. Nur die Grenzen werden per 15. Juni geöffnet. Unsere Stimmung ist für einen kurzen Moment im Keller. Wir hatten uns darauf gefreut, doch noch einige der Sehenswürdigkeiten hier in Jamaika besuchen zu können und unsere Rundreise mit dem Schiff um Jamaika herum fortzusetzen. Zerschlagen! Aber die Niedergeschlagenheit dauert nur kurz: nun wissen wir endgültig, dass wir von hier direkt, eventuell mit einem Tankstopp in Port Antonio (falls das erlaubt wird) in Richtung Süden aus der Hurrikan Zone abrauschen werden.

Bekanntes Bild: Lupina alleine vor leerem Strand und leeren Hotels. Nur die leitenden Angestellten des Hotels sind noch da. Der Hotelbesitzer hat ihnen erlaubt, von ihren kleinen Arbeiterwohnungen im hinteren Bereich des Areales in die Suiten des Hauptgebäudes umzuziehen. So sieht das Hotel bewohnt aus und sogar am Strand gibt es am Abend den einen oder anderen Badenden
Der öffentliche Strand bleibt mindestens bis 30.Juni geschlossen
Viel Zeit um an der Infrastruktur Unterhalt zu machen. Ein Strassenverkäufer hat an seinem Gefährt die Räder für einen Pneu Wechsel (??) ausgebaut
Das musikalische Blut und die gesellige Ader der Jamaikaner können wir nur erahnen. Strassen Partys und spontane Feste bleiben weiterhin aus. Übrigens das gegenseitige Berühren mit der Faust, das hier die beiden Männer (einer davon stellt den guten alten Bob Marley dar) symbolisieren, bedeutet: ich respektiere dich und was du tust und bist ist gut! Fast jeden Abend rudert ein Fischer mit seinem Kajak an uns vorbei, hebt die Faust und ruft: «Respekt Captain!» Köbi antwortet dann jeweils mit «Respekt Fisherman!» – natürlich auch mit dargehaltener Faust 😊

Wir sind seit dem 22. März hier am Anker. Ausser ein paar von der Marine Polizei bewilligten, ja sogar angeordneten Ausfahrten auf das offene Meer hinaus, um die Fäkalientanks zu leeren, müssen wir mit dem Schiff in der Bucht bleiben. Ansonsten befinden wir uns in einem tiefen Entspannungsmodus und geniessen einfach das Sein und das Jetzt. Etwas Routine hat sich auch breit gemacht: jeden Morgen nach dem Aufstehen (einfach dann, wenn wir beide wach werden) und dem erfrischenden Bad im klaren Meerwasser folgt ein gemütliches Frühstück.

Unser übliches Frühstück mit selbst gebackenem Brot, Butter, Käse, feinem Birchermüesli, frischen Früchten und natürlich Lavazza Kaffee (den uns Besucher aus der Schweiz jeweils mitbringen)
Nach dem Frühstück: viel Zeit für uns auf dem oder im Wasser

Wir haben eine lokale SIM-Karte mit unlimitierter Datenmenge. Vor allem zur heissen Tageszeit, wenn die Sonne maximal auf Deck brennt, ist es im Schiffsbauch sehr angenehm kühl. Da sind wir dann stundenlang an unseren Computern: beantworten E-Mails, tummeln uns im Facebook (unsere Freunde wundern sich wohl, wieso wir in letzter Zeit so aktiv sind 😉), lesen Reiseberichte von anderen Seglern, planen unsere Weiterreise. Und vor allem, und darauf sind wir sehr stolz: wir lernen mit einem Online-Programm täglich mindestens zwei Stunden Spanisch! Die Fortschritte sind schon recht beachtlich und wir freuen uns auf die spanisch sprechenden Länder von Zentral- und Südamerika.

Unser Büro im Schiffsbauch. Abends, zum Schauen von Filmen und Tagesschau zügeln wir damit ins luftige Cockpit
Lange aufgeschobene (weil nicht so wichtige) Arbeiten werden erledigt. Hier baut Köbi eine Solarlampe um. Das Ding funktioniert mit einem Bewegungsmelder. Wenn man sich nicht bewegt, löscht sie wieder. Nun hat Köbi den Bewegungsmelder mit einem einfachen Ein-/Ausschalter ersetzt
Darf bei einem Landgang nie fehlen: feine Glacé schlemmen. Fast jeden Tag machen wir einen Landgang, um frisches Gemüse, Obst und sonstige Lebensmittel zu besorgen. Da uns eine längere Überfahrt bevorsteht, wenn wir dann hier den Anker lichten, wird auch einiges zusätzlich gebunkert.
In unserem Lieblingslokal mit feinem Kaffee-Frappé. Zum Glück offerieren einige Restaurants Take-away
Auch das darf an Bord nicht fehlen: guter Rum! Der «Overproof Rum» (rechts) hat 63% Alkohol und eignet sich hervorragend für Drinks. Köbi meint auch: zum Desinfizieren wäre er pur am Besten 😊
Einkaufen und Landgang machen wir meistens am frühen Nachmittag, wenn es auf der Lupina unerträglich heiss wird. Am späteren Nachmittag (so ab 4 Uhr) kehren wir aufs Schiff zurück. Da brennt die Sonne schon nicht mehr so heiss und die Hängematten am Bug vorne werden zu unserem luftigen Aufenthaltsort
So gegen 18 Uhr wird der «Overproof» hervorgeholt und wir mischen uns einen leckeren Sundowner
Lesend, plaudernd, oder einfach nichts tuend geniessen wir jeden Sonnenuntergang von Neuem aus unseren Hochsitzen am Bug
Nach Sonnenuntergang, der hier aktuell um ungefähr 18:40 Uhr stattfindet, und nachdem die Nacht sich über die Bucht gelegt hat, zieht es Pia in die Combüse, wo sie immer etwas Leckeres auf unsere Teller zu zaubern versteht
Feine (aber scharfe) lokale Gewürzzutaten. Nebst Rum soll auch das die Viren fern halten 😊😊
Dinghi-Drifting zum Sonnenuntergang. Wir fahren mit dem Dinghi im Flachwasser zwischen Riff und Festland rund zwei Seemeilen der Küste entlang, stellen den Motor ab und lassen uns von Wind und Wellen der untergehenden Sonnen entgegentreiben. Immer wieder ein wunderschönes Erlebnis
Dinghi-Drifting zum Sonnenuntergang: der «Sundowner» ist auch dabei
Und endlich ist er da – der lang ersehnte Regen!! Es hat schon seit über zwei Monaten nicht mehr geregnet. Das Deck der Lupina ist schon richtig staubig. Der Regen beginnt zuerst zaghaft, dann aber setzt ein richtiger Tropenregen mit haselnussgrossen Regentropfen ein
Noch vor wenigen Minuten waren wir froh um den Schatten spendenden Sonnenschutz, nun wirkt er als Wasserrinne
So schnell wie er gekommen ist, so schnell verzieht sich der Regen wieder. Der ständig blasende Passat Wind treibt die dichte Regenwolke über unsere Köpfe hinweg nach Westen. Schon bald scheint die Sonne wieder. Die gut 30mm Niederschlag haben aber unsere Lupina in kurzer Zeit blitz blank gewaschen 😊
Regen in der Stadt
Seit wir unsere Segelreise vor genau zwei Jahren angefangen haben, waren wir noch nie so lange am gleichen Ankerplatz. Es sind schon über 70 Tage! Und das unglaubliche daran: wir fühlen uns noch immer wohl hier und geniessen jeden Tag von Neuem. Wir sind richtig tiefenentspannt

Wie geht es nun weiter? Die ersten beiden tropischen Stürme sind bereits über den nördlichen Bereich der Karibik hinweggezogen. Ab heute gilt in der Karibik offiziell die Hurrikan Zeit. Jamaika liegt in der Hurrikan Zone. Erfahrungsgemäss bleibt es aber bis Anfangs Juli in unserem Bereich ruhig, Die Sturmaktivitäten nehmen ab Mitte Juli aber stark zu und ab dann muss man mit den gefürchteten Wirbelstürmen rechnen. Es ist klar, wir müssen weg hier. Aber wohin?? Wir haben im letzten Bericht geschrieben, dass wir am liebsten wieder auf die ABC Inseln gehen würden, falls bis dann die Grenzen offen sind. Das ist nun tatsächlich geschehen. Mit einer 14-tägigen Quarantäne können alle drei Inseln (Aruba, Bonaire, Curaçao) angesegelt werden. Wir haben uns für Bonaire entschieden und uns dort in die Liste von Einreisewilligen eingeschrieben. Zwei Schiffe pro Woche werden in die Quarantäne aufgenommen. Als wir das lesen, sinkt bei uns die Zuversicht, denn es wollen doch viel mehr Schiffe dorthin. Aber wir haben Glück: diese Woche haben wir nun endlich die Bestätigung erhalten, dass wir kommen können. Einzig der Termin bleibt noch offen. Von der Marina in Bonaire wurde uns mitgeteilt, dass die Behörden die Quarantäne plane und wir von dort einige Tage vorher informiert werden, wann wir in Bonaire eintreffen sollen. Für uns kein Problem – wir haben Zeit. Falls sich doch wider Erwarten ein Sturm ankündigen sollte, werden wir einfach unseren Anker heben und nach Süden flüchten.
Pia wird noch einige Striche mehr machen können 😉

Abendstimmung in Ocho Rios

Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser!