Canouan, Tobago Cays und Mayreau – Blauwasser in allen Varianten
Am 4. April verlassen wir die Welt der Prominenten und tauchen wieder ab ins Reich der Irdischen, oder kurz: wir segeln weiter zur nächsten Insel, die Canouan heisst.
Auf Canouan ankern wir in der Charlestown Bay. Die Insel sieht fast aus wie ein «J» und lässt sich grob in drei Teile unterteilen. Der Norden der Insel gehört einem privaten Unternehmen, das hier ein luxuriöses Boutique-Hotel mit 18-Loch Golfplatz errichtet hat. Dieser ganze Bereich ist privat und man braucht eine Zutrittsberechtigung, wenn man auf diesen Teil der Insel will. Wollen wir nicht. Der mittlere und südliche Teil der Insel ist frei zugänglich und wir erkunden diesen Bereich ausgiebig zu Fuss. Im mittleren Bereich wohnen die Einheimischen, rund etwa 1’500 Einwohner. Hier befindet sich auch die grosse Bucht mit seinen guten Ankerplätzen. Der dritte Bereich ist dann das ganze Südufer der Insel. Hier ist vor kurzem eine grosse, topmoderne Marina errichtet worden die Yachten bis zu 110 Meter Länge Platz bietet. Gleich parallel zu dieser Marina verläuft der Flughafen der Insel, dessen Piste lange genug ist, so dass auch Düsenjets darauf landen können.
In
der Coconut Bar treffen wir einen Mann in unserem Alter mit seiner nicht ganz
20-jährigen Tochter an. Ihn und seine Familie hatten wir kurz vorher schon in
der neuen Marina gesehen. Spontan kommen wir ins Gespräch und erfahren, dass
eine der beiden grossen Motoryachten in der Marina ihm gehört und dass er
gerade mit seiner Familie zwei Wochen Ferien darauf verbringt. Insgesamt
benutzt er seine Yacht, die er aber nicht selber fahren kann, nur etwa zwei
Monate im Jahr. Den Rest der Zeit überlässt er sie mit der ganzen Crew an Freunde
und Kollegen. Er kenne die Schweiz, erwähnt er, alle drei Monate fliege er nach
Zürich zur Stammzellen Auffrischung. Offenbar mit gutem Erfolg, denn für sein Alter
sieht er wirklich sehr gut aus! Seine Frau fährt ein Bentley, sein Sohn besitzt
zwei Porsches, seine Tochter einen Mercedes 500SL Cabrio und er zur Zeit einen
Lamborghini. Simon, wie er sich uns vorstellt, ist Engländer und hat sein
Vermögen durch Organisieren und Durchführen von grossen Musikkonzerten und
Musicals gemacht. Heute gehören ihm mehrere eigene Firmen, vorwiegend in der
Catering Branche. Wir haben ein kurzweiliges und lockeres Gespräch und erfahren
in kurzer Zeit viel über eine interessante Person. Wir werden in Zukunft nach seiner
Yacht Ausschau halten 😊
Die Inseln in dieser Gegend der Karibik sind gut
überschaubar und klein, und die Distanzen dazwischen relativ kurz. Ein ideales
Gebiet für Segelferien von 2-3 Wochen. Es ist daher verständlich, dass man hier
auch mehrheitlich Charteryachten sieht, Yachten also, die von Freunden oder
Familien gemietet werden. Es gibt auch Yachten, vor allem die grösseren, die
werden mit einer Crew zusammen vermietet. Erstaunlicherweise sind die meisten
der Charteryachten heute Katamarane. Einrumpfboote, wie die Lupina eines ist,
sieht man nur noch selten als Charteryacht. Beim Ankern muss man da gut
aufpassen. Die beiden Schiffstypen verhalten sich sehr unterschiedlich beim
Schwojen um ihren Anker. Weil ein Katamaran eine grosse Angriffsfläche für den
Wind hat und nur flach im Wasser liegt, reagiert dieser viel schneller auf sich
ändernden Wind am Ankerplatz. Ein Schiff wie unseres mit einem Kiel, der tief
ins Wasser reicht, und das relativ wenig Angriffsfläche für den Wind bietet,
reagiert viel träger. Zum Glück sind die Ankerplätze meist gross und wir haben
genügend Platz. Wenn es einmal etwas enger ist, bleiben wir meist hinten im
Feld in sicherer Distanz. Das hat den Nachteil, dass es weiter draussen eher
etwas mehr rollt, was uns aber überhaupt nicht stört.
Am 6. April verlassen wir die Charlestown Bay und ziehen
weiter südwärts. Ziel sind die Tobago Cays, eine Inselgruppe von fünf winzig
kleinen Inseln, die umgeben sind von einem riesigen Korallengürtel. Gut
geschützt gegen die Atlantikwellen, aber offen dem Wind ausgesetzt. Die Tobago
Cays bieten wunderschöne Sandstrände, glasklares und angenehm warmes Wasser und
immer noch massenhaft bunte Fische, mit denen man stundenlang mitschwimmen
kann. Diese Inseln sind längst kein Geheimtipp mehr und deshalb Ziel eines
jeden Chartertörns. Dies hat die Konsequenz, dass die Ankerplätze, die alle in
einem gut regulierten Schutzpark liegen, meist sehr dicht belegt sind.
Die Insel Mayreau liegt direkt westlich der Tobago Cays und
profitiert stark vom Tourismus, welche die Cays anlocken. Die Insel selber ist
nur gerade drei Quadratkilometer gross und ist locker zu Fuss in einem Tag
umrundet. No stress! Wir geben uns zwei Tage dafür 😊
Viele Yachten legen auf Mayreau in einer der drei gut
geschützten Buchten einen Zwischenstopp ein und nutzen die Gelegenheit für
einen Landgang. Die schönste, weil spektakulärste, Bucht ist die «Salt Whistle
Bay». Hier trennt eine dünne Landzunge Ost
(= Wind und Wellen) und West (wenig Wind, keine Wellen) der Insel.
Mit diesem feinen Nachtessen verabschieden wir uns am nächsten Morgen von Mayreau und segeln weiter zur nächsten Insel: Union Island. In rund einer Stunde Fahrt Richtung Süden sollten wir dort sein.