Quer über die Biskaya nach La Coruña

Wir sind mittlerweile wohlbehalten in La Coruña (Spanien) eingetroffen.

Gleich vorweg: wer unsere Überfahrt online verfolgen wollte, wurde leider enttäuscht. Kurz nach der Passage von Brest (Frankreich) fiel unser AIS System aus (Grund noch unbekannt) und unser Schiff blieb auf den Monitoren stehen. Wir müssen es nun hier checken lassen. Entweder ist ein Defekt am Gerät, oder die Installation wurde in Brighton nicht gut gemach. Ein Garantiefall?

Aber nun der Reihe nach:

Wir haben am Tag vor der vor dem grossen Schlag (so nennt man in der Seglersprache eine Wegstrecke) in einer kleinen Bucht südlich vor Falmouth geankert, so dass wir am Morgen in der Früh niemanden wecken. Pia konnte es kaum erwarten, bis es endlich losgeht, mir hätte es in England noch recht gut gepasst (zwinker)

Sehnsüchtig schaut Pia in den Süden – sie sucht die Wärme und den richtigen Wind
Kartenarbeit vor der Losfahrt in der Bucht vom Helford River
Am 2. August früh um 07:30 Uhr geht’s los. Damit uns der frische Wind nicht unterkühlt bestens eingemummelt in warme Kleider
Aber schon bald wärmt die Sonne und eine Kleiderschale nach der anderen fällt. Immer wichtig: Kontrolle unserer Position und Kurs am Bildschirm
Kurz bevor wir England verlassen werden wir aus dem Land eskortiert. die Delphine spielen mehr als 10 Minuten lang in unserer Bugwelle, lassen sich von der Lupina die Rückenflosse kraulen, machen Freudensprünge für unsere Kamera und zeigen uns, wie elegant sie schwimmen können.
Die Grenze zu Frankreich ist erreicht, das Hoheitszeichen muss gesetzt werden. Ein Job für Pia
Gegen Abend des ersten Tages haben wir die Küste von Frankreich erreicht (schwarzer Punkt auf dem Bildschirm ist unser Schiff). Zu Köbi’s Enttäuschung fast keine grossen Schiffe gekreuzt, obwohl dies eine der meist befahrenen Wasserstrassen der Welt ist.

Bei der Überfahrt gibt es eigentlich nicht viel zu tun, doch einige Dinge sind sehr wichtig, und müssen regelmässig erledigt werden. Da es meist recht stark schaukelt, muss man entsprechend vorsichtig sein, und alles dauert immer ein wenig länger.

Wie sieht eigentlich unser Tagesablauf aus? Unseren Rudergang haben wir in Schichten aufgeteilt, die sich nach unseren Schlafbedürfnissen richten. Pia übernimmt am Abend die Schicht bis ca. Mitternacht. Köbi legt sich bis dann auf’s Ohr. Um Mitternacht geht Pia in die Koje und Köbi übernimmt das Steuer bis zur Morgendämmerung. Nach Sonnenaufgang gibt’s wieder einen Schichtwechsel und gleichzeitig auch Frühstück (Kaffee, Birchermüesli, Butterbrot mit Pia’s Konfi und Käse). Köbi geht dann in die Koje und Pia übernimmt das Steuer bis Mittag. Ab dann wechseln wir uns nach Lust und Laune ab, bis am Abend dann wieder der neue Ablauf beginnt.

Kaffeekochen erschwert. Dank kardanischer Lagerung des Kochherdes aber gut möglich, ohne dass der Kaffeekrug umfällt.   Video Kaffeekochen

Tagsüber wird mindestens 1x ein Rundgang über das Deck gemacht und geprüft, ob alles in Ordnung ist
Oder an den Segeln ist etwas zu richten. Bei diesem Bild musste das Grosssegel gegen ungewolltes Halsen (= Segel kippt auf die andere Bootsseite) gesichert werden. Das wird mit einer Leine gemacht, die den Baum nach ganz vorne am Schiff fixiert (Fachausdruck: Bullenstander, die rote Leine im Bild). Tiefer Gang und immer eine Hand am Schiff sind wichtig für unfallfreies Arbeiten.

Der Sicherheit an Bord setzen wir grosses Augenmerk. In der Nacht, wenn nur 1 Person im Cockpit sitzt, ist diese immer mit einer Sicherungsleine (Lifebelt) am Schiff fixiert. Falls aus irgend einem Grund auf Deck gestiegen werden muss, wird die schlafende Person geweckt und zur Aufsicht ins Cockpit geholt. Bei Arbeiten an Deck gehören automatische Schwimmweste und Liefebelt-Sicherung immer dazu. Da das Schiff meist automatisch gesteuert wird (Autopilot), würde es noch lange geradeaus fahren, bis das Fehlen einer Person bemerkt würde. Im offenen Ozean eine aussichtslose Situation, die wir nicht erleben wollen.

Ein wichtiges Instrument für die Sicherheit in der Nacht: Radar. Hier sehen wir – auch bei völliger Dunkelheit – ein Schiff/Hindernis auf dem Radar. Unsere Position ist in der Mitte der Kreise, die gelbe Linie ist unsere Fahrtrichtung. Im Moment ist ausser den hohen Wellen (kleine gelbe Punkte um uns herum) kein Hindernis ersichtlich.
Für Überfahrten wird nicht im grossen, komfortablen  Schlafzimmer-Bett geschlafen, sondern es hat eine spezielle Koje, das Leebett. Es ist im Salon mit direktem Zugang ins Cockpit. Damit die schlafende Person nicht aus der Koje fällt, ist sie gegen das Herausrollen mit einem Leesegel (das weisse Tuch im Bild) gesichert. Da diese Koje sehr nahe am Schwerpunkt des Schiffes liegt, gibt es hier die wenigsten Schiffsbewegungen. Es lässt sich prima schlafen darin 🙂
Die Person, die Nachschicht schiebt, beobachtet primär die Umgebung und schaut, dass die Fahrtrichtung frei ist. Da die Fahrt im Vergleich zum Auto aber sehr langsam ist, lässt sich dazu aber prima lesen …
… ab und zu Instrumente beobachten (hier Wassertiefe, Wind und Geschwindigkeit) …
… oder sogar ein kleines Nickerchen machen. Genau deshalb haben wir diese kleine Eieruhr, die regelmässig alle 15 Minuten die dösende Person an seine Pflichten erinnert
Ein paar wichtige Instrumente: Bildschirm (in der Fachsprache Plotter genannt), Logbuch (weisser Block), Fernglas, Guezlibox (für Köbi) und Eieruhr
Und irgendeinmal, dank kräftigem Rückenwind schneller als erwartet, sind wir an der spanischen Grenze und die Fahne muss erneut gewechselt werden
Am 5.8. morgens um 9:30 Uhr werfen wir in einer Bucht vor La Coruña Anker. 74 Stunden und 415 Seemeilen – Überfahrt erfolgreich – und sehr eindrücklich und schön!!

Am nächsten Tag – gut ausgeschlafen aber mit einem kurzen Zwischenfall – sind wir dann nach La Coruña weiter, wo wir nun ein paar Tage die schöne Galizische Gegend geniessen wollen. Über den Zwischenfall berichten wir nächstes Mal.

Falmouth – Vorbereitung für die Biskaya

Am 25. Juli sind wir in Falmouth angekommen. Da wir auf die Ersatzteile für unseren Genua-Furling (= Rollmechanismus Vorsegel) warten müssen (Teile kommen aus Schweden, dort ist gerade Mid-Summer, viele Leute machen Ferien) richten wir uns auf ein paar Tage hier ein. Es gibt viel zu sehen. Wir gehen gegenüber dem Falmouth Harbour vor Anker und pendeln zwischen Schiff und Falmouth hin und her. Das geht eigentlich sehr gut und wir haben mittlerweile gute Übung darin, in das schaukelnde Gummiboot einzusteigen.

Direkt gegenüber der Hafeneinfahrt vor Anker, ziehen richtig grosse Schiffe an uns vorbei. Hier könnte man meinen, das Passagierschiff wird militärisch bewacht
Eine der vielen Hafenmauern, die wir jeweils erklimmen müssen. Hier haben die Handwerker ein tolles Werk hinterlassen.
Ganz typisch für für diese Gegend, wahrscheinlich für ganz England: überall das gleiche Menue
Die Leute stehen Schlange für Fish & Chips
Nach 2 Tagen vor Anker zieht ein Sturm heran …
… und wir verlagern in einen ruhigen Hafen (das Bild wurde am nächsten Morgen aufgenommen, der starke Regen war da schon wieder vorbei)
Und endlich sind auch die Ersatzteile gekommen. Hier das Teil, welches den Schaden verursacht hatte. Einer der Randringe (aufgepresst) kam lose und wurde vom Zahnriemen abgerissen. Der Ring zerschnitt in der Folge den Riemen
Die Reparatur ist erledigt und wir sind bereit für die Biskaya, fast …
… nur der Wind macht noch nicht mit: so sah es am Sonntag noch aus …
… und so brauchen wir ihn: ab Freitag 3.8. soll der Wind von Nord-Osten kommen, perfekt für eine Biskaya Überquerung
Pia ist schon fleissig daran, Kühlschrank mit feinen Dingen zu füllen
… und ich suche noch letzten Treibstoff fürs Dinghi – aber an diesen Säulen kriege ich sicher keinen mehr (lach)
Ab und zu werden wir gefragt, was es denn bei uns so zu Essen gibt: hier werde ich von Pia mit feinen Nachos verwöhnt
Am 1. August …
… gab es ein typisch Schweizer Frühstück mit Butterbrot, selbsgemachter Konfi, Käse, Birchermüesli und Kaffi

Unseren nächsten Bericht schreiben wir dann, wenn alles so läuft wie geplant, von Spanien aus. Unser Ziel ist ist La Coruna, dauert etwa 3-4 Tage, wenn der Wind so bläst wie angekündigt – sonst ein paar Tage mehr 🙂

Wer uns verfolgen will: auf www.marinetraffic.com und dann nach dem Schiff „LUPINA“ suchen. Geht aber nur wenn wir Internet Verbindung haben (innerhalb 30 Meilen vom Land sind oder ein grosser Meeresdampfer unser Signal aufnimmt und in den Äther schickt.

Dank an Köbi’s ehemaligen ABB Turbolader Arbeitskollegen

Zum Abschied nach 30 Jahren ABB Turbolader durfte Köbi ein paar tolle Geschenke seiner ehemaligen Arbeitskollegen in Empfang nehmen. Darunter eine grosse Blechdose, welche als „Notreserve“ dienen soll. In solchen Blechdosen wurden immer teure Ersatzteile, seefest (= wasserdicht und stossfest) verpackt, in der ganzen Welt verschickt.

Kürzlich ist uns der Wein ausgegangen – eine wirklich krasse Notsituation (smile) – und die Büchse kam unters Messer

Bestens vorbereitet mit PSE (Personal Safety Equipment): Sicherheitsschuhe, Handschuhe, Schutzbrille und Kopfschutz) – ich war ja einmal in meiner Karriere auch Safety Officer (smile)
Mit dem ABB Turbocharger Victorinox Multi-Tool mache ich mich mutig ans Werk ….
… das Blech der Büchse ist aber viel zu dick für das Multi-Tool: Hammer und Meissel können es richten
Geschafft!! Als Belohnung wirken die erwähnten Notreserven, darunter 2 feine Flaschen Wein. Der Abend ist gerettet? Vielen Dank IATU-MS und Freunde!!

Von Fowey nach Falmouth

Auf dem Weg zu unserem Fernziel, Falmouth, legen wir noch ein paar Zwischenhalte ein.  Da in den nächsten 1-2 Wochen keine stabilen Windverhältnisse auszumachen sind, welche uns in 3 Tagen nach La Coruna (Spanien) blasen wollen, haben wir keine Eile. Am 23.7.18  lösen wir uns von der Boje in Fowey und laufen Mevagissey und dann Portscatho an, bevor wir im River Fal, direkt ausserhalb von Falmouth, vor Anker gehen.

Ganz am Anfang dieser Etappe aber ein Rückschlag und damit eine neue Herausforderung. Der in Plymouth reparierte Vorsegel-Rollmechanismus gibt seinen Geist wieder auf. Diesmal höre ich die Motoren summen, aber sie drehen leer. Mein Verdacht – Keilriemen wieder defekt – bestätigt sich leider.

Der Keilriemen am Vorsegel Furling ist wie durchgeschnitten. Die Abdeckscheibe am grossen Zahnrad (krummes Teil beim kleineren Zahnrad unten) hat sich gelöst und den Keilriemen beschädigt.

Nun wird es spannend. In einem meiner früheren Jobs hatte ich viel mit Schadenuntersuchung zu tun. Da ging es immer darum, herauszufinden, warum etwas kaputt gegangen (havariert) ist, um dann zu verhindern, dass es wieder passiert. Auch diesmal packte mich die Neugier, was da fehlgelaufen sein könnt. Ein paar Telefonate mit dem Mechaniker, der es repariert hatte, ein paar Nachmessungen und Photos, und schnell war klar: das grosse Zahnrad wurde beim ersten Schaden nicht ausgewechselt. Die Abdeckscheibe, welche auf dem Rad aufgeschrumpft ist, wurde aber vermutlich beim ersten Schaden gelockert. Nun ist sie losgekommen, mit Folgeschaden am Keilriemen – ein Garantiefall also.

Mit dem Kuttersegel (2. Vorsegel, deutlich kleiner als das defekte 1. Vorsegel) konnten wir aber unsere Fahrt ohne grosse Einschränkung weiter führen und wurden mit einer tollen Landschaft belohnt.

Mevagissey: kleiner Fischerort, in dem die Zeit still zu stehen scheint
bei Ebbe liegen die Schiffe, auch grössere, im Trockenen
Fish & Chips – ein Lieblingsessen der Briten. Hier ein paar hungrige Kunden einer kleinen Imbissbude, die sich daran gütlich tun.
Auch mir knurrt ab und zu der Magen – ich habe mit Pia für einmal Erbarmen: sie muss heute nicht kochen (grins)
Nächster Tag, neuer Ankerplatz: Portscatho. Wir kommen kurz nach Mittag an und haben viel Zeit, das Land zu erkunden. Wie immer geht’s mit dem Dinghi an Land
Portscatho: kurzer Ankertrunk in einem der 3 Pubs im Dorf
Der ist fast so alt wie wir, oder gar älter?? wunderschön restauriert. Er ist unterwegs zu einem VW Bus Treffen in Falmouth, wie wir später erfahren
Nach dem Ankertrunk, auf einem der zahlreichen Wanderwege entlang der Küste – durch die „Hohle Gasse“ …
… durch ein Maislabyrinth …
… bis wir schliesslich als Belohnung eine phantastische Aussicht haben auf unser Schiff. Im Hintergrund die tolle Landschaft des Cornwall
Zurück auf dem Schiff (vor Portscatho am nächsten Morgen): wunderbarer Sonnenaufgang

Fowey

Am 22.7. erreichen wir Fowey (great Tipp, Olle, thanks!). Ein sehr idyllischer Ort am River Fowey. Ein weit verzweigter Fluss mit überall kleinen Buchten, wo man geschützt ankern kann. Wir machen direkt gegenüber dem Örtchen, das im Sommer viele Touristen hat (darunter sehr oft auch Wanderer) an einer Boje fest. Die Boje hat den Vorteil, dass man sich nicht um die Richtung der Gezeitenströme sorgen muss.

Fowey, ein wunderschönes Hafenstädtchen am River Fowey. Pia beobachtet den Verkehr in der Flussmündung
Geschwindigkeit übertreten?? Polizei?? Nein! Ein sehr freundlicher Hafenmeister, der uns geduldig erklärt, dass in England der Fluss zum Hafen zählt und dass auch da Hafengebühren, allerdings sehr geringe, 260£, bezahlt werden müssen.
Blick in einen kleinen Seitenarm des River Fowey. Viele Schiffe an Bojen
River Fowey – überall hat es kleine versteckte Buchten, die zum Baden einladen
Uns zieht es, wie immer, an Land und in das Dorf Fowey
Eines der ältesten Gebäude im Dorf . Es stammt aus dem 15. Jahrhundert. Fowey, wie viele anderen Küstendörfer auch, diente früher oft als Fluchthafen für Schmuggler.
Nach dem obligaten Fitnesstraining (unser Ziel: mehr als 10’000 Schritte pro Tag!) das verdiente Eis
Von unserem Boot Blick auf Fowey
Am Tag nach unserer Ankunft erkunden wir den Fluss mit dem Dinghi. Teilweise fühlt man sich wie im Urwald
… und trifft aber immer wieder noch kleinere und verstecktere Örtchen. Hier:  Polruan am River Fowey
Polruan: Dieses Gebäude wurde früher als Kohlenkeller und Umschlagsplatz genutzt. Heute eine typisch Britische Taverne mit wunderbarem Blumenschmuck
Polruan: Enge Gässchen, die alle zum Hafen führen

Von hier geht es nun weiter, mit Fernziel Falmouth. Von da aus wollen wir dann den Sprung über die Biskaya wagen, müssen aber das ideale Wetterfenster abwarten.

Von Plymouth bis Fowey

Mit reparierten Segel-Einrollsystemen (Furling) brechen wir von Plymouth auf. So langsam bereiten wir uns für die Biskaya Überquerung vor. Windvoraussagen für die nächsten 2 Wochen sind aber recht ungenau, da es im Moment recht unstabil ist. Unseren Dieseltank wollen wir aber bereits mal füllen. Da wir noch nicht wissen, wie genau die Tankanzeige ist, gibt uns das mehr Sicherheit. Wir haben 600 Liter Tankinhalt, verteil auf 2 Tanks. Wenn diese voll sind, reicht das für mehr als 120 Stunden Motorbetrieb.

In der Warteschlange zum Tanken vor dem Auslaufen in Plymouth
Unsere 1. Tankfüllung. Es wird lange dauern, bis wir wieder so viel brauchen (smile)
Durch einen Dschungel von Seezeichen, welche eine enge Passage mit genügend Wassertiefe markieren, verlassen wir das Wasser von Plymouth
Vor Looe, in der Vergangenheit ein kleiner Schmugglerhafen, gehen wir vor Anker, und mit dem Dinghi in den engen Flusshafen
Es ist etwa Halbzeit zwischen Flut und Ebbe, das Wasser fällt. Die ersten Schiffe liegen bereits trocken
Eindrücke aus Looe, heute hauptsächlich Fischerei und Tourismus
Ein Gebäude aus 1632
und überall hat es Möven
Wir geniessen ein Bier, draussen schauckelt die Lupina (Schiff ganz rechts)
Vor der Rückfahrt eine kleine Überraschung: wir haben die Ebbe vergessen und unser Dinghi hängt an Land. Aber nicht schlimm: mit Muskelkraft ist das Problem schnell gelöst (smile)

Nach Looe geht es weiter in 2 kleinen Tagesetappen nach Fowey. Dieser Ort hat mir ein Freund aus Finnland, Olle Hagglund, empfohlen.

 

Plymouth

Am 9. Juni erreichen wir Plymouth. Unterwegs haben wir die Firma angerufen, welche uns die Rollanlagen der Segel reparieren soll. Kurz darauf legen wir in der Queen Anne’s Battery Marina an und kaum eine Stunde später ist ein Mechaniker an Bord, der eine kurze Besichtigung des Schadens macht. Am späteren Nachmittag erhalten wir dann per Telefon eine grobe Kostenschätzung und eine Planung der Arbeiten. Das Grosssegel wir am kommenden Tag repariert – beim Vorsegel muss zuerst der Antrieb zerlegt und dann die Teile von Schweden bestellt werden. Wird Anfang der kommenden Woche. Kein Problem für uns, da wir sowieso „Kurzferien“ in der Schweiz geplant haben (Geburi Parties und Familienbesuche).

Am Tag nach unserer Ankunft ist der Antrieb im Grosssegel mit einem neuen Verbindungsstück repariert. So sieht es aus, wenn es intakt ist.
Verbringen die Wartezeit mit Landausflügen oder Arbeiten. Hier habe ich den Rettungsring beschriftet. Erklärung für Landratten: Der Rettungsring gehört zu den obligatorischen Sicherheitsausrüstungen auf einem Schiff. Unserer ist fix an der Bordreeling montiert. Ein Klettverschluss hält ihn in der gelben Schutzhülle. Das gelbe Seil auf der Roll ist etwa 50m lang. Es  ist auf der einen Seite am Ring, am anderen Ende fix am Schiff angemacht. Das orange Teil links neben Seilrolle ist eine Leuchte. Sie ist mit der weissen Leine ebenfalls am Ring montiert, fällt mit ihm ins Wasser und dreht sich so, dass die Leuchte nach oben steht und zu leuchten beginnt (wichtig in der Nacht). Fällt jemand über Bord muss sofort der Ring geworfen. Der Steuermann fährt dann mit dem Schiff in einem Kreis um die Person, bis diese das Seil und dann den Ring greifen kann.
Plymouth war und ist ein wichtiger Militärstützpunkt der Navy. Die Einfahrt in den Hafen ist schwer bewacht, hier ein Beispiel aus der Vergangenheit …
…. und hier ein neuzeitlicheres Abwehrsystem. Das abgebildete Modell haben wir real in Portsmouth gesehen. Im Hintergrund des Bildes ganz klein ein weiteres Kriegsschiff vor Anker in der Hafenmündung
Royal William Yard – eine der wenigen militärischen Anlagen, die im 2. Weltkrieg nicht zerstört wurden. Damals hauptsächlich als Kasernen und Kommandozentrale, sind die meisten Gebäude heute zivil genutzt (feine Essrestaurants der gehoben Kategorie und teure Wohnungen mit perfekter Meersicht). Von hier gibt es eine Fährverbindung ins Stadtzentrum.
Zwischendurch immer wieder tolle Pubs, wirklich alt heimelig
Frittiertes Allerlei: Kartoffeln, Chicken, Zwiebelringe, Fisch, Knoblibrot, etc. als kleine Zwischenstärkung. Das Bier daneben ist natürlich nur Dekoration 🙂
Und zum Abschluss unserer Stadtbesichtigung eine Gin Destillerie. Gin ist nebst Bier das populärste Getränk und es gibt den Gin in mindestens so vielen Sorten wie Bier. Er wird aus Wacholderbeeren zusammen mit unterschiedlich vielen Kräutern und Geschmacksträgern wie Zitrone, Orange und anderen Früchten gebraut.
In der Bar der Destillerie, welche öffentlich zugänglich ist, haben wir den Gin ausführlich gekostet
Und wer hat ihn erfunden – ein Mönch natürlich. Als das Kloster nicht mehr verwendet wurde hat ein geschickter Kaufmann namens Cortes 1763 darin die heutige Destillerie gegründet. Als im 2. Weltkrieg Plymouth von den Deutschen Bombern fast vollständig zerstört wurde, blieben aber dies Gebäude weitgehend unversehrt, was die Navy mit einem Telegramm freudig an ihre Schiffe  vermeldete: „gin factory remains intact – up and running“

Vom 13.-18.7. sind wir zu Besuch in der Schweiz. Vorausgesetzt die beiden Antriebsmotore für das Vorsegel sind eingetroffen und montiert geht es dann ab 19.7.2018 weiter westwärts.

Pech, Anfängerfehler und Glück

Pech: Beim Bergen der Segel vor einer Bucht zum Ankern bei schönsten Bedingungen (angenehmer Wind, fast keine Wellen) merken wir plötzlich, dass der Motor, welcher das vordere Segel einrollen sollte, Mühe bekommt, und schlussendlich blockiert. Zum Glück ist das Segel fast vollständig eingerollt, den Rest mache ich von Hand mit der Not-Dreheinrichtung. Mit etwas Muskelkraft geht das prima.

Rollmechanismus des Vorsegels mit 2 Motoren (graue Zylinder): der 1. Motor unten stieg wegen Salzwasser aus (Dichtung defekt) das hat einen Zahnriemen zerstört. Dieser wiederum wurde dem 2. Motor, der eigentlich noch funktioniert hätte, zum Verhängnis

Anfängerfehler: Noch in Gedanken beim Vorsegel und bereits am Überlegen, was das sein könnte, beginnen wir auch, das Hauptsegel zu bergen. Diese lässt sich ebenfalls elektronisch aufrollen in den Mast. Dazu muss der Steuermann einen Knopf drücken, und der Matrose (in diesem Fall war das ich) muss das Segelleine hinten lösen. Das geht einfach, indem ich das Seil von der Winsch (Drehtrommel, welche das Seil aufwindet und fest blockiert) nehme, die Festmacherklampe löse und es langsam nachgebe mit wenig Zug. Ein einfaches Manöver – wenn man den Kopf bei der Sache hat! War in diesem Moment aber leider nicht der Fall: ich habe vergessen die Klampe zu lösen, und das Seil, das sich lösen sollte, blieb fest fixiert. Ich beobachte das Segel und gebe Pia das Kommando „Segel ein“.  Wie beabsichtigt, beginnt es sich einzurollen, kommt dann aber zu einem Stopp. „Weiter, weiter“ ist mein Kommando an Pia. Sie sagt noch etwas, ich nehme aber nicht wahr, was sie meinte. Plötzlich ein knackendes Geräusch. Was war das? In diesem Moment schaltet es mir: die Klampe!! Das Segel konnte gar nicht einfahren!  Ich löse sie, das Seil schnellt ein paar Zentimeter hindurch und das Segel ist lose. Aber der Einrollmechanismus bewegt sich nicht mehr. Uns (also mir) ist ein klassischer Anfängerfehler passiert mit dem Resultat: Antriebsstange gebrochen (siehe Bilder). Wir bergen das Segel von Hand auf die klassische Art (herunterlassen und auf dem Baum auffalten) und ankern in der Bucht.

Der Rollmechanismus im Grossegel ist gebrochen
Das defekte Teil ausgebaut – da habe gewaltige Kräfte gewirkt

Glück: Wir erkundigen uns telephonisch beim nächsten Hafen (einige Seemeilen vor Plymouth) nach einer Firma, welche uns beide Defekte reparieren kann. Wir erhalten eine Telefonnummer und rufen dort an. Obwohl Samstag ist, werden wir umgehend zurückgerufen und können unser Problem schildern. Der Man bestätigt, dass er das reparieren kann, aber vermutlich Teile bestellen muss, die ein paar Tage brauchen. Da wir ein paar Tage in Plymouth bleiben – kein Problem für uns. Als er hört, dass wir nach Plymouth wollen, rät er uns sofort, das ganze dort reparieren zu lassen, weil dort eine Vertretung unserer Besegelung ihren Geschäftssitz hat, direkt in der Marina. Perfekt für uns, die Reparatur kann ohne Umwege, direkt vor Ort, vom Spezialisten gemacht werden. Wir fahren weiter nach Plymouth, rufen dort am Montag früh an, und eine Stunde später ist ein Mechaniker an Bord. Super Unterstützung von beiden Firmen!!

Von Portsmouth westwärts bei schönstem Wetter

Nach ein paar Tagen Pause mit diversen Landausflügen in Portsmouth fahren wir am 28.6. weiter in Richtung Southampton.  Dort können wir unser EPIRB Gerät (das ist ein kleines Gerät, das bei Seenot via Satelliten  einen Notruf absetzt mit genauer Position)  mit unseren neuen Schiffsdaten programmieren lassen. Ein paar Seemeilen wieder in Richtung Meer liegt Hambel, ein kleines Dorf in einer Flussmündung, wo wir vom Hallberg-Rassy Vertreter UK (sehr empfehlenswerte Firma!) eine Revision/Inspektion unserer Gasanlage machen lassen, Ersatzteile für unterwegs abholen und eine Schiffsinstruktion durch den Fachmann geben lassen.

Hamble – ein wunderschönes Dorf vor Southampton
Von der Marina ins Dorf zum Einkaufen 15 Minuten durch einen dichten Wald …
… ein schöner Wanderweg, ab und zu mit Aussicht auf den River Hamble
Hier gibt es eine kleine Fähre auf die andere Uferseite – deutlich erkennbar an der rosa Farbe

Danach geht’s am 30.6. weiter entlang der Englischen Südküste Richtung Westen

Lymington, unser nächster Halt
Die Hauptstrasse von Lymington

Ein paar Meilen weiter westwärts: unsere erste Übernachtung am Anker in einer einsamen Bucht

Weymouth: zur Einfahrt in die Marina wird eine Brücke hochgezogen, dann geht’s in langsamer Fahrt an vielen Pub’s vorbei …
… und entlang am idyllischen Hafenquai
Weymouth hat einen Sandstrand wie an der Rivierea – oder Copacabana in England
Seglerleben – mitten in der Stadt
und daneben der Fischeralltag
am Abend: der Segler stärkt sich in einem traditionelle Hafenpub

Der nächste Tag bringt uns den ersten Regen, den wir beim Segeln in England erleben. Kein Problem für Schiff und Mannschaft. Das Boot hat Freude am Wasser, und die Mannschaft bleibt trocken beim Wellenreiten.

Hier klicken zum Wellenreiten

Vor Anker im Lyme Regis. Als wir vom Landausflug zurück wollen, müssen wir die Lupina im Nebel suchen
Bei Brixham vor Anker und mit dem Dinghi (Gummiboot) in den Hafen
Brixham: von dieser Hafenstadt aus sind die ersten Trawler (Fischerboote, die ein Fischnetz am Meeresboden entlang ziehen) gestartet.
altes Segelschiff im Hafen von Brixham
unterwegs nach Salcombe
Am Anker vor Salcombe. Das Interessante hier: im Fluss herrschen starke Gezeitenströmungen. Diese drehen das Schiff ganz anders, wie es der Wind machen würde.
Idylle in Salcombe bei Flut. Bei Ebbe liegen hier alle Schiffe auf Grund und der Fluss ist nur noch ein kleines Rinnsal. Unser Ankerplatz ist etwas weiter flussabwärts, wo das Wasser auch bei Ebbe mehr als 2 Meter tief ist
Salcombe: da alle Segler mit dem Dinghi an Land kommen, kann dies zu leichten Problemen führen: welches ist nun unser Dinghi??

Von hier aus geht es nun weiter in Richtung Plymouth, unserem nächsten Reiseziel, wo wir dann ein paar Tage „Landurlaub“ machen wollen.

Unser 1. Schlag: von Brighton nach Portsmouth

Alle Dinge, die wir in Brighton am Schiff erledigen konnten, sind erledigt. Beim Hallberg Rassy Vertreter in England (Hamble, ein Hafen zwischen Portsmouth und Southampton) haben wir noch ein paar Sachen bestellt, die wir dann am 29. Juni abholen können. Deshalb haben wir uns nun auf unseren 1. Schlag (Etappe) gemacht und sind mit gutem Wind nach Portsmouth gesegelt. Hier bleiben wir bis am 27. Juni.

Früher Start in Brighton – wunderbare Morgenstimmung
rund 9 Stunden und 44sm später: die Einfahrt und Skyline von Portsmouth
Portsmouth, der wichtigste Marine Hafen von Grossbritannien, mit alten Schiffen (HMS Victory, eines der berühmtesten Kriegsschiffe) ….
… und daneben ein top moderner Flugzeugträger der Navy
Bei Ebbe im Schlamm …. (im Hintergrund ein weiteres altes Kriegsschiff, die HMS Warrior)
…. und bei Flut im Wasser