Zurück auf der Nordinsel von Neuseeland

Willkommen auf der Nordinsel von Neuseeland. Am 8. März setzen wir von Picton auf der Südinsel mit der Fähre nach Wellington über. Diesmal ist die Fähre nicht ausgebucht, man merkt deutlich, dass die Hauptreisezeit sich zu Ende neigt. Auch eine Unterkunft in Wellington zu finden bereitet keine Probleme. Wir machen es uns eh einfach und buchen gleich wieder die selbe Airbnb Unterkunft wie bei der Reise in den Süden.

Die Karte zeigt die in diesem Bericht gefahrene Strecke (gelbe Linie) auf der Nordinsel: von Wellington wählen wir eine Route der Westküste entlang nordwärts über Whanganui, wo wir einen Abstecher ins lange Tal des Whanganui Flusses machen, dann weiter zum Mount Taranaki und New Plymouth. Von da fahren wir die alte Ost-West-Verbindungsstrasse, den berühmten «Forgotten World Highway» (die Strasse durch die vergessene Welt) ins Landesinnere und drehen dann nordwärts ab über Hamilton bis Auckland. Von da geht’s weiter der Pazifikküste entlang bis Mangawhai Heads, dann quer übers Land an die Westküste und dieser entlang nordwärts bis Ahipara am 90 Mile Beach. Dort queren wir abermals an die Pazifikküste und bleiben einige Tage an der Henderson Bay.
Haben wir euch schon geschildert, wie begeistert wir von den unzähligen Museen sind, die es in Neuseeland fast in jeder Ortschaft gibt? Zum Beispiel dieses hier: Das «Southward Car Museum», 60 Kilometer nördlich von Wellington. Über 400 Fahrzeuge stehen hier. Vom ersten nach Neuseeland importierten Fahrzeug (ein 1895 Benz), über Marlene Dietrich’s Cadillac oder den aus dem Film «Back to the Future» bekannten DeLorean sind alles perfekt restaurierte historische Autos in der Ausstellung. Das in Privatbesitz stehende Museum wurde 1978 eröffnet von Sir Len Southward, einem begnadeten Erfinder und Tüftler. Ihm gelang es, aus seinen Ideen Geld zu machen und dieses für Hobbies, die alles einschlossen, was schnell ist, wieder auszugeben. Mit einem alten Ford T, den er 1952 für rund 100 Dollar kaufen konnte, begann seine Sammelfreude. Heute stellt das Museum nicht nur seltene Fahrzeuge aus, sondern betreibt selber auch eine international bekannte Werkstatt für Restaurationen.
Weitere 60 Kilometer nördlich stossen wir in Foxton auf diese originale holländische Windmühle. Hier leben viele Nachkommen holländischer Auswanderer. Im Jahre 2003 wurde die Mühle nach Originalplänen aus dem 17. Jahrhundert hier neu aufgebaut zu Ehren der Vorfahren, die mit ihrer harten Arbeit die Grundlage für eine neue Zukunft geschaffen haben. Die Windmühle ist voll funktionstüchtig und regelmässig wird damit Korn gemahlen.
In Whanganui machen wir einen Abstecher ins Landesinnere und fahren das Tal des gleichnamigen Flusses aufwärts. Wir treffen eine Landschaft an wie im Schweizer Jura.
Überall sieht man in Neuseeland diese Tafeln, auch im Whanganui River Tal. Mit ihnen wird, je nach Situation, auf die herrschende Brandgefahr hingewiesen.
Das Whanganui River Tal ist anfänglich recht offen, wird weiter hinten immer enger und steiler. Nach rund 80 Kilometern hört die Strasse auf. Per Boot lässt sich der Fluss weitere fast 80 Kilometer befahren bis zu einer Verbindungsstrasse, die zum zentralen Hochland nach Turangi und Taupo führt. Früher war der Fluss ein wichtiger Transportweg von Ost nach West.
Nach dem Abstecher ins Whanganui Tal fahren wir weiter zur westlichen «Nase» der Nordinsel, nach New Plymouth und dem Vulkan Mount Taranaki. Der von den Maori seit jeher Taranaki genannte Berg wurde von dem britischen Seefahrer und Entdecker Kapitän Cook nach dem 2. Earl of Egmont in Mount Egmont umbenannt. Obwohl der Berg später wieder seinen alten Namen erhielt, wird er heute oft auch Mount Egmont genannt. Von Einheimischen und Reisebüchern wissen wir, dass das Wetter in dieser Gegend äusserst instabil und der Taranaki sehr oft in Wolken gehüllt ist. Uns präsentiert er sich bei der Anfahrt in einer speziellen Weise.
Am nächsten Tag ist das Wetter fast wolkenlos. Wir wollen den 2’518 Meter hohen Vulkan, der letztmals 1854 aktiv war, erklimmen.
Auf halber Strecke haben meine Wanderschuhe genug und die Sohlen verabschieden sich.
Wir beschliessen, bei der Tahurangi Lodge umzukehren. Trotz fehlender Sohle gelingt der Abstieg problemlos.
Der Mount Taranaki aus Distanz gesehen vom Lake Mangamahoe. Dieser Aussichtspunkt ist auch mit Flip-Flops leicht erreichbar.
New Plymouth: die vier Kopflosen und die Eine mit Kopf
In der Innenstadt von New Plymouth, der grössten Stadt an der Westküste Neuseelands, blieb viel vom ursprünglichen Strassenbild im viktorianischen Baustil erhalten.
Etwas vom Ersten, was früher bei Landentdeckungen gemacht wurde, war das Kartographieren und Vermessen des Landes. So wurde auch dieses Gebiet 1841 durch einen Geometer der «Plymouth Company» vermessen und in der Folge als brauchbar eingestuft. Der logische Namen der neuen Stadt: «New Plymouth»
Etwas mehr als 70 Kilometer von New Plymouth nördlich der Küste entlang erreichen wir die «Three Sisters» (Drei Schwestern). Die spektakuläre Küste ist geprägt durch eine tolle zerklüftete Landschaft mit starker Brandung, schwarzen Stränden, hohen Klippen und schroffen Felsen. Die Felsformation Three Sisters erinnert an die Figuren auf der Osterinsel.
Über den «Forgotten World Highway” (Strasse durch die vergessene Welt) fahren wir von New Plymouth ins Landesinnere. Die berühmte Strecke von Stratford nach Taumarunui durch einsames Hinterland bietet viel Fahrspass über 150 Kilometer Farmland, Wald, Busch, kurvenreiche Pässe und malerische Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben ist.
Nicht nur in Oberhof AG (Schweiz) ist eine Kanone auf die Regierung gerichtet – auch hier in Whangamomona (Neuseeland) treffen wir so ein Ungetüm an!

Eine Reform der Bezirkseinteilung im Jahre 1989 führte zur seltsamsten Revolution Neuseelands. Ohne Rücksprache mit der Bevölkerung wurde das Gebiet von Whangamomona (kurz Whanga) dem Bezirk Manawatu-Whanganui zugeordnet. Die Siedler waren darüber zu Recht erzürnt, und sie wollten nicht, dass ihnen die Bürokraten in der Regierung sagten, was sie tun sollten. Trotz heftiger Einwände sollten diese Einheimischen nun offenbar ihren Bezirk wechseln müssen. Die Anzeichen eines Aufstands schossen wie Pilze aus dem Boden, und es gab viele Mittel und Wege, sich dagegen aufzulehnen.

Drei führende Whanga-Bürger beklagten eines Nachmittags im trüben Licht der Bar im Whanga Hotel die Notlage – ein Bauer, ein Garagenbesitzer und der Wirt. Mitfühlend hörte Stratfords Bürgermeister zu. Fast leichtfertig schlug dieser dann vor, dass sie sich auflehnen könnten, indem sie sich von Neuseeland lossagten und ihre eigene Whangamomona-Republik gründeten. Bei ein paar weiteren Bieren entwickelte sich das Konzept und heimlich wurden Pläne für die formelle Abspaltung und Geburt des neuen Staates ausgeheckt. Die Nachricht vom bevorstehenden Aufstand erregte die Aufmerksamkeit nationaler und internationaler Medien und veranlasste Fernsehteams, das Dorf zu besuchen.

Am 1. November 1989 riefen die von der Regierung übergangenen Bürger eine unabhängige Republik aus und wählten einen einheimischen Bauern zum Präsidenten. Zu seinen Stellvertretern zählten ein Pudel und Billy, der Ziegenbock. Billy wurde allerdings später angeklagt, weil er die paar wenigen gegnerischen Stimmzettel aufgefressen hatte.

Der Ort der berühmten Revolution und Ausrufung der Republik: das Whangamomona Hotel.
Natürlich finden sich in diesem Hotel unzählige Erinnerungsstücke (wie dieser Zeitungsbericht von damals) an dieses geschichtsträchtige Ereignis, das bis zum heutigen Tag immer am 1. November gefeiert wird.
Die Weiterfahrt auf dem «Forgotten World Highway» führt uns wiederum durch hügliges, fruchtbares Weideland, dass uns manchmal an unsere Heimat erinnert.
Einmal ist der «Forgotten World Highway» wegen Bauarbeiten für mehrere Stunden gesperrt. Die Dame der Verkehrsaufsicht schlägt uns vor, die Zeit bis zur Weiterfahrt doch zu einem kleinen Ausflug zu einem Wasserfall zu nutzen. Machen wir natürlich und finden ein paar Kilometer abseits der Strasse diesen wunderschönen, eleganten Wasserfall.
Auf der Weiterfahrt nach Auckland machen wir häufig kleinere Abstecher in die Natur. Die Wanderwege in Neuseeland sind einfach super: gut ausgebaut und perfekt markiert – und immer wieder mit spannenden Highlights.
Per Zufall erfahren wir, dass in Auckland gerade eine Bootsshow stattfindet. Wir nutzen die Gelegenheit und fahren dorthin. Dabei erhalten wir als Segler die Gelegenheit, die berühmte «Steinlager 2» zu besichtigen. Mit diesem Schiff gewann Sir Peter Blake, einer der begnadetsten und erfolgreichsten Segler Neuseelands, 1989 alle Etappen des Withbread Round the World Race (heute Volvo Ocean Race) in Rekordzeit. Wir sind froh, sind wir mit unserer Lupina zwar etwas langsamer, dafür um einiges komfortabler unterwegs.
An unserem nächsten Etappenziel, in Mangawhai Heads, rund 100km nördlich von Auckland, treffen wir Käthi und Thomas Spielmann. Der Zufall will es, dass mein ehemaliger Primarschullehrer und spätere Fussballkollege mit seiner Frau auch gerade Neuseeland bereist.
In Manghawai bewandern wir den fantastisch schönen «Cliff Top Walkway». Die Aussicht über Küstenlandschaft und Pazifik ist atemberaubend.
Am Ende des rund 5 Kilometer langen «Cliff Top Walkway» erwartet uns ein eindrücklicher Felsbogen. Bei Ebbe kann man unter diesem Bogen durch und entlang der Küste zurück wandern.
Heute wechseln wir von Manghawai an der Ostküste wieder zur Westküste der Nordinsel. Unterwegs besuchen wir das äusserst interessante und gut aufgebaute Kauri Museum in Matakohe. Hier erfahren wir, dass der Kauri Baum, einer der grössten Baumarten der Welt, wegen seines sehr hochwertigen Holzes und seines Harzes fast bis zur Ausrottung abgeholzt wurde. Die ältesten bekannten Kauri Bäume sind über 2’000 Jahre alt. Der im Bild dargestellte Baum zählt mit ein paar Hundert Jahren zu der mittleren Generation und ist eher klein in seinem Stamm Durchmesser.
Das Kauri Museum zeigt sehr eindrücklich, wie aufwändig und mit harter Arbeit verbunden das Holzfällen und Verarbeiten des Holzes früher war.
Weiter nördlich auf unserer Weiterfahrt besuchen wir einen Kauri Wald. Im Bild sehen wir den «Lord of the Forest», den Baum mit dem grössten Holzvolumen, der aktuell bekannt ist. Er ist rund 2’000 Jahre alt. Der Stamm bis zu den ersten Ästen misst 17.8 Meter und sein Durchmesser beträgt 4.91 Meter. Das ergibt ein Holzvolumen von sagenhaften 255 Kubikmetern. Das entspricht etwa einem 3.6 Zentimeter dicken Holzbrett, das ein ganzes Fussballfeld abdecken würde.
Blick über die Einfahrt zur Bay von Hokianga, ein 32 Kilometer langer Meeresarm (rechts im Bild), ein Naturhafen, an der nördlichen Westküste der Nordinsel von Neuseeland. Hier sollen sich die ersten Polynesischen Stämme, die nach heutiger Erkenntnis aus Französisch-Polynesien kamen, niedergelassen haben.
Unsere kleine Residenz für 3 Tage in Ahipara: ein voll ausgestatteter Wohncontainer mit grossem Umschwung mitten in der Natur. Auf unserer Reise durch Neuseeland buchen wir unsere Unterkünfte jeweils kurzfristig und spontan. Wir werden nie enttäuscht!
Ahipara, ein kleiner Ort (zirka 1’200 Einwohner) am Südende des 90 Mile Beach. Über die felsige Küste können wir bei Ebbe die verschiedenen Mahnmale der Maori aus neuerer Zeit erwandern …
… und nehmen uns auch Zeit für etwas Erholung.
Ein kleines Beispiel neuseeländischer Gastfreundschaft: vor ein paar Tagen wurden wir unterwegs in einem Restaurant von David und Ann Squire spontan angesprochen und nach unserer Herkunft und Reiseplänen gefragt. Wir erzählen ihnen, dass wir planen, unter anderem auch in Ahipara Rast zu machen. Es stellt sich heraus, dass die Beiden dort wohnen und spontan laden sie uns zu sich nach Hause zum Sundowner ein. Schöne Erlebnisse!
90 Mile Beach. Der Strand ist hier so flach, dass bei sinkendem Meeresspiegel das Wasser noch lange auf dem Sand liegen bleibt. Es ergeben sich herrliche Spiegelbilder.
Der Name «90 Mile Beach» ist übrigens irreführend, denn in Wahrheit ist er nur 55 Meilen lang. Den Namen hat er erhalten, weil früher entlang des Strandes Vieherden verschoben wurden – in 9 Tagen von einem Ende zum anderen. Da in der Erfahrung der Bauern eine Herde im Tag rund 10 Meilen zurücklegt, folgerten sie, dass der Strand rund 90 Meilen lang sein muss.
Wir queren die im Norden immer schmaler werdende Landzunge der Nordinsel erneut und begeben uns wieder auf die Ostseite (Pazifik Seite, Tokerau Beach). Die eh schon sehr geringe Besiedelung wird noch spärlicher und die Natur ursprünglicher. Zu unserem Erstaunen ist auch hier das Campieren, wie auch sonst überall in Neuseeland, klar geregelt – zum Schutz der Natur.
Karikari Beach auf der gleichnamigen Halbinsel – fast menschenleer.
In Neuseeland gibt es viele sehr gute Weingebiete. Natürlich lassen wir uns das nicht entgehen und besuchen ab und zu ein Weingut, wie hier den Karikari Estate Vineyard.
Über die Kauri Bäume habe ich bereits weiter oben geschrieben. Im Gumdigger Park westlich der Karikari Halbinsel erfahren wir mehr dazu. So zum Beispiel, dass in diesem grösseren Sumpfgebiet mindestens 4 Kauri Wälder zu unterschiedlichen Epochen komplett zerstört wurden und heute in versteinerter Form oder als konserviertes Holz im Sumpf begraben liegen. Der Baum im Bild hat vor rund 120’000 Jahren gelebt. Was die Wälder in den verschiedenen Zeitepochen jeweils zerstört hat, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Am wahrscheinlichsten sind Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüche, Tsunamis, Meteoriten oder rasche Klimawandel.
Gumdigger Park. In diesem Sumpf kam es auch zu grossen «Kauri Gum» Funden. Kauri Gum entsteht an einer Verletzung des Kauri Stammes. Der ausfliessende Saft trocknet und wird hart. Je älter, umso wertvoller. Kauri Gum wurde im grossen Stil nach Europa und in die ganze Welt exportiert als wichtiger Bestandteil für hochwertige Lacke, Farben und Linoleum-Bodenbeläge. Kauri Gum diente zudem als Feueranzünder, Schiffsleim und vieles mehr. Heute werden aus dem durchsichtigen, honigfarbigen Kauri Gum hauptsächlich Schmuckstücke geschnitzt oder geschliffen. Die Gum Digger (Gum Gräber) arbeiteten unter extrem harten Bedingungen und lebten in primitivsten Behausungen (Bild)
Wir sind am nördlichsten Punkt unserer Reise angelangt: Te Karaka Bay (Spirits Bay). Nur mit dem Schiff kann man noch weiter nördlich in Neuseeland.
Die Nordspitze von Neuseeland ist in der Maori Kultur ein spirituell wichtiger Ort. Von hier aus machen sich die Verstorbenen mit ihren Wakas (Kanus) auf zu ihrer letzten langen Reise.
Der «Neuseeländische Austernfischer» ist in seiner Verbreitung ausschließlich auf neuseeländische Küstenregionen begrenzt ist. Diese Beiden beobachten uns Fremdlinge interessiert und folgen uns auf dem Strandspaziergang.
Das berühmte und wunderschöne Cape Reinga. Die letzten 50 Kilometer der Anfahrt nach Norden schlängelt sich die sehr gut ausgebaute Strasse grösstenteils entlang der Bergkreten und eröffnet sagenhafte Aussichten. In der Mythologie der Maori besitzt «Te Rerenga Wairua» (die Maori Bezeichnung des Kaps) eine besondere Bedeutung. Es wird erzählt, dass sich über das Kap und die davor liegende Untiefe die Seelen der Verstorbenen auf die Suche nach dem Gipfel der Insel Manawatawhi (Three Kings Islands) begeben und sich von dort aus, nach einem letzten Blick zurück in Richtung Aotearoa (Neuseeland), aufmachen auf ihren letzten Weg nach Hawaiki, dem Ort ihrer Ahnen.

Vom Cape Reinga machen auch wir uns auf zu einer längeren Reise. Nur führt diese uns nicht mehr weiter nach Norden, sondern wieder nach Süden, zurück in Richtung Auckland. Wir schreiben heute den 24. März 2024. Es bleiben uns noch rund 2 Wochen, um für die rund 38 Kilo schwere Rettungsinsel im Kofferraum unseres Mietautos ein Schiff zu finden, das uns das Teil nach Fiji bringt. In Auckland haben wir noch weiteres Material für unsere Lupina bestellt, und hoffen, dass es rechtzeitig abholbereit ist. Ob das alles klappt? Es bleibt spannend – folge den Lupinchen wieder zurück nach Auckland!

Leuchtturm vom Cape Reinga, seit 1941 in Betrieb.

On the Road in Neuseeland

Kia ora!! – oder „hallo“ auf neuseeländisch. Hiermit ist unsere Schreibpause beendet, und wir nehmen dich mit auf eine Landreise durch Neuseeland, die bis Anfang April dauern wird. Viel Vergnügen beim Mitreisen.

Am 13.01.2024 sind unsere Ferien in der Schweiz vorbei. Eine intensive, spannende und mit vielen Besuchen gut gefüllte Zeit geht zu Ende. Wir stehen mit vollgepackten Koffern zur Abreise bereit. In einem der grossen Koffer befinden sind nur Ersatzteile für die Lupina. Im anderen Koffer haben wir warme Kleider und Outdoor Ausrüstungen verstaut, die wir in den nächsten 3 Monaten noch brauchen werden. Auch neue Medikamente für unsere Bordapotheke sind dabei, da einige der alten mittlerweile vom Datum abgelaufen sind.

Wir wurden oft gefragt, wie wir uns fühlen, wenn wir nun wieder abreisen und unsere Familien und Freunde zurücklassen müssen. Nun, natürlich fällt uns der Abschied jeweils nicht einfach. Wir wissen, dass es mehrere Monate, ja vielleicht sogar mehr als ein Jahr dauern kann, bis wir sie wieder sehen werden. Eine lange Zeit! Besonders unsere Grosskinder fehlen uns sehr. Sie werden sich in dieser Zeit rasch weiter entwickeln – eine sehr interessante Zeit, die wir verpassen werden. Aber wir sind beides Menschen, die nach vorne schauen, uns freuen an dem, was auf uns zukommt. Wir verweilen keine Zeit, dem nachzutrauern, was wir vielleicht verpassen. So freuen wir uns jetzt schon auf ein Wiedersehen mit der Heimat und den Menschen dort. Nun aber sind wir gespannt auf Neuseeland und dann weitere Abenteuer mit der Lupina, die zur Zeit sicher in Fiji die Zyklon Zeit verbringt.

Der Flug über San Franzisco nach Auckland dauert insgesamt 25 Stunden (reine Flugzeit). Alles läuft reibungslos. Das Einreisen mit den vielen aussergewöhnlichen Gegenständen im Gepäck entlockt den Zollbeamten bloss ein mildes, verständnisvolles Lächeln. Schon stehen wir auf neuseeländischem Boden. Als erstes nehmen wir das Auto, unser Begleiter für die nächsten 3 Monate, in Empfang.

Wir haben uns fürs Mieten eines Kombis entschieden. Im Notfall könnten wir darin schlafen (im Januar/Februar herrscht Hochsaison in Neuseeland, es könnte knapp werden mit der Unterkunft). Die Alternative wäre ein Camper gewesen. Diese sind aber in der Hochsaison extrem teuer (CHF 150 oder mehr pro Tag) und zum Reisen nicht so flexibel wie ein Personenwagen. Würden wir Neuseeland länger als 3 Monate bereisen, hätten wir ein Auto gekauft. Das Einlösen für Ausländer ist hier kein Problem. Auch für das Wiederverkaufen gibt es viele brauchbare Online-Plattformen, die recht gut funktionieren.

Auckland empfängt uns mit viel Wolken und sporadischen Regenschauern. Wir entscheiden uns für eine kurze Erkundung mit dem Auto, bis wir am Nachmittag im Hotel einchecken und uns mal richtig ausschlafen können.
Auckland am nächsten Tag, die Sonne ist wieder da und wir fit und munter.
Das Stadtgebiet von Auckland weist viele Hügel auf, die alle vulkanischen Ursprung haben. Das satte Grün der Wiesen weist auf reichlich Regen hin. Tatsächlich ist das Wetter in Auckland sehr wechselhaft und ändert sich schnell, je nachdem aus welcher Richtung der Wind weht.
Von diesen Vulkanhügeln bietet sich jeweils eine tolle Sicht auf die Stadt mit ihrem Aushängeschild, dem 328 Meter hohen Sky Tower.
Nach einer kurzen Erholungspause in Auckland zieht es uns nordwärts. Wir fahren abseits der Überlandstrasse quer durch die Küstenlandschaft nach Whangarei, ein für die ersten Siedler, die ab dem 18. Jahrhundert eintrafen, sehr geschützter Hafenort am Kopf einer tiefen, verwinkelten Bucht an der Ostküste von Neuseeland. Hier buchen wir in unser erstes Airbnb ein. Tolle Lage mit herrlichem Blick über die Bay von unserer Terrasse aus.
Dina, unsere Gastgeberin im Airbnb, gibt uns verschiedene Hinweise, wie wir unseren Aufenthalt bei ihr mit interessanten Ausflügen verbringen können. Ihr erster Tipp veranlasst uns zu einer Wanderung an einen Wasserfall. Aber was ist den das? Am Anfang des Hike-Trails (Wanderweg) steht dieses sonderliche Gebilde! Schnell wird uns klar, was es damit auf sich hat: Wanderer sollen sich an dieser Stelle die Schuhe waschen. Die Wanderung führt durch ein Gebiet mit den ganz seltenen und sehr empfindlichen Kauri Bäumen. Ihre Wurzel sind sehr anfällig auf bestimmte Pilze (Verursacher der Kauri Dieback Krankheit – der Baum stirbt dabei langsam ab) und andere Organismen sowie Druck von oben.
Um die empfindlichen Wurzeln des Kauri Baumes zu schützen ist der Wanderweg als «Boardwalk» über dem Waldboden schwebend angelegt.
Der Kauri Baum ist ein Laubbaum, der mehrere Hundert Jahre alt werden kann. Sein Stamm ähnelt dem eines Nadelbaumes, sehr hoch und gerade. Der Stamm kann riesige Durchmesser erreichen. Früher diente dieser Baum als wertvolles Bauholz. Er wurde fast bis zur Ausrottung abgeholzt. Wegen seines sehr wertvollen und wichtigen Beitrages zum Ökosystem wird er heute streng geschützt.
Das Ziel unserer Wanderung: Whangarei Wasserfall
Hier in Whangarei lernen wir einen Künstler kennen, den wir bisher nur vom Hörensagen gekannt haben: Friedensreich Hundertwasser. Dieser querdenkende Künstler aus Österreich fand in Neuseeland seine zweite Heimat und hat weltweit viele bleibende Spuren hinterlassen. Das Hundertwasser Museum in Whangarei hat er selbst 1993 noch entworfen. Es wurde allerdings erst 2015 zum Bau freigegeben und schlussendlich 2022 eröffnet. 100wasser (so wird der Name manchmal abgekürzt) wurde 1928 in Wien geboren und verstarb 2000 infolge eines Herzinfarktes auf einer Reise in Australien.
Aufgang ins Hundertwasser Museum, Whangarei
Wieder eine Wanderung. Diesmal am Eingang zur Whangarei Bucht auf den 420 Meter hohen Mount Manaia. Der Aufstieg ist steil und mit vielen Treppen.
Nach 1’136 Treppenstufen (ich habe mitgezählt – es stimmt!) sind wir schweissgebadet, aber oben 😉
Der Ausblick vom Mount Manaia belohnt uns für den mühevollen Aufstieg
Wir fahren weiter nördlich zum Wohnort von Friedensreich Hundertwasser, nach Kawakawa. Hier wurde auch eine der ersten Eisenbahnen des Landes gebaut. Regelmässig kann man mit dem nostalgischen Touristenzug (Bild) von hier ans Meer fahren.
Friedensreich Hundertwasser liegt hier in Kawakawa begraben. In unzähligen Strassenbildern lebt er weiter.
Das letzte Werk von Hundertwasser, an dem er selbst noch Hand angelegt hat: die 1999 fertig gestellte öffentliche Toilette von Kawakawa. Natürlich haben wir sie auch benutzt!
Wir fahren weiter in die Bay of Islands, nach Opua. Hier haben wir eine wichtige Mission zu erledigen: wir müssen unsere Rettungsinsel abholen. Unsere Freunde Jenn und Chris von der SY Diva (Bild) waren so freundlich und haben die rund 50 Kilogramm schwere Kiste von Fiji nach Neuseeland transportiert. Leider treffen wir sie nicht persönlich, da sie gerade auf Heimurlaub sind und ihr Flug abgesagt wurde (sich selbst öffnende Türen der Boing Flugzeuge haben ein Grounding der ganzen Flotte verursacht).

Die Rettungsinsel kann lebenswichtig sein. Deshalb ist es wichtig, dass sie regelmässig nach Wartungsplan gepflegt wird. Die Wartung unserer SEAGO Rettungsinsel steht an. In ganz Polynesien haben wir keine zertifizierte Service Stelle für unsere Rettungsinsel gefunden. Eine Rückfrage beim Hersteller hat ergeben, dass es ganz im Süden der Südinsel von Neuseeland einen Vertreter gibt, der unsere Insel warten darf. Deshalb sind wir nach unserer Ankunft in Auckland zügig nach Norden bis Opua gefahren, haben die Rettungsinsel dort von der SY Diva abgeholt, und fahren jetzt damit nach Bluff, ganz im Süden von Neuseeland.

Wir sind auf dem Weg in den Süden der Nordinsel. Unterwegs können wir immer wieder anhalten und uns auf einem der vielen kurzweiligen Wanderwege entlang der Strasse etwas die Füsse vertreten.
Eines unserer Ziele auf der Wunschliste: Hobbiton bei der Stadt Matamata. Hier wurden die berühmten Filmtrilogien «Herr der Ringe» und «Hobbits» gedreht.
Pia und der bekannte Gandalf
Die Erdhäuser im Hobbit-Land
Die Hobbit Familien sind eher kleinwüchsig, dementsprechend sind auch die Häuser so gebaut. Einzig Gandalf und ein paar andere Gestalten haben grössere Häuser. Dieses Haus würde für uns gerade passen.
Das Hobbit Land ist sehr liebevoll und sehr Detail getreu hergerichtet – wie im Film!
Das Haus des Bäcker und Conditors
Einige der Hobbits sind gerade auf Reise und seit Dezember 2023 kann man deren Wohnung auch von innen besichtigen. Hier das Schlafzimmer im Haus von Samweis Gamdschie (kurz Sam genannt im Film)
Die Küche
Die Vorratskammer
Die Schreibstube mit Schreiberling
Zum Abschluss: die klappernde Mühle am Teich im Hobbit-Land.
Wir fahren weiter an den Lake Taupo im Zentrum der Nordinsel und bewandern das Gebiet um den Vulkan Karapiti. Neuseeland wurde gebildet durch das Aufstauchen zweier geologischen Platten, die gegen einander drücken. Das dadurch entstandene Gebirge ähnelt unseren Alpen. Es wird auch heute noch weiter empor gedrückt. Wachstum und Erosion halten sich in etwa die Waage. In der Zone des Aufstauchens gibt es immer wieder Brüche und Risse im Erdmantel. An diesen Stellen kann dann Lava empor steigen (es bilden sich Vulkane) oder Wasser in die Tiefe dringen. Dort wird es aufgeheizt und unter hohem Druck wieder an die Erdoberfläche gedrückt. Neuseeland produziert 20% seines Strombedarfes aus der Geothermie. In diesem Feld (Bild) gibt es unzählige Stellen, wo kochend heisser Dampf in die Atmosphäre entweicht.
Wenn wir schon beim Energiebedarf sind: die Häuser werden hauptsächlich aus Holz direkt auf den flach gemachten Erdboden gebaut. Über das schlank gehaltene Holzgerüst werden verleimte Holzplatten als Wände und Dach geschraubt. Unterkellerung oder dicke Isolation, wie wir sie in unseren Breitengraden kennen, findet sich hier nicht. Wir sind neugierig, wie die Häuser im kalten Süden gebaut sind.
In Taupo treffen wir unsere Freunde des Segelschiffes «Go» wieder, Mel und Brian. Sie sind gerade mit einem gekauften Wohnmobil unterwegs.
Von Taupo aus machen wir eine Wanderung zum Huka Wasserfall. Die Wanderung führt rund 1 Stunde dem idyllischen Huka River entlang flussabwärts.
Kurz vor dem Wasserfall zwingen steile Felswände den Fluss in ein enges Korsett. Das ruhig fliessende, glasklare Wasser wird zur reisenden Stromschnelle.
Der Huka Wasserfall ähnelt unserem Rheinfall in Schaffhausen. Auch hier gibt es Touristenboote, welche die neugierigen Touristen nass werden lassen.
Die Weiterfahr in den Süden der Nordinsel führt uns über eine Hochebene auf rund 1’000 Metern über Meer. Hier sehen wir die ersten Schneeberge (Mt. Ruapehu, 2’797m) …
… und den schönen Red Crater (Mt. Ngauruhoe, 2’287m)
Seit wir in Neuseeland angekommen sind, halten wir Ausschau nach dem berühmten Vogel, dem Kiwi. Wir erfahren, dass das flugunfähige Tier auf den Hauptinseln fast ausgestorben ist infolge der durch die Europäer mitgebrachten Haustiere: Katzen, Hunde, Ratten. Der Kiwi kommt nur noch auf vorgelagerten Inseln und in abgelegenen Gegenden vor. Wir machen schon mal ein Bild von diesem nachtaktiven, scheuen Wesen in der Hoffnung, dass wir vielleicht doch noch mal ein echtes Exemplar vor die Linse kriegen.
Auf dem Weg nach Wellington machen wir einen kleinen Abstecher nach Martinborough um unsere Freunde der SY Limelight, Anette und Michael, zu treffen. Sie haben ihr Segelboot in Tahiti verkauft und bereisen nun für ein paar Monate Neuseeland. Nach einer fast durchzechten Nacht (Brändi Dog spielen) geniessen wir vor ihrem Wohnwagen ein gemeinsames Frühstück, bevor sich unsere Wege wieder trennen.
Am 25. Januar treffen wir in Wellington, der Hauptstadt von Neuseeland ein
Die Kernzone von Wellington empfängt uns mit sehr modernen Bauten …
… und mit einem schönen Strand. Uns war es fürs Baden aber zu kalt (Luft 24 Grad, Wasser definitiv kälter).
Nur ein paar Meter ausserhalb des Stadtkernes wieder die typischen Holzhäuser. In Zentrumsnähe noch 2-stöckig, weiter draussen dann einstöckig.
Alt aber gut gepflegt und immer noch in Gebrauch: die Werkstätten und Geräteschuppen der Fischer.
Sie zählt zu den wichtigsten Wahrzeichen von Wellington: die im Jahr 1902 eröffnete Standseilbahn, die das Stadtzentrum mit dem rund 120 Meter höher gelegenen Stadtteil Kelburn verbindet. Im Jahr 1976 wurde die alte Bahn aus Sicherheitsgründen ausser Betrieb genommen. Seit 1979 vertraut die Stadt auf Schweizer Technik: Habegger AG, Thun.

Am 26. Januar 2024, frühmorgens um 7:15 Uhr, verladen wir unser Auto auf die Fähre, die uns in 3.5-stündiger Fahrt von der Nordinsel auf die Südinsel bringt. Was wir dort erleben folgt im nächsten Bericht. Wenn du willst, kannst du über den folgenden Link die aktuelle Position sehen: https://www.polarsteps.com/PiaundKobiBremKoch/10138377-new-zealand-tour.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Es locken neue Abenteuer