Von La Coruña südwärts
Hier an der Atlantikküste sind die Temperaturen recht frisch. In der Nacht so um die 17 Grad, am Tag maximal 25 Grad. Das kühle Atlantikwasser sorgt für diese erstaunlich mässigen Temperaturen. Wir freuen uns auf etwas wärmere Luft und Wasser (ja, wir gestehen: bisher sind wir noch kaum im Wasser gewesen) und ziehen Richtung Süden weiter. In etwa zwei Wochen wollen wir in Porto oder Lissabon sein.
Schon in der nächsten Bucht gehen wir knapp an einer erneuten Ankerblockade vorbei. Am Morgen, als wir aufwachen und an Deck frühstücken, sehen wir ein hässliches Ungeheuer 10 Meter neben uns im Wasser. Bei genauerem Hinschauen erkennen wir, dass es eine alte Boje ist, welche bei Flut unter Wasser ist und bei Ebbe knapp über Wasser kommt. Daran sind viele Taue fixiert, die auf mehrmaliger Flickarbeit hindeuten. Irgendeinmal wurde sie dann aufgegeben, und nun lauert sie auf ahnungslose Schiffe und Crews. Unsere Lektion: wir werden in Zukunft Hafengebiete zum Ankern meiden!



Mit 6.5 – 7.5 Knoten Fahrt geht es recht ruppig aber schnell vorwärts (der Film ist wegen Datenreduktion leider etwas unscharf)
Link: Unterwegs in den Wellen
La Coruña
In Coruña verbringen wir fast eine Woche. Wir wollen hier den Anker reparieren lassen, und auch unser AIS spinnt seit der Überfahrt (oh, wie lieben wir Elektronik!). In der Marina sind die Leute sehr hilfsbereit. Sie verstehen auch etwas Englisch, so dass wir unsere Anliegen erklären können. Die freundliche Frau telephoniert zwei unterschiedlichen Firmen und organisiert für uns Termine. Wir sind etwas skeptisch, ob das wohl wirklich auch klappt. Und es tut es. Der Ankerschlosser erscheint mit seinem Werksfahrzeug, einem Gummiboot, der Elektriker kommt mit einer Ladung von Kabeln und Antennen, um das System zu testen (am Schluss wird das Gerät auf Garantie gewechselt).
Zwischendurch bunkern wir (Lebensmittel, Frischwassertank, Strom) und erkunden die Stadt, ihre Kultur und natürlich das Kulinarische (hmm – es gibt so viele feine Dinge zu Essen).










Spanien fesselt uns an sich – ein kleiner Zwischenfall
Im letzten Bericht habe ich einen Zwischenfall erwähnt, den ich nun hier beschreiben will.
Wir sind also recht flott über die Biskaya rüber geblasen worden und haben am Sonntag Morgen die Küste gesichtet. Weil wir so früh dran waren in unserer Planung, entschieden wir kurzerhand, nicht direkt bis La Coruña durchzusegeln, sonder in einer der ersten schönen Buchten den Anker zu werfen und uns dort von Strapazen zu erholen. Also liefen wir eine grosse, ruhige Bucht an, an der ein kleines Fischerdorf lag. Wir nahmen ein Bad (Wasser 20°C), frühstückten ausgiebig, machten dann das Dinghi für einen Landgang bereit. Das Dörfchen animierte uns zu eine ausgedehnten Spaziergang und Besichtigung des Fischereihafens, der hier zu unserem Erstaunen recht industrialisiert aussah: gepflegte Fischerboote, grosses modernes Kühlhaus direkt am Hafen, und sogar Arbeiterwohnungen direkt am Meer. Gegen Abend dann zurück aufs Boot, gut gegessen, guten Wein getrunken und dann früh ins Bett.

Am nächsten Morgen, das Wetter war zuerst stark neblig, aber bald brach die Sonne durch, machten wir das Schiff klar für die Fahrt nach La Coruña. Heute war Pia wieder daran, nach vorne zu gehen um den Anker hochzuziehen. Ich war am Steuer und fuhr der Ankerkette nach. Pia gibt mir dazu Handzeichen , die wir abgemacht haben. So läuft alles wortlos und schon sehr gut eingespielt. Aber halt! Diesmal war es anders. Es kam von ihr kein Zeichen „Anker frei“. Hat sie es vergessen? Ich will sie fragen (dazu müsste ich laut schreien, damit sie es vorne am Bug hört) als ich merke, dass das Schiff einen kleinen Ruck macht und vom Anker gestoppt wurde. Der Anker sitzt offenbar fest! Kein Problem, denke ich. In unserem Buch und in der Karte steht ja, dass der Ankergrund gut hält. Also was macht der Skipper bei einem gut haltenden Anker? Anker losbrechen, indem mit dem Schiff rund um den festsitzenden Anker gefahren wird und gegen die Richtung, wie er festgefahren wurde, gezogen wird. Genau das mach ich, aber wieder nur ein Ruck. Der Anker hält wie in einem Schraubstock. Langsam werde ich nervös. Das ist mir erst einmal passiert, am Bodensee, als der Anker sich an einer Abwasserleitung festgehängt hatte. Das war auf 3 Meter Tiefe und ein Sprung ins Wasser, kurzes Tauchen und ich hatte ihn lose. Aber hier war die Wassertiefe etwa 6-8 Meter – keine Chance ohne Tauchgerät.
Nun, Tauchgerät haben wir an Bord, neu von unserem Vorgänger, aber noch nie gebraucht und absolut unkundig, wie das überhaupt geht (ich werde so schnell wie möglich eine Taucherausbildung machen!!). Also was machen? Wir funken den Hafen an. Wir können schlecht Spanisch, die Dame dort schlecht Englisch. Irgendwie schaffen wir es, von ihre eine Telefon Nummer zu erhalten. Rufen dort an. Der Mann am anderen Ende legt aber sofort wieder auf, hat offenbar keine Lust, uns zu helfen. Nach dem 3. Versuch geben wir es auf, rufen die Dame im Hafen nochmals an. Sie verspricht, selber anzurufen und den Mann zu motivieren, uns sofort zurückzurufen. Nichts passiert. Da hat Pia nach einem Blick über die Schiffe, die um uns herum auch geankert haben, die gute Idee, dass vielleicht einer von denen ein geübter Taucher ist. Und es hat tatsächlich Boote in unserer Nähe, die fast überquellen von diesem charakteristischen Ausrüstung, welche Langfahrten-Schiffe als solche erkenntlich machen. Wir machen unser Dinghi wieder fahrbereit und steuern das nächstgelegene Schiff an – und sind auf Anhieb erfolgreich. Zwei Italiener, die wir gerade beim Essen stören. Sie wollen das zuerst beenden, dann die Tauchflasche füllen und in etwa 2 Stunden bei uns sein. Wir haben keine Eile und sind froh, dass uns jemand helfen will und fahren zurück zu unsrem Schiff. Auch die 100 Euro, die die beiden für ihre Hilfe haben wollen ist fair in Anbetracht des Wertes von Anker und Kette in Edelstahl, die schnell einmal ein paar 1000 Euro kosten können.
Es vergeht knapp 1 Stunde als wir das Knattern eines Aussenborders hören. Die beiden Italiener sind schon da – aber ohne Taucherausrüstung? Der Englisch Sprechende der beiden Männer kommt an Bord und erklärt uns, dass sein Kollege, ein erfahrenen Seemann, eine andere Idee habe und das zuerst probieren will. Uns soll’s recht sein, egal wie, der Anker muss einfach loskommen. Wir geben das OK. Der andere Mann fährt mit seinem Dinghi zu unserem Bug und legt eine kurze Kette wie einen Ring um unsere Kette. Seine Kette befestigt er an einem starken Tau und lässt dann den Kettenring an unserer gestreckten Kette in die Tiefe gleiten bis zum Anker.

Dann fährt er mit seinem Boot ca. 20-30 Meter weg, zieht und rüttelt dabei mit voller Kraft am Seil. Gleichzeit lösen wir unsere Kette ein paar Meter, so dass kein Zug auf dem Anker ist. Nach ein paar Minuten gibt der Mann auf, schüttelt den Kopf und meint, es habe sich nichts gelöst. Ein letzter Versuch, noch einmal ziehen wir den Anker hoch und – oh Wunder! Wie von Zauberhand gelöst, kommt der Anker raus.


Wir wissen bis heute nicht, was den Anker unten blockiert hatte. Steine gibt es laut Karte und Berichten dort keine. Der erfahrene Italiener meint, dass es in der Nähe von Fischerhafen immer alte Netze am Boden haben kann, die jemand einfach dort entsorgt hat. Wenn diese dann über mehrere Jahre gut eingespült sind, halten diese wie Stahlseile.
Wir sind erleichter! Die beiden Italiener konnten uns helfen, und wir sind um eine Erfahrung reicher. Über die Verweigerung von Hilfe durch den Hafen wollen wir uns nicht mehr länger wundern 🙂
Quer über die Biskaya nach La Coruña
Wir sind mittlerweile wohlbehalten in La Coruña (Spanien) eingetroffen.
Gleich vorweg: wer unsere Überfahrt online verfolgen wollte, wurde leider enttäuscht. Kurz nach der Passage von Brest (Frankreich) fiel unser AIS System aus (Grund noch unbekannt) und unser Schiff blieb auf den Monitoren stehen. Wir müssen es nun hier checken lassen. Entweder ist ein Defekt am Gerät, oder die Installation wurde in Brighton nicht gut gemach. Ein Garantiefall?
Aber nun der Reihe nach:
Wir haben am Tag vor der vor dem grossen Schlag (so nennt man in der Seglersprache eine Wegstrecke) in einer kleinen Bucht südlich vor Falmouth geankert, so dass wir am Morgen in der Früh niemanden wecken. Pia konnte es kaum erwarten, bis es endlich losgeht, mir hätte es in England noch recht gut gepasst (zwinker)







Bei der Überfahrt gibt es eigentlich nicht viel zu tun, doch einige Dinge sind sehr wichtig, und müssen regelmässig erledigt werden. Da es meist recht stark schaukelt, muss man entsprechend vorsichtig sein, und alles dauert immer ein wenig länger.
Wie sieht eigentlich unser Tagesablauf aus? Unseren Rudergang haben wir in Schichten aufgeteilt, die sich nach unseren Schlafbedürfnissen richten. Pia übernimmt am Abend die Schicht bis ca. Mitternacht. Köbi legt sich bis dann auf’s Ohr. Um Mitternacht geht Pia in die Koje und Köbi übernimmt das Steuer bis zur Morgendämmerung. Nach Sonnenaufgang gibt’s wieder einen Schichtwechsel und gleichzeitig auch Frühstück (Kaffee, Birchermüesli, Butterbrot mit Pia’s Konfi und Käse). Köbi geht dann in die Koje und Pia übernimmt das Steuer bis Mittag. Ab dann wechseln wir uns nach Lust und Laune ab, bis am Abend dann wieder der neue Ablauf beginnt.
Kaffeekochen erschwert. Dank kardanischer Lagerung des Kochherdes aber gut möglich, ohne dass der Kaffeekrug umfällt. Video Kaffeekochen


Der Sicherheit an Bord setzen wir grosses Augenmerk. In der Nacht, wenn nur 1 Person im Cockpit sitzt, ist diese immer mit einer Sicherungsleine (Lifebelt) am Schiff fixiert. Falls aus irgend einem Grund auf Deck gestiegen werden muss, wird die schlafende Person geweckt und zur Aufsicht ins Cockpit geholt. Bei Arbeiten an Deck gehören automatische Schwimmweste und Liefebelt-Sicherung immer dazu. Da das Schiff meist automatisch gesteuert wird (Autopilot), würde es noch lange geradeaus fahren, bis das Fehlen einer Person bemerkt würde. Im offenen Ozean eine aussichtslose Situation, die wir nicht erleben wollen.








Am nächsten Tag – gut ausgeschlafen aber mit einem kurzen Zwischenfall – sind wir dann nach La Coruña weiter, wo wir nun ein paar Tage die schöne Galizische Gegend geniessen wollen. Über den Zwischenfall berichten wir nächstes Mal.
Falmouth – Vorbereitung für die Biskaya
Am 25. Juli sind wir in Falmouth angekommen. Da wir auf die Ersatzteile für unseren Genua-Furling (= Rollmechanismus Vorsegel) warten müssen (Teile kommen aus Schweden, dort ist gerade Mid-Summer, viele Leute machen Ferien) richten wir uns auf ein paar Tage hier ein. Es gibt viel zu sehen. Wir gehen gegenüber dem Falmouth Harbour vor Anker und pendeln zwischen Schiff und Falmouth hin und her. Das geht eigentlich sehr gut und wir haben mittlerweile gute Übung darin, in das schaukelnde Gummiboot einzusteigen.















Unseren nächsten Bericht schreiben wir dann, wenn alles so läuft wie geplant, von Spanien aus. Unser Ziel ist ist La Coruna, dauert etwa 3-4 Tage, wenn der Wind so bläst wie angekündigt – sonst ein paar Tage mehr 🙂
Wer uns verfolgen will: auf www.marinetraffic.com und dann nach dem Schiff „LUPINA“ suchen. Geht aber nur wenn wir Internet Verbindung haben (innerhalb 30 Meilen vom Land sind oder ein grosser Meeresdampfer unser Signal aufnimmt und in den Äther schickt.
Dank an Köbi’s ehemaligen ABB Turbolader Arbeitskollegen
Zum Abschied nach 30 Jahren ABB Turbolader durfte Köbi ein paar tolle Geschenke seiner ehemaligen Arbeitskollegen in Empfang nehmen. Darunter eine grosse Blechdose, welche als „Notreserve“ dienen soll. In solchen Blechdosen wurden immer teure Ersatzteile, seefest (= wasserdicht und stossfest) verpackt, in der ganzen Welt verschickt.
Kürzlich ist uns der Wein ausgegangen – eine wirklich krasse Notsituation (smile) – und die Büchse kam unters Messer




Von Fowey nach Falmouth
Auf dem Weg zu unserem Fernziel, Falmouth, legen wir noch ein paar Zwischenhalte ein. Da in den nächsten 1-2 Wochen keine stabilen Windverhältnisse auszumachen sind, welche uns in 3 Tagen nach La Coruna (Spanien) blasen wollen, haben wir keine Eile. Am 23.7.18 lösen wir uns von der Boje in Fowey und laufen Mevagissey und dann Portscatho an, bevor wir im River Fal, direkt ausserhalb von Falmouth, vor Anker gehen.
Ganz am Anfang dieser Etappe aber ein Rückschlag und damit eine neue Herausforderung. Der in Plymouth reparierte Vorsegel-Rollmechanismus gibt seinen Geist wieder auf. Diesmal höre ich die Motoren summen, aber sie drehen leer. Mein Verdacht – Keilriemen wieder defekt – bestätigt sich leider.

Nun wird es spannend. In einem meiner früheren Jobs hatte ich viel mit Schadenuntersuchung zu tun. Da ging es immer darum, herauszufinden, warum etwas kaputt gegangen (havariert) ist, um dann zu verhindern, dass es wieder passiert. Auch diesmal packte mich die Neugier, was da fehlgelaufen sein könnt. Ein paar Telefonate mit dem Mechaniker, der es repariert hatte, ein paar Nachmessungen und Photos, und schnell war klar: das grosse Zahnrad wurde beim ersten Schaden nicht ausgewechselt. Die Abdeckscheibe, welche auf dem Rad aufgeschrumpft ist, wurde aber vermutlich beim ersten Schaden gelockert. Nun ist sie losgekommen, mit Folgeschaden am Keilriemen – ein Garantiefall also.
Mit dem Kuttersegel (2. Vorsegel, deutlich kleiner als das defekte 1. Vorsegel) konnten wir aber unsere Fahrt ohne grosse Einschränkung weiter führen und wurden mit einer tollen Landschaft belohnt.











Fowey
Am 22.7. erreichen wir Fowey (great Tipp, Olle, thanks!). Ein sehr idyllischer Ort am River Fowey. Ein weit verzweigter Fluss mit überall kleinen Buchten, wo man geschützt ankern kann. Wir machen direkt gegenüber dem Örtchen, das im Sommer viele Touristen hat (darunter sehr oft auch Wanderer) an einer Boje fest. Die Boje hat den Vorteil, dass man sich nicht um die Richtung der Gezeitenströme sorgen muss.












Von hier geht es nun weiter, mit Fernziel Falmouth. Von da aus wollen wir dann den Sprung über die Biskaya wagen, müssen aber das ideale Wetterfenster abwarten.
Von Plymouth bis Fowey
Mit reparierten Segel-Einrollsystemen (Furling) brechen wir von Plymouth auf. So langsam bereiten wir uns für die Biskaya Überquerung vor. Windvoraussagen für die nächsten 2 Wochen sind aber recht ungenau, da es im Moment recht unstabil ist. Unseren Dieseltank wollen wir aber bereits mal füllen. Da wir noch nicht wissen, wie genau die Tankanzeige ist, gibt uns das mehr Sicherheit. Wir haben 600 Liter Tankinhalt, verteil auf 2 Tanks. Wenn diese voll sind, reicht das für mehr als 120 Stunden Motorbetrieb.










Nach Looe geht es weiter in 2 kleinen Tagesetappen nach Fowey. Dieser Ort hat mir ein Freund aus Finnland, Olle Hagglund, empfohlen.