Es ist Montag, der 16. Januar 2023. Wir laden noch ein letztes Mal Wetterdaten herunter, kaufen noch 1 Kiste Bier ein (nicht für unterwegs! Da gibt’s keinen Alkohol! Aber fürs Ankerbier beim Ankommen 😉), und verabschieden uns von Mangareva Yacht Service (Tituan und Juliette, die uns immer sehr zuvorkommend unterstütz haben). Zurück auf der Lupina kommt die Limelight Crew noch kurz zu uns, um uns auf Wiedersehen zu sagen. Dann geht’s los. Ich am Anker, Pia am Steuer. Ehrenrunde um die Limelight, dann zirkeln wir die Lupina durch die Korallenbänke vor Rikitea. In tieferem Wasser werden sofort die Segel gesetzt. Wir sind anfänglich zwar sehr langsam, aber wir haben Wind und der schiebt uns von hinten gemächlich aus Gambier hinaus. Auch ausserhalb des Atolls sind die Wellen flach, und wir machen bei auffrischendem Wind gute Fahrt.
Etwa um 2 Uhr in der Nacht nimmt der Wind deutlich zu, in Böen sogar bis fast 30kn. Da es mittlerweile rings um uns herum blitzt am Himmel und Gewitter drohen, rollen wir die Genua ein und setzen die Fock. Kurz darauf dreht der Wind nach nordnordost (also wieder mehr von vorne) und flaut ab. Schlussendlich schläft er ganz ein und kommt fast aus der Richtung, wo wir hin wollen. Für ein paar Stunden muss der Motor ran, bis wir wieder genügend Wind zum Segeln haben. Im Verlaufe des 2. Segeltages setzt konstanter Ostwind ein, und ab da tragen uns die wieder kräftig gefüllten Segel zügig über das Meer in Richtung Marquesas.
Anders als damals im März 2022 herrscht jetzt über Fatu Hiva die ganze Zeit kräftiger Wind und das Meer ist stark aufgewühlt. Immer wieder peitschen kurze, sehr heftige Böen das Tal hinunter und lassen die Lupina heftig am Anker zerren. Wir sind froh, haben wir die neue Kette und müssen keine Bedenken haben, dass diese vielleicht überlastet werden könnte. An das Rollen am Ankerplatz haben wir uns schnell gewohnt. Pia meint gar, so sei sie gut auf die nächste Etappe eingeschaukelt. Nach 3 Tagen lichten wir den Anker und machen uns auf zur rund 45 Seemeilen entfernten Insel Tahuata
Auch über Tahuata bläst während der ganzen Dauer unseres Aufenthaltes ein kräftiger Wind (ca. 20 Knoten). Sogar auf der Leeseite der Insel ist der Schwell, den das Meer bei diesen Bedingungen ans Ufer zurückwirft, ungewöhnlich hoch. Das Anlanden mit dem Dinghi an der Hafenmauer von Vaitahu ist sehr ungemütlich, ja sogar gefährlich. Daher beschränken wir uns auf nur wenige Landgänge. Zum Glück treffen wir hier wieder auf Katrin und Hans (SY Esmeralda). Deren Dinghi ist um einiges leichter als unseres und wir können es auf die Hafenmauer ziehen. Da liegt es geschützt und ungefährdet von dem starken Sog, der um die Quai-Mauern herrscht.
Die Arbeiten, die wir dringend machen wollten, erledigen sich schnell und ohne negative Überraschungen: Unterwasserschiff abdampfen, Zustand des Antifoulings checken, Anoden am Bugstrahlruder und an Welle sowie Propeller ersetzen, Spiel von Ruder und Verstellmechanismus des Propellers prüfen, Seeventile überprüfen und gängig machen. Zudem gibt es hier einen Segelmacher mit gutem Ruf. Ihm übergeben wir unser Genua-Segel, damit er das ausgerissene Schot-Horn wieder einnähen kann. Es verläuft alles wie am Schnürchen. Wir sind froh, müssen wir nicht stressen mit der Arbeit, denn auf der an Land stehenden Lupina wird es tagsüber sehr heiss. Es weht kaum ein Wind und von unten kühlt kein Meerwasser.
Am Sonntagabend verabschieden uns Katrin und Hans (SY Esmeralda) noch mit einem feinen Nachtessen auf ihrem Schiff (vielen Dank euch Beiden für die vorzügliche Gastfreundschaft) und schon am Montag früh beginnt dann unsere lange Reise in die Schweiz.
Am 8. Februar geht dann die Reise weiter und einen Tag später kommen wir sicher aber etwas müde in der Schweiz an. Wir wollen nun wieder einmal den Winter geniessen. Zudem wollen die Grosskinder wissen, ob sie bereits schneller sind beim Skifahren als ihr Opi. Ich werde mir alle Mühe geben 😉 Mitte März geht’s dann wieder zurück auf die Lupina. Bis dann macht auch der Schreiberling Pause.
Aber danach wird es wieder spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Vor fast einem Jahr haben wir in Gambier unseren ersten Stopp gemacht in Französisch-Polynesien. Nun sind wir wieder hier. Mehr und mehr lernen wir in der Südsee die Welt mit anderen Augen sehen, mit anderen Sinnen begreifen. Bei einem Schnorchelgang in einem Pass durchs Riff, oder am Aussenriff eines Atolls mit der unfassbaren Menge von Korallen wird einem bewusst, dass diese Ringinseln nichts anderes sind als die grössten Lebewesen der Erde. Ein Kollektiv von einer Riesenanzahl (eine Zahl so gross, die kann ich mir gar nicht vorstellen) von für uns fast gänzlich verborgenen Kreaturen, die Festland produziern. Und wir mittendrin.
Von der Nachspeise (hmm! leckere Mousse au Chocolat à la Pia) und dem Anstossen aufs Neue Jahr auf der SY Lupina gibt es leider keine brauchbaren Bilder – wahrscheinlich hat die Kamera die Kommandos des Benutzers (ich) nicht mehr richtig entziffern können 😉
Die Fahrrad Tour ist übrigens nicht nur wegen des Schiebens etwas schweisstreibend, sondern auch infolge eines ungeplanten Ereignisses: nach einer längeren Rast sind wir bereits wieder fast 5 Kilometer gefahren, als ich von einer schönen Perlenfarm ein Bild schiessen will. Gewandt greife ich wie üblich nach meinem Handy in die Hosentasche und finde: nichts!! Wo ist mein Handy?? Rausgefallen auf der letzten stark schüttelnden Abfahrt. Kurz gehe ich gedanklich die letzten Kilometer durch und versuche mir vorzustellen, wie und vor allem wo es raugefallen sein könnte. Nach intensivem Nachdenken weiss ich, dass ich es das letzte Mal bei unserer Rast verwendet habe. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mich auf die Suche zu machen. Tatsächlich werde ich dann auch fündig: auf dem Stein, wo wir bei unserer Rast gesessen sind!
Mit einem Segelschiff die Welt zu bereisen bedeutet auch immer wieder, loslassen zu müssen. Es gibt noch viel mehr zu sehen auf dieser Welt, und wir sind nach wie vor neugierig auf das, was noch kommt. Seit Tagen verfolgen wir intensiv die Wetterentwicklung und warten auf ein Windfenster, das uns nordwärts in die Marquesas segeln lässt. Am 3. Februar 2023 soll in Hiva-Oa die Lupina für ein paar Wochen aus dem Wasser gehoben werden, um ein paar Unterhaltsarbeiten am Unterwasserschiff zu tätigen. Bevor es dann weiter westwärts geht, wollen wir noch für einen Monat in die Schweiz reisen, um vor allem unsere Grosskinder wieder zu sehen.
Wie entwickelt sich der Wind unterwegs? Wird es wieder so eine ruppige Überfahrt wie die Anfahrt nach Gambier. Wie wird das Wiedersehen mit der Insel Fatu-Hiva, unserem ersten Ziel? Falls du Lust hast kannst du online mitsegeln: https://share.garmin.com/EPXFV
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Die Ausfahrt aus dem Atoll Makemo will gut geplant sein. Am besten für uns ist auslaufende Strömung. Diese sollte aber nicht zu stark sein, sonst gibt es draussen beim Übergang ins Meer eine stehende Walze, die vor allem bei Gegenwind sehr gefährlich sein kann. Im Internet gibt es ein Berechnungsprogramm, das einem erlaubt, für fast jedes Atoll in den Tuamotus die ideale Ein- und Ausfahrtszeit zu bestimmen. Für Mittwoch, 7.12.2022, berechnet dieses Programm für uns die beste Zeit zwischen 10 und 11 Uhr. Genügend Zeit, um auszuschlafen, gemütlich das Frühstück zu geniessen und dann schön langsam loszufahren. Mit dieser Vorstellung gehen wir am Vorabend ins Bett. Kurz nach Sonnenaufgang (der hier bereits um ca. 5 Uhr stattfindet) am nächsten Morgen jedoch hören wir Stimmen auf dem Pier. Jemand ruft nach uns. Schlaftrunken recken wir unseren Kopf aus dem Niedergang. Ein Mann der Gendarmarie steht am Pier und informiert uns, dass in der nächsten Stunde ein Versorgungsschiff eintreffen wird. Wenn das grosse Frachtschiff am Pier festmacht, dann ist für uns die Wegfahrt blockiert. Hmm – blöd! Nun wird’s nichts mit gemütlich ausschlafen. In einer Feuerwehrübung machen wir uns vom Pier los und verlegen die Lupina ein paar Meter ausserhalb des Hafens an den Anker. Hier warten wir nun auf die ideale Ausfahrtszeit nach 10 Uhr. Schlussendlich ist es nicht schlecht: so haben wir genügend Zeit, unsere Festmachertrossen und alle Fender zusammen zu räumen und gut zu verstauen.
Kurz vor 10 Uhr starten wir dann unsere Reise nach Gambier. Gambier liegt rund 650 Seemeilen in südöstlicher Richtung. Ideal wäre somit ein Wind aus nördlicher oder sogar aus westlicher Richtung. Wir haben lange das Wetter beobachtet. Die letzte solche Wetterlage war vor rund 3 Wochen. Nun zeigt sich in einigen Wetterprogrammen eine leichte Tendenz ab, dass vielleicht in den nächsten 2-4 Tagen der Wind nach Norden dreht. Danach ist wieder für längere Zeit eine stabile Ostwindphase angezeigt. Nicht ideal, aber zumindest scheint es machbar. Unsere Strategie ist es, zuerst eine gewisse Zeit mit dem Ostwind nach Norden von Makemo weg zu segeln, und dann nach rund einem Tag mit der Winddrehung nach Norden eine Wende zu fahren und so hart wie möglich am Wind gegen Südosten zu segeln. Wir wissen aber jetzt schon, dass es knapp wird. Denn falls wir unser Ziel nicht innerhalb 5 Tagen erreichen sollten, dann kommen wir in eine Starkwindphase, die uns genau entgegen blasen wird.
Gleich nach der Passausfahrt setzen wir volle Segel und rauschen los nordostwärts. Wegen einer leichten Strömung, die uns nach Westen schiebt, können wir nur einen Kurs von rund 30 Grad fahren. Blöd! Damit uns nachher das nächste Atoll nicht in die Quere kommt, müssen wir bereits nach 2 Stunden eine Wende fahren, 6 Stunden lang nach Südosten steuern um dann nochmal gegen Nordosten zu halten, bis dann der Wind nördlich dreht.
Vor allem in der Startphase herrscht eine eklige Kreuzsee. Von einer Kreuzsee redet man, wenn Wellen von der einer Richtung auf Wellen einer anderen Richtung treffen. Das Meer brodelt dann richtig und ein leichtes Schiff, wie die Lupina eines ist, wird in alle Richtungen hin und her geschleudert. Es fühlt sich zeitweise an wie auf einem dieser Rodeo-Bullen auf dem Jahrmarkt. Zum Glück haben wir genügend Wind. Dieser treibt uns nicht nur vorwärts über die Wellen, sondern er stabilisiert auch unser Schiff, so dass das Herumschleudern einigermassen erträglich ist. Kurz vor dem Eindunkeln passieren wir das östliche Ende von Makemo, haben somit nur etwa 35 Meilen zu unserem Ziel geschafft. Eine Gruppe Buckelwale (rund 8 Tiere) will sich noch kurz erkundigen, welcher andere grosse Fisch sich da in ihrem Revier befindet und schwimmt auf uns zu. Ein Wal schwimmt sogar in einer Distanz von rund 20 Metern um unser Schiff herum, prustet dabei 2–3-mal laut aus und taucht dann wieder weg zu seinen Kameraden. «Gute Fahrt», winkt er uns mit seiner Fluke noch zu. Dann geht’s in die erste Nacht.
Leider dreht der Wind in den nächsten Tagen weniger nach Norden, wie angesagt und wir können unseren Zielkurs nicht ganz halten. Rund 30 Grad beträgt die Abweichung. Zudem bremsen uns in den nächsten 48 Stunden immer wieder heftige Regenschauer (sogenannte Squalls, Gewitter) ein. Wir müssen immer wieder die Segel reffen und nach dem Durchgang der Regenfront warten, bis sich der Wind stabil und neu aufgebaut hat.
Zweimal herrscht für über 3 Stunden totale Windstille und wir brauchen den Motor. Bald mal wird uns klar, dass wir unser Ziel nicht bis Sonntag erreichen werden. Wir werden in die Wetterfront geraten, die wir vermeiden wollten. Der Wind wird uns mit 20-25 Knoten genau auf die Nase pfeifen. Um die zweite Hälfte der Reise genauer planen zu können, zeichne ich die neue Situation auf unsere Navigationskarte auf. Durch die Notwendigkeit, gegen das Ziel aufkreuzen zu müssen, wird die noch zu bewältigende Distanz fast doppelt so lang. Als ich Pia mitteile, dass wir 3 Tage länger als erwartet hart am Wind segeln müssen, ist die Moral eines Teils der Crew für einen kurzen Moment auf dem Tiefststand. Wie immer aber in solchen Situationen braucht es etwas Zeit und ein Ragusa (wer’s nicht kennt der verpasst etwas! 😊) und die Stimmung ist wieder gut.
Ab Sonntagvormittag (ein Tag früher als in den Wetterberichten angesagt) nimmt dann der Wind stetig zu auf über 20 Knoten. Der starke Wind – und vor allem die sehr hohen Wellen – machen uns zu schaffen. Viel Schräglage und immer wieder viel Wasser über das Deck. Wir sind froh, haben wir in dieser Phase nur die Fock (kleines Vorsegel) draussen. So können wir auch Squalls problemlos abwettern.
Durch den veränderten, heftigen Seegang fühlt sich Pia die nächsten 24 Stunden etwas mulmig, und wir beide hatten auch Kopfweh. Wir schonen die Köchin und der Skipper wärmt das Essen in dieser Phase jeweils auf. Bis Dienstag, 13. Dezember, pendelt sich der Wind wieder knapp unter 20 Knoten ein und die Genua (grosses Vorsegel) ist gesetzt. Schrecksekunde kurz vor 4 Uhr in der Früh. Ein Squall, wie vorher schon viele, trifft uns. Während ich die Windanzeige beobachte (es sind gerade 25kn), geht ein Ruck durch das Schiff (lautlos!) und der Vorschub fällt zusammen. Die Genua flattert unkontrolliert im Wind! Der Schothorn-Ring ist ausgerissen. Das Schothorn ist eine der am höchsten belasteten Zonen des Segels. Hier fliesst die ganze Kraft zusammen und wird mit einem eingenähten Ring aus Eisen in die Schot-Leine übertragen. Wir hatten öfters schon viel mehr Wind als jetzt, aber irgendeinmal ist das Material halt einfach ermüdet.
Genau diese leichteren Winde sind nun ab Dienstag auch angesagt. Da sie ideal aus südlicher Richtung kommen, können wir nun direkten Kurs auf Gambier anlegen. Obwohl nur schwach, machen wir trotzdem gute Fahrt, bis dann rund 60 Meilen vor Gambier der Wind nach einer grossen Regenzone komplett zusammenfällt.
Über Kurzwellenfunk hole ich mir die aktuellsten Wetterdaten. Überraschenderweise sind sich für einmal alle Windprogramme einig: kein Wind die nächsten 2 Tage. Der Entscheid fällt schwer, aber schlussendlich schnell: Kari, unser Motor, muss für den Rest der Strecke ran. Innerhalb der nächsten 10 Stunden bringt er uns zuverlässig und leise brummend direkt vor das Ziel.
Es ist kurz nach Sonnenuntergang, als wir vor dem Gambier Archipel eintreffen. Wir waren zwar schon mal hier und kennen die Gewässer gut, entscheiden uns aber, auf dem offenen Meer beizudrehen und den nächsten Tagesanbruch abzuwarten. So bringen wir während des Ankermanövers weder uns noch andere Segler in Gefahr. Das Meer ist zwischenzeitlich fast spiegelglatt geworden, nur eine lange Dünung aus Südwest schaukelt uns sanft in einen herrlichen Schlaf. Ein wunderschönes «Lupina Drifting»
Am Donnerstag, 15. Dezember, 2 Stunden vor Sonnenaufgang starten wir den Motor erneut. Beim ersten Dämmerungslicht fahren wir in Rikitea auf Gambier ein. Rechtzeitig zum Sonnenaufgang fällt der Anker. Wir sind happy – wir sind da!! Ankern direkt neben der SY Limelight mit Anette und Michael, die einen Tag vor uns aus den Marquesas angekommen sind.
So, der Bericht ist fertig und wir sind tagesaktuell. Wir fahren mit dem Dinghi an Land zu JoJo’s. JoJo’s ist ein lokaler Gemischtwarenladen, der einen kleiner Restaurationsbetrieb daran angeschlossen hat und in dem es WiFi gibt. Als wir im Januar2022 in Gambier waren, konnten wir von hier unsere Home Page aktualisieren. Geht diesmal aber nicht. Die Übertragungsgeschwindigkeiten sind viel zu schwach. Will einfach nicht. In den nächsten Tagen halt wieder probieren – irgendwann geht es dann schon.
Zeitsprung nach vorwärts: heute ist der 27.12.2022. Bisher ist es uns nicht gelungen, den Bericht der Überfahrt hochzuladen. Aber es ist in Zwischenzeit einiges passiert.
Morgen werde ich nun erneut versuchen, den Bericht hochzuladen. Ich hoffe, es klappt diesmal. Wir werden dann das Neujahr in Taravai (dort wo wir Fussball geschaut haben) verbringen und dann bis Mitte Januar versuchen, noch neue, von uns unerforschte Winkel des Archipels zu entdecken. In der Zwischenzeit wünschen wir euch allen einen guten Rutsch, viel Glück und Gesundheit im kommenden Jahr.
Nachtrag am 3.1.2022: bisher hat es nicht geklappt mit dem Hochladen des Berichtes. Aber heute scheint mein Glückstag zu sein. Die Lupina Crew wünscht allen Lesern ein wunderschönes Neues Jahr!
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Um es gleich vorweg zu nehmen: seit wir in Makemo angekommen sind pfeift der Wind uns kräftig um die Ohren. Pausenlos rüttelt er mit mindestens 15-20 Knoten an unserem Rigg, die Lupina tänzelt nervös an der Kette und pendelt wie ein Fähnlein hin und her. Zum Glück hält der Anker vor dem Dorf, wo wir die ersten Tage liegen, sehr gut. Er hat sich tief eingegraben und die Kette läuft gut 10 Meter im Sand, bevor die ersten Korallen kommen. Wir haben wie immer bei solchem Ankergrund Schwimmkörper (Bojen) in die Kette gehängt, damit sie über den Korallen schwebt, und nicht an diesen hängen bleibt und sie beschädigt.
Seit Angang November befinden wir uns in der Zyklon-Zeit. In den Tuamotus, wo wir uns befinden, sind diese Wirbelstürme zwar selten, aber sie kommen immer wieder vor. Deshalb sind wir auf dem Weg weiter nach Südosten, wo die Wahrscheinlichkeit immer geringer wird. In Gambier werden wir einen sichern Platz finden. Bis dahin sind es noch rund 650 Seemeilen in einer Richtung von 130 Grad auf dem Kompass. Der Wind bläst zurzeit sehr stark aus Osten oder sogar leicht aus südlicher Richtung. Für unsere Strecke brauchen wir Winde eher aus nördlicher Richtung. Im Moment ist es also ungünstig. Auch ist er mit nahezu permanent 20 Knoten fast zu stark, um gegen an aufzukreuzen. Wir warten also ab, bis wir den richtigen Wind bekommen.
Heute Morgen haben wir wie immer in den letzten Tagen neugierig die neuesten Wetterdaten hochgeladen. Endlich ist er da, der Wetterwechsel, der den Wind etwas beruhigt und in nördliche Richtung dreht. Morgen Mittwoch, 7.12.2022, setzen wir Segel in Richtung Gambier. Von den Marquesas hat sich vor ein paar Tagen die SY Limelight (Annette und Michael, die wir seit Grenada kennen und immer wieder getroffen haben) ebenfalls in Richtung Gambier aufgemacht. Wer wird zuerst in Gambier eintreffen? Kommt der Wind auch so, wie angesagt? Können wir direkt durchziehen, oder müssen wir in Hao mit seiner sehr berüchtigten Einfahrt einen Zwischenstopp einlegen?
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Wir befinden uns in Rangiroa am Tiputa Pass und warten auf das passende Wetter. Seit Tagen sind die Winde veränderlich und jedes Wetterprogramm, das wir konsultieren, vermittelt uns unterschiedliche Vorhersagen. Wir wollen weiter in südöstliche Richtung und brauchen einen Wind, der uns nicht auf die Nase bläst.
Pia schont ihren noch immer schmerzhaften Fuss und verzichtet auf Landausflüge. Ausfahrten mit dem SUP und Schnorchel Gänge können wir aber gemeinsam machen. Nach 5 Tagen Warten ist es dann endlich soweit: es ist Nordwestwind angesagt und der wird uns genau in die Richtung tragen, in die wir wollen. Es scheint sogar möglich zu sein, unser Fernziel, Fakarava, direkt anzulaufen.
Die Abfahrt haben wir so geplant, dass wir am Vormittag des nächsten Tages bei einlaufender Strömung durch den Nord Pass in Fakarava fahren können. Falls sich der Wind unterwegs verändern würde, hätten wir als Plan B und Plan C die Atolle Apataki oder Toau als Anlaufmöglichkeit. Um es vorweg zu nehmen: kurz nach der Ausfahrt in Rangiroa werden wir zwar zuerst durch eine heftige Brandung tüchtig durchgeschüttelt. Je weiter wir uns aber vom Riff von Rangiroa entfernen, umso ruhiger wird die Welle und wir segeln zügig südostwärts direkt bis Fakarava.
Ursprünglich wollten wir uns nur ganz kurz in Fakarava aufhalten. Der kurzfristige Besuch von Nico beeinflusst unsere Planung aber etwas. Er möchte unbedingt mal im Süd Pass bei der «Wall of Sharks» tauchen gehen. So fahren wir nach kurzem Aufenthalt in Rotoava in den Süden von Fakarava und Nico und ich machen mit einer lokalen Tauch-Schule 2 Tauchgänge im Süd Pass. Am Tag der Tauchgänge regnet es wie aus Kübeln. Trotzdem ist die Sicht unter Wasser extrem gut. Einzig die bunten Korallen lassen ihre schillernden Farben etwas vermissen, vor allem in der Tiefe. Für mich ist das Erlebnis an diesem Tauchplatz auch diesmal wieder fantastisch schön.
Nach ein paar erfolglosen Angelversuchen wollen wir es wieder einmal probieren. Die Gelegenheit ist gut: die Distanz zu unserem Ziel in Tahanea beträgt rund 60 Seemeilen und wir sind früh gestartet. Wir haben also viel Zeit. Zudem sind die Wellen moderat und der Wind nicht allzu stark. Alles gute Voraussetzungen, um einen wild kämpfenden Fisch an Bord zu ziehen und an Deck fachgerecht zu filetieren – sollte dann endlich mal einer anbeissen. Und tatsächlich! Nach rund einer Stunde rauscht der Silk von der Trommel und die in der Angelrute eingebaute Ratsche weckt die vor sich dahindösende Crew. Nico und ich eilen zur Angelrute, Pia stürzt zu den Gerätschaften, die wir brauchen, wenn dann der Fisch an Bord ist: Wanne, Messer, Handschuhe, Alkohol (für die Betäubung), Zange (um den Haken zu entfernen) und Schneidebrett.
Wir sind froh, haben wir Nico an Bord. Ohne seine Hilfe hätte ich diesen Riesenfisch wohl nicht so schnell an Bord gebracht. Er kann uns auch ein paar Tricks und Kniffe beim Säubern und nachträglichen Zerlegen des Fisches zeigen. Die Arbeiten gehen zügig und schnell voran. Das Meiste findet seinen Weg direkt in den Tiefkühler, etwas bleibt draussen für Poisson-Cru (roher Fisch zur Feier des Fanges) oder wird fürs nächste Abendessen im Kühlschrank zwischengelagert. Rund eine Stunde, nachdem die Angelschnur mit der Dorade daran ausgerauscht ist, ist alles verwertet, die Genua wieder gesetzt und wir setzen die Fahrt nach Tahanea fort.
Nun liegen wir neben dem Mittelpass vor Anker und haben noch einmal hier übernachtet. Später geht es noch mit dem Dinghi zum Mittelpass zum Schnorcheln und dann machen wir uns für eine Nachtfahrt nach Makemo bereit. Die Distanz (50 Seemeilen) und die Gezeiten würden uns eigentlich eine Tagesfahrt erlauben. Aber wir haben den Wind gegen uns. Seit mehreren Tagen warten wir auf stabilen Wind. Jetzt ist er da, bleibt aber für die nächsten Tage konstant aus Osten. Wir müssen aufkreuzen, was die Fahrzeit zum Ziel um etliche Stunden verlängern wird.
Kurz nach 16 Uhr lichten wir den Anker und verlassen unter Motor bei auslaufender Strömung das Atoll Tahanea. Kurz danach setzen wir Segel und ab geht’s in Richtung Makemo. Wir haben Glück: der Wind kommt etwas südlicher als angesagt und wir können fast den direkten Kurs zu unserem Fernziel anlegen. Falls es so bleiben würde, wäre es eine schnellere Überfahrt, als erwartet. Natürlich bleibt es nicht so 😉. Zuerst lässt der Wind deutlich nach und wir machen bloss 3 bis 4 Knoten Fahrt. Danach beginnt er in die Richtung zu drehen, wie er angesagt war. Auch damit kommen wir klar, so war ja der ursprüngliche Wetterbericht. Kurz vor Mitternacht geht es dann aber los: ein heftiges Gewitter zieht über uns hinweg. Drehende Winde im Bereich 30 – bis 35 Knoten plagen uns mindestens 15 Minuten lang. Natürlich reffen wir sofort die Segel und wettern das Gewitter ab. Auch danach bleibt der Wind für gut eine halbe Stunde über 20 Knoten. An Schlafen ist so für die Crew kaum zu denken, erst recht nicht für den Skipper. 10 Seemeilen vor Makemo bricht der Wind dann völlig zusammen, und wir motoren den Rest bis zu unserem Ziel. Müde erreichen wir in den frühen Morgenstunden den nordwestlich gelegenen Pass ins Atoll. Da es die falsche Zeit ist für die Einfahrt und wir 3 Stunden warten müssten, entscheiden wir uns, um das Atoll herum weiter zu fahren und ein paar Stunden später die Einfahrt im Osten zu benutzen. Da der Himmel stark bewölkt und das Erkennen von Korallenbänken im Atoll drin sehr schwierig ist, ist dies auch der sicherere Weg. Um die Mittagszeit des 23. November durchfahren wir sicher und problemlos den Ost Pass und liegen nun vor dem Dorf Pouheva, direkt neben dem Pass, wo wir bei unserem ersten Besuch auch schon lagen, vor Anker.
Wenn du diesen Bericht lesen kannst, haben wir nach fast 2 Wochen Internet Pause endlich wieder ein Netz (in unbewohnten Tahanea gibt es verständlicherweise nichts!). Was treffen wir in Makemo an? Nico wird uns dort wieder verlassen. Kriegen wir unser Unterwasserschiff vorher noch von ihm gereinigt (ohne Haie 😉)? Finden wir Hubert wieder? Und warum wollen wir mehrere Kilo Honig kaufen? Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Am Samstag, 15.10.2022 lichten wir nach einem ausgiebigen Frühstück den Anker, schlängeln uns vorsichtig vom Ticki Ankerplatz auf Moorea zur Ausfahrt, setzen Segel und nehmen direkten Kurs auf zu unserem ersten Ziel in den Tuamotus: Makatea. 140 Seemeilen in nordöstlicher Richtung liegen vor uns. Der Wind weht mehrheitlich aus Südosten und mit einem harten Anlieger können wir den direkten Kurs gut halten.
Anfang des 20. Jahrhunderts (1911-1966) wurde auf Makatea intensiv Phosphat abgebaut und die von damals zurückgebliebenen Stollen (teilweise unter Wasser und mit Schnorchel-Ausrüstung erkundbar) und Einrichtungen sind heute für Touristen zugänglich. Ankern geht nicht, es ist zu tief. Es gibt aber 4 Bojen, an denen man das Schiff festmachen kann. Vor unserer Abreise haben wir an den Besitzer der Bojen per E-Mail eine Anfrage geschickt, aber leider nie eine Antwort erhalten (später erfahren wir, dass das Internet auf der Insel ausgefallen war). So wissen wir also nicht, ob wir in Makatea überhaupt landen können oder nicht. Deshalb haben wir unsere Fahrt so geplant, dass wir früh am Morgen in Makatea ankommen. Falls es keine freie Boje hat, käme Plan B zum Zuge: direkt weiter segeln zum nächsten Atoll: Tikehau.
Die beste Einfahrtszeit durch den Pass in Tikehau wäre zwar gemäss der Gezeitentabelle erst um 16 Uhr, aber wir haben Glück: da es in den letzten Stunden nur mässigen Wind hatte, gibt es nur eine leichte auslaufende Strömung von rund 3 Knoten und so wagen wir die Durchfahrt bereits um 15 Uhr. Das hilft uns beim Navigieren im Atoll drinnen, weil die Sonne noch höher steht und wir die überall lauernden Untiefen besser erkennen können.
Wir sind mehrere Tage ganz alleine am südlichen Aussenriff. Tagsüber kommen ab und zu Boote mit Touristen vorbei. Sie laden ihre Gäste auf einem der vielen Motus aus und überlassen sie der Natur. Immer ist ein Führer dabei, der den Leuten die Natur erklärt und ihnen die Kniffe und Tricks zu einem erfolgreichen Robinson Leben beibringt. Sehr spannend, finden wir! Spätestens am frühen Nachmittag aber wird wieder eingesammelt, was noch zu finden ist 😉 und dann sind wir wieder ganz alleine mit unserer Lupina. Wir saugen diese fantastische Atmosphäre mit jeder Faser unseres Herzens auf. Es ist einfach nur schön!
Trotzdem müssen wir langsam ans Weiterreisen denken. Ab November, also ab jetzt, muss man in diesen Breiten mit Tropenstürmen (Zyklonen) rechnen. Je weiter südöstlich wir uns befinden, umso geringer wird die Wahrscheinlichkeit, von solch einem Sturm erfasst zu werden. Heute sind wir deshalb zurück zum Tiputa Pass gesegelt und bereiten uns hier vor für das nächstbeste Wetterfenster, das uns weiter nach Südosten bringt.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Am 22. September 2022 morgens früh klettern wir nach rund 36 Stunden Reisezeit aus der Schweiz kommend in Papeete wieder auf die Lupina. Es geht ihr gut! Es hat in unserer Abwesenheit zwar immer wieder mal stark geregnet, und die Luftfeuchtigkeit in Tahiti ist relativ hoch, aber der von vielen gefürchtete Schimmel hat uns auch diesmal wieder verschont. Auch der Bewuchs am Schiffsrumpf hält sich sehr in Grenzen, da das Wasser in der Marina aussergewöhnlich sauber ist. Wir sind glücklich, wieder auf der Lupina zu sein. Schnell sind die Koffer mit den persönlichen Effekten ausgepackt. Auch der Koffer mit den Ersatzteilen wird ausgeladen und für einen kurzen Moment sieht es bei uns im Salon wie in einem Eisenwarengeschäft aus.
Obwohl es hier auf Moorea noch viele Dinge zu erforschen, erwandern oder geniessen gäbe, zieht es uns weiter. Spätestens im Dezember, zu Beginn der Zyklon-Zeit, wollen wir ausserhalb der gefährlichen Zone sein. Für uns soll Gambier dieser sichere Hafen sein. Bis dorthin werden wir uns über 1’400 Seemeilen südöstlich durch die Tuamotus hangeln, in die Richtung also, aus welcher der Wind mehrheitlich bläst. Nicht einfach, aber machbar, wenn wir die Wetterfenster der für uns günstigen Winde nützen können. So ein Wetterfenster öffnet sich morgen Samstag. Unser nächstes Ziel, das Atoll Makatea, liegt 140 Seemeilen in nordöstlicher Richtung. Der Wind weht ab Samstag aus südöstlicher Richtung, ein direkter Kurs könnte also drin liegen. Ob es klappt kannst du direkt live auf «unserer Position» verfolgen.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Am 19. August 2022 landen wir spät abends auf dem Flughafen in Basel. Unsere lieben Freunde Mandy und Dani, bei denen wir auch wohnen dürfen, holen uns per Auto ab (das ist leicht untertrieben, eigentlich müsste ich schreiben «Staatskarosse»😊, denn es ist ein schwarzer Suburban, so wie ihn der CIA fährt) und so schaffen wir es noch knapp vor Mitternacht in unser «Asyl».
Während unserer Ferien zu Hause treffen wir alle unsere Familienmitglieder. Dazu müssen wir zum Glück nicht allzu grosse Distanzen zurücklegen. Ausser Angela, Pia’s Tochter (sie lebt in München), leben alle im Umkreis von 10 Kilometern, die meisten im selben Dorf. Am Geburtstagsfest von Pia’s Mutter sehen wir auch einen erweiterten Teil der Verwandtschaft ihrer Seite. Es ist immer schön, nach so langer Zeit Menschen treffen zu dürfen, die uns lieb geworden sind. Leider sehen wir diesmal meinen Bruder Christoph nicht mehr. Er ist einen Monat vor unserer Rückkehr seinem Krebsleiden erlegen.
Nebst Erledigung des im Verlaufe des Jahres aufgestauten Bürokrames (es wird immer weniger, da wir bereits unterwegs immer mehr elektronisch erledigen können) bestellen wir diverses Material für unser Schiff. Es ist sehr kostspielig, uns Sachen nach Französisch-Polynesien schicken zu lassen. Ich habe eine Zeitlang alle Hände voll damit zu tun, alles so zu koordinieren, dass das bestellte Material rechtzeitig bei uns eintrifft. Nur so können wir das Gewicht unseres Gepäckes optimieren und den freien Raum noch mit Schokolade (Ragusa natürlich) und anderen Goodies ergänzen. Ein paar Tage vor dem Ende unserer Ferien schaffen wir es, mit Koffern und Handgepäck exakt das erlaubte Gewicht zu treffen.
Nach fast 6 Wochen geht unser Heimurlaub zu Ende. Die Lupina lag in dieser Zeit gut vertäut und regelmässig kontrolliert von einem guten Freund (vielen Dank, Nico!) in der Marina von Papeete. Wir sind gespannt, wie es ihr geht. Regelmässig schickte er uns einen Zustandsbericht und es war immer alles in bester Ordnung. Das lässt uns am 21. September 2022 ruhig in den Flieger steigen. Von Basel via Paris und Los Angeles nehmen wir mit maximalem Gepäck vollbepackt die lange Reise in Angriff. Rund 31 Stunden Reisezeit (über 22 Stunden reine Flugzeit) gilt es zu bewältigen. Ohne Zwischenfall landen wir früh am Morgen des nächsten Tages (lokale Zeit) pünktlich in Papeete, und zu unserer Erleichterung finden wir auch alle unsere mit Ersatzteilen vollgestopften Koffer auf dem Förderband vor.
Zurück auf dem Schiff finden wir alles in bester Ordnung vor. Lupina liegt im Wasser so, wie wir sie verlassen haben. Nun wartet aber Arbeit auf uns: die mitgebrachten Ersatzteile wollen verbaut werden. Zudem kommt bald der Rigger aufs Schiff, um die von ihm festgestellten Schadteile zu ersetzen oder zu reparieren. Dann sind wir bereit für neue Abenteuer.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Wie am Vorabend abgesprochen lichten wir am 26.7.2022 am frühen Vormittag in Fakarava den Anker und segeln rund 1 Stunde bis zur Ausfahrt, die wir mit Motorunterstützung auch problemlos passieren können. Von da schiebt uns leicht achterlicher Wind unter vollen Segeln die 15 Seemeilen bis zur Einfahrt von Toau. Hier treffen wir perfekte Bedingungen an. Die Strömung hat gerade gedreht und ist am Einlaufen. Es hat zwar viele Wirbel im Wasser, aber die Wellen halten sich in Grenzen. Ohne Probleme passieren wir unter Motor die Einfahrt und biegen nach der Lücke im Riff gleich wieder nach Süden ab. Jetzt wieder unter Segeln nähern wir uns vorsichtig (nicht kartographierte Korallenblöcke verlangen unsere volle Aufmerksamkeit!) unserem geplanten Ankerplatz.
Der Wind bleibt konstant deutlich über 20 Knoten und wir verharren ein paar Tage länger an der gut geschützten Boje. Über das Riff hinweg sehen wir den hohen Seegang, der ausserhalb des Atolls herrscht. Den wollen wir uns nicht antun. Unser nächstes Ziel, die Gesellschaftsinseln, die sich westlich an die Tuamotus anschliessen. Tahiti, die Hauptinsel, liegt rund 250 Seemeilen in südwestlicher Richtung. Der Wind bläst zwar vom Osten aus einer idealen Richtung, aber es herrscht eine hässliche Kreuzsee: Wellen aus Südwesten (erzeugt von einem nachlassenden Sturm weit im Süden) treffen auf die Wellen aus dem Osten, die vom Passatwind aufgebaut werden. Der Pazifik in dieser Gegend ist alles andere als ruhig und friedlich! Erschwerend kommt hinzu, dass wir hier kein Internet haben und der Zugang zu verlässlichen Wetterdaten stark eingeschränkt ist. Über unser SSB Funkgerät können wir aber regelmässig Windvorhersagen für das Gebiet abrufen. Als der Wind dann endlich nach ein paar Tagen anhaltend unter 20 Knoten sinkt und sich die Wellen etwas beruhigen, lösen wir uns von der Boje und machen uns auf nach Tahiti.
Mit frisch gereinigtem Unterwasserschiff und für die nächsten 2 Tage vorgekochtem Essen machen wir uns am 31.7.2022 um 10 Uhr auf den Weg. Schon direkt nach dem Bojen Feld setzen wir die Segel und fahren zur Ausfahrt. Diesmal haben wir es so geplant, dass wir bei leicht auslaufender Strömung durch den Pass fahren können.
Für die ganze Distanz geben wir uns 2 volle Tage, haben also viel Zeit und können die Segel sehr defensiv setzen. Wir fahren anfänglich mit gereffter Genua, später sogar nur mit dem Kuttersegel und machen trotzdem genügend Fahrt. Nach der Ausfahrt müssen wir das Atoll zuerst nördlich umfahren, bevor wir direkten Kurs nach Tahiti absetzen können. Die Wellen sind in diesem Bereich angenehm, da das Atoll den Schwell aus Südwesten gut abdeckt. Als wir uns am Nachmittag dann mehr und mehr vom Atoll entfernen und auf das offene Meer bewegen, verlieren wir diesen willkommenen Schutz. Die bis zu 4 Meter hohen Wellen packen unsere Lupina immer wieder heftig. Sie rollt und stampft, wird hoch auf einen Wellenberg gehoben um gleich darauf tief unten in einem Wellental zu verschwinden. Pia, bis dahin ohne jegliche Probleme, wird seekrank und muss sich hinlegen. Während der ersten Nacht muss sie denn auch passen und kann keine Wache schieben. Mit dem ersten Tageslicht am nächsten Tag fühlt sie sich dann aber rasch wieder besser: die Kreuzsee lässt allmählich nach.
Nach fast 2 Tagen auf See erreichen wir bei Tagesanbruch Tahiti und machen uns auf die Suche nach einer Marina. Wir hatten vorgängig versucht, uns einen Platz zu reservieren. Leider nimmt keine der Marinas Reservierungen entgegen. So laufen wir auf gut Glück zuerst die grösste Marina (Marina Taina) im Westen von Tahiti an. Dort werden wir abgewiesen. In der Marina Papeete werden wir dann fündig und erhalten nach ein paar logistischen Winkelzügen des Marina Personales einen Liegeplatz – mitten in der Hauptstadt.
Tahiti zählt geografisch zu dem Archipel der Gesellschaftsinseln (französisch Îles de la Société). Sie ist die grösste und bevölkerungsreichste Insel des Archipels. Tahiti ist eine Doppelinsel aus Tahiti Nui (Gross-Tahiti) und dem kleineren und dünner besiedelten Tahiti Iti (Klein-Tahiti), die durch den Isthmus von Taravao verbunden sind. Die Insel beherbergt etwa 70 % der Gesamtbevölkerung Französisch-Polynesiens. Das hängt wesentlich mit ihrer zentralen Funktion in Politik und Wirtschaft zusammen. Der Lebensstandard ist der höchste in der Region. Die Bevölkerung setzt sich aus 83 % Polynesiern, 11 % Europäern, 4 % Asiaten und 2 % Mischlingen zusammen (Quelle: Wikipedia). Grösste Stadt ist Papeete im Nordwesten von Tahiti Nui, zugleich der Verwaltungssitz von Französisch-Polynesien, mit rund 26’000 Einwohnern.
An der Kette zeigt es sich einmal mehr, welch aggressivem Klima das Material eines Segelschiffes ausgesetzt ist. Im Falle der Kette ist es die Kombination von Salzwasser und Temperatur. Die Kette wäre rostfrei. Allerdings gilt das nur für Meerwasser mit Temperaturen unter 25°C. Der Vorbesitzer unseres Schiffes, ein Engländer, hatte bei der Spezifikation nicht gross darauf geachtet, weil in seinem geplanten Segelgebiet die Wassertemperaturen praktisch nie über dieses kritische Niveau stiegen. Bei uns ist das nun anders. Seit mehr als 3 Jahren sind wir in Meerwasser über 25°C. Wir müssen die Kette ersetzen mit einem hochwertigeren Edelstahl.
Nach rund 4 Stunden Flugzeit befinden wir uns über den Marquesas, wo wir vor den Tuamotus waren. Nach und nach rollen wir unsere bisher in den letzten 4 Jahren zurückgelegte Segelstrecke langsam von hinten wieder auf. Ein sehr eindrückliches Erlebnis, das uns vor Augen führt, wie weit wir bisher gekommen sind.
Und es geht weiter!! Aber zuerst machen wir nun eine kleine Pause. Besuchen unsere Familien und Kollegen in der Schweiz. Hüten und verwöhnen unsere Grosskinder. Seit einer Woche wohnen wir nun bereits bei guten Freunden im Dorf, wo wir herkommen und welches der Namensgeber unserer Lupina ist: Wölflinswil. Wie immer haben wir in den ersten Tagen alles Material, das wir persönlich auf das Schiff mitnehmen können, bestellt. Auch eine neue Kette ist bereits geordert – die lassen wir aber direkt aufs Schiff schicken, 120kg wären dann doch etwas schwer 😉.
Der Schreiberling macht nun auch Pause. Am 18.9.2022 fliegen wir zurück zur Lupina. Dann wird zuerst das mitgebrachte Material verbaut, das Rigg repariert und die Kette ausgetauscht. Danach sind wir wieder startklar und es geht weiter, nordostwärts, zurück in die Tuamotus.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Am 30. Juni 2022, nach einem gemütlichen Frühstück vor Anker bei Punaruku am Ost Riff von Makemo gehen wir Anker auf und nehmen die rund 90 Seemeilen lange Überfahrt nordwestwärts nach Fakarava in Angriff. Die Passdurchfahrt im Norden von Makemo ist bei den jetzigen Gezeiten um die Mittagszeit ideal. Wir beabsichtigen, das nächste Atoll an seinem Südende anzusteuern. Dort ist die Einfahrt ebenfalls um die Mittagszeit am besten. Wir hätten also genügend Zeit für eine gemütliche Fahrt. Die Wettervorhersage präsentiert sich aber nicht so toll: starker Wind 20-25 Knoten (zum Glück eher von hinten) und 2-3 Meter hohe Kreuzsee, also Wellen vom Südwesten (Ausläufer eines Tiefdruckgebietes) überlagert mit Wellen von Osten. Die Fahrt dürfte also recht rollig werden. Wir wären lieber erst ein paar Tage später losgesegelt, aber wir haben der SY Maramalda versprochen, das ausgeliehene Werkzeug wieder zurückzubringen. Zuerst ist der Wind aber um einiges schwächer, wie angesagt. Wir setzen nach der Ausfahrt aus dem Makemo Atoll volles Tuch und machen trotzdem nur etwa 3 Knoten Fahrt. Stört uns wenig, wir haben ja Zeit. Gegen Abend legt der Wind kräftig zu und die Wellen treffen uns, nachdem wir aus der Abdeckung von Makemo raus sind, in voller Breite. Obwohl wir mittlerweile das Grosssegel komplett eingerollt haben und auch das Kuttersegel gerefft ist, schiebt uns der Wind mit 6 Knoten durch das Wasser. Wir sind viel zu schnell! Wir rechnen aus, dass wir noch vor Tagesanbruch beim Süd-Pass von Fakarava eintreffen werden. Dann müssten wir im Luv des Riffes warten, bis die Einfahrt möglich ist. Zudem sind Wind und Wellen genau auf die Einfahrt gerichtet. Das könnte bei der engen Einfahrt mit uns unbekannter Strömung gefährlich werden. Mit diesen schwierigen Rahmenbedingungen wollen wir kein Risiko eingehen und entscheiden uns, rund 30 Seemeilen weiter nördlich zu segeln und die viel breitere Einfahrt im Norden von Fakarava anzusteuern. Das hat auch den Vorteil, dass wir, falls wir zu früh sind, auf der Leeseite des Atolls beidrehen und abwarten können. Noch bevor Pia die erste Nachtschicht übernimmt, ändern wir den Kurs aufs neue Ziel, passen das noch verbleibende Kuttersegel dem neuen Kurs an und lassen uns vom heulenden Wind und den dröhnenden fast 4 Meter hohen Wellen in die Nacht rollen.
Alltag auf dem Schiff Kürzlich hat uns eine Blog-Leserin gefragt, wie denn so der Alltag bei uns auf dem Schiff aussieht. Nun, wir haben keinen Terminplan, der unseren Tagesablauf bestimmt. Wir stehen auf, wenn uns die Sonne weckt, meist zwischen 7 und 8 Uhr. Während ich meine Morgengymnastik (zur Vorbeugung gegen Rückenprobleme) absolviere, bereitet Pia unser Frühstück zu: selber gebackenes Brot, Butter, Käse (was wir hier so kriegen können – leider nicht unsere Lieblingssorten) Kaffee und Birchermüesli mit selbst kultiviertem Joghurt. Meist noch irgendwelche Früchte, die hier in den Tuamotus aber Mangelware sind. Beim Frühstück unterhalten wir uns über die Tagesaktivitäten. Wir versuchen, immer ein bis zwei Dinge pro Tag zu unternehmen: Landausflug, Schnorcheln, Arbeit am Schiff, Backen, Besuche bei anderen Booten abstatten, Einkaufen und vieles mehr. So um 9 Uhr sind wir fertig mit dem Frühstück (ja, wir nehmen uns viel Zeit dafür 😉) und setzen dann den Plan in die Tat um. Viele der Aktivitäten dauern nicht den ganzen Tag und wir haben noch viel Zeit zum Lesen (vor allem Pia ist ein richtiger Bücherwurm geworden), E-Mails schreiben, im Cockpit sitzen und das Kommen und Gehen anderer Schiffe beobachten, Büroarbeiten erledigen. Büroarbeit? Ja, auch das gibt es! So wie du zu Hause Post kriegst (Rechnungen, Aufforderungen, irgendetwas zu tun, etc.) erhalten auch wir Post. Alles elektronisch nachgeschickt von zu Hause. Dazu müssen wir uns ein funktionierendes Internet organisieren. Das geht mit einer SIM-Karte des Landes, in dem wir uns gerade aufhalten, und/oder gratis per WiFi eines Ladens oder eines Restaurants. Das dauert meist alles viel länger, weil wir immer wieder herausfinden müssen, wie etwas funktioniert. Viel Zeit verbringen wir, uns über Leute und Land, wo wir uns befinden, oder wo wir als nächstes hinfahren wollen, einzulesen und vorzubereiten. Dazu müssen wir auch regelmässig die Wetterentwicklung studieren (per Internet) und die Fahrten planen. Überhaupt braucht alles viel mehr Aufwand als zu Hause. Es kann gut passieren, dass für die Erledigung einer kleinen Arbeit ein halber Tag vergeht. Einfach, weil alles unter erschwerten Bedingungen stattfindet: es wackelt, es ist eng, die Schraube, die ich brauche, habe ich gerade nicht – ich muss also irgendeine andere Lösung basteln, die Bürste, die ich benutzen will, liegt zuunterst in der Backs Kiste, und so weiter. Auch Kommissionen an Land dauern viel länger: zuerst Laden suchen, dann sich im Laden zurechtfinden, und dann Glück haben und das finden, was man braucht. Suchen ist eine häufige Tätigkeit geworden in unserem Leben 😉
Wir regeln unser Tageswerk so, dass wir vor Sonnenuntergang wieder zurück auf dem Schiff sind (oder auf einem anderen Schiff), um das Farbenspektakel am Himmel bei einem Sundowner auf Deck geniessen zu können. Ein schönes Ritual, das Seele und Gemüt so schön baumeln lässt. Wenn’s dann so langsam dunkel wird (hier aktuell kurz nach 6 Uhr) macht sich Pia daran, das Nachtessen zu kochen. Ich geniesse dann das Cockpit und den Abendhimmel für mich alleine (ja, ich gebe es zu: dann faulenze ich ein wenig 😉), bis Pia sich aus der Kombüse meldet: «Auftischen! Nachtessen ist fertig!». Dem aufmerksamen Leser ist nicht entgangen: bei uns gibt’s nur 2 Mahlzeiten: Frühstück und Nachtessen. Wenn wir Glück haben, gibt’s zwischendurch vielleicht mal ein feines Glacé (Eis) am frühen Nachmittag. Das hat sich einfach mit der Zeit so ergeben, und es geht prima so! Nach dem ausgiebigen Nachtessen spielen wir meistens. Seit einiger Zeit ist Brändi-Dog unser Favorit und wir haben eine Variante entwickelt, wie man dieses Spiel, das normalerweise 4 Personen benötigt, auch zu Zweit spielen kann. Das dauert dann meist so etwa 1-2 Stunden. Danach sitzen wir noch gemeinsam im Cockpit und philosophieren über Gott und die Welt. So ab 22 Uhr gewinnt bei Pia die Bettmüdigkeit, ich halte es noch 2-3 Stunden länger aus, dann ist auch bei mir der Tag zu Ende.
Du merkst es wohl aus unseren Berichten: es gefällt uns ausserordentlich gut in Franz.-Polynesien. Die Menschen sind so wunderbar lebensbejahend und stecken voller positiver Energie. Ihre Fröhlichkeit ist einfach ansteckend. Überall stehen die Türen offen – auch für uns Fremde. So eine Offenheit und Freigiebigkeit haben wir auf unserer Reise bisher nur sehr selten erlebt. Hier ist es die Normalität. Dazu kommt eine phantastische Natur! Steile Berge (wie in den Marquesas) und türkisblaue Lagunen (wie in den Tuamotus), dichter Urwald (wie in Gambier) und trockene Steinwüsten (Marquesas), hier trifft man einfach fast alles an.
Morgen Dienstag, 26.7.2022, verlassen wir Fakarava und verlegen auf das rund 15 Meilen weiter nordwestlich gelegene Atoll Toau. Die Fahrt will zeitlich gut geplant sein, denn es warten wieder gefährliche Aus- und Einfahrten durch die Lücke in den Riffen und wir sind darauf angewiesen, dass es mit der Strömung einigermassen passt. In Toau suchen wir im Südosten einen sichern Platz und wollen die Lupina gut verankern: es kommen ein paar Tage mit starkem Wind! Maururu (= vielen Dank) Fakarava!
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!