Warten auf Ersatzteile in Las Palmas

Nach unserer Rückkehr aus der Schweiz nach Puerto Rico haben wir alles in bester Ordnung angetroffen auf unserer Lupina. Bereits am nächsten Tag fuhren wir Richtung Arguineguin, wo sich nochmals Besucher angekündigt hatten, und wo Pia’s Mutter, Maria, uns mit einem feinen Nachtessen bei sich verwöhnte (vielen Dank Maria – es war sehr lecker!).

Loni und Manny aus Arguineguin bei uns auf dem Boot

Nach einer gemütlichen Ankernacht im dortigen Hafenbecken fuhren wir unter Motor (den Wind hatten wir genau auf der Nase, und wir wollten möglichst früh am Ziel sein) der Küste entlang nordwärts nach Las Palmas. In Las Palmas gibt es eine Vertretung unseres Wassermachers, den wir seit dem Kauf unseres Bootes noch nie benutzt haben. Dazu muss man wissen, dass ein Wassermacher, der nicht regelmässig betrieben wird, rasch kaputt geht: Dichtungen und Membranen verspröden und reissen, Ventile verhocken, Sensoren verkrusten mit Seewasser. Da in Europa die Wasserversorgung in den Marinas gut funktioniert und man keinen Wassermacher braucht, haben wir schon lange geplant, diesen erst ab den Kanaren zu nutzen und ihn dort nach einem gründlichen Service in Betrieb zu nehmen. Wir wissen nicht, ob es unser Charm, unsere Naivität oder der Arbeitsauftrag für den Wassermacher-Service war, aber wir haben auf Anhieb in der bereits überfüllten Marina einen Platz erhalten. Boote vor und nach uns wurden abgewiesen, mussten meist tagelang vor dem Hafen ankern, bis sie rein durften.

Kaum in der Marina festgemacht wurden wir von den Behörden inspiziert, oder korrekt ausgedrückt «Behörden ausser Dienst»: Viktor, ein ehemaliger Gemeinderatskollege von Wölflinswil, und seine Frau Christine, kamen zur Visite und wollten prüfen, ob alle Bewilligungen korrekt eingeholt worden sind und ob wir auch ein anständiges Leben führen.

Christine und Viktor zu Besuch auf der Lupina in Las Palmas. Sie bestätigen uns: alles ist in bester Ordnung. Christine wollte dann aber doch nicht auf’s Meer hinaus mit uns 🙂

Wir haben damit gerechnet, dass wir für die geplanten Arbeiten ein paar Tage einrechnen müssen. Die Firma „Rolnautic“ war zwar schon vor unserer Reise in die Schweiz vorinformiert worden, aber wir sind ja auf den Kanaren und man weiss nie so genau, was der Tag bringt. Also haben wir noch andere Dinge eingeplant, die wir während unseres Aufenthaltes in Las Palmas erledigen wollen.

Köbi macht einen Tauchkurs, um im weiteren Verlauf der Reise eventuell einen blockierten Anker freitauchen oder das Unterwasserschiff inspizieren und reinigen zu können
Pia füllt unser Schiff mit Proviant. Hier beim Einkauf von Lebensmitteln, die von Mitarbeitern des Ladens in Kisten gepackt und direkt zum Schiff gebracht werden. Das nennen wir einen super Service!
Pia inmitten des eingekauften Proviants (Teigwaren, Reis, Getränk, Gemüse, Müesli, ….)
Verderbliches, wie Gemüse und derlei, wird direkt vorgekocht, …
… und in Frischhaltegläser sterilisiert. So müssen wir unterwegs, wenn es mal heftiger schaukeln sollte, keine gefährlichen Arbeiten wie schälen, schneiden, usw., ausüben und nicht lange unter Deck in der Küche stehen
Und natürlich wird auch des Nachtleben in Las Palmas genossen. Immer abgerundet mit einem Barraquito, einem feinen Kaffee, der schichtweise mit süsser Kondensmilch, Likör, Kaffee und Milchschaum aufgegossen wird. Schmeckt lecker und es lässt sich prima schlafen danach 🙂
Weihnachtsschmuck mal ohne Tannenbäume – kitschig zwar aber irgendwie doch schön
Unserem Schiff verpassen wir in Las Palmas den letzten Schliff – das gleiche versucht Pia hier vergebens mit ihren Schuhen
Wir Drei wären nun bereit für den nächsten Schritt

Aber leider fehlen uns Ersatzteile für den Wassermacher. Die Inspektion/Service hat ein gerissenes Plastikröhrchen und einen defekten Durchflussmesser zu Tage gebracht. Der lokale Vertreter (Rolnautic) hat diese Teile nicht an Lager. Zu unserem Erstaunen ist er auch nicht in der Lage, die Bestellnummer für die Teile zu identifizieren. Als nach mehr als einer Woche immer noch nicht klar ist, was zu bestellen ist und wann es hier vor Ort verfügbar sein wird, beschliessen Pia und Köbi kurzerhand, die Wartezeit mit einem Ausflug nach Teneriffa zu verkürzen. Da wir Gran Canaria schon öfters bereist haben, wollen wir lieber die uns noch unbekannte Nachbarinsel, die grösste Insel des Archipels, bereisen.

Mit der Katamaran-Fähre von Fred Olsen lassen wir uns mit 65 km/h in weniger als 2 Stunden Fahrt nach Teneriffa bringen
Kaum in Santa Cruz de Tenerife angekommen treffen wir im Hafengelände die Handschrift von Schweizer Star-Architekten an. Herzog & De Meuron haben hier einen neuen Hafen entworfen. Die Umsetzung des Projektes wurde 2006 gestartet, ist im Fussgängerbereich schon fast fertig, dauert aber im Wasserbereich wohl noch einige Jahre an
Auch in Santa Cruz ist unverkennbar Weihnachtszeit. Hier glitzern exotische Vögel anstelle unserer pausbackigen Engel vom Sternenhimmel

Am Vortag unserer Reise nach Teneriffa wurden wir via E-Mail von einer jungen Dame aus Holland kontaktiert. Sie stellte sich als Tochter eines ehemaligen Postauto-Chauffeurs vor, der früher im Betrieb meines Vaters gearbeitet und mit dem ich mich immer gut verstanden hatte. Sie hatte in der AZ (Aargauer Zeitung) von uns gelesen und war gerade auf Teneriffa in den Ferien. Wir freuten uns sehr über diese spontane Kontaktaufnahme und verabredeten uns noch für den Abend unserer Ankunft in Santa Cruz zu einem gemeinsamen Abendessen.

Tanja Bucher und ihr Ehemann Urs treffen uns in Santa Cruz zum Abendessen. Die beiden sind für 3 Jahre nach Den Haag (Holland) gezogen, wo die Frickerin am Internationalen Gerichtshof arbeitet. Wir plaudern intensiv über gemeinsame Bekannte und alte Zeiten. Euch beiden herzlichen Dank für den spannenden Abend
Am nächsten Morgen geht’s los mit dem Mietauto zur Erkundigung der Insel. Spektakuläre Natur im Anaga Gebirge (Nordosten der Insel) teilweise nur über halsbrecherische Strassen erreichbar. Im Sommer wohl kahl und braun, jetzt im Winter in leuchtendem Grün
Über Jahrtausende stark erodierte und zerklüftete Lavamasse. Schroffe Bergkämme und steil abfallende Flanken stellen kaum überwindbare Hindernisse dar
Wo die Bergflanken flacher sind wird Landwirtschaft betrieben
Südlich ans Anaga Gebirge grenzt eine Hochebene, die vor Jahrmillionen aus einem erstarrten Lavasee entstanden ist. Sie ist gekennzeichnet durch fruchtbare Böden und, dank genügend Wasservorkommen in diesem Teil der Insel, durch eine üppige Vegetation
Eine Stickerin, die ihre Arbeiten an einem der unzähligen Aussichtspunkte an Touristen anbietet, wird von potentiellen Kundinnen umzingelt. Pia, gelernte Damenschneiderin, mustert genau und attestiert ihr gute Qualität, kauft aber trotzdem nichts (unsere gegenseitige Abmachung wirkt: nur wenn etwas Altes weggeht, darf etwas Neues gekauft werden)
In Icod de los Vinos, einem bekannten Winzerdorf an der Nordwestküste von Teneriffa, treffen wir auf diesen besonderen Drachenbaum. Als «Drago Milenario» – tausendjähriger Drachenbaum – wird er bezeichnet. Wie alt er tatsächlich ist, weiss man allerdings nicht so genau, jedenfalls dürfte er kaum die 400 Jahre überschritten haben – dennoch ein beeindruckendes Alter
Am 8. Dezember, vorweihnächtliche Stimmung in Icod de Vinos: Dorffest (mit viel Wein) zur Erinnerung an Maria Empfängnis
Marronis haben auf Teneriffa eine lange Tradition und fehlen an keinem Fest in dieser Jahreszeit. Hier Marroni-Ofen in Puerto de la Cruz
Punta de Teno, Bucht am westlichsten Zipfel von Teneriffa. In dieser Bucht haben wir am 1.11.2018 geankert, als Nelly an Bord war und wir nachher nach Gomera übergesetzt haben. Um Unfällen und Verkehrsstaus vorzubeugen ist die Zufahrt zu dieser Landzunge stark beschränkt. Wir haben den öffentlichen Bus gewählt. Distanz rund 10 Kilometer über eine spektakuläre Küstenstrasse hoch über dem Abgrund , hin und zurück: 2 Euro pro Person
Köbi hat sich in die tollkühnen Bergstrassen Teneriffa’s verliebt. Eine der schönsten Strecken verläuft quer durch das Teno Gebirge, von Buenavista del Norte nach Santiago del Teide. Zwischendrin liegt das malerische Bergdorf Masca
Masca: Das kleine Bergdorf im Teno Gebirge (Nordwesten von Teneriffa) war bis 1960 nur über Saumpfade zugänglich
«Der» Berg auf Teneriffa! Unverkennbar wie das Matterhorn oder der Fujiama. Mit 3’718m ist der Teide der höchste Berg von Spanien (zur Erinnerung: die Kanarischen Inseln gehören zu Spanien) und stand somit schon lange auf unserer Wunschliste. Und ja, 
das Weisse auf dem Bild ist tatsächlich Schnee!
Die Anfahrt am frühen Morgen kurz nach Sonnenaufgang

Der alles überragende Pico de Teide ist ein Vulkan, der sich Schicht für Schicht durch wiederkehrende Eruptionen aus einem zentralen Schlot aufgebaut hat. Seit 500 Jahren wächst er aber nicht mehr nach oben, sondern nach Westen. Ok, wir geben es zu, wir sind mit der Luftseilbahn vom obersten Autoparkplatz (2’356m) zur Bergstation (bei 3’555m) gefahren. Leider braucht es für den restlichen Weg zum Gipfel (3’718m) eine vorgängige Bewilligung, die man übers Internet beantragen kann. Die Anzahl Bewilligungen ist beschränkt und bis Mitte Januar 2019 bereits komplett ausgebucht. Unser Versuch, die Bewilligung direkt vor Ort zu erhalten, scheitert leider kläglich

Oben auf dem Teide winkt ein phantastisches 360° Panorama. Hier der Blick in Richtung La Gomera und El Hierro, mit dem Krater des Pico Viejo im Zentrum (entstand vermutlich 1492)
Ein Gipfelbild ist natürlich ein Muss. Pia lässt sich als Paparazza anheuern
Irgendwo packt uns dann doch noch etwas der Ehrgeiz und wir steigen die knapp 10km lange Strecke zu Fuss wieder ab zu unserem Auto (im Hintergrund Gran Canaria). Zunächst geht’s durch messerscharfes, rabenschwarzes Lavagestein …
…. das bald abgelöst wird durch gelbrötlich bunte Lavamasse

Zum Abschluss ein Bild von Pia. Sie hat Freude gefunden an den speziellen Toren, die wir immer wieder antreffen. Einmal ist ein Tor schlicht und einfach gestaltet, dann wieder pompös und prunkvoll. Das Bild unten symbolisiert unsere aktuelle Situation. Wir sind seit gestern wieder retour auf der Lupina. Rolnautic, die lokale Firma, die uns die Ersatzteile für den Wassermacher bestellen sollte, hat in der Zwischenzeit keinen Fortschritt erreicht. Seit dem 26. November sind die Teile, die wir brauchen ausgebaut und bei ihnen. Sie versuchen uns glauben zu lassen, dass sie dauernd versuchen aber keine Antwort erhalten vom Lieferanten. Köbi hat nun verlangt, dass wir den ganzen Mailverkehr erhalten. Den hat er nach wiederholtem persönlichem Vorsprechen gestern Abend endlich bekommen und festgestellt, dass seit dem 4. Dezember kein schriftlicher Kontakt mehr stattgefunden hat zwischen den Firmen. Zum Glück haben wir nun den direkten Kontakt zum Technischen Kundendienst des Deutschen Lieferanten, welcher die Anfragen behandelt. Da hat er nun bereits ein Mail geschrieben und ruft an, bis die Teile eruiert und unterwegs sind. Bis es soweit ist, stehen wir vor einem verriegelten Tor, sehen zwar Licht am Horizont, aber eben, können nicht weiter. Wir bleiben guten Mutes. Sicher geht’s bald aufwärts, das heisst dann für unseren Fall: westwärts 😊
Zuerst haben wir nun aber gesehen, das SY Karl, mit seiner Crew Silke und Hans auch hier eingelaufen sind. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen.

Wir sitzen fest in Las Palmas

2 Antworten auf „Warten auf Ersatzteile in Las Palmas“

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