Wow, wenn wir auf den Kalender schauen, merken wir, dass wir schon mehr als 1 Monat in Gambier sind. Dass wir uns schon länger nicht mehr gemeldet haben, liegt nicht etwa an Langeweile oder Faulheit – im Gegenteil! Wir unternehmen und erleben sehr viel, aber das Internet aus der Zeit vor 2G macht es uns fast unmöglich, euch zeitnah auf dem Laufenden zu halten. Überraschenderweise finden wir zwar bereits am zweiten Tag nach unserer Ankunft ein Internet, das stark und stabil genug ist, unseren Bericht der Pazifiküberquerung hochzuladen. Zu unserer grossen Freude empfangen wir bei dieser Gelegenheit auch viele Mails mit Gratulationen zu unserer gelungenen Überfahrt. Danach fällt aber die Antenne aus, und das ganze Gebiet ist wieder in seiner eigenen, friedlichen Welt. Für das Video der Pazifiküberquerung müsst ihr wohl leider warten, bis wir dann in ein paar Wochen in den Marquesas sind.
Nicht ganz unerwartet erreichen uns viele Fragen von Lesern, die auf der Karte nachschauen wollten, wo wir denn genau sind. So präsentiert sich unsere Route auf Google Earth. Von Gambier sieht man bei dieser Einstellung noch gar nichts – man könnte meinen, wir ankern irgendwo mitten im offenen Ozean. Die Gambier Inseln sind ein 43 Inseln umfassender Archipel östlich des 140. Längengrades im Südpazifik, etwa 1’800 Kilometer südöstlich von Tahiti. Geographisch gehören die Gambier Inseln zum Tuamotu-Archipel, politisch zu Französisch-PolynesienErst bei starker Vergrösserung der Karte zeigt sich das Gambier Atoll. Es besteht aus 5 Hauptinseln (Reste eines Vulkanes), die durch ein rautenförmiges Korallenriff umgeben sind. Die längere Diagonale von Norden nach Süden beträgt rund 35km, diejenige von Osten nach Westen rund 27km
Zur Entstehung eines Atolls braucht es einen Vulkan und Korallen. Wenn sich ein Vulkan gebildet hat, beginnt am Übergang von Landmasse zu Meer ein Korallenriff zu wachsen. Meist senkt sich ein Vulkan wieder langsam ab, wenn er erloschen ist. Die Korallen sinken dabei auch ab, aber sie wachsen dabei langsam nach und ihre Spitze bleibt meist immer knapp unter der Meeresoberfläche. Auf den Satellitenbildern von Gambier ist dieses Riff sehr gut erkennbar. Es bildet einen wichtigen Schutzwall für die Inseln und die Menschen, die hier leben. Für den Seefahrer kann so ein Korallenriff aber schnell zur tödlichen Falle werden, wenn er die Einfahrt ins geschützte Atoll nicht findet oder wenn sein Schiff von der oft starken Strömung in der Durchfahrt erfasst und auf das zerklüftete, scharfkantige Riff geworfen wird. Nun, uns ist das zum Glück dank der heute sehr modernen Navigationsmittel nicht passiert. Aber es wird uns wieder einmal bewusst, welche Gefahren die alten Seefahrer auf sich genommen haben, um die Welt zu erkunden. Sie hatten keine Karten, sie hatten keine Wetterdaten. Sie wussten damals noch nicht, wie die globalen Winde verlaufen und erst recht nicht, wo und wie stark die Strömungen verlaufen. Also, ich muss schon sagen, ich habe heute, nachdem wir den Atlantik und einen grossen Teil des Pazifiks überquert haben, einen riesigen Respekt vor den Entdeckern von damals.
Unser Ankerplatz vor dem grössten Ort im Gambier Atoll: Rikitea auf der Hauptinsel Mangareva. Gerade mal etwas mehr als 500 Menschen leben in Rikitea. Auf dem ganzen Atoll verstreut sind es etwa 1’300 Einwohner
Das Tuamotu Archipel besteht aus 76 grösseren Atollen, die sich über rund 1’000 Seemeilen (1’800km) von Südosten nach Nordwesten verteilen. Gambier liegt ganz im Süden und befindet sich am Rande des Zyklon-Gürtels. Vom Dezember bis März muss man auch hier mit diesen Stürmen rechnen. Obwohl Gambier als relativ sicher gilt, werden wir aufmerksam die Wetterlage verfolgen und allenfalls weiter nach Süden «flüchten», falls sich ein Zyklon ankündigt. Aber im Moment herrscht bestes Wetter: tagsüber 30 Grad, in der Nacht kühlt es ab auf 25 Grad, viel Sonne und ab und zu ein Regenschauer.
Die Hauptstrasse durch Rikitea. Am meisten Betrieb herrscht hier am Morgen früh kurz nach Sonnenaufgang, oder am späteren Nachmittag kurz vor Sonnenuntergang. Dann brennt die Sonnen nicht so stark und im Schatten der grossen Bäume ist es angenehm kühlEntlang der Strasse aus dem Dorf finden sich viele Bäume und Sträucher, die leckere Früchte tragen (hier freut sich Pia über Mangos). Von den Einheimischen erfahren wir, das alles, was nicht auf einem eingezäunten Grundstück wächst, sowie alles auf öffentlichem Grund für die Allgemeinheit bestimmt ist. Wir fühlen uns wie im Schlaraffenland! Mangos, Pampelmusen (Grapefruits), Avocados, Bananen, Kokosnüsse, Litschis, Brotfrucht und vieles mehr in Hülle und FülleAnlässlich eines Volksfestes vor ein paar Jahren wurden auch die Einwohner der umgebenden Inseln eingeladen. Zum Dank und zur Würdigung der Einladung haben die Besucher der Osterinseln eine Statue mitgebrachtNicht nur das Internet ist noch altertümlich. Auch ein Stromzähler (von Landis + Gyr aus der Schweiz!) aus den 1960er Jahren leistet noch seine wertvollen und zuverlässigen DiensteHaupteinnahmequelle der Einwohner ist heute die Zucht der schwarzlippigen Perlmuschel zur Gewinnung schwarzer Perlen. Der Handel mit schwarzen Perlen wird überwiegend von Hongkong-Chinesen kontrolliert. Als Folge der Perlenzucht haben sich in den letzten Jahren Chinesen, Europäer und Japaner auf den Inseln angesiedelt. Bild: Perlenfarm vor den Ufern von RikiteaPerlenfarmen im Norden von Mangareva mit dem zweithöchsten Berg, dem Mont Mokoto (423 müM) im HintergrundEines der dunklen Kapitel der katholischen Missionierung in Gambier: ein französischer Priester liess Mitte des 18. Jahrhunderts in seinem Eifer alle traditionellen Götzenfiguren vernichten und entriss den Einheimischen ihre ursprüngliche Religion. In seinem Fanatismus und Grössenwahnsinn führte er sich selber auf wie ein Gott und liess von den Inselbewohnern auf jeder der 5 Hauptinseln aus Korallensteinen eines oder sogar mehrere Gotteshäuser, monumental und krass überdimensioniert, bauen. Die zwangsweise Verpflichtung der Arbeitskräfte für die Grossprojekte entvölkerte die kleinen Gambier Inseln und führte zu Hungersnöten, da die tägliche Nahrungsbeschaffung vernachlässigt wurde. Dies und die Verbreitung von bisher unbekannten Infektionskrankheiten hatte Verelendung und einen drastischen Bevölkerungsrückgang zur Folge. Heute sind die meisten dieser Gotteshäuser am Zerfallen. Im Bild die „Südseekathedrale“ in Rikitea.Die „Südseekathedrale“ in Rikitea bietet rund 500 Personen PlatzAltar in der Kathedrale. Alle weissen Verzierungen sowie auch das Kreuz sind aus Perlmutt-Muscheln gefertigtDurchschnittlich 1x pro Woche legt ein Versorgungsschiff von Tahiti in Rikitea an und beliefert die Bewohner des ganzen Atolls mit Lebensmitteln und sonstigem MaterialVom Versorgungsschiff geht die Ware direkt in einen der wenigen lokalen Läden, oder direkt zum Endkunden. Treibstoff kann man zum Beispiel nur in 200 Liter Fässern kaufen. Etwas viel für unser Dinghi. Also tun wir uns mit anderen Seglern zusammen und teilen uns ein Fass, um unsere Reserve Kanister wieder zu füllen.Beim lokalen Pfarrer und seiner Frau. Sie pflegen ihren Garten mit sehr viel Liebe und versorgen viele von uns Seglern mit leckerem Gemüse, Obst und FrüchtenHochbeete mit Salat und GewürzenWunderschöne Aussicht vom Pfarrersgarten hinunter aufs Ankerfeld vor RikiteaNachdem wir bei der Überfahrt fast 3 Wochen auf dem Wasser verbracht haben, jucken uns die Wanderfüsse. Auf der Insel Mangareva gibt es herrliche Wanderwege, die übrigens auch sehr gut unterhalten werden. Hier sind wir zusammen mit Rita von der Schweizer Segelyacht Maramalda unterwegs quer über die Insel von Kirimiro zurück nach RikiteaMit Mirko (SY Yum Yum, rechts) und seinem Crewmitglied Nico (links) bilden wir eine Segelgemeinschaft und besegeln ein paar Tage das Atoll. Mirco, auch ein Schweizer (von 21 Booten sind 4 Boote mit Schweizer Crew!) verbringt pandemiebedingt bereits die 2. Saison in Gambier und kennt das Atoll sehr gut. Wir sind sehr froh um seine Tipps und Hilfestellungen. Das macht uns das Ankommen in Gambier sehr viel einfacher und angenehmerDie Yum Yum (vorne) zeigt uns den Weg durch die seichten Stellen zur Nachbarinsel Taravei. Die Einfahrt zum Ankerplatz ist sehr kritisch und schlängelt sich in einem engen «S» Kurs um ein paar gefährliche Korallenköpfe («Bommies»)Jeden Sonntag findet auf der Insel Taravei ein Treffen der Segler zum «Potlock» statt. Gastgeber sind die Landbesitzer Merve und Valérie. Sie stellen ihr Gelände (mit Strand, eigens errichtetem Beach-Volleyballfeld und Bocciabahn) zur Verfügung. Unser Schiff liegt sicher vor Anker (oben rechts) und wir landen wie alle anderen mit unserem Dinghi am StrandOb man das Wort «Potlock» so schreibt, weiss ich nicht. Was es bedeutet aber schon: sehr viel feines Essen aus verschiedenen Küchen! Schlaraffenland, sag ich euch! Jeder Segler bringt sein Essen mit, stellt es auf den gemeinsamen Tisch und dann wird gekostet und geschmaust 😊😊Erneut eine Wanderung, diesmal auf der Insel Taravei. Eine wahre Kletterpartie auf einen der höchsten Punkte. Wir würden den Weg alleine nie finden, ein Amerikanisches Seglerpaar kennt aber den Hike und führt uns auf den BergMirko zeigt uns nicht nur den sicheren Weg durch das Labyrinth von Korallenblöcken und Bojen der Muschelfarmer, er zeigt uns auch, wie man am besten eine Kokosnuss öffnet. Von nun an geht es viel schneller und müheloser als mit Köbi’s Hackbeil Methode 😉
Wie das übrige Französisch-Polynesien aussieht und wie sich die Leute und das Leben auf den anderen Archipelen und Atollen anfühlen, wissen wir noch nicht. Nach fast 3 Jahren in der Karibik, wo sich viele Dinge, trotz der vielen unterschiedlichen Kulturen und Sprachen, zu wiederholen begannen, ist nun Gambier eine ganz neue Erfahrung. Wir merken, es geht den Leuten gut hier. Sie sind sehr lebensbejahend, fröhlich und in sich zufrieden. Wir fühlen uns sofort wohl und willkommen. Vom ersten Tag an lassen wir den Niedergang unseres Schiffes Tag und Nacht offen. Wir fühlen uns absolut sicher. Wenn es irgendein Problem gibt, ist jeder für den anderen da. Die Menschen sind ausgesprochen hilfsbereit. So weit weg im unendlichen Pazifik sind die Menschen es gewohnt, zu sich selber Sorge zu tragen und Dinge, die im Überfluss da sind, zu teilen. Und irgendwie schön: diese Lebenseinstellung schwappt auch auf die Seglergemeinschaft über.
Es sind rund 20 Schiffe hier auf Gambier. Davon sind die meisten Pandemie bedingt schon länger in Französisch-Polynesien. Schon am ersten Morgen nach unserer Ankunft finden wir in unserem Cockpit ein frisches Baguette (Brot) und erhalten feine Früchte, die andere Segler uns am frühen Morgen bringen. Das Leben tickt hier übrigens eher nach Pia’s Uhr als nach meiner: der Tag beginnt mit dem Sonnenaufgang um 5 Uhr in der Früh. Die Läden öffnen bereits vor 6 Uhr. Frisches Brot aus der Bäckerei ist oftmals nach 7 Uhr bereits ausverkauft. Kurz nach Sonnenuntergang um 19 Uhr wird es ruhig und still im Dorf und auf den Inseln. Die Leute gehen früh schlafen.
Die ersten beiden Wochen sind wir einfach einmal angekommen. Wir haben uns mit unserer Umgebung vertraut gemacht, haben uns eingerichtet und organisiert. Danach beginnt uns wieder die Unternehmungslust zu jucken. Und es gibt viel zu tun! Die einzelnen «Motus» – Koralleninseln – eingerechnet gibt es über 43 Inseln verteilt auf die 450 Quadratkilometer grosse Lagunenfläche.
Wir ankern zusammen mit der SY Yum Yum im Südosten vor dem Motu «Kouaku». Das Navigieren durch die korallenbespickte Lagune erfordert viel Aufmerksamkeit. Unsere Navionics Seekarten sind in diesem Gebiet ausgesprochen genau (was sie in Panama überhaupt nicht waren). Zudem haben wir eine App (OpenCPN), mit deren Hilfe wir offline Satelliten-Bilder und unsere GPS-Position überlagern können. Das hilft uns beim Navigieren sehr. Natürlich sind wir besonders bei unseren ersten Ausflügen froh, dass wir auf die lokalen Kenntnisse von Mirko (SY Yum Yum) zählen dürfenDas Ankern im Korallengelände erfordert eine spezielle Technik. Damit die Kette nicht über die Korallen schleift, diese zerstört und sich darin verfängt, müssen wir dafür sorgen, dass die Kette darüber «schwebt». Das bewerkstelligen wir mit Fendern oder anderen Schwimmkörpern (wir verwenden mittlerweile Bojen, die sich von Fischernetzen und Perlmuschelzuchten losgerissen haben und an Land gespült wurden). Zuerst setzen wir den Anker in einem offenen Sandfeld ab und fahren ihn provisorisch ein. Danach geben wir nach und nach mehr Kette und schäkeln im Bereich von Korallen die Bojen in die Kette. Auf dem Bild ist gut zu sehen, wie Lupina direkt über einem Korallenfeld schwimmt (das Wasser darüber ist ungefähr 4 Meter tief). Links 2 Bojen (Pfeil) die verhindern, dass die Kette die Koralle berührt, wenn Lupina noch etwas mehr nach rechts driftetSchrecksekunde für den Drohnenpilot in luftiger Höhe! Eine rasche Flucht nach oben hat unsere Drohne vor dem neugierigen Fregattvogel gerettet. Schön zu sehen: oben das offene Meer, das sich an der Riffkante bricht und aufgestoppt wird. Danach folgt meist eine flache Zone (Wassertiefe 0-1 Meter) bis zum Motu (Sandinsel). Hinter dem Motu fällt die Wassertiefe ab auf 5-10 Meter. In diesem Bereich gibt es grosse Korallenköpfe, das Waser ist meist glasklar und das Schnorcheln einfach fantastisch!Abendstimmung auf dem Motu KouakuAbschied von Mirko und Nico (SY Yum Yum). Sie zieht es rund 800 Seemeilen weiter nördlich auf die Marquesas Inseln (immer noch Französisch-Polynesien). Gute Fahrt euch Beiden und auf bald in den Marquesas!Pia’s Geburtstag. Wir erhalten spontan eine Einladung zum Nachtessen vom Schweizer Ehepaar Rita und Daniel (SY Maramalda). Sie sind letztes Jahr mit ihrer Hallberg-Rassy 43, einem identischen Schiff wie unsere Lupina, via das Cap Horn nach Gambier gesegelt. Es gibt viel zu plaudern über Segeln, Schiff und Familien 😉Pia’s Geburtstag spricht sich herum! Von Daniela und Rolf, einem weiteren Schweizer Seglerpaar auf Gambier (SY Yelo) wird Pia mit einem traditionellen Kopfschmuck beschenkt. Daniela hat die Kunst des Blumenflechtens in Französisch-Polynesien gelerntAussicht beim alten Leuchtturm am westlichen Ende der Insel AukenaAuf der Insel Aukena treffen wir Pakoi, einen rund 60-jährigen Mann. Er hat mit 55 Jahren aufgehört zu arbeiten und ist von seinem Wohnort Rikitea auf Mangareva auf die Nachbarinsel ausgesiedelt. Er lebt hier, nach eigenen Angaben, in totalem Frieden mit sich und der Umwelt. Wir sind fasziniert von ihm. Er strotz vor Lebensfreude und winkt uns schon von Weitem zu, als wir uns mit dem Dinghi nähern. Ohne, dass wir ihn darum fragen müssen, zeigt er uns die nahe gelegene Kirche, seinen gut eingezäunten Garten mit feinen Früchten und Gemüse, seine Behausung (den Blechverschlag rechts vom Bild – man beachte auch den sauber gewischten Boden davor!) und die Schlachtbank für die Schweine (direkt hinter Pakoi). Pakoi züchtet Schweine, die er in freier Natur aufwachsen lässt. Diese verkauft er in Rikitea für umgerechnet 10 Dollar pro Lebendkilo. Gutes Geld, das ihm für seine Bedürfnisse reicht. Beim Abschied werden wir üppig mit Bananen, Mangos, Papaya und einer grossen Brotfrucht beschenkt. Am nächsten Tag fahren wir noch einmal hin und bringen ihm ein T-Shirt und eine Dose Bier aus Panama. So herzlich haben wir kaum je einen Mann lachen gesehen. Eine wunderschöne, eindrückliche Begegnung!Kulturfest in Rikitea. Nicht für uns Touristen – nein, für sich selber. Einige Tage im Vorfeld sehen wir überall Kinder, die von Erwachsenen in die Kunst des Tanzens, Musikinstrument Spielen oder traditionellen Handwerkens (im Bild das Flechten von Kränzen und Kleidern aus Bananen- und Palmblättern) eingewiesen werdenTag des Kulturfestes: ein Teil der Festküche mit seiner fröhlichen CrewKulturfest Abendunterhaltung der Schüler (es hat etwa 200 Schüler in Rikitea!!) in der grossen Sporthalle. Eintritt frei für alleDer Valentinstag wird am Sonntag davor (am Tag nach dem Kulturfest) mit einem Bankett für die Bevölkerung gefeiert. Wir erfahren zu spät, dass man sich dafür anmelden muss, und die Tische sind bereits vergeben, als wir uns einschreiben wollen. Dafür hat es für den Wohltätigkeitslauf noch Platz. Kurzer Entscheid, und ich schreibe mich und Pia kurzerhand für diesen als Paarlauf durchgeführten 3km langen Wettkampf ein. Das Startgeld beträgt pro Person 25 Dollar, Geld, das für gute Zwecke in der Schule eingesetzt wird. Schlussendlich sind wir 5 Personen, welche die Schweizerfahne vertreten: (von links): Daniel und Rita (SY Maramalda), die Lupina Crew Köbi und Pia, und Daniela (SY Yelo)Freude und Überraschung sind gross: von 39 Paaren laufen wir (mit Flip-Flops – wohlgemerkt! die Anmeldung war ja spontan und wir hatten keine Sportausrüstung dabei) unter die ersten 10. Genauen Rang und Zeit kennen wir nicht, denn statt eines Rangverlesen werden am Schluss unter den Teilnehmern Preise ausgelost
So, bis hierhin schreib ich mal und versuche, Bilder und Text ins Internet zu stellen. Mit viel Glück und Geduld wird es klappen. Weitere Bilder von Bergbesteigungen, Schnorcheln mit Haifischen und fröhlichen Menschen folgen im nächsten Bericht.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser
Galapagos – Gambier (Französisch-Polynesien): 3’000 Seemeilen durch einen der einsamsten Ozeane der Welt. Hier führen keine Transportwege durch, Frachtschiffe werden wir bald keine mehr zu sehen bekommen. Andere Segler sind zurzeit nicht unterwegs, in Galapagos haben wir jedenfalls kein einziges Schiff gesehen, das nach Gambier segelt. Wir sind auf uns alleine gestellt, niemand kann uns zu Hilfe kommen, wenn uns mitten unterwegs etwas passieren sollte, nicht mal ein Flugzeug. Die Distanzen sind zu gross. 3’000 Seemeilen – es wird die längste Strecke unserer Segelreise sein.
Seit Tagen bereiten wir uns auf die lange Reise vor: das Rigg wird gründlich inspiziert, 2 Wanten noch etwas nachgezogen, Unterwasserschiff geputzt, Motor gewartet, Wasserversorgung geprüft, etc. Pia sorgt dafür, dass wir für gut 30 Tage Proviant haben. Wir rechnen mit 20-25 Tagen Überfahrt, aber etwas Reserve ist immer gut!
Du bist noch nie gesegelt und kannst dir nicht vorstellen, wie das ist, so eine lange Überfahrt? Stell dir vor, du dürftest für die nächsten 3 Wochen in deiner Wohnung nur etwa 25 Quadratmeter nutzen, also etwa die Küche und das Wohnzimmer. Fernseher, Telefon – funktioniert nicht. Du zusammen mit einem/r Partner/in. Rausgehen kannst du nicht. Besuch und Kontakt zu anderen Leuten gibt es nicht. Du musst Strom und Wasser sparen. OK, du hast viel zum Lesen und diverse Spiele, um dir die Zeit zu vertreiben. Das ist die Ausgangssituation. Und jetzt geht es los: deine Wohnung wird auf einen Rütteltisch gestellt und wird fortan hin und her geschaukelt, gerollt, von oben nach unten und wieder hochgehoben und in alle Lagen schief gestellt. Zudem sitzt jemand auf deinem Dach und macht dauern Lärm und vom Keller tönt es wie in einer Waschmaschine. Essen hast du genügend, aber es fällt dir dauernd vom Teller. Auch Bier und Wein hast du wie im Schlaraffenland, aber du rührst keinen Tropfen davon an. Kannst du dir das vorstellen? 3 Wochen lang! Perfekt, dann bist du dabei!
Am 27.12.2021 ist es soweit. Wir sind Beide etwas aufgeregt (ich etwas mehr als Pia), haben nur kurz geschlafen vor lauter Reisefieber. Am Morgen noch das ordentliche Frühstück, dann alles lose Gut am Schiff noch sorgfältig festgezurrt oder verstaut. Um 10 Uhr muss ich fürs Ausklarieren mit unseren Pässen zum Agenten. Zu Fuss geht’s zur Immigration und in wenigen Minuten sind die Stempel im Pass. Der Agent hat alles perfekt vorbereitet, ich selber muss kein einziges Formular ausfüllen.
Nach einem letzten feinen Galapagos Kaffee (stilgerecht in der Vulkantasse) geht es endgültig aufs Wasser, zurück auf die LupinaUm 11 Uhr kommt der Vertreter des Agenten mit Armada, Policia Nacional und Biosecurity im Schlepptau vorbei. Es wird überprüft, ob wir irgendwelchen Verbrechern (soll es angeblich auf Galapagos aber keine geben) Fluchthilfe leisten, oder einheimische Pflanzen oder Tiere mitnehmen wollen. Die Inspektion ist gründlich aber sehr freundlich. Nach 30 Minuten erhalten wir unseren Internationalen Passierschein, und wir sind ausklariertNachdem auch noch, wie von der Französisch-Polynesischen Behörde verlangt, eine Kopie des Passierscheines sowie ein selbst auszufüllender Gesundheitscheck elektronisch nach Gambier übermittelt ist, lichten wir den Anker und los geht’s. Letzter Blick zurück Richtung Port Ayora. Vor uns liegen fast 3’000 Seemeilen (5’550 Kilometer, die Strecke von Zürich nach New York) offenes Meer
Tag 1: Am Anfang heisst es, aus dem Ankerfeld hinaus um die Riffe herum aufs offene Wasser hinauszuzufahren. Dazu brauchen wir den Motor. Aber kurz danach können wir bereits den Kurs nach Gambier absetzen. Segel hoch – Motor aus – wir sind unterwegs! Nachdem wir an Santa Cruz vorbei sind, dreht der Wind aber in westliche Richtung, und wir müssen eine leichte Kursänderung vornehmen, die uns nördlich der kleinen Vulkaninsel Tortuga vorbeibringt. Macht nichts, geht auch.
Flache See, leicht bewölkter blauer Himmel und Wind – was will der Segler mehr?!
Wir haben unser Dinghi übrigens seit Panama für diese langen Überfahrten (Panama – Galapagos – Gambier) vorne auf dem Schiffsdeck verstaut. Normalerweise haben wir es hinten an Trägern (Davids) aufgehängt. Die Gefahr dabei ist, dass eine grosse Welle überschwappt ins Dinghi. Diese möglicherweise mehrere hundert Kilogramm schwere zusätzliche Last kann die Träger überlasten und im schlimmsten Fall abreissen. Für kurze Törns hat man bessere Wettervorhersagen und kann seine Route anpassen und das Risiko managen. Für die langen Törns gibt es keine Wettervoraussage für die ganze Dauer
Tag 2: Ein herrlicher Segel Tag: Die Wellen sind zwar noch etwas nervös im Inselgebiet, aber je weiter wir davon wegkommen, desto flacher wird die See. Die Nacht verläuft ruhig, obwohl zeitweise der Wind sehr schwach wird (weniger als 5 Knoten auf das Schiff). Zum Glück ist das Meer flach und die Segel schlagen nicht – so geht’s trotzdem unter Tuch weiter. Tagsüber nimmt der Wind zu (meist zwischen 8-10 Knoten) und wir machen schöne Fahrt. Am späteren Nachmittag geraten wir mitten in eine riesige Gruppe von Delphinen, die gerade am Jagen ist. Es spritzt, hüpft und quietscht um uns – aber keines der Tiere scheint an uns Interesse zu zeigen.
Das richtige Segelwetter zum Fischen. Ein feiner Mahi-Mahi oder so wäre eine willkommene Auflockerung unseres Speiseplanes. Leider findet kein Fisch den Weg zum Haken ☹
Tag 3: Nach einer wiederum ruhigen Nacht werden wir beim Frühstück durch eine Gruppe Buckelwale begrüsst, die vor uns durch Richtung Norden ziehen. Tagsüber legt dann der Wind leicht zu auf 10-13 Knoten in einem Winkel von 45-50° auf das Schiff. Ideal! Und der Pazifik zeigt sich von seiner braven Seite, die Wellen bleiben angenehm flach. Die Lupina kommt so richtig in Fahrt und wir erreichen ein ETMAL (= Seemeilen innerhalb 24 Stunden) von sehr guten 162 Meilen.
Die Crew hat gute Laune – und immer eine Hand für das Schiff 😉
Tag 4: Eine sternenklare Nacht. In meiner Schicht ab Mitternacht beschäftige ich mich mit dem Beobachten der Sternenbildern, die ich bereits kenne, und dem Bestimmen von ein paar Neuen. Der abnehmende Mond geht erst spät auf. In der Dunkelheit ist gut das viele Leuchtplankton ersichtlich, welches durch Wasserbewegungen zum Leuchten angeregt wird. Der Wasserwirbel von Ruder und Rumpf unserer Lupina hinterlässt einen wahren Feuerschweif im Kielwasser.
Voll gesetztes Genua und Grosssegel, die Lupina macht richtig gute Fahrt
Tag 5: Heute ist Silvester. Natürlich ist für den Jahreswechsel auch eine Flasche «Schampus» an Bord. Wir wissen nur nicht, wann öffnen und anstossen. Wir meinen, wir könnten das Kredenzen des edlen Saftes unterteilen: ein erstes Mal, wenn unsere Familien und Freunde zu Hause in der Schweiz feiern, und ein zweites Mal, wenn es bei uns soweit ist. Aber hier sind wir nicht sicher, welche Zeit gilt, wo wir gerade sind. Ist es noch Galapagos Zeit, oder schon eine Stunde später. Pia kommt mit der salomonischen Lösung: wir Verschieben den Genuss der Flasche auf unsere Ankunft in Gambier. Der Skipper will aufmaulen, aber ihm ist nicht entgangen, dass das Meer sehr ruppig geworden ist und der Wind mit 20-23 Knoten auf das Schiff doch kräftig ist. Da kann immer etwas passieren, oder es müssen Segel neu gestellt werden. Da braucht es einen klaren Kopf. Und so wird der Wunsch der Skipperin zum Befehl 😉. Ein guter Entscheid! Denn noch vor Einbruch der Dunkelheit bläst der Wind noch etwas stärker und wir können die Genua nicht weiter reffen. Das Schiff rollt und krängt in den 2 Meter hohen Wellen sehr unangenehm. Wir rollen die Genua ein und setzen stattdessen das viel kleinere Fock Segel. Nun ist es deutlich besser und wir verlieren trotzdem nicht viel an Fahrt, machen immer noch knapp über 7 Knoten im Schnitt.
Sonnenuntergang auf hoher See
Tag 6: Neujahr! Hurra, wir haben es am Vortag nicht mal bemerkt und erst als wir das Logbuch nachtragen, sehen wir es: am frühen Abend des 31.12.2021 haben wir mit der Lupina bisher 15’000 Seemeilen zurückgelegt. Nicht viel, aber ordentliche und zum Teil recht anspruchsvolle Strecken. Wenn wir noch unsere Fussmeilen dazu nehmen würden, dann wären wir bei den «Meilenfressern» vorne mit dabei 😊. Wir machen auch am heutigen Tag trotz reduzierten Segeln sehr gute Fahrt und erreichen auf dieser Reise einen neuen ETMAL Bestwert von 177.2 Seemeilen. Erklärung «Meilenfresser»: Langfahrtensegler, die ihre Zeit hauptsächlich mit Segeln verbringen und weniger Interesse haben an Land und Leuten. Sie umrunden den Globus zum Beispiel in durchschnittlich 2-3 Jahren (Quelle: Köbipedia)
Die Nachtschichten teilen wir uns auf. Pia übernimmt den ersten Teil bis Mitternacht, ab Mitternacht bis Morgenessen ich. Die Aufgabe der Wache besteht darin, regelmässig einen Rundumblick zu machen um allfällige Lichter auf dem dunklen Ozean zu erspähen. Schiffe mit AIS (Automatische Schiffs Identifikation) kann man auch auf dem Bildschirm erkennen. Weitere Pflichten sind, Wind und Wetterentwicklung zu beobachten um allenfalls rechtzeitig Segelstellungen anpassen zu können. Ansonsten gibt es viel Zeit zum Dösen oder Lesen (ein Wecker sorgt alle 30 Minuten dafür, dass man wieder seinen Pflichten nachgeht)
Tag 7: Ein toller Segel Tag! Die Wellen sind moderat, der Wind genau richtig und wir kommen sehr gut voran.
Heute sehen wir solche Wolken nur kurz und aus gebührender Distanz. Die meiste Zeit ist blauer Himmel angesagt
Tag 8: Auch dieser Tag verläuft entspannt und bei herrlichen Verhältnissen. Gegen Abend nehmen Wind und Wellen zu, aber wir können die ganze Zeit unter vollen Segeln laufen. Wir machen ein tolles ETMAL von 181.8 Seemeilen.
Unser Schiff wird die ganze Zeit automatisch gesteuert, durch den sogenannten Autopiloten. Den kann man so programmieren, dass er entweder einem vorgegebenen Kurs folgt, oder dem Wind. Diese Bordelektronik, die Steuerung, Radar und GPS, all diese Instrumente brauchen Strom. Dieser Wird von drei 12 Volt Batterien mit einer Kapazität von total 750Ah geliefert. Damit diese nicht leerlaufen, müssen wir dauernd nachliefern. Bei uns geschieht das hauptsächlich über Solarpaneelen, die wir seitwärts am Schiff angebracht haben (Bild). Dazu haben wir einen Windgenerator, einen Dieselgenerator und für den Notfall den Hauptmotor
Tag 9: In der Nacht hat der Wind etwas abgenommen und nach hinten (achterlich) gedreht. Tagsüber bleibt es stark bewölkt, und der Wind nimmt nicht wieder zu. Die Genua wird von hinten durch das Grosssegel vom Wind abgedeckt und flattert in solchen Situationen heftig. Mit dem Spi-Baum spannen wir die Genua nach aussen, so bleibt das Tuch besser gestreckt und flattert nicht.
Mit dem «Spi-Baum» (lange Stange in der Bildmitte) wird vor allem bei Winden von hinten das Genua Segel vom Schiff weg nach aussen gehalten, um dem Wind eine möglichst grosse Fläche entgegen zu stellen. Der Spi-Baum ist dabei aussen am Ende der Genua fixiert, und innen am Mast des Schiffes
Grosser Schreck am Abend. Da heute die Sonne nicht scheint (Solarpaneelen) und der Wind schwach ist (Windgenerator), wollen wir den Dieselgenerator starten. Aber der macht keinen Wank! Die Startautomatik läuft zwar ganz normal durch das Prozedere durch, aber der Anlasser dreht nicht, macht keinen Wank, kein Geräusch. Ich schliesse schnell auf einen Kabelbruch, quetsche mich in den engen Motorraum und mach mich auf die Suche. Alles ist normal und das Voltmeter zeigt nirgends ein gebrochenes Kabel. Über Mail (Satellit) frage ich 3 mir gut bekannte Mechaniker an, ob ich den Anlasser direkt von der Batterie mit Strom versorgen kann, ohne einen Folgeschaden zu erzeugen. «Das geht» ist die rasche Antwort. Noch während ich mir ein Kabel bastle, kommt mir in den Sinn, dass ich als Kind Chauffeure und Bauern gesehen habe, die ihren Anlasser mit einem Hammer traktiert haben, wenn er nicht wollte. Ich versuch’s mit leichtem Klopfen auf den Magnetschalter – und siehe da: er läuft wieder!!
Köbi muss sich klein machen, aber er passt in den Motorraum 😊
Tag 10: Mit dem «reparierten» Generator (ich muss das unterwegs in der Folge noch mehrere Male machen) haben wir in der Nacht 2 Stunden lang Strom produziert und dabei gleichzeitig mit dem Wassermacher (der auch Strom braucht) Trinkwasser ergänzt. Es läuft perfekt! Wir sind weiterhin schnell unterwegs und die Moral der Crew ist unverändert gut. Der Wind nimmt tagsüber leicht zu, ist aber mit rund 17 Knoten auf das Schiff immer noch im Grünen Bereich. Was uns eher zu schaffen macht ist die nervöse Welle, die sich gegen Abend eingestellt hat und immer höher wird. Immer häufiger wirft sie Lupina aus ihrem schnellen Trott und bringt uns heftig zum Rollen. So heftig, dass der Spi-Baum droht, in die Wellen zu tauchen. Sicherheitshalber reduzieren wir die Genua, was das Ende des Baumes noch oben und nach vorne bringt.
Schon als Kind haben wir gelernt: gute Moral beginnt mit gutem Essen! Wir haben genügend Früchte, Obst und Gemüse an Bord, um uns gesund zu ernähren. Und mittlerweile haben wir uns ans Rollen und Schaukeln gewöhnt, und die Seekrankheit kann Pia dieses Mal nichts anhaben 😉
Tag 11: Die Nachtfahrt ist recht ruppig. Die gut 3 Meter hohen Wellen bringen uns immer wieder ins Schlingern und Rollen. Aber mittlerweile ist alles auf der Lupina so verstaut, dass es kaum mehr scheppert und poltert. Die meiste Zeit steuern wir mit dem Autopiloten «auf Kurs», das heisst, auf dem kürzesten Weg nach Gambier. Wenn in der Nacht der Wind sich stark verändert, zum Beispiel zu weit von der Seite kommt, oder zu weit von hinten, beginnt die ausgebaumte Genua zu flattern und zu schlagen. Um das Segel dem Wind anzupassen, müssten wir an Deck gehen. Das machen wir in der Dunkelheit nicht, sondern stellen den Autopiloten auf «Steuerung nach Wind» ein. Dieser steuert den Kurs des Schiffes dann so, dass der Wind immer mit dem gleichen Winkel auf das Schiff kommt. Verändert sich also die Windrichtung, dann verändert sich auch der Kurs. Dies ist besonders am heutigen Tag sehr hilfreich, da wir mehrere solche Windveränderungen durchmachen.
Für die heutigen Strapazen werden wir mit einem herrlichen Sonnenuntergang belohnt
Tag 12: Heute werden wir durch einen heftigen Squall in den Tag empfangen. Ein Squall ist eine Regenfront, die vom Wind übers Meer getrieben wird. Tagsüber sieht man sie gut, in der Nacht hilft das Radar. Wenn ein Squall vorbeizieht, steigt der Wind zuerst für ein paar Minuten markant an. Heute Morgen von 15 Knoten auf rund 40 Knoten. Wir haben ihn sehen kommen und das Grosssegel deutlich gerefft und dann den Wind abgeritten. «Abreiten» heisst in diesem Fall, wir ändern den Kurs so, dass der Wind fast von hinten kommt. So bleibt das Schiff schön aufrecht und die Windkraft verteilt sich gut auf die Segel. Nach ein paar Minuten beginnt es bei einem Squall dann heftig zu regnen, gleichzeitig fällt der Wind zusammen. Ist dann der ganze Spuk vorbei, nimmt der Wind wieder zu auf die ursprüngliche Stärke. Obwohl wir am heutigen Tag mehrere Squalls abwettern müssen, bleibt die Lupina schnell: wieder ein hohes ETMAL von 181 Seemeilen.
Eine grosse Wolke baut sich hinter uns auf – ein Squall könnte entstehenDie Wolke kommt bedrohlich näher. Bereits sieht man den heftigen Regenschauer unter ihr. In dieser Phase beginnt die Windstärke zwischen 10-20 Knoten zuzunehmenUnd wenn die Wolke über dem Schiff ist, beginnt es wie aus Kübeln zu giessen. Jetzt lässt der Wind deutlich nach, meist sogar weniger, als vor dem SquallJe nach Wolkengrösse kann das ganze Schauspiel einige Minuten oder bis zu einer Stunde dauern. Aber irgendeinmal bläst der Wind Wolke und Regen weg und nicht selten bleibt ein wunderschöner Regenbogen
Tag 13: Nach einer ereignislosen Nacht überrascht uns beim Morgenessen ein AIS Signal. Kurz darauf ein zweites und nach ein paar Minuten insgesamt 6 AIS Signale. So viele Schiffe so weit draussen im Niemandsland?
Die sechs AIS Signale (schwarze Dreiecke) um uns herum. Sie scheinen in irgendeiner Formation zu fahren. Wobei, als wir uns die Daten ansehen stellen wir fest, dass sie sich nur sehr langsam bewegen
Wir werden neugierig, schauen uns die Informationen im Computer an. Alles Schiffe mit komischen Bezeichnungen, meist irgendwelche Zahlenkombinationen. Obwohl wir bei einem dieser Punkte in einer Distanz von nur einer halben Meile vorbeifahren, sehen wir kein Schiff! Wir nehmen unser Fernglas schauen genauer hin, und sehen immer noch nichts. Was kann das sein? U-Boote auf einer Manöverfahrt? Eines der Signale ist Koreanisch oder Chinesisch angeschrieben. Ich versuche, sie per VHF Funk aufzurufen, erhalte aber keine Rückmeldung. Ein Indiz mehr, dass es eine militärische Übung sein könnte. Wir erfahren es nicht. Ich mach einen Eintrag im Logbuch und weiter geht die Fahrt – ohne Torpedo Beschuss 😊. Wir erreichen heute, fast genau 13 Tage nach der Abfahrt, 2’000 Meilen. Zwei Drittel der Strecke geschafft!
Tag 14: Endlich werden die Temperaturen etwas wärmer. Bisher war es in der Nacht immer 20, 21 Grad. Jetzt sind es doch immerhin 24 Grad und die Nachtwache ist so sehr angenehm. Mittlerweile ist der Sonnenaufgang um 7 Uhr 40 (Bordzeit) also schon mehr als anderthalb Stunden später als noch in Galapagos. Das bedeutet auch, dass die Sonne später untergeht. Nun ist es bis 9 Uhr abends hell. Gegen Abend kommen wir wieder an vielen AIS Punkten vorbei. Diesmal aber sehen wir zumindest ein Schiff. Es ist deutlich als Fischerschiff zu erkennen. Aber wo sind die 3 Begleitboote, die zwar auf dem Bildschirm zu erkennen sind, nicht aber auf dem Wasser? Uns dämmert es! Die U-Boote vom Vortag dürften mit AIS bestückte Bojen der Fischer sein. Damit markieren sie ihre Netze und könne sie dann später per GPS wieder orten. Wir kriegen Gänsehaut beim Gedanken, dass wir gestern mitten durch so ein Feld von Netzen durchgefahren sind. Wir haben von vielen Schiffen gelesen, dass sie unterwegs in einem Netz hängen geblieben sind. Offenbar hatten wir einen guten Schutzengel 😉
Ansonsten verläuft dieser Tag ereignislos. Während ich beginne, am Reisebericht zu werkeln, beginnt Pia mit dem Schnippeln und Filmen des nächsten Videos
Tag 15: Die Tage beginnen sich zu gleichen. Auf der Lupina ist längst Routine eingekehrt. Jeder Handgriff sitzt und wir lösen uns ohne festen Plan gegenseitig beim Wache Schieben im Cockpit ab. Wir schlafen viel und fühlen uns sehr gut. So könnte es noch lange weiter gehen. Erwähnenswert vielleicht: die Häufigkeit der Squalls und die Intensität des Regens scheint zuzunehmen, je weiter wir westwärts kommen. Unsere Lupina freut sich über die Frischwasserduschen
Regen und Sonnenschein wechseln sich häufiger ab
Tag 16: Der heutige Tag beginnt mit einem wunderschönen Sternenhimmel. Der Mond geht kurz nach Mitternacht unter und gibt ein prächtiges Funkeln und Glitzern am Sternenhimmel preis. Leider dauert es nicht lange. Bis zum Morgengrauen überfahren uns 5 grössere Squalls. Die Kleinen zählen wir schon gar nicht mehr. Und dann stellt der Wind ab. Nicht ganz, aber auf eine Stärke, bei der die Segel nicht mehr stehen und bei den heftigen Wellen (2-3 Meter hoch) laut und nervig schlagen. Wir rollen das Grossegel komplett weg, erhalten dadurch etwas mehr Druck in die Genua und kriegen so das Flattern der Segel in Griff. Den ganzen Tag und die kommende Nacht schleicht die Lupina wie halb lahm ihrem Ziel entgegen.
Hohe Wellen lassen uns in alle Richtungen rollen. Gleichzeitig schieben sie uns aber trotz schwachem Wind Richtung Westen
Tag 17: Nach Mitternacht nimmt der Wind zu, wir setzen das Gross wieder, es steht. Ab jetzt geht es recht zügig voran. Ab und zu setzen wir den Autopiloten auf Windsteuerung, aber meist können wir direkt der Route folgen. Der Himmel ist zu. Ab und an ein heftiger Regenschauer, aber wir machen wieder gute Fahrt, das ist die Hauptsache. Es scheint, dass wir dem Schwachwind entronnen sind. Das Ziel fliegt näher. Es wird Zeit, dass wir uns mit der Ankunft zu beschäftigen beginnen. Wenn der Wind so bleibt, können wir in 2 Tagen am Ziel sein.
Heute erlebt Pia wieder einen fantastischen Sonnenuntergang (Köbi ist am Vorschlafen, um 21 Uhr Bordzeit muss er mit der Anixi funken)
Tag 18: Wir rechnen hin und her und sind sicher, dass wir es am nächsten Tag schaffen können. Um Mitternacht trennen uns nur noch 280 Seemeilen von Gambier. Durch die Zeitverschiebung werden uns noch 3 Stunden geschenkt. Also volle Pulle weiter! Der Wind ist gut und wir kommen den ganzen Tag über sehr gut voran. Bereits am Vormittag nehmen wir Tempo raus und rollen das Grosssegel komplett weg. Wir sind bester Laune. Einzig über den Namen «Pazifik» müsste man sich mal unterhalten. Sooo friedlich und still ist er bei Weitem nicht. Auch heute wieder schüttelt und rüttelt er uns heftig durch. Von hinten wälzt sich eine rund 4 Meter hohe, gemächliche Passatwind Welle unter uns hinweg. Diese alleine wäre ok. Aber darüber gelagert kommt eine kleinere Welle von Norden. Und die bringt uns immer wieder stark ins Rollen, stellt uns quer zur Passatwelle oder klatscht sich voll an die Breitseite. In der Dunkelheit der Nacht keine Chance, das auszusteuern. Eine dieser hochschwappenden Wellen reisst einen Teil der Halterung des Rettungsringes ab. Nichts Schlimmes. Die Halterung besteht aus einem Stoffstreifen, der mit Klettverschluss an der Reling fixiert ist. Der Stoff ist vom brutalen UV-Licht der Sonne spröde geworden uns ist gerissen. Wir fixieren den Rettungsring provisorisch mit einer dünnen Leine. Ein Job für Pia’s To-Do Liste.
Auch heute verschonen uns die Regenstürme nicht
Tag 19: Schon kurz nach Sonnenaufgang lösen sich die Umrisse der höchsten Berge von Gambier aus dem Dunst. «Laaaaand in Siiiiiicht» rufe ich inbrünstig und voller Begeisterung in den Schiffbauch hinunter, wo sich Pia nach ihrer Wache immer noch im Tiefschlaf befindet. Ich habe sie noch selten so schnell aus dem Lee-Bett hüpfen sehen. Gemeinsam geniessen wir im Cockpit den wunderbaren Moment.
Es ist Zeit, die Flagge des Gastlandes (Französisch-Polynesien) und die Gelbe Q-Flagge zu setzen
Wir haben es geschafft!! Aber halt – noch nicht ganz! Nun folgt der Teil, der schon vielen Seefahrern vor uns zum Verhängnis wurde: nach einer langen Fahrt über den Ozean die sichere Einfahrt in das mit Korallenköpfen bespickte Atoll zu finden. Zum Glück hat man heute GPS und Satelliten Bilder. Noch sind wir unter Segel. Erst kurz vor der Einfahrt starten wir den Motor, rollen die Genua weg und lassen uns in der Brandung der wallenden Meereswogen durch den Pass im Riff ins Atoll tragen. Der Weg ist gut markiert und wir finden unseren Ankerplatz zügig und ohne Probleme. Und welch eine schöne Ankunft: beim Einfahren werden wir von allen Seiten durch Crews bereits hier liegender Yachten beglückwünscht und willkommen geheissen. Wir sind überrascht und stark berührt. So haben wir das noch nie erlebt. Was für eine schöne Geste. Es befinden sich 16 Boote vor Anker. Unglaublich, aber 3 davon sind Schweizer Boote (aber mehr dazu im nächsten Bericht). Am Freitag, 14. Januar 2022, genau 18 Tage und 1.5 Stunden nachdem wir den Anker in Galapagos gehoben hatten, gräbt er sich nun wieder fest in den Meeresgrund ein. Motor aus und eine innige Umarmung der Crew: wir haben es geschafft!!
Der erste Besucher an Bord: der Schweizer Mirko von der Segelyacht YumYum. Ihn haben wir erstmals in Grenada getroffen, dann kurz in Bonaire. Er ist schon seit fast 2 Jahren in Französisch-Polynesien und hat uns bereits ein paar gute Tipps gegeben
Statistik: – Totale Distanz durchs Wasser: 2’953 Seemeilen – Reisedauer: 18 Tage 1.5 Stunden – Durchschnittliche Geschwindigkeit: 6.8 Seemeilen/Stunde – Durchschnittliches ETMAL: 163.5 Seemeilen/Tag – Minimales ETMAL: 114.8 Seemeilen am 28.12.2021 – Bestes ETMAL: 181.8 Seemeilen am 3.1.2022
Ein untrügliches Zeichen, dass wir angekommen sind: unsere Bettwäsche kann wieder mal ausgiebig gelüftet werden 😉
Wie das Einklarieren verläuft, wen wir alles bereits an unserem ersten Tag antreffen und wie es uns weiter ergeht auf Gambier, davon erzählen wir im nächsten Bericht. Nun müssen wir uns zuerst mal auf die Suche nach einem Internet und WiFi Signal machen 😉
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser
Am 14. Dezember heben wir im Morgengrauen den Anker und brechen auf von Puerto Villamil (Isla Isabela) nach Puerto Ayora auf der nach Isabela zweitgrössten Insel, Santa Cruz. Es ist die letzte Insel, die wir ohne Führer und teure Spezialbewilligung anlaufen dürfen. Mit dem eigenen Boot darf man nur auf 3 Inseln, die alle bewohnt sind: San Cristóbal, Isla Isabela und eben Santa Cruz. Die letzte der insgesamt vier bewohnten Inseln, Isla Floreana, ist ebenfalls gesperrt für fremde Schiffe. Die meisten Touristen, welche die Galapagos Inseln besuchen, fliegen nach Santa Cruz und machen von hier aus Bootsausflüge auf die umliegenden Inseln. Durch ihre zentrale Lage bietet sie sich förmlich dazu an.
Von Puerto Villamil nach Puerto Ayora sind es nur 45 Seemeilen, aber es steht eine Meeresströmung von 1.5 Knoten gegen an. Während der ersten Hälfte der Strecke ist der Wind zu schwach, und wir motoren. Ab Streckenmitte nimmt der Wind leicht zu, und wir können den Rest unter vollem Tuch absolvierenUm 4 Uhr nachmittags erreichen wir unseren Ankerplatz in Puerto Ayora. Der Agent (Javier von Yacht Agents Galapagos – sehr zu empfehlen!) hat uns den Papierkram bereits abgenommen, und es gibt keine Inspektion mehr. Wir haben vorher gelesen, dass der Ankerplatz sehr rollig sein soll, weil er nicht so gut geschützt ist gegen das offene Meer. Wir setzen einen Heckanker und richten damit das Schiff gegen die heranrollenden Wellen aus. Wir dürfen die ganze Zeit einen sehr ruhigen, aber spannenden (weil viele Touristenschiffe um uns herum) Ankerplatz geniessenSanta Cruz ist «die» Touristeninsel in Galapagos. Hier dreht sich alles um die Besucher aus aller Welt, die sich einmal im Leben einen Ausflug nach Galapagos gönnen. Alle haben das gleiche Ziel: die sehr spezielle Tierwelt an Land, in der Luft und im Wasser zu erlebenVon den 15’000 Einwohnern auf Santa Cruz leben rund 12’000 in Puerto Ayora. Hier findet das Leben statt. Als sehr angenehm empfinden wir, dass der Autoverkehr minimal ist, denn die meisten Einwohner besitzen kein eigenes Auto. Man geht viel zu Fuss (die Distanzen sind sehr kurz), benutzt ein Fahrrad oder nimmt sich ein Taxi (1.5-2 USD im Stadtgebiet). Die Atmosphäre in der Stadt ist sehr bunt, entspannt und ruhigEs gibt einen grossen Anlegepier, wo die Touristenboote ihre Fracht aufnehmen und wieder abladen. Gleich nebenan, fast etwas versteckt, ist die Mole für die Fischerboote. Hier herrscht ein emsiges Treiben. Einerseits legen Fischerboote (blaues Schiff im Vordergrund) an, die hier ihren Fang abliefern und gleichzeitig wieder frisches Eis (angeliefert per Pick-Up Truck in den weissen Säcken) für die Lagerung des Fanges an Bord nehmen. Andererseits legen hier die Beiboote der Touristenschiffe an, um allerlei Waren (Lebensmittel, Getränke, Ersatzteile, …) für ihr Mutterschiff abzuholenWir erkunden unsere Umgebung. Gleich gegenüber unserem Ankerplatz beginnt der «Las Grietas» Adventure Trail. Er führt zu einer Schlucht, die durch den Bruch einer Lavadecke entstanden ist. Das Besondere daran: die Schlucht ist mit Wasser gefülltLas Grietas: Das Wasser sickert vom Meer her durch das Küstengelände bis zur Schlucht. Auch frisches Grundwasser gelangt in den Canyon und mischt sich mit dem Salzwasser aus dem Meer. Irgendeinmal in der Vergangenheit sind 5 verschiedene Arten von Meeresfischen (zum Beispiel der bunte Papagei Fisch) in die Schlucht gelangt. Heute sind sie komplett isoliert vom MeerLas Grietas: Im Nationalpark-Gebiet ist es obligatorisch, einen Führer zu haben. Das lohnt sich! Die Führer sind äusserst gut ausgebildet, und wissen, wovon sie reden. Es macht echt Spass, ihnen zuzuhören. Hier erklärt uns der Führer, wie früher aus dem Gewebe abgestorbener Kakteen Lampenschirme gebastelt wurden. Speziell an diesem Führer war: er ist mit einer Schweizerin verheiratet, und sein Sohn absolviert ab April ein Studium in der Schweiz. Die Welt ist ja soo klein! 😊Las Grietas: am Ende des Trails winkt eine schöne Aussicht über die Bucht von Puerto Ayora (im Hintergrund). Die Bucht vorne mit den 4 Schiffen am Anker ist privat und für fremde Segler leider nicht zugänglich. Unsere Lupina liegt in der hinteren Bucht (einer der Masten links im Bild ist unser Schiff)Es ist Lobster-Zeit! Fast jedes Restaurant hat sie jetzt im AngebotPia kann der Verlockung nicht widerstehen und bestellt sich einen frisch gefangenen Lobster. Zum Glück haben unsere Freunde der Silvestergruppe (siehe Reisbericht von Puerto Rico Januar 2020) uns bei ihrem Besuch damals ausführlich gezeigt, wie man dieses Krustentier fachfrauisch zerlegt 😊 Ich bleibe beim Fisch
Ein Schnorchel Trip führt uns in den Süden zur Insel Santa Fe. Auf diesem Trip machen wir 2 Schnorchel Gänge und einen Strandausflug. Das Wasser beim ersten Schnorchel Platz an der Nordküste ist nur etwa 18°C warm. Es hat viele grosse Fischschwärme, die sich im nahrungsreichen Wasser satt essen. Nach 45 Minuten sind wir trotz Neoprenanzug und tüchtigem Paddeln in der starken Strömung total unterkühlt. Am nächsten Schnorchel Stopp, eine gut geschützte Bucht mit seichtem Wasser, ist es dann wesentlich wärmer. Hier tummelt sich eine grosse Gruppe Seelöwen am Strand. Die Jungen robben ins Wasser und spielen mit unseren Flossen. Herrlich lustig!
Der anwesende Führer des Nationalparks macht uns auf einen grossen, dunklen Fleck im seichten Uferwasser aufmerksam: es ist eine Gruppe von Weissspitzen-Haien, ausgewachsene Tiere. Gemäss Führer kommen sie regelmässig nach ihrer nächtlichen Jagd gesättigt hierher, um sich im Sand liegend auszuruhen. Hoffentlich hat er recht, und sie sind satt. Alles ist gut gegangen, es fehlt uns kein Stück. Im Video (klick hier) sind mehr bewegte Bilder von diesem einmalig Treffen zu sehenWanderung zur Tortuga Bay südwestlich von Puerto Ayora. Auch dies ist Nationalparkgebiet. Der 2.5 Kilometer lange Wanderweg ist durchgehend mit Steinen besetztAm Strand der Tortuga Bay tummeln sich hunderte von Meerechsen. Fantastische Tiere! Es sind Überlebende aus der Dinosaurierzeit. Man vermutet, dass die ersten Echsen, die auf Galapagos gestrandet sind, Landechsen waren. Aus Mangel an Vegetation an Land (junge Vulkaninseln) mussten sich die Tiere ihr Futter in Ufernähe suchen. Mit der Zeit lernten sie tauchen und schwimmen. Heute ernähren sich diese Vegetarier hauptsächlich von Algen auf dem Meeresboden. Ihre knochenharten Schuppen und der Kamm am Rücken schützen sie perfekt vor ihren FeindenDas Seglerleben heisst auch: reparieren! Eines morgens beim Kaffeetrinken springt kurz die Wasserpumpe an, obwohl niemand von uns einen Wasserhahn geöffnet hat. Komisch! Ich schaue im Motorraum, wo sich die Wasserpumpe befindet, nach und sehe, dass es aus dem Wasserdruckbehälter tropft. Das Tagesprogramm wird umgekrempelt, der nächste Ausflug verschoben und stattdessen der rote Druckbehälter ausgebaut, die Ursache der Leckage eruiert und über Reparaturmöglichkeiten gebrütet
Für Wissbegierige: damit auf einem Schiff Wasser aus dem Tank, der meist an der tiefsten Stelle im Schiff angebracht ist, zum Wasserhahn kommt, muss eine Wasserpumpe den Druck aufbauen. Das Wasser wird von der Pumpe zuerst in einen Druckbehälter gefördert und wird dann von da ins Leitungssystem des Schiffes geleitet. Der Druckbehälter hat die Funktion, Druckunterschiede auszugleichen. Das Prinzip ist recht einfach: das Wasser fliesst in einen geschlossenen Gummiballon, der in den Behälter eingelassen ist. Zwischen Gummiballon und Behälterwand füllt man Druckluft. Läuft die Pumpe und es fliesst nun Wasser in den Ballon, füllt sich dieser und beginnt, die Luft zwischen Ballon und Behälter zu komprimieren. Sobald der Wasserdruck hoch genug ist, stellt die Pumpe ab. Der Druck im Leitungssystem ist so immer zwischen 1.5 – 2.0 bar.
Der Grund für die Wasserleckage ist schnell gefunden: der Druckbehälter hat an einer bearbeiteten Stelle eine Leckage. Dadurch ist die Luft entwichen. Weiter eigentlich nicht schlimm. Aber durch die nun grösseren Bewegungen des Gummiballons ist dieser an einer Stelle durchgescheuert und leckt Wasser in den Raum zwischen Behälter und Ballon – und durch das Loch im Behälter nun auch nach aussen. Erster Schritt der Reparatur also: den Gummiballon reparieren. Das kann ich – kenne ich aus meiner Zeit als Fahrradfahrer 😉Beim Druckbehälter ist es etwas schwieriger. Der muss gelötet oder geschweisst werden. Da haben wir nichts an Bord. Wir fragen kurzerhand unseren Agenten Javier und der kennt eine gute Werkstatt, wo der Behälter gelötet wird. Zurück an Bord schleifen wir die rostigen Stellen sauber und bemalen sie mit Rostumwandler. Alles zusammenbauen, einbauen, Wasserpumpe einschalten – funktioniert und ist wieder dicht 😊 (Pia meint: «Köbi ist mein Held!!»)Besuch der Forschungsstation «Estación Charles Darwin» mit der angegliederten Schildkrötenzucht. Hier lernen wir, dass es grundsätzlich 3 verschieden Formen der Schildkrötenpanzer gibt, je nach Lebensraum, in der sich die Schildkröte befindet. Der Panzer der Seeschildkröten ist flach und stromlinienförmig. Bei den Landschildkröten gibt es 2 Formen. Liegt die Nahrung in Bodennähe ist der Panzer rundlich wie eine halbe Fussballkugel. In Trockengebieten, wo die Schildkröten ihre Nahrung an tiefhängenden Zweigen und Sträuchern suchen müssen, hat der Panzer eine Form wie ein Pferdesattel und ist vorne ausgewölbt (Bild). Das erlaubt es dem Tier, seinen Hals weit nach oben zu streckenWir versuchen es auch einmal 😊😊Im Norden von Santa Cruz hat es mehrere kleine Vulkaninseln. Köbi bucht einen Schnorchel Trip zur Isla Bartolomé. Pia streikt diesmal – es ist ihr zu kalt! So unrecht hat sie nicht, wie man aus dem Bild mit dem dick eingepackten Kapitän unseres Ausflugschiffes schliessen kann. Das Wasser hat sich immer noch nicht gross aufgewärmt, immer noch dominiert der HumboldtstromIsla Bartolomé: wunderschöne Aussicht über den Westteil der Insel (mit dem berühmten Pinnacle Rock). Im Hintergrund die drittgrösste Insel in Galapagos: Santiago. Der Pinnacle Rock ist der Rest eines Vulkankegels, der von Menschenhand geschaffen wurde: nach dem Angriff der Japaner von Pearl Harbour waren die Amerikaner aufgeschreckt. Ein weiterer Angriff auf den Panamakanal wurde befürchtet. Deshalb stationierte die USA vorgelagert auf den Galapagosinseln Schutztruppen. Zum Training bombardierte die US-Luftwaffe diesen Vulkan, bis am Schluss nur noch dieser Pinnacle stehen bliebGalapagos Falke. Dieser Kunstflieger will unbedingt ins Bild! Er setzt sich rund 4 Meter von mir entfernt auf das Holzgeländer und trippelt nach und nach näher. Hier ist er nur noch rund 1 Meter entfernt. Nach dem Bild schwingt er sich mit stolz geschwellter Brust wieder in die Luft
Bei einem phantastischen Erlebnis ist die Kamera nicht dabei. Ich schnorchle gerade den Felsen des Pinnacle Rocks entlang (bei Felsen am Ufer ist die Sicht immer gut und es hat viele Fische!) als vor meiner Tauchbrille etwas ins Wasser platscht. Ich gucke hin, sehe nichts, hebe den Kopf aus dem Wasser. Da schwimmt keine 50cm vor meiner Nase ein putziger Galapagos Pinguin. Neugierig beäugt er mich. Da platscht es ein zweites Mal und ein weiterer Pinguin springt vom Felsen herab um zu schauen, was da für ein komisches Ding (also ich) im Wasser schwimmt. Ob wohl mein bunter Neoprenanzug so attraktiv ist? Ich weiss es nicht. Jedenfalls begleiten mich die Beiden für die nächsten rund 20 Minuten. Sie zeigen mir ihre sagenhaften Schwimm- und Tauchkünste und klopfen mit ihrem Schnabel zwischendurch immer wieder mal zärtlich ans Glas meiner Taucherbrille, wie um zu sagen: «Hallo! Nicht einschlafen! Schwimm doch etwas schneller!». Ein unvergessliches Erlebnis!
Aus Europa hören und lesen wir regelmässig Nachrichten und sind einigermassen informiert über das Geschehen. Unser nächstes Ziel soll Französisch Polynesien sein. Diese Inseln stehen unter Französischer Hoheit und viele Beschlüsse, die in Frankreich gelten, werden unverändert auch diesen Inseln in der Südsee auferlegt. Wir werden rund 20-25 Tage unterwegs auf offener See sein, und es kann gut sein, dass sich während unserer Fahrt wieder etwas an der Gesetzeslage ändert. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, hier auf Galapagos die «Booster» Impfung machen zu lassen. Sehr einfach! Mit Pass und Impfzertifikat zur Impfstelle, Personalien eintragen lassen, Ärmel hoch, piek, und schon erledig. Keine 15 Minuten!Abstieg in einen der zahlreichen, begehbaren Lavatunnels im Hochland von Santa CruzEingangspforte in die UnterweltDer Tunnel ist nicht soo spektakulär, wie wir erwartet haben – aber trotzdem ist es spannendUnsere Zeit in Galapagos neigt sich dem Ende zu. Es war eine fantastische Erfahrung und wir sind froh, haben wir uns entschieden, mit dem eigenen Schiff hierher zu segeln. Die Hürden (Papierkram, Bürokratie, Kosten) waren recht hoch, aber was wir hier erleben und sehen durften, hat uns mehr als entschädigt dafür. Tierwelt, Natur und auch die Menschen – ein Erlebnis, das uns glücklich macht. Bilder, die immer in unserer Erinnerung bleiben werden!
Heute Sonntag erledigen wir nun noch die letzten Einkäufe (frisches Gemüse und Früchte direkt vom Mark, der jeden Tag geöffnet hat). In den letzten Tagen hat Köbi das Schiff inspiziert, Rollen und Blöcke geschmiert, während Pia fleissig den Tiefkühler mit vorgekochtem Essen bestückt hat. Heute erledigen wir noch die letzten Büroarbeiten (wir haben erfahren, dass das Internet in Gambier langsam sein soll), Köbi putz noch die Wasserlinie und Ankerkette (hier sehr stark verschmutzt durch Algenbewuchs) – und dann sind wir segelbereit! Morgen Montag, 27.12.2021 kommen um 11 Uhr lokale Zeit die Behörden an Bord zum Auschecken, und dann sind wir unterwegs: knapp 3’000 Seemeilen bis Gambier!
Am 29 November 2021 fällt unser Anker in der Wreck Bay im Hafen von Baquerizo Moreno auf San Cristóbal. Wir sind das einzige Segelschiff
Kurz vor Mittag sind wir einklariert und fahren mit dem Vertreter unseres Agenten an Land. Uns wurde davon abgeraten, das eigene Dinghi zu verwenden. Das eigene Dinghi benutzt man hier besser nicht. Einerseits gibt es praktisch keine Landestellen, wo man anlegen darf, und andererseits willst du nicht, dass dein Dinghi von den Seelöwen als schön schaukelnde Badeplattform missbraucht wird. Das ist aber alles kein Problem, denn es gibt Wassertaxis, die uns für 1 Dollar pro Person an Land oder zurück bringen. Sehr bequem, schnell und zuverlässig. Vom Schiff aus rufen wir per Handzeichen oder über Funk (VHF Kanal 14) ein Taxi herbei, am Land stehen wir einfach an den Pier und winken eines herbei. Einfach!
Das Wassertaxi bringt uns für 1 Dollar pro Person an Land
Schon beim Setzen des Ankers, aber spätestens an Land realisieren wir: wir sind mitten im Zoo gelandet! Nicht auf der Zuschauerseite, nein, direkt im Gehege drin! Die Tiere, die hier vorkommen, haben vor den Menschen keine Scheu und leben mitten unter ihnen.
San Cristóbal ist die Insel der Seelöwen. Du triffst sie überall an: unter der Parkbank …… auf der Parkbank …… überall auf den Felsen am Ufer. Meistens schlafen sie tagsüber, denn in der Nacht schwimmen sie raus auf das offene Meer und schlagen sich an den grossen Fischschwärmen den Bauch voll
Die Tierwelt auf den Galapagos Inseln ist einzigartig. Das Galapagos Archipel liegt rund 1’000 Kilometer vor der Küste von Ecuador. Es besteht aus 13 grossen Inseln (mit mehr als 10 km2), neun mittleren Inseln (1-10 km2) und weiteren 107 kleineren Inselchen, die um den Äquator verteilt sind. Es wird geschätzt, dass die Entstehung der ersten Insel vor mehr als 5 Millionen Jahren als folge tektonischer Aktivitäten stattfand. Die jüngsten Inseln, Isabela und Fernandina genannt, befinden sich noch im Entstehungsprozess. Der jüngste Vulkanausbruch wurde 2020 registriert. Die tektonische Platte, auf der die Galapagos Inseln liegen, bewegt sich mit 3-9cm pro Jahr in Richtung Südamerikanischer Kontinent. Darunter liegt ein sogenannter «Hot Spot», eine heisse Stelle im Erdinnern, die immer wieder dafür sorgt, dass Lava an die Erdoberfläche gedrückt wird. Das erklärt, dass die ältesten Inseln im Osten liegen, und die jüngsten im Westen.
Alle Lebewesen, die sich auf den Inseln befinden, sind auf die Inseln geschwommen (z.B. Fische, Seelöwen, Pinguine), geflogen (z.B. Vögel, Samen von Pflanzen) oder geschwemmt worden (z.B. Reptilien, Insekten auf Treibgut). Einmal auf den Inseln angekommen haben sich die Lebewesen genau auf das vorherrschende Klima und die vorhandene Nahrung eingestellt. Das erklärt, warum es hier Arten gibt, die es sonst nirgends auf der Welt gibt. Das erkannte auch Charles Darwin, als er am 18. September 1835 anlässlich einer Expedition mit der HMS Beagle auf San Cristóbal landete und die spezielle Flora und Fauna hier antraf. Unter anderem auch diese Entdeckungen mündeten schlussendlich in der berühmten, damals revolutionären Evolutionstheorie von Charles Darwin.
Ecuador Krebs, nur auf Galapagos ist er so farbigGalapagos Lava Eidechse, das am häufigsten gesichtete Reptil auf den Galapagos Inseln. Davon gibt es 7 verschieden Arten. Diese mit weissen Streifen an der Seite gibt es nur auf San CristóbalMeerechse, nur auf den Galapagos Inseln vorkommende Leguan Art, die bis zu 1.30m lang werden kann. Dieses Männchen ist gerade dabei, sich ein neues Kleid anzuziehen. Das alte (braun) weicht dem neuen (schwarz)Die Meerechse ist unter den heute lebenden Echsen die einzige Art, die ihre Nahrung (hauptsächlich Algen) im Meer sucht. Dabei können sie bis zu einer halben Stunde unter Wasser bleiben und bis auf 15 Meter tief abtauchen. Das mit der Nahrung aufgenommen überschüssige Salz scheiden sie durch Chlorid-Zellen in Drüsen an den Nasenlöchern aus. Das wird dann mit einem kräftigen Schnauben entsorgtWanderung zu Bahia Darwin im Nordosten unseres Ankerplatzes. Die Wanderung beginnt in einem sehr interessanten und informativen Interpretations-Zentrum und führt dann auf gut ausgebautem Wanderweg durch die küstennahe TrockenzoneBlick über die Darwin Bay. Hier ist Charles Darwin mit der HMS Beagle im Jahr 1835 gelandet. Im Hintergrund ein Versorgungschiff, dessen Fracht auf offenem Meer umgeladen wird auf einen kleineren Frachter mit weniger TiefgangDie Vegetation auf den Inseln ist vielfältig. An der Küste wachsen besonders salztolerante Arten. Unmittelbar danach folgt eine Trockenzone, eine Halbwüste, weil es in diesem Bereich praktisch nie regnet (Bild). Je weiter man in die Höhe geht, umso feuchter wird das KlimaIn der Trockenzone gibt es zwar keinen Regen, aber besonders in den Sommermonaten viel Feuchtigkeit in der Luft. Die Bäume und Sträucher sind entsprechend überdeckt mit Mies, welches das Wasser aus dem nebelartigen Niederschlag auffangen kannNach der Darwin Bay geht’s noch weiter der Küste entlang zum Playa Baquerizo. Ab hier ist der Wanderweg etwas beschwerlicher, dafür umso spannenderMonument von Charles Darwin an der Darwin BayBlaufuss Tölpel, diese gibt es nicht nur auf Galapagos. Das Wort «Tölpel» stammt übrigens vom Wort «Tollpatsch» ab. Die Tölpel sind zwar ausgezeichnete Flieger, aber ihre Fortbewegung an Land regen schon zum Schmunzeln anDarwin Fink. Auf Galapagos gibt es insgesamt 13 Unterarten dieses Finkes. Für den Unterschied sorgt die Nahrung. Je nach Nahrung ist der Schnabel speziell dafür ausgebildetGalapagos FliegenschnäpperOhrwurm-Möve oder auch Galapagos-Möve genannt. Charakteristisch sind ihre roten Augenränder. Sie ist nur auf den Galapagos heimisch, fliegt aber bis weit runter in den Süden des Südamerikanischen KontinentesGalapagos brauner Pelikan. Auch diese Unterart der Pelikane gibt es nur auf Galapagos. Besonderes Merkmal ist der weisse Kopf und der braungraue Flaum an Hinterkopf und HalsObwohl die Wassertemperaturen zu dieser Jahreszeit recht frisch sind (20°C an der Oberfläche – ok, für Hartgesottene kein Problem, aber wir wurden die letzten 2 Jahre in der Karibik bei 26°C und mehr zu Weicheiern 😊) entscheiden wir uns für einen Tauch- und Schnorchel-Ausflug zum El Leon Dormido (auch Kickers Rock genannt). Diese Felsinsel ragt steil aus dem Meer empor und hier soll es vor allem auch grosse Tiefseefische habenZuerst fesseln uns beim Eintauchen ins Wasser die faszinierende Artenvielfalt der Korallen und ihre FarbenprachtDann wird es plötzlich dunkel um uns, und wir sind mitten in einem Riesenschwarm von Fischen. Sie suchen in der Nähe der Felswand Schutz vor RaubfischenDie Felswand fällt fast senkrecht 50-100 Meter in die Tiefe. An dieser Wand wachsen Korallen und bieten Unterschlupf für viele Lebewesen. Diesen Fisch kenne ich leider nicht – falls du ihn kennst, lass es mich wissen!Eine Schildkröte kommt zu Besuch und beobachtet uns Taucher und Schnorchler von knapp unter der WasseroberflächeEin Seelöwe will mit mir spielenEin mächtiger Stachelrochen (sicher über 1.2m Durchmesser) duckt sich auf die FelsenEin nächstes Highlight der beiden Tauchgänge: ein Skorpion-Fisch, der sich nahezu perfekt der Umgebung anpasstUnd dann plötzlich Hektik in der Tauchgruppe. Das Wasser ist etwas eingetrübt und die Sicht nicht ganz gut. Aus etwa 10 Meter Distanz taucht aus dem trüben Wasser der erste Hai auf. Es ist ein harmloser Galapagos Riff Hai, etwa 3m grossEin paar Meter über uns zieht ein Hammerhai seine KreiseUnd zum Abschluss dieses unvergesslichen Schnorchel- und Tauchausfluges: ein Seepferdchen (ich sehe zum ersten Mal eines in freier Wildbahn)
Nach einem Faulenztag, den wir mit diversen Tätigkeiten auf dem Schiff verbringen juckt es uns wieder in den Beinen und wir wollen die Küste hinter dem Flugplatz von Puerto Baquerizo Moreno erkunden.
Die Wanderwege im Nationalpark sind überall immer gut markiert und beschildert, und gut unterhaltenWir sind hier in einer Gegend der Insel, wo es im Sommer nie regnet und im Winter jeweils fast täglich kurz und heftig. Dieser Kaktus hat sich perfekt an diese Situation angepasst. Ein normaler Kaktus würde bei viel Wasser zu kopflastig und daher umknicken. Diese Kaktusart beginnt das Leben als einzelnes Blatt, das aus dem Boden wächst (Pfeil 1). Dann vermehren sich die Blätter in einer Reihe und verzweigen sich noch nicht (Pfeil 2). In der dritten Phase verdicken sich die unteren Blätter zu einem Stamm (Pfeil 3) und erst darüber verzweigen sich dann die Triebe.Und so sieht der Kaktus in seiner ausgewachsenen Form aus – wie ein Baum – perfekt angepasst an die Rahmenbedingungen, in denen er gedeiht …… und sogar schöne Blüten bringt dieser spezielle Kaktus hervorDas Ende unserer Wanderung, die Barranco Klippe. Hier erkämpft sich das Meer zurück, was ihm vor Millionen von Jahren durch heisse Lava genommen wurdeMeist kocht Pia uns ein feines Nachtessen auf dem Schiff. Ab und zu, vor allem zur Belohnung nach einem körperlich anstrengenden Ausflugstag, gönnen wir uns ein schmackhaftes Essen in einem lokalen Restaurant. Hier ein leckeres «Arroz marisco»Die Galapagos Inseln sind auch bekannt für ihre Riesenschildkröten. Der Mensch hatte sie bis zum Ende des letzten Jahrhunderts fast völlig ausgerottet. Zusätzlich führten Naturkatastrophen (Vulkanausbrüche) dazu, dass ganze Kolonien unter heisser Lava und Asche verschüttet wurden. Hier besuchen wir «La Galapagera», eine sehr naturnahe Aufzuchtstation, wo Riesenschildkröten unter geschützten Bedingungen aufgezogen und im Alter von 6 Jahren wieder in die Natur entlassen werdenDie Schildkröten auf San Cristóbal können bis zu 150 Jahre alt werden. Pro Jahr legen sie zwischen 8-14 Eiern, aus denen in freier Natur etwa 20% Junge schlüpfen. Ausgewachsen wiegen sie im Schnitt um die 90 Kilo, die mächtigeren Männchen können bis zu 250kg schwer werdenDiese riesigen Landschildkröten ernähren sich ausschliesslich vegetarisch. Der auf Galapagos einzigartige «Manzanillo» Baum, der einen für die menschliche Haut irritierenden Saft hat und dessen Früchte für alle bekannten Lebewesen giftig sind, ausser für die Riesenschildkröten, liefert ihnen reichlich Nahrung
Unglaublich, was wir in den paar Tagen auf San Cristóbal alles an Tieren sehen und erleben durften. Du bist hier mitten in einer phantastischen Natur und jeder Tag lässt dich wieder etwas Neues entdecken. Wunderbar, wir sind absolut begeistert! Wir könnten noch lange hier bleiben, aber es gibt noch viel mehr zu sehen auf Galapagos. Mit dem Segelboot dürfen wir diejenigen Inseln anfahren und dort auch ankern, welche bewohnt sind. Als nächstes laufen wir nun die Isla Isabela an. Es ist die grösste Insel auf Galapagos und noch vulkanisch aktiv. Sie liegt rund 85 Seemeilen von San Cristóbal entfernt.
Dieser Kerl will unbedingt mitreisen – mal schauen ob er seetüchtig ist 😊 Zur Sicherheit, dass kein Seelöwe ins Cockpit kommt, haben wir den Heckeingang mit Fendern versperrt.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser
Segelferien auf der Lupina mit Pia und Köbi vom 7. Oktober bis 3. November 2021
Vor genau drei Jahren war ich mit ihnen auf den Kanaren und darf jetzt für 4 Wochen wieder auf die Lupina. Am Flughafen erwartet mich ein strahlendes Paar, obwohl ich sehr verspätet erscheine. Los geht’s mit dem Mietauto von Panama City Richtung Colon auf die Atlantikseite. Etwa 90 Minuten Fahrt, erst Autobahn, dann holprige, dunkle Strassen bis zur Shelter Bay, wo Lupina auf uns wartet. Immer noch schön, fit und schlank die Dame.
Nach einer kurzen Nacht, drückt mir Pia Schwamm und Schlauch in die Hände, der grüne Belag, der die Lupina verunschönt, soll weg. Als richtiges Greenhorn halte ich den Schlauch über das Wasser, als Pia den Hahn aufdreht und schwupps, die Brause versinkt im Meer. Peinlich! Köbi taucht ab ins Hafenwasser und holt ihn rauf. Danke Köbi 🙂Kleiner Ausflug mit Pia zum nahe gelegenen Fort San Lorenzo. Dieser strategische Ort, am Eingang des Rio Chagres, wurde von den Spaniern um 1600 errichtet um die Gegend vor den Piraten zu schützen. Zur Zeit wird es restauriert und gehört zum Welt Kulturerbe.Am Nachmittag grosses Gewitter und starker Regen. Ja, es ist Regenzeit in Panama. Am Abend lädt uns Köbi, mit Nora und Hako von der Anixi, ins Marina Restaurant zu einer feinen Pizza ein. Es wird spät, mit einigen Drinks und Domino Mexican Train. Tolles Spiel.
Die Kanaldurchfahrt kommt näher, darum für die nächsten drei Wochen Grosseinkauf in Colon.
Am Sonntag fast Dauerregen, ideal um etwa vier Liter Bolognese-Sauce für die nächsten Tage vorzubereiten. Auch 18 Sandwiches sollen bereit sein. Da komme ich doch recht ins Schwitzen. Meine Füsse haben sich verdoppelt, infolge Wärme und Feuchtigkeit.Dann kommt der grosse Tag, der 11. Oktober. Kanaldurchfahrt, die Lupina verlässt den Atlantik und schliesst Bekanntschaft mit dem Pazifik. Grosser Stress für mich. Hoffentlich mache ich nichts falsch. Die Passage kennt ihr ja vom informationsreichen Film. Ging alles bestens. War doch froh, als wir klatschnass vom Regenguss aus der letzten Schleuse kamen.Jetzt kann das Inselhüpfen um die Las Perlas Inseln beginnen. Unter Motor geht es zur Insel Taboga. Ankern in einer kleinen, hübschen Bucht.Am nächsten Morgen, schönes Wetter! Aber wo bleibt der Wind? Also mit Motor zur unbewohnten Insel Bona. Sehr schöne, einsame Bucht. Mein erstes Bad im Wasser, 29°Immer noch kein Wind. Richtung Isla San José kommt eine leichte Brise auf und wir segeln langsam aber sicher bis zur Playa Grande. Köbi fängt eine wunderbare Goldmakrele, etwa 90 cm lang. Die Filets wiegen sicher 1.8 kg. Pia bereitet ein Ceviche vor und den Rest braten wir. Himmlisch!!!Ohne Wind geht es weiter zur Isla Pedro Gonzales. Eine bewohnte Insel mit etwa 300 Einwohner, in privatem Besitz. Ein kleines Fischerdorf, viel grüne Vegetation und ein herrlicher, goldener Sandstrand. Nicht weit davon ein moderner Komplex bestehend aus Villen, bis zu 2 Mio. Dollar, und private Wohnungen. Welcher Kontrast! Im Jahre 2008 hat eine reiche Familie aus Panama diese Insel gekauft. Plötzlich durften die Bewohner nicht mehr an den schönen Strand, der Wald wurde teilweise gesperrt. Wir sind auf der anderen Seite der Absperrung und streifen ungehindert durch den WaldDas Anlanden mit dem Dinghi ist anspruchsvoll. Man muss immer Ebbe und Flut berücksichtigen. Wenn man bei Ebbe ankommt, muss man das Dinghi weit hoch schleppenBeim Insel Erkunden finden wir Bananen, Limetten, Kokosnüsse und Papayas. Köbi ist schwer beschäftigt mit Kokosnüssen öffnen. Ein sehr netter «Wächter» freut sich über einen kleinen Schwatz und bereitet uns bei jedem Landgang eine Kokosnuss vor. Der Wächter bewacht den Strand und hält die Leute davon ab, durch den Wald zu gehen. Er zeigt uns den Weg zu einem anderen Strand und sammelt mit Pia einen Sack voll Limetten ein. Er hilft uns auch weitere Früchte zu sammeln. Im Bild die Ausbeute eines LandgangesUnser Ankerplatz vor der Isla Pedro GonzalesNach drei Tagen, einem starken Gewitter, Vollmond und der dazu gehörigen hohen Springflut zieht es uns weiter. Mit leichtem Wind segeln wir zur Isla Viveros.Nach einer etwas unruhigen Nacht und einer Fahrt mit dem Dinghi um die kleinen Inseln kommt Wind auf. Wir profitieren und segeln zur Isla Bayoneta.
Kurz vor der Ankunft eine Fontäne und ein dunkler Körper, der steil aus dem Wasser springt: Buckelwale!! Zu schnell und zu weit weg für unsere Kameras, aber herrlich zu sehen.
Wir ankern in einer schönen Bucht, umgeben von mehreren kleinen Inseln, die bei Flut verschwinden. Mangroven sitzen bei Ebbe auf dem Trockenen und verschwinden bei Flut fast bis zur Krone. Das Landschaftsbild ändert sich dauernd.
Unsere frischen Vorräte gehen langsam zu Ende. Ein leichter Wind und die Entscheidung ist einfach. Wir brechen auf zur Isla Contadora. Eine bewohnte Touristeninsel. Viele Boote ankern vor einem weissen Strand. Kleine Flugzeuge starten und landen. Es ist Samstag, die einheimischen Touristen kommen fürs Wochenende nach Contadora. Wir werden fündig: 3 kleine Shops bieten wenig und teure Ware an.
Am nächsten Tag erstes Schnorcheln, schöne Fische aber leider viele tote Korallen. Dann erkunden wir die Insel. Ein schöner Weg führt uns auf die Südseite der Insel mit weiteren schönen SandsträndenIn einem Strandhotel kann Köbi seinen Bericht hochladen. Pia und ich wandern im kurzen Platzregen zurück und geniessen, wieder mit Sonne, ein langes Bad im kristallklaren Wasser.Die Insel Mogo Mogo überrascht uns mit einem schönen StrandMogo Mogo: am Strand hat es viele rötlich gefärbten Muscheln, die von Wellen aufgewirbelt wie helle Glocken wunderschön klingeln. Da werden sich die Grosskinder freuen.Wieder sehen wir aus der Distanz Buckelwale. Diese halten sich in dieser Jahreszeit entlang der Las Perlas auf, um sich zu paaren und ihre Kälber zu gebären. Diese Fontäne am Ufer ist aber kein Wal, sondern ein wild schnaubendes Blow-Hole
Wir schnorcheln bei recht viel Strömung. Der Wind bläst ausnahmsweise den ganzen Tag. Wir Frauen möchten weiter segeln, der Skipper ist nicht motiviert (wir ziehen im dafür später zur Strafe die Ohren lang). Am Abend wieder Gewitter und starker Regen.
Sonnenuntergangsstimmung auf Mogo MogoEs zieht uns am nächsten Tag wieder Richtung Contadora, mit Zwischenhalt auf der Isla Saboga. Die Insel ist bewohnt von Fischern und Personal, das in Contadora arbeitet. Leider liegt sehr viel Abfall herum und die Bewohner scheinen nicht sehr begeistert über unseren Besuch, so zumindest unser Eindruck.Gegenüber von Contadora liegen zwei Inseln, die wir erkunden wollen. Isla Bartolomé, mit weissem Strand und vorgelagerten Felsen unter Wasser, lädt zum Schnorcheln ein. Diverse Fische erfreuen unser Auge.Pia und Köbi schleppen mich mit zu einem Inselrundumgang, nur bei Ebbe möglich und stellenweise recht happig. Köbi muss der Nonna (also mir) mehrmals weiterhelfen. Galant fängt er mich mit seinen starken Armen auf. Dank sei dir, Köbi. Ein wunderschöner Tag! Beim Wegfahren sind alle Bäume mit hunderten von Pelikanen bewohnt.Wir verlassen definitiv Contadora und besuchen die letzte Insel Pacheca. Nochmals Schnorcheln. Bei leichter Brise umsegeln wir die Isla Pachequilla und ankern auf der anderen Seite von Pacheca. Eine schwarze Gewitterfront kommt auf uns zu, und schon bald Blitz und Donner, sehr starker Regen und Windböen bis 35 Knoten. Die Wellen bauen sich über einen Meter auf. Das gefällt mir! Der Anker hält. Auch gut!
Am nächsten Morgen, beim Frühstücken, plötzlich wieder Wale, zwei oder drei, diesmal viel näher. Dann ganz nah am Schiff, etwa hundert Meter. Vermutlich ein Muttertier mit ihrem Kalb. Fantastisches Erlebnis, das Hühnerhaut und Emotionen auslöst. In der Ferne, Richtung unserem Ziel Panama, sehen wir eine Gewitterfront. Der Wind frischt auf. Voller Freude segeln wir los, mit Grosssegel und Genua. Schon ist die Gewitterfront da. Ein Squall zieht über uns her. Die Lupina legt sich schön auf die Seite und freut sich. Endlich kann sie flitzen, und ich freue mich mit. Mein Wunsch geht in Erfüllung!
Nach sieben Stunden erreichen wir unter Segel Panama City und ankern in der Bucht Las Brisas. Von hier haben wir einen fantastischen Blick auf die Skyline von Panama City
Am nächsten Tag treffen wir Köbi’s Schwester Marianne und ihren Ehemann Martin. Sie kommen nach mir zum ersten Mal auf die Lupina.
Panama City: Wir erkunden den Teil der Altstadt (Casco Viejo), der noch nicht renoviert ist …… Altstadt noch nicht renoviert …… dann den Bereich, der teilweise renoviert ist …… und schliesslich den erneuerten Bereich von Casco ViejoCasco ViejoSpannend ist der Fischmarkt (obwohl ein Einheimischer meint: «ich geh nie dahin, da stinkt es!») …und geniessen Fritto Misto (hmm – feine Meeresfrüchte!) in einem der vielen Restaurants nebenan.Und dann kommt sie, die Anixi, am 2. November durch den Kanal. Wir erwarten sie bei den Schleusen Miraflores. Nach langem Stehen und Warten erscheint sie endlich. Bin immer noch beeindruckt von diesen Schleusen.Letzter Tag, letztes Abendessen mit Pia und Köbi, zusammen mit Nora und Hako von der Anixi
So, des Guten genug, nun endet mein Bericht und mein Aufenthalt auf der Lupina.
Ganz lieben Dank, Pia und Köbi, es war wunderschön. Alle meine Wünsche haben sich schlussendlich erfüllt. Ich wünsche euch eine zügige Überfahrt zu den Galapagos und freue mich schon darauf, mit euch den Südpazifik zu entdecken.
Nachtrag von der Lupina: vielen Dank Nelly für die Berichtverfassung. Es hat wiederum viel Spass gemacht mit dir – Französisch Polynesien wartet 😉 Zuerst besegeln wir aber mit Köbi’s Schwester Marianne und ihrem Mann Martin noch einmal die Las Perlas und machen uns dann auf in Richtung Galapagos Inseln
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Der Panama Kanal, erstellt zwischen 1903 und 1914, ist eines der weltweit bekanntesten Bauwerke. Er erstreckt sich über rund 80km von Colon auf der Atlantikseite quer durch Panama südwärts nach Panama City zum Pazifik. Jährlich wird er von rund 14’500 Schiffen passiert. Die Grösse der Schleusen hat fast ein Jahrhundert lang die maximale Grösse der weltweit gebauten Schiffe bestimmt. Schiffe der sogenannten «Panamax-Size» passen gerade noch zentimetergenau in die Schleusen (320 Meter lang, 33,5 Meter breit).
Der Panama Kanal – die rote Linie – führt vom Atlantik in den Pazifik
Der Kanal hat auf jeder Seite 3 Schleusenstufen, wovon jede rund 8 Meter Höhendifferenz überwindet. Auf der Atlantik Seite heben die Gatun-Schleusen die Schiffe hoch in den Gatun See und auf der Pazifik Seite führen zuerst Pedro Miguel (1 Stufe) und dann Miraflores (2 Stufen) runter in den Pazifik. Jede Stufe besteht aus einem parallel angeordneten Schleusenpaar, so dass die Schiffspassagen im Pendelverkehr möglich sind. Zwischen den Schleusen fahren die Schiffe durch einen riesigen Stausee, den Lake Gatun, der durch das Aufstauen des Rio Chagres durch den Gatun-Damm entstanden ist. Ein 12,7 Kilometer langer, tief ins Gelände eingeschnittener Kanal (Culebra oder Gaillard Cut) führt dann schlussendlich durch das Gebirge zu den Schleusen im Süden. Mit jeder Schiffspassage fliessen über die Schleusen fast 200 Mio. Liter Süsswasser ins Meer. Das ist in der Regenzeit kein Problem, aber in den Trockenperioden braucht es Ausgleichsbecken, in die das Wasser wieder hochgepumpt werden kann.
Ein 10 Jahre dauerndes Erweiterungsprojekt, das 2016 abgeschlossen wurde, ergänzte den Panama Kanal durch zwei 3-stufige Schleusen: Agua Clara (Atlantik, Bild zeigt Schleuse von Norden nach Süden hoch in den Gatun See) und Cocoli (Pazifik). Die neuen Schleusen erlauben die Durchfahrt von supergrossen Schiffen, der sogenannten «neoPanamax-Size» (427 Meter lang, 55 Meter breit). Für eine Schiffs-Passage in dieser Kategorie muss der Reeder fast eine Million US-Dollar hinblättern. Im Gegensatz dazu sind die kleineren Schiffe der Panamax-Size mit rund 200’000 US-Dollar gerade billigFür unser Schiff müssen wir 1’600 US-Dollar Transitgebühr und 240 USD andere Gebühren hinblättern. Dafür erhalten wir eine Schiffsidentifikationsnummer, die uns in Zukunft erlaubt, ohne die «anderen Gebühren» den Kanal zu passieren 😉
Nun der Reihe nach (etwas ausführlicher beschrieben, falls andere Segler davon profitieren wollen): wir haben uns entschieden, die Kanaldurchfahrt ohne die Hilfe eines Agenten zu organisieren. Das bedingt das Studium des genauen Verfahrens, ist aber unter dem Strich relativ einfach. Als Hauptinformationsquelle benutzten wir hauptsächlich die unter Langfahrten-Seglern gut bekannte Informations-Plattform «noonsite.com», sowie die Instruktion der Kanalbehörden (Procedures for Securing a Handline Transit of the Panama Canal). Bevor wir unsere Panamalandreise gestartet haben, wurde von uns per Mail die Kanalbehörde in Cristobal (Colon, OPTT-ARA@pancanal.com) angeschrieben und um eine Kanaldurchfahrt angefragt. Diesem Mail haben wir ein ausgefülltes Formular (Formular Nr. 4405, Information über Schiff und Crew) beigelegt und um einen Termin für die Messung des Schiffes gebeten. Nach zwei Erinnerungsmails erhielten wir ein weiteres Formular zugestellt, wo wir unsere Bankverbindung auf der 2. Seite des Formulars eintragen mussten (für die Rückzahlung einer Sicherheitskaution). Dies erledigten wir umgehend. Nach 3 Telefonanrufen war dann der Termin für die Vermessung festgelegt auf den 30. September 2021.
Der Vermessungsbeamte vermisst mit einem Rollmassband unser Schiff und wir stellen fest: unser 43 Fuss Schiff misst inklusive Überhang vorne (Ankergeschirr) und hinten (Davids mit Dinghi) rund 50 Fuss. Spielt aber keine Rolle: bis 65 Fuss Schiffslänge gilt ein Einheitstarif 😊Wir haben uns oft gefragt, wieso immer noch ein Beamter auf die Schiffe kommt, um diese zu vermessen, wenn doch ein Einheitstarif gilt. Nun wissen wir die Antwort: sämtlicher Papierkram für die Durchfahrt wird anlässlich dieser Messung auf dem Schiff erledigt – hoch effizient! Von Beamten erfahren wir auch, dass man die Bezahlung von Transit, Gebühren und Kaution (total 2’900 USD) heute auch elektronisch erledigen kann. Bisher hatten wir überall gelesen, dass es nur in bar auf einer lokalen Bank möglich ist. Da wir uns schon für eine Barzahlung organisiert haben, bleiben wir dabei und fahren am Nachmittag zur angegebenen BankAls nächstes bereiten wir unsere Lupina für die weitere Reise vor. Wir wollen ihr eine Auffrischung des Antifoulings gönnen. Davon erhoffen wir, dass wir bis zu den Galapagos Inseln, wo sehr strenge Sauberkeitsbedingungen herrschen, ein blitzblankes Unterwasserschiff habenShelter Bay Marina Boat Yard: unser Arbeitsplatz für 6 TageBild vom Propeller. Eine Reinigung von Muscheln und anderem Bewuchs ist dringend nötigAbdampfen, Abkratzen der Muscheln und Anschleifen lassen wir vom Yard erledigen. Das neue Antifouling tragen wir in 2 Schichten mit Hilfe von Hacko (Bild, SY Anixi) selber aufUm besser überprüfen zu können, dass die Farbe überall gut deckt, tragen wir zuerst eine schwarze, dann eine blaue Farbe aufPia kümmert sich unterdessen um die Haltbarkeit unseres Proviants. Um diesen möglichst gut vor Insekten und anderem Getier zu schützen und gleichzeitig platzsparend lagern zu können, kommt alles in VakuumsäckeTrotz arbeitsreichen Tagen reichts am Abend immer für den Pool oder in die Happy-Hour 😊Dann ist es so weit: unsere Lupina hängt bereits wieder in den Schlingen für das Einwassern. Die letzten Stellen am Kiel, auf denen das Schiff bisher abgestützt war, werden noch mit Antifouling behandeltUnd dann schwebt sie wieder dorthin, wohin sie gehört: ins Wasser 😊😊In der Shelter Bay Marina legen wir wieder am gleichen Steg an, wie vor dem Auswassern: direkt hinter der SY Anixi. Kaum angelegt, bringt uns Stanley (WhatsApp: +507-6523-3991, hat uns die Marina empfohlen) 6 Kugelfender und 4 Festmachertrossen für die Kanaldurchfahrt vorbei. Wir haben zwar selber Fender und Trossen, aber der Verschleiss in den Schleusen soll angeblich hoch sein Deshalb haben wir entschieden, für 120 USD die Dienste von Stanley zu nutzen. Er funktioniert absolut zuverlässig und professionell – wir können ihn sehr empfehlenNelly kommt an Bord! Die Freundin von Pia, die uns schon in den Kanaren besuchte und damals das Ausbleiben von Stürmen bedauert hatte, will es nochmals wissen. Sie wird uns bei der Kanaldurchfahrt als Deckhand helfen und dann mit uns die Las Perlas besegeln (hoffentlich auch diesmal ohne Sturm 😊😊)Am 11. Oktober 2021 haben wir unseren Transit Termin. Diesen haben wir nach der Bezahlung unserer Rechnung wie vorgesehen in den Instruktionen per Telefon angefragt und gleich bestätigt bekommen. Wartezeiten gibt es zurzeit für Segelschiffe keine. Über Funk rufen wir am Tag vor dem Termin wie vereinbart die Kanalbehörde auf (Cristobal Signal Station, VHF Kanal 12). Uns wird mitgeteilt, dass wir ab 14 Uhr in der Marina bereit sein sollen. Gegen Mittag verlegen wir zur Tankstelle, um unsere Tanks zu füllen – die letzte Vorbereitung für das neue AbenteuerAlles erledigt und wir haben noch Zeit, uns in der Bar gebührend von der Marina und seinem Chef Juanjo (im Hintergrund) zu verabschiedenDann sind wir bereit: die vorgeschriebenen vier Linehandler Nora und Hacko (SY Anixi), Nelly und Pia (von links) und Skipper KöbiÜber Funk werden wir aufgefordert, spätestens 15:30 Uhr vor der Marina auf Anker zu gehen, und dort auf den «Advisor» zu warten. Der Advisor hat dafür zu sorgen, dass alle Regeln und Vorschriften des Kanals von der Schiffscrew eingehalten werden, und dass die Passage für alle sicher und angenehm erfolgen kann. Unser Advisor wird mit einem Launch-Boot gegen 16 Uhr auf die Lupina gebrachtUnd dann geht es endlich los! Wir sind alle freudig aufgeregt: der Kanal! Ein besonderes Erlebnis! Gegen 17 Uhr fahren wir unter der neuen Brücke «Puente Atlántico» durch zu den Gatun LocksKurz vor 18 Uhr verabschieden wir uns mit einem letzten Blick durch das sich schliessende Schleusentor vom AtlantikWir durchqueren die 3 Gatun Locks zusammen mit dem Frachtschiff «Warnow Dolphin», einem kleineren Militärschiff und einem Fischerboot. Erst kurz bevor wir die Schleusentore passieren wird entschieden, dass wir alleine liegen werden. Wir haben Glück – genau das haben wir uns gewünscht. So reiben wir nicht gegen die Kanalwand oder an anderen Schiffen, sondern hängen lose an unseren eigenen 4 Trossen in der Mitte der Schleuse. Hier gibt der Advisor der Crew vorne, Nelly und Pia, noch wertvolle Tipps, wie sie sich bei der Ausfahrt aus der ersten von 3 Schleusen am besten verhalten sollenDie Crew hinten (Nora und Hacko) scheint die Sache bereits im Griff zu habenVorne das Frachtschiff, auf der Seite an der Wand das Militärschiff und das Fischerboot und die Lupina in sicherer Distanz dahinterDann geht es Schlag auf Schlag durch die weiteren Schleusen. Die Handliner haben kaum Zeit, sich von ihrem anstrengenden Job auszuruhen. Sie müssen die Wurfleinen, die vom Rand der Schleusen zugeworfen werden, ergreifen, an unseren Trossen festbinden, die Trossen dann über Bord rauslassen, so dass sie am Rand der Schleuse über Poller gelegt werden können. Kaum sind sie festgemacht, müssen die Trossen dicht geholt werden, um das Schiff zu stabilisieren. Eine harte Knochenarbeit, aber mit der richtigen Technik gut machbar. Nora macht das super!Kurz vor 19 Uhr öffnet sich für uns das letzte Tor zum Gatun See und wir werden in die Nacht entlassen. Alles ist am ersten Tag der Passage perfekt und ohne Schaden an Material oder Mensch verlaufen. Wir hatten besonders Respekt vor den Wurfleinen mit ihren Affenfäusten. Es gibt Geschichten, dass diese Wurfleinen vorne mit Stahlkugeln beschwert seien, so dass sie gut und weit fliegen. Wir hatten unsere Fenster abgedeckt mit Polstern und die Solarpaneelen demontiert. Es hat sich als unwahr erwiesen. Die Kugeln an der Leine waren zwar schwer, aber gut mit der Leine selber umwickelt (eben, eine richtige Affenfaust, wie es im Buche steht). Zudem waren die Werfer offenbar gut geübt und trafen meist zielgenau das Vordeck unseres SchiffesIn der Dunkelheit ging es dann nach der letzten Schleuse unter kundiger Weisung des Advisors rund 15 Minuten weiter zu dieser Boje, wo wir unser Schiff festmachen konnten. Ankern darf man während der Kanalpassage nicht – der Grund dafür bleib uns verborgenAuch über diese Festmacherbojen hatten wir im Vorfeld viele Schauermärchen gehört und gelesen. Wir wollen daher beim Festmachen unsere Fender quer anbringen. Bevor der Advisor wieder von Bord geht, rät er uns davon ab und empfiehlt, die Fender so wie im Bild gezeigt festzumachen. Zudem eine Spring nach vorne, eine nach achtern und eine in der Mitte. Am nächsten Morgen hängt unsere Lupina immer noch perfekt in den Leinen und die Fender erfüllen ihren JobDie Crew arbeitet perfekt: die Festmacherleinen liegen schon wieder bereitAm nächsten Morgen gegen 8 Uhr früh kommt der Advisor für den 2. Tag an BordZuerst ist nur der Steuermann gefordert, denn die nächsten 30 Seemeilen geht’s unter Motor zuerst über den Gatun See und danach über den teilweise nur einspurig befahrbaren Culebra Cut Kanal in Richtung Südosten (am Bildschirm also von oben links nach unten rechts)Unterwegs überholen wir dieses Autotransportschiff «Dyonysos Leader» der NYK-Line. Es ist riesig, fasst bis zu 7’500 Autos. Um die Kurven muss er langsamer fahren als wir. Die Chance für Lupina, um daran vorbei zu preschen 😉Wenn eines dieser neoPanamax-Size Schiffe durch den Culebra Cut fährt, wird dieser Abschnitt des Kanales für Gegenverkehr gesperrtWir kommen den Schleusen näher. Rund 1 Meile hinter dieser Brücke folgt das Pedro Miguel LockPedro Miguel Lock: auf dem Weg nach unten werden die kleinen Schiffe vor den grossen Pötten positioniert. Das NYK-Schiff, das wir am Morgen überholt haben, wird zusammen mit uns runter geschleust. Wiederum haben wir einen Platz alleine in der Mitte der Schleuse. Während wir uns platzieren, öffnet sich auch die Schleuse am Himmel und die 4 Linehandler werden bei ihrem Job pudelnassEin Blick auf unsere Mobil Telefone zeigt, dass wir weltweit beobachtet werden. Viele Freunde und Bekannte verfolgen unseren Weg via Live-Kamera des Kanales und via Schiff Tracker. Dieses Bild wurde uns gleichzeitig aus Deutschland und aus Panama live per WhatsApp zugeschickt und zeigt, wie uns das NYK Schiff in die Miraflores Schleuse folgt. Vielen Dank der Silvestergruppe und nach Lucero – eure Teilnahme an unserem Abenteuer hat uns sehr gefreut!!Das Grosse Ungetüm kommt uns bedrohlich nahe (Aufnahme Live Cam Miraflores Lock)So zeigt sich die Situation dann von der Lupina aus! Ja, das grosse Schiff konnte rechtzeitig abgebremst werden 😊«Nur nicht umdrehen!», denkt sich da Hacko und hält stoisch seine Position als hinterer LinehandlerZweites Miraflores Lock – kurz nach 14 Uhr öffnet sich für uns die letzte Schleuse: hallo Pazifik, wir kommen!!Puente de Las Americas: die Brücke, die Nord und Südamerika verbindet und die Ausfahrt in den Pazifik signalisiertBeim Balboa Yacht Club, direkt nach der Puente de Las Americas, holt Stanley, der Leinen und Fender Lieferant, seine Utensilien mit einem Taxi Boot ab. Kurz danach verlässt uns auch der Advisor. Wir fahren weiter zum Ankerplatz «La Playita» und verbringen eine letzte gemeinsame Nacht mit der Anixi Crew. Am nächsten Morgen heisst es dann leider Abschied nehmen (seufz). Weil die gleich neben dem Ankerplatz liegende Marina Playita 35 Dollar fordert für ein kurzes Anlegen und Aussteigenlassen von 2 Passagieren, fahren wir die Beiden zum Balboa Yacht Club zurück, wo sie für 3 Dollar mit dem Taxi Boot abgeholt werden. Hoffentlich auf ein baldiges Wiedersehen im Pazifik!!Skyline von Panama City
Die Durchfahrt durch den Panamakanal war wunderschön, ein einmaliges Erlebnis. Zu Dritt (Nelly, Pia und Köbi) segeln wir nun weiter und erkunden in den nächsten Wochen die Las Perlas Inseln. Wie es uns da wohl mit den 4 Metern Gezeiten, den Mücken, Krokodilen und Haien ergeht?
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser
Am 11. Juli 2021 erreichen wir nach einer entspannten Überfahrt das San Blas Archipel. Wir entscheiden uns, von der Hauptstadt Porvenir fern zu bleiben, weil da der Congreso, die «Regierung», sitzt. Der Congreso hatte angekündigt, dass per 1. Juli eine neue Cruising-Gebühr eingeführt werde. Diese ist so exorbitant hoch (für unser Schiff wären es 2’500 USD), dass wir gleich wieder umkehren müssten. Wir laufen als erstes die Insel Chichime an. Wir werden dort und auch später im Verlaufe der Reise nie nach dieser Gebühr gefragt.
San Blas, von den Ureinwohnern in ihrer Sprache Gunayala (oder auch Kuna Yala) genannt, ist ein Archipel an 365 Inseln an der nordöstlichen Atlantikküste von Panama. Hier lebt das Volk der Kunas. Ein Indiovolk, ursprünglich aus Kolumbien, welches hier noch sehr ursprünglich und einfach lebt und versucht, seine über Generationen überlieferte Kultur zu bewahren. So einiges ist bei den Kunas anders und es ist unglaublich spannend, in die Welt dieser Menschen einzutauchen. Einmal mehr merkt man, dass man gar nicht so viel braucht, um glücklich zu sein…
Die Kuna-Indianer leben mit ihren ganz eigenen Regeln, Bräuchen und Traditionen, sprechen ihre eigene Sprache (Kuna) und alle 52 Dorfgemeinschaften sind weitgehend autonom vom Staat Panama. Nach einem Aufstand gegen die Zentralregierung Panamas, einer kleinen Revolution 1925 sowie der Gründung der Republik 1930, erhielt das Gebiet 1953 schlussendlich ein Gesetz, welches ihnen diesen Sonderstatus auch offiziell einräumt. Dies ist in Lateinamerika so einzigartig.
Drei Kuna Frauen besuchen uns an unserem ersten Ankerplatz auf San Blas: Chichime. Das aus einem Baumstamm geschnitzte Holzboot («Dugout») ist das meist verbreitete Transportmittel hierUns werden «Molas», sowie Arm- und Beinschmuck angeboten. Die San Blas Inseln sind glücklicherweise noch nicht von den grossen internationalen Hotelketten verschandelt. Segler wie wir und allenfalls ein paar Puristen, die gerne ihre Ferien in sehr einfachen Hütten und Verschlägen fernab jeglicher Zivilisation verbringen, sind die einzigen Touristen und gerne gesehene Abnehmer der prächtigen Handarbeit der KunasMolas sind Nähkunstwerke, welche sich in wunderschönen, aufwändigen Stickereien zeigen und die man beispielsweise bei den traditionellen Trachten der Frauen immer wieder bestaunen kann. Sie werden als 30 bis 40 Zentimeter große Tücher auf den Vorder- und Rückseiten der Blusen angebracht. Dazu trägt die Kuna-Frau dunkle Wickelröcke mit Blumenmustern, orangefarbene Kopftücher, goldene Nasenringe, viele bunte Armbänder und Wadenstutzen aus Perlen.
Die Motive auf den Molas kommen oft aus der umgebenden Natur. Es können Korallenriffe sein, Palmen oder Blumen, auch Tiere wie Krebse, Fische oder Schildkröten. Inzwischen gibt es auch Alltagsgegenstände wie Teetassen oder Ventilatoren, sogar Parteilogos und Comicfiguren. Die meisten Molas werden in Handarbeit hergestellt, man findet auch maschinell gefertigte, die natürlich viel billiger sind. Abhängig vom Design kann ihre Herstellung zwischen zwei Wochen und sechs Monaten dauern.
Man geht davon aus, dass sich die Muster der Molas aus den früheren Tätowierungen der Kuna entwickelt haben, mit denen sie sich traditionell geschmückt hatten. Kleidung aus Stoff war eigentlich nicht im Programm. Nach der Kolonialisierung durch die Spanier wurde den Kunas das Nacktsein verboten, und so fingen sie an, ihre Muster auf Textilien zu bringen.
Bei den Kuna haben Frauen das Sagen und es herrscht das Matriarchat. Ihre Frauen sind das Oberhaupt der Familie. Sie wählen sich ihren Partner, nach der Hochzeit zieht der Mann zur Familie der Frau und nimmt ihren Namen an.
Es ist also nicht verwunderlich, dass sich die meisten Feste der Kuna um die Frauen drehen. Da gibt es zum Beispiel das „Inna-suit“, das Fest, an dem die Mädchen mit vier bis fünf Jahren ihren Namen erhalten und den ersten Haarschnitt bekommen. Dann gibt es das Fest „Ico-Inna“, das Fest der Nadel, an dem ein junges Mädchen nach ihrer ersten Menstruation einen Goldring durch die Nase bekommt, als ein Zeichen für ihre Reife und Weiblichkeit. Und dann ist da noch die Hochzeit „Inna-Mutiki“, an der das ganze Dorf teilnimmt und die über mehrere Tage gefeiert wird. Erst danach darf eine Frau die komplette Tracht tragen, deren wichtigster Teil die bestickten Molas sind. Sie bestimmen den sozialen Status ihrer Trägerin – je aufwendiger sie sind, desto besser.
Chichime, unser erster Stopp in San Blas: die Palmen trotzen mit ihrem Wurzelwerk der Erosion durch die Wellen des MeeresDas Leben ist sehr einfach, wir haben den Eindruck, dass die Kunas alles haben, was sie brauchen, und glücklich sind. Gelebt wird in Hütten aus Bambus und Palmblätter, geschlafen wird statt in einem Bett oft in der Hängematte und das meiste Mobiliar wird aus Schwemmholz erstelltAlt und Jung leben zusammen mit Hunden, Katzen, Hühnern, Schweinen und Papageien und der Grossteil des Lebens spielt sich unter freiem Himmel abDie Menschen auf den San Blas Inseln leben ein noch sehr traditionelles und auch spirituelles Leben. Den Kuna ist dabei der Erhalt der eigenen Kultur sehr wichtig. Sie richten sich gegen eine Einverleibung in die Gesellschaft Panamas und beanspruchen erfolgreich ein eigenes Territorium. Trotzdem geht die Zivilisation nicht völlig an ihnen vorbei. Auf einigen Inseln finden wir Stromgeneratoren …… und sogar selber gebastelte Strassenlampen (wobei es eigentlich nur Fusspfade gibt) kommen vorEin typisches Holzkanu der Kunas. Es ist aus einem massiven Baumstamm geschnitzt. Die Stange dient in flachem Gewässer als Stachel (damit wird das Kanu vorwärts gestossen) oder auf dem Meer als Segelmast. Immer dabei auch das typische Holzpaddel. Würde das Kanu dauernd im Wasser liegen, würde sich das Holz vollsaugen und der Auftrieb verlorengehen. Egal ob mit trockenem oder vollgesaugtem Holz: sich mit einem solchen Kanu im welligen Wasser fort zu bewegen ohne umzukippen ist eine KunstDie Inspektion unseres Rigges wird mit einer tollen Aussicht belohntUnser Ankerplatz auf den östlichen Holandes Inseln, vom Mast-Top (20m über Meer) aufgenommen. Der dunkle Bereich vor der Insel sind Korallen und Grasboden, ideal zum SchnorchelnUnser Dinghi kommt viel und oft zum Einsatz. Einmal kurz die naheliegenden Inseln umrunden, einen kleinen Landgang machen oder einfach irgendwo ans vorgelagerte Riff zum Schnorcheln fahrenBei der Inselgruppe Coco Bandero West finden wir eine kleine Insel, rund 20 Meter im Durchmesser und mit 4 Palmen bewachsen, ganz für uns alleine. Am offenen Feuer werden von einem Einheimischen gekaufte Fische grilliert. Köbi ist der Feuer-Chef …… während Pia und Nora (SY Anixi) kaum warten können, bis die Köstlichkeiten auf ihren Tellern liegenCoco Bandero West: unsere Lupina vor Anker im AbendlichtNeuer Tag, neue Insel (Coco Bandero Ost) und bereits wieder voller neuem Tatendrang. Pia ist kaum zu bremsen 😊Nora umrundet die Inseln von Coco Bandero Ost in ihrem KajakEin Besuch auf der Insel Tiadup (Coco Bandero Ost). Die Küche der einzigen Familie, die auf dieser Insel wohnt, steht im Freien. Im Hintergrund ein paar abgebrochene Palmen. Bei einem Sturm vor ein paar Jahren wurden auf vielen Inseln Palmen geknickt oder komplett entwurzelt und ins Meer gespült. Die Insel Tiadup wurde besonders hart getroffen. Heute stehen nur noch gerade eine Handvoll Palmen auf der Insel, und die Hälfte der Sandinsel wurde weggeschwemmt.Unsere beiden Schiffe vor Anker in Coco Bandero Ost, gesehen von Tiadup aus. Ob sich da Pia wohl gerade eine Insel aussucht? 😉
Wer sich im San Blas Archipel ein schönes Plätzchen mit einem Bungalow sichern möchte, hat (zum Glück) Pech gehabt. In Kuna Yala, dem Land der Kunas, darf durch Fremde kein Land gekauft oder gepachtet werden, der Verkauf an eine Nicht-Kuna Person ist untersagt. Zudem sind die 365 Inseln des Archipels allesamt im Besitz der Frauen. Land ist und bleibt somit Familien- und Frauenbesitz.
Jetzt kommt vielleicht die Frage auf, was passiert, wenn eine Familie kein Mädchen bekommt, sondern nur Jungs. An wen wird der Besitz der Mutter vererbt? Und nun wird es interessant: werden nur Jungs geboren, wird der jüngste Knabe wie ein Mädchen behandelt und erzogen. Spaziert man durch ein Kuna Dorf, kann man diese Männer manchmal gut erkennen. Die Kleidung ist femininer und teilweise sind Augen und Wangen leicht geschminkt. Diese Männer werden geehrt und sind höchst respektiert.
Kaum eine Kultur konnte ihre ursprünglichen Traditionen noch so wahren wie die Kunas. Und so erstaunt es nicht, dass eine Heirat mit Nicht-Kunas in Kuna Yala bis vor kurzem strengstens untersagt war.
In Coco Bandero Ost haben wir diesen Typen angetroffen. Köbi verfolgt den verrückten Australier (Crazy Aussi) schon länger auf YouTube (unter «Sailing into Freedom») und hat ihn gleich wieder erkannt. Alles, was er macht und unternimmt (da ist auch viel Gefährliches, Verbotenes und anderes Zeugs dabei, was uns nie in den Sinn käme) hält er auf Video fest. Wir wollen heute wieder auf einer Insel grillieren, und er bietet spontan an, uns am Aussenriff einen schönen Fisch zu fangen. 2 Stunden später ist er zurück und filetiert diesen schönen Red Snapper direkt auf seinem GummibootRed Snapper – sieht doch lecker aus! 😊😊Strandidylle auf Dupwala (Coco Bandero Ost). Nebst dem crazy Aussie (Peter, SY Freedom), gesellt sich noch die Crew eines Katamarans (SY Zing) zu uns und es wird bis lang in die Nacht rege diskutiertZurück auf der Anixi wurde die Nacht dann noch länger 😉 Wer sich wundert, warum da Nora und Hacko einen Schirm brauchen – die Antwort ist einfach: es regnet mal wieder (normal in der Regenzeit) und das Dach der Anixi war so dicht wie ein Sieb. Zur Ehrenrettung von Hacko: nachdem wir ihn lange genug gehänselt haben wegen seines Daches ist es nun nach ein paar Wochen nahezu komplett abgedichtet 😊Trotz kurzer Nacht sind die Crews der Anixi und der Lupina am nächsten Tag wieder voller TatendrangNach einem kurzen Abstecher zum Dorf Rio Diablo, wo uns allerdings der Zugang verwehrt bleibt (Covid lässt grüssen!), segeln wir weiter zu den Green Islands und erkunden mit dem Dinghi die Inseln um den Ankerplatz. Hier sind wir auf OgopsibudupEinige Tage später geht’s weiter zu den Naguargandup Cays (ja, versuch das mal auszusprechen 😊). Hier reiht sich eine wunderschöne Palmeninsel an die andere. Im Bild: GorgidupdummatInsel Gorgidupdummat: eine leere Hütte die aber zeitweise vermutlich von Fischern bewohnt wirdKöbi träumt von «seiner» Insel. Es gibt in Mittelamerika nur noch wenige unentdeckte Paradiese – hier haben wir definitiv eines gefundenSehr typisch in der Regenzeit: immer wieder türmen sich kurzfristig hohe Wolken auf, gefolgt von einem kurzen, heftigen Regenschauer, und danach zeigt sich die Sonne wiederAbendstimmung am Anker vor Gunboat IslandBesuch der Carti Islands. Hier leben etwa 400 Kunas in einem grösseren Dorf, das wir betreten dürfen. Zu beachten sind die Toiletten, welche mit einem Steg ins Meer hinaus gebaut werden. Als Sichtschutz gibt es einen rudimentären Blickschutz aus Holz oder Bambus und das Geschäft verschwindet im Meer. Wieso kompliziert, wenn es auch ganz einfach geht! Und wer kann schon von sich behaupten, eine Freilufttoilette mit einer so tollen Kulisse zu haben? 😊Die Herzlichkeit und Fröhlichkeit der Menschen berühren uns sehr. Auch wenn wir keine gemeinsame Sprache sprechen (die Kunas haben ihre eigene Sprache, nur wenige sprechen Spanisch), verstehen wir uns doch immer irgendwieAuch auf der Insel Sugdup leben die Familien in einfachsten Verhältnissen auf engem Raum. Fliessend Wasser gibt es keines. Dieses muss mit Kanistern in Kanus an Flussquellen des Festlandes geholt werden. Das ist oft eine ganze TagesreiseDie Kultur wird gepflegt: leuchtend rotes Kopftuch, Bluse mit aufgesetzter Mola, Wickelrock mit Blumenmotiven, goldener Nasenring, bunte Armbänder und Wadenstutzen aus PerlenDie Hütten bestehen aus einem einzigen Raum. Als Schlafstätte dient die Hängematte. Mit Material, das immer wieder an der Küste der Insel angeschwemmt wird, werden zusätzliche Möbel gefertigtObwohl sich die Kunas bemühen, ihre Kultur aufrecht zu erhalten, kann dem Druck der modernen Zivilisation nicht immer standgehalten werden. Mobiltelefone findet man heute fast überall, sogar die Kleinen spielen (wie bei uns ja auch) schon damitEs hat viele Kinder auf der Insel. Uns wurde erzählt, dass viele Familien, die auf dem Festland leben, eines ihrer Kinder auf eine der Inseln schicken. Dort soll es die Geheimnisse der Kuna Kultur erlernen und verinnerlichen. Meist übernehmen Medizinmänner oder andere angesehene Dorfeinwohner dann Ausbildung und Erziehung dieser KinderBei so viel Schmuck ist es für unsere Frauen schwer, zu widerstehen 😉 …… und es geht nicht lange, kann auch Pia eine bunte Bluse mit traditioneller Mola ihr eigen nennen. Als Kopftuch muss es aber vorerst noch ein alter Abwaschlappen tun 😊😊
Die Bräuche der Kunas sind für uns teilweise erstaunlich, teilweise unvorstellbar aber allesamt sehr faszinierend. Es ist ein für uns einzigartiges Erlebnis, für eine kurze Zeit in diese Kultur eintauchen zu dürfen. Wir wünschen den Menschen, die hier in und mit der Natur leben, viel Ausdauer und Mut, sich den Versuchungen der modernen Welt zu widersetzen.
Wir müssen nach knapp 4 Wochen leider schweren Herzens wieder Abschied nehmen von Gunayala und segeln zurück nach Colon in die Shelter Bay Marina. Die Crew der Anixi entscheidet sich, die rund 70 Seemeilen in einem Nachtschlag zu absolvieren, wir, die Lupina Crew, entscheiden uns für zwei Tagesetappen: zuerst bis zur Linton Bay, und dann in die Shelter Bay. Dort treffen wir nach einem schönen Segel Tag und einer zweiten Etappe unter Motor am 2. August ein.
Morgen Montag, 9. August, fliegen wir nun für knapp 5 Wochen in die Schweiz. Die Lupina hat einen guten Liegeplatz und ist in den letzten Tagen für die lange Standzeit von uns vorbereitet worden. Alles, was nicht an Deck gebraucht wird, haben wir zum Schutz gegen das aggressive Sonnenlicht zugedeckt oder unter Deck verstaut.
Wir melden uns nach unserer Rückkehr nach Panama wieder. Zuerst wollen wir dann Panama auf dem Landweg bereisen. Danach wird die Lupina aus dem Wasser geholt und sie kriegt einen neuen Anstrich des Unterwasserschiffes – tja, und dann geht es endlich durch den Panamakanal in den Pazifik.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser! P.S.: am kommenden Mittwoch schalten wir unser nächstes Video, diesmal über Gunayala, frei
Die etwas mehr als 200 Seemeilen von Bocas del Toro im Nordwesten von Panama zu den San Blas Inseln im Nordosten sind segeltechnisch anspruchsvoll. Die Fahrt führt ostwärts und daher meist gegen die vorherrschende Windrichtung. Man könnte in Ufernähe segeln und die Landwinde nützen, aber Fischernetze und Untiefen sprechen dagegen. Zudem kreuzt man auf dieser Strecke die von grossen Hochseeschiffen stark befahrene nördliche Einfahrtszone zum Panamakanal. Einzig die Strömung, die in diesem Teil des Landes herrscht, ist zu unserem Vorteil und fliesst mit rund einem Knoten Geschwindigkeit in unsere Richtung. Wir planen, die Strecke in kleinere Abschnitte zu unterteilen, die wir bei Tageslicht bewältigen können. Einzig die Etappe von rund 100 Seemeilen zum Rio Chagres absolvieren wir mit einer Nachtfahrt. Soweit unser Plan.
Bevor es aber losgehen kann, muss der Bauch unserer Lupina etwas gepflegt werden. In den letzten Wochen hat sich wieder viel Bewuchs angesetzt. Dieser bremst die Fahrt durchs Wasser und muss daher abgekratzt werden. Köbi macht sich hier für die mühselige Arbeit bereit: Kopfhaube (damit die kleinen Lebewesen im Bewuchs sich nicht in den Haaren und Ohren festsetzen können), Handschuhe (die Muscheln sind messerscharf) und Bleigewicht um den Bauch (damit er leichter unter das Schiff kommt)
Mit dem Dinghi wird der letzte Proviant an Bord gebrachtUnd als letzte Aktion werden im Restaurant, wo wir Internet haben, noch schnell der letzte Film hochgeladen und unsere Computer aktualisiertAm 1. Juli 2021 geht es los, zusammen mit unserem «Buddy Boat» (auf Deutsch: Kollegenschiff), der AnixiDie Anixi mit Nora und Hacko unter vollem TuchDas erste Tagesziel, die Insel Cayo Zapatilla, ist nach 3 Stunden bereits erreicht. Genügend Zeit um übers Segeln zu fachsimpeln und den Sundowner zu geniessenAm nächsten Morgen sieht der Himmel über uns ganz spannend aus. Der einsetzende Wind von Norden drückt die Wolken auf das Festland, wo sie ihre Feuchtigkeit unter heftigem Blitzen und Donnern entladen. Bei uns bleibt es trocken, und wir können einen lockeren Schlag rüber in die Bluefield Lagune am Festland absolvierenAm nächsten Tag geht es rund 6 Stunden weiter zur Insel Veraguas. Diese soll noch von Indianern bewohnt sein. Unterwegs kreuzen wir auch ein paar Indianer mit ihren Holzbooten, die sich allerdings zum Festland hin wehen lassenEscudo de Veraguas: Die westliche Hälfte der Insel wird durch ein flaches Ufer (Sand) geprägt, während die östliche Seite mehrheitlich aus steilen Sandstein- und Korallenfelsen bestehtEscudo de Veraguas: War bisher das Wasser in Bocas del Toro und am Festland eher durch Sedimente getrübt, finden wir hier glasklares Wasser vorEscudo de Veraguas: Die Korallen und das felsige Ufer animieren zum Schnorcheln. Köbi geniesst es stundenlang im Wasser und schwimmt fast zwei Kilometer dem Ufer entlang, unser Dinghi im SchlepptauSonnenuntergang vor Escudo de VeraguasEscudo de Veraguas: die Insel gefällt uns, und wir machen am nächsten Tag einen Landausflug. Wir finden viele angeschwemmte Kokosnüsse, die bereits ausgeschlagen und neue Triebe gebildet habenIm Sand eingebuddelt wird die Kokosnuss rasch ein gutes Wurzelwerk bilden und zu einer grossen, stattlichen Palme heranwachsen. So unsere Vorstellung. Ob Wind und Wellen dies zulassen, wäre in ein paar Jahren zu prüfen 😉Viele Kokosnüsse sind noch frisch, und wir öffnen einige für uns. Wir lieben das Nussfleisch der KokosnussEscudo de Veraguas: an der Westküste machen wir uns auf sie Suche nach einem Indianerdorf …… und stossen auf ein leider verlassenes IndianerdorfDie Stelzenhäuser sind noch in einem guten Zustand. Das Dach scheint regelmässig unterhalten und repariert zu werden. Wir vermuten, dass die Häuser von Fischern als temporäre Unterkunft benutzt werdenDer einzige Bewohner, den wir finden können: eine Jesus-Christus-Echse (Helmbasilisk)Letzter Sonnenuntergang vor Escudo de Veraguas
Die nächste Etappe bewältigen wir in einer Nachtfahrt. Wir verlassen Escudo de Veraguas um die Mittagszeit und erreichen den Rio Chagres kurz nach Sonnenaufgang am nächsten Tag. In der Nacht ziehen starke Regenzellen über uns hinweg zum Festland. Wir sind nicht sicher, ob wir unser Vorhaben, mit den Schiffen flussaufwärts bis zum Staudamm am Gatun See zu fahren, durchführen können. Falls der starke Regen zu Hochwasser mit viel Schwemmgut geführt hat, dann wäre es zu gefährlich. Zu unserem Erstaunen treffen wir einen ruhig dahinfliessenden Fluss an, der gemächlich sein Wasser Richtung Meer trägt. Einzig an seiner Mündung jagen uns bei der Umrundung der heimtückischen Sandbänke einige Turbulenzen den Adrenalinpegel etwas hoch. Kaum haben wir jedoch diese Stelle passiert, befinden wir uns in einer spektakulären Umgebung mitten im Urwald.
Der Rio Chagres empfängt uns mit klarem, glattem Wasser und führt uns mitten in den Urwald hinein. Es ist noch früh am Morgen, und der Geräuschpegel der Tierwelt ist absolut faszinierend. Auch speziell für uns: zum ersten Mal sind wir mit unserem Schiff im Süsswasser Grüner Zauber im Rio ChagresDer Rio Chagres entspringt in der Cordillera de San Blas in einer Höhe von rund 600 Metern, fliesst dann zunächst südwestwärts bis zum Gatunsee, und verlässt diesen dann nordwärts ins Karibische Meer. Beim Bau des Panamakanales musste das Niveau des Gatunsees geregelt werden. Zu diesem Zweck wurde der Unterlauf des Rio Chagres in den Jahren 1907 bis 1913 durch den Gatun-Damm zu dem 26 Meter über Meer liegenden See aufgestaut. Bis zum Staudamm ist der Rio Chagres breit und meist über 10 Meter tief. Seine Strömung beträgt kaum einen Knoten (1.8 km/h) und der Fluss ist daher problemlos mit einem Segelschiff zu befahren. Das Bild zeigt unseren Ankerplatz, Lupina unten, Anixi oben (Foto: Anixi)Wir verbringen eine herrlich ruhige Nacht in dieser Urwaldidylle. Tiefenentspannt, unbeschwert und noch nicht ahnend, was der Tag bringt, geniessen wir mitten im Fluss unser Frühstück …Als wir weiterfahren und zu diesem Zweck den Anker heben wollen, kriegen wir die Kette nicht hoch. Bereits nach einer kurzen Strecke, der Anker ist da noch weit weg von uns, knorzt und stockt die Ankerwinsch. Mit der Lupina fahren wir langsam rückwärts und ziehen vorsichtig an der Kette. Diese scheint sich nach kurzer Zeit zu lösen, ist aber immer noch sehr schwer. Bald sehen wir den Grund! Der Wind hat uns in der Nacht ein paar Pirouetten vollführen lassen. Dabei hat sich die Kette um einen am Flussboden liegenden Baumstamm gewickelt. Das Ding ist stark am vermodern und stinkt fürchterlich! Mit Seilen können wir die Kette entlasten und vom Baumstamm lösen. Glück gehabt! Hier (wo auch Krokodile zu Hause sind!!) hätte Köbi nicht 14 Meter tief tauchen wollen, um die Kette zu lösen. Auch eine extra Leine am Anker (eine sogenannte Trip-Leine) hätte da wenig geholfen
Vom Rio Chagres geht die Fahrt weiter Richtung Osten, quer durch die Einfahrtsgewässer zum Panamakanal. Es herrscht ein reger Verkehr und wir beobachten die Bewegungen auf unserem AIS Monitor. Wir haben volle Segel und machen gute Fahrt. Aber gerade verlässt die «Hannover Express», eines der grössten Containerschiffe, die Schleuse und nimmt Fahrt auf. Mit etwas mehr als einer halben Meile Abstand segeln wir vor dem herannahenden Riesen durch. Die Anixi hinter uns muss anluven und eine Wende fahren (beim Auto würde man das eine Vollbremsung nennen). Ihr reicht es nicht mehr, und sie muss abwarten, bis das fast 400 Meter lange Containerschiff vorbei ist. Wir rauschen mit der Lupina weiter und stellen kurz darauf fest, dass ein weiteres Containerschiff von einer ähnlichen Grösse den Kanalraum verlässt. Diesmal genau auf uns zu. Rund 500 Meter, bevor wir in das Fahrwasser des Schiffes kommen, müssen auch wir eine Wende fahren. Gewaltig, wenn so ein Monster auf einem zu hält. Wir staunen und sind fasziniert – und vergessen darob, das Ganze zu fotografieren 😊😊
Nach einer Übernachtung im Schutz der Insel «Naranjo Abajo» fahren wir weiter zur bei Seglern bekannten Linton Bay. Diese grosse Bucht ist in alle Richtungen gut geschützt und bietet guten Ankergrund. Was wir da antreffen, ist ein regelrechtes Trauerspiel: viele verlassene Schiffe gammeln an der Ankerkette traurig vor sich hin. Wir sehen mehrere gesunkene Schiffe, die zum Teil ans Ufer gespült wurden oder einfach mitten im Ankerfeld gesunken sind. So soll kein Schiffsleben zu Ende gehen!Panama ist berüchtigt für heftige Gewitter. Bisher sind wir verschont geblieben. In der Linton Bay zieht das erste heftige Gewitter über uns hinweg. Dabei sind nicht die sturzbachartigen Regenschauer das Problem, sondern die Blitze, die im Bruchteil einer Sekunde die ganze Elektronik eines Schiffes zerstören könnten. Wir legen unsere mobilen Elektrogeräte in den Backofen, der wie ein faradayscher Käfig wirken soll, und hoffen, dass wir verschont bleiben. Wir haben Glück! 😊Wer sein Dinghi bei solchen Verhältnissen nicht regelmässig vom Regenwasser entleert, der riskiert, dass er irgendeinmal ein U-Boot hat und danach tauchen mussDie der Bucht vorgelagerte Isla Linton wird von Affen (hier im Bild ein Brüllaffe) bewohnt. Sie sollen zutraulich und friedlich sein, solange man ihnen etwas zu futtern gibt. Ist das Futter aber fertig, bevor die Affen satt sind, oder macht man Anstalten, wieder zu gehen, können sie angeblich recht aggressiv werden. Wir haben es nicht ausprobiert und sind mit unserem Dinghi in sicherem Abstand gebliebenStart zur letzten Etappe von der Linton Bay zur ersten Insel in San Blas: Chichime. Anixi (links) und Lupina in voller FahrtAngekommen in Chichime, San Blas. Ein typisches Bild im Gebiet von San Blas: flache, meist von Palmen bewachsene Sandinseln, die gegen die Dünung des offenen Meeres durch vorgelagerte Riffe geschützt sind
Seit dem 1. Juli ist es für Segler wieder offiziell erlaubt (Covid), San Blas anzulaufen. Allerdings haben die lokalen Behörden auf dieses Datum hin auch ein Gesetz in Kraft gesetzt, das für Segler wie uns einen Besuch dieses Archipelagos unattraktiv macht. Gemäss diesem Gesetz soll eine Gebühr von 5 Dollar pro Quadratfuss Fläche erhoben werden. Unser Schiff hat rund 500 Quadratfuss, was eine Gebühr von 2500 Dollar ergeben würde. Bisher haben wir keinen Segler getroffen, der diese Gebühr bezahlen musste und es kursieren die wildesten Gerüchte, ob es sich hier um Fake News oder wahre Information handelt. Wir haben entschieden, sofort wieder abzureisen, falls diese Gebühr für uns wirklich erhoben würde. Seit dem 11. Juli sind wir nun hier im Gebiet der Kuna Indianer, und erkunden eine Insel nach der andern. Können wir das weiterhin tun – oder müssen wir unseren Plan ändern? Bald wissen wir mehr!
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Lupina und Anixi, unser «Buddy Boat», vor einer Insel in San Blas
Nach unserer Rückkehr von Costa Rica auf die Lupina schauen wir jeden Tag gespannt auf die Wetterlage. Unser Kurs von Shelter Bay (Colon, Panama) nach Bocas del Toro, unser nächstes Ziel im Nordwesten von Panama, verlangt nach Winden aus allen Richtungen ausser von Nordwesten. Aber es ist, wie es halt oft so ist: entweder hat es keinen Wind, oder dann genau aus der Richtung, in die wir wollen. Wir warten ab und vertreiben die Zeit mit Arbeiten am und um das Schiff.
Als erstes schlagen wir die vom Segelmacher sehr fachmännisch reparierte Fock wieder an. Gutes Training für die Oberarme 😊Auch das Grosssegel wird wieder montiert. Hier hatten wir nach 3 Jahren Betrieb leichte Verschleissstellen, die wir rechtzeitig erkannt haben und nun einfach reparieren konnten. Köbi setzt hier die Segellatten ein. Diese versteifen den hinteren Rand des Segels, so dass es im Wind weniger flattertDamit die Segellatten nicht herausfallen können, wird die Montage-Öffnung mit einem Klettband (Velcro) verschlossen (dazu braucht es einen robusten glatten Stab, mit dem das Band in die Tasche geschoben wirdAls letzte grössere Arbeit wartet die Montage des Dinghi Überzuges, den wir von Thailand bestellt hatten. Damit der Überzug auf dem glatten Gummischlauch des Bootes rutschfest hält, wird er mit einem Klettverschluss fixiert. Als erster Arbeitsschritt muss die Position des Klettbandes angezeichnet werdenDanach wird ein Abdeckband ausserhalb des angezeichneten Bereiches geklebt (Bild). Als nächste Arbeitsschritte folgen das Aufrauen des Gummis und das Reinigen mit Verdünner oder ReinigungsalkoholNun wird der Spezialkleber für Hypalon (das Material unseres Schlauchbootes) auf den Hypalon Streifen, der hinten auf das Klettband genäht ist, aufgetragenAls letzter Schritt wird das Klettband auf das Dinghi aufgeklebt – fertig! Nun kommt der schönste Teil der Arbeit: das Montieren des Schutzes. Er passt wie eine zweite Haut – perfekte Arbeit vom Hersteller des Überzuges und von den Klebern 😉Nach getaner Arbeit wird gefeiert. Vorne rechts die beiden sympathischen Schweizer Andrea und Martin (Segelschiff Charon), deren Reise wir schon länger im Internet verfolgt haben, und die wir nun hier in der Shelter Bay zum ersten Mal persönlich treffen
Als nach fast einer Woche sich immer noch kein günstiger Wind anmeldet, beschliessen wir etwas widerwillig, die rund 145 Seemeilen unter Motor in Angriff zu nehmen. Wir hätten noch länger warten können, aber wir wissen, dass Freunde, die wir treffen wollen, bereits nach Bocas del Toro unterwegs sind und Anfangs Juni dort eintreffen werden. Wir möchten zeitnah mit ihnen dort sein. Ausgerechnet am Tag, an dem wir losfahren wollen, zieht eine riesige Regenfront über uns hinweg und es schüttet aus vollen Kübeln. Das wäre an und für sich kein Problem, die Lupina schwimmt auch bei Wasser von oben. Das Problem ist, dass wir vor der Abfahrt noch unsere Diesel Tanks füllen wollen aber die Tankstelle bei Regen geschlossen bleibt, damit kein Regenwasser in den Diesel kommt. Erst um die Mittagszeit lässt der Regen etwas nach, und wir kriegen unseren Treibstoff. Die Verzögerung wirft uns in unserer Törn-Planung um gut 5 Stunden zurück und es könnte knapp werden mit der Ankunft bei Tageslicht. Wir wissen, wir haben auf der Strecke rund 1 Knoten Gegenströmung und etwa 8-10 Knoten Wind auf die Nase. Entsprechend machen wir zeitweise weniger als 4 Knoten Fahrt (unter Motor, wohlverstanden). Wir rechnen schon damit, dass wir eine zweite Nacht auf See verbringen müssen. Auf der zweiten Hälfte der Reisestrecke dreht jedoch der Wind etwas mehr nordwärts, und wir können die Genua zu Hilfe nehmen. Nun erreichen wir mit Motor und Segel zwischen 6-7 Knoten Geschwindigkeit und wir holen wieder auf, was wir in den ersten 12 Stunden verloren haben. Eine Stunde vor Sonnenuntergang fällt der Anker vor Bocas Town in gut haltendem Sand
Noch vor Einbruch der ersten Nacht werden wir beim Ankertrunk kurz aufgeschreckt. Wir liegen direkt vor der Landebahn des lokalen Flughafens, und die Flieger rauschen mit nur ein paar Meter Reserve zu unsern Mastspitzen über unsere Köpfe hinweg. Wir merken dann rasch, dass der Flugverkehr sehr minim ist und die Lärmbelastung ertragbar ist. Alles gut!
Die Provinz Bocas del Toro (zu Deutsch: Münder des Stieres) liegt etwa 50 Kilometer von der Grenze zu Costa Rica und entwickelt sich rasch und stetig zu einem touristischen Hot-Spot von Panama. Der Archipel wird von 2 grossen Buchten, acht grossen Inseln, 51 bewohnten kleineren Inseln und über 200 unbewohnten Eilanden geformt. Dank einem in grossen Teilen geschlossenen vorgelagerten Riff ist das Wasser meist sehr ruhig, auch wenn es auf dem offenen Meer tobt und stürmt. Entdeckt wurde die Region, wie kann es anders sein, durch Christoph Columbus. Obwohl er gemäss Überlieferungen von der Region begeistert gewesen sein soll, dauerte es bis ins 19. Jahrhundert, bis eine grosse Welle von Einwanderern das Land bevölkerte, hauptsächlich ehemalige Sklaven aus der USA und den nahegelegenen Inseln St. Andres und Providencia. Die heutige Bevölkerung ist eine bunte Mischung aus farbigen Kreolen, Chinesen (!) und den verschiedenen Indianerstämmen. Die lokale Sprache ist «guariguari», eine Mischung aus Afro-Antillischem Englisch, Spanisch, einigen Indianischen Wörtern, abgerundet mit etwas französischem Einfluss. In entlegenen Gegenden leben auch heute noch Indianerstämme.
In Bocas del Toro werden wir von Nora und Hacko (SY Anixi, ein 35 Fuss grosses Aluminium Boot der Marke Ovni) erwartet. Sie haben wir erstmals in Bonaire getroffen, und dann in Barahona (DomRep) mit ihnen zusammen die Weihnachtstage verbracht. Wir freuen uns riesig darauf, mit der Anixi das Insellabyrinth der Provinz Bocas del Toro zu besegeln und zu erkundenEs herrscht Regenzeit in diesem Teil der Erde. Kein Grund für Trübsal! 😊Ausser den landenden Flugzeugen und dem Wasser vom Himmel finden wir in Bocas alles, was das Herz begehrt! Wunderschöne, offene Kneipen …… und eine voll funktionierende Infrastruktur. Sogar dieses Feuerwehrauto aus der Zeit des ersten Weltkrieges (Baujahr 1916, extra ausgerüstet mit einer Salzwasser tauglichen Pumpe!) funktioniert nochUns fällt auf: alle Häuser sind auf Pfähle gebaut. Der Untergrund ist meistens flach und sumpfig, und so zieht man es vor, die Häuser in die Luft zu bauen. Und wer etwas vom Land auf das Wasser hinaus baut, hat mehr kühlenden Wind und weniger Insekten im HausSehr oft findet man Liebe zu den Details …… dann aber auch wieder achtlose Nachlässigkeit (wer bei diesem Bild denkt, das Haus sei nicht mehr bewohnt, der liegt falsch: doch, es ist bewohnt!)Ein Handwerk, das hier noch gelebt wird: der Bau von einfachen Holzschiffen / KanusDas Holz Kanu – immer noch ein weit verbreitetes Transportmittel der lokalen BevölkerungSie lieben bunte und schrille FarbenSpeisekarten sind in Spanisch geschrieben. Das verstehen wir mittlerweile recht gut. Aber wenn dann lokale Menüs mit den hier gebräuchlichen Ausdrücken auf der Karte stehen, dauert es schon etwas länger, bis wir kapieren, was es zu futtern gibtDie Leute sind unheimlich zufrieden, fröhlich und nettHier beschenkt uns ein Angestellter der «Floating Bar» (bekannter Treffpunkt der Segler) mit feinen BananenFloating Bar: Macho Gehabe? Gewichtiges Argument der Damen? Oder einfach eine schräge Situation? 😊😊Lupina vor Bocas Town in halber Fahrt. Wir verlagern für ein paar Tage in die zahlreichen Buchten an der Westküste der Insel ColonDas Wasser um die Inseln ist meist flach und durchspickt mit Untiefen wie Sandbänken und Korallenköpfen. Bei gutem Licht ist das Navigieren einigermassen einfach. Sobald aber, wie jetzt in dieser Jahreszeit, der Himmel bewölkt und grau ist, sieht man diese Untiefen nicht. Wir verwenden zwar elektronische Karten mit GPS, merken aber bald, dass die nicht immer sehr genau sind. Das Bild zeigt eine der zahlreichen Durchfahrten. Die weissen Flächen sind mehr als 10 Meter tief, blau ist weniger, ab da wird es kritischWir sind froh, haben wir die Anixi! Sie hat schwenkbare Ruder und Kiel und kann ihren Tiefgang auf 90 Zentimeter verringern. An den kritischen Stellen fährt sie uns vor. Nur einmal fahren wir auf eine Sandbank auf, weil diese sehr schnell aus der Tiefe auf weniger als 2 Meter Wassertiefe ansteigt und unser Kiel eine gut 20 Zentimeter tiefe Furche gräbt, bis das Schiff zum Stillstand kommt. Kurzer Adrenalinschub bei der Crew, aber volle Kraft retour, und wir kriegen wieder die berühmte Handbreit Wasser unter den KielWir folgen mit der Lupina dem Fahrwasser der Anixi (Foto: Anixi)Unser Kiel ist 2 Meter tief. Damit wir beim Ankern immer sicheren Abstand zum Grund haben, wollen wir mindestens 3 Meter Wassertiefe. Angekommen am neuen Ankerplatz fahren wir jeweils in langsamer Fahrt einen grossen Kreis und tasten die Wassertiefe ab. Wir versuchen dabei, der 3 Meter Wassertiefenlinie zu folgen. In den Mangroven kann man dabei oft sehr nahe ans UferSo sieht dann ein Ankerplatz aus der Luft aus. Oben die Lupina, unten die Anixi (Foto: Anixi)Wir erkunden die Umgebung unserer Ankerplätze mit SUP, Kanu, oder wie hier mit dem DinghiUm die Antriebsschraube nicht an Wurzeln oder umgefallenen Bäumen zu beschädigen, ziehen wir in Kanälen, die in die Mangrovenwälder führen, den Motor hoch und nehmen die Ruder zu HilfeEs ist richtig abenteuerlich und wild. Hat es Krokodile oder Riesenschlangen (z.B. Boa Constrictor) im trüben Wasser? Hängt irgendwo auf Kopfhöhe eine Giftschlange herunter? Finden wir den Ausgang wieder? -> es ist alles gut gegangen, wir sind wieder heil raus gekommen 😊Neuer Ankerplatz, ähnliches Bild: viele Mangroven, in etwas höherem Gelände dann Urwald mit grossen Bäumen und riesigen Baumkronen. Lupina unten rechts, Anixi in der Bildmitte (Foto: Anixi)Nach ein paar Tagen in der Wildnis fahren wir zurück nach Bocas Town, um unseren Proviant an frischen Nahrungsmitteln wieder aufzustocken. Natürlich geniessen wir auch ab und zu die Happy Hour in einer der zahlreichen Bars an der WasserfrontAbendstimmung in Bocas TownTypisches Pfahlbau Haus. Zur Wasserversorgung dient Regenwasser, das aus den Dachrinnen gesammelt wird. Die WC Spülung ist biologisch (= direkt ins Wasser). Zur Stromversorgung dient meist ein kleiner Generator, Solarpaneelen sind leider noch sehr rar. Wohlhabendere Leute leisten sich eine Kabelverbindung zum LandRuhepause auf unserer Wanderung rund um die Insel Carenero, die direkt gegenüber von Bocas Town liegtGästehaus mit Meerblick. In der jetzigen Jahreszeit (Regenzeit) gerade spärlich belegt, aber in der Hochsaison (Wintermonate) sehr gut besuchtDie Crews der Anixi (Nora und Hacko) und der Lupina beim verdienten Bier nach der mehrstündigen Wanderung um die Insel CareneroWir sind begeistert von der Geschicklichkeit, wie die einheimische Bevölkerung mit ihren Holzkanus umgehen kann. Das Freibord des Bootes ragt nur ein paar Zentimeter über die Wasserlinie. Die kleinste ungeschickte Bewegung, und Wasser schwappt ins KanuFischende DorfjugendAuch die Ladies der Anixi und der Lupina versuchen sich im Kanufahren – alles geht gut! 😉Im Osten der Insel Bastimentos machen wir eine Wanderung quer über die Insel zum Wizard Beach. Auf der Karte ist der Weg gut eingezeichnet, in der Natur sieht es dann aber anders aus. Der Regen hat den Boden weitgehend aufgeweicht, und statt eines flachen, einfachen Wanderweges erwarten uns glitschige Auf- und Abstiege. Unsere Flip-Flops und Sandalen sind definitiv überfordert und fehl am Platz ☹ Barfuss gehen ist angesagtAber wir schaffen es heil an den Wizard Beach. Weil der Rückweg über einen alternativen Pfad mittlerweile zugewachsen ist, müssen wir auf dem gleichen Weg zurück. Macht nichts: wir schaffen es auch ein zweites Mal 😊Wir geniessen die Zeit mit der Anixi ausgiebig. Eine sehr willkommene Abwechslung zu der sonst eher isolierten Lebensweise auf unserer bisherigen Reise. Wir wechseln uns jeweils ab: einmal verbringen wir den Abend gemeinsam auf der Lupina, dann wieder auf der Anixi (Bild)Die Cayos Zapatilla bestehen aus zwei Inseln: Zapatilla No.1 und Zapatilla No.2. Beide stehen unter Naturschutz. Bis zu Beginn der Pandemie durfte man noch beide Inseln anlanden. Seit letztem Jahr hat der Nationalpark die Gelegenheit benutzt und Zapatilla No.1 zum Schutz der Natur (hauptsächlich seltene Schildkröten) komplett gesperrt. Ankern darf man nur noch vor Zapatilla No.2, wo es eine Ranger Station gibt, und wo man sich beim Besuch der Insel einschreiben mussSpätnachmittag auf der Insel Cayo Zapatilla No.2, im Osten von Bocas del Toro Cayo Zapatilla No.2: ein sehr gut unterhaltener Wanderpfad führt quer über die Insel. Obwohl ein paar Meter über dem Meeresspiegel gelegen, ist zu unserer Überraschung das Innere der Insel vorwiegend Sumpfgebiet… es gibt schönes Wetter 😊Lupina vor Anker auf Cayo Zapatilla No.2 (Foto: Anixi)Wo man auch hinschaut: immer wieder hat es vereinzelte Pfahlbauhütten…Auf der Anixi lernen wir «Brändi-Dog» spielen, und wir bringen Nora und Hacko bei, wie wir in der Schweiz jassen. Natürlich darf bei einem richtigen Schieber ein währschaftes Kaffi Schnapps (Löhrpflaume aus dem Fricktal) nicht fehlen 😉Es wird dann halt manchmal auch etwas spät und es kann vorkommen, dass es erst in den frühen Morgenstunden nach Hause geht – aber den Alkohol Test haben wir noch immer bestanden 😊😊
Nun sind wir wieder zurück in Bocas Town und machen uns bereit für die San Blas Inseln. Wir müssen Gemüse, Früchte und Obst bunkern und genügend Treibstoff fürs Dinghi, damit wir autonom bleiben. Offiziell sind die San Blas Inseln wegen Covid geschlossen, und deshalb wollen wir gemeinsam mit der Anixi zumindest in den ersten Wochen die unbewohnten Inseln besegeln. Die rund 200 Seemeilen bis zu den San Blas Inseln sind nicht ganz einfach, da die Winde in dieser Gegend sehr unstabil sind. Mal schauen, wie wir das hinkriegen.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!