Maupiti, der vermeintliche Abschied von Französisch-Polynesien

Wir schreiben den 7. Mai 2023. Wir sind seit 2 Tagen ausklariert und können Französisch-Polynesien (FP) verlassen. Wir liegen auf Bora-Bora vor Anker und freuen uns darauf, mit unserer Lupina weiter westwärts neuen Abenteuern entgegen zu segeln. Vor uns liegt als nächstes Ziel die Insel Maupiti, die westlichste zivilisierte Insel von FP.

Früh am Morgen, bei den ersten Sonnenstrahlen, lassen wir Bora-Bora hinter uns und nehmen die rund 30 Seemeilen lange Fahrt nach Maupiti in Angriff.
Unter sonnigem Himmel weht eine leichte Brise und mit Schmetterlingsbesegelung geht es gemütlich unserem neuen Ziel entgegen – Maupiti mit dem 372 Meter hohen Berg «Teurafa’atiu»
Die Einfahrt ins Atoll von Maupiti zählt zu einer der schwierigsten Einfahrten in FP. Sie ist relativ eng (nur 60-80 Meter breit) und es herrscht meist eine starke ausfliessende Strömung. Diese ist weniger von den Gezeiten, als vom Seegang abhängig. Bei hohen Wellen schwappt mehr Wasser übers Riff ins Atoll und fliesst durch den Pass wieder ab. Der Pass ist nach Süden ausgerichtet. Von hier kommt mehrheitlich der Schwell von den starken südlichen Winden. Strömung gegen Welle -eine gefährliche Mischung. Oftmals entstehen dabei hohe stehende Wellen, die sich immer wieder dröhnend brechen. Die Fahrt durch den Pass von Maupiti sollte bei einem Meeresgang mit Wellen höher als 2 Meter vermieden werden. Als wir uns nähern haben wir gerade etwa diese kritische Höhe. Rings um uns brechen tosend die Wellen und hinterlassen im Einfahrtsbereich ein weiss schäumendes Gebrodel.
Nach rund 5 Minuten sind wir durch die schlimmsten Turbulenzen durch. Ein Blick zurück zeigt deutlich die mit weissem Schaumwasser überdeckten Riffkanten. Nach der Passage dieser Stelle wird das Steuern wieder einfacher. Aber jetzt ist Geduld gefragt. Nun gilt es, den stärksten Strömungen auszuweichen (bei unserer Einfahrt sind es gerade etwa 4 Knoten) und die Lupina langsam (wir machen nur 1-2 Knoten Fahrt über Grund) aber sicher ins Atoll zu manövrieren. Es klappt einwandfrei.
Kurz danach sind wir drin und ankern direkt vor dem Hauptdorf (Vaiea) auf Maupiti. Hier der Blick nach hinten …
… und hier nach vorne. Draussen herrscht ein Seegang von rund 2 Metern Welle, im Atoll drin ist das Wasser spiegelglatt.
Am Ankerplatz treffen wir die SY Pasito wieder. Den ersten Sundowner auf Maupiti geniessen wir zusammen mit Ruedi und Chris auf der Lupina.

Maupiti erinnert uns stark an unsere erste Insel in FP: Gambier. Die Hauptinsel bildet das Zentrum des Atolls. Umsäumt wird sie von 5 Motus, kleine flache Korallen- und Sandinseln direkt am Riff. Die bewohnbare Fläche beträgt nur rund 12km2. Die rund 1’300 Einwohner leben mehrheitlich vom sanften Tourismus (es hat diverse kleine, hübsche Pensionen), Fischfang und Copra. Die Infrastruktur ist gut und die Insel ist mit Fähre von Bora-Bora und per Flugzeug erreichbar. Obwohl die Strasse rings um die Insel nur etwa 10 Kilometer lang ist, hat jeder Haushalt mindestens 1 Auto.

«Maupiti» bedeutet «zwei Berge». Zwei Berge bilden die Hauptinsel und der höchste davon, der 372 Meter hohe «Teurafa’atiu», verspricht eine fantastische Aussicht über das Atoll. Da müssen wir hin! Gemeinsam mit der Crew der SY Pasito nehmen wir den steilen Anstieg in Angriff.
Auch für Schweizer Bergziegen geht es nicht ohne Rast im anspruchsvollen Gelände.
Schon auf halber Höhe öffnet sich eine grandiose Aussicht auf das Atoll. Unten links das Dorf, in der Bildmitte im Hintergrund die Einfahrt zwischen den 2 Motus.
Zuoberst auf dem «Teurafa’atiu» angelangt
Und das ist die Belohnung – 360 Grad Rundumsicht. Hier der Blick Richtung Westen
Blick Richtung Süden zum Pass. Hier sieht man gut, wie ein Atoll funktioniert: über den Rand des Riffes (sichtbar an den weissen Schaumkronen im Meer) schwappt frisches Meerwasser ins Atoll hinein. Über den über Tausende von Jahren durch permanente Strömung tief eingeschnittenen Kanal (tiefblaue Farbe) fliesst das Wasser wieder aus dem Atoll.
Blick nach Westen über das Dorf Vaiea und unseren Ankerplatz (Bildmitte)
Der Abstieg verläuft dann sehr abenteuerlich. Wir folgen dem zunächst noch einigermassen gut markierten Wanderweg auf die Westseite der Insel. Schon nach kurzer Zeit verlieren wir den Pfad jedoch (wahrscheinlich zu wenig benutzt?) und kämpfen uns mutig bergabwärts, unterstützt mit einem GPS-Gerät in der Hand. Nach mühsamen 2 Stunden Kampf durch trockene Flusstäler und entlang von Steilhängen dann die Erleichterung: wir stossen auf frisch aufgehängte Weg Markierungen (rote Bändel). Von da an ist der Rest ein Kinderspiel.
Streng war es – aber soo schön!
Nach der Wanderung braucht es Stärkung. Frisches Gemüse am 2-mal pro Woche stattfindenden Gemüsemarkt.
Gestärkt mit diesen gesunden Vitaminen geht es auf eine Rad-Tour um die Insel (rund 10km einmal rings herum)
Verdiente Pause zwischendurch …
… und Aussicht geniessen. Die Radtour gefällt uns so gut – wir umrunden die Insel gleich 2 mal: einmal im links herum, einmal rechts herum.
Wir sind im Dorf zurück. Irgendwo riecht es gut. Wir hören Musik und gehen hin. «Ein Fest für die Dorfjugend», wird uns erklärt. Passt für uns! Es wird ein fantastisch schöner Abend mit viel Musik, Tanz und Gesang. Schaut euch die Gesichter an – die strahlen vor Fröhlichkeit!
Wunderschöne lokale Tänzerinnen! Die Hüften wackeln fast schneller, als die männlichen Augen folgen können (big smile)
Verschiedene Gruppen in bunter Reihenfolge. Die Dame in der Bildmitte spielt übrigens ein lokales Instrument: man nehme einen alten Plastikkanister, steckt eine Holzlatte durch den Ausguss und spannt über der Latte eine Schnur – fertig ist der Kontra-Bass.
Was das Fest mit der Dorfjugend zu tun haben soll, haben wir nicht wirklich begriffen. Die Zuschauer waren durchwegs älteren Semesters. Die einzigen Jugendlichen, die wir erblicken, sind ein paar wenige Kinder, die Mutter oder Vater zur Aufführung begleiten. Diese Beiden haben ihre helle Freude an unserem komischen Französisch.

Seit Tagen beobachten wir interessiert die Wetterentwicklung. Unser nächstes Ziel sind die Cook Inseln. Da unsere Wunschdestinationen, die Inseln Palmerston und Suwarrow keine Einklarierungsstationen sind, müssen wir zuerst einen der beiden offiziellen Einklarierungshäfen anlaufen. Rarotonga oder Aitutaki. Die Distanz zu beiden Inseln ist mit rund 460 Seemeilen etwa gleich weit, aber Rarotonga liegt viel weiter südlich als Aitutaki. Deshalb entscheiden wir uns für Aitutaki. Wir brauchen also nun ein Wetterfenster mit 4 Tagen gutem, stabilem Wind. Als sich nach einer Woche am Ankerplatz vor dem Dorf immer noch keine geeignete Gelegenheit abzeichnet, verlegen wir noch für ein paar Tage ans Riff in der Nähe des Passes. Hier ist das Wasser viel klarer und die Schnorchel-Möglichkeiten vielfältiger.

Wir fahren mit dem Dinghi nach einem ausgedehnten Schnorchel Ausflug zurück zur Lupina. Als wir weggefahren sind, waren wir mit der Lupina alleine. Nun liegt ein grosser Cat einer Charter-Gesellschaft direkt neben uns. Beim Vorbeifahren ruft die Crew laut und winkt uns zu sich. Es stellt sich heraus, dass die 2, Marie-Claire und Denis (? ich hoffe, die Namen stimmen?) aus der Region Genf kommen, hier gerade eine Yacht mit Besatzung gemietet haben und für rund eine Woche einen Kurztörn unternehmen. Als sie unsere Schweizer Flagge gesehen haben, wollten sie uns «Hallo» sagen. Wir werden von der Besatzung herzlich an Bord willkommen geheissen und mit einem Stück echtem Schweizer Greyerzer Käse, einer Flasche Rotwein und feiner Schokolade beschenkt. Perfekt gelungen!! Vielen Dank!!

Dann ist es endlich da, unser Wetterfenster. Unsere Freunde von der Pasito sind mutig schon einen Tag früher in See gestochen. Wir warten noch einen Tag, bis der Wind etwas stärker wird. Wir brauchen eine gewisse Windstärke, damit die Segel im Wellengang des Meeres nicht dauernd heftig hin und her schlagen. Am 17. Mai scheint es soweit zu sein. Der Wind ist da, allerdings auch nur für 2 Tage. Ganz kurzfristig entscheiden wir uns, auf der letzten noch für unser Schiff zugänglichen Insel in FP, auf dem Atoll Maupiha’a, einen Zwischenstopp einzulegen. Von da aus sind es nur noch etwa 350 Seemeilen bis Aitutaki, was das benötigte Wetterfenster etwas überschaubarer macht.

Unser letzter Sonnenuntergang auf Maupiti. Einmal mehr fällt uns der Abschied schwer. Wir haben hier noch einmal ein wunderbares Französisch-Polynesien erleben dürfen. Nebst Gambier ist Maupiti für uns einer der schönsten Flecken Erde, die wir hier in den letzten anderthalb Jahren besegelt haben. Was für ein schöner Abschied aus FP!

Zum Glück heisst es nun aber doch noch nicht ganz, endgültig Abschied zu nehmen. Es gibt ja jetzt noch dieses Maupiha’a. Was uns da wohl erwartet? Der Pass ins Atoll soll noch gefährlicher sein als in Maupiti!

Aber mehr davon im nächsten Bericht. Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

2 Antworten auf „Maupiti, der vermeintliche Abschied von Französisch-Polynesien“

  1. Wie emmer:intressant ond Fernweh weckend!
    Hebeds ond macheds guet, liebi Grüess usem jetzt au ganz sonnige Wittnau

  2. Viel Glück bei der Schatzsuche auf den Cook-Inseln . Wieder soooo ein toller Reisebericht von Euch. Liebste Grüße von den Karl’s

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